Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur 86 Prozent der Informationen gelangen durch unser Auge ins Gehirn. Den Menschen bleibt nichts anderes übrig, als in Bildern »zu denken«. Visuelle Rhetorik ist eine Verschiebung verschiedener Bedeutungsebenen die vom Konsumenten realisiert und verarbeitet werden muß. Ist der Transfer gelungen, wird ein positives Empfinden ermöglicht, welches sich auf das Produkt überträgt. Visuelle Rhetorik soll • das Produkt betonen, • Aufmerksamkeit erregen • auf die Erkenntnissen der Werbepsychologie aufbauen • Wirkung der Werbung steigern • A.I.D.A. Wirkung hervorrufen Attention: Aufmerksamkeit erregen Interest: Interesse aufrecht erhalten. Desire: Wunsch nach dem Produkt verstärken. Action: Kauf des Produktes. Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur visuallisierte Tonalitäten und Ausdrucksformen Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Visualisierung der eigenartigen Tonalitäten und Ausdrucksformen verschiedener »Sprachen« mit typographischen Mitteln. In der visuellen Rhetorik lassen sich fünf Kategorien unterscheiden: Wort - Verballhornungen Die Verschiebung von Wortebenen kann durch Ersetzen der Buchstaben oder durch Weglassen erfolgen, durch Vertauschen oder Falschschreiben. Text - Wortspiele Die Verschiebung von Textebenen basiert auf der Doppeldeutigkeit des gebrauchten Wortes. Bild - Analogien Die Verschiebung von Bild-Ebenen: Ziel ist hier die Verfremdung gelernter Begriffe. Bildmotive werden durch Analogien bewusst verfälscht. Bild/Text - Dialektik Die Verschiebung von BildText-Ebenen: Je unpassender das Bild zum Text, desto mehr spielt sich im Kopf des Betrachters ab. Farbe - Paradoxien Die Verschiebung von FarbEbenen: Farbrhetorik ist die Kunst, durch gezielten Einsatz einer (falschen) Farbe eine bestimmte Wirkung hervorzurufen (lila Kuh). Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Die Rhetorik des Bildes Aktivierungswirkung Bilder lösen eine stärkere innere Aktivierung aus und haben daher eine positive Wirkung auf deren Aufnahme und weitere Verarbeitung. Sie können dadurch die Wirkung der jeweiligen Werbung verbessern bzw. überhaupt zur ersten Kontaktaufnahme zum Konsumenten dienen. Reihenfolgewirkung Durch das höhere Aktivierungspotential werden Bilder vor Texten betrachtet Der Betrachter empfindet ein Bild i.d.R. als interessanter als einen Text und bevorzugt es somit bei der Informationsaufnahme Verarbeitungswirkung Bilder werden schneller, automatisch, mit geringer gedanklicher Beteiligung aufgenommen und verarbeitet. Ein Beispiel: Um ein Bild mittlerer Komplexität so aufzunehmen, daß es später erinnert wird, sind 1,5 bis 2 Sekunden erforderlich. In derselben Zeit kann lediglich ein Satz mit einer Länge von sieben bis zehn Wörtern aufgenommen werden Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Gedächtniswirkung Bilder werden besser erinnert als Texte, denn höhere Aktivierung hat eine stimulierende Wirkung auf das langfristige Erinnern. Erlebniswirkung Bilder eignen sich besser als Texte zur Vermittlung emotionaler Erlebnisse Farbwirkung Die Inhalte eines Bildes werden simultan erfaßt, während das Verständnis eines Textes auf die sukzessive Abfolge der Inhalte angewiesen ist. Jedoch kann nicht immer davon ausgegangen werden, daß alles was gesehen wurde auch zwangsläufig verstanden wurde. (vgl. Kroeber-Riel, 1987, S.485) Schlüsselreize sind der Garant dafür, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen Erotische Reize Diese verursachen die stärkste Aktivierungswirkung, bergen aber die Gefahr der Ablenkung von der ursprünglichen Intention der Werbung Kindchenschema Kleine Kinder oder Tiere, große Augen lösen beim Betrachter Sympathie und Pflegeverhalten aus. Archetypische Darstellungen Hierbei werden Wirkfaktoren die sich im Unterbewußtsein des Menschen angesiedelt sind, angesprochen werden. Dazu gehören Traumbilder, Märchenfiguren, Gestalten aus Sagen oder Mythologien. Körpersprache Jeder Mensch hat ein genetisch verankertes Verständnis für mimisches Ausdrucksverhalten für Freude, Wut, Überraschung, Trauer und Ärger und Ekel. (=kulturübergreifend) Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Auch die Auswahl der Farben spielt eine entscheidende Rolle, weiß man doch, daß bestimmte Farben stärker aktivieren als andere. Während die „warmen“ Farben rot, orange und gelb die höchste Aktivierung auslösen, lassen „kalte“ Farben wie violett, grün und blau auch den Betrachter eher kalt (vgl. Kramer, 1998, S. 113ff). Ein wirkungsvolles Beispiel: Fiat. Weiterhin ist es wichtig, auf den Kontrast, die Klarheit und die Prägnanz der Bilder zu achten. So sollte sich die Abbildung klar vom Hintergrund abheben (hoher Figur-GrundKontrast) (vgl. Meyer-Hentschel, 1993, S.45) Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur Visuelle Rhetorik = • das Lesen alles Visuellen als Text • die Konstruktion visueller Erkenntnis nach ihren Elementen und Phasen • Erprobung des Zusammenspiels von Sprachlichem und Visuellem. Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur www.fh-muenchen.de/home/fb/fb12/kd/d_semester_typografie.pcms#4 www.faw-ev.de www.zhwin.ch Kramer, D.: Fine-Tuning von Werbebildern, Wiesbaden, 1998 Kroeber-Riel, W., Weinberg, P.: Konsumentenverhalten, München, 1996 Kroeber-Riel, W.: Bildkommunikation, München, 1996 Kroeber-Riel, W.: Kommunikation im Zeitalter der Informationsüberlastung, in: Marketing ZFP, Heft 3, August 1988 Meyer-Hentschel, G. Erfolgreiche Anzeigen, Wiesbaden, 1993 Meyer-Hentschel, G.: Was Sie schon immer über Werbung wissen wollten, Wiesbaden, 1996 Urban, D.: Kauf mich! Visuelle Rhetorik in der Werbung, Stuttgart, 1995Körpersprache Visuelle Rhetorik - Informationsvisualisierung / Informationsarchitektur