Greenpeace-Analyse zum neuen Bericht des IPCC

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Was sind die Aussagen des Weltklimarats (IPCC) im Einzelnen?
Eine ausführliche Analyse zur Veröffentlichung des neuen Berichtes vom
Weltklimarat IPCC von Greenpeace Klimaexperte Karsten Smid.
Smid
Temperaturanstieg:
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Seit 1880 ist eine Erwärmung um ca. 0,85°C zu beobachten. Dieser Wert
bezieht sich auf die weltweiten Durchschnittstemperaturen der Land- und
Meeresflächen. Jedes der letzten drei Jahrzehnte war wärmer als alle
vorangegangenen
seit
1850.
,
Die
Erwärmung
der
Oberflächentemperaturen erfolgt allerdings nicht gleichmäßig, da es zu
Schwankungen kommt, die Jahrzehnte lang andauern. In den letzten 15
Jahren war die Erwärmung beispielsweise langsamer als der seit 1951
beobachtete Trend. Das heißt aber nicht, dass der Klimawandel
stehengeblieben oder langsamer geworden ist.
Über die Erwärmung der Erdoberfläche hinaus ist die Erwärmung der
Weltmeere ein weiteres entscheidendes Anzeichen für den Klimawandel.
Zwischen 1971 und 2010 ist mit insgesamt 90 Prozent ein Großteil der
Erwärmung des Klimasystems im Meer gespeichert worden. Die
Erwärmung führt aufgrund der Wärmeausdehnung zu einem Anstieg des
Meeresspiegels, und belastet das Leben im Meer – eines der frühen
Anzeichen hierfür ist die massenhafte Korallenbleiche.
Die künftige Erwärmung wird davon abhängen, wie viele Schadstoffe
noch in die Atmosphäre aufsteigen und wie viele Wälder und andere
Pflanzen gerodet werden. Setzt der Mensch seinen bisherigen Lebensstil
fort
(IPCC,
RCP8.5-Szenario),
könnte
die
globale
Durchschnittsoberflächentemperatur bis zum Jahr 2100 fast 5 Grad
Celcius über dem vorindustriellen Niveau liegen. Werden ehrgeizige
Maßnahmen zur Emissionssenkung ergriffen (wie in den Auswertungen
des
IPCC
im
RCP2.6-Szenario),
könnte
die
globale
Durchschnittstemperatur mit ziemlicher Sicherheit unter zwei Grad
bleiben und bis zum Jahr 2100 etwa 1.5 Grad erreichen.
Arktis:
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Ein rascher Rückgang des Meereises ist eines der erschreckensten
Anzeichen des Klimawandels in der Arktis. Seit 1978 nimmt die
Ausdehnung des Meereises ab und erreichte im Sommer 2012 ihren
niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950. Auch
die Menge an mehrjährigem Meereis ist gesunken, das heißt das Meereis
wird dünner und das Eisvolumen nimmt ab. Durch diese Veränderungen
ist das Meereis weniger beständig gegenüber der Windeinwirkung.
Der IPCC berichtet, dass das Grönländische Eisschild im vergangenen
Jahrzehnt (2002-2011) etwa sechsmal schneller an Masse verloren hat,
als im vorangegangenen Jahrzehnt (1992-2001). Auch das Antarktische
Eisschild scheint fünf Mal schneller als zuvor an Masse zu verlieren.
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GLS Gemeinschaftsbank eG, KTO: 33 400, BLZ: 430 609 67
Greenpeace ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind steuerabzugsfähig.
Meeresspiegelanstieg:
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Der globale Meeresspiegel steigt sowohl wegen der Wärmeausdehnung
der Meere als auch dem Abschmelzen von Eis aus Gletschern und
Eisschildern. Seit 1901 ist der Meeresspiegel im Durchschnitt um circa 19
Zentimeter gestiegen, pro Jahr waren das im Schnitt etwa 1,7 Millimeter.
Zwischen 1971 und 2010 lag der Anstieg bei 2,0 Millimeter pro Jahr,
zwischen 1993 und 2010 war er allerdings mit 3,2 Millimeter pro Jahr fast
doppelt so hoch (). Selbst wenn zügige Emissionssenkungen umgesetzt
werden, wird der Anstieg in diesem Jahrhundert noch höher sein, als
zwischen 1971–2010.
Wie schnell und wie stark der Meeresspiegel künftig ansteigen wird,
hängt davon ab, wie zügig und in welchem Umfang wir unsere
Emissionen senken. Unter Verwendung von Modellprognosen würde das
Szenario mit den niedrigsten Emissionen (RCP2.6) bis zum Jahr 2100
einen Anstieg von circa 44 Zentimeter verursachen (mit einer Spannweite
von 27 bis 60 Zentimeter). Beim Szenario der Fortsetzung der bisherigen
Verhaltensweise (RCP8.5), läge der Anstieg circa 66 Prozent höher,
nämlich bei 73 Zentimetern (53 – 97 Zentimeter). Die neuen Schätzungen
sind höher als im letzten Teil des IPCC-Berichts (18 bis 59 Zentimeter).
Im Gegensatz zu früher wird berücksichtigt, dass die Grönländischen und
Antarktischen Eisschilder rasch abschmelzen.
Versauerung der Meere:
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aufnahme vom Menschen
verursachten CO2 durch die Ozeane zu einer allmählichen Versauerung
eben dieser Ozeane führen wird. Der Säuregehalt der Ozeane ist seit
Beginn der Industriellen Revolution um 30 Prozent gestiegen, und die
Geschwindigkeit der Versauerung wird in den kommenden Jahrzehnten
zunehmen.
Extreme Wetterbedingungen:
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Anzahl der kalten Tage und Nächte
auf globaler Ebene zwischen 1951 und 2010 zurückgegangen ist, und
die Anzahl der warmen Tage und Nächte im selben Zeitraum
zugenommen hat.
Es ist nahezu gewiss, dass es mit steigenden weltweiten
Durchschnittstemperaturen an den meisten Orten sowohl im Tages- als
auch im Jahreszeitenverlauf zu mehr Ereignissen mit extrem hohen
Temperaturen und weniger Ereignissen mit extrem niedrigen
Temperaturen kommen wird.
Es ist nahezu sicher, dass der durchschnittliche globale Niederschlag im
Laufe des kommenden Jahrhunderts zunehmen wird. Das Muster wird
von Region zu Region unterschiedlich sein, im Allgemeinen werden
jedoch nasse Orte noch nasser werden, und trockene noch trockener.
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Neue Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Schlussfolgerungen des
vierten Sachstandsberichts hinsichtlich eines globalen Trends
zunehmender Dürren seit den 1970er Jahren nicht mehr bestätigt werden
können. Dies liegt daran, dass es an direkten Beobachtungen fehlt, die
abgeleiteten Trends von der Wahl der Kennzahlen abhingen und dass die
Trends geografisch widersprüchlich waren. Damit werden jedoch
wichtige regionale Veränderungen maskiert. So haben die Frequenz und
die Intensität der Dürren im Mittelmeerraum und in Westafrika seit 1950
wahrscheinlich zugenommen und im zentralen Nordamerika und
Nordwestaustralien wahrscheinlich abgenommen.
Global gesehen besteht eine niedrige statistische Sicherheit, dass die
Veränderungen bei den tropischen Wirbelstürmen auf den Einfluss des
Menschen zurückzuführen sind.
Wie sind die Aussagen einzuordnen?
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Der IPCC-Bericht liefert eine Fülle von Daten, die unzweifelhaft die
Grundaussagen zur Erderwärmung untermauern.
Der fünfte Sachstandsbericht präzisiert die Möglichkeiten und Grenzen
der Klimawissenschaft. Er geht insbesondere auf die Kritik ein, dass die
Klimamodelle die beobachtete Temperaturentwicklung der letzten 15
Jahre nicht richtig wiedergibt.
In dem Bericht werden Unsicherheiten im Kenntnisstand und noch
ausstehende Fragen stärker als früher hervorgehoben. An den
Grundaussagen ändert sich aber nichts.
Was ist dran an der Kritik des Weltklimarats (IPCC)?
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Der IPCC hat sich zum Trend der globalen Temperaturentwicklung, zu
den Aussagen der Klimamodelle und bei der Frage der Ursachen der
Klimaänderungen mit der Stagnation der Temperatur in den letzten 15
Jahren beschäftigt. In der Folge wurde die Messgröße für den Einfluss
der CO2-Konzentration auf das Klima (Klimasensitivität) leicht erweitert.
Für wahrscheinlich wird jetzt der Bereich zwischen 1,5 und 4,5 Grad
Celcius erachtet. Im letzten Bericht lag der untere Wert bei 2 Grad.
Damit ist der IPCC auf seine Kritiker zugegangen und hat jüngste
Veröffentlichungen in seinem Bericht mit berücksichtigt. Zu den Ursachen
äußert sich der Bericht allerdings äußerst zurückhaltend.
Was sind die Schlussfolgerungen, die Greenpeace aus dem Report zieht?
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Der fünfte Bericht ist in seinen Aussagen konservativ und in seinem
Tonfall besonders vorsichtig. Damit reagieren die Klimawissenschaftler
auf die Situation, das Aussagen zum Klimawandel hochgradig politisch
aufgeladen sind. In allen Aussagen zeigt sich, dass es allerdings keinen
Grund zur Entwarnung gibt.
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Die Zwei-Grad-Obergrenze, die als politischer Zielwert vom Artikel 2 der
UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) nach dem Grundsatz eine
„gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems“ zu verhindern
abgeleitet worden ist, können mit einem ambitionierten TreibhausgasReduktions- Szenario eingehalten werden. Wenn das optimistischste
Szenario verfolgt wird (das sogenannte RCP2.6-Szenario), können wir die
Erwärmung wahrscheinlich auf unter zwei Grad Celcius beschränken. Bis
zum Jahr 2100 läge der Temperaturanstieg bei nur 1,5 Grad gegenüber
dem vorindustriellen Niveau.
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Eine gefährliche Erwärmung um zwei Grad Celsius noch zu verhindern ist
eine enorme Herausforderung, nicht einfach, aber es ist sowohl
technisch als auch wirtschaftlich möglich.
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Aus den Ergebnissen der Wissenschaftler ergibt sich ein
Handlungsauftrag für die Politik. Der neueste Sachstand der
Klimawissenschaft muss dazu genutzt werden, Bewegung in die
internationalen Klimaverhandlungen zu bringen. Dazu gehört eine
Reformierung des europäischen Emissionshandels, genauso wie der
Ausstieg aus der Kohleverstromung.
Für Rückfragen erreichen Sie Karsten Smid unter Tel. 040–30618-388. Internet:
www.greenpeace.de.
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