Eine neue Generation von Impfstoffen

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Preisträger: Virometix AG, Zürich
Nina Geib, Arin Ghasparian
Eine neue Generation von Impfstoffen
Impfung ohne Nebenwirkung: Der Impfstoff von Virometix
ist rein synthetisch. Damit will das Jungunternehmen als
Erstes die Pneumokokken bekämpfen.
D
ie meisten Menschen in modernen Ländern werden schon
als Kinder geimpft. Impfungen
schützen vor Infektionskrankheiten wie
Kinderlähmung, Masern, Diphterie oder
Keuchhusten. Sie regen das Immunsystem dazu an, spezifische Antikörper
gegen die krankmachenden Erreger zu
bilden. Dank der Impfung konnten zum
Beispiel die Pocken auf der ganzen Welt
ausgerottet werden.
Trotz dieser grossen Erfolge gibt es
aber immer noch schwere Krankheiten,
für die noch kein Impfstoff entwickelt
werden konnte und Krankheitserreger,
gegen welche die vorhandenen Impfstoffe nicht optimal sind. Zu Letzteren
gehört auch das Bakterium Streptococcus pneumoniae, besser bekannt unter
dem Namen Pneumokokken. Der Erreger verursacht Mittelohrentzündung,
Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und Blutvergiftungen. Allein in
Deutschland sterben jedes Jahr rund
12 000 Personen an einer Pneumokokken-Erkrankung. Es gibt zwar Impfstoffe dagegen, das Problem ist jedoch,
dass es vom Streptococcus pneumoniae rund 90 Unterarten gibt. Die verwendeten Impfstoffe wirken aber nur
gegen einen kleinen Teil davon. «Die
Wirksamkeit der Impfstoffe reduzierte sich in der Schweiz in den letzten
sechs Jahren von 75 auf rund 30 Prozent», sagt Biochemikerin Nina Geib,
CEO der vor drei Jahren gegründeten
Biotech-Firma Virometix AG in Zürich.
«Die Impfstoffe decken nicht mehr jene
Unterarten ab, die in der Schweiz heute
am häufigsten vorkommen.»
Nina Geib und Arin Ghasparian, Mitbegründer und CSO von Virometix,
arbeiten mit Forschern der Universität
Zürich und dem Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel
an einem neuen Pneumokokkenimpfstoff, der gegen alle Unterarten wirksam sein soll. Sie verwenden dafür
eine «bahnbrechende Impfstofftechnologie», wie die beiden Forscher sagen.
Die Technologie, die ursprünglich an
der Universität Zürich entwickelt wurde, ermöglicht die rein synthetische
Herstellung von Impfstoffen, was viele
Vorteile hat: «Die synthetische Herstellung ist einfacher als die herkömmlichen Verfahren, weil nicht zuerst Erreger kultiviert werden müssen. Daneben
ermöglicht sie einen konstanten Qualitätsstandard und bietet hohe Sicherheit, was bei konventionellen Impfstoffen schwierig ist», erläutert Arin
Ghasparian. Denn die meisten heute
eingesetzten Impfstoffe enthalten entweder abgeschwächte oder abgetötete
ganze Krankheitserreger, oder – wie die
Pneumokokkenimpfstoffe – isolierte
Teile der Bakterien. Das birgt gewisse
Risiken: Die Impfung kann Nebenwirkungen haben, im schlimmsten Fall
sogar Krankheiten auslösen. Die Herstellung mit Erregern macht es zudem
schwierig, Impfstoffe in gleich bleibender Qualität zu produzieren.
Erste Impfstudien haben gezeigt, dass
der synthetische Pneumokokken-Impfstoff von Virometix in Tiermodellen
wirkt, das heisst das Immunsystem zur
Bildung von schützenden Antikörpern
gegen Pneumokokken anregt. Noch
braucht es viele Studien, doch die beiden Jungunternehmer sind überzeugt,
dass ihre Technologie den Durchbruch
schaffen wird. Sobald sie genügend Daten haben, wollen sie erste Gespräche
mit interessierten Pharmafirmen führen. Ihr Ziel ist es, in rund vier Jahren
die Technologieplattform an Pharmafirmen mittels Lizenzen zu verkaufen.
Die beiden Jungunternehmer sind voller Tatendrang: Neben dem Impfstoff
gegen Pneumokokken-Bakterien arbeiten sie auch an der Entwicklung eines
synthetischen Impfstoffs gegen virale
Infektionskrankheiten. «Meine Vision
ist, dass ich dereinst in der Apotheke
unseren Impfstoff kaufen kann», sagt
Arin Ghasparian.
Firma
Virometix AG, Zürich
Branche
Biotech &
Life Sciences
Gründung
2009
Mitarbeiter
2
www.virometix.com
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