TK1 Was ist Psychologie. Methoden der Psychologie. Messen von Verhalten. Messinstrumente in bildgebende Verfahren der Psychologie. EEG und EEG (Elektroenzephalogramm) EEG bedeutet Elektroencephalograph oder Elektroencephalogramm. („Gehirnstromschreiber“; aus "elektro", "encephalon" = griech. Gehirn und "-graphein" = griech. schreiben). Das EEG misst die natürlichen Gehirnströme an der Oberfläche der Großhirnrinde. Sie entstehen durch die Aktivität von Nervenzellen. Dafür werden auf die Kopfhaut zirka 20 Elektroden (Metallplättchen) aufgebracht. So werden die Spannungsunterschiede zwischen zwei Elektroden gemessen. Man unterscheidet vier Wellenbereiche: Alpha-Wellen: bilden den Rhythmus des ruhenden Gehirns bei geschlossenen Augen ab. Beta-Wellen: bilden den Rhythmus des Gehirns bei Sinnesaktivität (offene Augen) und bei geistiger Aktivität ab. Theta-Wellen: dieser Rhythmus ist bei Kindern häufig, bei Jugendlichen wird er seltener und bei Erwachsenen tritt er nur noch im Schlaf und bei starker Müdigkeit auf. Delta-Wellen: dieser Rhythmus ist bei Kindern normal, kann bei Erwachsenen aber teilweise auf neurologische Schädigungen hindeuten. Die ersten Untersuchungen mittels EEG wurden bereits in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts gemacht.In der Medizin wird das EEG vor allem zur Diagnose bestimmter neurologischer Krankheiten oder Störungen eingesetzt, die mit einem charakteristischen EEG-Muster verbunden sind. Dazu zählen zum Beispiel Epilepsie, eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Veränderungen, die auf einen Schlaganfall oder einen Gehirntumor schließen lassen. Auch der Gehirntod kann mittels EEG festgestellt werden. Das EEG ist ein günstiges, aber im Vergleich zu modernen Diagnoseverfahren ungenaues Messinstrument. In der Psychologie ist das EEG ein wichtiges Instrument zur Erforschung der Gehirnaktivität bei bestimmten Formen des Erlebens oder Verhaltens. Beispielsweise lassen sich aus den EEG-Mustern wichtige Rückschlüsse auf die Aktivität während der Lösung von Aufgaben, die ganz bestimmte Fähigkeiten oder eine ganz bestimmte Form der Konzentration erfordern - z. B. Kopfrechnen - ziehen. Außerdem spielt das EEG beispielsweise in der Schlaf- und Traumforschung eine wichtige Rolle. Heute versucht man Schlafstörungen in so genannten Schlaflabors mittels EEG auf den Grund zu gehen. In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts erforscht man die Gehirnaktivität während des Schlafs und macht dabei spannende Entdeckungen, die die bis dahin vorherrschende Meinung, der Schlaf sei eine Art "Tod auf Probe" radikal in Frage stellen. So stellt sich heraus, dass wir während des Schlafs sehr unterschiedliche Schlafphasen durchlaufen. Daneben findet man auch heraus, in welchen Schlafphasen wir träumen - es sind dies die so genannten REM-Phasen - und dass gerade in diesen Phasen unsere Gehirnaktivität überraschende Ähnlichkeit mit dem Gehirn im Wachzustand zeigt. Edeltraud Mathis 2014 TK1 Was ist Psychologie. Methoden der Psychologie. Messen von Verhalten. CT (Computertomographie) Der Computertomograph (von griech: tome = Schnitt; graphein = schreiben) ist ein modernes Diagnoseinstrument, das mit Röntgenstrahlen funktioniert. Aus einer Vielzahl von Röntgenbildern errechnet der Computer beispielsweise ein dreidimensionales Bild des Gehirns. Im Unterschied zum EEG ist möglich so, in tiefere Strukturen des Gehirns zu blicken. Mittels CT können alle Körperregionen untersucht werden. Beispielsweise werden CTs häufig eingesetzt, um die Knochendichte zu messen. Gehirn und Rückenmark werden mittels CT untersucht, wenn es z. B. darum geht, Tumore oder Blutgerinsel aufzuspüren. Ein Nachteil der Computertomographie ist allerdings, dass die Belastung mit Röntgenstrahlen relativ hoch ist. Moderne Geräte sind inzwischen wesentlich weniger strahlenbelastend, aber eine CT ist immer noch viel strahlenintensiver als eine herkömmliche Röntgenaufnahme. Aus diesem Grund wird das CT aus ethischen Gründen in der reinen psychologischen Forschung kaum eingesetzt. Das Bild zeigt eine CT von einem Gehirn, in dem in der rechten Gehirnhälfte auffällige sehr große helle Flecken sichtbar sind. Diese stammen wahrscheinlich von großflächigen Gehirnblutung. Eine solche Gehirnblutung kann die Folge einer Schädelverletzung, z. B. durch einen Unfall, sein. Oder sie kann dadurch zustande kommen, dass eine Ader im Gehirn platzt. Meistens sind die ersten Folgen starke Kopfschmerzen, Übelkeit und starke Schwindelgefühle. Häufig kommt es aber auch zu sensorischen Ausfällen (z. B. Sehstörungen) oder zu anderen kognitiven Beeinträchtigungen (z. B. Gedächtnisstörungen). Eine Gehirnblutung ist sehr gefährlich; einerseits das Gehirn durch die Adern nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt wird, andererseits weil das ins Gehirn austretende Blut, das ja wegen der geschlossenen Schädeldecke nicht entweichen kann, Gehirnzellen zerstört. Die Magnetresonanztomographie (MRT) Die Magnetresonanz-Tomographie ermöglicht ebenfalls einen Blick in die Tiefenstrukturen des Körpers, beispielsweise des Gehirns. Sie arbeitet mit starken Magnetfeldern. Aus diesem Grund ist die Strahlenbelastung kein Problem. Allerdings können die beim MRT entstehenden Geräusche Kopfschmerzen verursachen. Weil die Röhre bei der MRT sehr eng ist, kann eine MRT bei sensiblen Menschen zu Angst- oder Panikattacken führen. Die MRT liefert sehr scharfe Aufnahmen vom Inneren des Gehirns. In der Medizin ist das z. B. wichtig, weil krankhafte Veränderungen (z. B. Tumore oder die Zerstörung von Nervengewebe) so sehr klar und auch schon sehr früh erkennbar sind. Eingesetzt wird die MRT also immer dann, wenn durch Veränderungen im Erleben oder Verhalten - das können beispielsweise feinmotorische Probleme, unerklärbare Kopfschmerzen, auffällige Gedächtnisstörungen etc. sein - der Verdacht auf eine neurologische Schädigung besteht. Edeltraud Mathis 2014 TK1 Was ist Psychologie. Methoden der Psychologie. Messen von Verhalten. In der psychologischen Grundlagenforschung spielt die MRT eine eher untergeordnete Rolle, weil sie das Gehirn nicht in "Aktion" zeigt, sondern eine statische "Momentaufnahme" liefert. Die Psychologie interessiert sich aber vor allem für die sich verändernde Gehirn-Aktivität, die mit bestimmten Verhaltensweisen oder Erlebensformen (z. B. Probleme lösen) in Verbindung steht. Das MRT zeigt ein Gehirn mit einem Gehirn-Tumor in der rechten Großhirnhälfte. Gehirntumore bilden selten Metastasen. Aber sie sind sehr gefährlich, weil durch den Tumor Gehirnzellen abgedrückt werden. Das kann zu schweren Beeinträchtigungen im Erleben und Verhalten von Menschen führen. Welcher Art diese sind, hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet. Wenn sich der Tumor - wie auf dem Bild - in der Großhirnrinde befindet, sind sensorische Ausfälle (z. B. Sehstörungen bis zum Sehverlust), Gedächtnisstörungen oder sprachliche Störungen sehr häufig. Gehirntumore operativ zu entfernen, ist manchmal möglich, aber in jedem Fall riskant. Durch den operativen Eingriff kann Nervengewebe zerstört werden. Teilweise kann man eine Operation nicht riskieren, dann versucht man, den Tumor mittels Bestrahlung oder Chemotherapie am weiteren Wachsen zu hindern. Positronenemissionstomographie (PET) Die Positronenemissions-Tomographie (PET) arbeitet mit schnell zerfallenden radioaktiven Markern, die die Durchblutung und damit indirekt die Aktivität des Gehirns messen. Diese stellen sie in unterschiedlichen Farben dar. Im Unterschied zum CT und zum MRT kann die PET das Gehirn also quasi "in Aktion" sichtbar machen. Das macht die PET - abgesehen davon, dass sie ein wichtiges medizinisches Diagnose-instrument ist auch zu einem interessanten Forschungsinstrument für die Psychologie. In der Medizin wird die PET beispielsweise eingesetzt, um Demenz (Alzheimer), Parkinson oder andere Gehirn-erkrankungen schon in einem Frühstadium zu diagnostizieren oder um epileptische Herde im Gehirn sichtbar zu machen. Auch Tumore werden mittels PET diagnostiziert. In der psychologischen Forschung wird über PET beispielsweise versucht, einen Zusammenhang zwischen bestimmten Erlebenszuständen - z. B. Angst - und bestimmten charakteristischen PETMustern zu erforschen. Das Ziel dabei ist es, besser zu verstehen, mit welchen Gehirnaktivitäten bestimmte Erlebenszustände in Verbindung stehen. Allerdings ist eine PET sehr kostenintensiv, weshalb sich nur wenige Forschungszentren meist Universitätskliniken - eine solche Forschung leisten können. Das Bild zeigt die Gehirnaktivität der Großhirnrinde bei unterschiedlichen Personen. Das erste Bild zeigt die Aktivität bei einer gesunden Person (rot und gelb: aktive Bereiche; Blau: inaktive Bereiche). Die anderen Vergleichsbilder zeigen Aufnahmen von Personen, die an Alzheimer-Demenz und anderen neurologischen Krankheiten leiden. Edeltraud Mathis 2014