6.8 Hormonelle Empfängnisverhütung LH Bildung wird gehemmt FSH Eierstock keine Follikelreifung kein Eisprung keine Gelbkörperbildung Östrogene und Progesteron Östrogene und Progesteron Hypothalamus und Hypophyse Progesteron Östrogene Bildung wird gehemmt GebärmutterAufbau schleimhaut 5 10 Zyklustage 21 Tage Tabletteneinnahme 21 Abbau 28 7 tablettenfreie Tage Östrogene und Progesteron 1 Die Wirkung der Pille Gestagenanteil Östrogenanteil Einphasenpräparat 7 Tage Einnahmepause Zweiphasenpräparat 7 Tage Einnahmepause Dreiphasenpräparat 7 Tage Einnahmepause Minipille (Die Minipille muss jeden Tag exakt zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden.) 1 2 4 6 7 Der wirksamste Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft ist die hormonelle Empfängnisverhütung. Sie erfolgt durch die Einnahme der „Pille“. Unter dem Begriff „Pille“ werden Medikamente zusammengefasst, die künstlich hergestellte weibliche Geschlechtshormone enthalten. Sie werden auch als Kontrazeptiva bezeichnet. Diese Medikamente greifen ihrer hormonellen Zusammensetzung entsprechend auf unterschiedliche Weise in den weiblichen Zyklus ein. Sie haben das Ziel, entweder den Eisprung (Ovulationshemmer), das Aufsteigen der Spermien („Minipille“) oder das Einnisten des Blasenkeims in die Gebärmutterschleimhaut zu verhindern („Pille danach“). 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Einnahmetag Von den hormonellen Verhütungsmitteln werden diejenigen am häufigsten eingenommen, die den Eisprung verhindern. Sie enthalten eine gleich bleibende Menge an Östrogenen und bestimmte Mengen an Gestagenen während der gesamten Einnahmedauer von 21 Tagen (Abb. 1). Danach folgen sieben einnahmefreie Tage oder sieben Tabletten ohne Wirkstoffe. Die Hormone in diesen Präparaten wirken auf den Hypothalamus und infolge davon auch auf die Hypophyse. Sie bewirken, dass die Ausschüttung des Follikel stimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH) stark heruntergesetzt wird. Durch die zu geringen Mengen FSH wird einerseits die Follikelreifung gestört, andererseits wird die körpereigene Östrogenproduktion stark verringert. Zu wenig LH im Blut verhindert den Eisprung (Abb. 1). Anstelle der körpereigenen Östrogene bewirken nun die künstlich zugeführten Östrogene und Gestagene den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Die Hormone sind so dosiert, dass der Aufbauvorgang beendet und die neu gebildete Schleimhaut abgestoßen wird. So entsteht auch unter der Einnahme dieser Hormonpräparate eine Blutung. Sie ist meistens schwächer als eine normale Regelblutung. 2 Hormonelle Zusammensetzung verschiedener Pillentypen 108 Reproduktion, Steuerung+Regelung, Information+Kommunikation Grundwissen Transplantation am 01.03.1919 1 „Pillen“. a) Beschreibe anhand der Abbildung 1 die Wirkungsweise der „Pille“. b) Vergleiche die verschiedenen Pillentypen (Abb. 2). Kaninchen A trächtig gedeckt am 06.02.1919 2 Geschichte der hormonalen Empfängnisverhütung. Es war schon um 1900 bekannt, dass der Eierstock Hormone abgibt. Um genauere Erkenntnisse zu gewinnen, führte der Wissenschaftler HABERLANDT in den Jahren 1919 bis 1921 verschiedene Versuche an Kaninchen durch. Bei Kaninchen erfolgt der Eisprung etwa zehn Stunden nach der Begattung. Die Tragzeit dauert ca. 28 bis 30 Tage. Ein Versuch, der an mehreren Tieren durchgeführt wurde, begann damit, dass bei einem geschlechtsreifen Kaninchen B, das schon einmal Junge geworfen hatte, die Rückenhaut aufgeschnitten wurde (Abb. 3). Dann setzte man die Eierstöcke eines trächtigen Kaninchens A unter die Hautstelle und vernähte die Wunde. Nach dieser Eierstocktransplantation wurde Kaninchen B isoliert gehalten und anschließend mehrfach gedeckt. a) Wann hätte Kaninchen B nach Versuchsbeginn erstmalig Junge werfen können? Wann ist bei Kaninchen B eine Befruchtung erfolgt? Über wie viele Wochen ist keine Befruchtung erfolgt? b) Was kannst du aus dem Versuchsergebnis schließen? Kaninchen B gedeckt am 11.03.1919 (2-mal) 29.03. (4-mal) 19.04. (2-mal) 09.05. (1-mal) 11.05. (1-mal) 19.05. (3-mal) 24.05. (3-mal) 22.06. Kaninchen B wirft drei Junge 3 Kaninchen im Transplantationsversuch Zusammensetzung Arzneilich wirksame Bestandteile 1 Dragee enthält 0,1 mg Levonorgestrel und 0,02 mg Ethinylestradiol Anwendungsgebiete Hormonale Empfängnisverhütung Gegenanzeigen Sie dürfen die Pille nicht anwenden bei: – Schwangerschaft – Lebererkrankungen – Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen – Raucherinnen. Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Nebenwirkungen Vor Beginn der Anwendung hormonaler Empfängnisverhütungsmittel soll eine gründliche allgemeine sowie gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden. Bei Raucherinnen, die hormonhaltige Arzneimittel zur Schwangerschaftsverhütung anwenden, besteht ein erhöhtes Risiko, an zum Teil schwerwiegenden Folgen von Gefäßveränderungen (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu erkranken. Das Risiko nimmt mit zunehmendem Alter und steigendem Zigarettenkonsum zu. Wodurch kann die empfängnisverhütende Wirkung herabgesetzt werden? Einnahmefehler, Erbrechen oder Darmkrankheiten mit Durchfall, die gleichzeitige längere Einnahme bestimmter Medikamente sowie sehr seltene individuelle Stoffwechselstörungen können die schwangerschaftsverhindernde Wirkung beeinträchtigen. Eigenschaften Die Hormonpille bietet bei vorschriftsgemäßer Anwendung auf mehrfache Weise Schutz vor einer Schwangerschaft. Ein befruchtungsfähiges Ei kann im Allgemeinen nicht heranreifen; der Schleim im Gebärmutterhals verändert sich, sodass der männliche Samen nicht weit genug vordringen kann. 4 Beipackzettelausschnitt einer Hormonpille 3 Auszug aus einem Beipack- zettel (Abb. 4). Erläuterung: Levonorgestrel ist ein Gestagen, Ethinylestradiol ein Östrogen. a) Erkläre, woran du erkennst, um welche Art von Kontrazeptivum es sich handelt. b) Fasse zusammen, welche Probleme bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln auftreten können und welche Maßnahmen der Hersteller jeweils empfiehlt. 109 Arbeitsmaterial