Rosengewächs des Monats GESUNDHEIT Ihre Wurzel riecht nach Nelken. Sonst hat die Nelkenwurz aber wenig mit ihrem bekannteren Namensvetter zu tun. Text: Sabine Hurni N elkenwurz stärkt das Zahnfleisch, wenn es entzündet ist oder oft blutet. Dafür sind die in der Pflanze enthaltenen Gerbstoffe verantwortlich. Wie beim Gerben von Tierhaut, machen sie auch die menschliche Haut widerstandsfähiger. Das macht es Bakterien schwerer, sich auf dem Zahnfleisch anzusiedeln. Dadurch kann die Nelken- Die richtige Teezubereitung Für eine Tasse wird ein halber bis ein Teelöffel der geschnittenen Wurzeln über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht. Am nächsten Morgen kocht man die Mischung auf und lässt den Auszug zehn Minuten lang ziehen. Das Mazerat kann als Tee oder Spülung mehrmals täglich verwendet werden. Zahnfleisch-Tinktur Die zerkleinerten Wurzelstücke (frisch oder getrocknet) bis zur Hälfte in ein dunkles Glas mit grossem Ausguss füllen, 70-prozentigen Trinkfeinsprit (Alkohol) beigeben und zwei bis drei Wochen ziehen lassen. Danach absieben und die Tinktur entweder pur verwenden, um entzündete Stellen zu betupfen, oder 20 bis 30 Tropfen davon mit etwas Wasser verdünnt als Spülung brauchen. Nelkenwurz wurz ihren ähnlich wirkenden Konkurrenten, wie der Eichenrinde und der Rathaniawurzel, gut das Wasser reichen. Mehr als das: Als Tee hemmt es leichten Durchfall und als Sitzbad oder als Waschung angewendet mildert Nelkenwurz Hämorrhoiden und lässt schlecht heilende Wunden schneller genesen. Die meisten Leute haben Nelkenwurz schon gesehen. Eher unscheinbar, aber recht verbreitet, wächst sie an Hecken, auf Waldwiesen und in lichten Wäldern. Ihre stark verzweigten Stängel sind zwischen 25 und 70 Zentimetern hoch und bringen an ihren Enden einzelne, gelbe Blüten hervor. Daraus entstehen im Sommer kleine, runde, mit Widerhaken versehene Klettfrüchte. Vor allem der Wurzelstock strotzt im Frühling und im Herbst vor wirksamen Inhaltsstoffen wie Gerbstoffe, Bitterstoffe und ätherischen Ölen. Wer will, kann in dieser Zeit mit Messer und Schaufel los und selber die Wurzeln ausgraben. Rosengewächs des Monats In dieser Serie stellt «Natürlich» kurz gefasst die heilkräftigen Mitglieder der grossen Familie der Rosengewächse vor. In der letzten Ausgabe: Frauenmänteli In der nächsten Ausgabe: Mädesüss Foto: Okapia Zahnfleisch-Wunder: Gerbstoffe stoppen Blutungen Wer sich die Heilkraft von Nelkenwurz bequemer zunutze machen möchte kann sie auch im Fachhandel bekommen. Die Heilpflanze ist unter dem lateinischen Namen «Geum Urbanum» oder «Caryophyllatae rhizoma» als geschnittene Wurzel erhältlich, als Urtinktur oder als Bestandteil verschiedener Teemischungen zur Nervenberuhigung, bei Bronchialhusten oder zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems. Was genau die Heilwirkung in den Teemischungen entfaltet, kann die Wissenschaft nicht begründen. Erwiesen ist jedoch deren Wirkung auf die Mundschleimhäute und den leichten Durchfall. Zum Schutz der Männer Im Mittelalter hatten Leute noch andere Sorgen. Sie brauchten Nelkenwurzwein zur Stärkung der Manneskraft, gaben es in Wein und Bier, damit die Getränke nicht zu schnell sauer wurden, und schützten sich mit dem Pulver gegen Hexen und Dämonen. Kein Wunder also, nannten sie es «Heil aller Welt». ■ Natürlich | 6-2007 21