WÄRMELEHRE

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11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE
1
WÄRMELEHRE
Die Thermodynamik, auch als Wärmelehre bezeichnet, ist ein Teilgebiet der klassischen
Physik. Sie entstand im Verlauf des 19. Jahrhunderts auf der Grundlage der Arbeiten von
James Prescott Joule, Nicolas Léonard Sadi Carnot, Julius Robert von Mayer und
Hermann von Helmholtz. Sie ist die Lehre der Energie, ihrer Erscheinungsform und
Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Dabei werden Zustandsgrößen wie Temperatur, Druck,
Volumen, innere Energie und Teilchenzahl benutzt, um die Eigenschaften eines
physikalischen Systems zu beschreiben.
1
TEMPERATUR UND WÄRME
1.1 Messung der Temperatur mit dem Thermometer
Zur Messung der Temperatur eignen sich Methoden, die temperaturabhängige
Eigenschaften von Stoffen ausnutzen:
Unterschiedliche Thermometer und Funktionsprinzip
Flüssigkeitsthermometer:
Volumenänderung von Stoffen
Strahlungspyrometer:
glühender Metalldrähte
1.2
Elektrisches Thermometer : Bimetallthermometer:
Änderung
von
elektrischen Längenänderung
Eigenschaften von Stoffen
aufgerollten Metallstreifens
Farbe Messfarben:
Farbstoffe
Farbe
eines
Flüssigkristallthermometer:
Flüssigkristalle ändern je nach
Temperatur ihre Farbe. Dabei ist
der Farbverlauf der Skala so
spezieller gewählt dass immer nur ein
Messwert sich deutlich absetzt.
Temperaturskalen
1.2.1 Celsiusskala
In Europa ist es üblich, die Temperatur in Grad Celsius zu messen.
Die Celsiusskala wurde 1742 durch den schwedischen Astronomen
Anders Celsius (1701-1744) eingeführt.
Als Fixpunkte verwendet die Skala beim Quecksilberthermometer den
Gefrierpunkt von Wasser (0°C) und den Siedepunkt von Wasser
(100°C) bei Normaldruck. Der Bereich zwischen diesen Fixpunkten
wird in 100 gleiche Abschnitte eingeteilt. Ein solcher Abschnitt wird
als Grad bezeichnet.
(Ursprünglich benutzte Celsius die Fixpunkte umgekehrt, das heißt 100°C für
gefrierendes und 0°C für siedendes Wasser. Später wurden die Fixpunkte der Skala
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vertauscht und werden bis heute so benutzt.)
1.2.2 Kelvinskala
Die Kelvinskala ist eine „um 273 Grad verschobene Celsiusskala“. Sie beginnt am
absoluten Nullpunkt der Temperatur. Zum Umrechnen werden die folgenden Formeln
benutzt:
T Kelvin= Celsius 273
 Celsius=T Kelvin −273
1.2.3 Fahrenheitskala
Die nach Daniel Fahrenheit benannte Skala wird heute nur noch in den USA und in wenig
anderen, englischsprachigen Ländern benutzt. Bei dieser Skala entspricht 0°F der
niedrigsten Temperatur des äußerst strengen Winters von 1708/1709 in Danzig. 96°F
entspricht der Körpertemperatur eines gesunden Menschens. Es wird schnell klar, dass
diese Fixpunkte nur schwer reproduizierbar sind.
Zum Umrechnen zwischen Grad Celsius (°C) und Grad Fahrenheit (°F) werden die
folgenden Formeln benutzt:
 Fahrenheit =1,8⋅ Celsius32
 Celsius=
 Fahrenheit −32
1,8
1.3 Temperatur und thermische Bewegung
Alle Körper sind aus kleinsten Bausteinen, den Molekülen und Atomen aufgebaut. Man
kann zeigen, dass die Temperatur eines Körpers in einem engen Zusammenhang mit der
thermischen Bewegung dieser Teilchen steht.
1.3.1 Thermische Bewegung
Unter der thermischen Bewegung versteht man die ungeordnete, chaotische Bewegung,
der Teilchen eines Körpers. Man kann diese Bewegung nachweisen, indem man kleinste
Pollenkörner in Wasser oder kleinste Fetttröpfchen in Wasser unter dem Mikroskop
beobachtet. Diese bewegen sich chaotisch (Brownsche Bewegung, benannt nach dem
Botaniker Robert Brown 1773-1858), da sie von den noch kleineren Wassermolekülen
andauernd angestoßen werden.
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1.3.2 Versuch
Um den Zusammenhang zwischen der Temperatur und der thermischen Bewegung
nachzuweisen führen wir den folgenden Versuch durch. In eine erste Petrischale füllen
wir heißes Wasser, in eine zweite kaltes Wasser. Dann legen wir in beide Schalen jeweils
ein Stück Würfelzucker.
Kaltes Wasser
Warmes Wasser
Wir stellen fest, dass der Zucker sich im warmen Wasser viel schneller auflöst als im
kalten Wasser. Der Grund dafür ist, dass die sich im warmen Wasser heftiger
bewegenden Teichen schneller in den Zuckerkristall eindringen können und diesen
schneller lösen als im kalten Wasser.
1.3.3 Definition der Temperatur
Je
höher die Temperatur eines Körpers ist, desto größer ist die
thermische Bewegung seiner Teilchen.
Mit der Temperatur beschreibt man den thermischen Zustand eines
Körpers, der durch die kinetische Energie der Teilchen, aus denen er
besteht, bestimmt ist.
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1.3.4 Absoluter Nullpunkt der Temperatur
Die thermische Bewegung der Teilchen eines Körpers nimmt ab, wenn man diesen
abkühlt. Wenn es gelingt den Körper soweit abzukühlen, dass die thermische Bewegung
der Teilchen zum erliegen kommt (das heißt, die Teilchen bewegen sich überhaupt nicht
mehr), hat man den absoluten Nullpunkt der Temperatur erreicht.
In einem Körper mit der Temperatur 0 Kelvin gibt es keine thermische
Bewegung seiner Teilchen
ANMERKUNG: Da es quasi unmöglich ist die Bewegung jedes einzelnen Teilchens eines
Körpers zu stoppen, muss es daher auch unmöglich sein den absoluten Nullpunkt der
Temperatur zu erreichen. In komplizierten Laborversuchen ist es gelungen eine
Temperatur von 0,000 000 1 K zu erreichen.
1.4
Aufgaben
1.4.1 Temperaturumrechnungen
Rechne in °C, °F und K um:
 1=30 °C
 F 2=90 °F
T 3=300 K
 4=−10 °C
 F 5=−8 °F
T 6=55 K
1.4.2 Temperaturdifferenz
a. Berechne die Temperaturdifferenz in Kelvin zwischen –72°C und 72°C.
b.
Berechne die Temperaturdifferenz in Kelvin zwischen 20 °C und 77 °F.
1.4.3 Weltall
Diskutiere: „Im Weltall muss es sehr kalt sein.“
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LÄNGENÄNDERUNG FESTER KÖRPER
2.1 Versuche und Beispiele aus Natur und Technik
In ein paar einfachen Versuchen und Beispielen, soll die Längenänderung von Körpern bei
einer Temperaturänderung nachgewiesen werden.
Längenänderung einer Stahlstange (Bolzensprenger)
Eine Stange aus Stahl wird stark erhitzt.
Rechts wird die Stange durch einen Bolzen
aus Gusseisen gehalten, links wird sie
durch eine Flügelmutter fixiert. Beim
Erwärmen muss die Flügelmutter immer
wieder angezogen werden, weil die Stange
sich ausdehnt.
Wenn die stark erhitzte und eingespannte
Stange sich wieder abkühlt, zieht sie sich
zusammen. Dabei entstehen am Bolzen so
starke Kräfte, dass dieser schließlich
nachgibt und bricht. (Gusseisen ist relativ
spröde.)
Dehnungsfugen bei Brücken
Brücken liegen teilweise auf Rollböcken.
Dies ist notwendig, da sich die Brücke bei
Erwärmung ausdehnt. Gäbe man der
Brücke keine Möglichkeit dies zu tun, so
bestünde die Möglichkeit, dass am Bauwerk
starke Schäden bei Wärmeeinwirkung
entstehen.
Damit in der Höhe der Fahnbahn keine
Störende Lucke entsteht, befindet sich dort
eine Dehnungsfuge in der Form von
Stahlzungen. Diese können sich ineinander
verschieben und verursachen z. B. Auf der
Autobahn das charakteristische Geräusch
beim Überfahren einer Brücke.
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Längenänderung von Bahngleisen
Auch Bahngleise verändern ihre Länge bei Temperaturänderungen. Dies muss bei der
Konstruktion von Bahnstrecken berücksichtigt werden, durch Dehungsfugen,
Schienenauszüge, etc.
2.2 Zusammenhang zwischen Längenänderung und Temperaturänderung
Es soll untersucht werden, wie die Längenänderung und die Temperaturänderung
zusammenhängen.
2.2.1 Versuchsdurchführung

Die Temperatur
eines Metallrohrs wird schrittweise erhöht. Dabei wird die
Längenänderung  L gemessen. Die Temperaturänderung   des Rohrs wird nach
der Formel  =− 0 berechnet, wobei  0 die Ausgangstemperatur des Rohrs ist.
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2.2.2 Messwertetabelle
Material des Rohrs:
Ausgangslänge des Rohres:
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___________________ (z.B Aluminium)
L0 = ___________ m
 (°C)
  °C
−3
 L ( 10 m)
2.2.3 Graphische Darstellung
7
2.2.4 Versuchsauswertung
Die Darstellung der Längenänderung  L als Funktion der Temperaturänderung  
ist eine Ursprungsgerade. Es gibt daher eine Proportionalität zwischen der
Temperaturänderung und der Längenänderung eines festen Körpers:
 L ~ 
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2.3 Zusammenhang zwischen Längenänderung und Ausgangslänge
Es soll untersucht werden, wie die Längenänderung von der Ausgangslänge des Körpers
abhängt.
2.3.1 Versuchsdurchführung
Rohre aus dem gleichen Material und unterschiedlicher Ausgangslänge L0 werden von
der gleichen Ausgangstemperatur  0 auf eine Temperatur von 100°C erhitzt. Für diese
Rohre ist daher die Temperaturänderung   die Gleiche.
2.3.2 Messwertetabelle
Material des Rohrs:
Temperaturänderung des Rohres:
___________________ (z.B Aluminium)
 = ___________ °C
L0 (m)
 L ( 10−3 m)
2.3.3 Graphische Darstellung
2.3.4 Versuchsauswertung
Die Darstellung der Längenänderung  L als Funktion der Ausgangslänge L0 ist
eine Ursprungsgerade. Es gibt daher eine Proportionalität zwischen der Längenänderung
und der Ausgangslänge eines festen Körpers (bei gleicher Temperaturänderung):
 L ~ L0
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2.4 Zusammenhang zwischen Längenänderung und Stoffart
Weitere Versuche zeigen, dass die Längenänderung auch vom verwendeten Stoff
abhängt. Ein Rohr aus Aluminium dehnt sich z.B. bei gleicher Ausgangslänge und
Temperaturänderung mehr aus, als ein Rohr aus Stahl.
2.5 Formel der Längenänderung
Die Versuche haben gezeigt dass:
 L ~ 
 L ~ L0
und
⇒
 L ~ ⋅L 0
Da die Längenänderung auch vom Material abhängt, kann ein stoffabhängiger
Proportionalitätskoeffizient eingeführt werden, um eine Gleichung zu schreiben:
 L=⋅L0⋅ 
Der Proportionalitätskoeffizient α heißt linearer Ausdehnungskoeffizient.
Ausdehnungskoeffizient wird in °C-1 oder K-1 ausgedrückt.
Der
ANMERKUNG: Da in der Formel der Längenänderung Temperaturänderungen (=
Temperaturdifferenzen) vorkommen, sind die Einheiten °C -1 oder K-1 in diesem Fall gleich.
2.5.1 Linearer Ausdehnungskoeffizient
Die folgende Tabelle gibt die linearen Ausdehnungskoeffizienten einiger Stoffe an.
Stoff
α in 10-5 K-1
Aluminium
2,4
Beton
1,2
Blei
3,1
Eisen, Stahl
1,2
Glas (Fensterglas)
0,8
Glas (Quarzglas)
0,05
Kupfer
1,7
Messing
1,8
Silber
Zink
2
3,6
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2.5.2 Berechnung der Länge des Körpers *
Die Länge L des Körpers bei der Temperatur θ ergibt sich durch die Summe aus der
Ausgangslänge und der Längenänderung:
L=L0  L= L0⋅L0⋅ 
L=L0⋅1⋅ 
2.5.3 Ausdehnung und Verkürzung *
Wenn die Temperatur des Körpers steigt, dann dehnt sich der Körper aus; die
Längenänderung  L ist positiv:
 0 ⇒  0⇒ LL0 ⇒ L0
 0 ⇒ L0
Wenn die Temperatur des Körpers sinkt, dann zieht sich der Körper zusammen; die
Längenänderung  L ist negativ:
 0 ⇒  0⇒ LL0 ⇒ L0
 0 ⇒ L0
2.6
Aufgaben
2.6.1 Stahlbeton
In der Bauindustrie wird gegossener Beton oft mit Stangen oder Drahtnetzen aus Stahl
verstärkt. Man spricht dann von Stahlbeton. Erkäre, warum es gefährlich wäre, Aluminium
oder Kupfer anstelle des Stahls zu benutzen.
2.6.2 Stromleitung
Zwischen 2 Strommasten hängt ein Draht aus Stahl. Seine Länge beträgt 350 m bei einer
Temperatur von 20 °C.
a.
Berechne seine Länge bei 40 °C!
b.
Berechne seine Länge bei -15 °C!
2.6.3 Brücke
Eine Brücke aus Stahlbeton ist 60 m lang. An einer Seite ist sie fest mit dem Untergrund
verbunden, auf der anderen Seite befindet sich eine Dehnungsfuge. Bestimme die Länge
der Dehnungsfuge für einen Temperaturbereich von -30 °C bis 60 °C!
2.6.4 Metallstäbe
Zwei Stäbe aus Aluminium und Kupfer sind bei 20 °C gleich lang (1000 mm). Um wie viel
Millimeter weichen ihre Längen bei 100 °C ab?
2.6.5 Schraube und Mutter
Eine Mutter aus Kupfer sitzt auf einem Gewinde aus Stahl fest. Wie kann man mit Hilfe
einer Temperaturänderung die Verbindung lockern? Erkläre!
2.6.6 Radreifen
Ein Radreifen eines Eisenbahnrades wird auf den Radkörper warm aufgezogen. Bei
Raumtemperatur hat der Radkörper (Felge) einen Außendurchmesser von 850 mm, der
Raddreifen einen Innendurchmesser von 849 mm. Bestimme, auf welche Temperatur der
Radreifen beim Aufziehen mindestens zu bringen ist!
11e – PHYSIK
3
3.1
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WÄRMELEHRE 11
VOLUMENÄNDERUNG VON KÖRPERN
Versuche
Volumenänderung einer Kugel
Der Durchmesser einer Kugel (Aluminium oder Nachdem man die Kugel stark erwärmt hat, kann
Stahl) ist so gewählt, dass die Kugel gerade durch man feststellen, dass die Kugel nicht mehr durch das
ein Loch aus Blech passt.
Loch passt. Sie hat sich daher ausgedehnt.
Volumenänderung einer Flüssigkeit
Ein Erlenmeyer wird bis zum Rand mit Wasser
befüllt. Man verschließt ihn dann mit einem Stopfen
mit Bohrung, in der ein dünnes, Glasrohr steckt. Im
Glasrohr steht die Flüssigkeit in einer bestimmten
Höhe. Der Erlenmeyer steht in einem Becherglas.
Man gießt heißes Wasser in das Becherglas.
Dadurch erwärmt sich die Flüssigkeit im Erlenmeyer.
Man stellt fest, dass die Flüssigkeit im Glasrohr
steigt. Daraus schließt man, dass eine Flüssigkeit
sich ausdehnt, wenn ihre Temperatur steigt.
Volumenänderung eines Gases
Über
die
Öffnung
eines
Erlenmeyers wird ein Luftballon
gestülpt,
sodass
die
darin
enthaltene Menge an Luft konstant
ist.
Der Erlenmeyer wird dann erhitzt.
Man stellt fest, dass die Luft sich
dabei ausdehnt und mehr Raum
einnimmt, denn der Luftballon
beginnt sich zu füllen.
Je wärmer die Luft im Erlenmeyer
wird, desto praller wird der Ballon.
Daruas kann man schließen, dass
die Luft sich um so stärker
ausdehnt, je wärmer sie wird.
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3.2 Temperaturabhängigkeit des Volumen eines Körpers
Das Volumen eines Körpers nimmt bei steigender Temperatur zu. In der Tat findet die
durch eine Erwärmung bewirkte Längenzunahme eines Körpers in den 3 Dimensionen des
Raums statt und verursacht somit automatisch auch eine Volumenänderung. Die
folgenden Zusammenhänge können durch geeignete Versuche nachgewiesen werden.
3.2.1 Zusammenhang zwischen Volumenänderung und Temperaturänderung
Die Volumenänderung  V eines Körpers ist proportional zur Temperaturänderung
  des Körpers:
 V ~ 
3.2.2 Zusammenhang zwischen Volumenänderung und Ausgangsvolumen
Die Volumenänderung  V eines Körpers ist proportional zum Ausgangsvolumen
des Körpers:
V0
 V ~V 0
3.2.3 Zusammenhang zwischen Volumenänderung und Stoffart
Die Volumenänderung eines Körpers hängt auch von dessen Stoffbeschaffenheit ab.
3.2.4 Formel der Volumenänderung
Es gilt:
 V ~ 
und
V ~V 0
⇒
 V ~  ⋅V 0
Da die Volumenänderung auch vom Material abhängt, kann ein stoffabhängiger
Proportionalitätskoeffizient eingeführt werden, um eine Gleichung zu schreiben:
 V =⋅V 0⋅ 
Der Proportionalitätskoeffizient γ heißt Volumenausdehnungskoeffizient.
Volumenausdehnungskoeffizient wird in °C -1 oder K-1 ausgedrückt.
3.2.5 Berechnung des Volumens eines Körpers *
Das Volumen V eines Körpers bei der Temperatur 
Ausgangsvolumen V 0 und der Volumenänderung  V :
Der
ist die Summe aus dem
V =V 0 V =V 0⋅V 0⋅ 
V =V 0⋅1⋅ 
ANMERKUNG: Die aufgeführten Überlegungen und Formeln gelten sowohl für feste,
flüssige, als auch gasförmige Körper!
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3.2.6 Volumenausdehnungskoeffizient
Die folgende Tabelle gibt den Volumenausdehnungskoeffizienten einiger fester und
flüssiger Stoff an.
γ in 10-5 K-1
Stoff
γ in 10-5 K-1
Aluminium
7,2
Silber
6,0
Beton
3,6
Wolfram
1,2
Blei
9,3
Ethanol
110
Eisen, Stahl
3,6
Glycerin
49
Glas (Fensterglas)
2,5
Petroleum
100
Gold
4,2
Quecksilber
18
Kupfer
5,1
Wasser (18°C)
18
Stoff
Aus der Tabelle geht hervor, dass flüssige Körper ihr Volumen bei gleichem
Ausgangsvolumen und gleicher Temperaturänderung stärker verändern als feste Körper.
3.2.7 Zusammenhang zwischen α und γ *
Es gibt einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Längenausdehnungskoeffizienten  und dem Volumenausdehnungskoeffizienten  :
≈3 
3.3 Anomalie des Wassers
Wasser besitzt bei 4°C seine größte Dichte, das heißt, für eine bestimmte Menge Wasser
ist das Volumen bei 4°C am kleinsten.
Wenn man Wasser von 4°C erwärmt oder abkühlt, vergrößert sich das
Volumen.
Die Anomalie des Wassers ist wichtig für das Leben in Gewässern. Unterhalb einer
Temperatur von etwa 4 °C sinkt Oberflächenwasser nicht nach unten. Dies verhindert die
weitere Auskühlung tieferer Gewässerschichten. Dadurch wird ein vollständiges
Durchfrieren von unten her verhindert und Lebewesen können unter der Eisschicht
überleben.
Die Ursache der Anomalie des Wassers liegt in der Bildung von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Wassermolekülen.
Die Strukturbildung ist ein
fortschreitender Vorgang, das heißt, es sind schon im flüssigen Zustand so genannte
Cluster aus Wassermolekülen vorhanden.
Bei 4°C ist der Zustand erreicht, bei dem die einzelnen Cluster das geringste Volumen
einnehmen und damit die größte Dichte haben. Wenn die Temperatur weiter sinkt, wird
durch einen stetigen Wandel in eine Kristallstruktur mehr Volumen benötigt. Wenn die
Temperatur steigt, benötigen die Moleküle wieder mehr Bewegungsfreiraum, wodurch das
Volumen ebenfalls steigt.
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3.4
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Aufgaben
3.4.1 Warmwasserheizung
Eine Warmwasserheizung enthält 3 000 l
Wasser. In den Wasserkreislauf soll ein
Ausdehnungsgefäß eingebaut werden. Diese
werden in verschiedenen Größen angeboten,
z.B. 5 l, 10 l, 20 l, 40 l. Welches Gefäß sollte
man wählen?
3.4.2 Kühlkreis beim PKW
Um den Motor in einem Auto zu kühlen,
befindet sich in diesem ein Wasserkreislauf,
der mit dem Kühler verbunden ist. Damit bei
einer Erwärmung des Wassers kein
Überdruck im Kreislauf entsteht, gibt es ein
Ausgleichsgefäß, in das sich das zusätzliche
Volumen Kühlflüssigkeit zurückziehen kann.
Bestimme das Mindestvolumen eines
solchen Ausdehnungsgefäßes, wenn sich
insgesamt 10 Liter Wasser im Motor
befinden.
3.4.3 Becherglas
Ein Becherglas aus DURAN®-Glas (Längenausdehungskoeffiezient, siehe nächste
Aufgabe!) von einem Liter Volumen ist randvoll mit Ethanol befüllt. Wieviel Alkohol wird bei
einer Temperaturerhöhung von 30°C überlaufen? Berücksichtige dabei auch die
Ausdehnung des Gefäßes!
3.4.4 Reagenzglas
Der
Laborglashersteller
Schott
gibt
für
sein
DURAN ®-Glas
einen
-6
-1
Längenausdehnungskoeffizienten von 3,3 ∙ 10 K an. Ein Reagenzglas aus diesem
Material hat bei Raumtemperatur (θ = 20 °C) eine Länge von 16 cm und einen
Durchmesser von 16 mm. Berechne den Volumeninhalt des Reagenzglases, wenn es
komplett mit flüssigem Stickstoff (θ = -196 °C) gefüllt ist!
11e – PHYSIK
4
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WÄRMELEHRE 15
GASGLEICHUNG
Druck, Volumen und Temperatur einer eingeschlossenen Gasmenge hängen eng
miteinander zusammen und werden als Zustandsgrößen bezeichnet. In den folgenden
Versuchen wird jeweils eine Zustandsgröße konstant (= unverändert) gehalten und der
Zusammenhang der beiden anderen untersucht werden.
4.1 Konstanter Druck: Gesetz von Gay-Lussac oder Gesetz von Charles
Das Gesetz wurde unabhängig voneinander von Jacques Charles (1787) und Joseph
Louis Gay-Lussac (1802) entdeckt.
4.1.1 Experimentelle Herleitung - Versuchsbeschreibung und Durchführung
Ein eingeschlossenes Gas (Luft) wird unter
konstantem Druck gehalten. Es soll
untersucht werden:
•
wie sich die Volumenänderung  V
des
Gases
zu
seiner
Temperaturänderung   verhält,
•
welchen Zusammenhang es zwischen
dem Volumen V und der absoluten
Temperatur T des Gases gibt.
Das zu untersuchende Gas befindet sich in
einem
Erlenmeyerkolben,
dessen
Temperatur durch ein Wasserbad erhöht
wird.
Bei Erwärmung dehnt sich das Gas aus und verdrängt den Kolben der Gasspritze. Somit
kann die Volumenänderung  V des Gases gemessen werden. Seine Temperatur 
wird mit einem Thermometer gemessen.
4.1.2 Messwertetabelle

Temp. des Gases in Grad Celsius
T
Temperatur des Gases in Kelvin
V
Volumenänderung des Gases
T
Temperaturänderung des Gases
V
Gesamtvolumen des Gases
V0
Ausgangsvolumen des Gases
 (°C)
V 0=
 V (ml)
_________ ml
T (K)
 T (K)
V (ml)
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WÄRMELEHRE 16
Die Temperaturänderung  T entspricht der Differenz zwischen der (End-) Temperatur
T und der Ausgangstemperatur T 0 :
 T =T −T 0
Das Gesamtvolumen V des Gases entspricht der Summe aus dem Ausgangsvolumen
V0 und der Volumenänderung  V :
V =V 0 V
4.1.3 Graphische Darstellung (ΔV- ΔT-Diagramm)
4.1.4 Versuchsauswertung
Die Graphik hat die Form einer Geraden durch den Koordinatenursprung. Daher kann man
schlussfolgern, dass bei konstantem Druck die Volumenänderung  V des Gases
proportional zu dessen Temperaturänderung  T ist
V ~T
ANMERKUNG: Dieser Zusammenhang wurde bereits im Kapitel „Volumenausdehnung“
diskutiert.
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WÄRMELEHRE 17
4.1.5 Bestimmung des Volumenausdehnungskoeffizienten von Luft
Aus der vorherigen Graphik kann der Volumenausdehnungskoeffizient
bestimmt werden. Es gilt:
 Luft
von Luft
 V = Luft⋅V 0⋅ 
y=m⋅x p mit
p=0
Im ΔV-ΔT-Diagramm entspricht die Steigung m der Geraden dem Produkt aus
Volumenausdehnungskoeffizient und Ausgangsvolumen:
m= Luft⋅V 0
Dementsprechend gilt:
 Luft =
AUFGABE: Bestimme den
vorhandenen Messwerten!
m
V0
Volumenausdehnungskoeffizienten
von
Luft mit den
4.1.6 Volumenausdehnungskoeffizient des idealen Gases
In guter Näherung entspricht der Volumenausdehnungskoeffizient von Luft (und vielen
anderen Gasen) dem des idealen Gases:
 ideales Gas =
1 −1
K =0,003 66 K −1
273
IDEALES GAS: Unter einem idealen Gas versteht man ein Gas, das die folgenden
Bedingungen erfüllt:
► Das Volumen der Gasteilchen (Atome oder Moleküle) ist klein im Vergleich zu ihren
Abständen voneinander.
► Zwischen den Teilchen gibt es keine Wechselwirkungen (Kräfte), außer im Augenblick
des Zusammenstoßes.
► Die Stöße zwischen den Teilchen und der Gefäßwand sind elastich.
4.1.7 Interpretation
Bei konstantem Druck verursacht eine Temperaturerhöhung von 1 K (oder 1 °C) eine
V0
Volumenzunahme von
. Als V 0 nimmt man meistens das Volumen des Gases
273
bei 0 °C. Dementsprechend bewirkt eine Abkühlung von 0°C bis zum absoluten Nullpunkt
(Temperaturerniedrigung von 273 K), dass das Volumen des Gases um V 0 abnimmt.
Daher hat das ideale Gas bei 0 K kein Volumen.
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4.1.8 Graphische Darstellung (V-T-Diagramm, Gesetz von Gay-Lussac)
4.1.9 Versuchsauswertung
Die Graphik hat die Form einer Geraden durch den Koordinatenursprung.
Bei konstantem Druck ist das Volumen
absoluten Temperatur T (in Kelvin):
V
eines Gases proportional zu dessen
V ~T
oder
V
=konstant
T
Diesen Zusammenhang bezeichnet man als Gesetz von Gay-Lussac.
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WÄRMELEHRE 19
4.2 Konstantes Volumen: Gesetz von Amontons
Das Gesetz wurde von Guillaume Amontons entdeckt.
4.2.1 Experimentelle Herleitung - Versuchsbeschreibung und Durchführung
Ein eingeschlossenes Gas (Luft) wird unter
konstantem Volumen gehalten. Es soll
untersucht
werden,
welchen
Zusammenhang es zwischen der absoluten
Temperatur T und dem absoluten Druck
p des Gases gibt.
Das zu untersuchende Gas befindet sich in
einem
Erlenmeyerkolben,
dessen
Temperatur durch ein Wasserbad erhöht
wird. Bei Erwärmung steigt der Druck im
Gas.
Die Temperatur  des Gases wird mit
einem Thermometer gemessen, der Druck
p wird mit einem Manometer gemessen.
4.2.2 Messwertetabelle

Temp. des Gases in Grad Celsius
p
Druck des Gases
 (°C)
T (K)
T
Temperatur des Gases in Kelvin
p (hPa)
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WÄRMELEHRE 20
4.2.3 Graphische Darstellung (p-T-Diagramm)
4.2.4 Versuchsauswertung
Die Graphik hat die Form einer Geraden durch den Koordinatenursprung. Bei konstantem
Volumen ist der absolute Druck p des Gases proportional zu dessen absoluten
Temperatur T :
p~T
oder
p
=konstant
T
Bei konstantem Volumen bewirkt eine Verdopplung der absoluten Temperatur eines Gases
(z.B von 20 °C = 293 K auf 313 °C = 2 · 293 K = 586 K) eine Verdopplung des Drucks des
Gases.
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WÄRMELEHRE 21
4.3 Konstante Temperatur: Gesetz von Boyle Mariotte
Das Gesetz wurde unabhängig voneinander von Robert Boyle (1662) und Edme Mariotte
(1676) entdeckt.
Bei konstanter Temperatur ist der absolute Druck
proportional zu dessen Volumen V :
p~
p
des Gases umgekehrt
1
V
oder
p⋅V =konstant
Eine Verdopplung des Volumen des Gases bewirkt eine Halbierung des Drucks; eine
Halbierung des Volumen des Gases bewirkt eine Verdopplung des Drucks.
4.4 Zustandsgleichung für das ideale Gas
Die gefundenen Zusammenhänge können zur Zustandsgleichung des idealen Gases
zusammengefasst werden. Für eine Gasmenge der Temperatur T , mit dem dem Druck
p und dem Volumen V gilt:
p⋅V
=konstant
T
Anders formuliert kann man sagen, dass wenn der Zustand einer Gasmenge mit dem
Druck p 1 , dem Volumen V 1 , und der Temperatur T 1 verändert wird, so gilt für die
neuen Zustandsgrößen p 2 , V 2 , T 2 :
ACHTUNG: Die Zustandsgleichung für das ideale Gas ist nur gültig, wenn als Temperatur
die absolute Temperatur in Kelvin benutzt wird.
11e – PHYSIK
4.5
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 22
Aufgaben
4.5.1 Kühlschrank
Bei einem Luftdruck von 1020 hPa wird ein luftdichter Gefrierschrank eingeschaltet. Die
Temperatur im Gefrierschrank sinkt dabei von 20 °C auf -25 °C. Bestimme den Druck im
kalten Gefrierschrank! Könnte man die Tür von 0,5 m² Fläche jetzt noch öffnen? Erkläre!
4.5.2 Heißluftballon
Ein Heißluftballon enthält 4 000 m 3 Luft bei einer Temperatur von 0 °C. Welches
Luftvolumen wird bei einer Temperaturerhöhung von 15 °C aus dem Ballon austreten?
Bestimme, um wieviel sich dadurch die Masse des Ballons verringern wird! (Dichte der
Luft bei 0 °C: 1,29 kg/m3)
4.5.3 Luft in Zylinder
Luft von 25 °C befindet sich unter Normaldruck in einem Zylinder von 2 Liter Volumen.
Man komprimiert die Luft schlagartig, durch Hineindrücken eines Kolbens auf 1/5 des
ursprünglichen Volumens. Man misst danach eine Temperatur von 30 °C. Bestimme den
Druck im Zylinder!
11e – PHYSIK
5
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 23
KALORIMETRIE UND AGGREGATZUSTANDSÄNDERUNG
5.1 Wärme und thermische Energie
Um die Temperatur und damit auch die thermische Energie eines Körpers zu erhöhen,
bieten sich unterschiedliche Methoden an:
Man kann dem Körper Wärme
zuführen, indem man ihn mit Eine weitere Möglichkeit ist, dem
Wärmestrahlung
einem Körper größerer Temparatur Körper
auszusetzen,
z.B
Sonnenlicht.
in Kontakt bringt.
In diesem Fall geht Wärme vom In diesem Fall steigen auch
wärmeren zum kälteren Körper sowohl die Temperatur als auch
über.
Die
Temperatur
des die thermische Energie des
wärmeren Körpers nimmt ab, die Körpers.
des kälteren nimmt zu.
Beispiel: Wasser wird durch
in
einem
Beispiel: Eine Metallkugel wird Sonnenlicht
Solarkollektor
erwärmt.
erwärmt indem man sie in ein
Wasserbad legt.
Man kann auch am Körper
mechanische Arbeit durch Reibung
oder Verformung verrichten.
In diesem Fall steigt nicht die
mechanische
Energie
des
Körpers, sondern seine thermische
Energie und somit auch seine
Temperatur.
Beispiel: Die Bremsscheiben
eines Autos erwärmen sich durch
Reibung.
5.1.1 Zusammenfassung
Die thermische Energie eines Körpers kann erhöht werden, indem man
ihm Wärme zuführt oder an ihm mechanische Arbeit verrichtet.
5.1.2 Unterschied zwischen Wärme und thermischer Energie
In der Mechanik haben wir zwischen Arbeit und Energie unterschieden. Dabei hat die
Arbeit einen Prozess gekennzeichnet, der es erlaubt, die Energie eines Körpers zu
verändern, wobei die Energie den Zustand eines Körpers kennzeichnet. Ähnlich verhält es
sich mit den Begriffen Wärme und thermische Energie.
Wärme wird aufgenommen oder abgegeben, wenn sich die thermische Energie eines
Körpers vergrößert oder verringert.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 24
5.2 Wärme
Wenn einem Körper Wärme zu oder abgeführt wird, ändert sich seine Temperatur. Die
Temperaturerhöhung (oder Temperaturerniedrigung) hängt jedoch nicht nur von der
zugeführten (abgeführten) Wärmemenge, sondern auch von der Masse und der Stoffart
des Körpers ab.
5.2.1 Formel
Es gilt die folgende Formel (siehe Praktikum)
Q=c⋅m⋅ 
Mit
Q
: zu- oder abgeführte Wärmemenge (in J)
c
: spezifische Wärmekapazität des Stoffes (in J / (kg °C))
m
: Masse des Körpers (in kg)
Δθ : Temperaturänderung (in °C oder K)
Die Formel ist nur solange gültig, wie der Körper seinen Aggregatzustand nicht ändert.
5.2.2 Spezifische Wärmekapazitäten
Stoff
c in
kJ
kg⋅°C
Stoff
c in
kJ
kg⋅°C
Aluminium
0,90
Porzellan
Beton
0,84
Stein
Blei
0,13
Styropor
1,5
Diamant
0,50
Ziegel
0,84
Eisen
0,45
Zinn
0,23
Glas
ca 0,8
Aceton
2,10
Graphit
0,78
Alkohol
2,40
Gold
0,13
Glycerin
2,39
Holz
1,5
Petroleum
2,00
Keramik
0,85
Quecksilber
0,14
Kunststoffe
1,3 bis 2,1 Wasser
0,84
ca 0,75
4,182
Kupfer
0,39
Helium
5,23
Messing
0,38
Luft
1,01
Die spezifische Wärmekapazität c eines Stoffes gibt an, wie viel Wärme
man 1 kg dieses Stoffes zuführen muss, damit sich seine Temperatur um
1°C erhöht.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 25
5.2.3 Wärmezufuhr
Damit die Temperatur des Körpers steigt, muss dem Körper Wärme zugeführt werden. In
diesem Fall ist der Betrag der Wärmemenge positiv:
 End Anf ⇒ = End− Anf 0⇒ Q0
Wärmezufuhr → Temperatur steigt
 End  Anf ⇒ Q0
5.2.4 Wärmeabgabe
Damit die Temperatur des Körpers sinkt, muss der Körper Wärme abgeben. In diesem Fall
ist der Betrag der Wärmemenge negativ:
 End Anf ⇒ = End − Anf 0⇒ Q0
Wärmeabgabe → Temperatur sinkt
 End  Anf ⇒ Q0
Anmerkung: Über das Vorzeichen der Wärmemenge braucht man sich nur wenig
Gedanken zu machen. Es reicht, die Temperaturänderung konsequent als Endtemperatur
minus Anfangstemperatur zu berechnen.
5.2.5 Diskussion der Wärmeformel
Die unter 5.2.1 gesehene Wärmeformel kann in die folgende Form umgestellt werden:
 =
Q
c⋅m
Daraus kann man schlussfolgern:
●
~Q
Die Temperaturerhöhung eines Körpers ist direkt proportional zu
der zugeführten Wärmemenge. Wenn man einem Körper die
doppelte Wärmemenge zuführt, dann erfährt er die doppelte
Temperaturerhöhung.
●
1
~
m
Die Temperaturerhöhung eines Körpers ist umgekehrt proportional
zu seiner Masse. Bei gleicher Stoffart und gleicher zugeführter
Wärmemenge, erfährt ein Körper mit halber Masse die doppelte
Temperaturerhöhung.
●
~
1
c
Die Temperaturerhöhung eines Körpers ist umgekehrt proportional
zu seiner spezifischen Wärmekapazität. Bei gleicher Masse und
gleicher zugeführter Wärmemenge, erfährt ein Körper mit der
halben
spezifischen
Wärmekapazität
die
doppelte
Temperaturerhöhung.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 26
Es werden Versuche zum Nachweis dieser Zusammenhänge durchgeführt:
~Q
Bei doppelter Wärmezufuhr (doppelte Zeit),
Wasser wird mit einem Tauchsieder erwärmt. Je
verdoppelt sich die Temperaturänderung bei Wasser.
länger man das Wasser erwärmt, desto mehr steigt
seine Temperatur,
~
1
m
Wir stellen fest, dass bei gleicher zugeführter
Zwei unterschiedliche Mengen Wasser werden mit Wärme, die Wassermenge mit halber Masse die
einem Tauchsieder erwärmt. Die zugeführte Wärme doppelte Temperaturerhöhung erfährt.
ist jeweils die gleiche, da wir gleich lang erwärmen.
~
1
c
Wir stellen fest, dass das Speiseöl, mit niedriger
Wärmekapazität,
bei
gleicher
Wir führen der gleichen Masse Wasser und Speisöl spezifischen
Wärmezuführung,
eine
größere
Temperaturerhöhung
die gleiche Wärme zu.Die zugeführte Wärme ist
erfährt
jeweils die gleiche, da wir gleich lang erwärmen.
11e – PHYSIK
5.3
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 27
Thermische Leistung
5.3.1 Definition
Die thermische Leistung gibt an, wieviel Wärme ein Körper pro
Zeiteinheit abgibt. Es gilt:
Q
P=
t
5.3.2 Einheit
Da die Wärme in Joule und die Zeit in Sekunden gemessen wird, ist die Einheit der
thermischen Leistung das Watt.
5.3.3 Beispiel
Wir benutzen einen Tauchsieder, um ein Liter Wasser
von Raumtemperatur (20°C) zum Sieden (100°C) zu
bringen. Die Leistung des Tauchsieders beträgt
P=2 kW . Die dafür benötigte Zeit kann einfach
berechnet werden:
P=
⇔
5.4
c ⋅m ⋅ 
Q
Q
⇔t= ⇔ t= H20 H2O
t
P
P
4,182
t=
kJ
⋅1,0 kg⋅80 °C
kg°C
=167 s=2 min50 s
2 kW
Brennwert
5.4.1 Definition
Die bei einer Verbrenung freigesetzte Wärmemmenge entspricht dem
Produkt aus der Masse des vollständig verbrannten Stoffes und dem
spezifischen Heizwert des Stoffes.
Q=m⋅H
5.4.2 Spezifische Heizwerte
Fester
Brennstoff
H in
MJ
kg
Flüssiger
Brennstoff
H in
MJ
kg
Gasförmiger
Brennstoff
H in
MJ
3
m
Anthrazit
31
Benzin
42
Methan
35,9
Brikett
20
Diesel
41
Ethan
64,5
Steinkohle
30
Methanol
Propan
93,4
Koks
30
Ethanol
27
Butan
124
Holzkohle
31
Petroleum
41
Wasserstoff
10,8
19,5
5.4.3 Beispiel
Ein Formel-1 Wagen verbrennt auf einer Runde während 1,5 Minuten 3 kg Benzin. Es wird
MJ
Q=3 kg⋅42
=126 MJ
die Menge
an Energie freigesetzt, was der thermischen
kg
Leistung P=126 MJ /90s=1,4 MW entspricht.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 28
5.5 Wärmeaustausch
Um einen Gegenstand zu erwärmen kann man ihn mit einem wärmeren in Kontakt
bringen. Wenn man einen Gegenstand abkühlen will, so geht das am einfachsten, wenn
man ihn mit einem kälteren in Kontakt bringt.
5.5.1 Versuch
In einem Becherglas befindet sich Wasser bei
Raumtemperatur. In das Wasser geben wir ein Stück
Metall, das sich zuvor in siedendem Wasser befunden
hat.
Wir stellen fest, dass sich das Wasser im Becherglas
erwärmt, und das Stück Metall sich abkühlt, denn nach
kurzer Zeit stellt sich eine Endtemperatur, die
Mischungstemperatur, ein.
5.5.2 Schlussfolgerung
Wenn zwei Körper mit den anfangs unterschiedlichen Temperaturen  1
und  2 hinreichend lang in thermischem Kontakt sind, dann stellt sich
die gemeinsame Mischingstemperatur  End ein.
5.5.3 Prinzip der Energieerhaltung
Da bei einem Wärmaustausch keine Wärme verloren geht (unter der Bedingung, dass das
vorhandene System perfekt von der Außenwelt isoliert ist) und keine zusätzliche Wärme
durch Reibung oder Verbrennung entsteht, muss der Betrag der abgegebenen
Wärmemenge gleich dem Betrag der aufgenommenen Wärmemenge sein.
∣Q 1∣=∣Q2∣
Da die abgegebene und aufgenommene Wärmemenge unterschideliche Vorzeichen
besitzen, gilt:
Q1=−Q1
oder
Q1Q 2=0
Anmerkung: Um bei Mischungsversuchen richtig zu rechnen ist es daher wichtig
genaustens zu analysieren, welche Körper beim Wärmeaustausch involviert sind. Sollten
Körper außer acht gelassen werden, so manifestiert dies sich als Wärmeverlust oder
Wärmegewinn.
5.5.4 Das Kalorimeter
Um Wärmeverluste bei Versuchen einerseits so gering
wie möglich zu halten und andererseits berechenbar zu
machen, werden die Versuche in der Kalorimetrie im
Kalorimeter durchgeführt.
Das Kalorimeter ist ähnlich wie eine Thermosflasche
aufgebaut. Es handelt sich dabei um ein wärmeisoliertes
Gefäß mit großer Öffnung.
Oft sind die Innenflächen des
verspiegeltem Glas (Bruchgefahr).
Kalorimeters
aus
11e – PHYSIK
5.6
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 29
Mischungsversuche *
5.6.1 Bestimmung der Wärmekapazität eines Kalorimeters
► Versuchsbeschreibung
In einem Kalorimeter befindet sich die Masse mKW an kaltem Wasser bei der
Temperatur  KW . Es wird die Masse mWW an warmem Wasser bei der Temperatur
 WW hinzugeschüttet. Nach kurzer Zeit stellt sich die Mischungstemperatur  M ein.
► Wärmeabgabe und Aufnahme
Das warme Wasser gibt Wärme an das kalte Wasser und an das Kalorimeter ab:
QWW =c H2O⋅mWW⋅ M−WW 
Das kalte Wasser nimmt Wärme auf:
QKW =c H2O⋅mKW⋅ M − KW 
Das Kalorimeter nimmt Wärme auf:
QKAL =C⋅ M − KW 
c H2O bezeichnet die spezifische Wärmekapazität von Wasser,
gesuchten Wärmekapazität des Kalorimeters.
C
► Anwendung des Energieerhaltungssatzes und Formelumstellung
Es gilt:
QWW Q KW QKAL =0
⇔
c H2O⋅mWW⋅ M− WW c H2O⋅mKW⋅ M− KW C⋅ M− KW =0
⇔
−C⋅ M− KW =c H2O⋅m WW⋅M − WW c H2O⋅mKW⋅ M− KW 
⇔
C⋅ KW− M =c H2O⋅mWW⋅ M− WW c H2O⋅mKW⋅ M− KW 
⇔
C=
c H2O⋅mWW⋅ M − WW c H2O⋅mKW⋅ M − KW 
 KW − M 
entspricht der
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 30
► Numerisches Beispiel
mKW =0,205 kg
 KW =22,5 °C
mWW =0,210 kg
 WW =41,3 °C
4182
C=
C=140,7
 M=31,3 °C
J
J
⋅0,210 kg⋅31,3°C−41,3 °C4182
⋅0,205 kg⋅31,3°C−22,5 °C
kg °C
kg °C
22,5 °C−31,3 °C
J
°C
5.6.2 Mischung von kaltem und warmen Wasser – Bestimmung der
Mischungstemperatur
► Versuchsbeschreibung
In einem Kalorimeter befindet sich die Masse mKW an kaltem Wasser bei der
Temperatur  KW . Es wird die Masse mWW an warmem Wasser bei der Temperatur
 WW hinzugeschüttet. Nach kurzer Zeit stellt sich die gesuchte Mischungstemperatur
 M ein.
► Wärmeabgabe und Aufnahme
Das warme Wasser gibt Wärme an das kalte Wasser und an das Kalorimeter ab:
QWW =c H2O⋅mWW⋅ M−WW 
Das kalte Wasser nimmt Wärme auf:
QKW =c H2O⋅mKW⋅ M − KW 
Das Kalorimeter nimmt Wärme auf:
QKAL =C⋅ M − KW 
c H2O bezeichnet die spezifische Wärmekapazität von Wasser,
Wärmekapazität des Kalorimeters.
C
► Anwendung des Energieerhaltungssatzes und Formelumstellung
Es gilt:
QWW Q KW QKAL =0
entspricht der
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 31
⇔
c H2O⋅mWW⋅ M− WW c H2O⋅mKW⋅ M− KW C⋅ M− KW =0
⇔
c H2O⋅mWW cH2O⋅mKW C⋅ M −c H2O⋅mWW⋅ WW −c H2O⋅mKW⋅ KW−C⋅ KW=0
⇔
c H2O⋅mWW cH2O⋅mKW C⋅ M =c H2O⋅mWW⋅ WW c H2O⋅mKW⋅ KWC⋅ KW
⇔
 M=
c H2O⋅ mWW⋅ WWmKW⋅ KW C⋅ KW
c H2O⋅ mWWmKW C
► Numerisches Beispiel
mKW =0,105 kg
 KW =22,5 °C
mWW =0,252 kg
 WW =45,2 °C
4182
M=
C=140,7
J
°C
J
J
⋅0,252 kg⋅45,2°C0,150 kg⋅22,5°C 140,7 ⋅22,5 °C
kg °C
°C
=36,6 °C
J
J
4182
⋅0,252 kg0,150 kg140,7
kg °C
°C
5.6.3 Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität eines Metalls
► Versuchsbeschreibung
In einem Kalorimeter befindet sich die Masse mKW an kaltem Wasser bei der
Temperatur  KW . Es wird ein Stück Metall der Masse mMET , das sich zuvor in
siedendem Wasser befunden hat (Temperatur  MET =100 °C ), hinzugegeben. Nach
kurzer Zeit stellt sich die Mischungstemperatur  M ein.
► Wärmeabgabe und Aufnahme
Das warme Stück Metall gibt Wärme an das kalte Wasser und an das Kalorimeter ab:
QMET =c MET⋅mMET⋅ M− MET 
Das kalte Wasser nimmt Wärme auf:
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 32
QKW =cH2O⋅m KW⋅ M − KW 
Das Kalorimeter nimmt Wärme auf:
QKAL =C⋅ M − KW 
c H2O bezeichnet die spezifische Wärmekapazität von Wasser, C entspricht der
Wärmekapazität des Kalorimeters, c MET ist die gesuchte spezifische Wärmekapazität
des Metalls.
► Anwendung des Energieerhaltungssatzes und Formelumstellung
Es gilt:
QMET Q KWQKAL=0
⇔
c MET⋅mMET⋅M − MET c H2O⋅mKW⋅ M − KW C⋅ M − KW =0
⇔
c MET⋅mMET⋅M − MET =−c H2O⋅mKW⋅ M− KW −C⋅ M−KW 
⇔
c MET =
⇔
c MET =
−c H2O⋅mKW⋅ M− KW −C⋅ M− KW 
mMET⋅ M− MET 
c H2O⋅mKW⋅ M −KW C⋅M − KW 
mMET⋅ MET − M 
► Numerisches Beispiel
mKW =0,300 kg
 KW =22,5 °C
C=140,7
mMET =0,210 kg
 MET =100 °C
 M =24,7 °C
4182
c MET =
J
°C
J
J
⋅0,300 kg⋅ 24,7°C−22,5 °C140,7 ⋅24,7 °C−22,5 °C
kg °C
°C
J
=194
0,210 kg⋅100 °C−24,7 °C
kg °C
11e – PHYSIK
5.7
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 33
Aggregatzustandsänderungen
5.7.1 Wärme beim Schmelzen
Um einen Körper zum Schmelzen zu bringen, muss man ihm am
Schmelzpunkt die Schmelzwärme QS zuführen.
Man kann zeigen dass die Schmelzwärme proportional zur Masse m des zu
schmelzenden Körpers ist. Außerdem ist sie stoffabhängig. Es gilt:
QS =m⋅qS
wobei man unter
q s die spezifische Schmelzwärme versteht.
Die spezifische Schmelzwärme qS eines Stoffes gibt an, wie viel Wärme
man am Schmelzpunkt zuführen muss, um 1 kg dieses Stoffes zu
schmelzen.
Die Wärme, die zum Schmelzen eines festen Körpers erforderlich ist, ist vom Betrag her
genau so groß, wie die Wärme, die beim Erstarren der entstandenen Flüssigkeit wieder
frei gesetzt wird. Es gilt:
mit QSchmelzen 0 und
∣QSchmelzen∣=∣Q Erstarren∣
QErstarren 0
5.7.2 Tabelle mit spezifischen Schmelzwärmen
kJ
kg
Stoff
Aluminium
397
Gold
64
Blei
23
Kupfer
205
Eisen
277
Silber
105
Ethanol
108
Wasser
335
Stoff
c in
c in
kJ
kg
5.7.3 Wärme beim Verdampfen
Um einen Körper zum Verdampfen zu bringen, muss man ihm am
Siedepunkt die Verdampfungswärme Q V zuführen.
Man kann zeigen dass die Verdampfungswärme proportional zur Masse m des zu
verdampfenden Körpers ist. Außerdem ist sie stoffabhängig. Es gilt:
Q V=m⋅q V
wobei man unter
qV
die spezifische Verdampfungswärme versteht.
Die spezifische Verdampfungswärme qV eines Stoffes gibt an, wie viel
Wärme man am Siedepunkt zuführen muss, um 1 kg dieses Stoffes zu
verdampfen.
Die Wärme, die zum Verdampfen eines flüssigen Körpers erforderlich ist, ist vom Betrag
her genau so groß, wie die Wärme, die beim Kondensieren des entstandenen Gases
wieder frei gesetzt wird. Es gilt:
∣Q Verdampfen∣=∣QKondensieren∣ mit Q Verdampfen0
und QKondensieren 0
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 34
5.7.4 Experimentelle Bestimmung der spezifischen Verdampfungswärme von
Wasser
Die spezifische Verdampfungswärme von Wasser kann in guter Näherung in einem
einfachen Versuch bestimmt werden.
Auf einer Balkenwaage befindet sich ein mit
Wasser befüllter Becher. Das Wasser wird
mit einem Tauchsieder bekannter Leistung
P zum Kochen gebracht. Wenn die Waage
im Gleichgewicht ist, entfernt man auf der
linken Seite ein 50-Gramm-Wägestück. Man
misst die Zeit t, bis die Waage wieder im
Gleichgewicht ist. In diesem Fall sind dann
50 g Wasser verdampft. Es gilt:
Q V=P⋅t=m⋅q V ⇔q V =
P⋅t
m
Wenn t = 65 s, dann gilt für die spezifische Verdampfungswärme von Wasser:
qV=
P⋅t 2 kW⋅65 s 2000 W⋅65s
J
kJ
MJ
=
=
=2600000 =2600 =2,6
m
50 g
0,050 kg
kg
kg
kg
Dieser Wert entspricht in guter Näherung dem Wert einer genaueren Messung. Er ist
etwas höher als erwartet, da die Wärmeverluste nicht berücksichtigt werden.
5.7.5 Tabelle mit spezifischen Verdampfungswärmen
MJ
kg
Stoff
Aluminium
10,6
Gold
1,60
Blei
0,86
Kupfer
4,80
Eisen
6,30
Silber
2,35
Ethanol
0,85
Wasser
2,26
Stoff
c in
c in
MJ
kg
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 35
5.8 Siedetemperatur
Die Siedetemperatur eines Stoffes hängt vom Umgebungsdruck ab. Die allgemein
bekannten Siedetemperaturen sind für einen normalen Luftdruck von 1013 hPa gültig
5.8.1 Versuche
Wasser bei Raumtemperatur befindet sich unter
einer Glocke. Wenn man den Druck mit der Hilfe
winer Vakuumpumpe abfallen lässt, kann man
erreichen,
dass
das
Wasser
bereits
bei
Raumtemperatur siedet.
Wenn man Wasser in einem abgeschlossenen
Gefäß zum Sieden bringt, so kann man feststellen,
dass die Siedetemperatur bei Druckanstieg auch
ansteigt. Dieses Prinzip wird beim Schnellkochtopf
angewandt.
5.8.2 Zusammenfassung
Die Siedetemperatur eines Stoffes ist druckabhängig. Bei steigendem
Umgebungsdruck steigt auch die Siedetemperatur.
11e – PHYSIK
5.9
Zusammenfassung
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 36
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 37
5.10 Aufgaben
5.10.1
Badewasser
Es sollen 120 l Badewasser von 36 °C hergerichtet werden. Zur Verfügung stehen heißes
Wasser von 80 °C und kaltes von 16 °C. Wie viel heißes bzw. kaltes Wasser muss
genommen werden (cWasser = 4182 J/(kg K))?
5.10.2
Stahlkörper
Ein Stahlkörper von m1 = 500 g wird in kochendem Wasser erwärmt. Der erwärmte Stahl
wird in ein Kalorimetergefäß aus Messing m2 = 200 g, c2 = 0,386 kJ/(kg K), mit m3 = 1 kg
Wasserfüllung gelegt. Das Wasser im Kalorimeter erwärmt sich dadurch von θ3 = 15 °C
auf θm = 19,5 °C. Wie groß ist die spezifische Wärmekapazität des Stahlkörpers?
5.10.3
Kalte Cola
Ein Glas enthält 200 ml Cola bei einer Temperatur von 25 °C (bäähhh). Man gibt 3
Eiswürfel von jeweils 15 g Masse zur Cola. Bestimme die Temperatur, der kalten Cola,
wen das Eis vollständig geschmolzen ist und keine Wärme verloren gegangen ist!
5.10.4
Wasser und Whisky
In einem Glas werden 20 cm3 Wasser bei 15 °C mit 14 cm3 Whisky bei 20 °C gemischt
(cWhisky = 3,0 kJ/(kg K), ρWhisky = 850 kg/m3).
a. Bestimme die Mischungstemperatur! (16,5 °C)
b.
Es wird dann 5 cm3 Eis zu der Mischung hinzugegeben. Bestimme die neue
Mischungstemperatur (qSEis = 335 kJ/kg, ρEis = 910 kg/m3)!
5.10.5
Erwärmen von Eis
Es soll m1 = 1,5 kg Eis von θ1 = -10 °C auf Wasser von θ2 = 80 °C erwärmt werden.
a.
Welche Wärmemenge wird zum Erwärmen des Eises auf 0 °C (c Eis = 2,1 kJ/kg),
b.
zum Schmelzen und
c.
zum Erwärmen des Wassers auf 80 °C benötigt?
d.
Wie lange wird der Prozess in einem Mikrowellenofen von P = 1000 W bei einem
Wirkungsgrad von η = 90 % dauern?
5.10.6
Eis
1,5 kg Eis von -10 °C werden in 2 kg Wasser von +12 °C gelegt. Gib genau an, in
welchem Zustand sich die Mischung nach dem Ausgleich befindet.
5.10.7
Schmelzender Schnee
Auf eine Schneeschicht von h1 = 4 cm Dicke und θ1 = -2 °C fällt Regen von θ1 = +5 °C.
Welche Regenhöhe h2 ist notwendig, um den Schnee zu schmelzen?
5.10.8
Wasserdampf
In 40 kg Wasser von 10 °C werden 5 kg Eis von -30 °C gebracht. Dazu werden 2 kg
Wasserdampf von 100 °C eingeleitet. Welche Mischungstemperatur ergibt sich?
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 38
5.10.9
Verdampfen von Flüssigkeiten
Welche Wärmemengen sind erforderlich, um nachfolgende Flüssigkeiten von der
Temperatur 20 °C völlig zu verdampfen?
a.
50 g Alkohol
(θSiede = 78,5 °C, c = 2,43 kJ/(kg K), qv = 880 kJ/kg)
b.
50 g Äther
(θSiede = 35,0 °C, c = 2,35 kJ/(kg K), qv = 377 kJ/kg)
c.
50 g Quecksilber
(θSiede = 357 °C, c = 0,138 kJ/(kg K), qv = 285 kJ/kg)
d.
Berechne jeweils die dazu nötige Zeit bei einer konstanten Heizleistung von 150 W!
5.10.10
Mischung von Wasser
In einem Becher werden 200 g Wasser von 22°C mit 300 g Wasser von 60° gemischt.
Bestimme die Temperatur der Mischung, unter der Annahme, dass keine Wärme verloren
geht!
5.10.11
Tee in der Tasse
Eine Porzellantasse (mTasse = 125 g) hat eine Temperatur von 20 °C. Es wird 100 g Tee (=
Wasser) von 90 °C hineingegossen.
a.
Berechne die Endtemperatur θ des Tees in der Tasse! (75,8°C)
b.
Da der Tee aus a. zu heiß ist, gibt man einen Eiswürfel (m Eis = 50 g, θEis = 0 °C)
hinzu. Berechne die neue Endtemperatur θ’ des Tees! (31,5 °C)
c.
Da der Tee aus b. jetzt zu kalt ist, wird er während 15 Sekunden in einem
Mikrowellenherd bei einer Leistung von 750 W erhitzt. Berechne die neue
Endtemperatur θ’’.
5.10.12
Kochtopf
In einem Kochtopf aus Aluminium von 500 g Masse befinden sich 4500 g Wasser bei einer
Temperatur von 20 °C. Der Kochtopf wird für 10 Minuten auf eine Herdplatte mit 1200 W
Leistung gestellt. Bestimme die Endtemperatur im Topf.
11e – PHYSIK
6
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 39
ENERGIETRANSPORT
Wir haben bereits gesehen, dass thermische Energie von einem Körper auf einen anderen
übergehen kann. Die Mechanismen, wie die Wärmeübertragung funktioniert, sollen jetzt
genauer untersucht werden.
6.1
Konvektion
6.1.1 Selbsttätige Konvektion
Versuch in der Glaswanne
In einer Glaswanne wird Wasser an einer Seite mit
einem Tauchsieder erhitzt. Man kann über der
Heizwicklung deutlich Schlieren erkennen. Diese zeigen
beim Tauchsieder eine aufsteigende und beim anderen
Ende
des
Behälters
eine
absteigende
Wasserbewegung .
Erklärung: Wasser dehnt sich beim Erwärmen aus.
Dadurch nimmt seine Dichte ab, und das warme Wasser
kann im kalten Wasser aufsteigen. Durch die
Dichteunterschiede enstehen auch Unterschiede in der
optischen Dichte des Wassers, wodurch die
Trennschichten
zwischen
Wassermengen
unterschiedlicher Temperatur sichtbar werden. Diese
manifestieren sich als die beobachteten Schlieren.
Die Kreisströmung des Wassers wird im nächsten
Versuch genauer analysiert.
Versuch im Rechteckrohr
Ein Rechteckrohr wird mit Wasser befüllt. In die mittlere Öffnung gibt man ein paar Körner
Kaliumpermanganat als Farbstoff. Das Rechteckrohr wird dann an der unteren Seite mit
einem Gasbrenner erwärmt. Man kann deutlich an den auftretenden Farbschlieren den
Kreislauf des Wassers erkennen.
Wenn man das Wasser oben erhitzt kann man feststellen, dass keine Konvektion eintritt.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 40
6.1.2 Erzwungene Konvektion
Da die Konvektion stets durch die Bewegung eines Transportmittels zustande kommt,
kann man sie auch erzwingen.
Beispiele
Oder
ganz
rudimentär,
Die Konvektion kann man durch Eine weitere Möglichkeit ist, der erzwungene Konvektion durch
Umwälzpumpen erzwingen.
Einsatz eines Ventilators.
einen Löffel
Beispiel: Warmwasserheizung
Beispiel: Kühlen eines Prozessors Beispiel: Umrühren von Kaffee.
durch einen Lüfter.
6.1.3 Zusammenfassung
Von Konvektion spricht man, wenn thermische Energie durch einen
Transport von Materie übertragen wird.
6.2 Wärmeleitung
Wir wissen, dass wenn man einen Kochtopf erwärmen will, es reicht, diesen auf einen
Herd zu stellen. In ruhender Materie muss also auch Wärme übertragen werden können.
6.2.1 Versuch: Wärmeleitung durch einen Kupferstab
Versuch
Wir füllen Wasser in ein Becherglas und
messen die Temperatur des Wassers mit
einem Thermometer. In das Wasser stellen
wir einen dicken Stab aus Kupfer, den wir
am oberen Ende stark mit einer Flamme
erwärmen.
Feststellung: Die Temperatur des Wassers
steigt.
Schlussfolgerung: Ein Metallstab kann
Wärme leiten. Dabei fließt die Wärme vom
warmen zum kalten Ende.
Wenn Energie von der Materie transportiert wird, ohne dass die Materie
sich dabei mitbewegt, spricht man von Wärmeleitung. Die Wärme fließt
stets vom wärmeren zum kälteren Ende eines Körpers
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 41
6.2.2 Prinzip der Wärmeleitung
Wir haben bereits gesehen, dass bei der Wärmeübertragung thermische Energie von
einem wärmeren Körper auf einen kälteren übergeht. Wir wissen auch, dass die
thermische Energie und die Temperatur eines Körpers von der ungeordneten thermischen
Bewegung seiner Teilchen abhängt. Dadurch können wir das folgende Modell zum
Verstehen der Wärmeleitung benutzen:
Bei der Wärmeleitung wird thermische (kinetische) Energie durch Stöße
von Teilchen zu Teilchen weitergegeben. Dabei nimmt die Temperatur am
wärmeren Ende ab und am kälkteren Ende zu.
6.2.3 Wärmeleitung unterschiedlicher Metalle
Nicht alle Metalle leiten die Wärme gleich gut. Dies kann in dem folgenden Versuch
nachgewisen werden.
Versuch
An einem Block aus Metall sind drei gleich
lange und gleich dicke Stäbe aus Kupfer,
Messing und Eisen befestigt. Am Ende
jedes Stabes befindet sich eine Bohrung, in
die man den Kopf eines Streichholz stecken
kannst. Der Block wird dann erwärmt.
Feststellung: das Streichholz entzündet
sich zuerst beim Kupfer, dann beim
Messing und zuletzt beim Eisen.
Schlussfolgerung: Verschiedene Metalle
leiten die Wärme verschieden gut.
Kupfer ist ein guter Wärmeleiter. Eisen leitet die Wärme schlechter als
Kupfer.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 42
6.2.4 Wärmeleitung von festen Körpern
Nicht alle Körper leiten die Wärme gleich gut. Dies kann in dem folgenden Versuch einfach
nachgewisen werden.
Versuch
Wir gießen heißes Wasser in einen Topf.
Auf den Topf stellen wir einen Deckel, in
den gleich dicke und gleich lange Stäbe aus
verschiedenen Stoffen eingearbeitet sind.
Die Stäbe sind von einer Farbschicht
umgeben, die mit steigender Temperatur
einen Farbumschlag von gelb nach rot
zeigt.
Feststellung: der Farbumschlag findet , je
nach Material, früher oder später statt.
Grundsätzlich stellt man fest, dass er bei
Metallen
früher
stattfindet
als
bei
Nichtmetallen.
Schlussfolgerung:
Metalle sind gute Wärmeleiter. Nichtmetalle sind schlechte Wärmeleiter.
6.2.5 Wärmeleitung von Flüssigkeiten
Versuch
Wir befestigen in einem Reagenzglas unten
etwas Eis und füllen das Glas dann mit
Wasser. Oben erhitzen wir das flüssige
Wasser stark.
Feststellung: oben siedet das Wasser,
obwohl das Eis unten noch nicht
geschmolzen ist.
Schlussfolgerung:
Wärme schlecht.
Wasser
leitet
die
Flüssigkeiten sind schlechte Wärmeleiter.
Anmerkung: Würde man das Eis auf dem Wasser schwimmen lassen, und das Wasser
unten erwärmen, so würde das Eis schnell schmelzen, da die Konvektion von warmem
Wasser nach oben stattfinden würde.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 43
6.2.6 Wärmeleitung von Gasen
Versuch
Wir erwärmen eine Schale aus Eisen sehr
stark und geben einige Wassertropfen in die
Schale.
Feststellung: entgegen unserer Erwartung
verdampft das Wasser nicht schlagartig; der
Tropfen verdampft sehr langsam und
bewegt sich dabei hin und her. Eine
genauere Beobachtung zeigt, dass sich
zwischen dem Tropfen und der Schale eine
Schicht aus Wasserdampf bildet, die die
Wärme nur sehr schlecht leitet.
Schlussfolgerung:
Gase sind schlechte Wärmeleiter.
6.2.7 Zusammenfassung
Metalle sind gute Wärmeleiter. Flüssigkeiten und Gase sind schlechte
Wärmeleiter.
6.3 Wärmestrahlung
Die Sonne ist der Motor für das gesamte Leben auf der Erde. Enorme Mengen an Wärme
treffen jede Sekunde auf die Erde. Da der Raum zwischen der Sonne und der Erde
praktisch frei von Materie ist (Vakuum), kann die Wärmeübertragung weder durch
Konvektion noch durch Wärmeleitung stattfinden.
In diesem Fall wird Energie durch Wärmestrahlung übertragen.
Durch Wärmestrahlung wird Energie ohne das Vorhandensein von
Materie übertragen.
In mehreren Versuchen soll die Wärmestrahlung untersucht werden.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 44
6.3.1 Abgabe von Wärmestrahlung
Wenn man in der Sonne steht oder sich in der Nähe eines Heizkörpers befindet, kann man
gut spüren, dass Körper Wärme abgeben können.
Wir benutzen eine Thermosäule, um Wärmestrahlung zu untersuchen. Dabei handelt es
sich um ein Messinstrument, das auf Wärmestrahlung reagiert und eine elektrische
Spannung erzeugt.
Versuch
Zuerst setzen wir ein Becherglas mit
warmen Wasser vor die Thermosäule, dann
ein Becherglas mit kaltem Wasser.
Feststellung: beim warmen Wasser schlägt
das Instrument deutlich mehr aus, als beim
kalten Wasser.
Schlussfolgerung: Alle Körper strahlen
Wäme ab. Je größer die Temperatur eines
Körpers ist, desto mehr Wärme geben sie
ab.
Alle Körper strahlen Wärme ab. Je höher die Temperatur eines Körpers
ist, desto mehr Wärme strahlen sie pro Zeiteinheit ab.
6.3.2 Übertragung von Wärmestrahlung
Versuch
Wir stellen zwei Hohlspiegel in mehreren
Metern Entfernung voneinander auf. In den
Brennpunkt eines Spiegels stellen wir eine
punktförmige Lichtquelle. In den Brennpunkt
des anderen den Kopf eins Streichholzes.
Feststellung: das Streichholz entzündet
sich.
Schlussfolgerung: Wärme kann durch
Strahlung übertragen werden. Außerdem
stellen wir fest, dass Wärmestrahlung an
glatten polierten Flächen sehr gut reflektiert
wird.
11e – PHYSIK
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 45
6.3.3 Aufnahme von Wärmestrahlung
Versuch
Wir befestigen 2 Thermometer an 2
Stativen. Das eine Thermometer wird von
einer weißen, das andere von einer
schwarzen
Hülle
umgeben.
Die
Thermometer stellen wir in gleicher
Entfernung vor eine Wärmequelle.
Feststellung: nach einer gewissen Zeit
zeigt das schwarz umhüllte Thermometer
einen größeren Temperaturanstieg an als
das andere.
Schlussfolgerung: der schwarze Körper
absorbiert in der gleichen Zeit mehr Wärme
als der weiße, wodurch seine thermische
Energie, und somit seine Temperatur mehr
ansteigt.
Körper mit dunkler Oberfläche absorbieren Wäremestrahlung besser als
Körper mit heller oder glänzender Oberfläche.
11e – PHYSIK
6.4
P. Rendulić 2014
WÄRMELEHRE 46
Aufgaben
6.4.1 Fenster
Erkläre, warum man bei Neubauten keine einfachen sondern nur doppelt oder dreifach
verglaste Fenster benutzt!
6.4.2 Wärmeleitung
a. Erkläre, warum es sinnvoll sein kann, Kochlöffel aus Holz und nicht aus Edelstahl zu
benutzen!
b.
Welchen Vorteil bieten Kochtöpfe aus Kupfer?
6.4.3 Wärmestrahlung
a. Schnee ist weiß. Wie wirkt sich das am Tage, in der Nacht aus?
b.
Warum sinkt die Lufttemperatur in sternklaren Nächten stärker als in Nächten mit
bedecktem Himmel?
6.4.4 Physik in den Sommerferien
Die langen Ferien bieten sich an, um einige interessante Versuche durchzuführen:
a.
Fülle in 2 gleiche und leere transparente PET-Flaschen die gleiche Menge kaltes
Wasser! Umwickle eine der beiden Flaschen mit einem schwarzen Müllbeutel,
belasse die andere so wie sie ist! Lege dann beide Flaschen für mehrere Stunden in
die pralle Sonne! Miss dann die Temperatur in beiden Flaschen und schlussfogere!
b.
Nutze die unter a. erforschten Erkenntnisse um eine Camping-Dusche zu bauen!
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