Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie Friedrich-Schiller-Universität Jena Humboldtstraße 10, D-07743 Jena Organisch-chemisches Praktikum für Studenten(innen) der Biologie BB 1.1, Biogeowissenschaft BBGW 2.4 Praktikumsanleitung Inhaltsverzeichnis 1. Empfohlene Literatur .................................................................................................... 3 2. Apparaturen für die organische Synthese .................................................................... 4 3. Arbeitsmethoden in der Organischen Chemie .............................................................. 7 3.1 Umkristallisation ......................................................................................................... 7 3.2 Extrahieren................................................................................................................. 8 3.3 Trocknen von organischen Phasen ........................................................................... 9 3.4 Destillation ................................................................................................................. 9 3.5 pH-Wert messen ...................................................................................................... 10 3.6 Ansatz- und Ausbeutenberechnung......................................................................... 10 4. Laborordnung ............................................................................................................. 12 5. Synthesevorschriften .................................................................................................. 15 V1 Acetylierung von Salicylsäure; Synthese von Aspirin .............................................. 15 V2 Cyclohexen durch Dehydratisierung von Cyclohexanol ........................................... 19 V3 Darstellung eines Ketals; Synthese von Cyclohexanonethylenketal ....................... 27 V4 Synthese von Benzoesäureethylester ..................................................................... 31 V5 Synthese von Dibenzalaceton ................................................................................. 35 V6 Diels-Alder-Reaktion von in situ erzeugtem 1,3-Butadien mit Maleinsäureanhydrid................................................................................................ 39 6. V7 Polystyrol durch radikalische Polymerisation von Styrol .......................................... 43 V8 Analyse von Aldehyden und Ketonen ...................................................................... 50 V9 Aminanalyse ............................................................................................................ 56 Musterprotokoll ........................................................................................................... 60 7. H- und P-Sätze ................................................................................................................... 62 7.1 Gefahrenhinweise (H-Sätze) ........................................................................................ 63 7.2 Sicherheitshinweise (P-Sätze) ..................................................................................... 66 2 1. Empfohlene Literatur: 1) K. Schwetlick, "Organikum" Wiley-VCH, 22. Ausgabe, 2004 ISBN 3-52731148-3 (wichtiges Praktikums-Buch in der Organischen Chemie mit theoretischen Aspekten) 2) S. Hünig; P. Kreitmeier, G. Märkl; J. Sauer "Arbeitsmethoden in der organischen Chemie mit Einführungsprogramm "Lehmanns Media - LOB.de, Berlin 2008 ISBN 3-86541-234-3 (wertvoller, sehr praxisnaher Überblick über die grundsätzlichen Arbeitsmethoden in der Organischen Synthese); http://www.ioc-praktikum.de/ 3) Felderhoff, Hünig, Kemmerer, Kreitmeier, Märkl, Sauer, Seifert, Sustmann, Troll, Wenner, Zeppenfeld "Integriertes Organisch-Chemisches Praktikum I.O.C.-Praktikum), m. CD-ROM" Lehmanns Media LOB.de; Berlin 2007 ISBN 3-86541-149-5 (Praktikumsbuch mit umfangreicher Literatursammlung, Praktikumsversuche nach Reaktionsklassen gegliedert) Zum Einstieg und zur Wiederholung 1. H. Hart, L.E. Craine und D.J. Hart. Organische Chemie. 3. vollst. überarb. Auflage. Wiley-VCH Verlag GmbH &Co. KGaA Weinheim, 2007. Gebunden, ISBN: 987-3-527-31801-8 2. H. P. Latscha und U. Klein, Chemie für Biologen, 3. vollst. überarb. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2008. ISBN: 978-3-540-78843-0. 3. A. Wollrab, Organische Chemie, 2., durchgesehene. Auflage, Springer-Ver lag Berlin Heidelberg New York, 2002, ISBN: 3-540-43998-6. 3 2. Apparaturen für die organische Synthese Standardapparaturen I 1) Rundkolben 2) Rückflusskühler (Dimroth) 3) Magnetrührstab (Siedeglocke, Siedesteine) 4) Stativklammer 5) Heizbad 6) Heizplatte (Magnetrührer) 7) Hebebühne 8) Thermometer 9) Blasenzähler 10) Trockenrohr (z.B. CaCl2) Standardapparaturen II 1) Dreihalskolben 2) Stockthermometer 3) Schliffstopfen 4) Pulvertrichter 4 Standardapparaturen III 1) Dreihalskolben 2) Rückflusskühler (Dimroth) 3) KPG-Rührer mit Halbmondrührblatt (Rührhülse, Zylinderschliff) 4) Stativklammer 5) Heizbad 6) Heizplatte 7) Hebebühne 8) Thermometer 9) Tropftrichter (Zugabe von Flüssigkeiten) 10) Trockenrohr (z.B. CaCl2) 11) Rührmotor 12) Stativ Standardapparaturen IV d) Zutropfen eines Edukts während der Reaktion, mechanisches Rühren, Rückfluss, Beobachtung der Gasentwicklung mit dem Blasenzähler e) Zutropfen einer Reaktionskomponente, das Reaktionsgemisch enthält flüchtige Komponenten und ist feuchtigkeitsempfindlich; Anschütz-Aufsatz f) Gas wird als Schutzgas oder als Reaktionspartner eingeleitet g) Entweichende aggressive Gase werden in einer nachgeschalteten Waschflüssigkeit absorbiert 5 Standardapparaturen V Bei Reaktionen, bei denen während der Umsetzung Wasser gebildet wird, lassen sich die Ausbeuten wesentlich verbessern, indem man das Reaktionswasser kontinuierlich aus dem Gleichge- wicht entzieht (Le-Chatelier-Prinzip!) ⇒ Azeotrope Destillation ⇒ Wasserabscheider ⇒ Schlepper Standardapparaturen VI ¾ Destillationskolben (maximal ¾ gefüllt) ¾ absteigender Kühler (Claisen-Brücke) mit Vorstoß und Vorlagekolben (Spinne) 6 3. Arbeitsmethoden in der Organischen Chemie 3.1 Umkristallisation Unter Umkristallisieren versteht man, dass ein Feststoff in der Siedehitze in einem geeigneten Lösemittel gelöst wird und dann in Form von Kristallen beim Abkühlen wieder ausfällt. Die Verunreinigungen verbleiben dabei entweder vollständig in Lösung oder werden aus der noch heißen Lösung durch Heißfiltration zügig abfiltriert. Das ideale Lösungsmittel löst dabei das Rohprodukt bei Raumtemperatur nur wenig, in der Siedehitze jedoch sehr gut. Wichtig ist hier, den Feststoff bei Raumtemperatur in einer möglichst kleinen Lösungsmittelmenge zu suspendieren1 und zum Rückfluss zu erhitzen. Erst in der Siedehitze wird dann langsam!2 so lange weiter Lösungsmittel zugetropft bis sich alles gelöst hat. In der Laborpraxis verwendet man gerne zwei verschiedene Lösungsmittel nach dem Löser/Nicht-Löser-Prinzip3. Dabei ist das Produkt im Idealfall im Löser sehr gut, im Nicht-Löser überhaupt nicht löslich. Das Rohprodukt wird im Nicht-Löser suspendiert und zum Rückfluss erhitzt. Nun wird in der Siedehitze langsam der Löser zugetropft bis sich alles löst. Unabhängig vom verwendeten Lösungsmittel(gemisch) lässt man die heiße Reaktionslösung langsam auf Raumtemperatur abkühlen. Es ist sehr wichtig, die Reaktionslösung nicht zu schnell abzukühlen, da sonst der Reinigungseffekt komplett verloren geht und der Stoff nur amorph und nicht kristallin ausfällt. Je nachdem wie viel vom Produkt bei Raumtemperatur auskristallisiert ist, kann noch weiter mit Eis gekühlt werden. Anschließend wird abfiltriert und mit wenig kaltem Lösungsmittel gewaschen um den Dreck von den Kristallen zu spülen. Die Verbindung kann mehrere Male umkristallisiert werden um den gewünschten Reinheitsgrad zu erhalten. Zu beachten ist allerdings, dass mit jedem Umkristallisieren auch ein, wenn man ordentlich gearbeitet hat, kleiner Teil des Produktes verloren geht. ___________________________________________________________________ 1 Wenig Lösungsmittel ist deshalb wichtig, da der Feststoff der bereits bei Raumtemperatur gelöst ist, auch nicht wieder bei Raumtemperatur ausfällt und somit die Ausbeute mit unter deutlich verringert. 2 Eine langsame Zugabe in kleinen Mengen ist deshalb wichtig, da sich der Feststoff nicht sofort im Lösungsmittel löst sondern einen kurzen Moment benötigt. Auch hier gilt wieder, wer zu schnell und ungenau arbeitet schmälert die Ausbeute erheblich. Im schlimmsten Fall fällt das Produkt nicht mehr aus. 3 Beide Lösungsmittel müssen vollständig miteinander mischbar sein. 7 3.2 Extrahieren Unter einer Extraktion versteht man ein Herauslösen eines oder mehrerer Stoffe mit Hilfe eines Extraktionsmittels aus einem Feststoff oder einem flüssigen Gemisch. Bei letzterem muss der herauszulösende Stoff besser im Extraktionsmittel löslich sein als im ursprünglichen Gemisch. In der Laborpraxis werden vor allem wässrige Phasen mit einem organischen Lösungsmittel ausgeschüttelt. Gängige organische Lösungsmittel sind dabei Methylenchlorid und Chloroform (beide sind schwerer als Wasser) sowie Diethylether und Ethylacetat (beide sind leichter als Wasser). Wie dabei vorgegangen wird, soll im Folgenden kurz erläutert werden. Extraktionsproblem 1: Die Zielverbindung befindet sich im Wasser. Das die Zielverbindung enthaltene Gemisch wird in den Scheidetrichter überführt. Dann wird das organische Lösungsmittel (z.B. Diethylether, kurz Ether) und der Scheidetrichter mit einem Stopfen fest verschlossen. Nun wird der Scheidetrichter aus der Halterung genommen und umgedreht (Stopfen gut festhalten!). Es wird leicht geschüttelt, wobei ein Überdruck im Scheidetrichter entsteht, der vorsichtig über das Küken entlassen wird.1 Dies wird solange wiederholt bis kein Überdruck mehr im Scheidetrichter entsteht. Anschließend kann kräftig geschüttelt werden (eine intensive Durchmischung der Phasen ist essentiell). Bevor der Scheidetrichter wieder in die Halterung gestellt wird, muss noch einmal entlüftet werden. Nun wird kurz gewartet bis sich die Phasen trennen und die untere wässrige Phase abgetrennt.2 Die obere Etherphase, die das Produkt enthält, kann separat abgetrennt werden. Jetzt wird die wässrige Phase erneut in den Scheidetrichter überführt und wie eben beschrieben mit Ether erneut extrahiert. Der Vorgang wird so oft wiederholt wie beschrieben; meist drei Mal. Extraktionsproblem 2: Die organische Phase soll mit Wasser gewaschen werden. Dies ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ein Nebenprodukt wasserlöslich ist, das somit leicht abgetrennt werden kann. Hierzu wird die organische Phase in den Scheidetrichter überführt und dann mit Wasser extrahiert. Die Vorgehensweise ist dabei analog der oben beschriebenen, nur mit dem Unterschied, dass nach der Phasentrennung die organische Phase in den Scheidetrichter überführt wird um erneut mit Wasser extrahiert zu werden. In beiden Fällen muss die „nasse“ organische Phase anschließend getrocknet werden. ___________________________________________________________________ 1 ACHTUNG: Niemals den Überdruck in Richtung einer Person entlassen!!! 2 Sollte man die Phasengrenze nicht gleich sehen, hilft vorsichtiges schwenken des Scheidetrichters. 8 3.3 Trocknen von organischen Phasen Bei der Extraktion fallen organische Gemische an, die noch einen Teil Wasser enthalten, welcher für die spätere Aufarbeitung entfernt werden muss. Zu der organischen Phase, vorzugsweise in einem Erlenmeyerkolben mit Schliff, wird eine Portion Trockenmittel (z.B. MgSO4 oder CaCl2 ) gegeben, der Erlenmeyerkolben mit einem Stopfen verschlossen und intensiv geschüttelt oder gerührt (Vorsicht! Es kann ein Überdruck entstehen). Dabei bindet das Trockenmittel das Wasser als Kristallwasser. Es wird solange Trockenmittel in kleinen Portionen zugegeben bis die organische Phase nach dem Absetzen des Trockenmittels klar ist. Nun wird die organische Phase über einen Filter abgetrennt. Nachdem das Gemisch abgelaufen ist wird noch ein paar Mal mit wenig Lösungsmittel nachgespült um den Verlust an anhaftendem Produkt zu verringern. Das Ergebnis ist eine getrocknete organische Phase. 3.4 Destillation Unter einer Destillation versteht man ein thermisches Verfahren, welches dem Zweck hat, ein Gemisch von Flüssigkeiten zu trennen. Alle Verbindungen dieses Gemisches sollten dafür möglichst weit auseinander liegende Siedepunkte haben um eine einfache Trennung zu ermöglichen. Wichtig bei einer Vakuumdestillation ist: Erst Vakuum anlegen, dann erhitzen! Weiterhin wichtig ist, dass alle Schliffe gut gefettet sind (erkennbar daran das sie durchsichtig sind). Das Gemisch wird in den Destillationskolben überführt und bei Raumtemperatur gerührt. Die Pumpe (dazugehöriges Dewar mit Trockeneis füllen!) wird an die Destillationsapparatur angeschlossen, das Regelventil der Pumpe geöffnet und die Pumpe gestartet. Nun wird langsam das Regelventil für den Druck geschlossen bis ein stabiles Vakuum erreicht wird.1 Erst jetzt wird das Ölbad erhitzt und die eigentliche Destillation beginnt. 2 Der Destillationskolben erwärmt sich nun auf die Siedetemperatur der am niedrigsten siedenden Verbindung. Die Temperatur am Thermometer steigt an und die erste Komponente geht über. Ist die am leichtesten siedende Verbindung vollständig überdestilliert, fällt die Temperatur ab.3 Hat sich der Destillationskolben auf die nächste Siedetemperatur erhöht, steigt die Temperatur am Thermometer abermals an. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft bis alle Komponente übergegangen sind. Dabei wird die Fraktion als „rein“ angesehen, bei der die Temperatur beim Übergang der Komponente konstant ist. Die Flüssigkeit, die übergeht während die Temperatur ansteigt, wird als Vorlauf bezeichnet und diejenige, die übergeht während die Temperatur wieder abfällt Nachlauf.4 Auch die Destillation ist, wie das Umkristallisieren, mit einem Verlust an Produkt verbunden, da stets ein kleiner Rest Flüssigkeit im Destillationskolben verbleibt, welcher nicht destillierbar ist und Vorlauf und Nachlauf verworfen werden. _________________________________________________________________________________ 1 Hierbei ist stets der Destillationskolben im Auge zu behalten, da leichtflüchtige Verbindungen bereits bei Raumtemperatur unter verminderten Druck sieden und zu einem schlagartigen Aufschäumen des Reaktionsgemisches führen können, wodurch es zu einem mitreißen des Gemisches in die Auffangkolben kommen kann. 2 Wer den Destillationskolben in ein bereits 200°C heißes Ölbad taucht, läuft Gefahr, dass es zu einer Überhitzung im Kolbenkommt und die Reaktionslösung mit einmal übergeht. 3 Das Abfallen der Temperatur erklärt sich dadurch, dass sich die Gasphase wieder abkühlt (es siedet nichts mehr und der Destillationskolben muss sich erst auf die nächste Siedetemperatur erwärmen), und ist damit ein sicheres Zeichen, dass nun eine neue Komponente übergeht. 4 Vorlauf und Nachlauf sind mit der davor bzw. danach übergehenden Verbindung verunreinigt. 9 3.5 pH-Wert messen Zum Messen des pH-Wertes werden ein Glasstab und kleine Stücke eines pH-Testpapieres (Unitest) benötigt. Der Glasstab wird in die zu testende Lösung getaucht und dann die anhaftenden Flüssigkeit auf das pH-Papier gegeben. Der Vergleich mit der Farbskala zeigt den pH-Wert an. Weitere Informationen zu den Themen Umkristallisation, Destillation und Vakuumdestillation siehe Gerätekunde sowie Broschüre “Sicheres Arbeiten in chemischen Laboratorien”, Kapitel 4 3.6 Ansatz- und Ausbeutenberechnung Die Vorgehensweise soll am Beispiel der Bromierung von Hex-1-en gezeigt werden. Es sollen hierbei 10 g 1,2-Dibromhexan hergestellt werden. Die Literaturausbeute beträgt 90%. Benötigt werden die molaren Massen M in g/mol der einzelnen Verbindungen. C Br B A Br + Br2 Hex-1-en C6H12 84,09 g/mol Brom Br 2 157,84 g/mol 1,2-Dibromhexan C6H12Br 2 241,93 g/mol Zuerst wird die Stoffmenge n des Endproduktes C in 10 g berechnet. nC = mC 10 g = M C 241,93 g = 0,041 mol mol Anschließend wird noch die angegebene Literaturausbeute mit eingerechnet, da aus der Literatur bekannt ist, dass bei dieser Umsetzung 90% erreicht werden können. nCLit = nC = 0,046 mol 0,90 Aus der Reaktionsgleichung kann man entnehmen, dass 1 mol der Verbindung A und 1 mol der Verbindung B exakt 1 mol des Endproduktes C ergeben. Da wir die Stoffmenge von C berechnet haben, wissen wir nun die Stoffmengen von A und B und können somit die dazugehörigen Massen berechnen → nCLit = nA = nB 10 m A = n A × M A = 0,046 mol × 84,09 g = 3,87 g mol mB = nB × M B = 0,046 mol × 157,84 g = 7,26 g mol Für die Herstellung von 10 g 1,2-Dibromhexan werden somit 3,87 g Hex-1-en und 7,26 g Brom benötigt. Ausbeuteberechnung Annahme: 5,0 g 1,2-Dibromhexan wurden hergestellt = mreal. Zuerst berechnet man die Masse des Produkts, die einer 100%igen theoretischen Ausbeute entspricht. mCTheo gibt an wie viel Gramm 1,2,-Dibomhexan bei einem 100%igen Umsatz entstehen würde. mC Theo = nCLit × M C = 0,046 g × 241,93 g = 11,13 g mol Praktische Ausbeute bezogen auf die theoretische Ausbeute Praktische Ausbeute in % = 100 100 × mreal = × 5,0 g = 44,9 % mCTheo 11,13 g Praktische Ausbeute bezogen auf die Literaturausbeute Zur Erinnerung: Die Literaturausbeute beträgt 90%, dies entspricht einer Masse von 10 g. Praktische Ausbeute in % = 100 100 × mreal = × 5,0 g = 50,0 % mC 10,0 g 11 4. Laborordnung 1. Jeder Student ist für seine Sicherheit im Praktikum selbst verantwortlich. Er hat sich über die mit chemischen Operationen verbundenen Gefahren und die Gefährlichkeit von Chemikalien genau zu informieren und entsprechende Schutzmaßnahmen abzuleiten. 2. Jeder Student ist verpflichtet, die einschlägigen Arbeitsschutz- und Brandschutzanordnungen (Fluchtwege, Feuerlöscher, Löschsand) und besondere Arbeitsschutzund Brandschutzinstruktionen zur Kenntnis zu nehmen, dies durch Unterschrift zu bestätigen und alle Maßnahmen strengstens einzuhalten. 3. In den Praktikumräumen hat jeder Student unabhängig von den auszuführenden Arbeiten ständig Schutzbrille zu tragen. 4. Die Studenten haben den Weisungen der Assistenten/Tutoren(innen) Folge zu leisten. Sie informieren sich über Havarie- und Evakuierungsmaßnahmen. 5. Vor der Eröffnung des Praktikums durch den zuständigen Assistenten darf die Arbeit nicht aufgenommen werden. Jeder Student hat sich beim Assistenten an- und bei Arbeitsschluss abzumelden (in ausliegende Liste eintragen) und seinen Laborplatz ordnungsgemäß zu hinterlassen. 6. Personen, die nicht am Praktikum beteiligt sind, haben keinen Zutritt zu den Laborräumen. 7. Die Durchführung von Experimenten ohne Arbeitsauftrag ist strengstens untersagt. Nicht zum Versuch benötigte Materialien sind so abzustellen, dass Personen nicht behindert oder gefährdet werden können. Evakuierungswege sind frei zu halten. Laufende Versuche müssen ständig beaufsichtigt werden. Bei allen Arbeiten haben generell Ordnung und Sicherheit Vorrang. 8. Besondere Aufmerksamkeit ist erforderlich beim Umgang mit Gasflammen, Elektrizität, Giften, Säuren, Laugen und organischen Lösungsmitteln. Auch das Arbeiten unter vermindertem Druck erfordert große Vorsicht. Entsprechende Schutzmaßnahmen sind strikt einzuhalten. Im Zweifelsfall sind Weisungen des Assistenten einzuholen und strikt anzuwenden. 9. Beim Arbeiten mit übelriechenden, ätzenden und giftigen Chemikalien ist unbedingt ein Abzug zu benutzen. Die Abzugsfenster sind nur zum Aufbau der Apparatur und zur Zugabe der Reagenzien zu öffnen, ansonsten sind sie geschlossen zu halten. 12 10. Feste Bestandteile, Lösungsmittel und Chemikalien sowie nicht neutralisierte Säuren und Laugen dürfen nicht in den Ausguss gegeben werden (Abwasser ist an eine Neutralisationsanlage angeschlossen!). Lösungsmittel und Altchemikalien sind nach Vorgabe getrennt zu sammeln und werden anschließend der zentralen Entsorgung zugeführt. 11. Die Arbeitsräume und –plätze sind ständig von Verunreinigungen mit Säuren, Laugen, Lösungsmitteln und Wasser sauber zu halten. Nach Arbeitsschluss sind alle Plätze (Abzüge, Ausgüsse u. a.) aufzuräumen und zu reinigen. Versuchsanlagen, noch nicht aufgearbeitete Ansätze und Chemikalien sind so zu sichern, dass durch ihr verbleiben im Labor keine Gefährdung eintreten kann. Alle Versorgungshähne sind zu schließen. 12. Rauchen ist im Haus generell verboten. Die Einnahme und das Aufbewahren von Speisen und Getränken sind in den Laborräumen verboten. Kleidung und Gepäckstücke dürfen nicht im Praktikum aufbewahrt werden. Die dreckigen Laborkittel nicht in den Spinden aufbewahren. 13. Zur Kühlung mit Wasser ist der Schlauchanschluss nur an den Kühlwasser-kreislauf (Vorlauf/Rücklauf; Hähne mit großem blauen Kreis – WCF) erlaubt. Die Durchflussmenge ist mit „Aqua-Mobilen“ (fest installiert am Vorlauf) zu kontrollieren. Nicht benutzte Kühlkreisläufe sind immer wieder zu schließen. 14. Bei Unfällen von Personen, bei Schäden am Inventar und an den Versorgungseinrichtungen (Gas, Wasser usw.) ist sofort der Assistent zu verständigen. Schutzmaßnahmen sind einzuleiten. Weitere Hinweise Im Labor werden ohne Ausnahme Schutzkittel und Schutzbrillen getragen. Praktikanten, die im Laborbereich (nicht Schreibtisch) ohne Schutzbrille oder Schutzkittel angetroffen werden, werden ohne vorherige Verwarnung für den Rest des Tages vom Praktikum ausgeschlossen. Im Labor ist das Tragen von Shorts, Miniröcken, Sandalen oder sehr hohen Schuhen sowie Kleidung, Strümpfen oder Strumpfhosen aus rein synthetischen Fasern verboten! Wer ohne lange Hosen/Röcke und feste, geschlossene Schuhe angetroffen wird, wird für den restlichen Tag vom Praktikum ausgeschlossen. Brillenträger müssen über ihrer Brille eine geeignete Schutzbrille tragen! 13 Im Labor ist eine strikte Trennung zwischen Schreibbereich und Arbeitsbereich einzuhalten. Rucksäcke und alltägliche Kleidung haben im Labor nichts zu suchen. Keiner verlässt mit Handschuhen den Raum oder fasst Türklinken oder Schranktüren an! Laufende Reaktionen werden nicht über längere Zeit (auch Mittagspause etc.) unbeaufsichtigt gelassen. Labornachbarn um Beaufsichtigung bitten und vorher über die Reaktionen und ihre Gefahrenpotentiale informieren. Am Abend vor dem Gehen darauf achten, dass im Saal alle Rotis, Wasserbäder und Pumpe ausgestellt und alle Wasserhähne geschlossen sind! Wer mehrfach durch gefährliche Arbeitsweise auffällt und sich selbst oder andere gefährdet, wird nach einmaliger Verwarnung vom laufenden Praktikumskurs ausgeschlossen! 14 5. Synthesevorschriften V1 Acetylierung von Salicylsäure; Synthese von Aspirin Bei der Herstellung von fiebersenkenden Arzneimitteln wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Phenacetin wird im letzten Syntheseschritt eine Acetylierungsreaktion durchgeführt. COOH O OH O O O N H N H O Acetylsalicylsäure Paracetamol Phenacetin Reaktionstyp: Acylierungen von Alkohole bzw. Phenole verlaufen unter Bildung eines Carbonsäureesters. Es handelt sich hierbei um einen „Additions-Eliminierungs- Mechanismus“ (→ keine nucleophile Subsitution). Die Einführung der Acyl-Gruppe (R-CO-) wird im Allgemeinen als Acylierung bezeichnet. Die spezifische Einführung einer Acetylgruppe (CH3CO-) wird Acetylierung, diejenige einer Benzoylgruppe (C6H5CO-) Benzoylierung genannt. Die Acylierung von Alkoholen führt zu Carbonsäureestern, die Acylierung von Aminen zu Säureamiden. Als Acylierungsmittel eignen sich vor allem die reaktiven Carbonsäurederivate wie Säurechloride oder Säureanhydride. R OH - HX Alkohol O H3C O H3C O R O X Ar OH Phenol - HX R NH2 Amin - HX H3C O Ph O H3C N H R X = Hal -- Acetylhalogenid = CH3COO -- Acetanhydrid (Essigsäureanhydrid) 15 Mechanismus: Die Reaktionen können durch einen gemeinsamen Additions-Eliminierung-Mechanismus beschrieben werden. Hierbei handelt sich immer um den Angriff eines Nucleophils (Nu|) am Carbonyl-Kohlenstoff der Carbonsäure bzw. des Carbonsäurederivates (Carbonsäurechlorid, Carbonsäureanhydrid, Carbonsäureester, Carbonsäureamid), der zu einem tetraedrischen Zwischenprodukt führt. Es schließt sich als schnelle Folgereaktion der Austritt der Abgangsgruppe X an, wobei sich die Carbonylgruppe des entsprechenden Carbonsäurederivates zurückbildet. Im Ergebnis wird X durch Nu ausgetauscht. Addition und Eliminierung am Carbonyl-C-Atom. HNu| + HNu O R C X O HNu C X R OH Nu C X R tetraedrisches Zwischenprodukt N O = H O H R H R R R Nu O C R + HX X = Cl, CH 3COO, RO, NR2 Die Reaktivität der einzelnen Carbonsäurederivate in Bezug auf den Angriff eines Nucleophils auf den Carbonylkohlenstoff wird durch die Gruppe X wesentlich bestimmt und steigt in der folgenden Reihenfolge: O C < OH O C < NR2 O C < OR O O C ~ C OCOR Cl Reaktiver bedeutet, dass das Carbonyl-C-Atom elektrophiler wird. Da die Reaktivität von Carbonsäuren gegenüber HNu| gering ist, ist eine Aktivierung erforderlich. Mineralsäuren (Säurekatalyse) bewirken die Aktivierung der Carbonylgruppe, indem durch Protonierung der Carbonylgruppe der Angriff des Nucleophils wesentlich erleichtert wird: R' O C H R O H OH OH C R' OH OH + C R' OH H OH R O C OH R' -H H OH R O C OH R' H H O R O C OH R' - H2O RO 16 O C R' -H R O C OH R' Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung O OH + COOH Salicylsäure Summenformel H3 C O C O O C H CH 3 Acetanhydrid O C CH 3 + CH 3COOH COOH Acetylsalicylsäure Essigsäure C7H6O3 MG [g/mol] Ansatz: n [mol] 0,1 0,21 (Überschuss) m [g] 13,8 Versuchsdurchführung: Acetylsalicylsäure (Aspirin) In einem 250-ml-Rundkolben werden 13,8 g Salicylsäure mit 20 ml Acetanhydrid versetzt (im Abzug arbeiten) und mittels einer Tropfpipette 5 Tropfen konzentrierte Schwefelsäure zugegeben, wobei man den offenen Kolben vorsichtig zur besseren Durchmischung mehrmals schwenkt. Dann wird eine Magnetrührstäbchen in den Kolben eingebracht, ein Rückflusskühler mit Trockenrohr (Stopfen vorher entfernen!) aufgesetzt und zwei Stunden im Ölbad bei 100 °C erhitzt (Ölbad auf ca. 120 °C stellen!). Man lässt abkühlen und gießt die erhaltene Mischung langsam unter kräftigem Rühren in 200 ml Eiswasser (ca. 20 Minuten zum Auskristallisieren stehen lassen). Das als Feststoff ausgefallene Aspirin wird über eine Glasfilterfritte abgesaugt, mit reichlich Wasser (> 0,5 Liter) möglichst neutral gewaschen (pH-Wert überprüfen!) und weitgehend trocken gesaugt. (Tipp zur Reinigung: Zuerst Vakuumschlauch von der Membranpumpe entfernen, eventuelle feste Bestandteile mit einem Glasstab auf der Fritte vorsichtig zerkleinern, Feststoff mit Wasser überschichten, danach wieder Vakuum anlegen!) Die Rohausbeute wird bestimmt und das Produkt in einem 250-ml-Rundkolben (Siedeglocke) mit Rückflusskühler mit maximal 5-10 ml Ethanol/Wasser-Gemisch/im Verhältnis 1:2) unter Erwärmen gelöst (Umkristallisation). Die warme Lösung wird in einen Erlenmeyerkolben durch einen Faltenfilter filtriert und im Eisbad langsam abgekühlt. Das auskristallisierte Aspirin wird abgesaugt, in einen 50-mlRundkolben überführt und im Vakuum getrocknet (mindestens 1 Stunde) oder auf einer Petrischale bei 80-90°C im Trockenschrank. Danach wird der Schmelzpunkt bestimmt. 17 Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 18,0 g; prakt. Ausbeute: .................. g Literaturausbeute: 60% d. Th. = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Fp: ..................... °C (Literatur: 128-135 °C unter Zersetzung) Sicherheitshinweise: - Acetanhydrid: wirkt ätzend auf die Haut und die Atemwege, im Abzug arbeiten, Gummihandschuhe tragen - Schwefelsäure: Achtung beim Umgang mit Schwefelsäure! Gummihandschuhe tragen! Nicht brennbare, farb- und geruchlose, ätzende, ölige Flüssigkeit, auch in Verdünnung noch ätzend - Ethanol: leichtentzündliche, brennbare Flüssigkeit, wirkt leicht reizend an den Augen (Rötung, Tränenfluss, Schwellung) nach direktem Kontakt, häufiger und lang andauernder Hautkontakt führt zur Entfettung der Haut und somit auch zur Hautreizung bzw. -entzündung, Hautkontakte vermeiden, ständig Schutzbrille tragen. Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Formulieren Sie weitere Carbonsäurederivate abgeleitet von der Salicylsäure! 3. Warum wird bei dieser Reaktion Acetanhydrid anstatt der Säure eingesetzt. 4. Erklären Sie den Begriff „Umkristallisation“! 5. Warum wird bei dieser Reaktion Schwefelsäure eingesetzt? 6. Wie entfernt man das Nebenprodukt (Essigsäure) bei dieser Umsetzung? 7. Welches Produkt erhält man bei der Umsetzung von 4-Aminophenol mit Essigsäureanhydrid? 8. Ordnen Sie die Carbonsäurederivate der Essigsäure nach steigender Carbonylaktivität! 18 V2 Cyclohexen durch Dehydratisierung von Cyclohexanol Reaktionstyp: 1,2-Eliminierung Unter Eliminierungs-Reaktionen versteht man eine Abspaltung zweier Atome oder Gruppen aus einem Molekül, ohne dass andere Gruppen an ihre Stelle treten. Bei einer 1,1- oder α-Eliminierung stammen beide Gruppen vom gleichen Atom, bei der häufigeren 1,2- oder β-Eliminierung von benachbarten Atomen. Y C C X C C + YX 1,2-Eliminierung Eliminierungen können stattfinden: 9 ohne Teilnahme anderer Reaktionspartner, in der Regel thermisch (Bsp.: Esterpyrolyse) β α H C C X C C + HX 9 unter dem Einfluss von Basen (B) oder Lösungsmittel-Molekülen: B β α + H C C X C C + BH + X Ebenso wie Substitutionsreaktionen am sp3-Kohlenstoff können auch Eliminierungen monooder bimolekular verlaufen (E1- bzw. E2-Reaktion). Bezüglich des Verlaufs der Spaltung der H-C und C-X-Bindung gibt es mehrere Möglichkeiten: 1) E1: Cα-X wird zuerst gelöst 2) E2: Beide Bindungen werden in etwa gleichzeitig gelöst. 3) E1cb: H-Cβ wird zuerst gelöst (extrem selten). 19 E1-Mechanismus (Kinetik erster Ordnung) Hβ C C X α langsam B| H C C schnell C C + X (1) C C + HB (2) Der erste Schritt (1), die Heterolyse der Cα-X-Bindung, ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt und führt zur Bildung eines Carbokations als Zwischenstufe. Beim E1 bzw. SN1Mechanismus ist der erste Schritt identisch. Voraussetzung hierfür sind gute Abgangsgruppe (Br, I, Tosylat) sowie die Bildung eines stabilisierten Carbokations (tertiäre Kohlenstoffe, polar-protische Lösungsmittel). Im Vergleich zur E2-Reaktion laufen die elektronischen Änderungen nicht simultan ab, sondern nacheinander in zwei Schritten. Im nachfolgenden schnellen Reaktionsschritt (2) wird vom β-C-Atom ein Proton abgespalten. Man spricht von Kinetik erster Ordnung, da die Reaktionsgeschwindigkeit nur von der Konzentration des Edukts, nicht aber von der Base, abhängt. Beispiel: Hydrolyse von tert.-Butylchlorid SN1 H2O OH + HCl Cl Cl E1 + HCl Beide Reaktionen verlaufen sehr schnell. Das E1/SN1-Verhältnis ist nur wenig zu beeinflussen. Mechanismus der Dehydratisierung von Alkoholen Mit starken Säuren (H2SO4, H3PO4) lassen sich Alkohole in der Hitze zu Alkenen dehydratisieren (1,2-Eliminierung von Wasser), wobei sich primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole stark in ihrer Neigung zur Dehydratisierung unterscheiden: tert.-Alkohol > sek.-Alkohol > prim.-Alkohol Der säurekatalysierten Dehydratisierung sekundärer und tertiärer Alkohole liegt der folgende allgemeine Mechanismus (E1) zugrunde: 20 H C C H C C + H 3O OH Alkohol (1) + H 2O OH 2 HydroniumIon protonierter Alkohol H H C C C C OH 2 (2) + H2 O Carbenium-Ion H O H H C C + H 3O C C (3) Alken Die Dehydratisierung setzt sich aus drei reversiblen Teilschritten zusammen. Im Schritt (1) wird der Alkohol durch die Katalysatorsäure protoniert. Der protonierte Alkohol ist der eigentliche reaktionsfähige Ausgangsstoff. Die protonierte Hydroxylgruppe ist eine sehr gute Abgangsgruppe. Im Schritt (2) zerfällt der protonierte Alkohol unter Heterolyse in das Carbeniumion und Wasser (Abgangsgruppe). Im Schritt (3) gibt das Carbeniumion ein Proton an die Base ab und bildet das Alken. Wasser fungiert hier als Base und das Hydroniumion (H3O+) wird zurückgebildet. Die Säure wird also nicht verbraucht. Man bezeichnet die Reaktion deshalb als säurekatalysiert. Primäre Alkohole werden dagegen nach einem E2-Mechanismus dehydratisiert, weil das zu erwartende primäre Carbeniumion instabil ist. Manchmal ist die Dehydratisierung von primären Alkoholen auch mit Umlagerungen verbunden. sek. Alkohol tert. Alkohol CH3 H3C C OH CH3 20% H2SO4 90°C CH3 H2C C CH3 Isobuten (2-Methylpropen) tert . Butylalkohol (tert . Butanol) H konz. H2SO4 OH 140°C Cyclohexanol prim. Alkohol H3C CH2 OH Ethanol OH n-Butanol konz. H2SO4 180°C H2C CH2 konz. H2SO4 Ethen (Ethylen) 2-Buten (Hauptprodukt aus Umlagerung) 140°C 21 Cyclohexen E2-Mechanismus (Kinetik zweiter Ordnung) Der wichtigste Reaktionsmechanismus bei den Eliminierungen ist der einstufige E2Mechanismus. Die Abtrennung der Gruppe vom α-C-Atom, die Bildung der Doppelbindung und der Austritt der Abgangsgruppe X verlaufen simultan. B| H β α C C X C C + HB + X Isomerenbildung bei Eliminierungen Falls bei einer Eliminierung zwei nicht äquivalente β-H-Atome benachbart zur Abgangsgruppe X zur Verfügung stehen, dann können isomere Alkene (Regioisomere) gebildet werden. Orientierung bei Eliminierungen: Sayzeff- und Hofmann-Eliminierung Bei Bromalkanen entsteht (wie meistens) bevorzugt das höher substituierte Alken (Regel nach Sayzeff, thermodynamisch-kontrolliertes Produkt), bei Eliminierung von quartären Ammonium-Salzen (Hofmann-Eliminierung, kinetisch-kontrolliertes Produkt) bildet sich dagegen das weniger verzweigte Alken. H α α -H X Sayzeff-Produkt X = Br X = +N(CH3)3 81% 5% 22 H X β β -H X Hofmann-Produkt 19% 95% Weitere Beispiele für 1,2-Eliminierungsreaktionen Dehydrohalogenierung H C C X Base C C + HX (KOH) Halogenwasserstoffabspaltung aus Alkylhalogeniden (X = Hal). Die Reaktion ist von der Base abhängig. Während der Reaktion wird Base verbraucht und muss in äquimolaren Mengen vorhanden sein. Außer Halogen (besonders Cl, Br) kann X auch der Tosylat-Rest sein. X= H 3C O S O O Dehalogenierung C C X X Zn C C + ZnX2 Halogenabspaltung aus vicinalen Dihalogeniden (X = Cl, Br), durch Reduktionsmittel, wie z.B. metallisches Zink. 23 Cyclohexen Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C6H12O H2SO4 MG [g/mol] Ansatz: n [mol] 82,15 0,15 m [g] 1,5 Versuchsdurchführung: Cyclohexen In einem 100-ml-Rundkolben mit Destillationsapparatur (Vigreuxkolonne dazwischen einsetzen) und Magnetrührstäbchen werden 16 ml (d= 0,9376 g/ml) Cyclohexanol mit 1,5 g konzentrierter Schwefelsäure versetzt. Der Ansatz wird im Ölbad (Badtemperatur zwischen 160 °C und max. 180 °C) erhitzt. Das entstehende Cyclohexen destilliert als Azeotrop mit Wasser tropfenweise ab. Die Vorlage muss dabei mit Eiswasser gekühlt werden, damit kein Cyclohexen verloren geht. Nach 2 Stunden bricht man die Reaktion ab. Das Destillat (es enthält Wasser und das Rohprodukt Cyclohexen) wird aus der Vorlage in einen Scheidetrichter überführt. Die wässrige Phase wird abgetrennt und verworfen. Cyclohexen bildet die obere Phase. Diese wird in einen 50ml-Schlifferlenmeyerkolben abgelassen und es werden ca. 5 g Natriumsulfat als Trockenmittel zugeben. Natriumsulfat bindet das Wasser unter Bildung des Hydrats Na2SO4×10 H2O. Wenn die Flüssigkeit durch die Bindung des Wassers klar geworden ist (ca. 1 Std. warten), wird das Produkt durch einen Faltenfilter in einen trockenen 50-ml-Rundkolben filtriert und mit aufgesetzter Destillationsapparatur (vorher wieder gereinigt und getrocknet; Magnetrührstäbchen!) erneut überdestilliert. Die Siedetemperatur des reinen Produktes beträgt dabei 83°C. 24 Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 12,3 g; prakt. Ausbeute: .................. g Literaturausbeute: 60% d. Th. = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Kp: ................... °C (Literatur: 83 °C) Brechungsindex n 20 D :………… (Literatur: 1,4464), im Abzug bestimmen!!! Sicherheitshinweise: - Schwefelsäure: Achtung beim Umgang mit Schwefelsäure! Gummihandschuhe tragen! Nicht brennbare, farb- und geruchlose, ätzende, ölige Flüssigkeit, auch in Verdünnung noch ätzend - Cyclohexanol: brennbar, farblos, reizend - Cyclohexen: leicht entflammbare Flüssigkeit, übel riechend, alle Arbeiten im Abzug vornehmen - Abzug geschlossen halten Versuch: Nachweis der olefinischen Doppelbindung Einige Tropfen des destillierten Cyclohexens werden im Reagenzglas mit ca. 1 ml Ethanol verdünnt und tropfenweise mit Bromwasser (Vorsicht! - ätzend/ reizend) versetzt. Die Entsorgung erfolgt in die Abfallflasche „Cyclohexen“. Beobachtungen und Reaktionsgleichung bitte im Protokoll mit angeben! 25 Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Was versteht man unter einer „azeotropen Destillation“? 3. Beschreiben Sie das Prinzip einer Vigreuxkolonne! 4. Warum wird Cyclohexen während der Reaktion abdestilliert? 5. Wie trennt man das Cyclohexen/Wasser-Gemisch nach der Umsetzung? 6. Wie trocknet man organische Flüssigkeiten? 7. Nennen Sie zwei Möglichkeiten, wie Sie Doppelbindungen nachweisen können. 8. Würde man Phosphorsäure gegen Salzsäure austauschen, erhält man noch ein Substitutionsprodukt. Zeichnen Sie die Strukturformel diese Produktes und erläutern Sie den Sachverhalt. 9. In der Reihe primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole wird die Eliminierung von Wasser immer leichter. Begründen Sie diese Erscheinung! 10. Was versteht man unter dem Sayzeff-Produkt? 11. Formulieren Sie die beiden Möglichkeiten der Eliminierung von Wasser aus 2-Methylbutan-2-ol. Welche ist bei höheren Temperaturen die wahrscheinlichere? 12. Warum werden monomolekulare Eliminierungen durch polare Lösungsmittel begünstigt? 26 V3 Darstellung eines Ketals; Synthese von Cyclohexanonethylenketal Reaktionstyp: Reaktionen von Carbonylverbindungen mit Nucleophilen Aldehyde und Ketone reagieren mit Alkoholen (Sauerstoff-Nucleophile) in Gegenwart von Säuren zu Halbacetalen (Halbketale) und weiter zu Acetalen (Ketale). Heutzutage verwendet man den Begriff Acetal sowohl für Aldehyde als auch Ketone. O R1 C + H Aldehyd R2 OH Alkohol OH R C OR2 + H 1 Halbacetal OH R 1 C OR 2 H (H ) 2 R OH AN Halbacetal (H ) Alkohol OR 2 R1 C OR2 H + H2 O SN Acetal Der erste Schritt ist eine nucleophile Addition (AN) an die Carbonylverbindung. Der zweite Schritt ist eine nucleophile Substitution (SN). Da Alkohole relativ schwache Nucleophile sind, muss die Carbonylgruppe durch Protonierung aktiviert werden. Als Zwischenprodukt entsteht ein Halbacetal, das am selben Kohlenstoffatom sowohl eine Hydroxy- als auch eine Alkoxygruppe trägt. Die Bildung des Halbacetals ist reversibel. In Gegenwart von Säure und einem Überschuss an Alkohol reagieren Halbacetale unter Bildung von Acetalen weiter. Um das Gleichgewicht auf die Seite des Reaktionsproduktes zu verschieben, wird Wasser aus dem Reaktionsgemisch entfernt. Ketone reagieren mit Diolen (z. B. Ethylenglykol = 1,2-Ethandiol) zu cyclischen Ketalen. R C R + HO CH 2 CH2 OH O Keton Ethylenglykol R R C O CH2 O CH2 cyclisches Ketal Im sauren Milieu hydrolysieren die Acetale und Ketale leicht zu den Ausgangsverbindungen; im basischen Milieu sind sie stabil. Durch dieses Verhalten haben Acetale und Ketale große Bedeutung als Schutzgruppen für Verbindungen mit Carbonylgruppen. 27 Cyclohexanonethylenketal Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C2H6O2 MG [g/mol] Ansatz: n [mol] m [g] 9,8 0,2 Versuchsdurchführung: Cyclohexanonethylenketal 10 ml (d = 0,95 g/ml) Cyclohexanon, 7 ml (d = 1,1 g/ml) Ethylenglykol, 50 ml Toluen und 0,2 g p-Toluolsulfonsäure werden in einem 250 ml Rundkolben mit Wasserabscheider und Rückflusskühler (Siedeglocke nicht vergessen!) gegeben. Danach wird auf dem Ölbad (Badtemperatur max. 170 °C) erhitzt, wodurch das Wasser-Toluen-Azeotrop siedet und sich das gebildete Wasser im Wasserabscheider sammelt. Nach beendeter Reaktion (ca. 2 Std., Tipp: theoretische Wassermenge berechnen!) lässt man abkühlen, alkalisiert (prüfen mit pHPapier) mit 5 ml 1N Natronlauge, die mit einer Pipette zugegeben wird. Danach wird das Gemisch in einen Scheidetrichter gegeben, mit 20 ml Wasser versetzt und durch leichtes Schütteln wird das Reaktionsgemisch gewaschen. Das Waschwasser (untere Phase) wird abgelassen. Nachdem dieser Vorgang wiederholt wurde, wird die organische Phase (oben) in einen 100 ml Erlenmeyerkolben abgelassen und mit Natriumsulfat (Trockenmittel) versetzt. Die organische Phase sollte dann keine Trübung mehr aufweisen. Nach ca. 1 Std., wenn die Lösung klar ist, wird über einen Trichter mit Faltenfilter in einen 100 ml Kolben der Destillationsapparatur filtriert, der Filterkuchen mit wenig Lösungsmittel gewaschen und das Gemisch einer fraktionierten Vakuumdestillation unterworfen. Es ist darauf zu achten, dass alle Schliffe gut gefettet sind und Schutzbrille getragen wird, da an der evakuierten Apparatur Implosionsgefahr besteht. Anschließend wird mittels Membranpumpe, die mit einem Manometer und einer Kühlfalle zwischen der Apparatur versehen ist, Vakuum angelegt. Erst danach wird das Destillationsgefäß im Ölbad erhitzt. Zunächst destilliert man das Toluol unter verminderten Druck (p = 17 mbar, Badtemperatur ~ 60-65 °C) ab. Da- 28 nach wird das Cyclohexanonethylenketal destilliert, wobei die Siedetemperatur und das Vakuum genau beobachtet werden müssen. Das Ketal (Kp13 = 73 °C, Badtemperatur ~ 120 °C) wird solange abdestilliert bis nur ein kleiner Rest (< 1 ml) im Destillationsgefäß verbleibt. Nachdem die Apparatur sich abgekühlt hat (zuerst Heizquelle entfernen!), wird belüftet und das Produkt aus der Vorlage entnommen. Das Toluol wird in die entsprechenden Recyclingflaschen am Platz gefüllt. Angabe verminderter Druck: 1 kPa = 7,6 Torr = 10,13 mbar Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 14,2 g; prakt. Ausbeute: .................. g Literaturausbeute: 85% d. Th. = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Kp: ..................... °C (Literatur: Kp13 : 73 °C, Druck in Torr) Brechungsindex n 20 D :………… (Literatur: 1,4581) Sicherheitshinweise: - Toluen: brennbare Flüssigkeit, wird bei Benetzung über die Haut aufgenommen, Blutgift, Gummihandschuhe tragen - p-Toluolsulfonsäure: ätzend Wirkung auf die Haut, Augen schützen - Ethylenglykol: gesundheitsschädlich, brennbare Flüssigkeit - ständig Schutzbrille tragen 29 Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Warum wird bei dieser Reaktion p-Toluolsulfonsäure eingesetzt? 3. Warum wird bei einer Acetalisierung Wasser entfernt? Erläutern Sie, wie die Wasserentfernung hier durchgeführt wird! 4. Erklären Sie das Prinzip eines Wasserabscheiders! 5. Was versteht man unter einem Azeotrop? 6. Wie erkennt man das Ende der Reaktion? 7. Ändert sich die Oxidationsstufe am Carbonyl-C-Atom? 8. Wie bekommt man das gewünschte Produkt aus der Reaktionsmischung? 9. Wie werden organische Flüssigkeiten getrocknet? 10. Erklären Sie eine fraktionierte Destillation! 11. Wofür werden Acetale in der Organischen Chemie verwendet? 12. Erläutern Sie den Mechanismus der Acetalisierung am Beispiel von Acetaldehyd und Methanol? 13. Warum gibt man bei der Aufarbeitung Natronlauge zur Reaktionsmischung? 30 V4 Synthese von Benzoesäureethylester Addition/Eliminierung am Carbonyl-C-Atom Reaktionstyp: Veresterung einer Carbonsäure Carbonsäureester mit niedrigen Molmassen sind Flüssigkeiten mit angenehmem Geruch. Sie sind z. T. in Früchten enthalten und bilden zusammen mit anderen Verbindungen das charakteristische Aroma der betreffenden Frucht (z.B. Banane, Birne, Ananas). Ester mit hohen Molmassen sind geruchlos. Ester höherer aliphatischer Monocarbonsäuren (Fettsäuren) bilden die Naturstoffklasse der Lipide. O O O O Ethylbutyrat (Ananas) Methylbutyrat (Apfel) O O O O Isoamylbutyrat (Birne) Benzylbutyrat (Erdbeere) Der entstehende Benzoesäureethylester ist eine hochsiedende Flüssigkeit, die einen honigähnlichen Geruch aufweist. Carbonsäuren reagieren mit Alkoholen in Gegenwart von Mineralsäuren zu Carbonsäureestern und Wasser. Dabei stellt sich ein Gleichgewicht ein, da der gebildete Ester durch Wasser hydrolytisch gespalten werden kann. Hohe Ausbeuten an Estern ergeben sich, indem man das entstehende Wasser durch azeotrope Destillation oder konzentrierte Schwefelsäure aus dem Gleichgewicht entfernt. O R 1 C OH + Carbonsäure O R1 C X HO R2 H Alkohol + aktiviertes Carbonsäurederivat HO R 2 Alkohol O R1 C OR2 + H2O X = Cl (Säurechlorid) + HX O C R (Säureanhydrid) O Ester H O R1 C OR2 Ester Zur Veresterung können auch Carbonsäurehalogenide oder Carbonsäureanhydride eingesetzt werden. Diese besitzen im Vergleich mit Carbonsäuren eine höhere Reaktivität, so dass die Reaktionen im Allgemeinen bei geringerer Temperatur und vollständig in Richtung der Esterbildung verlaufen. 31 Additions-Eliminierungs-Mechanismus Die Reaktionen (gegenseitige Überführung verschiedener Carbonsäurederivate) können mit einem gemeinsamen, allgemeinen Mechanismus beschrieben werden. Es handelt sich immer um den Angriff eines Nucleophils (Nu|) am Carbonyl-kohlenstoff der Carbonsäure bzw. des Carbonsäurederivates (Carbonsäurechlorid, Carbonsäureanhydrid, Carbonsäureester, Carbonsäureamid), der zu einem tetraedrischen Zwischenprodukt führt. Es schließt sich als schnelle Folgereaktion der Austritt der Abgangsgruppe X an, und die Carbonylgruppe eines entsprechenden Carbonsäurederivates bildet sich zurück. Im Endergebnis wurde X durch Nu ausgetauscht, wobei das Nucleophil auch ein Anion sein kann. Nu| + R O C X O Nu C X R O Nu C R + X HNu| = tetraedrisches Zwischenprodukt Nu| z.B. HO -, RO- H H H H H H O| , R O| , H N| , R N| , R N| H H R X = Cl-, CH 3COO -, RO-, NR 2 - Als nucleophile Reagenzien kommen aber auch ungeladene Verbindungen mit freien Elektronenpaaren in Betracht. Die Reaktion ist dann wie folgt zu formulieren: HNu| + O HNu C X R O R C X Nu O C R + HX Die Reaktivität der einzelnen Carbonsäurederivate wird durch die Gruppe X wesentlich bestimmt und steigt in folgender O C < O Reihenfolge: O C ~ OH O C < NR2 O C < OR O ~ C OCOR O C Cl Da die Reaktivität von Carbonsäuren gegenüber Nucleophilen gering sind, macht sich eine Aktivierung erforderlich. Mineralsäuren (Säurekatalyse) bewirken die Aktivierung der Carbonylgruppe, indem durch Protonierung der Carbonyl-gruppe der Angriff des Nucleophils wesentlich erleichtert wird. R O C HNu| H R O H X + + OH C R X OH C R X OH C R OH OH HNu C X R -H H OH R O C OH R -H 32 Nu O C R + HX O RO C R + H2 O Benzoesäureethylester Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C2H6O MG [g/mol] 98 Ansatz: n [mol] m [g] 23,0 1,96 Versuchsdurchführung: Benzoesäureethylester a) In einem 100 ml Rundkolben, versehen mit Magnetrührstäbchen und Rückflusskühler mit CaCl2-gefülltem Trockenrohr (Stopfen entfernen!), werden 12,2 g Benzoesäure und 23,0 g Ethanol (absolut) mit 2,0 g konz. H2SO4 (mit Tropfpipette einwiegen) versetzt, unter Umschwenken gut vermischt und eine Stunde auf dem Ölbad (Badtemperatur ca. 120 °C) erhitzt. Nach Abkühlen auf Zimmertemperatur wird das Reaktionsgemisch langsam unter Rühren in ca. 100 ml Eiswasser gegossen. Das Gemisch wird in einen Scheidetrichter überführt und zweimal mit ca. 25 ml tert-Butylmethylether ausgeschüttelt. Die organische Phase (obere) wird in ein 250 ml Becherglas abgetrennt und die wässrige Phase verworfen. Die organische Phase wird im Becherglas mit konz. Sodalösung neutralisiert (Vorsicht Gasentwicklung, mit pH-Papier prüfen) und anschließend im Scheidetrichter zweimal mit Wasser gewaschen. Danach wird die organische Phase in einen 100 ml Erlenmeyerkolben überführt und durch Zugabe von CaCl2 getrocknet. Die trockene Lösung weist keine Trübung mehr auf. b) Nach ca. 1 Std. wird das Calciumchlorid über einen Trichter mit Faltenfilter abfiltriert (im Abzug arbeiten). Anschließend wird das Calciumchlorid nochmals mit ca. 10 ml tert-Butylmethylether gewaschen und die filtrierte vereinigte organische Lösung zur Destillation in die Destillationsapparatur überführt. Zunächst wird der tert.-Butylmethylether unter Normaldruck (Badtemperatur ~ 80-100 °C, Ölbad) abdestilliert. Er geht bei 55 °C über. Nach Wechsel der Vorlage wird das Produkt im Membranpumpen-Vakuum (Badtemperatur ~ 150-160 °C) destilliert. Dabei ist unbedingt eine Schutzbrille zu tragen! Der Benzoesäureethylester geht bei ca. 95 °C /17 mbar als farblose Flüssigkeit über → Brechungsindex bestimmen. 33 Angabe verminderter Druck: 1 kPa = 7,6 Torr = 10,13 mbar. Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 15,0 g; prakt. Ausbeute: .................. g Literaturausbeute: 65% d. Th. = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute Kp: ..................... °C (Literatur: Kp760: 213 °C; Kp17: 95 °C) phys. Konstanten: (Druck in Torr) Brechungsindex n 20 D :………… (Literatur: 1,516) Sicherheitshinweise: - Ethanol: brennbare Flüssigkeit - tert.-Butylmethylether: leicht entzündlich, Zündquellen fernhalten, reizt die Haut, Gummihandschuhe tragen; Rückstände gesondert sammeln. - Schwefelsäure: Achtung beim Umgang mit Schwefelsäure! Gummihandschuhe tragen! Nicht brennbare, farb- und geruchlose, ätzende, ölige, giftige Flüssigkeit, auch in Verdünnung noch ätzend - besondere Vorsicht bei der Vakuumdestillation (Implosionsgefahr!) - ständig Schutzbrille tragen. Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Warum wird hier Schwefelsäure eingesetzt? Was ist absoluter Ethanol? 3. Zeichnen Sie die Strukturformel von tert-Butylmethylether und erläutern Sie, warum dies verwendet wird. 4. Warum wird die organische Phase mit Sodalösung behandelt? Welches Gas kann hierbei entstehen? 5. Warum wird die organische Phase mit Calciumchlorid getrocknet? Wie macht man das praktisch? 6. Erläutern Sie die Begriffe „Vakuumdestillation“ und „fraktionierte Destillation.“ 7. Was versteht man unter dem Begriff „Brechungsindex.“ Erläutern Sie dies kurz! 8. Leiten Sie von der Benzoesäure weitere Carbonsäurederivate ab! 9. Erläutern Sie die Begriffe „Verseifung“ und „Umesterung“! 10. Was ist ein Fett? 34 V5 Synthese von Dibenzalaceton Reaktionstyp: Reaktionen von Carbonylverbindungen → Aldol-Reaktion Aldehyde und Ketone reagieren in alkalischen (auch sauren) Lösungen mit sich selbst zu β-Hydroxycarbonyl-Verbindungen (Aldole, Ketole). Voraussetzung ist, dass eines der beiden Carbonyle ein α-ständiges C-Atom mit mindestens einem H-Atom besitzt. Der Name Aldol leitet sich aus dem Produkt der Aldol-Addition ab, da dort sowohl eine Aldehydgruppe als auch eine Alkoholgruppe vorliegen. R H C C α O + Hα R R α R C C β O OH β-Hydroxycarbonyl-Verbindung R = H: Aldol; R =CH3: Ketol OH O H Die Aldol-Reaktion kann aus zwei Teilschritten bestehen, aus einer Aldol-Addition und gegebenenfalls einer Aldol-Kondensation. Im ersten Schritt der Aldol-Addition abstrahiert die Base (meist OH- oder RO-) in α-Stellung zur Carbonyl-Gruppe ein Proton. Diese Gleichgewichtsreaktion erzeugt geringe Mengen eines mesomeriestablisierten Carbanions: OH H + H C O Na - H2O H O O H H Na C H R R R Na H C Carbanion Enolat-Anion Die nucleophile Addition des Carbanions an das (elektrophile) Carbonyl-C-Atom eines benachbarten Aldehyd- oder Keton-Moleküls führt zu einem Alkoxid-Anion, dessen SäureBasen-Reaktion mit Wasser ein Aldol bildet. Aldol-Addition O H2C R Na H + H C R O H R O H O + H2O, - OH H H H R Alkoxid-Anion 35 R HO H O H H R H Der nucleophile Angriff des Carbanions am Carbonyl-C-Atom hat somit eine Verlängerung der Kohlenstoffkette zur Folge. Besitzt das gebildete Aldol ein weiteres α-ständiges H-Atom, so kann unter Dehydratisierung eine α,β-ungesättigte Carbonyl-Verbindung (allgemein als Enal bezeichnet, abgeleitet aus Alken und Alkanal) entstehen (Aldol-Kondensation). Hierbei deprotoniert die Base eines der aciden α-Protonen, wodurch sich ein resonanzstabilisiertes Enolat-Ion bildet, das in einem langsamen Folgeschritt die schlechtere Abgangsgruppe OH- verliert. Aldol-Kondensation R HO H O H R H + R OH HO H O H R H - HOH R β - OH O α R H Beim Einsatz von zwei unterschiedlichen Carbonyl-Verbinungen spricht man von einer gekreuzten Aldol-Reaktion. In den meisten Fällen erhält man aber Produktgemische, da jede Carbonyl-Verbindung sowohl als Nucleophil als auch als Elektrophil reagieren kann. Die Reaktion ist präparativ nur sinnvoll, wenn ein Produkt bevorzugt entsteht. Dazu müssen sich die beiden Carbonyl-Verbindungen in ihrer Reaktivität deutlich voneinander unterscheiden oder einer der Partner hat keine aciden α-Protonen. Beispiele O + C H O H 3C C H HO HO O C CH 2 C H H gemischtes Aldol HO C CH 2 H O C H Wärme - H 2O O CH C H Zimtaldehyd CH Bei der Reaktion von Benzaldehyd mit Aceton können beide CH3-Gruppen des Acetons deprotoniert werden. Die Kondensationsfolge führt dann zu unserem Präparat Dibenzalaceton. O + C H O O H3 C C CH3 + C H O CH - 2 H 2O 36 CH C CH CH Dibenzalaceton Dibenzalaceton / Dibenzylidenaceton Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C3H6O MG [g/mol] Ansatz: n [mol] 40 0,1 0,05 m [g] 0,45 Versuchsdurchführung: Dibenzalaceton In einem 250-ml Dreihalskolben mit Magnetrührer, Innenthermometer und Tropftrichter werden 2 g Natriumhydroxid in 20 ml Wasser gelöst (Lösung steht bereit!). Es werden 40 ml Ethanol zugegeben und mit Wasserbad leicht gekühlt. Die Innentemperatur wird während der Reaktion zwischen 20-25°C gehalten. Die Mischung aus 10 ml (0,1 mol) (d = 1,05 g/ml) Benzaldehyd und 3,6 ml (0,05mol) (d = 0,8 g/ml) Aceton wird in 2 Chargen zugetropft. Die Zugabe der 2. Charge erfolgt ca. 15 Minuten später. Das Dibenzalaceton fällt als gelber Niederschlag aus. Man lässt die Mischung noch 30 Minuten rühren und neutralisiert mit Eisessig, in dem man mit einer Tropfpipette 1-2 ml Eisessig unter Rühren zutropft und den pHWert mit Indikatorpapier (Papier nicht in den Kolben halten!) kontrolliert. Nach Zugabe von Wasser wird das Produkt über eine Glasfritte abgesaugt, auf der Fritte mit Wasser gewaschen und trocken gesaugt. Zur Reinigung wird das Rohprodukt in einem 100-ml Einhalskolben gegeben (Pulvertrichter verwenden!), mit 15-20 ml Aceton oder Essigester überschichtet und unter Rückfluss auf dem Wasserbad bis zur Auflösung erhitzt (Siedeverzug beachten!). Die nicht mehr siedende Lösung wird abfiltriert (Faltenfilter verwenden!) und das Filtrat im Eisbad gekühlt, wobei Dibenzalaceton auskristallisiert. Die Kristalle werden abgesaugt und im 50-ml-Rundkolben unter Vakuum getrocknet. 37 Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 11,7 g; prakt. Ausbeute: .................. g Literaturausbeute: 50% d. Th. = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Fp: ..................... °C (Literatur: 111 °C) Sicherheitshinweise: - Benzaldehyd: wirkt reizend auf die Atmungsorgane. Inhalieren der Dämpfe und Hautkontakt vermeiden - Aceton: Leicht flüchtige, brennbare und leicht entzündliche Flüssigkeit, die mit der Luft explosive Gemische bildet. - Kalilauge, Eisessig: Ätzende Flüssigkeiten, wobei insbesondere die Augen durch Schutzbrille geschützt werden müssen. Handschuhe tragen! - Ständig Schutzbrille tragen. Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Was ist eine gekreuzte Aldol-Reaktion? 3. Warum setzt man bei dieser Reaktion frisch destillierten Benzaldehyd ein? 4. Wie entfernt man nach Beendigung der Reaktion die eingesetzte Kalilauge? Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! 5. Wie führt man eine Umkristallisation durch? 6. Welchen Einfluss haben Verunreinigungen (z.B. Lösungsmittel) auf den Schmelzpunkt? 7. Welches Produkt würde man erwarten, wenn man Benzaldehyd durch Phenylacetaldehyd ersetzen würde? 8. Warum sind Aldehyde reaktiver als Ketone in Bezug auf einen nucleophilen Angriff? 9. Erläutern Sie das Keto-Enol-Gleichgewicht! 10. Warum sind nur die α-Protonen einer Carbonyl-Verbindung acide und können durch eine Base abgespaltet werden? 38 V6 Diels-Alder-Reaktion von in situ erzeugtem 1,3-Butadien mit Maleinsäureanhydrid Reaktionstyp: [4+2]-Cycloaddition, Diels-Alder-Reaktion Unter der Diels-Alder-Reaktion versteht man die reversible Vereinigung eines 1,3Dienes mit einem Alken oder einem Alkin zu einem ungesättigten Sechsring. Hierbei werden Doppel- oder Dreifachbindungen in zwei neue Einfachbindungen (σ1 und σ2) umgewandelt. Der synchrone Verlauf wird durch drei gekrümmte Pfeile zum Ausdruck gebracht, welche die Elektronenverschiebung angeben. σ1 Beispiel: σ2 Dien Dienophil Übergangszustand 6π-Elektronen Cycloaddukt Das 1,3-Dien nennt man kurz Dien, das Alken oder Alkin Dienophil, und das Produkt heißt Addukt. In einer [4+2]-Cycloaddition reagieren die 4π-Elektronen des Diens mit den 2π-Elektronen des Dienophils unter synchronem Bindungswechsel zu einem Cycloaddukt, dem ein Ring von 6 Atomen zugrunde liegt. Im aktivierten Komplex erfolgt die Umgruppierung der Elektronen: die π-Bindungen lösen sich, gleichzeitig entstehen zwei σ-Bindungen und eine neue π-Bindung. 1,3-Diene gehen nur dann eine Diels-Alder-Reaktion ein, wenn sie eine planare s-cis-Konformation einnehmen können. Die Diels-Alder-Reaktion erfolgt streng stereospezifisch. Die Triebkraft der Reaktion liegt in der Umwandlung von zwei energiereichen π-Bindungen in zwei energieärmere σ-Bindungen. Die Diels-Alder-Reaktion ist eine wichtige Synthesemethode, die zum Aufbau von größeren Kohlenstoffgerüsten genutzt wird, z. B. in der Steroidchemie. 39 Im folgenden Experiment wird 1,3-Butadien, welches in situ aus Δ3-Sulfolen erzeugt wird, mit Maleinsäureanhydrid umgesetzt. Die [4+2]-Cycloaddition vollzieht sich durch Erhitzen der Komponenten in einem Lösungsmittel. Es entsteht 4-Cyclohexen1,2-dicarbonsäureanhydrid. + O C Δ O O C O C O Dien O C Dienophil Cycloaddukt Der Feststoff ∆3-Sulfolen ist eine bequeme Quelle zur in situ-Erzeugung des gasförmigen 1,3-Butadiens. ∆3-Sulfolen, das in einer [4+1]-Cycloaddition aus 1,3-Butadien und Schwefeldioxid entsteht, unterliegt beim Erhitzen einer Cycloreversion. In Gegenwart eines genügend reaktiven Dienophils reagiert es in einer [4+2]Cycloaddition.[1] Nach den Woodward-Hoffman-Regeln handelt es sich bei der Thermolyse des ∆3-Sulfolens um eine sog. Cheletrope Reaktion.[2] [1] T.E. Sample Jr., L.F. Hatch in Organic Syntheses, Coll. Vol. 6 (Hrsg. W.E. Noland), J. Wiley & Sons, New York, 1988, S. 454–458. [2] J. March, Advanced Organic Chemistry, 4. Auflage, John Wiley & Sons, New York, 1992, S. 1031. 40 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureanhydrid Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C4H6O2S MG [g/mol] 152 Ansatz: n [mol] m [g] Versuchsdurchführung: Diels-Alder-Produkt Im Abzug werden in einem 100-ml-Kolben mit Rückflusskühler, Blasenzähler und Magnetrührstab 4,1 g ∆3-Sulfolen und 2,6 g Maleinsäureanhydrid in 2 ml trockenem Xylol suspendiert. Es wird 5 bis 10 Minuten bei Raumtemperatur gerührt und anschließend die Mischung vorsichtig im Ölbad erhitzt bis das Xylol schwach siedet. Da die Reaktion sehr heftig sein kann, darf auf keinen Fall überhitzt werden (bei zu stürmischem Verlauf kurzes Entfernen des Ölbades). Nach ca. 30 min ist die Reaktion beendet (Wichtig: Es muss 30 Minuten richtig am Rückfluss gehalten werden, ansonsten bildet sich das Produkt nicht!). Man lässt das Reaktionsgemisch abkühlen; das Produkt fällt aus. Anschließend werden 25 ml Xylol zugegeben und bis zur Auflösung des Produktes erhitzt. Nach Zugabe von 1,0 g Aluminiumoxid (Spatelspitze) wird über einen Faltenfilter heiß filtriert (Nach der Zugabe von Aluminiumoxid schäumt die Lösung kurz auf, Hitze reduzieren, danach nochmals richtig aufkochen.). Die Umkristallisation erfolgt aus Cyclohexan. Hierfür wird das Rohprodukt in einem 100-ml-Kolben gegeben, mit Cyclohexan überschichtet und unter Rückfluss auf dem Wasserbad bis zur Auflösung erhitzt (Siedeverzug beachten!). Die nicht mehr siedende Lösung wird abfiltriert (Faltenfilter verwenden!) Die Kristalle werden abgesaugt und im 50-ml-Kolben unter Vakuum getrocknet. Nach dem Trocknen wird ein farbloses Produkt erhalten. 41 Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = ? g; Literaturausbeute: 70 % d. Th. prakt. Ausbeute: .................. g = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Fp: Δ3-Sulfolen: 65-66 °C Fp: Maleinsäureanhydrid: 53 °C Fp: Diels-Alder-Produkt: ....................°C (Literatur: 104-106 °C) Sicherheitshinweise: - Xylol-Isomerengemisch: brennbare Flüssigkeit, wird bei Benetzung über die Haut aufgenommen, Kp. 136-140 °C, bildet mit Luft explosive Gemische. - Maleinsäureanhydrid: ätzend - Sulfolen: kristalliner Feststoff, Hautkontakte vermeiden! Vorsicht beim Umgang mit dem heißen Ölbad! - 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureanhydrid: Allergische Hautreaktionen, Verursacht schwere Augenschäden, Schutzhandschuhe tragen. Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Erläutern Sie den Begriff der „Umkristallisation“! 3. Welche Funktion hat der Rührfisch? Was könnte man anstatt des Rührfisches noch verwenden? 4. Welchen Einfluss haben Verunreinigungen (z.B. Lösungsmittel) auf den Schmelzpunkt? 5. Was versteht man unter einer (4+2)-Cycloaddition? 6. Erläutern Sie den Begriff s-cis-Konformation! Erläutern Sie den Begriff “Konformation“! 7. Führen Sie eine Diels-Alder-Reaktion am Beispiel von Cyclopentadien durch! 8. Die Diels-Alder-Reaktion verläuft konzertiert und streng stereospezifisch! Was bedeuten diese Aussagen? 42 V7 Polystyrol durch radikalische Polymerisation von Styrol Radikalische Additionspolymerisation von Reaktionstyp: Vinylverbindungen Ethylen (CH2 = CH2), Tetrafluorethylen (CF2 = CF2) und viele Vinylverbindungen (CH2 = CHR) zeigen eine hohe Tendenz, sich mehr als tausendfach durch Aufhebung der C=CDoppelbindung zu linearen, gesättigten Makromolekülen zusammen-zulagern: H H2 C C + R .. CH 2 H H H 2 C C + H2 C C + ... R R H H H C CH2 C CH 2 C R R R n H 2C C R H Monomer Styrol .... lineares Makromolekül Mn = 104 - 10 7 g/mol H CH2 C R Initiator Polymerisation n Polymer Polystyrol; - ΔH p = 70 kJ/mol Man nennt diesen Vorgang Polymerisation. Die energiereiche C=C-Doppelbindung der Bausteine (Monomere) wird durch einen radikalischen oder ionischen Additionsprozess aufgehoben und zur Knüpfung über neue C-C-Bindungen zwischen den Bausteinen verwendet. Dieser Polymerisationsprozess ist mit einer beträchtlichen Energieabgabe verbunden (stark exotherm). Die Polymerisationsenthalpie (Polymerisationswärme) -ΔHp beträgt z.B. für Styrol 70 kJ/mol, Ethylen 102 kJ/mol und Tetrafluorethylen 180 kJ/mol. Die Polymerisation wird durch sogenannte Initiatoren ausgelöst und kommt oft erst nach Verbrauch der Monomere zum Stillstand. Ein Initiatorteilchen kann 100 bis mehrere tausend Moleküle polymerisieren. Mechanismus: Die Polymerisation der Vinylverbindungen erfolgt nach einem Kettenwachstums- mechanismus (sogenannte Kettenpolymerisation). Sie besteht aus drei Teilreaktionen: (1) Startreaktion (Bildung der aktiven Zwischenprodukte) (2) Wachstumsreaktion (Fortpflanzung der aktiven Zwischenprodukte durch Addition an die C=C-Doppelbindung der Monomere) (3) Abbruchreaktion (Vernichtung der aktiven Zwischenprodukte). 43 Je nach der Natur der aktiven Zwischenprodukte unterscheidet man zwischen radikalischer (R.), anionischer (R-) oder kationischer (R+) Polymerisation. Bei der radikalischen Polymerisation sind die aktiven Zwischenprodukte Radikale R.. Die radikalische Polymerisation der Vinylverbindungen wird durch in situ gebildete, hochreaktive Radikale (Primärradikale) eingeleitet, die im Reaktionsmedium aus den Initiatormolekülen durch homolytische Bindungsspaltung freigesetzt werden. Sie haben nur eine kurze Lebensdauer. Initiator R R R + R 2 Radikale Styrolpolymerisation O O C O O C Der Initiator Dibenzoylperoxid zerfällt bei ca. 80 °C in 80 °C 2 O C O Startreaktion: der Monomerlösung (Styrol) R +M R M1 M = Monomer; R = Primärradikal in zwei polymerisationsaktive O C O Benzoylradikale. + H H2C C O H C O CH2 C Das Benzoyloxy-Radikal (Initiator-Radikal) lagert sich an die C=C-Doppelbindung des Monomers an und liefert in der Startreaktion ein Kohlenstoff-Radikal (-M.), das man als Polymerradikal bezeichnet. Wachstumsreaktion Dieses Kohlenstoffradikal hat gleichfalls eine starke Tendenz zur Addition an ein weiteres Monomermolekül und bildet dabei ein gleichartiges, aber um zwei C-Atome verlängertes Kohlenstoffradikal, welches dann wieder mit einem Monomer reagieren kann, usw. Dies ist die Reaktionskette. Es werden etwa 100 bis 100 000 Monomere in Sekunden addiert. R M1 + M R M2 R M2 + R M3 M O H C O CH 2 C + H n H 2C C vw 44 R Mn = Polymerradikale unterschiedlicher Kettenlänge H O H C O CH2 C CH2 C n Abbruchreaktion Die Reaktionskette kommt durch eine Abbruchreaktion zum Erliegen. Die Geschwindigkeit der Abbruchreaktion ist aber im Verhältnis zur Geschwindigkeit der Radikaladdition an das Monomer (Wachstumsreaktion) sehr viel kleiner, so dass nur auf jeden n-ten Wachstumsschritt ein Abbruch erfolgt (vAbbruch : vWachstum 102 – 105). Die hauptsächlichste Abbruchreaktion ist die Bildung einer C-C-Bindung durch Rekombination zweier Kohlenstoffradikale. Dabei entsteht ein Fadenmolekül mit hoher Kettenlänge, das an den Enden durch die R-Gruppen aus dem Initiator abgeschlossen ist. Da aber auf 100 bis 100000 Monomerbausteine nur zwei Endgruppen entfallen, haben diese keinen merklichen Einfluss auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Polymeren. R Mn + Mm R vA R Mn Mm R Rekombination H R CH 2 C + H C CH 2 R H R CH 2 C CH 2 H C n H C CH 2 H C CH2 R m Molekulargewicht, Polymerisationsgrad und Kettenlänge der gebildeten Makromoleküle sind wegen des statistischen Charakters der Wachstums- und Abbruchreaktionen natürlich nicht einheitlich, sondern zeigen eine mehr oder weniger breite Verteilung um ein Maximum. Das Molekulargewicht des Polymers stellt dann einen Mittelwert dar: Mn = Zahlenmittel Es kann z.B. durch Osmometrie bestimmt werden. 45 Polystyrol Reaktionsgleichung und Ansatzberechnung Summenformel C8H8 C14H10O4 [C8H8]n MG [g/mol] 104,15 242,23 [104,15]n Ansatz: n [mol] m [g] -----------10,0 0,25 10,25 Literatur: D. Braun, H. Cherdron, W. Kern; Praktikum der makromolekularen organischen Chemie, A. Hüthig Verlag Heidelberg 1979, 3. Auflage S. 155 – 160. Versuchsdurchführung: Polystyrol In einem 250-ml-Rundkolben werden 10,0 g Styrol und 0,25 g Dibenzoylperoxid (steht in Tablettenröhrchen bereit) eingewogen. Durch Umschwenken wird das Peroxid im Styrol gelöst und anschließend ein Rückflusskühler mit Trockenrohr aufgesetzt. Nun hält man die Probe 1/2 Stunde lang in einem Thermostaten (Öl- oder Wasserbad) bei 80 °C, danach 1/2 Stunde bei 90 °C. Es bildet sich ein hochviskoses Polymerisat. Das Polymerisat wird anschließend durch Zugabe von ca. 40-50 ml Toluol unter Rühren mittels Magnetrührer in der Wärme (Wasserbad) gelöst. Mit einem Tropftrichter wird die abgekühlte Polymerlösung in ein 600-ml-Becherglas, das ca. 250 ml Ethanol enthält, im Abzug unter Rühren mittels Magnetrührer langsam eingetropft, wobei das Polystyrol ausfällt. Man lässt absetzen, dekantiert die überstehende Flüssigkeit und gibt nochmals 50 ml Ethanol zu und rührt auf. Nach ca. 5 Minuten wird das Polystyrol über eine Fritte abgesaugt, mit 20 ml Ethanol gewaschen, in einen 100-ml-Rundkolben überführt und im Vakuum bis zur Massekonstanz getrocknet. 46 Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute: 100% = 10,25 g; Literaturausbeute: 90 % d. Th. bei einer Reaktionszeit von 10 h prakt. Ausbeute: .................. g = ................. % d. Theoretischen Ausbeute =…………… % d. Literaturausbeute phys. Konstanten: Glasübergangstemperatur Tg = 100 °C Sicherheitshinweise: - Styrol, Toluol: brennbare Flüssigkeiten, bilden mit Luft explosible Gemische, werden bei Benetzung über die Haut aufgenommen. - Dibenzoylperoxid: Vorsicht Explosionsgefahr, darf nicht in die offene Flamme gebracht werden. - Ausfällung des Polystyrols im Abzug vornehmen. Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Erläutern Sie den Mechanismus einer radikalischen Polymerisation! Welche Funktion hat Dibenzoylperoxid? 3. Geben Sie drei Möglichkeiten an, um Radikale zu erzeugen. 4. Ordnen Sie folgende Radikale nach zunehmender Stabilität und erklären Sie die Reihenfolge: Ethyl, tert-Butyl, Benzyl, Phenyl, Methyl und Isopropyl. 5. Das Polystyrol wird über eine Massepolymerisation hergestellt. Wie wird nicht umgesetztes Monomer abgetrennt? 6. Was passiert, wenn man Ether in der Sonne stehen lässt? 7. Was ist Styropor? 47 Nur nach Absprache mit dem Assistenten Herstellung von Polystyrolschaum Als Ausgangsstoff dient Perlpolystyrol (Styropor®), das durch Polymerisation hergestellt wurde und in geringen Mengen Pentan enthält. Beim Erwärmen erweicht das Polystyrol und die Einzelkörner verschmelzen. Gleichzeitig vergast das Pentan und bläht den Schaum auf. Versuchsdurchführung: Eine mit 1 Maßlöffel (Eichmarke beachten) Styropor® gefüllte Form (mit Klemme locker einspannen) wird ca. 25 min im siedenden Wasserbad erhitzt. Unter kaltem Wasser wird abgekühlt und das entstandene Formstück herausgenommen. 48 Tabelle: Einige industriell produzierte Vinylpolymere Monomer Polymer Verwendungen Ethylen Polyethylen PE H2 H2 C C Folien, Filme Verpackungsmaterial H2 C CH2 Propylen H2C C H CH3 Polypropylen PP H2 H C C Cl C6H5 Cl Polystyrol PS H2 H C C CN C6H5 Polyacrylnitril PAN H2 H C C C H C H Acrylnitril H2C C H Vinylacetat H2 C C CF2 C Latexfarben n C H C H Plexiglas organisches Glas COOCH3 Polytetrafluorethylen Teflon PTFE F2 F2 C C n Beschichtungen von Pfannen / Töpfen Dichtungen a Polybutadien CH2 H2 C C H C H Polyisoprenb CH3 Isopren CH3 H2C H C OCOCH3 Polymethylmethacrylat PMMA CH3 H2 C C Butadien C H Textilfasern n COOCH3 Tetrafluorethylen H2C n n O C OCCH3 H Methylmethacrylat CH3 F2C Behälter, Styropor zur Verpackung und Wärmedämmung CN Polyvinylacetat H2C H2C wie PE; Rohre, Folien, Fußbodenbelag n Styrol H2C Fasermaterial für Teppichböden Transportgefäße n CH3 Polyvinylchlorid PVC H2 H C C Vinylchlorid H2C n CH2 H2 C C C H cis H2 C Synthesekautschuk n H2 C Naturkautschuk Synthesekautschuk n a) Isomere des Polybutadiens: cis-1,4-Polybutadien, trans-1,4-Polybutadien und 1,2-Polybutadien b) Isomere des Polyisoprens: cis-1,4-Polyisopren, trans-1,4-Polyisopren und 1,2-Polyisopren 49 V8 Analyse von Aldehyden und Ketonen Aldehyde Aliphatische und aromatische Aldehyde sind die Oxidationsprodukte der primären Alkohole. R CH2 OH O 2/Kat. R C O H Die chemische Reaktivität der Aldehyde wird hauptsächlich durch die funktionelle Gruppe – CHO bestimmt, die einerseits die Carbonylgruppe C=O enthält, andererseits wegen der gleichfalls enthaltenen CH-Gruppe reduzierende Eigenschaften aufweist. Aldehyde können im Gegensatz zu Ketonen ohne Spaltung von C-C-Bindungen zu den analogen Carbonsäuren oxidiert werden. R CHO O 2 /Kat. R C O OH Ein bekanntes Beispiel ist die Autoxidation von Benzaldehyd zu Benzoesäure, die bereits beim Stehen an der Luft erfolgt. Die reduzierenden Eigenschaften der Aldehyde benutzt man bei einer Reihe von leicht auszuführenden Proben zur Unterscheidung zwischen Aldehyden und Ketonen. Ketone Aliphatische und aromatische Ketone sind die Oxidationsprodukte der sekundären Alkohole. Die chemische Reaktivität der Ketone wird hauptsächlich durch die Carbonylgruppe C=O bestimmt. R' R C H OH O2 /Kat. R C O R' Im Gegensatz zu Aldehyden wirken Ketone nicht reduzierend und sind gegen Oxidationsmittel ziemlich widerstandsfähig, da ihnen das leicht angreifbare H-Atom der Aldehydgruppe fehlt. Erst bei energischer Oxidation entstehen unter Aufspaltung der C-Kette Carbonsäuren. Die niederen Ketone sind mit Wasser mischbare Flüssigkeiten, die höheren Ketone und diaromatischen Ketone sind dagegen fest. 50 Identifizierung von Aldehyden und Ketonen Zur genauen Identifizierung werden Aldehyde und Ketone in Derivate überführt und anhand der Schmelzpunkte identifiziert. Die gebräuchlichsten Derivate sind: 2,4-Dinitrophenylhydrazone aus Carbonylverbindungen und 2,4-Dinitrophenylhydrazin H C O + H 2N N NO2 - H 2O H C N N NO2 O2 N O2 N Semicarbazon aus Carbonylverbindungen und Semicarbazid O H C O + H 2N N C NH 2 O H C N N C NH 2 - H 2O Oxime aus Carbonylverbindungen und Hydroxylamin C O + H2 N OH - H 2O C N OH Durchführung der qualitativen Analyse 1 Vorproben 2 Farbe 3 Löslichkeit in Wasser und Ethanol 4 Schmelzpunkt 5 Siedepunkt nur in Absprache mit dem Assistenten 6 Verhalten in der Flamme Nur unter dem Abzug durchführbar! Einige Kristalle oder Tropfen der zu untersuchenden Substanz werden auf einer Magnesiarinne in die Flamme gebracht (Magnesiarinne vorher ausglühen und wieder abkühlen lassen). Aromaten verbrennen mit rußender Flamme. Verbindungen mit hohem Sauerstoffgehalt mit fahl leuchtender oder nicht leuchtender Flamme. 51 Prüfung auf reduzierende Eigenschaften 1 Prüfung mit Permanganat Man versetzt ca. 1 ml einer wässrigen Lösung von Kaliumpermanganat mit einigen Tropfen oder Kristallen der zu untersuchenden Substanz im Reagenzglas und erwärmt vorsichtig! (Wasserbad) Die Kaliumpermanganat-Lösung wird entfärbt oder verfärbt sich nach bräunlich (eventuell brauner Niederschlag). 2 Prüfung mit Fehlingscher Lösung Fehlingsche Lösung wird in der Hitze zu rotem Kupfer(I)-oxid Cu2O reduziert. Unmittelbar vor dem Versuch werden je 2 ml Fehling I und Fehling II vermischt und mit etwa 0,2 g bzw. 0,2 ml der Analysensubstanz im Reagenzglas versetzt. An-schließend erhitzt man die Mischung einige Minuten zum Sieden (Bunsenbrenner, Siedeverzug vermeiden!). Das Verschwinden der tiefblauen Farbe und die Bildung eines roten bzw. gelb-roten Niederschlages zeigt die Anwesenheit von aliphatischen Aldehyden, Polyolen, reduzierenden Zuckern, aber auch von Hydrazin oder Hydroxylaminen an. Aromatische Aldehyde, wie z. B. Benzaldehyd, geben diese Reaktion nicht. Weiterer Nachweis von Aldehyden Prüfung auf Aldehyde mit Schiffschem Reagenz Ein anderer Nachweis für Aldehyde, der nicht auf der Reduktionswirkung der Aldehyde beruht, besteht darin, dass Fuchsinschweflige Säure, eine durch SO2 entfärbte wässrige Fuchsinlösung (Schiffsches Reagenz), durch Spuren von Aldehyden rotviolett gefärbt wird. Man versetzt dazu 1 ml Schiffsches Reagenz mit einem Tropfen der zu untersuchenden Substanz (eine Spatelspitze bei Feststoffen oder 2-3 Tropfen wasserunlösliche Flüssigkeiten werden vorher in 1 ml Ethanol gelöst). Der Test ist negativ, wenn die Violettfärbung nicht nach 15 Sekunden eintritt. Nach längerer Zeit bewirkt auch Luftsauerstoff eine violette Färbung. Im Zweifelsfall verteilt man das Reagenz auf zwei Reagenzgläser und versetzt nur eines mit der Testsubstanz (Blindprobe). 52 Derivatisierung Herstellung der Dinitrophenylhydrazone Einer stabilen 2,4-Dinitrophenylhydraziniumperchlorat-Lösung (bereitgestellt durch Auflösen von 1,2 g 2,4-Dinitrophenylhydrazin in 50 ml 30%iger Perchlorsäure bei Raumtemperatur) entnimmt man 3 ml und verdünnt in einem Reagenzglas mit 6 ml Wasser. Man versetzt nun mit 1 ml einer etwa 10–20%igen ethanolischen Lösung (2 Teile (0,2 ml) Carbonyl und 8 Teile (0,8 ml) Ethanol) der zu untersuchenden Carbonylverbindung und schüttelt gut um (Plastestopfen verwenden!). Das Reaktionsgemisch darf in keinem Fall erhitzt oder eingeengt werden. Das ausgefallene 2,4-Dinitrophenylhydrazon wird abgesaugt, gut mit Wasser gewaschen und aus 2 bis 5 ml Ethanol umkristallisiert (20-ml-Rundkolben NS 14,5; Rückflusskühler NS 14,5; Siedeglocke). Hierbei wird unter Erwärmen am Rückfluss nach und nach Ethanol zugegeben, bis sich das Festprodukt komplett gelöst hat. Das so gereinigte Produkt wird erneut abgesaugt, im Vakuum getrocknet (Exsikkator ebenfalls möglich!) und der Schmelzpunkt bestimmt. Zur Beachtung: Dinitrophenylhydrazin ist giftig! Schutzhandschuhe tragen! Kontrollfragen zum Versuch 1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen der Derivatisierungen! Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 2. Was versteht man unter dem Vorgang Derivatisierung? Zeichnen Sie ausgehend von Benzaldehyd das Oxim, das 2,4-Dinitrophenylhydrazon und das Semicarbazon! 3. Was beobachtet man bei der Umsetzung von Aldehyden mit KMnO4 und FehlingReagenz? Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen? Was passiert mit dem Aldehyd? 4. Welche Aussage kann man beim Verbrennen einer Probe erlangen? 5. Worin unterscheiden sich aliphatische von aromatischen Aldehyden? 6. Wie führt man eine Umkristallisation durch? 7. Welchen Einfluss haben Verunreinigungen (z.B. Lösungsmittel) auf den Schmelzpunkt? 8. Erläutern Sie das Prinzip der Bestimmung des Brechungsindex? 53 Identifizierung der Aldehyde Schmelzpunkte Fp, Siedepunkte Kp und Brechungsindizes n Aldehyd Kp [°C] Fp [°C] n D 20 D 20 2,4-Dinitro-phenylhydrazon Fp [°C] Löslichkeit in [X g/100 g H2O] 168 (147) 161 unbegrenzt mischbar Acetaldehyd 21 Propionaldehyd 50 1,3650 155 20 n-Butyraldehyd 74 1,379 122 7 Furfural 161 1,527 214 (230) 8 Benzaldehyd 179 1,5446 237 wenig löslich Salicylaldehyd 196 1,573 248 wenig löslich Zimtaldehyd 252 1,6195 255 sehr wenig löslich o-Methoxybenzaldehyd 246 254 unlöslich 1,5608 o-Nitrobenzaldehyd 44 250 (192) sehr wenig löslich m-Nitrobenzaldehyd 58 293 (268) sehr wenig löslich 80 271 wenig löslich 106 320 unlöslich Vanillin 285 p-Nitrobenzaldehyd Tipp: Strukturformeln aufzeichnen!!! Vergleichsproben: Aceton, Anisaldehyd 54 Identifizierung der Ketone Schmelzpunkte Fp, Siedepunkte Kp und Brechungsindizes n Keton Kp [°C] Fp [°C] n D 20 D 20 2,4-Dinitro-phenylhydrazon Fp [°C] Löslichkeit in [X g/100 g H2O] Methylethylketon 80 1,378 117 30 .... 37 Cyclopentanon 131 1,437 146 wenig löslich Acetylaceton 139 1,520 209 5 Cyclohexanon 156 1,451 162 wenig löslich Propiophenon 218 19 1,5258 191 unlöslich Acetophenon 202 20 1,534 250 (238) unlöslich p-Methylacetophenon 226 28 260 unlöslich p-Methoxyacetophenon 258 38 220 (234) unlöslich Benzophenon 306 49 238 unlöslich Benzil 347 95 189 unlöslich Benzoin 344 133 245 unlöslich D,L-Campher 205 178 217 unlöslich Tipp: Strukturformeln aufzeichnen!!! 55 V9 Aminanalyse Amine sind formal Derivate des Ammoniaks und werden häufig aus NH3 durch Substitution des Wasserstoffs durch Alkyl- bzw. Arylreste hergestellt. Das chemische Verhalten der Amine wird durch das freie Elektronenpaar am Stickstoff und damit den nucleophilen (basischen) Charakter, sowie durch die zahlreichen Reaktionsmöglichkeiten, die durch eine heterolytische N-H-Bindungsspaltung eingeleitet werden, bestimmt. Die niederen Glieder der Aminreihe sind in Wasser leicht lösliche Gase. Die folgenden Homologen sind Flüssigkeiten mit ausgeprägtem Fischgeruch. Höhere Amine sind kristalline Verbindungen. Die Wasserlöslichkeit nimmt mit zunehmender Molmasse ab. Primäre, sekundäre und tertiäre Amine sowie aliphatische und benzoide Amine unterscheiden sich in charakteristischer Weise in ihrem Reaktionsverhalten. Deutliche Hinweise auf die Art des Amins erhält man bei der Umsetzung mit salpetriger Säure. Primäre aromatische Amine setzen sich in der Kälte mit salpetriger Säure zu Diazoniumsalzen um. Diese stellen wertvolle Synthesezwischenprodukte dar. R NH2 + N O - H 2O R N N Die Diazoniumsalze primärer aliphatischer Amine sind nicht stabil. Sie zerfallen unter Freisetzung von N2 in ein Olefin bzw. in einen Alkohol. -H R CH 2 CH 2 N N - N2 R CH2 CH 2 -H R CH CH 2 H2 O R CH 2 CH2 OH Sekundäre Amine bilden mit salpetriger Säure R2 N H die stark kanzerogenen Nitrosamine. + N O R2 N N O -H Tertiäre aliphatische Amine reagieren nicht mit salpetriger Säure. Eine Trennung primärer, sekundärer und tertiärer Amine ist über die Sulfonamide nach Hinsberg möglich. Primäre und sekundäre Amine bilden Sulfonamide, wobei nur die der primären in Alkali löslich sind. Tertiäre Amine reagieren nicht zu Sulfonamiden. 56 R NH 2 + CH 3C 6H 4 SO 2Cl - HCl O S NH R O H 3C O - H2O H 3C S N R O löslich in Natronlauge (HO ) O R 2 NH + CH3 C 6H 4SO2 Cl - HCl R S N R O H3 C Vorproben: 1. Bestimmen sie bei Feststoffen den Schmelzpunkt. Von den flüssigen Aminen wird zuerst das Derivat hergestellt und nur im Zweifelsfall (nach Absprache mit dem Assistenten) der Siedepunkt bestimmt. 2. Führen sie eine Brenn- und Glühprobe durch: Dazu wird ein ausgeglühter Kupferdraht oder Magnesiarinne mit wenig Substanz benetzt und in die Bunsenflamme gehalten. Eine rußende Flamme deutet auf stark kohlenstoffreiche, ungesättigte Systeme wie aromatische Kohlenwasserstoffe hin. 3. Zur Unterscheidung von primärem, sekundärem und tertiärem Amin versetzt man in einem Reagenzglas mit Thermometer (ohne Schliff) 0,5 ml oder 0,5 g des Amins tropfenweise mit etwa der gleichen Menge Acetanhydrid. Eine Temperaturerhöhung von mehr als 15°C weist auf primäre und sekundäre Amine hin. Tertiäre Amine reagieren mit Acetanhydrid nicht. Derivatherstellung: Stellen sie zur Identifizierung der Amine das p-Toluolsulfonamid oder eventuell das Benzolsulfonamid als Derivat her. Man versetzt dazu 1 g Amin vorsichtig (in einem 25-mlRundkolben, NS 14,5) mit 2 g p-Toluolsulfochlorid (CH3-C6H4-SO2Cl) oder 1,5 ml Benzolsulfochlorid (C6H5-SO2Cl). Dann wird 10 Minuten im Wasserbad erwärmt (Rückflusskühler, Siedeglocke). Das entstandene, meist feste Sulfonamid wird nun unter weiterem Erwärmen am Rückfluss nach und nach mit einem Gemisch Ethanol/Wasser (2:1) versetzt, bis sich alles gelöst hat (ca. 3–5 ml). Beim Abkühlen (eventuell Eiskühlung) kristallisiert das so gereinigte Produkt aus. Es wird dann abgesaugt, mit wenig kaltem Ethanol/Wasser gewaschen und getrocknet. Eine Spatelspitze des Aminderivates wird mit etwa 1 bis 2 ml 10%iger Natronlauge versetzt (eventuell im Wasserbad leicht erwärmen). Derivate vom primäre Amine gehen dabei in Lösung, Derivate von sekundären Aminen keine Reaktion zeigen. Die Schmelzpunkte werden von den im Vakuum getrockneten Derivaten (Exsikkator ebenfalls möglich!) bestimmt und mit den Werten aus der gegebenen Tabelle verglichen, um so Rückschlüsse auf das zu bestimmende Amin zu ziehen. 57 Kontrollfragen zum Versuch 9. Zeichnen Sie die Struktur eines primären, sekundären sowie tertiären Amins! Warum sind Amine basisch? 10. Erläutern Sie die Versuchsdurchführung! 11. Was versteht man unter dem Vorgang Derivatisierung? Zeichnen Sie das pToluolsulfonamid und das Benzolsulfonamid von Propylamin und Dipropylamin! Was passiert, wenn man die Derivate in Natronlauge gibt? Formulieren Sie die Reaktionsgleichung! 12. Primäre, sekundäre und tertiäre Amine zeigen bei Umsetzung mit salpetriger Säure unterschiedliches Verhalten. Erklären Sie diesen Sachverhalt anhand von Reaktionsgleichungen! 13. Welche Reaktion findet zwischen Amin und Acetanhydrd statt (Vorprobe 3)? 14. Welche Aussage kann man beim Verbrennen einer Probe erlangen? 15. Wie führt man eine Umkristallisation durch? 16. Welchen Einfluss haben Verunreinigungen (z.B. Lösungsmittel) auf den Schmelzpunkt? 17. Erläutern Sie das Prinzip der Bestimmung des Brechnungsindex? 58 Identifizierung der Amine Schmelzpunkte Fp, Siedepunkte Kp und Brechungsindizes n Amin Kp [°C] Fp [°C] n D 20 D 20 Benzolsulfonamid Fp [°C] p-Toluolsulfonamid Fp [°C] Bemerkungen Isopropylamin 33 1,3746 (26) 50 ätzend leichtentzündlich n-Propylamin 49 1,389 (36) 52 ätzend leichtentzündlich Diethylamin 56 1,3864 (42) 60 reizend leichtentzündlich sek-Butylamin 63 1,403 70 62 reizend leichtentzündlich Isobutylamin 68 1,397 53 78 ätzend leichtentzündlich Pyrrolidin 89 1,443 - 123 ätzend leichtentzündlich Piperidin 106 1,452 94 96 giftig leichtentzündlich Ethylendiamin 117 1,456 168 360 ätzend Morpholin 130 1,455 118 147 ätzend Cyclohexylamin 134 1,459 89 - ätzend Diisobutylamin 139 1,4081 56 110 reizend Benzylamin 184 1,5401 88 118 ätzend Tribenzylamin 380 95 - - - reizend p-Aminobenzoesäure - 187 - 212 232 - 59 6. Musterprotokoll Name: Datum Gruppe X Versuchsnummer: Herstellung von 1-(N-Pyrrolidino)-cyclohexen 1) Reaktionsgleichung O + M = 98,14 p-CH3C6H4SO3H N H N + H2O Toluol, Δ 71,12 151,24 18,02 g/mol P- und H-Sätze für die Edukte und Produkte heraussuchen und auflisten (nicht nur die Zahlen, sondern den Text mit aufschreiben), Ggf. besondere Gefahrenpotentiale hervorheben!!! 2) Darstellung des Reaktionsmechanismus (Gleichungen speziell auf das Präparat beziehen); Reaktionstyp angeben Hier sollen die wichtigsten und/oder interessantesten Merkmale des Mechanismus der ablaufenden Reaktion kurz diskutiert werden. Bitte Strukturformeln verwenden, nur sehr wenig Text!!! Die Länge dieses Abschnitts sollte in einem sinnvollen Verhältnis zur Gesamtlänge des Protokolls stehen (s. Musterprotokoll). 3) Ansatzberechnung 4) Reaktionsdurchführung Eine Lösung aus 24,5 g (0,250 mol) Cyclohexanon, 21,3 g (0,300 mol) Pyrrolidin und 0,1 g (0,5 mmol) p-Toluolsulfonsäure in 120 mL Toluol wurde am Wasserabscheider unter Rückfluss erhitzt. Nach 2 h Stunden schied sich kein weiteres Wasser mehr ab, worauf die abgekühlte Reaktionslösung mit 1 g Calciumhydrid versetzt wurde. Nach Entfernen des Lösungsmittels am Rotationsverdampfer wurde der ölige Rückstand im Vakuum fraktioniert destilliert. Dabei wurden 22,7 g (0,150 mol, 60%) des Produkts in Form einer farblosen Flüssigkeit erhalten (Sdp. 102 °C/10 mbar). 60 Tipps: Hier soll nicht etwa die Vorschrift wiedergegeben, sondern das konkret durchgeführte Experiment mit den dabei gemachten relevanten Beobachtungen beschrieben werden. Daher ist in diesem Abschnitt das Präteritum zu verwenden. Unnötige Details (z.B. „in einem 250 mL-Rundkolben“) sind wegzulassen. Wichtig sind insbesondere die eingesetzten Mengen (Molmengen in Klammern, die Zahl der signifikanten Stellen sollte der der Massen bzw. Volumina entsprechen) und die erreichte Ausbeute. Weicht diese stark von dem vorgegebenen Wert ab, sind mögliche Ursachen zu diskutieren. Aggregatzustand und etwaige Farbe des Produkts sollen ebenfalls angegeben werden (Hinweis: eine Substanz ist nicht weiß, sondern entweder farblos oder farbig). Eine weiterführende Diskussion der Ergebnisse ist in der Regel nicht notwendig. Werden im Rahmen des Versuchs aber Messungen durchgeführt, die über die übliche analytische Charakterisierung hinausgehen (z.B. reaktionskinetische Messungen), so sind deren Ergebnisse in einem eigenen Abschnitt aufzuführen und auszuwerten. Die Diskussion der vorgelegten Ergebnisse erfolgt am besten im Präsens. Keine Ich-Form! Wenn es sich vermeiden lässt kein „man“! keinen Laborjargon verwenden! 5) Angabe der analytischen Daten sowie der Ausbeute, Charakterisierung mittels Schmelzoder Siedepunkt, Brechungsindex, Vergleich mit F oder Kp aus der Literatur, Abweichungen kurz erklären Zusätzliche Druckangaben bei Vakuumdestillation Bei Flüssigkeiten muss der Brechungsindex mit angegeben werden (Brechungsindex auf 20 °C korrigieren, Faustformel +1 °C ~ -0,0005) Ausbeuteberechnung: Theoretische Ausbeute in g (im Beispiel = 37,8 g) Praktische Ausbeute in g, % der Theorie und % der Literaturangabe (22,7g = 60% Theorie; X% Literatur) Eventuelle Abweichungen der praktischen Ausbeute erklären Präparateflaschen sind folgendermaßen zu beschriften (Beispiel): Acetylsalicylsäure Schulze/Meier F = 128 °C Versuch 1 Gruppe A 1 10 g 61 7. H- und P-Sätze Neue GHS – Piktogramme GHS01 Explosivstoffe können durch Schlag, Reibung, Feuer oder andere Zündquellen auch ohne Beteiligung von Luftsauerstoff explodieren. GHS02 Entzündlich a) Flüssigkeiten mit Flammpunkt < 0°C und Siedpunkt ~ 35°C b) Gase, die unter Normalbedingungen bei Luftkontakt entzündlich sind c) Feststoffe, die bei kurzzeitiger Zündquellen-Einwirkung leicht entzündet werden d) Flüssigkeiten mit Flammpunkt < 21°C e) Stoffe, die bei gewöhnlicher Temperatur sich an Luft erhitzen und entzünden f) Stoffe, die bei Feuchtigkeit hochentzündliche Gase in gefährlicher Menge entwickeln. GHS03 Brandfördernde Stoffe und org. Peroxide i. d. R. selbst nicht brennbar, erhöhen aber bei Berührung mit brennbaren Stoffen (durch Sauerstoffabgabe) die Brandgefahr und Brandheftigkeit. GHS04 Gase unter Druck GHS05 Korrosive Stoffe können bei Berührung lebendes Gewebe zerstören (z.B. Säuren mit pH ~ 2, Laugen mit pH ~ 11,5), GHS06 Giftige Stoffe können in sehr geringer Menge beim Einatmen, Verschlucken oder Hautresorption zum Tode oder zu akuten oder chronischen Gesundheitsschäden führen, GHS07 Reizende oder sensibilisierende Stoffe (Haut, Augen) a) können bei Kontakt deutliche Entzündungen der Haut oder Augenschäden hervorrufen. b) können bei Hautkontakt Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergien) auslösen. 62 GHS08 reizende oder sensibilisierende Stoffe (Einatmung), Krebserregende, mutagene, teratogene Stoffe a) können beim Menschen Krebs erregen oder die Krebshäufigkeit erhöhen b) können beim Menschen vererbbare genetische Schäden hervorrufen c) können beim Menschen die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen oder fruchtschädigend wirken Kat. 1: bekanntermaßen Kat. 2: angenommen aufgrund hinreichender Anhaltspunkte Kat. 3: geben wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlass zu Besorgnis – aufgrund einiger, jedoch nicht Ausreichender Anhaltspunkte GHS09 Umweltgefährdende Stoffe können Naturhaushalt, Wasser, Boden, Luft, Klima, Tiere, Pflanzen oder Mikro-organismen derart verändern, dass dadurch Gefahren für die Umwelt entstehen. 7.1 Gefahrenhinweise (H-Sätze) (Das Kodifizierungssystem für GHS - Gefahrenhinweise wird noch im UN-Sachverständigenausschuss diskutiert; deshalb könnten Änderungen notwendig sein.) H200-Reihe: Physikalische Gefahren H200 Instabil, explosiv H201 Explosiv, Gefahr der Massenexplosion. H202 Explosiv; große Gefahr durch Splitter, Spreng- und Wurfstücke. H203 Explosiv; Gefahr durch Feuer, Luftdruck oder Splitter, Spreng- und Wurfstücke. H204 Gefahr durch Feuer oder Splitter, Spreng- und Wurfstücke. H205 Gefahr der Massenexplosion bei Feuer. H220 Extrem entzündbares Gas. H221 Entzündbares Gas. H222 Extrem entzündbares Aerosol. H223 Entzündbares Aerosol. H224 Flüssigkeit und Dampf extrem entzündbar. H225 Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar. H226 Flüssigkeit und Dampf entzündbar. H228 Entzündbarer Feststoff. H240 Erwärmung kann Explosion verursachen. H241 Erwärmung kann Brand oder Explosion verursachen. H242 Erwärmung kann Brand verursachen. H250 Entzündet sich in Berührung mit Luft von selbst. H251 Selbsterhitzungsfähig; kann in Brand geraten. H252 In großen Mengen selbsterhitzungsfähig; kann in Brand geraten. H260 In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase, die sich spontan entzünden können. H261 In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase. H270 Kann Brand verursachen oder verstärken; Oxidationsmittel. H271 Kann Brand oder Explosion verursachen; starkes Oxidationsmittel. H272 Kann Brand verstärken; Oxidationsmittel. 63 H280 H281 H290 Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren. Enthält tiefgekühltes Gas; kann Kälteverbrennungen oder -Verletzungen verursachen. Kann gegenüber Metallen korrosiv sein. H300-Reihe: Gesundheitsgefahren H300 Lebensgefahr bei Verschlucken. H301 Giftig bei Verschlucken. H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein. H310 Lebensgefahr bei Hautkontakt. H311 Giftig bei Hautkontakt. H312 Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. H314 Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H315 Verursacht Hautreizungen. H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen. H318 Verursacht schwere Augenschäden. H319 Verursacht schwere Augenreizung. H330 Lebensgefahr bei Einatmen. H331 Giftig bei Einatmen. H332 Gesundheitsschädlich bei Einatmen. H334 Kann bei Einatmen Allergie, asthmaartige Symptome oder Atembeschwerden verursachen. H335 Kann die Atemwege reizen. H336 Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen. H340 Kann genetische Defekte verursachen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H341 Kann vermutlich genetische Defekte verursachen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H350 Kann Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H350 i Kann bei Einatmen Krebs erzeugen. H351 Kann vermutlich Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H360 Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen (konkrete Wirkung angeben, sofern bekannt) (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass die Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H360 F Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. H360 D Kann das Kind im Mutterleib schädigen. H360 FD Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Kann das Kind im Mutterleib schädigen. H360 Fd Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen. H360 Df Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. H361 Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen (konkrete Wirkung angeben, sofern bekannt) (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass die Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht) H361 f Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. 64 H361 d H361 fd H362 H370 H371 H372 H373 Kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen. Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen. Schädigt die Organe (oder alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). Kann die Organe schädigen (oder alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). Schädigt die Organe (alle betroffenen Organe nennen) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht). H400-Reihe: Umweltgefahren H400 Sehr giftig für Wasserorganismen. H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung. H411 Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. H412 Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. H413 Kann für Wasserorganismen schädlich sein, mit langfristiger Wirkung. Ergänzende Gefahrenmerkmale und Kennzeichnungselemente (EUH-Sätze) EUH 001 In trockenem Zustand explosiv. EUH 006 Mit und ohne Luft explosionsfähig. EUH 014 Reagiert heftig mit Wasser. EUH 018 Kann bei Verwendung explosionsfähige/ entzündbare Dampf/ Luft-Gemische bilden. EUH 019 Kann explosionsfähige Peroxide bilden. EUH 044 Explosionsgefahr bei Erhitzen unter Einschluss. EUH 029 Entwickelt bei Berührung mit Wasser giftige Gase. EUH 031 Entwickelt bei Berührung mit Säure giftige Gase. EUH 032 Entwickelt bei Berührung mit Säure sehr giftige Gase. EUH 066 Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger Haut führen. EUH 070 Giftig bei Berührung mit den Augen. EUH 071 Wirkt ätzend auf die Atemwege. EUH 059 Die Ozonschicht schädigend. EUH 201 Enthält Blei. Nicht für den Anstrich von Gegenständen verwenden, die von Kindern gekaut oder gelutscht werden könnten. 201 A Achtung! Enthält Blei. EUH 202 Cyanacrylat. Gefahr. Klebt innerhalb von Sekunden Haut und Augenlider zusammen. Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. EUH 203 Enthält Chrom(VI). Kann allergische Reaktionen hervorrufen. EUH 204 Enthält Isocyanate. Kann allergische Reaktionen hervorrufen. EUH 205 Enthält epoxidhaltige Verbindungen. Kann allergische Reaktionen hervorrufen. EUH 206 Achtung! Nicht zusammen mit anderen Produkten verwenden, da gefährliche Gase (Chlor) freigesetzt werden können. EUH 207 Achtung! Enthält Cadmium. Bei der Verwendung entstehen gefährliche Dämpfe. Hinweise des Herstellers beachten. Sicherheitsanweisungen einhalten. EUH 208 Enthält (Name des sensibilisierenden Stoffes). Kann allergische Reaktionen 65 EUH 209 209 A EUH 210 EUH 401 hervorrufen. Kann bei Verwendung leicht entzündbar werden. Kann bei Verwendung entzündbar werden. Sicherheitsdatenblatt auf Anfrage erhältlich. Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten. 7.2 Sicherheitshinweise (P-Sätze) P 100-Reihe: Allgemeines P101 Ist ärztlicher Rat erforderlich, Verpackung oder Kennzeichnungsetikett bereithalten. P102 Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. P103 Vor Gebrauch Kennzeichnungsetikett lesen. P 200-Reihe: Prävention P201 Vor Gebrauch besondere Anweisungen einholen. P202 Vor Gebrauch alle Sicherheitshinweise lesen und verstehen. P210 Von Hitze / Funken / offener Flamme / heißen Oberflächen fernhalten nicht rauchen. P211 Nicht gegen offene Flamme oder andere Zündquelle sprühen. P220 Von Kleidung /…/ brennbaren Materialien fernhalten/entfernt aufbewahren. P221 Mischen mit brennbaren Stoffen /… unbedingt verhindern. P222 Kontakt mit Luft nicht zulassen. P223 Kontakt mit Wasser wegen heftiger Reaktion und möglichem Aufflammen unbedingt verhindern. P230 Feucht halten mit … P231 Unter inertem Gas handhaben. P232 Vor Feuchtigkeit schützen. P233 Behälter dicht verschlossen halten. P234 Nur im Originalbehälter aufbewahren. P235 Kühl halten. P240 Behälter und zu befüllende Anlage erden. P241 Explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel / Lüftungsanlagen / Beleuchtung /… verwenden. P242 Nur funkenfreies Werkzeug verwenden. P243 Maßnahmen gegen elektrostatische Aufladungen treffen. P244 Druckminderer frei von Fett und Öl halten. P250 Nicht schleifen / stoßen /…/ reiben. P251 Behälter steht unter Druck: Nicht durchstechen oder verbrennen, auch nicht nach der Verwendung. P260 Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen. P261 Einatmen von Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/Aerosol vermeiden. P262 Nicht in die Augen, auf die Haut oder auf die Kleidung gelangen lassen. P263 Kontakt während der Schwangerschaft / und der Stillzeit vermeiden. P264 Nach Gebrauch … gründlich waschen. P270 Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen. P271 Nur im Freien oder in gut belüfteten Räumen verwenden. P272 Kontaminierte Arbeitskleidung nicht außerhalb des Arbeitsplatzes tragen. P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P280 Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen. P281 Vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung verwenden. 66 P282 P283 P284 P285 P231 + P232 P235 + P410 Schutzhandschuhe / Gesichtsschild / Augenschutz mit Kälteisolierung tragen. Schwer entflammbare / flammhemmende Kleidung tragen. Atemschutz tragen. Bei unzureichender Belüftung Atemschutz tragen. Unter inertem Gas handhaben. Vor Feuchtigkeit schützen. Kühl halten. Vor Sonnenbestrahlung schützen. P 300-Reihe: Reaktion P301 BEI VERSCHLUCKEN: P302 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT: P303 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): P304 BEI EINATMEN: P305 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: P306 BEI KONTAMINIERTER KLEIDUNG: P307 BEI EXPOSITION: P308 BEI EXPOSITION ODER FALLS BETROFFEN: P309 BEI EXPOSITION ODER UNWOHLSEIN: P310 Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. P311 GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. P312 Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. P313 Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. P314 Bei Unwohlsein ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. P315 Sofort ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. P320 Besondere Behandlung dringend erforderlich (siehe … auf diesem Kennzeichnungsetikett). P321 Besondere Behandlung (siehe … auf diesem Kennzeichnungsetikett). P322 Gezielte Maßnahmen (siehe … auf diesem Kennzeichnungsetikett). P330 Mund ausspülen. P331 KEIN Erbrechen herbeiführen. P332 Bei Hautreizung: P333 Bei Hautreizung oder -ausschlag: P334 In kaltes Wasser tauchen / nassen Verband anlegen. P335 Lose Partikel von der Haut abbürsten. P336 Vereiste Bereiche mit lauwarmem Wasser auftauen. Betroffenen Bereich nicht reiben. P337 Bei anhaltender Augenreizung: P338 Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen weiter ausspülen. P340 Die betroffene Person an die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert. P341 Bei Atembeschwerden an die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert. P342 Bei Symptomen der Atemwege: P350 Behutsam mit viel Wasser und Seife waschen. P351 Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. P352 Mit viel Wasser und Seife waschen. P353 Haut mit Wasser abwaschen / duschen. P360 Kontaminierte Kleidung und Haut sofort mit viel Wasser abwaschen und danach Kleidung ausziehen. P361 Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. 67 P362 P363 P370 P371 P372 P373 P374 P375 P376 P377 P378 P380 P381 P390 P391 P301 + P310 P301 + P312 P301 + P330 + P331 P302 + P334 P302 + P350 P302 + P352 P303 + P361 + P353 P304 + P340 P304 + P341 P305 + P351 + P338 P306 + P360 P307 + P311 P308 + P313 P309 + P311 P332 + P313 P333 + P313 Kontaminierte Kleidung ausziehen und vor erneutem Tragen waschen. Kontaminierte Kleidung vor erneutem Tragen waschen. Bei Brand: Bei Großbrand und großen Mengen: Explosionsgefahr bei Brand. KEINE Brandbekämpfung, wenn das Feuer explosive Stoffe / Gemische / Erzeugnisse erreicht. Brandbekämpfung mit üblichen Vorsichtsmaßnahmen aus angemessener Entfernung. Wegen Explosionsgefahr Brand aus der Entfernung bekämpfen. Undichtigkeit beseitigen, wenn gefahrlos möglich. Brand von ausströmendem Gas: Nicht löschen, bis Undichtigkeit gefahrlos beseitigt werden kann. … zum Löschen verwenden. Umgebung räumen. Alle Zündquellen entfernen, wenn gefahrlos möglich. Verschüttete Mengen aufnehmen, um Materialschäden zu vermeiden. Verschüttete Mengen aufnehmen. BEI VERSCHLUCKEN: Sofort GIFTINFOMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen herbeiführen. BEI KONTAKT MIT DER HAUT: In kaltes Wasser tauchen / nassen Verband anlegen. BEI KONTAKT MIT DER HAUT: Behutsam mit viel Wasser und Seife waschen. BEI KONTAKT MIT DER HAUT: Mit viel Wasser und Seife waschen. BEI KONTAKT MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle beschmutzten, getränkten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen/duschen. BEI EINATMEN: An die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert. BEI EINATMEN: Bei Atembeschwerden an die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert. BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. BEI KONTAKT MIT DER KLEIDUNG: Kontaminierte Kleidung und Haut sofort mit viel Wasser abwaschen und danach Kleidung ausziehen. BEI EXPOSITION: GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. BEI EXPOSITION ODER FALLS BETROFFEN: Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. BEI EXPOSITION ODER UNWOHLSEIN: GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. Bei Hautreizung: Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. Bei Hautreizung oder -ausschlag: Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. 68 P335 + P334 P337 + P313 P342 + P311 P370 + P376 P370 + P378 P370 + P380 P370 + P380 + P375 P371 + P380 + P375 Lose Partikel von der Haut abbürsten. In kaltes Wasser tauchen / nassen Verband anlegen. Bei anhaltender Augenreizung: Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. Bei Symptomen der Atemwege: GIFTINFORMATIONSZENTRUM oder Arzt anrufen. Bei Brand: Undichtigkeit beseitigen, wenn gefahrlos möglich. Bei Brand: … zum Löschen verwenden. Bei Brand: Umgebung räumen. Bei Brand: Umgebung räumen. Wegen Explosionsgefahr Brand aus der Entfernung bekämpfen. Bei Großbrand und großen Mengen: Umgebung räumen. Wegen Explosionsgefahr Brand aus der Entfernung bekämpfen. P 400-Reihe: Aufbewahrung P401 … aufbewahren. P402 An einem trockenen Ort aufbewahren. P403 An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. P404 In einem geschlossenen Behälter aufbewahren. P405 Unter Verschluss aufbewahren. P406 In korrosionsbeständigem /… Behälter mit korrosionsbeständiger Auskleidung aufbewahren. P407 Luftspalt zwischen Stapeln / Paletten lassen. P410 Vor Sonnenbestrahlung schützen. P411 Bei Temperaturen von nicht mehr als … °C / … aufbewahren. P412 Nicht Temperaturen von mehr als 50 °C aussetzen. P413 Schüttgut in Mengen von mehr als … kg bei Temperaturen von nicht mehr als … °C aufbewahren P420 Von anderen Materialien entfernt aufbewahren. P422 Inhalt in / unter … aufbewahren P402 + In einem geschlossenen Behälter an einem trockenen Ort aufbewahren. P404 P403 + Behälter dicht verschlossen an einem gut belüfteten Ort aufbewahren. P233 P403 + Kühl an einem gut belüfteten Ort aufgewahren. P235 P410 + Vor Sonnenbestrahlung geschützt an einem gut belüfteten Ort aufbewahren. P403 P410 + Vor Sonnenbestrahlung schützen und nicht Temperaturen von mehr als 50 °C P412 aussetzen. P411 + Kühl und bei Temperaturen von nicht mehr als … °C aufbewahren P235 P 500-Reihe: Entsorgung P501 Inhalt / Behälter … zuführen. 69