An alle Patientinnen und Patienten, bei denen eine Cochlear-Implantation geplant ist, bzw. bereits durchgeführt wurde April 2007 Zur Weiterleitung an die behandelnden Haus- bzw. Kinderärzte Schutzimpfungen bei Cochlear-Implantat Sehr geehrter Patient, sehr geehrte Patientin, liebe Eltern, Bei Ihnen bzw. bei Ihrem Kind wurde ein Cochlear Implant eingesetzt, bzw. ist eine solche Operation geplant. Dabei wird eine Elektrode in die Hörschnecke (also das Innenohr) eingeführt, die den Hörnerven direkt elektrisch reizt, da die normalerweise hierfür zuständigen Hör-Sinneszellen die akustischen Reize nicht mehr verarbeiten und an den Hörnerven weitergeben können. Um die Elektroden in der Hörschnecke zu platzieren, muss ein Zugang über das Mittelohr geschaffen werden. Obwohl dieser Zugangsweg mit körpereigenem Gewebe wieder verschlossen wird und somit keine dauerhaft offene Verbindung zwischen Mittelohr und dem Innenohr besteht, sollten Entzündungen des Mittelohres vermieden oder bei Bestehen sofort wirksam behandelt werden. Bei einer Mittelohrentzündung auf dem implantierten Ohr sollte sofort ein Kinder- oder HNO-Facharzt aufgesucht und eine Infusionsbehandlung mit Antibiotika – gegebenenfalls unter stationären Bedingungen – eingeleitet werden. Unsere Klinik muss umgehend informiert werden. Da sich im Anschluss an eine Mittelohrentzündung auch schwerwiegende Komplikationen entwickeln können, zum Beispiel eine Meningitis (Hirnhautentzündung), sollte diesen Erkrankungen vorgebeugt werden. Wir bitten daher, die folgenden Impfempfehlungen genau zu beachten. Häufige Erreger für eine Hirnhautentzündung als Folge einer Mittelohrentzündung sind nach heutigen Kenntnissen Haemophilus influenzae Typ B und Streptokokkus pneumoniae 1 (Streptokokken) sowie Menigokokken. Gegen alle 3 Keime gibt es Impfstoffe, die bei sonst gesunden Kindern mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Hirnhautentzündung verhindern Die Verwendung des Impfstoffes gegen Haemophilus influenzae Typ B ist nach dem 6. Lebensjahr nur in Ausnahmefällen (z. B. Immunsuppression) indiziert. Ein solcher Ausnahmefall liegt auch bei der Cochlear Implantation vor. Somit empfehlen wir beide Impfungen auch für Erwachsene CI Patienten. Bei Meningokokken gibt es 13 verschiedene Typen. Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Menigokokken-Infektionen durch bestimmte Typen, Typ A, B, C und Y hervorgerufen. In Deutschland werde netwa 70 Prozent der Erkrankungsfälle durch Serotyp B verursacht. Gegen diesen gibt es zur Zeit noch keinen Impfstoff, Impfstoffe gibt es nur gegen den Typ C, der beispielweise in England, Spanien und einigen Regionen Deutschlands gehäuft auftritt und gegen die Typen A, Y und W135. Nach Empfehlung der STIKO (2006) sollen alle Kinder im 2. Lebensjahr die Meningokokken C Impfung erhalten (Konjugat-Impfstoff). Da es sich bei der Hirnhautentündung um eine lebensbedrohliche Erkrankung mit unberechenbarem Verlauf handelt empfehlen wir allen CI-Patienten die Impfung gegen die drei oben beschriebenen Keime ! Im Folgenden finden Sie die von der STIKO (Ständige Impfkommission Deutschland, Robert Koch Insitut) empfohlenen Impfstoffe. Bitte besprechen Sie dies mit Ihrem Kinder-/Hausarzt. Grundsätzlich empfehlen wir die Standardimpfungen gemäss dem aktuellen Impfkalender für Säuglinge, Jugendliche und Erwachsene der STIKO, s. Anlage). Hierin sind seit 2006/2007 neben Haemophilus influenzae auch die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken integriert. Falls bei Ihnen oder Ihrem Kind diese Impfungen nicht alle vorgenommen worden sein sollten, gelten die unten genannten Empfehlungen. Impfstoffe gegen Streptococcus pneumoniae Kinder unter 2 Jahren: Konjugatimpfstoff, T-zellabhängig PREVENAR R Vorschlag zur Vorgehensweise in Abhängigkeit vom Alter des Kindes 2-6 Monate. 4x (3 Impfungen im Abstand von je 1 Monat und eine weitere im 2. Lebensjahr). 7-11 Monate: 3x (2 Dosen im Abstand von 1 Monat, eine weitere im 2. Lebensjahr) 12-23 Monate: 2 Dosen im Intervall von 2 Monaten 24 Monate: Einmaldosis möglich Kinder über 2 Jahre und Erwachsene: Polysacharidimpfstoff, T-zellunabhängig 2 PNEUMOVAX R PNU-Immune PNU-Praxis Mindestabstand zur Konjugat-Impfung: 2 Monate -Einmaldosis -Wiederholungsimpfung: Bei Patienten < 10 Jahre : alle 3 Jahre Bei Patienten > 10 Jahre: alle 6 Jahre Impfstoffe und Impfvorgehen gegen Hämophilus influenzae Typ b Bei Säuglingen und Kleinkindern im Rahmen der Grundimmunisierung Bei Erwachsenen ist die Impfung nicht zwingend erforderlich. (Impfstoff ist nur noch in der Schweiz für Selbstzahler erhältlich) Impfstoffe gegen Meningokokken: Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensmonat: Konjugatimpfstoff: 2 Impfungen im Abstand von mindestens 2 Monaten, eine 3. Impfdosis im 2. Lebensjahr Polysaccharidimpfstoffe: Kinder ab 1 Jahr, Jugendliche und Erwachsene: eine Impfung (Auffrischung nach mehreren Jahren erforderlich) Wir bitten Sie, dieses Informationsblatt mit Ihrer/Ihrem behandelnden Haus- oder Kinderärztin/arzt zu besprechen und die notwendigen Impfungen dort durchführen und im Impfausweis eintragen zu lassen. Sollten Sie Fragen zu diesem Vorgehen haben, wenden Sie sich bitte zunächst an Frau OÄ Dr. Arweiler-Harbeck oder Frau OÄ Dr. Teschendorf, Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Essen, (0201-723-2481). Prof. Dr. S. Lang Direktor der Klinik Dr. Diana Arweiler-Harbeck Oberärztin der Klinik 3