Wurzeln sind die Speicherorgane der Pflanzen, sie enthalten wertvolle Stoffe die für unseren Körper gut genutzt werden können. Wurzeln werden im zeitigen Frühjahr – bevor die Blätter austreiben – oder im Herbst nach dem 15. August sobald die Pflanze ihre Samen abgeworfen hat und sich die Inhaltstoffe und die Kraft wieder in die Wurzel zurückgezogen haben. Wurzeln werden am besten um den Neumond ausgegraben. Zu dieser Zeit wirken die Kräfte im Boden besonders gut. Hat man die Wurzeln ausgegraben, am besten etwas antrocknen lassen, von Erde befreien und sauber bürsten. Anschließend weiterverarbeiten. Beinwell: Symphytum officinale Der Beinwell gehört zu den Borretschgewächsen und wird 30 – 120 cm hoch. Aus einem saftigen , außen schwarzen (Schwarzwurzel) und innen weißen Wurzelstock wächst ein aufrecht behaarter Stängel. Die Blätter sind ebenfalls behaart und eher starr. Die glockenförmigen Blüten gehen von violett bis pupur, blau oder auch gelb-weiß. Er blüht von Mai bis September und gedeiht vor allem an feuchten Stellen, Gräben und Bachufern, aber auch auf Äckern und Wiesen. Der Name Beinwell kommt von seiner Heilwirkung: „ Wellen“ heißt zusammenwachsen, mit „Bein“ sind die Gebeine also Knochen gemeint. Der botanische Name „symphyein“ kommt aus dem Griechischen und heißt ebenfalls zusammenwachsen. Bereits der Militärarzt Glaukus im Altertum setzte den Beinwell ein um Knochenbrüche, Quetschungen und Blutergüsse zu heilen (Pflanzenbrei als Auflage) aber auch Hildegard von Bingen machte einen Auszug mit Beinwell. Sie kochte Sellerie und Beinwell in gutem Wein und verwendete diese Abkochung als Auflage um Bauchfellrisse zu heilen. Die wichtigsten Inhaltstoffe des Beinwell sind Allantoin (regt die Callusbildung im Knochen an) . Außerdem enthält der Beinwell Cholin, und Gerbstoffe aber auch in geringer Menge Pyrrolizidinalkaloide (in hoher Dosis schädigend für die Leber und begünstigen die Entstehung von Krebszellen!) Nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit verwenden! Anwendung: Äußerlich als Tinktur, Salbe, Breiauflage oder eine Abkochung die dann als Umschlag oder Kompresse weiterverwendet wird. Anwendungsgebiet in der Volksheilkunde: Beinwell wird bei Brüchen, Quetschungen, Entzündungen im Bewegungsapparat und rheumatischen Erkrankungen angewandt. Als Mundwasser bei Zahnfleisch- und Rachenentzündungen. Innerlich bei Bronchitis, Durchfall und zur Linderung von Magengeschüren. Löwenzahn (Taraxacum officinalis) Der Löwenzahn gehört zu den Korbblütengewächsen. Er ist ausdauernd und wird bis zu 30 cm hoch. Sein hohler Stängel ist aufrecht, die Blätter sind in einer Rosette angeordnet, grundständig und tief eingeschnitten. Die Pfahlwurzel wird bis zu 30 cm lang. Die Blüte ist goldgelb. Für den Löwenzahn soll es über 500 Volksnamen geben. Die bekanntesten sind Pusteblume, Kuh- oder Butterblume und Märzenbusch. Der botanische Name geht auf das arabische Wort „taraksaqum“ zurück und das bedeutet bitteres Kraut. Arabische Ärzte berichten schon im 11. Jahrhundert über seine heilende Wirkung. Die wichtigsten Inhaltstoffe des Löwenzahn sind Bitterstoffe, Triterpene, Steroide, Flavonoide, Schleimstoffe und Inulin. Anwendung: Es kann die ganze Pflanze verwendet werden. Die jungen Blätter zu Salaten, regen die Verdauung an und wirken entwässernd. Die Blüten für Sirup oder Löwenzahnhonig. Die Wurzel wird als Tinktur oder zur Teezubereitung verwendet. Anwendung in der Volksheilkunde: Löwenzahnwurzel und –kraut eignen sich zur Behandlung von Verdauugsstörungen, Appetitlosigkeit, bei Störungen des Gallenflussen und zur Förderung von Harnausscheidung. Auch zur Vorbeugung gegen Nierengrieß wird Löwenzahn verwendet. 1 El zerkleinerte Wurzel mit 150 ml kochendem Wasser aufgießen und 10 min ziehen lassen., 3 x täglich 1 Tasse vor der Mahlzeit trinken. (nicht längerals 3 Wochen, nicht bei Nieren- und Herzerkrankungen) Auch nicht anwenden bei Verschluss der Gallenwege oder Darmverschluss! Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) – heimisches Kraut mit exotischem Duft Die echte Nelkenwurz ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit immergrüner Blattrosette, Blätter lang gestielt und behaart, unregelmäßig gefiedert. Fiedern dabei spitz gezähnt oder rundlich gebuchtet, die unteren stets anders geformt als die Stängelblätter. Blüte von Mai bis Oktober, 5 gelbe Blütenblätter, kugelige Klettenfrüchte as einzelnen kleinen Nüsschen mit häkelnadelähnlichen Fortsätzen. Sie wächst an halbschattigen bis schattigen Stellen am Waldesrand aber auch in Wiesen, Gebüschen und entlang von Hecken. Gräbt man den Wurzelstock der echten Nelkenwurz aus und säubert ihn, so strömt einem spätestens beim Zerreiben der Wurzel ein intensiver Duft entgegen. Das Aroma erinnert deutlich an Gewürznelken und Muskat. Kein Wunder denn die Wurzeln enthalten das schmerzstillende und entzündungshemmende Eugenol, das auch in den getrockneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaums und in den Früchten des Muskatnussbaums enthalten ist. Die Wurzel der echten Nelkenwurz ist reich an Gerbstoffen (rotfärbung der Wurzel) denn die Nelkenwurz ist wie die Blutwurz ein Rosengewächs. Anwendung: Man verwendet die jungen Blätter als Beigabe zu Wildkräutergerichten, Wurzeln als Würzzutat für deftige Speisen ähnlich den Gewürznelken. Anwendung in der Volksheilkunde: Das Blühende Kraut für Teeaufgüsse bei Verdauungsbeschwerden und für Badezusätze zur Linderung von entzündeten Hautpartien. Auszüge aus dem Wurzelstock (Wein, Tinktur) als mildes Mittel bei Verdauungsbeschwerden und leichtem Durchfall, zum Gurgeln und Spülen bei Entzündungen im Mund-Rachenraum. Nelkenwurzwein: Nelkenwurzwein stärkt die Verdauungsorgane, wirkt stärkend in der Rekonvaleszenz, nach schweren Erkrankungen. Hildegard von Bingen meint zu diese Getränk:,, . und wenn jemand es im Trank einnimmt, entbrennt er in begehrlicher Liebe.!“ (Wurde auch zur Stärkung der Potenz bei Männern verwendet) Einen leichten Weiß- oder Rotwein versetzt man mit ein paar Stücken frischen Wurzelstock der Nelkenwurz, lässt alles an einem kühlen, dunklen Ort 2-3 Wochen ziehen , seiht dann ab. Davon genießt man täglich ein kleines Gläschen. Blutwurz – Fingerkraut - Potentilla errecta Blutwurz ist eine Pflanze mit zarten, krautigen Stängel aus der Familie der Rosengewächse, die sich durch die fingerförmigen, fünfzähligen Blätter auszeichnet. Sie hat im Gegensatz zu den anderen Fingerkräutern nur 4 gelbe Blütenblätter.Sie kommt verbreitet in feuchten Ebenen aber auch auf trockenen Hängen im Gebirge in ganz Europa vor. Seit dem Mittelalter wird diese Pflanze gegen die bei starkem Durchfall auftretenden, qualvollen Darmkoliken genutzt. Wegen ihrer ausgeprägten Wirkung erhielt sie den lateinischen Namen „potentilla – lat. Potentia = Kraft, Macht) Hauptinhaltstoff des Wurzelstocks des Fingerkrauts ist das Tannin (Gerbstoff). Es enthält weiters Glykosid (Tormentillin) und einen Bitterstoff. Die Stoffe wirken stark trocknend und somit gegen Durchfall. Die Pflanze besitzt auch blutungsstillende Heilkräfte. Anwendung in der Volksheilkunde: Blutwurztinktur wird vor allem bei Durchfall verwendet (10 bis 15 Tropfen, am besten verdünnt mit Wasser verwenden), aber auch bei Entzündungen im Hals- und Rachenbereich oder bei Zahnfleischentzündungen und lockeren Zähnen (Paradontose). Man kann Blutwurztinktur auch verdünnt als Mundwasser verwenden um die Keime im Mund abzutöten. Meisterwurz – Imperatoria ostruthium Die Meisterwurz wird auch Bergwurz, Kaiserwurz, Rauschwurz, Magisterwurz genannt. Die mehrjährige Pflanze wird 50 bis 90 cm hoch und lässt ihre Wurzelstock selbst in Felsspalten mit wenig Erde wachsen. Die fingerdicken , wie mit braunen Ringelsocken überzogenen Wurzeln tragen einzelne haardünne Ausläufer. Sie hat einen hohlen, röhrenartigen Stängel und spitzgekerbte Blätter die sie doppelt und dreilappig ausbildet. Ihre Blütenschirme sind weiß und doldig. Sie wählt meist einen feuchten Standort. Die Meisterwurz ist bekannt als universelles Stärkungsmittel. Sie gilt als lebenserhaltende und lebensverlängernde Pflanze - als Alpenginseng wie die Engelwurz und der gelbe Enzian. Sie entfernt alles was sich als lebensfeindlich erweist. Neueste Untersuchungen der Uni Graz bestätigen der Meisterwurz und ihren Extrakten eine Wirkung als Radikalfänger und Antioxidativum. Der scharfe Geschmack der Wurzel rührt von den ätherischen Ölen her , davon sind über 90 % Terpene. Diese wirken stark antibakteriell, immunstärkend und entzündungswidrig, die Bitterstoffe hingegen tonisierend, appetitanregend und verdauungsfördernd. Anwendung in der Volksheilkunde: Als Tee täglich 2 Tassen getrunken fördert sie die Verdauung und den Appetit. Als Kaltauszug über Nacht zubereitet stärkt sie die Abwehrkräfte und den Stoffwechsel, reinigt den Darmtrakt und den Uterus nach einer Geburt. All diese Wurzeln können wir im Herbst ernten, sie bringen und Stärkung und Gesundheit und sorgen für Wohlbefinden in unserem Körper!!