Eine Qualle aus dem Bodensee Am 08. September 1999 wurde im Auhafen Hard eine Süsswasserqualle (Craspedacusta sowerbyi) gefangen. Dies ist der erste Fund dieser Tierart im österreichischen Bodenseegebiet! Quallen gehören zum Stamm der Nesseltiere (Cnidaria). Sie kommen fast ausschliesslich im Meer vor. Die Nesselzellen ihrer Fangarme enthalten Giftstoffe. Berührungen mit manchen Arten können für den Menschen sehr schmerzvoll werden und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen. Die Quallen in unseren Gewässern sind hingegen für den Menschen ungefährlich. Die Süsswasserqualle Craspedacusta stammt eigentlich aus dem tropischen Südamerika. Sie wurde in botanischen Gärten mit der Riesenwasserrose Victoria regia eingeschleppt und um 1880 in Kew Gardens bei London erstmals entdeckt. Das durchscheinende Tier (= Meduse) misst etwa 2 cm im Durchmesser. Am Rand des Schirms sitzen bis über 500 Tentakel mit Nesselzellen. In der Mitte befindet sich ein vierkantiger Magenstiel, der in vier Mundlappen ausläuft. Unter der Schirmglocke liegen außerdem vier längliche Keimdrüsen (Hoden oder Ovarien). Die Grobgestreifte Körbchenmuschel Corbicula fluminea ein neuer Bewohner im Bodensee Seit 1995 bewohnt sie bei Basel den Rhein. Im September 2003 wurde sie erstmals am Rohrspitz entdeckt. Dort vermehrte sie sich innerhalb eines Jahres von etwa einem Individuum pro Quadratmeter auf über sechshundert. Inzwischen ist sie im östlichen Bodensee zwischen Langenargen und Rorschach verbreitet. Die Grobgestreifte Körbchenmuschel Corbicula fluminea ist - neben dem Flohkrebs Dikerogammarus villosus - einer der jüngsten Bewohner des Bodensees. Die Muschelschalen in der Sammlung der inatura wurden kurz nach der Erstbeobachtung am Rohrspitz gesammelt. Die Grobgestreifte Körbchenmuschel stammt ursprünglich aus Asien. In den 1920er-Jahren gelangte sie im Ballastwasser grosser Frachtschiffe nach Nordamerika, Anfang der 1980er-Jahre erreichte sie Europa. Seit 1985 verbreitet sie sich - ausgehend vom deutschen Niederrhein erfolgreich rheinaufwärts. Und seit 2003 ist sie auch im Bodensee anzutreffen. Wie sie den Rheinfall überwunden hat, ist unklar. Vielleicht ist für das Auftreten im Bodensee auch der Verkauf in Zoohandlungen mit verantwortlich. Mit ihrer dicken, grob berippten Schale erinnert Corbicula stark an eine Meeresmuschel. Die bis 3 Zentimeter grosse Muschel ist gelbgrün, gelblich bis bräunlich gefärbt. Die Schaleninnenseite ist weißlich bis blassbläulich. Charakteristisch ist ihre Skulptur mit 7 bis 8 kräftigen, konzentrischen Rippen pro Zentimeter. Der bevorzugte Lebensraum der Grobgestreifte Körbchenmuschel ist der sandigen und kiesigen Gewässerboden. Sie kann aber auch auf schlammigen Grund gefunden werden. Sie gräbt sich komplett ein, so dass nur noch ihre Filtrierorgane zu sehen sind. Die Muschel wird mit 3 Jahren geschlechtsreif. Sie kann sich sehr schnell vermehren und betreibt Brutpflege. Die befruchteten Eier entwickeln sich zwischen den Kiemenlamellen zu Jungtieren mit Schalen. Mit ihrem großen Fuß können die Jungtiere über den Seegrund kriechen und so neue Sandflächen besiedeln. Völlig ungeklärt ist, wie sich der neue Bewohner auf die einheimischen Lebensgemeinschaften im Bodensee auswirken wird. So könnten die Schalen als Hartsubstrat für die Dreikantmuschel dienen, die sandige Bereiche bislang kaum besiedeln konnte. Auch andere Tierarten wie Egel, Würmer und Insektenlarven könnten durch die Muschel gefördert, aber auch benachteiligt werden, sodass sich ihre Häufigkeiten auf den sandigen Flächen verändern. Ob Corbicula auch eine neue Nahrungsquelle für überwinternde Wasservögel darstellt, ist ungewiss. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass Wasservögel die Muschel tatsächlich fressen. Im Bodensee bietet sich somit die einmalige Chance, die Ausbreitung eines Neubürgers zu erforschen und die Reaktionen der ansässigen Tierwelt zu verfolgen. Quelle: Inatura Dornbirn