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Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Nuklearmedizin
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Sven Norbert Reske
Detektion von Phäochromozytomen und rekurrenten medullären
Schilddrüsenkarzinomen mit F18 DOPA PET/CT
Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades
der Medizin
der Medizinischen Fakultät
der Universität Ulm
Katrin Zeich
Schwäbisch Hall
2008
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin
1. Berichterstatter: Prof. Dr. F. M. Mottaghy
2. Berichterstatter: Prof. Dr. W. Karges
Tag der Promotion: 16.01.2009
Widmung
Meinen Eltern
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
1.1 Neuroendokrine Tumoren
1.2 Klassifikation
1.3 MEN – Syndrom Typ2 (MEN 2)
1.4 MEN 2 (RET) Gendiagnostik
1.5 Das medulläre Schilddrüsencarcinom (MTC)
1.6 Das Phäochromozytom
1.7 Diagnostik
1.8 Konventionelle bildgebende Diagnostik
1.9 Funktionelle bildgebende Diagnostik
1.10 Fragestellung
1
1
2
2
3
3
4
5
5
6
8
2. PATIENTEN, MATERIAL und METHODEN
2.1 Patienten
2.2 Herstellung des Radiopharmakons F18 DOPA
2.3 PET/CT
2.4 Untersuchungsablauf
2.5 Bildanalyse
2.6 Evaluation der Läsionsätiologie
2.7 Statistische Auswertung
9
9
9
10
12
13
14
14
3. ERGEBNISSE
3.1 Physiologische Verteilung von F18 DOPA
3.2 Patienten
3.3 MTC
3.4 Die Bedeutung der PET/CT für das klinische Management
3.5 Korrelation der PET/CT mit dem Tumormarker Calcitonin
3.6 Phäochromozytom
3.7 Die Bedeutung der PET/CT für das klinische Management
3.8 Fallbeispiele
16
16
17
17
19
22
26
27
31
4. DISKUSSION
4.1 MTC
4.2 Phäochromozytom
38
39
43
5. ZUSAMMENFASSUNG
47
6. LITERATURVERZEICHNIS
49
7. DANKSAGUNG
57
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abkürzung
Bedeutung
a
Jahre
APUD
Amin Precursor Uptake and Decarboxylation
Avg
average
bds.
beidseits
BWK
Brustwirbelkörper
ca.
circa
CEA
Carcinoembryonic Antigene
CgA
Chromogranin A
cm
Zentimeter
CT
Computertomographie
C-Zellen
Calcitonin produzierende Zellen
DNA
Desoxyribonucleinsäure
DOPA
Dihydroxyphenylalanin
DOTA-TOC
1, 4, 7, 10-tetraazacyklododecane-N, N’, N’’, N’’’tetra acetic acid-Tyr3-octreotide
DTPA
Diethylene-triamine-pentaacetic-acid
ED
Erstdiagnose
eNTEGRA
PC-Workstation General Elektric Medical
Systems
FDG
Fluordesoxyglucose
FMTC
familiäres medulläres Schilddrüsencarcinom
fn
falsch negativ
fp
falsch positiv
FWHM
full-width at half maximum
GEP
Gastroentero - Pankreatisch
h
Stunden
HE
Hydroxyephedrin
HPLC
präparative HochdruckFlüssigkeitschromatographie
HPT
Hyperparathyreoidismus
HWK
Halswirbelkörper
HWZ
Halbwertszeit
i.v.
intravenös
keV
Kiloelektronenvolt
KM
Kontrastmittel
kV
Kilovolt
li
links
LK
Lymphknoten
LWK
Lendenwirbelkörper
µA
Mikroampere
m
männlich
mA
Milliampere
max.
maximal
MBq
Megabecquerel
MEN 2A/B
Multiple endokrine Neoplasien Typ 2 mit Subtyp
A und B
MEN
Multiple endokrine Neoplasien
mg
Milligramm
MIBG
Metajodbenzylguanidin
min.
minimum
min
Minute
ml
Milliliter
mm
Millimeter
MRT
Magnetresonanztomographie
MTC
medulläres Schilddrüsenkarzinom
MW
Mittelwert
n
Fallzahl
NET
Neuroendokrine Tumoren
NN
Nebenniere
OSEM
ordered subsets-expexctation maximisation
p.o.
per os
Pat.
Patient-/ en/ innen
PC
Personalcomputer
PET
Positronenemissionstherapie
PET/CT
Positronenemissionstomographie/
Computertomographie
pg/ml
picogramm pro milliliter
re
rechts
rn
richtig negativ
ROI
Region of Interest
rp
richtig positiv
s
Sekunden
SD
Schilddrüse
SMS
Somatostatin
SSRS
Somatostatinrezeptorszinitgraphie
STABW
Standardabweichung
SUV
Standard Uptake Value
TNM
Tumor / Nodus / Metastase (Klassifikation)
V.a.
Verdacht auf
w
weiblich
z.B.
zum Beispiel
Z.n.
Zustand nach
1. Einleitung
1.1 Neuroendokrine Tumoren (NET)
Neuroendokrine Tumoren (NET) gehören zu einer heterogenen Gruppe von
seltenen Neoplasien. Die Inzidenz liegt bei etwa 2/ 100000 (Taal and Visser,
2004). NET entstehen aus neuroendokrinen Zellen und können grundsätzlich
überall auftreten, wo diese vorkommen. Früher wurden diese Tumoren als
APUDOME bezeichnet (Pearse, 1980). Das Akronym APUD steht dabei für „Amin
- Precursor Uptake and Decarboxylation“ und beschreibt die Fähigkeit dieser
Tumoren, biogene Amine aufzunehmen und chemisch zu verändern bzw. zu
synthetisieren (Pearse, 1968). Zu diesen biogenen Aminen gehören z.B.
Dihydroxyphenylalanin (DOPA) und Hydroxytryptophan.
Die meisten NET treten sporadisch auf. Familiäre Häufungen kommen im Rahmen
von MEN Typ 1 bzw. MEN Typ 2 – Syndrome vor (Taal and Visser, 2004).
Gewöhnlich verfügen NET über eine relativ niedrige Malignität und eine niedrige
Wachstumsrate. Der Primärtumor ist in der Regel ziemlich klein (Becherer et al.,
2004). Ein großer Unterschied zu den meisten anderen Tumoren ist, dass NET
trotz ihrer vergleichsweise kleinen Größe klinisch große Auswirkungen haben
können, aufgrund ihrer Fähigkeit, Hormone sowohl speichern als auch freisetzen
zu können. Zu dieser Gruppe von Tumoren gehören z.B. GEP (Gastroentero pankreatische) – NET, Bronchialkarzinoide, medulläre Schilddrüsenkarzinome
(MTC), Phäochromozytome und Paragangliome.
Häufig lassen sich mit der konventionellen Bildgebung, sowohl der Primärtumor
insbesondere mit seinen spezifischen endokrinen Eigenschaften, als auch seine
Metastasen unzureichend darstellen. Die funktionelle und molekulare Bildgebung
zeigt widersprechende Ergebnisse und wurde in den letzten Jahren kontinuierlich
weiterentwickelt (Pacak et al., 2004).
Wie
viele
andere
Tumoren
exprimieren
auch
NET
unterschiedliche
Peptidrezeptoren in großer Anzahl (Reubi, 2003). Die am häufigsten exprimierten
Rezeptoren der NET sind die Somatostatinrezeptoren (SSR). Bis jetzt wurden 5
unterschiedliche Rezeptorsubtypen (sst1 – sst5) identifiziert (Ferone et al., 2006),
(Ueberberg et al., 2005). SSR sind transmembranöse, segmentale, heptahelicale
1
G – Protein gekoppelte Glykoproteinrezeptoren (Patel and Srikant, 1994, Patel et
al., 2002). Alle Subtypen sind funktionell an eine Hemmung der Adenylatcylase
gebunden (Patel and Srikant, 1994), (Patel, 1999). Eine weitere Gemeinsamkeit
besteht in der G – Protein gekoppelten Aktivierung einer Phosphotyrosinkinase
und einer Modulation der mitogen aktivierenden Proteinkinase ( MAPK ) (Patel,
1999).
1.2 Klassifikation
Der anatomische Ursprung der NET beeinflußt das Metastasierungsverhalten und
die klinische Erscheinungsform. Ursprünglich wurden diese Tumoren in Foregut,
Midgut und Hindgut – Tumoren eingeteilt (Williams and Sandler, 1963). Diese
Klassifikation wurde durch eine neue Klassifikation ersetzt, die sich hauptsächlich
auf die Größe und die Proliferationsrate der Tumoren bezieht. Es werden drei
Gruppen unterschieden: Typ 1a sind hoch differenzierte neuroendokrine Tumoren,
Typ 1b sind hoch differenzierte neuroendokrine Karzinome, Typ 2 niedrig
differenzierte neuroendokrine Karzinome.
1.3 MEN – Syndrom Typ 2 ( MEN 2 )
MEN
2
ist
ein
seltenes,
autosomal
dominant
vererbtes,
endokrines
Tumorsyndrom, das mit einer hohen Penetranz auftritt und individuell variabel
verläuft (Karges and Adler, 2003). Verantwortlich für die Erkrankung ist eine
Mutation im RET Proto – onkogen auf dem Chromosom 10q11.2 (Mathew et al.,
1987), die zu einer konstitutiven Aktivierung der Tyrosinkinase mit unkontrollierter
Zellproliferation führt.
Klinisch werden 3 Formen des MEN 2 unterschieden: MEN 2A, das familiäre
medulläre Schilddrüsenkarzinom (FMTC) und MEN 2B (Peczkowska and
Januszewicz, 2005, Gertner and Kebebew, 2004). Das MTC gilt als Leiterkankung
dieser 3 Subtypen und ist bestimmend für Verlauf und Prognose der Erkrankung.
Das MEN 2A ist mit einem Anteil von 90% der häufigste Subtyp des MEN 2.
Klinisch manifestiert es sich in Form eines MTC, das bei nahezu allen Betroffenen
auftritt. Des weiteren in Form von sowohl bilateralen als auch unilateralen
2
Phäochromozytomen in über 50% der Patienten und als Hyperparathyreoidismus
(HPT) in 15 – 30% der Fälle (Peczkowska and Januszewicz, 2005). Das MEN 2B
wird mit einem Anteil von 5% als die prägnanteste und aggressivste Form der
MEN 2 Subtypen betrachtet, da die Erkrankung unter anderem bereits im
kindlichen bzw. jugendlichen Alter ausbricht und Entwicklungsstörungen wie z.B.
das Marfansyndrom oder knöcherne Deformationen auslösen kann. Das MEN 2B
ist dem MEN 2A ziemlich ähnlich mit dem Unterschied, dass die Patienten keinen
HPT entwickeln. 40 – 50% der Patienten entwickeln ebenfalls Phäochromozytome
(Taal and Visser, 2004, Peczkowska and Januszewicz, 2005).
Charakteristisch für das FMTC ist, dass ausschließlich das MTC als klinische
Manifestation auftritt. Insgesamt ist der Verlauf und die Prognose in den meisten
Fällen relativ gut (Gimm, 2001).
1.4 MEN 2 ( RET ) Gendiagnostik
Zu den Indikationen einer MEN 2 (RET) Gendiagnostik gehören jedes gesicherte
MTC, jedes bilaterale Phäochromozytom und jedes Phäochromozytom mit
begleitendem Hyperparathyreoidismus. Anhand einer DNA-Sequenzierung wird
bei der/dem betroffenen Pat. eine Mutation des RET Proto – onkogens
ausgeschlossen. Bei gesicherten
Mutationsträgern muss
jeder erstgradig
Verwandte ab dem 5. Lebensjahr bzw. bei MEN 2B ab der Geburt auf eine RET
Proto – onkogenmutation untersucht werden. 50% des MEN 2B – Syndroms sind
de novo Mutationen.
1.5 Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC)
Epidemiologie, Therapie und Prognose
Das MTC ist eine seltene und außergewöhnliche maligne Tumorart der
Schilddrüse, die sich durch ihre spezifischen Charakteristika zweifellos von
anderen thyreoidalen Malignomen unterscheidet (Paunovic et al., 2003). 75% der
MTC treten sporadisch auf, während 25% hereditär bedingt sind (Gimm et al.,
2001). Sie entwickeln sich aus den parafollikulären C – Zellen der Schilddrüse und
bedingen 3 – 10% aller Schilddrüsenkarzinome (Szakall et al., 2002b). Diese aus
der Neuralleiste stammenden C - Zellen sezernieren eine Vielzahl von Proteinen
3
und Peptiden wie das charakteristische Calcitonin, aber auch Serotonin,
Somatostatin, Prostaglandine und viele andere endokrine Substanzen. Die
Bestimmung des Calcitonins im Plasma bzw. der Pentagastrin – Stimulationstest
gelten als ausgesprochen sensitive und spezifische Tumormarker für den
Nachweis eines MTC und lassen Rückschlüsse auf die Tumorlast ziehen (AbuAmero et al., 2006). Ein zusätzlicher unspezifischer Tumormarker ist das
Carcinoembryonic
Antigen
(CEA),
dessen
Nutzen
allerdings
noch
nicht
ausreichend bestätigt wurde.
Klinisch verläuft das MTC meist symptomlos und wächst sehr langsam.
Charakteristisch für das MTC ist eine frühe disseminierte Metastasierung in
Lymphknoten, Lunge, Leber und Knochen. Therapie der ersten Wahl ist die totale
Thyreoidektomie mit Neckdissection. Die operative Resektion ist die einzige
potentiell kurative Therapieform (Massoll and Mazzaferri, 2004). Eine möglichst
frühe Diagnose ist daher besonders entscheidend für die Prognose der Pat., da
sich noch immer keine systemische, kurative Therapie etabliert hat (Karges et al.,
2004). Die Prognose ist abhängig vom Grad der Metastasierung. Pat. mit
Fernmetastasen haben eine 5 – Jahresüberlebensrate von 20% nach Entdeckung
der Läsionen (Fromigue et al., 2006).
1.6 Das Phäochromozytom
Epidemiologie, Therapie und Prognose
Phäochromozytome sind seltene Katecholamin – produzierende NET, die aus den
chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks entstehen. Gewöhnlich sind 90% der
Phäochromozytome benigne und solitäre Neoplasien. Ungefähr 10% sind maligne
und bei beinahe 10% der betroffenen Patienten tritt das Phäochromozytom im
Rahmen eines Tumorsyndroms wie z.B. das MEN 2 bilateral auf (Bryant et al.,
2003).
Klinisch pathognomische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwitzen und
Palpitationen mit und ohne erhöhten Blutdruck (Mena et al., 1997). Maligne
Phäochromozytome metastasieren in erster Linie in Knochen (> 50%), Leber
(50%) und Lunge (30%) (Kaltsas et al., 2004). Zur Diagnostik eines
Phäochromozytoms mißt man die Konzentration der Katecholamine und ihrer
Metaboliten (Normetanephrin, Metanephrin, Epinephrin) im Serum und im 24h –
4
Sammelurin (Pacak et al., 2001a). Erhöhte Katecholamine im Plasma besitzen
eine Sensitivität von 85% und eine Spezifität von 80 – 95%. Der Nachweis von
wesentlich erhöhtem Chromogranin A (Cg A) als weiterem Tumormarker weist auf
ein malignes Phäochromozytom hin. Die chirurgische, radikale Resektion ist auch
hier die Therapie der ersten Wahl und die einzige Therapie mit kurativem Ansatz.
Systemische Therapien mit Chemotherapeutika, 131I – MIBG oder SMS –
analoga sind lediglich als palliative Therapien anzusehen und in Bezug auf den
klinischen Benefit für den Pat. individuell abzuwägen (Kaltsas et al., 2004).
Die 5 – Jahresüberlebensrate für Pat. mit malignen Phäochromozytomen liegt
zwischen 36 und 74%, da der klinische Verlauf sehr unterschiedlich ist (Kaltsas et
al., 2004).
1.7 Diagnostik
Neben der Bestimmung des Tumormarkers Calcitonin initial und im Verlauf bzw.
der Messung der Katecholamine hat neben der konventionellen besonders die
funktionelle Bildgebung eine wesentliche Rolle in der Diagnostik des MTC bzw.
des Phäochromozytoms.
1.8 Konventionelle bildgebende Diagnostik
Die Computertomographie ( CT )
Die CT ist darauf beschränkt, die Morphologie, die Gewebestruktur und den
Lymphknotenstatus darzustellen (Hoegerle et al., 2001a). Da die Mehrheit der
Phäochromozytome > 2 cm sind, liegt die Sensitivität der CT zur Detektion von
Phäochromozytomen bei 93 – 100% (Kaltsas et al., 2004), die Spezifität ist jedoch
sehr gering. Die meisten Phäochromozytome nehmen Kontrastmittel (KM) nach
i.v. Gabe auf (Kaltsas et al., 2004). Beim Staging der MTC ist die CT nur bedingt
geeignet, da die Größe der meisten MTC im mm – Bereich liegt. Eine CT der
Leber und der Lunge präoperativ kann Aufschluß über den Metastasierungsgrad
geben (Kebebew et al., 2000).
Die Magnetresonanztomographie ( MRT )
In der MRT lässt sich auch in erster Linie die Morphologie und Gewebestruktur der
5
Organe
darstellen
(Hoegerle
et
al.,
2001a).
In
der
Diagnostik
des
Phäochromozytoms hat die MRT die gleiche Sensitivität von 93 – 100% wie die
CT und ist gleichzeitig ebenso unspezifisch (Kaltsas et al., 2004). Im Rahmen der
Diagnostik eines MTC wird präoperativ eine MRT des Halses und des
Mediastinums empfohlen (Kaltsas et al., 2004).
1.9 Funktionelle bildgebende Diagnostik
Metajodobenzylguanidin (MIBG) – Szintigraphie mit J123 und J131
MIBG war das erste Radiopharmakon, das zur Bildgebung und zur Therapie von
NET verwendet wurde. Strukturell ist MIBG dem adrenergen Neurotransmitter
Norepinephrin ähnlich und verfügt über dieselbe Interaktion in Bezug auf
spezifische, aktive Aufnahme- und Speicherungsmechanismen. MIBG eignet sich
daher aufgrund seiner Eigenschaften dafür, aktive Tumoren wie z.B MTC und
Phäochromozytome szintigraphisch darzustellen Für den Nachweis von MTC
weist diese Untersuchungstechnik eine Spezifität > 95% und eine Sensitivität von
nur 30% auf. Die MIBG – Szintigraphie ist aufgrund ihrer Gewebespezifität eine
sichere, nicht invasive und effektive Methode Phäochromozytome darzustellen.
Die Sensitivität für die Detektion von Phäochromozytomen liegt bei 86% (Rufini et
al., 2006).
Somatostatinrezeptor (SSR) – Szintigraphie
Wie oben bereits erwähnt sind die am häufigsten exprimierten Rezeptoren der
NET die Somatostatinrezeptoren (SSR). Je niedriger differenziert und je
fortgeschrittener ein NET ist, desto weniger SMS – Rezeptoren werden exprimiert
(Behr and Behe, 2002).
Das synthetisch hergestellte SMS – Analogon 111In-DTPA (Diethylene-triaminepentaacetic acid) –octreotid zeigt eine besonders hohe Affinität zu zwei Subtypen
der SSR (sst2 und sst5) und eignet sich gut, NET mit einer hohen SSR – Dichte
zu lokalisieren. Auch in der Therapie spielen SMS - Analoga eine Rolle. Zum
Nachweis von MTC scheint diese Untersuchungsmethode nicht ausreichend. Die
111InDTPA–octreotid
Szintigraphie
ist
auch
bei
der
Suche
nach
Phäochromozytomen suboptimal, da sie letztendlich nur eine Auskunft über den
6
SSR–status liefert und keine Aussage über die gewebespezifischen Eigenschaften
zulässt (Rufini et al., 2006).
Positronenemissionstomographie PET
Das Ziel der PET ist es, pathologische Stoffwechselaktivitäten mit radioaktiv
markierten
biologischen
Substanzen
darzustellen
bevor
morphologische
Veränderungen auftreten. Diese Substanzen werden selektiv von Tumoren
aufgenommen.
Die meist verwendete Substanz in der Onkologie ist 18F – Fluorodeoxyglucose
(FDG), ein Glukoseanalogon mit einer sehr hohen Sensitivität für aggressive
Tumoren mit einer hohen Wachstumsrate (Rufini et al., 2006). Es wird über einen
Glucosetransporter (Glut-1) aufgenommen und phosphoryliert (Brown and Wahl,
1993). Bedingt durch ein Fluoratom in der C2 – Position wird dieses Glucose – 6 –
Phosphat in der Zelle eingeschlossen ohne an der weiteren Glykolyse
teilzunehmen.
Die meisten Phäochromozytome, sowohl benigne als auch maligne speichern
FDG mit einer Sensitivität von 70%. Die FDG – PET ist eine absolute Alternative,
wenn in der MIBG – Szintigraphie das Phäochromozytom nicht zur Darstellung
kommt (Rufini et al., 2006).
Ein erhöhter Glukosemetabolismus wurde auch in metastasierenden, niedrig
differenzierten MTC mit erhöhten CEA – Werten nachgewiesen (Adams et al.,
1998a, Rufini et al., 2006).
Verschiedene SMS – Analoga wurden für die PET entwickelt. Überwiegend wurde
der Positronenstrahler Ga68 als radioaktives Nuklid verwendet. Das am häufigsten
verwandte
Somatostatinanalogon
ist
tetraazacycklododecane-N,N‘,N‘‘,N‘‘‘-tetraacetic
DOTA
–
TOC
acid-Tyr3-octreotide),
(1,4,7,10welches
ähnliche Affinität aufweist und die Subtypen 2 und 5 adressiert (Rufini et al.,
2006).
7
1.10 Fragestellung
In der vorgestellten Studie wird der Einsatz der PET/CT mit der alleinigen PET –
und CT – Bildgebung bei MTC - bzw. Phäochromozytom – Patienten verglichen.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Wertigkeit in Bezug auf Sensitivität und Spezifität der
PET/CT aufzuzeigen. Hierzu wurden die PET – Daten, die CT – Daten und die
PET/CT – Daten getrennt ausgewertet und mit dem klinischen Verlauf korreliert.
Im Fall der MTC – Pat. wurde die Untersuchung im Rahmen des Restagings und
in Abhängigkeit von Tumorgröße und Höhe des Tumormarkers Calcitonin im
Verlauf durchgeführt. Die gewonnenen Informationen sollen das onkologische
Management der MTC – Pat. im Hinblick auf einen kurativen Therapieansatz der
Erkrankung verbessern.
Bezogen auf die an Phäochromozytomen erkrankten Pat. wurde die PET/CT
sowohl im Rahmen des Stagings als auch im Rahmen des Restagings
durchgeführt.
8
2. Patienten, Material und Methoden
2.1 Patienten
Die vorliegende Studie basiert auf den Daten einer retrospektiven Untersuchung
von insgesamt 51 Fällen von Patientinnen und Patienten mit MTC und/ oder
Phäochromozytomen bzw. MEN 2, die in dem Zeitraum von Juli 2002 bis
November 2005 in der Abteilung Nuklearmedizin und in der Abteilung
Endokrinologie der Universitätsklinik Ulm aufgenommen, diagnostiziert und
behandelt wurden. Die anhand von Papierakten und elektronischen Daten
erhobenen
Patientendaten
wurden
tabellarisch
zusammengestellt
und
ausgewertet.
Das Patientenkollektiv bestand aus insgesamt 39 Patientinnen und Patienten. 11
der 39 Pat. litten an MEN 2A, 2 Pat. an MEN 2B. Die Pat. mit MEN 2 – Syndromen
wurden je nach Tumorentität getrennt und der einzelnen Gruppe zugeordnet. Der
Altersdurchschnitt der 26 Pat. (14 Frauen, 12 Männer) mit MTC betrug 46,7 (von
25 – 73) und der 25 Pat. (16 Frauen, 9 Männer) mit Phäochromozytomen 46,8
(von 25 – 67). Alle Pat. mit MTC kamen zum Restaging. 15 Pat. mit
Phäochromozytomen kamen zum Restaging, 10 zum Staging.
Alle 51 Untersuchungen wurden als Fälle dargestellt.
Einschlußkriterien:
Diagnose eines histologisch verifizierten MTC oder Phäochromozytoms Verlauf
der Tumormarker im Zeitraum der Untersuchung PET/CT-Untersuchung mit F18
DOPA im Zeitraum von Juli 2002 – November 2005
Ausschlußkriterien:
•
keine histologische Sicherung
•
fehlende Einverständniserklärung der Patienten
2.2 Herstellung des Radiopharmakons F18 DOPA
Das Radionuklid
18
F wird mittels der Kernreaktion
9
20
Ne(d)18F am Zyklotron
PETtrace der Firma GE generiert. Da das Targetgas Neon (enthält das Isotop
20
Ne zu 90,5%) 2% elementares Fluorgas enthält, entsteht das Radionuklid in
Form von F18 Fluorgas, das aufgrund seiner hohen chemischen Reaktivität gut
zur Markierung von aromatischen Molekülstrukturen geeignet ist. Nach der
Bestrahlungszeit von ca. 120 Minuten (30 µA Deuteronen) wird das radioaktive
F18 Fluorgas über Kapillarleitungen in den chemischen Reaktor des Synthesemodules geleitet, der sich aus Strahlenschutzgründen in einer luftdicht abgeschlossenen bleiabgeschirmten heißen Zelle befindet. Der Reaktor enthält eine
Lösung von Precursormolekül in Freon-11 (Trichlorfluormethan). Während des
Einleitens
von
F18
Fluorgas
destannylierungs-Fluorierung.
erfolgt
Nach
die
Entfernen
Markierung
des
in
Form
einer
Lösungsmittels
durch
Eindampfen wird der markierte Precursor mit konzentrierter Bromwasserstoffsäure
umgesetzt (10 Minuten bei 120°C) und mit Base (NaOH, NaOAc) neutralisiert.
Diese
rohe
Produktlösung
wird
nun
mittels
präparativer
Hochdruck-
Flüssigchromatographie (HPLC) aufgereinigt. Die Produktfraktion wird gesammelt,
in die zentrale Abfüllzelle geleitet und dort in ein steriles Produktgefäß sterilfiltriert.
Nach Entnahme der applizierbaren Produktlösung aus der Abfüllzelle wird ein
Probenaliquot für analytische Untersuchungen entnommen. Ein Teil davon wird
mittels HPLC auf seine radiochemische und chemische Reinheit noch vor
Freigabe untersucht. Weitere Teile werden zur Bestimmung des pH-Wertes, des
Endotoxingehaltes und der Sterilität verwendet. Ein letzter Teil wird als
Rückstellmuster aufbewahrt. Wenn die Kriterien radiochemische Reinheit > 95%,
chemische Reinheit > 90% und pH-Bereich zwischen 5 - 8 erfüllt sind, kann das
diagnostische
Applikation
PET-Radiopharmakon
am
Patienten
F18
freigegeben
Dopa
werden.
(F18-6-Fluor-L-dopa)
zur
Der
die
Zeitbedarf
für
Radiosynthese plus Qualitätskontrolle beträgt ca. 70 Minuten.
2.3 PET/CT
Alle Untersuchungen wurden an einer integrierten PET/CT (Discovery LS; General
Electric Medical Systems) durchgeführt. Die PET/CT ist ein diagnostisches
Kombinationsgerät für die funktionelle PET – Bildgebung und die anatomische CT
– Bildgebung. Die PET – Komponente ist ein aAdvance NXI fullring PET –
10
Scanner. Nach Injektion einer geringen Menge einer radioaktiv markierten
Substanz
wird
die
aus
dem
Körper
emittierte
γ
-
Strahlung
mit
Mehrfachringdetektoren gemessen.
Physikalische Grundlagen
Die PET – Kamera nutzt den Effekt aus, dass Positronen nach ihrer Abbremsung
zusammen mit einem Elektron unter Emission von zwei 511 – keV –
Gammaquanten unter einem Winkel von 180° zerstrahlen. Der Nachweis eines
Zerfallsereignisses erfolgt durch die koinzidente Registrierung der beiden
Gammaquanten. Da somit also der Ort der Entstehung und nicht der Vernichtung
registriert wird, entsteht eine Ungenauigkeit, die maximal einige Millimeter beträgt.
Der in dieser Studie eingesetzte Positronenstrahler ist F18 markiertes DOPA.
Detektoren
Die
Vernichtungsquanten
werden
mit
zwei
gegenüberliegenden
Szintillationskristallen (= Koinzidenzdetektoren) registriert. Die Berechnung der
Aktivitätsverteilung aus den gemessenen Projektionen erfolgt nach verschiedenen
Korrekturen (Schwächung, Streuung, Totzeit, zufällige Koinzidenzen).
Die CT – Komponente des PET/CTs der Abteilung Nuklearmedizin der Universität
Ulm ist ein 4 Zeilen – Spiral – CT zu 4 x 2,5 mm bei einer Scangeschwindigkeit
von 0,5 s/ Umdrehung und einem Tischvorschub von 15 mm/s. Die Leistung der
Röntgenröhre beträgt 140 kV, der Röhrenstrom 290 mA.
Die PET – und CT – Komponente sind in einem Stativ mit einer universellen
Untersuchungsliege kombiniert. Die Steuerung und Verarbeitung der Bilder wird
von einer einzigen integrierten Workstation vorgenommen. Eine genaue
Beschreibung des Geräts und der Rekonstruktionsalgorithmen siehe bei Beyer et
al. (Beyer et al., 2000). Bei allen Patienten war der Untersuchungsausschnitt von
der Schädelbasis bis zur Leiste. Durchschnittlich wurde den Patienten eine Dosis
von 299 MBq (186 – 431 MBq) F18 DOPA intravenös injiziert. Die CT –
Aufnahmen erfolgten vor den PET – Aufnahmen, nachdem dem Patienten ein
Kontrastmittel i.v. (140 ml eines jodhaltigen wasserlöslichen nicht – ionisierten
Kontrastmittel: Schering Ultravist 300®) durch einen automatischen Injektor
(MEDRAD®, EnVision CT™) injiziert wurde. Es wurde ein Zweiphasenprotokoll
verwendet. Die Patienten bekamen keine Diuretika, keine Flüssigkeit und wurden
11
nicht katheterisiert.
Während der PET/CT wurden Bilder unterschiedlicher Bettpositionen mit einem
Ausschnitt von 15,2 cm in einer Zeit von ca. 4 min aufgezeichnet. Mit Hilfe der
Schwächungskorrektur des CTs wurden die Bilder rekonstruiert (OSEM = ordered
subsets- expectation maximisation, 28 subsets, 2 Iterationen, Schleifenfilter mit
einem FWHM (= full-width at half-maximum) von 3,91 mm, Pfostenfilter mit einem
FWHM von 6,5 mm, Größe des Bildes 128x128, Pixel-Größe 4,29 mm).
Die CT - Bilder wurden hierfür in einen linearen Schwächungskoeffizienten der
511 keV - Strahlung konvertiert, wie in der Systemsoftware implementiert. Die CTund PET – Bilder wurden zu gemeinsamen, transaxialen Bildern von 4,25 mm
Stärke fusioniert.
2.4 Untersuchungsablauf
186-431 MBq [ 18F]-L-DOPA i.v.
100mg
Carbi- DOPA p.o.
0
1
2
GE Discovery LS
Zeit [h]
Abbildung 1: Ablauf des Untersuchungsprotokolls; p.o. = per os, i.v. = intravenös, MBq =
Megabecquerel, h = Stunden, mg = milligramm
Am Tag der Untersuchung ist es nicht notwendig, dass die Patienten nüchtern
erscheinen. Jeder Patient wurde vor der PET/CT – Untersuchung eingehend mit
den
Untersuchungsmodalitäten
vertraut
gemacht,
so
dass
nach
einem
ausführlichen Aufklärungsgespräch in der Abteilung für Nuklearmedizin über
12
Indikation,
Nebenwirkungen,
Einwilligungserklärung
vom
Risiken
Patienten
und
und
dem
Komplikationen
eine
untersuchenden
Arzt
unterschrieben wurde. Über einen i.v. – Zugang meist am Handrücken oder der
Ellenbeuge wurde die radioaktive Substanz mit einer Radioaktivität von 186 – 431
MBq injiziert. 60 min vor der i.v. Applikation wurde den Pat. 100 mg Carbidopa per
os verabreicht. 60 min nach der Applikation konnte die Untersuchung beginnen.
Der Patient wurde in Rückenlage mit den Armen über dem Kopf gelagert, zum
Detektorring in Position gebracht und fixiert. Nach der Injektion des KM wurde
zuerst das CT gefahren. Dann wurden die Bildserien des PET - Scan angefertigt.
Die Datenakquisition von PET und CT dauerte insgesamt ca. 20 – 25 min (Abb. 1).
2.5 Bildanalyse
Nach der Untersuchung können auf dem Bildschirm nebeneinander das alleinige
CT – Bild, das alleinige PET – Bild und die Fusionierung der PET/CT - Bilder axial,
coronar und sagittal betrachtet werden. In der Bildanalyse des CT – Bildes wurden
im oben genannten Untersuchungsbereich die aufgenommenen Daten im
Algorithmus des Weichteil -, des Knochen – und des Lungenfensters rekonstruiert.
Im Falle einer F18 DOPA Mehranreicherung, die sich z.B. auf die Region der
Schilddrüse oder der Nebenniere projizierte, wurden Messungen des SUV
(standardized uptake value) durchgeführt. Während im reinen PET – Bild nur der
krankheitsbedingt abnorme Stoffwechsel dargestellt wird, kann durch die
Fusionierung mit dem morphologischen Bild der CT an identischer Schichtposition
der
pathologische
Prozess
anatomisch
genau
zugeordnet
werden.
Die Datenauswertung erfolgte an einer PC – Workstation (eNTEGRA; General
Electric Medical Systems). Die Bilder wurden jeweils von einem Radiologen und
einem Nuklearmediziner ausgewertet. In Bezug auf die Identität der Patienten,
deren Krankengeschichte und sonstiges diagnostisches Bildmaterial, waren die
Fachärzte, die über eine langjährige Berufserfahrung verfügen, verblindet. Alle
PET – Bilder wurden der Reihe nach in einer randomisierten Anordnung
interpretiert. Danach wurden in weiteren getrennten Sitzungen die CT- und
PET/CT– Bilder in ebenfalls randomisierter Reihenfolge ausgewertet. Die
vorherige Auswertung der PET- bzw. CT- Bilder stand nicht zur Verfügung.
Jedes Bild wurde auf Läsionen untersucht und anschließend wurden die Läsionen
13
insbesondere
in
Bezug
auf
alle
möglichen
Differenzen,
die
bei
den
Läsionszuteilungen der beiden Untersuchungsmethoden auftraten, analysiert. Die
Läsionen wurden einzeln nach der Sicherheit der Klassifikation und Lokalisation
ausgewertet.
Für die Lokalisation der Läsion wurde eine 3 Punkteskala definiert (0 = unsichere
Lokalisation, 1 = wahrscheinliche Lokalisation, 2 = sichere Lokalisation).
Für die Charakterisierung der Läsionen wurde eine 5 Punkteskala herangezogen
(0 = definitiv benigne, 1 = wahrscheinlich benigne, 2 = mehrdeutig, 3 =
wahrscheinlich maligne, 4 = definitiv maligne).
2.6 Evaluation der Läsionsätiologie
Die beschriebenen Läsionen wurden bezüglich der Lokalisation und der
Charakterisierung ausgewertet, um den Nutzen der PET/CT gegenüber der PET
bzw. der CT allein, wiederzugeben. Die Punkte wurden nach Übereinstimmung
eines Nuklearmediziners und eines Radiologen vergeben und nach einer 5
Punkteskala verteilt: 0 = definitiv benigne mit übereinstimmender Interpretation
beider Betrachter, entweder für die alleinige PET – Auswertung, CT - Auswertung
oder für die PET/CT – Auswertung; 1 = wahrscheinlich benigne für die alleinige
PET – , CT - und PET/CT – Auswertung; 2 = mehrdeutig; 3 = wahrscheinlich
maligne für die alleinige PET – ,CT - oder für die PET/CT – Auswertung ; 4 =
definitiv maligne für die alleinige PET –, CT - oder für die PET/CT – Auswertung.
Ein pathologischer F18 DOPA Uptake bezüglich der Phäochromozytome wurde in
dieser Studie als maligne bewertet. Hier wäre noch anzumerken, dass
Phäochromozytome definitionsgemäß erst bei nachgewiesenen Metastasen als
maligne bezeichnet werden dürfen. Die MTC wurden nach der TNM Klassifikation von 2002 eingeteilt (Tabelle 1).
2.7 Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung mit einer einfachen Vierfeldertafel und dem Mc Nemar
Test
soll
in
dieser
Studie
aufzeigen,
ob
die
verschiedenen
Untersuchungsverfahren CT, PET und PET/CT gleichwertig sind. Es wurden die
Sicherheit und die praktische Relevanz der Läsionslokalisation sowie der
14
Läsionsklassifikation der einzelnen Untersuchungstechniken dargestellt.
Tabelle 1: TNM-Klassifikation 2002
T-Primärtumor
TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0
T1
kein Anhalt für Primärtumor
Tumorgröße 2cm oder weniger in größter Ausdehnung, begrenzt auf die
Schilddrüse
T2 Tumorgröße mehr als 2cm, aber nicht mehr als 4 cm in größter Ausdehnung,
begrenzt auf die Schilddrüse
T3 Tumorgröße mehr als 4cm in größter Ausdehnung, begrenzt auf die
Schilddrüse oder Tumor jeder Größe mit minimaler Ausbreitung jenseits der
Schilddrüse
T4a Tumor jeder Größe mit Ausbreitung jenseits der Schilddrüse und Infiltration
einer der folgenden Strukturen: subkutanes Weichteilgewebe, Larynx,
Trachea, Oesophagus, N. laryngeus recurrens
T4b Tumor jeder Größe mit Infiltration in die prävertebrale Faszie, mediastinale
Gefäße oder die A. carotis
Multifokale Tumore werden zusätzlich mit m bezeichnet. Der größte
Tumorherd
ist für die Klassifikation bestimmend
R0
R1
R2
Tumor erreicht an keiner Stelle den Resektionsrand
mikroskopisch nachgewiesenes Überschreiten des Resektionsrandes
durch den Tumor
makroskopisch sichtbares Überschreiten des Resektionsrandes durch den
Tumor
N-regionäre Lymphknoten (zervikale und obere mediastinale Lymphknoten)
NX regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0 kein Anhalt für regionäre Lymphknotenmetastasen
N1 regionäre Lymphknotenmetastasen
N1a Metastasen in praetrachealen und paratrachealen inklusive den
praelaryngealen und Delphi-Lymphknoten
N1b Metastasen in anderen unilateralen, bilateralen oder kontralateralen
zervicalen oder oberen mediastinalen Lymphknoten
M-Fernmetastasen
MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
M0 keine nachweisbaren Fernmetastasen
M1 röntgenologisch, szintigraphisch oder histologisch nachgewiesene
Fernmetastasen
15
3. Ergebnisse
3.1 Physiologische Verteilung von F18 DOPA
Anhand von 42 Patienten wurde die physiologische Verteilung von F18 DOPA
untersucht. Die Ausscheidung erfolgt hepatobiliär und renal. Durch Festlegen von
ROI’s (Region of Interest) und Messung der SUV (Standard Uptake Value) –
Werte
im
PET
wurde
durch
Berechnen
der
Mittelwerte
und
deren
Standardabweichung die Verteilung im jeweiligen Organ dargestellt. Der SUV
einer ROI wird in einen maximalen (SUV max), minimalen (SUV min) und
medianen (SUV avg) Wert unterteilt. Die physiologische Organverteilung wird
anhand des folgenden Säulendiagramms (Abbildung 2) aufgezeigt.
8
7
6
SUV max
5
4
3
2
1
ie
re
N
at
a
/P
ro
st
Le
be
r
te
ru
s
U
op
f
ilz
ea
sk
M
Pa
nk
r
wa
nz
ch
ör
pe
r
ea
ss
Pa
nk
r
Pa
nk
r
ea
sk
G
eh
i rn
N
N
el
n
us
k
M
SD
Lu
ng
e
Kn
oc
he
n
0
Organ
Abbildung 2: Physiologische DOPA - Verteilung (n = 42), dargestellt sind der SUV max. (Balken)
mit Standardabweichung (Fehlerbalken). SUV = Standard Uptake Value; max = maximal; SD =
Schilddrüse; NN = Nebenniere.
16
3.2 Patienten
Das Patientenkollektiv bestand aus insgesamt 39 Patienten. 11 Patienten waren
an MEN 2A erkrankt und 2 Patienten an MEN 2B. Diese wurden ihrer Tumorentität
entsprechend der MTC – Gruppe bzw. der Phäochromozytom – Gruppe zugeteilt.
Die Patienten wurden in dem Zeitraum von Juli 2002 bis November 2005
konsekutiv rekrutiert.
3.3 MTC
In der MTC – Gruppe waren 26 Patienten. Der Durchschnitt des Alters der 14
weiblichen Patienten betrug 46,8 Jahre und der 12 männlichen Patienten 46,9
Jahre. Die jüngste MTC – Patientin war 25 Jahre alt, die älteste 75. Bei den
männlichen Patienten war der jüngste 12 Jahre alt und der älteste 64. In der
folgenden Abbildung 3 ist die Altersverteilung, getrennt nach Männern und Frauen,
graphisch dargestellt.
5
Anzahl der Patienten
4
3
m
w
2
1
0
11 - 20 Jahre
21 - 30 Jahre
31 - 40 Jahre
41 - 50 Jahre
51 - 60 Jahre
61 - 75 Jahre
Alter
Abbildung 3: schematische Darstellung der Alters – und Geschlechtsverteilung der MTC Patienten nach Altersklassen ( n = 26 ). m = männlich, w = weiblich, MTC = medulläres
Schilddrüsenkarzinom
17
Tabelle 2: Auflistung der Patienten nach Geschlecht, Alter und wenn bekannt mit jeweiligem
Tumorstadium und Latenz zur Erstdiagnose. n = Patienten, w = weiblich; m = männlich; a = Jahre,
ED = Erstdiagnose, n/a = Information nicht verfügbar
n
Geschlecht
Alter
L.E.
S.J.
w
m
75
56
K.E.
m
39
V.U.
S.H.
I.S.
P.M.
H.G.
w
m
w
m
m
39
46
33
12
61
D.N.
w
25
S.G.
M.H.
S.P.
R.K.
B.E.
w
w
w
w
w
55
65
53
49
64
S.F.
m
58
F.T.
w
27
O.K.
C.H.
M.N.
R.T.
w
w
m
m
61
42
64
29
S.W.
m
53
S.W.
m
53
P.C.
w
41
R.K.
S.W.
w
m
36
63
B.M.
m
30
TNM Stadium
n/a
n/a
pT1m N1b
Mx
pT1 pN0 M0
pT1m N1 M0
n/a
pT1 N1b Mx
pT1 pN1 M0
pT2m pN1
M0
pTx Nx M0
pT3 N0 Mx
pT2 N1a Mx
pT1m N1 M0
pT2 N0 M0
pT1 pN1a
Mx
pT1m N1a
M0
n/a
n/a
n/a
pT3 N1 M1
pT2 N1b Mx
GII
pT2 N1b Mx
GII
pT4m N1b
M1
n/a
pT4 N1 M1
pT4 pN1 M1
GII
Latenz zur ED in a
7
9
1
21
10
2
1
1
8
8
n/a
3
17
1
1
7
1
4
11
0,2
0,3
0,4
3
10
3
13
28 PET/CT – Untersuchungen wurden an 26 Patienten mit der histologisch
gesicherten Diagnose eines MTC durchgeführt. Alle Untersuchungen erfolgten im
Rahmen des Restagings. 2 Patienten stellten sich im Abstand von 2 und 4
Monaten zu 2 PET/CT – Untersuchungen vor. Alle 28 Untersuchungen wurden als
Fälle dargestellt und in die Analyse eingeschlossen. Die durchschnittliche Zeit von
der Erstdiagnose des MTC bis zum Restaging betrug 5,8 Jahre (Minimum 2
Monate, Maximum 21 Jahre). 14 Patienten waren an einem sporadischen MTC
und 1 Patient war an einem FMTC erkrankt. 10 Patienten litten unter dem
18
Tumorsyndrom MEN 2A und 1 Patient unter MEN 2B. Alle PET/CT –
Untersuchungen wurden nach totaler Thyreoidektomie durchgeführt. Je nach
Fortschreiten der Erkrankung waren operative Interventionen wie Neckdissection
(9 Patienten), gezielte Lymphadenektomie (12 Patienten) oder gezielte Resektion
von organischen Metastasen (3 Patienten) bis zum Zeitpunkt der PET/CT
durchgeführt worden. In 4 Fällen war die Krankheit bereits disseminiert.
3.4 Die Bedeutung der PET/CT für das klinische Management
In diesen Teil der Auswertung wurden alle 28 Fälle mit eingeschlossen. In 6
PET/CT – Untersuchungen wurden weder pathologische Anreicherungen von F18
DOPA gefunden, noch konnten morphologisch Läsionen festgestellt werden. Bei
den restlichen positiven Fällen (n = 22) wurden insgesamt 30 Läsionen in der PET,
33 Läsionen in der CT und 51 Läsionen in der PET/CT nachgewiesen (Tabelle 4).
Bei 10 Patienten waren Metastasen bekannt.
Bei 9 der positiven Fälle mit vermehrter DOPA - Anreicherung und im PET/CT
definitiv malignen Läsionen konnte konsekutiv eine gezielte chirurgische Therapie
mit kurativem Hintergrund eingeleitet werden. Die Malignität und Abstammung des
resezierten
Gewebes
Grunderkrankung
wurde
zugeordnet.
histologisch
5
bestätigt
Patienten
hatten
und
eine
der
bekannten
disseminierte
Metastasierung der Erkrankung, sodass nach ausführlicher Absprache mit den
Betroffenen eine konservative (symptomorientiert medikamentös) bzw. palliative
Therapie (Radiatio, Chemotherapie) eingeleitet wurde.
In 4 Fällen konnte bei 1 Läsion eine Malignität definitiv, bei 5 Läsionen
wahrscheinlich ausgeschlossen werden, da zum morphologischen Korrelat keine
pathologische DOPA – Mehrspeicherung vorhanden war. 4 dieser Läsionen
zeigten sich im klinischen Verlauf als richtig negativ, 2 Läsionen als falsch negativ.
Wie in Tabelle 3 dargestellt konnten in der PET 29 Läsionen, in der CT 16 und in
der PET/CT 35 Läsionen als definitiv maligne bezeichnet werden. Im klinischen
Verlauf wurden diese als richtig positiv bewertet.
Bezogen auf die Lokalisation konnten in der PET 7 Läsionen, in der CT 33 und in
der PET/CT 51 Läsionen sicher lokalisiert werden. Für das klinische Management,
19
insbesondere die kurative, operative Therapie, ist die genaue Lokalisierung der
Läsionen elementar.
Bei der statistischen Auswertung zeigte der Vergleich der alleinigen CT mit der
PET/CT mit einem Signifikanzniveau von p = 0,001 und einem Mc Nemar chi² von
15,696 die größte praktische Relevanz. Die statistischen Ergebnisse des
Vergleichs von PET und CT (p = 0,05, chi² = 4,454) und von PET und PET/CT (p =
0,05,
chi²
=
3,6)
zeigten
eine
eher
kleine
praktische
Relevanz.
Tabelle 3: Anzahl, Zuordnungs - und Lokalisationsscore der entdeckten Läsionen in der PET, der
CT und der PET/CT; PET = Positronenemissionstomographie, CT = Computertomographie,
PET/CT = Positronenemissionstomographie/ Computertomographie.
PET
CT
PET/CT
4 = definitiv maligne
29
16
35
3 = wahrscheinlich maligne
1
12
7
2 = mehrdeutig
0
3
3
1 = wahrscheinlich benigne
0
2
5
0 = definitiv benigne
0
0
1
Läsionen gesamt
30
33
51
2 = sichere Lokalisation
7
33
51
1 = wahrscheinliche Lokalisation
23
0
0
Läsionen gesamt
30
33
51
Zuordnungsscore
Lokalisationsscore
In Tabelle 4 sind die 18 Läsionen dargestellt, die in allen 3 Modalitäten
nachgewiesen wurden. Bezogen auf die Lokalisation in der PET wurden 14 als
unsicher und 4 als sicher eingeteilt. In der CT und der PET/CT wurden alle
Läsionen (n = 18) sicher lokalisiert.
In der PET wurden 17 Läsionen als definitiv maligne und 1 Läsion als
wahrscheinlich maligne charakterisiert. In der CT wurden 12 Läsionen als definitiv
maligne und 6 als wahrscheinlich maligne charakterisiert. Die Charakterisierung
der Läsionen betreffend waren In der PET/CT wurden alle 18 Läsionen richtig als
maligne eingeschätzt.
20
Tabelle 4: entdeckte Läsionen in allen 3 Modalitäten, geordnet nach Zuordnungs – und
Lokalisationsscore; PET = Positronenemissionstomographie, CT = Computertomographie,
PET/CT = Positronenemissionstomographie/ Computertomographie
Modalität
Zuordnungscore:
Lokalisationsscore:
PET
CT
PET/CT
4 = definitiv maligne
17
12
18
3 = wahrscheinlich maligne
1
6
0
2 = mehrdeutig
0
0
0
1 = wahrscheinlich benigne
0
0
0
0 = sicher benigne
0
0
0
1 = unsicher
14
0
0
2 = sicher
4
18
18
Läsionen gesamt
18
18
18
In der folgenden Abbildung 4 wird zum Vergleich die physiologische und die
pathologische F18 DOPA – Mehranreicherung anhand des SUV max in
Organmetastasen, Lymphknotenmetastasen, MTC – Lokalrezidiven und ossären
Metastasen dargestellt.
7,0
6,0
SUV max
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
di
LK
ve
-m
et
as
os
ta
sä
se
re
n
M
et
as
ta
se
n
n
lre
zi
as
e
Lo
ka
O
rg
an
m
et
as
t
Le
be
r
ea
s
Pa
nk
r
ilz
M
N
N
SD
en
Kn
oc
h
Lu
ng
e
0,0
Organ
Abbildung 4: Physiologische Verteilung und pathologische Mehranreicherung von F18 DOPA bei
Patienten mit MTC (medulläres Schilddrüsenkarzinom): dargestellt sind der SUV max. (Balken) mit
Standardabweichung (Fehlerbalken). SUV = Standard Uptake Volume, max = maximal, NN =
Nebenniere, SD = Schilddrüse, LK = Lymphknoten.
21
3.5 Korrelation der PET/CT – Befunde mit dem Tumormarker Calcitonin
Die basalen Calcitoninwerte von 26 Fällen waren zum Untersuchungszeitpunkt
bekannt und wurden in dieser Studie mit den PET/CT – Befunden verglichen. Als
klinisch suspekt ist ein messbarer Calcitoninwert zu bewerten.
Die gemessenen Calcitoninwerte des Patientenkollektivs lagen in einem Bereich
von 1 – 75500 pg/ml (Median 79,3 pg/ml, Mittelwert 7377,1 pg/ml).
In 14 Fällen konnte die PET/CT als richtig positiv bestätigt werden. Die basalen
Calcitoninwerte lagen hier in einem Bereich von 60 – 75500 pg/ml (Median 1798
pg/ml, Mittelwert 14196,5 pg/ml).
Bei 7 PET/CT’s fiel die Untersuchung bezüglich des klinischen Verlaufs richtig
negativ aus. Der minimale Wert des basalen Calcitonins betrug dabei 1 pg/ml, der
maximale Wert 28pg/ml (Median 5pg/ml, Mittelwert 7,8 pg/ml).
100000
Calcitoninwerte in pg/ml
10000
1000
100
10
1
positiv
negativ
Abbildung 5: Darstellung der falsch negativen und richtig positiven Positronenemissionscomputertomographien in Korrelation mit den Calcitoninwerten in picogramm pro millilter.
5 Untersuchungen wurden als falsch negativ gewertet. Der Calcitoninwert lag bei
40 pg/ml bis 120 pg/ml, der Median bei 55 pg/ml, der Mittelwert bei 72,9 pg/ml. Die
Abbildung 5 zeigt die richtig positiven und falsch negativen PET/CT - Ergebnisse
in Korrelation zu den gemessenen Calcitoninwerten zum Untersuchungszeitpunkt.
22
Tabelle 5: Auflistung der zum Untersuchungszeitpunkt gemessenen Calcitoninwerte und der
Ergebnisse in der PET/CT (Positronenemissionstomographie/ Computertomographie); n = Anzahl
der Fälle, pg/ml = picogramm pro milliliter, rp = richtig positiv, rn = richtig negativ, fp = falsch
positiv, fn = falsch negativ.
basales
n
Calcitonin
in pg/ml
Ergebnis
im PET/CT
1
69000
rp
2
3,6
rn
3
1
rn
4
374
rp
5
1
rn
6
2000
rp
7
2200
rp
8
1660
rp
9
1936
rp
10
98,9
fn
11
75500
rp
12
60
rp
13
55,4
fn
14
320
rp
15
50
fn
16
37500
rp
17
79,3
rp
18
7348
rp
19
65
rp
20
708
rp
21
5
rn
22
5
rn
23
11,3
rn
24
40
fn
25
120
fn
26
28
rn
23
In der Tabelle 5 werden die Ergebnisse der PET/CT (richtig positiv und richtig
negativ)
und
die
zum
Untersuchungszeitpunkt
gemessenen
basalen
Calcitoninwerte aufgelistet. Die Sensitivität der PET/CT lag hier bei 72%, die
Spezifität bei 100%.
Tabelle 6: Zusammenfassung der PET/CT (Positronenemissionstomographie/ Computertomographie) – Ergebnisse und Darstellung der Calcitoninwerte; MIN = Minimum, MAX =
Maximum, MW = Mittelwert, STABW = Standardabweichung, rp = richtig positiv, rn = richitg
negativ, fn = falsch negativ, fp = falsch positiv, pg/ml = picogramm pro milliliter
PET/CT -
n
basales Calcitonin in
Ergebnis
rp
rn
fn
fp
pg/ml
14
MIN
60
MAX
75500
MW
14197
MEDIAN
1798
STABW
26481
MIN
1
MAX
28
MW
8
MEDIAN
5
STABW
10
MIN
40
MAX
120
MW
73
MEDIAN
55
STABW
35
7
5
0
Tabelle 7 bietet eine Übersicht über die Latenz zur Erstdiagnose, den basalen
Calcitoninwert zum Untersuchungszeitpunkt und die Ergebnisse in der PET/CT.
24
Tabelle 7: Zusammenfassende Übersicht bezogen auf Patienteninitialien, Geschlecht, Alter,
vergangene Zeit seit Erstdiagnose, basales Calcitonin und die dazugehörigen PET/CT –
Ergebnisse; n = Fallzahl, w = weiblich, m = männlich, a = Jahre, pg/ml = picogramm pro milliliter,
PET/CT = Positronenemissinstomographie/ Computertomographie, CEA = Carcinoembryonic
Antigen, ng/ml = nanogramm pro milliliter, n/a = Information nicht verfügbar.
Patienten
w/m
Alter
Latenz zur ED in Calcitonin bas. in
CEA in
Erg. im
a
pg/ml
ng/ml
PET/CT
L.E.
w
75
7
1
n/a
rn
S.J.
m
56
9
1
n/a
rn
K.E.
m
39
1
3,6
0,9
rn
V.U.
w
39
21
5
n/a
rn
S.H.
m
46
10
5
n/a
rn
I.S.
w
33
2
11,3
n/a
rn
P.M.
m
12
1
28
n/a
rn
H.G.
m
61
1
40
n/a
fn
D.N.
w
25
8
50
n/a
fn
S.G.
w
55
8
55,4
n/a
fn
M.H.
w
65
n/a
60
n/a
rp
S.P.
w
53
3
65
n/a
rp
R.K.
w
39
17
79
n/a
rp
B.E.
w
64
1
98
2,7
fn
S.F.
m
58
1
120
n/a
fn
F.T.
w
27
7
320
n/a
rp
O.K.
w
61
1
374
26,5
rp
C.H.
w
42
4
708
15,6
rp
M.N.
m
64
11
1660
n/a
rp
R.T.
m
29
0,2
1936
17,3
rp
S.W.
m
53
0,3
2000
n/a
rp
S.W.
m
53
0,4
2200
n/a
rp
P.C.
w
41
3
7348
128
rp
R.K.
w
36
10
37500
842,7
rp
S.W.
m
63
3
69000
n/a
rp
B.M.
m
30
13
75500
200
rp
25
3.6 Phäochromozytom
25 Patienten wurden der Phäochromozytom – Gruppe zugeteilt. Der Alters durchschnitt der 16 weiblichen Patienten betrug 45,1 Jahre und der 9 männlichen
Patienten 43,9 Jahre. Die jüngste Phäochromozytom – Patientin war 25 Jahre alt,
die älteste 68. Bei den männlichen Patienten war der jüngste 12 Jahre alt und der
älteste 60. In der folgenden Abbildung 6 ist die Altersverteilung, getrennt nach
Männern und Frauen, graphisch dargestellt.
7
6
Anzahl der Patienten
5
4
m
w
3
2
1
0
11 - 20 Jahre
21 - 30 Jahre
31 - 40 Jahre
41 - 50 Jahre
51 - 60 Jahre
61 - 70 Jahre
Alter
Abbildung 6: schematische Darstellung der Alters – und Geschlechtsverteilung
Phäochromozytom – Patienten nach Altersklassen ( n = 25 ). w = weiblich, m = männlich
der
25 PET/CT – Untersuchungen wurden bei 25 Patienten durchgeführt. Alle
Untersuchungen wurden als Fälle dargestellt. 15 Untersuchungen erfolgten im
Rahmen des Restagings bei bekanntem Phäochromozytom bzw. MTC bei an
MEN 2 Erkrankten. 10 Untersuchungen fanden im Rahmen des Stagings bei
klinischem Verdacht auf ein Phäochromozytom statt. Die durchschnittliche Zeit
von der Erstdiagnose bis zum Restaging betrug 5,5 Jahre (Minimum 1 Monat,
Maximum 17 Jahre). 12 Patienten waren operiert und ein Phäochromozytom
histologisch bestätigt. Bei 2 Patienten konnte eine positive Klinik bei positivem
PET/CT – Befund verfolgt werden. Eine weitere Patientin hatte bei einer positiv
gewerteten PET/CT Untersuchung mit flauer DOPA-Anreicherung eine negative
26
Klinik und keine Operation. 11 Patienten waren an dem Tumorsyndrom MEN 2A, 1
Patient an MEN 2B erkrankt. Bei 1 bereits operierten Patientin war ein malignes
Phäochromozytom mit ossärer Dissemination bekannt und histologisch bestätigt.
Bei einer Patientin wurde vor der Untersuchung bioptisch ein Paragangliom rechts
in der Carotisgabel ohne Hinweis auf Malignität verifiziert.
3.7 Die Bedeutung der PET/CT für den klinischen Verlauf
Alle 25 Fälle wurden in diesem Teil ausgewertet. In 5 PET/CT – Untersuchungen
wurde kein pathologisches Uptake von F18 DOPA gefunden. Bei den restlichen
Fällen (n = 20) wurden in der PET 27 Läsionen und in der CT 28 Läsionen
entdeckt. Die PET/CT beschrieb insgesamt 40 Läsionen (Tabelle 8).
Im PET waren 26 Läsionen definitiv maligne und 1 Läsion wahrscheinlich maligne.
In der CT wurden 20 als wahrscheinlich maligne, 3 als mehrdeutig, 3 als
wahrscheinlich benigne und 2 als definitiv benigne beschrieben. In der PET/CT
konnten 29 als definitiv maligne, 4 als wahrscheinlich maligne, 2 als mehrdeutig, 4
als wahrscheinlich benigne und 1 Läsion als definitiv benigne eingeordnet werden
(Tabelle 8).
Bezogen auf die Lokalisation der Läsionen konnten in der PET 5 (n = 25), in der
CT 28 (n = 28) und in der PET/CT 40 (n = 40) sicher lokalisiert werden.
Tabelle 8: Anzahl, Zuordnungs - und Lokalisationsscore der entdeckten Läsionen in der PET, der
CT und der PET/CT; PET = Positronenemissionstomographie, CT = Computertomographie,
PET/CT = Positronenemissionstomographie/ Computertomographie.
PET
CT
PET/CT
4 = definitiv maligne
26
0
29
3 = wahrscheinlich maligne
1
20
4
2 = mehrdeutig
0
3
2
1 = wahrscheinlich benigne
0
3
4
0 = definitiv benigne
0
2
1
Läsionen gesamt
27
28
40
2 = sichere Lokalisation
5
28
40
1 = wahrscheinliche Lokalisation
22
0
Läsionen gesamt
27
28
Zuordnungsscore
Lokalisationsscore
27
40
Bei der statistischen Auswertung mit einer einfachen Vierfeldertafel und dem Mc
Nemar Test konnte für die PET verglichen mit der CT eine mittlere praktische
Relevanz (p = 0,05, chi² = 5,3) gezeigt werden. Die gleiche praktische Relevanz
wurde im Vergleich von CT und PET/CT (p = 0,05, chi² = 4,765) beschrieben.
Keine Signifikanz wurde beim Vergleich von PET und PET/CT festgestellt.
19 Läsionen von den 25 Fällen wurden in allen 3 Modalitäten entdeckt (Tabelle 9).
In der PET/CT und der CT konnten alle 19 Läsionen sicher lokalisiert werden. In
der PET waren 4 Läsionen sicher lokalisierbar und 15 unsicher.
In der PET wurden alle erfassten Läsionen als definitiv maligne zugeordnet. In der
CT wurden 16 als wahrscheinlich maligne, 2 als mehrdeutig und 1 als definitiv
benigne beschreiben. In der PET/CT wurden alle Läsionen als definitiv maligne
charakterisiert.
Tabelle 9: entdeckte Läsionen in allen 3 Modalitäten, geordnet nach Zuordnungs – und
Lokalisationsscore; PET = Positronenemissionstomographie, CT = Computertomographie,
PET/CT = Positronenemissionstomographie/ Computertomographie
Modalität
Zuordnungscore:
Lokalisationsscore:
PET
CT
PET/CT
4 = definitiv maligne
19
0
19
3 = wahrscheinlich maligne
0
16
0
2 = mehrdeutig
0
2
0
1 = wahrscheinlich benigne
0
0
0
0 = sicher benigne
0
1
0
Läsionen gesamt
19
19
19
1 = unsicher
15
0
0
2 = sicher
4
19
19
Läsionen gesamt
19
19
19
In der Abbildung 7 wird zum Vergleich die physiologische und die pathologische
F18 DOPA - Mehranreicherung anhand der SUV max in Organmetastasen (bei
Pat., die an MEN erkrankt sind), Lymphknotenmetastasen, Lokalrezidiven,
ossären Metastasen und Phäochromozytomen dargestellt.
.
28
30
25
SUV max
20
15
10
5
m
e
oz
yt
o
et
.
e
os
sä
r
Ph
äo
ch
ro
m
M
et
.
LK
-m
Lo
ka
lre
zi
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et
.
O
rg
an
m
Le
be
r
as
Pa
nk
re
ilz
M
N
N
Kn
oc
he
n
0
Organ
Abbildung 7: Darstellung der physiologischen Verteilung und der pathologischen Mehranreicherung von F18 DOPA bei Patienten mit Phäochromozytom: dargestellt sind der SUV max.
(Balken) mit Standardabweichung (Fehlerbalken). SUV Standard Uptake Volume, max = maximal,
NN = Nebenniere, LK = Lymphknoten, Met. = Metastasierung.
Von den 10 Fällen, bei welchen eine PET/CT zum Staging durchgeführt wurde,
waren 9 richtig positiv. Konsekutiv konnten die beschriebenen Phäochromozytome
und ein vorbekanntes Paragangliom operativ entfernt und histologisch gesichert
werden. In einem Fall wurde in der PET/CT eine Raumforderung ohne F18 DOPA
– Mehrspeicherung detektiert, die als wahrscheinlich maligne charakterisiert
wurde.
Nach
operativer
Therapie
und
darauf
folgender
histologischer
Untersuchung wurde das Resektat als Nebennierenrindenadenom verifiziert. Die
Untersuchung konnte somit als richtig negativ bewertet werden.
In den restlichen Fällen (n=15), die zum Restaging untersucht wurden, waren 5
ohne pathologische F18 DOPA – Mehranreicherung. In einem dieser Fälle konnte
eine bioptisch gesicherte ossäre Metastase eines Nebennierenrindenkarzinoms
nur als Osteolyse im CT ohne F18 DOPA – Mehrspeicherung in der PET
beschrieben werden. Diese Untersuchung wurde folglich als richtig negativ
bewertet. Die 4 restlichen Fälle ohne pathologischen Befund konnten im klinischen
Verlauf als richtig negativ bestätigt werden.
29
Tabelle 10: Zusammenfassende Übersicht;
Pat. = Patienten, w = weiblich, m = männlich, a = Jahre, MEN = Multiple endokrine Neoplasie, Lat.
= Latenz, ED = Erstdiagnose, s = staging, r = restaging, r (MTC) = restaging bei medullärem
Schilddrüsenkarzinom, M = maligne, B = benigne, Phäo = Phäochromozytom, re = rechts, li = links,
NN = Nebenniere, Anreich. = Anreicherung, NNR = Nebennierenrinde, Met. = metastasiertes, Erg.
= Ergebnis, PET/CT = Positronenemissinstomographie/ Computertomographie, rp = richtig positiv,
rn = richtig negativ, fp = falsch positiv.
Pat.
w/
m
Alter MEN
Lat. zur
ED in a
s/r
M/B
Phäo Größe
Andere
Erg. im
in cm
Befunde
PET/CT
M.M. m
55
-
ED
s
B
re NN 1,1x1,1
rp
T.S.
w
54
-
ED
s
B
li NN 2,5x3,3
rp
Z.M. w
42
-
ED
s
B
re NN 5x3
rp
B.E.
w
39
-
ED
s
B
li NN 2x2,2
rp
S.R. w
68
-
ED
s
B
li NN 3,2x3,8
rp
S.J.
m
54
2A
ED
r (MTC) B
li NN 2,1x2
rp
A.M. w
41
-
ED
s
B
K.C. w
56
-
1
r
M
o.p.B.
J.P
m
37
2A
6
r
B
li NN 0,8x0,6
D.N. w
25
2A
7
r (MTC) B
S.S.
w
48
-
13
r
M
Metastasen
rp
F.G. m
60
-
10
r
M
NNRkarzinom
rn
H.L.
w
54
-
ED
s
B
re NN 4x3
rp
C.J.
m
49
-
ED
s
B
re NN 5,6x4,3
rp
M.L. m
56
-
ED
s
M
S.D. m
26
2B
ED
s
B
M.J.
w
39
-
0,1
r
M
o.p.B.
rn
S.H. m
46
2A
10
r (MTC) B
o.p.B.
rn
F.T.
w
27
2A
4
r (MTC) B
li NN 0,4x0,4
rp
I.S.
w
33
2A
-
r (MTC)
o.p.B.
rn
P.C. w
42
2A
-
r (MTC)
C.H. w
43
2A
ED
r (MTC) B
R.K. w
49
2A
17
r (MTC) B
re NN 0,7x1,8
rp
P.M. m
12
2A
-
r (MTC)
o.p.B.
rn
O.K. w
61
2A
ED
r (MTC)
Flaue Anreich.
Paragangliom
rn
rp
(klinisch)
rp
re NN 13x9
(klinisch)
NNRadenom
re NN 1,4x1,5,
Met. MTC
30
li NN 1,0x1,0
rn
rp
li NN 2,2x1,9
re NN 1,5x1,0,
rp
rn
rp
fp
(klinisch)
In 10 der Restaging – Untersuchungen fanden sich pathologische F18 DOPA –
Mehranreicherungen. Dabei wurde in einem Fall eine Dissemination des
bekannten, bereits resezierten malignen Phäochromozytoms festgestellt. In dieser
palliativen Situation wurde eine Polychemotherapie eingeleitet.
In 7 Restaging – Untersuchungen wurden 2 bilaterale Phäochromozytome bei
bekanntem MEN 2A bzw. 2B und 2 unilaterale Phäochromozytome neu entdeckt,
konsekutiv operativ entfernt und histologisch bestätigt. Weiterhin wurden bei 2
Patienten Lokalrezidive festgestellt und im klinischen Verlauf ebenfalls als richtig
positiv bestätigt. In einem Fall wurde eine flaue DOPA – Anreicherung der linken
Nebenniere als abklärungsbedürftig beschrieben und bei nicht korrelierender Klinik
als falsch positiv gewertet. Bei einem Patient, der am Tumorsyndrom MEN 2A
erkrankt war, wurde kein Phäochromozytom, aber ein Lokalrezidiv eines MTC
beschrieben.
3.8 Fallbeispiele
Zur Verdeutlichung der Vorteile und Zugewinne einer PET/CT – Untersuchung im
Gegensatz zur alleinigen PET oder CT, und korrelierend mit den zum
Untersuchungszeitpunkt gemessenen Calcitoninwerten, werden 6 Fallbeispiele
aus der MTC – Studie kurz dargestellt (Abbildungen 8 und 9).
Fallbeispiel 1:
Patientin kam mit Z.n. totaler Thyreoidektomie bei MTC vor 17 Jahren und
bekannter MEN 2A. Klinisch fallen seit 1,5 Jahren gering erhöhte Calcitoninwerte
(79 pg/ml) auf. Im CT links cervical und retromandibulär Kontrastmittel aufnehmende Lymphknoten mit einer nicht suspekten Größe bis 7mm (suspekt ab
einer Größe von 1cm). Im PET solitäre F18 DOPA – Mehrspeicherung links
cervical. Im PET/CT eindeutiger Nachweis einer cervikalen Lymphknotenmetastase links.
Fallbeispiel 2:
Patient mit MEN 2A, Z.n. totaler Thyreoidektomie und Neckdissection sowie
31
Ausräumung der mediastinalen Lymphknoten bei MTC vor 7 Jahren. Im klinischen
Verlauf ansteigendes Calcitonin (320 pg/ml). Im CT li paratracheal Kontrastmittel
aufnehmendes Weichteilplus (maximal 6 mm). Im PET fokale F18 DOPA – mehrspeicherung links zwischen Trachea und A. carotis communis. Im PET/CT
dringender Verdacht auf ein Lokalrezidiv des MTC links paratracheal.
Fallbeispiel 3:
Patientin mit MEN 2A und Z.n. totaler Thyreoidektomie und cervikaler Lymphadenektomie bei MTC vor 4 Jahren. Trotz der operativen Therapie seither
persistierende Hypercalcitoninämie (zum Untersuchungszeitpunkt 708 pg/ml). Im
CT Kontrastmittel aufnehmender, links cervikaler, 14 x 6 mm großer Lymphknoten.
Im PET F18 DOPA – mehrspeicherung cervikolateral links. Im PET/CT eindeutiger
Nachweis eines KM und F18 DOPA aufnehmenden Lymphknotens links unter
dem Musculus sternocleidomastoideus.
Fallbeispiel 1
Fallbeispiel 2
Fallbeispiel 3
CT
PET
PET/
CT
Calcitonin 79 pg/ml
Calcitonin 320 pg/ml
Calcitonin 708 pg/ml
Abbildung 8: Fallbeispiele mit Lymphknotenmetastasen und einem Lokalrezidiv eines medullären
Schilddrüsenkarzinoms mit korrelierendem Calcitoninwert. Fallbsp. = Fallbeispiel, CT =
Computertomographie,
PET
=
Positronenemissionstomographie,
PET/CT
=
Positronenemissionstomographie/ Computertomographie, pg/ml = picogramm pro milliliter.
32
Fallbeispiel 4:
Patient mit Z.n. totaler Thyreoidektomie vor 3 Jahren und bekanntem MEN 2A. Vor
einem Jahr lag der Calcitoninwert bei 4 pg/ml, zum Untersuchungszeitpunkt bei
7348 pg/ml. In der CT kein pathologisches Korrelat, in der PET multiple, mäßig
intensive F18 DOPA - Mehrspeicherungen in der Leber. In der PET/CT Verdacht
auf eine multiple hepatische Filialisierung, welche sich im klinischen Verlauf
bestätigte.
Fallbeispiel 5:
Patient mit Z.n. Thyreoidektomie, Cervikosternotomie, Lymphadenektomie und
Wedge-Resektion von Lebermetastasen vor 3 Jahren. Der Patient stellt sich zum
Untersuchungszeitpunkt
mit
progredienten
Rückenschmerzen
und
massiv
erhöhten Calcitoninwerten (69000 pg/ml) vor. In der CT zeigt sich eine ausgeprägte degenerative Veränderung der gesamten Wirbelsäule mit Mehrsklerosierungen. In der PET Nachweis einer unspezifischen F18 DOPA-mehranreicherung in der Wirbelsäule. In der PET/CT eindeutige multiple osteoblastische Metastasierung in HWK 2, BWK 1-6 und 8-12.
Fallbeispiel 6:
Patient mit MEN 2B und Z.n. Thyreoidektomie und Lymphadenektomie vor 13
Jahren, Wedge-Resektion hepatischer Filiae und Rezervikotomie mit selektiver
Lymphadenektomie vor 8 Jahren bei lymphonodalem Rezidiv. Der Calcitoninwert
am Untersuchungszeitpunkt lag bei 75500 pg/ml. In der CT zeigte sich eine
hypointense Struktur in Segment 2 mit teilweiser Kontrastmittelaufnahme und
inhomogener Abgrenzung zum umliegenden Leberparenchym. In der PET fokale
Mehrspeicherung in der Leber. In der PET/CT sicherer Nachweis einer
Lebermetastase
in
Segment
2
mit
33
einer
Größe
von
32x30
mm.
Fallbeispiel 4
Fallbeispiel 5
Fallbeispiel 6
Calcitonin 7348 pg/ml
Calcitonin 69000 pg/ml
Calcitonin 75500 pg/ml
CT
PET
PET/
CT
Abbildung 9: Darstellung von hepatischen und ossären Metastasen anhand von Fallbeispielen
und den gemessenen Calcitoninwerten zum Untersuchungszeitpunkt.
CT = Computertomographie, PET = Positronenemissionstomographie, PET/CT =
Positronenemissionstomographie/ Computertomographie, pg/ml = picogramm pro milliliter.
Zur Verdeutlichung der Vorteile und Zugewinne einer PET/CT – Untersuchung im
Gegensatz zur alleinigen PET oder CT werden 4 Fallbeispiele aus der
Phäochromozytom – Studie kurz dargestellt ( Abbildungen 10 und 11 ).
Fallbeispiel 7:
Patientin mit MEN 2A und Z.n. Thyreoidektomie bei MTC. Im CT Darstellung einer
unspezifischen Verplumpung beider Nebennieren. Im PET F18 DOPA
Mehrspeicherung in beiden Nebennieren rechts > links. In der PET/CT eindeutiger
Nachweis von Phäochromozytomen bds.
34
Fallbeispiel 8:
Patientin
mit
Z.n.
mehrfach
rezidivierendem
und
reseziertem
malignen
Phäochromozytom re. Jetzt bei klinischer Beschwerdepersistenz Nachweis einer
disseminierten ossären Metastasierung. Im CT Darstellung angedeuteter,
unspezifischer Osteolysen in der Wirbelsäule. Im PET multiple pathologische F18
DOPA Mehranreicherungen in der gesamten Wirbelsäule. Die PET/CT verifiziert
den Nachweis einer disseminierten ossären Metastasierung des bekannten
malignen Phäochromozytoms.
Fallbeispiel 8
Fallbeispiel 7
CT
PET
PET/
CT
Abbildung 10: Darstellung eines bilateralen Phäochromozytoms in Fallbeispiel 7. In Fallbeispiel 8
Nachweis einer disseminierten ossären Metastasierung eines malignen Phäochromozytoms.
CT = Computertomographie, PET = Positronenemissionstomographie, PET/CT = Positronenemissionstomographie/ Computertomographie.
Fallbeispiel 9:
Klinisch bei Routineuntersuchung Feststellung eines erhöhten Blutdrucks.
Sonographisch abklärungsbedürftige Vergrößerung der rechten Nebenniere. Im
35
PET keine Darstellung einer pathologischen F18 DOPA Mehranreicherung.
Nachweis eines deutlichen Weichteilplus der rechten Nebenniere. Im PET/CT
aufgrund
fehlender
F18
DOPA
Mehranreicherung
Ausschluß
eines
Phäochromozytoms und V.a. Nebennierenadenom. Dieser Befund konnte
postoperativ histologisch bestätigt werden.
Fallbeispiel 10:
Patient stellt sich mit Zustand nach Resektion eines Phäochromozytoms links (ED
1992) vor. Jetzt Verdacht auf eine ossäre Metastase im LWK 1 eines malignen
Phäochromozytoms. Nach Durchführung einer Biopsie wurde die Metastase
histopathologisch als Phäochromozytom klassifiziert. Mit diesem Befund stellte
sich der Patient zur weiteren Abklärung zur F18 DOPA PET/CT vor. Im PET kein
Nachweis pathologischer F18 DOPA Mehrspeicherungen. In der CT osteolytische
Veränderung
in
LWK
1.
Im
PET/CT
mit
an
Sicherheit
grenzender
Wahrscheinlichkeit Ausschluß einer Metastase eines Phäochromozytoms, da in
der Osteolyse kein F18 DOPA Uptake zur Darstellung kommt. Nach der PET/CT
wurde eine Zweitmeinung durch die Pathologie eines Referenzzentrums für
neuroendokrine Tumoren eingeholt, in der histopathologisch eine Metastase eines
Nebennierenrindenkarzinoms diagnostiziert wurde.
36
Fallbeispiel 9
Fallbeispiel 10
PET
CT
PET/
CT
Abbildung 11: Darstellung eines Nebennierenadenoms ohne F18 DOPA Uptake im Fallbeispiel 9.
Im Fallbeispiel 10 Nachweis einer osteolytischen Läsion im Lendenwirbelkörper 1 ohne F18 DOPA
Uptake, die als Metastase eines Nebennierenkarzinoms verifiziert wurde.
37
4. Diskussion
In der hier vorgestellten Arbeit wird der Einsatz der integrierten F18 DOPA
PET/CT mit der alleinigen PET – und CT – Bildgebung bei Patienten mit einem
MTC und bei Patienten mit einem Phäochromozytom verglichen. Die Wertigkeit in
Bezug auf Sensitivität und Spezifität der F18 DOPA PET/CT soll hier aufgezeigt
werden.
Das Patientenkollektiv (n = 39) mit 51 Fallbeispielen ist auf Grund der Seltenheit
der hier behandelten Tumorerkrankungen relativ klein.
Neuroendokrine
Tumoren
wie
in
dieser
Studie
das
MTC
und
das
Phäochromozytom sind eine Gruppe heterogener Tumoren, die von dem System
der disseminierten neuroendokrinen Zellen ausgehen. Diese Zellen besitzen, wie
in der Einleitung dargestellt, alle die Eigenschaft, Aminpräkursoren wie DOPA
oder HTP aufzunehmen, zu decarboxylieren und in Vesikeln zu speichern. Weitere
Gemeinsamkeiten dieser Zellen sind, dass sie sekretorische Granula und die
Kapazität, biogene Amine und Polypeptide zu produzieren, besitzen. Aufgrund
dieser Voraussetzungen lag es nahe, Aminpräkursoren radioaktiv zu markieren
und für die PET – Bildgebung zu nutzen. Die Markierung von DOPA mit F18
wurde zunächst für die neurologische PET-Bildgebung entwickelt (Garnett et al.,
1983, Reibring et al., 1992). In einer Studie konnte in NET die spezifische
Aufnahme, Decarboxylierung und Speicherung in den intrazellulären Vesikeln
nachgewiesen werden (Sundin et al., 2000). In einer weiteren Studie wurde durch
die perorale Prämedikation mit Carbidopa die periphere Decarboxylase inhibiert
(Orlefors et al., 2006) und so die Aufnahme von Aminpräkursoren in
Tumorläsionen um das 3fache erhöht. Außerdem wurde die renale Elimination um
den Faktor 6 reduziert. Eine pathologische Mehranreicherung konnte gut von einer
physiologischen Anreicherung unterschieden werden und der Nachweis kleiner
Läsionen bzw. die Sensitivität von F18 DOPA wurde folglich verbessert (Eriksson
et al., 2000, Timmers et al., 2007a). Die Patienten in dieser Studie mit F18 DOPA
wurden ebenfalls mit Carbidopa prämediziert, um die periphere physiologische
Anreicherung und die extratumorale Decarboxylierung so gering wie möglich zu
halten.
Das am weitesten verbreitete Radiopharmakon in der PET Diagnostik zur
Darstellung von malignen Tumoren ist FDG (Fluordeoxyglucose). Es gibt einige
38
Studien, in denen der Einsatz von FDG-PET bei NET untersucht worden ist
(Adams et al., 1998b, Adams et al., 1998a, Belhocine et al., 2002 ,Diehl et al.,
2001, Pasquali et al., 1998, Shulkin et al., 1999, Szakall et al., 2002a). Die
Ergebnisse einer Studie zeigten, dass FDG PET insbesondere aggressive, schnell
wachsende NET identifizieren kann (Pasquali et al., 1998). In einer weiteren
Studie wurden die Ergebnisse an 17 Dünndarmkarzinoiden (i.e. gut differenzierte
neuroendokrine Karzinome) mit der SSRS und FDG PET und mit der Ki67
Expression korreliert (Belhocine et al., 2002). Es wurde geschlussfolgert, dass
FDG PET insbesondere bei Pat. mit negativer SSRS durchgeführt werden sollte.
In einer Vergleichsstudie zwischen SSRS (Somatostatinrezeptorszinitigraphie),
FDG PET und F18 DOPA PET bei MTC Patienten wurde gezeigt, dass F18 DOPA
in Tumorläsionen deutlich häufiger akkumuliert wird als SMS Analoga und FDG
(Hoegerle et al., 2001a). Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass kein bildgebendes
Verfahren allein eine adäquate diagnostische Sicherheit gibt. Eine Kombination,
wie in dieser Studie das PET/CT erscheint daher äußerst sinnvoll, da hier sowohl
die
bildmorphologische
Struktur
als
auch
gleichzeitig
die
pathologische
Stoffwechselaktivität dargestellt werden kann.
4.1 MTC
Das MTC als Untergruppe der NET weist dasselbe Verhalten bezüglich des
Aufnahmemechanismus von F18 DOPA auf wie oben beschrieben. Aufgrund der
frühen Metastasierung in Lymphknoten, Lunge, Leber und Knochen, und aufgrund
der Tatsache, dass die operative Resektion die einzige Chance auf Heilung bietet,
ist eine frühe Diagnose besonders entscheidend für die Prognose der Patienten
(Massoll and Mazzaferri, 2004). Prinzipiell sind in der CT bzw. MRT
Organmetastasen morphologisch gut zu finden (Kebebew und Clark, 2000). Die
Problematik liegt hier in der Detektion von Lymphknotenmetastasen und
Lokalrezidiven. Einerseits können gutartige von bösartigen Veränderungen im SDgewebe aufgrund der Morphologie und der Kontrastmittelaufnahme nicht
zuverlässig
differenziert
werden.
Andererseits
ist
es
schwierig
bei
thyreoidektomierten Patienten zwischen Narbengewebe und Lokalrezidiven zu
unterscheiden. Dies erklärte die niedrige Spezifität von CT und MRT in der Studie
von Hoegerle et al. (Hoegerle et al., 2001a), die für Lokalrezidive bei 55% und für
39
Lymphknotenmetastasen bei 57% lag. Eine weitere Schwäche des rein
morphologischen Lymphkoten-Stagings liegt in der Tatsache, dass erst eine
Größe
>1cm
als
suspekt
Untersuchungsmethode
gewertet
ein
wird.
Die
Größe
unzuverlässiges,
ist
nicht
bei
dieser
ausreichendes
Malignitätskriterium (Bollen et al., 1994, Gdeedo et al., 1997). In der hier
vorgestellten
Studie
wurde
bei
der
F18
DOPA
PET/CT
eine
Lymphknotenmetastase mit einer Größe von 7 mm entdeckt (Fallbeispiel 1). Bei
einer weiteren Patientin konnte im Restaging ein Lokalrezidiv mit einem
Durchmesser von 6 mm eindeutig nachgewiesen werden (Fallbeispiel 2).
Als nuklearmedizinische Untersuchung der Wahl bei NET galt bis dato die SSRS
(Hoefnagel, 1994). Bezogen auf die MTC zeigte eine in vitro Studie, dass nur 40%
der MTC SMS-Rezeptoren exprimieren (Reubi et al., 1991). Dies erklärt warum
bestimmte Tumorläsionen bei Patienten mit MTC in der SSRS nicht zur
Darstellung kommen. Bei Hoegerle et al. wird über eine Sensitivität von 52%
berichtet (Hoegerle et al., 2001a).
In einer multizentrischen Studie zum MTC wurden konventionell radiologische und
nuklearmedizinische Verfahren mit der FDG PET verglichen (Diehl et al., 2001). In
den
untersuchten
Patienten
zeigte
die
FDG
PET
die
höchste
Läsionsdetektionswahrscheinlichkeit für MTC mit einer hohen Sensitivität und
Spezifität. In einer neueren Studie von Iagaru et al. wurde für die FDG PET eine
Spezifität von 85,7% und eine Sensitivität von 83,3% beschrieben (Iagaru et al.,
2007). In verschiedenen Studien (Hoegerle et al., 2001a, Adams et al., 1998a)
scheint die F18 FDG PET nicht die geeignete Methode der Wahl zu sein. Gründe
dafür sind wahrscheinlich, dass MTC differenzierte NET sind, eine langsame
Wachstumsrate
besitzen
und
gewöhnlich
über
einen
normalen
Glukosemetabolismus verfügen. Dieses Phänomen wurde in einer Studie bei
differenzierten SD-Karzinomen gezeigt (Feine et al., 1996). Dabei verloren die
differenzierten SD-Karzinome ihre Fähigkeit Radiojod zu speichern mit steigender
maligner Entartung, während der Glukosestoffwechsel und somit die FDGakkumulation gleichzeitig anstiegen ( Feine et al., 1996). Ähnliches Verhalten kann
bei den MTC’s vermutet werden (Hoegerle et al., 2001a). Wie bei Hoegerle et al.
beschrieben, ist die F18 DOPA PET bei MTC Patienten mit erhöhten
Calcitoninwerten (>500 pg/ml) der FDG PET, der SSRS und konventionellen
40
diagnostischen Bildgebungsmodalitäten überlegen (Hoegerle et al., 2001a).
Insbesondere bei Lebermetastasen wurde ein mäßiger F18 DOPA Uptake
festgestellt, der evtl. durch eine steigende Entdifferenzierung der Tumoren
begründet werden kann. 70% der falsch negativen Ergebnisse im F18 DOPA PET
gingen mit hohen CEA-Leveln und niedrigen Calcitoninwerten einher. Aus der
Literatur ist bekannt, dass Calcitonin und CEA einen gegenläufigen Verlauf im
Follow Up
der MTC Patienten einnehmen.
Des Weiteren besteht ein
Zusammenhang zwischen dem Anstieg von CEA und dem Fortschritt bzw. der
schlechten Prognose der Erkrankung (Busnardo et al., 1984). Bei Becherer et al.
wurde gezeigt, dass die CT das höchste diagnostische Potential zur Aufdeckung
von Organmetastasen bei NET im Vergleich zu den funktionellen diagnostischen
Verfahren hat (Becherer et al., 2004). Bezogen auf die Detektion von ossären
Metastasen war die F18 DOPA PET der CT jedoch überlegen.
Bis jetzt gibt es noch keine größeren Studien zu dem Einsatz des Hybridgerätes
PET/CT. Dieser diagnostische Ansatz ist die derzeit sich am schnellsten
verbreitende Methode in der Tumordiagnostik (Beyer et al., 2000). Fehlende
bildmorphologische
Informationen
in
der
PET
mit
hochspezifischen
Radiopharmaka bzw. biogenen Aminen wie F18 DOPA in dieser Studie machen
eine konsistente Fusion zu anatomischen Bildgebungsdaten besonders wertvoll.
In F18 FDG PET Studien wurde gezeigt, dass die zusätzliche CT Information
insbesondere die Spezifität der Befunde verbesserte. Umgekehrt wurde sowohl
die Sensitivität als auch die Spezifität der Tumorbildgebung durch die zusätzliche
funktionelle Information der PET zur CT verbessert (von Schulthess et al., 2006).
In dieser Studie konnten bezogen auf die Sicherheit der Lokalisation der
gefundenen Läsionen in den 3 Modalitäten PET, CT und PET/CT in der PET 78%
als unsicher und 22% der Läsionen als sicher eingestuft werden. In der CT und in
der PET/CT wurden alle gemeinsamen Läsionen 100% sicher lokalisiert. Die
Charakterisierung der Läsionen bezüglich der Malignität war folgendermaßen. In
der PET wurden 94% als sicher maligne und 6% als wahrscheinlich maligne
eingeteilt. In der CT konnten 67% als sicher maligne und 33% als wahrscheinlich
maligne eingestuft werden. In der PET/CT konnten alle gemeinsamen Läsionen
als sicher maligne klassifiziert werden. Hier wird aufgezeigt, dass die kombinierte
F18 DOPA PET/CT maßgebliche diagnostische Vorteile bezüglich der Lokalisation
und Charakterisierung der detektierten Läsionen im Restaging des MTC bietet.
41
Die
Bestimmung des
Calcitonins
im
Plasma bzw.
der Pentagastrin –
Stimulationstest gelten als ausgesprochen sensitive und spezifische Tumormarker
für den Nachweis eines MTC und lassen Rückschlüsse auf die Tumorlast ziehen
(Abu-Amero
et
al.,
2006).
Die
basalen
Calcitoninwerte
zum
Untersuchungszeitpunkt wurden in dieser Studie mit den F18 DOPA PET/CT
Ergebnissen verglichen. In den richtig positiv gewerteten PET/CT Untersuchungen
wurden Läsionen bereits bei einem basalen Calcitoninwert von 60 pg/ml
nachgewiesen. Im Vergleich zu der Studie von Hoegerle et al. (>550 pg/ml) und
der Studie von Iagaru et al. (>132 pg/ml) handelt es sich hier um eine deutliche
Verbesserung der Ergebnisse (Hoegerle et al., 2001a). Bei den falsch negativen
Untersuchungsergebnissen
erstreckte
sich
der
Bereich
der
gemessenen
Calcitoninwerte von 40 pg/ml bis 120 pg/ml. In dieser Grauzone ist zu bedenken,
dass
es
sich
ausschließlich
um
die
gemessenen
Werte
zum
Untersuchungszeitpunkt handelt. Im klinischen Follow Up war z.B. bei einem
Patienten der halbjährlich kontrollierte Calcitoninwert über zwei Jahre hinweg nach
der F18 DOPA PET/CT konstant um die 40 pg/ml und es konnten weiterhin keine
Läsionen festgestellt werden. Insgesamt lag die Sensitivität der F18 DOPA
PET/CT Untersuchung korrelierend zu den basalen Calcitoninwerten bei 73%, die
Spezifität bei 100%.
Auf der Basis der Ergebnisse dieser Arbeit wurden in Zusammenarbeit mit den
beteiligten Endokrinologen und Chirurgen folgende klinische Richtlinien
zur
Durchführung einer F18 DOPA PET/CT bei okkulten MTC vorgeschlagen.
Bei Calcitoninwerten <50 pg/ml empfiehlt sich in erster Linie die Beobachtung des
klinischen Verlaufs. Erhöhte Calcitoninwerte im Bereich von 50 – 2000 pg/ml
weisen auf vermutlich resezierbare okkulte MTC hin. Je nach Ergebnis der F18
DOPA PET/CT sollten die gefundenen Läsionen falls möglich operativ entfernt
werden oder wird bei negativer F18 DOPA PET/CT eine individuelle klinische
Verlaufskontrolle angeraten. Bei massiv erhöhten Calcitoninwerten >2000 pg/ml ist
am ehesten von einer Dissemination der Erkrankung auszugehen und eine mit der
Klinik
korrelierende
palliative
Therapie
anzustreben.
Dieser
aufgezeigte
Untersuchungsalgorithmus findet mittlerweile auch im klinischen Alltag in der
Universitätsklinik Ulm Anwendung und ist in der Abbildung 12 als Übersicht
zusammengefasst.
Wie in der aktuellen Studie nachgewiesen wurde ist die Kombination von PET und
42
CT in der F18 DOPA PET/CT, verglichen mit den beiden Untersuchungsmethoden
alleine bzw. die parallele Beurteilung der Bilder, die beste Modifikation zur
Diagnostik von okkulten MTC. Die in der F18 DOPA PET/CT als pathologisch
bewerteten Läsionen konnten bei den operierten Patienten histopathologisch als
richtig positiv verifiziert werden.
okkulte MTC
(Calcitonin)
<50 pg/ml
Micro-MTC
>2000 pg/ml
50-2000 pg/ml
vermutlich
resezierbare MTC
individueller
klin. Verlauf
individueller
klin. Verlauf
DOPA-PET/CT
-
disseminerte MTC
+
individueller
klin. Verlauf
Operation
falls möglich
Abbildung 12: Empfohlener Untersuchungsalgorithmus bei okkulten MTC in Korrelation mit dem
Calcitoninwert zum Zeitpunkt der Untersuchung. MTC = medulläre Schilddrüsenkarzinome,
klin.=klinischer, pg/ml = picogramm pro milliliter, PET/CT = Positronenemissionstomographie/
Computertomographie.
4.2 Phäochromozytom
Phäochromozytome sind seltene Katecholamin – produzierende NET, die aus den
chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks entstehen. Gewöhnlich sind 90% der
Phäochromozytome benigne und solitäre Neoplasien. Ungefähr 10% sind maligne
und bei etwa 10% der betroffenen Patienten tritt das Phäochromozytom im
Rahmen eines Tumorsyndroms wie z.B. dem MEN 2 bilateral auf (Bryant et al.,
2003). Es gibt verschiedene diagnostische Verfahren zur Darstellung von
Phäochromozytomen. Insgesamt ist die diagnostische Erfahrung mit der PET
jedoch verhältnismäßig gering.
43
Weltweit klinisch etabliert hat sich die I131 MIBG Szintigraphie in der Lokalisation
von benignen und metastasierten Phäochromozytomen und Paragangliomen,
inklusive adrenaler und extraadrenaler Tumoren sowie MEN 2 assoziierter
Phäochromozytome (Rufini et al., 2006, Shapiro et al., 1985, Shapiro et al., 2001,
Troncone et al., 1990, Sisson and Shulkin, 1999). Die Daten in größeren Studien
ergaben eine Sensitivität bei Phäochromozytomen von über 80% (Guller et al.,
2006) und eine hohe Spezifität (95-99%) (Hoegerle et al., 2002). In der rein
bildmorphologischen Diagnostik wie CT und MRT wird ebenfalls eine hohe
Sensitivität bei adrenalen Tumoren beschrieben. Hier kann die MIBG als
zusätzliche Untersuchung spezifisch festlegen, ob es sich in der Tat um ein
Phäochromozytom handelt oder um adrenokortikale Tumore (Rufini et al., 2006).
FDG Studien beschreiben allgemein eine mäßig intensive Speicherung im
Vergleich zur MIBG Szintigraphie (Shulkin et al., 1992, Shulkin et al., 1999).
Maligne Phäochromozytome, d.h. metastasierte, nehmen deutlich mehr FDG auf
als benigne. In einer Vergleichsstudie von 21 konsekutiven Patienten wurde
gezeigt (Shulkin et al., 1999), dass eine FDG PET insbesondere in den Fällen
sinnvoll ist, bei denen die MIBG Szintigraphie negativ war.
Die PET mit C11 Hydroxyephedrin (HE), ein Katecholaminanalogon, das in den
adrenergen Nervenendigungen angereichert wird, erzielte bei der Detektion von
Phäochromozytomen gute Ergebnisse (Shulkin et al., 1992, Shulkin et al., 1999).
In einer Reihe von Patienten konnte gezeigt werden, dass C11 HE eine hohe
Spezifität und Sensitivität bei Phäochromozytomen besitzt (Trampal et al., 2004).
Diese Ergebnisse konnten in einer weiteren Studie bestätigt werden, in der
zusätzlich noch gezeigt wurde, dass C11 HE sensitiver und spezifischer ist als die
MIBG Szintigraphie (Mann et al., 2006). Trotz der guten Bildqualität wurde diese
Methode nicht akzeptiert und benutzt wegen der kurzen HWZ von C11 und der
aufwändigen Herstellung des Radiopharmakons.
Phäochromozytome weisen eine erhöhte Expression der DOPA-Decarboxylase
und
somit
eine
hochregulierte
Dopaminsynthese
auf.
Die
theoretischen
Gegebenheiten zur Detektion von Phäochromozytomen mit dem Radiopharmakon
F18 DOPA sind somit gegeben (Hoegerle et al., 2002). Die erste und einzige F18
DOPA PET Studie von Hoegerle et al. (Hoegerle et al., 2002) erzielte gute
Ergebnisse. Im Vergleich zu der MIBG verfügte die F18 DOPA PET über eine
44
höhere Auflösung und eine selektivere und deutlichere Tumorakkumulation. Die
Untersuchung mit F18 DOPA ist innerhalb von 4 h durchführbar und nicht wie bei
der MIBG eine Wartezeit von 24 h nach Applikation notwendig. Die
außerordentlich gute Bildqualität zeigt auch kleinere Läsionen. Ein besonderer
Vorteil ist der geringe physiologische Uptake in den Nebennieren (NN), der in
Studien mit großer Patientenanzahl gezeigt wurde (Hoegerle et al., 2001b,
Hoegerle et al., 2001a). Somit muss angenommen werden, dass schon eine flaue
DOPA Mehranreicherung als pathologisch klassifiziert werden sollte. In dieser
Studie wurde bei 2 Patienten eine flaue, pathologische bzw. abklärungswürdige
DOPA Mehranreicherung beschrieben, die sich im klinischen Verlauf als falsch
positiv erwies. Um die Grauzone zwischen physiologischem und pathologischem
Uptake von F18 DOPA anhand der SUV Werte in den Nebennieren zu verifizieren,
sollten weitere Studien mit größerer Patientenanzahl durchgeführt werden. In einer
aktuellen Studie von Timmers et al. wurde die Akkumulation von F18 Dopamin in
der PET anhand des SUV in Patienten mit Phäochromozytomen und einer
gesunden Kontrollgruppe verglichen (Timmers et al., 2007b). Die Ergebnisse
zeigten, dass F18 Dopamin die Differenzierung zwischen dem physiologischen
Uptake der NN und Patienten mit Phäochromozytom deutlich erleichtern.
Bei der MIBG Szintigraphie gilt als wichtigstes diagnostisches Kriterium die
seitendifferente Anreicherung in den NN (Hoegerle et al., 2002). Insbesondere bei
bilateralen Phäochromozytomen oder wie in einem Fall in der gegenwärtigen
Studie bei einem voroperierten Patienten kann dies zu Mißinterpretationen führen.
In der Studie von Hoegerle et al. erzielte die F18 DOPA PET eine höhere
Sensitivität
und
eine
äquivalente,
sehr
hohe
Spezifität
von
95-99%.
Weitere Studien zur bildgebenden Diagnostik zeigen eine hohe Sensitivität (98100%) der CT und MRT bei sporadisch auftretenden Phäochromozytomen (Pacak
et al., 2001b, Pomares et al., 1998). Desweiteren wurde dort eine geringere
Sensitivität der CT bei Patienten mit MEN 2, extraadrenalen Läsionen, Rezidiven
und Metastasen beschrieben. Die Spezifität der CT und MRT liegt nur bei 70%,
was mit der hohen Prävalenz von Inzidentalomen zu erklären ist (Hoegerle et al.,
2002).
Eine Kombination aus der F18 DOPA PET und der CT zur gleichzeitigen
Darstellung von Form, Struktur und Metabolismus erfasster Läsionen bietet sich
hier an, um exzellente diagnostische Ergebnisse zu erreichen (Hoegerle et al.,
45
2001b). In der gegenwärtigen Studie mit der F18 DOPA PET/CT wurden in zwei
Fällen in der CT Raumforderungen in den NN beschrieben, vereinbar mit
Phäochromozytomen. In der F18 DOPA PET/CT konnte in beiden Fällen ein
Phäochromozytom
definitiv
ausgeschlossen
werden,
da
keine
DOPA
Mehranreicherung festzustellen war. Diese Ergebnisse wurden histologisch
bestätigt (Fallbeispiele 9 und 10). In allen Fällen mit einer Ausnahme, die klinisch
nicht verfolgt werden konnte, wurden alle entdeckten Läsionen, insbesondere
kleine
Phäochromozyome,
mit
einer
F18
DOPA
Mehranreicherung
histopathologisch als Phäochromozytome verifiziert. Dies unterstreicht die hohe
Spezifität und Sensitivität von F18 DOPA PET/CT.
46
5. ZUSAMMENFASSUNG
Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob durch die integrierte F18 DOPA
(Dihydroxyphenylalanin)
PET/CT
(Positronen-Emissionstomographie/
Computertomographie) im Vergleich zur alleinigen F18 DOPA PET bzw. zur
alleinigen Computertomographie (diagnostischer Standard) bei Patienten mit
Phäochromozytomen und bei Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom
zusätzliche Befunde für das onkologische Management zu erzielen sind. Die
Ergebnisse der an MTC (medulläres Schilddrüsenkarzinom) erkrankten Patienten
wurden zusätzlich mit dem Tumormarker Calcitonin korreliert.
Im Rahmen der vorgestellten, retrospektiven Studie wurden insgesamt 51 Fälle
von Patientinnen und Patienten mit MTC und/ oder Phäochromozytomen bzw.
MEN 2 (Multiple endokrine Neoplasien Typ 2), die in dem Zeitraum von Juli 2002
bis November 2005 in der Abteilung Nuklearmedizin und in der Abteilung
Endokrinologie der Universitätsklinik Ulm aufgenommen, diagnostiziert und
behandelt wurden, eingeschlossen. Für die Lokalisation der Läsionen wurde eine
3 Punkteskala definiert (0 = unsichere Lokalisation, 1 = wahrscheinliche
Lokalisation, 2 = sichere Lokalisation). Für die Charakterisierung der Läsionen
wurde eine 5 Punkteskala herangezogen (0 = definitiv benigne, 1 = wahrscheinlich
benigne, 2 = mehrdeutig, 3 = wahrscheinlich maligne, 4 = definitiv maligne).
Die Ergebnisse in der Patientengruppe mit MTC zeigten, dass insbesondere die
Sicherheit der Läsionslokalisation und der Charakterisierung im Vergleich zur PET
und zur CT allein signifikant verbessert ist. In der PET wurden 22% der Läsionen
als sicher lokalisierbar eingestuft. In der CT und in der PET/CT wurden alle
gemeinsamen
Läsionen
zu
100%
sicher
lokalisiert.
Die
Sicherheit
der
Charakterisierung der Läsionen bezüglich der Malignität lag in der PET bei 94%, in
der CT bei 67% und in der PET/CT konnten alle gemeinsamen Läsionen als sicher
maligne klassifiziert werden. Die größte praktische Relevanz zeigte der Vergleich
der alleinigen CT mit der PET/CT (p = 0,001). Auch der Vergleich von PET und CT
(p = 0,05, chi² = 4,454) und von PET und PET/CT (p = 0,05, chi² = 3,6) war
signifikant. Bezogen auf den Tumormarker Calcitonin lag die Sensitivität der F18
DOPA PET/CT Untersuchung korrelierend zu den basalen Calcitoninwerten
insgesamt bei 73%, die Spezifität bei 100%.
47
Bei den Phäochromozytomen konnte insbesondere die Verbesserung der
Spezifität in der PET/CT verglichen mit der alleinigen CT aufgezeigt werden. In
allen Fällen mit einer Ausnahme, die klinisch nicht verfolgt werden konnte, wurden
alle
beschriebenen
F18
DOPA
Mehranreicherungen
histologisch
als
Phäochromozytome verifiziert, was insbesondere die hohe Spezifität von F18
DOPA PET unterstreicht. Auch bei dieser Tumorentität zeigte sich ein signifikanter
Unterschied zwischen der PET und der CT (p = 0,05, chi² = 5,3), sowie der CT
und der PET/CT (p = 0,05, chi² = 4,765). Keine Signifikanz wurde beim Vergleich
von PET und PET/CT festgestellt.
Zusammenfassend zeigen diese Studienergebnisse, dass die F18 DOPA PET/CT
sowohl
bei
Patienten
Phäochromozytomen
mit
eine
okkulten
sehr
MTC
als
sensitive
und
auch
bei
Patienten
biochemisch
mit
spezifische
Untersuchungsmethode darstellt, die signifikant bessere diagnostische Resultate
als die Standarduntersuchung CT erbringt. Eine Aufnahme dieser sensitiven
molekularen Bildgebungsmethode in den klinischen Alltag scheint daher für diese
Patientengruppen gerechtfertigt.
48
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DANKSAGUNG
Ich danke Herrn Prof. Dr. med. Felix Mottaghy für die Überlassung des Themas
und ganz besonders für die hervorragende Unterstützung und Betreuung meiner
Doktorarbeit.
Ein weiterer Dank geht an Herrn Prof. Dr. med. Sven Norbert Reske für die
Möglichkeit, diese Arbeit in der Klinik für Nuklearmedizin der Universität Ulm
durchführen zu können.
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Prof. Dr. med. Wolfram Karges, Leiter der
Sektion Endokrinologie der RWTH Aachen für die Betreuung meiner Doktorarbeit
in der Abteilung Endokrinologie der Universität Ulm.
Desweiteren möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. rer. nat. G. Glatting für seine
Hilfe bei der statistischen Auswertung dieser Arbeit bedanken.
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