Ethik der Weltreligionen – 4. Sitzung: Hinduismus II

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Ethik der Weltreligionen – 3. Sitzung: Hinduismus I
Ethik des Hinduismus I
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
1
Entwicklung des Hinduismus im Überblick
Rigveda
(GötterHymnen
)
Samaveda
(OpferGesäng
e)
Yajurveda
(Opfergebete)
Upanishaden (800 - 200 v.Chr.)
Vedanta = „Ende des Veda“
Atharva
-veda
(RitualHymnen
)
DharmaShastra
(Lehrbüchr)
statt sruti (Offenbarung wie bei
Veden) nun smrti (überliefert.
Tradition
Surya
(Sonne
Agni
(Feuer)
Varuna
(Wasse)
DharmaSutra
(Lehrfäden)
Laksh
mi
(Glück)
Götter als Personifikationen
natür-licher bzw. kosmischer
Mächte
Brahmanen = Priester,
Veda-Gelehrte Lehrstand
Kshatriyas =
(sanātana)
Wehrstand
DHARMA
(ewige) kosmische
Vaishyas =
Weltordnung und
Nährstand
zugleich natürliche,
sittliche,
rituelle
Ordnung
bzw.
Gesetz-mäßigkeite Shudras =
Vollzug von Knechte
Opferriten (pūjās) in
Tempel
und
Haus
(Hausaltar): Erhalt der
moral. und rituell. Reinheit
und
der
(kosm.)
HARMONIE
Der „klassische“ Hinduismus –
Epen (200 v. – 500 n./1100 n.Chr)
Brahman =
die absolute
Wirklichkeit,
Weltseele,
Weltprinzip
Samsāra = Kreislauf bzw. Rad der
Wiedergeburt
Avidya = Nichtwissen der Einheit
KARMA =
Handeln,
Taten
(Vergeltungskausalität)
Brahma
„Schöpfer“
Vishnu
„Erhalter“
Shiva
„Zerstörer“
Rāmāyana (von
Valmiki) =
Legende des
Helden Rāmā
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Vedanta = nur Brahman,
alles andere Täuschung
(Maya) = Monismus
Mahābhārata mit
phil. Gedicht
Bhagavad-Gita
VishnuAvatar
Rāmā
VishnuAvatar
Krishna
Ramayuna (12. Jh.): das
Absolute mit persönl. Gott
identisch
Pan-en-theismus = in allem ist
Gott
Erlösungswege
Marga = Weg
MOKSHA =
Erlösung,
Befreiung
vom
Samsāra
Jnana-Marga:
Erkenntnis der
Einheit des individ. mit
dem absoluten Sein =
Weg der Entsagung
Bhakti-Marga:
Hingabe an, Liebe
zu einem persönl.
Gott (z.B. Krishna) =
Weg der Gnade
Yoga (des Patanjāli)
Krishnas Rat an
Prinz Ardschūna:
dharma-gemäß
handeln
Atman = die
individuelle
Seele,
menschl.
Wesenskern
Darshanas = „Anschauungen,
Untersuchungen(phil.Schulen)
Shankāra (-820 n.Chr):
Erkenntnis des All-Einen
“
Epoche des Veda (ab 1500
v.Chr.)
Achtfacher Pfad
(yoganandas): von
yama (Zucht) bis
samadhi (völlige
Ruhe)
Karma-Marga:
strenge Beachtung
der Riten, auch sittl.
Taten = Weg der
vorgeschrieb.
Pflichten
Karma-Mimansa = Kosmos
ist identisch mit Dharma (kein
Gott)
2
Dharma – Karma als Grundbegriffe hinduist. Ethik
(sanatana)
DHARMA
(ewige) kosmische
Weltordnung und
zugleich rituelle
und sittliche
Ordnung
kein
statisches
Gesetz:
„Totalität verbindlicher Satzungen“ (nicht nur im Rituellen,
sondern auch im ethisch-religiösen), „im Sinne einer mythischmagischen Korrespondenzkausalität, die rituelle und religiössittliche Vollzüge zu kosmischen Phänomenen in Beziehung
setzt“ (W. Halbfass, Indien und Europa 1981, 364).
Verschränkung der kosmischen, kultischen und ethischen Dimension
Alles und jedes hat seinen Dharma, lebt nach seinen
Gesetzmäßigkeiten, hat seine Funktion und seine Aufgaben
Brahmanen
Die kosmische
Ordnung des Weltalls
spiegelt sich
gleichsam in der
moralischen Ordnung
der Gesellschaft
Khsatriyas
Vaishyas
Shudras
Dshandriyas/Parias
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3
Karma als ethischer Grundbegriff
KARMA =
Handeln,
Taten
(Vergeltungskausalität)
™ Das konstitutive Doppelaxiom des Karma ( =
die Substanz/Energie der getanen Tat)
™ keine moralisch relevante Tat ohne karmische Vergeltung
™ keine pos. oder neg. Erlebniszustände ohne karm. Ursachen
™ Die ethisierte Karma-Vorstellung (erst) in der klassischen Zeit:
™ in den Upanishaden gleichsam noch eine „Geheimlehre“
™ als „moralischer common sense“ in der Zeit der Epen und
Dharmasastras ( = Lehrbücher über dharmagemäßes Verhalten)
™ Drei aufeinander bezogene Funktionen der Lehre von Karma/Samsara:
bietet eine Rahmen und Leitfaden für sittliche und religiöse Organisation
lässt Zustände, Ereignisse und Phänomene als unmittelbare Tatfolgen zu begreifen
artikuliert fundamentales Ungenügen an der welt. Existenz des Menschen:
Ausgangspunkt für das Ideal der absoluten Befreiung (durch Weltentsagung)
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4
Die Lebensstadien (Ashramas)
Ashramas (wörtl.: Perioden oder Orte der religiösen
Bemühung): die vier Lebensstadien eines Kastenhindus
Yogis
Sadhus
Samnyasins
Weg der Selbstvervollkommnung
4. Wanderasket (samnyasa): „alles von sich werfen“ (sam-ni-as) und den Rest
des Lebens unter höchster Entsagung als bettelnde Wanderasket verbringen
3. Einsiedler (vanaprastha): nach Abschluß welt. Verpflichtungen sich –
mit Unterhalt des „Hausfeuers“ (nicht völlige Askese) – zurückziehen und
wie ein Einsiedler an der spirituellen Selbstvervollkommnung arbeiten
2. Hausvater (grhasta): einen Beruf ergreifen, eine Familie gründen
und als Hausvater für deren Unterhalt sorgen
1. Veda-Studium (brahmacarya): mit Erlangung der religiösen Reife
sich in Keuschheit dem Vedastudium widmen
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Zur Entstehung moralischen Handelns
™ Die Bhagavad-Gita und die Lehre von den Gunas:
Güte (sattvam): „vermöge seiner Makellosigkeit (ist es) erhellend und leidlos,
bindet durch Berührung mit der Lust oder der Erkenntnis“
(Mahabaratha VI, 38,5)
Leidenschaft (rajas): „entspringt aus der Berührung mit der Begierde;
bindet den Leibträger durch Berührung mit den Werken“
(Mahabaratha VI, 38,7)
Finsternis (tamas): „entspringt aus dem Nichtwissen und wirkt betäubend
auf alle Leibträger … bindet dieselben durch Unbesonnenheit und Schlaf“
(Mahabaratha VI, 38,8)
In der Urmaterie sind drei Gunas bzw. Eigenschaften angelegt, aus denen
alles Seiende entsteht und die auch im Menschen vorhanden sind und die
die Seele im Leib gebunden halten
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Karma-Marga – Der Weg des (rituellen und ethischen) Handelns
™ Der Karmamarga („Methode des rituellen Werkes“) bietet
(am ehesten) das überkommene Bild des Hinduismus:
™ Als Weg der Buße (Fakire auf dem Nagelbrett etc.):
a der Mensch erkennt seine Schuld, b versucht diese
abzubüßen; c und sich damit zu vervollkommnen
™ Als Weg der unteren Kasten: je tiefer die Verstrickung
in die Existenz, desto eindeutiger ist die Gültigkeit von
Verhaltens-“Normen“
™ Opfer- und Sühneriten am Götteraltar, Pilgerfahrten zu
heiligen Schreinen bzw. magischen Orten etc.
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Bakthi-Marga – Der Weg der Gottesliebe
™ Hingabe (bakthi) an einen Gott: der Weg des
Glaubens an die Gnade
™ statt abstrakter Philosophien und Lehrsätze
Geschichten und Schicksale aus dem Leben
(Ramayana, Mahabharata mit Bhagavadgita)
™ Ringen um die Erfüllbarkeit der ethisch-religiösen
Pflichten, des Dharma: „Rama“ und „Sita“ als ideale
Menschenbilder (Epos Ramayana)
™ „Krishna“ (Gedicht Bhagavadgita) im Dialog mit dem
Menschen Arjuna (wie ethisch handeln?)
™ Bindung an Gunas durchschauen und Krishna
verehren: „indem er alle seine Werke tut im Hinblick
auf mich, erlangt er durch meine Gnade die ewige,
unvergängliche Stätte“ (Mahabharata VI, 42,55f).
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Yoga-Marga – Der Weg der Selbstvervollkommnung
Weg der Selbstvervollkommnung
™
Der achtgliedrige Yoga-Pfad in Patanjalis Yogasutra:
8. Befreiende Versenkung (samadhi) in absoluter Klarheit, tiefster Erkenntnis
und Weisheit (Überwindung von Ichverhaftung und Lebensdrang)
3. Sitzhaltung (asana), 4. Atemregelung (pranayama), 5. Sinnesabtötung
(pratyahara), 6. Konzentration (dharana), 7. Meditation (dhyana)
2. „Fünffache Zucht“ (niyama): Aszektik zur äußeren und inneren
Reinigung des Körpers: Reinheit, Askese, Studium, Hingabe an Gott
1. „Fünffache Bändigung“ (yama) zur äußeren Disziplinierung:
Gewaltlosigkeit (ahimsa), Wahrhaftigkeit/Wahrheit (satya),
Nicht-Stehlen, rituelle/körperl./geist. Reinheit, Sinnes-Zügelung
Samanya-Dharma: allgemeine menschliche Pflichten
(das Hindus und Nichthindus Verbindende)
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Neohinduismus I
™ Nach 1192 Indien unter muslimischer und
im 19. Jh. unter kolonialer Herrschaft
™ Herausforderung des Hinduismus durch den
Islam und schließlich die christliche Mission
™ Neuinterpretation des Hinduismus – Dialektik
von Annäherung an und Abgrenzung zum CT
™ Der (Neo)Hinduismus als die wahrhaftig
universale Religion der gesamten Menschheit
Glaube an die Einheit Gottes
als das universale Element
in allen Religionen
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Neo- bzw. Reformhinduismus II
™ Christlich inspirierter Reform-Hinduismus des Ram Mohan Roy (19. Jh):
™ Gründung des Brahmo Samaj: Ablehnung
der Autorität der Veden und des Glaubens
an göttliche Inkarnationen (avataras)
™ Bürgerlich-liberale Schichten: Ergebung an
westl. Liberalismus und Rationalismus
™ ethisch ausgerichtete Universalreligion:
Vereinigung der Elemente aller Rel. in einer
(denn in allen haben die Grundsätze des
Hinduismus Geltung): „universale
Bruderschaft“ (christl. Gesänge eingeführt)
™ Gegenstoß: Reformer Dayananda
Sarasvati: Arya Samaj: Bhakti-Gemeinschaft gegen CT und Islam innovativ
erneuern: rationale, theist. Religiosität auf
vedisch-brahmanischer Basis
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Neo- bzw. Reformhinduismus III
™ Ramakrishna und Swami Vivekananda:
™ Vision einer alle Religionen umfassenden und
transzendierenden Phil. und Spiritualität
™ Gründung der Rama-Krishna-Bewegung: mit Ziel der
Verbreitung einer Identitätsphilosophie (Vedanta-Hind.)
™ Beginn der neohinduist. Mission im Westen: Chicago
Weltparlament der Religionen 1893
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Neo- bzw. Reformhinduismus IV
™ Mahatma Ghandi (gest. 1948): Gewaltlosigkeit
(ahimsa) und Wahrheit (satyagraha)
™ Symbolfigur des gewaltlosen zivilen Ungehorsams
™ ebnet als indischer Reformer Indiens Weg in die Unabhängigkeit
™ verbindet politische Agitation mit moralischer Glaubwürdigkeit
™ das Problem der Unberührbarkeit bleibt allerdings unangetastet
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Ethik der Weltreligionen – 6. Sitzung: Buddhismus I und II
Buddhismus I und II
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Das Leben des Gautama Siddharta (566-486 v.Chr.)
Buddha
der Erleuchtete
Glanz
Gautama
und
Yasodhara
Flucht Herrscher
und
Sinnsuche
Gautama,
der
Welt?
Versuchung
Entsagung
und
und
Erleuchtung
Asketentum
Sakyamuni,
Sohn
des
Fürsten
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Die Lehre des Buddha I
™ Die Rede von Benares:
„Erkennt, ihr Mönche, daß alles Dasein leidvoll ist. Geburt ist Leid, Altern ist Leid, der
Tod ist leidvoll; leidvoll ist auch, mit jemandem vereint zu sein, den man nicht liebt, von
jemandem getrennt zu sein, den man liebt,
und das nicht erlangen zu können, was man
begehrt. Der Ursprung des Leidens in der
Welt ist der Durst nach Wiedergeburt, der
Durst nach Befriedigung der fünf äußeren
und fünf inneren Sinne“.
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Die Rede von Benares II
™ „Nichts ist in den sichtbaren und unsichtbaren Welten außer einer einzigen Macht,
die ohne Anfang und Ende ist und nur
ihrem eigenen Gesetz untertan […]
™ Erhofft euch keine Hilfe von den Göttern,
sie sind wie ihr dem Gesetz des Karma
unterworfen, werden geboren, altern und
müssen sterben, um wiedergeboren zu
werden. Sie können ihr eigenes Schicksal
nicht wandeln. Erwartet alles nur von euch
selbst. Vergeßt nicht: … jeder kann jene
höhere Macht erlangen“
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Die Lehre des Buddha II
™ Die Vier edlen Weisheiten
1. Leben ist Leiden (dhukka-sacca)
Geburt, Arbeit, Trennung, Alter, Krankheit, Tod: alles ist leidvoll
2. Leiden kommt aus Begehren (samudhava sacca)
Haften an Dingen, Gier, Haß, Verblendung mit Folge Wiedergeburt
3. Überwindung des Begehrens (nirodha sacca)
Vermeidung eines neuen Karma als Folge von guten/bösen Taten
4. Weg zur Aufhebung des Leidens (marga sacca)
Weg der Mitte zwischen Genußsucht und Askese
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Die Lehre des Buddha III
™ Der achtfache Pfad zum Nirvana („Auslöschung
des Ich“): Rechtsein (samma) in …
1. Denken
(ditthi) atman =
anatman
8. Versenkung
(samadhi):
Einsicht und
Freiheit
2. Gesinnung
(sankappa)
3. Reden (vacca): keine
Lüge, Verleumdung,
Schimpf, Klatsch
4. Handeln (kammanta):
nicht töten, stehlen,
ausschweifen,
berauschen
7. Achtsamkeit (sati):
5. Lebensführung
rechte Bewußtheit,
(ajiva): moral./eth. Beruf
Wahrnehmung
6. Bemühen (sayama):
Unterdrückung neg.
Gemütsregungen
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Der achtfache Pfad und die Dorje
™ Der rituelle Gegenstand der Dorje (Donnerkeil, Diamantzepter) als Symbol für den Weg der Erleuchtung
™ Zweimal vier Spangen repräsentieren achtfachen Pfad
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Die Lehre des Buddha IV
™ Individualität als vorübergehende Erscheinung
™ „Individuum als ständig fließender Strom von
Dharmas“ (Elementarkräften, Daseinsfaktoren)
™ Fünf Skandhas (Daseinsfaktoren) und die Befreiung aus dem Rad des Werdens (Bhava Chakra)
1. Verkörperung - Wollen
2. Empfindung
3. Wahrnehmung
4. Einprägungen
5. Erkennen
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Die Lehre des Buddha IV
™ Individualität als vorübergehende Erscheinung
™ „Individuum als ständig fließender Strom von
Dharmas“ (Elementarkräften, Daseinsfaktoren)
™ Fünf Skandhas (Daseinsfaktoren) und die Befreiung aus dem Rad des Werdens (Bhava Chakra)
1. Verkörperung - Wollen
2. Empfindung
An-Atman
3. Wahrnehmung
=
Nicht-Ich
4.
Einprägungen
5. Erkennen
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Das Rad des Werdens (Bhava Chakra)
Das „Abhängige Entstehen“ (Pratityasamutpada)
Unpersönlichkeit
bzw.
Substanzlosigkeit
allen Daseins
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Die Ausbreitung des Buddhismus
Mahayana
Hinayana
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Die Entwicklung des Buddhismus I
566-486
Leben des
Gautama
Buddha
Mönch Ananda als
Nachlaßverwalter
umstritten
1. Konzil (483)
Sammlung der
Lehrreden (dhamma)
und Ordensregeln
(vinaya)
380
2. Konzil (Vaishali)
Mahasanghikas
(„Mehrheitsorden“)
späterer Mahayana
„großes Fahrzeug“
Gegner
Theravadins
(„Ordensältere“)
späterer Hinayana
„kleines Fahrzeug“
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253
0
3. Konzil:
Kaiser Ashoka
(265-233 v.Chr.)
Buddhismus
als Staatsund KultReligion;
Konzil kann
Spaltung
nicht überwinden:
später
Mahayana
und
Hinayana
Mahayana
im Norden
China
Japan
Hinayana
im Süden
Sri Lanka
Burma
Thailand
Laos
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Die Entwicklung des Buddhismus II (Theravada)
1. Jh v.Chr.
Hinayana
Kloster Alu Vihara
Sammlung der
Überlieferung
im sog.
Pali-Kanon:
„Drei Körbe“
(tri-pitaka)
1. Lehrreden
(sitta-pitaka)
2. Mönchsregel
(vinaya-pitaka)
3. Metaphysik
(abidhamma-pitaka)
5. Jh. n.Chr.
Aufteilung der Welt in 3 Reg.
(abidhamma-pitaka)
Region der Nichtformen
Arupa-Himmel
= Welt der Buddhas
Region der Formen
Rupa-Himmel
= 2. Himmel
Region der Sinnenlust
(Pflanzen, Menschen)
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Buddhagosa (5. Jh):
Systematiker des
Theravada: macht
Pali zur Sakralsprache
Werk
„Weg zur Reinheit“
(Visuddhimagga)
und „Leitfaden der
Meditation“
durch
Vereinheitlichung
von Tradition und Sprache
bleibt der Theravada
zieml. homogen
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Ethik des Theravada-Buddhismus – Das „kleine Fahrzeug“
™ Mit seiner Verkündigung hat Buddha nur ein Fahrzeug
bereitgestellt, mit dessen Hilfe jeder Mensch für sich
allein den Samsara-Strom bezwingen/überqueren muß
Nirvana (Ich-Auslöschung)
„Reiner“
Buddhismus
rechte Sammlung (samadhi) (8)
rechte Achtsamkeit (sati) (7)
rechte Anstrengung (vayama) (6)
Weg der
Selbsterlösung
Mönchsethik (bhikkhu-sila) mit drei Observanzen:
Ordenszucht, Sinnenzügelung/Keuschheit (Zölibat),
Verzicht (kein Besitz außer dem nötigsten)
Laienethik (upasaka-sila) = panca-sila = fünf Grundweisungen:
Abstehen vom (1) Töten, vom (2) Nehmen/Stehlen,
von (3) Sinnenlust, vom (4) Lügen, vom (5) Sich-berauschen
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Die Ethik des Buddhismus – Hinayana und Mahayana
™ „Nicht wer zehnhunderttausend Mann am
Schlachtfeld überwältigt hat: Wer einzig nur
sich selbst besiegt, der, wahrlich, ist der
stärkste Held“ (Dhammapada 103)
™ „Alles Böse meiden, das Gute tun und das
eigene Herz läutern – das ist die Lehre des
Buddha“ (Dhammapada 14, 3, 28)
™ „Den Zorn gibt auf, verlasse allen Hochmut,
befreie dich von allen Daseinsbanden; der
an dem Körperlichen nicht mehr haftet, den
Untreffbaren treffen keine Leiden“ (D. 221)
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Ethik des Mahayana-Buddhismus – Das „große Fahrzeug“
™ Die große Menge der Menschen erlangt ihr Heil durch
die Verdienste der Bodhisattvas, die auf das Eingehen
ins Nirvana aus Mitgefühl für die Unerlösten verzichten
Aufopferung bzw. Mitleid (karuna) für
Andere als die Tugend des Bodhisattva
Im Verzicht auf den eig. Vorteil (der Erlösung) wirken die Bodhisattvas
als erhabene Wesen und Vorbilder der Buddhaschaft für die Unerlösten
und schaffen die Bedingungen, die die Menschen zum Heilsziel führen
Anhänger des Mahayana („großes Fahrzeug“) wenden sich an sie in Glaube
und Vertrauen mit Gebet und Opfer zur Errettung aus der leidvollen Welt
statt Theravada-Ideal der Selbsterlösung Ideal der Bodhisattva-Verdienste
Laienethik (upasaka-sila) = panca-sila = fünf Grundweisungen und
Gebete und Opfer, Wallfahrten, kultische Verehrung (nicht im Theravada!),
bzw. totales Vertrauen auf die Kraft bzw. Verdienste eines „Anderen“
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Grundkonstituenten der buddhistischen Ethik I
™ „Ich nehme meine Zuflucht zum Erleuchteten (buddha),
zur Lehre (dhamma) und zur Jüngerschaft (sangha)“
(Milindó I 154)
Der Erleuchtete
„Buddha“
Die wahre Lehre
„Dhamma“
Die Jüngerschaft
„Sangha“
Funktion als „Verdienstfeld“
(punnakhetta) für die Laien
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Grundkonstituenten der buddhistischen Ethik II
Meditative Sammlung bzw. Versenkung (samadhi)
vollendete Ich-Freiheit und Selbstlosigkeit (6-8)
Gleichmut
(upekkha)
Liebe/Güte
(metta)
Nicht-Verletzen
(Ahimsa)
Buddhistische
Ethik bzw.
Sittlichkeit (3-5)
rechtes
Reden
Handeln
Leben
Mitleid
(karuna)
Nächstenliebe (dana)
Achtsamkeit
(sati)
Wissen (panna) um die leidvolle Daseinsstruktur (1-2)
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Mitgefühl und Leerheitslehre
™ Der Buddha-Jünger erkennt sich in allen
Wesen wieder (Motiv der Identifikation): weil
keines der Wesen ein Selbst besitzt und nur
aus einem „Ensemble“ von Daseinsfaktoren
(skandhas) besteht
™ Dana (Geben) ermöglicht den Erwerb guten
Karmas: wer viel gibt, erwirbt gutes Karma
Gemeinsame Überzeugung der unterschiedlichen buddhist. Schulen
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Die Schulen bzw. Strömungen des Buddhismus
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Der Vajrayana-Buddhismus
™ Als (synkretist.) Verbindung von Tantrismus (magischrituelle Praktiken) u.a. auch der Urreligionen (vgl. z.B.
Bonreligion in Tibet) mit dem Mahayana-Buddhismus
™ Lamaismus: Tibetischer „Gelbmützen“-Buddhismus
(ausgesprochene Mönchsreligion) seit der Reform des
tibetischen Buddhismus (seit 632 n. Chr. in Tibet) durch
Tsong-Khapa (geb. 1357): Reformkloster Dgha-Idan
™ Panchen Lama als Inkarnation des Buddha Amitabha
(Amida-Buddhismus: „westl. Blütenland“) und Dalai
Lama als Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshwara
™ 14. Dalai Lama: Tenzin Gyatso, seit 1959 im indischen
Exil (Dharamsala), Oberhaupt des tibet. Lamaismus
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Der Lamaismus
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Ethik der Weltreligionen – 8. Sitzung: Ethik des Christentums I
Ethik des Christentums I
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Das Christentum
Der christliche Glaube an den Einen Gott
als Beweggrund für Intoleranz und Gewalt
„Der jüdische und christliche Monotheismus hat mit
seiner Unterscheidung zwischen wahrer und unwahrer
Religion die interkulturelle Übersetzbarkeit des polytheistischen Kosmotheismus der Antike blockiert und
somit eine permanente Geschichte der Gewalt und der
Intoleranz begründet“ (J. Assmann, Preis des Monoth.)
"Stellen Sie es sich vor: eine Welt, in der es keine
Religion gibt - keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgung, kein Blutbad unter Serben, Kroaten und Muslimen, keine Verfolgung von Juden als "Christusmörder", keine pomadigen Fernseh-Evangelisten im
Glitzeranzug, die leichtgläubigen Menschen das Geld
aus der Tasche ziehen“ (R. Dawkins, Der Gotteswahn)
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Das Christentum als Religion der Gewalt?
Kreuzzüge im Namen Gottes
Heilige Inquisition gegen die Häresie
Christliche „Mission“ in Lateinamerika, Zwangstaufen u.s.w.
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Alttestamentliche Ethik I
™ Ethik der alttestamentlichen Weisheit
„Trachte nicht nach Bösem gegen deinen
Nächsten, der arglos bei dir wohnt“ (Spr
3,28) „Wer seinen Nächsten schmäht, ist
ein Tor; aber ein verständiger Mann
schweigt stille. Einer teilt reichlich aus und
hat immer mehr; ein andrer kargt, wo er
nicht soll, und wird doch ärmer. Wer nach
Gutem strebt, trachtet nach Gottes Wohlgefallen; wer aber das Böse sucht, dem
wird es begegnen“ (Spr 11,12.24.27)
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Alttestamentliche Ethik II
™ Die Ethik des alttestamentlichen Bundes
„Den Fremden sollst du weder unterdrücken noch
bedrängen, denn ihr wisset um der Fremdling Herz
(d.h. ihr wißt, was Elend und Leid bedeuten), weil
ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid“
(Ex 23,9).
„Denn der Herr, dein Gott, ist der Gott aller Götter
und der Herr über alle Herren, […] der die Person
nicht ansieht und kein Geschenk nimmt und schafft
Recht den Waisen und Witwen und hat die Fremdlinge lieb, daß er ihnen Speise und Kleider gibt.
Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn
ihr seid selbst Fremdlinge gewesen in Ägyptenland“ (Dtn 10,18f).
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Alttestamentliche Ethik III
™ Die Ethik der prophetischen Sozialkritik
„Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Wohlgefallen
habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten
des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als
Freie zu entlassen und daß ihr jedes Joch brecht?
Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu
brechen und daß du heimatlose Elende ins Haus
führst? Wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn
bedeckst und daß du dich deinem Nächsten nicht
entziehst. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie
die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell
sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut sein“ (Jes 58, 6-8).
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Alttestamentliche Ethik IV
™ Alttestamentl. Leitlinien für ethisches Handeln
shalom
Frieden, Heil
zedakah
Gerechtigkeit
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aemaet
Wahrheit, Treue
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Alttestamentliche Ethik V
™ Die Ethik des Indikativs von Gottes Handeln
„Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft,
geführt habe. Du wirst/sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (Ex 20,2ff)
„Du wirst/sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild“
„Du wirst/sollst den Namen deines Gottes nicht zu Nichtigem aussprechen“
„Gedenke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten“
„Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lange währen“
„Du wirst/sollst nicht töten“
„Du wirst/sollst nicht ehebrechen“
„Du wirst/sollst nicht stehlen“
„Du wirst/sollst nicht lügen“
„Du wirst/sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten“
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Neutestamentliche Ethik I
™ Ethik der Gottes- und Menschenliebe
Jesus faßt in der Konsequenz der sich Bahn
brechenden Liebe Gottes zum Menschen
konsequent das Gebot der Gottesliebe (Dt 6,4f)
und das Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,18)
zum „Doppelgebot der Liebe“ zusammen:
„‘Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzen Herzen und
mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand‘.
Dies ist das erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich:
‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘
An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz
und die Propheten“ (Mt 22,37ff).
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Neutestamentliche Ethik II
™ Ethik der anbrechenden Gottesherrschaft
„Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich“ (Mt 5,8f).
„Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
segnet, die euch verfluchen und bittet für die, die euch beleidigen,
damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben,
was werdet ihr für einen Lohn haben?
Darum sollt ihr vollkommen sein,
wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Mt 5,44ff)
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Neutestamentliche Ethik III
™ Keine neue Ethik, sondern neue Begründung
Die vorbehaltlose Liebe Gottes zum Menschen
befreit diesen aus der egozentrischen Sorge um sich selbst
zu einem Ethos der Einseitigkeit (ggüb. symmmetr. Handeln)
das – der Menschenliebe Gottes nachgehend - auch scheitern kann
Dieses Ethos durchbricht das Vorstellungsszenario des Guten und
verwirklicht das der basileia entsprechende Leben im Vorgriff
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Neutestamentliche Ethik IV
™ Ethik der paulinischen Briefe
„Übt Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen;
segnet, und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen
und weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander.
Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist‘s möglich,
soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
Laßt euch nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwindet das Böse mit Gutem.
Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch
untereinander liebt; denn wer den anderen liebt,
der hat das Gesetz erfüllt.
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“
(Röm 12,12ff)
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Neutestamentliche Ethik V
™ Ethik der Nachfolge Christi
„Ein jeder sei so gesinnt, wie Jesus Christus auch war:
Er, der in göttlicher Gestalt war, […] entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam
bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Phil 2,5f)
„Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld,
Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit. Wenn wir
im Geist leben, so laßt uns auch im Geist wandeln“ (Gal 5,18ff)
„Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.
Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an
den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst
für mich dahingegeben hat“ (Gal 2,20)
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Neutestamentliche Ethik VI - Paulus
™ Paulinische Ethik im Überblick
Leben im Geist bzw. in Christus = Bestimmtsein durch das Christusereignis
das „Gesetz Christi“ (bzw. die diakonia) als Erfüllung des Gesetzes
Indikativ und Imperativ tragen dasselbe Gewicht:
Indikativ betrifft das Gottesverhältnis (nicht mehr „dem Fleisch gemäß“ leben)
Imperativ betrifft das Weltverhältnis (noch „im Fleisch“ – en sarki - leben)
Grundanweisung paulin. bzw. christl. Ethik: prüfen, nachdenken, reflektieren
„Passt euch nicht einfach der Welt an, sondern laßt euer Denken und Streben
erneuert werden, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, das Gute und
Wohlgefällige und Vollkommene“ (Röm 12,2; vgl. auch Phil 4,8)
„Vernünftiger Gottesdienst“ in krit. Prüfung allg. Lebensregeln
(„was rein ist, dem denkt nach“ Phil 4, „prüfet alles, das Gute behaltet“ 1 Thes 5)
Christolog. Begründung konkreter Entscheidung (keine heteronome Ethik)
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Neutestamentliche Ethik VII
™ Christliche Ethik als Situationsethik
Die christliche Theonomie (das Geschenk der Versöhnung in JC)
als von einem falschen Gottesverständnis befreite Theonomie
befreit von äußeren Autoritäten (radikale eschatolog. Autonomie)
befreit zu konkretem und begrenztem Verantwortungshandeln
Der Ruf in die Nachfolge Christi befreit das eigene Handlungspotential
von der Selbstsorge und somit dazu, es zum allg. Wohl zu investieren
CL ermöglicht krit. Distanz
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und zugleich konkret. Einsatz
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Neutestamentliche Ethik VIII
Ethik der Fremdlingsschaft oder Weltbejahung?
Christenheit
Christentum
als verfolgte Kirche?
als Staatsreligion?
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Ethik der Weltreligionen – Sitzung 11
Der Islam II
(insb. Individualethik)
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Ethik des Islam I – Grundlage Qur‘an
™ Die Phasen der qur‘anischen Offenbarung
Mekka I (610 – 613)
Mekka II (614 – 617)
Mekka III (618 – 622)
Hidschra (Auswanderung nach Medina) 622 n. Chr.
Medina (622 – 632)
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Der Qur‘an - Offenbarungsphase: Mekka I
Muhammads Botschaft vom Einen Gott
Schöpfer
Ein
Gott
Richter
Führer
Rechtleiter
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Der Islam – Die ursprüngliche und unverfälschte Religion
Qur‘an Sure 30, Vers 30:
„Richte nun dein Antlitz auf die (einzig wahre) Religion! (Verhalte dich so) als Hanif!
(Das ist) die natürliche Art (fitra), in der Gott die Menschen erschaffen hat.
Die Art und Weise, in der Gott (die Menschen) geschaffen hat,
kann man nicht abändern. Das ist die richtige Religion (ad-din al-qaiyim).
Aber die meisten Menschen wissen es nicht“.
Qur‘an Sure 7, Vers 172:
„Und (damals) als dein Herr aus der Lende der Kinder Adams deren Nachkommenschaft
nahm und sie gegen sich selber zeugen ließ! (Er sagte) ‚Bin ich nicht euer Herr?‘
Sie sagten: ‚Jawohl, wir bezeugen es.‘ (Dies tat er), damit ihr (nicht etwa)
am Tag der Auferstehung sagt: ‚Wir hatten davon keine Ahnung‘.
Qur‘an Sure 6, Vers 74-79:
„Und so zeigten wir dem Ibrahim die Herrschaft (malakut) (Gottes) über Himmel
und Erde … Als aber auch die Sonne (am Horizont) verschwand, sagte er: ‚Leute!
Ich bin unschuldig an dem, was ihr (dem einen Gott) beigesellt. Ich wende mich
nunmehr demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat.
(Ich verhalte mich) als Hanif und bin kein Heide“.
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Der Islam - Der natürliche Glaube
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
56
Der Islam - Glaube und Menschennatur
Naturhafte Ausrichtung
zur Geistnatur
Engels- und
Vernunft
KON
TRO
LLE
Equilibrium
Zorn
Satansnatur
Begierde
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
Naturhafte Hinwendung
zur Triebnatur
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Der Islam - Glaube und Vernunft
Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“)
Korrespondenz
(al-muwazana)
Vernunft
Menschliche Vernunft widerspiegelt die „göttliche Tafel“
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
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Der Islam - Glaube und Sünde
Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“)
„Schleier“
„Schleier“ der
derSünde
Sünde
Korrespondenz
Widerspiegelung
Zorn
Begierde
Vernunft
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
Zorn
Begierde
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Der Islam - Glaube und Erinnerung
Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“)
Der Koran (als „Abbild“ der Tafel bzw. „Mutter des Buches“)
erinnert an
die Natur
des Menschen
„Schleier“
„Schleier“der
derSünde
Sünde
Korrespondenz
Widerspiegelung
erinnert an
die Natur
des Menschen
(durch Sünde gestört)
Vernunft
Menschliche Vernunft widerspiegelt wieder die „göttliche Tafel“
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Der Islam - Glaube und absolute Ergebung/Hingabe („Islam“) I
Glaube (iman) als verpflichtendes Gottesrecht
Abkehr
Hingabe (islam)
Vernunft
Zorn
Begierde
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Der Islam - Glaube und absolute Ergebung/Hingabe („Islam“) II
Glaube (iman) als verpflichtendes Gottesrecht
Abkehr
Hingabe (islam)
Vernunft
Zorn
im Vollzug
der Umkehr
manifestiert sich das
Humanum
Begierde
Umkehr
Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun)
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Der Islam - Glaube und Menschsein
Die
ausschließliche
Ausrichtung auf
das Böse
ist die Naturart
des Teufels
(iblis)
Die
ausschließliche
Ausrichtung auf
das Gute
ist die Naturart
der Engel
(mala‘ika)
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Die Umkehr
vom Bösen
zum Guten
ist die Naturart
des Menschen
(insan/nasiya)
„Islam“
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Der Islam - Glaube und Gebet
Das Gebet als Nachvollzug der islam-Hingabe
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Der (traditionelle) Islam - Glaube und Alterität
Die Zweiteilung
Muslime
Nichtmuslime
der Menschheit
„Sich Erinnernde“
(mu‘minun):
Vernunftorientierung
„Vergessende“ (kuffar):
„Feigheit“ /
verweigern sich der
„Verwegenheit“
urreligiösen Gottesbindung
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Götzen- …
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und Gottesdienst
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Ethik der Weltreligionen
Konfliktfelder einer Ethik der Weltreligionen
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Hermeneutische Ethik als „Menschenschutzprofession“ – oder: als
pluralitätskompetente Theorie praktischer Interpretationskonflikte
Monotheist. Rel. (insb. Islam)
Ambiguität/Ideologieanfälligkeit von Überzeugungen
Wille Gottes (bestimmt/definiert das „Gute“)
Gottesrecht
Große Konvergenzen:
(gemeinsame
Arbeitsfelder) Globalisierung
Apostasie
(Glaubensabfall)
Todesstrafe
Gleichberechtigung
Polit. Ethik
Humanität
Sozialethik
Euthanasie
Problemfeld für:
Hinduismus
Konfuzianismus
Islam
Mönchisch-asketisches
Ethos
Bioethik
StammzellenForschung
Gem. Nähe (Einheit):
Hinduismus
Konfuzianismus
Islam
Gemeinschaftsrecht
Kollektiv
Individuum
Konvergenzen/
Gem. Nähe:
Buddhismus
Daoismus
JT/CT
Gem. Nähe (Zweiheit):
z.T. Buddhismus
Daoismus
GeschlechterJT/CT
gerechtigkeit
Verhältnis von Staat/Recht und Religion
„Zwei Reiche“ oder Einheit
Wirtschafts(Neo-)Hinduismus
liberalismus
Buddhismus
Solidarität
Chin. Universismus
Wirtschaftsethik
Juden-/Christentum
Islam
Klimawandel
„Ökolog.“ Ethik
Selbstkritische Korrektur
Diskursivität
Gewaltlosigkeit
Moral-/ReinheitsVorstellungen
Individualethik
Insb. im Islam: Gem. Nähe:
z.Z. als göttl.
Buddhismus
Recht
Anders- und
Nichtgläubige
Prinzipielle Eigenständigkeit
und Letztgültigkeit des Individuums
Sittliche Autonomie
Menschenrecht
Gem. Nähe:
Hinduismus
Religionsfreiheit
Gewissens-, Glaubens-,Konfuzianismus
Orthod. JT
Bekenntnisfreiheit
Islam
Natürliche Moralität („Gutes“ an sich erkennbar)
Asiat. Rel. (insb. Buddhismus, Daoismus
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Daoismus
Ref./kons. JT
Christentum
Toleranz/
Wahrhaftigk.
Weltbejahendes u.
-gestaltendes Ethos
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