Moscheen als Bildungsorte Ergebnisse der quantitativen Befragung zum Nutzungsverhalten der Bremer Moscheeangebote1 Universität Bremen in Kooperation mit Schura Bremen 1 Die Auswertung führte Canan Korucu-Rieger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Arbeitsbereichs Interkulturelle Bildung der Universität Bremen, unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu durch. Die Daten wurden von Yasemin Alkan, Lisa Bücker und Martina Kröger auf Richtigkeit, Plausibilität und Vollständigkeit überprüft. Die Kapitel 2-4 („Die Moschee im Islam“, „Moscheen in Deutschland“ sowie „Islamische Verbände in Deutschland“) sind größtenteils mit freundlicher Genehmigung aus der unveröffentlichten schriftlichen Hausarbeit von Sibel Sarı zur ersten Staatsprüfung für das Lehramt an öffentlichen Schulen entnommen. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .......................................................................................................................... 4 2. Die Moschee im Islam ....................................................................................................... 5 2.1. Definition ................................................................................................................ 5 2.2 Funktion und Bedeutung der Moscheen .................................................................. 5 2.2.1 Die Moschee als Gebetsstätte ......................................................................... 6 2.2.2 Die Moschee als Lehrstätte im Frühislam ...................................................... 7 3. Moscheen in Deutschland .................................................................................................. 8 3.1. Geschichtliche Etablierung der Moscheen in Deutschland .................................... 8 3.2. Die Hinterhofmoscheen vs. Repräsentativbauten ................................................... 9 3.3. Funktionen und Aufgaben der (repräsentativen) Moscheen................................. 12 4. Islamische Verbände in Deutschland .............................................................................. 13 4.1. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) ..................... 15 4.2. Islamische Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) .................................................... 15 4.3. Verband der islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) .......................................... 16 4.4. Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD) ............................................ 16 4.5. Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e.V. (IRD) .................................... 16 4.6. Schura Bremen Islamische Religionsgemeinschaft e.V. (Schura Bremen) ......... 17 Exkurs: Moscheen im Land Bremen .................................................................... 17 5. Die Moscheenutzerbefragung .......................................................................................... 19 5.1. Zum methodischen Design der Moscheenutzerbefragung ................................... 20 5.1.1 Teilnehmende Moscheen und islamische Gemeinden ................................. 21 5.1.2 Die Stichprobe .............................................................................................. 21 5.2. Auswertung der Moscheenutzerbefragung ........................................................... 23 5.2.1 Soziodemografische Daten ........................................................................... 23 a) Wohnort ............................................................................................................. 23 b) Migrationsstatus ................................................................................................ 24 c) Staatsangehörigkeit ........................................................................................... 25 d) Familienstand .................................................................................................... 25 e) Anzahl der Kinder ............................................................................................. 26 f) Höchster erreichter Schulabschluss ................................................................... 27 g) Abgeschlossene Berufsausbildung .................................................................... 30 h) Aktueller Beschäftigungsstand ......................................................................... 30 5.2.2 Auswertung der Fragen zur Moschee (allgemein) und zur Häufigkeit des Moscheebesuches .................................................................................................. 31 a) Gefallen an der Moschee ................................................................................... 31 b) Dauer des Aufenthaltes in der Moschee nach Stunden und Geschlecht ........... 32 c) Dauer des Aufenthaltes in der Moschee nach Stunden und Alter ..................... 32 d) Häufigkeit des Moscheebesuches nach Geschlecht .......................................... 33 e) Häufigkeit des Moscheebesuches nach Alter .................................................... 34 2 5.2.3 Anlass des Moscheebesuches nach Geschlecht und Alter ........................... 35 a) Anlass des Moscheebesuches nach Geschlecht ................................................ 36 b) Anlass des Moscheebesuches nach Alter .......................................................... 37 5.2.4 Bewertung der Moscheeangebote (allgemein) ............................................. 38 a) Zufriedenheit mit dem derzeitigen Angebot ..................................................... 38 b) Wunsch nach weiteren Moscheeangeboten ...................................................... 38 5.2.5 Moscheeführungen für Nicht-Muslime ........................................................ 41 a) Moscheeführungen in der eigenen Moschee? ................................................... 41 b) Meinung zu Moscheeführungen........................................................................ 42 5.2.6 Moscheemitgliedschaft und gefühlte Verbandszugehörigkeit ..................... 42 a) Moscheemitgliedschaft...................................................................................... 43 b) Verbandszugehörigkeit ..................................................................................... 44 c) Zusammenschluss der Bremer Moscheevereine ............................................... 45 5.2.7 Mehrheitsgesellschaft und Islam .................................................................. 45 a) Akzeptanzgefühl als Muslim/in ........................................................................ 45 b) Subjektive Einschätzung zur Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam ............................................................................................................... 46 5.2.8 Islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen ............................... 47 a) Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht ....................................... 47 b) Sprache des islamischen Religionsunterrichts .................................................. 50 6. Fazit ................................................................................................................................. 50 7. Ausblick ........................................................................................................................... 52 8. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 53 9. Internetquellen ................................................................................................................. 55 10. Fragebogen .................................................................................................................... 57 11. Verzeichnis der Abbildungen ........................................................................................ 63 3 1. Einleitung In Deutschland übernehmen Moscheen zunehmend wieder die Aufgaben multifunktionaler Zentren, die sie bereits in ihrer Entstehungszeit und für Jahrhunderte in islamisch geprägten Ländern innehatten. Dies bezieht sich insbesondere auf die religiöse Bildung von Kindern und Jugendlichen sowie deren schulische Unterstützung durch diverse Angebote, aber auch auf Beratungs- und seelsorgerische Tätigkeiten werden zunehmend angeboten. Mittlerweile haben sie sich verstärkt zu Orten des Bildungserwerbs entwickelt. 2009 gab es in Deutschland 2600 Gebetsräume, 206 repräsentative Moscheen mit Minaretten und weitere 120 Moscheen waren im Bau.2 Nicht alle der rund 4 Millionen Muslime3 sind Moscheegänger/innen und von denen, die die Moschee besuchen, sind auch nicht alle aktive Nutzer/innen von Moscheeangeboten. Um jedoch die Bedürfnisse sowie Erwartungen der Moscheebesucher/innen zu eruieren, hat der Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung der Universität Bremen 2008 auf Anfrage und Initiative der Schura Bremen sowie in Kooperation mit ihr, Moscheebesucher/innen von insgesamt 26 Bremer Moscheen und islamischen Gemeinden zu ihrem Besuchs- und Nutzungsverhalten der Moscheeangebote, ihren Wünschen und Anliegen anhand eines vollstandardisierten Fragebogens in deutscher und türkischer Sprache befragt. Ziel der Befragung war es somit, die bisherigen Moscheeangebote zu evaluieren und damit für die Moscheevereine Hinweise für die Verbesserung ihrer Aktivitäten und Angebote zu gewinnen. Es handelt sich somit um eine Untersuchung mit kurzer Reichweite für einen sehr spezifischen Zweck und nicht um eine repräsentative Befragung, die strengen wissenschaftlichen Standards genügen könnte. Die Ergebnisse dieser Befragung sind nachfolgend dargestellt. Zur besseren Einordnung der Ergebnisse wird einführend die Bedeutung der Moschee im Islam, die Geschichte des Islams in Deutschland und Bremen sowie eine Kurzdarstellung der islamischen Verbände auf Bundes- und Landesebene vorangestellt. 2 statista 2011, zit. nach Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/72323/umfrage/muslimische-moscheen-und-gebetsraeume-in-deutschland/ (letzter Zugriff am 13.03.2011) 3 Haug u.a. (2009): Muslimisches Leben in Deutschland, Nürnberg, S. 80 4 2. Die Moschee im Islam 2.1. Definition Das deutsche Wort Moschee, aus dem Arabischen masdjīd abgeleitet (Ort, an dem man sich (zum Gebet) niederwirft), ist das Gebets- und Gotteshaus der Muslime4 und darüber hinaus ein Ort der theologischen und lebenspraktischen Wertevermittlung im Sinne des Islam sowie ein sozialer Treffpunkt. Sie kann ein Mehrzweckgebäude sein, also auch ein Ort für Unterricht, Gespräche und ein Veranstaltungsort für das Feiern religiöser und gesellschaftlicher Anlässe.5 Der Ursprung der Moschee war das Anwesen des Propheten Muhammad, der sich im Jahr 622 in Medina niederließ. Es handelte sich dabei um einen quadratischen Hof, der sowohl als Wohn- als auch als Audienz- und Gebetsraum diente. In der Regel werden mit masdjīd kleine Gebetsräume bezeichnet. In diesen kleineren Gebetsstätten findet der Gläubige oft nur eine Nische vor, die die Gebetsrichtung angibt. Zusätzliche Ausstattungselemente sind in kleineren Moscheen nur selten zu finden. Zum anderen bezeichnet die Moschee aber auch den „Ort der Versammlung“ (jȃmȋ), an dem die täglichen Gebete oder auch das gemeinsame Freitagsgebet stattfindet, welches für viele Muslime als besonders segensreich gilt. Sie stellt ebenfalls den Rahmen für die jährlichen Feiertagsgebete zum Ende der Fastenzeit (Ramadan) und zum Opferfest dar und kann eine große Anzahl an Gläubigen beherbergen. 6 Die Teilnahme am gemeinschaftlichen Freitagsgebet ist für Muslime obligatorisch. 7 Daher ist es für Muslime wichtig, eine Moschee in ihrer Stadt vorzufinden. 2.2 Funktion und Bedeutung der Moscheen Die Urform der Moschee war eingebunden in ein politisches, soziales und wirtschaftliches System und stellte nicht nur eine rein religiöse Einrichtung dar. Moscheen fungierten von Anfang an in besonderem Maße als Lehranstalten. Lehre und Bildung beschränkte sich nicht nur auf die religiösen Bereiche, sondern umfasste u.a. auch Sprachstudien, Logik, Poesie, Mathematik, Medizin, Astronomie sowie Natur- und Geisteswissenschaften. Sie dienten den Muslimen meist als multifunktionale Gemeinschaftszentren und wurden für besondere Ereignisse, wie beispielsweise Feier von Geburten, Durchführung von 4 Özdil, Ali-Özgür (2002): Wenn sich die Moscheen öffnen. Moscheenpädagogik in Deutschland – Eine praktische Einführung in den Islam. Münster [u.a.], S. 29 5 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002): Der Weg zur Moschee-eine Handreichung für die Praxis. Ein Projekt der Herbert-Quandt-Stiftung. Bad Homburg v. d. Höhe, S. 19. 6 Spuler-Stegemann, Ursula (2002): Muslime in Deutschland. Information und Klärung. Freiburg, S. 141 7 Beinhauer-Köhler, Bärbel/ Leggewie, Claus (2009): Moscheen in Deutschland. Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung, S. 48 5 Eheschließungen etc. genutzt. Eine Moschee stellt weiter „[…] einen Lebensraum dar, der für Reisende Speisen und Unterkunft bereitstellt. Außerdem dient sie als eine Einrichtung des Lehrens, der Verwaltung und der Bestattung.” 8 Die Moscheen dienten sowohl religiösen als auch sozialen Zwecken, um die muslimische Gemeinschaft und die Beziehungen der Menschen untereinander zu stärken. 2.2.1 Die Moschee als Gebetsstätte Obwohl die Moschee einen Ort für das Gebet darstellt, kann das Gebet auch außerhalb einer Moschee erfolgen. Vom Propheten Muhammad gibt es den oft zitierten Ausspruch: „Für mich wurde die Erde als eine Moschee und als (ein Mittel zur) Reinigung geschaffen.“9 Das bedeutet, dass die ganze Welt als eine Moschee, d.h. als ein Ort der Anbetung Gottes, betrachtet wird. Zur Ausführung eines Gebets benötigt man keinen besonderen Raum oder Ort, sondern einen sauberen Platz, die rituelle körperliche Reinheit des Betenden sowie die Einhaltung der Gebetsrichtung, um der Gebetspflicht nachzugehen. Die besondere Bedeutung der Moschee ergibt sich aus ihrer Funktion als Ort zur gemeinsamen Verrichtung der Pflichtgebete. 10 Das Innere einer Moschee ist meist mit Teppichen oder Matten ausgelegt und darf deshalb nicht mit Straßenschuhen betreten werden. Der Ort des Gebets muss sauber sein. Zur rituellen Reinigung tragen rituelle Waschungen bei, die die Bereitstellung von entsprechenden Sanitäranlagen erfordern. Das tägliche gemeinsame Gebet in einer Moschee wird als besonders verdienstvoll gewertet, da durch sie der Anschluss des Betenden an die muslimische Gemeinde ausgedrückt wird. Die Verrichtung des Gebets formt auch die soziale und kulturelle Gemeinschaft der Muslime und gliedert ihren Tages- und Wochenablauf.11 Das tägliche rituelle Pflichtgebet (salat) ist für Frauen sowie Männer ab dem religionsmündigen Alter obligatorisch. Die meisten Moscheen verfügen über eine Kanzel (minbar) auf dem der Vorbeter (Imam/Hoca12) die Freitags- und Feiertagspredigt (khutba) hält. Sie steht meist rechts von der Gebetsnische (mihrab), die in die Gebetsrichtung (qibla) ausgerichtet ist.13 8 Hillenbrand, Robert (1994): Islamic architecture. Form, function, meaning. Edinburgh, S. 5 Al-Buhari, zitiert nach Frese, Hans-Ludwig/ Hannemann, Tilman (1995): Religion im Gespräch. Wir sind ja keine Gäste mehr. Religiöse Einrichtungen Bremer Muslime. Bremen, S. 6 10 Leggewie, Claus (2002): Auf dem Weg zum Euro-Islam? Moscheen und Muslime in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Projekt der Herbert-Quandt-Stiftung. Bad Homburg v. d. Höhe, S. 24 11 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 19 12 Prediger, der religiöse, aber auch rein weltliche und politische Inhalte verkündet [vgl. Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 21] 13 Spuler-Stegemann, Ursula (2002), S. 142 6 9 In den meisten Moscheen gilt eine Geschlechtertrennung, die sich auch baulich niederschlägt. Dies wird meistens mit Hilfe von Tüchern, Raumteilern oder durch einen separaten Raum sowie (häufig in repräsentativen Moscheen) in Form einer Empore für die weiblichen Gläubigen vorgenommen.14 2.2.2 Die Moschee als Lehrstätte im Frühislam Die Epoche vom 8. bis zum 13. Jahrhundert, in der Zeit der Umayyaden (661-750), Abbasiden (750-1258) sowie Fatimiden (909-1171) gilt als das goldene Zeitalter der islamischen Welt. Zu dieser Zeit waren muslimische Gelehrte führend in den Gebieten der Mathematik, Medizin sowie der Natur- und Geisteswissenschaften.15 Das Erlernen und Verstehen des Korans war der Ausgangspunkt der islamischen Studien. Die Lehrer der Moscheen beschäftigten sich mit gottesdienstlichen Pflichten und Koranintepretationen. Hinzu kamen dann die Sprachstudien und im Zusammenhang damit das Studium der arabischen Poesie, Philosophie, der Wissenschaft der spekulativen Theologie (ilm-ul-kalam) und der Logik. Auch als diese neuen Wissenschaften sich etablierten, blieb die Moschee die hauptsächliche Lehrstätte. Man widmete sich nicht nur in den Hauptmoscheen den Studien, sondern auch in kleineren Moscheen.16 In vielen großen Moscheen gab es auch Bibliotheken, die durch Bücherstiftungen u.a. von Gelehrten allmählich zusammengestellt wurden. Zusätzlich wurden Institutionen gegründet, in denen täglich die Studierenden in allen Wissenschaften, z.B. Geometrie, Astronomie, Medizin, Musik, usw. studieren konnten. In den großen Bibliotheken waren die Bücher in Katalogen verzeichnet und wurden von Bibliothekaren sowie ihren Assistenten verwaltet. Einige Herrscher ließen neben ihrem Sitz in einem Nebengebäude, der zum größten Teil immer in der Nähe der Moschee war, Wohnungen und Räume für Gelehrte jeder Wissenschaft einrichten. Zusätzlich erhielten die Gelehrten Gehälter, um andere zu lehren.17 Dabei entstand die Madrasa (arab. Schule / Hochschule), die bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts Bestandteil der Moschee war. Ihre zentrale Aufgabe war das Vermitteln von religiösem Grundwissen. Überwiegend beschäftigte man sich mit dem Studium des Korans und seiner Auslegung (tafsir) sowie mit den Überlieferungen von Aussprüchen und Handlungen des Propheten (hadith). Ferner beschäftigte man sich mit der arabischen 14 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 22 Website Kandil: http://www.kandil.de/kandil/comments.php?id=-das-goldene-zeitalter-des-islam_0_8_0_C35 (letzter Zugriff am: 13.03.11) 16 Houtsma, Martjin Theodor (Hrsg.) (1936), S. 409f. 17 Houtsma, Martjin Theodor (Hrsg.) (1936), S. 410f. 7 15 Sprache, um den Koran besser zu verstehen. Daraus entstanden später die sprachwissenschaftlichen Disziplinen wie Syntax und Phonetik. Die Madrasa wurde zwischen dem 8. und dem 12. Jahrhundert zum Lern- und Wohngebäude. Mit der Zeit wurde der Lehrplan erweitert und er umfasste die Rechtswissenschaft (figh), Syntax (nahu) sowie die Rhetorik (balagha). Teilweise kamen die Bereiche Astronomie, Astrologie und Medizin dazu. Die Madrasa wurde im 12. Jahrhundert eine eigenständige Institution und es bildeten sich Koran- und Rechtsschulen, für die eigene Gebäude entwickelt wurden.18 3. Moscheen in Deutschland 3.1. Geschichtliche Etablierung der Moscheen in Deutschland Die Geschichte des Islam und der Moscheen in Deutschland beginnt im 17. Jahrhundert mit mehreren tausend Kriegsgefangenen aus den Türkenkriegen im 17. und 18. Jahrhundert. Die ersten Muslime wurden als „Kriegsbeute“ im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Osmanischen Reich und den Mächten in Mitteleuropa und auf dem Balkan nach Deutschland gebracht. Der Preußenkönig Friedrich I. ließ für 20 muslimische Kriegsgefangene, die ihm der Herzog von Kurland 1731 geschenkt hatte, 1739 eine Moschee in Potsdam errichten. Er legte großen Wert darauf, dass diese ihren religiösen Pflichten nachgehen konnten. Besonders Friedrich II. (Friedrich der Große) bemühte sich, die Kontakte Preußens zum Osmanischen Reich zu verbessern. Schließlich entwickelten sich zwischen Preußen und dem Osmanischen Reich freundschaftliche diplomatische Beziehungen, wobei ein Handelsabkommen zwischen den beiden Mächten abgeschlossen wurde. Den Muslimen sicherte Friedrich II. Religionsfreiheit zu. Von ihm stammt der berühmte Satz: „Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sich zu ihnen bekennen, ehrliche Leute sind. Und wenn die Türken […] kamen und wollten hier im Lande wohnen, dann würden wir ihnen Moscheen […] bauen.“19 In der preußischen Armee kam es unter Friedrich II. zur Aufstellung geschlossener muslimischer Truppenteile. Aus ihnen ging später das „Ulanen-Regiment“ (tr. oĝlan = Junge) hervor. Als der erste ständige osmanische Gesandte und Botschafter Ali-Aziz 18 Die Geschichte der Madrasa: http://www.1001-idee.eu/index.php?id=2508&L=0 (letzter Zugriff am 13.03.11) Abdullah, Muhammad Salim (2000): Muslime in Deutschland – Geschichte und Hausforderungen. In: Hannemann, Tilman; Meier-Hüsing, Peter (Hrsg.) (2000): Deutscher Islam – Islam in Deutschland. Marburg, S. 36 ff. 8 19 Efendi am Berliner Hof 1798 starb, schenkte Friedrich Wilhelm III. dem Osmanischen Reich ein Friedhofsland in der Berliner Hasenheide, wo in den folgenden Jahren weitere Angehörige der osmanischen Gesandten bestattet wurden. Für den Bau einer Kaserne wurde der Begräbnisplatz allerdings 1866 an den Columbiadamm verlegt.20 Während des Ersten Weltkrieges ließ Kaiser Wilhelm II. 1914 für die muslimischen Kriegsgefangenen, die für die Britische Armee gekämpft hatten, eine Moschee in Wünsdorf mit einem 23 Meter hohen Minarett bauen.21 Sie diente bis 1924 als Gebetsstätte und musste später wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die ersten muslimischen Organisationen in Deutschland wurden schon Anfang des 20 Jahrhunderts gegründet. 1922 schlossen sich Muslime aus 41 Nationen zur „Islamischen Gemeinde Berlin e.V.“ zusammen. Die erste Berliner Moschee wurde von der Ahmadiyya-Gemeinde 1924 in Berlin-Wilmersdorf gebaut und steht mit ihren beiden 32 Meter hohen Minaretten bis heute. 1927 wurde das bis heute existierende „Zentralinstitut Islam-Archiv- Deutschland“ gegründet. Im Zuge des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und den Ländern, wie Türkei, Marokko, Tunesien und Jugoslawien, kamen die ersten großen Wellen zugewanderter Muslime nach Deutschland.22 3.2. Die Hinterhofmoscheen vs. Repräsentativbauten In den 1960er Jahren gab es in Deutschland nur wenige Moscheen, wie z.B. die „FazleOmar-Moschee“, gegründet 1957 in Hamburg23; die „Nuur-Moschee“ in Sachsenhausen bei Frankfurt am Main (1959); die zwischen 1960-1965 entstandene „Bilal-Moschee“ in Aachen sowie die „Imam Ali-Moschee“ in Hamburg (1965). Diese Moscheebauten gehen auf verschiedene Initiativen von bereits in Deutschland ansässigen Muslimen zurück, die häufig durch die Herkunftsländer unterstützt wurden. Zu Beginn der Arbeitsmigration wurden die „Gastarbeiter“ meist in Wohnheimen untergebracht, in denen vereinzelt Gebetsräume eingerichtet waren. Für die täglichen Pflichtgebete wurden in vielen Fabriken Räume zur Verfügung gestellt. Die ersten Initiativen zur Bereitstellung von „Moscheenräumen“ für das Freitagsgebet und als soziale Treffpunkte gingen auf das Engagement Einzelner zurück, die gemeinsame Gebete in Wohnheimen oder Privatwohnungen organisierten.24 Die Rolle des Vorbeters übernahmen 20 Ebd., S. 39 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 24 22 Abdullah, Muhammad Salim (2000), S. 40 23 Beinhauer-Köhler, Bärbel/ Leggewie, Claus (2009), S. 30 24 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 26 21 9 vorwiegend Personen aus der Freundesgruppe, die nicht als Imame ausgebildet waren und folglich über ein begrenztes religiöses Wissen verfügten.25 1970 entstanden Kultur- und Moscheevereine vermehrt in den Ballungszentren. Hierbei wurden gezielt Räumlichkeiten angemietet und erste Vereinsstrukturen aufgebaut. Diese ordneten sich den in den späteren Jahren gegründeten türkisch-sunnitischen Dachverbänden zu, die sich an verschiedenen religiösen und politischen Bewegungen in der Türkei orientierten. 26 Aufgrund der Kostenfrage und des schwierigen Zugangs zum allgemeinen Wohnungsmarkt, stellte es sich als ein Problem dar, Räume zum vorgesehenen Zweck anzumieten. 27 Es kam häufig vor, dass die Hauseigentümer die Situation ausnutzten und hohe Mieten verlangten.28 In diesem Zusammenhang entstanden zahlreiche sog. „Hinterhofmoscheen“. Diese befanden sich überwiegend in „[…]Hinterhöfen, Altbauten mit schlechter Bausubstanz und fehlenden sanitären Anlagen, notdürftig umgebaute Läden und Kellerräume, Dachböden und leergeräumte Lagerhallen“. 29 Über die reine Religionsausübung hinaus übernahmen diese Moscheen weitere Funktionen, wie z.B. gemeindenahe Sozialarbeit und Jugendbetreuung.30 Im Laufe des Migrationsprozesses „Hinterhofmoscheen“ infolge der weitete sich die unterschiedlichsten religiöse sozialen Funktion und der kulturellen Herausforderungen aus. Dieser Entwicklungsprozess ging vor allem von den jüngeren Gemeindemitgliedern aus, die für ein neues Verständnis von islamischen Gemeinden eintraten. Die jüngeren Muslime wollten sich insbesondere durch repräsentative Einrichtungen im städtebaulichen Erscheinungsbild zeigen, denn sie verstanden sich als fester Bestandteil der Gesellschaft. Mit neuen repräsentativen Moscheen wird bis heute der Wille zum Bleiben artikuliert.31 Längst haben sich auch Moscheen in der deutschen Gesellschaft etabliert, die für einen Teil der muslimischen Bevölkerung den Mittelpunkt ihres alltäglichen Lebens darstellen. 32 Die bereits erwähnten Verhältnisse im Hinterhof wurden von den Muslimen zunehmend als unzureichend empfunden. Zumal sich die finanzielle Lage der Vereine, aufgrund von steigenden Besucherzahlen und der daraus ergebenden Spenden, verbessert hatte. Dadurch 25 Ceylan, Rauf (2006) Ethnische Kolonien: Entstehung, Funktion und Wandel am Beispiel türkischer Moscheen und Cafés. Wiesbaden, S. 59 26 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 26 27 Beinhauer-Köhler, Bärbel/ Leggewie, Claus (2009), S. 26 28 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 27 29 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 28 30 Vgl. ebd. 31 Ceylan, Rauf (2006), S. 62 ff. 32 Ceylan, Rauf (2006), S .123 10 wuchs der Wunsch, neue und repräsentative Gebäude zu bauen. Seit Anfang der Neunziger Jahre nahm die Zahl der repräsentativen Moscheen zu, die Selbstbewusstsein und Statuszuwachs signalisierten. Der Bau der „Fatih-Moschee“ in Pforzheim, die nach langen Auseinandersetzungen 1992 eröffnet wurde, markierte eine Trendwende.33 Hingegen sind die beiden größten Moscheen in Deutschland, die „Yavuz-Sultan-Selim-Moschee“ in Mannheim (1995) und die „Merkez-Moschee“ in Duisburg (2008) völlig konfliktfrei eröffnet worden34. Im Gegensatz dazu gilt die „Hicret-Moschee“ in Lauingen in Schwaben als ein Beispiel dafür, das ein künstlerisch schlichter Entwurf vom Bürgermeister abgelehnt wurde, mit der Begründung: „Wenn schon eine Moschee, dann bitte mit Kuppel und Minarett.“35 Von den klassischen Moscheen, d.h. nach außen hin erkennbar durch Kuppel und Minarett und damit an die osmanische Moscheebautradition anschließend, gehörten 2007 111 zum Organisationsbereich der türkischen Religionsbehörde DITIB, 27 zur Vereinigung Ahmadiyya Muslim Jama´at, 11 der Islamischen Gemeinschaft Milli Göruş (IGMG) und drei dem Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) an. Drei andere Moscheen wurden von der Islamischen Welt-Liga in Mekka betreut. Jeweils eine Moschee ist der bosnisch-herzegowinischen Moslemgemeinschaft, der Jama´at-i-Islami, der schiitischen Gemeinschaft sowie der Ahmadiyya Anjuman Isba´at-Islam zuzuordnen.36 Die Moscheebauten in Deutschland werden in der Regel mit Hilfe von Beiträgen und Spenden von Mitgliedern der Moscheevereine, als auch durch Spenden aus In- und Ausland von Einzelpersonen und Institutionen finanziert. Außerdem finanzieren sich die Moscheevereine aus selbst erwirtschafteten Erträgen vom Einzelhandelsgeschäft sowie von Teestuben und Cafés.37 Häufig nehmen Vereine für den Bau von repräsentativen Moscheen ergänzende Kredite auf. Als Bürgschaft dienen mitunter bereits erworbene Immobilien oder Grundstücke des Vereins, gegebenenfalls auch Moscheen anderer Vereine. Gelegentlich werden die Kredite auch von Gemeindemitgliedern gewährt. In der Regel erhalten die Moscheevereine keine staatliche Unterstützung. Jedoch wurden in einigen Fällen von Kommunen Zuschüsse beim Kauf eines Grundstücks gewährt. Moscheen, die dem Dachverband DITIB angehören, seit 1982 von der staatlichen türkischen Behörde für Religionsangelegenheiten (Diyanet) politisch als Gegenpol zu den Moscheeverbänden aufgebaut, die das staatliche Laizismus-Verständnis nicht teilten und zur religiös 33 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 29 f. Beinhauer-Köhler, Bärbel/ Leggewie, Claus (2009), S. 118 f. 35 Ebd., S. 30 36 Solms-Lautbach, Franz (30.05.2007): http://www.welt.de/politik/deutschland/article907312/In_Deutschland_gibt_es_ bereits_159_Moscheen.html (letzter Zugriff am 12.08.2011) 37 Beinhauer-Köhler, Bärbel/ Leggewie, Claus (2009), S. 30-31 11 34 orientierten, teilweise religiös-radikalen politischen Opposition gehörten, erhalten Unterstützung aus der Türkei, indem einerseits die Imame vom Türkischen Staat entsandt und entlohnt werden und andererseits Gebäude gekauft werden, die als Moscheen dienen, so dass die Gemeinde nur den Unterhalt selbst bezahlen muss. Öffentliche Fördergelder aus Deutschland werden gelegentlich für einzelne Maßnahmen oder Angebote, wie z.B. für Sprachkurse, bewilligt.38 3.3. Funktionen und Aufgaben der (repräsentativen) Moscheen Funktionen repräsentativer Moscheen wie der Unterhalt von Krankenhäusern sowie die Rolle als politisches Machtzentrum sind mit dem Verfall des Osmanischen Reichs im 20. Jahrhundert weitgehend entfallen. Moscheen in Deutschland sind vorrangig Orte der religiösen, teilweise auch religiös-politischen Zusammenkunft, der Bildung, sozialer Treffpunkt und Orte des rituellen Gebets. Vor allem am Freitag und an Wochenenden kommen viele Gläubige in die Moschee. In den Moscheen erfolgt des Weiteren die Betreuung der Gemeinde, die zahlreiche formelle und informelle Aufgaben mit einschließt. Hierzu gehört die religiöse Betreuung in Todesfällen, die die rituelle Leichenwaschung und das Totengebet umfasst. Weitere Schwerpunkte stellen die Seelsorge, Trauungen sowie die Jugendarbeit dar. 39 Moscheen sind auch Bildungsorte, in denen oftmals und abhängig von den örtlichen Gegebenheiten Unterweisungen in den Grundlehren des Islam, Korankurse, Hausaufgabenhilfe, Deutschkurse sowie Computer- und Alphabetisierungskurse häufig auf ehrenamtlicher Basis oder gegen einen geringen Beitrag angeboten werden. Die repräsentativen Moscheen dienen heutzutage ebenfalls als Zentrum für profane und geschäftliche Aktivitäten und fungieren somit auch als multifunktionale Gemeinde- und Bürgertreffpunkte. Sie bieten als Jugendtreff und als ein Ort der Freizeitgestaltung Angebote wie Tischfußball, Fernsehen oder Billard an. An den Moscheen angegliedert sind Tee- und Kaffeehäuser, Bibliotheken sowie Läden zum Verkauf von Lebensmitteln.40 Ein zusätzlicher Schwerpunkt ist die Beratungstätigkeit. Es gibt Konfliktberatungsangebote für Familien und Hilfestellungen bei der Arbeitssuche oder bei Behördengängen - auch diese Angebote werden größtenteils ehrenamtlich von aktiven Gemeindemitgliedern durchgeführt oder durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Für Frauen werden neben dem Religions- und Koranunterricht Näh-, Strick-, Kalligraphie-, Kunst38 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 33 Ceylan, Rauf (2008): Islamische Religionspädagogik in Moscheen und Schulen. Hamburg, S. 72 40 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 24 39 12 und Kochkurse angeboten. Kulturelle Angebote, wie das Spielen von Musikinstrumenten, Gesang und Vorführungen von islamisch-mystischen Liedern und Volkstänzen finden ebenfalls in den Räumen der Moschee statt. Außerdem werden Dichterlesungen veranstaltet und besondere religiöse Gedenktage, wie z.B. die Geburt des Propheten Muhammed, gemeinsam gefeiert. Der interreligiöse Dialog hat für viele Moscheen einen wichtigen Stellenwert. Hierzu finden seit 1997 jeweils am 3. Oktober Veranstaltungen zum „Tag der offenen Moschee“ gemeinsame Friedensgebete oder Moscheeführungen statt. Zusätzlich werden jedes Jahr Gäste aus der Nachbarschaft, den verschiedenen Religionsgemeinschaften, Politik, Medien und anderen Bereichen zum gemeinsamen Fastenbrechen im Fastenmonat Ramadan eingeladen.41 Innerhalb der verschiedenen Gemeinden variieren die Angebote je nach Größe und Aktivität der Gemeinde und den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sowie den zur Verfügung stehenden finanziellen Möglichkeiten.42 4. Islamische Verbände in Deutschland43 In Deutschland leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime, die zu einem hohen Anteil einen türkischen Migrationshintergrund (63%) haben.44 Zudem ist unter den Muslimen ein deutlicher Männerüberschuss zu verzeichnen (der Anteil der Männer beträgt 53 Prozent, der Frauen 47 Prozent).45 Knapp die Hälfte der Muslime mit Migrationshintergrund (45 Prozent) sind deutsche Staatsangehörige. 46 Die Zahl der deutschen Muslime ohne Migrationshintergrund liegt schätzungsweise zwischen 13.000 und 100.000 47 . Im Land Bremen leben 1,6 Prozent der Muslime.48 Dem Islam ist eine einheitliche Vertretung, wie die Christen sie kennen, fremd, da er keine zentral organisierte und hierarchische Struktur aufweist. Als Religionsgemeinschaft sind Muslime in Deutschland vor allem in eingetragenen Vereinen organisiert, die sich zumeist an den religiösen und religiös-politischen Strömungen in ihren Heimatländern 41 42 Clearingprojekt (2007), S. 7f. Schoppengerd, Johanna (2008), S. 29 43 Die Vielzahl an islamischen Organisationen in Deutschland kann hier nur unvollständig dargelegt werden. Beispielsweise fehlen in unserer Darstellung die Organisationen und Verbände der Aleviten oder der Ahmadiyya sowie Initiativen der säkularen Muslime oder Initiativen muslimischer Frauen. Die Auswahl der dargestellten Vereine und Verbände folgte dem Prinzip, dass im regionalen Kontext von Bremen nur die Nutzer eben dieser Vereine befragt wurden. 44 Haug u.a. (2009), S. 80, 96 Haug u.a. (2009), S. 99 46 Haug u.a. (2009), S. 80 47 Haug u.a. (2009), S. 58 48 Haug u.a. (2009), S. 107. In der Studie fehlen Angaben, auf welche Gesamtzahlen sich der Prozentwert bezieht. Nimmt man die maximale Anzahl der Muslime, so würden laut der Studie 69.483 Muslime im Land Bremen leben. (Minimale Anzahl: 60.489). 13 45 orientieren. 49 Zwischen diesen vielfältigen ethnischen Gruppen gibt es wiederum konfessionelle Unterschiede. Zu nennen sind die Anhänger des sunnitischen Islams, der Schia, des Alevitentum sowie der Ahmadiyya. Die Vielfalt der Muslime äußert sich sowohl über die Unterschiedlichkeit der islamischen Organisationen wie auch dadurch, dass etwa 80 Prozent der Muslime nicht direkt Mitglieder dieser Organisationen sind, gleichwohl etwa 40-60 Prozent diese Organisationen aufsuchen.50 Auch herrscht über die Mitgliederzahl der Vereine Unklarheit, denn am religiösen Vereinsleben nehmen mehr Menschen teil, als Mitglieder in einem Verein eingetragen sind. 51 Ferner haben sich neben den islamischen Vereinen inzwischen Vereinigungen, Dachverbände und über diesen stehende Spitzenverbände sowie Verbände auf internationaler Ebene gebildet. Der überwiegende Teil der Dachverbände und Vereine in Deutschland ist, aufgrund des sehr hohen Anteils türkischstämmiger Muslime, türkisch geprägt. In Deutschland existiert keine zentrale Vertretung aller Muslime, die vergleichbar wäre mit der Vertretung der (katholischen/evangelischen) Christen durch die entsprechende Kirche. 52 Die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts räumt der Organisation eine sehr große Autonomie und umfangreiche Steuerprivilegien ein sowie die Möglichkeit freie Wohlfahrts– und Jugendpflege zu betreiben. Außerdem ermöglicht sie die Aufnahme in die Bauleitplanung der Städte und Gemeinden. Obwohl die Zentralorganisationen eine gewisse Vereinheitlichung anstreben und sich als Ansprechpartner für die deutsche Verwaltung und Öffentlichkeit anbieten, können sie dennoch nicht den Anspruch erheben, sämtliche Muslime in Deutschland zu repräsentieren.53 Als „Koordinationsrat der Muslime in Deutschland“ haben sich 2007 die vier größten islamischen Organisationen in Deutschland, der „Zentralrat der Muslime“ (ZMD), der „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ (IRD), die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.“ (DITIB) und der „Verband der Islamischen Kulturzentren e.V.“ (VIKZ) zusammengeschlossen, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden. Sicher kann die Gründung des Koordinierungsrates als ein wichtiger und guter Schritt im Dialog zwischen Staat und Muslimen bezeichnet werden. Jedoch wird von vielen Experten, Politikern und Muslimen kritisiert, dass der Koordinierungsrat vor allem konservative Muslime vertrete und nicht für die Gesamtheit der Muslime in Deutschland sprechen 49 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 32 Haug (2009), S. 167 51 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 33 52 Ebd., S. 33 ff. 53 Leggewie, Claus/ Joost, Angela/ Rech, Stefan (2002), S. 17 50 14 könne. Sie befürchten, dass sich orthodoxe bis ultraorthodoxe Positionen durchsetzen könnten.54 Im Land Bremen gibt es seit 2009 Bemühungen der muslimischen Gemeinden die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts zu erhalten. Die aktuelle Regierungskoalition hat in ihrer Koalitionsvereinbarung beschlossen, mit Vertreterinnen und Vertretern der Muslime zu vertraglichen Verabredungen zu kommen.55 4.1. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) Die DITIB (Diyanet Işleri Türk Islam Birliği) wurde 1982 in Berlin als regionaler Dachverband mit 15 registrierten Moscheen gegründet und ist derzeit der mitgliederstärkste islamische Verein.56 Die Mitgliederzahl wird in der Literatur zwischen 100.000 und 220.000 geschätzt.57 Die DITIB arbeitet in geregelter Abstimmung mit dem "Staatlichen Präsidium für religiöse Angelegenheiten" der Türkei zusammen und vertritt größtenteils die laizistische Haltung zum Verhältnis von Staat und Islam der Türkei. 58 4.2. Islamische Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) Die IGMG hat ca. 30.000 Mitglieder59 in Deutschland und gilt mit 323 Moscheen60 als die größte staatsunabhängige muslimische Gemeinschaft in Deutschland.61 Die in der Regel in der Türkei ausgebildeten Imame, werden größtenteils von Spenden der Vereinsmitglieder bezahlt. Die IGMG begreift sich als Organisation, die die Mitglieder bei religiösen, kulturellen und sozialen Belangen betreut. 62 Der Islam sei im gesellschaftlichen und individuellen Bereich eine Lebensweise, deren Einfluss nicht an der Moscheetür ende, sondern auch im Alltagsleben der Muslime mit moralisch-ethischen Werten und Vorgaben eine maßgebliche Rolle spiele. Dabei sind auch die Kooperation mit den christlichen Kirchen sowie die Öffentlichkeitsarbeit ein zentraler Teil ihrer Arbeit.63 54 Krupp, Kerstin (12.04.2007): http://www.berlinonline.de/berlinerzeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0412/politik/0040/ index. html (letzter Zugriff am 12.08.2011) 55 Koalitionsvereinbarung der bremischen SPD und Bündnis 90/DIE GRÜNEN 2011, S. 91: http://bremen.de/fastmedia/36/110628%20KoaV%20Gesamt_ENDGueLTIG.pdf (letzter Zugriff am 19.01.2012) 56 Halm, Dirk/Sauer, Martina (2004): Freiwilliges Engagement von Türkinnen und Türken in Deutschland, Essen, S. 1 http://www.bmfsfj.de/Publikationen/engagementtuerkisch/1-Einleitung/1-4-verbaende,seite=1.html (letzter Zugriff am 12.08.2011) 57 Mesicek, Andrea (2007): Vom ‚Islam in Deutschland’ zum ‚Deutschen Islam', S. 14 58 Halm, Dirk/Sauer, Martina (2004): Freiwilliges Engagement von Türkinnen und Türken in Deutschland, Essen, S. 1 http://www.bmfsfj.de/Publikationen/engagementtuerkisch/1-Einleitung/1-4-verbaende,seite=1.html (letzter Zugriff am 12.08.2011) 59 BMI (2010): Verfassungsschutzbericht 2010. Vorabfassung, S. 224, Berlin 60 Islamische Gemeinde Milli Görüs: http://www.igmg.de/uploads/media/Selbstdarstellung-IGMG-Deutsch.pdf (letzter Zugriff am 23.07.2012) 61 Halm/Sauer (2004), S. 2. http://www.bmfsfj.de/Publikationen/engagementtuerkisch/1-Einleitung/1-4verbaende ,seite=2.html (letzter Zugriff am 12.08.2011) 62 Halm/Sauer (2004), S. 2 63 Halm/Sauer (2004), S. 5 15 Die IGMG wird langjährig beobachtet durch Verfassungsschutz aufgrund latent antisemitischer Publikationen, politischer Nähe zu religiös-motivierten Parteien (AKP) in der Türkei und des Islamismusverdachts. Ihre Begründung lautet folgendermaßen: Der IGMG wird vorgeworfen den Islam zu „ideologisieren“, daher wird der seit einigen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. „Ihre auf Stärkung der eigenen religiösen und kulturellen Identität und Bewahrung vor einer Assimilation an die deutsche Gesellschaft ausgerichteten Bestrebungen scheinen jedoch geeignet, die Entstehung und Ausbreitung islamistischer Milieus in Deutschland zu fördern.“64 4.3. Verband der islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) Der VIKZ (Islam Kültür Merkezleri Birliği) geht zurück auf die 1967 gegründete "Türkische Union", die nach 1973 ihre Aktivitäten als "Islamisches Kulturzentrum" fortführte und deren Gemeinden sich 1980 zum "Verband der islamischen Kulturzentren" zusammenschlossen. Der VIKZ war der erste Verband, der sich - schon in den 60er Jahren - für die Schaffung einer gemeinsamen Bewegung auf Bundesebene einsetzte. Heute hat er nach eigenen Angaben Gemeindemitgliedern.“ 300 Gemeinden in Deutschland mit rund 20.000 65 4.4. Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD) Der ZMD entstand im Dezember 1994 und möchte als Repräsentant und Ansprechpartner für alle bzw. einen größeren Teil der Muslime in Deutschland angesehen werden. Neben Dachverbänden und Einzelorganisationen, die bundesweit tätig sind, gehören auch einzelne lokale islamische Zentren zu den Mitgliedern. Der Verband selbst nennt eine Einzelmitgliederzahl von 43.000. Eine deutliche Schwächung hat der ZMD durch den Austritt des Verbandes der islamischen Kulturzentren (VIKZ) im Jahr 2000 erfahren.66 4.5. Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e.V. (IRD) Der IRD wurde 1986 als bundesweite Koordinierungsinstanz und gemeinsames Beschlussorgan islamischer Religionsgemeinschaften in Berlin gegründet. Er versteht sich als autonome islamische Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Im Islamrat sind Muslime unterschiedlicher Herkunft organisiert, neben türkischen und deutschen sind dies bosniakische, marokkanische und andere afrikanische Muslime. Der Islamrat vertritt 37 64 BMI (2010): Verfassungsschutzbericht 2010. Vorabfassung, S. 175, Berlin Halm/Sauer (2004), S. 2 66 Halm/Sauer (2004), S. 5 65 16 Mitgliedsvereine mit geschätzten 40.000 bis 60.000 Mitgliedern. Größter Mitgliedsverein ist die türkische Islamische Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG), die die Mehrheit der Mitglieder sowie den Vorsitzenden stellt. Der Islamrat sieht seine Aufgaben in der religiösen, sozialen und kulturellen Betreuung der in Deutschland lebenden Muslime. Hierzu gehören beispielsweise die Glaubensunterweisung für Jugendliche und Erwachsene, die Durchführung von Gottesdiensten und anderen religiösen Veranstaltungen.67 4.6. Schura Bremen Islamische Religionsgemeinschaft e.V. (Schura Bremen) Die Schura Bremen ist ein Dachverband, in dem sich 2006 islamische Religionsgemeinschaften des Bundeslandes Bremen zusammengeschlossen haben. Sie definiert sich als ein Beratungsgremium, betreut und fördert die Zusammenarbeit zwischen bestehenden islamischen Gemeinden und unterstützt neue Gemeinden bei der Gründung und Entwicklung. Die Schura Bremen hat sich die Interessensvertretung der Musliminnen und Muslime in Bremen und die Unterstützung der islamischen Lebensweise, beispielsweise durch Schaffung und Förderung von karitativen und sozialen Einrichtungen, zum Ziel gesetzt. In der Schura Bremen sind Muslime mit unterschiedlichen kulturellen Herkünften vertreten. 68 Exkurs: Moscheen im Land Bremen Ähnlich wie in anderen Bundesländern haben auch die Bremer Muslime in den 1960er Jahren die Gemeinschaftsgebete in Wohnheimen verrichtet, bis der Raum, insbesondere an Feiertagen, für die Anzahl der Gläubigen nicht mehr ausreichte und größere Räume (bspw. Sporthallen) angemietet werden mussten. Das Land Bremen kann ungefähr 30 Moscheevereine verzeichnen. Die genaue Zahl kann aufgrund fehlender Daten nicht benannt werden. Die erste repräsentative Moschee in Bremen, die Fatih-Moschee, geht auf den bereits 1973 gegründeten und 1974 ins Vereinsregister eingetragenen Moscheeverein „Fatih-Moschee - Verein zur Erhaltung des islamischen Gebetsraumes in Bremen e.V.“ zurück. 69 Die Gemeinde der Fatih-Moschee ist die älteste und bisweilen größte muslimische Gemeinde in Bremen.70 Die Fatih-Moschee wurde zwischen 1995 und 1999 auf einem Grundstück von 4.000 qm im Stadtteil Gröpelingen, finanziert von Spendengeldern, gebaut. Sie ist mit einem Minarett und einer 67 Website Islamrat: www.islamrat.de (letzter Zugriff am 23.07.2012) Website Schura Bremen: http://www.schurabremen.de/index.php?option=com_content&view=article &id=50&Itemid=63 (letzter Zugriff am 09.11.2009) 69 Fatih Moschee - Verein zur Erhaltung des islamischen Gebetsraumes e.V.: http://bremen.de/344367 (letzter Zugriff am 03.08.2012) 70 Fatih Moschee: http://www.fatih-moschee.de/ (letzter Zugriff am 19.01.2012) 17 68 Kuppel ausgestattet und bietet 1.300 Gläubigen Platz zum Gebet. In den Gebäudekomplex der Moschee sind - zusätzlich zu den getrennten Gebetsräumen für Männer und Frauen Bibliothek, Schulungs- und Tagungsräume, Jugend- sowie Verwaltungsräume und ein Café integriert. Nach Eigendarstellung legt die Fatih-Moschee besonders Wert auf ihre Gemeindefunktion mit sozialen wie kulturellen Angeboten für alle Bremer/innen unabhängig von religiöser, kultureller oder sozialer Herkunft. 71 Vor allem nehmen Schüler/innengruppen das Angebot der kostenfreien Moscheeführungen in der FatihMoschee an. Rund 5.000 Personen erhalten so jährlich einen Einblick in das Gemeindeleben. Als erste Moschee in Bremen hat die Fatih-Moschee im Mai 2011 in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz zum Blutspenden eingeladen. Dieser Einladung sind viele Gemeindemitglieder gefolgt, sodass im Januar 2012 erneut ein Blutspendetermin in der Fatih-Moschee stattgefunden hat.72 Die Bremer muslimischen Gemeinden sind seit Beginn der 1990er Jahren gesellschaftlich und sozial stärker aktiv und wenden sich auch an die nicht-muslimische Öffentlichkeit. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Henning Scherf (SPD) haben sie zum ersten Mal in Bremen eine Islam-Woche initiiert, die bundesweit große Aufmerksamkeit erhielt. Die 1. Bremer Islam-Woche 1997 zeichnete sich nicht nur durch ihr vielfältiges Programm aus, sondern auch durch die Präsenz und Kooperation von und mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen (evangelisch, katholisch, jüdisch), Kultur- und Bildungseinrichtungen, wie z.B. Museen sowie der Universität, als auch der aktiven Teilnahme der unterschiedlichen Strömungen innerhalb des Islam. 73 Die Themen waren genauso vielfältig wie die Organisatoren und Teilnehmer/innen. Die 2. Bremer IslamWoche fand 2002 mit einem weitaus größeren Unterstützer- und Teilnehmerkreis statt. Zum ersten Mal nahmen auch die Gewerkschaften sowie die Alevitische Gemeinde an der Islam-Woche teil und boten Seminare als auch Symposien an. Die Bremer muslimischen Gemeinden gestalten bis heute aktiv den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen. So werden jährlich Interessierte zum Fastenbrechen eingeladen oder die Bremer Integrationswoche unterstützt. Die Grundsteinlegung für die zweite repräsentative Moschee im Land Bremen fand im März 2011 in Bremerhaven statt. Der Bau der Fatih-Moschee mit Minarett (20 m) und Kuppel (15 m) soll drei Jahre dauern und ebenfalls wie andere repräsentative Moscheen als 71 Fatih-Moschee: http://www.fatih-moschee.de/ (letzter Zugriff am 19.01.2012) DRK-Blutspendentermin in Bremen: http://www.drkblutspende.de/blutspendetermine/index.php?abgeschickt=1&ort_eingabe=Bremen (letzter Zugriff am 19.01.2012) 73 Beiträge und Ergebnisse der 1. Bremer Islam-Woche: http://www.diagonal-verlag.de/61-buch.html (letzter Zugriff am 19.01.2012) 18 72 Begegnungsstätte fungieren. Vor allem bietet sie der seit 20 Jahren in der Hinterhofmoschee betenden muslimischen Gemeinde einen neuen Ort für religiöse, soziale und kulturelle Aktivitäten. Allerdings wird der Bau der Moschee nicht von allen Bremerhavener/inne/n begrüßt. Der gesamte Bauprozess - von der Baugenehmigung, dem Grundstückskauf bis hin zum Bau selbst - wird immer wieder durch Sachbeschädigung, Diebstahl von Baumaterial und rassistische Äußerungen verzögert.74 5. Die Moscheenutzerbefragung Trotz einer hohen Anzahl an Moscheen in Deutschland und auch an organisierter Interessensvertretung, fehlen bislang Befragungen und Studien, in denen die Moscheebesucher/innen selbst im Mittelpunkt stehen und ihre Moscheen bzw. Gemeinden bewerten. Umso bedeutender ist daher die Initiative der Schura Bremen, durch welche die hier vorliegende Moscheenutzerbefragung zustande kam. Der Vorstand der Schura Bremen wandte sich 2008 mit der Idee zur Evaluation der Moscheeangebote an den Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung der Universität Bremen und bat um Kooperation. Drittmittel standen nicht zur Verfügung, sodass der Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung der Schura Bremen Unterstützung aus Eigenmitteln bei der Erstellung des Fragebogens, der Bereinigung der Daten sowie der Auswertung dieser zusagte. Die hier vorgestellte Moscheenutzerbefragung greift ein wichtiges Forschungsdesiderat auf: Die Befragung ermöglicht einen ersten allgemeinen empirisch basierten Zugang zur Akzeptanz und Nutzung der bisherigen Moscheeangebote und bietet Ideen für eine zukünftige Gestaltung dieser entsprechend der Bedürfnisse der Moscheebesucherinnen und Moscheebesucher. Dabei sind die nachstehenden Fragen forschungsleitend: – Zu welchen Anlässen wird die Moschee bzw. die Gemeinde aufgesucht? – Welche Angebote werden genutzt? – Welche Erwartungen haben die Moscheebesucher/innen an die Moscheen und islamischen Gemeinden? – Gibt es dabei alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede? 74 Nordseezeitung vom 08.09.2010 „Muslime bauen Fatih-Moschee“: http://www.nordseezeitung.de/region/bremerhaven_artikel,-Muslime-bauen-Fatih-Moschee-_arid,426035.html (letzter Zugriff am 19.01.2012). sowie Nordseezeitung vom 09.12.2011 „Die Kuppel kommt erst später“: http://www.nordseezeitung.de/region/bremerhaven_artikel,-Die-Kuppel-kommt-erst-spaeter-_arid,674509.html (letzter Zugriff am 19.01.2012) 19 5.1. Zum methodischen Design der Moscheenutzerbefragung 2008 hat Schura Bremen gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung der Universität Bremen, einen vollstandardisierten Fragebogen mit insgesamt 38 Fragen, darunter auch Fragebatterien, entwickelt. Für die Organisation der Befragung in den jeweiligen Gemeinden und die Eingabe der ausgefüllten Fragebögen übernahm die Schura Bremen die Verantwortung. Der Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung übernahm die Bereinigung der Daten sowie die Auswertung der Befragung unter Bezugnahme auf den wissenschaftlichen Forschungsstand. Für die Befragung wurden mehrsprachige Interviewerinnen und Interviewer eingesetzt. Sie wurden von der Schura Bremen rekrutiert und in Absprache mit dem Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung für die Interviews geschult. Die Interviewer/innen waren in der Lage, falls erforderlich, Teile des Fragebogens bzw. einzelne Wörter ins Albanische, Arabische oder Englische zu übersetzen. Zusätzlich lag der gesamte Fragebogen auch in türkischer Übersetzung vor. Insgesamt haben 31 mehrsprachige Freiwillige (darunter zwei Frauen), die in ihrer Gemeinde aktive und anerkannte Mitglieder sind, die Befragung durchgeführt. Die Mehrheit von ihnen waren Studierende und aktive Gemeindemitglieder zwischen 20 und 40 Jahren. Die Befragten wurden selbstständig und zufällig von den Interviewerinnen und Interviewern ausgewählt (willkürliche Stichprobe). Dabei haben sie neben Moscheebesucher/innen in ihrem Familien-, Bekannten- und Freundeskreis auch ihnen nicht bekannte Moscheebesucher/innen aus anderen Gemeinden befragt. Die Befragungen wurden sowohl an Werktagen als auch an Wochenenden zu unterschiedlichen Tageszeiten, bei verschiedenen Veranstaltungen der Moscheen und islamischen Gemeinden (Unterricht, Vorstandsitzung) und während der Freizeitaktivitäten, z.B. im Café der Moschee, als auch vor und nach dem Freitagsgebet durchgeführt, sodass der Einbezug einer heterogenen Gruppe hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildungs- und Berufsstand gewährleistet werden konnte. Bei der Erhebung der Daten wurden folgende Methoden angewandt: 1. Die Fragebögen wurden an mehrere Personen gleichzeitig verteilt und von ihnen im Beisein des Interviewers/der Interviewerin von den Befragten selbst ausgefüllt. 2. Der Fragebogen wurde von dem Interviewer/der Interviewerin in Form eines faceto-face Interviews ausgefüllt. 3. Der Fragebogen wurde mitgegeben und der/die Befragte hat ihn selbst ausgefüllt und zu einem späteren Zeitpunkt dem Interviewer/der Interviewerin ausgehändigt. 20 Insofern handelt es sich, wie eingangs bereits betont, bei dieser Befragung nicht um eine den strengen wissenschaftlichen Maßstäben entsprechende repräsentative Untersuchung. Gleichwohl liefert sie erste Erkenntnisse zum Forschungsgegenstand und bietet Anregungen für weitere wissenschaftliche Forschung. 5.1.1 Teilnehmende Moscheen und islamische Gemeinden Die Befragungen fanden in verschiedenen Moscheen und islamischen Gemeinden in Bremen, Bremen-Nord und Bremerhaven statt. Darunter befinden sich türkische Moscheen und islamische Gemeinden, die sowohl dem Dachverband IGMG, der SCHURA als auch der DITIB angehören. Auf Wunsch der Gemeinden sind die Befragten in der vorliegenden Auswertung den Moscheen bzw. Gemeinden nicht zuzuordnen. 5.1.2 Die Stichprobe Von September 2008 bis Januar 2009 wurden insgesamt 382 Moscheebesucher/innen befragt. Unvollständig und widersprüchlich ausgefüllte Fragebögen konnten für die Auswertung nicht berücksichtigt werden, sodass insgesamt 330 Fragebögen von Moscheebesucher/innen im Alter von 18 bis 76 Jahren ausgewertet wurden. Der Anteil der Frauen an der Befragung liegt bei 34 Prozent (in absoluten Zahlen 113). Dies kann zum einen dem weitaus höheren Anteil der männlichen Interviewer geschuldet sein oder den seit Jahrzehnten beobachteten Trend des häufigeren Moscheebesuches durch männliche Muslime widerspiegeln75. 75 vgl. Şen, Faruk/Sauer, Martina (2006): Islam in Deutschland. Einstellungen der türkischstämmigen Muslime, Essen, S. 29 21 Abbildung 1: Verteilung der Befragten nach Geschlecht in % Geschlecht % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 66% 70% 60% 50% 34% 40% Weiblich 30% 20% 10% 0% Männlich Geschlecht Was die Alterszusammensetzung der Stichprobe betrifft, so bildet sie die jüngere Population der Moscheebesucher/innen ab. Die 18 bis 29-Jährigen stellen mit 29 Prozent und die 30 bis 39-Jährigen mit 30 Prozent den größten Anteil dar. Der Anteil der Befragten nimmt mit den 40-Jährigen rapide ab. Die über 70-Jährigen Moscheebesucher/innen bilden mit 2 Prozent die kleinste vertretene Altersgruppe in dieser Befragung. 11 Prozent waren 60 bis 76 Jahre alt. Weitere 6 Prozent der Befragten haben keine Angabe zu ihrem Alter gemacht. Abbildung 2: Verteilung der Befragten nach Alter in % Alter der Befragten in Jahren % innerhalb von Alter, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 35% 30% 29% 30% 18-29 25% 20% 15% 10% 30-39 40-49 14% 9% 9% 50-59 6% 2% 5% 60-69 70-76 Keine Angabe 0% Alter 22 5.2. Auswertung der Moscheenutzerbefragung Die Darstellung der Auswertung erfolgt in drei thematischen Blöcken. Zuerst werden die soziodemografischen Daten, wie Wohnort, Schulbildung, Familienstand etc. vorgestellt, im Anschluss werden das Nutzungsverhalten sowie die Bewertungen der Moscheeangebote dargelegt. Das Kapitel schließt mit der Auswertung gesellschaftlich-politischer Fragen, wie z.B. die Frage nach der Zusammenlegung der Moscheevereine unter einem Dachverband oder die nach dem Akzeptanzgefühl als muslimischer Gläubiger durch die Mehrheitsgesellschaft. 5.2.1 Soziodemografische Daten a) Wohnort 82 Prozent der Befragten wohnen in Bremen, acht Prozent leben in Bremerhaven und sieben Prozent in Niedersachsen. D.h. die Moscheen in Bremen werden in erster Linie von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt genutzt. Abbildung 3: Verteilung der Befragten nach Bundesland in % Wohnort nach Bundesland in %, n = 330 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 82% Bremen Bremerhaven Niedersachsen 8% 7% 3% Keine Angabe In welchem Stadtteil wohnen Sie? Schlüsselt man die Antworten nach Stadtbezirken auf, so wohnt die Mehrheit mit 29 Prozent in Bremen West, davon 21 Prozent im Stadtteil Gröpelingen. 22 Prozent der Befragten wohnen in Bremen Ost, von ihnen jeweils fünf Prozent in Vahr und Hemelingen. In Bremen Nord wohnen 15 Prozent der Befragten. Insgesamt haben sechs Prozent keine detaillierte Angabe zu ihrem Wohnort gemacht, sondern lediglich Bremen als Wohnort angegeben. 23 Abbildung 4: Verteilung der Befragten nach Stadtbezirken in % Wohnort in %, n = 330 35% 29% 30% 22% 25% 15% 20% 15% 7% 10% 8% 7% 6% 3% 5% 3% 0% Bremen Mitte Bremen Süd Bremen Ost Bremen West Bremen Nord Bremen Bremerhaven Niedersachsen Keine Angabe In welchem Stadtteil wohnen Sie? b) Migrationsstatus Mehr als zwei Drittel der befragten männlichen Moscheebesucher hat eine eigene Migrationserfahrung (70%), 29 Prozent sind in Deutschland geboren. Hingegen ist bei den weiblichen Moscheebesuchern das Verhältnis ausgewogener. 49 Prozent sind eingewandert und 50 Prozent sind in Deutschland geboren. Somit stellt die Moschee verstärkt einen Anlaufpunkt für Frauen der zweiten (und dritten) Generation dar. Dies gilt bei dieser Befragung nicht im gleichen Maße für die Männer. Die Moschee erreicht nach dieser Stichprobe mit ihren Angeboten eher die erste bzw. zweite Generation der befragten Männer. Das entspricht der Beobachtung, dass jüngere Frauen in der muslimischen Dispora die Moschee zunehmend als sozialen Ort des Treffens und der Bildung für sich entdecken, während die Müttergeneration vorwiegend nur zu bestimmten Ereignissen die Moschee besucht. Abbildung 5: Verteilung der Befragten nach Migrationserfahrung und Geschlecht in % Sind Sie selbst eingewandert oder hier aufgewachsen? % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 70% 49% 50% 29% Weiblich 1% 2% Männlich Eingewandert Geboren und aufgewachsen keine Angabe 24 c) Staatsangehörigkeit Ein auffällig hoher Anteil von Männern (64%) und Frauen (36%) hat die Frage nach der Staatsangehörigkeit nicht beantwortet. Von den Frauen, die die Frage beantwortet haben, haben fast doppelt so häufig (59%) die deutsche Staatsangehörigkeit als die befragten männlichen Moscheebesucher (32%). Dies kann zum einen mit dem höheren Anteil der in Deutschland geborenen weiblichen Moscheebesuchern zusammenhängen und zum anderen mit dem allgemein höheren Anteil von eingebürgerten Frauen. Laut Mikrozensus lassen sich Frauen, vor allem Alleinstehende, häufiger einbürgern, als Männer76. Abbildung 6: Verteilung der Befragten nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht in % Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 70% 64% 59% 60% 50% 40% 36% 32% 30% 20% 10% Weiblich 4% 3% 0% 1% Türkisch Andere Männlich 0% Deutsch Keine Angabe d) Familienstand Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist verheiratet: bei den männlichen Befragten liegt der Anteil mit 76 Prozent etwas höher, als bei den weiblichen Befragten mit 70 Prozent. So haben auch mehr ledige Frauen (28%) an der Befragung teilgenommen als ledige Männer (23%). Der Anteil der geschiedenen Frauen ist mit zwei Prozent bzw. der geschiedenen Männern mit einem Prozent verschwindend gering. Zum Vergleich: im Jahr 2005 waren 56 Pozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund verheiratet und 7 Prozent geschieden77. 76 Bandorski, Sonja u.a. (2009): Der Mikrozensus im Schnittpunkt von Geschlecht und Migration. Berlin, S. 43f. 77 Bandorski, Sonja u.a. (2009): Der Mikrozensus im Schnittpunkt von Geschlecht und Migration. Berlin, S. 49, 66. 25 Abbildung 7: Verteilung der Befragten nach Familienstand und Geschlecht in % Wie ist Ihr aktueller Familienstand? % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 80% 70% 76% 70% 60% 50% 40% 28% 30% Weiblich 23% 20% 10% 2% 1% 0% 1% Männlich 0% Verheiratet Ledig Geschieden Verwitwet e) Anzahl der Kinder Ein Drittel der befragten Frauen und Männer haben keine Kinder. Ein-Kind-Familien sind mit 8 Prozent im Gegensatz zu Familien mit zwei (18%) und drei Kindern (19%) seltener. Etwas niedriger ist der Anteil der Befragte mit vier Kindern (13%). 8 Prozent der Befragten haben fünf und bis zu neun Kinder. Es ist anzunehmen, dass Moscheebesucher/innen für ihre Kinder ebenfalls Angebote wünschen und kindgerechte Angebote ihre Zufriedenheit mit der Moschee bzw. der islamischen Gemeinde erhöhen wird. Abbildung 8: Verteilung der Befragten nach Anzahl der Kinder in % Anzahl der Kinder in % 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 34% 18% 19% Anzahl der Kinder 13% 8% 1 Kind 8% 2 Kinder 3 Kinder 4 Kinder 5-9 Kinder Keine Kinder 26 f) Höchster erreichter Schulabschluss Die Verteilung der Bildungsabschlüsse auf die Geschlechter ist ausgewogen. 42 Prozent der Frauen und Männer geben an, dass sie Abitur bzw. Fachabitur haben. Auffällig, aber nicht überraschend, ist der mehr als doppelt so häufigere Fachoberschulabschluss der Männer (14%). Der Anteil der Frauen und Männer, die keinen Abschluss bzw. einen Hauptschulabschluss haben, ist mit 33 Prozent gleich hoch, wobei der Anteil der Frauen ohne Schulabschluss um 4 Prozentpunkte höher liegt, als bei den Männern. Der Anteil der Frauen, die einen Realschulabschluss erworben haben, ist mit 20 Prozent 2 Prozentpunkte niedriger als bei den Männern. Abbildung 9: Verteilung der Befragten nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % Vergleicht man die Stichprobe der Moscheenutzerbefragung mit den Daten aus dem Bildungsbericht (2010), so werden beachtliche Unterschiede deutlich, vor allem für Personen mit türkischem Migrationshintergrund. In der Altersgruppe der 25 bis unter 65-Jährigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund für das Jahr 200878 haben 39 Prozent der Männer einen Haupt- (33% Frauen), 19 Prozent einen Realschulabschluss (22% Frauen), 28 Prozent Abitur (29% Frauen) und 12 Prozent keinen allgemeinbildenden Abschluss. 78 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Bildung in Deutschland 2010. Tab.B3-5web unter http://bildungsbericht.de/index.html?seite=8404 (letzter Zugriff am 09.06.2011) 27 Abbildung 10: Verteilung der 25 bis 64-Jährigen mit Migrationshintergrund nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % in 2008 25 bis 64-jährige Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2008 nach Schulabschluss und Geschlecht 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 39% 33% 22% 19% 15% 12% Weiblich 1% 1% 0% 1% be Ke in e An ga itu r Ab e hu l sc e sc h hn i ec lyt Po Re al OS ul e ts ch Ha up hl us s Männlich Ab sc Ke in en 29%28% Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Tab.B3-5web / Eigene Darstellung Werden die Angaben zum Migrationshintergrund weiter nach dem türkischem Migrationshintergrund differenziert, werden die Unterschiede zur hiesigen Stichprobe sehr deutlich. 37 Prozent der Frauen mit türkischem Migrationshintergrund hat keinen Abschluss bzw. 39 Prozent hat einen Hauptschulabschluss (Moscheebefragung 13%). Der Anteil der Frauen, die die Hochschulreife erworben haben, liegt bei lediglich 10 Prozent (Moscheebefragung 42%!!). Männer mit türkischem Migrationshintergrund weisen etwas bessere Abschlüsse vor. So haben 25 Prozent keinen allgemeinbildenden Schulabschluss (Moscheebefragung 9%), fast die Hälfte (47%) hat einen Hauptschulabschluss (Moscheebefragung 24%) und 13 Prozent die Hochschulreife (Moscheebefragung 42%). 28 Abbildung 11: Verteilung der 25 bis 64-Jährigen mit türkischem Migrationshintergrund nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % in 2008 25 bis 64-jährige Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund 2008 nach Schulabschluss und Geschlecht 47% 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 25% 13%14% Weiblich 13% 10% 0% 1% 0% 0% be Ke in e An ga tu r Ab i hu le e sc h hn i Po lyt ec Re al sc OS ul e ts ch Ha up hl us s Männlich Ab sc Ke in en 39% 37% Quelle: Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010): Tab.B3-5web / Eigene Darstellung Festzuhalten ist, dass die Moschee in dieser Stichprobe häufiger von Besucherinnen und Besuchern mit einem höheren Schulabschluss frequentiert wird. Zumindest haben diese häufiger an der Befragung teilgenommen. Somit erreichen die Moscheen und islamischen Gemeinden in Bremen vor allem bildungserfolgreiche Musliminnen und Muslime. Hier ließe sich eine Hypothese formulieren: Repräsentieren die Moscheen mehrheitlich Muslime mit einem hohen Bildungsabschluss? Über die Hälfte der befragten Frauen (55%) hat ihre Schullaufbahn in Deutschland absolviert. Entsprechend dem hohen Anteil der Befragten mit eigener Migrationserfahrung sind 39 Prozent der männlichen Befragten in der Türkei oder „woanders“ (22%) zur Schule gegangen (Frauen 34%). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 61 Prozent der Männer nicht in Deutschland zur Schule gegangen sind und eine hohe Schulbildung aufweisen. 29 Abbildung 12: Verteilung der Befragten nach dem Ort, an dem sie zur Schule gegangen sind und nach Geschlecht in % Wo sind Sie zur Schule gegangen? % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 60% 55% 50% 40% 37% 39% 34% 30% 22% 20% Weiblich 11% 10% 1% 2% 0% Männlich Deutschland Türkei Woanders Keine Angabe g) Abgeschlossene Berufsausbildung Die befragten Männer haben zu 52 Prozent ihre Berufsausbildung abgeschlossen, die Frauen hingegen nur zu 30 Prozent. Mehr als 69 Prozent der Frauen haben zum Befragungszeitraum keine abgeschlossene Berufsausbildung. Abbildung 13: Verteilung der Befragten nach abgeschlossener Berufsausbildung und nach Geschlecht in % h) Aktueller Beschäftigungsstand Fast die Hälfte der befragten Moscheebesucherinnen sind Hausfrauen (44%), hingegen ist keiner der befragten Männer Hausmann. Mit 29 Prozent ist der höchste Anteil der befragten Männer als Arbeiter tätig (Frauen 5%). Ein Viertel der Frauen und 22 Prozent 30 der Männer studieren. Große Unterschiede gibt es auch beim Anteil der befragten Rentnerinnen (1%) und Rentner (17%). Daraus kann geschlussfolgert werden, dass Seniorinnen die Moschee weniger aufsuchen, zumindest seltener an der Befragung teilgenommen haben, als Senioren. Der Anteil der freiberuflich Tätigen ist bei den Männer mit 6 Prozent dreimal höher, als bei den Frauen. Ebenfalls dreimal so viele Männer sind arbeitssuchend. Tabelle 1: Verteilung des aktuellen Beschäftigungsstandes nach Geschlecht in % Frauen (n = 113) Männer (n = 217) Hausfrau/-mann 44% 0% Student/in 25% 22% Angestelte/r 14% 11% Arbeiter/in 5% 29% Arbeitsuchende/r 4% 12% Azubi 4% 2% Selbständige/r 2% 6% Beamte/r 1% 0% Rentner/in 1% 17% Doktorant 0% 0% Keine Angabe 0% 1% 5.2.2 Auswertung der Fragen zur Moschee (allgemein) und zur Häufigkeit des Moscheebesuches Nach den soziodemographischen Ausführungen, folgen nun die Auswertungsergebnisse der Bewertung von Moscheeangeboten. Vorweg ist anzumerken, dass eine hohe Zufriedenheit der Befragten festzustellen ist. Allerdings werden alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich, die nachfolgend im Einzelnen dargelegt werden. a) Gefallen an der Moschee 79 Prozent der Befragten gefällt die Moschee sehr gut bzw. gut. Lediglich 5 Prozent gefällt die Moschee nicht bzw. gar nicht (Ohne Abbildung). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Großteil der Befragten gerne die Moschee aufsucht und dort verweilt. 31 b) Dauer des Aufenthaltes in der Moschee nach Stunden und Geschlecht Die Verweildauer der Frauen in der Moschee ist zu 60 Prozent auf weniger als zwei Stunden in der Woche beschränkt. Die befragten Männer sind häufiger und länger in der Moschee. Am häufigsten halten sind Männer mit einem Anteil von 30 Prozent zwei bis drei Stunden pro Woche in der Moschee auf. D.h. Frauen nutzen zwar die Angebote der Moschee, beten in der Moschee oder besuchen Informationsveranstaltungen, aber diese Angebote übersteigen nicht die wöchentliche zeitliche Dauer von zwei Stunden. Es ist anzunehmen, dass die Angebote zur Freizeitgestaltung eher an den Bedürfnissen der männlichen Besucher orientiert sind. Fast die Hälfte der Männer (45%), und damit dreimal mehr als Frauen, verbringt durchschnittlich drei bis über zehn Stunden pro Woche in der Moschee (Frauen 15%). Abbildung 14: Verteilung der Befragten nach durchschnittlichem Aufenthalt in der Moschee in Stunden und nach Geschlecht in % c) Dauer des Aufenthaltes in der Moschee nach Stunden und Alter Bei der wöchentlich in der Moschee verbrachten Zeit werden nicht nur geschlechtsspezifische, sondern auch altersspezifische Unterschiede sehr deutlich. So ist die Verweildauer in der Moschee mit weniger als zwei Stunden bei den 18 bis 29-Jährigen mit 57 Prozent am höchsten, wobei der Anteil der Frauen, wie aus der vorherigen Abbildung hervorgeht, sehr hoch ist. Die Mehrheit der befragten Besucher verbringen 2-3 32 Stunden in der Woche in der Moschee. Fast ein Drittel der befragten 60 bis 69-Jährigen Moscheebesucher/innen verbringt mehr als zehn Stunden in der Moschee. 43 Prozent sind hingegen zwei bis drei Stunden in der Moschee. Mehr als zehn Stunden verbringen ebenfalls mit einem Anteil von 21 Prozent die Befragten ohne Altersangabe. Sechs Prozent der 18 bis 29-Jährigen geben an, dass sie für mehr als zehn Stunden die Moschee aufsuchen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass mit steigendem Alter die Verweildauer zunimmt, dennoch die häufigste Verweildauer zwei bis drei Stunden beträgt. Auffallend ist der hohe Anteil der Antwortverweigerer bei den 70 bis 76-jährigen. Abbildung 15: Verteilung der Befragten nach durchschnittlichem Aufenthalt in der Moschee in Stunden und nach Alter in % Wie viel Zeit verbringen Sie wöchentlich durchschnittlich in der Moschee (in Stunden)? % innerhalb von Alter, (n = 330) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-76 Keine Altersangabe Weniger als 2h 57% 37% 19% 23% 13% 14% 32% 2-3 h 22% 22% 34% 35% 43% 14% 32% 3-10 h 14% 23% 32% 29% 13% 29% 16% Mehr als 10 h 6% 15% 13% 10% 30% 14% 21% Keine Angabe 1% 2% 2% 3% 0% 29% 0% d) Häufigkeit des Moscheebesuches nach Geschlecht Betrachtet man die Häufigkeit des Moscheebesuches nach Geschlecht, zeigt sich ein stark differenziertes Bild über das Nutzungsverhalten. Generell ist festzuhalten, dass Männer öfter die Moschee aufsuchen als die befragten Frauen. Am häufigsten, mit 39 Prozent, gehen die Männer "mehrmals in der Woche" in die Moschee, gefolgt von 32 Prozent (acht Mal häufiger als Frauen) mit "mehrmals am Tag". Zwar geben die befragten Frauen zu 31 Prozent an, dass sie mehrmals in der Woche in der Moschee sind, jedoch besucht mehr als jede zweite Befragte (54%) die Moschee nur zu hohen Festtagen, Hochzeiten und 33 Beerdigungen. Hingegen ist der Anteil der Männer, die nur an Festtagen die Moschee aufsuchen, mit einem Prozent verschwindend gering. So ist die Moschee für mehr als die Hälfte der befragten Frauen ein Treffpunkt für soziokulturelle Veranstaltungen. Auch wird die Moschee drei Mal häufiger von Männern aufgesucht, um das Freitagsgebet zu verrichten, als von Frauen. Diese Zahlen decken sich in ihrer Relation mit denen des Religionsmonitors, demnach verrichten 35 Prozent der befragten Männer und 10 Prozent der Frauen das Freitagsgebet in der Moschee79. Abbildung 16: Verteilung der Befragten nach Häufigkeit des Moscheebesuches und nach Geschlecht in % e) Häufigkeit des Moscheebesuches nach Alter Die 18 bis 59-Jährigen und die Befragten ohne Altersangabe besuchen die Moschee mehrmals in der Woche. Die 18 bis 29-Jährigen besuchen die Moschee zu gleichen Anteilen (34%) zu hohen Festtagen, Beerdigungen und Hochzeiten sowie mehrmals in der Woche. Am häufigsten halten sich die 60 bis 69-Jährigen mit 73 Prozent in der Moschee auf, sie gehen mehrmals am Tag in die Moschee. Ebenfalls geht mehr als jeder zweite Befragte (57%) der 70 bis 76-Jährigen mehrmals am Tag in die Moschee. Es ist durchaus ein Zusammenhang mit der Verrentung und den freigewordenen zeitlichen Ressourcen anzunehmen. Wohingegen der prozentuale Anteil der tägliche Besucher bei den unter den 18-29-Jährigen am niedrigsten ist. 79 Bertelsmann Stiftung (2008): Religionsmonitor 2008. Muslimische Religiosität in Deutschland. Gütersloh, S. 18 34 Abbildung 17: Verteilung der Befragten nach Häufigkeit des Moscheebesuches und nach Alter in % Diese Daten sind ein erster Hinweis darauf, dass die Moscheen und Gemeinden mehr als bisher alters- und wochentagsabhängige sowie geschlechtsspezifische Angebote offerieren sollten, wenn sie dem Nutzungsveralten ihrer Besucher/innen stärker entsprechen wollen. Im nächsten Abschnitt werden der Anlass des Moscheebesuches und damit die favorisierten Angebote dargestellt. 5.2.3 Anlass des Moscheebesuches nach Geschlecht und Alter Islamische Gemeinden bieten für ihre Besucherinnen und Besucher nicht nur Gebetsmöglichkeiten, sondern auch vielfältige Angebote zur religiösen Weiterbildung (Korankurse, Religionsunterricht, Arabischkurs) an. Sie organisieren Informationsveranstaltungen sowohl zum Islam als auch zu alltäglich relevanten Themen, wie z.B. zu pädagogischen und rechtlichen Fragestellungen. Für Jugendliche und junge Erwachsene werden Freizeitaktivitäten sowie Hausaufgabenbetreuung angeboten. Die befragten Moscheebesucher/innen machen von diesen Angeboten je nach Geschlecht und Alter unterschiedlich Gebrauch, wie nachfolgend aufgezeigt wird. 35 a) Anlass des Moscheebesuches nach Geschlecht Männer (68%) wie Frauen (97%) besuchen hauptsächlich die Moschee, um dort ihr Gebet zu verrichten. Männer nutzen die Moschee hauptsächlich als Ort des Gebetes, Frauen sowohl als Ort des Gebetes als auch als Bildungseinrichtung. Die befragten Frauen nehmen verstärkt an Informationsveranstaltungen zum Islam (56%) und an Korankursen (26%) teil. Es zeigt sich, dass sie stärker als Männer an einer religiösen Bildung interessiert sind. Hier bietet es sich an, Angebote in diesem Bereich (Informationsveranstaltungen zum Islam, islamischer Religionsunterricht sowie Korankurse) für Besucherinnen verstärkt anzubieten. Männliche Befragte hingegen nehmen mit 29 Prozent häufiger am Religionsunterricht, Arabischsprachkurs (6%) und an Nachhilfe (6%) teil als weibliche Befragte. Auffällig sind vor allem die Unterschiede in der Nutzung der angebotenen Freizeitaktivitäten. Der Anteil der befragten Frauen, die die angebotenen Freizeitaktivitäten nutzen, ist im Vergleich zu den Männern um 10 Prozentpunkte geringer (18% zu 28%). Aus dem Datenmaterial gehen die Gründe für die unterschiedlich starke Nutzung nicht hervor. Denkbar wäre die Dominanz männerspezifischer Freizeitangebote, wie z.B. Fußball, Räume mit Kicker und Billardtisch. Empfehlenswert wäre eine zusätzliche qualitative Befragung zu Wünschen und Bedürfnissen der Moscheebesucherinnen, sodass geschlechtsspezifische Anforderungen in den Angeboten der Moscheen und Gemeinden deutlich würden und Berücksichtigung finden könnten. Abbildung 18: Verteilung der Befragten nach Anlass des Moscheebesuches und nach Geschlecht in % 36 b) Anlass des Moscheebesuches nach Alter In allen Altersgruppen wird die Moschee mit einem sehr hohen Anteil für das Gebet genutzt. Am wenigsten mit 71 Prozent von den 70 bis 76-Jährigen, am häufigsten mit 96 Prozent von denen Befragten, die ihr Geburtsjahr nicht angegeben haben. Informationsveranstaltungen zum Islam und islamischer Religionsunterricht sind für die Befragten in jeder Altersgruppe von Bedeutung. Am seltensten wird der Arabischkurs in Anspruch genommen. Angebote der Moschee zur Freizeitgestaltung werden von den 20 bis 49-Jährigen zwischen 22 Prozent bis 27 Prozent in Anspruch genommen. Der Korankurs wird von denen ohne eine Altersangabe mit 38 Prozent am häufigsten besucht. Es dominiert die Funktion der Moschee als Ort der religiösen Bildung und der religiösen Praxis. Abbildung 19: Verteilung der Befragten nach Anlass des Moscheebesuches und nach Alter in % Zu welchem Anlass besuchen Sie in der Regel die Moschee? % der "ja"-Antworten innerhalb des Alters, Mehrfachnennungen sind möglich (n = 330) 100% 80% 60% 40% 20% 0% 18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-76 Keine Altersangabe Gebet 89% 89% 74% 87% 93% 71% 95% Korankurs 16% 17% 23% 32% 20% 0% 47% Arabischkurs 5% 3% 6% 3% 3% 0% 11% Religionsunterricht 28% 30% 23% 23% 27% 0% 37% Infoveranstaltungen zum Islam 38% 55% 49% 55% 47% 14% 42% Andere Infoveranstaltungen 10% 15% 15% 3% 13% 0% 5% Nachhilfe 1% 7% 11% 3% 0% 0% 5% Freizeit 29% 29% 28% 10% 17% 0% 16% 37 5.2.4 Bewertung der Moscheeangebote (allgemein) Im Folgenden wird dargestellt, wie die zahlreich genutzten Angebote der Moschee von den Nutzerinnen und Nutzern bewertet werden. a) Zufriedenheit mit dem derzeitigen Angebot Mehr als die Hälfte der befragten Männer und Frauen ist mit den Angeboten der Moscheen und islamischen Gemeinden zufrieden. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die sich zustimmend äußern, minimal. Allerdings sind fast doppelt so viele Frauen mit dem Angebot wenig bzw. gar nicht zufrieden, wenn auch auf einem eher geringen Niveau (12% zu 7%). Erneut wird deutlich, dass weitere qualitative Erhebungen nötig sind, um hier abzeichnende geschlechtsspezifische Bedürfnisse gezielter zu eruieren. Abbildung 20: Verteilung der Befragten Moscheeangeboten und nach Geschlecht in % nach Zufriedenheit mit den b) Wunsch nach weiteren Moscheeangeboten Obwohl 56 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer bereits Informationsveranstaltungen zum Islam besuchen, wünschen sich 63 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer mehr davon. Leider liegen uns keine differenzierten Informationen darüber vor, in welcher Sprache und in welcher Häufigkeit die Veranstaltungen stattfinden, wer sie durchführt, ob Referent/inn/en eingeladen werden oder ob die Organisation und Durchführung in der Verantwortung des Imam liegt. Antworten auf diese Fragen könnten zu eruieren helfen, warum trotz der häufigen Nutzung 38 von Informationsveranstaltungen hier offenbar ein erhöhter Bedarf bei der Zielgruppe besteht. Weitere Fragen, die in einer repräsentativen Studie beantwortet werden könnten, sind folgende: Welche Themen sind von besonderer Relevanz für die Moscheebesucher/innen, nach welchen Kriterien werden die Themen ausgewählt, welche geschlechtsspezifischen Veranstaltungen werden angeboten und entsprechend genutzt? Von den angebotenen Moscheeaktivitäten wünschen sich jeweils 55 Prozent der Frauen und Männer mehr Informationsveranstaltungen rund um das Thema Erziehung. Der Fragebogen gibt allerdings keine Antwort darüber, wie viele derjenigen, die sich ein Mehr von Erziehungsthemen wünschen, bereits eine "Informationsveranstaltungen zur Erziehung" besucht haben, da diese Antwortmöglichkeit unter „Anderen Informationsveranstaltungen" subsumiert worden ist. Der Anteil, derjenigen, die an "Anderen Informationsveranstaltungen" teilgenommen hat, darunter zählen Informationsveranstaltungen über Erziehung, Polizei, Gesundheit, Deutschland sowie rechtliche Angelegenheiten, ist mit 10 Prozent (12% Männer) relativ niedrig. Aus der hohen Zustimmung für ein größeres Angebot an Informationsveranstaltungen zur Erziehung (jeweils 55%) kann zumindest geschlussfolgert werden, dass die befragten Männer das Thema der Erziehung nicht als spezifisch weibliches Thema erachten. Erziehungsthemen sind für die Moscheebesucher sehr bedeutend. Zu erklären wäre das u.a. mit der Orientierung der Befragten an einem islamischen Erziehungsideal, das einen hohen Anspruch an die Fähigkeiten der Eltern stellt, ihren Kindern Grundlagen des Islam zu vermitteln. Im Erziehungsideal gläubiger muslimischer Familien soll das Erziehungshandeln darauf ausgerichtet sein, Kinder und Jugendliche zu sowohl gläubigen und (im religiösen Sinne) kundigen als somit letztlich auch religionsmündigen Menschen zu erziehen. Die Perspektive ist dabei weniger auf eine individuelle Entfaltung als vielmehr den Beitrag des Einzelnen als nützliches Mitglied der Gemeinschaft gerichtet. Für den Glauben und die Religion ist somit eine umfassende (religiöse) Bildung Pflicht. Viele Eltern sehen sich aufgrund ihres eigenen, niedrigen allgemeinen Bildungshintergrundes dieser Aufgabe nicht gewachsen. Sie betrachten ihr eigenes Wissen über den Islam sowie die Ausübung ihrer religiösen Praxis als zu defizitär, um hier die entsprechende Vorbildund Beraterfunktion zu übernehmen. Folglich schicken sie ihre Kinder zur Erlangung einer 39 religiösen Bildung in die Moscheen, damit sie dort an den verschiedenen Angeboten, wie Koranunterricht, Religionsunterricht u.ä. teilnehmen. 80 Wie aus der Befragung deutlich wird, werden die Moscheeangebote auch für die eigene Bildungserweiterung genutzt. Die hervorgehobene Rolle, die die Moschee im Kontext des erwünschten Bildungsaufstieges der muslimischen Migranten und Migrantinnen spielt, wird hier nachvollziehbar. 42 Prozent der Frauen wünschen mehr Angebote zur Freizeitgestaltung, aber auch Männer (41%), die die Freizeitangebote häufiger nutzen, wünschen sich mehr Angebote. Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass sich die Moscheebesucher/innen ein "Mehr" von allen angebotenen Moscheeaktivitäten wünschen. Am häufigsten Informationsveranstaltungen zum Islam, gefolgt von Religionsunterricht (Männer 58%) und Informationsveranstaltungen zu Erziehung (Frauen und Männer 55%). Am wenigsten wünschen sich die Befragten Informationsveranstaltungen zu Deutschland und Nachhilfeunterricht (für die Kinder). Abbildung 21: Verteilung der Antworten nach mehr Moscheeaktivitäten und nach Geschlecht in % Wunsch nach mehr Moscheeaktivitäten % innerhalb von Geschlecht der "Ja-Antworten", Frauen (n = 113) und Männer (n = 217), Mehrfachnennungen möglich 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 80 Infoveran- Infoveran. Religionsstaltunge zur Korankurs unterricht n zum Erziehung Freizeit Arabischkurs Infoveran. Infoveran. Infoveran. Nachhilfezu zu rechtl. zu unterricht Gesundhe Angelegen- Deutsch- Weiblich 63% 55% 51% 51% 42% 42% 40% 42% 31% 26% Männlich 61% 55% 58% 52% 41% 38% 34% 39% 34% 34% Vgl. Karakaşoglu/Öztürk (2007) 40 5.2.5 Moscheeführungen für Nicht-Muslime Moscheen bieten Raum für öffentliche Veranstaltungen und stellen einen Ort dar, an dem Gäste begrüßt und empfangen werden können. Häufig wurden die Hinterhofmoscheen von der Mehrheitsgesellschaft als nicht einladend empfunden, dabei besteht ebenfalls bei den Moscheevereinen der Wunsch, in einer würdigen sowie optisch ansprechenden Moschee Gäste zu empfangen. So ist ein Trend zur Öffnung der Moscheen, z.B. durch den Tag der offenen Moschee etc., zu konstatieren. Gerade repräsentative Moscheen können durch ihr Raumprogramm die Bedürfnisse der vielfältigen Gruppen innerhalb der Gemeinde optimal befriedigen und ein breit gefächertes kulturelles und soziales Angebot ermöglichen, wodurch Kontakte zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen entstehen. Moscheen tragen im Idealfall zur Stärkung der eigenen religiös geprägten Identität und der individuellen Position in der Gesellschaft sowie zur Einbindung in die Gesellschaft als migrations- und religionspolitische Vertretung und als Ort der Begegnung mit der Aufnahmegesellschaft bei. 81 Moscheeführungen können hierbei die Begegnung unterstützen und zu einem Dialog zwischen den islamischen Gemeinden und der Mehrheitsgesellschaft beitragen. Vor allem bieten Moscheeführungen die Gelegenheit, diesen Prozess pädagogisch eigenständig zu gestalten und zu begleiten.82 a) Moscheeführungen in der eigenen Moschee? Bei der Befragung von Moscheebesucher/innen in Bremen geben 64 Prozent der weiblichen und 59 Prozent der männlichen Befragten an, dass in ihren Moscheen Führungen für Nicht-Muslime durchgeführt werden, wohingegen 12 Prozent der befragten Frauen und 24 Prozent der Männer anführen, dass bei ihnen keine Moscheeführungen stattfinden. Die Moscheebesucher/innen nehmen zum großen Teil bewusst wahr, dass in dem von ihnen besuchten Moscheen Führungen für Nicht-Muslime angeboten werden. 81 82 Schoppengerd, Johanna (2008), S. 49 vgl. Özdil, Ali-Özgür (2002) 41 Abbildung 22: Antworten der Befragten auf die Frage, ob Führungen in ihrer Moschee stattfinden nach Geschlecht in % b) Meinung zu Moscheeführungen Um die Meinungen der Moscheebesucher/innen zu Moscheeführungen zu erfragen, wurden vier Antwortmöglichkeiten 83 auf einer Sechserskala von "Stimme voll zu" bis "Betrifft mich nicht" vorgegeben. 79% der befragten Moscheebesucher/innen stimmen voll bzw. eher zu, dass Moscheeführungen die Verständigung zwischen Muslimen und NichtMuslimen fördern und zugleich eine gute Werbung für den Islam darstellen (64% stimmen voll/eher zu). Lediglich 6 Prozent teilen diese Meinung nicht und geben an, dass Moscheeführungen "nichts Positives für die Muslime selbst"84 bringen. Weitere 4 Prozent sind der Ansicht, dass Moscheeführungen "viel Unruhe in die Moschee bringen"85 (ohne Abbildung). Festzuhalten ist, dass die Mehrheit der Befragten Moscheeführungen begrüßt und diese als Beitrag zum Dialog mit Nicht-Muslimen und zur islamischen Selbstdarstellung und Selbstpräsentation sehen. 5.2.6 Moscheemitgliedschaft und gefühlte Verbandszugehörigkeit Die Mitgliedschaft in Organisationen und Vereinen wird in der Forschungsliteratur als ein Aspekt der Integration definiert. 86 Auch in der vorliegenden Untersuchung wurde nach einer Vereinsmitgliedschaft gefragt, genauer nach der Mitgliedschaft in einem Moscheeverein. Bei der Mitgliedschaft in einem Moscheeverein sind deutliche 83 1. Es hilft bei der Verständigung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. 2. Es ist eine gute Werbung für den Islam. 3. Es bringt viel Unruhe in die Moschee. 4. Es bringt nichts Positives für die Muslime selbst. 84 Aus dem Fragebogen, Frage 37 85 Aus dem Fragebogen, Frage 37 86 vgl. Haug u.a. (2009) 42 geschlechtsspezifische Unterschiede feststellbar. 64 Prozent der befragten Männer sind eingetragene Mitglieder in einem Moscheeverein, im Gegensatz zu Frauen mit 39 Prozent. Diese Zahlen decken sich zum Teil mit denen der repräsentativen Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" (2009), nach der 69 Prozent der männlichen und 48 Prozent der weiblichen Muslime Mitglied in einem Verein, Verband oder einer Organisation sind.87 a) Moscheemitgliedschaft Betrachtet man jedoch den Anteil derer, die kein Mitglied sind, aber regelmäßig spenden, so ist der Anteil der Frauen hoch und liegt bei 42 Prozent (Männer 24%). Demnach ist eine hohe aktive finanzielle Beteiligung der männlichen wie auch der weiblichen Befragten an Moscheevereine zu verzeichnen. Insgesamt sind 81 Prozent der befragten Frauen und 88 Prozent der Männer, trotz des Wunsches nach mehr Angeboten, finanzielle Unterstützer/innen der Moscheevereine. Die hohe Spendebereitschaft kann als ein Hinweis auf die Zufriedenheit mit den Moscheeangeboten gedeutet werden. Lediglich 15 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer sind weder Mitglied noch Spender/innen. Abbildung 23: Verteilung der Befragten nach ihrer Mitgliedschaft in einem Moscheeverein nach Geschlecht in % 87 Haug u.a. (2009), S. 258. Zu beachten ist, dass nicht nur nach der Mitgliedschaft in einem Moscheeverein gefragt wurde. 43 b) Verbandszugehörigkeit Neben der Moscheemitgliedschaft wurde nach der Nähe zu einem Verband gefragt. So konnte eine von der tatsächlichen Mitgliedschaft unabhängige Darstellung der Verbandsnähe generiert werden. Die Mehrheit der Befragten fühlt sich der IGMG zugehörig (Frauen und Männer zu jeweils 45%), gefolgt von DITIB (18% Frauen und 10% Männer) und keiner Verbandszugehörigkeit (17% Frauen und 23% Männer). Dem VIKZ und der "NurculukBewegung88" fühlen sich verschwindend geringe Befragte zugehörig. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei der Nähe zur DITIB feststellbar: Fast doppelt so häufig geben weibliche Befragte mit 18 Prozent eine DITIB-Nähe an (10% männlichen DITIB-Nahen). Zu untersuchen wäre, warum sich mehr Frauen der DITIB zugehörig fühlen als Männer. Liegt es an geschlechtsspezifischen Angeboten und/oder an der häufigeren Teilnahme von weiblichen Besucherinnen der DITIB Moscheen an der vorliegenden Untersuchung? Im Vergleich zum Antwortverhalten bei der Frage nach der unspezifischen Mitgliedschaft, ist bei dieser Frage der hohe Anteil der Antwortverweigerer mit 14 bzw. 11 Prozent auffällig. Auf Wunsch der Gemeinden sind Rückschlüsse auf die formelle Mitgliedschaft nicht möglich und somit auch nicht ein Abgleich zwischen der gefühlten und formellen Mitgliedschaft. Abbildung 24: Verteilung der Befragten nach der gefühlten Verbandszugehörigkeit und nach Geschlecht in % 88 Die Islamische Gemeinschaft Jama`at un-Nur e.V. wurde 1967 in Deutschland gegründet. Die NurculukBewegung versteht sich als religiöse Reformbewegung. 44 c) Zusammenschluss der Bremer Moscheevereine Im Zusammenhang mit der gefühlten Verbandszugehörigkeit sowie der Mitgliedschaft, sind die Antworten zu einem Zusammenschluss der Bremer Moscheevereine unter einem Dachverein sehr aufschlussreich. Trotz der Nähe zu unterschiedlichen Verbänden wird ein Zusammenschluss von einer großen Mehrheit der Befragten befürwortet, am stärksten mit 87 Prozent von den männlichen Befragten. Hingegen ist der Anteil der weiblichen Befürworter mit 69 Prozent um 18 Prozentpunkte niedriger. Dagegen gaben Frauen dreimal häufiger als Männer an, keine Meinung dazu zu haben (Frauen 18%, Männer 6%). Die befragten Männer scheinen zum Zusammenschluss der Bremer Moscheevereine eine eindeutige positive Meinung zu haben. Abbildung 25: Verteilung der Befragten nach Meinung zum Zusammenschluss der Moscheevereine nach Geschlecht in % 5.2.7 Mehrheitsgesellschaft und Islam Im Rahmen der Moscheenutzerbefragung interessierte, wie die Moscheebesucher/innen die Wahrnehmung des Islam durch die Mehrheitsgesellschaft einschätzen, gemessen am Akzeptanzgefühl als Muslim/in und der Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam. a) Akzeptanzgefühl als Muslim/in In der Untersuchung wurde die subjektive Einschätzung zur eigenen Akzeptanz in Deutschland erfragt. Dabei lautete die Frage "Wie gut fühlen Sie sich in Deutschland akzeptiert?". Auffällig ist vor allem eine Drittelung der Antworten. Ungefähr ein Drittel 45 der Befragten fühlt sich "sehr gut" bzw. "gut", ein weiteres Drittel "nicht so gut" bzw. "gar nicht gut" und wiederum das letzte Drittel "teilweise" in Deutschland akzeptiert. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei der Antwort "ich fühle mich nicht so gut" bzw. "gar nicht akzeptiert" feststellbar. So fühlen sich die befragten Männer (36%) weniger akzeptiert als Frauen (27%). Hingegen fühlen sich Frauen zu 36 Prozent "sehr gut " bzw. "gut akzeptiert" (Männer zu 31%). Hinsichtlich der Gründe, warum sich die Befragten in Deutschland nicht akzeptiert fühlen, können nur Vermutungen aufgestellt werden. Möglicherweise ist das Gefühl der Nichtakzeptanz hoch, weil die Befragten die Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam als unzureichend empfinden und sich daher nicht verstanden fühlen (siehe Abbildung 26). Eine Folgeuntersuchung wäre notwendig, um hier zu aussagekräftigen Erkenntnissen zu gelangen. Abbildung 26: Verteilung der Befragten nach der gefühlten Akzeptanz in Deutschland nach Geschlecht in % b) Subjektive Einschätzung zur Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam Der Mehrheitsgesellschaft wird, bezogen auf ihr Wissen über den Islam, ein eher schlechtes Zeugnis ausgestellt. Fast drei Viertel der Befragten ist der Ansicht, dass die Mehrheitsgesellschaft "nicht" bzw. "gar nicht" über den Islam informiert ist. Lediglich acht bis neun Prozent bescheinigen der Mehrheitsgesellschaft ein fundiertes Wissen über den Islam. Auffällig ist auch der sehr geringe Anteil mit zwei Prozent, die sich nicht positionieren (Antwortkategorie "weiß nicht"), d. h. die überwiegende Mehrheit hat eine 46 eindeutige und zwar pessimistische Meinung dazu. Es wäre bedeutsam herauszufinden, wie die Befragten zu ihrer Einschätzung gelangen, ob z.B. durch Diskriminierungserfahrungen, interreligiöse Dialogarbeit, Medien und/oder persönliche Kontakte, was sie unter der Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft verstehen und sich davon erhoffen. Abbildung 27: Verteilung der Befragten nach der subjektiven Einschätzung über die Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam nach Geschlecht in % 5.2.8 Islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen Die Vermittlung religiöser Grundkenntnisse ist muslimischen Eltern sehr wichtig. Die wichtigsten Motive für muslimische Eltern mit türkischem Migrationshintergrund sind, dass ihre Kinder bestimmte religiöse und kulturelle Werte sowie Normen, wie beispielsweise das rituelle Gebet, die rituelle Waschung, Feiertage etc., erlernen und den Koran auf Arabisch rezitieren können. 89 Dazu erhalten die Kinder Religionsunterricht zumeist in den Moscheen, in der sog. Koranschule. Allerdings wünschen sich Eltern vermehrt einen islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen, wie nachfolgend eindeutig dargelegt wird. a) Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht Mit einer großen Mehrheit wird der islamische Religionsunterricht an staatlichen Schulen befürwortet (Frauen 89%, Männer 87%), somit wird den staatlichen Schulen großes Vertrauen entgegengebracht. Am häufigsten wird einem islamischen Religionsunterricht 89 Karakaşoğlu/Öztürk (2007), S. 166 47 an staatlichen Schulen auf Basis der deutschen Unterrichtssprache zugestimmt (53% Frauen, 61% Männer). Als Grund für die hohe Zustimmung zu schulischem Religionsunterricht geben Männer mit 40 Prozent und damit fast doppelt so häufig wie Frauen (23%) an, dass ihnen der Religionsunterricht in der Moschee nicht ausreicht. Unklar bleibt, ob der islamische Religionsunterricht zusätzlich zum Unterricht in der Moschee angeboten werden oder diesen ablösen soll. Möglicherweise wird der alleinige Besuch der Koranschule in der Moschee für einen (zukünftigen) Dialog ihrer Kinder mit einer mehrheitlich nicht-muslimischen Gesellschaft als ungenügend empfunden. Denkbar wäre auch, dass sich die befragten Männer eine fundierte religiöse Bildung in deutscher Sprache in der Schule als auch in der Herkunftssprache in der Moschee wünschen (siehe Abbildung 29). Zumindest können die Daten so interpretiert werden, dass von den befragten Männern der Schule mehr fachliche Kompetenz zugesprochen wird. Die befragten Frauen hingegen geben deutlich seltener an, dass der Islamunterricht in der Moschee nicht ausreichend ist. Sie sind scheinbar zufriedener mit dem Moscheeangebot als die Männer. Ein Fünftel der Frauen (22%) und der Männer (18%) wünschen sich einen verbandsunabhängigen Religionsunterricht. Zudem sind 17 Prozent der Frauen und 11 Prozent der Männer der Ansicht, dass die Lehrenden staatlicher Schulen mehr pädagogische Kompetenz auszeichnet als Lehrende von Moscheegemeinden (siehe Abbildung 28). Lediglich 11 Prozent der Frauen und 12 Prozent der befragten Männer wünschen keinen islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Die Daten verdeutlichen, dass religiöse Themen und Fragestellungen, Diskussionen über gemeinsame und ggf. unterschiedliche Werte und Normenverständnisse in der Institution Schule als sinnvoll und ergänzend zur religiösen Bildung der Moscheen angesehen werden. Von der Mehrheit der Befragten wird damit keine Konkurrenz zwischen Schule und Moschee wahrgenommen, es wird vielmehr die Integration des islamischen Religionsunterrichtes in das Curriculum gewünscht. Daraus geht eindeutig der Wunsch eines islamischen Religionsunterrichtes in staatlichen Schulen in deutscher Sprache hervor. 48 Abbildung 28: Verteilung der Befragten nach dem Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen nach Geschlecht in % Abbildung 29: Verteilung der Befragten nach den Gründen für einen islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen nach Geschlecht in %, Mehrfachnennungen Aus welchem Grund wünschen Sie sich Islamunterricht an deutschen Schulen? (Mehrfachnennungen) % innerhalb von Geschlecht, Frauen (n = 113), Männer (n = 217) 61% 53% 40% Weiblich 23% 22% 18% 17% 11% 10% 4% 11% 10% 5%7% Keine Angabe Andere Gründe Entfernung zur Moschee zu groß Männlich Mein Kind sollte Islamunterricht auf Deutsch bekommen Islamunterricht ist in der Moschee nicht ausreichend Vereinsunabhängiger Islamunterricht wünschenswert Pädagogische Kompetenz an Schulen gegeben 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 49 b) Sprache des islamischen Religionsunterrichts Wird dezidiert nach der Unterrichtssprache des islamischen Religionsunterrichts gefragt, so ist die Mehrheit (80% Frauen, 70% Männer) für Deutsch als Unterrichtssprache. Aber fast 1/5 der befragten Männer wünscht sich den Islamunterricht in der Familiensprache. Der Anteil unter den Frauen liegt mit 13 Prozent um sechs Prozentpunkte niedriger. Beide Antwortmöglichkeiten (Deutsch / Familiensprache) haben 4 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer gewählt.90 Die hohe Akzeptanz der Unterrichtssprache in Deutsch deckt sich mit Studien, wonach muslimische Jugendliche häufig mit Fragen zum Islam von der Mehrheitsgesellschaft konfrontiert werden, die sie jedoch nicht oder nur teilweise beantworten können. So drücke der Wunsch der Jugendlichen nach islamischem Religionsunterricht in deutscher Sprache an staatlichen Schulen den Wunsch nach einer soliden Religionsbildung aus, um eloquent und selbstsicher mit Fragen zum Islam umgehen zu können.91 Abbildung 30: Verteilung der Befragten nach der Unterrichtssprache des islamischen Religionsunterrichtes nach Geschlecht in % 6. Fazit Die Ergebnisse der Moscheenutzerbefragung veranschaulichen sehr deutlich, dass sich die Mehrheit der Moscheebesucher/innen für Themen interessieren, die zwar im Zusammenhang mit dem Glauben stehen, aber darüber hinausgehend auch Interesse an 90 Es gab im Fragebogen nicht die dritte Antwortvorgabe "Deutsch und Familiensprache", sondern die Befragten haben beide Antwortvorgaben "Deutsch" und "Familiensprache" angekreuzt. 91 Vgl. Karakaşoğlu/Öztürk (2007); vgl. Boos-Nünning/Karakaşoğlu (2005); vgl. Karakaşoğlu-Aydın (2000) 50 „Weiterbildung“ zeigen. Themen wie Bildung, Erziehung und Freizeitgestaltung sind für die Befragten ebenfalls von Bedeutung. Grundsätzlich wird die Moschee als wichtige Instanz zur Vermittlung von religiöser Bildung angesehen, nicht nur für ihre Kinder und Enkelkinder, sondern auch für die Befragten selbst. Die Befragten zeigen großes Interesse an diversen Moscheeangeboten (Korankurs, Informationsveranstaltungen zu Gesundheit, Religionsunterricht usw.) und besuchen diese auch. Die Häufigkeit des Moscheebesuchs ist stark alters- und geschlechtsabhängig. 60 bis 76-Jährige - mehrheitlich männliche Besucher - sind mit „mehrmals am Tag“ am häufigsten in der Moschee. Die befragten Frauen hingegen suchen die Moschee eher an religiösen Festtagen oder zu gesellschaftlichen Ereignissen wie Hochzeiten auf. So übersteigt deren wöchentliche Aufenthaltsdauer in der Moschee keine zwei Stunden. Fast jeder zweite männliche Befragte hält sich hingegen drei bis über zehn Stunden in der Moschee auf. Eindeutig wird in dieser Untersuchung die Moschee häufiger und länger von männlichen Besuchern im Alter von 60 bis 76 Jahren frequentiert. Eine gesonderte Befragung der weiblichen und der 18 bis 29-Jährigen männlichen Besucher zu ihren Wünschen und Bedürfnissen bzw. zu den Gründen, warum sie die Moschee nicht so häufig aufsuchen, wäre für eine Verbesserung bzw. stärkere Anpassung an die Bedürfnisse der Moscheebesucher/innen wichtig. Ebenfalls ist eine hohe Quote der Besucher/innen mit einem hohen Schulabschluss zu verzeichnen. Zumindest haben sie häufiger an der Befragung teilgenommen. So ist davon auszugehen, dass die Angebote der Moscheen und Gemeinden in besonderer Weise Hochschulabsolvent/inn/en ansprechen, und zwar zu ihrer Zufriedenheit. Ein weiterer Befund dieser Befragung ist die eindeutige Befürwortung eines islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache an staatlichen Schulen. Besonders hervorzuheben sind dabei die angegeben Gründe für einen islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen: 1. die Unterrichtssprache erfolgt in Deutsch, 2. der Unterricht in der Moschee wird nicht als ausreichend erachtet, 3. die Befragten wünschen einen verbandsunabhängigen Religionsunterricht und 4. den Lehrkräften an staatlichen Schulen wird eine hohe pädagogische Kompetenz zugesprochen. Das Vertrauen der Befragten in die staatlichen Schulen bei der Vermittlung von religiösen Inhalten ist groß, obwohl sich ca. ein Drittel der Befragten (darunter mehr Männer) in Deutschland nicht akzeptiert fühlen und fast drei Viertel der Befragten der Meinung sind, dass Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft über den Islam nicht ausreichend informiert sind. 51 So scheint der Wunsch, die Mehrheitsgesellschaft zu informieren und mit ihr in einen Dialog zu treten, mit konkreten Angeboten seitens der Moscheen und Gemeinden einherzugehen. Die Mehrheit der Moscheen bietet Moscheeführungen für Nicht-Muslime an, welche von den Befragten als sehr positiv aufgenommen werden, vor allem weil diese ihrer Meinung nach die Verständigung und Kommunikation fördern. 7. Ausblick Die vorliegende Untersuchung bietet zwar interessante Befunde, doch sind weitere repräsentative Studien erforderlich, um diese wissenschaftlich einzuordnen und zu ergänzen. Zu begrüßen wären Folgestudien beispielsweise zu: geschlechts- und altersspezifischen Bedürfnissen der Moscheebesucher/innen anhand von qualitativen Interviews. Eine Ländervergleichsstudie zum Nutzungsverhalten von Angeboten der Moscheebesucher/innen in Relation gesetzt zu Möglichkeiten und Hindernissen der Moscheen vor Ort (geringe räumliche, personelle, finanzielle Ressourcen). Eine Studie zu Angeboten von einzelnen Moscheen und die spezifische Einstellung und Nutzung der Besucher/innen im Vergleich mit weiteren Bremer Moscheen. Eine Untersuchung auf bildungspolitischer Ebene zur Frage, in welcher Form eine Zusammenarbeit der Moscheen mit staatlichen Bildungsinstitutionen stattfinden kann. 52 8. Literaturverzeichnis Abdullah, Muhammad Salim (2000): Muslime in Deutschland – Geschichte und Hausforderungen. In: Hannemann, Tilman; Meier-Hüsing, Peter (Hrsg.) (2000): Deutscher Islam – Islam in Deutschland. Marburg, S. 34-62. Bandorski, Sonja u.a. (2009): Der Mikrozensus im Schnittpunkt von Geschlecht und Migration. Möglichkeiten und Grenzen einer sekundär-analytischen Auswertung des Mikrozensus 2005. Berlin. Beinhauer-Köhler, Bärbel; Leggewie, Claus (2009): Moscheen in Deutschland. Religiöse Heimat und gesellschaftliche Herausforderung. Ein Projekt der Herbert-QuandtStiftung. München. Bertelsmann Stiftung (2008): Religionsmonitor 2008. Muslimische Religiosität in Deutschland. Überblick zu religiösen Einstellungen und Praktiken. Gütersloh. Boos-Nünning, Ursula/Karakaşoĝlu, Yasemin (2005): Viele Welten leben. 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Fragebogen Fragenbogen für die Moscheebesucher Datum: ___/___/_______ Interviewer: __________________________ 1. Welches Geschlecht haben Sie? weiblich männlich 2. In welchem Jahr wurden Sie geboren? ________________________________________ 3. Wie ist Ihr aktueller Familienstand? verheiratet ledig geschieden verwitwet 4. Wie viele Kinder haben Sie? Jungen: ____________________________________________________________ Mädchen: ___________________________________________________________ Keine 5. Aus welchem Land kommen Ihre Eltern? ______________________________________ 6. Sind Sie selbst eingewandert oder hier aufgewachsen? Selbst eingewandert In Deutschland geboren und aufgewachsen 7. Welche Staatsangehörigkeit haben Sie? (Mehrfachnennung möglich) deutsch andere und zwar_______________________________________________________ 8. In welchem Stadtteil wohnen Sie? ____________________________________________ 9. Wohnen Sie zur Miete oder im Eigentum? Zur Miete Im Eigentum 10. Wie ist Ihr aktueller Beschäftigungsstand? erwerbstätig als Angestellte/r erwerbstätig als Arbeiter/in erwerbstätig als Selbstständige/r erwerbstätig als sonstiges, und zwar ______________________________________ arbeitsuchend Hausfrau/-mann Rentner 57 Sonstiges, und zwar _____________________________ (z.B. Auszubildende/r o.ä.) 11. Wie lange sind Sie zur Schule gegangen? Gar nicht Bis zu 5 Jahre Bis zu 9 Jahre Bis zu 12 Jahre Länger als 12 Jahre 12. Welchen höchsten Schulabschluss haben Sie? keinen Haupt- (Volks-) schulabschluss Realschulabschluss (Mittlere Reife) oder vergleichbaren Abschluss Fachabitur Abitur 13. Wo sind Sie zur Schule gegangen? in Deutschland woanders, und zwar in __________________________________________________ 14. Haben Sie eine abgeschlossene Berufsausbildung? Ja Nein 15. In welchem Land haben Sie Ihre Berufsausbildung gemacht? in Deutschland woanders, und zwar in _________________________________________________ 16. Arbeiten Sie momentan in Ihrem erlernten Beruf Ja Nein 17.Welchen Beruf üben Sie aus? _____________________________________________ 18. Sind Sie zahlendes Mitglied in einem Moscheeverein? Ja ich bin eingetragenes Mitglied Nein, bin nicht Mitglied, aber unterstütze die Moschee mit Spenden Nein, bin nicht Mitglied, nutze nur die Angebote 19. Zu welchem Anlass besuchen Sie in der Regel die Moschee? Zum Gebet Korankurs Arabischkurs Religionsunterricht generelle Informationsveranstaltungen zum Islam Informationsveranstaltungen über Erziehung, Polizei, Gesundheit, Deutschland, rechtliche Angelegenheiten etc. Nachhilfe Freizeitgestaltung 20. Wie viel Zeit verbringen Sie wöchentlich durchschnittlich in der Moschee? (in Stunden) weniger als 2 Stunden 58 2-3 Stunden 3-10 Stunden mehr als 10 Stunden 21. Wie oft gehen Sie in die Moschee? einmal täglich mehrmals täglich mehrmals in der Woche nur zum Freitagsgebet nur zu hohen Festtagen oder bei Hochzeiten/ Beerdigungen etc. 22.Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zur Lage und Ausstattung Ihrer Moschee zu? Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme teilweise zu stimme weniger zu Stimme gar nicht zu Betrifft mich nicht Sie liegt nah zu meinem Wohnort. Sie ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Sie ist mit dem Auto gut zu erreichen. Sie ist ein angenehmer Aufenthaltsort. Sie gibt mir Kraft und Ruhe. 23. Wie gefällt Ihnen Ihre Moschee? sehr gut gut neutral nicht so gut gar nicht weiß nicht 24. Sind Sie zufrieden mit dem derzeitigen Angebot in der Moschee Ja, sehr Ja, überwiegend teils teils (könnte besser sein) weniger gar nicht 25. Welche Aktivitäten wünschen Sie sich mehr in der Moschee? (zutreffendes ankreuzen, Mehrfachnennungen möglich) Korankurs Arabischkurs Religionsunterricht generelle Informationsveranstaltungen zum Islam generelle Informationsveranstaltungen zu Gesundheit generelle Informationsveranstaltungen zur Erziehung generelle Informationsveranstaltungen zu rechtlichen Angelegenheiten generelle Informationsveranstaltungen zu Deutschland Nachhilfeunterricht 59 Freizeitgestaltung 26. Welchem Verband fühlen Sie sich zugehörig? DITIB (Türkisch-Islamische Anstalt für Religion e.V.) IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüş) VIKZ (Verein Islamischer Kulturzentren) Nurculuk (Cemaat’i Nur) ATIB Andere: __________________________________________________________ Keinem Ich möchte keine Angaben machen 27. Wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären, welche der folgenden Parteien würden Sie wählen? SPD CDU FDP Grüne Linke Andere, und zwar ______________________________________________________ Ich würde nicht wählen gehen. 28. Wie gut werden die Interessen der Muslime Ihrer Meinung nach von den folgenden Parteien vertreten? Sehr gut Gut Teils teils Nicht so gut Gar nicht Weiß nicht SPD CDU FDP Grüne Linke 29. Sind Sie Mitglied in einer der folgenden Parteien? SPD CDU FDP Grüne Linke Andere, und zwar _____________________________________________________ Ich bin kein Mitglied einer Partei. 30. Wie gut fühlen Sie sich in Deutschland akzeptiert? sehr gut gut teils teils nicht so gut gar nicht weiß nicht 31. Wünschen Sie sich Islamunterricht an deutschen Schulen? Ja Nein 32. Wenn ja, aus welchem Grund? (Mehrfachnennungen möglich) 60 Islamunterricht ist in der Moschee nicht ausreichend Mein Kind sollte Islamunterricht auf Deutsch bekommen Vereinsunabhängiger Islamunterricht ist wünschenswert Die Entfernung zur Moschee ist zu groß Die Pädagogische Kompetenz an deutschen Schulen ist gegeben Andere Gründe, und zwar ____________________________________________ Keine Angabe 33. Wenn nein, aus welchem Grund? (Mehrfachnennungen möglich) Islamunterricht kann und sollte nur in der Moschee erteilt werden Ich traue der religiösen Ausbildung der Lehrkräfte an deutschen Schulen nicht Andere Gründe, und zwar ____________________________________________ Keine Angabe 34. In welcher Sprache sollte Islamunterricht an deutschen Schulen erteilt werden? In Deutsch In der jeweiligen Familiensprache 35. Was denken Sie, wie gut die deutsche Gesellschaft über den Islam informiert ist? sehr gut gut teilweise nicht so gut gar nicht weiß nicht 36. Finden in Ihrer Moschee Führungen für Nicht-Muslime statt? Ja Nein Weiß ich nicht 37. Wie finden Sie das Angebot der Moschee, nicht muslimischen Besuchern Moscheeführungen anzubieten? Stimme voll zu Stimme eher zu Stimme teilweise zu stimme weniger zu Stimme gar nicht zu Betrifft mich nicht Es hilft bei der Verständigung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Es ist eine gute Werbung für den Islam. Es bringt viel Unruhe in die Moschee. Es bringt nichts Positives für die Muslime selbst. 38. Was halten Sie von einem Zusammenschluss aller Moscheevereine in Bremen unter einem Dachverein? Sehe ich sehr positiv und bin voll und ganz dafür. Habe zwar einige Zweifel, bin aber eher dafür. Weiß nicht, bin unentschlossen. Sehe zwar einige Vorteile, bin aber eher dagegen. 61 Sehe keine Vorteile und bin voll und ganz dagegen. Habe keine Meinung dazu. 62 11. Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Abbildung 19: Abbildung 20: Abbildung 21: Abbildung 22: Abbildung 23: Abbildung 24: Abbildung 25: Abbildung 26: Abbildung 27: Verteilung der Befragten nach Geschlecht in % ....................................... 22 Verteilung der Befragten nach Alter in % ................................................. 22 Verteilung der Befragten nach Bundesland in % ...................................... 23 Verteilung der Befragten nach Stadtbezirken in % ................................... 24 Verteilung der Befragten nach Migrationserfahrung und Geschlecht in % ................................................................................................................... 24 Verteilung der Befragten nach Staatsangehörigkeit und Geschlecht in % 25 Verteilung der Befragten nach Familienstand und Geschlecht in % ......... 26 Verteilung der Befragten nach Anzahl der Kinder in % ........................... 26 Verteilung der Befragten nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % ............................................................................................................ 27 Verteilung der 25 bis 64-Jährigen mit Migrationshintergrund nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % in 2008 ........................... 28 Verteilung der 25 bis 64-Jährigen mit türkischem Migrationshintergrund nach höchstem Schulabschluss und Geschlecht in % in 2008................... 29 Verteilung der Befragten nach dem Ort, an dem sie zur Schule gegangen sind und nach Geschlecht in % .................................................................. 30 Verteilung der Befragten nach abgeschlossener Berufsausbildung und nach Geschlecht in % ......................................................................................... 30 Verteilung der Befragten nach durchschnittlichem Aufenthalt in der Moschee in Stunden und nach Geschlecht in % ........................................ 32 Verteilung der Befragten nach durchschnittlichem Aufenthalt in der Moschee in Stunden und nach Alter in % ................................................. 33 Verteilung der Befragten nach Häufigkeit des Moscheebesuches und nach Geschlecht in % ......................................................................................... 34 Verteilung der Befragten nach Häufigkeit des Moscheebesuches und nach Alter in % .................................................................................................. 35 Verteilung der Befragten nach Anlass des Moscheebesuches und nach Geschlecht in % ......................................................................................... 36 Verteilung der Befragten nach Anlass des Moscheebesuches und nach Alter in % .................................................................................................. 37 Verteilung der Befragten nach Zufriedenheit mit den Moscheeangeboten und nach Geschlecht in % ......................................................................... 38 Verteilung der Antworten nach mehr Moscheeaktivitäten und nach Geschlecht in % ......................................................................................... 40 Antworten der Befragten auf die Frage, ob Führungen in ihrer Moschee stattfinden nach Geschlecht in %............................................................... 42 Verteilung der Befragten nach ihrer Mitgliedschaft in einem Moscheeverein nach Geschlecht in % ....................................................... 43 Verteilung der Befragten nach der gefühlten Verbandszugehörigkeit und nach Geschlecht in % ................................................................................ 44 Verteilung der Befragten nach Meinung zum Zusammenschluss der Moscheevereine nach Geschlecht in % ..................................................... 45 Verteilung der Befragten nach der gefühlten Akzeptanz in Deutschland nach Geschlecht in % ................................................................................ 46 Verteilung der Befragten nach der subjektiven Einschätzung über die Informiertheit der Mehrheitsgesellschaft über den Islam nach Geschlecht in % ............................................................................................................ 47 63 Abbildung 28: Verteilung der Befragten nach dem Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen nach Geschlecht in % ............ 49 Abbildung 29: Verteilung der Befragten nach den Gründen für einen islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen nach Geschlecht in %, Mehrfachnennungen .................................................................................. 49 Abbildung 30: Verteilung der Befragten nach der Unterrichtssprache des islamischen Religionsunterrichtes nach Geschlecht in % ............................................. 50 64