Rubrik „Für Sie gelesen“ Geimpft oder infiziert? Markerimpfstoffe im Kampf gegenTierseuchen Von: T. Müller, T. Mettenleiter, M. Beer, S. Blome, E. Reinking Aus: www.fli.bund.de Mit 450 bis 500 verschiedenen zugelassenen Impfstoffen steht derzeit in Deutschland eine Vielzahl von abgeschwächten Lebend- oder inaktivierten Impfstoffen gegen virale und bakterielle Erreger zur Verfügung. In der konventionellen Strategie zur Bekämpfung von Tierseuchen wird auf die Eliminierung des Erregers durch die Entfernung infizierter Tiere oder flächendeckende Impfungen gesetzt. Bei der Verwendung konventioneller Impfstoffe besteht der große Nachteil, dass nicht zwischen Antikörpern, die durch die Impfung oder eine Infektion gebildet werden, unterschieden werden kann. Die Folge sind teure Eradikationsprogramme, Schwierigkeiten, den erregerfreien Status festzustellen, Handelsbeschränkungen und Rückschläge in der Bekämpfung. Aus diesem Grunde sind Impfungen gegen verschiedene Krankheiten in vielen Ländern auch verboten. Mit der Verwendung von Markerimpfstoffen lassen sich die Antikörper geimpfter oder infizierter Tiere zuverlässig unterscheiden. Es gibt Positiv- und Negativmarker, erstere bilden ein Protein mehr, zweiteren fehlt ein Protein, wodurch eine sichere Unterscheidung möglich ist. Daher werden diese Impfstoffe auch als DIVA- Vakzine (Differentiating Infected from Vaccinated Animals) genannt. Einen ersten großen Erfolg konnten diese Impfstoffe bei der AK-Bekämpfung herbeiführen. Nach der flächendeckenden Impfung wurden die Feldvirusträger eliminiert. So konnte durch strikte nationale Bekämpfungsstrategien die AK in den Hausschweinebeständen West- und Mitteleuropas, Nordamerikas, Australiens und Neuseelands getilgt werden. Diese erfolgreiche Bekämpfung wurde zum Vorbild für die Eliminierung anderer Erreger wie der MKS, der Klassischen Schweinepest und der BHV1-Infektion. Bei der in Deutschland vor 15 Jahren noch weit verbreiteten Bovinen Herpes Typ 1 Infektion wird seit Mitte der 90er Jahre auf Markerimpfstoffe gesetzt mit durchschlagendem Erfolg, gerade auch in Bundesländern mit einer ursprünglich hohen Durchseuchungsrate. Bei der Bekämpfung der Klassischen Schweinepest wurde bisher auf eine strikte Bekämpfungsstrategie zur Tilgung der Seuche gesetzt. Da die bisher verfügbaren DIVA-Impfstoffe noch deutliche Schwächen aufwiesen arbeiten verschiedene Forschergruppen daran, diese Lücke zu schließen. Der vom Friedrich-Löffler-Institut zu diesem Zwecke entwickelte Impfstoff befindet sich derzeit auf dem Weg zur Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur. Review BLTK (fw)