Referat Gena COREA anläßlich des Sympos i ums "Das gesundheitspolitische Dilemma im Spiegel der Emanz ipation' am 7./8.10.1988 DIE INDUSTRIELLE NUTZUNG DER FORTPFLANZ UNGS F¡iHIGKE IT DER FRAU die neuen For tpf Ianz ungs technolog ien die Frau in die Lage eersetzen, ihre Fortpflanzungsfähigkeit besser steuern zu können? Diese Frage stellen Frauen oft in der öffentlichen Diskussion äber die Fortpflanzungstechnologien in den Vereinigten Staaten und Kanada. Ich kann sie in fünf Sekunden beantworten. Aber ich möchte Sie daräber noch ethras im unqewissen lassen. Werden Ich möchte darauf hinweisen, daß auf dem Gebiet der Fortpflanzung eine Industrie im Entstehen begriffen ist. Die Männe-r eröffnen den Fortpflanzungs-Supermarkt. Zu den Firmen, die entsprechende Fortpflanzungsdienstleistungen verkaufen, zähIen jene, welche TechnoLogien zur Vorherbe s t immung des Geschl-echts anbieten, sodaß EItern das Geschlecht ihrer Kinder im voraus festJ-egen können (w!e z.B. Ganetrics, Inc.); Unterneh¡nen, die Frauen Embryos ausspüJ.en, um s!e anderen einzupflanzen (wie z.B. Fertility and cenetics Research, Inc. ); behördlich konzessionierte Kliniken für in-vitro-Befruchtung (In Vitro Care, Inc., IVF Australia Pty. Ltd.); und Firmen, die den Verkauf von sogenannten L,eihmüttern anbieten (Reproductive Freedom, Internatlonal). In elner WeIt, ln der die Sprache so korrumpiert wird, daß sie keinerl-ei Bezug zur Realität mehr besitzt, nennt sich ein Unternehmen, das die Versklavung der Frau institutionalisièrt hat, "Reproductive Freedom Internationalrr, âuf Deutsch: Internat ional-er Konzern für die Freiheit der Fortpflanzung. \ ¡ ¡ 1 I l l - ¿Ein Teil des Industrialisierungsprozesses besteht darin, daß für die Zeugung das in Fabriken eingesetzte FIießbandsystem verlvendet wird. Das begann mit der Geburt. Die Ärzte verlage.rten den Ort der Gebort vom Heim der Frau auf ihren eiqenen Arbeitsplatz: nämlich ins Spital. der Fünfziger Jahre schrieben hunderte amerikanische Frauen Briefe an die populäre US-Frauenzeitschrift Ladies Horne Journal, in denen sie einheitlich íhre negative Erfahrung bein fabriksähnlichen Ablauf der Entbindunq im Spital beschrieben. Ende Ich zitiere nur aus einem Brief, der von einer Frau aus Columbus, Ohio, stammt: "Frauen werden wie Schafe durch ein Entbindungsfließband getrieben, narkotisiert und auf TÍsche gebunden, während ihre Babíes durch Zangengeburt zur Welt gebracht werden. GeburtsheLfer sind heutzutage Geschäftsmänner, die Babyfabriken leiten. " (Schultz, 1958. ) EfLi.zienz ist das Hauptziel des Systems der Geburtsfabriken. Um den Notwendigkeiten dieses Systems Rechnung zu tragen, soIIen Ðrauen nur wâhrend der Gesch,Sf tsstunden Klnder bekômmen, von Montag bis Freitag zwischen 9 Uhr vormittag und 5 Uhr nachmittag. Einige Ärzte haben die "Entbindung bei Tageslicht" - das heißÈ, die künstliche Einleit.ung der Wellen zu einem ihnen gènehmen Zeitpunkt - nicht nur praktiziert, sondern verteidiqen sie auch in aller öffentlichkeit. 1975 schrieben zum Beispiel zwei britische Fach,är:zte f iir Glî bortshi.lf e: "Wenn man die gepJ-ante Einleitung (der Geburtswehen) aus nicht dringlichen G¡ünden intensiviert, kann die Arbeitsbelastung einer stark beanspruchten Entbindungsstation unter Umständen gleichmäßig über die ganze Woche verteilt werden. Es könnte damit sogar möglich sein, die Vornahme von Kaiserschnitten zum Beispiel an Wochenenden oder Feiertagen auf ein Mindestmaß zu senken, $renn es äußerst schwierig sein kann, lirzte und Personal für den Dienst zu finden. " (Corea, LgTg). -J- Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, daß Kaiserschnitte, die in den Vereinigten Staaten in skandal-öser Weise zugenommen haben, zeitlich so angesetzt lvorden sind, daß die Entbindung Ín die vom A¡.zt bevotz uqten Arbeitsstunden fällÈ. Aber nicht. nur die Geburt, sondern sogar die Empfängnis von Kindern !eird jetzt industriell nutzbar und wirtschaftlicher ge- Dies bedíngt, daß die Ovulation oder Eiausstoßung gesteuert werden kann. externe den Eischärfern Robert Edwards, traf schon sehr Einflußnahme ovulieren Frauen zu einer Zeit, die ungel-egen kommt. So wie Mäuse, zum Beispiel-. einer der Laborväter des e-rsten Reto.rtenbabys, früh in seiner Laufbahn auf dieses problem. Er mußte Nachtschichten einlegen, da sich die Mäuse beim Ovulieren Ohne nicht an seine Dienstzeit hielten. Dies störte sein gesellschaftIiches Leben und ärgerte ihn. Da fiel ihm ein, daß die Eierstöcke der Mäuse vielLeicht "überredet werden könnten, ihre Eier während der offiziellen Arbeitszeit abzustoßen", also zwischen 9 und l7 Uhr, und zr,rar mit HiLfe eines speziell dafür hergestellgèn Hormonpräparats. Er injizierte den Mäusen die Hormone und erreichte damit, rvas er "Auftrags-Ovufation" nannte. (Edwards und Steptoe, r980). In diesem Jahr haben die neuen Ind us t r i eunternehmer Vôrkehrungen für die "Auftrags-Ovulation'r von Frauen getroffen. Im Juni wurde verlaLrtbart, daß eine neue Methode es ermöglicht, ln-vÍtro-Bef r ucht. ung sp.rog råmlne so einzurichtèn, daß Eier ån Samstagen nur sehr selten und an Sonnt.agen niemals abgefangen we¡den müssen. Die Vé.rÌåuubarurrg wurde von Dr.J.R.Zorn und seinen -4Mitarbeitern im IVF Zentrum Baudelocque in Paris gemacht. Bei herkömmLicher Eierstockstimulation mußten 27 I der am IVF Zentrum zwischen September I983 und November 1986 abgefangenen Eier am hlochenende gewonnen e,rerden. Mit der neuen Methode für ein sorgenfreies Wochenenàe ovulierten fast a1le Frauen zwischen Montag und Freitag. Nur drei der 124 Frauen ovulierten am Samstaq. Keine an einem Sonntag. (OGN, 15. Juni 1987) Aber sogar diese kontrollierte Eigewinnung ist verhältnismäßig ineffizient. Es gibt pro Monat nur drei Stunden, in denen es möglich ist, menschliche Eier zu einem für die Bef¡uchtung optimalen Zeitpunkt zu sammeln, wie Robert Winston, der f,eiter der Àbteilung für Unf rucht.barke i t am Hammexsmith Hospital in England hervorgehoben hat. Wissenschafter entwickeln jedoch derzeit ein System, das Ei im Labor (und nicht im Eierstock) reifen zu l-assen, sodaß es zur Befruchtung verwendet werden kann. lllenn sre Erfolq haben, wird sich die Eigewinnung nicht mehr auf drei Stunden im Monat beschränken. "Techno-Ärzte'r werden Eier am laufenden Band gewinnen können. Zùr Zei.t werden eine Reihe von Untersuchungen durchgefährt zum ËeisplêL von Patrick Steptoê, einem der Laborqåter von Lor.¡lse Brown, und von ärzten des Hâmmersmith Hospital über menschliche Embryos und in Cambridge über Schafembryos. Die Techno-¡irzte rechnen schon bald mit positivàn ergebnissen ( VLA, I9B7t PROGRESS, I986}. Ein Forscher des University CoIlege in Dublin geviinnt' derzeit unreife Eie.r aus den Eierstöcken rron Rinde¡kadavern im Schlachthaus und bringt die Eier im Labor zur Reife. Er befrucht.et die EÍer im Labor und Iäßt die Embryos bis zum Morula- oder MauLbeerstadium heranwachsen (Vine , 1987). Schon im Jahre 1983 hatte Dr.Alan Decherney vom in-vitro-Befruchtungsteam an der Yale Universität die Forschungen vorausgesehen, die derzeit mit künstlicher EÍreifung durchgeführt werden. Damals schrieb er, daß es bald möglich sein werde, Eier aus Eierstöcken zu gewinnen, die aus weibtichen Körpern entfernt wurden. Es ist ohne weiteres vorstellbar, fügte er hinzu, daß "...Fortpflanzung aufhört, eine sexuelle Funktion zu sein.,' (Decherney, 1983). Hielte man in Laboratorien Eierstockkulturen, so wlirden die IndustrÍalisten den Körper d.er Frau nicht mehr zur alleinigen Gewinnung von Eiern und Embryos benötigen. Vlie ein Wissenschafter, der gerade die in-vitro-Befruchtung bei Rindern perfektioniert, der Zeitschrift New Scientist erkLärte: "Wir suchen derzeit eine billige und zuverlässige Embryoquelle bei Rinoern. Dann rnüßten die Züchter nämlich keine Tiere mehr halten, nur um Embryos zu produzieren.rr (Vine, 1987 I . Ein Wissenschafter eines IVF Teams in Virgina hat' vorhergesagt, daß es in ferner Zukunft möglich sein könnte, ein Stäck aus elnem menschlichen Eierstocks mit hunderten Eiern herauszuschneiden: rrlndem die unreifen Eier, die einenr solcl:e¡r Stäck entnornmen werden könnten, zur Reife gebracht und dann eingofroren werden, könnte die Frau zu jedem von ihr gev,rählten Zeitpunkt dadurch schwanger werden, claß einfach ein befruchtetes, rei.f oc Ei in ihre Gebärmutter eingesetzt wird.,' (Kramer, f985.) das Ei einmal reif ist, sodaß daraus Embryos gemacht werden können, so verlangt der industrielle AbIauf, claß de¡ Embryo einer QualiEätsk<¡ntrolle unterzogen wlrd. Wenn -o- Forscher entwickeln derzeit Prüfinstrument.e, dÍe es gestatten würden, Embryos mit unerwünschtem ceschLecht oder von unerstünschter Qualität auszuscheiden. Zirei britische ärzteteams haben vor kurzem bei frisch befruchteten Embryos e¡folqreich das Geschl-echt bestimmt und Erbkrankhe i ten entdecft. Genetische Versuchsreihen an menschlichen Embryos stehen unmittelbar bevor, berichteten Wissenschafter auf der dritten Jahres versamml ung der Europäischen Gesellschaft für Humanreproduktion und Embryologie in Cambridge im Jahre 1987. DÍe in der Forschung mit tie.rischen Embryos erzielten Durchbrüche haben viele Ärzte davon überzeugt, daß sie jetzt mit der ,,präimplantationsdiagnose genetischer Krankheiten" beginnen können. fn England durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, daß es die embryologischen Techniken zur Entnahme von Proben menschlicher Embryos bereits gibt, ohne daß diese dabei geschädigt werden. l'lolekulargenetiker glauben auch, daß sie Methoden zur Analysierung der DNS von nur einigen wenigen ZelLen nahezu perfekcioniert haben (New Scientist vom 9. Juli l-987). Im Jahre 1987 erklärte Robert Edwards in Chicago, nachdem e¡ auf einem Symposion [iber ersttrimestrige genetÍ6che Diagnose eowohl als rrvater" des ersten Retortenbabys als auch aLs "pate', der genetischen Prä implant at i onsd i agnose vorgestellt worden war , seinen Kollegen: "Techniken, mit deren Hilfe man in den Embryo eindringen kann, eröffnen uns eine vöIlig neue Welt." (Ince, r-987). Edwards glaubt, Diagnosezwecken zLl die augenscheinlichste Möglichkeit. Embryos zu erhalten, ist, sie aus der Gebär¡nutt.er auszusp[ilen. Dr-John Buster, der mit seinen Kollegen seit einige.r Zeit ein Verfahren fär eine derartige "intra-uterine Waschung" enthrickelt, hat bereits den Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit - t- von der Behandlung von Unfruchtbarkeit auf eine etwaige präi mpl antat ionsd i agnose verlagert. Er arbeitet jetzt mit einem Geneti.ker zusammen, um seine Technik mit der Gentechnoloqie zu verschmelzen. "Es ist die logischste Verbindung der Welt," erklärte er der Medical Tribune. Auf einer Tagung in Chicago diskutierten Buster und Dr.Marilyn Monk, eine britische Pionierin auf dem Gebiet der Ernbryobewertung, eine potentiell_e Zusammenarbeit. (fnce, l9g7) Im Jahre i-985 wies ein amerikanischer pionie¡ im Bereich des Einfrierens von Embryos darauf hin, daß es mit der genet.ischen P-rä implanta t i onsd i agnose mö91ich sei, gefrorene Embryos aufzutauen und dann zu prlif en. Dies, sagte er, könnte die letzte Stufe der Familienplanung sein, die es Frauen gestatten würde, Embryos einfrieren und sich dann steriLisieren zu lassen. Wie bereits eine Reihe seiner Kollegen erklärt hat, können Frauen in dem sicheren Bewußtsein, daß sie mittels der in-vitro-Befruchtung jederzeit ein gesundes Kind haben können, glücklich ihre Eileite.r kappen lassen und dâmit auf Jahre hinaus unbesueme Vorhütunqsmethoden qermeiden. (Corea, 1985 ) . Somit wüiden die meisten Fråuen, nicht nu.r die unfruclìLbdrcn, aLs Kandidaten für eine in-vitro-Befruchtung heranstehen. Frauen viüf,den rout.inemäßiq sterilisiert we¡den. Dann könnten Ä.rzte Babies herstellen, indem sie die Körper der Frauen als Rohmate-ria] für den Prozeß verwenden. Die soLchermaßen hergestellten Babies wären besser als jene, die die Frauen bekomrnen hätten, da durch die Qualitätskontxolle de.E Embryos angeblich nur ',gesunde" Babies zur Vlel-t kommen. -ö TatsächLich schrieben I976 zwei Wíssenschafter, daß die in-vitro-Befruchtung zur belíebtesten Reprod ukt i onsme thode der Zukunft werden könnte. Sie stellten Gedankenspiele an, wonach Untersuchungen zùr Bewertung des.Gesundheitszustandes der Embryos enthrickelt" werden könnten (genau die Art 1/on Untersuchungen, die derzeit entwickelt werden), und schrieben: "Eines 'Tages könnte daher die i n -v i tro -Befruchtung und Embryokultur zur beqorzugÈen Fortpf I anz ungsmethode $rerden, bei der nur genetisch gesunde Embryos in die cebärmutter eingepflanzt würden. " (Karp und Donahue, 1976, Seite 295). Einer der Wissenschafter, die diese Vorhersage trafen, war Dr.Laurence Karp, der Leiter des IVF PrograÍunes am Swedish Hospital Medical Center in Seattle, Washington, USA. sich der Embryo einmal auf dem Labortablett befindet, kann er nicht nur diâgnostiziert, sondern in Zukunft auch manipuliert - das heißt genetisch verändert - werden. Auf einer Tagung der American Fertility Society im Jahre 1984 sprach ein Arzt eines in-vit¡o Programmes der Yale Universität unter anderem auch äber mögliche centherapien für "unseren kleinsten Patienten", d.en Embryo. hlenn Die QuaIitätskontrolle der K i nderprodu kt ion sollte eigentlich vor der Empfängnis beginnen. In den letzten beiden Jahren sind mir zahlreiche Artikeln in dèr Zeitung Ob. ,cyn Nerrs aufgefallen, in denen über eine neue Praxis berichtet vrurde: die präkonzeptive Beratung. Einige lirzte sind der Auffassung, so stand es in einer Überschrift, daß rrBeratung vor der Empfängnis ebênso ivichtig ist, wie Sch wangerenpfl ege. " I'rauen, so wird gesagt,, solLten den Arzt aufeuchen, ehe sie versuchenr. ochwanger zu we-rden, damit alles effizient geplant werden kann. Die Ärzte werden den Frauen den Rat geben, damit zu beginnen, vor der Empfängnis regelmäßig ihre Temperatur zu messen, und zwar "als Hilfe zur Erhebung verläßLicher Daten für die Schwangerschaf t . " (OcN. 15. April I987) -9Unfruchtbare Frauen haben schon seit langem E.rfahrung mit medizinisch gesteuertem, von ärzten kontrolliertem Sex. Jetzt solL diese medizinische Steuerung auf alle Frauen ausgedehnt werden. Teil der präkonzeptiven Planung besteht darin, die berufI ichen Risiken únd den genetischen Hintergrund âer zukünftigen EI tern aufzuzeichnen. -E;1n wir an, es ste1lt sich bei einer Frau heraus, daß sie in einer Fabrik gearbeitet hat, in der gefährliche ChemÍkalien verwendet wurden. frlird ihr gesagt werden, daß ihre¡ Eier wahrscheinlich durch die Chenikalien geschädigt sind und sie, um die Gesundheit ihres Kindes zu gewährleisten, ein gespendetes Ei verwenden und sich der in -v i tro -Be fruchtunq bedienen sollte? Nun nehmen Ein Interview, das ich I980 mit Dr.CeciI Jacobson, dem Lercer der Abteilung für reproduktive cenetik des Fairfax Hospital in den Vereinigten Staaten hatte, legt mÍr die Vermutung nahe, daß diese Frau irgendwann in nâchster Zukunft sehr wohl in diese Richtung hin beraten vrird. Dr.Jacobsen erklärte mir, daß die in-vitro-Befruchtung bei Verwendung von gespendeten Eiern den Frauen helfen könnte, die aufgrund einer Schädigung ihrer Eier durch beruflichen Kontåkt mit ciftstoffen keine gesunden Eler produzieren. Dr. Jacobsen glaubt, daß es sich dabei um eine große Gruppe von Frauen handelt, die sich in dem Maße vergrößern wird, in dem unser Wissen um die Auswirkungen von berufsbedingten Giftstoffen auf Eier zunimmt. Dr.Jacobsen glaubt, daß die "sehr große cruppe von Menschenrr, die schlechte Eier produzieren oder genetisch krank sind, die Eier anderer Frauen benut.zen und nichts dagegen haben wird. "Einer Frau ist die Schwange rscha f t. vieL wichtiger als die Herkunft von Samen und 8i,,, erklä¡te er. | ..-- --- t x I t 1 - l0 - 1 j l i i die präkonzeptive Beratung auf breiter Basis erfolgt, so kann das dazu führen, daß die Frauen meinen, es sei unveranc.worE.lich, ohne medizinische Aufsicht daheim Kinder zo zeogen, genauso r^rie viele es heute für un ve rantlortl i ch halten, Kinder zu Hause zur WeIt zu bringen. Síe werden sich schuldig fühlen, wenn sie nicht jeden Tag ihre Temperatur messen und ihre Meßergebnisse an die ärzte weiterleiten. Sie können sich schuldig fühlen, wenn sie eher ihre eigenen unzulänglichen Eier zur Fortpflanzeng ver$renden als die äberlegenen Eier anzunehmen, die ihnen von den lirzten aus den Eierstöcken angeboten $rerden, die sie in ihren Laboratorien Wenn aufbewahren. In Zukunft wird der Arzt zo einem wirklichen l,titqlied der Familie. Diese von der Soz iologin Maria Mies von der Fachhochschule in Köln getroffene vorhersage scheint mir in zunehmendem Maße vernänftig. Ein nettes Familienpicknick wird dann folgenden Personenkreis u¡nfassens die genetische Spendermama, dÍe Geburtsmama, die die Schwangerschaft übernimmt, den genetischen papa, den sozialen Papa, den Arzt, das Kind, und - damit jeder in der Familie zu jedem eine Beziehung aufbauen kann - den genetischen Soz ialarbe i ter . Die neuen Fort pf I anz ungs technolog i en (wie zum Beispiel Amniozentese, in-vitro-Befruchtung, geschlechtliche Vorherbestimmung, Embryospälung) kônnen, um Kinder nach den gèwünschten Spezifikationen am effizientesten zu produzieren, kombiniert eingesetzt werden. Díes ist deutlich in der Leihmütterindustrie zu e.rkennen. Sehen wir uns zum Beispiel- einige der jüngsten FäIle von sogenannten'rLeihmiittern,, an: I) Patty Foster. Le i hmu tterschaf t ko¡nbiniert mit geschJ-echtlicher Vorhe rbes t immung. Fosters Samenspender ordnete an, daß sein Samen in männl-iche und weibliche Samenzellen getrennt und Foster nur mit männlichen Samenzellen befruchtet werde. Er wollte nicht irgendein Kind, sondern einen Sohn. 1 3 i i l l ì - ll - l 2l Mary Beth Whitehead. Leihmutterschaft kombiniert mit Amniozentese. Obwohl Whitehead jünger a1s 30 war und keiner pränatalen Diagnose bedurfte, mußte sie sich einer Anniozentese unterziehen, und zwar hauptsächlich wegen der Qualitätskontroll-e des Produkiås, das sie herstellte. Sie lehnte dies auf das heftigste ab und r.¡idersetzte sich, jedoch ohne Erfolg. (Der Vertrag sah vor, daß sie abtreiben müsse, wenn die Untersuchung ergebe, daß das Produkt nicht den Anforderungen entspräche. Dies war der einzige Vertragsteil, den Richter Harvey So¡kow nicht gelten ließ ) . 3) Alejandra Munoz. !e ihmu tterschaf t kombiniert mÍt Embryospü1ung. Munoz, eine 21-jährige Mexikanerin mit geringer Bildung und ohne EngI ischkenntnísse, wurde illegal liber die amerikanische Grenze geschleust, um f lir einen Mann in Kalifornien ein Kind zu produzieren. Es erurde ihr gesagt, daß sie. künstlich befruchtet würde und nach drei Wochen der Embryo aus ihr ausgewaschen und in die Gebärmutter der Frau eines anderen Mannes eingepftanzt wärde. Sie kannte diese l{ethode und wußte, daß sie auf Farmen in der Nähe ihres Wohnortes in Mexiko bei Klihen angewandt wurde. (Nach mehreren Wochen Schwangerschaft r'ru.rde ihr mitgeteÍIt, daß das Verfahren nicht durchgeführt werden könne und sie das Kind austragen müsse. Den Aussagen von Munoz und ihrer Cousine zÂfal-ge wurde sie im Haus des Ehepâares féstgehalten, und während des Großteils der Schwangerschaft war es ihi nicht gestattet, das Haus auch nur für Spâziergänge zu verlassen, da die Frau des Mannes beabsichtigte, das Baby als ihr eigenes auszugeben. Wenn sie die Familie ihres Gatten besuchte, trug sie über einem kleinen Polster Umstandskleidung. Munoz, die vorgehabt hatte, nur einige Wochen für einen ihrer Meínung nach geringen Eingriff im Lande zu bJ.eiben, mußte letztendlich eíne schwierige Operation über siclr ergèI:èn lassen - einen Kaiserschnltt. Es wurden lhr daf ür 1.500 US Doll-ar angeboten, eine Summe, die r^resentLich niedriger war als das Erfolgshonorar von I0.000 DoIlar, das im allgemeinen weißen Anglo-Amerikane¡innen angeboten wird. ) -124) Laurie Yates. te i hmutters chaf t in Verbindung mit Superovulation, ein Verfahren, das bei i n -v i tro -Be f rucht ungsprogrammen verwendet und zunehmend ausgebaut wird. Sie wurde offensichtlich nicht schnell genug sch$ranger, ob wegen des Arztes oder des Kunden, ist unklar. Als Produktionsmaschine arbeitete sie nicht effizient 9enu9. (Als ich Laurie f.ragLé, ob sie irgend ein Mitbes t immungsrecht hinsichtlich der Superovulation gehabt hatte, antwortete sie: "Er (der Arzt) sagte mir rWir werden lhnen soundsoviel geben...' Er hat mich nicht gefrâqt.") 5) "Jane Doe". tterschaf t mit Superovula t. ion. Im Alter zwischen 14 und 25 hatte Jane Doe neun Sch$rangers cha f ten, von denen fünf mit Fehlgeburten endeten. Doe zufolge war der Arzt, der sie im Namen der Leihmutterfirma überpr[ifte, nicht alarmiert, als er hörte, daß sie schon neunmal schwanger gewesen Ívar. Anstattdessen sagte er: "Gut, Sie sind wirklich f .ruchtbar. " Da sie zu jener Zeit, als sie einer Besanung zustimmte, einen Säugling stil-1te, ovulierte sie nicht. Statt den natürlichen Beginn ihrer Ovulation abzulvarten, r.{urde sie vom Arzt mitEeLs Fruchtbarke i tsmedi kamen ten zur Superovulation gebracht. (Sharpe, Le ihmu 1986) 6) Shannon Boff. Le ihmu tterschaf t mit in-vit,ro-Befruchtung. Eine¡ unf¡uchcbðren F.rau wurde ein Ei entnomrnen, im LàbÕråtorium mit dem Samen des Gatten der Frau befruchtet und dann in die Gebärmutter von Shannon Boff eingepflanzt. Sie trug das KÍnd aus, brachte es zur Wel-t und übergab es dann dem Ehepaar. (Der Grund, warum die Lrnf ruchtbare Frau keine cebärmutter mehr hatte, war der, daß sie, nach dem sie im Râhmen eines in-vitfo-Befruchtungsprogrammes in EngJ-and schwanger geworden war, das Baby während der Schwangerschaft verloren hatte und ihr die Geb¡¡rmutter entf e-rnt r¡tefden mußte ) . - LJ - 7) Pat Anthony. Le Í hmutte rschaf t mit in-vitro-Befruchtung. Fr.Anthony, einer 48 Jahre alten Südafrikanerin, wurden vier ihrer Tochter entnommene und mit dem Samen ihres Séhwiegersohnes in-vitro befruchteten Eier implantiert. Am I. Oktober I987 brachte sie durch Kaiserschnitt Drillinge zu.r Welt. Fr.Anthonys Tochter, die bereits ein Kind hat, hatte Berichten zufolge ihre Gebärmutter nach einem Entb indungsnot f all entfernen lassen müssen. (Vlährend der Schwangerschaft erklärte der Schwiegersohn, ein Kältetechniker: "Nichts kann mich gläcklicher machen, als daß me'ine Schwiegermutter meine Kinder zur Welt bringen wird.,' Ein Direktor der IVF Klinik gab folgenden Kommentar ab: ,,Vom Standpunkt der i n- vi tro -Befrucht ung aus gesehen, glaube ich, ist alles vorbei. Jetzt ist das Problem nur mehr die Entbindung, und von diesem Standpunkt aus, meine ich, daß Drillinge für eine Achtundvierzigjährige kein Honiglecken sind." (The Austxalian, vom 4. Juni I987; McIntosh, f987). Harvey Berman, der Rechtsanr¡ra1t, der die Verteidigung von Alejandra Munoz übernahm, beschloß irgendei¡ann im Verlauf des Rechtsstreites, daß es sicherl_ich eine gute Idee wäre, wenn er selbst íns Leihmüttergeschäft einsteigen h'ärde. Ich befragte ihn darüber am 24. April 1987. Seinen plänen nach wilI er L¡eihmutter- schaft mit in-vitro-Befruchtung, geschlechtlicher Vorbestimmung, Einfrierung von Embryos, Embryospü1ung,, und letztlich Klonen kombinieren. Uber seine zukünftigen . Kunden sagt er: ,'Menschen, die sicher gehen wollen, daß sie das bekommen, was sie wollen, sind bereit., si,cll gegen die sogenännt,en ,,Naturgesêtzê,' za stel"Ien und ein Produkt, das sie gewäh1t haben, möglichst rasch zu bekommen - ich sehe darin an sich nichts Schlechtes.', Somit werden diese Technologien derzeit und in zunehmenden Maße auch in Zukunft kombiniert verwendet werden. -14Lassen Sie mich einige Fragen hinsichtlich des Allgemeinwohls stellen, mit denen wir uns in diesem Zusammenhang beschäftigen müssen: Ist reproduktive Versklavung den Frauen zumutbar? Sollen wir eine Klasse bezahlter Brüter schaffen, die man Frauen nennt, wie Dr.Lee Salk dies in seiner Aussage während des Gerichtsverfahrens von Baby M. tat und. von " Le ihgebärmütt ern " sprach, oder rdie Harvey Sorkolv es in seinem Urteil im Verfahren von Baby M. formulierte und es " Transportm i tte I alternativer Fortpflanzung" nannte, oder hrie die American Fertitity Society in ihrem jüngsten Ethikbericht von " therape ut i schen Modalitäten" sprach? Können wir den Frauen sagen, sie solLen ihre Kinder zu .Intexvie$rs mit potentiellen Kunden mitbringen, damit der Kunde sehen kann, vrelche Art von produkt er kauft? Ist es richtig, Kataloge mit den Bildern von Frauen herzustell"en, die zu Brutzwecken zur Verfügung stehen, und die Daten [iber ihre vorangehende reproduktive Leistung enthalten, wie dies bereits von der Leihmütterfirma John Stehura in Kalifornien praktiziert wird? wir Frauen in eine¡ Reihe aufstellen und superovulieren lassen, ihnen hohe Hormondosen verabreichen, darnit ihre Eierstöcke (die jetzt zu Eifabriken werden ) wirtschaftLicher produzieren? Können wir sie auf Tische legen und sie mit gefilterrem, nur männliche Samenzellen enthaltenden Sperma befruchten und sie später, während der Schwangerschaf t , wiederum auf Tische legen und eine Nadel in ihren Bauch stechen, um Qualitätstests am Fötus Können durchz uführen? So11 während der Entbindung der Samenspender am Kopfende def, Frau stehen, während die unfruchtbare Gattin bei den offenen Beinen steht, wie dies vor kurzem von einem Samenspe nder k unden ln beschrieben wurde, eine Beschreibung, die fast ident mit jener der sogenannten I'Mägder ist, die im inhaltlich verlagerten Roman von Margaret Atr4rood "The Handmaidrs TaIe,' , âuf Deutsch "Geschicht'e einer Magd", Kinder zur Welt bringen mußten? Newsweek ;-- - 1 1 i 1 1 - r: - I l ì i I sich die Frau weigert, das Kind aufzugeben, können wir dann fänf Polizisten zu ihrem Haus schicken, um das Baby abzuho1en, während der Samenspender draußen im Auto $rartet? Können wir der Frau Handschellen verpassen, so wie diese fänf Polizisten es bei ¡4ary Beth Whitehead taten? Können wir sie in den Polizeiwagen stoßen, während ihre Nachbaren zusehen und ihre elf Jahre alte Tochter schreiend daneben steht und den Samenspender und seine Frau bittet, dem, was ihrer Mutter widerfâhrt, Einhalt zu gebieten? (Genau dies tat Tuesday Whitehead). Ist das richtig? Ist da nichts dabei, wenn eine Frau dermaßen behandelt lvird? Wenn (Die Leihmütterindustrie gibt es exst seit eLf Jahren. Und es hat nicht ]-änger als diese el-f Jah¡e gebraucht, damit die öffentlichkeit in den USA liber dieses Bild nicht mehr schockiert ist: Die Itlutter eines Neugeborenen wird von fünf Polizisten mit Handschellen gefesselt und gewaltsam in ein Polizeiauto verfrachtet, weiL sie sich weigert, ihr Baby einem l"la nn zu geben, der dafär bezahlt hat. ) Wir müssen uns fragen, welche Gefühle Frauen bei der industrielLen Nutzung ihrer Empfängnisfähigkeít haben. Mögen sie die i n-vi tro -Be frucht ung am FIießband? Meistens fragt niemand, aber trotzdem haben wir einige wenige Erfahrungswerte . Frauen, denen es herausrutscht, daß sie es mens chenunwürd ig finden. Wie in der Zeitschrift Dilemmas berichtet wird, erklärte eine Frau, diè ân elnèm kanadischen in - v i tro -Befr ucht ungsprogramm teilnahm: I'Es ist nie derselbe (Arzc). In meinem Fall hat C meine Gebärmutter vermessen, Y die Follikel entnommen und der nächste könnte Q oder Z gewesen sein, ich r^reiß nicht. weLcher.rt Eine andere Frau sagte: "...Meiner Meinung nach ist es eher Veterinärmedizin als etwas anderes... " (Conseil, f987). _ 16 _ Eine Frau, die an einem M Programn in Australien tei.lnahm, meinte: "Es ist peinlich. Man gibt seinen Stolz am Spital-stor ab, wenn man hineingeht, und nimmt ihn wieder mit, wenn man es verläßt. Man fühlt sich wie ein Stück Fleisch in einer Fleisch- fabrik" (Burton, 1985 ). Eine Teilnehmerin an einem IVF Programm in Frankfurt erinnerte sich, daß an jedem Tag nach dem Ultraschalltest alle Frauen in einem Raum versammelt wurden. Der Leiter des fVF Programms saß in der lrlitte. Er besprach den Zyklus jeder Frau und sagte zum Beispiel zu einer: "Sie haben gestern ovuliert, daher können wi¡ ihre Eier nicht. nehmen. Kommen Sie in zwei Monaten leieder. " Alles wurde in der öffenttichkeit besprochen. Ðie Frauen hatten keine Dri tr¡renhÄra Die Frau erzählte noch: 'rwir saßen also da, und dann sagte er zu mir: 'Nummer 27 1. fch schaute verdutzt. Dann nannte er schnell rnelnen Namen. Was ich meine ist, er hatte da Nummern und brachte uns nit seinen Nummern durcheinander. Wir sahen uns alle an und dachten: Was geschieht hier? Al-le r^raren erregt. Mir ist es gleich, wie er mich in seinen Aufzeichnungen nennt, aber er sollte mich nicht als Nummer ansprechen. Dann sagte e.r zu mirs 'Sie kommen wahrscheinlich morgen (zur Eientnahme) dran. "' (Winkler, 1987 ) . Lassen Sie mich jetzt auf die bereits vorher gestellte Frage zurückkommen: Ob die neuen For tpf lan z ungs technolog ien Frauen in die Lage versetzen werden, un6er@ Fortpflanzungsfähigkeit besser zu steuefn. Ich möchte diese Frage anders stellen: Wenn Frauen nur mehr reproduz i erendes Fleisch sind, Ρrerden wir unser L,eben selbst bestimmen? Wenn wir nichts anderes sind als Rohmaterial für ein -L7neues Indus tr i e verfahren, werden rdir frei sein? Wenn Frauen austauschbare Bestandteile der Geburtsmaschinerie sind, werden wir befreit sein? Jetzt kann ich lhnen in fünf Sekunden meine Ant.wort sáãen: Nein.