Ethik der Weltreligionen – 3. Sitzung: Hinduismus I Ethik des Hinduismus I Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 1 Entwicklung des Hinduismus im Überblick Rigveda (GötterHymnen ) Samaveda (OpferGesäng e) Yajurveda (Opfergebete) Upanishaden (800 - 200 v.Chr.) Vedanta = „Ende des Veda“ Atharva -veda (RitualHymnen ) DharmaShastra (Lehrbüchr) statt sruti (Offenbarung wie bei Veden) nun smrti (überliefert. Tradition Surya (Sonne Agni (Feuer) Varuna (Wasse) DharmaSutra (Lehrfäden) Laksh mi (Glück) Götter als Personifikationen natür-licher bzw. kosmischer Mächte Brahmanen = Priester, Veda-Gelehrte Lehrstand Kshatriyas = (sanātana) Wehrstand DHARMA (ewige) kosmische Vaishyas = Weltordnung und Nährstand zugleich natürliche, sittliche, rituelle Ordnung bzw. Gesetz-mäßigkeite Shudras = Vollzug von Knechte Opferriten (pūjās) in Tempel und Haus (Hausaltar): Erhalt der moral. und rituell. Reinheit und der (kosm.) HARMONIE Der „klassische“ Hinduismus – Epen (200 v. – 500 n./1100 n.Chr) Brahman = die absolute Wirklichkeit, Weltseele, Weltprinzip Samsāra = Kreislauf bzw. Rad der Wiedergeburt Avidya = Nichtwissen der Einheit KARMA = Handeln, Taten (Vergeltungskausalität) Brahma „Schöpfer“ Vishnu „Erhalter“ Shiva „Zerstörer“ Rāmāyana (von Valmiki) = Legende des Helden Rāmā Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Vedanta = nur Brahman, alles andere Täuschung (Maya) = Monismus Mahābhārata mit phil. Gedicht Bhagavad-Gita VishnuAvatar Rāmā VishnuAvatar Krishna Ramayuna (12. Jh.): das Absolute mit persönl. Gott identisch Pan-en-theismus = in allem ist Gott Erlösungswege Marga = Weg MOKSHA = Erlösung, Befreiung vom Samsāra Jnana-Marga: Erkenntnis der Einheit des individ. mit dem absoluten Sein = Weg der Entsagung Bhakti-Marga: Hingabe an, Liebe zu einem persönl. Gott (z.B. Krishna) = Weg der Gnade Yoga (des Patanjāli) Krishnas Rat an Prinz Ardschūna: dharma-gemäß handeln Atman = die individuelle Seele, menschl. Wesenskern Darshanas = „Anschauungen, Untersuchungen(phil.Schulen) Shankāra (-820 n.Chr): Erkenntnis des All-Einen “ Epoche des Veda (ab 1500 v.Chr.) Achtfacher Pfad (yoganandas): von yama (Zucht) bis samadhi (völlige Ruhe) Karma-Marga: strenge Beachtung der Riten, auch sittl. Taten = Weg der vorgeschrieb. Pflichten Karma-Mimansa = Kosmos ist identisch mit Dharma (kein Gott) 2 Dharma – Karma als Grundbegriffe hinduist. Ethik (sanatana) DHARMA (ewige) kosmische Weltordnung und zugleich rituelle und sittliche Ordnung kein statisches Gesetz: „Totalität verbindlicher Satzungen“ (nicht nur im Rituellen, sondern auch im ethisch-religiösen), „im Sinne einer mythischmagischen Korrespondenzkausalität, die rituelle und religiössittliche Vollzüge zu kosmischen Phänomenen in Beziehung setzt“ (W. Halbfass, Indien und Europa 1981, 364). Verschränkung der kosmischen, kultischen und ethischen Dimension Alles und jedes hat seinen Dharma, lebt nach seinen Gesetzmäßigkeiten, hat seine Funktion und seine Aufgaben Brahmanen Die kosmische Ordnung des Weltalls spiegelt sich gleichsam in der moralischen Ordnung der Gesellschaft Khsatriyas Vaishyas Shudras Dshandriyas/Parias Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 3 Karma als ethischer Grundbegriff KARMA = Handeln, Taten (Vergeltungskausalität) Das konstitutive Doppelaxiom des Karma ( = die Substanz/Energie der getanen Tat) keine moralisch relevante Tat ohne karmische Vergeltung keine pos. oder neg. Erlebniszustände ohne karm. Ursachen Die ethisierte Karma-Vorstellung (erst) in der klassischen Zeit: in den Upanishaden gleichsam noch eine „Geheimlehre“ als „moralischer common sense“ in der Zeit der Epen und Dharmasastras ( = Lehrbücher über dharmagemäßes Verhalten) Drei aufeinander bezogene Funktionen der Lehre von Karma/Samsara: bietet eine Rahmen und Leitfaden für sittliche und religiöse Organisation lässt Zustände, Ereignisse und Phänomene als unmittelbare Tatfolgen zu begreifen artikuliert fundamentales Ungenügen an der welt. Existenz des Menschen: Ausgangspunkt für das Ideal der absoluten Befreiung (durch Weltentsagung) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 4 Die Lebensstadien (Ashramas) Ashramas (wörtl.: Perioden oder Orte der religiösen Bemühung): die vier Lebensstadien eines Kastenhindus Yogis Sadhus Samnyasins Weg der Selbstvervollkommnung 4. Wanderasket (samnyasa): „alles von sich werfen“ (sam-ni-as) und den Rest des Lebens unter höchster Entsagung als bettelnde Wanderasket verbringen 3. Einsiedler (vanaprastha): nach Abschluß welt. Verpflichtungen sich – mit Unterhalt des „Hausfeuers“ (nicht völlige Askese) – zurückziehen und wie ein Einsiedler an der spirituellen Selbstvervollkommnung arbeiten 2. Hausvater (grhasta): einen Beruf ergreifen, eine Familie gründen und als Hausvater für deren Unterhalt sorgen 1. Veda-Studium (brahmacarya): mit Erlangung der religiösen Reife sich in Keuschheit dem Vedastudium widmen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 5 Zur Entstehung moralischen Handelns Die Bhagavad-Gita und die Lehre von den Gunas: Güte (sattvam): „vermöge seiner Makellosigkeit (ist es) erhellend und leidlos, bindet durch Berührung mit der Lust oder der Erkenntnis“ (Mahabaratha VI, 38,5) Leidenschaft (rajas): „entspringt aus der Berührung mit der Begierde; bindet den Leibträger durch Berührung mit den Werken“ (Mahabaratha VI, 38,7) Finsternis (tamas): „entspringt aus dem Nichtwissen und wirkt betäubend auf alle Leibträger … bindet dieselben durch Unbesonnenheit und Schlaf“ (Mahabaratha VI, 38,8) In der Urmaterie sind drei Gunas bzw. Eigenschaften angelegt, aus denen alles Seiende entsteht und die auch im Menschen vorhanden sind und die die Seele im Leib gebunden halten Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 6 Karma-Marga – Der Weg des (rituellen und ethischen) Handelns Der Karmamarga („Methode des rituellen Werkes“) bietet (am ehesten) das überkommene Bild des Hinduismus: Als Weg der Buße (Fakire auf dem Nagelbrett etc.): a der Mensch erkennt seine Schuld, b versucht diese abzubüßen; c und sich damit zu vervollkommnen Als Weg der unteren Kasten: je tiefer die Verstrickung in die Existenz, desto eindeutiger ist die Gültigkeit von Verhaltens-“Normen“ Opfer- und Sühneriten am Götteraltar, Pilgerfahrten zu heiligen Schreinen bzw. magischen Orten etc. Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 7 Bakthi-Marga – Der Weg der Gottesliebe Hingabe (bakthi) an einen Gott: der Weg des Glaubens an die Gnade statt abstrakter Philosophien und Lehrsätze Geschichten und Schicksale aus dem Leben (Ramayana, Mahabharata mit Bhagavadgita) Ringen um die Erfüllbarkeit der ethisch-religiösen Pflichten, des Dharma: „Rama“ und „Sita“ als ideale Menschenbilder (Epos Ramayana) „Krishna“ (Gedicht Bhagavadgita) im Dialog mit dem Menschen Arjuna (wie ethisch handeln?) Bindung an Gunas durchschauen und Krishna verehren: „indem er alle seine Werke tut im Hinblick auf mich, erlangt er durch meine Gnade die ewige, unvergängliche Stätte“ (Mahabharata VI, 42,55f). Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 8 Yoga-Marga – Der Weg der Selbstvervollkommnung Weg der Selbstvervollkommnung Der achtgliedrige Yoga-Pfad in Patanjalis Yogasutra: 8. Befreiende Versenkung (samadhi) in absoluter Klarheit, tiefster Erkenntnis und Weisheit (Überwindung von Ichverhaftung und Lebensdrang) 3. Sitzhaltung (asana), 4. Atemregelung (pranayama), 5. Sinnesabtötung (pratyahara), 6. Konzentration (dharana), 7. Meditation (dhyana) 2. „Fünffache Zucht“ (niyama): Aszektik zur äußeren und inneren Reinigung des Körpers: Reinheit, Askese, Studium, Hingabe an Gott 1. „Fünffache Bändigung“ (yama) zur äußeren Disziplinierung: Gewaltlosigkeit (ahimsa), Wahrhaftigkeit/Wahrheit (satya), Nicht-Stehlen, rituelle/körperl./geist. Reinheit, Sinnes-Zügelung Samanya-Dharma: allgemeine menschliche Pflichten (das Hindus und Nichthindus Verbindende) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 9 Neohinduismus I Nach 1192 Indien unter muslimischer und im 19. Jh. unter kolonialer Herrschaft Herausforderung des Hinduismus durch den Islam und schließlich die christliche Mission Neuinterpretation des Hinduismus – Dialektik von Annäherung an und Abgrenzung zum CT Der (Neo)Hinduismus als die wahrhaftig universale Religion der gesamten Menschheit Glaube an die Einheit Gottes als das universale Element in allen Religionen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 10 Neo- bzw. Reformhinduismus II Christlich inspirierter Reform-Hinduismus des Ram Mohan Roy (19. Jh): Gründung des Brahmo Samaj: Ablehnung der Autorität der Veden und des Glaubens an göttliche Inkarnationen (avataras) Bürgerlich-liberale Schichten: Ergebung an westl. Liberalismus und Rationalismus ethisch ausgerichtete Universalreligion: Vereinigung der Elemente aller Rel. in einer (denn in allen haben die Grundsätze des Hinduismus Geltung): „universale Bruderschaft“ (christl. Gesänge eingeführt) Gegenstoß: Reformer Dayananda Sarasvati: Arya Samaj: Bhakti-Gemeinschaft gegen CT und Islam innovativ erneuern: rationale, theist. Religiosität auf vedisch-brahmanischer Basis Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 11 Neo- bzw. Reformhinduismus III Ramakrishna und Swami Vivekananda: Vision einer alle Religionen umfassenden und transzendierenden Phil. und Spiritualität Gründung der Rama-Krishna-Bewegung: mit Ziel der Verbreitung einer Identitätsphilosophie (Vedanta-Hind.) Beginn der neohinduist. Mission im Westen: Chicago Weltparlament der Religionen 1893 Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 12 Neo- bzw. Reformhinduismus IV Mahatma Ghandi (gest. 1948): Gewaltlosigkeit (ahimsa) und Wahrheit (satyagraha) Symbolfigur des gewaltlosen zivilen Ungehorsams ebnet als indischer Reformer Indiens Weg in die Unabhängigkeit verbindet politische Agitation mit moralischer Glaubwürdigkeit das Problem der Unberührbarkeit bleibt allerdings unangetastet Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 13 Ethik der Weltreligionen – 6. Sitzung: Buddhismus I und II Buddhismus I und II Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 14 Das Leben des Gautama Siddharta (566-486 v.Chr.) Buddha der Erleuchtete Glanz Gautama und Yasodhara Flucht Herrscher und Sinnsuche Gautama, der Welt? Versuchung Entsagung und und Erleuchtung Asketentum Sakyamuni, Sohn des Fürsten Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 15 Die Lehre des Buddha I Die Rede von Benares: „Erkennt, ihr Mönche, daß alles Dasein leidvoll ist. Geburt ist Leid, Altern ist Leid, der Tod ist leidvoll; leidvoll ist auch, mit jemandem vereint zu sein, den man nicht liebt, von jemandem getrennt zu sein, den man liebt, und das nicht erlangen zu können, was man begehrt. Der Ursprung des Leidens in der Welt ist der Durst nach Wiedergeburt, der Durst nach Befriedigung der fünf äußeren und fünf inneren Sinne“. Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 16 Die Rede von Benares II „Nichts ist in den sichtbaren und unsichtbaren Welten außer einer einzigen Macht, die ohne Anfang und Ende ist und nur ihrem eigenen Gesetz untertan […] Erhofft euch keine Hilfe von den Göttern, sie sind wie ihr dem Gesetz des Karma unterworfen, werden geboren, altern und müssen sterben, um wiedergeboren zu werden. Sie können ihr eigenes Schicksal nicht wandeln. Erwartet alles nur von euch selbst. Vergeßt nicht: … jeder kann jene höhere Macht erlangen“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 17 Die Lehre des Buddha II Die Vier edlen Weisheiten 1. Leben ist Leiden (dhukka-sacca) Geburt, Arbeit, Trennung, Alter, Krankheit, Tod: alles ist leidvoll 2. Leiden kommt aus Begehren (samudhava sacca) Haften an Dingen, Gier, Haß, Verblendung mit Folge Wiedergeburt 3. Überwindung des Begehrens (nirodha sacca) Vermeidung eines neuen Karma als Folge von guten/bösen Taten 4. Weg zur Aufhebung des Leidens (marga sacca) Weg der Mitte zwischen Genußsucht und Askese Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 18 Die Lehre des Buddha III Der achtfache Pfad zum Nirvana („Auslöschung des Ich“): Rechtsein (samma) in … 1. Denken (ditthi) atman = anatman 8. Versenkung (samadhi): Einsicht und Freiheit 2. Gesinnung (sankappa) 3. Reden (vacca): keine Lüge, Verleumdung, Schimpf, Klatsch 4. Handeln (kammanta): nicht töten, stehlen, ausschweifen, berauschen 7. Achtsamkeit (sati): 5. Lebensführung rechte Bewußtheit, (ajiva): moral./eth. Beruf Wahrnehmung 6. Bemühen (sayama): Unterdrückung neg. Gemütsregungen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 19 Der achtfache Pfad und die Dorje Der rituelle Gegenstand der Dorje (Donnerkeil, Diamantzepter) als Symbol für den Weg der Erleuchtung Zweimal vier Spangen repräsentieren achtfachen Pfad Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 20 Die Lehre des Buddha IV Individualität als vorübergehende Erscheinung „Individuum als ständig fließender Strom von Dharmas“ (Elementarkräften, Daseinsfaktoren) Fünf Skandhas (Daseinsfaktoren) und die Befreiung aus dem Rad des Werdens (Bhava Chakra) 1. Verkörperung - Wollen 2. Empfindung 3. Wahrnehmung 4. Einprägungen 5. Erkennen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 21 Die Lehre des Buddha IV Individualität als vorübergehende Erscheinung „Individuum als ständig fließender Strom von Dharmas“ (Elementarkräften, Daseinsfaktoren) Fünf Skandhas (Daseinsfaktoren) und die Befreiung aus dem Rad des Werdens (Bhava Chakra) 1. Verkörperung - Wollen 2. Empfindung An-Atman 3. Wahrnehmung = Nicht-Ich 4. Einprägungen 5. Erkennen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 22 Das Rad des Werdens (Bhava Chakra) Das „Abhängige Entstehen“ (Pratityasamutpada) Unpersönlichkeit bzw. Substanzlosigkeit allen Daseins Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 23 Die Ausbreitung des Buddhismus Mahayana Hinayana Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 24 Die Entwicklung des Buddhismus I 566-486 Leben des Gautama Buddha Mönch Ananda als Nachlaßverwalter umstritten 1. Konzil (483) Sammlung der Lehrreden (dhamma) und Ordensregeln (vinaya) 380 2. Konzil (Vaishali) Mahasanghikas („Mehrheitsorden“) späterer Mahayana „großes Fahrzeug“ Gegner Theravadins („Ordensältere“) späterer Hinayana „kleines Fahrzeug“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 253 0 3. Konzil: Kaiser Ashoka (265-233 v.Chr.) Buddhismus als Staatsund KultReligion; Konzil kann Spaltung nicht überwinden: später Mahayana und Hinayana Mahayana im Norden China Japan Hinayana im Süden Sri Lanka Burma Thailand Laos 25 Die Entwicklung des Buddhismus II (Theravada) 1. Jh v.Chr. Hinayana Kloster Alu Vihara Sammlung der Überlieferung im sog. Pali-Kanon: „Drei Körbe“ (tri-pitaka) 1. Lehrreden (sitta-pitaka) 2. Mönchsregel (vinaya-pitaka) 3. Metaphysik (abidhamma-pitaka) 5. Jh. n.Chr. Aufteilung der Welt in 3 Reg. (abidhamma-pitaka) Region der Nichtformen Arupa-Himmel = Welt der Buddhas Region der Formen Rupa-Himmel = 2. Himmel Region der Sinnenlust (Pflanzen, Menschen) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Buddhagosa (5. Jh): Systematiker des Theravada: macht Pali zur Sakralsprache Werk „Weg zur Reinheit“ (Visuddhimagga) und „Leitfaden der Meditation“ durch Vereinheitlichung von Tradition und Sprache bleibt der Theravada zieml. homogen 26 Ethik des Theravada-Buddhismus – Das „kleine Fahrzeug“ Mit seiner Verkündigung hat Buddha nur ein Fahrzeug bereitgestellt, mit dessen Hilfe jeder Mensch für sich allein den Samsara-Strom bezwingen/überqueren muß Nirvana (Ich-Auslöschung) „Reiner“ Buddhismus rechte Sammlung (samadhi) (8) rechte Achtsamkeit (sati) (7) rechte Anstrengung (vayama) (6) Weg der Selbsterlösung Mönchsethik (bhikkhu-sila) mit drei Observanzen: Ordenszucht, Sinnenzügelung/Keuschheit (Zölibat), Verzicht (kein Besitz außer dem nötigsten) Laienethik (upasaka-sila) = panca-sila = fünf Grundweisungen: Abstehen vom (1) Töten, vom (2) Nehmen/Stehlen, von (3) Sinnenlust, vom (4) Lügen, vom (5) Sich-berauschen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 27 Die Ethik des Buddhismus – Hinayana und Mahayana „Nicht wer zehnhunderttausend Mann am Schlachtfeld überwältigt hat: Wer einzig nur sich selbst besiegt, der, wahrlich, ist der stärkste Held“ (Dhammapada 103) „Alles Böse meiden, das Gute tun und das eigene Herz läutern – das ist die Lehre des Buddha“ (Dhammapada 14, 3, 28) „Den Zorn gibt auf, verlasse allen Hochmut, befreie dich von allen Daseinsbanden; der an dem Körperlichen nicht mehr haftet, den Untreffbaren treffen keine Leiden“ (D. 221) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 28 Ethik des Mahayana-Buddhismus – Das „große Fahrzeug“ Die große Menge der Menschen erlangt ihr Heil durch die Verdienste der Bodhisattvas, die auf das Eingehen ins Nirvana aus Mitgefühl für die Unerlösten verzichten Aufopferung bzw. Mitleid (karuna) für Andere als die Tugend des Bodhisattva Im Verzicht auf den eig. Vorteil (der Erlösung) wirken die Bodhisattvas als erhabene Wesen und Vorbilder der Buddhaschaft für die Unerlösten und schaffen die Bedingungen, die die Menschen zum Heilsziel führen Anhänger des Mahayana („großes Fahrzeug“) wenden sich an sie in Glaube und Vertrauen mit Gebet und Opfer zur Errettung aus der leidvollen Welt statt Theravada-Ideal der Selbsterlösung Ideal der Bodhisattva-Verdienste Laienethik (upasaka-sila) = panca-sila = fünf Grundweisungen und Gebete und Opfer, Wallfahrten, kultische Verehrung (nicht im Theravada!), bzw. totales Vertrauen auf die Kraft bzw. Verdienste eines „Anderen“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 29 Grundkonstituenten der buddhistischen Ethik I „Ich nehme meine Zuflucht zum Erleuchteten (buddha), zur Lehre (dhamma) und zur Jüngerschaft (sangha)“ (Milindó I 154) Der Erleuchtete „Buddha“ Die wahre Lehre „Dhamma“ Die Jüngerschaft „Sangha“ Funktion als „Verdienstfeld“ (punnakhetta) für die Laien Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 30 Grundkonstituenten der buddhistischen Ethik II Meditative Sammlung bzw. Versenkung (samadhi) vollendete Ich-Freiheit und Selbstlosigkeit (6-8) Gleichmut (upekkha) Liebe/Güte (metta) Nicht-Verletzen (Ahimsa) Buddhistische Ethik bzw. Sittlichkeit (3-5) rechtes Reden Handeln Leben Mitleid (karuna) Nächstenliebe (dana) Achtsamkeit (sati) Wissen (panna) um die leidvolle Daseinsstruktur (1-2) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 31 Mitgefühl und Leerheitslehre Der Buddha-Jünger erkennt sich in allen Wesen wieder (Motiv der Identifikation): weil keines der Wesen ein Selbst besitzt und nur aus einem „Ensemble“ von Daseinsfaktoren (skandhas) besteht Dana (Geben) ermöglicht den Erwerb guten Karmas: wer viel gibt, erwirbt gutes Karma Gemeinsame Überzeugung der unterschiedlichen buddhist. Schulen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 32 Die Schulen bzw. Strömungen des Buddhismus Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 33 Der Vajrayana-Buddhismus Als (synkretist.) Verbindung von Tantrismus (magischrituelle Praktiken) u.a. auch der Urreligionen (vgl. z.B. Bonreligion in Tibet) mit dem Mahayana-Buddhismus Lamaismus: Tibetischer „Gelbmützen“-Buddhismus (ausgesprochene Mönchsreligion) seit der Reform des tibetischen Buddhismus (seit 632 n. Chr. in Tibet) durch Tsong-Khapa (geb. 1357): Reformkloster Dgha-Idan Panchen Lama als Inkarnation des Buddha Amitabha (Amida-Buddhismus: „westl. Blütenland“) und Dalai Lama als Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshwara 14. Dalai Lama: Tenzin Gyatso, seit 1959 im indischen Exil (Dharamsala), Oberhaupt des tibet. Lamaismus Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 34 Der Lamaismus Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 35 Ethik der Weltreligionen – 8. Sitzung: Ethik des Christentums I Ethik des Christentums I Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 36 Das Christentum Der christliche Glaube an den Einen Gott als Beweggrund für Intoleranz und Gewalt „Der jüdische und christliche Monotheismus hat mit seiner Unterscheidung zwischen wahrer und unwahrer Religion die interkulturelle Übersetzbarkeit des polytheistischen Kosmotheismus der Antike blockiert und somit eine permanente Geschichte der Gewalt und der Intoleranz begründet“ (J. Assmann, Preis des Monoth.) "Stellen Sie es sich vor: eine Welt, in der es keine Religion gibt - keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgung, kein Blutbad unter Serben, Kroaten und Muslimen, keine Verfolgung von Juden als "Christusmörder", keine pomadigen Fernseh-Evangelisten im Glitzeranzug, die leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen“ (R. Dawkins, Der Gotteswahn) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 37 Das Christentum als Religion der Gewalt? Kreuzzüge im Namen Gottes Heilige Inquisition gegen die Häresie Christliche „Mission“ in Lateinamerika, Zwangstaufen u.s.w. Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 38 Alttestamentliche Ethik I Ethik der alttestamentlichen Weisheit „Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt“ (Spr 3,28) „Wer seinen Nächsten schmäht, ist ein Tor; aber ein verständiger Mann schweigt stille. Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein andrer kargt, wo er nicht soll, und wird doch ärmer. Wer nach Gutem strebt, trachtet nach Gottes Wohlgefallen; wer aber das Böse sucht, dem wird es begegnen“ (Spr 11,12.24.27) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 39 Alttestamentliche Ethik II Die Ethik des alttestamentlichen Bundes „Den Fremden sollst du weder unterdrücken noch bedrängen, denn ihr wisset um der Fremdling Herz (d.h. ihr wißt, was Elend und Leid bedeuten), weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid“ (Ex 23,9). „Denn der Herr, dein Gott, ist der Gott aller Götter und der Herr über alle Herren, […] der die Person nicht ansieht und kein Geschenk nimmt und schafft Recht den Waisen und Witwen und hat die Fremdlinge lieb, daß er ihnen Speise und Kleider gibt. Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid selbst Fremdlinge gewesen in Ägyptenland“ (Dtn 10,18f). Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 40 Alttestamentliche Ethik III Die Ethik der prophetischen Sozialkritik „Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Wohlgefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und daß ihr jedes Joch brecht? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und daß du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn bedeckst und daß du dich deinem Nächsten nicht entziehst. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut sein“ (Jes 58, 6-8). Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 41 Alttestamentliche Ethik IV Alttestamentl. Leitlinien für ethisches Handeln shalom Frieden, Heil zedakah Gerechtigkeit Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) aemaet Wahrheit, Treue 42 Alttestamentliche Ethik V Die Ethik des Indikativs von Gottes Handeln „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du wirst/sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (Ex 20,2ff) „Du wirst/sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild“ „Du wirst/sollst den Namen deines Gottes nicht zu Nichtigem aussprechen“ „Gedenke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten“ „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lange währen“ „Du wirst/sollst nicht töten“ „Du wirst/sollst nicht ehebrechen“ „Du wirst/sollst nicht stehlen“ „Du wirst/sollst nicht lügen“ „Du wirst/sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 43 Neutestamentliche Ethik I Ethik der Gottes- und Menschenliebe Jesus faßt in der Konsequenz der sich Bahn brechenden Liebe Gottes zum Menschen konsequent das Gebot der Gottesliebe (Dt 6,4f) und das Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,18) zum „Doppelgebot der Liebe“ zusammen: „‘Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand‘. Dies ist das erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘ An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“ (Mt 22,37ff). Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 44 Neutestamentliche Ethik II Ethik der anbrechenden Gottesherrschaft „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich“ (Mt 5,8f). „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, segnet, die euch verfluchen und bittet für die, die euch beleidigen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für einen Lohn haben? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Mt 5,44ff) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 45 Neutestamentliche Ethik III Keine neue Ethik, sondern neue Begründung Die vorbehaltlose Liebe Gottes zum Menschen befreit diesen aus der egozentrischen Sorge um sich selbst zu einem Ethos der Einseitigkeit (ggüb. symmmetr. Handeln) das – der Menschenliebe Gottes nachgehend - auch scheitern kann Dieses Ethos durchbricht das Vorstellungsszenario des Guten und verwirklicht das der basileia entsprechende Leben im Vorgriff Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 46 Neutestamentliche Ethik IV Ethik der paulinischen Briefe „Übt Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist‘s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Laßt euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem. Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den anderen liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“ (Röm 12,12ff) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 47 Neutestamentliche Ethik V Ethik der Nachfolge Christi „Ein jeder sei so gesinnt, wie Jesus Christus auch war: Er, der in göttlicher Gestalt war, […] entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Phil 2,5f) „Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit. Wenn wir im Geist leben, so laßt uns auch im Geist wandeln“ (Gal 5,18ff) „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat“ (Gal 2,20) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 48 Neutestamentliche Ethik VI - Paulus Paulinische Ethik im Überblick Leben im Geist bzw. in Christus = Bestimmtsein durch das Christusereignis das „Gesetz Christi“ (bzw. die diakonia) als Erfüllung des Gesetzes Indikativ und Imperativ tragen dasselbe Gewicht: Indikativ betrifft das Gottesverhältnis (nicht mehr „dem Fleisch gemäß“ leben) Imperativ betrifft das Weltverhältnis (noch „im Fleisch“ – en sarki - leben) Grundanweisung paulin. bzw. christl. Ethik: prüfen, nachdenken, reflektieren „Passt euch nicht einfach der Welt an, sondern laßt euer Denken und Streben erneuert werden, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“ (Röm 12,2; vgl. auch Phil 4,8) „Vernünftiger Gottesdienst“ in krit. Prüfung allg. Lebensregeln („was rein ist, dem denkt nach“ Phil 4, „prüfet alles, das Gute behaltet“ 1 Thes 5) Christolog. Begründung konkreter Entscheidung (keine heteronome Ethik) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 49 Neutestamentliche Ethik VII Christliche Ethik als Situationsethik Die christliche Theonomie (das Geschenk der Versöhnung in JC) als von einem falschen Gottesverständnis befreite Theonomie befreit von äußeren Autoritäten (radikale eschatolog. Autonomie) befreit zu konkretem und begrenztem Verantwortungshandeln Der Ruf in die Nachfolge Christi befreit das eigene Handlungspotential von der Selbstsorge und somit dazu, es zum allg. Wohl zu investieren CL ermöglicht krit. Distanz Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) und zugleich konkret. Einsatz 50 Neutestamentliche Ethik VIII Ethik der Fremdlingsschaft oder Weltbejahung? Christenheit Christentum als verfolgte Kirche? als Staatsreligion? Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 51 Ethik der Weltreligionen – Sitzung 11 Der Islam II (insb. Individualethik) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 52 Ethik des Islam I – Grundlage Qur‘an Die Phasen der qur‘anischen Offenbarung Mekka I (610 – 613) Mekka II (614 – 617) Mekka III (618 – 622) Hidschra (Auswanderung nach Medina) 622 n. Chr. Medina (622 – 632) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 53 Der Qur‘an - Offenbarungsphase: Mekka I Muhammads Botschaft vom Einen Gott Schöpfer Ein Gott Richter Führer Rechtleiter Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 54 Der Islam – Die ursprüngliche und unverfälschte Religion Qur‘an Sure 30, Vers 30: „Richte nun dein Antlitz auf die (einzig wahre) Religion! (Verhalte dich so) als Hanif! (Das ist) die natürliche Art (fitra), in der Gott die Menschen erschaffen hat. Die Art und Weise, in der Gott (die Menschen) geschaffen hat, kann man nicht abändern. Das ist die richtige Religion (ad-din al-qaiyim). Aber die meisten Menschen wissen es nicht“. Qur‘an Sure 7, Vers 172: „Und (damals) als dein Herr aus der Lende der Kinder Adams deren Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich selber zeugen ließ! (Er sagte) ‚Bin ich nicht euer Herr?‘ Sie sagten: ‚Jawohl, wir bezeugen es.‘ (Dies tat er), damit ihr (nicht etwa) am Tag der Auferstehung sagt: ‚Wir hatten davon keine Ahnung‘. Qur‘an Sure 6, Vers 74-79: „Und so zeigten wir dem Ibrahim die Herrschaft (malakut) (Gottes) über Himmel und Erde … Als aber auch die Sonne (am Horizont) verschwand, sagte er: ‚Leute! Ich bin unschuldig an dem, was ihr (dem einen Gott) beigesellt. Ich wende mich nunmehr demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat. (Ich verhalte mich) als Hanif und bin kein Heide“. Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 55 Der Islam - Der natürliche Glaube Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 56 Der Islam - Glaube und Menschennatur Naturhafte Ausrichtung zur Geistnatur Engels- und Vernunft KON TRO LLE Equilibrium Zorn Satansnatur Begierde Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Naturhafte Hinwendung zur Triebnatur 57 Der Islam - Glaube und Vernunft Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“) Korrespondenz (al-muwazana) Vernunft Menschliche Vernunft widerspiegelt die „göttliche Tafel“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 58 Der Islam - Glaube und Sünde Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“) „Schleier“ „Schleier“ der derSünde Sünde Korrespondenz Widerspiegelung Zorn Begierde Vernunft Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Zorn Begierde 59 Der Islam - Glaube und Erinnerung Die göttliche Symbolik bzw. Rechtleitung („die Tafel“) Der Koran (als „Abbild“ der Tafel bzw. „Mutter des Buches“) erinnert an die Natur des Menschen „Schleier“ „Schleier“der derSünde Sünde Korrespondenz Widerspiegelung erinnert an die Natur des Menschen (durch Sünde gestört) Vernunft Menschliche Vernunft widerspiegelt wieder die „göttliche Tafel“ Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 60 Der Islam - Glaube und absolute Ergebung/Hingabe („Islam“) I Glaube (iman) als verpflichtendes Gottesrecht Abkehr Hingabe (islam) Vernunft Zorn Begierde Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 61 Der Islam - Glaube und absolute Ergebung/Hingabe („Islam“) II Glaube (iman) als verpflichtendes Gottesrecht Abkehr Hingabe (islam) Vernunft Zorn im Vollzug der Umkehr manifestiert sich das Humanum Begierde Umkehr Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 62 Der Islam - Glaube und Menschsein Die ausschließliche Ausrichtung auf das Böse ist die Naturart des Teufels (iblis) Die ausschließliche Ausrichtung auf das Gute ist die Naturart der Engel (mala‘ika) Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Die Umkehr vom Bösen zum Guten ist die Naturart des Menschen (insan/nasiya) „Islam“ 63 Der Islam - Glaube und Gebet Das Gebet als Nachvollzug der islam-Hingabe Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 64 Der (traditionelle) Islam - Glaube und Alterität Die Zweiteilung Muslime Nichtmuslime der Menschheit „Sich Erinnernde“ (mu‘minun): Vernunftorientierung „Vergessende“ (kuffar): „Feigheit“ / verweigern sich der „Verwegenheit“ urreligiösen Gottesbindung Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 65 Götzen- … Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 66 und Gottesdienst Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 67 Ethik der Weltreligionen Konfliktfelder einer Ethik der Weltreligionen Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) 68 Hermeneutische Ethik als „Menschenschutzprofession“ – oder: als pluralitätskompetente Theorie praktischer Interpretationskonflikte Monotheist. Rel. (insb. Islam) Ambiguität/Ideologieanfälligkeit von Überzeugungen Wille Gottes (bestimmt/definiert das „Gute“) Gottesrecht Große Konvergenzen: (gemeinsame Arbeitsfelder) Globalisierung Apostasie (Glaubensabfall) Todesstrafe Gleichberechtigung Polit. Ethik Humanität Sozialethik Euthanasie Problemfeld für: Hinduismus Konfuzianismus Islam Mönchisch-asketisches Ethos Bioethik StammzellenForschung Gem. Nähe (Einheit): Hinduismus Konfuzianismus Islam Gemeinschaftsrecht Kollektiv Individuum Konvergenzen/ Gem. Nähe: Buddhismus Daoismus JT/CT Gem. Nähe (Zweiheit): z.T. Buddhismus Daoismus GeschlechterJT/CT gerechtigkeit Verhältnis von Staat/Recht und Religion „Zwei Reiche“ oder Einheit Wirtschafts(Neo-)Hinduismus liberalismus Buddhismus Solidarität Chin. Universismus Wirtschaftsethik Juden-/Christentum Islam Klimawandel „Ökolog.“ Ethik Selbstkritische Korrektur Diskursivität Gewaltlosigkeit Moral-/ReinheitsVorstellungen Individualethik Insb. im Islam: Gem. Nähe: z.Z. als göttl. Buddhismus Recht Anders- und Nichtgläubige Prinzipielle Eigenständigkeit und Letztgültigkeit des Individuums Sittliche Autonomie Menschenrecht Gem. Nähe: Hinduismus Religionsfreiheit Gewissens-, Glaubens-,Konfuzianismus Orthod. JT Bekenntnisfreiheit Islam Natürliche Moralität („Gutes“ an sich erkennbar) Asiat. Rel. (insb. Buddhismus, Daoismus Uni BA – Seminar: Ethik der Weltreligionen (R. Braun) Daoismus Ref./kons. JT Christentum Toleranz/ Wahrhaftigk. Weltbejahendes u. -gestaltendes Ethos 69