Versuch: OA Erstellt: M. Lehmann Bearbeitet: S. Socher R. Schwierz Fachrichtung Physik Aktualisiert: am 27. 05. 2016 Physikalisches Grundpraktikum Optische Abbildung Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung 2 Grundlagen 2.1 Dicke Linsen und Linsensysteme . . . . 2.2 Gauß’sche Abbildungsgleichung . . . . . 2.3 Dünne Sammel- und Zerstreuungslinsen 2.4 Linsensysteme . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Bildfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 5 5 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Experimentelle Verfahren 3.1 Brennweitenbestimmung einer dünnen Sammellinse . . . . . . . 3.2 Besselsches Verfahren zur Bestimmung der Brennweite . . . . . 3.3 Brennweitenbestimmung einer dünnen Zerstreuungslinse . . . . 3.4 Bestimmung von Brennweite und Hauptebenen nach Abbe . . . 3.5 (Für Physikstudenten) Bestimmung der sphärischen Aberration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 . 9 . 9 . 10 . 10 . 12 4 Versuchsdurchführung . . . . . 12 5 (Für Physikstudenten) Anhang 13 5.1 Zur Herleitung der Bestimmungsgleichung im Besselschen Verfahren . . . . . . . . . 13 5.2 Bestimmung der sphärischen Aberration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Fragen 15 Literatur 15 Versuch: OA Grundlagen Seite 2 1 Aufgabenstellung Die grundlegenden Eigenschaften der optischen Abbildung mittels einer dünnen Linse sind weitläufig bekannt. Gegenstand dieses Versuches ist jedoch die Bestimmung von Brennweiten dicker Linsen bzw. Linsensystemen, wie sie z.B. in Kameraobjektiven eingesetzt werden. Hier spielt die Konstruktion über Hauptebenen eine entscheidende Rolle. 2 Grundlagen In der Lichtoptik sind Linsen lichtdurchlässige Körper, deren Material einen höheren Brechungsindex aufweist als das umgebende Medium. Ihre Eintritts- und Austrittsflächen sind meist Kugelflächen, da diese technisch am einfachsten mit hoher Genauigkeit herstellbar sind. Sammellinsen (= Konvexlinsen) sind in der Linsenmitte dicker als am Rand, während es bei Zerstreuungslinsen (= Konkavlinsen) genau umgekehrt ist. Bei Sammellinsen wird ein parallel zur optischen Achse einfallendes Lichtbündel in dem hinter der Linse liegenden Brennpunkt πΉ ′ gesammelt. Eine Zerstreuungslinse hingegen zerstreut das Licht, als ob es aus einem vor der Linse liegenden Brennpunkt πΉ ′ käme. Man unterscheidet dicke und dünne Linsen. 2.1 Dicke Linsen und Linsensysteme In der Näherung für achsennahe, schlanke Lichtbündel (Gauß’sche Optik) kann die Abbildung einer dicken Linse oder eines Linsensystems durch die Lage ihrer Hauptebenen π» und π» ′ und die im Abstand π und π ′ (Brennweiten) von den Hauptebenen befindlichen Brennpunkten πΉ und πΉ ′ eindeutig beschrieben werden. Entsprechend der DIN 1335 werden Größen und Abstände, die auf den einfallenden Strahl bezogen werden, mit ungestrichenen Variablen bezeichnet, alle Größen und Abstände des ausfallenden Strahls mit gestrichenen Variablen. Abb. 1: Abbildung eines Gegenstandes π¦ durch eine dicke Sammellinse, die durch ihre Hauptebenen π» und π» ′ und Brennpunkten πΉ und πΉ ′ charakterisiert wird. Die eingeklammerten Vorzeichen weisen auf die Vorzeichenkonvention hin. Versuch: OA Grundlagen Seite 3 Der Gegenstand soll vor dem gegenstandsseitigen Brennpunkt πΉ stehen. Dann erfolgt die Bildkonstruktion mit Hilfe der Hauptebenen so, dass der vom Gegenstand der Größe π¦ ausgehende Parallelstrahl bis zur bildseitigen Hauptebene π» ′ verlängert wird. Anschließend geht dieser Strahl durch den bildseitigen Brennpunkt πΉ ′ . Den zweiten Strahl erhält man, indem vom Gegenstand aus der Lichtstrahl durch den gegenstandsseitigen Brennpunkt πΉ bis zur gegenstandsseitigen Hauptebene π» gezogen wird, und von dort aus parallel zur optischen Achse verlängert wird. Am Schnittpunkt beider Strahlen findet man ein reelles, umgekehrtes Bild der Größe π¦ ′ . Aufgrund der Bildumkehrung besitzt π¦ ′ ein inverses Vorzeichen zu π¦. Befindet sich sowohl im Gegenstandsraum als auch Bildraum das gleiche Medium (z.B. Luft mit Brechungsindex π = π′ ≈ 1), dann gilt für die Brennweiten π = −π ′ , d.h. die Brennweiten sind dem Betrage nach gleich, ihre Vorzeichen sind jedoch unterschiedlich. Dies hängt damit zusammen, dass Abstände vor der gegenstandsseitigen Hauptebene π» ein negatives Vorzeichen besitzen, wohingegen Abstände hinter der bildseitigen Hauptebene π» ′ ein positives Vorzeichen haben. Diese Unterscheidung ist insbesondere bei Zerstreuungslinsen und Linsensystemen von Bedeutung. Daher werden in den Abbildungen dieser Versuchsanleitung entsprechende Größen mit eingeklammerten Vorzeichen versehen, um an die Vorzeichenkonvention, wie sie in der DIN 1335 zusammengefasst ist, zu erinnern. Besitzen die Medien vor und hinter der Linse unterschiedliche Brechungsindices π ΜΈ= π′ wie z.B. bei der Augenlinse, dann gilt: π′ π = − = π·. ′ π π Die Größe π· heißt Brechwert und hat die Dimension einer inversen Länge und als Einheit die Dioptrie: [π·] = [ ππ ] = m−1 = dpt. Abb. 2: Lage der Hauptebenen in Abhängigkeit von der Linsenform. Die Hauptebenen liegen nicht notwendigerweise in der Linse: Je nach Konstruktion der Linse können die Hauptebenen auch außerhalb des Linsenkörpers liegen (Abb. 2). Das gilt insbesondere auch für Linsensysteme, die später eingeführt werden. Allerdings ist in der Lichtoptik die Reihenfolge von π» und π» ′ fest, was nicht der Fall in der Elektronenoptik ist. 2.2 Gauß’sche Abbildungsgleichung Bezeichnet man mit π die Gegenstandsweite und mit π′ die Bildweite, so lautet die Gauß’sche Abbildungsgleichung für eine Linse oder Linsensystem an Luft (Brechungsindex π = π′ ≈ 1): Versuch: OA 1 1 1 1 − = ′ =− ′ π π π π Grundlagen bzw. in Betragsschreibweise: Seite 4 1 1 1 1 + = ′ = ′ |π | |π| |π | |π | (1) Das Verhältnis Bildgröße π¦ ′ zu Gegenstandsgröße π¦ π½= π¦′ π′ = π¦ π (2) nennt man den Abbildungsmaßstab π½. Der Abbildungsmaßstab kann auch aus Gegenstands- und Bildweite bestimmt werden (vgl. Abb. 1). Abb. 3: Lage des Bildes in Abhängigkeit von der Position des Gegenstandes. Die eingeklammerten Vorzeichen weisen auf die Vorzeichenkonvention hin. Das Vorzeichen des Abbildungsmaßstabes π½ gibt wieder, ob das Bild aufrecht oder umgekehrt ist. Dies hängt wiederum von der Lage des Gegenstandes bezüglich des gegenstandsseitigen Brennpunktes πΉ ab, was in Abb. 3 dargestellt ist. Dabei sind die folgenden Situationen zu unterscheiden (nach Versuch: OA Grundlagen Seite 5 o.g. Vorzeichenkonvention sind π und π negativ): β π → −∞ ⇒ π′ = π ′ : Aus dem Unendlichen kommende Lichtstrahlen (z.B. Sonnenlicht) werden im Brennpunkt πΉ ′ gesammelt. β π < 2π : Das Bild π¦ ′ ist reell, umgekehrt und verkleinert (Abb. 3a). β π = 2π : Gegenstand π¦ und Bild π¦ ′ sind dem Betrage nach gleich groß, aber umgekehrt, d.h. π¦ ′ = −π¦ und Abbildungsmaßstab π½ = −1 (Abb. 3b). β 2π < π < π : Das Bild π¦ ′ ist reell, umgekehrt und vergrößert (Abb. 3c). β π = π : Das Bild π¦ ′ liegt im Unendlichen des Bildraumes (Abb. 3d). β π < π < 0: Der Gegenstand π¦ liegt innerhalb der gegenstandseitigen Brennweite π . Entsprechend der Abbildungsgleichung wird die Bildweite π′ negativ. Daher erhält man ein virtuelles, aufrechtes Bild (Abb. 3e und f). Die Abbildungsgleichung und der Abbildungsmaßstab sind in dieser Form auch für Zerstreuungslinsen gültig. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Lage der Brennpunkte πΉ und πΉ ′ zueinander vertauscht sind. Daher ist für Zerstreuungslinsen die bildseitige Brennweite π ′ negativ. 2.3 Dünne Sammel- und Zerstreuungslinsen Dünne Sammel- und Zerstreuungslinsen zeichnen sich dadurch aus, dass in guter Näherung die Hauptebenen π» und π» ′ zusammenfallen. Entsprechend vereinfacht sich die Strahlkonstruktion. Sie ist in Abb. 4 dargestellt. Die Abbildungsgleichung und der Abbildungsmaßstab sind weiterhin gültig. Abb. 4: Strahlengang für dünne Sammel- und Zerstreuungslinse. Die eingeklammerten Vorzeichen weisen auf die Vorzeichenkonvention hin. 2.4 Linsensysteme Betrachtet man ein System bestehend aus zwei dünnen Linsen mit Brennweiten π1′ und π2′ im Abstand π, so gilt für die resultierende Brennweite Versuch: OA Grundlagen 1 ′ ππππ = Seite 6 1 1 π + ′ − ′ ′ ′ π1 π2 π1 π2 Insbesondere bei einem System bestehend aus Sammel- und Zerstreuungslinsen ist auf das Vorzeichen der Brennweiten zu achten. Die Methode der Hauptebenen bewährt sich nicht nur in der Beschreibung dicker Linsen, sondern sie kann auch zur Charakterisierung ganzer Linsensysteme angewandt werden. Die Lage der Hauptebe′ des Systems lassen sich dann aus der Abbildung nen π» und π» ′ und der Brennpunkte πΉπππ und πΉπππ eines Gegenstandes durch die Einzellinsen konstruieren, was in Abb. 5 und Abb. 6 dargestellt ist: Abb. 5: Konstruktion der Lage der Hauptebenen π» und π» ′ und resultierenden Brennpunkten πΉπππ und ′ πΉπππ eines zweistufigen Linsensystems. Ausgehend vom Gegenstand π¦π1 wird zunächst mit Hilfe des Parallel- und Brennpunktstrahls die ′ als GeAbbildung durch Sammellinse π1 konstruiert. Dann wird das resultierende Zwischenbild π¦π1 ′ genstand π¦π2 der Sammellinse π2 behandelt und das Bild π¦π2 bestimmt (durchgezogene Linien). Die ′ bildseitige Hauptebene π» ′ und Brennpunkt πΉπππ erhält man durch Verlängerung des vom Objekt ausgehenden Parallelstrahls parallel zur optischen Achse und durch Verfolgung des Parallelstrahls durch beide Linsen (gepunktete Linien). Der Schnittpunkt dieser Linie mit der optischen Achse ′ , der Schnittpunkt mit der parallel zur optischen Achse geergibt den bildseitigen Brennpunkt πΉπππ zogenen Linie die Lage der Hauptebene π» ′ . Die gegenstandsseitige Hauptebene π» und Brennpunkt πΉπππ werden analog konstruiert, indem man das System rückwärts durchläuft. In diesem Beispiel ′ ist die resultierende bildseitige Brennweite ππππ negativ, da der Brennpunkt πΉ ’ vor der Hauptebene ′ π» liegt. Im Gegensatz zu einer einzelnen Zerstreuungslinse können jedoch hier auch reelle Bilder entstehen. Versuch: OA Grundlagen Seite 7 Abb. 6: Konstruktion des Bildes, wenn nur die Brennpunkte und Hauptebenen gegeben sind, entsprechend der Situation in Abb. 5. Die durchgezogene Linie bezeichnet den Parallelstrahl, der an ′ geht. Die gepunktete Linie der Hauptebene π» ′ gebrochen wird und durch den Brennpunkt πΉπππ bezeichnet den Brennpunktstrahl, der an der Hauptebene π» gebrochen wird. Der Schnittpunkt beider Linien ergibt die Lage und Größe des Bildes. 2.5 Bildfehler Abweichungen von den idealen Gauß’schen Bedingungen werden durch Abbildungsfehler, den sogenannten Aberrationen, beschrieben. Man unterscheidet zwischen chromatischen und monochromatischen Aberrationen: Chromatische Abberation: Da die Brechzahl des Linsenmaterials von der Wellenlänge des einfallenden Lichts abhängt (= Dispersion), ergeben sich für verschiedene Wellenlängen unterschiedliche Brennweiten. Dabei ist die Brennweite des blauen Lichts kleiner als die des roten Lichts (Abb. 7). Folglich entstehen insbesondere bei der Abbildung mit weißem Licht je nach Wellenlänge unterschiedliche Foki des Objektes, was man an den Farbsäumen um das Objekt herum erkennt. Dieser Fehler wird als chromatische Aberration oder auch als Farbfehler bezeichnet. Im Kreis kleinster Verwirrung findet man die geringsten Abbildungsfehler. Daher sollte das Bild an dieser Stelle registriert werden. In sogenannten Achromaten wird der chromatische Fehler durch Kombination von Sammel- und Zerstreuungslinsen mit unterschiedlichen Brechzahlen und folglich Dispersionen korrigiert. In der Elektronenoptik wird intensiv an der Realisierung eines Korrektors für die chromatische Aberration geforscht. Versuch: OA Experimentelle Verfahren Seite 8 Abb. 7: Chromatische Aberration. Die Stelle πΆ bezeichnet den Kreis kleinster Verwirrung. Sphärische Abberation: Selbst bei der Abbildung mittels monochromatischem Licht (z.B. Laser) treten Bildfehler auf. Sie beruhen darauf, dass Reflexions- und Brechungsgesetze, die eigentlich nur für ebene Flächen gelten, hier auf sphärische Flächen angewendet werden. Diese Gesetze liefern jedoch nur für kleine Winkel von achsennahen Strahlen (Gauß’sche Optik) brauchbare Ergebnisse. Für größere Winkel und achsenferne Strahlen treten Abweichungen auf, die durch monochromatische Aberrationen beschrieben werden. Wichtigster Vertreter monochromatischer Aberrationen ist die sphärische Aberration (Öffnungsfehler), wo achsenferne Strahlen stärker oder schwächer gebrochen werden als achsennahe Strahlen (Abb. 8). Wiederum findet man im Kreis kleinster Verwirrung das schärfste Bild. Bei Hohlspiegeln kann man diesen Fehler minimieren, indem der Spiegel nicht in einer kugelförmigen, sondern in einer parabolischen Form gefertigt wird. Bei Linsen ist man jedoch im allgemeinen auf Korrekturmethoden angewiesen, da nur kugelförmige Flächen exakt und kostengünstig herzustellen sind. Eine Korrektur kann z.B. durch Ausblenden achsenferner Strahlen geschehen, jedoch auf Kosten der Bildhelligkeit und Auflösung aufgrund der Einschränkung des Aperturwinkels. Eine bessere Methode ist die Kombination einer Sammellinse mit einer geeigneten Zerstreuungslinse, da beide Linsentypen ein umgekehrtes Vorzeichen im Wert der sphärischen Aberration besitzen und folglich die sphärische Aberration korrigieren können. Ein solches Linsensystem wird Aplanat genannt. In der Elektronenoptik existieren keine einfachen Zerstreuungslinsen. Erst vor wenigen Jahren gelang die Korrektur der sphärischen Aberration mittels aufwendiger Multipolsysteme. Dieser sogenannte Cs-Korrektor ist ein Meilenstein in der atomar auflösenden Elektronenmikroskopie. Abb. 8: Sphärische Aberration: Die Stelle πΆ bezeichnet den Kreis kleinster Verwirrung. Versuch: OA Experimentelle Verfahren Seite 9 3 Experimentelle Verfahren 3.1 Brennweitenbestimmung einer dünnen Sammellinse Nach Scharfstellung des Bildes kann die bildseitige Brennweite ππ′ einer dünnen Sammellinse durch Messung der Gegenstandsweite π und Bildweite π′ bestimmt werden. Hierzu wird die Gauß’sche Abbildungsgleichung nach der bildseitigen Brennweite ππ′ umgestellt: ′ β ′β βππ β = |π| · |π | |π| + |π′ | Um eine bessere statistische Sicherheit zu haben, wird das Scharfstellen für unterschiedliche Linsenund Schirmpositionen wiederholt. 3.2 Besselsches Verfahren zur Bestimmung der Brennweite Abb. 9: Besselsches Verfahren zur Bestimmung der Brennweite. Wenn die Lage sowie der Abstand der Hauptebenen nicht bekannt sind, können Gegenstandsweite π und Bildweite π′ und folglich die Brennweite π ′ nicht direkt ermittelt werden. Hier hilft das Besselsche Verfahren zur Bestimmung der Brennweite dicker Linsen und Linsensystemen weiter: Bei hinreichend großem Abstand β β β β πΏ = |π| + βπ′ β + π > 4 βπ ′ β Versuch: OA Experimentelle Verfahren Seite 10 (π bezeichnet den Hauptebenenabstand) zwischen Gegenstand und Bild findet man zwei Positionen der Linse, bei denen auf dem Schirm ein scharfes Bild entsteht. Dabei ist das eine Bild vergrößert, das andere verkleinert. Der Grund hierfür ist die Umkehrbarkeit des Lichtweges. Der Abstand dieser beiden Positionen ππ£ (vorne) und πβ (hinten) sei π = πβ − ππ£ . Ausgehend von der Gauß’schen Abbildungsgleichung findet man die Bestimmungsgleichung für die Brennweite (siehe Anhang) ]οΈ [οΈ 1 π2 π = · (πΏ − π) − 4 πΏ−π ′ (3) Bei dünnen Sammellinsen oder Linsen, die direkt aneinander liegen, gilt in der Regel, dass der Hauptebenenabstand π gegenüber dem Abstand πΏ zwischen Gegenstand und Bild vernachlässigt werden kann, d.h. π << πΏ. Damit vereinfacht sich die Bestimmungsgleichung zu ]οΈ [οΈ 1 π2 π = · πΏ− 4 πΏ ′ 3.3 Brennweitenbestimmung einer dünnen Zerstreuungslinse Die Brennweite einer Zerstreuungslinse kann nicht ohne weiteres gemessen werden, da ein virtuelles Bild bei der Abbildung entsteht. Daher wird die Zerstreuungslinse π mit einer Sammellinse π bekannter Brennweite ππ′ kombiniert, so dass eine reelle Abbildung des Gegenstandes entsteht. Die Brennweite der Zerstreuungslinse ππ′ lässt sich dann aus den Brennweiten der Sammellinse ππ′ und ′ der Linsenkombination ππππ mit Hilfe der Beziehung (siehe oben) 1 1 1 π = ′ + ′ − ′ ′ ′ πΉπππ ππ ππ ππ ππ berechnen. Bringt man beide Linsen sehr nahe beieinander, so dass der Linsenabstand π ≈ 0 ist, so vereinfacht sich die Bestimmung zu ππ′ = ′ ππ′ ππππ ′ ππ′ − ππππ (4) 3.4 Bestimmung von Brennweite und Hauptebenen nach Abbe Solange man bei einem Linsensystem die Lagen der Hauptebenen und Brennpunkte nicht kennt, bleiben auch Gegenstandsweite π und Bildweite π′ unbekannt. Abbe beschreibt ein Bestimmungsverfahren, dass die Ermittlung sowohl der Brennweite und als auch der Hauptebenen dennoch zulässt. Ähnlich wie beim Besselschen Verfahren sucht man die beiden Positionen „vorne“ und „hinten“, wo ein scharfes reelles Bild auf dem Schirm registriert wird. Ausgehend von einer Ablesemarke π΄ werden jeweils die Gegenstandsweiten ππ£ und πβ sowie deren Bildweiten π′π£ und π′β gemessen (Abb. 10). Zudem werden die Abbildungsmaßstäbe π½π£ = π¦π£′ π¦ und π½β = ′ π¦β π¦ bestimmt. Versuch: OA Experimentelle Verfahren Seite 11 Abb. 10: Brennweitenbestimmung nach Abbe. Die Zeichnung definiert die Bezeichnungen und die eingeklammerten Vorzeichen weisen auf die Vorzeichenkonvention hin. Brennweite und Lage der Hauptebenen werden wie folgt bestimmt: Ausgehend von der Gauß’schen Abbildungsgleichung und unter Verwendung des Abbildungsmaßstabes gelten für Gegenstandsweiten ππ£,β und Bildweiten π′π£,β : ′ (οΈ ππ£,β = π · 1 π½π£,β )οΈ −1 und π′π£,β = π ′ · (1 − π½π£,β ) Alle vier Größen sind jedoch nicht direkt messbar, da die Lage der Hauptebenen noch unbekannt ist. Bekannt sind jedoch die Gegenstandsweiten ππ£,β und Bildweiten π′π£,β bezüglich der Ablesemarke π΄ mit ππ£,β = β − ππ£,β und π′π£,β = π′π£,β − β′ Daraus ergibt sich ein Satz bestehend aus vier Gleichungen: ′ ππ£,β = β − π · (οΈ 1 π½π£,β )οΈ −1 (οΈ )οΈ 1 =π π½ und π′π£,β = π ′ · (1 − π½π£,β ) − β′ = π′ (π½) Die Brennweite π ′ und die Abstände β und β′ der Hauptebenen π» und π» ′ von der Ablesemarke π΄ können sowohl graphisch als auch rechnerisch bestimmt werden. 1 Zur graphischen Bestimmung werden die Messwerte ππ£,β in Abhängigkeit von π½π£,β und π′π£,β in Abhängigkeit von π½π£,β in ein Diagramm eingetragen und durch zwei Geraden angenähert. Damit erhält Versuch: OA Versuchsdurchführung Seite 12 man den Funktionsverlauf für π( π½1 ) und π′ (π½). Die Abstände β und β′ von der Ablesemarke π΄ zu den Hauptebenen π» und π» ′ werden dann aus dem Achsenwert für π(1) bzw. π′ (1) abgelesen. Die resultierende Brennweite π ′ bestimmt sich dann aus π ′ = π(0) − β bzw. π ′ = π′ (0) + β′ . (Für Physikstudenten) Zur rechnerischen Bestimmung werden die Gleichungen für πβ und ππ£ bzw. π′β und π′π£ voneinander subtrahiert und nach der Brennweite π ′ aufgelöst (Anmerkung: π ′ ist die Steigung der Geraden π( π½1 ) bzw. π′ (π½)). Es ergibt sich die gesuchte Brennweite π ′ zu π′ = π′β − π′π£ πβ − ππ£ = 1 1 π½π£ − π½β π½π£ − π½β (5) Aus den Gleichungen π( π½1 ) und π′ (π½) können dann der Abstand der Hauptebenen zur Ablesemarke π΄ bestimmt werden: ′ β = ππ£ + π · (οΈ 1 −1 π½π£ )οΈ (οΈ ′ = πβ + π · )οΈ 1 −1 π½β und β′ = π ′ · (1 − π½π£ ) − π′π£ = π ′ · (1 − π½β ) − π′β (6) 3.5 (Für Physikstudenten) Bestimmung der sphärischen Aberration Die Brennweite einer Sammellinse mit sphärischen Grenzflächen hängt vom Abstand π der einfallenden Strahlen von der optischen Achse ab. Diese sogenannte sphärische Aberration soll durch Verwendung von Zonenblenden bestimmt werden. Dazu wird zunächst das Objekt mittels einer extrem dicken Sammellinse und einer Lochblende, die außenliegende Strahlen ausblendet, scharf abgebildet und die Brennweite π0′ der Linse über das Besselsche Verfahrens bestimmt. Dann werden unterschiedliche Zonenblenden mit Radius π eingeführt, die nur eine Abbildung durch außenliegende Bereiche der Linse zulassen. Wiederum wird die Brennweite π ′ über das Besselsche Verfahren bestimmt. Für die Brennweite einer Sammellinse mit sphärischen Grenzflächen, Krümmungsradius π und Brechungsindex π gilt (siehe Anhang): π π2 π ≈π · − π − 1 2π(π − 1)π 2 ′ [οΈ ]οΈ d.h. für parallel zur optischen Achse einfallende Strahlen nimmt die Brennweite π ′ quadratisch mit dem Abstand π entsprechend π ′ = π0′ − β³π ′ (π2 ) ab. Dieser Zusammenhang soll zusammen mit den Messwerten in einem Schaubild mit π ′ = π ′ (π2 ) dargestellt werden. 4 Versuchsdurchführung Für den Versuch stehen eine Lampe, ein Objekt, ein Linsenhalter für die Aufnahme von dünnen Sammel- und Zerstreuungslinsen, und ein Schirm zur Verfügung. Alle Elemente werden auf einer optischen Bank mit Millimetereinteilung aufgebaut. Zum Anfang des Versuchs erhalten Sie eine dünne Sammellinse π und eine dünne Zerstreuungslinse π unbekannter Brennweiten. Ziel ist es, die Brennweiten der Einzellinsen und als System zu bestimmen. Der Versuch wird in den folgenden Teilschritten durchgeführt: 1. Bestimmung der Brennweite ππ′ der dünnen Sammellinse π aus der Abbildung eines Objektes mit Hilfe der Abbildungsgleichung. 2. Bestimmung der Brennweite ππ′ der dünnen Zerstreuungslinse π durch Kombination mit der Sammellinse π und dem Hauptebenenabstandes π = π ≈ 0 mit Hilfe des Besselschen Verfahrens. Versuch: OA (Für Physikstudenten) Anhang Seite 13 ′ des Linsensystems bestehend aus Sammellinse und Zerstreu3. Bestimmung der Brennweite ππππ ungslinse im Abstand π = π = 50 mm mit Hilfe des Abbe-Verfahrens. 4. (Für Physikstudenten) Bestimmung der sphärischen Aberration einer extrem dicken Linse mit Hilfe von Loch- und Zonenblenden und des Besselschen Verfahrens. 5 (Für Physikstudenten) Anhang 5.1 Zur Herleitung der Bestimmungsgleichung im Besselschen Verfahren Nach Umformung der Gleichungen β β πΏ = |π| + βπ′ β + π und 1 1 1 = + ′ ′ π |π| |π | und ineinander einsetzen bei gleichzeitiger Elimination der Gegenstandsseite folgt die quadratische Gleichung β β β ′ β2 βπ β − (πΏ − π) βπ′ β + (πΏ − π)π ′ = 0 Diese Gleichung hat zwei Lösungen π′π£ und π′β , die der Vertauschung von Gegenstand und Bild entsprechen: π′π£,β √οΈ(οΈ )οΈ πΏ−π πΏ−π 2 = ± − (πΏ − π)π ′ 2 2 [οΈ ]οΈ √οΈ πΏ−π 4π ′ = · 1β 1− . 2 πΏ−π Berechnet man π = π′π£ − π′β , so ergibt sich π= π′π£ − π′β √οΈ = (πΏ − π) · 1− 4π ′ πΏ−π was einfach in die gesuchte Gleichung durch Quadrierung umgeformt werden kann: [οΈ ]οΈ 1 π2 π = · (πΏ − π) − 4 πΏ−π ′ 5.2 Bestimmung der sphärischen Aberration Die Brennweite π ′ einer Linse mit sphärischen Grenzflächen (Krümmungsradius π ) hängt vom Abstand π der parallel zur optischen Achse einfallenden Strahlen ab. Versuch: OA (Für Physikstudenten) Anhang Seite 14 Abb. 11: Abhängigkeit der Brennweite π ′ vom Abstand π der parallel zur optischen Achse einfallenden Strahlen. Aus Abb. 11 kann die Brennweite mit π ′ = π + π mit π = π sin π½ sin πΎ abgelesen werden. Zusammen mit dem Brechungsgesetz (Brechungsindex π der Linse) sin π½ = sin πΌ π und den geometrischen Zusammenhängen sin πΌ = π π und πΌ = π½ + πΎ ergibt sich für die Brennweite π ′ einer Linse mit sphärischer Aberration: [οΈ ]οΈ π 1 π =π + =π · 1+ π sin πΎ π cos π½ − cos πΌ [οΈ ]οΈ 1 √οΈ = π · 1 + √οΈ π2 − sin2 πΌ − 1 − sin2 πΌ β‘ β€ 1 β¦. √οΈ ⇔ π ′ = π · β£1 + √οΈ π2 π2 π 1 − π2 π 2 − 1 − π 2 ′ 2 Für achsennahe Strahlen kann man den Term mit π π 2 << 1 vollständig vernachlässigen, so dass sich die Brennweite π0′ einer sphärischen Grenzfläche mit Krümmungsradius π wie folgt geschrieben werden kann: Versuch: OA Literatur π0′ ≈ π · Seite 15 π . π−1 Für achsenferne Strahlen müssen die Wurzeln der Brennweitengleichung entsprechend √ 1 1 − π₯ ≈ 1 − π₯ für π₯ << 1 2 genähert werden. Es folgt: β€ β‘ π ′ ≈ π · β£1 + (οΈ π 1− π2 2π2 π 2 1 )οΈ [οΈ 1 1 (οΈ )οΈ β¦ = π · 1 + · 2 π π − 1 1 − π2 2 − 1 − 2π 2 2ππ ]οΈ Mit der Näherung (1 − π₯)−1 ≈ 1 + π₯ für π₯ << 1 erhält man [οΈ π ≈π · 1+ ′ 1 π−1 (οΈ 1− π2 2ππ 2 )οΈ]οΈ ]οΈ π π2 =π · , − π − 1 2π(π − 1)π 2 [οΈ d.h. für parallel zur optischen Achse einfallende Strahlen nimmt die Brennweite π ′ quadratisch mit dem Abstand π entsprechend π ′ = π0′ − β³π ′ (π2 ) ab. Fragen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Was versteht man unter der Brechzahl? Wovon ist diese abhängig? Was versteht man unter dem Begriff „Dispersion“? Warum kann man unter Wasser nicht scharf sehen? Wie konstruiert man den Strahlengang an einer Sammel- bzw. Zerstreuungslinse für einen beliebig auftreffenden Strahl? Wodurch unterscheiden sich dünne und dicke Linsen bezüglich der Bildkonstruktion? Wie konstruiert man den Strahlengang durch eine dicke Zerstreuungslinse? Wie bestimmt man experimentell und konstruktiv die Hauptebenen eines Linsensystems? Was versteht man unter sphärischer und chromatischer Aberration und wie wirken sich diese Bildfehler aus? Kennen sie noch andere Bildfehler? Mit Hilfe einer Sammellinse werde ein entfernter Gegenstand abgebildet, der langsam näher kommt. Wie muss der Schirm verschoben werden, damit das Bild scharf bleibt? Ab wann sieht man kein Bild mehr auf dem Schirm und warum? Literatur [1] W. Walcher, Praktikum der Physik, Teubner Studienbücher, 1994 [2] E. Hecht, Optik, Addison Wesley, 1989 [3] Bergmann, Schäfer, Lehrbuch der Experimentalphysik III, Optik, de Gruyter, Berlin, New York, 1987 [4] W. Demtröder, Experimentalphysik, Band 2: Elektrizität und Optik, , 1995