Wofür wir uns engagieren Fakten zu Impfung und Krankheiten Sanofi Pasteur. Société anonyme au capital de 271 817 440 €. RCS Lyon B 349 505 370. Photo credits: Sanofi Pasteur (Alexis Chezières, Pascal Dolémieux, Norbert Domy, Julien Dubois, Alain Grillet, Randy Monceaux, Vincent Moncorgé, Olivier Thomas) - CDC (Public Health Image Library) - Fotolia - Gettyimages - Institut Pasteur. Eine Geschichte der Entdeckungen 5 Pioniere der Impfgeschichte 6 Was Impfstoffe wert sind 10 Was ist Impfung? 13 Entwicklungszyklus 17 Unsere Impfstoffe: Eine Innovationsgeschichte 21 21 Infektionskrankheiten und eine, die es nicht mehr gibt 25 Impfstoffe für morgen 50 Quellenangaben und Glossar 53 Eine Geschichte der Entdeckungen Das Verständnis für unser Engagement in der Impfstoffherstellung erfordert das Verständnis für die Geschichte der Impfung und ihre Bedeutung für das Gesundheitswesen. Es erfordert auch ein Verständnis dafür, wie Impfstoffe wirken und wie sie entwickelt werden. Eine bessere Kenntnis der Rolle von Sanofi Pasteur bei der Ver­hütung von Infektionskrankheiten sowie unserer Impfstoffpalette und Forschungs­bereiche ermöglicht ein besseres Verständnis unserer Leistungen und ihrer Bedeutung. Impfstoffentwicklung Sie zählt zu den Aufträgen von Sanofi Pasteur. Prägend für unsere Unternehmens­ geschichte sind Entdeckungen, die die Präventionsmedizin weiterentwickelt und Millionen Menschenleben gerettet haben. Impfstoffentwicklung schützt das Leben. Unsere Vision Eine Welt, in der niemand an Krankheiten leidet oder stirbt, die eine Impfung ver­hindern kann. Impfstoffe entwickeln, Leben schützen Unsere Mission Im Rahmen der Sanofi-Gruppe menschliche Gesundheit durch bessere, innovative Impfstoffe zur Prävention und Behandlung von Krankheiten weltweit zu schützen und zu fördern und in der internationalen Immunisierungsforschung aktiv dazu bei­zu­- Was wir wollen: tragen, ein Höchstmaß an Impfungen zu erreichen. Millionen Menschen das Leben retten 4 5 Pioniere der Impfgeschichte Sanofi Pasteur hat in der Geschichte der Impfung eine stolze Tradition. Die Pioniere, auf deren Arbeit unser Unternehmen aufgebaut ist, sind für uns bis heute Inspiration. Louis Pasteur: Ein Visionär der Wissenschaft Louis Pasteurs Werk revolutionierte die moderne Medizin. 1857 machte er sich einen Namen durch den Nachweis der Verbindung von Mikroorganismen und Infektionen, der zu einem der wichtigsten Durchbrüche in der Medizingeschichte führte. Seine Entdeckungen führten zur Entwicklung der ersten Impfstoffe, vor allem gegen die Tollwut. Auch durch seine Arbeit für die Verbesserung der Krankenhaushygiene trug er zur Eindämmung von Infektionskrankheiten bei. Das von ihm entwickelte Pasteurisierungsverfahren zur Abtötung pathogener Mikro­ organismen in verderblichen Lebensmitteln revolutionierte die Lebensmittelhygiene. In seinen letzten Lebensjahren gründete er das Institut Pasteur, eine gemeinnützige Organisation zur Prävention und Behandlung von Krankheiten. Sanofi Pasteur pflegt bis heute eine besondere Beziehung zum Institut Pasteur. Die Familie Mérieux: Drei Generationen von Erfindern Marcel, sein Sohn Charles und sein Enkel Alain setzten sich ihr Leben lang für den Schutz vor Infektionskrankheiten ein. Der wohl wichtigste Beitrag des Mérieux-Instituts dazu bestand in der Entwicklung von Methoden zur industriellen Impfstoffproduktion: Staunen und fragen sind die ersten Schritte zur Erkenntnis Louis Pasteur Französischer Erfinder (1822–1895) Dies ermöglichte die Impfung großer Bevölkerungsgruppen in relativ kurzer Zeit. 1974 konnte zum Beispiel durch die im Institut entwickelten Verfahren eine eitrige Meningitisepidemie in Brasilien verhindert werden: Innerhalb von neun Monaten wurden 90 Millionen Menschen geimpft. 6 7 John Fitzgerald: Ein Pionier des kanadischen Gesundheitswesens John Fitzgerald träumte von lebensrettenden Gesundheitsprodukten, die sich jeder leisten kann. 1914 gründete er die Connaught Laboratories, die Impfstoffe und Seren gegen Diph­ therie, Pocken, Tetanus und Meningitis produzierten und rasch wuchsen. Das Unternehmen engagierte sich auch im Kampf gegen Polio. Dr. Jonas Salk produzierte den von ihm ent­ wickelten ersten injizierbaren Polio-Impfstoff. Damit und mithilfe der von Connaught-Wissenschaftlern entwickelten Methoden konnte die Verbreitung der Epidemie in Nordamerika in den 1950er Jahren gestoppt werden. Richard Slee: Ein Vorreiter in der Impfstofftechnologie 1897 gründete Richard Slee die Pocono Laboratories in Swiftwater, Pennsylvania, er produzierte dort fortan einen neuen Stamm von Pockenvakzinen mit Methoden, die er von Impfstoffpionier Louis Pasteur übernommen hatte. Dadurch konnte er die Wirksamkeit der Pockenimpfung in den USA deutlich verbessern. Sein Erbe wirkt auch nach mehr als 100 Jahren noch nach. 1980 konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell die globale Ausrottung der Pocken verkünden. Heute ist die Einrichtung, in der sich sein Labor befand, der US-Standort von Sanofi Pasteur. große Erfolgsgeschichte des Gesundheitswesens. Sie hat das Leben von Millionen von Kindern gerettet, die jetzt die Chance haben, länger gesund zu leben, zu spielen, zu lesen und zu schreiben und sich ungehindert zu bewegen. Die Impfung ist eine Nelson Mandela Friedensnobelpreisträger 1993 8 9 Was Impfstoffe wert sind Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Menschen, die weltweit durch Impfung spart Geld Impfung am Leben bleiben, auf über 2,5 Millionen – aber mehr als zwei Millionen Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu Impfungen haben. Krankheitsprävention ist Impfstoffe können Leiden und manchmal auch Sterben verhindern, und sie sind wirt- die kosteneffizienteste Gesundheitsversorgung. schaftlich. Die Impfung zählt zu den kosteneffektivsten Investitionen im Gesundheitswesen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse in den USA hat ergeben, dass jeder Dollar, der in Impfstoffe retten Leben Impfungen investiert wird, 2 bis 27 US-Dollar an Gesundheitskosten spart. Nach Schätzungen einer neueren Studie hätte eine einwöchige „ergänzende Aktivität Nur die sichere Versorgung mit sauberem Trinkwasser trägt mehr zur Bekämpfung der zur Immunisierung“ gegen Masern in Kenia 2002 in den darauffolgenden zehn Jahren Infektionskrankheiten und zur Senkung der Sterbeziffern bei als die Impfung. eine Nettoersparnis von schätzungsweise 12 Millionen US-Dollar erbracht und im selben Zeitraum 3.850.000 Fälle von Masern und 125.000 Tote verhindert. Vor 100 Jahren starben die meisten Menschen weltweit an Infektionskrankheiten, auch in den hoch entwickelten Ländern. Heute können Impfungen viele dieser Krankheiten verhindern – und neue Impfstoffe gegen weitere Krankheiten werden entwickelt. Eine kontinuierliche Aufgabe Massenimpfprogramme konnten Krankheiten erfolgreich eindämmen und sogar elimi- Die Geschichte zeigt, dass ein Rückgang des Impfschutzes Voraussetzung für das nieren. Seit 1980 kommen die Pocken dank einer Impfkampagne nicht mehr natürlich neue Auftreten von Krankheiten in vorher geschützten Bevölkerungsgruppen ist. vor. Diese Krankheit bedrohte 60 % der Weltbevölkerung und tötete jeden vierten Erkrankten. Von 2000 bis 2008 gingen die Masern weltweit um fast 78 % zurück. Der Das erneute Auftreten der Diphtherie in manchen osteuropäischen Staaten in den Kampf für die Ausrottung auch dieser Krankheit geht weiter. 1990er Jahren mit mehr als 125.000 Krankheitsfällen und 4.000 Toten zeigt, dass ständige Wachsamkeit nötig ist, um in der Zukunft weitere Infektionskrankheiten auszurotten. Die totale Ausrottung der Kinderlähmung ist in Reichweite. Seit der Gründung der globalen Initiative zur Ausrottung von Polio durch die WHO und ihre Partner 1988 sind die bekannt gewordenen Fälle um 99 % zurückgegangen; schätzungsweise fünf Millionen Menschen blieb die Lähmung erspart. 10 11 eine der besten Investitionen ins Gesundheitswesen. Impfung ist heute Dr. Lee Jong-wook Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2003–2006 Was ist Impfung? Bei der Impfung wird ein Erreger (eine Bakterie, ein Virus oder Molekül) in den Körper eingeschleust, dessen Pathogenität (die Fähigkeit, krank zu machen) eliminiert wurde, ohne die Immunogenität (die Fähigkeit, eine Immunreaktion hervorzurufen) zu beeinträchtigen. Bei einem anschließenden Kontakt mit dem pathogenen Träger ist der Körper abwehrbereit und schützt damit den Geimpften gegen die Krankheit. Ein paar Fakten zu Infektionskrankheiten Infektionskrankheiten sind eine wichtige Ursache für Mortalität, vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen. Infektionskrankheiten werden durch Mikroorganismen wie Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze verursacht. Mikroorganismen sind überall und können in vielen Umgebungen (im Boden, im Wasser, in der Nahrung) und Wirten (Menschen, Tieren) überleben. Ein paar Fakten zur Immunität Die Natur hat Menschen und Tieren einen effektiven Schutzmechanismus gegen Krankheitserreger mitgegeben: das Immunsystem. Beim Immunsystem handelt es sich um eine mikroskopisch kleine Armee im Körper, die Millionen von Zellen und Molekülen mobilisieren kann. Zu den auffallendsten Eigenschaften des Immunsystems zählt die Fähigkeit, zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen und Molekülen zu unterscheiden. Das Immunsystem erkennt, wenn ein Infektionserreger in den Körper eindringt, und produziert Abwehrzellen und -moleküle, die lebenslang funktionieren. Sie sind speziell darauf ausgerichtet, den fremden Erreger zu bekämpfen. Die erste Verteidigungslinie im Körper ist die unspezifische Immunreaktion. 12 13 Die zweite Verteidigungslinie ist die spezifische Immunreaktion, die auf einmal erkannte Impfstoffe stimulieren das Immunsystem Pathogene reagiert, sie eliminiert und so zu sagen „im Gedächtnis“ bewahrt. Impfung ist eine Präventivmaßnahme, die darauf abzielt, den Aufbau von AbwehrmechanisDas Immunsystem erinnert sich an Bakterien und Viren, denen es einmal begegnet ist, und men (spezifische Antikörper, angemessene Reaktion auf Zellbasis) zu beschleunigen und den kann entsprechend rascher und effektiver reagieren, wenn es diesen Pathogenen erneut Menschen so vor Infektionen zu schützen. begegnet. Das erklärt zum Beispiel, warum man an manchen Infektionen nicht zweimal erkrankt. Durch die Impfung wird eine Begegnung mit einem Krankheitserreger imitiert und Vakzine sind biologische Produkte, die sich aus ganzen Bakterien und Viren, ihren Kompo- damit das Immungedächtnis angeregt. nenten (Polysaccharide, Proteine) oder Sekreten (Toxine) herstellen lassen, die keine Krankheiten mehr hervorrufen können, aber immer noch in der Lage sind, eine Immunreaktion zu Ein Antigen ist eine körperfremde Substanz, die eine Immunreaktion auslösen kann. Antigene stimulieren. sind überwiegend Proteine, Polysaccharide und deren Fettderivate, zum Beispiel die Komponenten der Zellwände von Bakterien und Viren. Leukozyten, T-Lymphozyten und Antikörper (Moleküle, die von den B-Lymphozyten, einer Untergruppe der Leukozyten, produziert wer- Die wichtigsten Impfstoffe den), sind an der Immunreaktion beteiligt. Antikörper kreisen durch den ganzen Körper. Sie können biologisch aktive Substanzen wie Toxine neutralisieren und sich an Mikroorganismen binden, um sie anschließend durch Attenuierte Lebendimpfstoffe spezielle Zellen des Immunsystems zu zerstören. Hier sorgt die kontinuierliche Züchtung und Passagierung in Zellkulturen für die Abschwächung der Pathogenität. Beispiele: Mumps, Masern, Röteln, Kinderlähmung (oral), Gelbfieber. Inaktivierte Impfstoffe entstehen durch physische oder chemische Verfahren, die die Virulenz der Krankheitserreger beseitigen, ohne ihre Immunogenität zu verändern. Inaktivierte Impfstoffe können von kom- Das Immunsystem pletten Mikroorganismen oder Teilen davon hergestellt werden: Mandeln Thymusdrüse Inaktivierte oder Totimpfstoffe Blut Lymphknoten Typ b, Typhus, Pneumokokken, Influenza, Tollwut, Kinderlähmung (injizierbar), Hepatitis A, Japanische Enzephalitis. Rekombinante Impfstoffe werden durch Gentechnik produziert. Lymphsystem 14 heiten), Toxoiden und Polysacchariden (rein oder konjugiert) werden Beispiele: Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Peyer-Plaques Haut – In Impfstoffen aus Proteinen (zum Beispiel azellulär oder Unterein­ die Antigene aus dem Mikroorganismus extrahiert. Milz Knochenmark – Ganzkeimimpfstoffe enthalten den gesamten Mikroorganismus. Rekombinante Vakzine Die Antigene für den Impfstoff werden aus tierischen Zellen und Hefen synthetisiert. Beispiele: Hepatitis B. 15 Entwicklungszyklus Die Impfstoffentwicklung ist ein langer, komplexer und teurer Prozess, in dem jede einzelne Phase – von der Krankheit und ihren epidemiologischen Daten bis zur Markteinführung eines neuen Impfstoffs – erfolgreich abgeschlossen werden muss. Die Entwicklung von Impfstoffen unterscheidet sich von der Medikamentenent­wicklung. Impfstoffe sind biologische Produkte, die aus lebenden Mikroorganismen hergestellt werden. Je nach Impfstoff kann die Produktion einer einzigen Charge sechs bis 22 Monate dauern. Sie braucht mehr Zeit als bei Medikamenten, weil langwierige, stringente Tests erforderlich sind, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Endprodukts zu gewährleisten. Die Aufgaben sind zahllos, aber sie stehen immer im die Befreiung der Menschheit von Epidemien, Dienst eines Gedankens: die sie zu vernichten drohen. Charles Mérieux Französischer Arzt (1907–2001) 16 17 Der Impfstoffentwicklungszyklus Durchschnittliche Impfstoffentwicklungszeit: 70 % Durchschnittliche Gesamtkosten für einen Impfstoff: 12 Jahre Qualitätskontrolle nimmt der Produktionszeit eines Impfstoffs in Anspruch Mehr als eine halbe Mill arde US-Dollar Forschung und Entwicklung Klinische Entwicklung Forschungsstadium1 Vorklinisches Stadium2 Phase I Phase II 3 • Kontinuierliche Unterstützung des industriellen Prozesses • Dokumentationsmanagement • Phase IV: Post-Marketing-Studien Phase III Zwischen 9 und 14 Jahren Industrielle Verfahren Massenfertigung Operative Machbarkeitsstudien Entwicklung des Fertigungs­ prozesses Entwicklung der industriellen Fertigung Produktion der ersten Chargen4 Registra­tion5 Produkt­ einführung Bakterien­ kultur Gewinnung Reinigung Inaktivierung Valenz­ aufstellung Rezeptur Abfüllung Gefrier­ trocknung Verpackung Chargen­ freigabe Transport 6 bis 22 Monate6 Kommerzielle Verfahren Marktforschung Vertrieb: • Privatwirtschaft • Internationaler Markt • Gesundheitsorganisationen (UNICEF, WHO …) Produktprofil: • Zielpopulationen • Merkmale des Impfstoffkandidaten Qualität: Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung Pharmakovigilanz Anmerkungen: Forschungsstadium: 2 bis 4 Jahre 1 2 Vorklinisches Stadium: 1 bis 2 Jahre 3 Klinische Entwicklung: 6 bis 8 Jahre Die ersten Chargen dienen der klinischen und 5 Registrierung: Synthesestadium, 6 Die infektiösen Keimkulturen werden geerntet und 12 bis 18 Monate gereinigt. Nach der Rezeptierung und Gefrier­­ Phase I: Sicherheitstest mit 10 bis 100 Probanden Alle in den vorangegangenen Stadien trocknung (zur Stabilisierung der empfind­licheren Phase II: Evaluation der Immunreaktion mit 100 bis gesammelten Daten werden in einer Vakzine) werden die Impfstoffe abgefüllt, meist 3.000 Probanden Dokumentation erfasst und den in Ampullen und Spritzen, und verpackt. Nach Phase III: Großversuche zur Effizienz und Toleranz Gesundheitsbehörden vorgelegt, die die Ab­schluss des Herstellungsprozesses muss die des Impfstoffs mit 3.000 bis 4.000 Probanden Genehmigung zur Vermarktung erteilen. Kühlkette in allen Phasen, vom Vertrieb bis zum Bestimmung der Antigene zur Krankheitsverhütung Sicherheitsbeurteilung im Tierversuch und Auswahl Test des ausgewählten Impfstoffs an Menschen oder -behandlung. Der Prozess wird mit den der besten Kandidaten für die Weiterentwicklung. ausgewählten Impfstoffkandidaten fortgesetzt. 4 industriellen Compliance. Patienten, gewährleistet sein. 18 19 Meilensteine der Geschichte sind begierig erwartet, hoch gelobt und wiederholt gefeiert worden: der erste Polio-Impfstoff, die erste Mondlandung und der erste Nonstop- Manche Flug über den Atlantik sind dafür gute Beispiele. Vaclav Smil Professor an der Faculty of Environment, University of Manitoba, Kanada Unsere Impfstoffe: Eine Innovationsgeschichte Sanofi Pasteur bietet die weltweit größte Palette an Impfstoffen – Schutz vor 20 bakteriellen und viralen Erkrankungen. Zu den besonderen Stärken der Produktpalette von Sanofi Pasteur gehören Kom­ binationsimpfstoffe, die vor mehreren Krankheiten gleichzeitig schützen. Das vereinfacht die Impfpläne, senkt die Kosten und sorgt für mehr Komfort bei der Injektion. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat es bei den Impfstoffen viele neue Ent­wick-­ lungen gegeben. Innovation ist der entscheidende Faktor. 20 21 Meilensteine 1907 Produktion von Seren1 1922 Erster Tetanus-Impfstoff 2 1970Impfstoff gegen Röteln (unter Verwendung von diploiden menschlichen 1939Neue Applikation der perkutanen Reaktion 1939Erster Einsatz des MérieuxTuberkulins 1946 Serum gegen Keuchhusten 1953 Gelbfieber-Impfstoff Zelllinien) 1974Erster Meningokokken-Impfstoff der Gruppe A 1975Erster Meningokokken-Impfstoff der Gruppen A + C 1975Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio (injizierbar) 1955Erster (inaktivierter) Salk3-PolioImpfstoff (injizierbar) 1960(Inaktivierter) Lépine-Polio-Impfstoff (injizierbar) 1962Erster (attenuierter) Sabin-PolioImpfstoff (oral) 1963Tuberkulin-Stempel 1977Erster Impfstoff gegen Tollwut (gezüchtet auf diploiden Zellen von Menschen) 1981Erster plasmatischer Impfstoff gegen Hepatitis B 1982Erster injizierbarer Salk-Polio-Impfstoff auf Basis von Verozellen 1985Erster Tollwut-Impfstoff 4 auf Basis von Verozellen 1968Masern-Impfstoff 1986MMR-Impfstoff (Masern-Mumps-Röteln) 1968Influenza-Impfstoff 1987Hepatitis-B-Impfstoff (auf gen­ technischer Basis) 1987Erster konjugierter Impfstoff für Haemophilus influenzae Typ b 22 1988Erster oraler Sabin-Polio-Impfstoff 2004Erster konjugierter quadrivalenter Impfstoff 7 auf Basis von Verozellen gegen Meningokokken-Erkrankung 1988Erster Typhus-Impfstoff (polysaccharid) 1992DT-azellulärer Keuchhusten-Impfstoff 2005Konjugierter Impfstoff gegen MeningokokkenMeningitis (A+C+W+Y) 5 für Erwachsene 1993Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, 2005Monovalenter oraler Polio-Impfstoff (Typ 1) 2007Impfstoff gegen H5N1 pandemische Keuchhusten (Ganzkeime) und Haemophilus Influenza (in Erwartung einer potenziellen influenzae Typ b Pandemie) 1993Erster pentavalenter Impfstoff gegen Diphthe- 2008Pocken-Impfstoff (in Erwartung eines rie, Tetanus, Keuchhusten (Ganzkeime), Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b (1994 mit dem Galien-Preis ausgezeichnet) 1996Hepatitis-A-Impfstoff 6 1997Erster pentavalenter Impfstoff auch gegen azellu­lären Keuchhusten 1998Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (azellulär) und Kinderlähmung 1999Auffrischimpfung gegen Tetanus, Diphtherie und Polio für Erwachsene möglichen bioterroristischen Angriffs) 2008Erster intradermaler Influenza-Impfstoff 2009Monovalenter A(H1N1)-Influenza-Impfstoff 1 Institut Biologique Mérieux 2 Institut Mérieux 3 on den Connaught Laboratories, die 1989 vom Institut Mérieux überV nommen wurden. 4 973 Fusion von Institut Mérieux und Institut Pasteur Production. Grün1 dung von Pasteur Vaccins. 5 Von Pasteur Mérieux Sérums & Vaccins, gegründet 1990. 6 Pasteur Mérieux Connaught 7 on Aventis Pasteur, wie Pasteur Mérieux Connaught nach der Fusion V von Rhône-Poulenc und Hoechst Life Sciences 1999 zum neuen Unternehmen Aventis heißt. Daten der ersten Lizenzierung der wichtigsten Produkte von Sanofi Pasteur oder der Unternehmen, aus denen es hervorgegangen ist. Nach 1966 entsprechen die Daten der ersten Vermarktungsgenehmigung. 23 21 Infektionskrankheiten und eine, die es nicht mehr gibt. Influenza-A-(H1N1) Influenza Cholera Pneumokokken-Infektionen Masern Tetanus Polio Mumps Röteln Diphtherie Gelbfieber Haemophilus influenzae Typ b Pocken Varizellen Hepatitis A Keuchhusten Meningokokken-Infektionen Typhus Tollwut Tuberkulose Hepatitis B Japanische Enzephalitis Bakterielle Erkrankungen Viruserkrankungen Die Illustrationen zu den einzelnen Krankheiten zeigen die wichtigsten Symptome und Komplikationen. 24 25 Cholera Symptome Diphtherie Cholera wird von dem Bakterium Vibrio Diphtherie ist eine bakterielle Infektion cholerae ausgelöst, das ein Darmtoxin durch das Corynebacterium diphtheriae. produziert. Dieses Bakterium war für Vor der allgemeinen Impfung war die verheerende Epidemien in der Mensch­ Krankheit einer der Hauptgründe für die heitsgeschichte verantwortlich. Symptome • Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu vier Tagen • Nach einer Inkubationszeit von drei bis fünf Tagen zeigt sich die äußert sich die Cholera überwiegend in akutem wässrigem Durchfall, Diphtherie in der Regel als Rachenkatarrh mit Pseudomembranen, die verbunden mit Erbrechen. die Luftwege verstopfen und zum Tod durch Ersticken führen können. Säuglingssterblichkeit. Zu den Komplikationen zählen potenziell tödliche Herz- und Nerven• Die Schwere der Erkrankung rührt vor allem von einer gefährlichen schäden. heftigen Dehydrierung her, die in wenigen Stunden zum Tode führen kann. • Die Mortalität bei Diphtherie ist auch bei den Ausbrüchen der Krankheit in jüngster Zeit hoch (10 %). • Die Behandlung besteht also vor allem in einer an den Zustand des Patienten angepassten Rehydrierung. • Diphtherie muss wie ein Notfall umgehend behandelt werden, um Komplikationen und den Tod des Patienten zu vermeiden. Die Behandlung besteht im Wesentlichen aus der intramuskulären oder Epidemiologie und Impfung intravenösen Gabe von Antikörpersera. Auch Antibiotika werden ge­ geben, um das Wachstum der Bakterien einzuschränken, aber bei den • Die Cholera wird durch mit Fäkalien infizierte Nahrungsmittel und toxininduzierten Symptomen sind sie wirkungslos. Wasser ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen und tritt überwiegend in Entwicklungsländern in Asien, Südamerika und Afrika Epidemiologie und Impfung auf. 2005 gab es nach Angaben der WHO weltweit über 130.000 Fälle von Cholera und mehr als 2.000 Todesfälle. • Corynebacterium diphtheriae kommt nur beim Menschen vor. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion und engen Körperkon- • Hygiene und der Ausbau der Abwassersysteme sind die Eckpfeiler im takt. Kampf gegen diese Krankheit. • Bevor die Impfung gegen Diphtherie in den 1980er Jahren allgemein • Es gibt eine Impfung gegen Cholera, die aber nur begrenzten Schutz zugänglich war, kam es in den weniger entwickelten Ländern Ost­ bietet. europas Schätzungen nach zu einer Million Fälle jährlich. Schock Erbrechen Dehydrierung • Diphtherie ist in vielen Ländern immer noch verbreitet; in den 1990er Jahren ist es in Osteuropa zu Epidemien gekommen. Diphtherie-Impfstoffe werden aus Diphtherietoxoid gewonnen, einer ungiftigen Form des Toxins. Neurologische Schäden Angina/Asphyxie Beeinträchtigung der Atmung Herzprobleme Durchfall 26 27 Gelbfieber Gelbfieber, ein virales hämor­r­hagisches Fieber, wird von Moskitos übertragen. Haemophilus influenzae Typ b Infektionen mit Haemophilus influenzae Typ b sind in der ganzen Welt verbreitet. Sie können verschiedene Erkrankungen Symptome hervorrufen, aber die häufigste ist die Symptome Meningitis. Kinder unter fünf Jahren sind besonders anfällig; die meisten • Nach einer Inkubationszeit von einer Woche setzen in der Regel Fie- • Nach der Besiedelung des Rachenraums kann das Bakterium in ber, Muskel- und Kopfschmerzen ein, die an Grippe, Denguefieber den Blutstrom eindringen und zu verschiedenen klinischen oder Malaria erinnern. Bei den schwersten Formen der Krankheit Formen führen: Meningitis, Lungenentzündung, Epiglottitis, Arthritis, kommt es nach drei Tagen zur Remission, gefolgt von einem hämor- Osteomyelitis. Fälle gibt es bei Säuglingen im ersten Lebensjahr. rhagischen Syndrom mit Erbrechen von schwarzem Blut, Gelbsucht • Die durch den Erreger ausgelöste Meningitis verläuft oft tödlich (in (daher der Name der Krankheit) und Nierenversagen. 5 bis 40 % der Fälle, je nach Land) und kann neurologische Folgeschä• In 20 bis 50 % der Fälle endet die Krankheit tödlich. Alle heilbaren For- den wie Taubheit, Bewegungsstörungen und geistige Behinderungen men der Erkrankung machen die Patienten lebenslang immun. nach sich ziehen. • Eine spezifische antivirale Behandlung von Gelbfieber existiert nicht. • Die medizinische Behandlung stützt sich auf Intensivpflege und geeignete Antibiotika. Epidemiologie und Impfung Epidemiologie und Impfung • Nach Schätzungen der WHO gibt es jedes Jahr 200.000 Fälle von • Die Infektion wird ausschließlich durch den Menschen übertragen. Kin- Gelbfieber mit etwa 30.000 Toten. der stecken sich durch Tröpfcheninfektion oder durch kontaminiertes • Gelbfieber bedroht jährlich mehr als drei Millionen Reisende in den Spielzeug an. „betroffenen“ Regionen. • Weltweit gibt es drei Millionen schwere Fälle und ca. 400.000 • Der Nutzen von Impfkampagnen ist in den letzten 60 Jahren nachge- Todesfälle im Jahr, besonders häufig bei Säuglingen zwischen vier und wiesen worden, aber Gelbfieber ist in tropischen Regionen 18 Monaten. Afrikas und Lateinamerikas weiterhin ein Problem. In Ländern, in denen es Gelbfieber gibt, wird die Impfung empfohlen, um Epidemien zu • Der Impfstoff wird meist zusammen mit den anderen Impfstoffen im verhindern oder zu bekämpfen. Empfohlen wird sie auch Reisenden in Impfprogramm für Kinder gegeben. Durch die Impfung ist die Zahl der diese Länder. Fälle in den Industrieländern drastisch zurückgegangen. In den Entwicklungsländern ist die Impfung aber leider noch nicht weit verbreitet. Meningitis Epiglottitis Lungenentzündung Leberversagen Nierenversagen Sepsis Gelbsucht 28 29 Hepatitis A Symptome Hepatitis B Das Virus Hepatitis A verursacht eine Das Virus Hepatitis B (HBV) verursacht akute Leberentzündung, die am meis­ eine ten verbreite­te Form der viralen Hepa­ akuten Hepatitis kann es zu schweren titis. Hepa­titis A tritt oft in wenig ent­ Verläufen kommen, die aber über­ wickelten Re­gionen auf. Ver­­besser- Symptome ­­un­gen bei der Hygiene und den Sanitär­ • Hepatitis A verläuft bei Kindern oft asymptomatisch. Bei Erwachsenen • Nach einer Inkubationszeit von drei bis vier Monaten kommt es bei kommt es nach einer Inkubationszeit von 15 bis 20 Tagen zu allgemei- Virus verringert, aber ganz verschwun­ der akuten Hepatitis B gewöhnlich über mehrere Wochen zu Appetit­ nem Unwohlsein, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Magen-Darm-Beschwerden. Gelbsucht ist besonders bei Erwachse- Nach der wiegend auf die durch eine chronische HBV-Infektion hervor­gerufenen Kompli­ ein­richtun­gen haben die Zirku­lation des den ist es noch nicht. Leberentzündung. kationen zurückgehen (zum Beispiel Leberzirrhose und Krebs). verlust, Schwäche, Übelkeit, Bauchschmerzen, Gelbsucht, Haut­ ausschlägen und Gelenkschmerzen. nen eine häufige Begleiterscheinung. • 1 bis 2 % der Erkrankten entwickeln eine fulminante Hepatitis B – • Der Zustand kann lange anhalten; die Akutphase dauert ca. einen akuter Leberzerfall mit einer extrem hohen Sterblichkeitsrate. Monat, die Konvaleszenz bis zu sechs Monaten. • Nach einer HBV-Infektion entwickeln 10 % der Patienten eine chroni• Eine spezifische Behandlung existiert nicht. sche Hepatitis (das heißt, der HBV bleibt im Körper), die zu Leber­ zirrhose und Leberkrebs führen kann. Epidemiologie und Impfung • Das Risiko für diese chronische Erkrankung ist bei Menschen mit Immunschwäche und Neugeborenen besonders hoch. • Hepatitis A wird ausschließlich durch den Menschen übertragen, entweder fäkal-oral von Mensch zu Mensch oder durch verseuchte Nahrung oder Trinkwasser. Epidemiologie und Impfung • Etwa 1,4 Millionen Fälle werden jedes Jahr gemeldet. Hepatitis A ist am stärksten in städtischen Regionen verbreitet, aber die Häufigkeit • HBV wird hauptsächlich durch Blut und in geringerem Maße durch schwankt nach geografischen Regionen und auf dem Niveau der andere Körperflüssigkeiten übertragen. sozio­ökonomischen Entwicklung. • Nach Schätzungen der WHO sind etwa zwei Milliarden Menschen • Impfstoffe gegen Hepatitis A sind vorhanden. weltweit mit dem Virus infiziert. Jährlich sterben Schätzungen zufolge 600.000 Menschen an den Folgen einer akuten oder chronischen Hepatitis B. Zirrhose, Leberkrebs Fulminante Hepatitis Leberschäden Gelbsucht 30 Gelbsucht 31 Influenza Symptome Influenza-A-(H1N1) Influenza oder Grippe ist eine hoch Das ansteckende akute Virusinfektion der „2009 H1N1” wurde erstmals im März Atemwege. Influenzaviren besitzen ein 2009 hohes Maß an Variabilität. Je nach der wurde es nie zuvor gefunden. Anfäng­- genetischen Mutation variiert der Symptome Schutz in der Bevölkerung von Jahr zu • Nach einer Inkubationszeit von einem bis vier Tagen kommt es zu den • Influenza-A-(H1N1) verursacht ähnliche Symptome wie die saisonale ersten Symptomen: abrupt einsetzendes Fieber, begleitet von Unwohl- demien von unterschiedlicher Intensität Grippe in Herbst und Winter. Sie fängt mit den typischen Symptomen sein, Kopf- und Muskelschmerzen, Halsschmerzen und trockenem Husten. Die Infektion dauert in der Regel eine Woche. Die häufigste Komplikation ist die Lungenentzündung, die vor allem bei kleinen Kindern, alten Menschen und Patienten mit chronischen Krankheiten auftritt und tödlich verlaufen kann. virus, auf das das mensch­ liche Immunsystem nicht vorbereitet ist und das in der Regel von Tieren stammt, kann eine Pandemie auslösen. an: Fieber, Husten, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, Unwohlsein, Halsschmerzen, verstopfte oder laufende Nase und in manchen Fällen Erbrechen und Durchfall. • Die neue A-(H1N1)-Influenza ist so ansteckend wie die saisonale und breitet sich rasch aus, vor allem bei Menschen zwischen zehn und 45 • Antivirale Behandlungen sind verfügbar und tragen vor allem zur Jahren. Wie bei der saisonalen Influenza gibt es leichte, aber auch Verringerung der Intensität und der Dauer der Symptome bei, voraus- identifiziert. Beim oder Menschen lich wurde es als „Schweinevirus” bezeichnet, weil Unter­suchungen ge­ Jahr, und es kann zu Influenza-Epi­ kommen. Ein völlig neues Influenza­ Influenza-A-(H1N1)-Virus tödlich verlaufende Fälle. gesetzt, sie werden zu Beginn der Erkrankung gegeben. zeigt haben, dass es sich um eine Kombination von Genen aus den Influenzaviren handelt, die Schweine, aber auch befallen. In Vögel der und letzten Menschen Influenza- Pandemie verbreitete sich das Virus von Mensch zu Mensch. Es ist mit keinem vorher identifizierten Virus verwandt, auch nicht mit dem Humanvirus, das für die saisonalen Grippewellen im Winter verantwortlich ist. • Am 11. Juni 2009 hob die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pandemie-Warnstufe von fünf auf sechs an, die höchste Warnstufe, Eine hoch ansteckende Krankheit die den weltweiten Vorbereitungs- und Reaktionsplan in Gang setzt. • Influenza ist ansteckend beginnend mit dem Tag vor Beginn der Epidemiologie und Impfung Symptome bis ungefähr fünf Tage nach Ausbruch der Krankheit. Bei Kinder kann sie noch mehr als zehn Tage nach Beginn der Symptome • Das Influenza-A-(H1N1)-Virus verbreitet sich so leicht wie das normale ansteckend sein. saisonale Influenzavirus von Mensch zu Mensch, durch Tröpfchen­ infektion beim Husten oder Niesen, durch Schmierinfektion beim • 72 % der Passagiere eines Flugzeugs wurden nach dem Flug mit Händeschütteln oder bei Kontakt mit kontaminierten Gegenständen. einem infizierten Passagier, dem Indexpatienten, angesteckt. • Um die Übertragung zu verringern, sollten Infizierte beim Husten und Epidemiologie und Impfung Niesen ein Tuch über Mund und Nase halten, zu Hause bleiben, wenn sie sich krank fühlen, regelmäßig die Hände waschen und sich von • Influenzaviren werden durch Tröpfcheninfektion aus den Atemwegen und durch Kontakt mit Atmungssekreten von Mensch zu Mensch übertragen. • Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die Zahl der Influenza-Toten jährlich zwischen 250.000 und 500.000. Gesunden möglichst fernhalten. Beeinträchtigung der Atmung Lungenentzündung • Die Impfung zählt zu den effektivsten Schutzmaßnahmen bei Influenza-Epidemien oder -Pandemien. Antivirale Medikamente, soziale Distanz und die Einhaltung der Hygieneregeln können die Beeinträchtigung der Atmung Lungenentzündung Verbreitung der Infektion ebenfalls verhindern. • Es gibt verschiedene Typen von Influenza-Impfstoffen. • Jedes Jahr wird die Zusammensetzung der Impfstoffe an die dominanten Stämme angepasst. 32 33 Japanische Enzephalitis Symptome Keuchhusten Die Japanische Enzephalitis ist eine Keuchhusten, eine hoch ansteckende Virusinfektion, die erstmals 1870 in Infektion der unteren Atemwege, wird Japan beobachtet wurde. Die Krankheit durch das Bakterium Bordetella per­ wird durch ein von einer Mückenart tussis hervorgerufen. Es handelt sich übertragenes Arbovirus ausgelöst. Die Symptome Japanische Enzephalitis ist mit un­ge­ fähr 50.000 Erkrankungen und 10.000 • Keuchhusten zeigt sich in der Regel durch einen hartnäckigen Husten niger schwere Verläufe nehmen, etwa aseptische Meningitis oder ein- Todesfällen pro Jahr die häufigste und (über drei Wochen), meist ohne Fieber. Der krampfartige Husten geht fache fiebrige Syndrome mit Kopfschmerzen. • Nach einer Inkubationszeit von fünf bis 15 Tagen kommt es zu plötz­ lichem hohem Fieber, begleitet von Kopfschmerzen, Verhaltensän­ und die Hauptursache für virale neuro­ logische Infektionen bei Kindern in Asien. derungen sowie Sprach- und Bewegungsstörungen (Lähmungen). eine langsam fortschreitende Krank­heit (mehrere Wochen), die vor • Die Infektion führt meist zur Enzephalitis, kann aber auch andere, we- schwerwiegendste virale Enzephalitis um allem bei kleinen Kindern schwer verlaufen kann. mit einem typischen Atemjauchzer, Apnoe, Zyanose und Erbrechen nach dem Anfall einher. • Bei Säuglingen kann die Krankheit besonders schwer und sogar tödlich verlaufen. • Im Verlauf der Krankheit beginnen allmählich Bewusstseinsstörungen • Jugendliche und Erwachsene zeigen oft atypische Formen der Krank- bis hin zum Koma. Die Sterblichkeitsrate bei Japanischer Enzephalitis heit, die mit einem hartnäckigen Husten einhergehen. ist hoch, spätere Komplikationen sind vor allem bei Kindern sehr verbreitet (bis zu 50 %). Epidemiologie und Impfung • Eine spezifische Behandlung der Krankheit gibt es nicht. • Keuchhusten ist auf den Menschen beschränkt. Er wird in engem Kontakt leicht übertragen, vor allem beim Husten. Epidemiologie und Impfung • Seit den 1950er Jahren hat die Häufigkeit von Keuchhusten in den • Japanische Enzephalitis wird vor allem in ländlichen Gegenden beob- Ländern, die die Impfung eingeführt haben, um mehr als 90 % ab­ achtet (wo Menschen in enger Nachbarschaft mit Schweinen und genommen. Leider macht die Krankheit weiterhin Sorgen aufgrund Vögeln – der Hauptquelle des Virus – leben), insbesondere aber in der steigender Fallzahlen bei Säuglingen, die zu jung für die Impfung sind, Nähe von Reisfeldern, in denen sich die das Virus übertragenden sowie wie bei Jugendlichen und Erwachsenen, bei denen der in der Mücken besonders stark entwickeln. Kindheit durch Impfung oder Erkrankung erworbene Schutz abnimmt. Die letztere Gruppe kann zum Reservoir für die Übertragung an Säug- • Die Infektion tritt in der Regel zwischen April und Dezember auf, die linge werden. Spitzenwerte liegen in der Zeit des Monsuns. • Die Keuchhusten-Impfung gehört zu den Routineimpfungen für Säug• Prävention durch inaktivierte Impfstoffe ist möglich. linge und Kleinkinder zwischen zwei Monaten und sechs Jahren. • Durch die Entwicklung azellulärer Keuchhusten-Impfstoffe sind jetzt Neurologische Schäden Lungenentzündung Auffrischungsimpfungen für Jugendliche und Erwachsene möglich. Neurologische Schäden 34 35 Masern Bei den Masern handelt es sich um eine akute virale, hoch ansteckende Symptome MeningokokkenInfektionen sacher von bakterieller Meningitis und Krank­heit, die vor der Einführung der Sepsis. Es gibt verschiedene Sero­ Impfung praktisch jedes Kind bekam. typen; 99 % der invasiven Infektionen Heute sind die Masern in vielen In­ dustrieländern unter Kontrolle Symptome und • Die Inkubationszeit liegt bei etwa zehn Tagen. Die Krankheit beginnt • Die Meningokokken-Meningitis tritt überwiegend bei Kindern, Jugend- mit Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen und Koplik-Flecken an der Wan- anderen Ländern sind sie immer noch li­chen und jungen Erwachsenen auf. Charakteristisch ist ein infektiö- ver­breitet. werden durch die Serotypen A, B, C, Y und W135 hervorgerufen. prak­ tisch ausgerottet, aber in vielen genschleimhaut. Meningokokken sind der Haupt­ver­ur­ ses Syndrom (Fieber, schwere Kopfschmerzen, Erbrechen) in Verbindung mit Meningismus (Nackensteife, Lethargie, Bewusstseins­- • Etwa drei bis sieben Tage nach den ersten Symptomen zeigt sich zu- störungen bis hin zum Koma). nächst im Gesicht und später am ganzen Körper ein großflächiger Hautausschlag, der vier bis sieben Tage anhält. An den ersten vier bis • Purpura fulminans (oder fulminante Meningokokken-Sepsis) tritt bei fünf Tagen dieser Phase bleibt der Patient ansteckend. 10 bis 20 % der Patienten auf. Kennzeichen sind Infektionsschock und ausgedehnte Blutungen im Unterhautgewebe. Die Sterblichkeitsrate • Bei Masern können schwere Komplikationen auftreten, zum Beispiel ist hoch; die Folgeschäden sind sehr schwer. Mittelohrentzündung, Lungenentzündung, postinfektiöse Enzephalitis und subakute sklerosierende Panenzephalitis. Epidemiologie und Impfung • Eine spezifische Therapie existiert nicht. • Invasive Meningokokken-Infektionen treten zwar meist spontan oder in begrenzten Epidemien auf, aber in bestimmten Gegenden, zum Epidemiologie und Impfung Beispiel im „afrikanischen Meningitisgürtel”, kann es auch zu unerwarteten, verheerenden Epidemien kommen. • Masern kommen ausschließlich beim Menschen vor. 2008 gab es nach Schätzungen 164.000 Fälle weltweit, mehr als 95 % davon in • Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von erkrankten Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen und schlechter Gesund- Patienten oder gesunden Trägern. heitsversorgung. • Verschiedene Typen von Impfstoffen sind vorhanden. • Die Masernimpfung kann in Kombination mit der Impfung gegen Mumps und Röteln gegeben werden (MMR-Impfstoff). • Die Ausrottung der Masern ist theoretisch möglich, da sich das Reservoir des Virus ausschließlich auf den Menschen beschränkt. Neurologische Schäden Lungenentzündung Meningitis Sepsis Hautausschlag 36 37 Mumps Der Mumpserreger zielt auf Drüsenund Nervengewebe. Mumps gilt zwar Symptome PneumokokkenInfektionen Pneumokokken sind Serotypen des Bakteriums Streptococcus als gutartige Kinderkrankheit, kann invasive aber in manchen Fällen zu schweren Lungenentzündung, Komplikationen führen. Symptome • Mumps beginnt nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 15 • Die am meisten verbreitete Form der bakteriellen Lungenentzündung Tagen mit allgemeinem Unwohlsein und Fieber, gefolgt von einer Ent- ist die Pneumokokken-Pneumonie, die mit hohem Fieber, Schüttel- zündung der Speicheldrüsen. Die Krankheit dauert in der Regel eine frost, Auswurf, Lungenschmerzen und Atemschwierigkeiten einher- Woche. geht. Die Pneumokokken-Pulmonie wird häufig mit Bakteriämie asso- pneu­ moniae und können verschiedene (Meningitis, bakterielle Ohren­ent­zün­ dun­gen und Bakteriämie) und nicht invasive (Lungenentzündung, Ohren­ entzündung, Sinusitis und Bronchitis) Entzündungen verursachen. ziiert (Bakterien im Blut). • Komplikationen wie aseptische Meningitis, Taubheit und Orchitis (Hoden­entzündung) können vor allem bei Erwachsenen auftreten. • Die damit verbundene Sterblichkeit wird durch bereits vorhandene Risikofaktoren wie Vorerkrankungen, Unterernährung und Alter erhöht. •E ine spezifische Therapie existiert nicht. • Die Symptome der Pneumokokken-Meningitis sind von denen anderer Formen bakterieller Meningitis nicht zu unterscheiden: Fieber, Kopf- Epidemiologie und Impfung schmerzen, Erbrechen und Nackensteife. Die Sterblichkeit ist hoch, vor allem bei Säuglingen und alten Menschen. • Mumps ist eine ausschließlich von Menschen übertragene, hoch ansteckende Krankheit. Epidemiologie und Impfung • Übertragen wird sie durch direkten Kontakt mit oder durch Tröpfcheninfektion von infizierten Patienten. Patienten mit Mumps sind in den • Pneumokokken werden durch direkten Kontakt mit den Atmungssekre- zwei Tagen vor der Schwellung der Speicheldrüsen und während der ten infizierter Patienten oder gesunder Träger übertragen. Die durch anschließenden neun Tage ansteckend. sie hervorgerufenen Infektionen kommen in allen Altersgruppen vor, sind aber besonders gravierend bei sehr jungen und bei älteren Men- • In den meisten Weltregionen gibt es geschätzte 100 bis 1.000 Mumps- schen. Schätzungsweise eines von einer Million Kindern im Jahr stirbt fälle auf 100.000 Einwohner im Jahr; alle zwei bis fünf Jahre kommt es an einer Pneumokokken-Erkrankung. zu epidemischen Spitzen. • Pneumokokken-Infektionen sind in Entwicklungs- und in Industrielän• Die Mumpsimpfung wird normalerweise in Kombination mit der Imp- dern signifikant. fung gegen Masern und Röteln verabreicht (MMR-Impfstoff). Meningitis Entzündung der Speicheldrüsen • Es gibt verschiedene Typen von Pneumokokken-Impfstoffen. Meningitis Lungenentzündung Sepsis Hodenentzündung 38 39 Pocken Pocken sind eine akut ansteckende Krankheit. Verursacher ist das Vario­ lavirus aus der Familie der Ortho­po­x­ Symptome viren. Der Ursprung dieser ver­heer­ endsten Krankheit der Mensch­­heits- Impfstoffe ­­geschichte lag vermutlich vor mehr als • Die Inkubationszeit bei Pocken beträgt in der Regel zwölf bis 14 Tage, in denen es keine Anzeichen für eine Freisetzung der Viren gibt. • Nach der Inkubationszeit setzen plötzlich grippeähnliche Symptome ein wie Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Erschöpfung, schwere Rückschmerzen und seltener Bauchschmerzen und Erbrechen. Zwei bis drei Tage später, wenn die Temperatur etwas gesunken ist und der Patient sich besser fühlt, beginnt der typische Hautauschlag, erst auf Gesicht, Händen und Armen, dann nach ein paar Tagen auch auf dem Rumpf. Die Pusteln füllen sich zunächst mit Flüssigkeit und dann mit Eiter, schließlich bildet sich eine Kruste, die austrocknet und abfällt. Alle betroffenen Stellen in einem Bereich durchlaufen diese Stadien gleichzeitig. 3.000 Jahren in Indien und Ägypten. • Der Pocken-Impfstoff führte zur globalen Ausrottung der Krank- Jahrhundertelang haben Pocken­epi­ heit, wie eine Gruppe namhafter Wissenschaftler im Dezember demien immer wieder ganze Kon­ti­ nente verheert, die Bevölkerung dezi­ miert und den Verlauf der Geschichte verändert. Durch ein glo­bales Impf­ programm unter Führung der Welt­ gesundheitsorganisation wur­ den die Pocken ausgerottet. Den letzten bekannten natürlichen Fall gab es 1977 in Somalia. 1979 feststellte. 1980 bestätigte die Weltgesundheitsversammlung diese Aussage. Bis dahin waren Millionen Menschen an den Pocken gestorben. • Nach dem 11. September 2001 hat Sanofi Pasteur als einer der Produzenten des Impfstoffs die Initiative ergriffen und Impfstofflager angelegt, die den Gesundheitsbehörden zum Beispiel in Frankreich und den USA zur Verfügung stehen. • Um einem potenziellen bioterroristischen Angriff begegnen zu können, hat Sanofi Pasteur auch einen Impfstoff der zweiten Generation entwickelt. 2008 erwarb Sanofi Pasteur das Unter- • Folgeschäden sind Narben und Blindheit. In 30 % der Fälle verliefen die Pocken tödlich. nehmen Acambis, das ebenfalls einen Pocken-Impfstoff pro­duziert. Epidemiologie und Impfung • An Pocken leiden nur Menschen. Sie werden nach Beginn des Fiebers und während der ersten Woche des Ausschlags durch Tröpfcheninfektion oder Kontakt mit kontaminierter Kleidung und Bettzeug übertragen. • Der Impfstoff gegen Pocken war ein Schlüsselfaktor bei der Ausrottung der Krankheit. Er enthält nicht das Variolavirus, das die Pocken verursacht, sondern ein eng verwandtes Virus namens Vaccinia. Blindheit • Die Pocken kommen nicht mehr natürlich vor; sie wurden in einem langen, mühevollen Prozess ausgerottet, in dem alle Fälle und deren Kontakte identifiziert und geimpft wurden. 40 Hautausschlag 41 Polio Röteln Poliomyelitis Symptome ansteckende Röteln sind eine akut ausbrechende Krankheit, die von drei verschiedenen ist eine virale Erkrankung. Sie verlaufen nicht Serotypen des Poliovirus verursacht immer symptomatisch und werden in wird (Typ 1, 2 und 3). Sie führt zu etwa der Hälfte aller Fälle nicht erkannt. schweren Lähmungen und zum Tod. Symptome Röteln sind besonders gefährlich, wenn die Mutter in den frühen Stadien der • In dem meisten Fällen bleibt der Patient symptomfrei oder zeigt nur ein • Die mittlere Inkubationszeit beträgt etwa 14 Tage. In ihrer typischen grippeähnliches Syndrom, wie es bei gutartigen viralen Infektionen be- klinischen Form weist die Krankheit einen vorübergehenden Hautaus- obachtet wird. schlag aus sowie leichtes Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen und subok- Schwangerschaft erkrankt und das Virus an den Fötus weitergibt. zipitale Adenopathie (Schwellung der Lymphknoten im Nacken). • In weniger als 1 % der Fälle entwickelt sich nach einer Inkubationszeit von sechs bis 20 Tagen eine verkrüppelnde Lähmung mit unterschied- • Bei CRS entwickeln die Säuglinge ophthalmische, auditorische, lich intensiven Spätfolgen, die gelegentlich auch zum Tod führen kön- kardiale und kraniofaziale Fehlbildungen; besonders schwer sind sie, nen. wenn das Rötelnvirus in den Frühstadien der Schwangerschaft über­­ tragen wird. • Eine spezifische antivirale Behandlung existiert nicht. Epidemiologie und Impfung Epidemiologie und Impfung • Das Rötelnvirus wird durch Tröpfcheninfektion von infizierten Perso• Polio wird nur von Mensch zu Mensch übertragen, überwiegend fäkal- nen übertragen. oral. Infizierte Patienten übertragen das Virus bei engem Kontakt auch • Da es sich um ein ausschließlich humanes Virusreservat handelt, dann, wenn sie selbst symptomfrei sind. ist die Ausrottung der Krankheit theoretisch möglich. • Epidemische Polio-Ausbrüche gibt es immer noch in manchen • Die Rötelnimpfung wird oft in Kombination mit den Masern- und schwarzafrikanischen Ländern, in Indien und im Nahen Osten. Mumps­impfungen gegeben (MMR-Impfstoff). • Zwei Impfstofftypen werden zur Ausrottung der Krankheit benutzt: • In den letzten Jahren konnten Röteln und CRS in vielen entwickelten – injizierbarer inaktivierter Polio-Impfstoff (IPV), und einigen Entwicklungsländern drastisch reduziert und sogar elimi- – oraler attenuierter Polio-Lebendimpfstoff (OPV). niert werden. • Polio ist nach den Pocken die zweite Infektion, die man von der Erde tilgen will. Schädigung der Motorneuronen Hautausschlag Lähmung Herz- und Hirnschädigungen beim Fötus, Taubheit, Blindheit 42 43 Tetanus Symptome Tuberkulose Tetanus ist eine oft tödliche Infek­tions­ Tuberkulose krankheit, die durch die toxigenen bakterielle Erkrankung, hervor­ gerufen Eigenschaften des Tetanusbazillus her­ durch das Mycobacterium tuberculosis. vorgerufen werden. Tetanus ist in Ent­ Mit acht Millionen neuer Fälle pro Jahr wicklungsländern sehr verbreitet und Symptome auch in den Industrieländern nicht ganz • Das Bakterium dringt über Läsionen (zum Beispiel verschmutzte Wun- verschwunden. ist eine ansteckende ist Tuberkulose nach AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) weltweit • Nach der überwiegend durch die Luft übertragenen Infektion wachsen den, offene Brüche, chronische Geschwüre) oder nach medizinischen die Bakterien in den Lungenbläschen und Makrophagen. Wenn das Eingriffen, die unter unzureichenden aseptischen Bedingungen durch- Immunsystem die Vervielfältigung der Bakterien nicht mehr kontrollie- geführt wurden, in den Körper ein. ren kann (in 5 bis 10 % der Fälle), entwickelt sich die aktive Krankheit. • Nach einer Inkubationszeit von vier bis 21 Tagen zeigt sich Tetanus • Die häufigste Form der aktiven Tuberkulose ist die Lungentuberkulose. meist als allgemeine spastische Erkrankung. Kontraktionen des Kie- Zu den Symptomen zählen chronischer Husten, Nachtschweiß, fernmuskels (oder Trismus) sind ein charakteristisches Merkmal, ge- Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. die zweit­häufigste Todesursache bei Infektions­krankheiten. folgt von Krämpfen der Rückenmuskulatur (Opisthotonus) und plötzli• Die Miliartuberkulose (diffuse Schädigung von Lunge, Rückgrat, Leber chen allgemeinen Konvulsionen. und Knochenmark) und die tuberkulöse Meningitis sind die schwersten • Ohne Behandlung ist die Krankheit fast immer tödlich, vor allem bei Krankheitsformen. Kindern und alten Menschen. • Die Behandlung erfordert die Gabe von Tuberkulosemedikamenten • Auch bei angemessener Behandlung ist die Sterblichkeit bei Tetanus über viele Monate. hoch. Epidemiologie und Impfung Epidemiologie und Impfung • Schätzungsweise ein Drittel der Menschen auf der Erde ist mit dem • Der Tetanusbazillus ist allgegenwärtig und in Form sehr widerstands- Bazillus infiziert, ohne dass die Infektion ausbricht. Nur 5 bis 10 % ent- fähiger Sporen im Boden vorhanden. Sein Reservoir lässt sich also wickeln eine aktive Form der Erkrankung. nicht beseitigen, aber die Impfung ist ein sehr effektives Mittel, um die • Tuberkulose-Impfstoff wird in vielen Ländern intrakutan bei der Geburt, Krankheit zu verhindern. im Säuglingsalter oder vor dem Schuleintritt verabreicht. • 2002 ging man von weltweit mehr als 200.000 Toten durch Tetanus • Der Tuberkulose-Impfstoff kann die Reaktivierung latenter Formen aus, davon waren etwa 180.000 auf Neugeborenentetanus zurückzuführen. Neuromuskuläre Schäden • Tetanus-Impfstoffe basieren auf Tetanustoxoid und werden meist mit nicht verhindern und hat keinen Einfluss auf die Übertragung der Krankheit, ist aber sehr wertvoll bei der Prävention der schlimmsten Formen der Krankheit (zum Beispiel tuberkulöse Meningitis im anderen Valenzen gegeben (zum Beispiel Diphtherie, Keuchhusten, Meningitis Kindesalter). Lungenschäden Polio, Haemophilus influenzae Typ b). Neugeborenentetanus 44 45 Tollwut Symptome Typhus Tollwut ist eine Erkrankung viralen Typhus ist eine bakterielle Infektion, die Ursprungs, die Wild- und Haustiere in den Industrieländern selten geworden befällt. In Entwicklungsländern, wo sie ist, aber in Ländern mit schlechter vor allem durch streunende Hunde Hygiene immer noch zu 600.000 Fällen übertragen wird, ist sie weiterhin ein ernstes • Nach der Infektion vermehrt sich das Virus in den Muskelzellen, die die Problem und für Symptome pro Jahr führt. 55.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. • Nach einer Inkubationszeit von sieben bis 14 Tagen erscheinen nach- Wunde umgeben, erreicht dann das Zentralnervensystem und verbrei- einander die typischen Symptome – diffuse Bauchschmerzen, mögli- tet sich schließlich im ganzen Körper. Die mittlere Inkubationszeit liegt cherweise hohes Fieber, Appetitlosigkeit und sehr häufig Durchfall. zwischen zwei und drei Monaten, kann aber auch mehrere Tage bis • Charakteristische Zeichen sind Schläfrigkeit am Tag und Schlaflosig- Jahre betragen. keit bei Nacht. • Zu den ersten Anzeichen der Erkrankung zählen Schmerzen und eine • Zu den Komplikationen gehören Blutungen und Darmperforation, anomale Empfindung an oder um die Wunde, gefolgt von unspezifi- Herz­versagen und Enzephalitis. schen Symptomen wie Fieber, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Unwohlsein und Lethargie. • Es gibt wirksame Antibiotika, und die Prognose für die behandelten • Im Akutstadium erscheinen die typischen Symptome einer Enzephali- Patienten ist in der Regel gut, aber sie können in den folgenden Mona- tis. Die Krankheit kann sich in einer von zwei klinischen Formen entwi- ten zu chronischen Ausscheidern werden. Zudem wird die Behandlung ckeln: als Wut- oder als lethargische Tollwut. Beide Formen führen in- durch Resistenzen gegen die Medikamente erschwert. nerhalb weniger Tage zu Koma und Tod. Epidemiologie und Impfung Epidemiologie und Impfung • Das Reservoir für den Typhuserreger ist ausschließlich der Mensch. • Tollwut wird in der Regel durch von tollwütigen Tieren verursachte • Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch die Aufnahme von kontami- Bisse und Kratzer oder Lecken verletzter Haut oder Schleimhaut über- nierter Nahrung und Wasser. tragen. • Die Prävention stützt sich auf gute Hygiene und Impfung. • Bis heute ist die Impfung die einzige effektive Behandlung der Tollwut. Der geimpfte Körper kann das Virus neutralisieren, bevor es das • Es gibt mehrere Impfstoffe gegen Typhus. Zentralnervensystem erreicht. Ist das Nervensystem infiziert, endet die Krankheit zwangsläufig tödlich. Tödliche Schädigung des Nervensystems Enzephalitis Herzversagen Durchfall Blutungen im Verdauungstrakt Sepsis 46 47 Varizellen Varizellen oder Windpocken sind eine Viruserkrankung, ausgelöst durch das Varicella-Zoster-Virus. Sie gelten als Symptome harm­lose Kinderkrankheit, können aber vor allem bei Neugeborenen, bei Er­wachsenen, die in der Kindheit • Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von 15 Tagen setzt keinen Kontakt damit hatten, und bei leichtes Fieber ein, gefolgt von Ausschlag. Die ersten Läsionen Men­schen mit geschwächter Abwehr zeigen sich meist auf Gesicht und Kopfhaut und breiten sich dann auf schwer verlaufen. den Rumpf und den restlichen Körper aus. Aus den anfänglichen Flecken werden Knötchen, die im weiteren Verlauf zu einer Kruste austrocknen, bevor sich neue Läsionen bilden. • Die schweren Formen der Erkrankung werden mit antiviralen Medikamenten behandelt. Epidemiologie und Impfung • Das Virus wird durch Tröpfcheninfektion oder durch direkten Kontakt mit den Läsionen übertragen. Die Patienten sind meist einige Tage vor dem Ausbruch des Ausschlags und bis zur Bildung der Krus- 2015 könnten Impfstoffe den Tod von vier bis fünf Millionen Kindern im Jahr verhindern. te ansteckend. Schon Dr. Jean-Marie Okwo-Bele Leiter des Department of Immunization, Vaccination and Biologicals, World Health Organization (WHO), 2005 Lungenentzündung Superinfektionen der Haut Hautausschlag 48 49 Impfstoffe für morgen Innovation ist eine Säule in der Strategie von Sanofi Pasteur zur Verbesserung der Nosokomiale Erkrankungen weltweiten Gesundheitsversorgung. Unsere Forschung und Entwicklung (R&D) konzentriert sich neben der Verbesserung vorhandener auf die Entwicklung neuer Impf- Der Anteil der Klinikinfektionen liegt in den Industrieländern bei durchschnittlich 5 %. stoffe, um Krankheiten auszurotten, für die es noch keine Impfung und oft auch keine Am häufigsten sind Infektionen mit Clostridium difficile, sie sind seit 2003 durch das effektive Behandlung gibt. Auftauchen eines virulenteren Stamms alarmierend angestiegen. Die Infektionen führen bei Patienten, die oft oder langfristig mit Antibiotika behandelt werden, zu einer Als langjähriger Akteur auf dem Gebiet der Impfung können wir auf unsere anerkannte ansteckenden Diarrhö. Sanofi Pasteur entwickelt einen Impfstoff gegen diese Clostri- Erfahrung bei der Influenza-Prävention und im Kampf gegen Kinderkrankheiten zu- dium-difficile-Infektionen; verschiedene klinische Tests laufen. Andere Ziele sind Infek- rückgreifen, vor allem auf Initiativen zur Ausrottung von Polio. tionen mit Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa. Unser Ziel sind Lösungen für die spezifischen Probleme der Menschen: Reduzierung des Denguefiebers in tropischen Regionen, Bekämpfung der in westlichen Ländern AIDS immer häufigeren Krankenhausinfektionen (nosokomiale Infektionen), Eindämmung der wieder auflebenden Tuberkulose, Kampf gegen die Tollwut, die in vielen Entwick- Zwanzig Jahre nach den ersten Forschungsarbeiten haben in Thailand durchgeführte lungsländern ein großes Problem bleibt, und vieles mehr. Tests – deren Ergebnisse 2009 veröffentlicht wurden – die ersten ermutigenden klinischen Daten erbracht und können möglicherweise den Weg für einem wirksamen HIV- Denguefieber Diese Viruserkrankung, die im Wesentlichen in Südostasien und Lateinamerika auftritt, verbreitet sich Jahr für Jahr in immer neuen Weltregionen. Die durch Moskitos übertra- Impfstoff bereiten. Das ist ein wichtiger Durchbruch für Sanofi Pasteur im Kampf gegen eine Krankheit, die weltweit eskaliert. Saisonale und pandemische Influenza gene Infektion löst schwere grippeähnliche Symptome aus und kann in manchen Fällen zu tödlichem hämorrhagischem Fieber führen. Eine spezifische Behandlung exis- Als weltweit führender Hersteller des Influenza-Impfstoffs arbeitet Sanofi Pasteur an tiert noch nicht. Im Rahmen des Forschungsprogramms zur Entwicklung eines verschiedenen Verfahren zur Erneuerung und Verbesserung von Impfstoffen (saisona- Dengue-Impfstoffs führt Sanofi Pasteur verschiedene klinische Versuche in endemi- le und pandemische Influenza). Der letzte Erfolg: ein intrakutanes Mikroinjektionssys- schen Regionen durch, um schnellstmöglich einen sicheren, wirksamen Impfstoff zu tem, das von den Patienten besser akzeptiert wird. finden. 50 51 Quellenangaben und Glossar Impfstoffe für jedes Lebensalter Quellen Bei kleinen Kindern konzentrieren wir uns weiterhin auf die Ausrottung der Polio, die State of the World’s Vaccine and Immunization. Überarb. Ausgabe 2003, Prävention von Atemswegserkrankungen und Meningitis. Wir entwickeln neue pädiat- OMS, Genf (S. viii) rische Kombinationen zur gleichzeitigen Impfung gegen mehrere Kinderkrankheiten (bis zu sechs), um die Zahl der Injektionen zu verringern und den Impfschutz zu ver- WHO Immunization Highlights 2005, verfügbar unter: bessern. http://www.who.int/immunization/WHO_Immunization_highlights2005.pdf Bei Jugendlichen verfolgen unsere Forscher drei Hauptrichtungen: Kampf gegen se- Virus Passion, Charles Mérieux. Hg. von Robert Laffont, 1997 xuell übertragbare Krankheiten, Schutz vor Meningokokken-Meningitis und Auffrischungsimpfungen gegen Keuchhusten und Polio. Bei Erwachsenen und alten Men- Millennium Essay, Vaclav Smil. Nature, 30. September 1999 schen entwickeln wir Impfungen gegen Infektionen der Luftwege wie Influenza und Pneumonie. Innovation und Partnerschaft Weiterführende Informationen Weltgesundheitsorganisation (WHO) www.who.int Technologische Innovation ist eine weitere wichtige Forschungspriorität für Sanofi Pasteur. Neue Technologien eröffnen neue Forschungsfelder, ob bei der Beschleuni- Pan American Health Organization (PAHO) gung der Entwicklung von Impfstoffen oder bei der Optimierung der Herstellungspro- www.paho.org zesse. Hier arbeiten unsere Teams mit führenden Experten zusammen: in Partnerschaften mit Universitäten, Biotech-Unternehmen, Forschungsinstituten und Behörden. Nationale Impfpläne: Mehrere Forschungsprojekte werden zusammen mit Partnern durchgeführt, die innovative Prozesse entwickelt haben. Frankreich – Gesundheitsministerium www.sante-sports.gouv.fr/informations-sur-les-vaccins.html USA Nationales Impfprogramm: http://www.cdc.gov/vaccines/ Kanada http://www.immunize.cpha.ca/en/default.aspx 52 53 Glossar Auffrischimpfung Impfung einer Person, die bereits geimpft ist (mit einer oder mehreren Impfdosen). Die Auffrischung soll die durch die vorherige Impfung erreichte Immunität verbessern. Lymphozyt B- oder T-Zelle, die das Immunsystem im Kampf gegen Infektionen unterstützt und zu humoraler (B-Lymphozyten) oder Zellimmunität (T-Lymphozyten) führt. Antikörper Proteinmolekül, das der Organismus durch B-Lymphozyten produziert, wenn er in Kontakt mit einer fremden Substanz, dem Antigen, kommt. Antikörper neutralisieren Antigene und sind ein wichtiger Bestandteil der Immunreaktion auf eine Infektion. Sie werden auch als Immunglobuline bezeichnet. Makrophage Große weiße Blutzelle, die eindringende Mikroben zerstört und die Antigene dieser Zellen zu den T-Helferzellen bringt, damit diese sie identifizieren und die Infektion ausschalten können. Antigen Fremde Substanz im Organismus. Das Immunsystem erkennt sie und produziert spezielle Antikörper, um sie zu bekämpfen. Es handelt sich meist um Proteine, die in fremden Zellen (roten Blutzellen bei Blutübertragung, transplantierte Organe, Bakterien, Viren usw.) oder in der Umgebung (Pollen, Abfall von Staubmäusen, Katzenhaaren etc.) enthalten sind. Membran Eine dünne Gewebeschicht, die die Oberfläche eines Bereichs des Organismus abdeckt oder abtrennt. Mutation Veränderung von Form, Eigenschaft und anderen Merkmalen. Orchitis Hodenentzündung, meist aufgrund einer Infektion. Arbovirus Abgeleitet vom englischen arthropod-borne virus: Virus, das durch Stiche oder Bisse von Arthropoden (Gliederfüßler oder Insekten) übertragen wird. Osteomyelitis Knocheninfektion durch Staphylokokken aus dem Blut. Gelegentlich sind andere Bakterien wie Streptokokken oder Salmonellen verantwortlich. Attenuiert Geschwächt; hier die Schwächung eines Virus oder Bakteriums, um seine Fähigkeit zur Krankheitserregung zu neutralisieren. Polysaccharid Ein Kohlehydratpolymer oder Zucker in Bakterienhüllen. Bakteriämie Vorübergehende Präsenz von Bakterien im Blut. Purpura Gehäuft auftretende, kleine hellrote oder bläuliche Hautflecken durch Blutungen außerhalb der Blutgefäße. Bakterium Einzelliger Mikroorganismus ohne Kern (Prokaryot), dessen Genom aus DNA (ein einzelnes Chromosom) besteht. Sepsis Schwere Infektion des Organismus. Charakteristisch sind pathogene Organismen im Blut (die Krankheiten hervorrufen können). Enzephalitis Entzündung eines mehr oder weniger großen Teils des Gehirns (bestehend aus Großhirn, Hirnstamm und Kleinhirn). Spezifische Immunabwehr Gruppe von Abwehrmechanismen, einschließlich Zellimmunität (über T-Lymphozyten) und humoraler Immunität (über B-Lymphozyten), gegen einen spezifischen Mikroorganismus. Ohne vorangegangenen Kontakt verzögert sich die Reaktion um mehrere Tage. Epiglottitis Entzündung der Epiglottis. Gedächtniszellen T- und B-Lymphozyten, die die Fähigkeit des Immunsystems steuern, einen bestimmten Eindringling wiederzuerkennen und ihn davon abzuhalten, weiteren Schaden anzurichten. Immunschutz Beschreibt ein Immunniveau, das ausreicht, um einen Menschen gegen Infektion zu schützen. Immunschutz entsteht durch Impfung oder eine bestimmte Krankheit. Koplik-Flecken Ansammlung kleiner, weißlicher Flecken auf der Wangeninnen­ seite. Lymphknoten Kleiner Knoten aus Lymphgewebe zur Filterung und Zerstörung schädlicher Mikroben. Teil des Knotennetzes, das sich durch den Organismus zieht und Infektionen bekämpft. 54 Toxoid Durch physikalische oder chemische Verfahren entgiftete Toxine, die ihre antigene Wirkung bewahren. Toxin Toxische Substanz, die von einem Bakterium ausgeschieden wird, das ihm seine Pathogenität verleiht. Unspezifische Immunabwehr Gruppe von Abwehrmechanismen (Haut, Makrophagen etc.) gegen Mikroorganismen, mit denen der Organismus noch keinen Kontakt hatte. Virus Winziger Mikroorganismus (100 nm), bestehend aus RNA oder DNA, der zur Vermehrung eine Wirtszelle braucht. Diese Broschüre bietet Ihnen einen Überblick über unsere Arbeit und unser gemeinsames Engagement. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Kommunikation Deutschland Tel.: 069 305-32255 [email protected] www.sanofi.de