Allgemeine Soziologie

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soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Allgemeine Soziologie
2009|2
Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Allgemeine Soziologie
Band 2009/2
bearbeitet von
Sybille Frickel
mit einem Beitrag von
Henning van den Brink
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2009
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4292
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Sybille Frickel
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2009 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .................................................................................................................................................7
Henning van den Brink
Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten...........................................................................9
Sachgebiete
1
Allgemeines, allgemeine Theorien..........................................................................................17
2
Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)............................................................................41
3
Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit.......................................................................52
4
Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel.............................................................................75
5
Interaktion................................................................................................................................84
6
Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc...........................97
7
Sonstiges................................................................................................................................137
Register
Hinweise zur Registerbenutzung.......................................................................................................175
Personenregister.................................................................................................................................177
Sachregister........................................................................................................................................183
Institutionenregister...........................................................................................................................199
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................203
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.........................................................................................203
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Allgemeine Soziologie“
GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat
sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht
zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung
neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders
als bei den „Bindestrich-Themen“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen z.B. Religion, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie. Es wurde deshalb weitestgehend auf die Aufnahme empirischer Dokumente verzichtet, sofern diese nicht auch einen wesentlichen Anteil an
Theoriebildung enthalten. Es versteht sich, dass Arbeiten, die den Bindestrich-Soziologien zugeordnet werden können, nicht aufgenommen wurden. Ausgenommen sind hier explizit solche, die
auch einen Beitrag zur allgemeinen Soziologie leisten. Eine großzügigere Interpretation erfolgte
8
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
Vorwort
im Bereich Kultur, da hier die Grenze zur allgemeinen Soziologie traditionell schwerer zu ziehen
ist.
In dieser soFid-Ausgabe erscheint der Beitrag: „Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten“ von Henning van den Brink. Wir bedanken uns herzlich beim Autor und der Redaktion „Aus
Politik und Zeitgeschichte“ für die Veröffentlichungserlaubnis.
Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten
1
Henning van den Brink
Einleitung
Kultur ist ein schillernder Begriff. Damit wird etwas assoziiert, was den zivilisatorischen Fortschritt
widerspiegelt und eine vergemeinschaftende Funktion übernimmt. Kultur ist konkret, ist an Kleidungs-, Sprach- und Lebensstilen sicht- und erlebbar - und hat doch häufig symbolischen Charakter.
Kultur ist für uns selbstverständlich, so selbstverständlich, „dass ihr Vollzug vielfach unter die
2
Wahrnehmungsschwelle gesunken ist“, wie es der Systemtheoretiker Rudolf Stichweh formuliert.
Diese Selbstverständlichkeit, diese „auffällige Unauffälligkeit der Ubiquität kultureller Akzente in
3
allen menschlichen Lebensbereichen“, ist vielleicht auch der Grund dafür, dass wir mit kultureller
Differenz nur schwer umgehen können und häufig hilflos vor deren scheinbarer Unüberwindbarkeit
4
stehen.
Die Verinnerlichung von Kultur (Enkulturation) verläuft größtenteils unbewusst. Sie ist dennoch alles andere als ein Zufallsprodukt, sondern hängt in starkem Maße vom sozialen Milieu ab, in dem
man als Kind aufwächst, und verläuft damit entlang von Milieugrenzen. Es war der französische Gesellschaftsanalytiker Pierre Bourdieu, der in Kultur sogar den entscheidenden Herrschaftsmechanismus für die heutige Gesellschaft gesehen hat.5 Über wie viel ökonomisches Kapital, das Karl Marx
noch so vehement in den Vordergrund bei der Beschreibung gesellschaftlicher Ungleichheit stellte,
jemand verfügt, hängt stark vom kulturellen Kapital ab, das sich zur Akkumulation von ökonomischem Kapital einsetzen lässt. „Die feinen Unterschiede“ in der herkunftsspezifischen Ausstattung
mit eben jenem kulturellen Kapital entscheiden maßgeblich über den Zugang zu höheren beruflichen
6
und gesellschaftlichen Positionen.
Die kulturelle Dimension von sozialer Ungleichheit
Schon als im Mittelalter - so rekonstruierte es der deutsche Soziohistoriker Norbert Elias in seinen
Studien zur Entwicklung der Zivilisation - zunehmend Beruf und Geld zur primären Quelle von
Macht und Prestige wurden und zu einer gesellschaftlichen Entwertung der höfischen Abstammung
führten, erhob der Hofadel aus Angst, von dem aufrückenden Bürgertum aus seinen Machtpositio1
2
3
4
5
6
Erstmals erschienen in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLAMENT
17/2009, S. 8-14.
Rudolf Stichweh, Kultur, Wissen und die Theorien soziokultureller Evolution, in: Soziale Welt, 50 (1999)
4, S. 459 - 472, hier S.462.
Hans-Georg Soeffner, Kulturmythos und kulturelle Realität, in: ders. (Hrsg.), Kultur und Alltag, Göttingen
1988, S. 3 - 20, hier S.4.
Vgl. Jochen Dreher/Peter Stegmaier (Hrsg.), Zur Unüberwindbarkeit kultureller Differenz. Grundlagentheoretische Reflexionen, Bielefeld 2007.
Vgl. Pierre Bourdieu, Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg 1992.
Vgl. ders., Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt/M. 1979.
10
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nen verdrängt zu werden, den „guten Geschmack“ zum Prestigewert, um sich vom „Vulgären“ abzu7
grenzen. Der Distinktionsgewinn lag darin, dass es dem Adel gelang, die anstehenden Machtkämpfe
als Kulturkämpfe auszufechten und dabei seinen Geschmack und seinen Lebensstil als erstrebenswert und vorherrschend zu etablieren. Doch schon bald wurden die höfischen Verhaltensweisen und
ästhetischen Anschauungen in den bürgerlichen Schichten adaptiert und übernommen, und die letzten Kultur- und damit Machtunterschiede zwischen Adel und Bürgertum schmolzen dahin. Die Vorherrschaft einer bestimmten Kultur bedeutet immer die Vorherrschaft eines bestimmten Kollektivs,
das diese Kultur repräsentiert - und reproduziert.
Kultur als Distinktionsmittel, um in der Abgrenzung zu anderen eine gemeinschafts- und sinnstiftende Identität ausbilden zu können, wird heute vor allem unter ethnisch-religiösen Vorzeichem debat8
tiert. In den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sehen viele die Kulmination des von Samuel
9
Huntington prophezeiten „Kampf(es) der Kulturen“ zwischen den großen Weltreligionen, vor allem
dem Christentum und dem Islam. Und auch über die kulturellen Differenzen zwischen den Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft und ethnischer Minderheiten wird hierzulande in Debatten um Integrationspolitik und Parallelwelten viel gesprochen.
Die nach wie vor starke Prägekraft von Kultur für die individuelle Lebensgestaltung und -planung im
Kontext von Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit wird dagegen vergleichsweise selten thematisiert. Dass die Enkulturation eines Kindes einen größeren Einfluss auf seinen Bildungserfolg
und die daraus abgeleitete Stellung im Beruf und in der Gesellschaft haben könnte als seine Intelligenz und die materielle Situation im Elternhaus, scheinen in der aktuellen Bildungsdebatte nur wenige in Erwägung zu ziehen. Die Ausdifferenzierung und Vielfalt der heutigen Subkulturen und Milieus mit all ihren Stilblüten kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten von ihnen eine
nach wie vor starke herkunftsspezifische Prägung aufweisen und schichtspezifische Einstellungsund Deutungsmuster konservieren. Die Individualisierung und Pluralisierung haben ihnen nur andere und mehrere Gesichter verliehen. Die Dreiteilung in Unter-, Mittel- und Oberschichten ist einer
neuen Unübersichtlichkeit gewichen, in der die schichtspezifischen Benachteiligungen und Privilegien zwar fortbestehen, aber nicht mehr als „Klassenschicksal“, sondern als individuelles Schicksal
betrachtet werden: Das Scheitern bzw. die Realisierung von sozialen Aufstiegsambitionen wird per10
sönlichem Versagen bzw. Erfolg zugerechnet. Eine solche Perspektive blendet nicht nur den sozialen Kontext aus, sondern auch, dass die unterschiedliche Ausstattung mit kulturellem Startkapital aus
dem Elternhaus den individuellen Wettkampf um Bildungsabschlüsse und Arbeitsplätze schon im
Vor- und Grundschulalter massiv verzerrt.
11
Ich möchte daher das Stichwort der „Kulturalisierung der sozialen Ungleichheit“ aufgreifen und
darstellen, inwieweit Kinder heutzutage davon besonders betroffen sind und warum Investitionen
7
Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen,
Bern u.a. 19692.
8 Vgl. Henning van den Brink/Lutz C. Popp, Ethnisch-kulturelle Konflikte. Randerscheinung oder Kernproblem der modernen Stadtgesellschaft?, Saarbrücken 2008.
9 Samuel P. Huntington, The Clash Of Civilizations?, in: Foreign Affairs, 72 (1993) 3, S. 22 - 49.
10 Vgl. Peter A. Berger, Individualisierung: Statusunsicherheit und Erfahrungsvielfalt, Opladen 1996, S. 245;
Olaf Grob-Samberg/Matthias Grundmann, Soziale Ungleichheit im Kindes- und Jugendalter, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), (2006) 26, S. 11 - 18, hier S.15.
11 Peter Büchner, Kindheit und Familie, in: Heinz-Hermann Krüger/Cathleen Grunert (Hrsg.), Handbuch
Kindheits- und Jugendforschung, Opladen 2002, S. 475 - 496, hier S.491.
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und Interventionen im Bildungssystem genau hier ansetzen müssen, wenn die viel beschworene Bildungsgerechtigkeit hergestellt werden soll. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen und den sich daraus ergebenden neuen An- und Herausforderungen für den Einzelnen werde
ich versuchen, die kulturelle Dimension sozialer Ungleichheit herauszuarbeiten. Anhand eines Praxisbeispiels soll zum Schluss noch ein möglicher Weg zur Bekämpfung kulturell vermittelter Ausgrenzungsprozesse aufgezeigt werden.
Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Folgen
Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich Gesellschaft, Arbeit und Bildung im gegenseitigen Wechselspiel grundlegend geändert - mit weitreichenden Konsequenzen für die Menschen. Aus der Industriegesellschaft formte sich durch den technologischen Fortschritt die Dienstleistungsgesellschaft.
Der Fordismus mit seinen zerstückelt-isolierten manuellen Routinearbeiten am Fließband wurde im
Zuge dieses Wandels vom Postfordismus abgelöst. Nicht nur, dass durch den Aufschaukelungsprozess von Technisierung und Tertiärisierung immer mehr Arbeitsplätze im industriellen Sektor wegfielen und durch eine steigende Standardisierung bei der Produktherstellung und -verarbeitung ins
Ausland verlagert wurden, auch die Arbeitsprozesse und die Arbeitsorganisation veränderten sich
massiv. Projektbezogene Teamarbeit, flache Hierarchien, High Potential-Pools - sind einige Schlagworte der post-bürokratischen Organisation von Arbeit und Ausdruck der Flexibilisierung von Betriebs- und Beschäftigungsformen. Entsprechend vollzog sich auch ein Wandel des Anforderungsprofils von Beschäftigten. Heute wird mehr denn je neben einer hohen fachlichen Qualifikation auch
ein hohes Maß an Schlüsselqualifikationen verlangt. In Stellenzeigen ist immer häufiger von Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Organisationstalent, Team-, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit,
Belastbarkeit, Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen, Überzeugungskraft und Kreativität die Rede. Hinzu kommt, dass infolge der Ausdifferenzierung und Spezialisierung von Berufen zwar eine
starke Abgrenzung von Kompetenzen zu beobachten ist, aber gleichzeitig ein zunehmender Bedarf
an Überlappung von Kompetenzen besteht, um betriebsinterne Anpassungskapazitäten zu erhöhen.
Ein weiteres Kennzeichen der postfordistischen Entwicklung ist die Aufweichung der im Fordismus
dank gewerkschaftlichen Engagements vorherrschenden Trennung von Berufs- und Privatleben. Der
„verberuflichte Massenarbeitnehmer“ wandelt sich im Zuge der veränderten Arbeitsprozesse und
Organisationsformen in der Wirtschaft zum „verbetrieblichten Arbeitskraftunternehmer“, der seine
12
vorhandenen Leistungspotentiale flexibel den Markterfordernissen anpassen muss. Diese Verbetrieblichung der alltäglichen Lebensführung und Betriebsförmigkeit der Alltagsorganisation zieht eine Entgrenzung des Berufslebens nach sich, was wiederum auf die private Lebensführung durchschlägt. Und mit der Entgrenzung von Berufs- und Privatleben vollzieht sich dann schließlich auch
13
eine Entgrenzung des Lernens.
Die bildungspolitischen Bemühungen um die Etablierung von Bildungsmindeststandards der Bevölkerung mündeten nach der Bildungsexpansion in den 1960er und 1970er Jahren schließlich in einer
12 Günter G. Voß/Hans J. Pongratz, Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der „Ware Arbeitskraft“?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 50 (1998) 1, S. 131 - 158.
13 Vgl. Bernd Overwien, Internationale Sichtweisen auf „informelles Lernen“ am Übergang zum 21. Jahrhundert, in: Hans-Uwe Otto/Thomas Coelen (Hrsg.), Ganztagsbildung in der Wissensgesellschaft, Wiesbaden
2004, S. 51 - 73, hier S.51.
12
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Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten
weitverzweigten und hochspezialisierten Bildungs- und Forschungslandschaft mit einem steigenden
Anteil tertiärer Bildungsabschlüsse. Das war die Antwort auf die gestiegene und weiter steigende
14
Zahl der Beschäftigten in wissens- und forschungsintensiven Berufen. Der technologische Fortschritt führte aber nicht nur dazu, dass es heute immer mehr Innovationen gibt, sondern auch dazu,
dass die Innovationsschübe in immer kürzeren Abständen erfolgen, infolge dessen die Lebenszyklen
von technischen und industriellen Produkten sich verkürzen, das investierte Wissen schneller entwertet wird und ein steigender Bedarf an Wissenserneuerung entsteht. Wissen ist in der Wissensge15
sellschaft prinzipiell ungesichertes Wissen.
Aus dieser Notwendigkeit, sein individuelles Wissen ständig zu erneuern, wuchs die Notwendigkeit
16
des lebenslangen Lernens - und zwar nicht nur wie bisher für eine zahlenmäßig überschaubare Bildungselite, sondern für die breite Masse. „Lebenslanges Lernen wird künftig nicht eine bildungsbürgerliche Maxime für wenige, sondern existenzielle Notwendigkeit für alle sein“, bringt es Hans Gün17
ther Bastian auf den Punkt. Wir müssen heute immer mehr lernen, aber auch immer mehr umlernen,
bereit sein, unsere Wissensbestände einem ständigen „Update“ zu unterziehen. An der Fähigkeit,
sich die notwendigen Kenntnisse für neue Aufgaben selbstständig zu erarbeiten und anschließend
umzusetzen, entscheidet sich für immer mehr Menschen, ob sie ihren Berufsalltag erfolgreich
meistern können oder nicht.
Das Geschwisterpaar Kultur und Bildung
Was haben nun diese Entwicklungen mit sozialer Ungleichheit zu tun? Sie sind das Fundament für
die inzwischen hinlänglich bekannte Erkenntnis, dass Bildung zur Drehscheibe der Lebensgestaltung, zur Stellschraube der Lebenschancen wird. Dabei meint Bildung hier nicht jene auf die formale
Bildung in staatlichen Institutionen verengte Schul- und Hochschulbildung, sondern umfasst die Gesamtheit aller Bildungsprozesse, die sich im Alltag bewusst und unbewusst, gesteuert und ungesteuert abspielen. Denn gerade mit der Entgrenzung des Lernens gewinnen informelle Lernformen außerhalb von Bildungseinrichtungen stärker an Bedeutung. Doch insbesondere das informelle Lernen
weist einen starken kontextuellen Charakter auf, hängt also vom primären Sozialisationsumfeld und
18
damit in erster Linie von den Ressourcen und Kompetenzen der Eltern ab. Und damit sind wir schon
an jenem Punkt angelangt, wo die soziale Ungleichheit ihren Lauf nimmt, nämlich da, wo sich im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen die herkunftsspezifischen Startchancen der Einen verbessern und die der Anderen verschlechtern.
In bildungsfernen Milieus fehlen den Eltern häufig das Bewusstsein, der Wille und nicht zuletzt die
sozialen, kulturellen und materiellen Ressourcen, ihren Kindern - neben der Schule - ein anregendes
Lernumfeld zur Verfügung zu stellen. Die Bildungsaspirationen der Eltern, die ein wesentlicher Fak14 Vgl. Anja Hall, Tätigkeiten und berufliche Anforderungen in wissensintensiven Berufen, Studien zum
deutschen Innovationssystem, No. 3, Berlin-Bonn 2007, S. 14.
15 Vgl. R. Stichweh (Anm. 2), S. 465.
16 Vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Memorandum über Lebenslanges Lernen, Brüssel
2000.
17 Hans Günther Bastian, Kinder optimal fördern - mit Musik, Mainz 20033, S. 18.
18 Vgl. Jens Björnevald, Lernen sichtbar machen. Ermittlung, Bewertung und Anerkennung nicht formal erworbener Kompetenzen in Europa. Luxemburg 2001, S. 14.
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Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten
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tor des späteren Bildungserfolgs sind, sind ebenso wie das Bildungsverständnis, das weitestgehend
auf Schule, genauer gesagt auf das Pflichtprogramm von Schule begrenzt ist, nur schwach ausgeprägt. Mitgliedschaft und Engagement in Vereinen, Nutzung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, Teilnahme an freiwilligen Kursen innerhalb und außerhalb der Schule - diese Lern- und
19
Erfahrungsmöglichkeiten werden häufig nicht wahrgenommen, auch wenn sie kostenlos sind. Aber
ebenso wenig, wie sich Kinder dem Elternhaus entziehen können, können sie sich dem Sozialraum
entziehen, in dem sie aufwachsen. Die langsam, aber stetig voranschreitenden sozialräumlichen Polarisierungsprozesse führen innerhalb der Stadt zu einer Konzentration von bildungsnahen und bildungsfernen Bevölkerungsgruppen in bestimmten Stadtteilen - mit den entsprechenden Verstärkereffekten auf die Entwicklung der dort lebenden Kinder in die eine und die andere Richtung.20 Wer in
einem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf aufwächst, dem bietet sein soziales Umfeld tendenziell weniger Lernanreize. So verwundert es nicht, dass Bildungserfolge und -chancen neben dem
21
soziokulturellen auch einen räumlichen Bezug aufweisen. Die Übergangsquoten an der im deutschen Bildungssystem entscheidenden Weiche für den weiteren Bildungsweg - nämlich von der
Grundschule auf die weiterführende Schule - sind “ein Spiegel der jeweiligen Sozialstruktur des
22
Stadtteils”, wie es der Schulentwicklungsplaner Tobias Terpoorten feststellt.
Der immense Bedeutungszuwachs von Bildung eröffnet demnach vor allem jenen Kindern Chancen,
die in einem bildungsnahen und -freundlichen Milieu aufwachsen, in dem die Bildungsmaxime
schon zu Zeiten galt, als Bildung noch nicht wie im heutigen Umfang für die Lebensgestaltung von
zentraler Bedeutung war. Ihr Sozialisationsumfeld ist bereits kulturell mit Bildung überformt und beinhaltet verschiedene informelle Lernangebote, welche die Kinder wahrnehmen können und dabei
von den Eltern begleitet und unterstützt werden.
Bildung wird in der Kultur des Bildungsbürgertums nicht als etwas Anstrengendes, Nutzloses oder
gar Gefährliches angesehen, sondern als etwas Sinnstiftendes, Erstrebenswertes und überaus Nützliches. Diese für Kultur charakteristische Selbstverständlichkeit und Freiwilligkeit schlägt sich in einer höheren Lernbereitschaft und -motivation nieder. Damit wird die Grundvoraussetzung für den
Lernerfolg kulturell abgesichert.
„Kulturarbeit mit Kindern“ - Ein Beispiel aus der Praxis
Es ist offensichtlich: Wir brauchen mehr kulturelle Bildung für jene Kinder, die sonst nicht damit in
Berührung kommen. Mit den oben ausgeführten gesellschafts- und bildungspolitischen Hintergedanken im Kopf und dem daraus abgeleitetem Ziel vor Augen, insbesondere benachteiligten Kindern
den Zugang zu kultureller Bildung zu ermöglichen, fiel im Frühjahr 2006 der Startschuss für das Mo-
19 Vgl. Gerda Holz, Lebenslagen und Chancen von Kindern in Deutschland, in: APuZ, (2006) 26, S. 3 - 11,
hier S. 8.
20 Vgl. H. van den Brink/L. C. Popp (Anm. 8), S. 48ff.
21 Vgl. Tobias Terpoorten, Geografie der Bildungschancen - Geografische Informationssysteme als Planungsinstrument für eine sozialraumorientierte Schulentwicklung, in: Die Deutsche Schule, 99 (2007) 4, S.
469 - 481 (470). Siehe auch den Beitrag von Klaus Peter Strohmeier/Holger Wunderlich/Philipp Lersch in
diesem Heft.
22 T. Terpoorten (Anm. 21), S. 476.
14
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dellprojekt „Kulturarbeit mit Kindern“. Um mehr über die bislang empirisch wenig untersuchten
psychosozialen Wirkungen der Kulturarbeit hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung und des
Kompetenzerwerbs der Teilnehmer herauszufinden, wurde die kulturpädagogische Arbeit an den
Projektstandorten in Duisburg-Hochfeld und Bottrop-Boy bis Ende 2008 wissenschaftlich beglei24
tet. Trotz der bildungspolitischen und wissenschaftlichen Motivation legte das Projekt großen Wert
darauf, die Eigenständigkeit von Kulturpädagogik gegenüber einer rein funktionalen Bestimmung
von kultureller Bildung zu behaupten. Nach diesem dem Projekt zugrunde gelegten Bildungsver25
ständnis geht es darum, Kindern einen Raum für die „Ermöglichung autonomer Selbst-Bildung“ zu
bieten, und nicht darum, Lernprozesse allein mit dem Tunnelblick ihrer ökonomischen Verwertbarkeit zu initiieren und zu optimieren. Nach drei Jahren Forschungsarbeit, nach über 150 leitfadengestützten Interviews mit teilnehmenden Kindern, Projektmitarbeitern und Lehrern und 80 teilnehmenden Beobachtungen kamen die Forscherinnen und Forscher zu dem Schluss: Kulturarbeit lohnt sich.
Sie lohnt sich, weil die Kinder über sie wichtige Schlüsselkompetenzen erwerben können: Schlüsselqualifikationen, die ihnen helfen, die Anforderungen im Alltag, in der Schule und später im Beruf erfolgreich zu bewältigen. Gerade die Kinder, deren Leben bislang wenige bis keine Berührungspunkte etwa mit Kunst und Musik aufweist, entwickeln aus der individuellen Neugierde und der Faszination, die der Erfahrungsraum Kultur ausübt, eine hohe Aufnahmebereitschaft, Eigenmotivation,
Ausdauer und Begeisterungsfähigkeit.
Insbesondere die öffentlichen Aufführungen unter professionellen Rahmenbedingungen stellen
wichtige Kontrasterfahrungen für die Teilnehmer dar. Die Bühne bietet für solche Kinder aus bildungsfernen Milieus, für die das Lernen im schulischen Kontext häufig mit großen Schwierigkeiten
verbunden ist und die von ihren Mitschülern und Lehrern und auch von ihren Eltern und Verwandten
häufig als defizitär und leistungsschwach wahrgenommen werden, die Möglichkeiten, sich in einem
anderen Licht darzustellen und mit der öffentlichen Präsentation ihres Könnens zu zeigen, was in ihnen steckt. Diese Anerkennung löst positive Rückwirkungen auf das Selbstbild und -bewusstsein
dieser Kinder aus. Vor allem liegt für sie darin eine große Chance, aus schulischen Stigmatisierungsund Selektionsprozessen auszubrechen, die im deutschen Schulsystem schon früh das Bildungsschicksal vieler Schüler besiegeln.
Das breit gefächerte Spektrum von Betätigungsfeldern in der Kulturarbeit - zum Beispiel Schauspiel,
Gesang, Tanz, Schattentheater, Bühnenbild, Klangbau, Percussion - bietet viele „Andockstationen“
nicht nur für die vorhandenen Kompetenzen der Kinder in musischen Teilbereichen, sondern auch
für ihre individuellen Interessen an kulturellen und ästhetischen Erfahrungen. An diesem „kulturellen Ankerpunkt“ kann man die Kinder „ins kulturpädagogische Boot holen“ und Neuland mit ihnen
betreten, ihre lebensweltliche „Einkapselung“ aufbrechen und ihren Horizont um neue ästhetische
Erfahrungswelten erweitern.
23 Vgl. Informationen zum Projekt „Kulturarbeit mit Kindern“ sind erhältlich unter: www.ku-ki.de.
24 Vgl. Henning van den Brink/Hermann Strasser, Bühne frei! Wie Kinder sich selbst befähigen. Ergebnisse
der Evaluation des Modellprojekts „Kulturarbeit mit Kindern“ (Ku.Ki), Duisburger Beiträge zur soziologischen Forschung, No. 2, Duisburg 2008, in: www.uni-due.de/soziologie/duisburgerbeitraege.php (24.1.
2009).
25 Albert Scherr, Gesellschaftliche Umbrüche, Krisen und Konflikte - Kulturelle Jugendbildung vor neuen
Herausforderungen, in: Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V. (Hrsg.), Kultur leben lernen,
Remscheid 2002, S. 51 - 60, hier S.52.
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Zentral für den Erfolg der Kulturarbeit ist letztendlich jedoch die pädagogische Herangehensweise.
Erst wenn man den Blick zunächst auf die Stärken der Kinder und nicht auf deren Schwächen richtet,
erst wenn man an der Lebenswelt der Kinder ansetzt und nicht an abstrakten Werken der „Hochkultur“, erst wenn man ihre Partizipationsbedürfnisse ernst nimmt und sie nicht als passive Adressaten
von Regieanweisungen behandelt, erst wenn man ihre Entfaltungs- und Experimentierbedürfnisse
aufgreift und nicht einer starren Zielorientierung unterordnet, erst dann treten die erhofften positiven
Dominoeffekte ein: Die starke Identifikation mit dem Projekt zieht ein hohes Maß an Gruppendynamik und Selbstmotivation nach sich, wodurch wiederum selbstgesteuerte Lernprozesse in Gang gesetzt werden und der Weg für einen vielfältigen Kompetenzerwerb freigemacht wird. Eine dergestalt
lebenswelt-, subjekt- und prozessorientiert zugeschnittene und den Kindern auf gleicher Augenhöhe
begegnende Kulturarbeit beinhaltet die größten Chancen, sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung und den Erwerb von Schlüsselkompetenzen auszuwirken.
Fazit: Mit mehr kultureller Bildung zu mehr Chancengleichheit
Wie und in welchem Umfang die Selbstaneignung von Wissen bei einem Kind erfolgt, ist abhängig
von der Kultur seines sozialen Nahfelds. Die Sozialisation und Enkulturation von Kindern aus bildungsnahen Milieus ist geprägt durch viele Spielräume, Lernanregungen und Erfahrungsquellen außerhalb der Schule und durch elterliche Ermutigung zum und Begleitung beim Lernen, so dass sie
eben jenes kulturelle Kapital ansammeln können, das sie dann in der Schule gewinnbringend einsetzen können. Gewinnbringend insofern, als dass sie vor allem dank der kulturellen Ressourcen die begehrten Bildungszertifikate erlangen, die ihnen wiederum die Türen zu höheren beruflichen und gesellschaftlichen Positionen öffnen. Sie sind damit ihren Klassenkameraden aus bildungsfernen Mi26
lieus immer einen Schritt voraus. Die sich gegenseitig verstärkende Durchdringung ökonomischer,
kultureller und sozialräumlicher Lebensbedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, verschafft
den einen den entscheidenden Vorsprung zu Beginn des Bildungswettlaufs, den sie mit jedem
Schuljahr und vor allem mit jedem Schulübergang weiter ausbauen, und lässt die anderen immer
mehr zurückfallen.
Aber so lange Sozial- und Bildungspolitik, Jugendhilfe und Schule institutionell weiter separiert
bleiben und isoliert agieren bzw. nur reagieren, so lange der Bildungsbegriff auf seine formale Dimension und der Armutsbegriff auf seine materielle Dimension reduziert werden, so lange sich die
Ressourcenausstattung der Schulen allein an dem Gießkannenprinzip und nicht an dem je nach Stadtteil und Schülerschaft unterschiedlichen Förderbedarf orientiert, steht zu befürchten, dass sich daran
nicht viel ändern wird und die soziale Ungleichheit weiterhin durch das Bildungssystem konstituiert
27
und letztendlich legitimiert wird. Wem daran gelegen ist, die „kulturelle Eigendynamik“ der Benachteiligung aufzuhalten, der muss die gleichmäßige Ausstattung der Kinder mit kulturellen Ressourcen zum Ausgangspunkt seiner bildungspolitischen Anstrengungen machen und der kulturellen
Bildung dabei einen ihr angemessenen Platz einräumen.
26 Vgl. Wolfgang Böttcher, Soziale Benachteiligung im Bildungswesen. Die Reduktion von Ungleichheit als
pädagogischer Auftrag, in: Michael Opielka (Hrsg.), Bildungsreform als Sozialreform. Zum Zusammenhang von Bildungs- und Sozialpolitik, Wiesbaden 2005, S. 61 - 76, hier S.71.
27 Paul Nolte, Riskante Moderne. Die Deutschen und der neue Kapitalismus, München 2006, S. 100.
16
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Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten
„Vermutlich kann sich angesichts der komplexen sozialen Benachteiligungsstrukturen die Frage
nach positiven, fördernden Lebensbedingungen für Familien und Kinder nicht auf die herkömmlichen Instrumente der Kinder- und Jugendhilfe begrenzen, sondern muss eine Umgestaltung der ge28
samten Bildungs- wie Hilfelandschaft ins Auge gefasst werden.“ Das einzige, was an dieser Schlußfolgerung der Kinderarmutsforscher Karl August Chassé, Margherita Zander und Konstanze Rasch
nicht stimmt, ist das Wort „vermutlich“.
Kontakt
Henning van den Brink
E-Mail: [email protected]
28
Karl August Chassé/Margherita Zander/Konstanze Rasch, Meine Familie ist arm. Wie Kinder im Grundschulalter Armut erleben und bewältigen, Opladen 2003, S. 323.
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
1
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Allgemeines, allgemeine Theorien
[1-L] Baur, Nina; Korte, Hermann; Löw, Martina; Schroer, Markus (Hrsg.):
Handbuch Soziologie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 505 S., ISBN: 978-3-53115317-9
INHALT: "Welche Deutungsangebote macht die Soziologie für die Analyse gesellschaftlicher
Gegenstandsbereiche? Um dieser Frage nachzugehen, bietet das 'Handbuch Soziologie' einen
einzigartigen Überblick über die in deutschen, anglo-amerikanischen und französischen Zeitschriften am intensivsten diskutierten Themenfelder der Soziologie: Alter, Arbeit, Ethnizität,
Familie, Geschlecht, Globalisierung, Individualisierung, Institution, Klasse, Kommunikation,
Körper, Kultur, Macht, Markt, Migration, Nation, Organisation, (Post)Moderne, Prozess,
Raum, Religion, Sexualität, Technik, Wissen, Wohlfahrtsstaat. Für jedes dieser Themenfelder
wird erläutert, mit welchen theoretischen Konzepten zurzeit geforscht wird oder in der Vergangenheit gearbeitet wurde. Die Autoren stellen konkurrierende Ansätze ebenso dar wie international existierende Unterschiede. Das 'Handbuch Soziologie' will ein besseres Verständnis von Theorie am konkreten Beispiel ermöglichen. In der Zusammenschau der Artikel werden die Systematik, Fruchtbarkeit und Grenzen theoretischer Zugriffe auf verschiedene Gegenstandsbereiche für eine breite Scientific Community vergleichbar sowie die Spezifik soziologisch-theoretischer Perspektiven in angemessener Sprache öffentlich gemacht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Udo Kelle: Alter & Altern (11-31); Hartmut Hirsch-Kreinsen:
Arbeit (33-53); Mathias Bös: Ethnizität (55-76); Tanja Mühling, Marina Rupp: Familie (7795); Mechthild Bereswill: Geschlecht (97-116); Helmuth Berking: Globalisierung (117-137);
Markus Schroer: Individualisierung (139-161); Raimund Hasse, Georg Krücken: Institution
(163-182); Gerd Nollmann: Klassen (183-199); Paula-Irene Villa: Körper (201-217); Christiane Funken, Lutz Ellrich: Kommunikation & Medien (219-236); Gabriele Klein: Kultur
(237-252); Katharina Inhetveen: Macht (253-272); Nina Baur: Markt (273-293); Annette
Treibel: Migration (295-317); Ulrich Bielefeld: Nation & Nationalstaat (319-336); Klaus
Türk: Organisation (337-353); Thorsten Bonacker, Oliver Römer: (Post)Moderne (355-372);
Bernhard Miebach: Prozess (373-390); Silke Steets: Raum & Stadt (391-412); Katharina
Liebsch: Religion (413-429); Martina Löw: Sexualität (431-443); Ingo Schulz-Schaeffer:
Technik (445-463); Hubert Knoblauch: Wissen (465-481); Stephan Lessenich: Wohlfahrtsstaat (483-498).
[2-L] Beckert, Jens:
Wirtschaftssoziologie als Gesellschaftstheorie, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 3,
S. 182-197 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel thematisiert das Verhältnis von Gesellschaftstheorie und Wirtschaftssoziologie anhand von zwei Thesen. Zunächst wird im ersten Teil argumentiert, dass gesellschaftlicher Wandel in kapitalistischen Gesellschaften seinen Ausgangspunkt wesentlich in
der Dynamik der Wirtschaft hat und dem Wirtschaftssystem daher ein Primat für die Erklärung von Gesellschaftsentwicklung zukommt. Zugleich stößt die Verwertungslogik der geldgesteuerten Ökonomie auf eine politische und soziale Widerständigkeit, die der Subsumierung der gesellschaftlichen Ordnung unter ökonomische Prinzipien entgegensteht. Aus einer
konflikttheoretischen Perspektive wird argumentiert, dass die konkrete Organisation der kapi-
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talistischen Wirtschaft nur von den sozialen und politischen Auseinandersetzungen um ihre
Institutionalisierung her verstanden werden kann. Im zweiten Teil des Artikels werden die
Konsequenzen dieser gesellschaftstheoretischen Konzeptualisierung für die wirtschaftssoziologische Forschung diskutiert. Die Wirtschaftssoziologie beschränkt sich nicht darauf, die soziale Kontextualisierung wirtschaftlichen Handelns aufzuzeigen, sondern muss die Einbettung
wirtschaftlichen Handelns in den systematischen Zusammenhang historischer Entwicklungsprozesse stellen und damit die Entstehung von spezifischen Formen der Einbettung aus den
Konflikten im Feld der Wirtschaft verstehend erklären." (Autorenreferat)
[3-L] Best, Heinrich:
Historische Sozialforschung und Soziologie: Reminiszenzen und Reflektionen zum
zwanzigsten Jahrestag der Gründung der Arbeitsgemeinschaft QUANTUM, in: Historical
Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the
application of formal methods to history, Supplement, 2008, No. 20, S. 90-99
INHALT: "Der Autor rekonstruiert die institutionelle und intellektuelle Konstellation, die 1975
zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft QUANTUM geführt hat. Best gibt einen Überblick
über den Beitrag der Historischen Sozialforschung zur Entwicklung der Soziologie und der
Geschichtswissenschaft, insbesondere den Dialog zwischen Soziologie und Geschichte in den
Bereichen der Methodologie und Theoriebildung. Die Historische Sozialforschung bemüht
sich um eine valide empirische Basis zur Analyse und Rekonstruktion langfristigen sozialen
Wandels. Ebenfalls befruchtet hat sie die Forschungen im Bereich des interkulturellen Vergleichs, die vorrangig in dem von Stein Rokkan entwickelten Paradigma durchgeführt worden
sind. Im Zentrum des Interesses von QUANTUM steht seit 20 Jahren der interdisziplinäre
Methodentransfer und der Versuch, hermeneutische und quantitative Analyseverfahren miteinander zu vermitteln." (Autorenreferat)
[4-L] Best, Heinrich:
Historische Sozialforschung als Erweiterung der Soziologie: die Konvergenz historischer
und sozialwissenschaftlicher Erkenntniskonzepte, in: Historical Social Research : the official
journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods
to history, Supplement, 2008, No. 20, S. 74-89
INHALT: "Der Autor betrachtet die Historische Sozialforschung als Erweiterung der Soziologie,
indem er die Konvergenz sozialwissenschaftlicher und historischer Erkenntniskonzepte herausarbeitet. Zunächst wird das Verhältnis von Geschichte und Soziologie analysiert. Dazu
werden verschiedene Abgrenzungen in Erwägung gezogen: die Abgrenzung der Gegenstandsbereiche; die Abgrenzung der Datenfelder; die Abgrenzung der Erkenntniskonzepte. Die Analyse ergibt, dass weder die Gegenstandsbereiche, noch die Eigenschaften der Daten, noch die
grundlegenden Erkenntniskonzepte und die Methodologie eine Unterscheidung zwischen Soziologie und Historie begründen. Best stellt fest, dass eine Geschichtsforschung, bei der theoretische Absichten im Vordergrund stehen, sinnvoll nur als eine diachrone Sozialwissenschaft
betrieben werden kann. Vor diesem Hintergrund hat sich die Historische Sozialforschung etabliert, deren Charakteristiken aufgezeigt werden. Die Möglichkeiten der Historischen Sozialforschung werden erörtert: 1. Überprüfung der Reichweite von Gesetzesaussagen; 2. Aufdeckung von Prozessgesetzen; 3. Entdeckung und Erklärung von sozialen Traditionsbeständen;
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4. Beobachtung von Ungleichzeitigkeiten. Die Soziologie sei im Kern eine historische Wissenschaft, weil Wandel, Beharrung und Ungleichzeitigkeit elementare Kategorien soziologischer Theoriebildung sind. Deshalb wird als Aufgabe der historischen Sozialforschung definiert, der soziologischen Empirie die erforderliche zeitliche Tiefe zu geben." (Autorenreferat)
[5-L] Bonacker, Thorsten; Greshoff, Rainer; Schimank, Uwe (Hrsg.):
Sozialtheorien im Vergleich: der Nordirlandkonflikt als Anwendungsfall, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2008, 250 S., ISBN: 978-3-531-16110-5
INHALT: "Die Sozialwissenschaften sind durch einen Theorien- und Methodenpluralismus gekennzeichnet. Doch was unterscheidet eigentlich genau verschiedene Sozialtheorien? Welche
Unterschiede gehen auf differierende Erklärungen desselben Gegenstandes zurück, welche
sind eher begrifflicher Natur? An welchen Stellen lassen sich trotz großer methodologischer
Unterschiede ähnliche Erklärungen und Beschreibung finden? Der Band versucht auf diese
Fragen mithilfe eines fallbezogenen Theorievergleichs Antworten zu geben. Verschiedene sozialtheoretische Ansätze liefern aus ihrer Perspektive einen Beitrag zur Erklärung spezifischer
Aspekte des Nordirlandkonflikts." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thorsten Bonacker,
Rainer Greshoff, Uwe Schimank: Sozialtheorien im fallbezogenen Vergleich: Wie sind soziale Gebilde wie die IRA soziologisch zu erklären? (7-13); Sabine Korstian: Der Nordirlandkonflikt (15-31); Jo Reichertz: Terror und Erinnerungskultur. Überlegungen zum Nordirlandkonflikt aus hermeneutisch-wissenssoziologischer Perspektive (33-51); Andreas Pettenkofer:
Die Politik des Martyriums. Ein kultursoziologischer Blick auf die IRA (53-83); Jens Greve:
Kampf, Legitimität, Nation. Das Wiederaufleben der Gewalt im Nordirlandkonflikt aus der
Sicht des Weberschen Forschungsprogramms (85-110); Georg Krücken, Frank Meier: Zur institutionellen Struktur des Terrorismus. Neo-institutionalistische Perspektiven auf den Nordirland-Konflikt (111-122); Frank Hillebrandt: Die IRA als Praxisfeld (123-139); Christian Lahusen: Terroristische 'Ordnungen': eine funktionalistische Analyse des Nord-Irlandkonflikts
(141-160); Andrea Maurer: Wie rational sind terroristische Zusammenschlüsse? Chancen und
Grenzen einer rationalen Erklärung von Konfliktdynamiken (161-179); Wolfgang Ludwig
Schneider: Terrorismus und andere Parasiten. Ein systemtheoretischer Deutungsversuch der
Initialphase des nordirischen Konflikts (181-203); Uwe Schimank: Polykontexturale Eskalationsdynamik: Die IRA im Licht einer akteurzentrierten Differenzierungstheorie (205-228);
Marcel M. Baumann, Thorsten Bonacker: Für einen Theoriendialog ohne Entscheidungszwang. Nutzen und Grenzen eines fallbezogenen Theorienvergleichs aus Sicht der empirischen Konfliktforschung (229-248).
[6-L] Braun, Norman:
Theorie in der Soziologie, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung
und Praxis, Jg. 59/2008, H. 4, S. 373-396 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Andere Disziplinen und die wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit ignorieren die
soziologische Theorie wegen ihres Mangels an Klarheit, ihrer Schwerpunktsetzung auf Beschreibungen und Typologien, der fehlenden Vergleichbarkeit verschiedener Perspektiven
und Ansätze und ihrer Vernachlässigung empirischer Ergebnisse. Der Verfasser schlägt eine
Neuorientierung der Soziologie hinsichtlich Theoriekonzept und Theoriebildung vor, die sich
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am Vorgehen erfolgreicherer Disziplinen orientiert. Als Theorie soll eine hypothetisch-deduktives System mit empirischen Inhalt gelten, ein Satz von Thesen, in dem deduktive Ketten
von Annahmen zu Schlussfolgerungen konstruiert werden können und zumindest eine Hypothese empirisch widerlegbar ist. Der Beitrag stellt dieses Konzept vor und diskutiert seinen
Hintergrund. (ICEÜbers)
[7-L] Brock, Ditmar; Junge, Matthias; Diefenbach, Heike:
Soziologische Paradigmen nach Talcott Parsons: eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 428 S., ISBN: 978-3-531-16216-4
INHALT: "Dieses Lehrbuch stellt sechs ausgewählte soziologische Theorierichtungen aus der
Zeit nach Talcott Parsons vor: Konflikttheorie, Gesellschaftskritik, das Interpretative Paradigma, die Systemtheorie, die Theorie der rationalen Wahl und schließlich den Strukturalismus.
Dabei werden jeweils die wichtigsten Argumente, Begriffe und Überlegungen dargestellt, die
diese Paradigmen charakterisieren. Der Band ergänzt die im ersten Band (Brock/Junge/
Krähnke: Soziologische Theorien von Auguste Comte bis Talcott Parsons) dargestellten soziologischen Klassiker zu einer vollständigen Einführung in die soziologischen Theorien."
(Autorenreferat)
[8-L] Brodocz, André:
Politische Theorie und Gesellschaftstheorie: Prolegomena zu einem dynamischen Begriff des
Politischen, in: Hubertus Buchstein (Hrsg.) ; Gerhard Göhler (Hrsg.): Politische Theorie und
Politikwissenschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 156-174, ISBN: 978-3-53115108-3 (Standort: UB Bonn(5)-200710161)
INHALT: Der Verfasser skizziert zunächst anhand der Gründerväter des Funktionalismus (Comte, Spencer, Durkheim) und ihrer wichtigsten Nachfahren (Parsons, Habermas, Luhmann),
wie die Politische Theorie immer stärker unter den Druck des gesellschaftstheoretischen
Funktionalismus geraten ist. Vor allem Luhmanns Radikalisierung des Funktionalismus setzt
die Politische Theorie unter Druck, da er die Angemessenheit einer normativen Perspektive in
einer funktional differenzierten Gesellschaft bestreitet. Gegenwärtig wird jedoch im radikalen
Funktionalismus die Kollektivität als politisches Problem entdeckt, wodurch der Vorrang der
Gesellschaftstheorie vor der Politischen Theorie wieder in Frage gestellt wird. Jenseits der
funktionalistischen Tradition (Giddens) haben sich Politische Theorie und Gesellschaftstheorie gar nicht erst voneinander abgesetzt, weil sowohl die Konstitution jeder sozialen Einheit
als auch ihre Strukturierung untrennbar mit Aspekten der Macht verbunden sind. Im Anschluss an diese Tradition schlägt der Verfasser abschließend einen neuen, dynamischen Begriff des Politischen als eines "kontinuierlichen Kampfes um Kontinuierung" vor. (ICE2)
[9-L] Burri, Regula Valérie:
Aktuelle Perspektiven soziologischer Bildforschung: zum Visual Turn in der Soziologie, in:
Soziologie : Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 1, S. 24-39
(Standort: UuStB (Köln)38-XG0236; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Bildern kommt eine zunehmende Bedeutung in der modernen Gesellschaft zu. Dennoch hat sich die Soziologie bis anhin nur zögerlich mit der Rolle von Bildern und Visualität
bei der (Re-)Produktion von Sozialität auseinandergesetzt. Erst in allerjüngster Zeit haben
sich einige Vertreter des Fachs dieser Frage angenommen. Aktuell beginnt sich eine soziologische Bildforschung herauszukristallisieren. Der Beitrag zeichnet diesen Visual Turn in der
Soziologie nach und gibt einen Literaturüberblick." (Autorenreferat)
[10-L] Decker, Oliver; Grave, Tobias (Hrsg.):
Kritische Theorie zur Zeit: für Christoph Türcke zum sechzigsten Geburtstag, Springe: zu
Klampen 2008, 361 S., ISBN: 978-3-86674-032-7
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Klaus Heinrich: Gratulation für einen Religionsphilosophen, der
Aufklärer geblieben ist (9-10); Arnold Künzli: Vom Sakralen im Profanen (11-20); Wolfgang
Fritz Haug: Variationen über den Spruch "Ich kaufe, also bin ich" (21-28); Gerhard Bolte:
Wertgesetz und Kapital. Zur geschichtlichen Tendenz des Kapitalismus (29-37); Hermann
Schweppenhäuser: Peregrinationes in confiniis. Anthropo-kosmologische und socio-gnostische Betrachtungen (38-46); Wolfdietrich Schmied-Kowarzik: Verantwortung und Hoffnung.
Die Dialektik von Mensch und Natur im Horizont des Absoluten (47-55); Hans-Ernst Schiller: Ethik und Kritik der Utopie. Zum Verhältnis von Ernst Blochs Veränderungsethik und
der Erhaltungsethik von Hans Jonas (56-69); Matthias Lutz-Bachmann: Kosmopolitische
Verantwortung. Über Ethik und Recht in einer globalisierten Welt (70-77); Claus-Steffen
Mahnkopf: Ein Märchen aus jüdischem Geiste (78-84); Richard Faber: Archipel (West-)Berlin. Zu seiner soziokulturellen Topographie (85-93); Vittorio Hösle: Variationen, Korollarien
und Gegenaphorismen zum zweiten Band der "Escolios a un texto implicito" von Nicolas Gomez Davila (94-108); Pirmin Stekeler-Weithofer: Amorologisches. Zur Einheit in der Vielfalt
des Begriffes "Liebe" (109-135); Gunzelin Schmid Noerr: Die "große Vernunft" der Gefühle
(136-156); Ulrich Kohlmann: Moral und Bild (157-167); Gerhard Schweppenhäuser: Erinnerung und Repräsentation. Künstlerische und medientheoretische Strategien im Zeitalter der
Kulturindustrie (168-182); Falk Haberkorn: Das Zeigen des Zeigens. Pose und Pornografie
(183-191); Heinz Steinert: Von den gefährlichen Frauen und der Angstlust der Männer zur Instrumentalisierung im Geschlechterverhältnis. Die "Salomes" von Max Klinger und Lovis
Corinth (192-206); Beatrice von Bismarck: "Bringing the War Home". Bild und Krieg bei
Martha Rosler (207-214); Werner Balzer: Gespräch mit einem Freund (215-216); Wolfgang
Bock: Das Wort als Kritik und als Versprechen. Physiognomische Ergänzungen zu Christoph
Türcke und Giorgio Agamben (217-226); Werner H. Preuß: "Ich stamme von der Goldküste"
- Reflexionen zu Kafkas Bericht für eine Akademie (227-233); Burkhard Müller: Am Anfang
war der Mord. Christoph Türckes Buch "Vom Kainszeichen zum genetischen Code" (234236); Rolf-Peter Warsitz: Die Notwendigkeit der Zeichen. Anmerkungen zu Christoph
Türckes "Kritischer Theorie der Schrift" (237-250); Antonio Alvaro Soares Zuin, Luiz Antonio Calmon, Nabuco Lastoria, Fabio Akcelrud Durao: Postmoderne mit Haken. Christoph
Türckes Zeichengebrauch (251-254); Helmut Lachenmann: "... zwei Gefühle ..." (255); Richard Klein: Ideologiekritik oder kritische Hermeneutik? Methodologische Aspekte einer
Musikphilosophie nach Adorno (256-275); Oswaldo Giacoia Junior: Bildung und Mündigkeit. Überlegungen bei Nietzsche und Adorno (276-290); Andreas Gruschka: Internationale
Visibilität! (291-295); Detlev Claussen: Wie viel Heimat braucht der Mensch? (296-308);
Marc Ries: Homers Home. Einige Nachüberlegungen zum Verständnis von Heimat (309315); Alfred Schmidt: Die Leiblichkeit des Menschen als Bindeglied zwischen Medizin und
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Philosophie (316-331); Oliver Decker: Vom "Hand-shake" zur "Invisible Hand". Ein Essay
zu einem ost/ westdeutschen Unterschied (332-348); Tobias Grave: Alle Verundinglichung
ein Vergessen? (349-361).
[11-L] Dietrich, Christian; Hofmann, Maria; Pönisch, Elisabeth; Schladitz, Christian; Schubert,
Christoph (Hrsg.):
Perspektiven der Soziologie: Beiträge zum Ersten Studentischen Soziologiekongress,
(Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 95), Hamburg: Kovac 2008, 197
S., ISBN: 978-3-8300-3841-2 (Standort: UuStB Köln(38)-36A836)
INHALT: "'Perspektiven der Soziologie': unter diesem Motto fand am 12. und 13. Oktober 2007
in Halle/ Saale der 1. Studentische Soziologiekongress statt. Der vorliegende Sammelband
umfasst die wichtigsten Beiträge. Die einzelnen Autoren lassen darin den Leitspruch wahr
werden. Ihre Aufsätze sind Perspektiven für, auf und innerhalb eine(r) Wissenschaft." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Dietrich, Christoph Schubert: Scheinerwerb und Engagement. Überlegungen zum Ersten Studentischen Soziologiekongress (7-10); Fiete Näher,
Dorothea Böhr: Die Soziologie und ihre Perspektiven (11-25); Sebastian Moser, Christoph
Karlheim: Der Kampf mit dem Aufbrechen (27-37); Rainer Sontheimer: Back to Society. Wie
die Soziologie wieder in die Gesellschaft kommt (39-53); Anna Dechant: Ist Willensfreiheit
ein konstitutiver Faktor der Soziologie (55-65); Annemarie Matthies: Soziologie als Schöpfer
sozialer Wirklichkeit: das Beispiel Migration (67-74); Elisa Suijkerbuijk: Ursachen und Ausprägung subjektiver Exklusion im europäischen Vergleich (75-90); Carsta Langner: Die diskursive Konstruktion einer europäischen Identität. Zur Konstruktion einer kollektiven Identität Europas und deren Reproduktion in Schulbüchern (91-105); Christian Dietrich: Faschistischer Staat, geordnete Gesellschaft und autoritäre Herrschaft. Vorüberlegungen für eine Soziologie des Faschismus (107-121); Conrad Kunze: Die postsozialistische Transformation der
deutschen Elite (123-135); Robert Dietrich: Beschleunigung und ihr hebelverstärkender Prozess auf steigende soziale Ungleichheit (137-147); Frank-Holger Acker: Werbung als postmoderne Sozialisationsinstanz (149-163); Erika Gleisner: Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus der Identitätssicht: Identitätsarbeit und Aufteilung der häuslichen Arbeit - eine qualitative Studie mit Familien aus Ostdeutschland (165-179); Daniela Heitzmann: Auf Spurensuche: von der Soziologie und den Frauen (181-197).
[12-L] Greshoff, Rainer:
Wie weiter in der Sozialtheorie?, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37/2008, H. 6, S. 489-497
(Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser setzt sich mit zwei Kommentaren zu seinem Luhmann-Aufsatz "Ohne
Akteure geht es nicht" auseinander, der vorstehend veröffentlicht ist. Während Srurbar meint,
der Aufsatz bringe die "Unhaltbarkeit der zentralen Konstruktion der Luhmannschen Theorie
ans Licht" (ebenfalls vorstehend), kritisiert Schneider, der Verfasser "bemühe sich nicht
ernsthaft um eine Antwort auf die Frage, wie es möglich sein könnte, den von der Systemtheorie behaupteten Modus der selbstreferentiellen Reproduktion von Kommunikation genau zu bestimmen". Der Verfasser greift zunächst Srurbars Vorschlag auf, für die Aufklärung
theoretischer Konzepte "von einem Phänomen her" zu argumentieren. Er antwortet dann auf
die beiden eingangs zitierten Kommentare und formuliert Grundlinien eines sozialtheoreti-
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schen Kerns für die Sozialwissenschaften. In Bezug auf Srurbar betrifft diese Antwort drei
Probleme: die Vernachlässigung der Materialität des Handelns, einen Rückfall in den Mentalismus und die Ausblendung der Eigenselektivität von symbolischen Repräsentationen transsubjektiver Erwartungen. Gegen Schneiders Position wird ins Feld geführt, dass dieser die
Produktion der verschiedenartigen Selektionen kommunikativen Geschehens nicht als sozialsystemimmanenten Vorgang in den Blick nimmt. (ICE2)
[13-L] Hoyer, Timo (Hrsg.):
Vom Glück und glücklichen Leben: sozial- und geisteswissenschaftliche Zugänge, (Schriften
des Sigmund-Freud-Instituts : Reihe 2, Psychoanalyse im interdisziplinären Dialog, Bd. 6),
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, 275 S., ISBN: 978-3-525-45180-9 (Standort: Bayer.
SB München(12)-2007.57276)
INHALT: "Das Glück ist in aller Munde. Das Bedürfnis nach dem Glück und der Wunsch nach
einem glücklichen Leben sind offenkundig groß, wie etwa die stark nachgefragte RatgeberLiteratur mit ihren Versprechen von Glücksformeln verrät. Was Glück bedeutet, wie oder ob
überhaupt das Streben danach zu befriedigen ist, wird seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert. Zur fundierten Auseinandersetzung mit Glücksvorstellungen, Glückserwartungen und
Glücksversprechungen tragen in diesem Werk verschiedene sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen bei." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ralf Zwiebel: Freud und das
Glück. Eine psychoanalytische Perspektive (15-36); Marianne Leuzinger-Bohleber: "Menschen, die sich vor dem Glück fürchten, weil sie später zu leiden haben" (Orhan Pamuk). Psychoanalytische Anmerkungen (37-60); Konstantin Broese: "Glück" im Horizont der Willensmetaphysik Schopenhauers. Das Leben zwischen illusionärem und wahrem Glück (61-78);
Gottfried Heinemann: Glück und Vorzüglichkeit. Aristoteles über Solons Paradoxon (79102); Michael S. Aßländer: Das Glück des Tüchtigen. Der Glücksbegriff des bürgerlichen Liberalismus (103-121); Ilse Müllner: Über die Kunst, im Tun das Lassen zu üben. Biblischtheologische Glücksmomente (122-142); Paul-Gerhard Klumbies: Das Glück der frühen
Christen (143-161); Peter Heine: Glück und Glücksvorstellungen im Islam (162-171); Rolf
Haubl: Melancholie: Glück im Schatten des Saturn (172-184); Philipp Mayring: Glück Wohlbefinden - Lebensqualität. Sozialwissenschaftliche und psychologische Konzepte (185199); Dirk Stederoth: Transmittiertes Glück. Über die Reichweiteneuro-kognitiver Glücksforschung (200-221); Timo Hoyer: Glück und Bildung (222-242); Heinrich Dauber, Charlette
Auque-Dauber: Das Glück finden in Achtsamkeit und Präsenz - plaidoyer pour le bonheur
(243-262); Olaf-Axel Burow: Das Geheimnis des Glücks. Eine überraschende Begegnung mit
dem Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi (263-273).
[14-L] Jonas, Michael:
The social site approach versus the approach of discourse/ practice formations, (Reihe
Soziologie / Institut für Höhere Studien, Abt. Soziologie, 92), Wien 2009, 22 S. (Graue Literatur;
www.ihs.ac.at/publications/soc/rs92.pdf)
INHALT: "Seit vielen Jahren spielen praxissoziologische Ansätze eine zentrale Rolle im soziologischen Diskurs. Deren Grundpfeiler wurden etwa mit Hilfe der Strukturierungstheorie von
Giddens, Foucaults Konzept der Technologien des Selbst und vor allem auch Bourdieus
Theorie der Praxis gesetzt. In den letzten Jahren sind anknüpfend an diese Ansätze eine Viel-
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zahl theoretischer und empirischer Arbeiten entstanden, in denen das Konzept 'soziale Praktik' in den Vordergrund gerückt worden ist. Vor allem haben Andreas Reckwitz (mit seinem
kulturtheoretisch gewendeten praxeologischen Ansatz der Diskurs/ Praktiken-Formationen)
und der US-amerikanische Sozialphilosoph Theodore Schatzki (mit seinem Ansatz der site
ontologies) Erklärungsreichweite und -anspruch einer auf dem Konzept sozialer Praktik basierenden Sozialtheorie sowohl im starken Maße fokussiert als auch - auf der Basis dieser Fokussierung - anschließend erheblich erweitert. In dem Beitrag geht es darum, zentrale Aspekte beider Ansätze herauszuarbeiten, beide Ansätze zu vergleichen und auf diese Weise die jeweiligen Erklärungsmöglichkeiten und -begrenzungen kritisch zu diskutieren." (Autorenreferat)
[15-L] Keim, Wiebke:
Vermessene Disziplin: zum konterhegemonialen Potential afrikanischer und
lateinamerikanischer Soziologien, (Global Studies), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 561 S.,
ISBN: 978-3-89942-838-4
INHALT: Die Verfasserin erhebt einen kritischen Anspruch und will globale Ungleichheiten aufzeigen, nicht hinsichtlich ökonomischen Reichtums oder militärischer Macht, sondern hinsichtlich wissenschaftlicher Produktion und Kommunikation. Soll an diesen bestehenden Ungleichheiten etwas geändert werden, so müssen diese zunächst adäquat empirisch erfasst und
ihre Gründe wie Auswirkungen erkannt werden. Die wissenschaftssoziologische Beschäftigung mit den Kontinenten des Südens ist ein erst in der Entstehung begriffener Forschungszweig. Die zentrale Frage, zu deren annäherungsweisen Beantwortung die Studie mit all ihren
räumlich wie argumentativ notwendigen Umwegen dienen soll, so die Autorin, ist die nach
der Artikulation zwischen lokalen oder nationalen Soziologien, die weltweit in äußerst ungleichen Beziehungen kommunizieren, und nach dem nomothetischen Anspruch der Disziplin. Um der Problematik näher zu kommen, bietet der erste Teil eine geographische "Vermessung" der Soziologie in ihrer internationalen Konstituiertheit und deckt die hier wirkende
nordatlantische Dominanz auf. Der zweite Teil lenkt mit dem Konzept der konterhegemonialen Strömung den Blick auf reale, wissenschaftspraktische Möglichkeiten, jene trotz ihrer
strukturellen Verankerungen zu unterlaufen. Im dritten Teil wird der bisherige, als ermessen
entlarvte Universalitätsanspruch der Soziologie kritisiert. Aufgrund der empirischen Untersuchung zu nordatlantischer Dominanz und konterhegemonialen Strömungen wird auf die Idee
einer "pluralistischen Universalität" hingewiesen und festgestellt, dass bis zu ihrer Verwirklichung noch viel zu tun bleibt. Die Frage, ob so etwas wie eine sozialwissenschaftliche Universalität überhaupt möglich ist, gehört jedoch einer metatheoretischen, epistemologischen
und philosophischen Ebene an. Sie kann wohl auch ohne eine ontologische Annahme über die
grundsätzliche Gleichheit oder Verschiedenheit von Gesellschaften nicht beantwortet werden.
Mit wissenschaftssoziologischen Mitteln ist die Lösung dieser Probleme daher nicht befriedigend zu leisten. (ICF2)
[16-L] Kessl, Fabian; Reutlinger, Christian (Hrsg.):
Schlüsselwerke der Sozialraumforschung: Traditionslinien in Text und Kontext,
(Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit, Bd. 1), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008,
239 S., ISBN: 978-3-531-15152-6
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INHALT: "Sozialwissenschaftliche Traditionslinien der Sozialraumforschung werden in diesem
Band in elf Schlüsselwerken kompakt zugänglich gemacht. Damit werden den Leserinnen
und Lesern historische Bestände der Sozialraumforschung eröffnet und Bezüge über disziplinäre Grenzen hinweg möglich." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Degen: Der "ungesehene" Raum - Explikation zum roten Faden (7-8); Fabian Kessl, Christian Reutlinger:
Zur Archäologie der Sozialraumforschung - eine Einleitung (9-21); Michael May: Friedrich
Engels: "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" (22-39); Michael Bayer: Max Weber ein klassischer Beitrag zur Sozialraumforschung (40-56); Bernd Dollinger, Astrid Mittmann:
Tertium datur? Johannes Tews' "Großstadtpädagogik" als Versuch einer statistisch informierten Erschließung von Raumordnungen (57-77); Daniela Ahrens: Georg Simmel - phänomenologische Vorarbeiten für eine Sozialraumforschung (78-93); Stephan Günzel: Kurt Lewin und
die Topologie des Sozialraums (94-114); Karl-Heinz Braun: Potenziale von Alexejew Nikolajew Leontjews Tätigkeitskonzept für die Erforschung gesellschaftlicher Lebensräume (115135); Karin S. Amos: Learning to Labour - Paul Willis als Vordenker einer kulturtheoretischen Perspektive in der Sozialraumforschung (136-154); Katharina Manderscheid: Pierre
Bourdieu - ein ungleichheitstheoretischer Zugang zur Sozialraumforschung (155-171); Matthias Grundmann, Iris Kunze: Systematische Sozialraumforschung: Urie Bronfenbrenners
Ökologie der menschlichen Entwicklung und die Modellierung mikrosozialer Raumgestaltung (172-188); Ellen Bareis: Bob Jessops staats- und regulationstheoretischer Ansatz - ein
möglicher Zugang zu einer kritischen Sozialraumforschung? (189-211); Elisabeth Tuider: Sozialraumforschung und die Theorie Sozialer Bewegungen. Das Multitude-Konzept von Michael Hardt und Antonio Negri (212-234).
[17-L] Kneer, Georg; Schroer, Markus (Hrsg.):
Handbuch Soziologische Theorien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 559 S., ISBN:
978-3-531-15231-8
INHALT: "Allem Krisengerede zum Trotz hat die Soziologie in den letzten Jahren eine ungemeine, Produktivität entfaltet. Gerade auch auf dem Gebiet der allgemeinen Theoriebildung sind
eine Vielzahl von Innovationen und Weiterentwicklungen zu beobachten. Hierdurch hat das
Spektrum soziologischer Grundlagentheorien nicht nur eine beträchtliche Erweiterung, sondern auch bemerkenswerte Umstellungen erfahren. Das 'Handbuch Soziologische Theorien'
gibt einen Überblick über die differenzierte und weit verzweigte soziologische Theorienlandschaft der Gegenwart. In mehr als zwanzig Einzelbeiträgen werden die international derzeit
wichtigsten Theorieangebote, angefangen bei der Aktor-Netzwerk-Theorie über Feministische Theorien und Praxistheorien bis hin zum Weber-Paradigma, dargestellt und diskutiert."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Georg Kneer, Markus Schroer: Soziologie als multiparadigmatische Wissenschaft. Eine Einleitung (7-18); Georg Kneer: Akteur-Netzwerk-Theorie
(19-40); Thomas Kron, Lars Winter: Aktuelle soziologische Akteurtheorien (41-66); Rainer
Winter: Cultural Studies (67-86); Heinz Abels: Ethnomethodologie (87-110); Paula-Irene Villa: Feministische- und Geschlechtertheorien (111-132); Annette Treibel: Figurations- und
Prozesstheorie (133-160); Carsten Stark: Funktionalismus (161-178); Thorsten Bonacker:
Konflikttheorien (179-198); Roger Behrens: Kritische Theorie (199-220); Hubertus Niedermaier: Marxistische Theorie (221-236); Raimund Hasse, Georg Krücken: Neo-institutionalistische Theorie (237-252); Boris Holzer: Netzwerktheorie (253-276); Rainer Schützeichel:
Neue Historische Soziologie (277-298); Hubert Knoblauch: Phänomenologische Soziologie
(299-322); Joachim Fischer: Philosophische Anthropologie (323-344); Hans-Joachim Schu-
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bert: Pragmatismus und Symbolischer Interaktionismus (345-368); Frank Hillebrandt: Praxistheorie (369-394); Norman Braun: Rational Choice Theorie (395-418); Stephan Moebius:
Strukturalismus/ Poststrukturalismus (419-444); Rainer Greshoff: Strukturtheoretischer Individualismus (445-468); Andreas Ziemann: Systemtheorie (469-490); Markus Schroer: Theorie Reflexiver Modernisierung (491-516); Gert Albert: Weber-Paradigma (517-554).
[18-L] Kron, Thomas (Hrsg.):
Anatomie des Sozialen: Prinzipien der analytischen Soziologie, (Neue Bibliothek der
Sozialwissenschaften), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 226 S., ISBN: 978-3-53115397-1
INHALT: Der Verfasser argumentiert mit seiner "analytischen Soziologie" für eine erklärende
Soziologie, die Theorie und Empirie miteinander verbindet. Anknüpfend an ein einleitendes
Kapitel zur analytischen Tradition in der Soziologie werden verschiedene soziologische Erklärungstypen diskutiert und Argumente zugunsten von Mechanismen-basierten Erklärungen
vorgetragen. Sodann werden Dimensionen einer Handlungstheorie ausgemessen, die Handlungen mit den Begriffen "Bedürfnisse", "Überzeugungen" und "Opportunitäten" erklärt und
soziale Interaktionen aus der Perspektive einer solchen Handlungstheorie betrachtet. Im Folgenden konzentriert sich die Argumentation auf den Zusammenhang von individuellen Handlungen und sozialem Wandel. Unter der Überschrift "Kausalmodellierungen" werden verschiedene Traditionen der empirischen soziologischen Forschung diskutiert. Schließlich wird
eine Mikro-Makro-Verbindung skizziert, die es ermöglicht, Implikationen der sozialen Ebene
aus quantitativen Forschungsergebnissen herzuleiten. Dieses Modell wird am Beispiel der Arbeitslosigkeit in Stockholm während der 1990er Jahre exemplifiziert. (ICE2)
[19-L] Langenohl, Andreas:
Zweimal Reflexivität in der gegenwärtigen Sozialwissenschaft: Anmerkungen zu einer nicht
geführten Debatte, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research,
Vol. 10/2009, No. 2, 17 S. (nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs090297)
INHALT: "Der Artikel rekonstruiert und vergleicht zwei verschiedene Verwendungsweisen der
Kategorie der Reflexivität in gegenwärtigen Debatten in den Sozialwissenschaften. Unterschieden wird eine Verwendungsweise, die stark durch den textual turn in der Kulturanthropologie beeinflusst wurde, von einer Gebrauchsweise im Sinne von Pierre Bourdieus Begriff
'wissenschaftlicher Reflexivität'. Während die erstere Gebrauchsweise von einem epistemologischen Bruch mit der wissenschaftlichen Moderne ausgeht und als ihr Ziel eine immer weiter
gehende Kontextualisierung und Relationierung ihrer Forschungsergebnisse und -methoden
ansieht, geht Bourdieu von der ungebrochenen Möglichkeit soziologischer Objektivität aus,
die durch eine reflexive Objektivierung der soziologischen Praxis gewährleistet werden soll.
Diese beiden Gebrauchsweisen, die bislang kaum in Austausch miteinander getreten sind,
stellen unterschiedliche Reaktionen auf bzw. Rekonstruktionen und Übersetzungen von Poststrukturalismus und Postmoderne in der Sozialforschung dar." (Autorenreferat)
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[20-L] Langenohl, Andreas:
Die Sozialwelt-Dingwelt-Grenze und die Frage gesellschaftlicher Bedeutung, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.) ; Dana Giesecke (Mitarb.) ; Thomas Dumke (Mitarb.): Die Natur der Gesellschaft
: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5287-5298, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der Verfasser befasst sich mit der Frage nach der soziologischen Begründbarkeit einer
Grenze zwischen Sozialwelt und Dingwelt. Der Beitrag versucht, die theoretische Möglichkeit einer solchen Grenze innerhalb der Sphäre gesellschaftlicher Bedeutung bzw. sozialen
Sinns zu verorten. Es geht um die Frage, ob Objekten und Praxen ein besonderer Bedeutungstyp zu eigen ist, der sie von der Bedeutung unterscheidet, wie sie die Lebenswelt als Sozialwelt kennzeichnet. So wird die Entgegensetzung zwischen einer Aufhebung des Objekthaften
im sozialen Sinngebungsprozess und einer Hypostasierung des Objekthaften als der sozialen
Deutung radikal entgegengesetzt vermieden. Der Beitrag zeigt, dass eine objektzentrierte
Sicht nicht die Dinge als das Andere sozialer Bedeutung auffassen muss, dass ihre Bedeutung
vielmehr als performativ und fiktiv gesehen werden kann. Objekten wird eine bestimmte
Form gesellschaftlicher Bedeutung zugeschrieben, die sich in ihrer Konstitution, Struktur und
Referenz von der Bedeutung, wie sie für die Sozialwelt charakteristisch ist, abgrenzen lässt.
(ICE2)
[21-L] Lichtblau, Klaus (Hrsg.):
Soziologische Ästhetik, (Klassiker : Sozialwissenschaften), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2009, 176 S., ISBN: 978-3-531-16287-4
INHALT: "Georg Simmel gilt zu Recht als ein klassischer Theoretiker der Moderne. Er sah im
Überschneidungsbereich von ästhetischer Erfahrung und einer genuin soziologischen Beschreibung von Modernität die Möglichkeit gegeben, der epochalen Eigenart des modernen
Lebens mit all seinen Spannungen, Konflikten und Paradoxien auf die Spur zu kommen, ohne
diese vorschnell unter eine begriffliche Systematik zu subsumieren. In diesem Band wird
Simmels Programm einer 'soziologischen Ästhetik' unter anderem anhand einiger seiner
kunstkritischen Schriften aus den 1890er Jahren, seiner Arbeiten über die Rolle der modernen
Kunst- und Gewerbeausstellungen, der Mode und des Schmucks sowie seiner luziden Studien
über die Geselligkeit und die Koketterie dokumentiert." (Autorenreferat)
[22-L] Moebius, Stephan:
Kultur, (Themen der Soziologie), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 243 S., ISBN: 978-3-89942697-7
INHALT: "'Kultur' ist fächerübergreifend einer der zentralen Schlüsselbegriffe gegenwärtiger
Forschungen. Haben kulturtheoretische Fragestellungen bereits um 1900 im Mittelpunkt der
Soziologie gestanden, so ist 'Kultur' schließlich seit dem Cultural Turn im letzten Drittel des
20. Jahrhunderts zum allgemeinen Leitbegriff der Geistes- und Sozialwissenschaften avanciert, die sich zunehmend als 'Kulturwissenschaften' verstehen. Dieser Einführungsband, der
erste für die Kultursoziologie im deutschsprachigen Raum, gibt einen systematischen Überblick über die Geschichte, Begriffe, Ansätze und Forschungsfelder der Kultursoziologie, angefangen bei den soziologischen Klassikern wie Max Weber und Georg Simmel bis hin zu
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aktuellen Kulturtheorien und Kulturforschungen wie den Visual, Governmentality oder Cultural Studies." (Autorenreferat)
[23-L] Moebius, Stephan:
Kultursoziologie heute: Entwicklungen und Herausforderungen, in: Sozialwissenschaften und
Berufspraxis, Jg. 32/2009, H. 1, S. 5-14 (Standort: USB Köln(38)-XG05452; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag rekonstruiert die kulturalistische Tradition der Soziologie, die als ein
Kernbereich soziologischen Denkens über die Konstitution der Gesellschaft, und damit nicht
nur als Bindestrich-Soziologie, charakterisiert wird. Der Autor zeigt auf, wie diese Tradition
durch die Cultural Studies herausgefordert wird, um anschließend dafür zu votieren, sich erneut auf diese Tradition zu besinnen und ihre Potenziale selbstbewusst zur Geltung zu bringen. Zukünftige Aufgabe der Kultursoziologie ist es daher, wieder ein eigenständiges Profil
und eine eigenständige Programmatik auszubilden. Um die jüngsten Entwicklungen in der
Kultursoziologie und die Tendenzen ihrer Verkulturwissenschaftlichung historisch nachzuvollziehen, zu verstehen und zu beurteilen, wird in einem ersten Schritt die Entwicklung der
Kultursoziologie in Deutschland im Zusammenhang mit dem cultural turn(s) dargestellt. Daran anschließend werden in einem zweiten Schritt die Hauptmerkmale der verschiedenen "studies" skizziert. Erst vor diesem Hintergrund lassen sich die Chancen sowie die Gefahren der
"Verkulturwissenschaftlichung" einschätzen und - wie im letzten Abschnitt ausführt wird auch mögliche Lösungen für die eigenständige Profilbildung und zukünftige Programmatik
der Kultursoziologie ermessen. (ICA2)
[24-L] Müller, Michael Rudolf; Zifonun, Darius:
Die Sozialwelt-Dingwelt-Grenze: eine Einführung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.) ; Dana
Giesecke (Mitarb.) ; Thomas Dumke (Mitarb.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des
33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5269-5273
INHALT: Warum sollte gerade die Grenze zwischen Sozialwelt und Dingwelt von soziologischem Belang sein? In diesem Beitrag wird argumentiert, dass (1) Grenzen und Grenzziehungen für die Konstitution gesellschaftlicher Ordnung von zentraler Bedeutung sind, dass (2)
jenseits einer soziologischen Theorie der Grenze das Grenzkonzept als Heuristik zur Bestimmung historischer Ordnungskonstruktionen dienen kann und dass (3) mit der Grenzziehung
ein zentraler strukturgenerativer Mechanismus benannt werden kann. Es wird die These vertreten, dass der Grenze zwischen Sozialem und Nicht-Sozialem eine besondere Bedeutung innerhalb der soziologischen Grenzproblematik zukommt. Wie auch immer die SozialweltDingwelt-Grenze theoretisch zu modellieren ist, in jedem Fall scheint diese Grenze Möglichkeiten kommunikativer Beziehungen zu regulieren und/ oder Systeme moralischer Relevanz
zu präformieren. Sie kann als Resultat Sozialität erzeugender oder ermöglichender Ein- und
Ausgrenzungsprozesse verstanden werden. (ICB2)
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[25-L] Neidhardt, Friedhelm:
Die Internationalität der deutschen Soziologie, in: Georg Schütte (Hrsg.): Wettlauf ums Wissen
: Außenwirtschaftspolitik im Zeitalter der Wissensrevolution, Berlin: Berlin Univ. Press, 2008, S.
142-149
INHALT: In der der sozialwissenschaftlichen Ideengeschichte ist kaum etwas so invariabel wie
die Überzeugung, dass die Geschichte als die Geschichte einer Gesellschaft verstanden und
aus dieser Gesellschaft erklärt werden müsse, die deutsche ans. der deutschen, die englische
aus der englischen usw. Es wird untersucht, ob die deutsche Soziologie heute in ihrer Ausrichtung internationaler geworden ist. Es werden zunächst Beispiele aus den Jahren 2001 bis
2005 aufgezählt, deren Objektbezug über nationalstaatliche Dimensionen dadurch weit hinausreicht, dass sie sowohl Gesetzmäßigkeiten und Folgen internationaler Zusammenhänge
beschreiben als auch durch Gesellschaftsvergleiche die bleibenden Besonderheiten nationaler
Zustände systematisch erfassen. Dabei handelt es sich jedoch um Minderheiten, von denen
nicht auf die gesamte deutsche Soziologie geschlossen werden darf. Ortet man die cosmopolitans nach den Einrichtungen, denen sie angehören, dann fallen nur wenige Einrichtungen auf.
Wir stoßen mit dieser Beobachtung auf ein generelles Merkmal der deutschen Soziologie,
nämlich ihr starkes Leistungsgefälle. Für diese Wertung sprechen auch einige empirische Befunde. Im Forschungsrating des WR wurden mehr als zehntausend Texte untersucht, die deutsche Soziologen in den Jahren 2001 bis 2005 veröffentlicht haben. Es konnten mit Hilfe des
Bonner Informationszentrums Sozialwissenschaften Häufigkeit und Anteil jener Publikationen ermittelt werden, deren Verlagsort in einem Land liegt, das nicht deutschsprachig ist, und
dies kann als ungefähre Messung nichtdeutschsprachiger Texte verstanden werden. Es handelt sich um 1.67o Publikationen, und diese Anzahl entspricht einem Anteil von 15,7 % der
Gesamtmenge soziologischer Publikationen im Untersuchungszeitraum. Noch deutlicher werden die Unterschiede im Fach, wenn man als einen Teilindikator für Internationalität die
Summe an Drittmitteln heranzieht, die aus Förderprogrammen der Europäischen Union eingeworben wurden. 21 der 57 untersuchten Einrichtungen hatten keine dieser Drittmittel eingeworben; das sind annähernd 40 %. Interessant ist, dass die beiden bislang behandelten Indikatoren, also die Verteilungen von internationalen Publikationen und EU-Drittmitteln, hochsignifikant miteinander korrelieren: Wer in einem der beiden Bereiche herausragend ist, erscheint mit großer Wahrscheinlichkeit auch im anderen überdurchschnittlich. (LO2)
[26-L] Opp, Karl-Dieter:
Das individualistische Erklärungsprogramm in der Soziologie: Entwicklung, Stand und
Probleme, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 1, S. 26-47 (Standort: USB Köln(38)XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ausgehend von der Beschreibung der Anfänge des individualistischen Erklärungsprogramms am Institut für Soziologie der Universität zu Köln und seiner weiteren Entwicklung
erfolgt eine Explikation dieses Programms. Sodann werden dessen mögliche Probleme mittels
des bekannten Mikro-Makro-Schemas ('Coleman-Boot') identifiziert und dann im Einzelnen
diskutiert. Hinsichtlich der angewendeten Mikrotheorie wird u. a. die These vertreten, dass
deren Probleme bei einer weiten Version der Theorie rationalen Handelns weitaus geringer
als bei einer engen Version sind. Sofern die Mikro-Makro-Beziehungen (Brückenannahmen)
empirischer Art sind, wird argumentiert, dass diese singuläre Kausalaussagen (also keine Gesetze) sind, und dass zu deren Erklärung die Theorien angewendet werden können, die auch
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auf der Mikroebene herangezogen werden. Schließlich werden Varianten des Mikro-MakroModells und die Notwendigkeit der Rekonstruktionsthese im individualistischen Erklärungsprogramm diskutiert." (Autorenreferat)
[27-L] Ort, Claus-Michael:
Kulturbegriffe und Kulturtheorie, in: Ansgar Nünning (Hrsg.) ; Vera Nünning (Hrsg.):
Einführung in die Kulturwissenschaften : theoretische Grundlagen - Ansätze - Perspektiven,
Stuttgart: Metzler, 2008, S. 19-38
INHALT: Die Polarität zwischen einer "totalitätsorientierten", sozial- oder zeichentheoretischen
Übergeneralisierung von "Kultur" einerseits und deren Unterscheidung und "differenzierungstheoretischen" Abgrenzung von "Gesellschaft" andererseits prägt heute die Theorielandschaft um den Kulturbegriff. Jüngere metatheoretisch reflektierte Ansätze, insbesondere innerhalb der Soziologie, versuchen beide Perspektiven systematisch zu integrieren und blockierende Letztbegründungszirkel zwischen "Natur" und "Kultur", "Gesellschaft" und "Kultur" oder "Zeichen"/"Sprache" und "Gesellschaft" in einer historisch-genetischen Theorie der
individuellen und kollektiven "Enkulturation" zu überwinden. Eingegangen wird näherhin auf
Konzepte der "Sozialtheorie als Kulturtheorie", und die wissenssoziologische und die systemtheoretische Fassung des Kulturbegriffs. Gesonderte Abschnitte behandeln Kulturtheorie
als Zeichentheorie, "Kultur" als "Sprache", "Kultur" als Abstraktion, "Kultur" als "Text",
"Kultur" und "Medien". (ICA2)
[28-L] Preyer, Gerhard:
Soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft III: Mitgliedschaft und Evolution,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 335 S., ISBN: 978-3-531-15165-6
INHALT: Die soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft geht davon aus, dass z. Z. eine
Reorganisation der funktionalen Differenzierung des Gesellschaftssystems stattfindet. Es gehört fast zur Normalwissenschaft der Soziologen, die Evolution des modernen Gesellschaftssystems durch die drei Organisationsprinzipien des liberalen Gesellschaftsmodells als des offenen Wettbewerbs um Einkommen und Status, des wohlfahrtsökonomischen Gesellschaftsmodell und des glokalisierten Gesellschaftsmodells im Zeitalter der Globalisierung zu beschreiben. Die Soziologie der Mitgliedschaft schließt sich der gegenwärtigen Systemtheorie
insofern an, dass sie sowohl alle evolutionären Funktionen als auch Variation, Selektion und
Restabilisierung in Systemen lokalisiert. Von dieser Basistheorie ausgehend, führt der Autor
die Reinterpretation der Theorie sozialer Systeme und ihre Abstimmung und die Vereinheitlichung mit der Evolutions- und Medientheorie fort. Die Evolution des Mitgliedschaftscodes
wird als harter Kern der strukturellen Evolution des Gesellschaftssystems analysiert. Soziale
Evolution wird als strukturelle Evolution untersucht, in der die Mitgliedschaftsbedingung sozialer Systeme variabel wird. Damit ist das grundlegende evolutionäre Folgeproblem der Beschränkungen der strukturellen Kompatibilität des Gesellschaftssystems und der Restrukturierung der askriptiven Solidarität in der evolutionären Situation angegeben, in der die Inklusionslogik funktionaler Differenzierung nicht mehr verallgemeinerbar ist. Anschließend wird
die Evolution der Struktur des Gesellschaftssystems mit der Analyse von Strukturformen und
der Medien der gesellschaftlichen Mitgliedschaft und Kommunikation zusammengeführt. Die
Analyse von Strukturformen - die Struktur des Wirtschafts-, politischen-, Rechts-, Wissen-
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schafts-, Religions- und Kunstsystems - hat eine besondere Relevanz für die evolutionären
Differenzierungsformen, da sie strukturell die Variationen der Evolution des Gesellschaftssystems limitieren. Sie führen Selektionen und Stabilisierungen der gesellschaftlichen Mitgliedschaft, der Teilnahmebedingungen an der gesellschaftlichen Kommunikation und der sozialen Regelungen herbei, die nicht gesamtgesellschaftliche institutionalisierbar sind und die
Gesellschaft nicht perfektionieren können. Es wird argumentiert, dass soziale Integration kein
Endzustand der Stabilisierung der gesellschaftlichen Kommunikation ist, sondern ein dynamischer Prozess der schöpferischen Zerstörung und der destruktiven Schöpfung. (ICF2)
[29-L] Rapic, Smail:
Subjektive Freiheit und Soziales System: Positionen der kritischen Gesellschaftstheorie von
Rousseau bis zu Habermas/Luhmann-Kontroverse, (Alber-Reihe Philosophie), München:
Alber 2008, 423 S., ISBN: 978-3-495-48324-4
INHALT: Habermas thematisiert in seiner "Theorie des kommunikativen Handelns" die Gesellschaft einerseits in einer kausalen Beobachterperspektive als System, andererseits in einer kritischen Teilnehmerperspektive als Lebenswelt sozialer Gruppen. Hiermit will er dem Wahrheitsmoment soziologischer Systemtheorien Rechnung tragen und zugleich ihre begrenzte
Reichweite aufweisen. Gegen die konkrete Umsetzung dieses Programms ist allerdings auch
von Interpreten, die Habermas' Anliegen teilen (McCarthy, Schnädelbach), eingewandt worden, dass es die Teilnehmerperspektive de facto an die Beobachterperspektive angleicht. Auf
dem Hintergrund von Habermas' Konzept der Angleichung beider Perspektiven in einer kritischen Gesellschaftstheorie lässt sich das argumentativ-appellative Doppelgesicht von Rousseaus "Diskurs über die Ungleichheit", Herders "Auch eine Philosophie zur Geschichte zur Bildung der Menschheit" und Marx' Frühschriften als Ausdruck einer selbstreflexiven Theoriestruktur interpretieren, die darauf abzielt, die spezifischen Möglichkeitshorizonte der aktuellen historischen Situation freizulegen. Die Anbindung der Ideologiekritik Rousseaus, Herders
und Marx' an eine kausale Geschichtstheorie entkräftet den Einwand Luhmanns, die humanistische Tradition habe den Einfluss systemischer Mechanismen auf das Handeln der Individuen außer Acht gelassen. (ICE2)
[30-L] Ritsert, Jürgen:
Schlüsselprobleme der Gesellschaftstheorie: Individuum und Gesellschaft, soziale
Ungleichheit, Modernisierung, (Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialpsychologie),
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 402 S., ISBN: 978-3-531-16446-5
INHALT: In den verschiedenen Lagern der Gesellschaftstheoretiker kann man feststellen, dass
drei Bezugsprobleme von Gesellschaften immer wieder aufgegriffen wurden: Individuum und
Gesellschaft, Soziale Ungleichheit, Modernisierung. Der Band setzt einen besonderen Akzent
auf diese thematische Schwerpunkte, die in der Geschichte der Soziologie und Sozialphilosophie eine durchgängige Rolle spielten und spielen. Es beschränkt sich jedoch weitgehend auf
die Geschichte der modernen bürgerlichen Gesellschaft (zunächst) in Europa. Ein zusätzlicher
Akzent wird dadurch gesetzt, dass Informationen dazu vermittelt werden, wie sich einzelne
Schulen oder "Paradigmata", also bestimmte Denkweisen der Sozialwissenschaften, mit diesen Themen auseinandersetzen. Schließlich wird zur Vertiefung der Darstellungen elementarer Auffassungen mit ausgewählten Passagen von Klassikern gearbeitet, welche die jeweilige
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Denkweise besonders auf den Weg gebracht oder den Problemstellungen eine entscheidende
Wende gegeben haben. Es wird Wert auf "Strukturlernen" gelegt, da das Verständnis der
Grundstruktur eines Ansatzes oder eines Argumentationszusammenhangs erlaubt, die komplexen Ausarbeitungen, Varianten und Umarbeitungen dieser Struktur bei ausgewählten Autoren samt deren oftmals nicht sonderlich eingängigen Sprache zu erfassen. (ICB2)
[31-L] Scheffer, Thomas; Schmidt, Robert:
Soziologie als modus operandi: wie interdisziplinaritätsfähig ist die Soziologie, in:
Soziologie : Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 3, S. 291-306
(Standort: UuStB (Köln)38-XG0236; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die gegenwärtige Krise der Soziologie ist auch eine Krise ihres Interdisziplinaritätsvermögens, d. h. ihrer Ressourcen und Angebote für fachübergreifende Arbeitszusammenhänge. Ausgehend von einer knappen Skizze der gegenwärtigen Situation zeigen wir, dass die
aktuelle Lage mit den gestiegenen Anforderungen zur disziplinübergreifenden Kooperation
für die Soziologie eine Reihe von Herausforderungen bereithält. Wir argumentieren, dass für
das Interdisziplinaritätsvermögen des Faches ein spezifisch soziologischer modus operandi
von entscheidender Bedeutung ist. Dieser nährt sich insbesondere aus der inneren Komplexität des Faches. Innovative Impulse kann die Soziologie in der interdisziplinären Kooperation
insbesondere dann geben, wenn sie die Gegenstände der interdisziplinären Forschung dem
Spannungsfeld ihrer vielfältigen innerdisziplinären Ansätze aussetzt." (Autorenreferat)
[32-L] Schimank, Uwe; Schöneck, Nadine M. (Hrsg.):
Gesellschaft begreifen: Einladung zur Soziologie, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 195
S., ISBN: 978-3-593-38765-9
INHALT: "Wissenschaft und Gesellschaft scheinen manchmal meilenweit von einander entfernt.
Doch gibt es einen Ort an dem sie zusammentreffen: die Soziologie. Aber wie kann diese
Wissenschaft helfen, unsere Gesellschaft zu erklären? Und welche Gründe gibt es, sich für
ein Studium der Soziologie zu entscheiden? Namhafte deutsche Soziologinnen und Soziologen laden ein, die Soziologie zu entdecken. Sie erklären, was sie persönlich an dieser Wissenschaft fasziniert und warum soziologisches Wissen wichtig für unsere Gesellschaft ist. Anhand konkreter Beispiele schildern sie zentrale Fragestellungen der Soziologie - etwa nachgesellschaftlicher Macht und Ungleichheit oder nach Veränderungen der Arbeit - und veranschaulichen so die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen sich Gesellschaft begreifen lässt."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Uwe Schimank, Nadine M. Schöneck: Willkommen in
dieser Gesellschaft! Einladungen zur Soziologie (11-22); Monika Wohlrab-Sahr: Was hat ein
Tschador im heute journal zu suchen? (23-36); Stefan Kühl: Die verflixte Sache mit der
Kompetenzdarstellung (37-48); Eva Barlösius: Gesellschaft zu Tisch (49-58); Cornelia Koppetsch: Gleichheitsfiktionen in Paarbeziehungen (59-72); Holger Lengfeld: Arbeit, Herrschaft
und soziale Ungleichheit (73-84); Michael Hartmann: Geschlossene Gesellschaft: Eliten und
Macht (85-96); Georg Vobruba: Keine Soziologie ohne Sozialpolitik (97-104); G. Günter
Voß: Wenn die Kunden die Arbeit machen (105-116); Jörg Rössel: "Demokratisierung" der
Kunst? Ja und nein (117-130); Uwe Schimank: Spitzensport in der Dopingfalle (131-142);
Hartmut Rosa: Schnelllebige Moderne (143-154); Nicole Burzan: Empirisch forschen warum und wie? (155-168); Armin Nassehi: Soziologen: Eingeborene unter Eingeborenen
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(169-177); Andreas Ortenburger: Und was willst du später damit machen? Über den beruflichen Verbleib von Soziologen(178-189).
[33-L] Schneider, Wolfgang Ludwig:
Grundlagen der soziologischen Theorie: Bd. 3, Sinnverstehen und Intersubjektivität Hermeneutik, funktionale Analyse, Konversationsanalyse und Systemtheorie, (Lehrbuch),
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 506 S., ISBN: 978-3-531-16531-8
INHALT: "Die Kontroverse zwischen handlungs- und systemtheoretischen Ansätzen markiert
eine der zentralen Spaltungslinien der soziologischen Theoriediskussion, die auch die Ebene
der Methoden einschließt. Habermas hat diese Trennlinie auf eine weithin anerkannte Formel
gebracht: Handlungstheorien setzen demnach primär auf hermeneutisches Sinnverstehen, systemtheoretische Ansätze allein auf funktionale Analyse; gebunden an die Perspektive des
funktionalistischen Beobachters könne die Systemtheorie keinen adäquaten Zugang zum Problem der Intersubjektivität finden. - Der vorliegende Band zielt auf die Revision dieser Einschätzung und ihrer Voraussetzungen." (Autorenreferat)
[34-L] Schützeichel, Rainer; Schnabel, Annette; Greve, Jens (Hrsg.):
Das Mikro-Makro-Modell der soziologischen Erklärung: zur Ontologie, Methodologie und
Metatheorie eines Forschungsprogramms, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 371 S.,
ISBN: 978-3-531-15436-7
INHALT: "Im Mittelpunkt dieses Bandes steht die Diskussion eines (oder des?) leitenden Paradigmas der Soziologie. Dieses Modell trägt der Forderung des methodologischen Individualismus Rechnung, Veränderungen von Makro-Phänomenen über den Umweg der Mikro-Ebene, also über die Entscheidung von Akteuren, sowie deren Aggregation zu erklären. Im Mittelpunkt steht dabei die These, dass vornehmlich die Makro-Phänomene von soziologischem
Interesse sind, diese aber eben nur durch die Rückführung auf das Handeln individueller Akteure vollständig aufzuklären seien. Der vorliegende Band unterzieht dieses Modell einer kritischen Würdigung und will zu einer offenen Diskussion der Vor- und Nachteile dieses Paradigmas einladen. Die Beiträge setzen sich dabei neben der mit dem Modell verbundenen Methodologie 'und deren Grundlagen auch mit der Frage auseinander, in welchem Sinne die 'Badewanne' als eine umfassende Sozialtheorie verstanden werden kann." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jens Greve, Annette Schnabel, Rainer Schützeichel: Das Makro-Mikro-Makro-Modell der soziologischen Erklärung - zur Einleitung (7-20); Gert Albert: Sachverhalte in
der Badewanne - Zu den allgemeinen ontologischen Grundlagen des Makro-Mikro-MakroModells der soziologischen Erklärung (21-48); Jens Greve: Das Makro-Mikro-Makro-Modell
- From reduction to linkage and back again (49-78); Annette Schnabel: Wo kämen wir hin,
wenn wir Ideologien reduzierten? Ideologien in methodologisch-individualistischer Perspektive (79-107); Rainer Greshoff: Das 'Modell der soziologischen Erklärung' in ontologischer
Perspektive - das Konzept von Hartmut Esser (108-144); Mateusz Stachura: Situationsgerechtigkeit und die 'Herrschaft' der Institutionen (145-163); Stefanie Eifler: Die situationsbezogene Analyse kriminellen Handelns mit dem Modell der Frame-Selektion (164-192); Martin
Endreß: Selbstdeutungen und Handlungschancen - Zur analytischen Kontur des MakroMikroVerhältnisses (193-221); Clemens Kroneberg: Methodologie statt Ontologie - Das Makro-Mikro-Makro-Modell als einheitlicher Bezugsrahmen der akteurstheoretischen Soziologie (222-
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250); Andreas Balog: Makrophänomene und 'Handlungstheorie' - Colemans Beitrag zur Erklärung sozialer Phänomene (251-266); Ingo Schulz-Schaeffer: Die 'Rückwärtskonstitution'
von Handlungen als Problem des Übergangs von der Logik der Selektion zur Logik der Aggregation (267-284); Jörg Rössel: Radikale Mikrosoziologie versus soziologische Erklärung:
Der Makro-Mikro-Makro-Link in der Theorie des rationalen Handelns und in der Theorie der
Interaktionsrituale (285-310); Helmut Nolte: Der Beitrag der Sozialpsychologie zum MakroMikro-Makro-Modell (311-356); Rainer Schützeichel: Methodologischer Individualismus,
sozialer Holismus und holistischer Individualismus (357-371).
[35-L] Schwinn, Thomas:
Ist "Geschlecht" ein soziologischer Grundbegriff?: Ansprüche und Grenzen der Genderund Frauenforschung, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der
Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 33/2008, H. 4, S. 28-44 (Standort: USB
Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=649c4a37c7d588e14b0eef7dced185f3/site=oz
s/area=soz/id=6946)
INHALT: "Während es auf vielen Untersuchungsfeldern eine unproblematische Arbeitsteilung
zwischen allgemeiner und theoretischer Soziologie einerseits und speziellen Soziologien andererseits gibt, ist das Verhältnis für die Genderforschung ungeklärt. Grundlagentheoretische
Ansprüche stehen solchen Studien gegenüber, die Geschlecht als eine Strukturkategorie oder
Variable neben anderen ansehen. Um hier zu einer schlüssigen Einschätzung zu kommen
werden die beiden zentralen Makrodimensionen der Soziologie zur Erfassung moderner Gesellschaften, die Differenzierungs- und die Ungleichheitstheorie, herangezogen und an deren
Beispiel die Zusammenarbeit getestet. Der Artikel kommt zum Ergebnis, dass eine geschlechtsblinde Theorie von der Berücksichtigung askriptiver Kriterien profitiert, die soziologische Theorie mit ihrem Begriffs- und Konzeptarsenal aber durchaus in der Lage ist, die Geschlechtsdimension zu erfassen und zu rekonstruieren. Gender ist kein soziologischer Grundlagenbegriff, der an allen sozialen Prozessen beteiligt ist. Das Relevantwerden oder Neutralisieren von Geschlecht hängt von bestimmten sozialen Ordnungsarrangements ab, die mit
wohletablierten Theoremen analysierbar sind." (Autorenreferat)
[36-L] Seifert, Wolfgang (Hrsg.):
Die Entdeckung der Gesellschaft: zur Entwicklung der Sozialwissenschaften in Japan,
(Edition Suhrkamp, 2191), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 362 S., ISBN: 978-3-518-121917 (Standort: UB Bonn(5)-2008/7030)
INHALT: Der Verfasser behandelt die Entwicklung der Sozialwissenschaften in Japan in historischer Perspektive. Er tut dies in interdisziplinärer Weise und im Kontext der Entwicklung der
japanischen Gesellschaft. Zudem wird Japan in vergleichender Perspektive mit anderen Gesellschaften kontrastiert. Die Geschichte der japanischen Sozialwissenschaften beginnt in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Japan sich stärker für westliche Einflüsse öffnete.
Der Verfasser zeichnet detailliert nach, wie japanische Sozialwissenschaftler die westlichen
Konzepte übernahmen und verarbeiteten. Dabei wurden diese Konzepte dem spezifisch japanischen Weg in die Moderne angepasst. Zwischen dem in Japan anzutreffenden Typus der
Modernisierung und den methodischen Besonderheiten der hiesigen Sozialwissenschaften
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sieht der Verfasser einen engen Zusammenhang. Die Untersuchung beginnt mit der Gründung
des Staatswissenschaftlichen Vereinigung und des Vereins für Sozialpolitik im 19. Jahrhundert und behandelt dann die Gesellschaftstheorie in der Taisho-Demokratie, die Bedeutung
des Marxismus in der japanischen Sozialwissenschaften, die Showa-Studienvereinigung sowie die Wiedergeburt der Sozialwissenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg und schließt mit
der Lage der Sozialwissenschaften in den 1980er Jahren. (ICE2)
[37-L] Soeffner, Hans-Georg:
Die Kritik der soziologischen Vernunft, in: Soziologie : Forum der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie, Jg. 38/2009, H. 1, S. 60-71 (Standort: UuStB (Köln)38-XG0236; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Soziologie geht aufgrund ihrer erfahrungswissenschaftlichen Fundierung einerseits
und des Gebotes der analytischen Distanz zur gesellschaftlichen Praxis andererseits weder in
der reinen noch in der praktischen Vernunft auf. Dennoch lohnt es sich für die Disziplin, dem
philosophischen Denken Immanuel Kants zu folgen und die Kritik an den Schwächen der soziologischen Vernunft in die Kritik der gesellschaftlichen Praxis durch die soziologische Vernunft einzubeziehen. Der Autor diskutiert in seinem Vortrag das Wissenschaftsverständnis
und das Forschungsziel der Soziologie, z. B. in Bezug auf moderne Krisendiagnosen. Er problematisiert insbesondere die gegenwärtig zu beobachtende Ausdeutung nahezu aller sozialen
Verhältnisse aus dem ökonomisch verkürzten Blickwinkel des Kosten-Nutzen-Kalküls und
der Nutzenmaximierung. Die Verabsolutierung dieser Denkfigur ist mittlerweile auch in soziologisches Denken eingedrungen, so dass es sich nicht mehr selbstreflexiv kontrolliert und
kritisch von dieser sich als Theorie verkleidenden Weltanschauung distanzieren kann. Die Soziologie sollte sich gegenüber solcher gesellschaftlicher Konstruktion von Wirklichkeiten und
Weltanschauungen nicht nur als analytisch-selbstreflexive, sondern auch als verantwortungsbewusste und gestaltende Wissenschaft verstehen. (ICI2)
[38-L] Stichweh, Rudolf:
Das Konzept der Weltgesellschaft: Genese und Strukturbildung eines globalen
Gesellschaftssystems, (Workingpaper / Universität Luzern, Soziologisches Seminar, 01/09),
Luzern 2009, 31 S. (Graue Literatur;
www.unilu.ch/files/rudolf-stichweh_Das-Konzept-der-Weltgesellschaft.pdf)
INHALT: "Der Text präsentiert einige der grundlegenden Begriffe einer Theorie der Weltgesellschaft. Er beginnt mit einer kurzen Übersicht der historischen Semantik, die er als die Geschichte der Selbstbeschreibungen versteht, mittels derer die Weltgesellschaft sich ihrer selbst
vergewissert (I). In einer strukturellen Perspektive kann man diese Anfänge als das Zusammenspiel von Globalisierungen und den universalistischen Perspektiven, die sich in einigen
Sinnzusammenhängen herausbilden, verstehen (II). Von einem systematischen soziologischen
Gesichtspunkt aus muss man im nächsten Schritt den Begriff der Kommunikation einführen,
der die vermutlich wichtigste operative Basis eines globalen Gesellschaftssystems beschreibt
(III). Das Papier untersucht dann weiterhin Muster der Strukturbildung, die in der Geschichte
der Weltgesellschaft schrittweise an Bedeutung gewinnen: die Entstehung der Pluralität von
Funktionssystemen; Organisationen; Netzwerke; epistemische Communities; Weltereignisse
als eine Form der Strukturbildung (IV, V). Hinsichtlich aller dieser Formen der Strukturbil-
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dung existieren Voraussetzungen, die in den der Geschichte der Kommunikationsmedien und
der Transportsysteme verankert sind (Transport von Personen, Gütern und Kommunikationen) (VI). Der Aufsatz wechselt auf eine noch einmal allgemeinere Ebene und studiert Weisen der Interrelation elementarer kommunikativer Akte. Daraus leitet er eine Hypothese hinsichtlich dreier Mechanismen der Globalisierung ab (VII). Eine abschließende Überlegung
führt aus, dass eine jede Theorie der Weltgesellschaft eine plausible Vorstellung davon benötigt, wie in einer Weltgesellschaft die Produktion von Diversität und die Tendenzen der (kulturellen, sozialen) Homogenisierung miteinander zusammenhängen (VIII). Für diese Fragen
postuliert der Text eine evolutionäre Perspektive." (Autorenreferat)
[39-L] Stieglitz, Heinrich:
Verbindlichkeit: eine kritisch-realistische Bestimmung der Erkenntnis und des Wesens der
Gesellschaft, (Sozialwissenschaftliche Schriften, H. 45), Berlin: Duncker & Humblot 2008, 593
S., ISBN: 978-3-428-12793-1 (Standort: USB Köln(38)-36A1005)
INHALT: Im ersten Teil seiner Untersuchung setzt sich der Verfasser mit der Frage auseinander,
was gemeint ist, wenn man von Gesellschaft spricht. Hier geht es um das Vorverständnis und
die Erkenntnis von Gesellschaft sowie um die Bestimmung des Menschen als eines im Ganzen gesellschaftlichen Wesens durch die herrschenden Gesellschaftswissenschaften. Der
zweite Teil der Untersuchung ist der Erschließung der theoretischen Erkenntnis der Gesellschaft, den Grundzügen der Entwicklungsgeschichte des Gesellschaftsdenkens und der Kritik
ihrer Entwicklung gewidmet. Die drei Kapitel dieses Teils behandeln die aus ihrer ursprünglich praktischen Erkenntnis zunehmend sich herausbildende theoretische Erkenntnis der Gesellschaft, die Urmodi des endlich Seienden (Selbstand, Zustand, Zusammensein) und die
zwei Existenz-Gestalten der einen humanen Existenz. Im dritten Teil geht es um die realistische Erkenntnis der Gesellschaft, also um die Grundzüge der Sozialphilosophie und der Allgemeinen Soziologie sowie um das Verhältnis der Allgemeinen Soziologie zu den Besonderen Soziologien. Der abschließende vierte Teil ist dem Wirksamsein der Gesellschaft gewidmet und benennt kritische Aufgaben der theoretischen Erkenntnis einer Gesellschaft (Wahrung von Sozialität und sozialem Bewusstsein). (ICE2)
[40-L] Ten Brink, Tobias; Nogueira, Marc Philipp (Hrsg.):
Philosophische Elemente einer Theorie der Gesellschaft (1964), (Nachgelassene Schriften /
Theodor W. Adorno : Abteilung IV: Vorlesungen, Bd. 12), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008,
278 S., ISBN: 978-3-518-58497-2
INHALT: Mit diesem Band liege die achte von 15 Vorlesungsabschriften Adornos vor, schreiben
die Herausgeber, 'in der er im Rahmen einer einführenden Diskussion philosophischer Traditionen, die der soziologischen Theoriebildung zugrunde liegen, eine Kritik der Soziologie als
auch der Philosophie entwickelt' (263). Im Anschluss an Marx entfalte er philosophische Elemente einer Gesellschaftstheorie, die den Zwang zur Identität und Eindeutigkeit soziologischer Theoriebildung durchbrechen. Bei der Bearbeitung der Tonbandabschriften der frei gehaltenen Vorträge für diesen Band wurde der mündliche Charakter erhalten. (ZPol, NOMOS)
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[41-L] Vester, Heinz-Günter:
Kompendium der Soziologie: Teil I: Grundbegriffe, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 200 S., ISBN: 978-3-531-15805-1
INHALT: Der Autor skizziert in der Einleitung seine persönlichen Vorstellungen von einem
"idealen Lehrbuch", das die Kontinuität eines Faches, aber auch dessen Wandel bis in die Gegenwart hinein abbilden sollte. Er gibt anschließend einen systematischen Überblick über die
Grundbegriffe der Soziologie, welcher in zehn Kapitel gegliedert ist: (1) Was ist Soziologie?
(2) Der Mensch als soziales Wesen - zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft, Natur und
Kultur; (3) Verhalten, Handeln, Interaktion, Kommunikation; (4) Sozialisation und das
Selbst; (5) Mikrostrukturen des Sozialen: Bindung, Beziehung, Gruppe, Netzwerk; (6) Abweichendes Verhalten; (7) Institutionen und Organisationen; (8) Makrostrukturen der Gesellschaft - soziale Diversifikation, Stratifikation und Mobilität; (9) Macht, Herrschaft, Konflikt;
(10) Sozialer Wandel. (ICI)
[42-L] Vobruba, Georg:
Die Gesellschaft der Leute: Kritik und Gestaltung der sozialen Verhältnisse, (Neue
Bibliothek der Sozialwissenschaften), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 162 S., ISBN:
978-3-531-16289-8
INHALT: "'Die Gesellschaft der Leute' bezeichnet den Gegenstand soziologischer Beobachtung.
Die Soziologie nimmt in den Blick, wie die Gesellschaft in der Gesellschaft beobachtet und
interpretiert wird, woraus sich die Beobachtungen und Interpretationen ergeben und was daraus folgt. Diese Einstellung der Soziologie auf Beobachtungen zweiter Ordnung führt zum
Programm der soziologischen Gesellschaftstheorie. Georg Vobruba entwickelt dieses Programm und führt es anhand seiner Schlüsselbegriffe Gesellschaftsgestaltung, Kritik, Sicherheit, Autonomiegewinne und Selbstgestaltung durch." (Autorenreferat)
[43-L] Wagner, Gerhard:
Paulette am Strand: Roman zur Einführung in die Soziologie, (Velbrück Wissenschaft),
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2008, 144 S., ISBN: 978-3-938808-52-8
INHALT: Das Buch stellt eine Einführung in die Soziologie in der Form einer Erzählung dar. Die
Hauptfigur Paulette ist eine junge Frau, die Soziologie studieren möchte. Während ihres Urlaubs in der Bretagne trifft sie Agnes, eine ehemalige Soziologin, die dort eine Surfschule betreibt. Anhand der Beispiele einzelner Situationen aus dem Alltag, die Agnes in soziologischen Kategorien deutet, wird Paulette in die Grundlagen der soziologischen Denkweise eingeführt. Das analytische Potenzial dieser Wissenschaft wird der jungen Frau mit Hilfe von
"banalen" Angelegenheiten, die auf dem ersten Blick nichts mit der Soziologie zu tun haben Flirt, Mode, Strandverhalten usw. - nahe gelegt. Die Surflehrerin erzählt Paulette die Geschichte der Gesellschaft von ihrem Anfang im absolutistischen Staat bis hin zum 'global village'. Durch die Kommunikation mit Agnes gewinnt die junge Frau eine plastische Vorstellung sowohl vom beruflichen Selbstverständnis der Soziologie als auch von ihrer Relevanz
für das Alltagsleben. (ICF2)
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[44-L] Willems, Herbert (Hrsg.):
Theatralisierung der Gesellschaft: Bd. 1, Soziologische Theorie und Zeitdiagnose,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 631 S., ISBN: 978-3-531-14922-6
INHALT: "Die in den beiden Bänden dieses Sammelwerks repräsentierten Beiträge zielen auf
Wandlungen und Entwicklungstendenzen der Gegenwartsgesellschaft, die in neueren sozialund kulturwissenschaftlichen Diskursen zunehmend mit Begriffen wie Inszenierung, Performanz/Performance, Image, Event oder visual culture belegt werden. Unter dem Titel Theatralisierung geht es hier um nicht weniger als um die Behauptung eines charakteristischen Bündels von sozio-kulturellen Formationen und Transformationen, die alle gesellschaftlichen
Ordnungsebenen, Bereiche und Daseinsaspekte umfassen. Andererseits gilt es, sozio-kulturellen Tatsachen Rechnung zu tragen, die eher den Gegenbegriff der Enttheatralisierung nahezulegen scheinen. Die hier zugrunde liegende zentrale Leitidee/Leitthese (Theatralisierung)
wird im 1. Band vor allem auf die Lebenswelt(en) jedermanns, auf spezielle (Gruppen-)Kulturen sowie auf soziale Felder im Sinne Pierre Bourdieus bezogen: Politik, Sport, Religion,
Wissenschaft, Medizin/Psychotherapie, Kunst, Wirtschaft u. s. w." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Willems: Zur Einführung: Theatralität als Ansatz, (Ent-)Theatralisierung
als These (13-56); Herbert Willems: Überblick über das Werk und Zusammenfassungen (5774); Herbert Willems: Theatralität als (figurations-)soziologisches Konzept: Von FischerLichte über Goffman zu Elias und Bourdieu (75-112); Herbert Willems: Stile und
(Selbst-)Stilisierungen zwischen Habitualität und Medialität (113-136); Ernst von Kardorff:
Goffmans Stigma-Identitätskonzept - neu gelesen (137-162); Klaus R. Schroeter: Korporales
Kapital und korporale Performanzen in der Lebensphase Alter (163-182); Udo Thiedeke:
"Nur der zuletzt empfundene Eindruck ist wichtig" - Mode als paradoxes Reflexionsmedium
(183-202); Günter Burkart: Die Inszenierung des mobilen Selbst (203-220); Hubert Knoblauch: Wissen Live: Sitzordnung, Performanz und Powerpoint (221-238); Karl Lenz: Keine
Beziehung ohne großes Theater - Zur Theatralität im Beziehungsaufbau (239-258); Thomas
Schwietring: Zeigen und Verbergen - Intimität zwischen Theatralisierung und Enttheatralisierung (259-278); Gallina Tasheva: Tod, Opferritual, Theatralisierung - Spaltungen am Ursprung der Gesellschaft (279-304); Thorolf Lipp: Das Turmspringen der Sa in Vanuatu: Ritual, Spiel oder Spektakel? Eine dramatologische Perspektive (305-330); Marén Schorch: Rituelle und symbolische Inszenierung von Zugehörigkeit - Das sorbische Osterreiten in der
Oberlausitz (331-354); Rainer Diaz-Bone: "Tangowelt Berlin" - Strukturierung, Performanz
und Reflexivität eines kulturellen Feldes (355-376); Ronald Hitzler und Michaela Pfadenhauer: "Vergesst die Party nicht!" - Das Techno-Publikum aus der Sicht der Szene-Macher (377394); Claudia Bullerjahn und Stefanie Heipcke: Karaoke, eine Tautologie des Populären - Befragungen zu Motivation und Fremdwahrnehmung von Karaokesängern (395-418); Jürgen
Schwier und Thorsten Schauerte: Die Theatralisierung des Sports (419-438); Hans Ulrich
Gumbrecht: "Lost in Focused Intensity". Spectator Sports and Strategies of Re-Enchantment
(439-446); Dietrich Schwanitz: Alazon und Eiron - Formen der Selbstdarstellung in der Wissenschaft (447-462); Justine Suchanek: Die Selbstbeschreibung von Hochschulen - Strategien
für den Wettbewerbsvorsprung, die gesellschaftliche Legitimation und Beschäftigungsfähigkeit im Kontext globaler Herausforderungen (463-484); Richard Münch: Die Inszenierung
wissenschaftlicher Exzellenz - Wie der politisch gesteuerte Wettbewerb um Forschungsressourcen die Wissenschaft den Darstellungszwängen der öffentlichen Kommunikation unterwirft (485-498); Rüdiger Lautmann Theatralisierung des Theaters (499-518); Erika FischerLichte: Enttheatralisierung des Theaters als Theatralisierung des öffentlichen Lebens (519532); Matthias Warstat: Spielen und Heilen - Zur Theatralisierung des Therapeutischen (533-
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548); Matthias Hoffmann: Artifizielle Natürlichkeit (549-572); Cornelia Koppetsch: Zur Inszenierung spektakulärer Ungleichheiten - Vom bürgerlichen Beruf zur Ökonomie der Talente (573-582); Kai-Uwe Hellmann "Retail Theater" - Zur Inszenierung des Shoppings (583594); Justine Suchanek und Barbara Hölscher: Professionalität und soziales Kapital als Erfolgsrezept? Anforderungsprofile von Arbeitgebern im Rekrutierungsprozess (595-614);
Bernhard Giesen: Terrorismus als Performanz (615-623).
[45-L] Willems, Herbert (Hrsg.):
Lehr(er)buch Soziologie: für die pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 2,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, S. 509-1011, ISBN: 978-3-531-14976-9
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Teil 1: Identitäten, Differenzen und Beziehungen: Heinz Abels:
Identitäten (509-530); Günter Burkart: Lebensalter (533-550); Heinz Hengst: Kindheit (551582); Herbert Willems: Kindheit im Film und durch Film: "Wilde Kerle" zum Beispiel (583592); Andreas Lange und Margret Xyländer: Jugend (593-610); Klaus R. Schroeter: Alter(n)
(611-630); Michael Meuser: Geschlechter und Geschlechterverhältnisse (631-654); Matthias
Rompel: Ethnizität und interethnische Beziehungen (655-664); Julia Reuter: Gemeinschaft
und Gruppen. Das Beispiel religiöser Vergemeinschaftungen auf dem Weltjugendtag (665680); Karl Lenz: Persönliche Beziehungen (681-702); Rosemarie Nave-Herz: Ehe und Familie (703-720); Rudolf Richter: Individualität und Individualisierung (721-744); Teil 2: Sozialisation, Erziehung und Bildung: Barbara Hölscher: Sozialisation, Sozialisationskontexte,
schichtspezifische Sozialisation (747-772); Heike Kahlert: Bildung und Erziehung im Übergang zur Wissensgesellschaft (773-796); Monika Falkenberg und Herbert Kalthoff: Das Feld
der Bildung. Schulische Institutionen, Schulbevölkerung und gesellschaftliche Integration
(797-816); Andreas Langenohl: Die Schule als Organisation (817-834); Axel Schmidt: Profession, Professionalität, Professionalisierung (835-864); Herbert Willems und Daniela Eichholz: Die Räumlichkeit des Sozialen und die Sozialität des Raumes: Schule zum Beispiel
(865-908); Herbert Kalthoff und Monika Falkenberg: Kommunikation unter Anwesenden:
Lehrer - Schüler - Medien (909-930); Heiko Hausendorf: Interaktion im Klassenzimmer. Zur
Soziolinguistik einer riskanten Kommunikationspraxis (931-958); Karola Pitsch und Ruth
Ayaß: Gespräche in der Schule. Interaktion im Unterricht als multimodaler Prozess (959982); Michaela Goll: Schule in der Mediengesellschaft: Medienerfahrungen und Medienwirkungen in Bildungseinrichtungen (983-1000).
[46-L] Wissenschaftsrat:
Stärken und Schwächen der Soziologie in Deutschland, in: Soziologie : Forum der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 1, S. 40-48 (Standort: UuStB (Köln)38-XG0236;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der vorliegende Text ist dem vom Wissenschaftsrat herausgegebenen Band "Pilotstudie Forschungsrating. Empfehlungen und Dokumentationen" (2008) entnommen und geht auf
Vorlagen der Bewertungsgruppe Soziologie zurück. Die aufgeführten Stärken und Schwächen der Soziologie in Deutschland sind das Ergebnis einer empirischen Erhebung, die darauf
ausgerichtet war, möglichst zuverlässige und valide Einzelbewertungen von Forschungs- und
Anwendungsleistungen soziologischer Forschungseinrichtungen zu erreichen. Es werden folgende Befunde näher erläutert: (1) breite Verteilung der Leistungsträger über Standorte und
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
Spezialisierungen, (2) überwiegend kleinteilige Organisation der soziologischen Forschung,
(3) ausgeprägte Multidisziplinarität, (4) begrenzte Internationalität, (5) Publikationskultur mit
heterogenen Qualitätsstandards, (6) zunehmend strukturierte Nachwuchsförderung und (7)
umfassende Praxisbezüge soziologischer Forschung. (ICI)
[47-L] Zander, Norbert:
Soziologie: modern times in limelight, Münster: Monsenstein u. Vannerdat 2008, 805 S., ISBN:
978-3-86582-625-1
INHALT: Der Verfasser behandelt eingangs die Anfänge der Soziologie und stellt Parsons'
AGLI-Schema vor. Vor diesem Hintergrund differenziert er zwischen Methode, Methodik,
methodologischen Prinzipien und Methodologien. Er zeigt, dass das Gesamtwerk von Emile
Durkheim sich hervorragend eignet, um methodologische Abhandlungen in der Soziologie zu
verstehen. Für die Erarbeitung methodologischer Grundlagen dient "Regeln der soziologischen Methode" als normative Prämisse. Der Verfasser beschreibt Parsons' Weg von Durkheim zur Lehre der Soziologie. Im dritten Kapitel wird gezeigt, dass mit Hilfe von Symbolen,
die nach Durkheim soziologische Tatbestände sind, eine Brücke zur AGLI-System geschlagen werden kann. Das vierte Kapitel präsentiert die Soziologie Parsons', wobei die Frage
nach den Prinzipien im Vordergrund steht. Das fünfte Kapitel klärt die Anwendung des methodologischen Prinzipien, wie sie der Soziologie von Talcott Parsons entnommen sind, anhand der Werke von Werner Stark. (ICE2)
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
2
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Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[48-L] Bauman, Zygmunt:
Gemeinschaften: auf der Suche nach Sicherheit in einer bedrohlichen Welt, (Edition
Suhrkamp, 2565), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 180 S., ISBN: 978-3-518-12565-6
INHALT: Sicherheit und Freiheit sind Grundbedürfnisse des Menschen, die beide zugleich nicht
in vollkommener Weise erfüllbar sind. Um in Sicherheit leben zu können bedarf es des Lebens in einer Gemeinschaft. Zugleich beschneidet sie die menschliche Individualität und somit die Freiheit. Zu diesem Dilemma nimmt der Autor in neun längeren Kapiteln (Essays)
Stellung. Er lotet dessen Chancen und Gefahren aus und versucht eine Neubewertung des Begriffes der Gemeinschaft. Im Einzelnen werden folgende Aspekte diskutiert; (1) der TantalusMythos und die Gemeinschaft; (2) Industrialisierung und Kapitalismus: Die Eingliederung
der Entwurzelten in die Produktionswelt; (3) Deregulierung: das Zeitalter der Trennungen
und der Niedergang der Gemeinschaft; (4) kosmopolitische Eliten: Die Sezession der Erfolgreichen; (5) Gemeinschaft der Gleichheit und ästhetische Gemeinschaft; (6) Recht auf Anerkennung und Recht auf Umverteilung; (7) Gleichheit versus Multikulturalismus; (8) Ghettos,
räumliche Eingrenzung und soziale Abschließung; (9) die Ideologie des Multikulturalismus.
(ICC)
[49-L] Beetz, Michael:
Was können Soziologen von Moral verstehen?: gesellschaftliche Praxisfelder und ihre
moralischen Kompetenzerfordernisse, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 2, S.
248-267 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt einige Überlegungen zur soziologischen Bedeutung von Moral vor,
die insbesondere den gesellschaftstheoretischen Wert der Moralforschung herausheben sollen.
In Anlehnung an die Durkheim'sche Fragestellung lässt sich die Sinnform 'Moral' unmittelbar
auf den Zusammenhang von Individuum und Gesellschaft beziehen. Das 'moralische Urteil'
(im Sinne der Entwicklungspsychologie) und die 'moralische Kommunikation' (im Sinne der
Konversationsanalyse) sind demnach die auf psychischer bzw. sozialer Ebene beobachtbaren
Formate des moralischen Sinns. Aus dieser Perspektive ergeben sich aufschlussreiche Interpretationen des Verhältnisses von Moralkompetenz und gesellschaftlicher Praxis, welche unter anderem die Affinität der psychischen Kompetenzen 'Regelbewusstsein', 'Perspektivenübernahme' und 'gesellschaftliche Haltung' zu den Kommunikationstypen 'Skandal', 'Konflikt'
bzw. 'soziales Feld' betreffen." (Autorenreferat)
[50-L] Budowski, Monica; Nollert, Michael:
Soziale Gerechtigkeiten?: Perspektiven auf die Debatte, in: Monica Budowski (Hrsg.) ;
Michael Nollert (Hrsg.): Soziale Gerechtigkeiten: Seismo Verl., 2008, S. 12-30
INHALT: Die Verfasser diskutieren unterschiedliche Verständnisse von sozialer Gerechtigkeit
und Ungerechtigkeit. Im Mittelpunkt stehen globale Verteilungsprozesse und Chancen. Die
Globalisierung der Welt führt dazu, dass extreme Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit
aufeinanderprallen. Infolge der immer dichteren und schnelleren Informationsvermittlung und
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
der alltäglichen Konfrontation mit dem Fremden koexistieren unterschiedliche Ideen, Normen, Werte, Gewohnheiten, Traditionen, Bilder und Wissensbereiche in Kontexten, die nicht
frei sind von kultureller, ökonomischer und politischer Macht. Die Konzepte "Ungerechtigkeit" und "soziale Gerechtigkeit" führen zu unterschiedlichen Formen von politischen und sozialen Handlungen. Ebenso wie die verschiedenen Konzeptionen von sozialer Gerechtigkeit
divergieren die Einschätzungen zur Zweckmäßigkeit sozialpolitischer Maßnahmen. In Gesellschaften ist eine Vielzahl von Gerechtigkeitsvorstellungen vorhanden. (ICE2)
[51-L] Calder, Gideon:
Ethics and social ontology, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H.
2, S. 427-443
INHALT: "Normative theory, in various idioms, has grown wary of questions of ontology - social
and otherwise. Thus modern debates in ethics have tended to take place at some distance from
(for example) debates in social theory. One arguable casualty of this has been due consideration of relational factors (between agents and the social structures they inhabit) in the interrogation of ethical values. Part 1 of this paper addresses some examples of this tendency, and
some of the philosophical assumptions which might underlie it. Parts 2 and 3 discuss two issues of growing prominence - disability, and environmental concern - due attention to which,
the author argues, highlights strong reasons why severing ethics from social ontology is neither possible nor desirable. He concludes by recommending a qualified ethical naturalism as a
promising candidate through which, non-reductively, to reunite these two areas of theoretical
focus." (author's abstract)|
[52-L] Detel, Wolfgang:
On the concept of basic social norms, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg.
30/2008, H. 2, S. 469-482
INHALT: "In sociology, social philosophy, social ontology, and classical choice theory the notion of a social norm is usually introduced by using a rich normative, semantic, and social vocabulary, while the notions that evolutionary game theory proceeds from seem too poor to
elucidate the idea of social norms. In this paper, the author suggests to define a notion of social norms that is as basic as possible, in the sense that it relies only on notions like affects, feelings as well as regularities, standards, and corrections of behaviour. These notions suffice to
explain non-linguistic traditions, practices, sanctions, and, finally, basic social norms. Two of
the aims of the paper are, first, to clarify the idea of genuine normativity and second, to explore whether the sort of normativity involved in basic social norms is part of a bridge between nature and the social realm." (author's abstract)|
[53-L] Douzinas, Costas:
Torture and systems theory, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg.
14/2008, H. 1, S. 110-125 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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INHALT: "Niklas Luhmanns gegen die Rhetorik der Brigade der ´unverzichtbaren Werte gerichteter Angriff ist wichtig und aktuell. Selbstverständlich haben gute Normen einen politischen
Nutzen, aber sie besitzen keinerlei philosophischen Wert. Indem Werte durch Rechte ersetzt
und Entscheidungen Anwälten überlassen werden, wird das Problem der Unbestimmtbarkeit
und der Konflikte von Gesetzen und Rechten jedoch nicht behoben, sondern nur verschoben.
Die (falsche) asketische Verpflichtung allein zur Beschreibung, verbunden mit der Akzeptanz
der bestehenden Gesellschaftsordnung, macht die Systemtheorie zu einem wertlosen Werkzeug in einem Prozess der Verbesserung der Gesellschaft. Die Philosophie überbrückt die
Kluft zwischen dem natürlich und sozial Gegebenen und dem ewigen Streben, ihr zu widerstehen und sie zu überwinden durch die Erforschung sowohl der dem Gesetz innewohnenden
Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit, die das Gesetz als Ganzes zur Verantwortung zieht."
(Autorenreferat)
[54-L] Embacher, Serge; Lang, Susanne:
Lern- und Arbeitsbuch Bürgergesellschaft, Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2008, 403 S., ISBN:
978-3-8012-0379-5
INHALT: Ist es realistisch, dass eine sich emanzipierende Bürgerschaft so viel Verantwortung
übernimmt, dass die öffentliche Hand entlastet und die Gesellschaft gestärkt wird? Ist dies
nur eine Alibifunktion oder eine echte Möglichkeit, durch Transparenz, Partizipation und Engagement die Zukunft der Demokratie zu verbessern? Auf die 'Bürgergesellschaft' richten
sich enorme Hoffnungen. Dabei gibt es Chancen und Risiken. Die Autoren sehen die Bürgergesellschaft als 'eine historische Chance' für Formen der 'praktischen Selbstorganisation und
Selbstbestimmung einer emanzipierten Bürgerschaft' (10). Embacher und Lang unterscheiden
zwischen der liberalen und der solidarischen Bürgergesellschaft. Solidarität hat gerade in Zeiten der Krise große Bedeutung. Ob sie allerdings zum Erfolg führen wird, lassen die Autoren
offen. Dies könne 'nicht in Büchern entschieden werden' (370), sondern hänge vom praktischen bürgerschaftlichen Engagement in der örtlichen Situation ab. Das gut aufgebaute Buch
gibt einen hervorragenden Überblick über die aktuellen Diskussion zur Bürgergesellschaft
und schlägt einen Bogen vom Ehrenamt über die 'unzivile Zivilgesellschaft' bis hin zum
Kommunitarismus und zur Verantwortung von Unternehmen in der Bürgergesellschaft (Corporate Citizenship). Alle wichtigen Vertreter der Bürgergesellschaft und des Kommunitarismus - von John Rawls über Michael Walzer, Charles Taylor und Amitai Etzioni - werden
schlüssig beschrieben und in ihrer Bedeutung dargestellt. Demnach wird 'die Bürgergesellschaft zu einem zentralen Bezugspunkt für soziale Gerechtigkeit' (163). Embacher und Lang
gehen von der 'Vision eines Neuen Gesellschaftsvertrages' (13) aus, dessen 'reales Fundament
die Bürgergesellschaft bildet' (13). Sie gilt als wichtiger Baustein des 'Projekts Aufklärung'
im Sinne Immanuel Kants. Das Fazit der Autoren ist normativ geprägt. 'Eine lebenswerte Gesellschaft für alle kann nur entstehen, wenn alle ihre eigenen Vorstellungen, Bedürfnisse und
Interessen aktiv einbringen und sich in diesem Sinne in die eigenen Angelegenheiten einmischen' (15). (ZPol, NOMOS)
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[55-L] Francot-Timmermans, Lyana; Vries, Ubaldus R.M.T. de:
Normativity in the second modernity, in: Rechtstheorie : Zeitschrift für Logik und Juristische
Methodenlehre, Rechtsinformatik, Kommunikationsforschung, Normen- und Handlungstheorie,
Soziologie und Philosophie des Rechts, Bd. 39/2009, H. 4, S. 477-494
(dx.doi.org/10.3790/rth.39.4.477)
INHALT: Die Autoren diskutieren die Normativität zunächst als allgemeinen Begriff und beziehen sich dabei auf die Ansätze der Systemtheorie von Niklas Luhmann. Sie unterscheiden ferner zwischen kognitiven und normativen Erwartungen, um die Funktion von Normativität zur
Reduktion von Kontingenz und Komplexität in westlichen Gesellschaften zu verdeutlichen.
Der dritte Abschnitt ihres Beitrages beschäftigt sich mit den Strukturen der rechtlichen Normativität und ihrer Funktion in der Zweiten Moderne, welche am Beispiel des Verhältnisses
zwischen Rechtsnormativität, Gesellschaftsordnung und Organisationsprinzipien aufgezeigt
wird. Im vierten Abschnitt wird eine nähere Definition von Erster und Zweiter Moderne vorgenommen, um vor diesem Hintergrund die Funktion und das Ziel von Normativität auf der
globalen Ebene zu erörtern. Die Autoren argumentieren abschließend, dass die Verbreitung
von Normativität das Schlüsselproblem in der Zweiten Moderne darstellt und veranschaulichen dies am Beispiel der Prinzipien von Gerechtigkeit und Solidarität. (ICI)
[56-L] Hacke, Jens:
Wir-Gefühle: Repräsentationsformen kollektiver Identität bei Jürgen Habermas, in:
Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 17/2008, H. 6, S. 1232 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Inwiefern jede Beschäftigung mit kollektiver Identität wertegeleitet ist oder sein muss,
lässt sich, so der Verfasser, am Beispiel des bedeutendsten Sozialphilosophen der Bundesrepublik, Jürgen Habermas, zeigen. Habermas hat sich nicht nur bemüht, eine Vorstellung von
kollektiver Identität in sein Theoriegebäude zu integrieren, sondern hat sich in seinen politischen Schriften - vor allem seit den 1980er Jahren - verstärkt mit der nationalen Identität der
Deutschen nach 1945 auseinandergesetzt, im Spannungsfeld zwischen Sein und Sollen. Seine
Beschäftigung mit der Identitätsproblematik wird in drei Schritten analysiert: Vor dem Hintergrund einer Darlegung von Habermas' Konzept einer Konstruktion 'vernünftiger Identität'
werden zwei Sonderfälle kollektiver Identität, nämlich die Bundesrepublik und Europa thematisiert. Abschließend wird eine Kritik des Habermas'schen Begriffs von kollektiver Identität im Licht seiner politisch-publizistischen Interventionen zur Diskussion gestellt. Die Pluralität von Repräsentationen im öffentlichen Raum scheint, so die These, viel diffiziler und abgestufter zu wirken, als Habermas wahrhaben will - und es gibt auch keine Anzeichen dafür,
dass das menschliche Bedürfnis nach komplexen Ausdrucksformen nachlässt, die das Uneindeutige über das rein Vernünftige hinaus fassen. Diese nicht nur soziologischen Befunde sollten sozial- und politiktheoretisch dazu führen, das Phänomen der "kollektiven Identitäten"
nicht nur mit der Furcht vor regressivem "Gemeinschaftskult" zu betrachten, sondern als konstanten Ordnungs- beziehungsweise Bewegungsfaktor im sozialen und politischen Leben
ernst zu nehmen. (ICF2)
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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[57-L] Hauck, Gerhard:
Das Lokale als Widerpart destruktiver Globalisierung?: der Mythos von der "kulturellen
Gemeinschaft" in Postdevelopmentalismus und Kommunitarismus, in: Leviathan : Berliner
Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 36/2008, H. 4, S. 576-589 (Standort: USB Köln(38)XG01679; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag versucht zu zeigen, dass die bei Postdevelopmentalisten und Kommunitaristen verbreitete Vorstellung, lokale kulturelle Gemeinschaften seien ein wirksames Gegengewicht gegen die destruktiven Tendenzen der kapitalistischen Globalisierung und der Massenkultur und müssten daher geschützt werden, irreführend ist, da sie auf einem essentialistischen und harmonistischem Kulturkonzept und einem kulturtheoretischen Monismus beruht.
Ersteres ist nicht zu rechtfertigen, da alle Kulturen widersprüchliche, hybride historische Gebilde sind, letzterer ist fehl am Platze, da er die harten Realitäten materieller sozioökonomischer Ungleichheit ausklammert, und zwar auf globaler wie auf lokaler Ebene. (ICEÜbers)
[58-L] Hitzler, Ronald; Honer, Anne; Pfadenhauer, Michaela (Hrsg.):
Posttraditionale Gemeinschaften: theoretische und ethnografische Erkundungen,
(Erlebniswelten, Bd. 14), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 358 S., ISBN: 978-3-53115731-3
INHALT: "Posttraditionale Gemeinschaften weisen vielfältige thematische Fokussierungen auf,
verfügen jedoch typischerweise nicht über wirksame Sanktionsmöglichkeiten zur Durchsetzung von Wichtigkeiten und Wertigkeiten bei ihren Mitgliedern. Sie können den Einzelnen
weder zur Mitgliedschaft, noch im Rahmen seiner Mitgliedschaft verpflichten, sondern ihn in
aller Regel lediglich verführen. Diese Verführung geschieht wesentlich durch die Option zur
Teilhabe an einer für die Betroffenen attraktiven Form teilzeitlichen sozialen Lebens, zu dem
auch als erlebenswert angesehene, vororganisierte Ereignisse bzw. Events gehören." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ronald Hitzler, Anne Honer und Michaela Pfadenhauer: Zur
Einleitung: "Ärgerliche" Gesellungsgebilde? (9-34); Manfred Prisching: Paradoxien der Vergemeinschaftung (35-54); Ronald Hitzler: Brutstätten posttraditionaler Vergemeinschaftung Über Jugendszenen(55-72); Hubert Knoblauch: Kommunikationsgemeinschaften - Überlegungen zur kommunikativen Konstruktion einer Sozialform (73-88); Reiner Keller: Welcome
to the Pleasure dome? - Konstanzen und Flüchtigkeiten der gefühlten Vergemeinschaftung
(89-114); Sebastian Deterding: Virtual Communities (115-131); Andreas Hepp: Medienkommunikation und deterritoriale Vergemeinschaftung - Medienwandel und die Posttraditionalisierung von translokalen Vergemeinschaftungen (132-150); Friedrich Krotz: Posttraditionale
Vergemeinschaftung und mediatisierte Kommunikation - Zum Zusammenhang von sozialem,
medialem und kommunikativem Wandel (151-169); Jörn Lamla: Markt-Vergemeinschaftung
im Internet - Das Fallbeispiel einer Shopping- und Meinungsplattform (170-188); Matthias
Junge: Die kollektive Erregung des public viewing - oder: die Tragödie der Identifikation und
der Sozialität (189-201); Winfried Gebhardt: Gemeinschaften ohne Gemeinschaft - Über situative Event-Vergemeinschaftungen (202-213); Michaela Pfadenhauer: Markengemeinschaften - Das Brand als 'Totem' einer posttraditionalen Gemeinschaft (214-227); Axel Schmidt
und Klaus Neumann-Braun: Die Gothics - posttraditionale Traditionalisten (228-250); Franz
Liebl und Claudia Nicolai: Posttraditionale Gemeinschaften in ländlichen Gebieten (251269); Yvonne Niekrenz: Traditionen in posttraditionaler Vergemeinschaftung - Am Beispiel
des rheinischen Straßenkarnevals (270-284); Hans-Georg Soeffner und Darius Zifonun: Post-
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traditionale Migranten - Ein moderner Typus der Vergemeinschaftung (285-309); Steffen
Zdun und Hermann Strasser: Von der Gemeinschaftsgewalt zur Gewaltgemeinschaft? Zum
Wandel der Straßenkultur (310-328); Clemens Albrecht: Traditionale und posttraditionale
Vergemeinschaftung -oder: Von der Antiquiertheit der Modernisierungs- im Lichte der Evolutionstheorie (329-336); Thomas Müller-Schneider: Moderne Liebe und menschliche Natur Zur innenorientierten Entfaltung moderner Liebesbeziehungen (337-354).
[59-L] Holldorf, Michael:
Alasdair MacIntyres kommunitarische Theorie im Lichte von Ferdinand Tönnies'
"Gemeinschaft und Gesellschaft", in: Tönnies-Forum : Rundbrief der Ferdinand-TönniesGesellschaft e.V. für ihre Mitglieder und Freunde, Jg. 18/2009, H. 1, S. 32-54
INHALT: Der die Kommunitarier einigende Gedanke ist die Grundannahme, dass es immer einer
Rückbesinnung auf gemeinschaftlich geteilte Werte bedarf, wenn über Fragen der Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft entschieden werden soll. Diese Annahme ist vor allem gegen
John Rawls' Theorie und ihre Verteidiger gerichtet, deren Leitidee besagt, dass im modernen
Wertepluralismus einzig das "Prinzip gleicher Rechte, Freiheiten und Chancen" als normativer Maßstab für Gerechtigkeit innerhalb einer Gesellschaft dienen kann. Aus dieser umfangreichen und komplexen Debatte zwischen Liberalismus und Kommunitarismus wird im vorliegenden Beitrag die Position des zum kommunitarischen Lager gehörenden Alasdair MacIntyres näher analysiert. Zunächst wird sein Hauptwerk "Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart" (1987) betrachtet, um darauf aufbauend seine Konzeption der
Gemeinschaft mit Hilfe von Ferdinand Tönnies' Überlegungen zur Gemeinschaft zu analysieren. Diese beiden Theorien in Beziehung zu bringen, erscheint deshalb sinnvoll, da Tönnies
1887 mit seinem Jugend- und Hauptwerk "Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegriffe der
reinen Soziologie" (1991) die Kategorien Gemeinschaft und Gesellschaft zumindest im
deutschsprachigen Raum nachhaltig geprägt hat. (ICI2)
[60-L] Keat, Russell:
Social criticism and the exclusion of ethics, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für
Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 291-315
INHALT: "As Axel Honneth has recently noted, the critical concerns of social philosophers during the past three decades have been focused primarily on questions of justice, with ethical
issues about the human good being largely excluded. In the first section the author briefly explore this exclusion in both 'Anglo-American' political philosophy and 'German' critical theory. He then argues, in the main sections, that despite this commitment to their exclusion, distinctively ethical concepts and ideals can be identified both in Rawls's Theory of Justice and
in Habermas's Theory of Communicative Action, taking these as exemplary, representative
texts for each theoretical school. These ethical elements, and their implications for the critical
evaluation of economic institutions, have gone largely unnoticed. In the final section the author indicate the kinds of debates that might be generated, were these to be given the attention
they arguably deserve. He focuses especially on the significance of empirical issues, and
hence on the role of social science in social criticism." (author's abstract)|
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[61-L] Loute, Alain:
La création sociale des normes: de la socio-économie des conventions à la philosophie de
l'action de Paul Ricoeur, (Europaea memoria : Studien und Texte zur Geschichte der
europäischen Ideen. Reihe 1: Studien, Bd. 62), Hildesheim: Olms 2008, 319 S., ISBN: 978-3-48713923-4
INHALT: "Die Leitfrage, um die es in diesem Werk geht, ist die der gesellschaftlichen Schaffung
von Normen. Der Autor untersucht die Fähigkeit der Akteure, Normen zu erschaffen und zu
verändern, die ihnen ein gutes Zusammenleben erlauben. Im ersten Teil wird diese Frage ausgehend von der Analyse der gängigen Sozioökonomie der Konventionen erörtert. Im zweiten
Teil wendet sich der Autor der Philosophie Paul Ricoeurs zu, um die Grenzen der konventionalistischen Position zu überschreiten. Er interessiert sich, bei diesem letzteren, für die Rolle,
die die 'exzessiven Akte' bei der gesellschaftlichen Schaffung von Normen spielen. Indem Ricoeur zeigt, wie solche Akte unsere Fähigkeit zu einer echten normbildenden Schöpfung erneuern können, ermöglicht er eine Verlagerung der Frage von der Philosophie der Normen
hin zur Philosophie des gesellschaftlichen Lernens. Der wesentliche Einsatz einer gesellschaftlichen Schaffung von Normen liegt folglich in der Einrichtung von Dispositionen des
Lernens, die es den exzessiven Akten, die unsere Evidenzen destabilisieren, erlauben, ein
wahrhaft kollektives Engagement zu verwirklichen." (Autorenreferat)
[62-L] Luhmann, Niklas:
Are there still indispensable norms in our society?, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 1, S. 18-37 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich;
www.soziale-systeme.ch/pdf/sozsys_1-2008_luhmann-norms.pdf)
INHALT: "In seiner Heidelberger Universitätsrede von 1992 führt der Autor uns ein heutzutage
allzu bekanntes Folterungs-Szenario vor Augen, um die Funktion und angebliche Unverzichtbarkeit von Normen in der modernen Gesellschaft zu untersuchen. Sich auf die Normativität
von Normen oder auf Werte zu verlassen, erweist sich im Ausnahmezustand als vergeblich,
da sich alle Normen und Werten als unentscheidbar erweisen. Innerhalb des Rechtssystems
bleibt die Geltung der Normen unbezweifelbar; aus der Sicht der Gesellschaft (z.B. der Soziologen) sind Normen dagegen Tatsachen, also diskutierbar. Der Autor stellt verschiedene Versionen des Szenarios dar; nicht, um eine normative Antwort auf die titelgebende Frage zu geben, sondern um die Unmöglichkeit der begründeten Erwartung aufzuzeigen, dass jede
Rechtsnorm normativ unverzichtbar ist." (Autorenreferat)
[63-L] Minnerath, Roland; Camdessus, Michel:
Gegen den Verfall des Sozialen: Ethik in Zeiten der Globalisierung, Freiburg im Breisgau:
Herder 2007, 160 S., ISBN: 978-3-451-28662-9
INHALT: 'In Zeiten beschleunigter Globalisierung braucht es einen Verhaltenskodex' (10),
schreibt Minnerath, Erzbischof von Dijon sowie Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften und der Internationalen Theologenkommission. Er präsentiert seine Vorstellungen darüber, wie ein Leben unterschiedlicher Gemeinschaften in gegenseitiger Achtung
möglich wäre und entwirft eine universale Sozialethik auf der Grundlage des katholischen
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
Christentums. Es geht ihm ausdrücklich nicht darum, 'Zustimmung konfessioneller Art einzufordern' (14), sondern die katholische Sozialethik im Lichte von Naturgesetz und Vernunft zu
betrachten. Nicht eine bestimmte sozioökonomische Ordnung oder eine bestimmte Kultur
dürfe 'die eigenen Werte und Kriterien ethischer Rationalität liefern', sondern, so Minneraths
Ausgangspunkt, '(d)ie Normen des gesellschaftlichen Lebens sind im Menschen an sich, im
universalen Humanum zu suchen' (144). Seine Ausführungen beziehen sich auf den Menschen und sein Umfeld, angefangen von der - nach seiner Anschauung unter dem besonderen
Schutz zu stellenden - Ehe und Familie über das Wirtschafts- und Arbeitsleben, die politische
und die Zivilgesellschaft bis hin zu den internationalen Beziehungen, zu Global Governance
und Weltgesellschaft. Dieser sehr umfassende Blickwinkel führt notgedrungen dazu, dass die
Vorschläge und Forderungen im Einzelnen relativ allgemein und vage bleiben, wie etwa die
Mahnung, dass Terrorismusbekämpfung nicht zur Missachtung der Menschenrechte führen
dürfe oder dass Rassismus und übersteigerter Nationalismus zu verurteilen seien. (ZPol, NOMOS)
[64-L] Nnoruka, Sylvanus Ifeanyichukwu:
Solidarity: a phenomenological-hermeneutical approach in the context of the philosophy of
Alfred Schutz and an African culture, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle
Kommunikation 2007, 286 S., ISBN: 978-3-88939-863-5
INHALT: "An analysis of African values with the avoidance of generalizations is the main context of this work. There are cultures in Africa and not just one culture; and in each of them,
there is a diversity of Clans. The analysis African values ought to have universal relevance
hence the use of phenomenological and hermeneutical method as found in the philosophy of
the social world of Alfred Schutz. The author focuses on the Igbo cultural group. His work is
a contribution to an important and often neglected aspect of development: human development. This means that the personality of the individual is a fundamental principle. This ought
to form the basis of every development." (author's abstract)|
[65-L] Paterson, John:
The fact of values, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 1,
S. 68-82 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Basierend auf Luhmanns Bemerkungen hinsichtlich der Probleme, die für das Gesetz
durch unverzichtbare Normen und insbesondere durch Konflikte zwischen zweien oder mehreren von ihnen entstehen, befasst sich dieser Artikel mit einigen Lösungsvorschlägen der Gesetzestheorie, bevor er sich mit verschiedenen neueren Theorien, die von den Gerichtshöfen
selber stammen, beschäftigt. Da weder die Theorie noch die Praxis in der Lage zu sein scheinen, die von Luhmann aufgezeigten Probleme zu überwinden, werden Schlussfolgerungen
gezogen, die darauf hinweisen, dass Luhmanns Analyse keineswegs Anlass zum Bedauern
gibt, sondern vielmehr die praktischen Grenzen dessen aufzeigt, was in Bezug auf Werte erwartet werden kann. Darüber hinaus identifiziert seine Untersuchung den Punkt, an dem die
mit dem Schutz der Werte Betrauten ihnen ihre volle Aufmerksamkeit schenken sollten."
(Autorenreferat)
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[66-L] Pies, Ingo; Leschke, Martin (Hrsg.):
Jon Elsters Theorie rationaler Bindungen, (Konzepte der Gesellschaftstheorie, Bd. 14),
Tübingen: Mohr Siebeck 2008, VI, 240 S., ISBN: 978-3-16-149757-5 (Standort: USB Köln(38)36A1059)
INHALT: "Jon Elsters Publikationen decken thematisch ein breites Spektrum ab, angefangen von
Fragen lokaler Gerechtigkeit bis zu den Verfassungsprozessen in den USA oder aktuell in
Osteuropa. Im Zentrum aber stehen Überlegungen zur Rationalität, vor allem über den rationalen Umgang mit Irrationalität durch Bindungen."(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingo
Pies: Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik - Der
Beitrag John Elsters (1-32); Claus Offe: Die genetische Entschlüsselung der politischen Ordnung - Jon Elster über Selbstbindung und die Verfassungsprozesse in Osteuropa (33-54); Dirk
Sauerland: Was man aus den Arbeiten von Jon Elster aus dem Prozess der Verfassungsgebung in Mittel- und Osteuropa lernen kann (55-63); Petra Stykow: Jon Elster und die Theorie
der Verfassungsgesetzgebung (64-72); Harald Bluhm: Zement, Kitt, Klebstoff oder soziales
Band - Jon Elsters Variation des Problems sozialer Ordnung (73-92); Andrea Maurer: Mechanismen sozialer Ordnungsbildung - Anspruch und methodologische Position Jon Elsters (9398); Walter Reese-Schäfer: Argumentieren, Verhandeln und institutionelle Normen (99-106);
Christoph Henning: Alchemies of the Mind - Wie Jon Elster die Gefühle in die Vernunft einholt (107-128); Martin Leschke: Kritische Anmerkungen zur Integration der Gefühle in das
ökonomische Modell individuellen Handelns (129-132); Reinhard Zintl: Ist Rational Choice
reduktionistisch und hätte Elster den Ansatz eigentlich ganz verwerfen sollen? (133-138);
Klaus Beckmann: Jon Elster und das Zeitinkonsistenz-Problem (139-168); Katharina Holzinger: Kann man gegen sich selbst "spielen"? (169-173); Martin Petrick: Wie rational war
Odysseus wirklich? (174-180); Ingo Pies und Jörg Viebranz: Jon Elster und das Problem lokaler Gerechtigkeit (181-202); Alexander Brink: Jon Elsters "Local Justice": Governanceethik als Weiterentwicklung der Theorie lokaler Gerechtigkeit (203-211); Thomas Döring: Was ist eigentlich problematisch am "Problem lokaler Gerechtigkeit"? (212-222); Guido
Schröder: Der Flug eines modernen Ikarus - Jon Elsters Theorie irrationalen Verhaltens aus
wissenschaftstheoretischer Sicht (223-234).
[67-L] Preyer, Gerhard (Hrsg.):
Neuer Mensch und kollektive Identität in der Kommunikationsgesellschaft, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 392 S., ISBN: 978-3-531-15686-6
INHALT: "Die Soziologie der Gegenwartsgesellschaft erkennt zunehmend die Bedeutung der
kollektiven Identitäten und korrigiert die klassische Modernisierungstheorie. Sie erkennt, dass
Moral wenig zu regeln vermag, da sie auf Konflikt angelegt ist. Die soziologische Forschung
führt uns immer mehr vor Augen, dass wir den kollektiven Gefühlen nicht entgehen können.
Sie belegt zudem die Klugheit der Selbststeuerung sozialer Systeme gegenüber staatlicher
Übersteuerung. Soziologische Aufklärung trägt zu der Einsicht bei, dass sich auch der genoptimierte Neue Mensch den elementaren Prozessen des sozialen Lebens und den kollektiven
Identitäten nicht entziehen kann. Die Beiträge werfen auch ein Licht auf die Grenzen der
Kommunikation, die durch die Kommunikationsgesellschaft selbst hervorgebracht werden."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Werner Becker: The Western Concept of Person - a
challenge to Religion (19-24); Carsten Gansel: "Ach ich bin so müde" - Gesellschaftliche
Modernisierung und Adoleszenzdarstellung in Hermann Hesses "Unterm Rad" (25-46); Man-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
fred Clemenz: Kreativität und das Problem der Form - Sozialpsychologische und psychoanalytische Aspekte künstlerischer Kreativität (47-68); Klaus Lichtblau: Sprachwandel und Gesellschaftswandel - Zur historischen Semantik von Epochenbegriffen (69-90); Karl Otto Hondrich: Wie sich Gesellschaft schafft - Fünf Prinzipien der Konstitution sozialen Lebens (9194); Mathias Bös und Carla Schraml: Ethnizität - Zum Individualisierungspotential kollektiver Sozialformen (95-107); Konrad Thomas: Die unsichtbare Objektivität der Grenze (108118); David Kettler: Spiritual Diaspora and Political Exile (119-128); Bernhard Giesen: Skandaltheater (129-134); Shmuel N. Eisenstadt: Cultural Programmes, The Construction of Collective Identities and the Continual Reconstruction of Primordiality (135-184); Richard
Münch: Die Dialektik von transnationaler Integration und nationaler Desintegration (185211); Reimund Anhut und Wilhelm Heitmeyer: Desintegration, Anerkennungsbilanzen und
die Rolle sozialer Vergleichsprozesse für unterschiedliche Verarbeitungsmuster (212-236);
Karl Otto Hondrich: Geteilte Gefühle (237-248); Werner Krawietz: Moderne Rechtstheorie
als Theorie primärer und sekundärer sozialer Systeme des Rechts (249-271); Raimo Tuomela:
Collective Acceptance, Social Institutions, and Social Reality (272-306); Gerhard Preyer: Soziologisches Denken (307-322); Michael Schmid: Theorien, Modelle und Erklärungen - Einige Grundprobleme des soziologischen Theorienvergleichs (323-360); Karl Otto Hondrich:
Veröffentlichungen (361-384).
[68-L] Scheuerman, William E.:
"Against normative tone-deafness", in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie,
Jg. 14/2008, H. 1, S. 102-109 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Luhmanns Aufsatz nimmt auf eine fast schon unheimliche Art und Weise die nach
dem 11.9.2001 entstandene - und inzwischen in den USA weitverbreitete - These vorweg,
dass selbst das grundlegende moralische Verbot von Folter keineswegs unantastbar ist. Obwohl Luhmanns Kritik auf den ersten Blick wie eine Beleidigung der traditionellen Formen
moralischen Denkens erscheinen muss, basiert sie selbst implizit auf den traditionellen Formen schwacher (und vermutlich utilitaristischer) moralischer Argumentation. Luhmann behauptet, dass wir die Existenz unkontrollierbarer tragischer Entscheidungen einräumen müssen, aber gleichzeitig macht seine eigene, unübersehbare (und dennoch keineswegs beständige) Ablehnung des alten europäischen moralischen Rationalismus es ihm unmöglich, die Beschaffenheit dieser tragischen moralischen Situationen vollkommen zu begreifen." (Autorenreferat)
[69-L] Soeffner, Hans-Georg; Zifonun, Darius:
Integration und soziale Welten, in: Sighard Neckel (Hrsg.) ; Hans-Georg Soeffner (Hrsg.):
Mittendrin im Abseits : ethnische Gruppenbeziehungen im lokalen Kontext, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2008, S. 115-131, ISBN: 978-3-531-14710-9
INHALT: Aus der Perspektive der Wissenssoziologie wird nach einem Begriff gesellschaftlicher
Integration gefragt, der den Bedingungen moderner pluraler Gesellschaften angemessen ist.
Ausgehend von der Wissenssoziologie Peter L. Bergers und Thomas Luckmanns wird ein differenziertes Verständnis von Integration entwickelt als, erstens, fortlaufenden Prozess, der,
zweitens, charakteristische Formen der Institutionalisierung erfährt. Zu diesen Institutionali-
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sierungen werden die relativ stabilen Handlungsräume gerechnet, die im Anschluss an Anselm Strauss als soziale Welten bezeichnet und die ihrerseits durch Prozesse der Legitimation,
Segmentierung und Kreuzung immer wieder hergestellt und verändert werden. Die Verfasser
schlagen vor, fünf Idealtypen sozialer Welten zu unterscheiden, wie sie sich aus der Perspektive von Migranten darstellen. Des Weiteren wird auf die transnationale Reichweite sozialer
Welten sowie auf personale Bewältigungsstrategien hingewiesen. Dabei wird die Bedeutung
von Konflikten betont, wie sie sich in und zwischen sozialen Welten vollziehen. Strategien
öffentlicher symbolischer Integration sowie die mit diesen Strategien zusammenhängende
Probleme werden beleuchtet. Dabei werden zentrale institutionalisierte kulturelle Formen und
soziale Modi benannt, die die lebensweltlichen Interaktionsprozesse zwischen Migranten und
autochthoner Bevölkerung entscheidend prägen: Kategorisierung, Stereotypisierung, Stilisierung und Grenzziehung, Verhandeln, Konflikt und Dauerreflexion. Abschließend wird expliziert, worin der spezifische Beitrag des Ansatzes zur aktuellen Theoriediskussion in der Migrationsforschung gesehen wird und die Argumentation zusammengefasst. (ICF2)
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
[70-L] Beck, Ulrich:
Jenseits von Klasse und Nation: Individualisierung und Transnationalisierung sozialer
Ungleichheiten, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis,
Jg. 59/2008, H. 4, S. 301-326 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Die Individualisierungstheorie ist als Herausforderung der Paradigmen in der Untersuchung der sozialen Ungleichheit verstanden worden. Dabei geht es auch darum, wie die
Transnationalisierung sozialer Ungleichheit den Rahmen institutioneller Settings herausfordert und ändert - Nationalstaaten (Parteien), Gewerkschaften, wohlfahrtsstaatliche Systeme
und die nationalen Soziologien sozialer Ungleichheit. In diesem Beitrag testet der Autor die
"kosmopolitische Perspektive" und ihre Beziehung zu sozialer Ungleichheit. Drei Fälle stehen
dabei im Mittelpunkt: (1) die Ungleichheit globaler Risiken; (2) die europäische Dynamik der
Ungleichheit; (3) transnationale Ungleichheiten, die Resultat von grenzüberschreitenden Kapazitäten und Ressourcen sind. Vorher setzt er sich mit der Frage auseinander, was genau Individualisierung ausmacht und in wie weit sie Klassenstrukturen aufweist. (ICEÜbers)
[71-L] Beck, Ulrich:
Die Neuvermessung der Ungleichheit unter den Menschen: soziologische Aufklärung im 21.
Jahrhundert ; Eröffnungsvortrag zum Soziologentag "Unsichere Zeiten" am 6. Oktober
2008 in Jena, (Edition Suhrkamp : Sonderdruck), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 57 S.,
ISBN: 978-3-518-06994-3
INHALT: Zum Konfliktstoff werden soziale Ungleichheiten dann, wenn sich anerkannte Gleichheitsnormen und Gleichheitserwartungen ausbreiten. Die Wahrnehmung sozialer Ungleichheit beruht auf einem territorial abgesteckten Weltbild. Die Zunahme von Verflechtungen und
Interaktionen über nationale Grenzen hinweg erzwingt die Neuvermessung sozialer Ungleichheit. Das Weltbild der natürlichen Gleichheit der Menschen kippt in das Weltbild einer durch
Naturkatastrophen erzeugten natürlichen Ungleichheit der Menschen. Der Klimawandel ist
zugleich hierarchisch und demokratisch, er verschärft vorhandene Ungleichheiten von Armen
und Reichen, Zentrum und Peripherie, hebt diese aber zugleich auf. Die Leitfragen der Gesellschaftstheorie sind zumeist auf Stabilität und Ordnungsbildung ausgerichtet und nicht auf
den epochalen, diskontinuierlichen Gesellschaftswandel in der Moderne. (ICE2)
[72-L] Becker-Schmidt, Regina:
Gesellschaftliche Transformationsprozesse, soziale Ungleichheit und Geschlecht, in:
Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 26/2009, H. 3/4, S. 38-56 (Standort:
USB Köln(38)-FHM XG6137; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag untersucht die Bedeutung von Geschlecht und Klasse als Strukturkategorien und diskutiert deren aktuelle Bedeutung für Gesellschaft und Wissenschaft. Die gegenwärtige Expansion der kapitalistischen Wirtschaftsweise erfordert umfassende theoretische
und empirische Herangehensweisen der feministischen Gesellschaftsanalyse. Dabei ist es
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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hilfreich, die Geschichte der Frauenunterdrückung und in diesem Zusammenhang insbesondere das Verhältnis der männlich konnotierten öffentlichen Sphäre zur weiblich konnotierten
häuslichen Sphäre zu betrachten. Es zeigt sich, dass gegenwärtige wirtschaftliche Transformationsprozesse auf geschlechtliche Ungleichheitslagen einwirken, die untrennbar mit historisch hergestellten gesellschaftlichen Konstellationen verbunden sind." (Autorenreferat)
[73-L] Bohn, Cornelia:
Inklusion und Exklusion: Theorien und Befunde ; von der Ausgrenzung aus der
Gemeinschaft zur inkludierenden Exklusion, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische
Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 171-190 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag sucht nach einer sozialwissenschaftlichen, historisch informierten Analytik der Inklusion und Exklusion, die sich unter problemgeschichtliche Anforderungen stellt.
Es werden Konzepte wie 'ghetto poor' (Wilson), surnuméraire, Ausschluss-Einsperrung (Castel) vorgestellt. Genauer werden die Theorietypen: Soziale Schließung und Ungleichheit (Weber, Bourdieu), Devianz (Foucault) und Inklusion und Exklusion als innergesellschaftliche
Struktur und Differenzierung (Luhmann) diskutiert. Der Text schlägt ein devianztheoretisch
informiertes differenzierungstheoretisches Konzept von Inklusion und Exklusion vor. Dazu
entwickelt die Autorin im Anschluss an das Foucaultsche 'Kerkersystem' die Kategorie der inkludierenden Exklusion, behandelt diese Figur als eine über Devianzphänomene hinausgehende generalisierbare Einsicht für Inklusions- und Exklusionsprozesse und trägt sie in eine
Gesellschaftstheorie ein. Beim Durchgang durch historisch-empirisches Material fällt allerdings Präzisierungs- und Modifikationsbedarf der Theoriebestände auf: Inklusionen und Exklusionen generieren eigenlogische Strukturen, die durchaus gegenläufig auf den verschiedenen Ordnungsniveaus operieren; das ungeklärte Verhältnis von Sozialstruktur/ Semantik/ Diskurs und Praktiken; das 'underlife' der Exklusionsbereiche; das Problem der Verschränktheit,
Ununterscheidbarkeit und des Kontinuums von Inklusion und Exklusion, schließlich die zeitliche, sachliche Limitierung und Reversibilität von Inklusionen und Exklusionen." (Autorenreferat)
[74-L] Brink, Henning van den:
Von feinen Unterschieden zu großen Ungleichheiten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 17, S. 8-14 (www.bpb.de/files/54JFER.pdf)
INHALT: "Die kulturelle Dimension von sozialer Ungleichheit gewinnt in der heutigen Wissensgesellschaft an Bedeutung. 'Die feinen Unterschiede' (Pierre Bourdieu) bei der herkunftsspezifischen Ausstattung mit kulturellen Ressourcen führen zu ungleichen Startchancen von Kindern aus bildungsfernen Milieus." (Autorenreferat)
[75-L] Bude, Heinz:
Die Klasse der Überflüssigen, in: Transit : europäische Revue, 2009, H. 37, S. 87-94 (Standort:
USB Köln(38)-24A1544; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
INHALT: Der Beitrag beschreibt die neue Gruppe bzw. "prekäre Lebenslage" der "Überflüssigen" oder "Überzähligen". Angesichts des nicht nur materiellen, sondern auch existentiellen
Elends dieser Gruppe scheint die institutionalisierte Solidarität des Wohlfahrtsstaates an ihre
Grenzen zu stoßen. Die Betroffenen werden nicht aus Gründen kultureller, ethnischer oder religiöser Differenzen aus den westlichen Gesellschaften ausgeschlossen, da sie noch vor Kurzem zur "Mittelstandsgesellschaft" gehörten. Sie sind einfach "herausgefallen" - Opfer eines
unter dem Druck der Globalisierung beschleunigten Rationalisierungsprozesses. Die Überflüssigen sind entbehrlich, weil sie nichts mehr versprechen, nicht einmal die Möglichkeit ihrer Ausbeutung. Sie taugen nicht einmal mehr zur Reserve, weil kein Angebot von ihrer Seite
zu erkennen ist, das eine Nachfrage nach ihnen hervorrufen könnte. Die "Überflüssigen" erzeugen Angst, weil jedem von uns morgen dasselbe zustoßen kann. Und sie erzeugen
schlechtes Gewissen, weil sie - so das Fazit des Autors - "die Idee einer Gemeinschaft (beschwören), in der jeder und jedem ein Platz zukommt. Die Überflüssigen appellieren durch
ihr bloßes Dasein an das Versprechen eines sozialen Zusammenhangs, in dem niemand verloren geht." (ICA2)
[76-L] Burzan, Nicole:
Prekarität und verunsicherte Gesellschaftsmitte: Konsequenzen für die
Ungleichheitstheorie, in: Robert Castel: Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung : die soziale Frage am
Beginn des 21. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2009, S. 307-315
INHALT: Der Beitrag geht folgender Fragestellung nach: Die Existenz benachteiligter Gruppen
wird in allen Ungleichheitsansätzen berücksichtigt. Lassen sich prekäre, verunsicherte und
"entsicherte" Lebenslagen in die traditionelle Ungleichheitsforschung integrieren oder gibt es
Bedingungen, die einer theoretischen Integration entgegen stehen? Der Frage wird jeweils für
Schicht-, Klassen- und Milieumodelle nachgegangen. Damit gibt die Autorin auch eine
"Standortbestimmung" der gegenwärtigen Ungleichheitsforschung: Nachdem bis in die
1970er Jahre die theoretische Ungleichheitsdiskussion vor allem zwischen Anhängern von
Schicht- und Klassenkonzeptionen geführt wird (mit dem Schichtmodell als dem in der BRD
dominanten Konzept), zielt die Wissenschaft seit den 1980er Jahren darauf, soziale Ungleichheit differenzierter zu erfassen. Position und Lebensweise einer Person können demzufolge
nicht mehr relativ unmittelbar aus den ökonomischen Merkmalen Beruf, Bildung und Einkommen abgeleitet werden, sondern so genannte horizontale Merkmale wie Alter, Geschlecht
oder Region kommen als Erklärungsfaktoren hinzu. Kulturelle Ausdrucksformen wie Geschmack, Werte und Freizeitaktivitäten finden in Milieu- und Lebensstilanalysen Eingang. In
manchen Lesarten der Individualisierungsthese (Beck) wird darüber hinausgehend die Loslösung von Klassen und Schichten postuliert. In den letzten Jahren nun ist wieder häufiger die
Rede von vertikaler Gliederung der Gesellschaft, von Restrukturierung und von Knappheitsgesellschaft. Der Beitrag zeigt, dass und warum vor dem Hintergrund dauerhaft hoher Arbeitslosigkeit, der Deregulierung von Erwerbsarbeit und des Umbaus des Sozialstaates die
vertikalen Dimensionen von Ungleichheit verstärkt ins (wissenschaftliche) Bewusstsein zurückkehren. (ICA2)
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[77-L] Chanos, Antonis:
Demokratie in der Weltgesellschaft: Inklusion/ Exklusion als neuer Metacode?, in:
Rechtstheorie : Zeitschrift für Logik und Juristische Methodenlehre, Rechtsinformatik,
Kommunikationsforschung, Normen- und Handlungstheorie, Soziologie und Philosophie des
Rechts, Bd. 39/2009, H. 2/3, S. 383-397 (dx.doi.org/10.3790/rth.39.2-3.383)
INHALT: Die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion hatte für Niklas Luhmanns - insbesondere in den letzten Jahren seiner Theorieproduktion - einen prominenten Stellenwert gewonnen. Mit den Begriffen Inklusion und Exklusion bezeichnet Luhmann "ein Verhältnis
struktureller Kopplung zwischen psychischen und sozialen Systemen". Von Inklusion ist
dann die Rede, wenn im sozialen System eine besondere Relevanz von organischen und psychischen Systemen der Umwelt in der Form von "Personen" anerkannt wird. Um Exklusion
geht es dementsprechend, "wenn ein System annimmt, sich gegenüber (gesellschaftlich konstituierten) Personen Indifferenz, Rücksichtslosigkeit, Ablehnung leisten zu können". Der
vorliegende Beitrag versucht, die wichtigsten Aspekte des Luhmannschen Ansatzes um die
gesellschaftstheoretische Relevanz der Inklusion/Exklusions-Unterscheidung als einer neuen
gesellschaftsstrukturellen Leitdifferenz (unter dem Vorzeichen der fortgeschrittenen Globalisierung der Funktionssysteme in der Weltgesellschaft) zu rekonstruieren. In einem zweiten
Schritt wird der Versuch unternommen, die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion als
Problem zweier Funktionssysteme der modernen Gesellschaft, nämlich des Rechtssystems
und des politischen Systems, näher zu beleuchten. Die Inklusion der Gesamtbevölkerung in
das Rechtssystem erfolgt hier über die Zuteilung von Rechtsfähigkeit oder über die Allgemeinzugänglichkeit von rechtlichen Verfahren. (ICA2)
[78-L] Dangschat, Jens S.:
Symbolische Macht und Habitus des Ortes: die 'Architektur der Gesellschaft' aus Sicht der
Theorie(n) sozialer Ungleichheit von Pierre Bourdieu, in: Joachim Fischer (Hrsg.) ; Heike
Delitz (Hrsg.): Die Architektur der Gesellschaft : Theorien für die Architektursoziologie,
Bielefeld: transcript Verl., 2009, S. 311-341
INHALT: Der Beitrag nutzt die Thesen Bourdieus zur sozialen Ungleichheit dafür, die Rolle der
Herstellung von gebautem Raum (Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur) in der Auseinandersetzung um den öffentlichen Raum in Großstädten zu analysieren. Dabei wird "Raum"
als relationale Größe im Wechselspiel zwischen der Herstellung und Syntheseleistung sozialräumlicher Situationen durch die Nutzenden verstanden. Insbesondere in der "europäischen
Stadt" sind mit dem öffentlichen Raum Erwartungen verbunden, die durch spezifische Nutzungen und soziale Kontrolle perpetuiert werden. Am Fall der Umgestaltung des Karlsplatzes
in Wien wird gezeigt, wie die architektonische, landschaftsplanerische und städtebauliche
Umgestaltung des öffentlichen Raumes dazu beiträgt, sozialen Hierarchien zu restrukturieren.
Dazu wird vor allem Bourdieus Struktur-Habitus-Praxis-Konzept angewandt; es werden seine
Überlegungen zum Wechselverhältnis zwischen der Aneignung des physischen Raumes und
der Position im sozialen Raum herangezogen, um die Aneignung des physischen Raumes als
Praxis sozialer Positionierung zu analysieren. Der Karlsplatz ist wichtigster U-Bahn-Knoten,
Ort einer hohen Konzentration von Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie traditionell
Treffpunkt von KonsumentInnen und Verkäufern legaler und illegaler Drogen. Dessen "Säuberung" durch eine "Sicherungsarchitektur" steht im Mittelpunkt des Beitrags. (ICA2)
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[79-L] Demirovic, Alex:
Reibungen an der Normalität: Exklusion und die Konstitution der Gesellschaft, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 397-417 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im ersten Teil des Beitrags wird diskutiert, dass eine moralphilosophische und demokratietheoretische Forderung nach mehr Inklusion von durch Exklusion betroffenen Individuen theoretisch unzulänglich und politisch hilflos ist. Das grundlegende Problem, dass sich
moderne Gesellschaft nur in der Binarität von Inklusion und Exklusion konstituieren kann,
wird dabei ignoriert. Dort, wo diese Einsicht zur Geltung gelangt - in der Theorie von Luhmann -, fehlt allerdings der herrschaftssoziologische Aspekt. Erst eine kritische Wendung, der
die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion selbst in Frage stellt, führt weiter. Ob eine
solche Infragestellung überhaupt möglich ist, ist Gegenstand der Auseinandersetzung mit der
Theorie von Laclau, der ebenfalls einen die Gesellschaft konstituierenden Ausschluss annimmt. Es wird, gestützt auf Überlegungen Freuds und Adornos, der Nachweis geführt, dass
Laclaus Argumente für die konstitutive Notwendigkeit von Exklusion Ergebnis von Naturalisierungen sind, die theoretisch nicht begründet werden können. Die These ist, dass Laclaus
ontologisierende Argumentation durchaus den realen Gehalt der modernen Gesellschaft trifft
und Gesellschaft als ökonomisch, politisch und kommunikativ erzeugte Totalisierung mit ihren ausschließenden Folgen als Form menschlichen Zusammenlebens selbst zur Disposition
gestellt werden muss." (Autorenreferat)
[80-L] Djemili, Anissa:
Die räumlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit: eine Analyse soziologischer
Ungleichheitstheorien und sozialer Ungleichheit in der räumlichen Dimension, Saarbrücken:
VDM Verl. Dr. Müller 2007, 98 S., ISBN: 978-3-8364-4975-5
INHALT: Um zu untersuchen, wie sich soziale Ungleichheiten räumlich auswirken, werden zunächst die klassischen soziologischen Theorien sozialer Ungleichheit vorgestellt, um darzustellen, wie in der Soziologie typischerweise soziale Ungleichheiten erklärt werden. Behandelt werden die Klassentheorien bei Marx und Weber, soziologische Schichtungstheorien
(Funktionalismus) und die Entstrukturierungsansätze (Beck, Hradil). Dann werden räumliche
Dimensionen sozialer Ungleichheit (Migration, Segregation, Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit) behandelt. Schließlich wird diskutiert, welche klassische Theorie sozialer Ungleichheit am besten die räumlichen Ungleichheitsdimensionen erklärt. Die Untersuchung
zeigt, dass ein integriertes Konzept sozialer Ungleichheit, das die objektive Struktur von Milieus und Lebensstilen und die Konfliktlinien zwischen ihnen berücksichtigt, am ehesten als
geeignet erscheint, die räumlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit zu erklären. (ICE2)
[81-L] Ernst, Christoph; Sparn, Walter; Wagner, Hedwig (Hrsg.):
Kulturhermeneutik: interdisziplinäre Beiträge zum Umgang mit kultureller Differenz,
München: Fink 2008, 554 S., ISBN: 978-3-7705-4716-6
INHALT: "Das Buch widmet sich Phänomenen des Neuen, Anderen, Unklaren, Fremden und
fremd Bleibenden, die sich schon seit der 'Krise der Moderne' den geisteswissenschaftlichen
Disziplinen aufdrängen und die in der 'Postmoderne' nicht länger mehr als Rest- oder Rand-
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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phänomene abgeschoben und entsorgt werden können: Phänomene der in der literarischen,
sozialen, politischen, religiösen, kurz: kulturellen Kommunikation auftretenden, oft sich aufdrängenden und doch nur schwer zu begreifenden oder gar dingfest zu machenden Alterität.
Die kulturhermeneutische Ausrichtung der Forschungspublikation akzeptiert im Blick auf die
Frage, wie kulturelle Kommunikation überhaupt funktioniert, keine alten oder neuen Selbstverständlichkeiten. Vielmehr bringt sie die in den verschiedenen Fächern -Literaturwissenschaften, Soziologie, Politische Wissenschaften, Religionswissenschaft, Theologie, Medienwissenschaft - mitgebrachten methodischen Potenziale, die als solche in keinem Fall unverändert bleiben können, in ein experimentelles Gespräch. Dies nicht immer konfliktlose Gespräch hat es ermöglicht, eine phänomenologisch und semiotisch justierte Hermeneutik mit
der Sprachanalyse, der Systemtheorie und der dekonstruktivistischen Diskursanalyse zu verbinden. Die in diesem Buch versammelten Beiträge beantworten je auf ihrem Feld die Frage,
was Kulturhermeneutik ist, wenn sie 'im Zeichen von Differenz und Transdifferenz' betrieben
wird." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christoph Ernst, Hedwig Wagner: Einleitung:
Unterschiede (nicht) verstehen - Interkulturelle Hermeneutik auf dem Weg zur Kulturhermeneutik (25-30); Christoph Ernst: Die implizite Medialität des Kulturvergleichs - Interkulturelle Hermeneutik zwischen Phänomenologie und Medienphilosophie (31-54); Heiko Grünwedel: Schnittstellen am ganzen Leib - Der Leib eine offene Schnittstelle. Überlegungen zur Bedeutung der Leiblichkeit für eine Interkulturelle Hermeneutik (55-74); Thomas Kempa: Das
Problem des Standpunktes aus pragmatischer Sicht: Malis orthafte Ortlosigkeit als Symptom
für ein Dilemma der Interkulturellen Hermeneutik (75-94); Hedwig Wagner: Die Europaidee,
der Universalismus und der Kosmopolitismus (95-118); Karin Höpker: Einleitung: Inszenierte Lesarten - Kulturelle Begegnungen in und mit anglophonen Texten (119-124); Klaus
Lösch, Heike Paul: Captive Women und Praying Indians: Koloniale Hermeneutik und Transdifferenz in Texten der frühen amerikanischen Kolonialzeit (125-158); Alexandra Gander,
Christina Hein, Karin Höpker: Trickster Hermeneutics als alterNative Schreib- und Lesepraxis: Gerald Vizenors Harold of Orange und Louis Owens Bone Garne (159-186); Antje Kley:
Die Postkoloniale Poetik von Derek Walcotts Revisionen des Robinson Crusoe in "Crusoe's
Journal": Ein literaturwissenschaftlicher Beitrag zum kulturhermeneutischen Selbst- und
Fremdverstehen (187-206); Dieter Meindl: Transdifferentes Kanada - mit einer kulturhermeneutischen Analyse von O'Hagans Tay John (207-222); Kylie Crane: Der Fall Mudrooroo:
Authentizität, Autorität, der Buchmarkt und der Leser (223-244); Ilja Srubar, Peter Isenböck:
Einleitung: Sinn und Realität. Praxis und Theorie sozialer Konstruktion sinnhafter Welten
(245-250); Ilja Srubar: Sozialwissenschaftliche Hermeneutik (251-266); Joachim Renn: Text
und Wirklichkeit. Instruktion, Rekonstruktion und das Problem der Einheit und des Außenbezuges des Textes (267-288); Claudia Globisch: Semantikanalysen als kulturhermeneutische
Methode. Ein Fallbeispiel einer politisch-sozialen Semantik (289-310); Ingmar Dette: Kontingenz und Ironie - Zum Verhältnis von Geschichtsbewusstsein und Handlungsorientierung am
Beispiel der 'Wende' (311-336); Peter Isenböck: Die Paradoxie des Verstehens. Kulturhermeneutik nach Gadamer und Luhmann (337-356); Michael Gubo: Zur Zirkularität von Phänomen und Theorie. Von einer systemtheoretischen zu einer kulturhermeneutischen Perspektive
(357-378); J. Erika von Rautenfeld: Who's zoomin' who Positionalität,Intersubjektivität und
Selbstreflexivität in der Forschungspraxis der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik (379400); Nadine Böhm, Mihai Grigore, Andreas Nehring, Vadim Zhadnov: Einleitung: Religion,
Ethik, Medien: Kulturhermenetik interdisziplinär (401-406); Andreas Nehring: Im Wunderland des Glaubens. Religionswissenschaft zwischen Kulturhermeneutik und Kulturpolitik
(407-428); Nadine Böhm:'I am leaving myself to you... You will understand or you won't.' Jackie Kays Trumpet (1998) als literarische Inszenierung hermeneutischer Ethik (429-454); Mi-
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hai Grigore: Die ethische Handlungsgemeinschaft als Voraussetzung der Hermeneutik: zur
Dialektik des Handelns und Verstehens (455-472); Vadim Zhdanov: Ansätze zu einer religionswissenschaftlichen Kulturhermeneutik (473-490); Nadine Böhm, Urs Espeel, Doris Feldmann, Christian Krug, Andreas Nehring, Huiwen Zhang: Einleitung: Verschieden Übersetzen
(491-494); Huiwen Zhang: Übertragung als Prophezeiung und Inszenierung: Richard Wilhelms Einführung des Übermensch-Konzepts in die daoistische Gedankenwelt (495-518); Nadine Böhm, Barbara Gabel-Cunningham, Doris Feldmann, Christian Krug, Andreas Nehring,
Sabine Nunius: 'Postkoloniale Übersetzung als kulturhermeneutisches Projekt': Zur Übertragung von Spivaks A Critique of Postcolonial Reason ins Deutsche (519-538); Urs Espeel:
Nah am Text - Der Unterschied zwischen Übertragen und Übersetzen, dargestellt anhand der
Verdeutschung der Schrift durch Martin Buber und Franz Rosenzweig (539-554).
[82-L] Fischer, Karsten:
Demokratie und Differenzierung bei Montesquieu, in: Zeitschrift für Politik : Organ der
Hochschule für Politik München, N. F., Jg. 56/2009, H. 1, S. 19-34 (Standort: USB Köln(38)Fa00283; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Montesquieus Schritt von der normativen politischen Theorie hin zur Politischen Soziologie beinhaltet Elemente einer Theorie sozialer Differenzierung, die auch seine Gewaltenverteilungslehre prägen. Verbunden mit seinem liberalen Öffentlichkeitskonzept, ermöglicht
ihm dies eine modernisierungsskeptische Differenzierung der Demokratisierungsfrage, die
das Verständnis und Verhältnis von Demokratie und Staatlichkeit ebenso betrifft wie das Verhältnis zwischen Regierungslehre, Politischer Soziologie und Politischer Theorie. In Äquidistanz zu den Antipoden Aristoteles und Hobbes wie auch zur Radikalität Rousseaus steht somit vor allem Montesquieus Denken für die Ermöglichung des liberalen Konstitutionalismus." (author's abstract)
[83-L] Gertenbach, Lars:
Ein "Denken des Außen": Michel Foucault und die Soziologie der Exklusion, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 308-328 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz bringt Michel Foucault mit der gegenwärtigen Exklusionsdebatte in Verbindung. Obwohl von Foucault materialreiche Untersuchungen zu Phänomenen des sozialen
Ausschlusses vorliegen, blieb er in der bisherigen Diskussion nahezu unberücksichtigt. Vor
dem Hintergrund der bestehenden theoretisch-konzeptionellen Unklarheiten ist dies umso erstaunlicher, da deren genaue Gestalt einen Rekurs auf Foucault nahe legt. In einem ersten
Schritt skizziert der Text die Themenfelder und Problembereiche der derzeitigen Exklusionsforschung. Das Ziel des Aufsatzes besteht im Folgenden darin, die Stellung des Exklusionsbegriffs wie auch die Zugriffsweisen Foucaults auf Phänomene sozialer Exklusion zu systematisieren und auf die bestehende Forschungsdebatte zu beziehen. Dazu wird vorgeschlagen,
innerhalb des Foucaultschen Werkes zwischen drei Mechanismen bzw. Typen von Exklusion
zu unterscheiden. Diese lassen sich nicht nur mit verschiedenen Machtformen (Souveränität,
Disziplin, Gouvernementalität) in Verbindung setzen, mit ihnen können auch sozialhistorisch
divergierende Exklusionspraktiken identifiziert werden. Besondere Bedeutung für die aktuelle
Diskussion erlangt der noch weitgehend unausgearbeitete dritte Typus, der für Foucault mit
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der Formierung einer Sicherheitsgesellschaft verknüpft ist. Dies ist auch der Punkt, der eine
Hinwendung zu Foucault für die gegenwärtige Exklusionsdebatte besonders ertragreich erscheinen lässt." (Autorenreferat)
[84-L] Hadler, Markus:
Soziale Ungleichheit im internationalen Vergleich: ihre Wahrnehmung, ihre Auswirkung
und ihre Determinanten, (Austria: Forschung und Wissenschaft - Soziologie, Bd. 4), Wien: Lit
Verl. 2007, 193 S., ISBN: 978-3-7000-0709-8
INHALT: Der Band bewegt sich im Schnittpunkt von Forschungsmethodik und inhaltlich-theoretischen Überlegungen. Der erste Teil konzentriert sich auf die Methodik des internationalen
Vergleichs und der zweite Teil auf die inhaltlichen Befunde zu verschiedenen Aspekten der
sozialen Ungleichheit, von der Bewertung von Einkommensungleichheiten bis zu einer direkten Folge von regionaler Ungleichheit, nämlich der individuellen Anwanderung. Im Hinblick
auf die methodischen Belange konnte durch die Verwendung der Mehrebenen-Analyse dargelegt werden, dass gegenüber der herkömmlichen OLS-Regression wesentliche Vorteile für
den internationalen Vergleich gegeben sind. Jedoch müssen vorab Makroebenen, meist das
Land oder die Region, als Kontexteinheiten definiert werden. Dadurch könnten aber auch
Klassen identifiziert werden, die quer zu Ländergrenzen verlaufen. Die Indikatoren für soziale Ungleichheit lassen sich inhaltlich vor allem zwei immer wiederkehrenden Bereichen zuordnen, und zwar der Modernisierung und den Institutionen. In den Bereich Modernisierung
gehören Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt oder der Human Development Index. Der
zweite Komplex umfasst solche Institutionen wie dominante Kirchen, sozialstaatliche Regime, das Vorhandensein institutioneller Konfliktregelungen, aber auch die dominanten Ideologien des Beitrags der Einkommensungleichheit. (ICB2)
[85-L] Haller, Max:
Die österreichische Gesellschaft: Sozialstruktur und sozialer Wandel, Frankfurt am Main:
Campus Verl. 2008, 483 S., ISBN: 978-3-593-38588-4
INHALT: Das Lehrbuch bietet eine Einführung in Grundbegriffe der Sozialstruktur und Theorien
der Herausbildung sozialer Klassen und Schichten. Es zeigt zugleich die sozialhistorischen
Voraussetzungen der österreichischen Gesellschaft seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf und
liefert eine empirische Analyse der demographischen und berufsstrukturellen Entwicklung sowie der Bildungs-, Berufs- und Einkommenschancen und ihrer politischen Determinanten im
heutigen Österreich. Zudem werden die ökonomische Ungleichheit als zentraler Aspekt der
sozialen Ungleichheit sowie die Bedeutung letzterer im gesellschaftlichen Bewusstsein und
im politischen Prozess behandelt. Jedem der zehn Kapitel sind ein Resümee und vertiefende
Fragen sowie Hinweise auf weiterführende Literatur beigegeben. (ICE2)
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[86-L] Herkommer, Sebastian:
Ausgrenzung und Ungleichheit: Thesen zum neuen Charakter unserer Klassengesellschaft,
in: Roland Anhorn (Hrsg.) ; Frank Bettinger (Hrsg.): Sozialer Ausschluss und soziale Arbeit :
Positionsbestimmungen einer kritischen Theorie sozialer Arbeit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 63-82, ISBN: 978-3-531-15181-6 (Standort: UB Trier(385)-0Dln42020(2))
INHALT: Die sich weit öffnende Schere zwischen Reichtum und Armut in der Welt und sogar in
den reichsten kapitalistischen Gesellschaften sowie die mit der Massen- und Dauerarbeitslosigkeit sich verschärfenden Phänomene sozialer Ausgrenzung haben in den Sozialwissenschaften zu einer Wiederbelebung der marxistischen Klassentheorie geführt. Die aktuellen
Auseinandersetzungen zur Veränderung der Sozialstruktur bestätigen nach Meinung des Autors erstens die Wiederbelebung des Klassendiskurses, zweitens die Hinweise auf eine zunehmende Polarisierung von Einkommen und Vermögen auf der einen Seite und neuer Armut auf
der anderen Seite, und drittens die Diskussion neuer Formen von sozialer Ausgrenzung. Der
Autor thematisiert in seinem Beitrag die Ausgrenzung als zeitliche und räumliche Kategorie
und diskutiert die Möglichkeiten einer Trendwende am Beispiel der von Gewerkschaften unterstützten innovativen Arbeitsmarktpolitik und einer sozialen Stadtentwicklungspolitik. Er
zeigt, dass die von der Klassengesellschaft produzierten sozialen Ausgrenzungen zumindest
in ihren krassesten Formen und Konsequenzen abgemildert werden können, und dass es auch
unter den Bedingungen gesellschaftlicher Umbrüche und einer tiefgreifenden Krise noch
Spielräume in der Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt, die Alternativen zum "Terror der Ökonomie" in allen Lebensbereichen zulassen. In den genannten Beispielen besitzt der Appell an
soziales Engagement, kollektive Verantwortung und Solidarität eine herausragende Rolle.
(ICI2)
[87-L] Huinink, Johannes; Schröder, Torsten:
Sozialstruktur Deutschlands, (UTB, 3146), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2008, 280 S., ISBN:
978-3-8252-3146-0
INHALT: Die Verfasser geben eine systematische Einführung in die zentralen Begriffe und Konzepte der Sozialstrukturforschung in ihren allgemeineren Theoriezusammenhängen und präsentieren ausgewählte, aktuelle Informationen zu grundlegenden Bereichen der Sozialstruktur
Deutschlands. Im ersten Teil wird eine Einführung in Grundbegriffe der Sozialstrukturforschung gegeben und das allgemein-theoretische Basismodell einer mikrofundierten Sozialstrukturanalyse dargestellt. Im zweiten Teil werden Ansätze, Messkonzepte und Befunde der
demographischen Sozialstrukturanalyse und Grundlagen der Bevölkerungssoziologie behandelt. Im Folgenden wird der neben der Bevölkerungssoziologie zweite große Themenkomplexe der Sozialstrukturforschung angesprochen - die Soziologie der sozialen Ungleichheit mit
ihren unterschiedlichen Modellen. Erklärungsansätze für das Phänomen der sozialen Ungleichheit und seine spezifischen Erscheinungsformen in verschiedenen Teilbereichen werden
vorgestellt und für Deutschland konkretisiert. Im vierten Teil geht es um die Beziehung der
Sozialstruktur zu grundlegenden Institutionen der Gesellschaft (Wirtschaft, Arbeitsmarkt,
Wohlfahrtsstaat, Öffentlichkeit). Ein Anhang informiert über die wichtigsten Datenquellen
der Sozialstrukturanalyse. (ICE2)
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[88-L] Imbusch, Peter; Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.):
Integration - Desintegration: ein Reader zur Ordnungsproblematik moderner
Gesellschaften, (Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration), Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2008, 744 S., ISBN: 978-3-531-15583-8
INHALT: "Integration und Desintegration sind Phänomene von zentraler Bedeutung für moderne
Gesellschaften. Die Frage, wie soziale Ordnung möglich ist, treibt die Soziologie seit ihren
Anfängen um. Im Zuge der Globalisierung verschärft sich die Integrationsproblematik, weil
Integration traditionell eine nationalstaatliche Rahmung besaß. Desintegrationsprozesse sind
die Folge. Desintegration kann aber auch endogene Ursachen wie Individualisierung, Entsolidarisierung oder Erosion von Staatlichkeit haben. Der Reader versammelt klassische und
neue Texte zur Integrations-/ Desintegrationsdebatte. Zu Beginn werden grundlegende Konzeptionen von Integration und verschiedene analytische Zugänge zur Desintegration vorgestellt. Es folgen Texte, die sich mit spezifischen Dimensionen der Integrations- und Desintegrationsdynamik (Anomie, Konflikt, Ausgrenzungen und Ungleichheiten, Kontrolle) befassen. Ein weiterer Abschnitt beleuchtet exemplarische Folgen von Desintegration. Abschließend geht es um die Wirksamkeit möglicher Integrationsmodi. Den einzelnen Kapiteln ist jeweils eine kurze Einführung zu den ausgewählten Texten vorangestellt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Einführung in die Problematik gesellschaftlicher Integration und Desintegration (11-16); II. Reader: 1. Gesellschaft - Ein Definitionsversuch (19-20); Text: Wilhelm
Heitmeyer, Gesellschaft (21-26); 2. Konzeptionen sozialer Integration: Einführung: Wilhelm
Heitmeyer (29-34); Text: David Lockwood, Sozialintegration und Systemintegration (35-50);
Text: Richard Münch, Elemente einer Theorie der Integration moderner Gesellschaften (5174); Text: Bernhard Peters, Die Integration moderner Gesellschaften (75-92); Text: Jürgen
Friedrichs / Wolfgang Jagodzinski, Theorien sozialer Integration (93-118); 3. Analysen zur
Desintegration: Einführung: Peter Imbusch (121-128); Text: Reimund Anhut / Wilhelm Heitmeyer, Desintegration, Konflikt, Ethnisierung (129-148); Text: Niklas Luhmann, Inklusion
und Exklusion (149-168); Text: Armin Nassehi: Inklusion, Exklusion - Integration, Desintegration (169-192); Text: Michael Vester, Das Sozialmodell der Bundesrepublik und seine
Krise (193-220); 4. Spezifische Dimensionen der Integrations-Desintegrationsdynamik: 4.1
Anomie: Einführung: Helmut Thome (225-232); Text: Emile Durkheim, Der anomische
Selbstmord (233-250); Text: Robert K. Merton, Sozialstruktur und Anomie (251-266); Text:
Nikos Passas, Kontinuitäten in der Anomietradition (267-284); Text: Peter Waldmann, Zum
Konzept des anomischen Staates (285-298); 4.2 Konflikt: Einführung: Peter Imbusch (301306); Text: Georg Simmel, Der Streit (307-336); Text: Lewis A. Coser, Sozialer Konflikt und
die Theorie sozialen Wandels (337-352); Text: Ralf Dahrendorf, Der moderne soziale Konflikt (353-370); Text: Zygmunt Bauman, Schwache Staaten. Globalisierung und die Spaltung
der Weltgesellschaft (371-386); 4.3 Ausgrenzungen und Ungleichheiten: Einführung: Ferdinand Sutterlüty (389-396); Text: Ute Volkmann, Soziale Ungleichheit. Die "Wieder"-Entdeckung gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten (397-414); Text: Robert Castel, Die Metamorphosen der sozialen Frage (415-432); Text: Heinz Bude, Die Überflüssigen als transversale Kategorie (433-450); Text: Martin Kronauer, Das Ausgrenzungsproblem und die Zukunft der Demokratie (451-460); 4.4 Kontrolle: Einführung: Peter Imbusch (463-468); Text: Thomas
Schwinn, Staatliche Ordnung und moderne Sozialintegration (469-490); Text: Michael Baurmann, Zehn Thesen zum Verhältnis von Normanerkennung, Legitimität und Legalität (491512); Text: Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses (513530); Text: David Garland, Die Kultur der 'High Crime Societies' (531-562); 5. Exemplarische Folgen von Desintegration: Einführung: Sandra Hüpping (565-570); Text: Wilhelm
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
Heitmeyer, Gesellschaftliche Integration, Anomie und ethnisch-kulturelle Konflikte (571590); Text: Albrecht Göschel / Ulla-Kristina Schuleri-Hartje, Integration und Desintegration
in der Stadt (591-614); Text: Manuel Eisner, Kriminalität in der Stadt (615-634); Text: Lothar
Böhnisch, Rechtsextremismus als "Sog von unten" (635-648); 6. Wirkungen von Integrationsmodi (649-650); Einführung: Peter Imbusch (651-658); Text: Helmut Dubiel, Integration
durch Konflikt? (659-674); Text: Hubert Rottleuthner, Recht und soziale Integration (675692); Text: Gertrud Nunner-Winkler, Zurück zu Durkheim? Geteilte Werte als Basis gesellschaftlichen Zusammenhalts (693-720); Text: Uwe Sander / Wilhelm Heitmeyer, Was leisten
Integrationsmodi? Eine vergleichende Analyse unter konflikttheoretischen Gesichtspunkten
(721-740).
[89-L] Jobst, Solvejg; Skrobanek, Jan:
Migration und Ungleichheit: Objektkonstruktionen im sozialwissenschaftlichen Feld, in:
Soziale Probleme, Jg. 19/2008, H. 1, S. 34-52 (Standort: USB Köln(38)-XG07368; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit Blick auf die gegenwärtige Debatte zu Fragen der Integration oder Desintegration
von Migrantinnen und Migranten existiert eine auffallende Zurückhaltung bei der Problematisierung der kulturellen Einbettung wissenschaftlicher Praxis. Diese ist jedoch notwendig, um
die Rolle der Wissenschaft bei der Konstruktion von Über- bzw. Unterordnungsrelationen
kultureller Kapitalien abschätzen zu können. Unter Bezug auf Pierre Bourdieus Theorie symbolischer Gewalt und seiner Konzeption des wissenschaftlichen Feldes wird vermutet, dass
im Bereich der Migrationsforschung die soziale Konstruktion der Geltungsordnung von kulturellen Kapitalien eine zentrale Rolle spielt. Mit Hilfe einer systematischen Inhaltsanalyse
von vier ausgewählten sozialwissenschaftlichen Journalen wird untersucht, ob und in welchem Ausmaß symbolisches und (herkunfts)spezifisches kulturelles Kapital im Datenmaterial
problematisiert und in welches spezifische Verhältnis beide Kapitalformen zueinander gebracht werden." (Autorenreferat)
[90-L] Kalscheuer, Britta; Allolio-Näcke, Lars (Hrsg.):
Kulturelle Differenzen begreifen: das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer
Sicht, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 465 S., ISBN: 978-3-593-38475-7 (Standort: UB
Duisburg-Essen()-E11NZX7472)
INHALT: "In den letzten Jahren entstand in den Kulturwissenschaften eine Vielzahl von Konzepten und Begriffen, um kulturelle Differenzen begreifbar zu machen. Angesichts dessen stellt
sich die Frage, ob und inwiefern mit dem Konzept der Transdifferenz ein Erkenntnisfortschritt verbunden ist. Dieser Frage wird im Rahmen eines vielstimmigen und interdisziplinären Dialogs nachgegangen. Ausgangspunkt ist Transdifferenz als Sammelbegriff für Phänomene, die mit der Vorstellung klarer und eindeutiger Differenzen und Grenzlinien nicht in
Einklang gebracht werden können und die daher permanenten Austausch- und Veränderungsprozessen unterliegen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Reckwitz: Generalisierte Hybridität und Diskursanalyse: zur Dekonstruktion von 'Hybriditäten' in spätmodernen populären Subjektdiskursen (17-39); Kien Nghi Ha: Transdifferenz und postkoloniale Hybridität
- kritische Anmerkungen (41-57); Michael C. Frank: 'Transdifferenz' und Dekonstruktion
(59-78); Michiko Mae: Von der Transdifferenz zur Transkulturalität - am Beispiel des gen-
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der-free-Konzepts in Japan (79-99); Jürgen van Oorschot: Transdifferenz als docta ignorantia
- alte und neue Sprachversuche an den Grenzen bipolaren Ordnens und Erkennens (101-116);
Stefan Schmid, Alexander Thomas: Transdifferenz aus der Perspektive der interkulturellen
Psychologie (117-128); Julia Reuter, Matthias Wiesner: Soziologie im Zwischenraum: Chancen und Grenzen einer transdifferenten Perspektive (129-143); Heiner Keupp: Identitätspolitik zwischen kosmopolitischer Euphorie und fremdenfeindlicher Ausgrenzung (147-166);
Thomas Geisen: Kultur und Identität - zum Problem der Thematisierung von Gleichheit und
Differenz in modernen Gesellschaften (167-187); Stephan Moebius: Identitäten im Sinne der
'differance'. Transdifferente Subjektpositionen im Ausgang einer poststrukturalistischen Sozialwissenschaft (189-211); Werner Kogge: Wie Differenz begreifen? Das Konzept der 'Transdifferenz' und die Konzeption von 'Die Grenzen des Verstehens' (213-233); Kurt Imhof: Differenzierungstheorie und sozialer Wandel (235-260); Anil K. Jain: Die Ökonomie der Differenz - eine materialistische Perspektive auf das Phänomen der (Trans-)Differenz (261-271);
Leyla Ercan: "Das Noch-Nicht des niemals Gewesenen" - Einige Gedanken darüber, wie sich
Transdifferenz ereignet (275-291); Christoph Antweiler: Das Transdifferenzkonzept auf dem
Prüfstand: ethnologische Theorie und Befunde (293-315); Robert Gugutzer: Transdifferente
Leiblichkeit. Leibphänomenologische Überlegungen zu einer Soziologie der Transsubjektivität (317-336); Peter Gostmann: Transdifferenz und Europa. Eine wissenssoziologische Anmerkung (337-356); Karin Bischof, Marietta Schneider: Feldforschung im interkulturellen
Kontext: eine Auseinandersetzung mit dem Transdifferenzkonzept (357-382); Paul Mecheril,
Daniela Prohadnick, Karin Schersel: (De-)Binarisierung und Bildung. Empirisch-theoretische
Vignetten eines Zusammenhangs (383-406); Stephan Krines: Transdifferenzen im Bild - eine
Konkretisierung am Beispiel der Fotografie mit der Lochkamera (407-422); Lars Allolio-Näcke, Britta Kalscheuer: Vom Dialog zum Polylog: Chancen und Grenzen des Transdifferenzkonzeptes aus interdisziplinärer Sicht (425-439).
[91-L] Keller, Boris:
Sozialkapital und die Illusion sozialer Gleichheit: ein Vergleich der Ansätze von Bourdieu,
Coleman und Putnam zur Erklärung sozialer Ungleichheit, Bonn: Scientia Bonnensis 2007,
120 S., ISBN: 978-3-940766-00-7 (Standort: UB Bonn(5)-W20074766)
INHALT: "Vorliegende Ausarbeitung stellt eine erste Annäherung dar, die unterschiedlichen
theoretischen Anlagen der Sozialkapitalansätze als Beitrag zur empirischen Sozialen Ungleichheitsforschung herauszuarbeiten. Es werden die zentralen Ansätze von Bourdieu, Coleman und Putnam detailliert aufgearbeitet, um deren systematischen Bezug zu den Strukturen
und Wirkungen herauszustellen, die soziale Ungleichheit bedingen. Anhand eines strukturorientierten Analyseschemas und einer kleinen Sozialstruktur wird diskutiert, inwieweit die behandelten Ansätze zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen und welche sozialstrukturellen Figurationen sowohl die Realisierung von Verteilungsgewinnen wie auch die Produktion von Sozialkapital begünstigen. Sozialkapital nimmt Einfluss auf die Chancenverteilung
zur Verwirklichung prinzipiell einseitiger Interessen und trägt damit zur Ungleichheit in den
einbezogenen Dimensionen bei. Der Ansatz des Sozialkapitals kann dazu dienen, die Entscheidungssituation und -logik, das rationale Kalkül interessenorientierten Handelns und die
Hintergrundannahmen von Entscheidungen besser zu erklären als Modelle, die den Einfluss
von Kultur, sozialem Kontext und wechselseitigen Verpflichtungsverhältnissen in Gruppen
nicht berücksichtigen." (Autorenreferat)
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[92-L] Klinger, Cornelia; Knapp, Gudrun-Axeli (Hrsg.):
ÜberKreuzungen: Fremdheit, Ungleichheit, Differenz, (Forum Frauen- und
Geschlechterforschung, Bd. 23), Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2008, 277 S., ISBN: 978-389691-223-7
INHALT: "Über-Kreuzungen zwischen unterschiedlichen Formen von Ungleichheit, Herrschaft
und Differenz stehen im Zentrum der jüngeren Geschlechterforschung. Welche Kategorien
sozialer Strukturierung sind wesentlich für ein Verständnis der modernen Gesellschaft? Welche Folgen hat die soziale Heterogenität der Genus-Gruppe 'Frauen' für feministische Kritik
und Politik? Wie lassen sich Wechselbezüge zwischen Klasse, Geschlecht / Sexualität, Ethnizität analysieren? Wie kann das Zusammenspiel ökonomischer, sozialer, kultureller und psychischer Prozesse im Blick auf die unterschiedlich verfassten Achsen sozialer Ungleichheit
am Besten begriffen werden? Die Autorinnen nähern sich diesen Fragen von unterschiedlichen Theorietraditionen her auf der Suche nach einer intersektionellen Perspektive." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kathy Davis: Intersectionality in Transatlantic Perspective
(19-27); Cornelia Klinger: Überkreuzende Identitäten - Ineinandergreifende Strukturen Plädoyer für einen Kurswechsel in der Intersektionalitätsdebatte (38-67); Barbara Rendtorff:
Warum Geschlecht doch etwas "Besonderes" ist (68-86); Vera King: Jenseits von Herkunft
und Geschlechterungleichheiten? Biographische Vermittlungen von 'class', 'gender',' ethnicity'
in Bildungs- und Identitätsbildungsprozessen (87-111); Regina Becker-Schmidt: Wechselbezüge zwischen Herrschaftsstrukturen und feindseligen Subjektpotentialen - Überlegungen zu
einer interdisziplinären Ungleichheitsforschung (112-137); Gudrun-Axeli Knapp: Verhältnisbestimmungen: Geschlecht, Klasse, Ethnizität in gesellschaftstheoretischer Perspektive (138170); Christine Weinbach: "Intersektionalität": Ein Paradigma zur Erfassung sozialer Ungleichheitsverhältnisse? Einige systemtheoretische Zweifel (171-193); Nina Degele, Gabriele
Winker: Praxeologisch differenzieren - Ein Beitrag zur intersektionalen Gesellschaftsanalyse
(194-209); V. Spike Peterson: Intersectional Analytics in Global Political Economy (210229); Heidi Gottfried: Missing Subjects in Japan: Intersectionality of Gender, Class, Race and
Nation (230-248); Birgit Sauer, Stefanie Wähl: Governing intersectionality - Ein kritischer
Ansatz zur Analyse von Diversitätspolitiken (249-273).
[93-L] Kohli, Martin; Künemund, Harald; Motel-Klingebiel, Andreas; Szydlik, Marc:
Soziale Ungleichheit, in: Martin Kohli (Hrsg.) ; Harald Künemund (Hrsg.): Die zweite
Lebenshälfte : gesellschaftliche Lage und Partizipation im Spiegel des Alters-Survey, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 318-336
INHALT: Soziale Ungleichheit ist nach wie vor, so die Verfasser, eine Realität, die der deutschen
Bevölkerung in der zweiten Lebenshälfte ihren Stempel aufdrückt. Eine Individualisierung im
Sinne einer Entstrukturierung der Lebensverhältnisse ist in unseren Befunden nicht zu erkennen. Dabei sticht vor allem die vertikale Ungleichheit hervor. Die Schichtzugehörigkeit hat
starke Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Höhere Sozialschichten sind in vielerlei Hinsicht bevorzugt. Dies gilt nicht nur für die materiellen Ressourcen und die Wohnsituation, wo
sich ein solches Muster unmittelbar reproduziert, sondern auch für Gesundheit, Familien- und
Generationenbeziehungen, soziale Netzwerke sowie produktives Engagement. Von einer
Auflösung der vertikalen Schichthierarchie kann somit überhaupt nicht die Rede sein. Dies
wird vor allem auch im Vergleich der vertikalen mit den horizontalen Ungleichheitsdimensionen deutlich: mit Geschlecht, Ost-West-Dimension und Alter. Es werden drei Thesen, näm-
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lich eine Kontinuitäts-, eine Kumulations- und eine Destrukturierungsthese formuliert, die im
Laufe der Untersuchung überprüft werden. In gewisser Weise werden alle drei Thesen bestätigt und gleichzeitig widerlegt. Die Kontinuitätsthese wird in einem allgemeinen Sinne dadurch bestätigt, dass auch in den höheren Altersgruppen in den meisten Bereichen die
Schichtunterschiede - die in der gewählten Operationalisierung ausschließlich auf der beruflichen Tätigkeit während der Erwerbsphase beruhen - weiter bestehen. In einigen Bereichen
bleibt auch ihre Stärke gleich - ein Beleg für die Kontinuitätsthese im engeren Sinne. In einzelnen Feldern verstärkt sich die Wirksamkeit der sozialen Schichtung, was für die Kumulationsthese spricht. In anderen Bereichen kommt es dagegen zu einer (partiellen oder vollständigen) Aufweichung der Schichtunterschiede zugunsten anderer Ordnungsmuster; hier bewährt
sich die Destrukturierungsthese. Insgesamt dominiert ein Bild der Kontinuität. Die Ungleichheitsrelationen verändern sich nicht: Die niedrigeren Sozialschichten sind in den meisten Bereichen in allen drei Altersgruppen gegenüber den höheren Schichten benachteiligt. Soziale
Ungleichheit besteht auch im Alter weiter fort. (ICF2)
[94-L] Lengfeld, Holger:
Ungleiche Freiheiten: Organisationsforschung als Gesellschaftsdiagnostik, in: Hamburg
review of social sciences, Vol. 3/2009, Iss. 3, S. 296-316
(www.hamburg-review.com/fileadmin/pdf/03_03/2008_3_2_Lengfeldt.pdf)
INHALT: Der Beitrag diskutiert zeitgenössische Theorien der Organisationsgesellschaft in Bezug
auf die Einschränkung der Handlungsfreiheit des Einzelnen durch formelle Organisationen.
Zunächst wird gezeigt, dass diese Theorien die Dominanz spezifischer Organisationstypen in
der heutigen Gesellschaft überschätzen. Dass vor allem Organisationen der Arbeit in strukturell diversifizierter Form auftreten, rechtfertigt nicht die Annahme ihrer Dominanz. Weiter
wird argumentiert, dass diese Theorien keine Informationen über die Effekte von Organisationsstrukturen liefern, die einen Einfluss auf die Lebenschancen von Individuen mit unterschiedlichen sozialstrukturellen Positionen haben. Der Beitrag schließt mit einem konzeptionellen Vorschlag für die Erforschung von Effekten sozialer Ungleichheit, die durch verschiedene Organisationstypen verursacht wird. (ICEÜbers)
[95-L] Lepsius, M. Rainer:
Zur relativen Akzeptanz von sozialer Ungleichheit, in: Tobias Blank (Hrsg.) ; Tanja Münche
(Hrsg.) ; Sita Schanne (Hrsg.) ; Christiane Staffhorst (Hrsg.): Integrierte Soziologie : Perspektiven
zwischen Ökonomie und Soziologie, Praxis und Wissenschaft ; Festschrift zum 70. Geburtstag
von Hansjörg Weitbrecht: Hampp, 2008, S. 15-21
INHALT: Soziale Kohärenz begründet sich, so die These, durch die relative Akzeptanz von Ungleichheit. In einer stark organisierten Arbeitnehmergesellschaft entsteht diese relative Akzeptanz über die Tarifabschlüsse und die staatlich festgelegten Sozialversicherungssysteme
sowie über die Höhe der Sozialhilfe. Beide Verteilungsprozesse sind paktiert - einerseits
durch die Tarifparteien, andererseits durch Parlamentsbeschlüsse. Die Akzeptanz von Ungleichheit beruht auf Paktierungen, die für die Betroffenen durch Verbände und Parteien getroffen werden. Sofern diese anerkannt werden, gilt auch die von diesen vereinbarte Ungleichheit der Lebenslage als legitimiert, jedenfalls auf Zeit, wenn auch mit relativen Vorbehalten. Ungleichheit ist individuell erfahrbar, jeder kann seine Lage im Vergleich zu anderen
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wahrnehmen. Entscheidend dabei ist nicht die tatsächliche eigene Lage, sondern die wahrgenommene relative Deprivation im Hinblick auf die gewählte Vergleichsgruppe. (ICF2)
[96-L] Lindemann, Gesa:
Gesellschaftliche Grenzregime und soziale Differenzierung, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg.
38/2009, H. 2, S. 94-112 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "In diesem Aufsatz werden die verhältnismäßig kleine Tradition der Analyse der Grenzen der Sozialwelt und die große, weithin anerkannte Tradition der Theorie sozialer Differenzierung (insbesondere die Theorie funktionaler Differenzierung) miteinander ins Gespräch
gebracht. Der Aufsatz untersucht, wie Grenzregime zwischen sozialen Personen und anderen
Entitäten unterscheiden, und diskutiert die Frage eines immanenten Zusammenhangs zwischen dem Grenzregime einer Gesellschaft und der dominanten gesellschaftlichen Differenzierungsform, und zwar für die funktional differenzierte Gesellschaft und für stratifikatorisch
differenzierte Gesellschaften. Für die funktional differenzierte Gesellschaft zeigt sich, dass
diese Differenzierungsform daran gebunden ist, dass nur lebendige Menschen soziale Personen sein können. Dieser Zusammenhang wird im Anschluss an Luhmanns These ausgearbeitet, wonach die Grundrechte als tragende Institution der funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen sind. Die Moderne basiert auf einem kognitiv-normativen Institutionenkomplex: auf den Menschenrechten einerseits und andererseits auf dem Menschen als Gattung, die aus prinzipiell gleichartigen Individuen besteht. Das Grenzregime stratifikatorisch
differenzierter Gesellschaften kommt ohne solche kognitiv-normativ universellen Annahmen
aus: Der Kreis möglicher Akteure wird situativ und fallbezogen begrenzt. Wenn der Institutionenkomplex Mensch-Menschenrechte als Bedingung der funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen ist, stellt sich die Frage, welche Bedeutung den Exklusions- und Unterdrückungsexzessen zukommt, die die Bildung moderner demokratischer Staaten begleitet haben. Dieses Problem wird abschließend diskutiert." (Autorenreferat)
[97-L] Linden, Marcel van der:
Der Sozialismus der keiner war: marxistische Kritiken der Sowjetgesellschaft, in: Prokla :
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Jg. 39/2009, Nr. 2 = H. 155, S. 307-323 (Standort:
USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag stellt Beiträge zur marxistischen Debatte zur Klassennatur der Sowjetunion seit den 1930er Jahren vor. Er konzentriert sich auf Bettelheim, Cliff, Trotzki, Rizzi, Carlo, Bahro und Ticktin. (ICEÜbers)
[98-L] Luhmann, Niklas:
Beyond barbarism, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 1,
S. 38-46 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Autor behandelt die Frage nach dem Verhältnis von Barbarei und Moderne als
ein Thema der Beziehungen zwischen Semantik und Gesellschaftsstruktur. Die altgriechische
Unterscheidung von Hellenen und Barbaren repräsentiert das allgemeine, asymmetrische Dif-
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ferenzschema von Inklusion und Exklusion, wie es für stratifikatorisch differenzierte Gesellschaften kennzeichnend ist. Die moderne, funktional differenzierte Gesellschaft hebt diese
Unterscheidung auf: Hier soll schließlich niemand mehr ausgeschlossen, vielmehr eine AllInklusion vollzogen werden. Aber diese All-Inklusion erweist sich als eine bloße Selbstbeschreibung der modernen Funktionssysteme. In Wahrheit finden sehr wohl Exklusionen statt;
in manchen Fällen werden bestimmte Personen sogar aus sämtlichen Funktionssystemen ausgeschlossen, während der systemische Inklusionsbereich, davon unberührt, stabil weiteroperiert. Daraus schließt der Autor, dass Inklusion/Exklusion als eine Art Supercodierung die
Leitdifferenz der modernen Weltgesellschaft werden könnte." (Autorenreferat)
[99-L] Mammey, Ulrich:
Der Integrationsbegriff in der deutschsprachigen Sozial- und Politikwissenschaft, in: Sonja
Haug (Hrsg.) ; Claudia Diehl (Hrsg.): Aspekte der Integration : Eingliederungsmuster und
Lebenssituation italienisch- und türkischstämmiger junger Erwachsener in Deutschland,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 23-49
INHALT: Zwei Soziologen haben seit den 1970er/80er Jahren die Migrationsforschung im
deutschsprachigen Raum dominiert: Joachim Hoffmann-Nowotny in Zürich und Hartmut Esser zuletzt in Mannheim. Hoffmann-Nowotnys systemtheoretische Theorie struktureller und
anomischer Spannungen (seit 1990 'Struktur-Kultur-Paradigma') und Essers individualistische
handlungstheoretische Analysen des Verhaltens unter Migrationsbedingungen werden im vorliegenden Beitrag durch einem Theorievergleich zur Explikation des Integrationsbegriffs herangezogen. Dazu werden Arbeiten der beiden Autoren paraphrasiert und kommentiert. Anschließend werden Übereinstimmungen und Abweichungen festgestellt, auf deren Grundlage
geprüft werden kann, ob eine Vereinheitlichung der Begriffe möglich ist. Der Autor plädiert
für einen einheitlichen Gebrauch der Begriffe "Integration" und "Assimilation", der für die
unmissverständliche öffentliche Kommunikation erforderlich ist. Hier trägt in erster Linie der
Begriff "Assimilation" regelmäßig zu Missverständnissen, Verwirrung und Polemik bei. Er
kann für den Autor aus der Schusslinie genommen werden, indem man ihn für die Beschreibung des Endzustands des Eingliederungsprozesses vorbehält. (ICA2)
[100-L] Manderscheid, Katharina:
Pierre Bourdieu: ein ungleichheitstheoretischer Zugang zur Sozialraumforschung, in: Fabian
Kessl (Hrsg.) ; Christian Reutlinger (Hrsg.): Schlüsselwerke der Sozialraumforschung :
Traditionslinien in Text und Kontext, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 155-171
INHALT: Pierre Bourdieu's theoretische triadische Konzeption von Strukturen, Habitus und Praxen trägt zur Möglichkeit bei, so die Verfasserin, objektive Ungleichheiten mit subjektiven
Wahrnehmungs- und Handlungsmustern zusammen zu denken und so die Dynamik der kontinuierlichen Re-Produktion sozialer Ungleichheitsstrukturen über die Praxis soziologisch
greifbar zu machen. Da Bourdieus Überlegungen zum einen Anschlussmöglichkeiten bezüglich der Berücksichtigung von Raum in den Sozialwissenschaften bergen sowie zum anderen
dem wachsenden Interesse der Raum-Disziplinen - wie der Geografie, der Transportwissenschaften und des Städtebaus - an soziologischen Zusammenhängen aufgreifen kann, erscheint
eine ausführliche Rezeption als wünschenswert. Insbesondere die an der Schnittstelle von Sozial- und Raum-Disziplinen zu lokalisierende Sozialraumforschung kann von Bourdieus Ar-
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beiten profitieren. Diese können als fruchtbares und notwendiges sozialwissenschaftliches
Fundament dienen für ein den sozialen Macht- und Ungleichheitsrelationen Rechnung tragendes Verständnis der sich räumlich manifestierenden gesellschaftlichen Prozesse sowie der sozialstrukturierenden Wirkungsmacht räumlicher Ordnungen. Die Anwendung des von Bourdieu nur metaphorisch konzipiertem sozialen Raums auf Raum in allen seinen Erscheinungsformen, das heißt auch aufgebaute Stadträume, Landschaften, oder den Cyberspace, und deren Verständnis als relational konstituierte Räume, erweitert sozialräumliche Analysen um die
wichtige macht- und ungleichheitstheoretische Perspektive, die die soziale Herstellung und
soziale Bedeutung von Raum in den Forschungsfokus rückt. Diese ungleichheitssoziologische
Verankerung ist insbesondere dann entscheidend, wenn sich Sozialraumforschung auch als
kritische und politische Analyse begreift, die nicht vor politischen Implikationen scheut.
(ICF2)
[101-L] Marchart, Oliver:
Ungesellschaftliche Gesellschaftlichkeit: Exklusion und Antagonismus bei Lévi-Strauss,
unter Berücksichtigung von Lacan, Laclau und Luhmann, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 370-396 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel geht von der Überlegung aus, dass zwei Formen der Exklusion voneinander unterschieden werden müssen. Zum einen jene Formen der Exklusion, die für das exkludierende System nicht konstitutiv sind, zum anderen ein Modus von Exklusion, der für das
System eine sehr wohl konstitutive, d.h. notwendige Funktion erfüllt und daher als dessen
Möglichkeitsbedingung zu gelten hat. Die Laclau'sche Diskurstheorie belegt diese Form eines
radikaleren Ausschlusses, der Gesellschaft als solche überhaupt erst ermöglicht, indem er paradoxerweise die vollständige Konstitution von Gesellschaft verunmöglicht, mit dem Konzept
des sozialen Antagonismus. Im Abgleich der Diskurstheorie mit der strukturalen Anthropologie Lévi-Strauss' erweist sich, dass der Gesellschaftseffekt aus einer strukturell unüberschreitbaren Heterogenitätsregel hervorgeht (bei Lévi-Strauss das Inzestverbot), die zugleich die
selbstidentitäre Schließung von Gesellschaft strukturell verhindert. Soziale Exklusion und
Antagonismus - und damit die Frage nach Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Gesellschaft
- können aber nicht allein aus dieser Heterogenitätsregel heraus erklärt werden, die zu sehr
dem Erklärungsmodell eines 'Gründungsmythos' verhaftet bleibt, sondern müssen differenztheoretisch abgeleitet werden. Eine Relektüre der Lévi-Strauss'schen Interpretation dualer Organisationen erweist dessen Kategorie der 'Null-Institution' als diskurstheoretisch anschlussfähig und vergleichbar der Laclau'schen Kategorie des leeren Signifikanten, dessen Funktion
gleichfalls darin besteht, Systematizität zu garantieren und letztlich Gesellschaft zu possibilisieren." (Autorenreferat)
[102-L] Mau, Steffen; Verwiebe, Roland:
Die Sozialstruktur Europas, (UTB, 3145), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 368 S., ISBN: 9783-8252-3145-3
INHALT: "Dieses Lehrbuch thematisiert die Sozialstruktur Europas aus den Perspektiven der
vergleichenden Forschung und der europäischen Integration. Der Gesellschaftsvergleich beinhaltet eine umfassende Darstellung unterschiedlicher Aspekte der Sozialstruktur europäischer
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Länder. Im Vordergrund stehen institutionelle Arrangements, Bevölkerung und Familie, Migration, Wirtschaft und Erwerb, Bildung, Ungleichheit und Lebensqualität. Weiterhin wird
untersucht, ob wir vor dem Hintergrund historischer Gemeinsamkeiten und gegenwärtiger europäischer Vergemeinschaftung von einer Europäisierung der Sozialstrukturen sprechen können. Dabei geht es um neue Ungleichheitsmuster, die Verflechtung zwischen den nationalen
Gesellschaften und die Wahrnehmung Europas durch seine Bürger." (Autorenreferat)
[103-L] Mau, Steffen:
Ungleichheitsdynamiken im europäischen Raum, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger
Instituts für Sozialforschung, Jg. 18/2009, H. 3, S. 30-51 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit dem im Entstehen begriffenen europäischen Raum sozialer Ungleichheit. Er beginnt mit einer kritischen Untersuchung vorherrschender und nicht
hinterfragter Sichtweisen nationaler Ungleichheit und der Tendenz, transnationale Ungleichheit zu ignorieren. Er identifiziert dann neue Gruppen, die Teil des europäischen Ungleichheitsregimes sind - darunter EU-Eliten, Transmigranten und Transfergruppen -, und neuen
Dimensionen der Strukturierung, die dem Europäisierungsprozess zugeschrieben werden können, wie die Vermarktlichung und Regionalisierung der Ungleichheit. Auf dieser Basis unterstreicht der Beitrag mögliche Verlagerungen gesellschaftlicher Bruchlinien, die zu einer breiteren Rekonfigurierung gesellschaftlicher Konfliktstrukturen führen können. (ICEÜbers)
[104-L] Neckel, Sighard; Sutterlüty, Ferdinand:
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit, in: Sighard
Neckel (Hrsg.) ; Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Mittendrin im Abseits : ethnische
Gruppenbeziehungen im lokalen Kontext, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 15-25,
ISBN: 978-3-531-14710-9
INHALT: Klassifikationen sind, so die Verfasser, keineswegs nur ephemere Aspekte der Sozialordnung und sie bewohnen auch nicht allein die Welt flüchtiger Diskurse und Zeichen. Vielmehr sind sie mit objektiven Handlungsfolgen verbunden. Darin liegt die soziologische Relevanz sozialer Klassifikationsakte, denen die folgenden Ausführungen gelten. Nach einer Erläuterung des Begriffs der "Klassifikation" und einer Differenzierung verschiedener Arten negativer Einstufungen richtet sich der Blick auf einige typische Konstellationen und Verlaufsformen sozialer Klassifikationskämpfe. Klassifikationskämpfe haben, so die These, weder
notwendig desintegrierende Folgen, noch müssen sie zwangsläufig zur sozialen Exklusion einer der Konfliktparteien führen. Gerade die Austragung von Konflikten um die symbolische
Ordnung sozialer Ungleichheit bildet eine notwendige Bedingung für die Integration bisher
marginalisierter Bevölkerungsgruppen. Die Alternative hierzu besteht in sozialer und mentaler Isolation, durch die sich die Reichweiten sozialer Beziehungen drastisch reduzieren und
Sozialkontakte auf die jeweilige Eigengruppe zusammenschrumpfen. Klassifikationskämpfe
bieten keine Gewähr für soziale Integration, da sie stigmatisierte Gruppen der sozialen Ausgrenzung anheim stellen können, wenn diese nicht über geeignete Gegenstrategien verfügen.
Dennoch geht es in modernen demokratischen Gesellschaften nicht darum, ob sich Klassifikationskämpfe vermeiden lassen. Die Frage ist vielmehr, wie sie ausgetragen, reguliert und
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"eingehegt" werden. Die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit ist stets umstritten und
zwischen gesellschaftlichen Gruppen umkämpft. (ICF2)
[105-L] Opitz, Sven:
Die Materialität der Exklusion: vom ausgeschlossenen Körper zum Körper des
Ausgeschlossenen, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2,
S. 229-253 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Begriff der Exklusion ist für die Soziologie eine Herausforderung. Indem er auf
eine Sozialität jenseits des Sozialen verweist, führt er die Disziplin an die Grenze ihres Gegenstands. Konfrontiert mit diesen Grenzen beschreibt die Soziologie den Exklusionsbereich
regelmäßig als Raum, der nur noch bloße, auf ihre Materialität zurückgeworfene Körper beherbergt. Der vorliegende Artikel möchte den Körper der Ausgeschlossenen befragen:
Warum erfolgt der Körperbezug innerhalb der Exklusionsdebatte in derart wiederkehrender
Form und welche Funktion hat er? Wie lässt sich die hier behauptete Körperlichkeit gesellschaftstheoretisch einholen, wie kann dabei die in den Körperbezug eingeschriebene Materialität der Exklusion erfasst werden? Und welchen Zugang eröffnet eine derartige Operation zu
der Grenzsozialität des Exklusionsbereichs? Die Gliederung des Artikels folgt der Reihenfolge dieser Fragen. Erstens wird die soziologische Exklusionsdebatte einer rhetorischen Analyse unterzogen. Gegen die hier vorherrschende Tendenz, den Körper als präsoziales Substrat
zu behandeln, soll zweitens der Vorschlag erarbeitet werden, die Materialität der Exklusion
als Effekt der Selbstproduktion des Sozialen zu verstehen. In Auseinandersetzung mit der
Systemtheorie Niklas Luhmanns und der Diskurstheorie Judith Butlers erscheint der Körper
des Ausgeschlossenen in zwei Dimensionen: als semantisch entwerteter Körper sowie als gespenstischer Körper, der den Inklusionsbereich in seiner Heterogenität heimsucht. Die Theorielektüren münden drittens in die Formulierung einiger Eckpunkte für eine poststrukturalistisch revidierte Sozialtheorie der Inklusion/ Exklusion." (Autorenreferat)
[106-L] Posch, Klaus:
Soziale Inklusion und Exklusion durch Infrastruktur, in: Michael Bobik (Hrsg.):
Infrastruktur : Motor nachhaltiger Wirtschaft, Wien: Linde, 2009, S. 43-55
INHALT: Von ausgewählten Ergebnissen soziologischer Armutsforschung ausgehend macht der
Verfasser auf Defizite hinsichtlich der Beachtung infrastuktureller Themen aufmerksam. Er
wendet sich dann auf systemtheoretischer Basis der Diskussion um Inklusion und Exklusion
zu und benennt die Folgen von Exklusion - Beschämung, Ressentiments und Vergeltung.
Über den Gerechtigkeitsdiskurs gelangt er zum aktuellen Konzept der sozial- und lebensraumorientierten Sozialarbeit, die Exklusion vermeiden und Inklusion vermitteln kann und so
einen Beitrag für ein gemeinsam verfolgtes Projekt "Ökotopia" leistet. (ICE2)
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[107-L] Prisching, Manfred:
Die Gesellschaften Österreichs und Deutschlands - soziologische Skizzen, in: Michael Gehler
(Hrsg.) ; Ingrid Böhler (Hrsg.) ; Rolf Steininger (Adressat): Verschiedene europäische Wege im
Vergleich : Österreich und die Bundesrepublik Deutschland 1945/49 bis zur Gegenwart ;
Festschrift für Rolf Steininger zum 65. Geburtstag, Innsbruck: Studien-Verl., 2007, S. 216-251,
ISBN: 978-3-7065-4503-7 (Standort: UB Frankfurt/Oder(521)-51/MG15030S822)
INHALT: Der Verfasser behandelt einleitend die "großen Brüche" in der Geschichte der "verfreundeten Nachbarn" Deutschland und Österreich sowie beiderseitige Fremdbilder und
Selbstbilder. Er stellt beide Gesellschaften im Folgenden in acht Themenblöcke einander gegenüber: (1) Bevölkerung (demographischer Übergang, Einwanderung, Bevölkerungsrückgang); (2) Wirtschaft (Wiederaufbau, Vollbeschäftigung, Wohlfahrtstaat, Wirtschaftskrise);
(3) Sozialstruktur (Klassen und Schichten, Individualisierung, soziale Polarisierung); (4) Innenpolitik (Reeducation, Studentenbewegung, Volksparteien, starker Staat, Flexibilisierung,
Korporatismus, neue soziale Bewegungen); (5) Bildung und Wissenschaft (Bildungsrestauration, Bildungsrevolution, Bildungschaos); (6) Kultur (restaurative Nachkriegszeit, Kulturrevolution, Spaßgesellschaft, intellektuelle Szenen); (7) Religion und Kirche (Säkularisierung,
Aufstieg von Quasi-Religionen); (8) Außenpolitik (Epoche der Unauffälligkeit, Wiedervereinigung, europäische Integration, Globalisierung). (ICE2)
[108-L] Ruda, Frank:
Alles verpöbelt sich zusehends!: Namenlosigkeit und generische Inklusion, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 210-228 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Problematisiert die Systemtheorie die Exklusion, so tut sie dies, indem sie von einem
Bereich spricht, dem alle Bestimmungen abgehen, in dem sich alle Attribute ausgesetzt finden. Die folgenden Überlegungen lassen sich von dieser Grundannahme leiten, um zunächst
zu zeigen, inwiefern Luhmann daraus Argumente generieren kann, die andere mögliche Erklärungsmodelle der Exklusionsmechanismen so verstehen, dass diese ihre Radikalität verharmlosen. Jedoch bedeutet Exklusion als absolute Privation zu denken, wie der Autor im
Folgenden zeigt, dass es möglich wird eine theoretische Linie von Hegel zu Luhmann zu ziehen, die deutlich machen kann, dass beide von einer ihnen gemeinsamen ontologischen
'Grundstellung' ausgehen. Aus dieser Diagnose wird er entwickeln, dass sich in Luhmann ein
theoretisches Problem wiederholt, das in der Hegelschen Philosophie mit dem Namen 'Pöbel'
verbunden ist, um in einem letzten Schritt nachzuweisen, dass die Hegelsche Pöbel-Tragödie
und die Luhmannsche Exklusions-Farce den Blick freigeben auf einen Denker, dessen Zeit
auch für die Frage nach der Exklusion noch nicht abgegolten ist: auf Karl Marx und dessen
frühe Entwürfe zur Subjekt-'Form' des Proletariats." (Autorenreferat)
[109-L] Schäfer, Monika:
Die Paradoxie des Weltsystems: Globalisierung als Zunahme von Ungleichheit und
Vereinheitlichung: eine herrschaftstheoretische Auseinandersetzung, (Edition Philosophie
und Sozialwissenschaften, 49), Hamburg: Argument-Verl. 2006, 261 S., ISBN: 978-3-88619-6548
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
INHALT: Die Autorin beschäftigt sich mit der Frage, worin die 'dominanten ungleichheitsproduzierenden Trennungsmuster des Weltsystems' bestehen und welches die 'verbindenden weltsystemischen Muster' (8) sind, die die erstgenannten nicht sichtbar werden lassen. Sie greift
damit zentrale Aspekte der soziologischen Globalisierungsdebatte auf, innerhalb derer ihrer
Ansicht nach jedoch theoretische Unzulänglichkeiten bestehen. Eine der Forschungslücken,
die sie mit ihrer Studie zu schließen beabsichtigt, liegt in den fehlenden Erkenntnissen über
den Zusammenhang zwischen Globalisierung und Ungleichheit sowie über das Verhältnis zu
Herrschafts- und Organisationsformen. Sie nähert sich der Untersuchung von einem herrschaftstheoretischen Hintergrund. Bei der Entwicklung eines eigenen Ansatzes stehen ihrer
Ansicht nach vor allem Verläufe der Organisierung, Rationalisierung und Institutionalisierung im Mittelpunkt. Globalisierung wird dabei als 'Asymmetrisierungs- und Homogenisierungsprozess' verstanden (16). Auf Basis dieses Verständnisses wird gefragt, ob Globalisierung eher zu einer Vereinheitlichung oder zu einer Diversifizierung des globalen Systems
führt. Anfänglich geht Schäfer auf den gegenwärtigen Stand der Globalisierungsforschung innerhalb der Soziologie ein, bevor sie sich näher mit den ihrer Studie zugrunde liegenden
Theorien auseinandersetzt. Zu diesen gehören in erster Linie die Annahmen der Weltsystemtheorie, der Organisationssoziologie, des Feminismus und des Neoinstitutionalismus, deren Reichweite sie aufzeigt, um so neue Konzepte zu entwerfen. Die Arbeit ist eine rein theoretische, die auf Basis existierender Ansätze neue, weiterführende Hypothesen aufstellt.
(ZPol, NOMOS)
[110-L] Scheve, Christian von:
Emotionen und soziale Strukturen: die affektiven Grundlagen sozialer Ordnung, Frankfurt
am Main: Campus Verl. 2009, 389 S., ISBN: 978-3-593-38911-0
INHALT: "Die Angst vor dem sozialen Abstieg oder der Freudentaumel bei einem gewonnenen
Fußballspiel: Emotionen sind nicht nur Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit, sondern auch des sozialen Miteinanders und der gesellschaftlichen Verhältnisse. Im Rückgriff
auf neurowissenschaftliche, psychologische und soziologische Emotionstheorien weist Christian von Scheve die tiefgreifende soziale Strukturierung von Affekten und Emotionen nach,
zeigt den Einfluss von Gefühlen auf das soziale Handeln und analysiert die Regulation und
soziale Kontrolle von Emotionen. Der Autor macht damit deutlich, wie wichtig Emotionen
für die Entstehung und Reproduktion sozialer Ordnung sind." (Autorenreferat)
[111-L] Stichweh, Rudolf:
Das Konzept der Weltgesellschaft: Genese und Strukturbildung eines globalen
Gesellschaftssystems, in: Rechtstheorie : Zeitschrift für Logik und Juristische Methodenlehre,
Rechtsinformatik, Kommunikationsforschung, Normen- und Handlungstheorie, Soziologie und
Philosophie des Rechts, Bd. 39/2009, H. 2/3, S. 329-355 (dx.doi.org/10.3790/rth.39.2-3.329)
INHALT: Die Geschichte menschlicher Gesellschaft ist die Geschichte einer Vielheit koexistierender menschlicher Gesellschaften. Praktisch zu jedem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte
gab es zahlreiche - meist Tausende - von Gesellschaftssystemen, die nebeneinander existierten und die nur durch gelegentliche Kontakte und deren strukturelle Effekte verbunden waren.
Der vorliegende Beitrag zeigt, dass Weltgesellschaft in einem systematisch-sozialwissenschaftlichen Verständnis dieses Begriffs jedoch etwas anderes meint. Sie liegt erst dort vor,
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
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wo strukturelle Realität und phänomenologischer Weltentwurf konvergieren, durch Realitäten
wechselseitiger struktureller Vernetzung unterstützt werden und zudem diese Vernetzungen
irreversibel werden. Die Irreversibilität der Vernetzungen wird durch die sich ausbildenden
Muster der Arbeitsteilung unter den beteiligten Gesellschaften stabilisiert. So spielt auch
schon bei den frühen Autoren (Burton, Heintz, Luhmann, Wallerstein) der Weltgesellschaft
die Autonomie und die Eigendynamik der verschiedenen sozialen Felder eine signifikante
Rolle. Alle diese Theorien sind in einer wichtigen Hinsicht Differenzierungstheorien von
Weltgesellschaft. Das führt zum Theorem der Zentralität funktionaler Differenzierung für die
Weltgesellschaft, das im Beitrag näher beschrieben wird. (ICA2)
[112-L] Tellmann, Ute:
Figuren der Exklusion: das (nackte) Leben in der Ökonomie, in: Soziale Systeme : Zeitschrift
für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 272-293 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Debatte um Biopolitik hat den politischen Bezug auf das Leben als Signatur der
Moderne problematisiert. Während dort der souveräne und gouvernementale Zugriff auf das
Leben im Vordergrund steht, geht es in diesem Artikel um den Zusammenhang von Biopolitik und Ökonomie. In einer genealogischen Argumentation wird gezeigt, wie der prominente
Rekurs auf die Figur des Lebens das ökonomische Denken formiert. Anhand einer Analyse
der Texte von T.R. Malthus lässt sich plausibel machen, dass das Leben in der Ökonomie
eine Figur der politischen Exklusion und kolonialen Hierarchisierung ist. Dieses (nackte) Leben wird in der Folge zum epistemischen Grund des ökonomischen Denkens und legt das
ökonomische Imaginäre auf eine zivilisatorische Subjektivierungsnorm fest. Die politische
Kulturgeschichte des homo oeconomicus ist, so zeigt der Artikel auf, mit dieser biopolitischen Verfasstheit des ökonomischen Denkens verknüpft." (Autorenreferat)
[113-L] Terpe, Sylvia:
Ungerechtigkeit und Duldung: die Deutung sozialer Ungleichheiten und das Ausbleiben von
Protest, (Theorie und Methode : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 211 S.,
ISBN: 978-3-86764-142-5
INHALT: "Die meisten Menschen sind sich einig: Die Welt, in der wir leben, ist ungerecht. Dennoch ist es erstaunlich, wie unterschiedlich die Reaktionen auf die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit ausfallen und von welch vielfältigen Emotionen sie begleitet werden. Die Autorin
entwickelt einen theoretischen Ansatz zur Analyse von Ungerechtigkeiten und ihren handlungs(de-)motivierenden Potentialen. In Ergänzung zu soziologischen Gerechtigkeitstheorien
wird unter Rückgriff auf sozialhistorische und -psychologische Beiträge ein Ansatz konzipiert, der den kognitiven und emotionalen Gehalten von Ungerechtigkeitserfahrungen Rechnung trägt. Besonderes Augenmerk gilt dabei den alltagsweltlichen Zuschreibungen von Verantwortung für soziale Missstände einerseits sowie den Prozessen der kategorialen Grenzziehung zwischen Akteuren andererseits." (Autorenreferat)
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3 Sozialstruktur I: Struktur, soziale Ungleichheit
[114-L] Türk, Klaus:
Anmerkungen zum Begriff der Struktur, in: Thomas Spengler (Hrsg.) ; Hagen Lindstädt
(Hrsg.) ; Hugo Kossbiel (Adressat): Strukturelle Stimmigkeit in der Betriebswirtschaftslehre :
Festschrift für Prof. Dr. Hugo Kossbiel: Hampp, 2005, S. 13-22
INHALT: "Wenn man über 'strukturelle Stimmigkeit' nachdenken will, sollte man sich über den
Begriff der Struktur Klarheit verschaffen. Der Beitrag stellt einige grundlegende Überlegungen zu diesem Hauptbegriff der Sozialwissenschaften an. Es wird zwischen einem statistischen und einem verhaltensbezogenen Strukturbegriff unterschieden, um dann die Besonderheiten des verhaltensbezogenen Strukturbegriffs näher auszuführen. Diese liegen vor allem in
Temporalität und Ereignishaftigkeit. Eine weitere Unterscheidung in System und Struktur
führt zu der Erkenntnis, dass alle sozialen Systeme multistrukturell konstituiert sind." (Textauszug)
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Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
[115-L] Brunkhorst, Hauke:
Kapitalismus und Religion in der Weltwirtschaft: die Integration der modernen Gesellschaft
und die Globalisierung ihrer Funktionssysteme, in: Richard Faber (Hrsg.) ; Frithjof Hager
(Hrsg.): Rückkehr der Religion oder säkulare Kultur? : Kultur- und Religionssoziologie heute:
Königshausen u. Neumann, 2008, S. 26-44, ISBN: 978-3-8260-3425-1 (Standort: UuStB
Köln(38)-35A4471)
INHALT: Die moderne Gesellschaft und ihr Staat sind durch die Globalisierung der sozialen
Funktionssysteme nach Ansicht des Autors in eine tiefe Legitimationskrise geraten, was sich
sowohl an der kapitalistisch organisierten Marktwirtschaft als auch der netzwerkartig organisierten Religionen zeigt. Diese beiden sehr verschiedenen Sphären haben sich durch die Spezialisierung auf eine sinnfremde Geldwirtschaft und einen religiösen Geltungssinn im Zuge
der Globalisierung dekonstitutionalisiert. Der Autor entwickelt zunächst allgemeine Überlegungen zur Einheit der vielfältigen und verwobenen Moderne sowie zur funktionalen und
normativen Integration der Weltgesellschaft. In einem Exkurs zum Begriff der Säkularisierung, der die These einer vollständig säkularisierten Gesellschaft stützt, diskutiert der Autor
ferner die Rolle der staatlichen Organisationsmacht für die Restabilisierung und die Globalisierung der modernen Gesellschaft. Im Unterschied zur klassischen Modernisierungstheorie
(Parsons) und postklassischen Theorie der "multiple modernities" (Eisenstadt) geht er mit der
Theorie der sozialen Evolution in ihren systemtheoretischen (Luhmann) und kommunikationstheoretischen (Habermas) Varianten ebenso wie mit der Makrophänomenologie (J.W.
Meyer) davon aus, dass es nur eine einzige moderne Gesellschaft gibt: Die moderne Gesellschaft und die moderne Kultur sind "Weltgesellschaft" und "Weltkultur". (ICI2)
[116-L] Dahrendorf, Ralf:
Nach der Krise: zurück zur protestantischen Ethik? ; sechs Anmerkungen, in: Merkur :
deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 5 = H. 720, S. 373-381 (Standort:
USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Allzu viele Ungewissheiten verbieten, so der Verfasser, die entschiedene Stellungnahme für den einen oder anderen Begriff, der die Welt nach der Krise bezeichnen kann. Zum
Sparkapitalismus werden wir nicht zurückkehren, wohl aber zu einer Ordnung, in der die Befriedigung von Bedürfnissen durch die nötige Wertschöpfung gedeckt ist. Der "rheinische Kapitalismus", also die Konsenswirtschaft der Großorganisationen, hat wahrscheinlich ausgedient. Sogar die Frage muss erlaubt sein, ob das System der Mitbestimmung irgend hilfreich
war und ist bei der Bewältigung der Krise. Wenn die Frage nicht eindeutig bejaht werden
kann, ist neues Nachdenken über die Formen der Berücksichtigung der "stakeholder" nötig.
Der Pumpkapitalismus muss jedenfalls auf ein allenfalls erträgliches Maß zurückgeführt werden. Nötig ist so etwas wie ein "verantwortlicher Kapitalismus", wobei in dem Begriff der
Verantwortung vor allem die Perspektive der mittleren Fristen, der neuen Zeit, steckt. Aber
Namen sind Schall und Rauch. Es spricht viel dafür, über reale Entwicklungen und nicht über
Begriffe zu reden. Der schwammige, selten definierte Begriff der "sozialen Marktwirtschaft"
leistet für alle praktischen Zwecke genug. Worauf es ankommt, ist, dass vor lauter Konjunkturpaketen und Rettungsschirmen der Blick auf die Zeit nach der Krise nicht getrübt wird. In
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
diesen Jahren entscheidet sich, in welcher Welt die nächste Generation der Bürger freier Gesellschaften leben wird. (ICF2)
[117-L] Deutschmann, Christoph:
Kapitalistische Dynamik: eine gesellschaftstheoretische Perspektive, (Wirtschaft +
Gesellschaft), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 210 S., ISBN: 978-3-531-15945-4
INHALT: Die großteils bereits andernorts publizierten Beiträge dieses Sammelbandes bewegen
sich im Umfeld der "neuen Wirtschaftssoziologie". Sie gruppieren sich zu vier thematischen
Abschnitten. Der erste Abschnitt ("Die Wahlverwandtschaft von Kapitalismus und Religion")
erläutert die Grundidee des Bandes und untersucht Formähnlichkeiten von Geld und Religion
bei Simmel. Im zweiten Abschnitt geht es um die Dynamik wirtschaftlicher Institutionen und
damit um die Meso- und Mikroebene kapitalistischer Entwicklung. Im einzelnen werden die
industrielle Rationalisierung aus wissenssoziologischer Perspektive, Modelle institutioneller
Einbettung, der "Geist des Kapitalismus" bei Boltanski und Chiapello und der Typus des Unternehmers aus wirtschaftssoziologischer Perspektive behandelt. Der dritte Abschnitt wendet
sich aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt (Berufsform der Arbeit) und der Industriesoziologie als Wirklichkeitswissenschaft (Kritik der "Wissensarbeit") zu. Im vierten Teil wird
die Globalisierung der Finanzmärkte und deren Folgen für Unternehmen und Sozialstruktur
thematisiert. Hier geht es um Selbstwidersprüche im Handeln der Finanzmarktakteure und die
daraus resultierenden Krisenpotenziale des Finanzmarkt-Kapitalismus. (ICE2)
[118-L] Engel, Gisela:
Reproduktion und Fortschritt, in: Gisela Engel (Hrsg.) ; Nicole C. Karafyllis (Hrsg.): ReProduktionen : Salecina-Beiträge zur Gesellschafts- und Kulturkritik, Berlin: Trafo Verl. Weist,
2005, S. 15-25, ISBN: 3-89626-348-X (Standort: ULB Münster(6)-3F56438)
INHALT: "Heutzutage sind uns die Verknüpfungen von Produktion und Reproduktion sowie
Fortschritt und Optimierbarkeit geläufig. Sie sind das Ergebnis grundlegender Veränderungen
der Gesellschaften am Übergang zur europäischen Moderne sowie im Denken über Geschichte, Vergangenheit und Zukunft. Es bedarf zunächst der Entwicklung einer Vorstellung von
'Zukunft' nicht nur als einem Sammelsurium zukünftig vorgestellter Ereignisse, sondern als
einem strukturierten zukünftigen Erfahrungsraum und Erwartungshorizont (Hölscher 1999,
Koselleck 1975), sodann der Bindung von 'Fortschritt' und 'Zukunft' an die Sphäre der Produktion und - in demokratischen Zeiten - an die Vorstellung, dies sei 'für alle' gedacht. Der
Beitrag stellt einige Facetten dieser Entwicklung dar." (Autorenreferat)
[119-L] Fein, Elke:
Von (post)modern zu integral: ist die Transformationsforschung bereit für einen
Paradigmenwechsel?, in: Eckehard Binas (Hrsg.): Hypertransformation : internationale Tagung
zur Interdisziplinären Transformationsforschung, Görlitz 2006, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008,
S. 207-229, ISBN: 978-3-631-57018-0 (Standort: UuStB Köln(38)-10A4160)
INHALT: Die Autorin vertritt die These, dass gegenwärtig im Zuge des Strukturwandels der osteuropäischen Transformationen zur global vernetzten Hypertransformation tatsächlich eine
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
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strukturelle Transformation der Transformationsforschung zu beobachten ist, die als metatheoretische Perspektivenerweiterung einerseits und Öffnung in Richtung einer umfassenderen Entwicklungs-, Modernisierungs- und Evolutionsforschung andererseits beschrieben werden kann. Sie schlägt vor diesem Hintergrund eine integrale Theorie der Transformation in
Anlehnung an entsprechende metatheoretische Überlegungen Ken Wilbers vor. Sie skizziert
zunächst den Wandel vom spätmodernen "Transformationsoptimismus" zur postmodernen
Perspektivenrelationierung. Anschließend stellt sie die wesentlichen Elemente des vorgeschlagenen metatheoretischen Paradigmas vor und illustriert dieses anhand eines integrierenden Modells. Ihr Beitrag schließt mit einigen kritischen Anmerkungen zu den Desideraten der
"neuen Transformationsforschung". (ICI2)
[120-L] Fietze, Beate:
Historische Generationen: über einen sozialen Mechanismus kulturellen Wandels und
kollektiver Kreativität, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 288 S., ISBN: 978-3-89942-942-8
INHALT: "In Zeiten beschleunigten gesellschaftlichen Wandels hat das Generationsthema Konjunktur. Die wissenschaftsgeschichtliche Rekonstruktion des Generationenverständnisses seit
der Antike offenbart jedoch, dass die bei Karl Mannheim angelegte Verbindung von Generationstheorie und Theorien des sozialen Wandels im Zuge der Professionalisierung der Soziologie verloren ging. Diese Studie schlägt durch eine innovative Interpretation der klassischen
Vorlage die Brücke zu aktuellen Theorieentwicklungen. Unter Rückgriff auf die Analysen
von Margaret S. Archer und Shmuel N. Eisenstadt stellt die Reformulierung des Generationskonzeptes den Konstitutionsprozess historischer Generationen als einen sozialen Mechanismus kulturellen Wandels und kollektiver Kreativität heraus. Damit wird nicht nur der Anschluss an die makrosoziologische Diskussion neu eröffnet, sondern auch die kulturtheoretische Frage nach der Vermittlung von Biographie und Geschichte wieder aufgenommen."
(Autorenreferat)
[121-L] Herkenrath, Mark; König, Claudia; Scholtz, Hanno; Volken, Thomas (Hrsg.):
The future of world society, Zürich: Intelligent Book Production 2005, IV, 389 S., ISBN: 3908730-84-8
INHALT: "The world has always changed, it is currently changing, and most likely will always
do so. But where will the journey go to? Talk of accelerated social change and the idea of
change being the only constant go hand in hand with the ongoing discourse on 'globalization'.
Much of the mainstream literature on 'globalization', confined with economic issues, pictures
this process as an unprecedented phenomenon, and linearly projects its effects into the Future.
In contrast, the authors of The Future of World Society encourage a fresh, historically informed, and multidisciplinary look at the world and explore its possible futures. The common
analytical anchoring point is world-System theory, which for over 30 years has conceptualized social realties as the historical outcome of interwoven processes of economic, political,
and cultural development." (author's abstract). Contents: Mark Herkenrath, Claudia König,
Hanno Scholtz, Thomas Volken: The future of world society: an introduction (1-12); Christopher Chase-Dunn: Social evolution and the future of world society (13-37); George Modelski:
Long-term trends in world politics(39-52); Joachim Karl Rennstich: The future of hegemony
and global system leadership (53-79); Jeffrey Kentor: Transnational corporate power. Expan-
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4 Sozialstruktur II: Prozess, sozialer Wandel
sion, spatial distribution, and concentration, 1962-1998 (81-102); Michael Nollert: Transnational corporate networks. Theoretical perspectives, empirical evidente and prospects (103128); Alberto Martinelli: From world system to world society? (129-149); Georg Kohler:
Globalization and the Relation Between Inequality and Justice (151-159); Neera Chandhoke:
How global is global civil society? (161-181); Dieter Rucht: Transnational social movements
in the era of globalization (183-197); Gordon Laxer: US empire and popular sovereignty
(199-229); John Boli: Trends in world culture (231-251); Arthur S. Alderson, Jason Beckfield, Francois Nielsen: Income inequality trends in core societies (253-271); Harold R. Kerbo: Inequality and divergence in the modern world system. Historical Forces and the Reduction of Global Inequalities in East and Southeast Asia (273-308); Georg P. Mueller: The institutional clocks of the welfare state. Interference and Synchronization (309-332); Walter Müller: Education and labour markets. Commonality or divergence? (333-356); Yasusada Yawata: Coping with modernization dynamics. Japanese experiences and Max Weber (357-375);
Christian Suter: Research on world society and the Zurich school (377-384).|
[122-L] Imhof, Kurt:
Differenzierungstheorie und sozialer Wandel, in: Britta Kalscheuer (Hrsg.) ; Lars AllolioNäcke (Hrsg.): Kulturelle Differenzen begreifen : das Konzept der Transdifferenz aus
interdisziplinärer Sicht, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 235-260, ISBN: 978-3-59338475-7 (Standort: UB Duisburg-Essen()-E11NZX7472)
INHALT: Der Autor skizziert zunächst die sozialwissenschaftliche Differenzierungstheorie in
Gestalt der Trias von funktionaler, stratifikatorischer und segmentärer Differenzierung. Er
zeigt anschließend, wie die Theorie aus ihrer funktionalistischen Engführung wieder herausgeführt werden kann, indem die stratifikatorische und segmentäre Differenzierung gleichgewichtig berücksichtigt werden. Auf dieser Grundlage schlägt der Autor vor, den kulturwissenschaftlichen Transdifferenzbegriff heuristisch aufzuwerten und alle Orientierungslogiken,
welche Differenzkonstruktionen annehmen können, in die Analyse einzubeziehen. Das zentrale Ziel besteht darin, Schnittstellen zwischen den symbolischen Differenzkonstruktionen
von Akteuren und den klassischen sozialtheoretischen Differenzierungsheuristiken für die Beschreibung der Sozialstruktur zu ermöglichen. Die Transdifferenzforschung ist dann zum
einen als wissenschaftliches Unternehmen zu verstehen, das sich gegenüber der wechselseitigen Transformation von symbolischen Strukturen und Sozialstrukturen öffnet. Zum anderen
kann auf dieser Basis das Transformationsphänomen von Essenzialisierungen und De-Essenzialisierungen in der Moderne genauer in den Blick genommen werden. (ICI)
[123-L] Khamneifar, Cyrus:
Gesellschaftlicher Wandel und Psychotherapie: theoretische und empirische Positionen vor
dem Hintergrund ausgewählter Gesellschaftsanalysen und unter besonderer
Berücksichtigung der Psychoanalyse, (Studienreihe Psychologische Forschungsergebnisse, Bd.
136), Hamburg: Kovac 2008, 483 S., ISBN: 978-3-8300-3769-9
INHALT: "Die vorliegende Arbeit stellt einen empirischen und theoretischen Vermittlungsversuch zwischen psychotherapeutischen und sozialwissenschaftlichen Positionen dar, die sich
mit den vielfältigen Auswirkungen des anhaltenden gesellschaftlichen Wandels auf das Leben
der Menschen beschäftigen. Der Autor untersucht unter anderem anhand von Experteninter-
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views, wie Psychotherapeuten die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen sowohl
als Professionelle als auch als Betroffene erleben und wie diese Veränderungen den psychotherapeutischen Diskurs selbst beeinflussen. Dabei wird ganz unterschiedlichen Fragen nachgegangen, etwa nach der kultur- und gesellschaftskritischen Seite der Psychotherapie heute
oder welche veränderte gesellschaftliche Funktion und Bedeutung diese haben könnte." (Autorenreferat)
[124-L] Müller, Hans-Peter:
Neue Bürgerlichkeit?: eine gute Idee, wenn man es sich leisten kann, in: Merkur : deutsche
Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 1 = H. 716, S. 29-42 (Standort: USB
Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.online-merkur.de/seiten/lp200901b.php)
INHALT: Der Autor kommentiert die Rede von der (neuen) Bürgerlichkeit und geht unter anderem folgenden Fragen nach: Woher kommt die Reminiszenz an ein Wert-, Habitus- und Stilsyndrom, das eher dem 19. Jahrhundert entstammt und überraschend seine Wiederauferstehung in der Bundesrepublik Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts zu feiern scheint?
Verbirgt sich dahinter ein neuer Horizont der Selbstständigkeit, der Selbstverwaltung und der
Selbstverwirklichung mit neuen freiheitlichen Lebens- und Gestaltungschancen? Entsteht ein
neobürgerlicher Wertideen- und Idealkomplex, welcher der zeitgenössischen Gesellschaft Impulse zu geben und die Lebensführung der Menschen zu inspirieren vermag? Stehen wir womöglich vor einem neuen bürgerlichen Zeitalter? Der Autor zeichnet die Entstehung der modernen bürgerlichen Gesellschaft nach, die aus den Revolutionen in England, Frankreich und
Deutschland und aus dem Zusammenspiel von ökonomischer Differenzierung, politischer Interessenformierung und kulturellen Wertorientierungen hervorgegangen ist. Er beschäftigt
sich anschließend näher mit den bürgerlichen Formen individueller Selbstverwirklichung und
mit der Frage nach einer Renaissance der Bürgerlichkeit in der Postmoderne. (ICI2)
[125-L] Peter, Lothar:
Kapitalismuskritik in der neueren Soziologie, in: Werner Goldschmidt (Hrsg.) ; Bettina Lösch
(Hrsg.) ; Jörg Reitzig (Hrsg.): Freiheit, Gleichheit, Solidarität : Beiträge zur Dialektik der
Demokratie, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 39-56
INHALT: Heutige soziologische Beiträge zur Diagnose und Kritik des modernen Kapitalismus
zeichnen sie sich dadurch aus, so der Verfasser, dass sie mit der Illusion eines integrationsfähigen, materiellen Wohlstand gewährenden, sozial gefestigten, politisch rational steuerbaren
und manipulativ hoch effizienten Kapitalismus unmissverständlich brechen. Bei ihnen ist der
Glaube an die Regulier- und Kontrollierbarkeit sozialer Prozesse und an eine sich wie selbstverständlich reproduzierende soziale Kohärenz der Gesellschaft unwiderruflich zerbrochen.
Der moderne Kapitalismus erscheint den in der Studie berücksichtigten Autoren stattdessen
als ein konvulsivischer, von rastloser Modernisierung vorangetriebener Prozess sozialer Entstabilisierung, Desintegration und Erosion. Das Bewusstsein der Gefahr einer endogenen
Auflösung sozialer Grundlagen des Kapitalismus ist diesen Autoren gemeinsam. Ihre Befunde einer durch geradezu fieberhafte Modernisierung und Flexibilisierung bedrohten Bestandsfähigkeit des heutigen Kapitalismus beruhen wesentlich auf dem Vergleich und der Unterscheidung zwischen der Gegenwart und einer zurückliegenden Phase des Kapitalismus, die
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durch eine gewisse Reziprozität von Kapital und Arbeit, institutionelle Verlässlichkeit, Sicherheit der Lebensperspektive und soziale Bodenhaftung der Akteure geprägt gewesen sei.
Diese Autoren haben sich bemüht, die soziologische Kapitalismuskritik zu erneuern. Das ist
ein nicht hoch genug einzuschätzendes Verdienst. Dass in ihren Untersuchungen und Überlegungen viele Fragen offen bleiben, nicht alle Befunde überzeugen können und methodische
Defizite, insbesondere der häufig nur oberflächliche Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Bewegung der Kapitalverwertung, der einzelbetrieblichen Organisierung des
Verhältnisses von Kapital und Arbeit und dem Sinn des Handelns der in soziale Interessengegensätze involvierten Akteure, nicht zu übersehen sind, sollte weniger Anlass zu pauschaler
Kritik als vielmehr Ansporn sein, es besser zu machen. (ICF2)
[126-L] Richter, Peter:
Ökonomisierung als gesellschaftliche Entdifferenzierung: eine Soziologie zum Wandel des
öffentlichen Sektors, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 251 S., ISBN: 978-3-86764-169-2
INHALT: Ökonomisierung als gesellschaftliches Makrophänomen, so der Verfasser, hebt auf
Dominanzverhältnisse gesellschaftlich konstruierter und reproduzierter Sinn- bzw. Systemwelten ab, behauptet konkret eine Dominanz wirtschaftlicher gegenüber anderen Systemlogiken, wie Politik, Kunst oder Wissenschaft. Ökonomisierung ist als sozialer Prozess, soll er
der empirischen Forschung zugänglich sein, nicht lediglich auf der Makroebene gesellschaftlicher Systeme zu untersuchen, sondern bedarf des Anschlusses an tiefere Aggregatebenen
des Sozialen. Dafür wird der Begriff der Organisation vorgeschlagen und theoretisch unter
Rückgriff auf eine Mehrzahl einschlägiger Organisationsansätze eine vieldimensionale Perspektive der organisationalen Erfassung von Ökonomisierungsphänomenen entwickelt. Ökonomisierungsprozesse der organisationalen Ebene stehen dabei im analytischen Zentrum: Organisationale Ökonomisierungen haben eine interne Komponente. Diese ist immer auf ein organisationales Feld bezogen, auf entweder konkrete oder aber typische Umweltbeziehungen
der Organisation und nicht zuletzt Wechselwirkungen organisationalen Wandels mit anderen
sozialen Dimensionen ein und desselben Ökonomisierungsprozesses: Interaktionen und Rollenmuster. Ökonomisierung ist, so die These, ein Lösungsmechanismus des in der funktional
differenzierten Gesellschaft auf die Spitze getriebenen Komplexitätsproblems. Gleichzeitig
erscheint Ökonomisierung trotz fraglicher Rationalisierungswirkungen - insbesondere Effizienz- und Effektivitätsfolgen - als universell legitimer Modernisierungsmodus. Funktionale
Ausdifferenzierung von Gesellschaft steigert den wahrgenommenen Reformbedarf Reformen
ohne den Anschein betriebswirtschaftlicher Vernünftigkeit scheinen heute undenkbar. Die
Ökonomisierung der Gesellschaft erschüttert den weithin auch soziologisch geteilten Glauben
an die Entwicklungsannahme einer Steigerung sinnhafter Ausdifferenzierung. Ökonomisierung als Überformung erscheint als Entdifferenzierung, nicht in dem Sinne, dass andere Systemlogiken einfach verdrängt würden. Vielmehr werden andere Rationalformen durch die
ökonomische Rationalität als wichtigste Überformungskraft (im Vergleich zu Politisierung,
Verwissenschaftlichung etc.) in ihrer Geltung überwölbt. Das Feld der Institutionenpolitik
wird in der Folge anderen Akteuren überlassen, die - frei dem wirtschaftswissenschaftlichen
Imperativ der effizienten Gestaltung von Institutionen folgend - praktische Institutionenpolitik betreiben, wenn auch nicht in dem Sinne, direkt auf einer gesellschaftlichen Systemebene
steuernd ansetzen zu können. (ICF2)
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[127-L] Rosner, Siegfried:
Bewegungen des Gruppenkörpers: Verfugungen zwischen systemischer
Strukturaufstellungsarbeit und Walter Bühls systemökologischer Interpretation sozialen
Wandels, in: Michaela Pichlbauer (Hrsg.) ; Siegfried Rosner (Hrsg.): Systemdynamik und
Systemethik : Verantwortung für Soziale Systeme ; Gedenkschrift für Walter Ludwig Bühl:
Hampp, 2008, S. 274-301
INHALT: Walter Bühl ging es stets um die Frage, wie das soziologische Grundproblem, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft bzw. Kollektiv, theoretisch so gefasst werden kann,
dass es nicht in vereinfachende Dichotomien aufgelöst wird, die die Bandbreite der Verschiedenartigkeit der dynamischen Verlaufsmuster gesellschaftlichen Wandels nicht mehr fassen
können. Vor diesem Hintergrund kam der Autor in Kontakt mit den "systemischen Strukturaufstellungen" von Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer. Den "Verfugungen" und
möglicherweise (noch) übersehenen Verbindungen zwischen systemischer Strukturaufstellungsarbeit und Walter Bühls Vorstellungen einer nicht-linearen Wandlungssoziologie geht
der vorliegende Beitrag nach. Dabei werden Anregungen aus der Auseinandersetzung mit
Durkheims Begründung der Soziologie als eigenständiger Wissenschaft und der darauf sich
beziehenden "Neuen Sozialphysik" als naturalistischem Paradigma in die Argumentation mit
einbezogen. Ziel ist es, aus den Arbeiten Walter Bühls zur Systemtheorie und zur Soziologie
des Wandels Anregungen für die sozialwissenschaftliche Fundierung der anwendungsbezogenen "Aufstellungsarbeit" zur Simulation komplexer Systeme zu gewinnen und umgekehrt dieses in der Praxis erprobte Simulationsverfahren als wissenschaftlich wahrzunehmende und
(ernsthaft) zu prüfende Vorgehensweise zu etablieren. Die von Bühl unterstützte Idee einer
Synthese zwischen Natur- und Geisteswissenschaften im Sinne einer einheitlichen Erfahrungswissenschaft bildet dafür den erkenntnistheoretischen und methodologischen Untergrund. (ICA2)
[128-L] Sporer, Helga:
Neomarxismus und Globalisierung: "Empire", das Modell für eine neue Weltordnung? ;
Globalisierungskritik bei Michael Hardt und Antonio Negri, München 2009, V, 271 S. (Graue
Literatur; edoc.ub.uni-muenchen.de/9747/1/Sporer_Helga.pdf)
INHALT: Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Desaster des realen Sozialismus
schien es lange Zeit so, als hätte der Marxismus sein Ende gefunden. Die vorliegende Arbeit
befasst sich mit den Theorien Hardt/Negris sowie ihrer Kritik an der postmodernen kapitalistischen Gesellschaft, wobei von der These ausgegangen wird, dass die gegenwärtige rasante
Entwicklung - Globalisierung genannt - weiter fortschreitet und für die Menschen noch nie da
gewesene Spannungen zwischen Vereinheitlichung und Vielfalt erzeugt. Im ersten Teil der
Arbeit wird das gedankliche Fundament der Globalisierungskritik von Hardt/Negri diskutiert.
Die aktuelle Globalisierungsdebatte deckt ein weites Spektrum ökonomischer, politischer,
kultureller und sozial-ethischer Positionen ab. Eine exemplarische Darstellung der kontroversen Standpunkte, von der Hyperglobalisierung bis zur Erläuterung skeptischer Grundideen, ist
hierfür unabdingbar. Teil zwei der Arbeit setzt sich mit der neomarxistischen, empirisch wie
philosophisch begründeten Theorie der "Empire" - und "Multitude"-Autoren auseinander. Es
wird untersucht, was so neu ist an Hardt/Negris "Empire" - Konzept. In Teil drei werden die
Übergänge von der modernen zur postmodernen Souveränität diskutiert, wie sie in "Empire"
als Voraussetzung der neuen Ordnungsmacht beschrieben werden. Ein Exkurs in Jean-Fran-
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cois Lyotards Denken und seine Interpretation vom "Ende der großen Erzählungen" wird in
dieses Kapitel einführen, das sich ausführlich mit der Souveränität der Noch-Weltmacht USA
befasst. In Teil vier setzt sich der Autor mit der von Hardt/Negri analysierten "immateriellen
Arbeit" und ihrer Relation zu den Begriffen "Biopolitik" - "Biomacht" und "Netzwerk" auseinander. Die Prognose vom Untergang und Fall des "Empire", ist das Thema des fünften und
sechsten Kapitels. Am Ende der Untersuchung wird die Frage beantwortet, ob Hardt/Negris
neomarxistisches "Empire"-Konzept eine neue Weltordnung theoretisch hinreichend begründen und praktisch anleiten kann. Kapitel VII wird dem Vergleich des "Empire" nach
Hardt/Negri mit der Imperien-Analyse von Herfried Münkler gewidmet sein. Hier steht die
Frage nach der Souveränität und der Zukunft der Hegemonialmacht USA im Zentrum der Betrachtung. (ICD2)
[129-L] Tyrell, Hartmann:
'Individualismus' vor 'der Individualisierung': begriffs- und theoriegeschichtliche
Anmerkungen, in: Wilhelm Gräb (Hrsg.) ; Lars Charbonnier (Hrsg.): Individualisierung Spiritualität - Religion : Transformationsprozesse auf dem religiösen Feld in interdisziplinärer
Perspektive: Lit Verl., 2008, S. 59-86
INHALT: Wer mit Blick auf die zeitgenössische Moderne Individualisierungsprozesse diagnostiziert, sollte nicht die sehr viel weiter zurückliegende Geschichte der dazu gehörigen Begriffe
der Individualität und des Individualismus ausblenden. Individualisierung lebt von der Prozessualisierung des bereits im Konzept der Individualität und des Individualismus Gemeinten.
Dieses aber ist seit Aufklärung und Romantik zur Figur der Anerkennung des Anderen in seinem Anderssein ausgearbeitet worden. In den USA ist der von Tocqueville attestierte Individualismus zu einer Art nationalem Kulturgut geworden. Die klassische Soziologie um 1900,
vor allem aber Simmel und Durkheim, hat wesentliche soziologische Einsichten in den Bedingungszusammenhang von sozialer Differenzierung und Individualismus formuliert. In der
Religionssoziologie sind Anregungen Becks und Luckmanns "Invisible Religion" zu nennen.
(ICE2)
[130-L] Wiedemann, Rainer E.:
Treue und Loyalität im Prozess gesellschaftlichen Wandels: eine soziologische Skizze, in:
Nikolaus Buschmann (Hrsg.) ; Karl Borromäus Murr (Hrsg.): Treue : politische Loyalität und
militärische Gefolgschaft in der Moderne: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 36-71
INHALT: Der Beitrag geht Bausteinen einer Soziologie der Treue bzw. Loyalität in einem historisch-soziologischen Zugang, der den Mehrebenencharakter des Wandlungsprozesses dieser
Begriffe berücksichtigt, nach. Nach einer Begriffssondierung wird die semantisch-lexikalische Ebene der Konzepte "Treue" und "Loyalität" unter dem spezifischen Blickwinkel, dass
diese Begriffe mit typischen personalen Haltungen bzw. "Sozialcharakteren" assoziiert sind,
untersucht. Im Anschluss werden "Treue" und "Loyalität" als sozial institutionalisierte Reziprozitäts- und Kohäsionsmuster fokussiert. Dabei geht es im Wesentlichen um Veränderungen, die zentrale rechtsinstitutionelle Aspekte im Prozess gesellschaftlicher Modernisierung
betreffen. Abschließend wird gefragt, welchen Stellenwert Treue- und Loyalitätsorientierungen im Kontext des zeitgenössischen Wertewandels einnehmen und inwiefern diese Orientierungen gesellschaftliche (Des-)Integrationsprozesse beeinflussen. Moderne, sozial stark diffe-
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renzierte Gesellschaften sehen sich in diesem Zusammenhang mit einem grundlegenden Problem konfrontiert: Der moderne Rollenpluralismus, über den eine Person in mehrere soziale
Gesamtheiten eingebunden wird, bedingt einen Pluralismus von entsprechenden Loyalitätsund Treuebindungen. (ICB2)
[131-L] Zintl, Reinhard:
Entfremdung als Diagnose der Moderne?, in: Ingo Pies (Hrsg.) ; Martin Leschke (Hrsg.): Karl
Marx' kommunistischer Individualismus: Mohr Siebeck, 2005, S. 33-44
INHALT: Entfremdung ist für Marx ein zentrales Merkmal der - modernen - bürgerlichen Gesellschaft, womöglich ihr wichtigstes Merkmal. Diese Diagnose bezieht sich allerdings nicht auf
die Moderne schlechthin, sondern nur auf eine ganz bestimmte Gesellschaftsform, eben die
bürgerliche Gesellschaft. Diese ist zwar diejenige Gesellschaftsform, die oftmals als die Moderne schlechthin wahrgenommen wird, aber sie ist in der Sicht von Marx gerade nicht die
einzig denkbare moderne Gesellschaftsform und sicher nicht das Ende der Geschichte: Eine modernere - Gesellschaft ohne Entfremdung ist in seinem Urteil nicht nur denkmöglich, sondern sie wird kommen. Der Verfasser geht der Frage nach, was Marx unter Entfremdung versteht und inwiefern er sie als charakteristisch für die bürgerliche Gesellschaft ansehen kann.
Anschließend wird analysiert, wie und in welchen Hinsichten nach seinem Urteil die Entfremdung überwunden werden kann. Zum Schluss wird diskutiert, welche Rolle die Marxschen Vorstellungen für diejenigen haben können, mit denen er sich theoretisch anlegt, eben
die Theoretiker der bürgerlichen Gesellschaft: Sind seine Argumente für sie irrelevant, weil
fundamental anderen normativen Grundvorstellungen verhaftet? Oder sind sie durchaus mindestens zum Teil oder in bestimmten Hinsichten - relevant, und wenn, mit welchen Konsequenzen? (ICF2)
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[132-L] Boyer, Christoph:
Netzwerke und Geschichte: Netzwerktheorien und Geschichtswissenschaften, in: Berthold
Unfried (Hrsg.) ; Jürgen Mittag (Hrsg.) ; Marcel van der Linden (Hrsg.) ; Eva Himmelstoss
(Mitarb.): Transnationale Netzwerke im 20. Jahrhundert : historische Erkundungen zu Ideen und
Praktiken, Individuen und Organisationen, Leipzig: Akad. Verl.-Anst., 2008, S. 47-58
INHALT: "Der Beitrag rekonstruiert einen Begriff (sozialer) Netzwerke, der für die Erkenntniszwecke der Sozial- bzw. Geschichtswissenschaften brauchbar sein kann. Netzwerke erbringen
eine spezifische Art von Koordinations- und Kommunikations-, Ordnungs- und Steuerungsleistungen. Sie weisen gegenüber alternativen Formen sozietaler Koordination (Markt, Hierarchie) unter gewissen Voraussetzungen Transaktionskostenvorteile auf. Der Historiker tut
gut daran, sich des Instrumentariums der systemtheoretisch orientierten Netzwerkanalyse zu
bedienen. Umgekehrt kann er deren hochaggregiert-abstrakte und oft zeitlosen Konstrukte
konkretisieren, individualisieren und verzeitlichen. Netzwerke finden sich in modernen Gesellschaften, aber nicht nur dort. Damit weitet sich der Blick auf ein intertemporal-komparatives Forschungsprogramm, das systematisch wie historisch-konkret die Orte und Funktionen
von Netzwerken in umgreifenden Kontexten erschließt." (Autorenreferat)
[133-L] Braun, Norman:
Sozialkapital aus Sicht der Rational Choice Soziologie, in: Wenzel Matiaske (Hrsg.) ; Gerd
Grözinger (Hrsg.): Ökonomie und Gesellschaft : Jahrbuch 20, Sozialkapital - eine (un)bequeme
Kategorie, Marburg: Metropolis-Verl., 2008, S. 43-77
INHALT: Im Rahmen von RC Analysen wird das aus soziologischer Sicht zu erklärende soziale
Geschehen als Resultat der Verflechtung einzelner Handlungen begriffen und daher Soziologie auf der Grundlage des methodologischen Individualismus betrieben. Aus dieser Perspektive werden Phänomene und Prozesse aus den Themenbereichen der Soziologie (wie z. B. soziale Differenzierungen, soziale Institutionen und sozialer Wandel) letztlich als Folgen
menschlicher Entscheidungen und Handlungen aufgefasst. Insbesondere werden die Netzwerkverbindungen der entscheidenden und handelnden Akteure und ihre Konsequenzen als
wesentliche Komponenten bei der Erklärung des ökonomischen und sozialen Geschehens betrachtet. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass und wie diese Annahmen im Zusammenhang mit
dem Begriff "Sozialkapital" vertieft werden können. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem Forschungsfeld der Tauschtheorie. Im Beitrag werden daher theoretische und
empirische Bezüge zwischen der Vernetzung der Akteure und Fragestellungen der Tauschtheorie hergestellt. James Colemans Weiterentwicklung der soziologischen Tauschtheorie - in
der Tradition von Simmel, Homans und Blau und in enger Korrespondenz zu mikroökonomischen Modellierungen - führt zu einem Modell des Sozialtauschs, das in seiner Funktionsweise auf Sozialkapital konstitutiv angewiesen ist. (ICA2)
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[134-L] Drennig, Manfred:
Tauschen und Täuschen: warum die Gesellschaft ist, wie sie ist, Wien: Ueberreuter 2008, 512
S., ISBN: 978-3-8000-7272-9
INHALT: Der Autor wagt sich an eine sehr umfassende Problematik, wenn er fragt, warum Menschen so handeln, wie sie handeln. Dabei geht er von einer wenn nicht pessimistischen, so
doch negativen Gegenwartseinschätzung aus. Drennig stellt fest, dass die Ideen der Aufklärung umfunktioniert und zu herrschaftssichernden Leerformeln geworden seien. Die Komplexität der Moderne erschwere zudem den Diskurs der gesellschaftlichen Gruppen zur Herstellung einer gemeinsamen Vernunft. Zunehmend setze sich die Erkenntnis durch, dass weder
Rechtsstaat noch Wirtschaftspolitik Lösungen anbieten könnten - Drennig warnt mit einem
Sloterdijk-Zitat vor der Herrschaft der Wölfe. Mit dem Begriff des sozialen Tauschs will der
Autor dann Ökonomie und Soziologie zusammenführen und einen möglichst umfassenden
Weg zum Verständnis der Gegenwart ebnen. Mit den Begriffen tauschen und täuschen beschreibt er den Umgang mit Geld, Zuneigung und Macht. Alles menschliche Zusammenleben
fuße auf der Basis eines Netzwerks sozialer Tauschbeziehungen: Wahl gegen Geld, Sicherheit gegen Gehorsam. Für den Autor ist somit nicht ein moralischer Verfall das Problem der
Gegenwart, sondern die negative Seite des heutigen Zusammenlebens habe sich als logische
Folge vernünftig angesehener Handlungen etabliert. Drennig will somit die Funktionslogik eines Denkens zeigen, das hoch individualistisch und instrumentell verfahre, um es schließlich
reformieren zu können. Einen zentralen Platz in dem Band nimmt die Herausbildung einer
stabilen Unterschicht ein. (ZPol, NOMOS)
[135-L] Etzrodt, Christian:
Interaktionen und Institutionen bei Weber und Esser: von Idealtypen zu einer
spieltheoretischen Analyse und zurück, in: Mateusz Stachura (Hrsg.) ; Agathe Bienfait (Hrsg.) ;
Gert Albert (Hrsg.) ; Steffen Sigmund (Hrsg.): Der Sinn der Institutionen : Mehr-Ebenen- und
Mehr-Seiten-Analyse, 2009, S. 155-176
INHALT: Soziologie soll - Weber zu Folge - idealtypische Begriffe bilden und nach generellen
Regeln des Geschehens suchen. Aus dieser Perspektive vergleicht der Verfasser Probleme der
Begriffsbildung bei Max Weber und Hartmut Esser. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Logik der Typenkonstruktion, also der Beziehung zwischen den Handlungs-, Interaktions- und
Institutionstypen sowie den Typen sozialer Ordnung, sowie um eine Analyse des Inhalt dieser
Idealtypen. Hier zeigt sich, dass sich Webers und Essers Logiken der Typenkonstruktion erheblich voreinander unterscheiden. Max Weber leitet aus seinen Handlungstypen Interaktionstypen und Typen sozialer Ordnung ab, kann jedoch die Komplexität von Interaktionstypen
nicht befriedigend darstellen. Esser kann dieses Problem unter Bezugnahme aus spieltheoretische Modelle erheblich besser lösen, er kann jedoch nicht die Logik der Klassifikation von
Interaktionstypen mit dem Nutzen- und Matchkriterium in seinem Modell der Frame-Selektion verbinden. Es ist jedoch möglich, mit Hilfe von Alfred Schütz' Motivtypen eine Synthese
dieser beiden Ansätze zu formulieren, die allerdings Webers Schlussfolgerung wesentlich näher kommt als Essers. (ICE2)
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[136-L] Freese, Jan; Euler, Mark; Markgraf, Rainer:
Perspektiven einer rationalen ökonomischen Rekonstruktion sozialer Interaktionen als Basis
des Sozialkapitalkonzeptes, in: Wenzel Matiaske (Hrsg.) ; Gerd Grözinger (Hrsg.): Ökonomie
und Gesellschaft : Jahrbuch 20, Sozialkapital - eine (un)bequeme Kategorie, Marburg: MetropolisVerl., 2008, S. 79-109
INHALT: Der Beitrag basiert auf der Annahme, dass der Begriff des sozialen Kapitals nicht eindeutig definiert ist und die Einbettung in eine formale, deduktive noch Theorie fehlt. Darauf
aufbauend wird angenommen, dass die Diskussion um den Begriff des sozialen Kapitals die
Neuauflage der seit der Aufklärung stattfindenden Auseinandersetzung um das Verhältnis
von Individuum und Gesellschaft ist. Bei genauerer Betrachtung der Sozialkapitaldebatte lassen sich dementsprechend auch zwei grundsätzlich unterschiedliche Diskussionsstränge ausmachen. Eine eher individualistische Konzeption, die im Sozialen eine individuelle Ressource
sieht und eine eher kollektivistische Sichtweise, für die soziales Kapital ein gesamtgesellschaftliches Phänomen darstellt. Die Autoren fragen skeptisch, ob auf Basis der Theorie rationaler Wahlhandlungen das grundlegende Problem der Sozialtheorie - das aus soziologischer
Perspektive als Problem der "doppelten Kontingenz" sozialen Handelns und aus ökonomischer Sicht als Gefangenendilemma des Austauschs auf unvollkommenen Märkten charakterisiert werden kann - lösbar ist. Eine schlüssige Rekonstruktion sozialer Interaktionen aus
Perspektive der ökonomischen Theorie rationaler Wahlhandlungen ist möglich, wenn der
Nutzenbegriff erweitert wird. Zwar eröffnen Investitionen in soziale Interaktionen den Akteuren Chancen - wie den Erhalt von Austauschleistungen und einen Zuwachs an Human- oder
Sozialkapital -, jedoch bedarf es aus Sicht der Autoren einer positiven und sicheren Gegenleistung, um den "homo oeconomicus" zu einer Anfangsinvestition in die soziale Beziehung
zu motivieren. Diesen Beweggrund identifizieren die Autoren als "Distinktionsgewinn".
(ICA2)
[137-L] Gebhard, Gunther; Geisler, Oliver; Schröter, Steffen (Hrsg.):
StreitKulturen: polemische und antagonistische Konstellationen in Geschichte und
Gegenwart, (Kultur- und Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 233 S., ISBN: 978-389942-919-0
INHALT: "Gestritten wird oft, viel, an unterschiedlichen Orten, in verschiedensten Kontexten.
Der Präsenz des Phänomens 'Streit' steht allerdings seine negative Bewertung gegenüber. Sie
speist sich aus seinem dissoziierenden Charakter, dessen Faktizität die Harmonie- und Stabilitätsorientierung normativer symbolischer Ordnungen immer wieder herausfordert. Das vergesellschaftende Moment des Streits, seine Funktionalität und nicht zuletzt seine Produktivität
bleiben oft unbeachtet. Streitkulturen zu analysieren bedeutet, den Streit als eine spezifische
Form der Auseinandersetzung in den Blick zu nehmen, seine Regelhaftigkeit, seine jeweils
historisch wie sozial variablen Erscheinungsweisen aufzuzeigen. In der interdisziplinären Perspektive der Beiträge zeigt sich der Streit als kulturelle Form der Austragung antagonistischer
Positionen in Geschichte und Gegenwart. Es wird eine Annäherung an eine eigenständige
kultur- und sozialtheoretische Figur ermöglicht, die mehr ist als lediglich ein Epiphänomen
des Konflikts." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gunther Gebhard, Oliver Geisler, Steffen
Schröter: Streitkulturen - Eine Einleitung (11-34); Florian Hartmann: Zur Kunst des Schreibens im Investiturstreit (35-56); Daniel Schläppi: Der Kompromiss - Überlegungen zur politischen Streitkultur der Schweiz vor 1800 (57-76); Janina Fuge: Vom Nutzen und Nachteil des
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Streits für die Erinnerung - Hamburgs Gedenken an die Unterzeichnung des Versailler Vertrages (77-96); Max Orlich: "Don't be nice - it's the kiss of death" Streitlust und Streitkultur
der Avantgarden (97-124); Sonja Würtemberger: Sängerstreit als Streit der Form (125-140);
Silvan Wagner: "Guck dich doch mal an!" - Ein Streitargument zwischen dem mittelalterlichen Märe 'Der Gürtel' und der postmodernen Talkshow (141-162); Alexandra Ludewig:
Leitkulturen - Streitkulturen (163-184); Nico Koppo: Kontrollierte Pluralität - Zur "Reform"
der Gemeinschaftsdiagnose (185-208); Youssef Dennaoui, Daniel Witte: Streit und Kultur:
Vorüberlegungen zu einer Soziologie des Streits (209-230).
[138-L] Gehmacher, Ernst:
Sozialkapital: Chancen und Grenzen der Methodik, in: SWS-Rundschau, Jg. 49/2009, H. 1, S.
103-109 (Standort: USB Köln(38)-XH05177; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Konzept 'Sozialkapital' hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer soziologischen Erklärung für strukturelle Veränderungen in Bildung, Ökonomie und Politik (Bourdieu,
Coleman, Putnam) zu einem Messinstrument entwickelt, mit dem die Bindungskraft sozialer
Beziehungen aller Größen und Typen quantifiziert werden kann (World Bank, OECD). Zwei
Forschungsstränge stehen hier miteinander im Wettbewerb: Zum einen internationale Umfragen, deren Ergebnisse in 'top-down'-Maßnahmen münden, zum anderen Untersuchungen in
sozialen Einheiten, die in Form von 'bottom-up'-Strategien selbst Maßnahmen ergreifen.
Langsam setzten sich auch allgemein anerkannte Definitionen von Sozialkapital durch, etwa
die Dimensionen 'Bonding' oder 'Bridging', oder die Unterscheidung von 'Mikro'-, 'Meso'und 'Makroebene'. Inwiefern dieses neue Konzept erfolgreich sein wird, hängt wohl von seiner Nützlichkeit in der praktischen Alltagsanwendung ab. Sozialkapital kann, wie jedes Kapital, in unterschiedliche Unternehmungen und Ziele investiert werden." (Autorenreferat)
[139-L] Goffman, Erving:
Interaktionsrituale, in: Andrea Belliger (Hrsg.) ; David J. Krieger (Hrsg.): Ritualtheorien : ein
einführendes Handbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 321-336, ISBN: 978-3531-16109-9
INHALT: Der Beitrag wendet sich zwei spezifischen rituellen Typen zu, der "Ehrerbietung" und
dem "Benehmen". Anhand vieler Beispiele werden verschiedene Formen und Variationen
dieser sozialen Riten dargestellt. So darf etwa ein Manager seinen Hausmeister gönnerhaft
nach dem Befinden und seiner familiären Situation fragen; umgekehrt ist dieses jedoch völlig
undenkbar. Der Artikel hebt hervor, dass die ritualisierte Ehrerbietung nicht die wirklichen
Empfindungen des Ehrenden gegenüber dem Empfänger ausdrücken muss - tatsächlich kann
durch eine besonders "genaue", "formalisierte" Ausübung der ritualisierten Ehrerbietung eine
- auch vom Empfänger evtl. wahrnehmbare - Distanzierung der wirklichen Gefühle zum Ausdruck gebracht werden (indem betont der rituelle Charakter hervorgehoben wird). Der Beitrag
widmet sich mit weiteren Beispielen dem "Benehmen" und geht schließlich auf explizite "zeremonielle Entweihungen" ein, die in teilweise obszöner oder vulgärer Formen Respektlosigkeit oder Verachtung zum Ausdruck bringen wollen. (ICB)
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[140-L] Knoblauch, Hubert; Leuenberger, Christine; Schnettler, Bernt:
Erving Goffmans Rede-Weisen, in: Erving Goffmann ; Hubert Knoblauch (Hrsg.) ; Christine
Leuenberger (Hrsg.) ; Bernt Schnettler (Hrsg.): Rede-Weisen : Formen der Kommunikation in
sozialen Situationen, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 9-28
INHALT: Erving Goffman ist ein soziologischer Klassiker der zweiten Generation. Dieser Band
versammelt Aufsätze, in denen Goffman sich mit verschiedenen Aspekten der Kommunikation auseinander setzt. Goffman wendet sich hier dem Sprechen in alltäglichen Situationen zu.
Seine besondere Beachtung nonverbaler Aspekte macht deutlich, dass Sprechen immer Teil
einer sozialen Situation ist, was bei der Analyse von Kommunikation nicht außer Acht gelassen werden darf. Es vermutete sogar, dass Gespräche weniger der Informationsvermittlung als
vielmehr der Darbietung dienen - also der Performance - und ihrer Wertschätzung. Im Gespräch finde sich der letzte Ort einer Dramatisierung, wie wir sie aus dem Theater kennen.
Darüber hinaus können in den Äußerungen selbst die vielfältigsten Figuren auftreten: Neben
natürlichen, mit den Sprechenden identischen Figuren kann es sich um gespielte Figuren handeln, um gedruckte, zitierte oder in Sprache und Gesten nachgeahmte. Neben den Produktionsweisen der Rede werden auch die verschiedenen Positionen, in denen die Sprecher erscheinen, diskutiert. Dazu gehört das Text-Selbst, das moduliert werden kann, und das "Rauschen" als eine Art der Modulation, die den technischen Kommunikationskanals, die uns als
"Sprechmaschine" betrifft, behandelt. (ICB2)
[141-L] Knorr Cetina, Karin:
Umrisse einer Soziologie des Postsozialen, in: Hanno Pahl (Hrsg.) ; Lars Meyer (Hrsg.):
Kognitiver Kapitalismus : soziologische Beiträge zur Theorie der Wissensökonomie, Marburg:
Metropolis-Verl., 2007, S. 25-39
INHALT: Der Beitrag der Verfasserin steht in der Tradition interpretativ verfahrender Mikrosoziologie. Zugleich wird in ihm ein Forschungsprogramm skizziert, das soziologisches Neuland betritt. Beide Aspekte sind hier eng miteinander verkoppelt. Weil der Focus mikrosoziologischer Ansätze primär auf die konstitutive Bedeutung interaktiver Vermittlungsformen für
die Genese und Reproduktion von Subjektivität und Gesellschaft abstellt, ist es auch diese
Perspektive, die den Blick auf das freigibt, was die Verfasserin als "liminale Sozialität" beschreibt: eine zunehmende Ersetzung zwischenmenschlicher Beziehungen durch Objektbeziehungen. Postsoziale Objektwelten erlangen als Interaktionspartner von Menschen sowie als
Mediatoren gesellschaftlicher Synthesis zunehmende Bedeutung. (ICE2)
[142-L] Ladenthin, Volker:
Destinatives und auratisches Handeln: Anmerkungen zur Handlungstheorie, nebst einigen
aktuellen Applikationen anlässlich terroristischen Handelns, in: Werner Helsper (Hrsg.) ;
Christian Hillbrandt (Hrsg.) ; Thomas Schwarz (Hrsg.): Schule und Bildung im Wandel :
Anthologie historischer und aktueller Perspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S.
235-253
INHALT: Der Autor möchte mit seinen Ausführungen zum destinativen und auratischen Handeln
einen Beitrag zum Verständnis von Gewalttaten leisten. Seine These lautet, dass in vielen Fällen Gewalttaten durch eine Handlungsplanung (und daher eine Rationalität) initiiert wurden,
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welche durch kulturell vertraute Theorien der destinativen Handlungsplanung, auch im Bereich der Bildung nicht angemessen verstanden werden kann. Eine solche nunmehr "nichtdestinativ begründete Handlungsbereitschaft" - so die Konsequenz - erweist sich den aufklärerischen Politik- aber auch Bildungsbemühungen gegenüber als stark oder völlig resistent.
Von daher ist dem Autor zufolge nach neuen Formen politischen Agierens und pädagogischen Arbeitens zu fragen. Er rekonstruiert zunächst den nicht-destinativen Handlungstyp
theoretisch (idealtypisch im Sinne Max Webers) mit Hilfe von Äußerungen von Gewalttätern.
Er wendet anschließend diesen Idealtyp in seiner schematischen Analyse einer extremen
Form von gewaltsamem Handeln - dem Terrorismus - an und erläutert seine Ausführungen
anhand von einfachen lebensweltlichen Zusammenhängen. (ICI2)
[143-L] Miebach, Bernhard:
Prozesstheorie: Analyse, Organisation und System, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009,
336 S., ISBN: 978-3-531-15630-9
INHALT: "Soziales Handeln ist durch Rückgriff auf vorangegangene und Vorgriff auf zukünftige
Ereignisse prozesshaft angelegt. Während sich die Gesellschaftstheorie auf Transformationsprozesse konzentriert, wird der allgemeine Prozessbegriff im vorliegenden Buch durch rekursive Prozessketten erweitert, z. B. durch Pfadabhängigkeit oder Zeitreihen sowie durch Veränderungsprozesse, die in der Organisationstheorie als organisationales Lernen oder Reframing analysiert werden. Das Buch zielt damit auf die Aufarbeitung von Prozesskonzepten in
der Handlungstheorie, die Dokumentation der wesentlichen Prozessthemen innerhalb der Organisationstheorie, die Darstellung der empirischen Methoden zur Prozessanalyse und die
Entwicklung eines theoretisch begründeten Modells zur Analyse und Erklärung sozialer Prozesse. Es werden Kriterien für die prozesstheoretische Erklärung entwickelt und auf die soziologischen Paradigmen - Systemtheorie, interpretativ-interaktionistische Theorie, RationalChoice-Theorie, Strukturationstheorie und Figurationstheorie - angewendet. Am Ende steht
die Darstellung eines systemtheoretischen Modells zur Prozessanalyse und dessen Anwendung auf Merkmale und Auswirkungen der computergestützten Prozessorganisation." (Autorenreferat)
[144-L] Rössel, Jörg:
Die Konflikttheorie der Theorie der Interaktionsrituale, in: Thorsten Bonacker (Hrsg.):
Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien : eine Einführung, Opladen: Leske u. Budrich, 2008, S.
427-445, ISBN: 978-3-531-16180-8
INHALT: Der amerikanische Sozialtheoretiker Randall Collins versuchte in seinen zahlreichen
Arbeiten, eine explizite Verbindung von Interaktionismus und Konflikttheorie durch die Entwicklung einer Theorie der Interaktionsrituale herzustellen. Die in Interaktionsritualen begründete Dynamik von emotionaler Energie ist der explanatorische Kern von Collins' Theorie. Die emotionale Energie determiniert die Wichtigkeit von bestimmten Symbolen und
Klassifikationssystemen, während das kulturelle Kapital den Inhalt der Handlungen, der Gespräche und des Denkens von Personen bestimmt. Interaktionsrituale werden als eine Art von
"Minikonfliktsituationen" betrachtet, in der Personen versuchen, mit Hilfe ihres kulturellen
Kapitals und der zugrunde liegenden emotionalen Energie eine Definition der Situation auszuhandeln, die ihnen den Gewinn möglichst hoher emotionaler Energie ermöglicht. Ver-
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gleicht man Collins' Theorie der Interaktionsrituale mit anderen akteurtheoretischen Perspektiven in den Sozialwissenschaften, so wird deutlich, dass die empirische Operationalisierung
dieser Theorie die Soziologie in weitgehend neue Richtungen führt, die von der gängigen Praxis der umfrageorientierten Sozialforschung abweichen. Der Autor erläutert die Konflikttheorie der Theorie der Interaktionsrituale am Beispiel von fremdenfeindlichen Einstellungen,
fremdenfeindlicher Gewalt und der Wahl fremdenfeindlicher Parteien. Er stellt abschließend
Rezeption und Kritik der Theorie der Interaktionsrituale dar. (ICI2)
[145-L] Roßteutscher, Sigrid:
Soziale Partizipation und soziales Kapital, in: Viktoria Kaina (Hrsg.) ; Andrea Römmele
(Hrsg.): Politische Soziologie : ein Studienbuch, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S.
163-180
INHALT: Der Begriff der sozialen Partizipation meint, so die Verfasserin, die Unzahl der Beteiligungsmöglichkeiten, die sich dem Individuum in verschiedensten Gruppen der Gesellschaft
bieten: dem Fußballverein, der Sängervereinigung, der Selbsthilfegruppe oder der Wohlfahrtsorganisation. Soziale Partizipation reicht immer über rein private Belange hinaus. Sie
steht für Beteiligungsformen, die sich entweder an Kollektive richten (Ehrenamtliche beim
Betrieb einer Suppenküche) und/oder direkt im Verbund, kollektiv, ausgeübt werden (als Mitglied der Bahnhofsmission, die eine Suppenküche betreibt). Soziale Partizipation unterscheidet sich schließlich von politischer Partizipation, die explizit die Beeinflussung von Entscheidungen oder Entscheidungsträgern auf unterschiedlichen politischen Ebenen zum Ziel hat.
Soziale Partizipation ist somit ein Sammelbegriff für eine Beteiligungsform, die in der Regel
öffentliches, kollektives Handeln ohne direkte politische Motivation beschreibt, aber immer
über die private Sphäre hinausreicht. In diesem Kontext wird das Konzept des Sozialkapitals
und seine Entwicklung analysiert. Vor dem Hintergrund der offenen Fragen der Sozialkapitalforschung wird argumentiert, dass selbst wenn in 20 Jahren keiner mehr den Begriff Sozialkapital im Munde führt, über soziale Partizipation und soziale Integration mit Sicherheit auch in
Zukunft weiterhin diskutiert wird. (ICF2)
[146-L] Roth, Felix:
Sozialkapital, Vertrauen und wirtschaftliches Wachstum, in: Wenzel Matiaske (Hrsg.) ; Gerd
Grözinger (Hrsg.): Ökonomie und Gesellschaft : Jahrbuch 20, Sozialkapital - eine (un)bequeme
Kategorie, Marburg: Metropolis-Verl., 2008, S. 111-137
INHALT: Der Beitrag bietet eine kritische Übersicht zu den Konzepten Sozialkapital und Vertrauen, die als "soziale Infrastruktur" (möglicherweise) langfristiges Wirtschaftswachstum beeinflussen. "Möglicherweise", denn bei der Aufklärung dieser Zusammenhänge stößt der Autor auf die bekannte Problematik der begrifflichen Unschärfe und mithin Schwierigkeiten bei
der Konzeptualisierung des Sozialkapitals in der ökonomischen Theorie und Empirie. So wenig wie geklärt ist, ob in der empirischen Operationalisierung Aspekte wie Vertrauensniveau,
bürgerschaftliches Engagement oder die Verbreitung von Reziprozitätsnormen verwendet
werden sollten, so unklar ist noch, inwieweit das Sozialkapital als einfacher Skalenfaktor in
das Produktionsmodell aufgenommen oder als Grundlage des Produktionsprozesses betrachtet werden kann. Der Autor erläutert diese Schwierigkeiten und stellt im Rückgriff auf die
konträren Begriffsfassungen bei James Coleman und Robert Putnam die Rezeptionslinien in
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der Ökonomie vor. Dabei diskutiert er, in Anlehnung an Mancur Olson, auch die "dunkle"
Seite des Sozialkapitals für das wirtschaftliche Wachstum. Denn hochintegrierte Netzwerke
(Seilschaften, Cliquen, Kölscher Klüngel etc.) in der Ökonomie unterminieren gegebenenfalls
wachstumsförderliche Innovationen und ökonomischen Wandel. (ICA2)
[147-L] Schlobinski, Peter:
Netzwerk-Untersuchungen, in: Ulrich Ammon (Hrsg.) ; Norbert Dittmar (Hrsg.) ; Klaus J.
Mattheier (Hrsg.) ; Peter Trudgill (Hrsg.): Soziolinguistik : ein internationales Handbuch zur
Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft ; 2. Teilbd., Berlin: de Gruyter, 2005, S. 1459-1469
INHALT: Vor dem Hintergrund, dass der netzwerkanalytische Ansatz in der Soziolinguistik im
Vergleich zur Soziologie bisher weniger relevant ist, geht es darum, die richtungsweisenden
Arbeiten im Rahmen soziolinguistischer Untersuchungen vorzustellen.Nach einer Darlegung
der grundlegenden Konzepte des Netzwerkansatzes in der Soziologie sowie der Methoden der
sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse werden die Arbeiten von Gumperz (1964), Labov
(1972) und Milroy (1980) präsentiert, die zwei unterschiedlichen Hauptströmungen der Netzwerkanalyse folgen. Gumperz Untersuchung steht im Paradigma der positionalen Netzwerkanalyse, in der die Sozialstruktur als ein mehr oder weniger geordnetes Gemenge verschiedener Rollen und Positionen innerhalb eines Beziehungsgeflechts begriffen wird, während Milroy und Labov im Paradigma der relationalen Netzwerkanalyse zu sehen sind, in der anhand
von Kohäsionskonzepten (Dichte, Multiplexität) innerhalb von Netzwerken interne Beziehungsnetze (wie Cliquen) beschrieben werden. (ICH)
[148-L] Schmid, Hans Bernhard; Schweikard, David P. (Hrsg.):
Kollektive Intentionalität: eine Debatte über die Grundlagen des Sozialen, Frankfurt am
Main: Suhrkamp 2009, 854 S., ISBN: 978-3-518-29498-7
INHALT: "Die überwältigende Anzahl sozialer Phänomene ist dadurch gekennzeichnet, dass
Menschen Absichten und Überzeugungen miteinander teilen, mit vereinten Kräften handeln
und gemeinsame Praktiken sowie soziale Institutionen etablieren. Seit etwa zwei Jahrzehnten
werden die begrifflichen Grundlagen und Besonderheiten dieser Phänomene unter dem Stichwort 'Kollektive Intentionalität' zusammengefasst und zunehmend interdisziplinär diskutiert.
Dieser Band bietet das erste umfassende Kompendium zu dieser Debatte über die Grundlagen
des Sozialen und versammelt erstmals in deutscher Übersetzung neben den klassischen philosophischen Texten auch neuere Beiträge aus angrenzenden Wissenschaften. Eine systematische Einleitung der Herausgeber erschließt die Hauptlinien und Hintergründe der Diskussion." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hans Bernhard Schmid, David P. Schweikard: Kollektive Intentionalität. Begriff, Geschichte, Probleme (11-68); Raimo Tuomela, Kaarlo Miller: Wir-Absichten (72-98); John R. Searle: Kollektive Absichten und Handlungen (99-118);
Philip R. Cohen, Hector J. Levesque: Teamwork (119-153); Margaret Gilbert: Zusammen
spazieren gehen: Ein paradigmatisches soziales Phänomen (154-175); Michael E. Bratman:
Geteiltes kooperatives Handeln (176-193); Seumas Miller: Gemeinsames Handeln (194-226);
Annette C. Baier: Dinge mit anderen tun: Die mentale Allmende (227-229); Frederick Stoutland: Warum sind Handlungstheoretiker so antisozial? (230-265); J. David Velleman: Wie
man eine Absicht teilt (266-300); Michael E. Bratman: Ich beabsichtige, dass wir G-en (301332); Margaret Gilbert: Was bedeutet es, dass wir beabsichtigen? (333-355); Hans Bernhard
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Schmid: Können Gehirne im Tank als Team denken? (356-386); Anthonie W M. Meijers:
Kann kollektive Intentionalität individualisiert werden? (387-413); Christopher Kutz: Zusammen handeln (414-432); James K. Swindler: Soziale Absichten: Aggregiert, kollektiv und im
Allgemeinen (433-478); John R. Searle: Einige Grundprinzipien der Sozialontologie (479500); Raimo Tuomela: Kollektive Akzeptanz, soziale Institutionen und Gruppenüberzeugungen (501-503); Philip Pettit, David P. Schweikard: Gemeinsames Handeln und kollektive Akteure (504-533); Philip Pettit: Gruppen mit einem eigenen Geist (534-555); Robert Sugden:
Teampräferenzen (631-671); John B. Davis: Kollektive Intentionalität, komplexes ökonomisches Verhalten und Bewerten (672-696); Michael Tomasello, Hannes Rakoczy: Was macht
menschliche Erkenntnis einzigartig? Von individueller über geteilte zu kollektiver Intentionalität (697-737); Kay Mathiesen: Wir sitzen alle in einem Boot: Die Verantwortung kollektiver
Akteure und ihrer Mitglieder (738-764); Deborah P. Tollefsen: Herausforderungen an den
epistemischen Individualismus (765-806); Barbara J. Grosz, Luke Hunsberger: Die Dynamik
von Absichten in gemeinsamen Handlungen (807-846).
[149-L] Schultheis, Franz:
Pierre Bourdieus konzeptualisierung von "Sozialkapital": Sozialkapital: zur Genealogie des
Gedankens, in: Wenzel Matiaske (Hrsg.) ; Gerd Grözinger (Hrsg.): Ökonomie und Gesellschaft :
Jahrbuch 20, Sozialkapital - eine (un)bequeme Kategorie, Marburg: Metropolis-Verl., 2008, S. 1742
INHALT: Der Beitrag geht der Entwicklung des Konzepts Sozialkapital" im Werk Pierre Bourdieus nach. Der Autor folgt dieser Linie sowohl entlang der Biographie als auch entlang der
Entfaltung der Kategorie in verschiedenen Etappen des Werks. Die biographische Spur führt
zur Verortung in das, was er das "mediterrane Paradigma" Bourdieus nennt. Bourdieu reflektiert nicht zuletzt in seinen frühen ethnologischen Studien zur Kabylei, in welchen er die Kategorie des Sozialkapitals "entdeckt", zugleich auf die vormoderne bäuerliche Welt des französischen Südens und deren Auf- und Umbruch in moderne Zeiten. Die Vertrautheit mit der
Lebenswelt der "kleinen Leute" ist aber nur ein Aspekt der realistischen oder praxeologischen
Sicht Bourdieus auf das Sozialkapital. Weiterhin schließt Bourdieu an Marcel Mauss' "Essai
sur le don" an, um jenseits der Ethik der Großzügigkeit und dem System der Verpflichtungen
die Interessen aufzudecken, die mit "sozialen Beziehungen" verbunden sind. Die Integration
des Sozialkapitals in die Analyse "sozialer Felder" oder "Räume" und mithin die Anschlussfähigkeit an Methoden der modernen Netzwerkanalyse charakterisiert Bourdieus als legitimen
Stammvater einer zentralen Strömung in der zeitgenössischen Debatte um das Sozialkapitals.
(ICA2)
[150-L] Schulz-Schaeffer, Ingo:
Handlungszuschreibung und Situationsdefinition, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Jg. 61/2009, H. 2, S. 159-182 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Handlung als subjektiv sinnhaftes Verhalten und Handlung als Zuschreibungskategorie werden in der Regel als konkurrierende Handlungsbegriffe verstanden (Abschnitt 1). Im
Gegensatz dazu argumentiert der vorliegende Beitrag, dass die soziologische Handlungstheorie beide Handlungsbegriffe benötigt. Bereits für den Begriff des sozialen Handelns ist es er-
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forderlich, neben dem subjektiv gemeinten Sinn des eigenen Handelns, die Deutung, und damit auch die Zuschreibung fremden Handelns zu berücksichtigen (Abschnitt 2). Zugeschriebene Handlungen sind keine bloßen Vorstellungen, sondern sie können eine eigenständige
Realität darstellen, dann nämlich, wenn sie dem sozial Handelnden als diejenigen Handlungen gelten, auf die hin er seine Anschlusshandlungen entwirft (Abschnitt 3). Im sozialen Verkehr der Akteure gewinnt Handlungszuschreibung diese Handlungswirksamkeit, wenn sie im
Bezugsrahmen intersubjektiv gültiger Situationsdefinitionen erfolgt (Abschnitt 4). Dies können gemeinsam geteilte oder handlungswirksam durchsetzbare Situationsdefinitionen sein.
Zudem lassen sich zwei Modi der Handlungszuschreibung unterscheiden: Zuschreibung auf
Gründe und Zuschreibung maßgeblicher Verursachung (Abschnitt 5). Auf der Grundlage dieser beiden Unterscheidungen werden Ansatzpunkte für eine Analyse der Wirksamkeit zugeschriebener Handlungen im sozialen Handeln vorgestellt (Abschnitt 6)." (Autorenreferat)
[151-L] Seubert, Sandra:
Kollektives Handeln oder Kritik der Macht?: eine demokratietheoretische Analyse des
Konzepts des Sozialkapitals, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 38/2009,
H. 1, S. 97-118 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Konzept des Sozialkapitals ist in jüngster Zeit vor allem in Zusammenhang mit
der Frage nach den Grundlagen einer lebendigen Bürgergesellschaft in der Diskussion. Es
wird demokratietheoretisch überwiegend positiv konnotiert und auf das Vermögen zur gesellschaftlichen Selbstorganisation bezogen. Probleme einer ungleichen Verteilung von Sozialkapital in der Bürgergesellschaft wurden bislang eher vernachlässigt, ebenso wie die Frage, ob
Sozialkapital jederzeit ein öffentliches Gut darstellt. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, die Potentiale und Grenzen des Konzepts des Sozialkapitals für eine demokratietheoretische Analyse neu zu bewerten. Hierfür wird ein Vorschlag zum Verständnis von Sozialkapital gemacht, der die machtkritische Perspektive (in der Tradition von Bourdieu) mit der
integrationstheoretischen Perspektive (in der Tradition von Putnam) verbindet. Neben verschiedenen Formen von Sozialkapital werden verschiedene Ebenen differenziert, auf denen
Sozialkapital wirken kann. Dies erlaubt, Wechselwirkungen und Dynamiken zwischen Sozialkapital als individuellem Gut, als Gruppengut und als gesamtgesellschaftlichem Gut ins
Auge zu fassen und zu untersuchen, welche Faktoren Inklusions- bzw. Exklusionseffekte auf
der gesamtgesellschaftlichen Ebene hervorbringen." (Autorenreferat)
[152-L] Sutter, Tilmann:
Interaktionistischer Konstruktivismus: zur Systemtheorie der Sozialisation, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 350 S., ISBN: 978-3-531-16192-1
INHALT: "Im Bereich der Gesellschaftsanalyse hat die neuere Systemtheorie wichtige Auseinandersetzungen ausgelöst. Die Frage, welche Beiträge die Systemtheorie für die Analyse von
Sozialisation und Subjektbildung liefert, führt dagegen in ein noch kaum beschrittenes Neuland. Der Band geht dieser Frage nach und versucht dabei, bewährte strukturgenetische Sozialisationstheorien in Kontakt zu systemtheoretischen Sichtweisen zu bringen. Die in den
Sozialisationstheorien vorzufindende Gegenüberstellung von subjektzentrierten und soziologischen Erklärungsansätzen kann aufgelöst werden, wenn mit der Systemtheorie die jeweils
eigenständige Organisation subjektiver und sozialer Prozesse in Rechnung gestellt wird. Die
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Studien behandeln sowohl Prozesse der Entwicklung und Sozialisation als auch methodologische und methodische Fragen. Sie rücken so eine Theorie der Selbstsozialisation unter gewandelten Bedingungen gesellschaftlicher Differenzierung in den Mittelpunkt des
Interesses." (Autorenreferat)
[153-L] Vogel, Berthold:
Streit, Zwist, Zorn: welchen Beitrag leistet die soziologische Konflikttheorie zu einer
akteursorientierten Gesellschaftsdiagnostik?, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger
Instituts für Sozialforschung, Jg. 18/2009, H. 2, S. 47-60 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser analysiert die Merkmale der soziologischen Konflikttheorie, die einen
Beitrag zu der akteursorientierten Gesellschaftsdiagnostik leisten könnte. Die Untersuchung
erfolgt in drei Schritten: Ein erster Schritt besteht darin, sich der Bestände der soziologischen
Konflikttheorie zu vergewissern und das Inventar konfliktsoziologischen Denkens zu sichten.
Der Höhepunkt soziologischer Konflikttheorie liegt einige Zeit zurück - genau genommen lag
er in den 1960er und den frühen 1970er Jahren. Insbesondere zwei Autoren sind in dieser Zeit
konflikttheoretisch auf bemerkenswerte Weise hervorgetreten. Es handelt sich um Lewis Coser und um Ralf Dahrendorf. Für Coser und Dahrendorf war die Konfliktsoziologie kein
Spartenfach - sie war für sie immer die Ouvertüre zu einer Gesellschaftstheorie. Im Anschluss
an diese Rekonstruktion konfliktsoziologischer Theoriebildung wird in einem zweiten Schritt
der Frage nachgegangen, in welchem Kontext die soziologische Konflikttheorie ihren Aufschwung erlebte. Hier wird die These vertreten, dass die soziologische Konflikttheorie der
1960er und 1970er Jahre unverkennbar ein Kind ihrer Zeit ist. Sie ist das Produkt und die
Ausdrucksform (in gewissem Sinne das Ausrufezeichen) einer Aufsteigergesellschaft, in deren Zentrum Mobilitäts- und Wachstumskonflikte stehen. In der Konflikttheorie dieser Zeit
spiegelt sich gleichermaßen der Wunsch nach Veränderung, aber auch das Bedürfnis, sich der
positiven Wirkung sozialer Konflikte (Freiheit, Fortschritt, Zusammenhalt) zu vergewissern.
Nach den Beständen und den Kontexten werden in einem dritten Schritt die Perspektiven der
soziologischen Konflikttheorie thematisiert. In Frage steht, ob und inwieweit die Konflikttheorie als ein Kind ihrer Zeit unter grundsätzlich veränderten gesellschaftlichen Voraussetzungen heute noch aussagekräftig ist. (ICF2)
[154-L] Weiß, Johannes:
Die Kultur der Weltgesellschaft, in: Richard Faber (Hrsg.) ; Frithjof Hager (Hrsg.): Rückkehr
der Religion oder säkulare Kultur? : Kultur- und Religionssoziologie heute: Königshausen u.
Neumann, 2008, S. 16-25, ISBN: 978-3-8260-3425-1 (Standort: UuStB Köln(38)-35A4471)
INHALT: Der Autor zeigt bei seinen kultursoziologischen und geschichtsphilosophischen Reflexionen zur Kultur der Weltgesellschaft, dass die Globalisierung, welche heute überwiegend
skeptisch beurteilt, vielfach kritisiert oder ganz abgelehnt wird, ein "Projekt der Moderne" ist.
Dieses ist im Zusammenhang der europäisch-amerikanischen Aufklärung entstanden und
wurde in den daran anschließenden Ideensystemen und soziokulturellen bzw. politischen Bewegungen ausgearbeitet. Der "Globalisierung" genannte Prozess ist auf eine fortschreitende
und schließlich vollständige Inklusion aller Menschen in ein einziges kommunikatives und interaktives Netzwerk gerichtet. Aus dieser Perspektive betrachtet war der Sowjetkommunis-
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mus der erste und letzte, am Ende vollständig fehlgeschlagene Versuch, eine globale Gesellschaft auf universalistischen Grundsätzen zu erbauen und gleichzeitig das substantielle kulturelle Erbe der gesamten Menschheit zu bewahren. Wie stellt sich demnach der Mensch als
solcher in den Kommunikations- und Austauschverhältnissen dar, die sich auf einer globalen,
weltgesellschaftlichen Ebene entwickeln? Was und welcher Art sind die Mittel und Medien,
die dieses universelle menschliche Interaktionssystem ermöglichen, erhalten und vorantreiben? Der Autor erörtert in Beantwortung dieser Fragen unter anderem die gesellschaftstheoretischen Positionen von Marx, Hegel und Simmel. (ICI2)
[155-L] Westle, Bettina; Gabriel, Oscar W. (Hrsg.):
Sozialkapital: eine Einführung, (Studienkurs Politikwissenschaft), Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2008, 189 S., ISBN: 978-3-8329-3529-0
INHALT: "Soziales Kapital - unbestreitbar gibt es in der aktuellen Politischen Soziologie kaum
ein anderes Thema, das eine solche Breitenwirkung entfaltet. Unzählige Kommentare, Aufsätze und Forschungsprojekte sind Sozialkapital und dessen Entstehung und Wirkung gewidmet. Was ist damit gemeint? Sozialkapital ist ein Konstrukt aus drei Elementen: 1) sozialen
Beziehungen, wie sie vor allem aus Aktivitäten in Vereinen und anderen Typen von Netzwerken entstehen, 2) ein grundsätzliches Vertrauen in seine Mitmenschen und 3) bestimmten
Werten und Normen, die solidarisches auf die Gemeinschaft bezogenes Denken und Handeln
unterstützen. Die Debatte um Sozialkapital hat in der aktuellen Politikwissenschaft vor allem
deshalb einen so hohen Stellenwert erreicht, weil der Fundus an Sozialkapital mit der Überlebensfähigkeit moderner Demokratien, der Funktionsfähigkeit sozialstaatlicher Institutionen,
aber auch allgemeinen pathologischen Erscheinungen moderner Gesellschaften wie Kriminalität, Drogenmissbrauch oder Selbstmordraten in Beziehung gesetzt wird. Dabei wird postuliert: Je mehr Sozialkapital (d.h. je mehr Vereinsengagement, je mehr Vertrauen und je mehr
gemeinschaftliche Werte und Normen) in einer Gesellschaft vorhanden ist, umso besser funktionieren Demokratie und Wohlfahrtsstaat, und um so eher lassen sich die vielfältigen Übel
und Verwerfungen der Moderne vermeiden. Im ersten Teil wird versucht die Geschichte der
Sozialkapital-Debatte nachzuzeichnen. Dazu werden vor allem die philosophischen, theoretischen und politisch-sozialen Hintergründe der Debatte skizziert. Anschließend werden die unterschiedlichen Aspekte des Sozialkapitals systematischer dargestellt. Diese Definitionen und
Unterscheidungen werden dann auch die weiteren Ausführungen in diesem Band begleiten. In
einem zweiten Abschnitt werden die Ansätze und Arbeiten der drei Hauptprotagonisten der
Sozialkapital-Debatte - Pierre Bourdieu, James Coleman, Robert Putnam - vorgestellt. Das
zweite Kapitel widmet sich der sogenannten Operationalisierung, also der Art und Weise, in
der Sozialkapital-Thesen empirisch überprüft werden können. In den Kapiteln drei und vier
werden empirische Analysen zum Sozialkapital in Bezug auf Deutschland und international
vergleichend vorgestellt. Der letzte Abschnitt dieses Bandes beruht auf den vorherigen Analysen, und versucht eine kritische Bewertung der zentralen Sozialkapital-Thesen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Sigrid Roßteutscher, Bettina Westle, Volker Kunz: Das Konzept des
Sozialkapitals und Beiträge zentraler Klassiker (11-40); Volker Kunz, Bettina Westle, Sigrid
Roßteutscher: Dimensionen und die Messung sozialen Kapitals (41-50); Volker Kunz, Bettina
Westle, Sigrid Roßteutscher: Sozialkapital in Deutschland (51-72); Volker Kunz, Bettina
Westle, Sigrid Roßteutscher: Sozialkapital im internationalen Vergleich (73-156); Bettina
Westle, Sigrid Roßteutscher: Kritische Sichten auf das Konzept des Sozialkapitals und die
Forschung zum Sozialkapital (157-188).
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[156-L] Zmerli, Sonja:
Inklusives und exklusives Sozialkapital in Deutschland: Grundlagen, Erscheinungsformen
und Erklärungspotential eines alternativen theoretischen Konzepts, (Studien zur Wahl- und
Einstellungsforschung, 4), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 342 S., ISBN: 978-3-83292856-8
INHALT: Das Sozialkapitalkonzept ist eng mit dem Begriff der Zivilgesellschaft verbunden. Als
maßgebliche Akteure treten freiwillige Vereinigungen, selbstorganisierte Initiativen, soziale
Netzwerke sowie Bewegungen auf. Um zwischen den verschiedenen Ausprägungen sozialen
Kapitals unterscheiden zu können, differenziert Zmerli zwischen inklusivem und exklusivem
Sozialkapital. Zur Entwicklung ihres theoretischen Konzepts greift die Autorin auf soziologische und sozialpsychologische Erklärungsansätze zurück. In einer empirischen Analyse überprüft sie die Validität ihres Differenzierungsansatzes und ermittelt dessen Erklärungskraft anhand politischer Partizipationsformen. Zu diesem Zweck zieht sie die Daten einer 2001
durchgeführten repräsentativen deutschen Bevölkerungsstudie heran. So ermittelt sie den
Umfang sozialen Engagements sowie die unter der deutschen Bevölkerung vorhandenen Ausprägungen der kulturellen Elemente sozialen Kapitals. Dabei sei die große Bedeutung der
'Vertrauenswürdigkeit des politischen Systems als ein herausragender Bestimmungsfaktor der
kulturellen Elemente des inklusiven Sozialkapitals' (311) deutlich geworden. (ZPol, NOMOS)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien,
Debatten etc.
[157-L] Adloff, Frank; Papilloud, Christian (Hrsg.):
Anthropologie der Gabe, (Theorie und Gesellschaft, Bd. 65), Frankfurt am Main: Campus Verl.
2008, 233 S., ISBN: 978-3-593-38642-3
INHALT: "Geben, Annehmen und Erwidern - nach Marcel Mauss bildet dieser Dreiklang die Basis des sozialen Lebens. Um diese lange Zeit nur sozialanthropologisch rezipierte These hat
sich seit den 1990er-Jahren eine produktive Diskussion in der französischen Soziologie entsponnen, als deren Wortführer Alain Caillé gelten kann. Er fordert die Sozial- und Kulturwissenschaften auf, neben dem auf Gewinn abzielenden Warentausch auch Beziehungen des Gebens und Erwiderns als Grundprinzipien der Vergesellschaftung anzuerkennen. Der Band versammelt zentrale Beiträge Caills zur Auseinandersetzung mit Mauss, zur Sozialtheorie der
Gabe und der politischen Dimension dieses Paradigmas sowie zur Theorie des Opfers und des
Symbols." (Autorenreferat)
[158-L] Baier, Walter; Trallori, Lisbeth N.; Weber, Derek (Hrsg.):
Otto Bauer und der Austromarxismus, Berlin: Dietz 2008, 301 S., ISBN: 978-3-320-02134-4
INHALT: Rechtzeitig zum 70. Todestag von Otto Bauer erscheint dieser Sammelband, der eine
Auswahl von Beiträgen eines 2006 in Wien abgehaltenen Symposiums umfasst. Anlass der
von der Partei der Europäischen Linken, dem linken europäischen Bildungsnetzwerk transform! und der Kommunistischen Partei Österreichs veranstalteten Tagung war die Erinnerung
an das letzte, 1936 im Exil verfasste Werk Bauers mit dem Titel 'Zwischen zwei
Weltkriegen?', in dem er die Vision eines 'integralen Sozialismus' ausarbeitete, welcher durch
die Aufhebung der Entgegensetzung von Reform und Revolution die Spaltung der Arbeiterbewegung in einen sozialdemokratischen und kommunistischen Teil überwinden sollte. Die
Autorinnen und Autoren gehen diesem Vermächtnis Bauers, das als 'Aufruf zur radikalen Erneuerung der sozialistischen Bewegung' (17) zu lesen ist, auf vielfältige Weise nach: Sie erörtern die historische Einbettung des Austromarxismus, seine teilweise antisemitische Rhetorik,
Bauers gesamtdeutsche Perspektiven und seine realpolitischen Maßnahmen ebenso wie geschlechterpolitische, ökonomische, religiöse und nationale Fragen und stellen zentrale Weggefährten Bauers vor. Dabei wird immer wieder der Bogen zu zeitgenössischen Themen linker Bewegungen gespannt, womit der Erörterung von Bauer'schen Konzeptionen unter dem
Eindruck der gegenwärtigen (Finanz-)Krise ungeahnte Aktualität zukommt. (ZPol, NOMOS).
Inhaltsverzeichnis: Walter Baier: Integraler Sozialismus und radikale Demokratie (17-32);
Brigitte Bailer-Galanda: Österreich 1934 bis 1938 (33-42); Giacomo Marramao: Divergenzen, Konflikte und Metamorphosen (43-63); Karin Schneider: Historische Bezüge von frauen- und genderpolitischen Positionen im Austromarxismus (65-76); Derek Weber: Otto Bauer
und die österreichische ArbeiterInnenbewegung. Reform, Revolution und westlicher Marxismus (77-94); Andi Peham: Parteimarxismus und Antisemitismus. Anmerkungen zu einem
historischen Versagen (95-111); Lisbeth N. Trallori: Körperpolitische Diskurse im Austromarxismus (113-125); Eveline List: Austromarxismus, Psychoanalyse und Sexualreform
(126-140); Karin Lehner: Gegen "generative Danaidenarbeit". Das Konzept der "Menschen-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
ökonomie" bei Rudolf Goldscheid (141-147); Gabriele Michalitsch: Zwischen Kapitalismus
und Patriarchat. Austromarxistische Pionierinnen der Nationalökonomie (149-158); Engelbert
Stockhammer: Rudolf Hilferdings Finanzkapital zwischen marxistischer Orthodoxie und aktueller Relevanz (159-166); Michael R. Krätke: Über die Krise der Weltwirtschaft, Demokratie und Sozialismus. Eine unveröffentlichte Untersuchung Otto Bauers über die Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre (167-179); Birge Krondorfer: Denktropfen auf den Stein der
politischen Waisen. Die wir sind? (181-186); Gerhard Senft: Sozialismus - Individualismus Eigenheit. Max Adlers Rezeption von Kant, Stirner und Marx (187-194); Tommaso La Rocca: Otto Bauers "Religion Privatsache" als Weg zur Freiheit der Politik und Religion (195207); Gerhard Steingress: Zur Aktualität der "nationalen Frage" im Zeitalter der Globalisierung. Betrachtungen zum Austromarxismus (209-220); Manfred Bauer: Friederich Adler als
Linkssozialist (221-228); Michael Graber: Der Austro-Eurokommunismus. Ein frühes Experiment (229-237); Peter Ulrich Lehner: Reflexionen zu Sozialismus und Demokratie (238-247);
Heidi Ambrosch: Geschlechterdemokratische Nachsätze (248-251); Stephanie MatuszakGroß: Zur bildhauerischen Ausgestaltung der Wiener Gemeindebauten. Reflexionen im Spiegel des Austromarxismus: Der Putto (253-274); Rolf Laven: Franz Ciceks Reformen im "Roten Wien" (275-282); Ursula Hofbauer: Ein Städtebaumuseum des 20. Jahrhunderts (283294); Eva Brenner: Theatre Intervention der Fleischerei. Szenen und Chöre aus dem Romanfragment "So starb eine Partei" von Jura Soyfer (1934) (285-299).
[159-L] Bammé, Arno:
Gabriel Tarde und die "Gesetze der Nachahmung": über die Wiederaneignung eines längst
vergessenen Soziologen, in: Tönnies-Forum : Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V.
für ihre Mitglieder und Freunde, Jg. 18/2009, H. 1, S. 5-28
INHALT: Gabriel Tarde (1843-1904), der große Gegenspieler Emile Durkheims, war zunächst
Richter, später dann Direktor des statistischen Amtes am Justizministerium in Paris und
schließlich, seit 1899, Professor der neueren Philosophie am Collège de France. Er untersuchte in seinem soziologischen Hauptwerk "Les lois sociales" (1898) erstmals den Mechanismus
der Nachahmung, der sich vor allem in den Formen der Tradition und der Mode äußert, als
die zentrale gesellschaftsbildende Kraft. Seine Schriften gerieten zwar zunächst in Vergessenheit, was sich jedoch durch die erneute Herausgabe seiner Werke zu Beginn dieses Jahrhunderts schlagartig änderte. Insofern ist die Rezeptionsgeschichte seiner Theorien durchaus vergleichbar mit jenem Schicksal, das den Schriften von Ferdinand Tönnies widerfuhr. Die Ausführungen des Autors beziehen sich u.a. auf die Bedeutung des Sozialen und der Nachahmung, auf das Ende der Dualismen, auf die Geburt der Soziologie und der Hybridwissenschaften, auf die individualisierte Gesellschaft sowie auf die theoretischen Gemeinsamkeiten
zwischen Durkheim, Tönnies und Tarde. (ICI2)
[160-L] Barboza, Amalia; Lichtblau, Klaus (Hrsg.):
Schriften zur Wirtschafts- und Kultursoziologie, (Klassiker : Sozialwissenschaften),
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 221 S., ISBN: 978-3-531-16238-6
INHALT: "Karl Mannheim gilt zu Recht als einer der bedeutendsten Wissenssoziologen und
Theoretiker der gesellschaftlichen Planung des 20. Jahrhunderts. Seine weit verbreitete Zurechnung zur modernen Wissenssoziologie hat dazu geführt, dass einige seiner wichtigsten
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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Arbeiten, die er im Zeitraum von 1921 bis 1930 geschrieben hat, an den Rand gedrängt bzw.
schlichtweg vergessen worden sind. Dazu zählen sein in der Tradition der geisteswissenschaftlichen Hermeneutik von Wilhelm Dilthey stehender Aufsatz über die 'Beiträge zur
Theorie der Weltanschauungsinterpretation' von 1921/1922 sowie sein bis heute weitgehend
ignorierter Aufsatz 'Über das Wesen und die Bedeutung des wirtschaftlichen Erfolgsstrebens'
von 1930. Dieser Band macht deutlich, dass das wissenssoziologische Werk von Karl Mannheim einen integralen Bestandteil der von ihm vertretenen Variante der modernen Kultursoziologie darstellt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Beiträge zur Theorie der Weltanschauungs-Interpretation (31-80); Die Bedeutung der Konkurrenz im Gebiete des Geistigen
(81-120); Das Problem der Generationen (121-166); Über das Wesen und die Bedeutung des
wirtschaftlichen Erfolgstrebens. Ein Beitrag zur Wirtschaftssoziologie (167-220).
[161-L] Basaure, Mauro:
Die pragmatistische Soziologie der Kritik heute: Luc Boltanski im Gespräch mit Mauro
Basaure, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 18/2008, H. 4, S. 526-549 (Standort: USB
Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=e5da5febc036e694eda19a2fad5f8adf/site=bjs/
area=soz/id=6964)
INHALT: Der Verfasser spricht mit Luc Boltanski über die Rezeption des von Boltanski gemeinsam mit Laurent Thévenot verfassten Buches "Über die Rechtfertigung" und der in ihm entwickelten "Soziologie der Kritik" im intellektuellen Milieu Frankreichs. Er thematisiert das
Verhältnis, in dem "Über die Rechtfertigung" zu "Der neue Geist des Kapitalismus" steht,
und spricht kritische Stimmen an, denen zu Folge in "Über die Rechtfertigung" die Machtverhältnisse vernachlässigt und der Akzent auf Konsens und Legitimität gesetzt werde. Boltanski
setzt sich mit einer Auffassung auseinander, die Konsens hauptsächlich als Ausdruck von
Herrschaft und soziale Ordnung einzig als Herrschaftsordnung begreift. Das Thema "Machtverhältnisse" wird dann in "Der neue Geist des Kapitalismus" wieder aufgegriffen. Abschließend geht Boltanski auf Fragen nach seinem jüngsten Buch, der "Soziologie der Abtreibung",
ein. (ICE)
[162-L] Baurmann, Michael:
Homo Ökonomikus als Idealtypus: oder: das Dilemma des Don Juan, in: Analyse und Kritik :
Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 555-573
INHALT: Weder das Modell des homo oeconomicus noch Max Webers Begriff des Idealtypus
genießen heutzutage einen guten Ruf - beide zu kombinieren, erscheint daher nicht vielversprechend. Es könnte dem Versuch gleichkommen, zwei sinkende Schiffe zu vertäuen - um
eine Metapher zu gebrauchen, die Alasdair MacIntyre vor 30 Jahren in einem anderen Kontext als Kommentar zum Programm von "Analyse und Kritik" gebrauchte. Vielleicht aber
hängen die Gründe für den schlechten Ruf des homo oeconomicus und der Idealtypen so zusammen, dass ihre Ehre gemeinsam wieder hergestellt werden kann. Der Verfasser behandelt
diese Frage in seinen Ausführungen, die keinen systematischen, sondern eher einen exemplarischen und fragmentarischen Charakter haben. (ICEÜbers)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
[163-L] Becker, Simone:
Soziale Arbeit und Systemtheorie: eine Studie zum Nutzen der systemischen
Betrachtungsweise, Hamburg: Diplomica Verl. 2008, XLV, 102 S., ISBN: 978-3-8366-6740-1
INHALT: In einem ersten Teil wird zunächst diejenige Variante der Systemtheorie vorgestellt,
die durch Luhmann und seine Epigonen vertreten wird. Dabei wird deutlich, welche sozialtheoretischen Konsequenzen die Theorie selbstreferenzieller Systeme durch die Einbeziehung des ursprünglich aus der Biologie stammenden Autopoiesis-Konzeptes von Maturana
und Varela hat. Im zweiten Teil wird die Theorie sozialer Systeme auf die Handlungspraxis
der Sozialarbeit bezogen. Konsequenzen und Chancen für beraterisches Handeln werden aufgezeigt. Experteninterviews mit Sozialarbeitern, die mit der systemischen Praxis vertraut
sind, sollen abschließend zeigen, ob die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit den Erfahrungen
der Interviewten übereinstimmen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Nachteile und Vorteile systemischen Denkens, persönliche Konflikte mit diesem Ansatz sowie die Frage nach der
beruflichen Identität. (ICE2)
[164-L] Berger, Michael:
Karl Marx, (UTB Profile, 3010), Paderborn: Fink 2008, 99 S., ISBN: 978-3-8252-3010-4
INHALT: Karl Marx ist ein Klassiker der Gesellschaftstheorie, Philosoph und Historiker. Er hat
zahllose Forschungen angestoßen, seine historischen Arbeiten sind durch viele neuere Untersuchungen bestätigt worden und sie dienten auch als Vorlagen für Studien über Entwicklungsländer und die Entstehung des Faschismus. Er hat durch seine Schriften immensen politischen Einfluss ausgeübt und noch jedes Jahr erscheinen zahlreiche neue Bücher und Aufsätze über ihn. Dennoch berufen sich heute politische Gruppierungen nur noch zurückhaltend
auf Marx. Der Band beschreibt die Grundlagen des Historischen Materialismus, der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der gesellschaftstheoretischen Grundlagen der marxschen Wirtschaftsanalyse. (ICB2)
[165-L] Beyer, Michael; Mordt, Gabriele:
Einführung in das Werk Max Webers, (Studienskripten zur Soziologie), Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss. 2008, 189 S., ISBN: 978-3-531-15392-6 (Standort: USB Köln(38)-35A9080)
INHALT: Die Verfasser setzen sich in ihrer Einführung zunächst mit der Fragestellung auseinander, die Max Weber behandelt hat (der Mensch als Kulturmensch), und arbeiten die Bedeutung des Weberschen Werkes durch Bezugnahme auf unterschiedliche Interpretationen heraus: Hennis, Löwith und Mommsen. Sie stellen vor diesem Hintergrund zentrale Themenbereiche des Weberschen Werkes vor: (1) Religionssoziologie (Konfuzianismus, Puritanismus,
Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, antikes Judentum); (2) Konflikt, Macht, Herrschaft, soziales Handeln, soziale Ordnung; (3) Protestantismusthese, Geist des Kapitalismus, Puritanismus; (4) Staatstheorie (moderner Anstaltsstaat und Massendemokratie); (5) Wissenschaftssoziologie, Wissenschaft als Beruf. (ICE)
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[166-L] Boer, Dick:
Der Intellektuelle im Zeichen seiner Aufhebung: eine Utopie, die sich in Grenzen hält, in:
Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 51/2009, H. 1/2 = H.
280, S. 84-92 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB Köln(38)-XG01665; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Gramscis Konzept des "kollektiven Intellektuellen" scheint in einem Teufelskreis zu
enden. Dieser Intellektuelle ist nur möglich in einer Gesellschaft, in der es kein Privileg mehr
ist, ein Intellektueller zu sein, in der der Intellektuelle selbst vielmehr eine Voraussetzung für
eine solche Gesellschaft geworden ist. Die Tomberg-Haug-Debatte von 1976 demonstriert die
Unmöglichkeit, zwischen einem parteilich organisierten und einem unabhängigen marxistischen Intellektuellen zu vermitteln. Das Selbstbewusstsein des real existierenden Intellektuellen ist als das eines "Meisterdenkers" konstituiert (Bourdieu, Butler). Nur wenn der Intellektuelle seine Grenzen erkennt, kann er sie auch überschreiten. (ICEÜbers)
[167-L] Bohrer, Karl Heinz:
Vernunft, Zeitlichkeit und Ästhetik: aus Anlass von Jürgen Habermas' "Der philosophische
Diskurs der Moderne", in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 63/2009,
H. 6 = H. 721, S. 509-523 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Autor reflektiert den Erkenntnisgewinn von Jürgen Habermas' Schrift "Der philosophische Diskurs der Moderne" (1985), die eine Abrechnung mit der neostrukturalistischen
Vernunftkritik darstellt. Das Projekt, die Moderne im Vernunftbegriff begründen zu wollen,
lässt seines Erachtens folgendes erkennen: Jacques Derridas antilogisches Denken bleibt erstens in der Metaphysik, das heißt in einer Subjektphilosophie befangen, obwohl er den Metaphysikeinwand gegen Edmund Husserl wendet. Zweitens: Entgegen der dekonstruktiven Verschleifung der Grenze zwischen philosophisch-logischer und literarisch-rhetorischer Sprache
ist der Gattungsunterschied zwischen beiden nicht einzuebnen. Hinter beiden Einsichten steht
vielmehr ein Apriori, mit welchem sich der Autor in seinem Essay näher auseinandersetzt.
Dieses Apriori ist die Kategorie des "Ästhetischen" und Habermas' Argument gegen die
Theoretiker der Vernunftkritik lautete in diesem Zusammenhang: Dort, wo das Ästhetische
zur Substanzidee hypostasiert wird und nicht strikt auf seine Sphäre beschränkt bleibt, gerät
es zur Ideologie oder Ontologie einer Gegenvernunft. Der Autor geht der Frage nach, was in
diesem Zusammenhang das Ästhetische bedeutet und inwiefern es sich vom bestimmungslos
Mystischen trennen lässt. Seine Reflexionen beziehen sich auf die "Neue Mythologie" Friedrich Schlegels, auf Friedrich Nietzsches ästhetische Mythologie sowie auf das Verhältnis von
Zeitlichkeit und Ästhetik. (ICI2)
[168-L] Bongaerts, Gregor:
Verdrängungen des Ökonomischen: Bourdieus Theorie der Moderne, (Sozialtheorie),
Bielefeld: transcript Verl. 2008, 382 S., ISBN: 978-3-89942-934-3
INHALT: Die Studie ist in sechs Schritte gegliedert. In einem ersten Schritt wird die Theorie der
Praxis als allgemeine Sozialtheorie rekonstruiert, wobei ein besonderes Augenmerk darauf
gelegt wird, das Motiv der symbolischen Gewalt und der Verdrängung des Ökonomischen als
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roten Faden der Theorie herauszuarbeiten. Es wird die Logik der Praxis im Unterschied zur
Logik der Theorie als Bourdieus eigentümlich praxeologische Perspektive rekonstruiert. Im
zweiten Schritt werden die Grundlagen der Feldtheorie erarbeitet. Dabei steht die Genese des
Begriffs mit Blick auf seine wissenschaftstheoretische Tradition bei den soziologischen Klassikern und vor allem bei Ernst Cassirer und Kurt Lewin im Vordergrund. Im dritten Schritt
wird die Entwicklung der Theorie sozialer Felder vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit M. Webers religionssoziologischen Studien analysiert. Am Ende dieser Studien entsteht der Feldbegriff in einer ersten systematisch erarbeiteten Fassung, die in den folgenden
Jahrzehnten weiter ausgearbeitet und präzisiert wird. In dem vierten Schritt geht es darum,
Bourdieus Feldtheorie als differenzierungstheoretische Konstruktion moderner Gesellschaft
zu systematisieren. Die Theorie der Moderne wird mit Bourdieus Konzept des Feldes der
Macht erarbeitet, das im Grunde eine feldtheoretische Rekonstruktion des Konzepts der herrschenden Klasse ist. Im fünften Schritt wird der Rahmen der Theorie sozialer Felder und der
darauf aufbauenden Differenzierungstheorie der Moderne verlassen, um mit für dieses Thema
gängigeren Ansätzen als dem von Bourdieu den soziologischen Diskurs der Differenzierungstheorie(n) herauszuarbeiten. Dabei wird ein problemorientierter Zugang gewählt, indem fünf
zentrale Problembereich des differenzierungstheoretischen Diskurses hervorgehoben werden.
Auf den Problembereichen "Das gesellschaftliche Ganze", "moderne vs. vormoderne Gesellschaften", "Differenzierung vs. Integration", "Individuum/Individualität und Gesellschaft"
und "Sozialer Wandel als gesellschaftliche Evolution" werden verschiedene Theorien von
Durkheim bis Luhmann bezogen und in ihren Differenzen kritisch diskutiert. Das so erarbeitete Feld des differenzierungstheoretischen Diskurses dient als Kontext, in den Bourdieus
Theorie eingeordnet und in welchem sie kritisch als Differenzierungstheorie der Moderne
systematisiert und erprobt werden kann. Auf diesem Weg wird auch die Besonderheit der
Perspektive herausgearbeitet, die Bourdieus Theorie dem differenzierungstheoretischen Diskurs anbieten kann. Zum Schluss werden die Verdrängungen des Ökonomischen in den verschiedenen Feldern zusammengefasst. (ICF2)
[169-L] Borch, Christian; Stäheli, Urs (Hrsg.):
Soziologie der Nachahmung und des Begehrens: Materialien zu Gabriel Tarde, (SuhrkampTaschenbuch Wissenschaft, 1882), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 437 S., ISBN: 978-3518-29482-6
INHALT: "Der Franzose Gabriel Tarde (1843-1904) war einer der bedeutendsten und originellsten Soziologen seiner Zeit, wurde aber im 20. Jahrhundert weitgehend vergessen. Dieser
Sammelband präsentiert Tarde nicht nur als zu Unrecht vernachlässigten Klassiker, sondern
zeigt auch das große Potential seiner Soziologie der Differenz für die aktuelle soziologische
Theoriebildung. Die internationalen und interdisziplinären Beiträge beschäftigen sich insbesondere mit der Rolle der Nachahmung und der Begehrensströme für das Funktionieren von
Gesellschaft und Kultur. Damit schließt der Band an die sich neuerdings entwickelnde TardeDiskussion im Umfeld von Poststrukturalismus, Netzwerktheorien und Ästhetik an." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Borch, Urs Stäheli: Einleitung - Tardes Soziologie
der Nachahmung und des Begehrens (7-38); Bruno Latour: Gabriel Tarde und das Ende des
Sozialen (39-61); Ruth Leys: Meads Stimmen: Nachahmung als Grundlage oder Der Kampf
gegen die Mimesis (62-106); Susanne Lüdemann: Die imaginäre Gesellschaft. Gabriel Tardes
anti-naturalistische Soziologie der Nachahmung (107-124); Eric Alliez: Die Differenz und
Wiederholung von Gabriel Tarde (125-134); Friedrich Balke: Eine frühe Soziologie der Dif-
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ferenz: Gabriel Tarde (135-163); Jean-Philippe Antoine: Tardes Ästhetik. Kunst & Kunst
oder Die Erfindung des sozialen Gedächtnisses (164-179); Peter-Ulrich Merz-Benz: Die 'Formel' der Geschichte. Ferdinand Tönnies, Gabriel Tarde und die Frage einer Geometrie des sozialen Lebens (180-225); Felix Keller: Das endgültige soziale Rom. Tarde, Saussure und darüber hinaus (226-254); Stephan Moebius: Imitation, differentielle Wiederholung und Iterabilität. Über einige Affinitäten zwischen Poststrukturalistischen Sozialwissenschaften und den
'sozialen Gesetzen' von Gabriel Tarde (255-279); Hans Bernhard Schmid: Evolution durch
Imitation. Gabriel Tarde und das Ende der Memetik (280-310); Christian Papilloud: Interaktivität mit Tarde verstehen (311-341); Christian Borch: Urbane Nachahmung. Neue Perspektiven auf Tardes Soziologie (342-371); Barbara Czarniawska: Gabriel Tarde und die Verwaltung von Großstädten (372-396); Urs Stäheli: Übersteigerte Nachahmung - Tardes Massentheorie (397-414).
[170-L] Brankel, Jürgen:
Theorie und Praxis bei Auguste Comte: zum Zusammenhang von Wissenschaftssystem und
Moral, Wien: Turia & Kant 2008, 94 S., ISBN: 978-3-85132-525-6
INHALT: Der Autor arbeitet gegenwärtig (Stand 2008) an der Übersetzung von Comte's Spätwerk "System der positiven Politik" ins Deutsche. Die vorliegende Einführung zu dieser Ausgabe setzt den Akzent auf das darin verfolgte Thema einer Religion und Moral, das Comte
sein ganzes Leben lang im Auge gehabt und schließlich im "System" auf die siebte Stufe seiner enzyklopädischen Hierarchie gestellt hat. Dass der Comtistische Positivismus nicht bloß
Sensualismus ist, sondern ein Spiel zwischen drei Komponenten, nämlich Phänomen, Theorie
und Einbildungskraft, ist die These der Arbeit. Es sind des näheren drei Problemkreise, die in
diesem Zusammenhang entwickelt werden: erstens die Psychologie, zweitens die Philosophie
und drittens der "Verzicht des Denkens". Die beiden letztgenannten Problemkreise wurden
auch schon von Horkheimer aufgeschnitten und kritische erörtert. (ICA2)
[171-L] Brügger, Niels; Vigso, Orla:
Strukturalismus, (UTB Profile, 3162), Paderborn: Fink 2008, 101 S., ISBN: 978-3-8252-3162-0
INHALT: Der Band konzentriert sich auf die Darstellung des Strukturalismus als wissenschaftstheoretischer Ansatz. Ausgangspunkt ist die strukturelle Sprachwissenschaft wie sie Ferdinand de Saussure am Anfang des 20. Jahrhunderts in ihren Grundideen im Cours de linguistique générale formuliert hat. Danach folgt eine Vorstellung der wesentlichen Strukturalistischen Konzeptionen einiger Wissenschaftsgebiete, die bedeutende Spuren hinterlassen haben:
in der Sprachwissenschaft, wo N.S. Trubetskoys Prinzipien der Phonologie und Louis
Hjelmslevs Grundlegung einer strukturellen Semantik besprochen werden; in der Anthropologie, wo zwei von Claude Levi-Strauss' frühen Texten vorgestellt werden, bei den Verwandtschaftsrelationen bzw. Mythen im Zentrum stehen; in der Semiologie, wo Roland Barthes semiologisches Projekt wie auch sein Versuch, die Semiologie auf die Analyse von Bildern
übertragen, vorgestellt werden; und schließlich in der Semantik, wo die strukturelle Semantik
von Algirdas Julien Greimas und Claude Bremonds Überlegungen zur Logik des Erzählens
erläutert werden. Der Beitrag schließt mit einem Epilog über zwei Theoretiker, die versucht
haben, den Strukturalismus mit Hilfe einer Aktivierung der Struktur zu überwinden, nämlich
Paul Ricoeur und Anthony Giddens. (ICB2)
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[172-L] Castellani, Brian; Hafferty, Frederic William:
Sociology and complexity science: a new field of inquiry, (Springer complexity), Berlin:
Springer 2009, XX, 277 S., ISBN: 978-3-540-88461-3
INHALT: Der Verfasser gibt zunächst eine Einführung in das systemische Denken in der Soziologie, das neben der klassischen Ära und der Ära des Funktionalismus auch einen "complexity turn" umfasst. Er stellt dann das methodische Instrumentarium der "Sociology and Complexity Science" (SACS) vor. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer Studie vorgelegt, die die SACS-Community untersucht. Die auf die Szene einwirkenden Umweltbedingungen, die Forschungsschwerpunkte, die historische Entwicklung sowie die aktuelle Struktur und Dynamik der SACS-Community werden im einzelnen beschrieben. Die Untersuchung
schließt mit einer Bewertung des Einflusses, den die SACS-Community heute in der Soziologie hat. (ICE)
[173-L] Derpmann, Stefan:
Digital Game als 'Übungen zum richtigen Leben': eine soziologische Erkundung vom
Ludischen bei Adorno, (Working Papers kultur- und techniksoziologische Studien (WPktS), No.
1/2009), Duisburg 2009, 38 S. (Graue Literatur;
www.uni-due.de/imperia/md/content/soziologie/shire/wpkts_2009_01.pdf)
INHALT: "'Amusement ist die Verlängerung der Arbeit unterm Spätkapitalismus.' (Adorno/
Horkheimer 1986) Wir wollen das Spiel zwar ernst nehmen (Huizinga 2006), '(...) aber so
ernst wieder auch nicht (...)' (Adorno 2003). Die Sphäre des Spiels existiert bloß im Schatten
der Arbeit bzw. in der Logik des Kapitals, kann aber, angesichts seines lebendigen Begriffs,
nur schwerlich allein in diese Kategorie eingeordnet werden. Dieses Paper stellt darüber eine,
in der Soziologie kaum beachtete, 'kritische' Perspektive auf Spiele, Spielen bzw. die 'kritischen' Anlagen in Spielhandlungen in Theodor W. Adornos Werk dar. Dabei wird der Fokus
auf eine gegenwartsnahe Betrachtung und Bewertung des digitalen Spiele(n)s in modernen
Gesellschaften gelegt." (Autorenreferat)
[174-L] Diaz-Bone, Rainer:
Konvention, Organisation und Institution: der institutionentheoretische Beitrag der
"Économie des conventions", in: Historical Social Research : the official journal of Quantum
and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol.
34/2009, No. 2 = No. 128, S. 235-264 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt den Ansatz der Économie des conventions (EC) vor. Dieser stellt
den wichtigsten Teil der neuen französischen Sozialwissenschaften dar und bezieht sich auf
die soziologisch-pragmatistische Theorie von Luc Boltanski und Laurent Thévenot. Die EC
integriert als transdiziplinärer und empirischer Ansatz Forschungsfragen aus verschiedenen
Bindestrichsoziologien (wie Wirtschaftssoziologie, Arbeits- und Organisationssoziologie) auf
der Grundlage einer allgemeinen Handlungs- und Institutionentheorie und bietet konzeptionelle Lösungen für zentrale soziologische Fragestellungen an. Aufgegriffen werden Fragestellungen wie Koordination, Wertigkeiten und Handlungskompetenzen unter wechselseitigem
Bezug aufeinander soziologisch zu fassen sind. Der Beitrag stellt einige Grundkonzepte der
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EC vor, um die herum das institutionentheoretische Potential der EC organisiert ist. Dabei
wird die so genannte 'Neue Institutionenökonomik' durch die EC als kritischer Bezug herangezogen. Insgesamt soll damit ein Ansatz präsentiert werden, der in umfassender Weise wirtschaftssoziologische und institutionentheoretische Forschung innovativ integrieren kann, was
in Frankreich anhand einer Vielzahl von empirischen und theoretischen Arbeiten auch erfolgt
ist." (Autorenreferat)
[175-L] Duarte, Rodrigo:
Deplatzierungen: Aufsätze zur Ästhetik und kritischen Theorie, Weimar: M. Stein 2009, 184
S., ISBN: 978-3-939615-05-7
INHALT: Der Sammelband fasst Aufsätze der Verfassers zusammen, die bereits andernorts publiziert worden sind. Sie haben einen Beitrag dazu geleistet, dass es in Brasilien nicht nur eine
aufmerksame Rezeption von Adorno gibt, sondern auch einen lebendigen Diskurs über kritische Theorie und die Perspektiven ihrer Weiterentwicklung unter brasilianischen Vorzeichen.
Themen des Sammelbandes sind Konzepte der Autonomie der Kunst, ästhetische Erfahrung,
Kulturindustrie und Globalisierung, Nietzsche und der Barock, das Verhältnis von Ton und
Bild aus philosophischer Sicht und die Rezeption kritischer Theorie in Brasilien. (ICE2)
[176-L] Dyk, Silke van; Lessenich, Stephan (Hrsg.):
Jena und die deutsche Soziologie: der Soziologentag 1922 und das Soziologentreffen 1934 in
der Retrospektive, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 132 S.
INHALT: "Jena war bereits zweimal vor 2008, in den Jahren 1922 und 1934, Treffpunkt der
deutschsprachigen Soziologie. Aus unterschiedlichen Gründen - akademische Seinsvergessenheit im einen, professionspolitische Anpassung an den Nationalsozialismus im anderen
Fall - waren beide Veranstaltungen keine Glanzlichter der deutschen Soziologiegeschichte.
Dieser Band beleuchtet die Hintergründe und steht damit für ein zeitgemäßes, kritisches
Selbstverständnis der Disziplin." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dirk Kaesler: Die Soziologie auf der Suche nach akademischer Respektabilität - Eine wissenschaftssoziologische
Einordnung der Jenaer Debatten von 1922 (81-98); Silke van Dyk, Alexandra Schauer: Kontinuitäten und Brüche, Abgründe und Ambivalenzen. Die Soziologie im Nationalsozialismus
im Lichte des Jenaer Soziologentreffens von 1934 (99-120); Jenaische Zeitung vom 8. Januar
1934: Die deutschen Soziologen in Jena (121-126); Jenaische Zeitung vom 9. Januar
1934:Die deutschen Soziologen in Jena (127-132).
[177-L] Egloff, Rainer:
Leidenschaft und Beziehungsprobleme: Ludwik Fleck und die Soziologie, in: Bozena Choluj
(Hrsg.) ; Jan C. Joerden (Hrsg.): Von der wissenschaftlichen Tatsache zur Wissensproduktion :
Ludwik Fleck und seine Bedeutung für die Wissenschaft und Praxis, Frankfurt am Main: P. Lang,
2007, S. 79-93, ISBN: 978-3-631-56508-7
INHALT: Insbesondere auf Grund seiner Monographie "Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache" aus dem Jahr 1935 gilt Fleck heute als Pionier der Wissenschaftssoziologie. Der Verfasser fragt, in wie weit sich Fleck mit soziologischen Theorien und Me-
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thoden auseinandersetzt, sich in soziologische Denkstile und Denkkollektive seiner Zeit einordnen lässt und welche Konsequenzen sich aus den werkgeschichtlichen Kontextualisierungen für Fleck als soziologischen Denker ableiten lassen. Der Verfasser untersucht, wo Fleck
von "soziologisch" spricht und auf soziologische Werke verweist. Solche Textstellen finden
sich vor allem in der oben genannten Monographie und einem Aufsatz aus dem Jahr 1936, wo
er sich auf Durkheim, Lévy-Bruhl, Gumplowicz und Jerusalem bezieht. Zwar, so der Verfasser resümierend, ist der soziologische Ansatz Flecks höchst aktuell, er lässt sich aber nur sehr
bedingt in die Soziologie seiner Zeit einordnen. (ICE)
[178-L] Eßbach, Wolfgang:
Der gegenwärtige Ort der Phänomenologie in der Soziologie und Anthropologie artifizieller
Lebenswelt, in: Julia Jonas (Hrsg.) ; Karl-Heinz Lembeck (Hrsg.): Mensch - Leben - Technik :
aktuelle Beiträge zur phänomenologischen Anthropologie: Königshausen u. Neumann, 2006, S.
33-47
INHALT: Die Anthropologie Kants fordert bereits im 18. Jahrhundert die Gleichheit der Menschen und begründet damit das Thema der philosophischen Anthropologie. Die Soziologie
Comtes thematisiert das Zusammenleben der anthropologisch Gleichen in der Kultur. Die
Phänomenologie Husserls stellt im industrialisierten Deutschland des 20. Jahrhunderts den
Gegenstandsbezug des Menschen in der Kultur heraus. Im Ergebnis der industriellen Massenproduktion ist die Lebenswelt der Moderne mit künstlich hergestellten Sachen angefüllt, sie
wird zur artifiziellen Lebenswelt. Die industrielle Produktionsweise suggeriert die vollständige Kontrollierbarkeit der Gegenstände durch den Menschen. Einerseits gehört das Produktionsprinzip zur kollektiven Identität der Menschen in der modernen Kultur, andererseits dehnt
sich dieses Prinzip in Gestalt der Biotechnologie auf den Menschen selbst aus. Die Begriffe
"Biotechnologie" und "kollektive Identität" thematisieren die Verschiebung der anthropologischen Kernthematik (Gleichheit der Menschen) und der soziologischen Kernthematik (Formen des Zusammenlebens) und drücken so die Janusköpfigkeit der artifiziellen Lebenswelt
aus. (ICE2)
[179-L] Farzin, Sina:
Sichtbarkeit durch Unsichtbarkeit: die Rhetorik der Exklusion in der Systemtheorie Niklas
Luhmanns, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 191209 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.soziale-systeme.ch/pdf/sozsys_2008-2_farzin.pdf)
INHALT: "Der vorliegende Beitrag setzt am Befund der theoretischen Unterbestimmung des Exklusionsbegriffs in der Soziologie an. Während die Autorin die Diagnose des Theoriedefizits
der Exklusionsdebatte in der folgenden Argumentation teilt, werden die Ursachen hierfür jenseits der diskursiven Vorgeschichte des Begriffs gesehen. Vielmehr nimmt sie an, dass eine
stringente Konzeptualisierung von Exklusion theorieintern auf Widerstände auflaufen muss,
da sie die Frage nach der Grenze des Sozialen aufwirft. Am Beispiel des systemtheoretischen
Exklusionsbegriffs wird mit Hilfe einer rhetorischen Analyse aufgezeigt, wie das Sprechen
über soziale Exklusion von den grundlegenden systemtheoretischen Metaphern des Beobachters und der Grenze geformt wird und zugleich den Rahmen der herkömmlichen theoretischen
Begriffsbildung verlässt. Vielmehr vollzieht sich eine Irritation der theoretischen Sprachrouti-
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ne durch den Einsatz von Metaphern und Exempla zur Beschreibung von Exklusionsphänomenen, die eine Öffnung der Theorie für systematisch ausgeschlossene Wissensbestände ermöglicht, wie am Beispiel der Grenzmetaphorik gezeigt wird." (Autorenreferat)
[180-L] Fechner, Rolf (Hrsg.):
Soziologische Schriften: (1889-1905), (Materialien der Ferdinand-Tönnies-Arbeitsstelle am
Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Bd.
13), München: Profil-Verl. 2008, 341 S., ISBN: 978-3-89019-640-4
INHALT: "Die vorliegende Schriftenauswahl stellt einen Wissenschaftler vor, dessen Bekanntheitsgrad aus einem großen Werk resultiert, ohne dass beachtet wird, dass dieses Werk im
Laufe weiterer 50 Jahre ausgearbeitet wurde. Dieser Erkenntnis- und Fundierungsprozess
wird hier in einer weiteren Etappe dokumentiert und ergänzt durch historische und empirische
Untersuchungen, die die Entstehungszeit der Soziologie aus der Einseitigkeit soziologischer
Seminarlehren in ein farbigeres und differenziertes Licht taucht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Spencers soziologisches Werk (7-41); Die Verhütung des Verbrechens (4267); Jugendliche Kriminalität und Verwahrlosung in Groß-Britannien (68-85); Der Sociologen-Congreß in Paris (86-92); Historismus und Rationalismus I (93-118); Das Verbrechen als
soziale Erscheinung (119-134); Über die Grundthatsachen des socialen Lebens (135-185);
Zur Einleitung in die Soziologie (186-197); Probleme des Verbrechens und der Strafe (198252); Der Zweckgedanke im Strafrecht (253-264); Die soziologische Gesellschaft in London
(265-269); The present problems of social structure (270-288); Die Entwicklung der Technik
(289-322); Verkehr und Transport (323-337).
[181-L] Fetcher, Irving (Hrsg.):
Das große Lesebuch, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl. 2008, 536 S., ISBN: 978-3596-90002-2
INHALT: Es kann tatsächlich ein kurzweiliges Vergnügen sein, Marx zu lesen. Dazu nehme man
aber nicht unbedingt das 'Kapital', sondern dieses von dem großen Politikwissenschaftler,
Philosophen und Marxismusexperten Fetscher zusammengestellte Buch. Die Schriften (bzw.
Auszüge) sind so ausgewählt, dass sich die Entwicklung des Menschen und Theoretikers
Marx nachvollziehen lässt - es beginnt mit einem Deutschaufsatz von 1835 mit der 'Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl des Berufes', in dem Marx - eingedenk der späteren Emigration und seiner lange prekären finanziellen Lage geradezu hellseherisch - schreibt: 'aber,
was wir glühend an unseren Busen gedrückt, stößt uns bald zurück, und unsre ganze Existenz
sehn wir vernichtet' (21). Nachzulesen sind ferner Teile seiner Dissertation, die im mitunter
spöttischen Ton gehaltenen Briefe an Arnold Ruge sowie die Einleitung von 'Zur Kritik der
Hegelschen Rechtsphilosophie'. Es folgen die weiteren wichtigen theoretischen Stationen.
Den Auszügen der 'Kritik der Politischen Ökonomie' vorangestellt hat Fetscher einen kurzen
Exkurs über die von Marx skizzierte Zukunftsgesellschaft. 'Es mag etwas kühn erscheinen,
wenn ich versuche, den Sinn und die einzelnen Thesen der Marx'schen Kritik auf wenigen
Seiten zusammenzufassen' (236), schreibt er bescheiden - und liefert eine sehr allgemein verständliche Einführung, die jedem Marx-Einsteiger ans Herz gelegt sei. Ein weiteres Kapitel
ist der politischen Publizistik von Marx gewidmet, vor allem seinem 'Brotjob' bei der New
York Daily Tribune. Marx tritt damit einmal mehr als ein kritischer Chronist seiner Zeit auf.
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Abgerundet wird der Band mit zwei Interviews, die Marx gab, sowie einem Brief, in dem M.
E. Grant Duff Kronprinzessin Viktoria von Preußen eine Begegnung mit ihm geschildert. Er
empfand dessen 'Ausdruck eher angenehm und keineswegs (als den) eines Herrn, der kleine
Kinder in ihren Wiegen zu fressen pflegt, was - wie ich wohl sagen darf - die Ansicht der Polizei über ihn ist' (523). (ZPol, NOMOS)
[182-L] Fröhlich, Dieter (Hrsg.):
Schriften zur Kultur- und Sozialanthropologie, (Schriften: Ausgabe letzter Hand / Rene König,
Bd. 17), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 535 S., ISBN: 978-3-531-15023-9
INHALT: "Der Band beschäftigt sich mit René Königs Ansätzen zur Kultur- und Sozialanthropologie, in denen ethnologische und soziologische Theorie- und Forschungstraditionen zusammenfließen, mit Quellen sowohl aus dem französischen wie aus dem angelsächsischen Raum.
Auf der empirischen Ebene kommen qualitative Forschungsansätze zum Tragen, auf der theoretischen Ebene die frühe Erfassung der nachkolonialen Problematik und die Frage nach dem
Status von ethnischen und sozialen Minoritäten. Zentral sind die Arbeiten über das nordamerikanische Indianervolk der Navajo, sowie über die Entwicklungsproblematik Afghanistans."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ethnologie - Soziologie - Kulturanthropologie (7-116);
Sozialer Wandel - Modernisierung - Dritte Welt (117-234); Indianer wohin? Alternativen in
Arizona (235-456); Visuelle Anthropologie: Die Darstellung des Fremden (457-490).
[183-L] Georgieva, Christina:
Charisma: theoretische und politisch-kulturelle Aspekte der 'Außeralltäglichkeit', (Forum
Junge Politikwissenschaft, 4), Bonn: Bouvier 2006, 182 S., ISBN: 978-3-416-03118-9
INHALT: Im Rahmen der Herrschaftssoziologie Webers nimmt die charismatische Herrschaft
eine Sonderstellung ein: Im hohen Maße an die der Herrscherfigur zugeschriebenen Merkmale gebunden, bleibt sie - neben dem traditionalen und rational-legalen Typus - eine außeralltägliche Form, die sich kaum dauerhaft etablieren lässt. Vielleicht gerade weil charismatische
Herrschaft auf spezifische, zumeist krisenhaft-antidemokratische Rahmenbedingungen verweist, ist sie im Vergleich zu den beiden klassischen Formen seltener untersucht worden. Die
Autorin möchte die analytische Brauchbarkeit der Kategorie für substanzielle politikwissenschaftliche Forschungsfragen aufzeigen. Für diese Zwecke setzt sie sich zunächst mit den begriffsgeschichtlichen Hintergründen des Weber'schen Konzeptes auseinander und konzentriert sich dann in der Analyse auf die Genese und Verlaufsformen charismatischer Prozesse.
Zwei Befunde möchte sie dabei besonders herausstellen. Zum einen sollte Charisma stets als
Interaktionsphänomen verstanden werden, das jeweils auf das Zusammenspiel von Führerund Gefolgschaftskomponenten verweist. Zum anderen sei eine moderne demokratische, von
Pluralismus, Individualismus und unabhängigem Mediensystem getragene politische Kultur
gegenüber charismatischen Tendenzen relativ immun. (ZPol, NOMOS)
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[184-L] Ghosh, Peter:
A historian reads Max Weber: essays on the protestant ethic, (Kultur- und
sozialwissenschaftliche Studien, Bd. 1), Wiesbaden: Harrassowitz 2008, 302 S., ISBN: 978-3447-05777-6 (Standort: UB Köln(38)-36A792)
INHALT: Die in diesem Sammelband zusammengestellten Aufsätze sind ein Ergebnis der Arbeit
des Verfassers als Übersetzer und kommentierender Herausgeber von Webers "Protestantischer Ethik". Sie werfen ein Licht auf die Fragestellungen, mit denen sich Max Weber in den
Jahren 1904 und 1905 beschäftigte: der englische Puritanismus, die deutsche Theologie, Kapitalismus, Herrschaft, Judentum und die Grundrisse der Geschichte der westlichen Welt. Auf
dieser Basis werden Kontinuität und Einheit der intellektuellen Entwicklung Webers herausgestellt, für die die "Protestantische Ethik" das Kernstück und die Voraussetzung für das gesamte spätere Werk bildet. Im einzelnen behandeln die Beiträge des Verfassers folgende Themen: (1) die empirische Konstruktion der "Protestantischen Ethik" und Webers Konzept des
Puritanismus; (2) Weber in den Niederlanden 1903-1907 als Teil der Vorschichte der "Protestantischen Ethik"; (3) Kapitalismus und Herrschaft; (4) die Rolle des Judentums in der "Protestantischen Ethik"; (5) Weber und die deutsche theologische Tradition - das Beispiel Matthias Schneckenburger; (6) Weber und das Konzept einer italienischen Renaissance; (7) Weber und William James - Pragmatismus, Psychologie und Religion; (8) die Grenznutzentheorie und der Geist des Kapitalismus. (ICE)
[185-L] Greshoff, Rainer:
Ohne Akteure geht es nicht!: oder: Warum die Fundamente der Luhmannschen
Sozialtheorie nicht tragen, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37/2008, H. 6, S. 450-469 (Standort:
USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gegenstand der Arbeit ist die spätere Sozialtheorie Niklas Luhmanns. Die Untersuchung ihrer Grundlagen führt zu dem Ergebnis, dass ihr Anspruch, in Abgrenzung zu methodologisch-individualistisch fundierten Ansätzen eine radikal verschiedene Theorie entwickelt
zu haben, so nicht haltbar ist. Anhand der Analyse von Luhmanns Kommunikations- und Sozialsystemkonzept, des dafür zentralen Begriffes der Selektion sowie seines Konzeptes von
sozialsystemischer Dynamik, wird auf eine weitgehend Luhmann-immanente Weise dargelegt, dass zentrale Argumentationsfiguren wie das soziale System stellt her, beobachtet usw.
suggestive Kompaktformeln darstellen, die nur in einem übertragenen Sinne anzuwenden
sind. Es wird aufgeschlüsselt, warum soziale Systeme als eigenständige Entitäten keine Fähigkeit zur Selektionsproduktion haben. Daraus resultiert, dass soziale und psychische Systeme nicht in der Weise zu trennen sind, wie Luhmann es annimmt. Eine knappe Anknüpfung
an Konzepte methodologisch-individualistisch fundierter Sozialtheorien skizziert abschließend, welche Nachteile mit Luhmanns Ansatz für die Erklärung von sozialen Systemen verbunden sind." (Autorenreferat)
[186-L] Härpfer, Claudius:
Humanismus als Lebensform: Albert Salomons Verklärung der Realität, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2009, 149 S., ISBN: 978-3-531-15960-7
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INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, einen Pfad durch das Dickicht des Werkes Ernst Salomons zu schlagen und einen Interpretationsvorschlag zu bieten, der Anschlussmöglichkeiten
für weitere Forschungen bietet. Der Verfasser beginnt mit einer Rekonstruktion des Begriffs
der Lebensform. Salomons Systematisierung der Lebensformen in ein Stufenmodell aus Natur-, Geist- und Seeleformen wird mit Alfred Webers kultursoziologischen Prinzipien und einem kurzen Seitenblick auf Jacob Burckhardt erläutert und mit Rickerts Wertphilosophie untermauert. Im Folgenden wird dann der Begriff des Humanismus als Lebensform einerseits
historisch, andererseits systematisch geklärt. Hierzu dient ein kurzer Abriss über die historischen Entstehungsbedingungen des Humanismus in der italienischen Renaissance, um die Position zwischen Bürgertum und Klerus und den damit einhergehenden Logiken der Aktivität
und der Kontemplation darzustellen. Darauf aufbauend wird eine auf Rickerts System der
Philosophie gestützte systematische Abgrenzung gegen diese Logiken unternommen, mit besonderem Blick auf die Mehrdeutigkeit des Bildungsbegriffs. Die humanistische Position
wird anschließend mit Dantos Kunstphilosophie fundiert und zu guten Letzt am Beispiel des
Don Quijote exemplifiziert. Auf dieser Basis ist es möglich, die Einheit im Leben und Werk
Albert Salomons zu rekonstruieren. (ICE2)
[187-L] Haug, Wolfgang Fritz:
Ursprünge des Argument-Marxismus, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und
Sozialwissenschaften, Jg. 51/2009, H. 1/2 = H. 280, S. 145-161 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6;
USB Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser beschreibt in einer intellektuellen Autobiographie seine eigene Entwicklung von der Kritischen Theorie zu marxistischen Positionen vom Ende der 1950er bis in die
1980er Jahre und gleichzeitig die Entwicklung des "Argument". Er stellt die Gründungskämpfe zwischen dem - und im - "Argument" und dem SDS um Rudi Dutschke während der Studentenbewegung dar. Die Aneignung von Marx' Theorie und die historischen Erfahrungen
mit der Arbeiterbewegung gingen auf die Konfrontation mit linkem Abenteurertum und Voluntarismus zurück. In den 1970er und 1980er Jahren erwuchs die Weiterentwicklung eines
spezifischen Verständnisses der Marxschen Theorie aus der Konfrontation mit kommunistischer Politik und Ideologie, die schließlich in den 1980er Jahren in der programmatischen
Plattform eines Pluralen Marxismus kulminierte. Die meisten seiner ehemaligen Gegner erkennen heute die Validität der Konzeption des Verfassers an. (ICEÜbers)
[188-L] Hein, Stephan:
Konturen des Rationalen: zu einem Grundmotiv im Theoriewerk von Talcott Parsons,
Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 228 S., ISBN: 978-3-86764-137-1
INHALT: Die Studie beschäftigt sich mit dem Theoriewerk von Talcott Parsons in einer spezifischen Weise, nämlich dem Vorgang der Theoriebildung in seiner impliziten Dynamik, die aus
dem Bewusstsein für den Umstand resultiert, dass soziologische Theorie nicht voraussetzungslos beginnt, sondern Restruktionen ideengeschichtlicher (symbolischer) und sozialer
Art, also solchen ihres Gegenstandes, ausgesetzt ist. Die Analyse konzentrier sich auf das
Motiv, dass Rationalität nicht-rationalen Bedingungen unterliegt, da Parsons Theoriewerk
hinsichtlich dieser Fragestellung selten einer unvoreingenommenen Betrachtung unterzogen
worden ist. Das Motiv wird bei Parsons transparent gemacht und gezeigt, wie es sich in der
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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Parallelität einer jahrzehntelangen Theoriearbeit und der Reflexion auf den sozialen Ort der
amerikanischen Soziologie entfaltet. Die Darstellung orientiert sich an der Chronologie der
Werksentwicklung von "The structure of social action" bis zu den "Working papers in the
theory of social action". (ICB2)
[189-L] Helbling, Jürg:
Hobbes und seine Theorie des tribalen Krieges, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie,
Vol. 35/2009, Iss. 1, S. 97-116 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Durkheim und Parsons haben - ähnlich wie die meisten Philosophen - den Hobbes'schen 'Naturzustand' der Anarchie, der Anomie und des Krieges als hypothetisches Gegenmodell zu Gesellschaft schlechthin verstanden. Hobbes' Überlegungen zum 'Naturzustand' lassen
sich jedoch auch als Theorie der tribalen Gesellschaft interpretieren, in der jederzeit Kriege
zwischen politisch autonomen 'Familienverbänden' ausbrechen können. Diese Lokalgruppen
bekriegen sich aber nicht nur, sondern können auch kooperieren und Allianzen gegen gemeinsame Feinde schließen. Mit Hilfe spieltheoretischer Modelle lässt sich diese Interaktion von
Lokalgruppen in Gesellschaften ohne Staat beschreiben, zu deren konstitutiven Bestandteilen
gerade auch Krieg und Allianz gehören." (Autorenreferat)
[190-L] Heller, Daniel:
Die Frankfurter Schule - Das Primat der Theorie, in: Alexander Straßner (Hrsg.):
Sozialrevolutionärer Terrorismus : Theorie, Ideologie, Fallbeispiele, Zukunftsszenarien,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 125-144
INHALT: Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule ist aus den Arbeiten hervorgegangen, die
im wesentlichen am Institut für Sozialforschung entstanden sind. Das gemeinsamen Element
der Frankfurter Schule ist die fundamentale und universale Gesellschaftskritik, die sämtliche
Lebensbereiche der Gesellschaft betrifft. Die Kritik gilt bürgerlichen Denkrichtungen wie Liberalismus und Positivismus, dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, der bürgerlichen und
faschistischen Ideologie und der spätbürgerlichen Kulturindustrie. Die Erkenntnis eines widerspruchsvollen Gesamtzusammenhangs und die Orientierung an Marx sind mit dem Anspruch auf eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse verbunden. Im Gegensatz zur
Adorno und Horkheimer folgt Habermas der Gesellschaftsdiagnose der "Dialektik der Aufklärung" nicht und hält am "vernünftigen Gehalt der Moderne" fest. Horkheimer, Adorno und
Habermas haben den Terrorismus stets abgelehnt. (ICE2)
[191-L] Hondrich, Karl Otto:
Damals und heute: Abschiedsvorlesung, Juli 2005, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für
europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 4 = H. 719, S. 282-292 (Standort: USB Köln(38)-AP4481;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In seiner Rede an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/M., wo der Autor seit 1972 Professor für Soziologie war, referiert Hondrich neben seiner biografischen
Skizze zunächst über die fünf elementaren Prozesse des sozialen Lebens: (1) das Austauschen
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und Erwidern, (2) das Werten, (3) das Teilen, (4) Enthüllen und Verbergen sowie (5) das Bestimmen. Im Anschluss wird das Spannungsfeld von Heute und Damals an Beispielen aus
dem Wirtschafts- und politischen Leben verdeutlicht, und zwar: (1) die politische Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland, (2) das Demokratieverständnis, (3) der neue Nationalstaat
in der EU, (4) die Mode sowie (5) das individuelle Altern. (ICG2)
[192-L] Iorio, Marco:
Macht und Metamacht, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2,
S. 515-532
INHALT: Der Verfasser macht einen Unterschied zwischen dem Konzept sozialer Macht und
dem allgemeineren Konzept der Macht. Da das allgemeinere Konzept der Macht kein sozialer
oder soziologischer Begriff ist, wird er mit dem Instrumentarium der Handlungstheorie analysiert. Im Lichte dieser Analyse erscheint das Konzept sozialer Macht in einem neuen, klareren
Licht. Zusätzlich gerät eine besondere Variante sozialer Macht in den Blick. Der Verfasser
bezeichnet dieses Phänomen als "Metamacht". (ICEÜbers)
[193-L] Jäckel, Michael; Mai, Manfred:
Natur als Deutungsmuster?: zur Dominanz naturwissenschaftlicher Denkstrukturen in der
Gesellschaft und in den Medien ; eine Einführung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.) ; Dana
Giesecke (Mitarb.) ; Thomas Dumke (Mitarb.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des
33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1033-1043
INHALT: Viele Vorläufer des soziologischen Denkens waren mit der Mathematik und den Naturwissenschaften vertraut. Sie waren für die Klassiker ein Maßstab und ein Modell für die
noch junge Soziologie. Der wohl folgenreichste Bezug zur Biologie stellte Niklas Luhmanns
Theorie der Selbstreferenz sozialer Systeme dar. Der Beitrag diskutiert die Verbindungen
zwischen naturwissenschaftlichem Denken und Gesellschaftstheorie. Dies hat zur Konsequenz, dass abstrakte Kategorien wie "Systeme", "Anpassung", "Zielerreichung" u. ä. ihres
sozialen, historischen und politischen Sinns beraubt werden. Die Frage, welche Ziele mit welchen Mitteln anzustreben sind, ist ebenso eine originär politische wie die, an welche Rahmenbedingungen sich ein System anpassen soll. Es ist zugleich erstaunlich, wenn Naturwissenschaftler auf massenmedialer Bühne die Welt erklären. Spätestens hier zeigt sich, dass disziplinäre Selbstbeschränkung angebracht wäre. Solche Erklärungsmuster blenden eine Differenzierung aus, die auch den Naturwissenschaften und ihrer Methodologie innewohnt. Es
werden Befunde der Medienforschung vorgestellt, die verdeutlichen, dass Deutungsmuster
für Formen der Mediennutzung implizit oft einen naturwissenschaftlichen Kern haben.
(ICB2)
[194-L] Joas, Hans; Knöbl, Wolfgang:
Kriegsverdrängung: ein Problem in der Geschichte der Sozialtheorie, (SuhrkampTaschenbuch Wissenschaft, 1912), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 386 S., ISBN: 978-3518-29512-0
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INHALT: Im vorliegenden Buch wird gezeigt, dass Kriege und eskalierende Spannungen oft Zeiten besonders intensiver Deutungsproduktion sind, in denen es zu starken positiven Mythisierungen des Eigenen im Kontrast mit ebenso starken negativen Mythisierungen des Anderen
kommt. Kriege stellen eine besondere, affektive Herausforderung des Denkens dar, auf die
häufig mit Strategien der Meidung, der Mythisierung oder mit historischer Selbsttröstung reagiert wird, wenn ein bestimmter Krieg als der letzte gedeutet wird, der noch vor der Heraufkunft einer friedlichen Welt zu führen sei. Das Forschungsinteresse gilt der Thematisierung
des Krieges, wie marginalisiert oder verzerrt diese auch sein mag. Eine ausführliche Reflexion auf die Art und Weise, wie der Krieg in den letzten Jahrhunderten zum Thema der Sozialtheorie wurde, kann einen Beitrag dazu leisten, die Kriegsverdrängung zu überwinden und
die gegenwärtigen Sozialwissenschaften in dieser Hinsicht realitätstüchtiger zu machen. Das
Buch ist in folgende Kapitel gegliedert: (1) Einleitung; (2) Krieg und Frieden vor der Soziologie: Sozialtheoretische Reflexionen über die Gewalt von Thomas Hobbes bis zu den Napoleonischen Kriegen; (3) Der lange Frieden des 19. Jahrhunderts und die Geburt der Soziologie;
(4) Die Klassiker der Soziologie und die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts; (5) Soziologie
und Sozialtheorie vom Ende des Ersten Weltkrieges bis in die 1970er Jahre; (6) Nach der Modernisierungstheorie: Die Historische Soziologie und die kriegerische Konstitution der westlichen Moderne; (7) Nach dem Ost-West-Konflikt: Demokratisierung, Staatszerfall und Imperienbildung; (8) Schluß. (ICI2)
[195-L] Jung, Arlena:
Identität und Differenz: Sinnprobleme der differenzlogischen Systemtheorie, Bielefeld:
transcript Verl. 2009, 225 S., ISBN: 978-3-8376-1002-4
INHALT: Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann erhebt als Universaltheorie den Anspruch,
alle sozialen Sinnkonstitutionsprozesse differenzlogisch erklären bzw. verstehen zu können.
Die Studie öffnet diesen Anspruch für eine empirische Operationalisierung am Beispiel von
Sinnkonstitutionsprozessen, an denen mehrere Teilsysteme beteiligt sind. Die Systemtheorie
sieht hierfür die Operation der strukturellen Kopplung vor, die in zweifacher Weise von Luhmann beschrieben wird: (1) als ein Sich-Überschneiden der gekoppelten Systeme oder (2) als
analoge Differenzschemata auf der Innenseite der gekoppeltem Systeme. Die Studie begründet die These, dass nur die zweite Möglichkeit mit Luhmanns differenzlogischen Annahmen
kompatibel ist. Im analysierten Material - den Protokollen der Sitzungen des amerikanischen
Bioethikrats - konnten einerseits "Grenzen" beobachtet werden: In der als "Zur-VerfügungStellen fremder Komplexität" bezeichneten Kommunikationsstruktur wird politische Komplexität religiöser Komplexität untergeordnet. In der als "Ersetzen" bezeichneten Kommunikationsstruktur werden moralische Relevanz- und Gültigkeitskriterien durch an die Anschlusskriterien der als "Hybridisierung" bezeichneten Kommunikationsstruktur ersetzt. Es konnte allerdings auch gezeigt werden, dass die systemtheoretisch postulierte Differenz zwischen
"fremden" und "eigenen" Relevanz- und Gültigkeitskriterien nicht immer strukturwirksam ist.
(ICB2)
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[196-L] Kabalak, Alihan; Priddat, Birger P.:
Kapitalismus: eine Theoriegeschichte bis heute, in: Stephan A. Jansen (Hrsg.) ; Eckhard
Schröter (Hrsg.) ; Nico Stehr (Hrsg.): Mehrwertiger Kapitalismus : multidisziplinäre Beiträge zu
Formen des Kapitalismus und seiner Kapitalien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, 286
S., ISBN: 978-3-531-15864-8
INHALT: Kapitalismus ist eine seit dem 19. Jahrhundert dominante Form der Wirtschaft in der
Gesellschaft, die sich erst aus dem Kontrast zu ihren Vorgängerformen erklären lässt. Mit einem Überblick über die wichtigsten ideengeschichtlichen Phasen versucht dies der vorliegende Beitrag. Wirtschaft, als eigenständige Transaktionswelt, ist eine Konstruktion des 18. Jahrhunderts. Zuvor war sie, im Schatten der dominanten aristotelischen Tradition in Europa, in
eine Trias mit Politik und Ethik eingebettet. Erst die neuzeitliche Naturrechtsphilosophie des
16./l7. Jahrhunderts öffnet durch die Unterscheidung von Status naturalis und Status civilis
den Zugang zu einer eigenen Beschreibung der Interaktionsmuster der modernen Gesellschaft
- bei Hobbes und Locke über die Eigentum/Arbeit/Geld-Mechanismen im expliziten Bruch
mit der aristotelischen Tradition. Die aristotelische Tradition dominiert das ökonomische
Denken bis in die Neuzeit - die scholastischen Kommentare variieren das Thema, nuancieren
die Kredit/Wucherfrage, kommen aber zu keinem eigenständigen Konzept. So bleibt das
Muster der aristotelischen ökonomischen Konzeption im strengen Sinne die einzige theoretische Basis. Erst Adam Smith markiert den Wendepunkt zu einer neuen Theorie der Wirtschaft, die Ende des 19. Jahrhunderts in das moderne gegenwärtige Effizienz-AllokationsSchema überführt wird. (ICA2)
[197-L] Kaesler, Dirk:
Zwei Denker aus Deutschland, in: Leviathan : Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg.
36/2008, H. 4, S. 590-596 (Standort: USB Köln(38)-XG01679; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Beitrag befasst sich in vergleichender Perspektive mit zwei deutschen Klassikerausgaben - der noch zu Zeiten der DDR begonnen MEGA (Marx-Engels-Gesamtausgabe),
die - anfänglichen Querschüssen zum Trotz - auch nach der Wiedervereinigung fortgeführt
wurde, und der MWG (Max Weber-Gesamtausgabe), die 1975 in der Bundesrepublik begonnen wurde. Der Verfasser erkennt in der Geschichte beider Editionen ein ironisches Muster:
Zuerst verhalf die Existenz der MEGA zur Inangriffnahme der MWG als Reaktion des Westens auf das Projekt des Ostens; dann half die Existenz der MWG bei der Weiterführung einer
stark abgespeckten MEGA. (ICE)
[198-L] Käsler, Dirk:
Die Soziologie auf der Suche nach akademischer Respektabilität: eine
wissenschaftssoziologische Einordnung der Jenaer Debatten von 1922, in: Thomas
Gondermann: Vom politischen Antisemitismus zum politischen Antiamerikanismus : der Wandel
sozialer Demagogie bei Hermann Ahlwardt, Berlin: Metropol-Verl., 2008, S. 81-97
INHALT: Der Autor analysiert in einem historischen Rückblick den Jenaer Soziologentag aus
dem Jahre 1922, bei welchem über "Das Wesen der Revolution" verhandelt wurde. Die Tagung gilt zwar gemeinhin als Beweis für die zeitdiagnostische und gesellschaftskritische Aus-
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richtung der wissenschaftlichen Soziologie der frühen Weimarer Republik, aber eine nähere
Analyse der Referate und Diskussionsreden der in jenem Frühherbst in Jena versammelten
Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) zeigt ein anderes Bild: Anstatt
sich mit den Ereignissen und den dahinter stehenden gesellschaftlichen Zusammenhängen der
unmittelbar zurückliegenden revolutionären Ereignisse im Deutschen Reich und seinen Nachbarländern analytisch, empirisch, theoretisch und kritisch zu befassen, widmeten sich die in
Jena versammelten Soziologen erneut vor allem dem Streit um das Selbstverständnis der Soziologie. Der Autor stellt für den Jenaer Soziologentag eine erhebliche Veränderung im Vergleich zu den beiden vorangehenden Soziologentagen fest und zeigt, dass sich die Kontroversen auf den Streit zwischen zwei Theorierichtungen verkürzten: "Beziehungslehre" versus
"Marxistische Soziologie". Durch diese Konfrontation ging vor allem der Zweig einer kulturwissenschaftlichen Soziologie in seiner personellen Repräsentation in Jena verloren. (ICI2)
[199-L] Kauppert, Michael:
Claude Lévi-Strauss, (Klassiker der Wissenssoziologie, Bd. 13), Konstanz: UVK Verl.-Ges.
2008, 123 S., ISBN: 978-3-86764-033-6
INHALT: Der Autor erschließt in seiner Einführung die biografischen und institutionellen Quellen der strukturalen Anthropologie von Claude Lévi-Strauss. Er zeigt dessen innere Gesamtarchitektur auf und skizziert einen Weg, wie sich die strukturale Analyse von Lévi-Strauss
auch heute noch mit einer Soziologie lebensweltlichen Wissens verbinden lässt. Das Buch ist
in drei Teile gegliedert: Der erste Teil zeichnet auf historischer Ebene die biografischen,
werkgeschichtlichen und institutionellen Bedingungen und Gründe für die Entwicklung eines
ethnologischen Programms nach, das Lévi-Strauss zum Vater des sozial- und humanwissenschaftlichen Strukturalismus werden ließ. Der zweite Teil ist systematisch angelegt: Hier wird
zunächst versucht, die theoretische und praktische Anthropologie anhand der für sie konstitutiven Unterscheidungen zu rekonstruieren. Unter dem Stichwort "Struktur und Sinn" schließt
sich eine Diskussion methodologischer Aspekte an, ehe verdeutlicht wird, inwiefern die
Kunst und insbesondere die Musik für die strukturale Analyse von Lévi-Strauss bedeutsam
sind. Der dritte Teil enthält theoretische Überlegungen zu einer Soziologie symbolischer Ordnungen. (ICI2)
[200-L] Kneer, Georg:
Jenseits von Realismus und Antirealismus: eine Verteidigung des Sozialkonstruktivismus
gegenüber seinen postkonstruktivistischen Kritikern, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg.
38/2009, H. 1, S. 5-25 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Seit einigen Jahren sieht sich der Sozialkonstruktivismus einer Reihe grundsätzlicher
Vorbehalte und Einwände ausgesetzt. Aus Sicht der Kritiker erweist sich die Auffassung einer gesellschaftlichen Wirklichkeitskonstruktion' als eine wenig attraktive Spielart des Antirealismus, die zwar sozialen Dingen ein Existenzrecht zugesteht, dies jedoch um den Preis,
nicht-sozialen Entitäten eine eigenständige Realität abzusprechen. Der vorliegende Beitrag
unternimmt den Versuch, diese Kritik zurückzuweisen. Am Beispiel der Soziologie wissenschaftlichen Wissens wird argumentiert, dass der Sozialkonstruktivismus ein empirisches
Forschungsprogramm verfolgt, das der Frage nachgeht, welche Wirklichkeitsdeutungen so-
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ziale Verbindlichkeit erlangen. Derart ausbuchstabiert handelt es sich bei der sozialkonstruktivistischen Wissenschaftssoziologie, wie im Anschluss an Überlegungen des Neopragmatismus und der analytischen Sprachphilosophie gezeigt wird, um eine theoretische Position, die
sowohl Distanz zu den Prämissen des Realismus als auch des Antirealismus wahrt (auch
wenn viele ihrer Vertreter explizit für eine der beiden Seiten optiert haben)." (Autorenreferat)
[201-L] Knight, Kelvin:
Practices: the Aristotelian concept, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg.
30/2008, H. 2, S. 317-329
INHALT: "Social practices are widely regarded as the bedrock that turns one's spade, beneath
which no further justifications for action can be found. Followers of the later Wittgenstein
might therefore be right to agree with Heideggerians and neo-pragmatists that philosophy's
traditional search for first principles should be abandoned. However, the concept of practices
has played a very different role in the philosophy of Alasdair MacIntyre. Having once helped
lead the assault on foundationalism in both moral and social philosophy, his elaboration of an
Aristotelian' concept of practices in After Virtue has since led him to embrace a metaphysical
teleology. This paper attempts to outline MacIntyre's Aristotelian concept, and to identify its
ethical, political and philosophical significance." (author's abstract)|
[202-L] Kornai, János:
Karl Marx aus dem Blickwinkel eines osteuropäischen Intellektuellen, in: Europäische
Rundschau : Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, Jg. 37/2009, Nr. 1,
S. 81-94 (Standort: USB Köln(38)-XE337; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Als Zeitzeuge von acht Systemwechseln stellt der Autor, emeritierter ungarischer Nationalökonom, im vorliegenden Essay sein Verhältnis zu Marx und zum Marxismus dar. Der
Verfasser verortet sich selbst als Nicht-Marxisten, der stark von Marx beeinflusst wurde. Sein
sich wandelndes Verhältnis zu Marx verknüpft der Autor mit der Chronologie der historischen Ereignisse, angefangen vom Horthy-Regime bis zum Zusammenbruch des realsozialistischen Systems. Thematisiert und kritisiert werden der Widerspruch zwischen marxistischer
Ethik und kommunistischer Realität, die postulierte Verelendung des Proletariats, die intellektuelle Verantwortung des Marxismus für das sozialistische System, Abschaffung des Privateigentums und Markt, Planwirtschaft und Bürokratie sowie Geringschätzung der Demokratie. Trotzdem, so der Verfasser, von Marx bleibt, dass einige Gedanken von ihm helfen,
die heutige Welt besser zu verstehen. (ICC)
[203-L] Krämer, Klaus:
Charisma im ökonomischen Feld, in: Andrea Maurer (Hrsg.) ; Uwe Schimank (Hrsg.): Die
Gesellschaft der Unternehmen - die Unternehmen der Gesellschaft : gesellschaftstheoretische
Zugänge zum Wirtschaftsgeschehen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 63-77, ISBN:
978-3-531-15848-8
INHALT: Der Autor untersucht die Frage, inwieweit die Charismatheorie Max Webers für die
soziologische Analyse von wirtschaftlich Handelnden in solchen Marktkonstellationen frucht-
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bar gemacht werden kann, in denen die Abkehr von vorgegebenen Routinen unabdingbar ist
und bislang unbekannte Wege zur Erschließung neuer Märkte beschritten werden müssen.
Am Beispiel visionärer wirtschaftlicher Akteure, die ein völlig neues Geschäftsmodell entwerfen, neuartige Produkte kreieren und neue Märkte erschließen, beleuchtet er die sozialen
Zuschreibungsprozesse von personalem Charisma im ökonomischen Feld. Er zeigt in Abgrenzung zu psychologisierenden Deutungen, dass die charismatischen Attribute eines Marktpioniers nicht auf seiner "Willensstärke" oder anderen individuellen bzw. persönlichen Dispositionen beruhen. Ausschlaggebend sind vielmehr die sozialen Zuschreibungsprozesse zwischen Charismaträger und Charismagläubigen im ökonomischen Feld und ihre Bedeutung
beim Aufbau von Vertrauen in unübersichtlichen und riskanten Marktkonstellationen. Die
Weber'sche Prämisse einer Unvereinbarkeit von Charisma und Ökonomie ist aus einer solchen Perspektive nach Meinung des Autors nicht tragfähig. Er wirft abschließend die Frage
auf, was mit dem personalen Charisma im ökonomischen Feld geschieht, wenn ein visionäres
Geschäftsmodell tatsächlich realisiert, ein neuartiges Produkt zur Marktreife weiterentwickelt
und dauerhaft erfolgreich auf dem Markt platziert worden ist. (ICI2)
[204-L] Krotz, Friedrich:
Handlungstheorien, in: Lothar Mikos (Hrsg.) ; Claudia Wegener (Hrsg.): Qualitative
Medienforschung : ein Handbuch, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 40-49
INHALT: Gegenstand des Beitrags sind Handlungstheorien im Zusammenhang mit qualitativen
Forschungsmethoden. Zunächst wird die Bedeutung von Handlungstheorien für qualitative
Methoden herausgearbeitet. Sodann werden Typen von Handlungstheorien unterschieden,
wobei die je mit einer Handlungstheorie verbundene methodologische Orientierung als Unterscheidungskriterium dient. Es gibt quantitativ und qualitativ konnotierte Handlungstheorien.
Unterschiedliche qualitativ konnotierte handlungstheoretische Ansätze sind der symbolische
Interaktionismus, phänomenologische Ansätze, Cultural Studies und die strukturelle Anthropologie. Beispielhaft werden Begriffe wie Rolle und Situation erläutert, mit deren Hilfe qualitativ konnotierte Handlungstheorien Handeln konzeptionell erfassen. Abschließend wird umrissen, wie und in welchem Zusammenhang sich diese Ansätze in der Kommunikationswissenschaft finden. (ICE2)
[205-L] Kruse, Volker:
Die Heidelberger Soziologie und der Stefan George-Kreis, in: Bernhard Böschenstein (Hrsg.) ;
Jürgen Egyptien (Hrsg.) ; Bertram Schefold (Hrsg.) ; Wolfgang Graf Vitzthum (Hrsg.):
Wissenschaftler im George-Kreis : die Welt des Dichters und der Beruf der Wissenschaft, Berlin:
de Gruyter, 2005, S. 259-276
INHALT: Der George-Kreis hat Max Webers Soziologie inhaltlich nicht nennenswert beeinflusst.
Doch sein spätes Wissenschaftsverständnis ist erheblich durch die Auseinandersetzung mit
dem George-Kreis geprägt. Die Georgianer zählen aber zu den wichtigsten geistigen Quellen
von Alfred Webers Kultursoziologie. Die personelle Repräsentanz des George-Kreises in der
Soziologie ist nur marginal. Seine Wirkung auf die Soziologie war primär eine "negative" in
dem Sinne, dass Soziologie sich vorwiegend in Abgrenzung zu seinen Ideen entwickelte. Ungeachtet dessen hat er einen erhebliche inhaltlichen Einfluss über Georg Simmel und Alfred
Weber gehabt. (ICE2)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
[206-L] Lehmann, Hartmut:
Die Entzauberung der Welt: Studien zu Themen von Max Weber, (Bausteine zu einer
europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung, Bd. 11), Göttingen: Wallstein
2009, 149 S., ISBN: 978-3-8353-0456-7
INHALT: Ziel der Aufsätze, die dieser Sammelband zusammenfasst, ist es, zu einem besseren
Verständnis der Weberschen Rede von der "Entzauberung der Welt" beizutragen. Zunächst
wird versucht, Entstehung und Kontext der Weberschen Formulierung zu klären. Die folgenden Studien gelten Webers Verständnis vom asketischen Protestantismus, die Herausbildung
der These von der protestantischen Ethik, den wissenschaftlichen Bezügen, die Weber in seiner Studie über den Zusammenhang von protestantischer Ethik und dem Geist des Kapitalismus herstellt, den von Weber angewandten und eingesetzten Methoden, den Absichten, die er
in seiner Abhandlung über Kirchen und Sekten in Nordamerika verfolgte sowie den Grenzen
seiner These von der Entzauberung in seiner Abhandlung "Wissenschaft als Beruf". Die Darlegung der Diskussionen über die Weber-These im 20. Jahrhundert leitet schließlich über zu
zwei Aufsätzen zur ambivalenten Rolle des Säkularismus in der modernen Welt sowie zur aktuellen Diskussion über die "Wiederkehr der Götter". (ICE2)
[207-L] Leist, Anton:
The long goodbye: on the development of critical theory, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift
für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 331-354
INHALT: "It is not easy to give up on a tradition that promises to rationalize, explain, and thereby ultimately help improve, society. This article narrates the history of Critical Theory in
three stages, following the dynamics of its own self-criticism during distinct historical periods
and within different societies. Horkheimer/ Adorno, Habermas and Honneth are read as participating in a philosophical project of societal rationalism which can be criticized by appeal to
a pragmatist view of social theories, and specifically the 'pragmatic maxim'. In spite of its
post-metaphysical announcements, Critical Theory overextends itself when it seeks to reconcile fully the normative and the empirical. An alternative, and more explicitly ethical and empirically controllable, scheme for critical theories (plural!) is suggested." (author's abstract)|
[208-L] Lösch, Bettina:
Das Politische und die soziale Frage: Überlegungen in Anschluss an Hannah Arendt,
Wolfgang Abendroth und Pierre Bourdieu, in: Werner Goldschmidt (Hrsg.) ; Bettina Lösch
(Hrsg.) ; Jörg Reitzig (Hrsg.): Freiheit, Gleichheit, Solidarität : Beiträge zur Dialektik der
Demokratie, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 173-186
INHALT: Die meisten Strömungen politischer Theorie zentrieren sich, mit Ausnahme von anarchistischen Positionen, so die Verfasserin, auf den Staat als Ort politischer Öffentlichkeit und
politischen Handelns. Politik ohne Staat und vor allem ohne Herrschaft zu denken und zu
praktizieren, findet in modernen Gesellschaften insbesondere dadurch Grenzen, da es starke
gesellschaftliche Kräfte gibt, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung bestehender Herrschaftsverhältnisse und an der Trennung von Gesellschaft und Staat, als Ort des Politischen
und des Gewaltmonopols, haben. Gesellschaft gilt danach als entpolitisierte Sphäre und der
Bereich der Ökonomie bleibt weitestgehend von politischer Teilhabe und Demokratie ausge-
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schlossen. In Abendroths und Bourdieus politischer Soziologie wird das Politische nicht mehr
auf den Staat begrenzt, sondern die Gesellschaft als (erweiterter) politischer Raum verstanden. Das ist mit Arendts Kritik des Gesellschaftlichen nicht vereinbar. Sie würde weder eine
Zivilgesellschaft normativ anvisieren noch eine politische Gesellschaft, denn darin sieht sie
einen Widerspruch in sich. Ihr Thema war die Gewinnung .politischer Öffentlichkeit' und die
Kritik am Ausschlusscharakter der Gesellschaft. Mit den verschiedenen Ansätzen, die in der
Studie thematisiert werden, kann die doppelseitige Entwicklung der modernen bürgerlichen
Gesellschaft gut gefasst werden: der Gewinn an politischer Öffentlichkeit und Beteiligung
durch Demokratisierung einerseits sowie der Verlust politischer Öffentlichkeit und Handlungsmacht durch Privatisierungs- und Vermarktlichungsprozesse andererseits. Als kritische
Interventionen, wie alle drei Denker/innen ihre Theorien verstanden haben, sind sie auf ihren
aktuellen Gehalt hin zu befragen und dem Verhältnis von demokratischer und sozialer Frage
weiter nachzuspüren. (ICF2)
[209-L] Marxhausen, Thomas:
Marx versus Stalin: ein Beitrag zur Sozialismus-Debatte, in: Utopie kreativ : Diskussion
sozialistischer Alternativen, 2008, H. 218, S. 1103-1111
(www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/218/218.pdf)
INHALT: Die Antwort auf die Frage nach den Ursachen des Stalinismus liegt nicht allein in der
sowjetischen Geschichte. Hier bedarf es einer theoretischen Perspektive. Der Ausgangspunkt
für die Bestimmung der Grundlagen einer sozialistischen Gesellschaft findet sich bei Marx:
der Sozialismus folgt dem Kapitalismus. Staaten, die den Entwicklungsschritt des Kapitalismus umgehen wollen - hiervor hatte Marx gewarnt -, müssen eine Phase "sozialistischer" ursprünglicher Akkumulation durchlaufen. Ein Sozialismus ohne Basis, ohne selbstbewusste
und kritische Bürger, hat letztendlich keine Zukunft. Der Kapitalismus behält seine historische Berechtigung. Abschottung gegenüber der Modernisierung blockiert die Suche nach und
die Erprobung von Alternativen. (ICEÜbers)
[210-L] Maurer, Andrea:
Der Geist des Kapitalismus: eine institutionelle Interpretation der Protestantischen Ethik,
in: Martin Held (Hrsg.) ; Gisela Kubon-Gilke (Hrsg.) ; Richard Sturn (Hrsg.): Ökonomie und
Religion, Marburg: Metropolis-Verl., 2007, S. 63-87, ISBN: 978-3-89518-593-9 (Standort: UB
Wuppertal(468)-47PSI204; www.metropolis-verlag.de/Oekonomie-und-Religion/593/book.do?
pdf=1)
INHALT: Max Weber ging es in seiner Protestantismusstudie darum nachzuweisen, dass kollektive Wertvorstellungen und Deutungsmuster ein Kausalfaktor wirtschaftlicher Entwicklung
sind. Die Verfasserin fragt vor diesem Hintergrund, wie Regeln des sozialen Handelns entstehen und handlungsleitende Kraft erhalten. Sie stellt Webers Protestantismusstudie dazu in
einen institutionentheoretischen Kontext. Sie zeigt, dass die von Weber bezeichnete kausale
Kraft ein von der Prädestinationslehre freigesetzter psychischer Handlungsantrieb ist, der
Konsumverzicht, systematische Berufsarbeit, Gewinnstreben und rationale Lebensführung
zur sozialen Norm erhebt. Die Institutionalisierung für den Kapitalismus förderlicher Handlungs- und Deutungsmuster wird aus der Suche der Individuen nach Heilsgewissheit erklärt.
Der Gesamtzusammenhang von religiösen Ideen, alltäglichen Handlungsmustern und ökono-
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mischen Strukturen lässt erkennen, dass sozioökonomische Strukturen mit Weber als das Ergebnis eines kulturell und sozialstrukturell gerahmten Handelns erklärt werden können.
(ICE2)
[211-L] Moebius, Stephan:
Die elementaren (Fremd-)Erfahrungen der Gabe: sozialtheoretische Implikationen von
Marcel Mauss' Kultursoziologie der Besessenheit und des "radikalen Durkheimismus" des
Collège de Sociologie, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 1, S. 104-126
(Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0050-y)
INHALT: "Was hält die Gesellschaft zusammen? Eine Antwort auf diese Frage gibt Marcel
Mauss in seinem Essay über die Gabe (1925). Wie der Beitrag zeigt, ist es aber nicht - wie
seit der strukturalistischen Rezeption durch Claude Lévi-Strauss vielfach angenommen wurde
- eine darin angelegte Theorie der Reziprozität, die die sozialen Bindungskräfte erklärt. Statt
in der Reziprozität liegt der verpflichtende, sozialkohäsive und soziale Bindungen erzeugende
Charakter der Gabepraktiken für Mauss vielmehr in den (Fremd-)Erfahrungen des Ergriffenseins, der Besessenheit und der Selbsttranszendenz begründet. Der Beitrag zeigt dies anhand
einer neuartigen Interpretation und detaillierten Lesart des Essai sur le don von Mauss sowie
der anti-utilitaristischen Mauss-Rezeption durch das Collège de Sociologie (v.a. Georges Bataille, Roger Caillois, Michel Leiris). Insgesamt weist Mauss' Gabe-Theorem wesentliche
Merkmale einer erfahrungs- und handlungsbezogenen Theorie des Ergriffenseins und der
Selbsttranszendenz auf, die sein Denken in die Nähe der pragmatistischen Handlungstheorie
rückt und vor deren Hintergrund erst die sozialen und verpflichtenden Bindungskräfte der Gabepraktiken erklärbar und verständlich werden." (Autorenreferat)
[212-L] Möller, Hans-Georg:
"Human rights fundamentalism": the late Luhmann on human rights, in: Soziale Systeme :
Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 1, S. 126-141 (Standort: USB Köln(38)-M
XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz behandelt zunächst die Frage, ob die Auseinandersetzung zwischen Luhmann und der ´linken Gesellschaftstheorie primär ideologischer Natur war oder nicht. Es wird
die These aufgestellt, dass Luhmann in dieser Debatte nicht primär an einem politischem Dialog interessiert war, sondern vielmehr daran, die theoretische Unzulänglichkeiten seiner Opponenten offenzulegen, um einen Paradigmenwechsel in der Gesellschaftstheorie herbeizuführen. Dieser Versuch der Dekonstruktion seiner intellektuellen Widersacher wird am Beispiel der Behandlung des Themas Menschenrechte in Luhmanns Spätschriften veranschaulicht. Dabei wird ersichtlich, wie Luhmann durch eine semantisch-historische und funktionale
Analyse die Paradoxien dieses politisch so erfolgreichen Konzepts sichtbar macht und es allein als ein wertfundamentalistisches rhetorisches Konzept erscheinen lässt, mit dem die Utopie einer sozialen All-Inklusion aufrecht erhalten wird." (Autorenreferat)
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[213-L] Morcillo, Álvaro:
Vom Lauf der Ideen: Max Webers Rezeption in Süd- und Mittelamerika, in: WeltTrends :
Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 17/2009, Nr. 66, S. 101-108
(Standort: UuStB Köln (38)-LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Max Weber gilt als Autorität der deutschen Soziologie. Welche Wirkung entfaltete
sein Werk in anderen Regionen der Welt? Der Autor, ein spanischer Politologe, diskutiert die
Rezeption Webers in Süd- und Mittelamerika am Beispiel Mexiko. Er gibt einen historischen
Abriss der Verbreitung der Weber'schen Ideen und zeichnet die Wirkungslinie Weber'scher
Soziologie bis zur Dependencia-Theorie nach. Drei Bedingungen - Übersetzungen, Netzwerk
und Lehrpläne - gelten in der US-amerikansichen Weber-Forschung als Voraussetzung einer
sinnvollen und starken Rezeption und werden deshalb hier untersucht. Es wird argumentiert,
dass zusätzliche Faktoren wie akademische Institutionen, die Rolle von Vermittlern, die Eigenschaften und Probleme der Aufnahmegesellschaft und das Vorhandensein alternativer Paradigmen ebenfalls von Relevanz sind. Ohne die Institutionalisierung dieser Faktoren ist eine
breite Rezeption nicht gewährleistet. Der Fall Mexiko zeigt, dass hier die Rahmenbedingungen nicht ausreichend sind, so dass trotz der an Weber interessierten Sozialwissenschaftler
und seiner Präsenz in den Lehrplänen sein Werk in Mexiko keine große Resonanz fand.
(ICB2)
[214-L] Müller, Hans-Peter:
Emile Durkheims Moralpolitik des Individualismus, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd.
19/2009, H. 2, S. 227-247 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Emile Durkheim war weder Politikwissenschaftler noch politischer Soziologe. Dennoch hat sein Werk eine politische Dimension, die nicht leicht zu fassen ist. Der vorliegende
Beitrag macht den Versuch, sein Projekt einer Moralpolitik des Individualismus nachzuzeichnen. Wie lässt sich der moralische Individualismus in modernen Gesellschaften erfolgreich
institutionalisieren? Durkheims Projekt hat zwei Seiten: die wissenschaftliche Seite, in der es
darum geht, die Soziologie als wissenschaftliche Disziplin an den Universitäten zu etablieren.
Die politische Seite, in der die sozialstrukturellen, institutionellen, kulturellen und sozialisatorischen Bedingungen, Formen und Folgen ermittelt werden sollen, welche mit der Rede von
der Freiheit und Würde des Menschen in modernen Gesellschaften Ernst zu machen erlauben.
Durkheims Projekt wird mit den herkömmlichen Vorstellungen von Politik und sozialer Ordnung konfrontiert, um über die differentia specifica seines Ansatzes seinen Vorstellungen zur
Moralpolitik des Individualismus auf die Spur zu kommen." (Autorenreferat)
[215-L] Müller, Stefan:
Ideologie - eine dialektische Argumentationsfigur T. W. Adornos, in: Udo Gerheim (Hrsg.) ;
Victoria Storozenko (Hrsg.) ; Thorsten Teubl (Hrsg.) ; Corinna Trogisch (Hrsg.): Widersprüche,
Bewegungen, Konflikte : zwölftes und dreizehntes DoktorandInnen-Seminar der RosaLuxemburg-Stiftung, Berlin: Dietz, 2009, S. 105-114
INHALT: Bereits ein flüchtiger Blick in die Begriffsgeschichte der Dialektik genügt, um festzustellen, dass es sich um höchst Ungleichnamiges handelt, das im Begriff 'Dialektik' zusam-
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mengezogen ist. Wenn man der Überzeugung ist, Dialektik bedeute nicht, dass alles mit allem
zusammenhänge, dass eine These über die Antithese zur Synthese führe, dass einfach 'jedes
Ding seine zwei Seiten habe' oder dass am Ende über allem eine Identität von Identität und
Nicht-Identität stehe, wenn diese Vorstellungen selbst verkürzte Widergaben dessen darstellen, was Dialektik in den Sozialwissenschaften leisten könnte - was ist Dialektik dann? Im
Folgenden wird danach gefragt, was eine angemessen aktualisierte Dialektik in den Sozialwissenschaften heute auszeichnet. Diese (Minimal-)Bedingungen explizit zu machen, darzustellen, zu entfalten, um diskutieren zu können, was eine dialektische von einer nicht-dialektischen Argumentation unterscheidet, möchte der Autor hier kursorisch versuchen. Anhand des
Begriffs der Ideologie, wie er bei Theodor W. Adorno gefasst wird, können die oben aufgeworfenen Fragen einer genaueren Bestimmung zugeführt werden. So wird im ersten Schritt
zunächst der Zusammenhang zwischen Ideologie und Wahrheit betrachtet. Der zweite Schritt
befasst sich sodann mit den Schwierigkeiten und Probleme einer dialektischen Theorie heute,
wobei die Frage nach dem zugrunde liegenden Widerspruchsbegriff im Mittelpunkt steht. Der
dritte Schritt befasst sich mit der strukturellen Verknüpfung von Wahrheit und Ideologie und
geht dabei der Frage nach: Wer soll das entscheiden? Adornos Antwort darauf ist ebenso banal wie eindeutig: Kraft der äußersten Anstrengung des Subjekts, der Reflexion, sind selbstverständlich Aussagen über Wahrheit und deren Gegenteil möglich. Die Ausführungen
schließen mit der Skizzierung einiger Probleme der Dialektik im Anschluss an Adorno.
(ICG2)
[216-L] Müller-Doohm, Stefan:
Jürgen Habermas, (Suhrkamp BasisBiographie : Leben, Werk, Wirkung, 38), Frankfurt am
Main: Suhrkamp 2008, 157 S., ISBN: 978-3-518-18238-3
INHALT: Der Verfasser legt einen reich bebilderter Abriss über Leben und Werk von Jürgen Habermas vor. Er beschreibt dessen Kindheit und Jugend, die Zeit als Assistent Adornos, die
Auseinandersetzungen während der Studentenbewegung, den Historikerstreit und die Zeit als
"streitbarer Philosoph auf Weltreise" nach der Emeritierung Habermas' 1994. Die folgende
Auseinandersetzung mit dem Werk Habermas' konzentriert sich auf den "archimedischen
Punkt" des Vernünftigen der Verständigung durch Sprache und die "Theorie des kommunikativen Handelns" als Hauptwerk. Abschließend wird die Wirkung Habermas' als wegweisender
Philosoph und öffentlicher Intellektueller behandelt. (ICE)
[217-L] Nasu, Hisashi; Embree, Lester; Psathas, George; Srubar, Ilja (Hrsg.):
Alfred Schutz and his intellectual partners, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, VI, 596 S., ISBN:
978-3-86764-128-9
INHALT: "The aim of this volume is to explore widely and deeply the thought of Schutz from
various perspectives and to find ways to make it more adequately available in the present day.
The contributions cover a wide range of fields, i.e., philosophy, sociology, economics, and
art. The volume is literally the result of the international collaboration of Schutzian scholars
since the authors come from Japan, the United States, Germany, Switzerland, Austria, and
Taiwan. Many of them participated in a research project which microfilmed all of Schutz's
annotations in his former books. Their contributions are significantly built upon these new
materials which cast a new light on Schutz' work. Additionally, the volume includes an essay
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by Evelyn Schutz Lang, the daughter of Alfred and Ilse Schutz. This will be the first time her
writing on her father appears. Her essay, detailing aspects of his everyday life, is very important for achieving further insights into his thought." (author's abstract). Contents: Evelyn
Schutz Lang: Alfred Schutz and His Everyday Life: Commemorative Address (3-12); Thomas Luckmann: Schutz and Schutz: Keynote Address (13-32); Johannes Weiss: Schutz on
Weber: A Weberian View (33-48); Shinji Hamauzu: Schutz and Edmund Husserl: For Phenomenology of Intersubjectivity (49-68); Yasuhiko Masuda: Life, Memory and Simultaneity:
Schutz's Ontological Reading of Bergson (69-90); Harry P. Reeder: Alfred Schutz and Felix
Kaufmann: The Methodologist's Brackets (91-114); Ken'ichi Kawano: On Methodology of
the Social Sciences: Schutz and Kaufmann (115-150); Joachim Renn: Time and Tacit Knowledge: Schutz and Heidegger (151-176); Lester Embree: Dorion Cairns and Alfred Schutz on
the Egological Reduction (177-216); Kiyoshi Sakai and Keisuke Nagatsuna: Alfred Schutz
and G. W. Leibniz: On Theodicy (217-230); Lester Embree: Some Philosophical Differences
within a Friendship: Gurwitsch and Schutz (231-254); Chung-Chi Yu: Schutz and Sartre on
Situation (255-270); Hisashi Nasu: Alfred Schutz's Dialogue with Ortega y Gasset: In Special
Reference to Schutz's Annotations on Man and People (271-292); Ilja Srubar: Schutz and
Cassirer: The Pragmatic and Symbolic Constitution of Reality (293-308); Nobuo Kazashi:
Schutz and James: On the Time of Growing-Older-Together, with Merleau-Ponty and Kimura
(309-338); Masato Kimura: Typification and Inquiry: Schutz's Critical Acceptance of Dewey's Notion of Inquiry (339-366); Gert Schmidt: Alfred Schütz and Georg Simmel: An Attempt to Grasp Some of a Non-Relationship's Potentials (367-376); Martin Endress: Two Directions of Continuing the Weberian Project: Alfred Schutz and Talcott Parsons (377-400);
George Psathas: The Correspondence of Alfred Schutz and Harold Garfinkel: What was the
"Terra Incognita" and the "Treasure Island"? (401-434); Hideo Hama: The Primal Scene of
Ethnomethodology: Garfinkel's Short Story "Color Trouble" and the Schutz-Parsons Controversy (435-452); Gilbert Weiss: Alfred Schutz and Eric Voegelin (453-470); Michael Barber:
"The Logic of the Poetic Event" in Alfred Schutz's Goethe Writings (471-492); Thomas S.
Eberle: In Search for Aprioris: Schutz's Life-World Analysis and Mises's Praxeology (493518); Mototaka Mori: Spontaneitv and Relevance: Reading Hayek with Schutz (519-538);
Roger Koppl and Mie Augier: Alfred Schutz and Fritz Machlup (539-570).|
[218-L] Neckel, Sighard:
Felder, Relationen, Ortseffekte: sozialer und physischer Raum, in: Moritz Csáky (Hrsg.) ;
Christoph Leitgeb (Hrsg.): Kommunikation, Gedächtnis, Raum : Kulturwissenschaften nach dem
"spatial turn", Bielefeld: transcript Verl., 2009, S. 45-55
INHALT: Wenn unter Kultur das gesamte Ensemble von Elementen, Zeichen, Codes oder Symbolen verstanden wird, mittels deren Individuen in einem sozialen Kontakt verbal und nonverbal kommunizieren, wird Raum als "Container" obsolet. Der Verfasser expliziert das exemplarisch am Beispiel Bourdieus, der mit seinem Begriff des Feldes Handlungsräume definiert, die sich eben nicht als Container, sondern als Relation von Objekten und Akteuren konstituieren. Kultur ist dann als Kommunikationsraum zu verstehen, in dem durch die Setzung
oder Verwerfung von Elementen Lebenswelten und Machtverhältnisse ausverhandelt werden.
Relativistische Raumtheorien ermöglichen eine relationale Analyse sozialer Prozesse. (ICE2)
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[219-L] Neuhouser, Frederick:
Die Idee einer hegelianischen "Wissenschaft" der Gesellschaft, in: Analyse und Kritik :
Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 355-378
INHALT: Der Beitrag erklärt das Ziel (Versöhnung) und die Methode von Hegels Wissenschaft
der Gesellschaft. Er sieht Hegels Wissenschaft von der Gesellschaft - wie die von Smith und
Marx - als Darlegung einer guten Sozialordnung, die sowohl auf der empirischen Analyse bestehender Institutionen als auch auf einer normativen Verpflichtung zu einer bestimmten
Spielart des guten Lebens basiert. Er macht die Kriterien deutlich, auf die Hegel in seinem
Urteil, die moderne Sozialordnung sei fundamental gut und unterstützenswert, zurückgreift dass nämlich die drei grundlegenden Institutionen - die Familie, die Zivilgesellschaft und der
Verfassungsstaat - ein kohärentes und harmonisches Ganzes bilden, das die Interessen all ihrer Mitglieder in einer Art und Weise fördert, die Freiheit in dem für die Gesellschaftstheorie
relevanten Sinne verwirklicht - persönliche, moralische und gesellschaftliche Freiheit. (ICEÜbers)
[220-L] Niggemeyer, Lars:
Gesellschaft und Freiheit bei Hannah Arendt: ein Vergleich mit Karl Marx, Köln: PapyRossa
Verl.-Ges. 2008, 111 S., ISBN: 978-3-89438-380-0
INHALT: Während die intensive Rezeption des Werkes von Hannah Arendt in den letzten Jahren
hauptsächlich ihr Politikverständnis betraf, zielt diese Studie darauf ab, eine 'systematische
Rekonstruktion des Gesellschaftsbegriffes' (1) vorzulegen. Dies verfolgt der Autor in drei
Schritten: Zunächst werden Arendts Überlegungen zur modernen Massengesellschaft vorgestellt, im zweiten Teil wird ihr Gesellschaftsbegriff als 'Raum der Vergesellschaftung' erörtert
und im dritten Zugang nimmt Niggemeyer Arendts Gesellschaftsverständnis als 'kollektives
Haushalten' (32 f.) wahr. Vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung vergleicht der Autor
Arendts Überlegungen zur Gesellschaft mit der Gesellschaftstheorie von Karl Marx. Anhand
der drei Tätigkeitsweisen des Arbeitens, Herstellens und Handelns wird Arendts Differenz
zum Marx'schen Arbeitsbegriff offensichtlich, und dies untermauert Niggemeyer unter Rekurs auf Arendts Heidegger-Rezeption. So resümiert der Autor die 'Relevanz von Heideggers
Weltbegriff für das Denken Arendts' (74). Er verdeutlicht Arendts existenzphilosophische
Perspektive und legt den Kontrast von 'Weltanalyse versus Wertanalyse' (80) offen. Anhand
der Frühschriften von Marx weist Niggemeyer abschließend auf Schwächen in Arendts MarxInterpretation hin. Sosehr auch Arendt beklagen mag, dass Politik unter dem Diktat von 'Kapitalverwertungsinteressen' (105) nicht der Freiheit dienen könne, so weist sie nach Niggemeyer nicht hinreichend aus, wie die 'Befreiung von Armut' (104) politisch gestaltet werden
kann. Die Frage danach, wie weltweit die Grundlagen für eine menschenwürdige Existenz
ohne eine politische 'Regulation der Ökonomie' (105) erreicht werden kann, bleibt in Arendts
postkapitalistischem Denken offen. (ZPol, NOMOS)
[221-L] O'Neill, John; Uebel, Thomas:
Logical empiricism as critical theory?: the debate continues, in: Analyse und Kritik :
Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 379-398
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INHALT: "Is logical empiricism incompatible with a critical social science? The longstanding assumption that it is incompatible has been prominent in recent debates about welfare economics. Sen's development of a critical and descriptively rich welfare eco nomics is taken by
writers such as Putnam, Walsh and Sen to involve the excising of the influence of logical empiricism on neo-classical economics. However, this view stands in contrast to the descriptively rich contributions to political economy of members of the left Vienna Circle, such as Otto
Neurath. This paper considers the compatibility of the meta-theoretical commitments of
Neurath and others in the logical empiricist tradition with this first-order critical political economy." (author's abstract)|
[222-L] Peter, Lothar:
Marx - ein Apokalyptiker der Moderne?, in: Alexander-Kenneth Nagel (Hrsg.) ; Bernd U.
Schipper (Hrsg.) ; Ansgar Weymann (Hrsg.): Apokalypse : zur Soziologie und Geschichte
religiöser Krisenrhetorik, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 125-149
INHALT: Angesichts der seit Beginn des 20. Jahrhunderts eingetretenen geschichtlichen Katastrophen mögen die utopischen Projekte des 19. Jahrhunderts und damit auch die utopischen
Denkelemente bei Marx heute naiv erscheinen. Als Beleg für den Nachweis einer substantiell
apokalyptischen und eschatologischen Orientierung taugen sie jedenfalls nicht. Sofern utopische Anklänge bei Marx wahrnehmbar sind, relativiert sich ihr Stellenwert im Verhältnis zum
wissenschaftlich bestandsfähigen Anteil seines gesamten Werks so erheblich, dass er nicht
nur nicht für das Logo der Apokalyptik, sondern auch des Utopismus schwerlich in Frage
kommt. Außerdem treten die utopischen Anklänge im Zeitverlauf immer mehr hinter dem
groß angelegten Versuch einer materialistischen Begründung des Mensch-Natur-Verhältnisses etwa in den "Grundrissen", hinter den Erfordernissen einer politisch-ökonomischen "Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft" und den empirisch-historischen Studien über die Klassenauseinandersetzungen und revolutionären Bewegungen seiner Zeit zurück. Für eine wissenschaftlich adäquate Bewertung des Denkens von Marx ist auch der Utopie-Topos nur sehr
begrenzt hilfreich, die Säkularisierungs- und Apokalypse-These dagegen völlig unbrauchbar.
Die im Titel des Beitrags gestellte Frage, ob Marx als ein Apokalyptiker und Eschatologe der
Moderne zu interpretieren sei, ist damit beantwortet. (ICF2)
[223-L] Philipp, Thomas:
Gesellschaft und Religion: eine kritische Auseinandersetzung mit Habermas' Zeitdiagnose
der postsäkularen Gesellschaft, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 1, S. 55-78
(Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0049-4)
INHALT: "In Habermas' berühmter Friedenspreisrede Glauben und Wissen nimmt der Begriff
'postsäkulare Gesellschaft' eine Schlüsselstellung ein. In dem Beitrag geht es darum, diesen
Terminus aus religionssoziologischer Warte zu durchleuchten. In einem Abriss der Habermas'schen Theoriearchitektonik, durch den die sukzessiven Veränderungen im Hinblick auf
die Stellung und Bedeutung der Religion rekonstruiert werden, wird der Begriff 'postsäkular'
in mehreren Schritten untersucht. Dabei zeigt sich, dass die zeitdiagnostische Aussagekraft
des Begriffs 'postsäkular' begrenzt ist. Die Lage verbessert sich auch nicht durch die von
Höhn ins Spiel gebrachte Kombination 'postsäkular' und 'postreligiös'. Gleichwohl hilft die
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Rede von der postsäkularen Gesellschaft, säkulare Engstirnigkeiten im Selbstverständnis moderner Gesellschaften zu überwinden." (Autorenreferat)
[224-L] Philippopoulus-Mihalopoulus, Andreas:
On absence: society's return to barbarians, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische
Theorie, Jg. 14/2008, H. 1, S. 142-156 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Inklusion der Exklusion in die Autopoiesis des Systems ist ein weitreichender
Schritt, der eine Überarbeitung des Konzepts der autopoietischen Gesellschaft erfordert. Basierend auf der Anerkennung der Unmöglichkeit von Kommunikation mit den Ausgeschlossenen, schlägt dieser Artikel eine Radikalisierung des Konzepts vor. Diese Anerkennung
prägt die Gesellschaft von innen. Sie gründet auf der Luhmannschen Beschreibung des Barbarismus als einschließender Exklusion und wird als deren Exzess, als ein 'Raum der Abwesenheit´, zusammengefasst. Innerhalb der Autopoiesis wird Abwesenheit eher als eine aporetische denn als eine paradoxale Struktur beschrieben, ein memento vanitas, der das System
von innen reizt, indem er ihm ständig seine Grenzen vorhält." (Autorenreferat)
[225-L] Pichlbauer, Michaela; Rosner, Siegfried (Hrsg.):
Systemdynamik und Systemethik: Verantwortung für Soziale Systeme ; Gedenkschrift für
Walter Ludwig Bühl, (Systemische Organisationsberatung und Aktionsforschung, Bd. 2),
München: Hampp 2008, 361 S., ISBN: 978-3-86618-299-8
INHALT: "Die vorliegende Gedenkschrift enthält sowohl Vorträge der Tagung als auch durch sie
angeregte und neu angefertigte Beiträge von Kolleginnen aus Wissenschaft und Praxis, die
sich auf diese Weise mit Werk und Wirkung Walter Bühls auseinander setzen. Der Band
schließt mit einem bisher unveröffentlichten Originalbeitrag von Walter L. Bühl zur 'Stellung
und Funktion Bayerns in der regionalen Dynamik des Europäischen Binnenmarktes'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michaela Pichlbauer, Siegfried Rosner: Verantwortung und
Systemethik in Walter Bühls Werk - der Rahmen der Gedenkschrift (13-24); Heinz-Günter
Vester: Struktur und Dynamik der Soziologie Walter Bühls (25-43); Dirk Baecker: The NClosure of the Observer (44-52); Michael Schmid: Struktur und Dynamik des menschlichen
Sozialverhaltens - Walter Bühls Entwurf eines integrativen Forschungsprogramms für die
theoretische Soziologie (53-71); Nina Degele: Systeme verantwortungsvoll designen - und
was ist mit China? (72-91); Martin Riesebrodt: Globalisierung und die Rückkehr der Religionen (92-107); Dirk Kaesler: Die Verantwortung der Soziologie für eine Gute Gesellschaft
(108-123); Claus Grimm: Die Kunstgeschichte fand nicht statt - eine kulturwissenschaftliche
Revision (124-158); Dieter Pfau: Versuch über Walter Ludwig Bühls "Musiksoziologie" verbunden mit einigen persönlichen Erinnerungen (159-169); Michaela Pichlbauer, Ingegerd
Schäuble, Johanna Zebisch: Verantwortung der Wissenschaft für Soziale Systeme - ohne
Genderbezug? (170-194); Nicole Saam, Willy Kriz: Die Nachhaltigkeit deliberativer Verfahren politischer Partizipation - theoretische Unmöglichkeiter und empirische Befunde aus einer
Fallstudie zu Planungszelle und Zukunftskonferenz (195-222); Claudius Geliert: Ethik, Eliten
und die Rolle der Universitäten (223-233); Felix Tretter: Systemtheorie, soziale Ökologie und
die "Systemökologie" von Walter Bühl (234-273); Siegfried Rosner: Bewegungen des Gruppenkörpers - Verfugungen zwischen systemischer Strukturaufstellungsarbeit und Walter
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Bühls systemökologischer Interpretation sozialen Wandels (274-301); Reinhard Bauernfeind:
Der erweiterte Kulturbegriff (Kultur als System) und die soziologische Verantwortung einer
Zukunftsforschung bei Walter Bühl (302-316); Walter L. Bühl: Stellung und Funktion Bayerns in der Regionalen Dynamik des Europäischen Binnenmarktes (317-347).
[226-L] Priddat, Birger P.:
Karl Marx: Kommunismus als Kapitalismus 2ter Ordnung ; Produktion von
Humankapital ; Essays, (Ökonomische Essays, Bd. 13), Marburg: Metropolis-Verl. 2008, 118
S., ISBN: 978-3-89518-712-4
INHALT: Der Autor geht von der folgenden These aus: Karl Marx ist mit dem Niedergang des
real existierenden Sozialismus nicht mit untergegangen, sondern bleibt ein intellektuelles Potenzial und eine Herausforderung. Er plädiert für eine Lesart, bei der sich moderne Aspekte
offenbaren, ohne sich in Marx' "Fortschrittsmetaphysik" zu verlieren. Um das zu verstehen,
erfolgt zunächst eine Rekonstruktion seiner Metaphysik der Produktion (Kap. 2). Der eigentliche Modernisierungsschritt aber ist die Analyse des Marxschen "Kommunismus", "der fast
ein liberales Modell anbietet: eine Bildungswelt des human capital" (Kap. 3). Marx bleibt bei
seinen wenigen Skizzen des Kommunismus extrem knapp, aber in den "Grundrissen" geht es
um eine "Ökonomie der Zeit", die erklärt, was den Menschen geboten werden muss, damit
"sie Menschen bleiben und werden". Dass Marx längst anders verortet wurde, zeigt sich in
der Reinterpretation Walter Benjamins "Kapitalismus als Religion" (Kap. 4). Und dass
Marxisten heute andere Antworten geben müssen, wird an einer "Dekonstruktion" einer Position Elmar Altvaters angedeutet (Kap. 5). Marxistische Analyse a la Altvater sind für den Autor unfähig, Modifikationen in der Interpretation sozialer Formationen zu liefern: "Es fehlt ihr
schlicht an moderner Soziologie (worin sie mit der neoklassischen Ökonomik, von der sie
sich absetzt, wiederum konform geht). Die Methode, aus den Produktionsverhältnissen auf
die gesellschaftlichen zu schließen, hat ihre Grenze erreicht, wie Altvater wunderschön demonstriert". (ICA2)
[227-L] Raub, Werner; Buskens, Vincent:
Theory and empirical research in analytical sociology: the case of cooperation in
problematic social situations, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008,
H. 2, S. 689-722
INHALT: "The integration of theory and empirical research in analytical social science has always been a core topic of Analyse & Kritik. This paper focuses on how analytical theory and
empirical research have moved closer to each other in sociology, using rational choice theory
and game-theoretic models as well as empirical research on problematic social situations (social dilemmas, collective action problems, etc.) as an example. The authors try to highlight
the use of complementary research designs (surveys, vignette studies, lab experiments) for
testing the same hypotheses. They also try to show that empirical research indicates the need
for the development of more complex theoretical models." (author's abstract)|
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
[228-L] Ritsert, Jürgen:
Dialektische Argumentationsfiguren in Philosophie und Soziologie: Hegels Logik und die
Sozialwissenschaften, Münster: Monsenstein u. Vannerdat 2008, 205 S., ISBN: 978-3-86582748-7
INHALT: Das Werk beruht auf Skripten von Lehrveranstaltungen und findet seinen Ausgangspunkt in der Erkenntnis der Heterogenität des Konzepts der Dialektik. Die Intention besteht
darin, eine elementare Vorstellung von dialektischer Argumentation zu vermitteln und dieses
Prinzip anhand von verschiedenen Passagen aus Hegels Werk zu erweitern. Anschließend
wird die Relevanz dialektischer Argumente für charakteristische Fragestellungen der Gesellschaftswissenschaften aufgezeigt. (ICB2)
[229-L] Rol, Cecile; Papilloud, Christian (Hrsg.):
Soziologie als Möglichkeit: 100 Jahre Georg Simmels Untersuchungen über die Formen der
Vergesellschaftung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 400 S., ISBN: 978-3-531-156347
INHALT: "Georg Simmels 'Soziologie' (1908) hat auf die Begrifflichkeit und die Methoden des
Faches in Deutschland sowie im Ausland tief gewirkt. In diesem Buch, das Simmel fünfzehn
Jahre Arbeit abverlangt hat, verbindet sich in der Analyse des Gegenstandes die Konstruktion
des soziologischen Blicks mit dessen praktischer Anwendung. Was aber bleibt 100 Jahre später von der Soziologie Simmels? Wie wird sie von den unterschiedlichen Spezialisten der Sozial- und Geisteswissenschaften wahrgenommen? Diese Fragen haben die Herausgeber Geistes- und Gesellschaftswissenschaftlern in unterschiedlichen Ländern gestellt, um zu erfahren,
wie sie Simmels Soziologie in ihre Arbeit und ihre tägliche Forschungspraxis einbeziehen.
Wegen ihrer Konstruktion und ihrer thematischen Vielfalt erweist sich die Soziologie oft als
unvollendetes Werk. Die Autoren in diesem Band tragen dieser Unabgeschlossenheit Rechnung, indem auch sie dem Leser keine fertigen Analysen und Konstruktionen, sondern Einblicke in laufende Arbeiten auf verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens bieten. Damit zeigen sie, wie fruchtbar die Soziologie Simmels für die zeitgenössischen Untersuchungen der Kultur und der Gesellschaft bleibt, und bieten gleichzeitig eine Einführung in die
großen Themen der Disziplin an. " (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Otthein Rammstedt:
Georg Simmels "Große Soziologie" - und das uns geschuldete Missverständnis (15-34); Gregor Fitzi: Simmels Beitrag zur soziologischen Theoriebildung (35-44); Lawrence A. Scaff:
The Vision of the Social Theorist - Simmel on Space (45-62); Andrea Glauser: Von der Anschauungs- zur Möglichkeitsform - Simmels soziologische Reinterpretation der Kantschen
Raumtheorie (63-86); Stefan Danner: Die Fülle des Augenblicks (87-104); Matthias Groß:
Die Wissensgesellschaft und das Geheimnis um das Nichtwissen (105-114); Ingo Meyer:
Simmels "Geheimnis" als Entdeckung des sozialkonstitutiven Nichtwissens (115-134); Anna
Schober: Von Kreuzungen zu Knotenpunkten und zwiespältigen Artikulationen - Das Denken
der Kontingenz von Gemeinschaften im Wandel (135-164); Horst Jürgen Helle: The Individual and Society - Georg Simmel's Ethic and Epistemology (165-174); Claude Javeau: Simmel and the Relation between the Individual and Mankind (175-182); Michael A. Weinstein,
Deena Weinstein: Individual and Society in Twentieth- and Twenty-First Century Views of
Life (183-198); Patrick Watier: Psychosocial Feelings within Simmel's 'Sociology' (199-216);
Gary T Marx, Glenn W Muschert: Simmel on Secrecy - A Legacy and Inheritance for the Sociology of Information (217-236); Alessandro Cavalli: Equity and the Uses of Secrecy (237-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
129
248); Hubert Treiber: In der Schule bei Simmel - Formierung und Erosion der "heiligen Dreieinigkeit" von Lou v. Salomé, Friedrich Nietzsche und Paul Rée (249-276); Nahid Aslanbeigui, Guy Oakes: The Importance of being at Cambridge - Joan Robinson and the Origins of
the Theory of Imperfect Competition (277-302); Vittorio Cotesta: The Global Society: Simmel - A Sociologist of Our Time (303-216); Theresa Wobbe: Mit anderen Augen - Gesellschaftlichkeit und supranationale Systembildung im Blickpunkt der Soziologie Georg Simmels (317-334); Heribert Becher: Wechselwirkungsformen in (ein-)geschlossenen Gesellschaften - Das Beispiel von Forschungsgruppen in der Antarktis (335-356); Christian Papilloud: Größe Null - Eine Miniatur (357-366); Cécile Rol: Die Soziologie, faute de mieux Zwanzig Jahre Streit mit René Worms um die Fachinstitutionalisierung (1893-1913) (367400).
[230-L] Schäfers, Bernhard:
Helmut Schelsky: ein Soziologe in der Bundesrepublik, in: Soziologie : Forum der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 1, S. 48-59 (Standort: UuStB (Köln)38-XG0236;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag erinnert aus Anlass des 25. Todestages von Helmut Schelsky im Februar
1984 an einen Soziologen, dessen Name mit einer außergewöhnlichen institutionellen und inhaltlichen Aufbauleistung für die Soziologie verknüpft ist und der seit den frühen 1950er Jahren erheblich dazu beitrug, das Fach auch einer breiteren Öffentlichkeit interessant und akzeptabel zu machen. Zugleich wird ein Plädoyer dafür gehalten, Schelsky nicht von einigen
frühen Schriften oder seinem politisierenden Spätwerk her neu in die Fachdiskussion einzubeziehen, sondern von Beiträgen zur Allgemeinen Soziologie - ihrer transzendentalen Fundierung und der Theorie der Institution - und verschiedenen Speziellen Soziologien, so der des
Rechts, der Technik und nicht zuletzt der Intellektuellen. Schelsky war nicht nur ein Stichwortgeber des Zeitgeistes, sondern auch einer von soziologischen Themen und Analysefeldern." (Autorenreferat)
[231-L] Scheu, Johannes:
Wenn das Innen zum Außen wird: soziologische Fragen an Giorgio Agamben, in: Soziale
Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 14/2008, H. 2, S. 294-307 (Standort: USB
Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Fokus des Beitrags steht ein erklärtermaßen soziologischer Verortungsversuch der
Politischen Theorie Giorgio Agambens. Agambens mit Blick auf das 'nackte Leben' entwickelte Argumentationsfigur des 'einschließenden Ausschlusses' wird hierbei zunächst mit Exklusionskonzepten der Systemtheorie, der neueren Armutsforschung sowie der poststrukturalistischen Gesellschaftstheorie kontrastiert und auf ihre soziologische 'Brauchbarkeit' hin
überprüft. Vor dem Hintergrund der Strukturanalogie zwischen dem 'nackten Leben' und der
'Souveränität' wird in einem weiteren Schritt aufgezeigt, dass sich der von Agamben gebrauchte Begriff der 'politischen Gemeinschaft' allein als 'Exklusionsgemeinschaft' ausformulieren lässt, auf die - sofern jegliche Inklusion immer nur als Attribut eines allumfassenden
Ausschlusses fungiert - ein biopolitisches Erklärungsmuster anzuwenden unmöglich ist. Im
Schlusskapitel wird die in der deutschsprachigen Soziologie bislang weitgehend unbeachtete
Sündenbocktheorie René Girards vorgestellt. Diese erlaubt einen nuancierten sozialtheoreti-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
schen Blick auf das Wechselverhältnis von Inklusion und Exklusion, mit Hilfe dessen Agambens Politische Theorie konstruktiv zu erweitern wäre." (Autorenreferat)
[232-L] Scheufele, Bertram:
Fachspezifisch - interdisziplinär - integrativ?: der Stellenwert des dynamischtransaktionalen Ansatzes in der Kommunikationswissenschaft im Vergleich mit der
Sozialtheorie Essers in der Soziologie, in: Carsten Wünsch (Hrsg.) ; Werner Früh (Hrsg.) ;
Volker Gehrau (Hrsg.): Integrative Modelle in der Rezeptions- und Wirkungsforschung :
dynamische und transaktionale Perspektiven: R. Fischer, 2008, S. 45-64
INHALT: Der Verfasser erläutert zunächst die Kernelemente von dynamisch-transaktionalem
Ansatz und der Sozialtheorie Essers. Es schließt sich ein Vergleich beider Ansätze an, der zu
folgendem Ergebnis führt: (1) Im Vergleich zur Sozialtheorie Essers als primär soziologischem Ansatz ist der dynamisch-transaktionale Ansatz genuin kommunikationswissenschaftlich. (2) Der dynamisch-transaktionale Ansatz vertritt ein Konzept der Interdisziplinarität, das
mit dem Argument fachspezifischer Verarbeitungslogik und der Erörterung des Explanandum
und Explanans der Kommunikationswissenschaft im Vergleich zu Nachbardisziplinen ergänzt
wurde. (3) Während die Sozialtheorie Essers mit dem Modell der soziologischen Erklärung
eher das Universalparadigma vertritt, ist der dynamisch-transaktionale Ansatz eher dem Kompatibilitätsparadigma zuzuordnen.. Insgesamt bietet der dynamisch-transaktionale Ansatz ein
Grundgerüst für eine genuin kommunikationswissenschaftliche Theoriebildung. (ICE2)
[233-L] Schubert, Hans-Joachim:
Analyse und Kritik aus Sicht soziologischer Handlungstheorie, in: Analyse und Kritik :
Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S. 627-646
INHALT: Soziale Ordnung und sozialer Wandel basieren auf sozialen Handlungen. Davon gehen
alle soziologischen Handlungstheorien aus. Uneinigkeit besteht über Grundbegriffe sozialen
Handelns, Selektionsprinzipien des Handelns und Handlungsmotivation als Ausgangspunkt
für Theorien der Gesellschaftsordnung und des sozialen Wandels. Die zeitgenössische Soziologie akzeptiert die Multidimensionalität theoretischer Ansätze. Fragen in Bezug auf die Differenzierung, Relationierung oder Kombination von Handlungstheorien, um analytische Instrumente für die empirische Forschung zu gewinnen, sind offen. Der klassische Dualismus
zwischen Utilitarismus (homo oeconomicus) und Normativismus (homo sociologicus) wird
überwunden durch Handlungstheorien, die sich auf die Bedeutung der Kultur (cultural turn),
Kommunikation (linguistic turn) und Kreativität (dialogical turn) beziehen. Als neue Typologie bieten diese fünf Handlungstheorien einen analytischen Rahmen zu Erforschung von sozialer Ordnung und sozialen Konflikten in modernen Gesellschaften. (ICEÜbers)
[234-L] Schweizer, Stefan:
Gesellschaftspolitische Steuerung: die Mikro-Makro-Verbindung, Hamburg: Diplomica Verl.
2008, 116 S., ISBN: 978-3-8366-6037-2 (Standort: USB Köln(38)-16L3122)
INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, die Gesellschafts- und Staatstheorie Richard Münchs mit
dem Theoriemodell der Strukturellen Kopplung zu verknüpfen. Der Verfasser orientiert sich
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dabei an zwei wissenschaftstheoretischen Minimalprinzipien, dem Hempel-Oppenheim-Schema und der rationalen Rekonstruktion, die eingangs erläutert werden. Er stellt dann die Theorie der Autopoiesis in der Version von Görlitz/Druwe/Burth vor und rekonstruiert das diese
Theorie weiterentwickelnde steuerungstheoretische Theoriemodell "Strukturelle Kopplung".
Eine Rekonstruktion der Gesellschaftstheorie bzw. der steuerungstheoretischen Partialkonzepte Münchs schließt sich an. Hier geht es um folgende Punkte: das Prinzip der funktionalen
Differenzierung, das AGIL-Schema, die Interpenetrationstheorie, die Produkt-Faktor-Theorie,
die Medientheorie, die verschiedenen steuerungstheoretischen Modelle Münchs sowie
Münchs Auseinandersetzung mit den Autopoiesis-Vorstellungen Luhmanns. Abschließend
wird der Versuch unternommen, die Gesellschaftstheorie Münchs in das steuerungspolitische
Theoriemodell "Strukturelle Kopplung" zu integrieren. Es zeigt sich, dass sich bis auf die Differenzierungstheorie alle gesellschaftstheoretischen Partialtheorien Münchs zumindest teilweise als integrierbar erweisen. (ICE2)
[235-L] Seubert, Harald:
Max Weber interkulturell gelesen, (Interkulturelle Bibliothek, Bd. 101), Nordhausen: Bautz
2006, 132 S., ISBN: 3-88309-279-7
INHALT: Der Fokus des vorliegenden Büchleins liegt auf der Religionssoziologie sowie auf frühen Texten Webers. Der Verfasser zeichnet zunächst Webers Lebensweg nach. Er wendet
sich dann Webers Agrargeschichte, seinen Börsenschriften und der Landarbeiterfrage als
"nervus probandi" kapitalistischer Rationalisierung zu. Sodann werden die protestantische
Ethik und der okzidentale Sonderweg des Kapitalismus behandelt, bevor die Rolle des Reisens (Italien, Amerika, Russland) für die interkulturelle Optik Webers angesprochen wird.
Weitere Themen sind Webers Wissenschaftslehre, seine Musik- und Religionssoziologie.
(ICE2)
[236-L] Silinski, Michael:
Macht und Gerechtigkeit: ontopraxiologische Reflexionen, (Wissenschaftliche Schriftenreihe
Philosophie, Bd. 7), Berlin: Köster 2009, 106 S., ISBN: 978-3-89574-688-8
INHALT: "Das vorliegende Werk entwirft eine ontopraxiologische Theorie des Handelns als
'Raum der Macht' vor dem Hintergrund einer Analyse von Macht, Freiheit und Gerechtigkeit
und in der Auseinandersetzung u. a. mit Jürgen Habermas' 'Raum der Gründe' sowie Carl
Schmitts Machtverständnis. Im Mittelpunkt dieser Theorie steht zum einen die These von der
Macht als Maß der Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit als Maß der Macht; zum anderen beruht sie auf dem Grundgedanken, dass neben der Legalität und Moralität eine weitere Normativitätsgrundlage des Handelns - genannt 'Motilität' - besteht, die ihre Quelle in der Machtrationalität des Daseins hat. Legalität, Moralität und Motilität erweisen sich danach als die drei
- alles umfassenden - Normenkomplexe der menschlichen Existenz." (Autorenreferat)
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[237-L] Sintomer, Yves:
Emile Durkheim zwischen Republikanismus und deliberativer Demokratie, in: Berliner
Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 2, S. 205-226 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Emile Durkheim hat nur wenige soziologische Texte über die Demokratie geschrieben. Sie finden aber heute wieder Resonanz sowohl bei Theorien des Neorepublikanismus als
auch der deliberativen Demokratie. Dieser Beitrag versucht, dieses Paradox durch eine Rekonstruktion der Durkheim'schen Konzeption der politischen Demokratie zu erklären. Der
französische Soziologe beschreibt drei Kommunikationsflüsse: die Kommunikation innerhalb
des Staates, zwischen dem Staat und der Zivilgesellschaft und innerhalb der Zivilgesellschaft.
'Deliberation' (im doppelten französischen Wortsinn als kollektive Diskussion und Entscheidung) findet sich nur beim ersten Typ von Kommunikation. Die paternalistische Sichtweise
Durk-heims wird besonders dann greifbar, wenn er die Pathologien der Demokratie thematisiert. Diese Sichtweise prägt auch den heutigen Neorepublikanismus. Der Fragestellung der
deliberativen Demokratie nähert sich Durkheim durch die Entsubstanzialisierung des Demokratiebegriffs und die Anerkennung der wichtigen Rolle der Reflexion in der politischen
Kommunikation, aber es fehlt bei ihm ein Konzept von Öffentlichkeit. Gleichwohl ermöglicht
die Auseinandersetzung mit Durkheim, einige der Herausforderungen und der Schwierigkeiten der deliberativen Demokratie besser zu verstehen." (Autorenreferat)
[238-L] Stachura, Mateusz; Bienfait, Agathe; Albert, Gert; Sigmund, Steffen (Hrsg.):
Der Sinn der Institutionen: Mehr-Ebenen- und Mehr-Seiten-Analyse, (Studien zum WeberParadigma), 2009, 307 S., ISBN: 978-3-531-15818-1
INHALT: "Die weberianische Institutionentheorie baut eine Brücke zwischen einer 'normativen'
und einer 'rationalen' Auffassung der Institutionen. Sie begreift Institutionen weder als Restriktionen des eigennützigen Handelns noch als normativ geforderte Handlungsregeln, sondern setzt diese in eine Wechselbeziehung zum Sinn des Handelns. In dieser Perspektive erscheinen Institutionen sowohl als wertbezogene Handlungsregeln als auch als Erzeugungsmechanismen des Handlungssinns. Dem Doppelcharakter der Institutionen als Regulative und
Sinnstifter des Handelns widmen sich die in diesem Band gesammelten Aufsätze." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Mateusz Stachura: Einleitung - Der Standort weberianischer Institutionentheorie im Raum konkurrierender Forschungsprogramme (8-39); Thomas Schwinn:
Institutionenanalyse und Makrosoziologie nach Max Weber (43-69); Ulrich Bachmann: Die
Institutionalisierung rationaler Handlungsorientierungen (70-89); Jens Greve: Nicht intendierte Effekte, Transformationslogik und Institutionen (90-124); Hans G. Nutzinger: Institutionen
verstehen: Zur Integration von ökonomischer und soziologischer Betrachtungsweise (125154); Christian Etzrodt: Interaktionen und Institutionen bei Weber und Esser. Von Idealtypen
zu einer spieltheoretischen Analyse und zurück (155-176); Mateusz Stachura: Kreativität und
Anpassung - Wandel religiöser Institutionen in Max Webers Studie über das antike Judentum
(179-208); Wolfgang Schluchter: Der Kapitalismus als eine universalgeschichtliche Erscheinung. Max Webers institutionenbezogene Analyse (209-235); Antje Gimmler: Max Weber
und der Wohlfahrtsstaat (236-252); Joachim Renn: Bürokratie zwischen "traditioneller Rationalität" und "rationaler Tradition". Max Weber, Preußen und die Rationalität soziologischer
Rationalitätstypen (255-286); Agathe Bienfait: Amtscharisma und Amtsethos. Das Zusammenspiel von Personalisierung und Versachlichung (287-307).
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[239-L] Steinvorth, Ulrich:
On critical theory, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 30/2008, H. 2, S.
399-423
INHALT: "The author proposes a conception of critical theory that is an alternative to that of the
Frankfurt School and Habermas. It is based on the assumptions that critical theory is not unique but started off with the 5th century BC movement of the sophists that aimed at an understanding of society free from superstition and prejudice, can be better understood by considering the history of social thinking, does not look for knowledge for knowledge's sake but for
solving practical problems, distinguishes basic social problems from dependent problems,
looks for and defends a value to guide it both in its research and its solutions, prefers the value of capability development to that of happiness." (author's abstract)|
[240-L] Strehle, Samuel:
Jenseits des Tausches: Karl Marx und die Soziologie der Gabe, in: Berliner Journal für
Soziologie, Bd. 19/2009, H. 1, S. 127-151 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0051-x)
INHALT: "Der Aufsatz zeigt den Beitrag der Marx'schen Theorie zur Soziologie der Gabe auf,
insbesondere im Kontext der neueren Versuche, Geben und Nehmen 'jenseits des Tausches'
bzw. der Reziprozität zu denken. Hierfür wird zunächst die Reziprozitätsnorm als Strukturprinzip in historischen Gesellschaften wie auch als Grundlage von Gerechtigkeitsvorstellungen entwickelt, wobei die Frage nach dem Ursprung der Reziprozitätsverpflichtung im Zentrum steht. Dieser wird genealogisch in der mit der Gabe als performativem Akt verbundenen
sozialen Asymmetrie verortet, wodurch zugleich die latent kriegerische Dimension der Reziprozitätsnorm zum Vorschein kommt. Mit Marx' Entfremdungskritik kann der problematische
Charakter der Reziprozität weiter vertieft, mit Blick auf die Auszüge aus James Mills Buch
'Élémens d'économie politique' (1844) aber auch mit der Utopie einer radikalen Entkopplung
von Gabe und Gegengabe kontrastiert werden. Abschließend wird der Marx'sche Beitrag zur
Soziologie der Gabe zusammengefasst und mit den Ansätzen Bourdieus, Derridas und Caillés
verglichen." (Autorenreferat)
[241-L] Sukale, Michael:
Macht als Mittel und Zweck, in: Hans Jürgen Wendel (Hrsg.) ; Steffen Kluck (Hrsg.): Zur
Legitimierbarkeit von Macht, Freiburg im Breisgau: Alber, 2008, S. 21-33, ISBN: 978-3-49548330-5 (Standort: UB Bonn(5)-2008/7153)
INHALT: Macht gehört zu denjenigen Grundphänomenen, die wir sehr wohl kennen, aber nicht analog zu Augustinus' Zeitbegriff - gut zu definieren wissen. In diesem Fall empfiehlt der Autor, den zu definierenden Begriff im Rahmen eines größeren, aber nicht zu großen Begriffsfeldes zu erfassen, um das rationale Schema, in das der Begriff eingebettet werden kann, verstehbar zu machen und den Punkt oder die Punkte zu bestimmen, an dem oder an denen das
rationale Schema an seine irrationalen Grundlagen anstößt. Er schlägt vor, die Begriffe "Mittel" und "Ziel" (Zweck) sowie "Sinn" und "Wert" so miteinander zu verknüpfen, dass der Begriff "Macht" innerhalb dieses Rahmens "rationalisiert" werden kann. Macht wird dann als
das "Ensemble der Mittel" definiert, die einem Menschen bei der Durchsetzung seiner Inter-
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essen zur Verfügung stehen. Der nächste Schritt ist, den Zusammenhang zwischen Mitteln
und Zielen zu untersuchen. Wir empfinden etwas dann als sinnvoll, wenn wir überzeugt sind,
dass es als Mittel einem bestimmten Ziel dient und diesem "angemessen" ist, und auch Ziele
nennen wir dann sinnvoll, wenn wir glauben, dass ausreichende Mittel in unserer Hand sind,
um diese Ziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang spricht der Autor von "rationalen"
Zielen und Mitteln, gebraucht also "rational" und "sinnvoll" (im Sinne Max Webers) synonym. (ICA2)
[242-L] Tarde, Gabriel de:
Monadologie und Soziologie, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1884), Frankfurt am Main:
Suhrkamp 2009, 153 S., ISBN: 978-3-518-29484-0
INHALT: Der schmale Band "Monadologie und Soziologie" von Gabriel Tarde entfaltet durch
eine rigorose Tour de Force durch die Wissenschaften des 19. Jahrhunderts eine "soziologische Interpretation aller Dinge auf jedweden Wissensbereich". Moderne Wissenschaften beschäftigen sich nicht mit Einheiten, mit Seiendem, sondern mit "den unendlich kleinen und
zahlreichen Wiederholungen", mit den Vielheiten distinkter Elemente. So ist für Tarde die
"Quelle des Geordneten, der Grund des Seins und des Endlichen, (...) im Unendlichen, im
nicht mehr wahrnehmbar Kleinen" zu sehen. Tardes Monadologie kann damit - dies betont
Latour in seinem Vorwort - als frühe Form so genannter "bottom up"-Konzepte und -Technologien verstanden werden, die sich primär für Prozesse der Selbst-Organisation interessieren.
Entsprechend werden "Nano-Objekte" wie Moleküle, Viren, Zellen, winzige lebende Organismen, chemische Atome und soziale Individuen usw. als zusammengesetzte Konfigurationen gedeutet, die "nur im Hinblick auf ihre jeweilige Wissenschaft die letzte Einheit" darstellen und sich prinzipiell durch ein "Bedürfnis nach Gesellschaft (Tarde) auszeichnen. (ICA2)
[243-L] Terrier, Jean:
Die Verortung der Gesellschaft: Durkheims Verwendung des Begriffs "Substrat", in:
Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 2, S. 181-204 (Standort: USB Köln(38)XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz geht Durkheims Versuchen nach, die Gesellschaft als ein Ding, als eine
Entität mit eigener Logik und Stabilität zu fassen und als originäres wissenschaftliches Objekt
der Soziologie zu begründen. Der Dingcharakter der Gesellschaft wirft unmittelbar die Frage
nach ihrer Verortung auf. Im Werk Durkheims finden sich unterschiedliche Positionen zu dieser Frage, die schließlich in der Formel kulminieren, die Gesellschaft sei 'in uns, aber ohne
uns': Das Soziale besteht durch und durch aus Vorstellungen, jedoch sind dies Vorstellungen
einer besonderen Art, da sie nicht das Ergebnis individuellen Denkens sind und auf dieses
einen Zwang ausüben. Wie lässt sich die Verortung der Gesellschaft im mentalen Leben der
Individuen verstehen? Der Aufsatz geht den Antworten Durkheims auf dieses Problem nach,
indem er die Verwendung des Begriffes des gesellschaftlichen 'Substrats' nachzeichnet, der in
seinem gesamten Werk wiederkehrt. Mit diesem Begriff versucht Durkheim, eine Antwort
auf die Frage nach der Verortung der Gesellschaft in der materiellen Welt und im Bewusstsein der Individuen zu geben." (Autorenreferat)
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[244-L] Tommek, Heribert:
Am Rande des Soziologisierbaren?: Bourdieus Literatursoziologie ; ihre Bedeutung für die
Feld- und symbolische Herrschaftsanalyse, in: Richard Faber (Hrsg.) ; Frithjof Hager (Hrsg.):
Rückkehr der Religion oder säkulare Kultur? : Kultur- und Religionssoziologie heute:
Königshausen u. Neumann, 2008, S. 90-107, ISBN: 978-3-8260-3425-1 (Standort: UuStB
Köln(38)-35A4471)
INHALT: Der Autor stellt den literatursoziologischen Ansatz von Pierre Bourdieu im Lichte seiner allgemeinen Soziologiekonzeption und seines Feld- und Habitus-Begriffes vor. Ein zentrales Ausgangsproblem für jede Art von Literatursoziologie besteht dem Autor zufolge darin,
dass sie sowohl von der Soziologie als auch von der Literaturwissenschaft als randständig
bzw. defizitär angesehen wird. Von Seiten der Soziologie gilt sie als ein Spezialgebiet, das
abseits von den großen Gegenständen wie der Sozialstruktur, der sozialen Ungleichheit, der
Arbeit usw. liegt. Von Seiten der Literaturwissenschaft hängt ihr der grundsätzliche Vorwurf
an, sie könne nur soziale Kontexte aufzeigen, aber nicht die literarischen Texte in ihrem Wesen durchdringen. Für Bourdieu ist die Literatursoziologie jedoch nicht randständig, sondern
betrifft die zentrale Frage nach den Grenzen der Soziologie bzw. der Sozialwissenschaften,
d.h. die Frage nach den Grenzen des "Soziologisierbaren". Der Autor beleuchtet zunächst die
Genese des analytischen Instrumentariums des Feldes und seine Implikationen für die Untersuchung der sozialen Welt. Er thematisiert anschließend den größeren Rahmen einer allgemeinen Wissenschaft des Symbolischen, in dem sich die Literatursoziologie Bourdieus bewegt, und zeigt dabei auch Traditionslinien zur Religionssoziologie Emile Durkheims und
Max Webers auf. (ICI2)
[245-L] Treibel, Annette:
Die Soziologie von Norbert Elias: eine Einführung in ihre Geschichte, Systematik und
Perspektiven, (Hagener Studientexte zur Soziologie), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008,
113 S., ISBN: 978-3-531-16081-8
INHALT: "Norbert Elias (1897-1990) gehört zu den Klassikern der Soziologie und ist ein herausragender Gelehrter und eindrucksvoller Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Berühmt geworden
ist er durch sein Werk 'Über den Prozess der Zivilisation'. Dadurch gilt er als Begründer der
Zivilisations- und Prozesstheorie. In seinen zahlreichen weiteren Schriften behandelt er ein
breites Spektrum von Themen: Darunter das Ergänzungsverhältnis von Natur und Kultur, die
Wandlung von Begriffen in Alltags- und Wissenschaftssprache, die Tabuisierung des Sterbens in der Gegenwartsgesellschaft und die Soziologie des Fußballs. Im Kern ist die Eliassche Soziologie eine lnteraktions- und Machttheorie, die jedoch ihren ganz eigenen Blick auf
die Menschen richtet. Menschen sind grundsätzlich, so Elias, wechselseitig aneinander orientiert und voneinander abhängig. Ihre Verflochtenheit in solchen, wie er es nennt, 'Figurationen' treibt die gesellschaftliche Entwicklung voran. Annette Treibel, Mitherausgeberin der
Gesammelten Schriften von Norbert Elias, führt übersichtlich und anschaulich in die Gedankenarbeit von Elias ein. Es werden die zentralen Problemstellungen und begrifflichen Werkzeuge erschlossen, die man für ein umfassendes Verständnis und die weitere Forschung benötigt. Die Theorie von Norbert Elias eröffnet Perspektiven für die Soziologie des 21. Jahrhunderts." (Autorenreferat)
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
[246-L] Tyrell, Hartmann; Petzke, Martin:
Anmerkungen zur 'Organisationsgesellschaft', in: Hermann-Josef Große Kracht (Hrsg.) ;
Christian Spieß (Hrsg.): Christentum und Solidarität : Bestandsaufnahmen zu Sozialethik und
Religionssoziologie, Paderborn: Schöningh, 2008, S. 435-465, ISBN: 978-3-506-76671-7
(Standort: UB Bonn(5)-2008/6848)
INHALT: "Der Beitrag unternimmt den Versuch einer kritischen Würdigung von Karl Gabriels
früher Studie 'Analysen der Organisationsgesellschaft' (1979), die dezidiert gesellschaftstheoretische und nicht nur zeitdiagnostische Ansprüche erhebt. Diese gehen einher mit einer nachdrücklichen Skepsis gegenüber dem (spezifisch modernen) Organisationsphänomen. Die
Skepsis artikuliert sich in Gabriels Studie mittels der Entgegensetzung von Organisation und
Lebenswelt bzw. Organisation und Person, und sie kommt insbesondere in einer kritischen
Auseinandersetzung mit der Organisationstheorie Niklas Luhmanns zum Tragen. Gabriels
Buch ist kontrastiv, zugleich aber befasst mit der Weberschen Bürokratiethese und andererseits der eher 'organisationsschwachen` Position der Sozialphänomenologie. Vor diesem Hintergrund wendet sich der hier vorliegende Beitrag dann zunächst noch einmal kurz der Weberschen Bürokratisierungsdiagnose zu. Dem folgt - über Gabriels Studie hinaus - eine Sichtung der Karriere und des vielfältigen Gebrauchs der Begrifflichkeit 'Organisationsgesellschaft' in der Soziologie. Vor diesem Hintergrund wird der Frage nachgegangen, warum Gabriels Begriffsvorschlag speziell in der Systemtheorie kaum Anklang gefunden hat. Abschließend kommen Fragen gesellschaftlicher Integration und Solidarität zur Sprache, die Bezug
nehmen auf eine wichtige These und Denkfigur Gabriels: die nämlich von einem Verhältnis
funktionaler Äquivalenz, in dem der moralisch-integrative 'heilige Kosmos' der hochkulturellen Sozialverhältnisse und das interdependentintegrative Organisationsphänomen der Moderne zueinander stehen." (Autorenreferat)
[247-L] Wiehn, Erhard Roy:
Martin Buber als Soziologe: 1878-1965-2008 ; Juden in der Soziologie, Konstanz: HartungGorre 2008, 206 S., ISBN: 978-3-86628-204-9
INHALT: Der Verfasser legt eine Wiederveröffentlichung einiger früher Schriften über Martin
Buber vor. Es handelt sich um dabei um "Martin Bubers Leben und Werk", "Martin Bubers
dialogisches Prinzip", "Martin Bubers Sammlung 'Die Gesellschaft'" und "Martin Bubers Soziologie". Der zweite Teil des Sammelbandes beinhaltet die Schrift "Juden in der Soziologie",
die einführende und einstimmende Textcollagen zu folgenden Themen enthält: (1) Außenseiter - Affinität und Marginalität; (2) Intellektuelle - Spiritualität und Kreativität; (3) Nonkonformisten - Innovation und Revolution; (4) Heilspropheten - Monotheismus und Universalismus; (5) Sozialkritiker - Humanismus und Messianismus; (6) Soziologen - Radikalität und
Rationalität; (7) Futurologen - Realität und Potentialität. (ICE2)
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[248-L] Alber, Jens; Fliegner, Florian; Nerlich, Torben:
Charakteristika prämierter Forschung in der deutschsprachigen Sozialwissenschaft: eine
Analyse der mit dem Preis der Fritz Thyssen Stiftung ausgezeichneten
sozialwissenschaftlichen Aufsätze 1981-2006, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung
Ungleichheit und soziale Integration, 2009-201), Berlin 2009, 66 S. (Graue Literatur;
bibliothek.wzb.eu/pdf/2009/i09-201.pdf);Forschungsbericht/Nummer:SPI2009-201
INHALT: "Der Beitrag fasst zentrale Ergebnisse eines von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Pilotprojekts über die Auszeichnung sozialwissenschaftlicher deutschsprachiger Zeitschriftenartikel mit dem Fritz Thyssen Preis im Zeitraum 1981 bis 2006 zusammen. Vorrangig geht es um die Klärung von vier Grundfragen: (1) Welches sind die Merkmale prämierter
Aufsätze und welche Merkmalverschiebungen ergeben sich im Zeitraum der letzten 25 Jahre?
(2) Inwieweit korreliert das Distinktionsmerkmal 'Thyssen-Preis' mit anderen Merkmalen der
Distinktion von Autoren, die in der Evaluationsforschung Verwendung finden? (3) In welchem Maße konzentriert sich preisgekrönte Forschung auf einige wenige Standorte? (4) Welche Zeitschriften und welche Formen der Sozialwissenschaft schneiden besonders gut ab? Die
Analyse konzentriert sich damit auf vier Ebenen, nämlich die Autoren und ihre institutionellen Standorte, die inhaltliche Ausrichtung der prämierten Artikel sowie die Ebene der am
Wettbewerb teilnehmenden Zeitschriften. Zu den zentralen Ergebnissen zählt, dass verschiedene Distinktionsmerkmale in den Sozialwissenschaften nur sehr schwach korreliert sind und
dass auch preisgekrönte deutsche Sozialforschung international nur schwach sichtbar ist."
(Autorenreferat)
[249-L] Ammon, Ulrich; Dittmar, Norbert; Mattheier, Klaus J.; Trudgill, Peter (Hrsg.):
Soziolinguistik: ein internationales Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und
Gesellschaft ; 2. Teilbd., (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 3.2),
Berlin: de Gruyter 2005, XV, 856-1746 S., ISBN: 3-11-017148-1
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Christine A. Monnier: Kultursoziologie (855-854); Carl-Friedrich
Graumann: Sozialpsychologie (865-869); Volker Heeschen: Ethnologie und Anthropologie
(870-878); Hannes Scheutz: Dialektologie (879-891); Rainer Dietrich, Patrick Grommes, Jürgen Weissenborn: Psycholinguistik (892-909); Wilfried Krings: Sozialgeographie (910-916);
Hartmut Haberland: Forschungspolitik (917-929); Norbert Dittmar: Möglichkeiten und Grenzen einer soziolinguistischen Theorie (930-945); Hans Goebl: Forschungsethische Probleme
(946-954); Matthew J. Gordon: Forschungsziele und Methodologie (955-964); Toni Rietveld,
Roeland van Hout: Quantitative Methoden (965-977); Werner Kallmeyer: Qualitative Methoden (978-991); Peter Schlobinski: Phasen des Forschungsprozesses (992-997); David Sankoff: Probleme der Repräsentativität (998-1002); Gillian Sankoff: Querschnitt- und Längsschnittuntersuchungen (1003-1012): Aaron V. Cicourel: Elizitierung als ein Diskursproblem
(1013-1022); Heinrich Löffler: Forschungsplanung bei Mikro- und Makrostudien (10231032); Hartmut Lüdtke: Beobachtung (1033-1051); Charles L. Briggs: Soziolinguistisches Interview (1052-1062); Peter Atteslander: Schriftliche Befragung (1063-1075); Manfred Auwärter: Experiment (1076-1084); Bernard Spolsky: Test (1085-1094); Edward Finegan: Mög-
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lichkeiten und Grenzen korpuslinguistischer Beschreibung (1095-1103); John de Vries: Sprachenzensus (1104-1116); Marlis Hellinger: Kontrastive Soziolinguistik (1117-1125); Helmut
Richter: Transkriptionssysteme (1126-1133); Roeland van Hout: Statistische Sprachbeschreibung (1134-1139); Roeland van Hout: Linguistische Messverfahren (1140-1149); David Sankoff: Variablenregeln (1150-1162); Wolfgang Klein: Varietätengrammatik (1163-1170); Norbert Dittmar, Peter Schlobinski: Implikationsanalyse (1171-1186); Romuald Skiba: Computeranalyse (1187-1196); Frederick Erickson: Ethnographische Beschreibung (1197-1211);
Werner Kallmeyer: Konversationsanalytische Beschreibung (1212-1224); Kristin Bührig, Jan
D. ten Thije: Diskurspragmatische Beschreibung (1225-1250); Peter Garrett: Messung von
Einstellungen (1251-1260); Eugene Casad; Verständlichkeitsanalyse (1261-1272); Cailin
Kulp, Karen M. Cornetto, Mark L. Knapp: Beschreibung nonverbalen Verhaltens (12731286); Basil Bernstein: Sozialschicht und soziolinguistische Kodes (1287-1303); William F.
Mackey: Mehrsprachige Städte (1304-1311); Ulrike Altendorf: Stadtdialektforschung (13121317); Sonja Vandermeeren: Spracheinstellungsforschung (1318-1331); Wolfgang Wildgen:
Sprachkontaktforschung (1332-1345); Peter Hans Nelde: Sprachkonfliktforschung (13461352); Francoise Gadet: Soziolinguistische Stilforschung (1353-1360); Harald Haarmann:
Nationalsprachenforschung (1361-1376); Peter Mühlhäusler: Pidgin- und Kreol-Forschung
(1377-1384); Lothar Hoffmann: Fachsprachenforschung (1385-1393); Gudrun Held: Ethnographie des Sprechens (1394-1409); Penelope Brown: Sprachliche Höflichkeit (1410-1415);
Jürgen Streeck: Ethnomethodologie (1416-1425); Iwar Werlen: Linguistische Relativität
(1426-1435); Klaus J Mattheier: Dialektsoziologie (1463-1446); Patrick Renaud: Domänenund rollenspezifische Forschung (1447-1458); Peter Schlobinski: Netzwerk-Untersuchungen
(1459-1468); Jeanine Treffers-Daller: Sprachwechsel (1469-1482); William F Mackey: Bilingualismus und Multilingualismus (1483-1495); Jannis K. Androutsopoulos: JugendsprachForschung (1496-1505); Guus Extra, Durk Gorter: Sprachliche und ethnische Minderheiten
(1506-1520); Harald Haarmann: Sprachbarrieren zwischen Sprachgemeinschaften und
Sprachwahl in internationalen Kontakten (1521-1535); Ulrich Ammon: Plurizentrische und
geteilte Sprachen (1536-1542); E. Annamalai: Gemeinschaften mit "unentwickelten Sprachen" (1543-1544); Harald Haarmann: Dachlose Dialekte (1545-1551); Jenny Cheshire: Alters- und generationsspezifischer Sprachgebrauch (1552-1563); Gisela Klann-Delius: Geschlecht und Sprache (1564-1581); Monica Heller: Sprache und Identität (1582-1587); Richard Y. Bourhis, Anne Maass: Linguistisches Vorurteil und Stereotyp (1587-1601); Rick Jedema, Ruth Wodak: Kommunikation in Institutionen (1602-1614); Ulrich Schmitz: Sprache
und Massenkommunikation (1615-1627); Dieter Nerius: Gesprochene und geschriebene
Sprache (1628-1637); Rudolf de Cillia, Ruth Wodak: Politischer Diskurs (1638-1652); Harald
Haarmann: Sprachverbreitungspolitik (1653-1666); Florian Coulmas: Ökonomische Aspekte
von Sprachen (1667-1673); Karen Risager: ( Trans- und interkulturelle Kommunikation
1674-1682); Dennis R. Preston: Perzeptive Dialektologie (1683-1695); Suzanne Romaine:
Historische Soziolinguistik (1696-1703); Hannes Scheutz: Aktuell stattfindender Lautwandel
(1704-1716); Peter Auer: Lautwandel (1717-1726); Helmut Lüdtke: Grammatischer Wandel
(1727-1736); Malgorzata Fabiszak: Bedeutungs- und Wortschatzwandel (1737-1746).
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[250-L] Aulenbacher, Brigitte:
Auf gute Nachbarschaft?: über Bewegungen im Verhältnis von Soziologie und
Geschlechterforschung, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der
Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 33/2008, H. 4, S. 9-27 (Standort: USB Köln(38)XH2528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=649c4a37c7d588e14b0eef7dced185f3/site=oz
s/area=soz/id=6958)
INHALT: "Der Beitrag fragt ausgehend von den Anfängen der Frauen- und Geschlechterforschung nach den Verhältnissen zwischen ihr und der Soziologie. Gezeigt wird, dass sie einerseits in Bewegung geraten sind, sich andererseits aber ein zu Beginn vorgefundenes Muster
als persistent erweist. Es handelt sich um die Unterscheidung von Allgemeinem und Besonderen, in der sich die Gleichsetzung von Mensch mit Mann und die Betrachtung ausschließlich
von Frauen als Geschlecht niederschlagen. Wie sie die Verhältnisse zwischen Soziologie und
Geschlechterforschung beeinflusst und was sich dennoch ändert, wird für drei Ausschnitte
aus dem Geschehen gezeigt: für die fachliche und gegenstandsbezogene Profilierung der Geschlechterforschung; für die Geschlechtssensibilisierung der Soziologie und ihr Verhältnis zur
feministischen Gesellschaftstheorie wie Intersektionalitätsforschung; für Neuvermessungen
des Forschungsfeldes von Arbeits- und Industriesoziologie und Geschlechterforschung." (Autorenreferat)
[251-F] Backes, Uwe, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Typen der Autokratie
INHALT: Auf der Grundlage einer allgemeinen Herrschaftssoziologie arbeitet der Autor an einer
Typologie autokratischer (nicht-demokratischer) Systeme. Sie soll die Grundlage eines systematischen Vergleichs der Herrschaftsstrukturen autokratischer Systeme in Geschichte und
Gegenwart (wie Theokratie, antike Tyrannis, Absolutismus, autoritäre Diktatur, Patrimonialismus, Sultanismus, Totalitarismus) bilden. Der totalitäre Regimetypus lässt sich auf diese
Weise präziser in seinen Spezifika wie Gemeinsamkeiten mit anderen autokratischen Systemen erfassen. Auch geht es um eine differenziertere historische Einordnung der Autokratien
(oder Diktaturen) des 20. Jahrhunderts.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-31654, e-mail: [email protected])
[252-F] Belz, Michael, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Boos, Margarete, Prof.Dr. (Betreuung):
Sequenzielle Strukturierung sozialer Interaktion
INHALT: Überprüfung der Emergenz von Interaktionssystemen während sozialer Interaktion
(z.B. im Rahmen von Entscheidungsfindungsaufgaben); Betrachtung solcher Emergenz bei
Tieren (z.B. eusoziale Spezies); Versuch, Verbindungen zwischen Tieren und Menschen hinsichtlich der Emergenz von Interaktionssystemen (auch: Entscheidungsfindungen, Konsens,
Koordination, ...) herzustellen.
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METHODE: Verbindung von evolutionstheoretischen und sozialpsychologischen Ansätzen, um
ein umfassendes Modell erstellen zu können, das Vorhersagen zu Interaktion (s.o.) und Entscheidungsfindung ermöglicht. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG:
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Göttingen, Biologische Fakultät, Georg-Elias-Müller-Institut für
Psychologie Abt. 6 Sozial- und Kommunikationspsychologie (Goßlerstr. 14, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-7949, e-mail: [email protected])
[253-F] Bosch, Aida, Dr. (Bearbeitung):
Ding und Symbol. Sozialstruktur, Identität und persönliche Objekte
INHALT: Ziel der Arbeit ist es, empirisch wie theoretisch die Rolle der Lieblingsobjekte für die
personale Identität sowie für die soziale Position aufzuzeigen. Die Objekte werden als
Schnittstelle von Fragen der Identität, der Sozialstruktur und der (globalen) Kulturströme betrachtet. Empirisch hat die Arbeit einen Schwerpunkt bei der Gruppe der Erwerbslosen, Armen und Ausgegrenzten gesetzt, um die Formen ihrer kulturellen Teilhabe bzw. Exklusion
genauer in den Blick nehmen zu können.
METHODE: Hermeneutischer Ansatz zur Rekonstruktion der schicht- und milieuspezifischen
Dingkultur. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Erwerbslose,
ALG II Empfänger, Vergleichsgruppen in den Mittelschichten; Auswahlverfahren: theoretical
sampling). Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 20; ARGE's, Wohnviertel, Einkaufszentren und Geschäfte; Auswahlverfahren: theoretical sampling).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bosch, Aida: Global Flows: Subjekt, Mode und Konsum in den
globalisierten Kreisläufen. in: Gottwald, Markus; Klemm, Matthias; Schulte, Birgit (Hrsg.):
KreisLäufe - CircularFlows. Kapillaren der Weltkultur. Diskursive Produktionen - Text, Kultur, Gesellschaft, Bd. 9. Berlin: Lit Verl. 2007, 344 S. ISBN 978-3-8258-0633-0 .
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler; HWP-Stipendium
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für Soziologie (Kochstr. 4, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 09131-8522386, e-mail: [email protected])
[254-F] Brugger, Winfried, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Liberaler Kommunitarismus
INHALT: 1971 erschien John Rawls' "A Theory of Justice". Das in der Tradition der Gesellschaftsvertragstheorien von Hobbes, Locke, Rousseau und Kant stehende Werk ist das vielleicht wichtigste rechtsphilosophische Buch des 20. Jahrhunderts und stellt sicher die wirkungsträchtigste moderne Version liberalen Rechtsdenkens dar. Die gegen das Buch erhobene
Kritik lässt sich seit Anfang der 80er Jahre unter dem Titel "Kommunitarismus" bündeln und
verbindet sich mit Namen wie MacIntyre, Sandel oder Walzer. Charakteristisch für die damit
ausgelöste Debatte wird die idealtypische Zweiteilung kommunitaristischen Denkens in eine
konservativ-substantialistische und eine demokratisch-partizipatorische Variante. In dieser
Gegenüberstellung spiegelt sich die aus dem amerikanischen Recht geläufige Entwicklungs-
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prämisse "from substance to procedure" wider, die in der Diskussion der Sozialtheorie und
Rechtsphilosophie als Spannung von Naturrechts- oder material ausgerichteten Theorien einerseits und prozeduralistischen, diskurstheoretischen oder auch postmodernen Theorien andererseits aufgenommen wird. Diese Unterscheidung erfasst jedoch das Entscheidende nicht,
denn sie vergleicht - salopp gesprochen - Äpfel mit Birnen: nämlich Materiales (den Bestand
an gewachsenen inhaltlichen Wertüberzeugungen einer Gesellschaft) und Prozedurales (die
Verfahren zur Hervorbringung von Entscheidungen). Diese beiden Ebenen können und müssen selbstverständlich unterschieden werden. Sie taugen aber im Rahmen des deskriptiven
Gesamtbildes einer Gesellschaft oder im normativen Gesamtentwurf einer Sozialordnung
nicht zur Entgegensetzung, sondern müssen immer aufeinander bezogen werden. Mit anderen
Worten: Selbst eine konservative Gesellschaft hat nicht nur einen Wertefundus, sondern auch
Entscheidungsverfahren; und eine moderne Gesellschaft hat nicht nur Prozeduren, sondern
auch gemeinsame materiale Anknüpfungspunkte, ohne die die besten Verfahren nicht funktionieren bzw. akzeptiert würden. Dieser Befund führt den Bearbeiter zu einer Neueinteilung
kommunitaristischer Theorien - genauer gesagt: zu einer Dreiteilung, die für jede Variante
materiale und prozedurale Elemente verbindet: 1. Der substantialistisch-konservative Kommunitarismus. Er sieht Menschen stark, aber nicht exklusiv durch ihre soziale, kulturelle und
politische Umwelt geprägt. "Freiheit der Wahl" wird sozial als Wert und rechtlich als Grundrecht zwar anerkannt. Zur erfüllten Wirklichkeit soll der Mensch nach dieser Theorie allerdings vorrangig durch Identifikation mit den überkommenen partikularen Lebensformen
kommen - gelegentliche Distanzierungen und Reformulierungen eingeschlossen. 2. Der liberale Kommunitarismus. Er sieht zwischen "Eigenständigkeit" des Menschen und "Gemeinschaftsgebundenheit" des Individuums ein konstitutives Gleichgewicht, unterscheidet aber
nach der Art der Vergemeinschaftung, die von flüchtigen Gelegenheitsvergesellschaftungen
bis zum perennierenden Gebilde (Weber) reicht. 3. Der egalitäre Kommunitarismus. Diese
Variante sieht im Menschsein die entscheidende Gemeinsamkeit. Über die Gleichheit in Vernunftbegabung, Sprachfähigkeit, Moralreflexion und Grundbedürfnissen soll Gemeinschaft
vor allem konstruiert werden. Alle unterschiedlichen und partikularen Ausformungen von
Menschsein sollen sich gleich und frei entfalten können. Der liberale Kommunitarismus
scheint mir dabei diejenige Sozial- und Verfassungstheorie zu sein, die das Zentrum des modernen Rechtsstaates sowie dessen Öffnung zu Kontinentrechtsorganisation und Weltrechtsordnung am besten thematisieren kann.
METHODE: Im Zentrum des Projektes steht zunächst die (Re-)Konstruktion des liberalen Kommunitarismus als einer eigenständigen Theorievariante. Übereinstimmungen und Kontraste zu
den beiden anderen Kommunitarismusversionen sowie zu konkurrierenden Liberalismuskonzepten werden herausgearbeitet. In einem zweiten Schritt soll anhand des Grundgesetzes der
Bundesrepublik dargelegt werden, wie sich liberaler Kommunitarismus in einer modernen
Verfassung ausbuchstabiert. Es lässt sich zeigen, dass viele Institutionen und Grundrechte
kommunitaristisch inspiriert sind - beispielsweise das Menschenbild des Grundgesetzes, wie
es vom Bundesverfassungsgericht interpretiert wird. Viele Einzelprobleme des Verfassungsrechts lassen sich kommunitaristisch interpretieren und anhand der drei Kommunitarismusvarianten differenzieren - etwa das Asylrecht, die Behandlung von Homosexualität und Hassrede.In einem dritten Schritt sollen transnationale Öffnungen von Verfassungen thematisiert
werden. Auch diese Entwicklung lässt sich kommunitaristisch interpretieren, denn der liberale Kommunitarismus geht zwar von einer "priority of the particular" aus, zielt aber auf eine
Überschreitung der Partikularmoral in Richtung Universalmoral ab - allerdings schrittweise,
unter Achtung spezifischer Verantwortlichkeiten. Hier liegt der entscheidende Unterschied
zum konservativen Kommunitarismus (mit seinem bleibenden Vorrang der Partikularmoral
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und -organisation) und zum egalitär-universalistischen Kommunitarismus (mit seinem angezielten Vorrang der Menschheitsmoral und -organisation).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Siehe unter: www.uni-erfurt.de/maxwe/personen/brugger/wb-literatur_1.doc .
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche
Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0361-737-2810 od. -2820, Fax: 0361-737-2829,
e-mail: [email protected])
[255-F] Clemens, Lukas, Prof.Dr.; Dorn, Franz, Prof.Dr.; Gestrich, Andreas, Prof.Dr.; Harnisch,
Sebastian, Dr.; Haverkamp, Alfred, Prof.Dr.; Heinen, Heinz, Prof.Dr.; Loiperdinger, Martin,
Prof.Dr.; Maull, Hanns W., Prof.Dr.; Raphael, Lutz, Prof.Dr.; Schnabel-Schüle, Helga, Prof.Dr.;
Schneider, Bernhard, Prof.Dr.; Thaa, Winfried, Prof.Dr.; Uerlings, Herbert, Prof.Dr.; Wolf, Gerhard, Prof.Dr. (Leitung):
Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis
zur Gegenwart
INHALT: Inklusion und Exklusion von Fremden und Armen im Wandel von der Antike bis zur
Gegenwart. ZEITRAUM: Antike bis Gegenwart GEOGRAPHISCHER RAUM: Ägypten, Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Italien
METHODE: Die Aufgabe des Sonderforschungsbereichs ist die interdiziplinäre Forschung auf
den Gebieten Fremdheit und Armut sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage, welche Formen des Umgangs
mit Fremden und Armen in Gesellschaften unterschiedlichen Typs von der Antike bis in das
20. Jahrhundert ausgebildet wurden. Mit der Analyse des Wandels von Inklusions- und Exklusionsformen von Fremden und Armen sollen die Grundlagen für eine sozial- und kulturgeschichtliche Beschreibung europäischer und mediterraner Gesellschaften geschaffen werden,
die insbesondere die mit der Organisation gesellschaftlicher Solidarität und ihrer Begrenzung
verbundenen Probleme in den Blick nimmt. Der zeitliche und räumliche Horizont soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Brüche und Kontinuitäten im gesellschaftlichen Umgang mit Fremden und Armen freilegen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Brandes, Inga; Marx-Jaskulski, Katrin (Hrsg.): Armenfürsorge
und Wohltätigkeit. Ländliche Gesellschaften in Europa 1850-1930. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart (ISSN 1860-899X), Bd. 11.
Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 316 S. ISBN 978-3-631-58425-5.+++Schmidt, Sebastian
(Hrsg.): Arme und ihre Lebensperspektiven in der Frühen Neuzeit. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart (ISSN 1860-899X), Bd. 10.
Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 339 S. ISBN 978-3-631-58016-5.+++Coskun, Altay
(Hrsg.): Freundschaft und Gefolgschaft in den auswärtigen Beziehungen der Römer (2. Jh. v.
Chr.-1. Jh. n. Chr.). Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike
bis zur Gegenwart, Bd. 9 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 261 S. ISBN
978-3-631-58424-8.+++Uerlings, Herbert; Patrut, Iulia (Hrsg.): 'Zigeuner' und Nation. Repräsentation-Inklusion-Esklusion. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von
der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 8 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am Main: P. Lang 2008,
711 S. ISBN 978-3-631-57996-1.+++Caruso, Clelia; Pleinen, Jenny; Raphael, Lutz (Hrsg.):
Postwar Mediterranean migration to Western Europe: legal and political frameworks, sociabi-
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lity and memory cultures. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 7 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 261 S.
ISBN 978-3-631-58323-4.+++Raphael, Lutz; Uerlings, Herbert (Hrsg.): Zwischen Ausschluss und Solidarität. Modi der Inklusion/ Exklusion von Fremden und Armen in Europa
seit der Spätantike. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis
zur Gegenwart, Bd. 6 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 570 S. ISBN
978-3-631-58204-6.+++Patrut, Iulia; Gutu, George; Uerlings, Herbert (Hrsg.): Fremde Arme
- arme Fremde. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur
Gegenwart, Bd. 3 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am Main: P. Lang 2007, 270 S. ISBN 978-3631-56721-0.+++Helas, Philine; Wolf Gerhard (Hrsg.): Armut und Armenfürsorge in der italienischen Stadtkultur zwischen 13. und 16. Jahrhundert. Inklusion/ Exklusion. Studien zu
Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 2 (ISSN 1860-899X). Frankfurt
am Main: P. Lang 2006, 524 S. ISBN 3-631-55846-5.+++Schnabel-Schüle, Helga; Gestrich
Andreas (Hrsg.): Fremde Herrscher - fremdes Volk. Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 1 (ISSN 1860-899X). Frankfurt am
Main: P. Lang 2006, 384 S. ISBN 3-631-55841-4.
ART: BEGINN: 2002-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Trier, SFB 600 Fremdheit und Armut - Wandel von Inklusions- und
Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart (Ludwig-Weinspach-Weg 3, 54286
Trier)
KONTAKT: Minn, Gisela (Dr. Tel. 0651-201-3291, e-mail: [email protected])
[256-F] Compagna, Diego, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Shire, Karen, Prof.Ph.D. (Betreuung):
Technik als soziologisches Theorieproblem. Über die Bedeutung des Zeitbegriffs für das
Verhältnis zwischen Sozialtheorie und Technik sowie über die Tragweite der Cyborgmetapher für eine techniksensible empirische Sozialforschung (Arbeitstitel)
INHALT: Die Rekonstruktion der historischen und geistesgeschichtlichen Zusammenhänge, die
zur Ausbildung moderner Gesellschaftsformen und moderner Technik geführt haben, soll zusammen mit einer Erörterung des Stellenwertes von Technik in einigen ausgewählten klassischen soziologischen Theorien (Marx, Durkheim und Weber), zentrale und grundlegende
Aspekte des modernen "technologischen Habitus" zu Tage fördern. Der Zeit kommt dabei
eine zentrale Stellung zu: 1. Im historischen Kontext der Entstehung moderner Gesellschaftsformen, Wissenschaften und Technologien spielt die frei werdende Ressource Zeit eine für
alle diese genannten Bereiche gleichermaßen ausschlaggebende Rolle. 2. Im sozialtheoretischen Kontext ist die Betonung des Prozesshaften und des sozialen Wandels hauptsächlich
dafür verantwortlich, dass Technik und Soziales gemeinsam als einheitlicher Kern der neuzeitlichen Entwicklung angesehen werden. Die Ergebnisse dieser historischen und sozialtheoretischen Rekonstruktionen, die sehr allgemein gesprochen zu der Annahme eines starken und
sich wechselseitig bedingenden Zusammenhangs der Aspekte "Soziales", "Technik" und "Zeit
als Ressource" führen, stellt den Rahmen für eine zeitgemäße Sozialtheorie der Technik dar.
Nach einer eingehenden Darstellung neuerer techniksoziologischer Ansätze soll der Versuch
unternommen werden, mit Hilfe eines stark modifizierten Cyborgansatzes (in dem u.a. Cyborg-Leitmotive von Donna Haraway und sozialkonstruktivistische Aspekte einer "soziotechnischen Konstruktion" gesellschaftlicher Wirklichkeit von Gesa Lindemann zu einander
geführt werden) ein sozialtheoretisches Werkzeug für die Untersuchung gegenwärtiger sozia-
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ler Kontexte zu formulieren, das einerseits der intensiven und konstitutiven Verwobenheit
von Sozialem und Technischem als auch der jüngsten technischen Innovationen gerecht werden kann.
METHODE: Theorie: Differenztheorie/ Radikal-Konstruktivismus. Methoden: Diskursanalyse
(qualitativ). DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Experiment; Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview (Stichprobe: 4; Auswahlverfahren: theoretisches Sampling). Verhaltenspartitur (Stichprobe: 2; Auswahlverfahren: theoretisches Sampling). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Soziologie Lehrstuhl für Gesellschaftsvergleich und die Gesellschaft Japans
(47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-3703, Fax: 0203-379-1829,
e-mail: [email protected])
[257-F] Ernst, Stefanie, Jun.-Prof.Dr.; Bührmann, Andrea D., PD Dr. (Bearbeitung):
Inter- bzw. transdisziplinäre Erforschung (nach-)moderner Subjektivierungsweisen
INHALT: Debatte um Modernisierung, Individualisierung und Subjektivierung weist Forschungsdesiderate auf: zweckrationales Konzept, blinde Flecken.
METHODE: Bezugstheorien sind Subjektdiskurs, Michel Foucaults sowie Norbert Elias' Theoriekonzepte sowie Praxisansätze. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe:
15-20).
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: DFG Tagungsbericht
(intern).+++Tagungsbericht. in: Figurations, 2008, Nr. 30.
ART: BEGINN: 2006-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialökonomie Fachgebiet Soziologie (Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg); Universität Münster,
FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster)
KONTAKT: Ernst, Stefanie (Jun.-Prof.Dr. Tel. 040-42838-3049, Fax: 040-42838-4150,
e-mail: [email protected])
[258-F] Ernst, Stefanie, Jun.-Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die Figurationen der Figurationssoziologen: zur Entwicklung einer Denkstudie
INHALT: Wissenssoziologische und wissenschaftssoziologische Analyse zur Wirkungsgeschichte und Bedeutung des figurations- und prozesssoziologischen Forschungsprogramms von
Norbert Elias.
METHODE: prozess- und figurationssoziologisches Paradigma. Untersuchungsdesign: qualitatives leitfadengestütztes Interview DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Qualitatives
Interview (Stichprobe: 15). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2009-07 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Norbert-Elias-Stichting
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INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialökonomie Fachgebiet Soziologie (Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Ernst, Stefanie (Jun.-Prof.Dr. Tel. 040-42838-3049, Fax: 040-42838-4150,
e-mail: [email protected])
[259-L] Flam, Helena; Carson, Marcus (Hrsg.):
Rule systems theory: applications and explorations, Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 316 S.,
ISBN: 978-3-631-57596-3 (Standort: UB Duisburg(464)-01OCT9190)
INHALT: "Explaining the complexity of social life remains the central challenge of the social
sciences. This book offers a variety of theoretical-empirical explorations and applications inspired by an important neo-institutional approach to tackling this complexity - the rule systems theory. Its point of departure is the assumption that institutions and cultural formations
possess causal powers and relative autonomy, constraining and enabling people's social actions and interactions. Structural and cultural properties of society are carried by, transmitted,
and reformed by human agents whose interactions generate, reproduce, elaborate and transform structures. The contributors are highly accomplished economists, sociologists and political scientists who come from the US and several European countries. The book is meant as a
Festschrift for Tom Burns, a central figure in the development of the rule systems theory."
(author's abstract). Contents: Nina Witoszek: Comrade Don Quixote (15-18); Andreas Balog:
Explaining action and explaining social phenomena (19-38); Rogers Hollingsworth, Karl H.
Müller, Ellen Jane Hollingsworth, David M. Gear: Socio-economics and a new scientific paradigm (39-56); Tom R. Burns: Rule system theory: an overview (57-84); Ewa Roszkowska:
Negotiation in the context of generalized game theory (85-102); Anna Gomolinska: Rough
rule-following by social agents (103-118); Hannu Nurmi: On the art of being usefully wrong:
lessons from voting paradoxes (119-130); Nora Machado: The stabilization of social order:
social cognitive dissonance theory applied to hospitals and clinics (131-150); Beth Maina
Ahlberg: Dare we dream of a future without Aids? Challenges and opportunities for responsive social science research (151-170); Marcus Carson: Of mind and matter: policy paradigms
and institutional design (171-190); Atle Midttun: Corporate (social) responsibility as an area
for partnered governance: from the business to the public policy case (191-210); Svein S. Andersen: The institutionalization of a meta-order: negotiating the energy charter treaty (211228); Hans L. Zetterberg: Opinion polling on international political accords (229-242); Alberto Martinelli: The political systems of the United States and the European Union (243-262);
Helena Flam: Germany and migration - a European case (263-284); Dusko Sekulic: Social
rule system theory and the disintegration of Yugoslavia (285-298); Christian Arnsperger,
Philippe De Villé: Could 'homo oeconomicus' become a revolutionary? Probing the irrevelance of standard economics (299-316).|
[260-F] Freitag, Markus, Prof.Dr.; Traunmüller, Richard, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Sozialkapitalwelten. Bestand und Genese sozialer Vertrauens- und Netzwerkkulturen im interkulturellen Vergleich
INHALT: Im Rahmen einer aufkommenden Sozialkapitaltheorie haben sowohl die Arbeiten von
Bourdieu (1983) und Coleman (1990) als auch die Analysen von Putnam (1993, 2000) seit
Beginn der 1990er Jahre eine äußerst lebhafte Diskussion über die Entstehungsbedingungen
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und Auswirkungen sozialer Integrationsformen in den Sozialwissenschaften stimuliert. Nach
dem Verständnis dieser Sichtweise wird soziale Integration zu sozialem Kapital, wenn es gelingt, die verschiedenen Aspekte sozialen Zusammenlebens wie Vertrauen, Reziprozitätsnormen und Netzwerke zur Förderung zwischenmenschlicher Kooperation und des gegenseitigen
Nutzens einzusetzen. Während sich eine Fülle von Forschungen mit den Wirkungen von Sozialkapital beschäftigen, bleiben die Ursprünge sozialer Integrationsformen theoretisch zumeist unterbelichtet und empirisch weitgehend unerforscht. Vor diesem Hintergrund steht neben der Aufdeckung sozialintegrativer Welten in Gestalt sozialer Vertrauens- und Netzwerkkulturen insbesondere die Erforschung kultureller wie institutioneller Generatoren sozialer Integrationsformen im Mittelpunkt des anvisierten Projektes. Vorrangiges Ziel des Forschungsvorhabens soll es sein, auf der Basis interkulturell vergleichend angelegter Datenbestände die
bislang allenfalls bruchstückhaft erkennbaren kulturellen und institutionellen Mechanismen
sozialer Ordnungsmuster systematisch und in innovativer Weise auf verschiedenen Ebenen
von Gemeinwesen und Regionalkulturen zu analysieren.
METHODE: Sozialkapitaltheorie; neuer Institutionismus DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (WVS, SOEP); Sekundäranalyse von Aggregatdaten (SAKE).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Freitag, Markus; Traunmüller, Richard: Spheres of trust. An empirical analysis of the foundations of particularized and generalized trust. in: European Journal of Political Research (ISSN 0304-4130) (forthcoming).+++Freitag, Markus; Bühlmann,
Marc: Crafting trust. The pole of political institutions in comparative perspective. in: Comparative Political Studies (ISSN 0010-4140), 2009 (forthcoming).+++Traunmüller, Richard: Individual religiosity, religious context, and the creation of social trust in Germany. in: Schmollers Jahrbuch (ISSN 1439-121X), Jg. 129, 2009, H. 2 (im Erscheinen).+++Traunmüller, Richard: Religion als Ressource sozialen Zusammenhalts? Eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals in Deutschland. SOEPpapers on multidisciplinary panel
data research, 144 (ISSN 1864-6689). Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
2008, 26 S. (Download unter: www.diw.de/documents/publikationen/73/90639/diw_sp
0144.pdf ). ARBEITSPAPIERE: Traunmüller, Richard; Freitag, Markus: State Support of Religion: Making or Breaking Faith-based Social Capital? Malta 2008.+++Freitag, Markus;
Grießhaber, N.; Traunmüller, Richard: Vereine als Vertrauensgeneratoren? Eine empirische
Analyse zur Zivilgesellschaft in der Schweiz. 2008.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"
(Fach D 173, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Politik (Fach D 84, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Traunmüller, Richard (Tel. 07531-88-4808,
e-mail: [email protected])
[261-F] Fritze, Lothar, PD Dr. (Bearbeitung):
Totalitäres Denken im Marxismus und im Nationalsozialismus
INHALT: Den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts bildet der auffällige Kontrast zwischen
dem offenkundigen Verbrechenscharakter des sowjetkommunistischen wie des nationalsozialistischen Regimes auf der einen Seite und ihrer einstigen Verführungskraft auf der anderen.
Dieses Phänomen, das sich unter anderem im guten Gewissen so vieler Täter niedergeschlagen hat, erscheint in hohem Maße erklärungsbedürftig. Der Verhaltenstyp des Täters mit gu-
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tem Gewissen irritiert, weil er unseren Glauben an die Menschlichkeit und die Vernunft erschüttert. Wenn Menschen im Glauben, Gutes zu tun, Verbrechen begehen, dann stellt sich
die Frage nach der Qualität der menschlichen Orientierungssysteme. Die Suche nach einer Erklärung dieses Phänomens lenkt die Aufmerksamkeit auf die Weltanschauungen bzw. Ideologien, die das Handeln der überzeugten Protagonisten beeinflussten. Die Untersuchungen gehen von der Arbeitshypothese aus, dass die Struktur totalitärer Ideologien Rechtfertigungspotentiale aufweist, die es erlauben, die Inkaufnahme von Opfern (scheinbar) zu rechtfertigen.
In diesem Sinne geht es um ein Verständnis dieser ideologischen Denkgebäude als Quelle der
Inspiration für ein - zumindest im Ergebnis - verbrecherisches Handeln. Ideologien und ihr
Wirkungspotential zu untersuchen ist nicht zuletzt aus totalitarismustheoretischer Sicht von
Interesse.
METHODE: entfällt
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-463-36173, e-mail: [email protected])
[262-F] Groß, Dominik, Prof.Dr.; Esser, Andrea Marlen, Prof.Dr. (Leitung):
Tod und tote Körper
INHALT: Das Projekt will interdisziplinär untersuchen, was für Veränderungen des Umgangs
mit dem Tod in der gegenwärtigen Gesellschaft sich vollziehen. Die Forscher konzentrieren
sich in ihrem Projektverbund auf die gesellschaftliche Darstellung und den in unserer Gesellschaft tatsächlich herrschenden Umgang mit dem toten Körper. In diesem Zusammenhang haben sie die 'Klinische Obduktion' als ein Beispiel gewählt. Schließlich verbindet die klinische
Sektion die konkrete Praxis im Umgang mit dem toten Körper unmittelbar mit sozialen und
institutionellen Rahmenbedingungen (letztwillige Verfügung, Bestattung, Einwilligung zur
Organtransplantation, zur Gewebeentnahme und zur anatomischen Sektion, Herstellen von
Medizinprodukten und Arzneimitteln aus postmortal entnommenem Gewebe, Ausstellung
von Präparaten menschlicher Herkunft etc.): Medizin, Gesundheit, Recht und Massenmedien
werden ebenso relevant wie individuelle Einstellungen und innerinstitutionelle organisatorische Prozeduren. Deswegen kann das Projekt Aufschluss geben darüber, was Personen, gesellschaftliche Institutionen oder Medien über 'den Tod', d.h. über den Tod im Allgemeinen
(den sog. 'Tod in der dritten Person') denken und wie sie ihn präsentieren. Es ist aber auch
Aufschluss darüber zu erwarten, welche Vorstellungen durch die reale Konfrontation mit dem
eigenen nahenden Tod bzw. mit dem Tod einer nahen Person (also mit dem 'Tod in der ersten
und/ oder zweiten Person') vorherrschen, in welcher Weise sie handlungswirksam werden und
wie sie zu den organisierten Formen des Todes stehen.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Groß, Dominik; Esser, Andrea Marlen; Knoblauch, Hubert; Tag,
Brigitte (Hrsg.): Tod und tote Körper. Kassel: Univ. Press 2007, 237 S. ISBN 978-3-89958338-0.
ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2011-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
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INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt, Institut für Soziologie Fachgebiet Allgemeine Soziologie, insb. Theorie moderner Gesellschaften (Franklinstr. 28-29, FR 2-5, 10587 Berlin)
KONTAKT: Knoblauch, Hubert (Prof.Dr. Tel. 030-314-22167, Fax: 030-314-79494,
e-mail: [email protected])
[263-F] Grümer, Karl-Wilhelm, Dipl.-Volksw.; Rohlinger, Maria, M.A. (Leitung):
Bewertung soziologischer Fachzeitschriften
INHALT: Es ist da Ziel des Forschungspraktikums, Studierenden der sozialwissenschaftlichen
Fächer eine praktische Einführung in den Ablauf eines empirischen Forschungsprojekts zu
geben. Inhaltlich geht es darum, aus den konkreten Urteilen und Bewertungen von Fachkollegen über soziologische Fachzeitschriften eine Rangordnung dieser Zeitschriften abzuleiten
und einige Faktoren herauszuarbeiten, die den Prozess der Bewertung beschreiben und erklären können. ZEITRAUM: 2006/2007
METHODE: Methodisch wird im Gegensatz zu den gängigen Rankings auf der Basis von Zitationsanalysen ein Vorgehen gewählt, dass auf den subjektiven Urteilen von Fachwissenschaftlern beruht. Das Projekt stellt einen ersten Versuch im deutschsprachigen Bereich dar, für
einen Aspekt der Evaluation sozialwissenschaftlicher Forschung, nämlich für die Bewertung
des Forschungsoutputs, auf der Basis der Bewertung von und der Urteile über Fachzeitschriften ein gesichertes Rating oder eine Rangordnung dieser Zeitschriften zu erhalten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, online (Stichprobe: 2.400; Mitglieder des Bundesverbands deutscher Soziologinnen und Soziologen, der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie;
Auswahlverfahren: total).
ART: BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie (Greinstr. 2, 50939 Köln); GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Postfach 410960, 50869 Köln)
KONTAKT: Rohlinger, Maria (Tel. 0221-4769445, e-mail: [email protected])
[264-F] Grundmann, Matthias, Univ.-Prof.Dr. (Leitung):
Handlungsvermögen und Humanvermögen
INHALT: Das Projekt zielt auf die Erweiterung des Vermögensbegriffs ab, im Hinblick auf das
notwendige Handlungsvermögen, das zum Erwerb und zum Erhalt sowie zum gesellschaftlich
verantwortlichen Umgang mit Vermögen notwendig ist. Dabei geht es auch darum, den Zusammenhang von Handlungsvermögen und Humanvermögen herauszuarbeiten und so die gesellschaftspolitische Bedeutung Vermögender herauszustellen. Das Projekt ist in drei Teilprojekte unterteilt. Teilprojekt 1: Die Genese von Handlungsvermögen: In dem Teilprojekt geht
es zunächst darum das Konzept des Humanvermögens empirisch zu erden, indem Formen der
Handlungsbefähigungen herausgearbeitet werden, die für die Kultivierung von Vermögen im
umfassenderen Sinne bedeutsam sind. Die Forscher nehmen an, dass der Umgang mit Vermögen sowohl ein pragmatisches, als auch ein verantwortungsvolles Handeln vor dem Hintergrund verfügbarer Ressourcen voraussetzt. Durch eine Befragung Vermögender sollen die
persönlichen Konzepte eines solchen Handlungsvermögens und deren Bedeutung für die Kul-
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tivierung des Vermögens herausgearbeitet werden. Auf diese Weise wird eine systematische
Beziehung zwischen Handlungsvermögen und der Ausbildung von gesellschaftlichem Humanvermögen hergestellt. Teilprojekt 2: Erforschung des Wissens- und Vermögenstransfers
zwischen den Generationen: In einer ersten Projektphase werden intergenerationale Transmissionen von Handlungsvermögen zunächst im Kreis der Vermögenden untersucht. Dabei geht
es auch um die Übernahme von Verantwortung im Zusammenleben der Generationen und um
die Habitusgenese innerhalb der Familie der Vermögenden selbst (siehe dazu auch die familienpolitische Stellungnahme des Arbeitskreises politischer Unternehmer zum Thema Generationenverantwortung in der Familie, Mai 2005). In diesem Zusammenhang interessiert auch,
wie sich Prozesse der Vermögensbildung im weiten Sinne der Vermittlung und Aneignung
von Ressourcen und Kompetenzen der Vermögenssicherung innerhalb von Generationen
(z.B. zwischen den Kindern) und zwischen den Generationen (Großeltern, Eltern und Kindern) vollziehen. Im Hinblick auf das soziale Miteinander ist dabei auch die Frage bedeutsam,
wie sich Generationen aufeinander beziehen. Teilprojekt 3: Das Verständnis von und der Umgang mit Vermögen in der Bürgergesellschaft: In Anlehnung an die anderen Teilprojekte geht
es um die Frage, inwieweit wir bei den Befragten unterschiedliche Kulturen des Umgangs mit
Vermögen feststellen können. Zu vermuten ist, dass sich diese Kulturen in spezifischen 'Lebensstilen' manifestieren, wie z.B. in einer 'Kultur der Bescheidenheit', einer 'Kultur des Konsums', einer 'Kultur des Geldadels', einer 'Medienkultur' oder einer 'Hochkultur des Mäzenentums'. Wir nehmen an, dass sich diese Lebensstilkulturen überschneiden. Zu erwarten ist dennoch, dass vor allem im Kreis der Vermögenden spezifische habituelle Formen des Umgangs
mit Vermögen und der Einschätzung der gesellschaftlichen Rolle der Vermögenden dominieren. Dennoch ist zu fragen, ob sich nicht auch die Vermögenden hinsichtlich ihrer Vermögenskultur unterscheiden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Eigene Erhebung im Rahmen der geplanten Repräsentativbefragung. Teilprojekt 3:
Auswertung von Dokumenten zum Stiftungswesen in der Bundesrepublik Deutschland.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Forschungsstelle "Forum für Vermögensforschung" (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-83-25303, e-mail: [email protected])
[265-F] Harnisch, Sebastian, Prof.Dr.; Maull, Hanns W., Prof.Dr.; Frank, Cornelia, M.A. (Bearbeitung):
Role theory research in international relations. Conceptional challenges and political promise
INHALT: Verortung, Perspektive, Forschungsstand der theoriegeleiteten Außen- und Sicherheitsforschung von demokratischen Staaten und der Einfluss auf internationale Ordnungspolitik,
politikwissenschaftliche Theoriebildung soll versucht zur Soziologie hin geöffnet zu werden.
Die Konjunktur von Rollentheorien in den Internationalen Beziehungen ist Teil der Soziologisierung der Internationalen Beziehungen und der realgeschichtlichen Entgrenzung des westfälischen Staatenmodells, Eigen- und Fremderwartungen prägen das Verhalten von Demokratien häufiger, aber auch differenzierter als das Verhalten von Anokratien. ZEITRAUM: 19902008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien, EU, NATO, Japan
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METHODE: akteurszentrierte, konstruktivistische Ansätze gepaart mit quantitativen und qualitativen Methoden; diskurstheoretische Ansätze zur Erhebung von Solidaritäts- und Rollenprofilen; symbolischer Interaktionismus; Habermas'sche Diskurstheorie
VERÖFFENTLICHUNGEN: Frank, C.; Harnisch, S.; Maull, H.W.: On world stage: role theory
in international relations (book proposal for Brill Publ.).
ART: BEGINN: 2008-09 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut
für Politische Wissenschaft Professur für internationale Beziehungen und Außenpolitik
(Bergheimer Str. 58, 69115 Heidelberg); Universität Trier, FB III, Fach Politikwissenschaft
Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Außenpolitik (54286 Trier)
KONTAKT: Harnisch, Sebastian (Prof.Dr. Tel. 06221-542859,
e-mail: [email protected])
[266-L] Heinrich, Horst-Alfred; Kohlstruck, Michael (Hrsg.):
Geschichtspolitik und sozialwissenschaftliche Theorie, Stuttgart: Steiner 2008, 144 S., ISBN:
978-3-515-09183-1
INHALT: Bei diesem Band handelt es sich um die dritte Veröffentlichung, die aus Diskussionen
des Arbeitskreises Politik und Geschichte innerhalb der Deutschen Vereinigung für Politische
Wissenschaft (DVPW) entstanden ist. Die Mehrheit der Analysen, die unter dem seit etwa 20
Jahren in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion gebräuchlichen Begriff der Geschichtspolitik gefasst werden, ist historiografischer Natur. Demgegenüber werden hier geschichtspolitische Vorgänge aus einer explizit politikwissenschaftlichen Perspektive untersucht. Dem Werk liegt der Versuch zugrunde, 'das Forschungsfeld Geschichtspolitik weniger
in seinen Gegenständen als vielmehr in seiner epistemologischen Selbstreflexion zu erweitern' (15). Geschichtspolitik wird vor dem Hintergrund sozialwissenschaftlicher Theorien erklärt, wobei auf kulturwissenschaftliche Ansätze, die Systemtheorie, den Rational- ChoiceAnsatz oder auch auf die Theorie sozialer Identität zurückgegriffen wird. Birgit Schwelling
beispielsweise entwickelt in ihrer kulturwissenschaftlichen Analyse geschichtspolitischer Studien einen Ansatz, mit dem es - ausgehend von politischen Akteuren - im Gegensatz zu Ansätzen der Geschichts-, Erinnerungs- und Vergangenheitspolitik gelingt, alle drei Bereiche in
den Blick zu nehmen und so auch Aussagen zu Wechselbeziehungen und Zusammenhängen
zwischen diesen treffen zu können. Zudem vermag sie es auf diese Weise, den Blick auch auf
die bislang weitestgehend vernachlässigte Wirkung 'nicht-intentionaler Vergangenheitsbezüge zu richten' (117). Dem Sammelband insgesamt kommt der Verdienst zu, mit innovativen
Verbindungen von Geschichtspolitik mit bekannten Theorien neue Perspektiven für die politikwissenschaftliche Forschung zu eröffnen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Horst-Alfred Heinrich und Michael Kohlstruck: Zur theoriegeleiteten Analyse von Geschichtspolitik
(9-16); Horst-Alfred Heinrich: Erklärung von Geschichtspolitik mittels der Theorie sozialer
Identität (17-36); Johannes Marx: Geschichtspolitik und Rational Choice-Theorie. Zur ökonomischen Betrachtung kultureller Phänomene (37-58); Mark Arenhövel: Das Gedächtnis der
Systeme (59-74); Harald Schmid: Konstruktion, Bedeutung, Macht. Zum kulturwissenschaftlichen Profil einer Analyse von Geschichtspolitik (75-98); Birgit Schwelling: Politische Erinnerung. Eine akteurs- und handlungsbezogene Perspektive auf den Zusammenhang von Gedächtnis, Erinnerung und Politik (99-122); Claudia Fröhlich und Michael Kohlstruck: "Aus
der Geschichte lernen". Zur aktuellen Bedeutung einer Alltagsmaxime (123-142).
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[267-F] Herrschaft, Felicia, M.A. (Bearbeitung); Lichtblau, Klaus, Prof.Dr. (Leitung):
Soziologie in Frankfurt
INHALT: Anhand der Geschichte der Institutionalisierung der soziologischen Forschung und
Lehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt seit ihrer Gründung als Stiftungsuniversität im Jahre 1914 bis zum heutigen Tag, wurden in dem Lehrforschungsprojekt
"Soziologie in Frankfurt" über zwei Semester, nicht nur generationsbedingte Umbruchphasen
gekennzeichnet, sondern dargestellt wie sich das Gesicht der der Frankfurter Soziologie in naher Zukunft dramatisch verändern wird. Das Lehrforschungsprojekt bezog historische wie
zeitgenössische Aspekte der soziologischen Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt bewusst aufeinander, um anhand von historischen Quellen und zeitgenössischen Methoden der empirischen Sozialforschung dasjenige intellektuelle und politische Spektrum auszumessen, wofür der Wissenschaftsstandort Frankfurt einmal stand bzw. heute steht und vielleicht dereinst stehen könnte. Zu diesem Zweck wurden eine Reihe von Akteuren und Zeitzeugen befragt, die in den letzten Jahrzehnten maßgeblich das Erscheinungsbild der Frankfurter Soziologie mitgeprägt haben bzw. seinen Wandel aufmerksam mitverfolgt haben. Mit folgenden Zeitzeugen wurden Gespräche geführt: Tilmann Allert, Michael Bock, Heinz Brakemeier, Günter Dux, Iring Fetscher, Ludwig von Friedeburg, Wolfgang Glatzer, Jürgen Habermas, Alois Hahn, Claudia Honegger, Eike Hennig, Hansfried Kellner, Hermann Kocyba,
Thomas Luckmann, Dieter Mans, Ulrich Oevermann, Gerhard Preyer, Walter Rüegg, Herbert
Schnädelbach, Wilhelm Schumm, Heinz Steinert. ZEITRAUM: 1914 bis heute GEOGRAPHISCHER RAUM: Frankfurt am Main, Hessen
METHODE: Die jeweiligen Arbeitsgruppen befassten sich mit unterschiedlichen Phasen und Akteuren innerhalb des nun bald hundertjährigen Prozesses der Institutionalisierung der soziologischen Forschung und Lehre an der Universität Frankfurt. Im Rahmen des Lehrforschungsprojekts Soziologie in Frankfurt wurden narrative - und Interviews mit ExpertInnen geführt,
um das was Soziologie in Frankfurt gewesen ist und das Verständnis von Soziologie in
Frankfurt heute zu rekonstruieren. Nach einem Methodenworkshop im Oktober 2008, wurden
in Projektgruppen, die von MentorInnen betreut wurden, die Interviews durchgeführt. Diese
Interviews wurden von den Beteiligten transkribiert und wichtige Aspekte aus den Interviews,
wurden im Plenum diskutiert, um jeweils den Interpretationsrahmen zu erweitern und Hintergrundinformationen auszutauschen. Qualitativ-interpretative Sozialforschung. In dem Projekt
wird die geschichtliche Entwicklung des sozialwissenschaftlichen Denkens anhand der Institutionalisierung der Soziologie in Frankfurt untersucht. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse,
offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Siehe unter: megadigitale.gdv.informatik.uni-frankfurt.de/experimentierstube/wiki/SOZFRA/index.php?title=Hauptseite .
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Professur für Soziologie, insb. Geschichte und Systematik sozialwissenschaftlicher Theoriebildung (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
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[268-L] Hillebrandt, Frank:
Sociological foundation of the holonic approach using: habitus-field-theory to improve
multiagent systems, in: Klaus Fischer (Hrsg.) ; Michael Florian ; Thomas Malsch (Hrsg.):
Socionics : scalability of complex social systems, Berlin: Springer, 2005, S. 36-50
INHALT: "In this paper, I discuss the most important aspects of a sociological foundation of holonic multiagent systems. Pierre Bourdieu's habitus-field-theory forms the sociological basis
for my arguments. With this theory I would like to consider the special quality of holons as
autonomous and self-organising social entities with clear distinction to the simple coordination of social interactions. Holons are viewed as organisational fields, which are both 'autonomous social fields' and 'corporate agents'. To clarify the advantages of this approach, I introduce a matrix of mechanisms using delegation (task delegation and social delegation) as a
central concept to define organisational relationships in task-assignment multiagent systems.
Using the matrix of delegation as basic building block, I pro-pose a new dimension of emergent system behaviour in a holonic multiagent system which allows new, qualitative forms of
scalability in complex systems of distributed artificial intelligence." (author's abstract)|
[269-L] Jaeggi, Rahel; Wesche, Tilo (Hrsg.):
Was ist Kritik?, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1885), Frankfurt am Main: Suhrkamp
2009, 375 S., ISBN: 978-3-518-29485-7
INHALT: "Was ist und wozu betreiben wir Kritik? Die Frage nach den Bedingungen und der
Möglichkeit von Kritik stellt sich immer dort, wo Gegebenheiten analysiert und beurteilt werden, seien es gesellschaftliche Verhältnisse und Institutionen, Selbstverhältnisse oder Objekte
der Kunst. So ist Kritik konstitutiver Bestandteil menschlicher Praxis: Handeln beruht auf
normativen Unterscheidungen und damit auf der Möglichkeit von Kritik. Wie aber ist das kritische Unternehmen beschaffen? Wie stellt sich in den unterschiedlichen Praktiken der Kritik
das Verhältnis von Analyse und Bewertung dar, und wie sind die Maßstäbe auszuweisen, die
es dem Kritiker erlauben, eine gegebene Situation als falsch, schlecht, unangemessen oder defizitär zu bezeichnen? Aus unterschiedlichen Perspektiven geben die Beiträge dieses Bandes
Antworten auf diese Fragen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hartmut Rosa: Kritik der
Zeitverhältnisse. Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe der Sozialkritik (2354); Ruth Sonderegger: Wie diszipliniert ist (Ideologie-)Kritik? Zwischen Philosophie, Soziologie und Kunst (55-80); Luc Boltanski, Axel Honneth: Soziologie der Kritik oder Kritische
Theorie? Ein Gespräch mit Robin Celikates (81-116); Maeve Cooke: Zur Rationalität der Gesellschaftskritik (117-133); Rüdiger Bittner: Kritik, und wie es besser wäre (134-149); Rainer
Forst: Der Grund der Kritik. Zum Begriff der Menschenwürde in sozialen Rechtfertigungsordnungen (150-164); Raymond Geuss: Bürgerliche Philosophie und der Begriff der "Kritik"
(165-192); Tilo Wesche: Reflexion, Therapie, Darstellung. Formen der Kritik (193-220); Judith Butler: Was ist Kritik? Ein Essay über Foucaults Tugend (221-246); Martin Saar: Genealogische Kritik (247-265); Rahel Jaeggi: Was ist Ideologiekritik? (266-298); Joachim Küchenhoff: Mitspieler und Kritiker. Die kritische Hermeneutik des psychotherapeutischen Gesprächs (299-318); Emil Angehrn: Hermeneutik und Kritik (319-338); Günter Figal: Verstehen - Verdacht - Kritik (339-352); Michael Hampe: Wissenschaft und Kritik. Einige historische Beobachtungen (353-371).
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[270-F] Jansen, Stephan A., Prof.Dr.rer.pol.; Huchler, Andreas, Dipl.-Soc. (Bearbeitung); Jansen,
Stephan A., Prof.Dr.rer.pol.; Huchler, Andreas, Dipl.-Soc. (Leitung):
Interdisziplinäre Netzwerktheorie - ein Lehrbuch
INHALT: Netzwerke bestimmen die Diskussion der Praxis und auch der Wissenschaft. In den
vergangenen Jahren sind in den Wirtschafts-, Politik-, Kommunikations- und Kulturwissenschaften wesentliche Begriffe zur Kennzeichnung ihres eigenen Gegenstands zweifelhaft geworden. Grundsätzliche Zweifel sind vor allem hinsichtlich der die Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Medien und Kulturinstitutionen auszeichnenden Organisationen und Organisationsformen sowie der für sie relevanten Märkte aufgekommen - mit allen institutionellen Rückwirkungen, deren Arbeit, die Konsequenzen für Anspruchsgruppen und auch für neue Konkurrenzjustierungen. Warum ist die Welt klein und flach? Warum machen Frauen kaum Spitzen-Karrieren? Warum sind Privatunis besser für die Karriere, obwohl sie nicht wirklich besser sind? Was macht erfolgreiche Metropolen aus? Was ist anders im Web 2.0? Wie kann
man Kontakte verkaufen, die man nicht selbst kennt und die einem nicht gehören? Was ist der
Unterschied zwischen Xing, StudiVZ und dem Rotary Club und warum kennt kaum einer femity oder BPW? Warum gibt es bald Konkurrenz zu Wikipedia? Warum sind BismarckSchwärme interessant für Aktienmärkte? Warum sind Automobilhersteller keine Hersteller?
Warum gibt es gute Jobs nicht über Stellenanzeigen? Wieso sind Eventmanager die Manager
der Zukunft? Warum ist Nike eine Marketingagentur? Warum sind Universitäten Vorbilder
im Umgang mir Risiken? Warum sind Theater und Museen temporäre Erfindungen unter Bekannten? Warum ist es ineffizient enge Freundschaften zu pflegen? Warum könnten Parteien
Auslaufmodelle der Politik sein? Warum erfindet die Gesellschaft immer neue Formen der
Zusammenarbeit, die nicht funktionieren? Märkte für Netzwerke? Ist Wissen eine Währung?
Ist Vertrauen ökonomisch? Warum könnte Sozialkapital wichtiger sein als Aktienkapital?
Warum ist es ökonomisch, etwas zu verschenken? Was ist co-opetition? Sind Netzwerke beobachtbar? Sind Netzwerke steuerbar? Warum brauchen wir eine Kommunikationstheorie,
um die Organisation von Wirtschaft, Kultur und Politik überhaupt noch zu verstehen? Dem
Netzwerk wird offenkundig Potential zu einer präzisen Beschreibung von Gesellschaft - mit
den kooperativen, nicht marktlichen, nicht organisierten Facetten - zugetraut. Dieses Forschungsprojekt analysiert die Reichweite des Netzwerkbegriffs sowie interdisziplinärer Konzepte und untersucht Konsequenzen für die Managementlehre in Wirtschaft, Kultur und Politik. Das Lehrbuch soll dabei Kenntnisse zur Rekonstruktion und Dekonstruktion der modernen Organisations- und Interorganisationsansätze, insbesondere der Netzwerktheorie zu vermitteln. Dazu werden unterschiedliche theoretische Basierungen verglichen im Hinblick auf
die Beschreibung von empirischen Problemstellungen (z.B. Institutionenökonomie, Neurowissenschaften, Systemtheorie und weitere soziologische Netzwerktheorien, Politische Ökonomie etc.).
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate management & economics, Lehrstuhl für Strategische Organisation & Finanzierung -SOFI- (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution (Tel. 07541-6009-1100, e-mail: [email protected])
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[271-F] Jung, Katja, M.A. (Bearbeitung); Nassehi, Armin, Prof.Dr. (Betreuung):
Volk - Staat - (Welt-)Gesellschaft. Zur Konstruktion und Rekonstruktion von Kollektivität
in einer globalisierten Welt
INHALT: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich in den Sozialwissenschaften mit der
"Globalisierung" ein Begriff etabliert, unter dem gewöhnlich all jene Phänomene subsumiert
werden, die auf einen tiefgreifenden Epochenbruch einer bislang selbstverständlichen nationalstaatlichen Modern hindeuten. Über die Beschreibungsqualität des Begriffs wurde und
wird viel nachgedacht und entsprechend bietet das Feld wenig, das nicht augenblicklich Widerspruch von anderer Seite herausfordert. Wenig scheint sicher, außer vielleicht dass sich sozialwissenschaftliche Fragestellungen kaum mehr jenseits dessen thematisieren lassen. Um
dem nicht lediglich einen weiteren Standpunkt hinzuzufügen, distanziert sich die Untersuchung von der üblichen normativ vorbelasteten, kausaltheoretischen Vorgehensweise, die ihren Gegenstand zunächst definiert, um daran soziale Realitäten (mehr oder weniger enttäuschungsfest) abzugleichen. Im Gegensatz dazu geht die Analyse von der Zirkularität von Gegenstand und Beobachtungsstandpunkt aus. Sie kann damit sehen, dass die Globalisierungsbeschreibung ihr krisenhaftes Potential aus der Infragestellung von Begrifflichkeiten wie
Volk, Nation, kollektive Identität, Selbstbestimmung oder Demokratie als zentrale Beschreibungskategorien des Sozialen in der Gegenwart gewinnt. Davon ausgehend fragt die Untersuchung nach der Funktion von Kollektivitätssemantiken und arbeitet heraus, dass diese im modernen Verständnis mit der Ordnungsfrage des Sozialen schlechthin verbunden sind. Die Untersuchung vermutet nun in der im Container-Denken von Gesellschaft und Nationalstaat
wurzelnden Verunsicherung in Hinblick auf Ordnungsvorstellungen weniger einen gesellschaftsstrukturellen Umbau als den Wandel von Semantiken, die von der Registrierung polykontexturaler Beobachtungsbedingungen und deren Einbau in gesellschaftlichen Selbstbeschreibungen sprechen. In diesem Sinne schließt sich die Analyse der These Niklas Luhmanns an, dass die moderne (Welt-)Gesellschaft nach wie vor eine der funktionalen Differenzierung ist. Anders als von diesem prognostiziert, geht dies allerdings nicht mit einer Verabschiedung von "alteuropäischen" Semantiken einher, sondern mit deren Reproduktion. ZEITRAUM: seit ca. 1400
METHODE: Die Untersuchung distanziert sich von der in den Sozialwissenschaften weitgehend
verbreiteten kausaltheoretischen Herangehensweise an ihren Gegenstand. In der Anerkennung
der Zirkularität moderner Beobachtungsbedingungen - der Gegenstand ist der Beobachtung
nicht äußerlich - nähert sie sich den Semantiken von Volk und Nation mit Hilfe der funktionalen Analyse, die sich für die funktionale Äquivalenz von Problemen bzw. Problemlösungen
interessiert. Der Vorteil einer derartigen operativen Herangehensweise liegt darin, das zu Beobachtende nicht normativ vorwegnehmen zu müssen, sondern als eine soziale Praxis zu verstehen, die sich in je verschiedenen Gegenwarten je zu bewähren hat. Die Perspektive der Arbeit nimmt sich davon selbst nicht aus, insofern sie ihren eigenen Gegenstand in der Untersuchung desselben mitbetreibt und also mit Unterscheidungen arbeitet, hinter die sie nicht zurück kann. Sie weist so an sich selbst die Beobachtungsbedingungen der Moderne aus.
ART: BEGINN: 2004-03 ENDE: 2009-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie
Lehrstuhl Prof.Dr. Nassehi (Konradstr. 6, 310, 80801 München)
KONTAKT: Sekretariat (Tel. 089-2180-2441, Fax: 089-2180-5945,
e-mail: [email protected])
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[272-L] Kamphausen, Georg:
"Die märchenhafte Gewissheit der gesellschaftlichen Wirklichkeit": Assoziationen im
Umfeld einer Soziologie der Transzendenz, in: Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 91/2009, H. 1,
S. 1-20 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X1846; USB Köln(38)-EP8081; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Das Märchen folgt nach Meinung des Autors Regeln, die sich dem Soziologen schon
deshalb nicht erschließen, weil es von ihm eine Haltung abverlangt, die seinem ganzen Habitus widerspricht. Dies führt u.a. zu folgenden Fragen: Darf man sich den Märchen im Zustand
der verlorenen Unschuld überhaupt nähern? Steckt nicht hinter dem Ausspruch Chestertons,
dass das menschliche Staunen über das Universum kein bloßer Mystizismus, sondern ein
transzendenter "common sense" sei, mehr, als man zunächst vermutet? Anthropologisch gewendet: Ist die Kindlichkeit ein konstitutiver Teil unserer Vernünftigkeit? Der Autor entwickelt einige erkenntniskritische und kursorische Überlegungen zur märchenhaften Gewissheit
der gesellschaftlichen Wirklichkeit und zur Unterstellung, dass der gemeine bzw. durchschnittliche märchenkritische Soziologe nur unfähig oder unwillig ist, die offensichtlichen
Wahrheiten und soziologisch relevanten Einsichten der Märchen zur Kenntnis zu nehmen.
(ICI2)
[273-F] Keller, Reiner, Prof.Dr.Dr.; Angermüller, Johannes, Dr.; Nonhoff, Martin, Dr.; Ziem,
Alexander, Dr. (Leitung):
Methodologien und Methoden der Diskursanalyse. Wissenschaftliches Netzwerk für den
wissenschaftlichen Nachwuchs in den Sozial- und Geisteswissenschaften
INHALT: Seit der Jahrtausendwende erlebt die Diskurstheorie im Anschluss an Michel Foucault
in der sozial- und geisteswissenschaftlichen Diskussion in Deutschland einen unübersehbaren
Aufschwung und Wandel. Besonders in der Soziologie und der Politikwissenschaft, aber auch
in den Sprachwissenschaften hat sich ein noch weitgehend disziplinär gegliederter und national orientierter Diskussionszusammenhang herausgebildet, der die sozialen, historischen, linguistischen oder kognitiven Kontexte von Texten einzufangen versucht. Neben "rekonstruktiven" Theorierichtungen, die an die qualitative Methodendiskussion in den Sozialwissenschaften anschließen, haben sich "dekonstruktive" Ansätze entwickelt, die ihre methodologischen
Vorbilder u.a. aus den Sprachwissenschaften beziehen. Das beantragte Netzwerk-Projekt hat
zum Ziel, über die dominierenden Disziplingrenzen hinweg und im Lichte verschiedener nationaler Traditionen, insbesondere der französischen Debatte, die methodischen Verfahren
und Instrumentarien der Diskursanalyse zusammenzutragen und für die Forschungspraxis
nutzbar zu machen. Im Vordergrund steht die Frage nach dem Verhältnis der verschiedenen
theoretischen Paradigmen der Diskursanalyse zu qualitativen und quantitativen Ansätzen sowie nach der Rolle sprachwissenschaftlicher Analyse für sozialwissenschaftliche Fragestellungen. Stichworte: Diskursanalyse, "Rekonstruktion" und "Dekonstruktion" in der empirischen Sozialforschung, qualitative und quantitative Methoden, Sozial- und Sprachwissenschaften, "französische Schule" der Diskursanalyse, Michel Foucault. (S.a. www.diskursanalyse.net ). GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Frankreich
METHODE: Das Netzwerkprojekt umfasst Zugänge "rekonstruktiver" (bzw. "sozialkon-struktivistischer") Provenienz: 1) Interpretativ-wissenssoziologische Ansätze, die auf die Rekonstruktion situati-onsübergreifender Wissensstrukturen zielen. In Auseinandersetzung mit Oevermanns objektiver Hermeneutik analysiert etwa Schwab-Trapp (1996) die öffentliche De-
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batte über den Nationalsozialismus, während Reiner Keller im Anschluss an den phänomenologischen Sozialkonstruktivismus die Müll-Debatten in Deutschland und Frankreich vergleicht (Keller 1998). 2) Politik- und sozialwissenschaftliche Untersuchungen öffentlicher
Diskurse, wie sie in den letzten Jahren bspw. im Hinblick auf gesellschaftliche Umweltdebatten (Hajer 1993; Gottweis 1998), die europäische Integration (Gerhards 2000; Diez 1999) u.a.
mehr vorgelegt wurden. Auch in den Internationalen Beziehungen (Milliken 1999; Waever
2004; Hansen 2006) etablieren sich diskurs-analytische Perspektiven. Zu "gemischten" Ansätzen, die sich methodisch auf "rekonstruktive" Verfahren stützen, theoretisch aber mit "dekonstruktiven" Elementen argumentieren, gehören u.a. 3) "strukturale" Ansätze. So arbeitet Rainer Diaz-Bone aus dem Diskurs über Musikstile bestimmte übergreifende Muster und Ordnungen heraus, die die für bestimmte Jugendmilieus distinktiv sind (2002). Parallelen gibt es
zu Willy Viehöver, der die narrative Organisation von politischen Diskursen herauszuarbeiten
sucht (2001; 2003; Viehöver 2005). Mit Blick auf die Textauswertung bemühen die Vertreter/
innen der rekonstruktiven Tendenz i.a. Kodierstrategien wie die der Grounded Theory, die in
der qualitativen Forschung etabliert sind. Als "dekonstruktive" (bzw. "poststrukturalistische"
oder auch "radikalkonstruktivistische") Zugänge lassen sich hingegen einordnen: 4) die dekonstruktivistischen Ansätze im engeren Sinne, die die Figur des autonomen Subjekts kritisch
unter die Lupe nehmen, indem sie die Materialität des Symbolischen betonten und den Zusammenhang von Sprache und Macht untersuchen (siehe in Bublitz, Bührmann, Hanke und
Seier 1999; und Angermüller und Nonhoff 1999). 5) Auch die Arbeiten aus dem Umfeld der
Gouvernementalitätsdebatte (van Dyk 2006; Langer, Ott und Wrana 2006; Wrana 2006) beleuchten die Formen der Versubjektivierung, akzentuieren aber eher ihre historischen und institutionellen Bedingungen. Hier lassen sich auch Arbeiten einordnen, die die Formen und
Regeln des Sagbaren in medialen politischen Kontroversen zu religiösen (Wedl 2006) oder
ökonomischen Fragen (Léglise und Garric 2003) herausarbeiten. 6) Die hegemonietheoretische Diskursanalyse, die im Anschluss an die politische Theorie von Ernesto Laclau und
Chantal Mouffe entstanden ist (Laclau und Mouffe 1985). So geht Martin Nonhoff der Frage
nach, wie das Paradigma der "sozialen Marktwirtschaft" im politischen Diskurs der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg hegemonial wurde (2001; 2006; vgl. Marchart 2005). 7)
Ansätze, die sich an sprachwissenschaftlich informierte Diskursanalysen anlehnen, wie sie in
Frankreich betrieben werden. So arbeitet Johannes Angermüllers äußerungstheoretische Diskursanalyse anhand von Texten französischer Nachkriegsintellektueller die heterogene Sinnstruktur von Aussagen heraus, die auf bestimmte Kontexte zugreifen und zu diskursiven Formationen verbinden (2002; 2004; 2005). Auch Daniel Wrana unterstreicht in seiner Studie zur
Weiterbildung die Dimension der Äußerung, über die sich Texte in bestimmte soziale Kontexte einschreiben (2006).
ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2011-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 06 Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. Soziologie (Thomas-Nast-Str. 44, 76829
Landau); Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften,
Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg); Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates
(Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität Basel, Philosophisch-Historische Fakultät,
Deutsches Seminar (Nadelberg 4, 4051 Basel, Schweiz)
KONTAKT: Angermüller, Johannes (Dr. [email protected])
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[274-F] Kestel, Christine, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Nassehi, Armin, Prof.Dr. (Betreuung):
Über Elite. Form und Funktion von Elite-Kommunikation in der Gesellschaft der Gegenwarten
INHALT: Tun und Wesen der Elite, ihre Aufgaben, ihre Leistungen oder ihr Leistungspotential,
die ihr zuteil werdenden Vergünstigungen und ihre Berechtigung in einer sowie ihre Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft beschäftigen gegenwärtig die Diskussionen von
Elite, Masse und Forschung. Die Konzeption dieses Forschungsprojektes bewegt sich bewusst außerhalb der gängigen soziologischen Eliteforschung, die sich zumeist damit auseinandersetzt, wer ab welchem Grad an Reichtum, Bekanntheit oder Macht zur Elite zu zählen
ist, wie man an solche Positionen gelangt und welcher Art die Rückbindung an die Anderen
in der Gesellschaft ist. Ausgehend von einem systemtheoretischen Kommunikationsbegriff
untersucht Christine Kestel Elite-Kommunikation als Kommunikationsphänomen. Genauer:
Untersuchungsgegenstand sind sowohl die Situationen, in denen Elite spricht, wie die Perspektive derer, die solche Veranstaltungen konzipieren und organisieren, und als drittes die
Reflektion der eingeladenen Elite über diese Situationen. Als Elite gerät dabei in den Blick,
wer immer als solche adressiert wird, d.h. für eine hochkarätige Veranstaltung als Experte,
Meinungsbildner, Entscheider, Persönlichkeit eingeladen wird. Spannende Forschungsfragen
in diesem Zusammenhang sind dann etwa: Wer gerät Organisatoren in den Blick und warum?
Wie wird ein passender Rahmen für die Veranstaltungen geschaffen und wie wird dieser beschrieben? Wie verlaufen die Verhandlungen zwischen Einladenden und Eingeladenen? Wie
funktionieren die Situationen selbst, was passiert dort? Welche Erfahrungen berichten Eingeladene Elite-Sprecher? Wie taucht in den Situationen die Asymmetrie zwischen Publikum
und Elite-Sprecher auf? Empirisches Material zur Bearbeitung dieser Fragen wird in Experteninterviews mit Einladenden und Eingeladenen sowie durch teilnehmende Beobachtungen
an eben solchen Situationen gewonnen. ZEITRAUM: 2000-2007 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die Arbeit schließt an die Weiterentwicklung der Systemtheorie Niklas' Luhmanns
an und verwendet diese als Hintergrund und Ausgangspunkt für eine empirische Untersuchung, die durch qualitative Interviews und teilnehmende Beobachtung Formen und Wirkungsweisen bestimmter Praxen untersucht. Die Verhandlung der Elite-Debatte in Gesellschaft wie in den Wissenschaften bezieht zudem sämtliche Theorien mit ein, die sich mit der
Frage nach Elite(n) beschäftigen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG:
Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 30; Veranstaltungen von Stfitungen). Qualitatives Interview (Stichprobe: 21; Organisatoren von Stiftungsveranstaltungen, Redner). Feldarbeit
durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2005-08 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie
Lehrstuhl Prof.Dr. Nassehi (Konradstr. 6, 310, 80801 München)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0177-5784184, e-mail: [email protected])
[275-F] Klingemann, Carsten, Prof.Dr.habil. (Bearbeitung):
Geschichte der Soziologie im Nationalsozialismus
INHALT: Historisch und wissenschaftssoziologisch orientierte Bestandsaufnahme der deutschen
Soziologie und Sozialforschung im Dritten Reich; universitäre und außeruniversitäre Arbeits-
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gebiete sozialwissenschaftlicher Forschung und Sozialtechnologie; sozial- und wirkungstheoretische Einordnung der Soziologie im Dritten Reich; Entstehungsbedingungen und historisch-politische Funktionszusammenhänge soziologisch-gesellschaftspolitischer Problembearbeitung (Praxisrelevanz); Professionalisierung und Institutionalisierung der Soziologie. ZEITRAUM: 1933-1945 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: empirisch; historisch; Dokumentation; prozeßproduziert; wissenschaftstheoretisch;
Einzelinterview; postalische Befragung; Aktenanalyse (amtliche Statistik, Archivmaterial,
Forschungsergebnisse); Grundlagenforschung; Interview; Befragung DATENGEWINNUNG:
Persönliches Interview; Postalische Befragung; Aktenanalyse.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Klingemann, C.: Heimatsoziologie oder Ordnungsinstrument?
Fachgeschichtliche Aspekte der Soziologie in Deutschland zwischen 1933 und 1945. in: Lepsius, M.R. (Hrsg.): Soziologie in Deutschland und Österreich 1918-1945. Opladen 1981.+++
Ders.: Reichssoziologie und Nachkriegssoziologie: zur Kontinuität einer Wissenschaft in
zwei politischen Systemen. in: Knigge-Tesche, R, (Hrsg.): Berater der braunen Macht. Wissenschaft und Wissenschaftler im NS-Staat. Frankfurt am Main 1999.+++Ders.: "Da bekanntlich die Soziologie unter dem nationalsozialistischen Regime in keiner Weise gefördert wurde...". Max Graf zu Solms' Stellung zur Soziologie im Dritten Reich. in: Fechner, R.; Claas,
H. (Hrsg.): Verschüttete Soziologie. Zum Beispiel: Max Graf zu Solms. Berlin 1996.++
+Ders.: Empirische Soziologie im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit. in: ZUMA-Nachrichten, Jg. 24, 2000, 46.+++Ders.: Eine vergleichende Betrachtung der NS-Wissenschaftspolitik gegenüber Altertums- und Sozialwissenschaften. in: Näf, B. (Hrsg.): Antike und Altertumswissenschaft in der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus. Texts and studies in
the history of humanities, Bd. 1. Mandelbachtal: Ed. Cicero 2001, 641 S. ISBN 3-934285-457.+++Ders.: Wissenschaftliches Engagement vor und nach 1945. Soziologie im Dritten Reich
und in Westdeutschland. in: Bruch, R. vom; Kaderas, B. (Hrsg.): Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Bestandsaufnahmen zu Formationen, Brüchen und Kontinuitäten im
Deutschland des 20. Jahrhunderts. Stuttgart: Steiner 2002, 476 S. ISBN 3-515-08111-9.+++
Ders.: Soziologen in der Ostforschung während des Nationalsozialismus. in: Piskorski, J. u.a.
(Hrsg.): Deutsche Ostforschung und polnische Westforschung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. Osnabrück: fibre-Verl. 2003.+++Ders.: Soziologen in der Westforschung
während des Nationalsozialismus. in: Dietz, B.; Gabel, H.; Tiedau, U. (Hrsg.): Griff nach dem
Westen. Die "Westforschung" der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919-1960). Münster 2003.+++Ders.: Wissenschaftsanspruch und Weltanschauung: Soziologie an der Universität Jena 1933-1945. in: Hoßfeld, U.; John, J.; Lemuth, O.;
Stutz, R. (Hrsg.): Kämpferische Wissenschaft. Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus. Köln 2003.+++Ders.: Semantische Umbauten im Kleinen Brockhaus von 1949/50
und im Großen Brockhaus der fünfziger Jahre durch die Soziologen Hans Freyer, Arnold
Gehlen, Gunther Ipsen und Wilhelm Emil Mühlmann. in: Bollenbeck, G.; Knobloch, C.
(Hrsg.): Resonanzkonstellationen: Die illusionäre Autonomie der Kulturwissenschaften. Heidelberg 2004.+++Ders: Flüchtlingssoziologen als Politikberater in Westdeutschland. Die Erschließung eines Forschungsgebietes durch ehemalige "Reichssoziologen". in: Bayer, K.;
Sparing, F.; Woelk, W. (Hrsg.): Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und
in der frühen Nachkriegszeit. Stuttgart 2004.+++Ders.: Zur Soziologisierung des medizinischen Menschen- und Gesellschaftsbildes im Nationalsozialismus. in: Schagen, U.; Schleiermacher, S. (Hrsg.): "Gesundheitsschutz für alle" und die Ausgrenzung von Minderheiten: historische Beiträge zur Aushöhlung eines gesundheitspolitischen Anspruchs. Berlin 2006.+++
Ders.: Soziologie. Vom Ende der Weimarer Republik bis zur frühen westdeutschen Nachkriegszeit. in: Elvert, J. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Kulturwissenschaften. Stuttgart:
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Steiner 2008.+++Ders.: Akademische Vergangenheitspolitik als Selektionsprozess. in: Rehberg, K.-S. (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft. 33. Kongress der Dt. Gesell. für Soziologie,
9.-13. Oktober 2006, Univ. Kassel (CD-Rom im Verhandlungsband). Frankfurt u.a.: Campus
2008.+++Umfangreiche Literaturliste bitte beim Institut anfordern.
ART: BEGINN: 1980-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet Methodologische Grundlagen der Sozialwissenschaften (Seminarstr. 33, 49069 Osnabrück)
[276-F] Kuhn, Oliver, M.A. (Bearbeitung):
Populärtheorien globaler Ungleichheit. Am Beispiel des Alltagswissens über afrikanische
Unterentwicklung (Arbeitstitel)
INHALT: Die globalisierungskritische Protestbewegung zeigt, dass der Diskurs um die Probleme
weltweiter Ungleichheit weder der offiziellen politischen Rhetorik, noch wissenschaftlichen
Debatten vorbehalten ist. Er reproduziert sich weithin jenseits der nunmehr klassischen Massenmedien, etwa in "unabhängigen" Web-Informationsdiensten und politischen Internet-Diskussionsforen. Die Dissertation soll nun eine wissenssoziologische Analyse dieser Medien
und insbesondere eine Rekonstruktion von Alltagstheorien über globale Ungleichheit aus den
in Internetforen häufig erbittert geführten Diskussionen leisten. Der Fokus liegt dabei auf dem
Topos der "Unterentwicklung Afrikas" mitsamt den daran geknüpften Narrativen, Kausalannahmen und Schuldzuweisungen. In der Analyse zeigt sich schnell, dass unter Bedingungen
der Globalisierung Erklärungen für regionales Geschehen immer auf der Grundlage eines
Entwurfs globaler ökonomischer und politischer Machtordnungen konstruiert werden. Das
Ringen um diese imagined maps, um die gültige Repräsentation globaler Raumordnungen
soll in seiner Strukturdynamik abgebildet werden - mit dem Ergebnis einer umfassenden Typologie der thematisch einschlägigen Konzepte und Stereotypen. Mit ihrer Hilfe sollen drei
Forschungsfragen beantwortet werden: Welche Handlungskonsequenzen, speziell welche Bedingungen individueller Protestbereitschaft lassen sich in diesem Diskurs ablesen? Welche
qualitative Eigenständigkeit ist dem alltagstheoretischen Wissen gegenüber dem globalisierungskritischen Buchwissen, den massenmedialen Repräsentationen über "afrikanische Unterentwicklung" und den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Entwicklungs- und Modernisierungstheorien zu konzedieren? Welche Konsequenzen und Weiterungen hat eine Soziologie der lebensweltlichen Repräsentation globaler Phänomene für die Theorie der Globalisierung?
ART: BEGINN: 2007-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig)
[277-F] Leichsenring, Jan, M.A. (Bearbeitung); Jung, Matthias, Prof.Dr. (Betreuung):
Ist ein kritisches Naturrecht möglich? Naturrechtsphilosophische Überlegungen in der zeitgenössischen rechtsphilosophischen Debatte
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soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
7 Sonstiges
INHALT: 1. Systematisierung der jüngeren Naturrechtsarbeiten; 2. Bewertung der Voraussetzungen dieser Naturrechtstheorien in z.B. ontologischer u. erkenntnistheoretischer Hinsicht; 3.
Verhältnisbestimmung metaphysischer u. anthropologischer Annahmen; 4. Bewertung von
Methodik und Leistungsfähigkeit dieser Naturrechtstheorien (Normfindung zwischen Allgemeiner und Angewandter Ethik; praktische Bedeutsamkeit der darin legitimierten Normative;
Abgrenzung zu konkurrierenden Ethik- und Rechtsbegründungen); 5. Stellung des Personenbegriffs im Naturrecht (möglicher Umfang und Geltung des Personenbegriffs; Entwicklung
und Systematik des Personenbegriffs in der Theologie, speziell der Christologie); 6. hiervon
ausgehende Verhältnisbestimmung von Naturrecht und theologischer Ethik; 7. Verhältnis von
Rationalität, Tradition und Weltanschauung in seiner Bedeutung für das Naturrechtsdenken;
8. Bedeutsamkeit der Ergebnisse der Forschung zur interkulturellen Hermeneutik für die
Denkbarkeit natürlicher Rechte und der interkulturellen Verständigung per Naturrechtstheorie; 9. Umgang bzw. möglicher Umgang von Naturrechtstheorie mit unterschiedlichen weltanschaulichen Annahmen und divergierenden Werten.
METHODE: Die oben skizzierten Einzelfragestellungen dienen der Beantwortung der Frage
nach der Möglichkeit eines kritischen Naturrechtsdenkens, d.h. einer Naturrechtstheorie, die
begründbare, nichtbeliebige Normative liefert und dem Vorwurf der bloß willkürlichen Absolutsetzung partikularer Präferenzen entgeht. Anders gesagt: Welche Art von Begründung liefert Naturrecht, und inwiefern sind seine Grundlagen und Normative intersubjektiv vermittelbar und praktisch relevant?
ART: BEGINN: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Stipendium, Kirchen- und
Klosterkammer Erfurt
INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche
Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[278-F] Lindner, Diana (Bearbeitung); Schimank, Uwe, Prof.Dr. (Betreuung):
Individualisierung und Anspruchsbildung
INHALT: In der Dissertation wird ausgehend von der Zeitdiagnose Individualisierung ein sozialtheoretischer Ansatz zur Identitätsbildung erarbeitet. Dabei werden die Individualismuskonzepte: Anspruchs- und Leistungsindividualismus einer identitätstheoretischen Betrachtung
unterzogen und zu einer neuen Theorie postmoderner Identitäten zusammengeführt.
ART: BEGINN: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen (Universitätsstr. 21, 58084 Hagen);
Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Zentrum für Methoden der Sozialwissenschaften (26111 Oldenburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0441-798-4842, e-mail: [email protected])
[279-L] Loewe, Marie-Noelle:
Die offene Gesellschaft und ihre neuen Feinde: die neuen Bedrohungen der Offenen
Gesellschaft-Terrorismus und Terrorismusbekämpfung als Feinde der Freiheit, Saarbrücken:
VDM Verl. Dr. Müller 2007, 92 S., ISBN: 978-3-8364-2253-6
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7 Sonstiges
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INHALT: "Nicht erst seit 9/11 hat es sich seitens der jeweiligen Regierungen als beliebte Maßnahme erwiesen, im Rahmen der Terrorismusbekämpfung Bürger - und Freiheitsrechte einzuschränken. In den USA ist der so genannte 'Patriot Act' zu zweifelhafter Berühmtheit gekommen, in Deutschland sorgten die Sicherheitspakete I und II des damaligen Innenministers Otto
Schily für Wirbel. Die Sinnhaftigkeit der jeweiligen Gesetze und neuen Regelungen gilt in
Hinsicht auf eine langfristige Anti-Terror-Politik als umstritten. Besonders paradox erscheint
das Grundaxiom vieler der neuen Sicherheitsmaßnahmen, Freiheit lasse sich durch Freiheitseinschränkung gewinnen. Dieses Buch beschäftigt sich mit eben dieser Abwägung zwischen
Sicherheit und Freiheit. Mit Blick auf Karl Poppers Idee der Offenen Gesellschaft wird dargestellt, inwiefern sowohl der Terrorismus als auch die Terrorismusbekämpfung ein Gefühl der
Angst und der Bedrohung schüren, das zu Ressentiments gegen das Unbekannte und zu einem verstärkten Bedürfnis nach Sicherheit führen." (Autorenreferat)
[280-F] Ludwig, Christiane, M.A. (Bearbeitung); Schützeichel, Rainer, Dr. (Leitung):
Temporale Strukturen moderner Gesellschaften
INHALT: Beschreibung und Analyse der temporalen Strukturen der Funtionssysteme moderner
Gesellschaften, ihren Eigenlogiken und ihren Interferenzen.
METHODE: Differenzierungstheorie; Systemtheorie
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie I Individuum und Gesellschaft (Universitätsstr. 1/11, TGZ, 58097
Hagen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 02331-987-2140, e-mail: [email protected])
[281-L] Marx, Johannes:
Kultur und Rationalität: das ökonomische Forschungsprogramm als theoretische
Grundlage einer kulturwissenschaftlich orientierten Sozialwissenschaft, in: Andreas Frings
(Hrsg.) ; Johannes Marx (Hrsg.): Erzählen, Erklären, Verstehen : Beiträge zur
Wissenschaftstheorie und Methodologie der historischen Kulturwissenschaften, Berlin: Akademie
Verl., 2008, S. 165-189, ISBN: 978-3-05-004397-5 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-his-b210f914)
INHALT: Der Verfasser fragt zunächst nach der Operationalisierbarkeit von Kultur und nach
theoretischen Perspektiven für die Analyse kultureller Sachverhalte. Auf dieser Basis wird
eine Skizze einer theoretisch fundierten Kulturwissenschaft entwickelt und gezeigt, dass das
ökonomische Forschungsprogramm der geeignete theoretische Rahmen hierfür ist. Vor allem
die Theorie sozialer Produktionsfunktionen erweist sich als geeignet, um Fragen der Wirkung
von Kultur auf Handlungsorientierungen von Akteuren zu untersuchen. Der Gang der Argumentation verläuft wie folgt: Alle Menschen verfolgen ähnliche Oberziele, die nur über eine
Kette von Zwischengütern realisierbar sind. Welche Zwischengüter zur Realisierung der Primärziele beitragen, ist kulturabhängig. Ihre Bedeutung erschließt sich erst aus dem sozialen
Kontext. Auch die Akteure müssen die instrumentellen Ketten zur Realisierung ihrer Oberziele in ihrem Sozialisationsprozess lernen. Dieser Lernprozess, der über Kommunikation funktioniert, schlägt sich in den kognitiven Strukturen der Akteure nieder. Typische Handlungsmuster und -situationen werden in Form von Frames erlernt und bei Bedarf handlungsrelevant. (ICE2)
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[282-F] Mayntz, Renate, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Emergenz und Reduktion
INHALT: Soziale Makrophänomene werden dem Ansatz des methodologischen Individualismus
folgend als Ergebnis des Verhaltens von Elementen auf der Mikroebene von Individuen,
Haushalten oder (Populationen von) Organisationen verstanden. Das wirft die Frage auf, ob
soziale Makrophänomene kausal vollständig auf individuelles Handeln reduzierbar sind oder
ob es sich um emergente Phänomene handelt, deren Erklärung zwar einer so genannten Mikrofundierung bedarf, die aber nicht vollständig auf individuelles Handeln rückführbar sind.
Diese Frage wurde bereits im Zusammenhang mit der Analyse sozialer Mechanismen aufgeworfen; sie wird jetzt mit dem Ziel einer Differenzierung der Erklärungsansätze für unterschiedliche Typen emergenter Phänomene weiterbehandelt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Mayntz, R.: Mechanisms in the analysis of social macro-phenomena. in: Philosophy of the Social Sciences, 34, 2004, 2, pp. 237-259.
ART: BEGINN: 2006-06 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (Paulstr. 3, 50676 Köln)
KONTAKT: Institution (Tel. 0221-2767-0, Fax: 0221-2767-430, e-mail: [email protected])
[283-F] Mewes, Jan, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Mau, Steffen, Prof.Dr. (Leitung):
Transnationalisierung sozialer Beziehungen
INHALT: This research project aims at providing information about the transnationalization of
social relations at the individual level. It departs from the perspective of transnationalization
research that focuses on migration issues by looking at the involvement of the whole population in border-crossing interaction. On the basis of a representative survey (carried out 2006,
CATI-design) the project will give detailed information on the quality, density and frequency
of the transnational contacts of the German population. Furthermore, the design of the study
allows ascertaining in which way transnational interactions are shaped by institutional contexts and which spheres of everyday life are affected by processes of transnationalization.
Thus, the study allows determining whether the macro-phenomena of transnationalization are
accompanied by micro-processes of transnationalization.| GEOGRAPHISCHER RAUM:
Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: n=2.700; deutsche Staatsbürger in Deutschland, Alter 16+;
Auswahlverfahren: ADM-Zufallsstichprobe). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Mau, Steffen; Mewes, Jan; Zimmermann, Ann: Cosmopolitan attitudes through transnational social practices? in: Global Networks (ISSN 1470-2266), Vol. 8,
2008, Iss. 1. ARBEITSPAPIERE: Mau, Steffen: Nationalstaatliche Entgrenzung und kosmopolitische Politisierung. WZB (Wissenschaftszentrum Berlin) Working Paper P 2006-011
(Download: skylla.wz-berlin.de/pdf/2006/p06-012.pdf ).
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social Sciences Chair of Political Sociology and Comparative Analysis of Contemporary Societies (BIGSSS) (Postfach 330440, 28334 Bremen)
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KONTAKT: Leiter (Tel. 0421-218-4131, Fax: 0421-218-4153,
e-mail: [email protected])
[284-L] Münch, Richard; Baier, Christian:
Die Konstruktion der soziologischen Realität durch Forschungsrating, in: Berliner Journal für
Soziologie, Bd. 19/2009, H. 2, S. 295-319 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz unterwirft die im Auftrag des Wissenschaftsrates von einer Bewertungsgruppe durchgeführte und 2008 veröffentlichte Pilotstudie zum Forschungsrating Soziologie
einer Sekundäranalyse. Es zeigt sich, dass das Forschungsrating eine Realität der Soziologie
konstruiert hat, die weder der Vielfalt der soziologischen Wissensproduktion noch dem eigenen Anspruch der Multidimensionalität gerecht wird. Unter der Hand hat sich der begutachtete Fachzeitschriftenaufsatz bei der Bewertung der Forschungsqualität von Forschungseinheiten gegenüber anderen Publikationstypen und anderen Aktivitäten wie der Drittmittelforschung, dem Wissenstransfer in die Praxis und der Wissensverbreitung in die Öffentlichkeit
als maßgeblich durchgesetzt. Diese Präferenz hat sich auch bei der Bewertung der ganzen
Forschungseinrichtungen in Bezug auf ihren 'Impact' und ihre Effizienz sowie in der Abwertung von Wissenstransfer und -verbreitung niedergeschlagen. Die Soziologie wird dadurch
auf den Typus der professionellen Soziologie eingeschränkt, während die Typen der kritischen, der öffentlichen und der policy-orientierten Soziologie verdrängt werden." (Autorenreferat)
[285-L] Münch, Richard:
Die Konstruktion soziologischer Exzellenz durch Forschungsrating, in: Soziale Welt :
Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 60/2009, H. 1, S. 63-89
(Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das von einer Bewertungsgruppe im Auftrag des Wissenschaftsrates als Pilotstudie
durchgeführte und 2008 veröffentlichte Forschungsrating Soziologie soll sich gegenüber den
herkömmlichen Rankings durch bessere Qualität und Multidimensionalität auszeichnen. Wie
in dem Aufsatz dargelegt wird, hatte jedoch auch dieses Evaluationsverfahren erhebliche Probleme, der Vielfalt der Forschungsrealität gerecht zu werden und treffsichere sowie zuverlässige Indikatoren der Forschungsaktivitäten zu bilden. Auch das Forschungsrating hat selektiv
soziologische Exzellenz konstruiert, die sich bei anderer Messung anders darstellen würde.
Ein bislang offenes Feld gleichberechtigter Diskursteilnehmer wird einer Stratifikation unterworfen, die zur weiteren Selbstreproduktion tendiert, weil die erworbenen Wettbewerbsvorteile in weitere Vorteile umgesetzt werden können. Die Soziologie entfernt sich so weiter als
bisher von der idealen Sprechsituation. Die Evolution des soziologischen Wissens wird durch
zunehmende Vermachtung geschlossen." (Autorenreferat)
[286-L] Nowak, Jürgen:
Soziologie in der Sozialen Arbeit, Schwalbach: Wochenschau Verl. 2009, 174 S., ISBN: 978-389974-315-9
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INHALT: "Systematische Einführung in die soziologischen Grundlagen der Sozialen Arbeit:
Analyse der sozialhistorischen Impulse zur Entstehung der modernen Gesellschaft und ihrer
aktuellen Vergesellschaftungsprozesse; Überblick zu mikro- und makrosoziologischen Theorien; knappe Vorstellung aller großen Soziologen; empirische Analyse der Neuen Klassengesellschaft in Deutschland im 21. Jahrhundert. Das Buch schließt mit einer soziologischen
Analyse der sechs wichtigsten Felder der Sozialen Arbeit Familie, Jugend, Alter, Gender, Migration & Ethnizität und Stadt." (Autorenreferat)
[287-F] Odziemczyk, Angelika Joanna, Dipl.-Kulturw. (Bearbeitung):
Netzwerkkultur: eine kulturtheoretische Erklärung grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion
INHALT: Ausgehend von einem qualitativen Defizit der Praxis grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion und dem Fehlen theoretisch
fundierter Studien, die zum Verstehen der prozessualen Logik der sozialen Reproduktion
grenzüberschreitender Praxisfelder beitragen, wurde in der Arbeit die Frage des Gelingens
grenzüberschreitender Vernetzung untersucht. Mit dem Analysekonzept der Netzwerkkultur
wurde eine theoretisch fundierte Heuristik entwickelt, die unterschiedliche Argumente aus der
praxistheoretisch orientierten Netzwerk- und Kulturforschung miteinander verknüpft und damit eine dichte Neubeschreibung grenzüberschreitender Vernetzungsprozesse aus der kulturtheoretischen Perspektive ermöglicht. Im Rahmen zweier qualitativer Fallstudien trilateraler
Projektnetzwerke aus der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion konnte der heuristische Mehrwert der entwickelten theoretischen Rahmung einer empirischen Validierung unterzogen und die untersuchten Vernetzungsprozesse im Hinblick auf ihr Gelingen bzw. Misslingen dicht erklärt werden. Vor dem Hintergrund der empirischen Befunde lässt sich festhalten,
dass erfolgreiche grenzüberschreitende Vernetzung der Logik einer transkulturellen Praxis
folgen muss. Diese ist in der Lage, die unterschiedlichen kulturellen Deutungs- und Handlungsmuster in Rahmen einer grenzüberschreitenden Interaktionsroutine so miteinander zu
verknüpfen, dass sozial erwartbare und einsichtige Beziehungen trotz fortbestehender kultureller Unterschiede entstehen können. ZEITRAUM: Dezember 2005 bis März 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Euroregion Neiße, Dreiländereck Bundesrepublik Deutschland-Polen-Tschechien, Grenzregion
METHODE: Grenzüberschreitende Vernetzung wird in der Arbeit vor dem Hintergrund der
Theorie der Strukturierung von Anthony Giddens als aktive prozessuale Vernetzungspraxis
aufgefasst, die von kompetenten Akteuren in spezifischen Grenzraumkontexten gestaltet
wird. Vernetzungspraktiken sind dabei alle Formen von Projektaktivitäten, die die individuellen und kollektiven Akteure aus den benachbarten Grenzregionen in regelmäßige Interaktionskontexte einbinden und ihr Handeln in einem koordinierten, systemischen Beziehungszusammenhang organisieren. Erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit liegt vor dem
Hintergrund der getroffenen Annahmen dann vor, wenn es den Akteuren gelingt, ihr Handeln
so miteinander zu koordinieren, dass eine repetitive, regelhafte, organisierte soziale Praxis
grenzüberschreitender Zusammenarbeit etabliert wird und grenzüberschreitende Beziehungsstrukturen von einer gewissen Dauerhaftigkeit, z.B. in Form interorganisationaler Projektnetzwerke, entstehen. Bei diesen Prozessen wird den sozialen Akteuren aus den Grenzregionen eine aktive Rolle zugeschrieben: Sie sind keine Opfer struktureller Zwänge sondern kompetente Agenten, die in der Lage sind, ihr Handeln reflexiv zu steuern und trotz Heterogenität
grenzüberschreitender Handlungsfelder eine Anschlussfähigkeit grenzüberschreitender Pro-
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jektpraxis herzustellen. Das Gelingen von Koordination in und von grenzüberschreitenden
Projektnetzwerken so die weitere Argumentation hängt nicht allein von den einzelnen Beziehungsqualitäten wie Vertrauen, Verlässlichkeit oder rechtliche Grundlage ab, sondern wird
maßgeblich durch die Ausgestaltung der Dauerhaftigkeit des gesamten Beziehungszusammenhangs im Projekt beeinflusst. In dieser Annahme kommen Postulate der strukturierungstheoretisch informierten Netzwerktheorie zum Tragen. Diese begreift, die Vernetzung als Medium und Resultat der Praxis kompetenter Netzwerkakteure, welche ihr Handeln dominant
unter Rekurs auf den Beziehungszusammenhang koordinieren. Die zentrale These der Arbeit
betont schließlich, dass Koordination in und von grenzüberschreitenden Projektnetzwerken
primär ein Problem der Herstellung von Kulturalität darstellt. Für das Gelingen der Koordination vernetzter Beziehungszusammenhänge kommt es dabei nicht auf gleiche Werte, Normen
oder Interessen an, sondern auf die sinnhafte Integration von Heterogenität des Netzwerkalltags im Rahmen einer kulturellen Wirklichkeitskonstruktion, die kollektives Netzwerkwissen
bereitstellt und unterschiedliche kulturelle Logiken in einer transkulturellen Praxis miteinander vernetzt. Um das Gelingen einer dauerhaften Strukturierung grenzüberschreitender Interaktionen und Beziehungen zu erklären, wurde das Konzept der Netzwerkkultur als spezifischer Analysefokus entwickelt, der die theoretischen Argumente im Sinne einer Heuristik
miteinander verknüpft und das Gelingen grenzüberschreitender Vernetzung einer qualitativen
empirischen Rekonstruktion zugänglich macht. Im Hinblick auf das methodische Vorgehen
wurde ein verstehender Zugang zum Phänomen grenzüberschreitender Zusammenarbeit in interorganisationalen Projektnetzwerken gesucht, der eine ganzheitliche Analyse grenzüberschreitender Vernetzungsprozesse ermöglicht und eine adäquate Forschungsstrategie bietet.
Dieses Design ermöglichte die Untersuchung der Frage nach dem 'Wie' der dauerhaften Reproduktion vernetzter Beziehungszusammenhänge vor dem Hintergrund des Wissens der beteiligten Akteure. Die empirische Forschung wurde im qualitativen Fallstudiedesign durchgeführt. Für die Wahl relevanter Untersuchungseinheiten wurde ein zweistufiges Sampling-Modell entwickelt, in dessen Rahmen die Grundgesamtheit definiert und zwei Fallbeispiele
grenzüberschreitender Projektnetzwerke bestimmt wurden. Es wurde ein Kernfall für die
Analyse bestimmt, der idealtypisch für den Untersuchungskontext grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Untersuchungsregion war. Diesem wurde ein Kontrastfall gegenübergestellt, der sich als realtypisches Beispiel für die Anwendung der Kontra stierungstechnik im
Rahmen eines Fallvergleichs gut eignete. Die Untersuchung des Kernfalls erfolgte im Rahmen teilnehmender Beobachtungen, qualitativer Interviews und Dokumentanalysen, was eine
Methoden-Triangulation ermöglichte. Die Rekonstruktion des Kontrastfalls basierte auf Daten aus qualitativen Interviews. Schriftliche Daten wurden mithilfe computergestützter Analyseverfahren bearbeitet und fallorientiert sowie fallvergleichend analysiert. Dies erfolgte in
Anlehnung an das Verfahren der strukturierten inhaltsanalytischen Zusammenfassung. Für
die Darstellung der Analyseergebnisse wurde ein stark datenorientiertes Vorgehen gewählt.
Untersuchungsdesign: qualitative Fallstudien DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen;
Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview (Stichprobe: 26).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2004-03 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Internationales Hochschulinstitut Zittau, Lehrstuhl für Sozialwissenschaften
(Markt 23, 02763 Zittau)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 03583-61-2739, e-mail: [email protected])
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[288-L] Ortmanns, Wolfgang; Albert, Anke:
Entscheidungs- und Spieltheorie: eine anwendungsbezogene Einführung, (Wissen Kompakt),
Sternenfels: Verl. Wissenschaft & Praxis 2008, 170 S., ISBN: 978-3-89673-489-1
INHALT: Die Verfasser legen eine anwendungsbezogene Einführung vor, bei der auf wenige allgemeine Erläuterungen jeweils Beispiele folgen, die zeigen, wie man konkrete Problemstellungen strukturieren kann. Die Entscheidungstheorie behandelt Spiele gegen den Zufall, die
Spieltheorie Entscheidungen bei einem oder mehreren Gegenspielern. Zunächst behandeln
die Verfasser die Entscheidungstheorie - Entscheidungen unter Unsicherheit, Entscheidungen
und Wahrscheinlichkeiten/Risiko sowie Entscheidungen und Entscheidungsnutzen. In einem
zweiten Teil wenden sie sich der Spieltheorie zu. Hier geht es um Spiele mit einem Gleichgewicht, Spiele ohne Gleichgewicht, Spiele mit mehreren Gleichgewichten, Verhandlungsspiele
sowie Spiele mit asymmetrischer Informationsverteilung (Prinzipal-Agenten-Theorie). (ICE2)
[289-F] Priller, Eckhard, Dr.sc. (Bearbeitung):
Dritter Sektor und Zivilgesellschaft
INHALT: Das Projekt schließt an die international vergleichende Forschung im Rahmen des
Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project an. Wurde in diesem Projekt vor allem
der Dritte Sektor in seiner ökonomischen Struktur erfasst, richtet sich der Schwerpunkt der
gegenwärtigen Forschungstätigkeit stärker auf die Untersuchung seines Stellenwerts für die
Zivilgesellschaft. Neben den inneren Strukturen und Wirkungsmechanismen der Organisationen steht dabei das Engagement der Bürger in den Organisationen des Dritten Sektors besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Dritte Sektor umfasst in Deutschland ein weites
Spektrum von Organisationen, das Vereine, Verbände, Stiftungen und gemeinnützige GmbHs
ebenso einschließt wie Umweltschutzgruppen und staatsbürgerliche Vereinigungen, Wirtschafts- und Berufsverbände sowie Gewerkschaften. In diesen Organisationen erfolgt rund 80
Prozent des bürgerschaftlichen Engagements der deutschen Bevölkerung. Gleichzeitig ist das
Engagement der Bürger durch starke Veränderungen gekennzeichnet. So findet immer deutlicher eine Hinwendung zu einem zeitlich begrenzten Engagement in den einzelnen Organisationen und zu projektgebundenen Aktivitäten statt. Dabei wird die Verbindung, sich mittels
der Tätigkeit in Organisationen für gesellschaftliche Anliegen einzusetzen und gleichzeitig
individuelle Motive und spezielle Interessen zu verfolgen, immer enger. Es wird deshalb untersucht, inwiefern die Organisationen des Dritten Sektors durch eine entsprechende Strukturierung ihrer Arbeit auf diese Entwicklung reagieren. Des weiteren stehen wechselseitige
Verbindungen zwischen Drittem Sektor und Staat sowie Drittem Sektor und Markt (Wirtschaftsunternehmen) im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Hierbei sollen künftig verstärkt
Kooperationen mit dem Staat sowie Unterstützungs- und Förderleistungen für den Dritten
Sektor durch Wirtschaftsunternehmen untersucht werden. Gemeinsam mit dem Institut für
Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof.Dr. Annette Zimmer) wurde in Kooperation mit europäischen Experten das Lehrbuch "The future of civil society in Central Europe. Making Central European nonprofit organizations work" erarbeitet.
Das durch die Robert Bosch Stiftung geförderte und 2004 abgeschlossene Projekt stellt praxisrelevantes Wissen für Dozenten, Studierende, Mitarbeiter und ehrenamtlich Tätige in gemeinnützigen Organisationen in Osteuropa bereit. Dabei werden die Erfordernisse eines modernen Managements von Nonprofit-Organisationen in Relation zu ihrer zivilgesellschaftli-
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chen Bedeutung und Gemeinwesenorientierung betrachtet. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland, Europa
METHODE: Theoretische Ausgangspunkte liegen in der Wohlfahrtstheorie und den Konzepten
zur Zivilgesellschaft. Es besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster (Prof.Dr. Annette Zimmer), die in verschiedenen gemeinsamen Projekten und Publikationen ihren Ausdruck findet. Weitere Kooperationen, über die vor
allem der internationale Vergleich realisiert wird, bestehen mit dem Centrum für soziale Investitionen und Innovationen an der Universität Heidelberg (Prof.Dr. Helmut K. Anheier) und
der Johns Hopkins University, Center for Civil Society Studies (Prof.Dr. Lester M. Salamon).
Die durch das Johns Hopkins Project erstellte empirische Datenbasis wird durch die Einbeziehung neuer Statistiken zum Dritten Sektor aktualisiert. Künftig sind weitere repräsentative Erhebungen bei Dritte-Sektor-Organisationen und bei Wirtschaftsunternehmen erforderlich, um
bestehende Datenlücken zu schließen und gegenwärtige Entwicklungen analysieren zu können.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Zimmer, Annette; Priller, Eckhard: Gemeinnützige Organisationen im gesellschaftlichen Wandel: Ergebnisse der Dritte-Sektor-Forschung. 2. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. f. Sozialwiss. 2007, 237 S.+++Priller, Eckhard: Spenden in Nonprofit-Organisationen: Markt oder Gestaltungselement der Zivilgesellschaft? in: Helmig, Bernd; Purtschert,
Robert; Schauer, Reinbert; Witt, Dieter (Hrsg.): Nonprofit-Organisationen und Märkte. 7. Internationales Colloquium der NPO-Forscher im März 2006 an der Universität
Freiburg/Schweiz. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2007, S. 95-108.
ART: BEGINN: 2000-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit
und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration (Reichpietschufer 50, 10785
Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[290-L] Raehlmann, Irene:
Arbeitswissenschaft und Soziologie - eine produktive Beziehung?, in: Soziologie : Forum der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 3, S. 307-315 (Standort: UuStB (Köln)38XG0236; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Bis heute ist es keineswegs selbstverständlich, Soziologie als einen integralen und
gleichrangigen Teil der Arbeitswissenschaft zu begreifen. Erst im wissenschaftshistorischen
Rückblick zeigt sich, welchen Anteil die Soziologie - namentlich Max Weber - an der Herausbildung der Arbeitswissenschaft als einer interdisziplinären Wissenschaft hat. Dieser Beitrag der Soziologie bleibt häufig verdeckt, da eine außersoziologische Thematisierung soziologischer Sachverhalte, d. h. eine Versozialwissenschaftlichung auch in der Arbeitswissenschaft verbreitet ist." (Autorenreferat)
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[291-L] Scherr, Albert:
Kapitalismus oder funktional differenzierte Gesellschaft?: Konsequenzen unterschiedlicher
Zugänge zum Exklusionsproblem für Sozialpolitik und soziale Arbeit, in: Roland Anhorn
(Hrsg.) ; Frank Bettinger (Hrsg.): Sozialer Ausschluss und soziale Arbeit : Positionsbestimmungen
einer kritischen Theorie sozialer Arbeit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 83-105,
ISBN: 978-3-531-15181-6 (Standort: UB Trier(385)-0Dln42020(2))
INHALT: Die Etablierung einer systemtheoretischen Soziologie der Sozialen Arbeit provozierte
in Fachkreisen vielfältige Einwände und eine Kritik, die nach Meinung des Autors in einer
generellen Frontstellung "Neomarxismus bzw. Kritische Theorie versus Systemtheorie" und
in einer mangelnden Auseinandersetzung mit der Theorie Niklas Luhmanns begründet ist.
Der Autor argumentiert im Interesse einer produktiven Überwindung dieser Abgrenzungslinie, dass systemtheoretische und ungleichheits- bzw. kapitalismustheoretische Betrachtungen
der Inklusions-/Exklusionsthematik sich nicht notwendig ausschließen, sondern als sich
wechselseitig ergänzende Perspektiven konstruktiv aufeinander bezogen werden können. Im
Mittelpunkt seiner Ausführungen stehen folgende Fragen: Wie viel (neo-) marxistischen Materialismus bzw. Ökonomismus benötigt eine gesellschaftstheoretisch fundierte Analyse der
als soziale Ausgrenzung bzw. Exklusion bezeichneten Phänomene? Wie viel an (neo-) marxistischem Materialismus/Ökonomismus verträgt eine solche Analyse, ohne in ein simplifizierendes Verständnis gesellschaftlicher Wirklichkeit zurückzufallen, das Sozialität auf die
Bedingungen, Formen und Folgen der materiellen Reproduktion reduziert? Hinsichtlich der
Frage, welche Bedeutung der Sozialen Arbeit bei diesem Themenkomplex zukommt, beleuchtet der Autor die individuelle Lebensführung in der modernen Gesellschaft sowie die
Formen sozialer Ausgrenzung am Beispiel von illegalisierten Migranten. (ICI2)
[292-L] Schmidinger, Heinrich; Sedmak, Clemens:
Der Mensch - ein Mängelwesen?: Endlichkeit - Kompensation - Entwicklung, (Topologien
des Menschlichen, Bd. 6), Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. 2009, 250 S., ISBN: 978-3-53417506-2
INHALT: "Eine der einflussreichsten Theorien in der philosophischen Anthropologie ist die vom
Mängelwesen Mensch. Der Mensch, so die Annahme, hat damit zu kämpfen, dass seine Natur
in vielerlei Hinsicht die eines offenen, entwicklungsfähigen, aber auch bedrohten Wesens ist.
So fehlen ihm beispielsweise die Instinkte und Verteidigungsmechanismen des Tieres. Er ist
der 'Prothesengott', der mit technischen und anderen Hilfsmitteln seine ursprüngliche Verletzbarkeit kompensieren muss. Seine ganze Kultur lässt sich als eine solche Kompensationsleistung begreifen und wir verstehen auch seine positiven Möglichkeiten besser, wenn wir die
Schwächen analysieren, die ihn begleiten. Wie weit trägt diese Theorie und was sagen in der
Gegenwart Philosophen, Theologen und Naturwissenschaftler dazu? Das wird in diesem
Sammelband lebendig und auf hohem Niveau von einschlägigen Fachleuten diskutiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heinrich Schmidinger: Mängelwesen - krankes Tier - Sackgasse der Natur. Bemerkungen zur Geschichte einer normativen Anthropologie (7-28).
Grundsätzliches - Clemens Sedmak: Einleitung (29-32); Rolf Darge, Martina Schmidhuber:
Das Mängelwesentheorem bei Arnold Gehlen (33-54); Kurt Kotrschal: Angepasst woran?
Vom Mängel- zum Konfliktwesen (55-64); Arno Sonderegger: Der Mensch - ein Mängelwesen? Reflexionen zur Geschichte der Kulturanthropologie (65-80); Thomas Macho, Heike
Zirden: Ungerechte Natur? Perspektiven der Disability Studies (81-94). Endlichkeit, Grenzen,
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Marginalisierung - Clemens Sedmak: Einleitung (95-94); Jan Assmann: Der Mensch - das
Tier, das zu viel weiß. Altorientalische Mythen zum Thema der menschlichen Endlichkeit
(99-114); Robert Schreiter: Religion als Kompensation? Zur Bewältigung von Leiden, Risiko
und Gewalt (115-128); Martin Kronauer: Zur Anthropologie von Marginalität und Ausgrenzung: Mängelwesen ohne Schutz (129-140). Verwirklichung, Kompensation, Widerstand Clemens Sedmak: Einleitung (141-144); Susan Neiman: Kein Mangel (145-158); Otfried
Höffe: Besonnenheit und Gelassenheit. Zur Lebensklugheit eines endlichen Vernunftwesens
(159-168); Elisabeth von Samsonow: Kunst als kulturelles Steuerelement der Evolution. Ältere und zeitgenössische Position der Kunstanthropologie (169-178). Offenheit, Entwicklung,
Perfektionierung - Clemens Sedmak: Einleitung (179-182); Hermann Lang: Psychologie des
menschlichen Umgangs mit Mängeln: Hemmschuh oder Antrieb? Zur Dialektik menschlicher
Mangelerfahrung (183-194); Rudolf Tippelt, Bernhard Schmidt, Manuela Pietraß: Entwicklung - Kompensation - Bildung: neue Perspektiven der pädagogischen Anthropologie (195206); Eve-Marie Engels: Der Mensch, ein Mängelwesen? Biotechniken im Kontext anthropologischer und ethischer Überlegungen (207-236); Ursula Schneider: Ich kaufe, also bin ich?
Der Mensch als Bedürfniswesen: Zur Konzeption des Mangels in den Wirtschaftswissenschaften (237-248).
[293-F] Scholz, Evi, Dr. (Bearbeitung); Wolf, Christof, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
International Social Survey Programme 2009 (ISSP 2009): Soziale Ungleichheit
INHALT: ISSP ist ein Gemeinschaftsprojekt sozialwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen
aus fünf Kontinenten. Seit 1985 wird jährlich eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zu
wichtigen Themen der Sozialwissenschaften durchgeführt. Weitere Informationen sind unter:
www.issp.org abrufbar. ZEITRAUM: 1985 ff.
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.000; Bevölkerungsumfrage in Westdeutschland; Auswahlverfahren: Zufall. Stichprobe: 500; Bevölkerungsumfrage in Ostdeutschland; Auswahlverfahren:
Zufall). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: ISSP Publikationen sind unter: www.issp.org/public.shtml abrufbar. ARBEITSPAPIERE: German ISSP Methods Reports and Study Monitoring Reports for
the ISSP sind unter www.gesis.org/forschung-lehre/gesis-publikationen/gesis-reihen/gesismethodenberichte/ (BR)abrufbar.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Postfach 122155, 68072
Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0621-1246-283, e-mail: [email protected])
[294-F] Techen, Andreas, Dipl.-Sozialökon.; Peter, Sascha, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Drobnic,
Sonja, Prof.Ph.D. (Leitung):
Networks, social capital, and gender inequalities
INHALT: Ziel dieses Forschungsprojekts ist die Analyse von Geschlechterungleichheiten im Sozialkapital im internationalen Vergleich. Sozialkapital erbringt individuelle Erträge. Verschiedene soziale Relationen (Verwandtschaftsbeziehungen vs. Bekanntschaftsbeziehungen; Bonding vs. Bridging) führen zu unterschiedlichen Zugängen zu sozialem Kapital. Es wurde wie-
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derholt festgestellt, dass die sozialen Netzwerke von Männern und Frauen sich bezüglich des
Anteils der verschiedenen sozialen Relationen unterscheiden. Entsprechend sollten auch die
Zugänge zu sozial eingebetteten Ressourcen zwischen Männern und Frauen ungleich verteilt
sein, was in der Folge eine Erklärung für ungleiche Positionen in der Sozialstruktur darstellt.
In diesem Projekt soll untersucht werden, ob Frauen und Männer unterschiedliche Formen sozialen Kapitals akkumulieren, ob Unterschiede vom jeweiligen sozialen, kulturellen und institutionellen Kontext abhängen (Wohlfahrtsstaatsregime, Länder) und welche Auswirkungen
diese Unterschiede in den jeweiligen Kontexten haben. ZEITRAUM: seit 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, USA
METHODE: Theoretischer Ansatz: Sozialkapital-Konzeptionen (Coleman, Lin, Putnam); strukturalistische Netzwerkforschung (McPherson, Smith-Lovin); Ansätze der Wohlfahrtsstaatstheorie (Esping-Andersen). Methodischer Ansatz: Sekundäranalyse von internationalen Datensätzen (ISSP, ESS etc.); Berücksichtung des sozialen, kulturellen und institutionellen Kontexts mit Hilfe von Mehrebenenmodellen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft; European Science Foundation
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung (Allende-Platz 1, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Techen, Andreas (Tel. 040-42838-6191,
e-mail: [email protected])
[295-F] Verwiebe, Roland, Dr.; Seidel, Nana (Bearbeitung); Verwiebe, Roland, Dr. (Betreuung):
Flexible Zeitstrukturen in der Dienstleistungsgesellschaft
INHALT: Das Projekt untersucht die sozialstrukturelle Dynamik, die der Flexibilisierung von
Zeitstrukturen in Dienstleistungsgesellschaften inhärent ist. Anknüpfend an die neuere Sozialstrukturforschung und die Forschung zum tertiärem Wandel werden vor allem die Folgen
zeitstruktureller Veränderungsprozesse für die Lebenssituation der Menschen thematisiert.
Empirisch lassen dabei auf der Grundlage der vorliegenden Untersuchung vier charakteristische Typen herauskristallisieren. In diesem Kontext sind nicht nur selbstbestimmte, individualisierte Zeitpioniere zu finden, wie dies aus der Ungleichheits- besonders der Lebensstilforschung abzuleiten wäre, sondern vor allem verschiedene Typen von, zeitlich gesehen,
strukturell bestimmten Berufsbiographien. Datengrundlage des Beitrags sind 20 problemzentrierte Interviews, die im Rahmen des Projekts erhoben wurden, welches seit Ende 2003 in
Berlin und Hamburg durchgeführt wird.
METHODE: Methodik; Datenerhebung: theoretical sampling, 20 Interviews; Auswertung: Typenbildung/ grounded theory. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG:
Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts.
ART: BEGINN: 2003-09 ENDE: 2009-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung (Allende-Platz 1, 20146 Hamburg); Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften,
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
7 Sonstiges
171
Bremen International Graduate School of Social Sciences Chair of Political Sociology and
Comparative Analysis of Contemporary Societies (BIGSSS) (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected])
[296-F] Wagner, Gabriele, Dr.habil.; Lindemann, Ophelia; Reuber, Christian; Schulz, Ulrike; Sieverding, Nora; Stahl, Titus (Bearbeitung); Honneth, Axel, Prof.Dr.; Günther, Klaus, Prof.Dr.;
Plumpe, Werner, Prof.Dr.; Voswinkel, Stephan, PD Dr.habil.; Welskopp, Thomas, Prof.Dr. (Leitung); Plumpe, Werner, Prof.Dr.; Welskopp, Thomas, Prof.Dr.; Honneth, Axel, Prof.Dr. (Betreuung):
Strukturwandel der Anerkennung im 21. Jahrhundert (Verbundprojekt)
INHALT: Anerkennung ist ein Schlüsselbegriff unserer Zeit. Gesellschaftliche Konflikte werden
von den Beteiligten meist nicht nur als Kämpfe um materielle Besserstellung beschrieben,
sondern ebenso als Kämpfe um Anerkennung. Menschliches Sozialverhalten wird auch vom
Bemühen motiviert, emotionale Zuwendung, Achtung, Respekt und individuelle Wertschätzung zu erlangen. Die Erfüllung von Anerkennungsbedürfnissen ist eine notwendige Bedingung für die Ausbildung unbeschädigter intersubjektiver Beziehungen und personaler Identität. Anerkennung lässt sich nicht als eine einheitliche Einstellung konzeptualisieren, sondern
tritt in Form von mehreren irreduziblen Varianten auf. Das Projekt geht von drei komplementären "Anerkennungssphären" aus, denen drei verschiedene "Anerkennungsmodi" entsprechen: In den Systemen von Recht und Politik wird ein formalistisch-allgemeiner Anspruch
auf Anerkennung realisiert; im Arbeits- und Berufsleben geht es um die Anerkennung von
kollektiven Besonderheiten; in Familie und Partnerschaft sucht das Individuum Anerkennung
seiner unverwechselbaren Einzigartigkeit. In historischer Perspektive wird das komplexe, intern differenzierte System der Anerkennung als ein zentrales Charakteristikum der abendländischen Moderne verstanden, das aus vielfältigen Ausdifferenzierungsprozessen einer vormals einheitlichen Ehrsemantik hervorgegangen ist. Die Rekonstruktion seiner Historizität
untersucht die konkreten historischen Umbrüche seit 1750, auf die die Ausdifferenzierung der
Anerkennungsbeziehungen reagiert hat, und bildet die Grundlage für zeitdiagnostische Analysen aktueller Veränderungen, die sowohl die Sphärendifferenzierung als auch die in ihnen
verwirklichten Anerkennungsformen betreffen. Die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in den jeweiligen sozialen Kontexten zu beobachtenden Funktionsverluste und Anerkennungskämpfe
können zur gesellschaftsdiagnostischen These gebündelt werden, dass das Gleichgewicht der
sozialen Gewährung generalisierter und individualisierter Anerkennung, die die dreifache
Sphärendifferenzierung in der Moderne zu leisten beanspruchte, in Auflösung begriffen ist
und dass innerhalb der jeweiligen Anerkennungssphären um eine neue Balance zwischen generalisierten und individualisierten Ansprüchen gekämpft wird. Dieser empirische, in seinen
konkreten Ausprägungen zu untersuchende Befund wirft grundlegende Legitimationsfragen
auf: Welche normativen Ansprüche werden zu Recht, welche zu Unrecht erhoben? Welche
sozialen Kämpfe sind auf genuine Verletzung und Missachtung zurückzuführen, welche überspannt oder verfehlt? Das Projekt ist unterteilt in drei große Teilprojekte. Das erste Teilprojekt beschäftigt sich mit der Sozialgeschichte der Anerkennung; das zweite ist mit dem Strukturwandel der Sphären der Anerkennung zu Beginn des 21. Jahrhunderts, insbesondere in den
Bereichen des Rechts, der Wirtschaft und der Arbeit, befasst; das dritte schließlich erarbeitet
Kategorien für eine normative Reflexion von Anerkennungsansprüchen. Bei dem Projekt han-
172
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
7 Sonstiges
delt es sich um einen Verbund von Forschungsprojekten und Dissertation. ZEITRAUM: 18.19. Jahrhundert, 20.-21. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
METHODE: Das Forschungsprojekt bringt historiographische, juristische, soziologische und philosophische Fragestellungen in der Erforschung einer zentralen Gegenwartskategorie zusammen. Dabei stellt es sich in die Forschungstradition der kritischen Theorie. Gegenüber der in
Frankfurt bisher geleisteten Anerkennungsforschung sind drei auch methodische Neuorientierungen zu nennen: Erstens soll der methodische Zuschnitt des geschichtswissenschaftlichen
Teilprojekts zeigen, dass die Appropriation eines komplexen Anerkennungsbegriffs auch aus
dem Inneren einer systemtheoretischen, auf das Verhältnis von Gesellschaftsstruktur und Semantik konzentrierten Perspektive heraus sinnvoll und historisch stichhaltig ist. Zweitens
wird der in der bisherigen Forschung unterbestimmt gebliebene Beitrag, den der Integrationsmodus des positiven Rechts zu gesamtgesellschaftlichen Anerkennungsverhältnissen leistet,
herausgearbeitet. Drittens stellt der projektierte Entwurf eines moralphilosophischen Ansatzes
einen ersten Schritt dar, die vielfach angemahnte Unterscheidung zwischen sozialphilosophischer Beobachtung und normativer Beurteilung in der Anerkennungstheorie zu verankern.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Honneth, Axel: Arbeit und Anerkennung. Versuch einer Neubestimmung. in: polar, 2008, H. 4, S. 13-20.+++Honneth, Axel: Philosophie als Sozialforschung. Die Gerechtigkeitstheorie von David Miller. Vorwort zu: Miller, David: Grundsätze
sozialer Gerechtigkeit. Frankfurt/ New York: Campus Verl. 2008, S. 7-25.+++Honneth, Axel:
Reconnaissance et reproduction sociale. in: Payet, Jean-Paul; Battegay, Alain (Hrsg.): La reconnaissance à l'épreuve. Explorations socio-anthropologiques, Villeneuve d'Ascq: Presses
Universitaires du Septentrion 2008, S. 45-58.+++Stahl, Titus: Practices, norms, and recognition. in: Human Affairs, 17, 2007, 1, S. 10-21.+++Wagner, Gabriele: "Zumindest läuft der Laden" - Ergebnisorientierung, Pflichtethos und die Unsichtbarkeit des Alltagsgeschäfts. in:
Ludwig, Joachim (Hrsg.): Lernender Forschungszusammenhang. Ein interdisziplinäres und
praxisorientiertes Forschungsverfahren. Bielefeld: Bertelsmann Verl. 2008, S. 223-238.+++
Welskopp, Thomas: Schwere Arbeit - harte Arbeit. Zur "Anerkennung" montanindustrieller
Arbeit. in: Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, 1, 2008, S. 17-22.
ART: BEGINN: 2007-03 ENDE: 2010-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen
Stiftung
INSTITUTION: Institut für Sozialforschung -IfS- an der Universität Frankfurt am Main (Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Honneth, Axel (Prof.Dr. Tel. 069-756183-0, e-mail: [email protected])
[297-F] Wenninger, Andreas, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Heintz, Bettina, Prof.Dr. (Leitung):
Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität
INHALT: keine Angaben
METHODE: Das Graduiertenkolleg "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von
Globalität" besteht seit 2003. Es befindet sich gegenwärtig in der dritten Antragsphase. In den
vergangenen sechs Jahren wurden insgesamt 39 Graduierte aus unterschiedlichen Disziplinen
(Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialanthropologie, Religionswissenschaft und Geschichtswissenschaft) in das Graduiertenkolleg aufgenommen. Im Rahmen des Graduiertenkollegs
sind bislang zehn Dissertationen und verschiedene Sammelbände entstanden. Das Graduiertenkolleg geht von der Annahme aus, dass sich in den letzten 200 Jahren ein globaler Zusammenhang - eine "Weltgesellschaft" - herausgebildet hat, die für die Sozialwissenschaften
einen eigenständigen Untersuchungsgegenstand darstellt. Im Mittelpunkt des Graduiertenkol-
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7 Sonstiges
173
legs steht die Frage, wie und unter welchen Bedingungen sich weltgesellschaftliche Strukturen herausbilden und auf welche Weise sie auf regionale und lokale Strukturen zurückwirken.
Damit ist gleichzeitig die Annahme verbunden, dass alle Ereignisse, wie lokal sie sich auch
immer präsentieren, auf diesen weltgesellschaftlichen Zusammenhang zu beziehen und im
Idealfall aus ihm zu erklären sind. Um die Dynamiken der Herstellung von Globalität in komparativer Perspektive zu untersuchen, wird zwischen zwei Formen gesellschaftlicher Differenzierung unterschieden, die quer zueinander stehen: zwischen der funktionalen Differenzierung in unterschiedliche Teilbereiche (Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Politik etc.) und
der Differenzierung in unterschiedliche Ebenen der Sozialorganisation (Interaktion, Organisation, Netzwerke, Weltgesellschaft). Die Frage nach der Herstellung und Repräsentation von
Globalität wird im Rahmen von drei Forschungsschwerpunkten untersucht: 1. soziale Mikrostrukturen: interaktionstheoretische Perspektiven auf den Globalisierungsprozess; 2. Organisationen und Netzwerke als Träger von Globalisierungsprozessen; 3. globale Semantiken:
Die Repräsentation von Globalität. Das Graduiertenkolleg ist Teil des Instituts für Weltgesellschaft und in die Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) integriert, die
durch die Exzellenzinitiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Siehe unter: www.uni-bielefeld.de/(de)/soz/iw/graduiertenkolleg/
publikationen.html . ARBEITSPAPIERE: Siehe unter: www.uni-bielefeld.de/(de)/soz/iw/publikationen/workingpapers.html .
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2012-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität"
(Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-106-2659, e-mail: [email protected])
[298-L] Winkler, Michael:
Formationen der Ausgrenzung: Skizzen für die Theorie einer diskursiven Ordnung, in:
Roland Anhorn (Hrsg.) ; Frank Bettinger (Hrsg.): Sozialer Ausschluss und soziale Arbeit :
Positionsbestimmungen einer kritischen Theorie sozialer Arbeit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 107-127, ISBN: 978-3-531-15181-6 (Standort: UB Trier(385)0Dln42020(2))
INHALT: In einer "Moderne ohne Illusionen" bieten die Schemata von systematisch/funktional,
Inklusion/Exklusion oder Integration/Ausgrenzung nach Meinung des Autors keine angemessene Grundlage für eine Theorie und ein Verständnis der Sozialen Arbeit. Es bildet sich vielmehr eine Formation heraus, in welcher die diskursiven Praktiken der Ausgrenzung, Disziplinierung und des Ausschlusses neu geordnet werden müssen. In den kapitalistischen Gesellschaften der Gegenwart nehmen prekäre Lebenssituationen dramatisch zu und das Elend der
Welt wird zum Normalfall gerade in reichen Gesellschaften. Zugleich verfestigt sich das Dispositiv der Ausgrenzung und des Ausschlusses und wird zu einem totalen Mechanismus, der
sich in wenigstens sieben unterscheidbaren Formationen präsentiert, welche eine Steigerung
und Intensivierung andeuten: Die Ausgrenzung schreitet nicht nur nach innen voran, während
sie außen zugleich verschwindet. Vielmehr wird sie dabei zunehmend von den Subjekten
selbst praktiziert. Der Autor nimmt eine kritische Betrachtung von sieben Formationen der
Ausgrenzung vor: Fortbestand von alten Strategien, Kontrolle der Öffentlichkeit, Ausgren-
174
soFid Allgemeine Soziologie 2009/2
7 Sonstiges
zung durch Skandalisierung, Liberalisierung und "Gefängnisgesellschaft", Subjektivierung im
Medium des Flüssigen, die Rückkehr der "Scheibenwelt" und der "Oblivionismus". (ICI2)
Register
175
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
177
Personenregister
A
Adloff, Frank 157
Alber, Jens 248
Albert, Anke 288
Albert, Gert 238
Allolio-Näcke, Lars 90
Ammon, Ulrich 249
Angermüller, Johannes 273
Aulenbacher, Brigitte 250
B
Backes, Uwe 251
Baier, Christian 284
Baier, Walter 158
Bammé, Arno 159
Barboza, Amalia 160
Basaure, Mauro 161
Bauman, Zygmunt 48
Baur, Nina 1
Baurmann, Michael 162
Beck, Ulrich 70, 71
Becker, Simone 163
Becker-Schmidt, Regina 72
Beckert, Jens 2
Beetz, Michael 49
Belz, Michael 252
Berger, Michael 164
Best, Heinrich 3, 4
Beyer, Michael 165
Bienfait, Agathe 238
Boer, Dick 166
Bohn, Cornelia 73
Bohrer, Karl Heinz 167
Bonacker, Thorsten 5
Bongaerts, Gregor 168
Boos, Margarete 252
Borch, Christian 169
Bosch, Aida 253
Boyer, Christoph 132
Brankel, Jürgen 170
Braun, Norman 6, 133
Brink, Henning van den 74
Brock, Ditmar 7
Brodocz, André 8
Brügger, Niels 171
Brugger, Winfried 254
Brunkhorst, Hauke 115
Bude, Heinz 75
Budowski, Monica 50
Bührmann, Andrea D. 257
Burri, Regula Valérie 9
Burzan, Nicole 76
Buskens, Vincent 227
C
Calder, Gideon 51
Camdessus, Michel 63
Carson, Marcus 259
Castellani, Brian 172
Chanos, Antonis 77
Clemens, Lukas 255
Compagna, Diego 256
D
Dahrendorf, Ralf 116
Dangschat, Jens S. 78
Decker, Oliver 10
Demirovic, Alex 79
Derpmann, Stefan 173
Detel, Wolfgang 52
Deutschmann, Christoph 117
Diaz-Bone, Rainer 174
Diefenbach, Heike 7
Dietrich, Christian 11
Dittmar, Norbert 249
Djemili, Anissa 80
Dorn, Franz 255
Douzinas, Costas 53
Drennig, Manfred 134
Drobnic, Sonja 294
Duarte, Rodrigo 175
Dyk, Silke van 176
E
Egloff, Rainer 177
Embacher, Serge 54
Embree, Lester 217
Engel, Gisela 118
Ernst, Christoph 81
Ernst, Stefanie 257, 258
178
Eßbach, Wolfgang 178
Esser, Andrea Marlen 262
Etzrodt, Christian 135
Euler, Mark 136
F
Farzin, Sina 179
Fechner, Rolf 180
Fein, Elke 119
Fetcher, Irving 181
Fietze, Beate 120
Fischer, Karsten 82
Flam, Helena 259
Fliegner, Florian 248
Francot-Timmermans, Lyana 55
Frank, Cornelia 265
Freese, Jan 136
Freitag, Markus 260
Fritze, Lothar 261
Fröhlich, Dieter 182
G
Gabriel, Oscar W. 155
Gebhard, Gunther 137
Gehmacher, Ernst 138
Geisler, Oliver 137
Georgieva, Christina 183
Gertenbach, Lars 83
Gestrich, Andreas 255
Ghosh, Peter 184
Goffman, Erving 139
Grave, Tobias 10
Greshoff, Rainer 5, 12, 185
Greve, Jens 34
Groß, Dominik 262
Grümer, Karl-Wilhelm 263
Grundmann, Matthias 264
Günther, Klaus 296
H
Hacke, Jens 56
Hadler, Markus 84
Hafferty, Frederic William 172
Haller, Max 85
Harnisch, Sebastian 255, 265
Härpfer, Claudius 186
Hauck, Gerhard 57
Haug, Wolfgang Fritz 187
Haverkamp, Alfred 255
Personenregister
Hein, Stephan 188
Heinen, Heinz 255
Heinrich, Horst-Alfred 266
Heintz, Bettina 297
Heitmeyer, Wilhelm 88
Helbling, Jürg 189
Heller, Daniel 190
Herkenrath, Mark 121
Herkommer, Sebastian 86
Herrschaft, Felicia 267
Hillebrandt, Frank 268
Hitzler, Ronald 58
Hofmann, Maria 11
Holldorf, Michael 59
Hondrich, Karl Otto 191
Honer, Anne 58
Honneth, Axel 296
Hoyer, Timo 13
Huchler, Andreas 270
Huinink, Johannes 87
I
Imbusch, Peter 88
Imhof, Kurt 122
Iorio, Marco 192
J
Jäckel, Michael 193
Jaeggi, Rahel 269
Jansen, Stephan A. 270
Joas, Hans 194
Jobst, Solvejg 89
Jonas, Michael 14
Jung, Arlena 195
Jung, Katja 271
Jung, Matthias 277
Junge, Matthias 7
K
Kabalak, Alihan 196
Kaesler, Dirk 197
Kalscheuer, Britta 90
Kamphausen, Georg 272
Käsler, Dirk 198
Kauppert, Michael 199
Keat, Russell 60
Keim, Wiebke 15
Keller, Boris 91
Keller, Reiner 273
Personenregister
Kessl, Fabian 16
Kestel, Christine 274
Khamneifar, Cyrus 123
Klingemann, Carsten 275
Klinger, Cornelia 92
Knapp, Gudrun-Axeli 92
Kneer, Georg 17, 200
Knight, Kelvin 201
Knöbl, Wolfgang 194
Knoblauch, Hubert 140
Knorr Cetina, Karin 141
Kohli, Martin 93
Kohlstruck, Michael 266
König, Claudia 121
Kornai, János 202
Korte, Hermann 1
Krämer, Klaus 203
Kron, Thomas 18
Krotz, Friedrich 204
Kruse, Volker 205
Kuhn, Oliver 276
Künemund, Harald 93
L
Ladenthin, Volker 142
Lang, Susanne 54
Langenohl, Andreas 19, 20
Lehmann, Hartmut 206
Leichsenring, Jan 277
Leist, Anton 207
Lengfeld, Holger 94
Lepsius, M. Rainer 95
Leschke, Martin 66
Lessenich, Stephan 176
Leuenberger, Christine 140
Lichtblau, Klaus 21, 160, 267
Lindemann, Gesa 96
Lindemann, Ophelia 296
Linden, Marcel van der 97
Lindner, Diana 278
Loewe, Marie-Noelle 279
Loiperdinger, Martin 255
Lösch, Bettina 208
Loute, Alain 61
Löw, Martina 1
Ludwig, Christiane 280
Luhmann, Niklas 62, 98
179
M
Mai, Manfred 193
Mammey, Ulrich 99
Manderscheid, Katharina 100
Marchart, Oliver 101
Markgraf, Rainer 136
Marx, Johannes 281
Marxhausen, Thomas 209
Mattheier, Klaus J. 249
Mau, Steffen 102, 103, 283
Maull, Hanns W. 255, 265
Maurer, Andrea 210
Mayntz, Renate 282
Mewes, Jan 283
Miebach, Bernhard 143
Minnerath, Roland 63
Moebius, Stephan 22, 23, 211
Möller, Hans-Georg 212
Morcillo, Álvaro 213
Mordt, Gabriele 165
Motel-Klingebiel, Andreas 93
Müller, Hans-Peter 124, 214
Müller, Michael Rudolf 24
Müller, Stefan 215
Müller-Doohm, Stefan 216
Münch, Richard 284, 285
N
Nassehi, Armin 271, 274
Nasu, Hisashi 217
Neckel, Sighard 104, 218
Neidhardt, Friedhelm 25
Nerlich, Torben 248
Neuhouser, Frederick 219
Niggemeyer, Lars 220
Nnoruka, Sylvanus Ifeanyichukwu 64
Nogueira, Marc Philipp 40
Nollert, Michael 50
Nonhoff, Martin 273
Nowak, Jürgen 286
O
O'Neill, John 221
Odziemczyk, Angelika Joanna 287
Opitz, Sven 105
Opp, Karl-Dieter 26
Ort, Claus-Michael 27
Ortmanns, Wolfgang 288
180
P
Papilloud, Christian 157, 229
Paterson, John 65
Peter, Lothar 125, 222
Peter, Sascha 294
Petzke, Martin 246
Pfadenhauer, Michaela 58
Philipp, Thomas 223
Philippopoulus-Mihalopoulus, Andreas
224
Pichlbauer, Michaela 225
Pies, Ingo 66
Plumpe, Werner 296
Pönisch, Elisabeth 11
Posch, Klaus 106
Preyer, Gerhard 28, 67
Priddat, Birger P. 196, 226
Priller, Eckhard 289
Prisching, Manfred 107
Psathas, George 217
R
Raehlmann, Irene 290
Raphael, Lutz 255
Rapic, Smail 29
Raub, Werner 227
Reuber, Christian 296
Reutlinger, Christian 16
Richter, Peter 126
Ritsert, Jürgen 30, 228
Rohlinger, Maria 263
Rol, Cecile 229
Rosner, Siegfried 127, 225
Rössel, Jörg 144
Roßteutscher, Sigrid 145
Roth, Felix 146
Ruda, Frank 108
S
Schäfer, Monika 109
Schäfers, Bernhard 230
Scheffer, Thomas 31
Scherr, Albert 291
Scheu, Johannes 231
Scheuerman, William E. 68
Scheufele, Bertram 232
Scheve, Christian von 110
Schimank, Uwe 5, 32, 278
Schladitz, Christian 11
Personenregister
Schlobinski, Peter 147
Schmid, Hans Bernhard 148
Schmidinger, Heinrich 292
Schmidt, Robert 31
Schnabel, Annette 34
Schnabel-Schüle, Helga 255
Schneider, Bernhard 255
Schneider, Wolfgang Ludwig 33
Schnettler, Bernt 140
Scholtz, Hanno 121
Scholz, Evi 293
Schöneck, Nadine M. 32
Schröder, Torsten 87
Schroer, Markus 1, 17
Schröter, Steffen 137
Schubert, Christoph 11
Schubert, Hans-Joachim 233
Schultheis, Franz 149
Schulz, Ulrike 296
Schulz-Schaeffer, Ingo 150
Schützeichel, Rainer 34, 280
Schweikard, David P. 148
Schweizer, Stefan 234
Schwinn, Thomas 35
Sedmak, Clemens 292
Seidel, Nana 295
Seifert, Wolfgang 36
Seubert, Harald 235
Seubert, Sandra 151
Shire, Karen 256
Sieverding, Nora 296
Sigmund, Steffen 238
Silinski, Michael 236
Sintomer, Yves 237
Skrobanek, Jan 89
Soeffner, Hans-Georg 37, 69
Sparn, Walter 81
Sporer, Helga 128
Srubar, Ilja 217
Stachura, Mateusz 238
Stäheli, Urs 169
Stahl, Titus 296
Steinvorth, Ulrich 239
Stichweh, Rudolf 38, 111
Stieglitz, Heinrich 39
Strehle, Samuel 240
Sukale, Michael 241
Sutter, Tilmann 152
Sutterlüty, Ferdinand 104
Personenregister
Szydlik, Marc 93
T
Tarde, Gabriel de 242
Techen, Andreas 294
Tellmann, Ute 112
Ten Brink, Tobias 40
Terpe, Sylvia 113
Terrier, Jean 243
Thaa, Winfried 255
Tommek, Heribert 244
Trallori, Lisbeth N. 158
Traunmüller, Richard 260
Treibel, Annette 245
Trudgill, Peter 249
Türk, Klaus 114
Tyrell, Hartmann 129, 246
U
Uebel, Thomas 221
Uerlings, Herbert 255
V
Verwiebe, Roland 102, 295
Vester, Heinz-Günter 41
Vigso, Orla 171
Vobruba, Georg 42
Vogel, Berthold 153
Volken, Thomas 121
Voswinkel, Stephan 296
Vries, Ubaldus R.M.T. de 55
W
Wagner, Gabriele 296
Wagner, Gerhard 43
Wagner, Hedwig 81
Weber, Derek 158
Weiß, Johannes 154
Welskopp, Thomas 296
Wenninger, Andreas 297
Wesche, Tilo 269
Westle, Bettina 155
Wiedemann, Rainer E. 130
Wiehn, Erhard Roy 247
Willems, Herbert 44, 45
Winkler, Michael 298
Wolf, Christof 293
Wolf, Gerhard 255
181
Z
Zander, Norbert 47
Ziem, Alexander 273
Zifonun, Darius 24, 69
Zintl, Reinhard 131
Zmerli, Sonja 156
Sachregister
183
Sachregister
A
Abendroth, W. 208
Absolutismus 251
abweichendes Verhalten 41, 73, 88, 142
Adorno, T. 7, 40, 79, 173, 175, 190, 207,
215
Afrika 15, 64, 276
Agrarsoziologie 235
AIDS 259
Akteur 42, 51, 61, 100, 110, 113, 126,
144, 174, 185, 189, 203
Aktionsforschung 127, 138
aktivierende Arbeitsmarktpolitik 42, 75
Aktivität 61, 93, 201
Aktualität 169
Akzeptanz 95
Algerien 149
allgemeine Soziologie 39
Alltag 21, 43, 113, 253, 283
Alltagsbewusstsein 217
Alltagskultur 21
Alltagstheorie 113, 276
Alltagswissen 217
alte Bundesländer 93, 155
Alter 45, 93
alter Mensch 93
Altern 1, 93, 191
Alternative 86, 239
Altersstruktur 102
Amt 238
Analyseverfahren 3
Anarchie 189
angewandte Wissenschaft 15, 249
Anomie 88, 99, 189
Anonymität 131
Anspruchsdenken 278
Antagonismus 101
Anthropologie 178, 199, 204, 292
Antikapitalismus 10
Antike 196, 238
Anwendung 43, 185
Arbeit 1, 32, 94, 125, 131, 173, 196, 220,
222, 296
Arbeiterbewegung 158
Arbeitsbereich 275
Arbeitskraft 42
Arbeitsloser 253
Arbeitslosigkeit 75, 102
Arbeitsmarkt 75, 85, 87, 102, 121
Arbeitsmarktpolitik 86
Arbeitssoziologie 174, 250
Arbeitsteilung 131
Arbeitswelt 48, 63, 117
Arbeitswissenschaft 290
Architektur 78
Architektursoziologie 78
Arendt, H. 208, 220
Argumentation 79, 215, 228, 231
Aristoteles 13, 196, 201
Armut 75, 83, 86, 106, 220, 231, 253, 255
Asien 36
Askese 116
Assimilation 69, 99
Ästhetik 21, 167, 169, 175
Aufklärungszeitalter 30, 154
Auftragsforschung 285
Ausbildung 95
Ausländer 99, 104
Außenpolitik 107, 265
außeruniversitäre Forschung 275
Ausstellung 21
Austauschtheorie 133, 136
Austromarxismus 158
Authentizität 233
Autonomie 15, 42
Autopoiesis 163, 224, 234
Autoritarismus 251
B
Bahro, R. 97
Barbarei 98, 224, 245
Basisdemokratie 54
Bauer, O. 158
Bauman, Z. 48
Bayern 225
Bedeutung 20, 27
Bedrohung 279
Befragung 293
Befreiung 131
Begriffsbildung 122, 183, 229
184
Benjamin, W. 226
Berlin 295
Beruf 32, 43, 117, 206
berufliche Sozialisation 43
berufliches Selbstverständnis 32, 43, 267
Berufsanfänger 32
Berufsausübung 32
Berufsbild 32
Berufserwartung 32
Berufsfeld 286
Berufsgruppe 93
Berufsmobilität 85
Berufsnachwuchs 273
Berufsorientierung 43
Berufsstruktur 85, 102
Berufsverband 289
Berufsverlauf 230, 295
Berufsvorbereitung 43
Berufswahl 43
Berufswandel 102
Berufswunsch 43
Beschäftigung 85, 93
Beschäftigungssystem 85
Betrieb 126
Bevölkerung 87, 95, 102, 107
Bevölkerungsentwicklung 85, 87
Bevölkerungsstruktur 87
Bewusstsein 229
Bibel 13
Bild 9, 21
Bildung 10, 13, 45, 102, 107
Bildungschance 74
Bildungsverlauf 216
Bildungswesen 85, 121, 142
Bindung 41, 66, 141, 211
Bioethik 195
Biographie 158, 181, 191, 199, 230, 245
Biologie 112, 193
Biopolitik 112, 178, 231
Biotechnik 292
Bloch, E. 10
Börse 235
Bourdieu, P. 2, 14, 16, 19, 73, 78, 89, 91,
100, 104, 126, 133, 145, 149, 151,
168, 208, 218, 240, 244, 268
Brasilien 175
Brief 181
Buber, M. 247
Buch 284
Sachregister
Bundesrepublik Jugoslawien 259
Bürger 61, 289
Bürgerbeteiligung 54, 156
Bürgerbewegung 54, 156
Bürgerinitiative 54, 156
bürgerliche Gesellschaft 124, 131
bürgerliche Wissenschaft 269
bürgerschaftliches Engagement 54, 124,
145, 156
Bürgertum 124
Bürokratie 97, 246
Bürokratisierung 246
C
Cassirer, E. 23, 168, 217
Chancengleichheit 208
Charisma 183, 203, 238
Chicago-Schule 7
China 225
Christ 13
Christentum 63
Coleman, J. 91, 133, 145, 146
Computerspiel 173
Comte, A. 170
Contrat Social 54
Corporate Citizenship 54, 259
Corporate Identity 259
Cultivation Theory 154
Cultural Studies Approach 22, 23, 204
D
Dahrendorf, R. 153
DDR 187, 197
Deduktion 6
Demokratie 42, 77, 128, 145, 151, 155,
156, 165, 183, 202, 208, 265, 271,
279
Demokratieverständnis 145, 191
Demokratisierung 82
Denken 30, 83, 108, 112, 177, 193, 220
Dependenztheorie 15, 213
Deregulierung 48, 125
Derrida, J. 240
Desorientierung 88
Determinismus 152
Deutsche Gesellschaft für Soziologie 176,
198
Deutschland 23
deutschsprachige Schweiz 248
Sachregister
Deutung 5, 20, 193, 194, 222
Diagnose 223
Diagnostik 153
Dialekt 215
Dialektik 10, 228
dialektischer Materialismus 173, 215
Dialog 5, 247
Dienstleistungsgesellschaft 295
Differenzierung 35, 56, 82, 92, 93, 98,
108, 169
Digitalisierung 173
Diktatur 251
Diskurs 14, 24, 73, 79, 83, 89, 90, 92,
101, 105, 122, 167, 176, 198, 273,
276, 298
Diskussion 15, 19, 52, 83, 188
Disziplin 83
Diversifikation 41
Dominanz 15, 94
Drittes Reich 176, 275
Dritte Welt 182
Drogenkriminalität 78
Drogenpolitik 78
Durkheim, E. 88
Dynamik 125, 225
E
Ehe 45
Ehre 139
Ehrenamt 54, 155, 156
Eigentum 93, 196, 264
Einfluss 91, 205
Einkommen 95
Einkommensunterschied 121
Einkommensverhältnisse 84
Einstellung 262
Elias, N. 245, 258
Elite 11, 32, 48, 100, 103, 225, 274
Eliteforschung 156
Emergenz 282
Emigration 32, 245
Emotionalität 110, 113, 134, 144
Empirie 4, 221, 227
empirische Forschung 221
empirische Sozialforschung 3, 221, 227,
256
Engagement 93, 145, 156, 289
Engels, F. 16, 197
Enkulturation 27, 99
185
Entfremdung 131, 269
Entgrenzung 90
Entscheidung 68, 126
Entscheidungsfindung 252
Entscheidungstheorie 288
Entstaatlichung 103
Erbschaft 264
Erfahrung 43, 95, 211
Erfindung 169
Erinnerung 5, 137
Erkenntnis 39
Erkenntnisinteresse 4, 37, 230, 272
Erkenntnistheorie 152, 170, 225
Erklärung 16, 18, 26, 34, 104, 116, 232
Erlebnisgesellschaft 44
Erste Republik 85, 158
Erwerbsarbeit 102
Erwerbsbeteiligung 102
Erwerbslosigkeit 253
Erziehung 28, 45
Eschatologie 222
Eskalation 5
Essverhalten 21, 32
Ethik 10, 51, 60, 81, 116, 128, 165, 170,
184, 196, 201, 206, 210, 225, 229,
238, 277, 292
Ethikunterricht 10
ethnische Beziehungen 45, 88
ethnische Gruppe 45, 64
Ethnizität 1, 67, 92
Ethnologie 32, 149, 182, 199
Ethnomethodologie 7
EU 95, 102, 103, 191, 225, 259, 265
Europa 30, 56, 102, 255, 289
europäische Identität 11, 56
europäische Integration 107
Europäisierung 102, 103
Eurozentrismus 15
Evaluation 248, 263, 284, 285
Event 44, 58, 114
Evolution 28, 169
Evolutionstheorie 58
Exklusion 11, 60, 73, 75, 76, 77, 78, 79,
83, 88, 98, 101, 105, 106, 108, 112,
179, 224, 231, 253, 255, 291, 292,
298
F
Fachliteratur 25, 89, 248, 263
186
Falsifikation 6
Familie 1, 45, 63, 64, 102, 189, 219
Familie-Beruf 11
Familienangehöriger 93
Familienarbeit 11
Faschismus 11
Feldtheorie 168, 218, 244
Feminismus 72, 92, 109, 250
Fernsehen 137
Figuration 143, 245, 258
Film 182
Finanzmarkt 117
Flexibilität 125, 295
Folter 53, 68
Förderungsprogramm 25
formale Soziologie 229
Forschung 2, 9, 25, 46, 73, 113, 119, 172,
231, 248, 249, 267, 284, 285
Forschungsansatz 16, 17, 43, 59, 90, 92,
100, 119, 122, 126, 142, 147, 159,
169, 172, 174, 183, 191, 199, 208,
222, 227, 230, 231, 240, 244
Forschungseinrichtung 25, 284
Forschungsergebnis 19, 25, 248, 263
Forschungsgegenstand 9, 17, 35, 37, 172,
176, 198, 199, 230, 249, 272
Forschungspraxis 46
Forschungsprojekt 25
Forschungsschwerpunkt 16
Forschungsstand 10, 11, 16, 23, 25, 73,
76, 265
Forschungsumsetzung 43
Fortschritt 118, 222, 226
Foucault, M. 14, 73, 79, 83, 112, 269
Frankfurter Schule 2, 7, 22, 190, 221, 239
Frankreich 161, 174, 265
Frau 35, 250
Frauenforschung 250
Freiheit 29, 48, 153, 208, 219, 220, 233,
236, 241, 279
Freiheitsrecht 279
Freiwilligkeit 145
Freizeitverhalten 173
Fremdbild 107
Fremdheit 182, 211, 255
Freud, S. 13
Freundschaft 147, 270
Frieden 194
funktionale Differenzierung 38, 44, 77,
Sachregister
96, 98, 111, 115, 126, 195, 234, 280,
291
Funktionalismus 5, 8
Funktionsanalyse 33
Fußball 69, 245
G
Gadamer, H. 33
Gedächtnis 28, 169
Gedenktag 137
Gefühlsarbeit 56
Gegenwart 28
Geheimhaltung 229
Gehlen, A. 23, 292
Geisteswissenschaft 273
Geld 2, 21, 117, 134, 196, 240
Geldtheorie 117
Geldwirtschaft 21
Gemeinschaft 41, 45, 48, 57, 58, 59, 154
Genealogie 269
Generation 120, 264
Generationenverhältnis 93
Gerechtigkeit 51, 53, 55, 59, 60, 66, 113,
121, 201, 233, 236, 240, 254
Geschichtsbild 169, 266
Geschichtsphilosophie 29, 154, 169, 222,
226
Geschichtsschreibung 194, 266
Geschichtswissenschaft 3, 4, 132
Geschlecht 1, 35, 45, 72, 92, 93, 250, 294
Geschlechterforschung 35, 92, 225, 250
Geschlechterverhältnis 10
geschlechtsspezifische Faktoren 45, 93,
294
Geselligkeit 21
Gesellschaft 2, 7, 10, 11, 18, 23, 24, 27,
30, 33, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43,
44, 48, 49, 59, 61, 62, 73, 76, 79, 83,
88, 91, 101, 107, 110, 111, 119, 134,
141, 152, 159, 181, 182, 207, 211,
220, 223, 229, 242, 243, 245, 247,
262, 271, 272, 280, 286, 291, 297,
298
gesellschaftliches Bewusstsein 243
Gesellschaftsbild 11, 69, 104, 125, 153,
169
Gesellschaftskritik 7, 42, 60, 123, 125,
131, 153, 190, 247, 269
Gesellschaftsordnung 24, 55, 110, 115,
Sachregister
219, 233, 255, 298
Gesellschaftspolitik 66, 234
Gesellschaftstheorie 2, 8, 12, 17, 29, 35,
39, 40, 51, 152, 153, 154, 164, 194,
207, 212, 220, 232, 234, 239, 246,
250
Gesellschaftswissenschaft 219, 228
Gesetzgebung 53, 65
Gesetzmäßigkeit 169
Gesprächsanalyse 33
Gewalt 33, 58, 116, 131, 142, 194
Gewaltbereitschaft 142
Gewerkschaft 289
Gewissen 261
Ghetto 48
Giddens, A. 8, 14
Glaube 223
Gleichgewicht 288
Gleichgewichtsmodell 288
Gleichgewichtstheorie 288
Gleichheit 32, 48
globaler Wandel 116
Global Governance 63, 225
Globalisierung 1, 28, 43, 50, 55, 57, 63,
75, 77, 88, 100, 109, 115, 117, 121,
128, 154, 175, 271, 276, 297
Glück 13, 239
Goffman, E. 140
Gouvernementalität 83, 112
Governance 66, 259
Gramsci, A. 166
Grenzgebiet 283, 287
Grenznutzen 184
grenzüberschreitende Zusammenarbeit 283, 287
Großbetrieb 227
Großbritannien 5, 180, 265
Großstadt 16, 21
Grundbegriff 30, 35, 41, 217, 249
Grundlagenforschung 185
Grundrecht 254
Gruppe 41, 64, 144
Gruppendynamik 127
Gurwitsch, A. 217
H
Habermas, J. 29, 33, 56, 60, 167, 190,
207, 216, 223, 236
Habitus 78, 100, 136, 168, 244, 264, 268
187
Hamburg 137, 295
Handbuch 249
Handlung 18, 66, 110, 131, 134, 135, 142,
144, 150, 152, 204, 236, 238, 261,
281, 282, 283
Handlungsorientierung 2, 104, 110, 134,
189, 210, 241, 281
Handlungsspielraum 42, 94
Handlungssystem 134, 252
Handlungstheorie 18, 34, 99, 133, 142,
150, 174, 204, 211, 233, 236, 241
Hartz-Reform 75
Hegel, G. 108, 181, 219, 228, 239
Hegemonialpolitik 15, 121
Heidegger, M. 217
Heimat 10
Herder, J. 23, 29
Hermeneutik 5, 33, 64, 81, 152, 269, 281
Herrschaft 32, 41, 79, 92, 109, 126, 161,
165, 183, 184, 203, 244
Hessen 267
Heuristik 122
Hierarchie 104
historische Analyse 21, 22, 40, 112, 130,
137, 180, 181, 184, 207, 239
historischer Materialismus 164
historische Sozialforschung 3, 4
Historisierung 266
Hobbes, T. 189, 196, 239
Hochschule 46, 213, 225, 267, 270, 285
Hochschulforschung 285
Holismus 34, 242
homo oeconomicus 112, 133, 136, 162,
233, 259
Horkheimer, M. 170, 190, 207
Humanismus 29, 186, 226
Humankapital 146, 226
Husserl, E. 217
Hypothese 6
I
Idealtypus 135, 162
Ideengeschichte 43, 154, 169, 296
Identifikation 56, 58, 153
Identität 45, 90, 123, 136, 163, 215, 253
Identitätsbildung 11, 28, 45, 56, 278
Ideologie 215
Ideologiekritik 29, 190, 269
Illegalität 291
188
Imitation 159, 169
Imperialismus 126
Indianer 182
indigene Völker 101, 189
Individualisierung 1, 45, 67, 70, 76, 129,
134, 159, 245, 257, 278, 295, 298
Individualismus 26, 129, 131, 134, 183,
278, 282
Individualität 48
Individuum 30, 41, 45, 77, 145, 229, 277,
291
Industrialisierung 48
Industriegesellschaft 178
Industriesoziologie 15, 250
Information 288
Informationstechnologie 38, 111
Infrastruktur 106
Inklusion 35, 73, 77, 79, 88, 98, 105, 106,
108, 231, 255, 274
Innenpolitik 107
innere Sicherheit 279
Innovation 146, 153, 247, 256
Institution 1, 5, 35, 41, 66, 69, 126, 131,
135, 153, 174, 201, 238, 254
Institutionalisierung 69, 100, 109, 126,
130, 131, 198, 238, 267, 275
Institutionalismus 109, 210, 238
institutionelle Faktoren 2, 5, 260, 262,
283, 294
Institutionenökonomie 174, 259, 270
Institutionstheorie 174, 238
Instrumentalisierung 125
Inszenierung 44
Integration 28, 48, 66, 69, 88, 95, 99, 115,
119, 125, 145, 208, 242
Intellektueller 42, 166, 216, 247
Interaktion 18, 28, 33, 41, 45, 73, 110,
133, 135, 139, 140, 144, 147, 152,
169, 183, 189, 227, 252, 268, 270,
287
Interaktionismus 143
interdisziplinäre Forschung 90, 257
Interdisziplinarität 31, 232, 290
Interessenorientierung 289
interkulturelle Faktoren 277
interkultureller Vergleich 3, 260
Internalisierung 25, 128
internationale Beziehungen 63, 109, 265
internationale Führungsmacht 109
Sachregister
internationale Kommunikation 283
internationaler Vergleich 25, 84, 155, 294
internationales System 109
internationale Wanderung 283
Internationalisierung 71, 77, 283
Internet 58, 276
interpersonelle Kommunikation 144
Interpretation 254, 266
Intersubjektivität 7, 33, 81, 217
Islam 13
Italien 184
J
Japan 36, 121, 265
Jonas, H. 10
Jude 247
Judentum 184, 238, 247
Jugendkultur 58
Jugendlicher 180
K
Kant, I. 37, 52, 229, 239
Kapital 100, 104, 125
Kapitalismus 2, 61, 72, 86, 97, 115, 116,
117, 125, 164, 165, 173, 184, 196,
202, 209, 210, 220, 222, 226, 238,
291, 298
Kapitalverwertung 220
Karneval 58
Kartell 146
Katastrophe 222
katholische Soziallehre 63
Kausalanalyse 18
Kausalität 26
Kind 74
Kindheit 74
Kirche 33, 107, 137, 206
Klassengesellschaft 76, 86, 124, 286
Klassenkampf 222
Klassenlage 76, 80
Klassifikation 104
Kleingruppe 147
Klimawandel 51, 71, 116
Knappheit 112, 292
Kognition 110, 113
kognitive Dissonanz 259
kognitive Faktoren 110, 113
kognitive Struktur 110, 281
Kollektiv 177
Sachregister
Kollektivbewusstsein 243
kollektive Identität 56, 67, 178, 271
Kollektiventscheidung 227
Kommunikation 1, 7, 12, 24, 28, 38, 49,
58, 64, 104, 110, 111, 140, 185, 195,
216, 218, 233, 274, 281
Kommunikationsraum 218
Kommunikationssoziologie 67
Kommunikationstechnologie 38, 111
Kommunikationstheorie 33, 270
Kommunikationswissenschaft 204, 232
kommunikatives Handeln 42, 60, 207,
216
Kommunismus 158, 181, 202, 222, 226
Kommunitarismus 54, 56, 57, 59, 254
Komplexität 172, 223, 227, 268
Konferenz 176, 198
Konflikt 5, 33, 41, 53, 65, 69, 95, 137,
153, 189, 201
Konfliktbewusstsein 153
Konfliktstruktur 5
Konflikttheorie 2, 7, 144, 153
Konfliktverhalten 137
König, R. 182
Konsens 161, 252
Konsistenz 66
Konstitutionalismus 82
Konstruktion 24, 56, 284, 285
Konstruktivismus 11, 127, 152, 200
Konsumgesellschaft 10
Konsumgut 253
Kontextanalyse 19, 153
Kontingenz 81, 152
Kontrolle 91, 245
Konvention 52, 61, 174
Koordination 252
Körper 1, 105, 112, 262
Körperlichkeit 231
korporativer Akteur 268
Korruption 146
Kosmopolitismus 48, 71
Kosten-Nutzen-Analyse 196
Krankenhaus 259
Kreativität 61, 67, 120, 233
Krieg 189, 194
Kriegsführung 194
Kriminalität 34, 88, 180
Krise 31, 116, 222
Kriterium 126
189
Kritische Theorie 10, 29, 42, 60, 170, 175,
187, 190, 207, 221, 239, 269
Kultur 1, 5, 11, 16, 21, 22, 23, 27, 32, 56,
57, 63, 64, 81, 90, 107, 115, 125,
141, 154, 178, 182, 199, 218, 233,
244, 259, 272, 281, 292
Kulturanthropologie 19, 23, 182, 292
kulturelle Beziehungen 16
kulturelle Einrichtung 16
kulturelle Faktoren 16, 64, 74, 76, 128,
155, 259, 260, 287
kulturelle Identität 57, 253
kulturelles Kapital 89, 100, 155, 226, 244
Kulturindustrie 175
Kulturkonflikt 104
Kulturkritik 123
Kulturphilosophie 81
Kultursoziologie 5, 22, 23, 27, 205, 211
Kulturwandel 120
Kulturwissenschaft 9, 27, 81, 90, 122, 165,
198, 281
Kunst 21, 32, 67, 137, 169
Kunstgeschichte 225
Kunstkritik 21, 269
künstliche Intelligenz 268
Kybernetik 28
L
Lacan, J. 101
Landarbeiter 235
ländlicher Raum 58
Lateinamerika 15
Leben 112, 231, 236
Lebensalter 45
Lebenslauf 45, 181, 216, 230, 235, 247
Lebensperspektive 45
Lebensplanung 45
Lebensqualität 13, 102
Lebensraum 16, 102
Lebenssituation 295
Lebensstil 21, 76, 80, 229, 264, 295
Lebensweise 186, 291
Lebenswelt 20, 29, 44, 56, 64, 69, 106,
131, 142, 178, 199, 217, 218
Legalität 236
Legitimation 5, 104, 125, 261
Legitimität 161
Lehrbuch 27, 284
Lehrplan 213
190
Leistungsfähigkeit 95
Lernen 61
Lernfähigkeit 227
Lesebuch 181
Levi-Strauss, C. 101, 199, 211
Lewin, K. 16, 168
Liberalismus 13, 82, 131, 254
Liebe 10, 58
Linguistik 249
Literatur 272
Literatursoziologie 81, 244
Locke, J. 196, 239
lokale Faktoren 57, 66
Loyalität 130
Luckmann, T. 129
Luhmann, N. 7, 8, 12, 28, 29, 38, 53, 62,
65, 67, 68, 73, 79, 96, 101, 105, 108,
111, 126, 163, 168, 179, 185, 195,
212, 224, 231, 234, 246
M
Macht 1, 8, 41, 42, 50, 79, 83, 91, 95,
125, 131, 134, 151, 161, 165, 192,
218, 222, 236, 241, 245, 276, 285
Makroebene 26, 34, 145, 234, 242, 282,
283
Makrosoziologie 34, 238, 286
Manager 270
Mann 35
Märchen 272
Marcuse, H. 175
Marginalität 15, 48, 247, 292
Markenartikel 58
Markt 1, 125, 126, 203
Markterschließung 203
Marktwirtschaft 60
Marx, K. 29, 40, 79, 108, 116, 131, 153,
164, 181, 190, 196, 197, 201, 202,
209, 220, 222, 226, 239, 240
Marxismus 36, 97, 128, 158, 166, 187,
198, 202, 209, 222, 226, 239, 261
Marxismus-Leninismus 128
Masse 169
Massengesellschaft 165, 220
Massenmedien 32, 33, 262
Materialismus 190
Medien 27, 28, 81, 183, 193
Medientheorie 193, 234
Medizin 262
Sachregister
Mehrebenenanalyse 34, 84
Mensch 10, 39, 60, 67, 96, 112, 113, 134,
154, 201, 236, 252, 292
Menschenbild 162, 233, 254, 292
Menschenrechte 63, 96, 212
Menschenwürde 269
Mentalität 116
Messung 138, 155
Metapher 179
Metaphysik 13, 51, 167, 226
Metatheorie 34, 119, 221
Methode 4, 84, 143, 219, 273
Methodik 138
Methodologie 3, 4, 33, 34, 81, 122, 199,
249, 273
methodologischer Individualismus 34, 99,
133, 136, 185
Mexiko 213
Migrant 58, 69, 89, 99
Migration 1, 11, 69, 80, 84, 89, 99, 103,
283, 291
Migrationsforschung 89
Mikroebene 26, 234, 242, 282, 283
Mikrosoziologie 34, 286
Mitgliedschaft 28, 126
Mittelalter 137
Mittelamerika 213
Mittelbetrieb 227
Mittelmeerraum 255
Mittelschicht 75, 76, 93
Mittelstand 76
Mobilisierung 145
Mobilität 38, 41, 100, 111
Mode 21, 191, 253
Modell 18, 56, 116, 119, 268
Moderne 21, 28, 32, 36, 71, 83, 98, 112,
115, 122, 131, 134, 154, 167, 168,
222, 246, 257, 280, 296, 298
Modernisierung 30, 36, 82, 84, 118, 125,
130, 182, 209, 226
Modernisierungstheorie 115, 194
Montesquieu 82
Moral 49, 51, 59, 68, 95, 134, 170, 201,
236, 239, 296
moralisches Urteil 49
Motivation 145
multikulturelle Gesellschaft 48, 99
multinationales Unternehmen 121
Mündigkeit 10
Sachregister
Musik 64
Musiksoziologie 225, 235
Mythologie 167
Mythos 48, 292
N
Nachkriegszeit 208
Nachwuchsförderung 285
Nation 1, 56, 70, 271
nationales Stereotyp 107
Nationalsozialismus 176, 190, 261, 275
Nationalstaat 71, 95, 191, 271
NATO 265
Natur 10, 24, 27, 242
Naturalismus 51, 52, 127
Naturgesetz 63
Naturrecht 277
Naturwissenschaft 193, 239
neoklassische Theorie 196, 221
Neoliberalismus 75, 76, 86, 125, 298
Neomarxismus 226
Netzwerk 2, 132, 147, 213, 260, 270, 287,
294
Netzwerkanalyse 132, 147, 149
neue Bundesländer 11, 56, 93, 155
Neurologie 110
Neuzeit 196
nichtstaatliche Organisation 54, 121, 156
Niederlande 184
Nietzsche, F. 167, 175
Nigeria 64
nonverbale Kommunikation 140
Nordamerika 206
Norm 51, 52, 61, 91, 110, 145
Normativität 51, 52, 55, 62, 219, 233,
236, 269
Normbildung 61
Normgeltung 53, 68
Nutzen 136, 288
O
Objekt 20, 141, 152
Objektivität 19
offene Gesellschaft 279
öffentliches Gut 151
Öffentlichkeit 78, 82, 208
Ökologie 225
Ökonomie 2, 61, 112, 174, 203, 226, 240
ökonomische Entwicklung 15
191
ökonomische Faktoren 222
ökonomischer Wandel 128
ökonomisches Modell 281
ökonomische Theorie 61, 112, 184, 238,
281
Ökonomisierung 37, 86, 126, 208
Ontologie 34, 51, 52, 217
Ordnungspolitik 265
Ordnungstheorie 66
Organisation 28, 45, 126, 127, 153, 246
Organisationen 1, 41, 73, 94, 143, 174,
282, 297
Organisationsform 94, 109, 270
Organisationssoziologie 109, 174
Organisationsstruktur 94
Ostasien 36
Österreich 78, 85, 107, 158, 248
Osterweiterung 95
Osteuropa 66
P
Pädagogik 16
pädagogische Anthropologie 292
Paradigma 2, 7, 49, 92, 119, 147, 198
Parsons, T. 7, 47, 188, 217
Partei 54, 270
Partizipation 145
Partnerschaft 32
Pendler 283
Persönlichkeit 123
Perspektive 11, 169
Phänomenologie 64, 178, 204, 217
Philosophie 37, 39, 40, 51, 52, 61, 108,
155, 167, 180, 201, 228, 236, 239,
242, 269, 277
Physik 193
Piaget, J. 152
Platon 239
Plessner, H. 23
Pluralismus 15, 28, 50, 61, 130, 183, 187
Polarisierung 107
Polen 265, 287
Politik 5, 8, 42, 51, 67, 191, 196, 208, 212,
221, 266, 279, 296
Politiker 158
Politikwissenschaft 99, 183, 259
politische Führung 183
politische Geschichte 191
politische Herrschaft 251
192
politische Ideologie 158, 187, 261, 266
politische Kultur 183
politische Linke 158
politische Ökonomie 112, 116, 181, 196,
221, 226, 270
politische Partizipation 54, 155, 156, 225
politische Philosophie 60, 220
politischer Konflikt 194
politischer Prozess 191
politische Soziologie 82, 155
politisches System 77, 156, 259
politische Steuerung 234
politische Theorie 8, 82, 109, 151, 231,
234
politische Willensbildung 153
Politisierung 208
Popper, K. 279
Pornographie 10
Positivismus 170
Postmoderne 1, 7, 10, 19, 44, 55, 119,
122, 124, 257
postsozialistisches Land 287
Poststrukturalismus 19, 231
Pragmatik 207
Pragmatismus 161, 184, 200
Praxeologie 149
Praxis 14, 19, 201, 207, 269
Praxisbezug 43, 239, 275
Prekariat 76, 83
Preußen 238
Privatsphäre 208
Privileg 104
Problemlösen 239
Produktionsfaktor 146
Produktionsfunktion 281
Produktpolitik 174
Professionalisierung 275
Proletariat 222
Protest 56, 113, 116, 276
Protestantismus 165, 184, 206, 210, 235
Protestbewegung 113, 276
Prozess 143
Prozessanalyse 143
psychische Faktoren 185
psychische Gesundheit 123
Psychoanalyse 13, 67, 123, 269
Psychologie 184, 292
psychologische Theorie 110
Psychotherapeut 123
Sachregister
Psychotherapie 123
Publikation 25, 46, 197, 263, 284, 285
Puritanismus 184
Q
qualitative Methode 204
quantitative Methode 204
R
Radikalismus 247
Rahmenbedingung 262
Randgruppe 253
Ranking 46, 263
Rasse 92
Rassismus 63
Ratingskala 285
Rational-Choice-Theorie 7, 34, 52, 66,
133, 136, 143
Rationalisierung 109, 117, 126, 196
Rationalismus 188
Rationalität 5, 26, 63, 66, 110, 125, 142,
188, 222, 236, 238, 241, 277, 281
Raum 42, 80, 218, 229
Raumordnung 100
Raumwahrnehmung 78, 100
Rawls, J. 54, 59, 60, 254
realer Sozialismus 202
Realismus 39, 200
Realität 13, 81, 186, 284
Recht 33, 53, 55, 62, 77, 88, 212, 262, 296
Rechtsfähigkeit 77
Rechtsnorm 53, 55, 62, 65, 68
Rechtsordnung 55
Rechtsphilosophie 108, 181
Rechtsprechung 64
Rechtsradikalismus 88
Rechtsstaat 134, 219
Rechtstheorie 65, 67, 277
Rede 140
Reduktionismus 34, 242, 282
reflexive Modernisierung 55
Reflexivität 19, 56, 81
Regierungslehre 82
Region 297
regionale Faktoren 249
regionaler Vergleich 155
Regionalisierung 103
Regression 84
Regulierung 95
Sachregister
Reichtum 264
Reise 235
Relativismus 19, 218
Religion 1, 33, 64, 81, 107, 115, 117, 165,
184, 210, 223, 225, 244, 292
Religionssoziologie 10, 165, 168, 211,
223, 235
religiöse Faktoren 222
Religiosität 223
Renaissance 184
Repräsentation 56, 297
repräsentative Demokratie 54
Reproduktion 9, 100, 118
Republik 208
Republik Südafrika 15
Reputation 285
Ressourcen 74, 93, 104, 112, 133, 241
Revolution 198, 222
Rezeption 100, 159, 161, 170, 175, 208,
213, 226
Reziprozität 145, 146, 240
Rhetorik 105, 179
Risiko 125, 227, 288
Ritual 139, 144
Rolle 89, 130, 265
Rollenbild 126
Rollenverständnis 153
Rousseau, J. 29
S
Säkularisierung 107, 115, 206
Sartre, J. 217
Scheler, M. 22
Schelsky, H. 230
Schmitt, C. 236
Schopenhauer, A. 13
Schreiben 137
Schule 45, 142
Schütz, A. 64, 135, 217
SDAP 158
Segregation 69, 80
Sekte 206
Selbstbestimmung 271
Selbstbewusstsein 166
Selbstbild 107, 126
Selbstmord 88
Selbstorganisation 234, 268
Selbstverständnis 290
Selektion 185
193
Semantik 27, 67, 73, 81, 98, 104, 122, 130,
171, 271
Semiotik 27, 171
Sexualität 1
Sicherheit 42, 48, 83, 134, 189
Sicherheitspolitik 265
Simmel, G. 16, 21, 22, 117, 129, 186, 217,
229
Sinn 20, 27, 33, 64, 69, 81, 195, 217, 238,
241
Situation 140
Skalierung 268
Smith, A. 196
Solidarität 28, 55, 56, 64, 75, 151, 233,
243, 255
Souveränität 83, 231
Sozialarbeit 50, 106, 163, 286, 291, 298
Sozialarbeiter 163
soziale Anerkennung 48, 67, 139, 224,
245, 296
soziale Bewegung 54, 113, 121, 128, 156
soziale Beziehungen 24, 41, 43, 61, 64,
113, 133, 135, 136, 139, 141, 144,
146, 147, 149, 152, 155, 156, 201,
211, 227, 229, 240, 268, 283
soziale Chance 74, 94
soziale Differenzierung 76, 82, 90, 96, 98,
104, 119, 122, 130, 134, 271
soziale Entwicklung 191, 271
soziale Erwünschtheit 139
soziale Faktoren 128, 203, 227
soziale Folgen 128
soziale Frage 208
soziale Funktion 159
soziale Gerechtigkeit 50
soziale Institution 34, 67, 221, 259
soziale Integration 76, 88, 130, 151, 233,
260
soziale Klasse 1, 30, 70, 72, 75, 84, 92,
124, 139
soziale Konstruktion 35, 81, 200
soziale Kontrolle 64, 110
soziale Mobilität 102
soziale Norm 52, 62, 63, 139, 155, 272,
277, 296
soziale Partizipation 155
soziale Position 253
sozialer Abstieg 75, 76
sozialer Aufstieg 153
194
sozialer Code 139
sozialer Konflikt 88, 103, 144, 165, 233
sozialer Prozess 191, 218, 245, 297
sozialer Raum 16, 100, 106, 149, 218, 229
soziale Schicht 124, 134
soziale Schichtung 76, 80, 93, 107
soziale Schließung 24, 73, 86, 253, 291,
298
soziales Milieu 80
soziales Netzwerk 146, 149, 155, 156,
258, 260, 273, 294, 297
soziales Problem 86, 89, 180, 239, 286
soziales System 28, 29, 55, 73, 77, 79, 83,
105, 108, 114, 179, 185, 191, 224,
231
soziales Verhalten 63, 134, 191, 270, 282,
296
Sozialethik 51, 63
soziale Ungleichheit 11, 30, 35, 57, 70,
71, 72, 74, 76, 78, 80, 83, 84, 85, 86,
87, 88, 89, 91, 92, 93, 94, 95, 102,
103, 113, 126, 149, 253, 291, 293,
294, 295, 298
soziale Verantwortung 264
soziale Wirklichkeit 256, 272
Sozialforschung 19
Sozialgeschichte 296
Sozialisation 41, 64, 152, 281
Sozialismus 158, 202, 209
sozialistische Bewegung 158
Sozialkapital 91, 100, 133, 136, 138, 144,
145, 146, 149, 151, 155, 156, 260,
270, 294
Sozialökologie 127
Sozialordnung 66, 110
Sozialphilosophie 39, 51, 60, 201
Sozialpolitik 32, 36, 42, 50, 75, 291
Sozialpsychologie 34
Sozialstruktur 73, 75, 76, 85, 86, 87, 88,
98, 102, 104, 107, 180, 253
Sozialtechnologie 275
Sozialunion 60
Sozialwissenschaft 4, 19, 34, 36, 60, 81,
99, 147, 155, 217, 221, 248, 266,
273
Sozialwissenschaftler 33, 248
Soziobiologie 58
soziokulturelle Entwicklung 115, 154
soziokulturelle Faktoren 44
Sachregister
Soziolinguistik 147, 249
Soziologe 32, 43, 191, 245, 247, 267
Soziometrie 147
Sozionik 268
sozioökonomische Faktoren 61
sozioökonomisches System 63
Spätkapitalismus 116
Spencer, H. 180
Spiel 173
Spieltheorie 7, 135, 189, 227, 238, 288
Spielzeug 173
Sprache 27, 179, 249
Sprachphilosophie 200
Sprachwandel 67, 249
Sprechakt 140
Staat 11, 42, 115, 137, 165, 208, 271, 289
staatliche Einflussnahme 95
Staatswissenschaft 36
Stadt 1, 61, 88
Stadtbevölkerung 61
Städtebau 78
Stadtentwicklung 86
Stalin, J. 209
Stalinismus 209
Statistik 114
Stereotyp 276
Stiftung 289
Strafe 180
Strafrecht 180
Straftat 261
Strategie 189
Strukturalismus 7, 143, 171, 199, 225
strukturelle Kopplung 77, 195, 234
Strukturmodell 100
Student 11
Studentenbewegung 187, 216
Subjekt 152
Subjektivität 29, 141, 257
Subsystem 195, 297
Südamerika 213
supranationale Beziehungen 229
Supranationalität 70
Symbol 69, 104, 199, 244
symbolischer Interaktionismus 7, 204
symbolisches Kapital 78, 244
System 29, 114, 183
Systemmodell 163
Systemtheorie 7, 12, 27, 28, 33, 38, 53, 55,
62, 67, 68, 79, 81, 99, 105, 106, 111,
Sachregister
127, 132, 143, 152, 163, 179, 185,
193, 195, 212, 224, 225, 231, 246,
259, 270, 291
T
Talkshow 137
Tätigkeit 16, 131
Tätigkeitsanalyse 16
Tausch 134, 191, 240
Technik 9, 180
Technikgenese 256
technische Entwicklung 256
Teleologie 201
Terrorismus 5, 68, 142, 190, 279
tertiärer Sektor 289
Text 27, 81
Theater 44
Theologie 13, 184, 277
Theorie 4, 30, 35, 51, 57, 60, 66, 84, 89,
90, 92, 101, 105, 108, 113, 120, 144,
153, 155, 171, 181, 188, 189, 201,
220, 228, 232, 236, 254, 266, 276,
277
Theoriebildung 3, 4, 6, 17, 34, 40, 59,
105, 113, 136, 188, 225, 229, 278
Theorie-Praxis 66, 170
Theorievergleich 67, 79, 91, 105, 108,
136, 169, 220
Therapie 131
Tier 252
Tocqueville, A. 129
Tod 262
Tönnies, F. 59, 159, 169, 180
Totalitarismus 251, 261
Tradition 16, 56, 58, 238
Transfer 93, 285
Transferleistung 103
Transformation 119, 122
transnationale Beziehungen 67, 69, 128,
283
Transport 38, 111, 180
Transzendenz 211, 272
Trotzkismus 97
Tschechische Republik 287
Tugend 59, 201
Typologie 61, 69, 91, 233, 251
U
UdSSR 97
195
Umwelt 51
Umweltethik 51
Umweltschutzorganisation 289
Ungarn 202
Ungleichheit 16, 35, 51, 73, 74, 89, 91,
100, 109, 113, 121, 276
Universalismus 15, 154
Unterentwicklung 15, 276
Unternehmen 174, 289
Unternehmer 117
Unterschicht 75
Urbanisierung 169
Ursache 189, 274
USA 184, 188, 195, 259
Utilitarismus 211, 233, 239
Utopie 166
V
Veranstaltung 113
Verantwortung 116, 225
Verband 54, 156, 189, 289
Verbraucher 227
Verbrechensbekämpfung 180
Verdinglichung 131
Verdrängung 194
Verein 54, 145, 156, 289
Verfassung 66
vergleichende Forschung 102, 221
Verhalten 41, 113, 114, 282
Verhandlung 95, 288
Verkäufer 227
Verkehr 38, 111, 180
Vermögen 264
Vernetzung 38, 111, 287
Vernunft 10, 37, 56, 63, 66, 134, 167, 216
Versailler Vertrag 137
Verstehen 33, 81, 152, 269
verstehende Soziologie 18, 64
Verteilungsgerechtigkeit 50
Vertrag 189
Vertrauen 91, 116, 146, 155, 189, 201,
203, 227, 260, 270
Verwaltung 33
virtuelle Gemeinschaft 58
Visualisierung 9
Volk 271
W
Wachstum 153
196
Wahl 134
Wahlverhalten 259
Wahrheit 215, 272
Wahrnehmung 100, 113
Wahrscheinlichkeit 288
Weber, A. 205
Weber, M. 16, 22, 73, 116, 126, 135, 142,
162, 165, 168, 183, 184, 197, 203,
205, 206, 210, 213, 217, 229, 235,
238, 241, 246
Website 58
Weimarer Republik 176, 198
Welt 220
Weltanschauung 37, 242, 277
Weltbild 223
Weltgesellschaft 38, 63, 67, 77, 86, 98,
111, 115, 121, 154, 271, 297, 298
Weltmarkt 75
Weltordnung 109, 128
Weltpolitik 121
Werbung 11
Wert 62, 65, 104, 155, 212, 221, 224
Wertanalyse 220
Wertorientierung 50, 59, 62, 102, 116,
124, 130, 145, 210, 241
Wertschöpfung 116
Wertsystem 63, 174
Werturteil 191
Wertwandel 51, 130
westliche Welt 15
Wettbewerb 2
Widerstand 15
Wiedervereinigung 197
Wien 78
Wiener Kreis 221
Willensbildung 11
Wirkung 100, 213
Wirkungsforschung 213
Wirtschaft 63, 164, 174, 191, 210, 221
wirtschaftliches Handeln 2, 203
wirtschaftliche Zusammenarbeit 270
Wirtschaftsentwicklung 107
Wirtschaftsethik 184
Wirtschaftspolitik 66, 134
Wirtschaftssoziologie 2, 174, 203
Wirtschaftssystem 2
Wirtschaftsverband 289
Wirtschaftswachstum 146
Wirtschaftswissenschaft 136, 146, 149,
Sachregister
196, 217, 259
Wissen 69, 117, 199, 223, 284, 285
Wissenschaft 19, 46, 89, 107, 165, 170,
200, 206, 213, 225, 235, 242, 244,
245, 267, 269, 273, 275
Wissenschaftler 89, 165
wissenschaftliche Arbeit 248, 285
wissenschaftliche Institution 46, 248
Wissenschaftlichkeit 248
Wissenschaftsanwendung 213, 228
Wissenschaftsdisziplin 31, 176, 198, 263,
267, 290
Wissenschaftsforschung 9, 242
Wissenschaftsgeschichte 21, 120, 171, 180
Wissenschaftsrat 284
Wissenschaftssoziologie 15, 177, 200
Wissenschaftstheorie 34, 67, 171
Wissenschaftsverständnis 37, 176, 198,
205, 267
Wissensgesellschaft 74, 229
Wissenssoziologie 7, 27, 69, 177
Wissenstransfer 284
Wohlbefinden 13
Wohlfahrt 93, 221
Wohlfahrtsökonomie 221
Wohlfahrtsstaat 87, 221, 238
Wohnbevölkerung 283
Z
Zeit 42, 167, 223, 226, 229, 256
Zeitbudget 295
Zeitfaktor 4, 295
Zeitgeist 223
Zeitreihe 3
Zeitschrift 89, 248, 263, 284, 285
Zivilgesellschaft 54, 63, 121, 156, 219,
289
Zivilisation 27, 199, 245
Zukunft 79, 118, 181
Zukunftsforschung 247
Zwang 131, 241, 245
Zweckrationalität 241
Zweite Republik 85
zwischenbetriebliche Kooperation 270
18. Jahrhundert 296
19. Jahrhundert 36, 108, 112, 124, 170,
181, 194, 242, 296
Sachregister
20. Jahrhundert 36, 85, 107, 194, 202, 296
21. Jahrhundert 124, 202, 296
197
Institutionenregister
199
Institutionenregister
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet
Soziologie II Handeln und Strukturen 278
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet
Soziologie I Individuum und Gesellschaft 280
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 263, 293
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden
251, 261
Institut für Sozialforschung -IfS- an der Universität Frankfurt am Main
296
Internationales Hochschulinstitut Zittau, Lehrstuhl für Sozialwissenschaften 287
Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung 282
Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt, Institut für Soziologie Fachgebiet
Allgemeine Soziologie, insb. Theorie moderner Gesellschaften 262
Universität Basel, Philosophisch-Historische Fakultät, Deutsches Seminar
273
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844
"Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" 297
Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social
Sciences Chair of Political Sociology and Comparative Analysis of Contemporary Societies (BIGSSS) 283, 295
Universität Bremen, Zentrum für Sozialpolitik Abt. Theorie und Verfassung des Wohlfahrtsstaates
273
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Gesellschaftsvergleich und die Gesellschaft Japans 256
Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien 254, 277
Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für
Soziologie 253
Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Professur für Soziologie, insb. Geschichte und Systematik sozialwissenschaftlicher
Theoriebildung 267
Universität Göttingen, Biologische Fakultät, Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie Abt. 6
Sozial- und Kommunikationspsychologie 252
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialökonomie Fachgebiet Soziologie 257, 258
Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, FB Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung 294, 295
200
Institutionenregister
Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Politische
Wissenschaft Professur für internationale Beziehungen und Außenpolitik 265
Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 06 Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut
für Sozialwissenschaften Abt. Soziologie 273
Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie 263
Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" 260
Universität Konstanz, Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftliche Sektion, FB Politik- und Verwaltungswissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Politik 260
Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung"
276
Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften 276
Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie 273
Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr.
Nassehi 271, 274
Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Forschungsstelle
"Forum für Vermögensforschung" 264
Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie 257
Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Zentrum für Methoden der Sozialwissenschaften 278
Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet Methodologische Grundlagen der
Sozialwissenschaften 275
Universität Trier, FB III, Fach Politikwissenschaft Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und
Außenpolitik 265
Universität Trier, SFB 600 Fremdheit und Armut - Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen
von der Antike bis zur Gegenwart 255
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration 289
Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate
management & economics, Lehrstuhl für Strategische Organisation & Finanzierung -SOFI270
ANHANG
Hinweise
203
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Dienstleistungsangebot der Abteilung
„Fachinformation für die Sozialwissenschaften“
Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und
Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche
Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar.
Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch:
● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen
● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen
chancengleichheitsrelevanten Themen
● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene
● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in
Kooperation mit der Wissenschaft
● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber
Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf
Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen
Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen
werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten
integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner
mit einbezieht.
Datenbanken
Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die
Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In
Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der
Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis
2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab
2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und
Methodik - WISDOM - übernommen.
Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht
unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen
sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift
für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale
für Recherchen zur Verfügung:
www.sowiport.de
SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken:
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen
erreichbar.
www.infoconnex.de
Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.
Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und
längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
● Allgemeine Soziologie
● Berufssoziologie
● Bevölkerungsforschung
● Bildungsforschung
● Familienforschung
● Frauen- und Geschlechterforschung
● Freizeit - Sport – Tourismus
● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
● Gesundheitsforschung
● Industrie- und Betriebssoziologie
● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung
● Jugendforschung
● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
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senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche
Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen
zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den
thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS
Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu
Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das
Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank
FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im
Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).
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