Infektionsdosis - Wasserwerk Kaufbeuren

Werbung
Pathogene Mikroorganismen im
Trinkwasser
Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
www.agrolab.de
Geschichte
•
•
1665 Entwicklung des Mikroskops
1866 Louis Pasteur
• 1843-1910 Robert Koch
• Milzbrand
• Morbus Koch = Tuberkulose
• 1892 Cholera in Hamburg
=> Erstmaliger Wissenschaftlicher Beweis von
Erkrankungen durch Verunreinigtes Trinkwasser
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Trinkwasserbedingte Epidemien
Jahr
Ort
Krankheit
/Erreger
Zahl der
Erkrankten
Zahl der
Todesfälle
1892
Hamburg
Cholera
16.956
8.605
1948
Neu-Ötting
Typhus
600
96
1949
Waldbröl
Typhus
127
11
1955
Droshagen
Typhus
92
?
1955
Neu Dehli
Hepatitis A
28.745
?
1956
Hagen
Typhus
500
-
1965
Riverside (Calif.)
Salmonellose
16.000
3
1972
Dingelstedt (Thür.) Hepatitis A
40
-
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Jahr
Ort
1976
Philadelphia (USA) Legionellose
221
1978
Ismaning
2.450
1980
Georgetown (USA) Rota-Virus
8.000
1980
Jena
Typhus
65
1983
Cobham (UK)
Cryptosoridiosis
16
1985
Cobham (UK)
Cryptosoridiosis
50
1988
Ayshire (UK)
Cryptosoridiosis
27
1989
Swindon (UK)
Cryptosoridiosis
5000
1989
Cabool (USA)
E. Coli O157:H7
243
1993
Milwaukee (USA)
Cryptosoridiosis
403.000
1994
Tennessee (USA)
Giardiasis
304
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Krankheit/Erreger Zahl der
Erkrankt
en
Ruhr
Zahl der
Todesfälle
34
4
Begriffe
•
•
•
•
•
•
Pathogen – Krankmachend
Pathogenität – grundsätzliche Fähigkeit eines infektiöse
Objekts, einen bestimmten Organismus krank zu machen
Virulenz - bezeichnet das Ausmaß der Pathogenität, ohne ein
einheitlich definiertes Maß dafür zu sein
Infektion - aktive oder passive Eindringen, Verbleiben und
anschließende Vermehren eines Pathogens
Infektiosität – Fähigkeit eines Pathogens, einen Wirt zu
infizieren
Infektionsdosis – Anzahl des infektiösen Agens um eine
Infektion auszulösen
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Ursachen für Trinkwasserepedemien
•
•
•
•
•
•
•
•
Unzureichende Aufbereitung oder Desinfektion
Leichtfertigkeit
Unzureichendes Hygienebewusstsein
Unterschätzung der Gefahren im Karstgebiet
Unzureichende Schutzzonenverhältnisse
Querverbindungen im Leitungsnetz
Falsche Beseitigung von Abfällen
Höhere Gewalt
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Salmonella spp.
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Durchfallerkrankung, Typhus
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
Abhängig von der Matrix, ca. 10.000 Keime
Probenmenge für Labor
Mind. 1L
Maßnahmen
Desinfektion, UV-Anlage, Ultrafiltration
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Shigella spp.
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Durchfallerkrankung, Ruhr
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
ca. 10 Keime
Probenmenge für Labor
Mind. 1L
Maßnahmen
Desinfektion, UV-Anlage, Ultrafiltration
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Vibrio spp.
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Durchfallerkrankung, Cholera
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
ca. 108 - 1010 Keime
Probenmenge für Labor
Mind. 1L
Maßnahmen
Desinfektion, UV-Anlage, Ultrafiltration
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Campylobacter spp.
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Durchfallerkrankung
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
500 Keime
Probenmenge für Labor
Mind. 1L
Maßnahmen
Desinfektion, UV-Anlage, Ultrafiltration
Besonderheiten
Konnten immer im Zusammenhang mit Coliforme
Beobachtet werden.
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Leptospira spp.
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Grippe ähnlich, Nierenentzüdnung, akutes
Nierenversagen
Übertragungsweg
Haut/ Schleimhautkonakt
Infektionsdosis
unbekannt
Probenmenge für Labor
Mind. 1L
Maßnahmen
Desinfektion, UV-Anlage, Ultrafiltration
Besonderheiten
Werden von Nagetieren mit dem Urin
ausgeschieden. Infektion bei Baden.
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Norovirus
Eigenschaften
Gruppierung
Virus
Symptome
Durchfall, Erbrechen
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
1-10 Viruspartikel
Probenmenge für Labor
Mind. 10L bis 10m³
Maßnahmen
Unbekannt – bei guter Flockung werden die Viren
i.d.R. gefällt
Besonderheiten
Extreme Umweltresistenz
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Adenovirus, Enterovirus
Eigenschaften
Gruppierung
Virus
Symptome
Durchfall, Erbrechen
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
Abhängig vom Stamm
Probenmenge für Labor
Mind. 10L bis 10m³
Maßnahmen
Unbekannt – bei guter Flockung werden die Viren
i.d.R. gefällt
Besonderheiten
Mäßig empfindlich gegenüber Chlor
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Gardia lamblia / Cryptosporidium sp.
Eigenschaften
Gruppierung
Parasiten
Symptome
Durchfall
Übertragungsweg
Fäkal-oral
Infektionsdosis
10 – 100 Oozysten
Probenmenge für Labor
Mind. 100L bis 10m³
Maßnahmen
Unbekannt – bei guter Flockung werden die
Parasiten i.d.R. gefällt
Besonderheiten
Mäßig empfindlich gegenüber Chlor
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Indikatorparameter
• Teil der normalen Darmflora von gesunden
Menschen
• nur anwesend wenn wahrscheinlich
Krankheitserreger vorhanden
• größeren Anzahl als die Krankheitserreger
• außerhalb des Verdauungstraktes wachsen
• In Natur & Wasseraufbereitung
widerstandsfähiger
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Indikatorparameter
• einfach isolierbar, identifizierbar und zählbar
sein.
• keine Krankheit verursachen.
• Indikatorbakterien sollte in Relation zur
Menge an Krankheitserregern stehen
• resistenter sein als Krankheitserreger und in
größerer Anzahl überleben.
=> Es gibt keinen Organismus, der alle
Anforderungen erfüllt.
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Indikatorparameter
•
•
•
•
Coliforme Bakterien
Escherichia coli
Enterokokken
Clostridium perfringens
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Coliforme Keime
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Wundinfektionen, Augeninfektionen, Otitis media &
externa, Pneumonie, Sinusitis, Durchfall, UroGenital-Infektionen
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektionen, Inhalationsinfektion
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
2. Probe, Meldung ans GA, Eintrittsquelle suche
(Beispiel: Tierkadaver im Quellbereich, Schnecken
im Brunnen, Wurzeln im Brunnen, Abdeckung
undicht)
Besonderheiten
Gruppe von Bakterien
HINWEIS AUF FÄKALE VERUNREINIGUNG!
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Escherichia coli
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Wundinfektionen, Augeninfektionen, Otitis media &
externa, Pneumonie, Durchfall, Uro-GenitalInfektionen
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektionen
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
Desinfektion, Meldung ans GA, Eintrittsquelle
suchen
Besonderheiten
Kommt nur im Darm von Warmblütern vor.
HINWEIS AUF FÄKALE VERUNREINIGUNG!
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Toxinbildende Escherichia coli
Eigenschaften
EHEC, VTEC, STEC, EPEC
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Stark wässrige später blutige Durchfälle (Keim
produziert ein Toxin, das die Darmschleimhaut
auflöst)
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektionen
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
Mind. 1 L
Maßnahmen
Desinfektion, Meldung ans GA, Eintrittsquelle
suchen
Besonderheiten
Spezielle Untersuchungen um von „normalen“ E.
coli abzutrennen.
HINWEIS AUF FÄKALE VERUNREINIGUNG!
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Enterokokken
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Wundinfektionen, Uro-Genital-Infektionen
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektion
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
Desinfektion, Meldung ans GA, Eintrittsquelle
suchen
Besonderheiten
Resistenter gegenüber Umwelt-&
Desinfektionsbedingungen als E. coli keine
Vermehrung im TW
HINWEIS AUF FÄKALE VERUNREINIGUNG!
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Clostridium perfingens
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium, Sporenbildner (!)
Symptome
Wundinfektionen, Durchfall nach Antibiotikagabe
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektion
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
Eintrittspfade suchen, Meldung ans GA
Besonderheiten
Ubiquitär, Hinweis auf Beeinflussung durch
Oberfllächenwasser
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Verlauf
gefundene Keime
Menge
Hinweis auf
Coliforme Keime
Wenig
Leichte Verunreinigung
Coliforme Keime
E.Coli
Wenig
Verunreinigung oder beginnende
Verunreinigung
Coliforme Keime
E.Coli
Enterokokken
Wenig
Massive Verunreinigung
Enterokokken
Wenig
Massive Verunreinigung, die schon
längere Zeit zurück liegt
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Parameter der TrinkwV
• Pseudomonas aeruginosa
• Legionella spp.
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Pseudomonas aeruginosa
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Wundinfektionen, Augeninfektionen, Otitis media &
externa, Pneumonie, Sinusitis Durchfall, UroGenital-Infektionen
Übertragungsweg
Fäkal-oral, Schmierinfektionen, Inhalationsinfektion
Infektionsdosis
Unbekannt
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
Desinfektion
Besonderheiten
Anspruchsloser Keim, resistent gegenüber vielen
Antibiotika und Desinfektionsmitteln
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Legionellen
Eigenschaften
Gruppierung
Bakterium
Symptome
Legionellen-Pneumonie, Pontiac fieber
Übertragungsweg
Inhalationsinfektion
Infektionsdosis
100 bis 10.000
Probenmenge für Labor
0,1L
Maßnahmen
Thermische Desinfektion (Temperatur muss an
Zapfstellen erreicht werden)
Chemische Desinfektion – Desinfektionsmittel muss
auch gegen Amöben wirken.
Besonderheiten
Ubiquitär vorkommen, Vermehrung in Amöben und
Biofilm Temperaturbereich 20 – 55°C
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Sonstige
•
•
•
•
•
Staphylococcus spp.
Mycobateria spp.
Hefen und Schimmel
Listeria spp.
Bacillus spp.
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
NICHT-wasserübertragene Bakterien
• Chlamydien
• Gonokokken
• Treptomonaden
© Dipl. Ing. (FH) Thorsten Dilger
Herunterladen