Seminar F1 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Psychiatrische Untersuchung und Befunderhebung Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychosoziale Medizin Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) Seminar F1 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Erstellung des Inhalts: Prof. Dr. Martin Lambert Lehrbeauftragter Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zentrum Psychosoziale Medizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Martinistr. 52, 20246 Hamburg Gebäude W37 Tel.: +49-40-7410-24041 Fax: +49-40-7410-52229 E-Mail: [email protected] Überblick Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Diagnostik • Übersicht • Biopsychosoziale Diagnostik Der psychopathologische Befund • Definition • Zu untersuchende Bereiche mit Einzelsymptomen, Definitionen und Fragebeispielen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Diagnostik: Übersicht Übersicht Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Symptomale Diagnostik (Einzelsymptome) z.B. Antriebsverlust Syndromale Diagnostik (Muster von Symptomen) z.B. depressives Syndrom Klassifikatorische (nosologische) Diagnostik z.B. Schizophrenie Operationalisierte Diagnostik (ICD-10, DSM-IV-TR) z.B. Kriterien für Depressive Episode (Symptom-, Zeit-, Verlaufs-, Schweregrad-Kriterien) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Diagnostik: Biopsychosoziale Diagnostik Biopsychosoziale Diagnostik Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Unterscheidet sich spezifisch für jede Erkrankung Übergreifend Bestätigung oder Ausschluss einer somatischen Ursache (z.B. cMRT, EEG, Lumbalpunktion) Immer: • Aktuelle Situation • Krankheitsanamnese mit Risikofaktoren für die Entwicklung der Erkrankung, Vorbehandlung, komorbide psychische Erkrankungen, etc. • Psychopathologischer Befund • Somatische Untersuchung (internistische/neurologische körperliche Untersuchung, Blutuntersuchungen, ggf. cMRT, EEG, Lumbalpunktion) • Risikountersuchung zu eigen-, fremd- und therapiegefährdendem Verhalten • Soziale Anamnese (Biografie, Situation in Schule und Beruf, Wohnsituation, finanzielle Situation, familiäre Situation) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Der psychopathologische Befund: Definition Definition Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Der psychopathologische Befund ist ein Befund der psychopathologische Symptome (Auffälligkeiten und Veränderungen) mit Hilfe fest definierter Begriffe erfasst. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Schema des psychopathologischen Befundes (I) Bereich Dazugehörige Symptome Äußeres Erscheinungsbild Kleidung, Körperpflege, Statur, Tonus, Gestik, Mimik etc. Bewusstseinsverminderung, Bewusstseinstrübung, Bewusstseinseinengung, Bewusstseinsverschiebung zeitlich, örtlich, situativ, zur Person Aufmerksamkeitsstörung: Auffassungsstörung, Konzentrationsstörung Gedächtnisstörungen: Merkfähigkeitsstörung, Gedächtnisstörung, Konfabulation, Paramnesie Bewusstseinsstörungen Orientierungsstörungen Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen Formale Denkstörungen Gehemmtes Denken, verlangsamtes Denken, umständliches Denken, eingeengtes Denken, perseverierendes Denken, Grübeln, Gedankendrängen, ideenflüchtiges Denken, Vorbeireden, Gedankenabreißen (gesperrtes Denken), inkohärentes (zerfahrenes) Denken, neologistisches Denken Abnorme Befürchtungen und Zwänge Abnorme Befürchtungen: Misstrauen, Hypochondrie, Phobie Zwänge: Zwangsdenken, Zwangsimpulse, Zwangshandlungen Wahn Formale Wahnstörungen: Wahnstimmung, Wahnwahrnehmung, Wahneinfall, Wahngedanken, Systematischer Wahn, Wahndynamik Inhaltliche Wahnstörungen: Beziehungswahn, Beeinträchtigungsund Verfolgungswahn, Eifersuchtswahn, Schuldwahn, Verarmungswahn, Hypochondrischer Wahn, Größenwahn Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Schema des psychopathologischen Befundes (II) Bereich Dazugehörige Symptome Sinnestäuschungen Illusionen, akustische Halluzinationen, optische Halluzinationen, KörperHalluzinationen, Geruchshalluzinationen, Geschmackshalluzinationen Ich-Störungen Derealisation, Depersonalisation, Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung Affektstörungen Ratlos, Gefühl der Gefühllosigkeit, affektarm, Störung der Vitalgefühle, deprimiert, hoffnungslos, ängstlich, euphorisch, dysphorisch, gereizt, innerlich unruhig, klagsam / jammerig, Insuffizienzgefühle, gesteigerte Selbstwertgefühle, Schuldgefühle, Verarmungsgefühle, ambivalent, Parathymie, affektlabil, affekt-inkontinent Antriebsstörungen: antriebsarm, antriebsgehemmt, antriebsgesteigert Antriebs- und psychomotorische Psychomotorische Störungen: motorisch unruhig, Parakinesen, maniriert / Störungen bizarr, theatralisch, mutistisch, logorrhoisch Circadiane Besonderheiten morgens schlechter, abends schlechter, abends besser Andere Störungen Sozialer Rückzug, soziale Umtriebigheit, Aggressivität, Suizidalität, Selbstbeschädigung, Mangel an Krankheitsgefühl, Mangel an Krankheitseinsicht, Ablehnung der Behandlung, Pflegebedürftigkeit Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Der psychopathologische Befund: Zu untersuchende Bereiche mit Einzelsymptomen, Definitionen und Fragebeispielen Psychischer Befund (AMDP) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP) – Psychischer Befund (12 Bereiche, 100 Einzelsymptome) I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. Bewusstseinsstörungen Orientierungsstörungen Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen Formale Denkstörungen Abnorme Befürchtungen und Zwänge Wahn Sinnestäuschungen Ich-Störungen Affektstörungen Antriebs- und psychomotorische Störungen Circadiane Besonderheiten Andere Störungen I. Bewusstseinsstörungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, bei denen die Klarheit des Denkens beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom Eine Eine Eine Eine Bewusstseinsverminderung Bewusstseinstrübung Bewusstseinseinengung Bewusstseinsverschiebung ist eine Definition Bewusstseinsstörung... ... mit Herabsetzung der Vigilanz verschiedenen Grades (Schlaf-Wach-Skala: Benommenheit, Somnolenz (leicht erweckbar), Sopor (schwer erweckbar), Präkoma, Koma (nicht erweckbar). ... mit Verwirrtheit des Denkens und Handelns aufgrund akuter Funktionsstörung des Gehirns (z.B. Unfallschock, delirantes Syndrom). ... mit Fokussierung des Bewusstseins auf bestimmte Ereignisse oder Erlebnisse (z.B. Schreck, Panik). ... hinsichtlich der Wachheit und Wahrnehmung des Bewusstseins (Ekstase, Meditation, bewusstseinserweiternde Drogen). Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Bewusstseinsstörungen Verstehen Sie mich gut? Können Sie alles um sich herum klar erkennen? Hatten Sie einmal das Gefühl, Farben intensiver zu sehen, Musik lauter zu hören? Hatten Sie das Gefühl, Ihre Wahrnehmung sei schärfer geworden? In welcher Hinsicht? II. Orientierungsstörungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, bei denen das Bescheidwissen über Zeit, Ort, Situation und die eigene Person beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom ist eine Orientierungsstörung... Definition Eine zeitliche Orientierungsstörung ... mit einer Desorientierung zu Datum, Tag, Monat, Jahr, Jahreszeit. Eine örtliche Orientierungsstörung ... mit einer Desorientierung zum Ort, an dem sich der Patient befindet. Eine situative Orientierungsstörung ... mit einer Desorientierung zur gegenwärtigen Situation, in der sich der Patient befindet (z.B. Patient versteht z.B. nicht, dass er untersucht wird, versteht sich als Dozent). Eine Orientierungsstörung über die eigene Person ... mit Desorientierung zu eigenem Namen und persönlicher Lebensgeschichte. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Orientierungsstörungen Welches Datum haben wir heute? Welche Jahreszeit ist gerade? Wann sind Sie in die Klinik gekommen? In welcher Stadt sind wir? Wie alt sind Sie? Wann wurden Sie geboren? Sind Sie verheiratet? III. Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Aufmerksamkeitsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Wahrnehmung von Umweltreizen beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom Eine Eine Auffassungsstörung Konzentrationsstörung ist eine Aufmerksamkeitsstörung... Definition ... mit der Unfähigkeit Wahrnehmungen und Erlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen und sinnvoll miteinander zu verbinden (aufzufassen). ... mit der Unfähigkeit, sich auf eine Sache, einen Sachverhalt, Gedanken oder eine Tätigkeit zu fokussieren (konzentrieren). Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Aufmerksamkeitund Gedächtnisstörungen Einstiegsfragen Aufmerksamkeitsstörungen Nacherzählen einer Fabel Interpretation und Wiedergabe von Bildertafeln Einstiegsfragen Gedächtnisstörungen Vorsprechen von siebenstelligen Zahlen Namen von drei Gegenständen, sofortiges und zeitversetztes Wiederholen Abfragen von lebensgeschichtlich relevanten Ereignissen Wie schätzen Sie Ihr Gedächtnis ein? Vermissen Sie zur Zeit vermehrt Dinge? III. Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Gedächtnisstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Fähigkeit Eindrücke oder Erfahrungen zu speichern oder abzurufen beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom ist eine Gedächtnisstörung... Eine Merkfähigkeitsstörung ... Eine Gedächtnisstörung ... Eine Konfabulation ... Eine Paramnesie ... Definition mit der Unfähigkeit Gegenstände, Zahlen, frische Eindrücke über (ca. 10 Minuten) zu behalten (merken) und wiederzugeben (3 Gegenstände). mit der Unfähigkeit, länger (als 10 Minuten) zurückliegende Ereignisse zu behalten bzw. wiederzugeben (Kurzzeit-, Langzeitgedächtnis) (Amnesie: retrograde Amnesie: Gedächtnislücke vor einem Ereignis; anterograde Amnesie: Gedächtnislücke nach einem Ereignis total oder lakunär). bei denen Erinnerungslücken mit Einfällen gefüllt werden, die vom Patienten selbst für Erinnerung gehalten werden, aber im Gegensatz zu erfundenen Geschichten oft nicht wiederholt werden können. mit Fehlerinnerungen, z.B. im Rahmen eines Wahn IV. Formale Denkstörungen (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, bei denen bei denen eine Beeinträchtigung des Denkablaufs auftritt. Psychopathologisches Symptom ist eine formale Denkstörung... Definition Gehemmtes Denken ... mit vom Patienten subjektiv erlebten gehemmtem, unregelmäßigem oder stockendem Denken. Verlangsamtes Denken ... mit langsamem, schleppenden, mühsamen Gedankengang, der auch vom Untersucher bemerkt werden kann. Umständliches Denken ... bei der Nebensächliches nicht von Wesentlichem unterschieden werden kann (sich verlieren und hängenbleiben an unwichtigen Einzelheiten, ohne vom Ziel gänzlich abzukommen). Eingeengtes Denken ... mit einer Einschränkung des Denkens auf wenige Inhalte bzw. Hängenbleiben an einem oder wenigen Themen. ... bei der Denkinhalte wiederholend vorgetragen werden, das Denken haftet sinnentleert an Worten und Angaben (Wortwiederholungen, Verbigerationen). ... mit unablässiger, aber nicht zwanghafter Wiederholung unangenehmer Gedankeninhalte (aktuelle Probleme oder auch zurückliegende ungewollte Ereignisse) - kein Fremderleben. Perseverierendes Denken Grübeln IV. Formale Denkstörungen (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, bei denen bei denen eine Beeinträchtigung des Denkablaufs auftritt. Psychopathologisches Symptom ist eine formale Denkstörung... Definition Gedankendrängen ... mit übermäßigem Druck vieler teils wiederkehrender, teils sinnvoller, teils sinnloser Einfälle auf den Patienten. Ideenflüchtiges Denken ... wenn die Denkinhalte nicht straff / zielführend sondern assoziativ aufgelockert vorgetragen werden. Vorbeireden ... bei der nicht auf die sinngemäß verstandene Frage eingegangen wird. Gedankenabreißen (gesperrtes Denken) ... mit einem plötzlichen Abbruch eines sonst flüssigen Gedankenganges ohne erkennbaren Grund. Inkohärentes (zerfahrenes) Denken ... bei der die Denkinhalte zerfahren / zusammenhanglos vorgetragen werden (dissoziiertes Denken, Sprachzerfall). Neologistisches Denken ... mit Wortneubildungen, die nicht unmittelbar verständlich sind. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu formalen Denkstörungen Haben Sie das Gefühl, dass sich an Ihrem Denken etwas verändert hat? Fällt Ihnen das Denken schwerer/leichter als sonst? Haben Sie das Gefühl, zu viele Gedanken gleichzeitig im Kopf zu haben? Haben Sie erlebt, dass Ihnen der Gedanke öfter einfach abhanden gekommen oder abgerissen ist? Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie V. Abnorme Befürchtungen und Zwänge (I) Definition: Abnorme Befürchtungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Vorstellungen ängstlich (nicht wahnhaft) verändert sind und das Verhalten mit bestimmen. Psychopathologisches Symptom ist eine abnorme Befürchtung... Definition Misstrauen ... mit ängstlich unsicherer Beobachtung von Umgebungsvorgängen. Hypochondrie ... krank zu sein oder zu werden, obwohl man objektiv gesund ist. ... mit sich immer wieder aufdrängenden Angstgefühlen gegenüber bestimmten Situationen oder Objekten (Spinnen-Phobie). Phobie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie V. Abnorme Befürchtungen und Zwänge (I) Definition: Zwänge sind psychopathologische Symptome, bei denen Gedanken, Impulse und Handlungen wiederkehrend auftreten, nicht abgestellt werden können und als unsinnig erlebt werden. Psychopathologisches Symptom sind Zwänge... Definition Zwangsdenken ... mit willentlich nicht abstellbaren Gedanken (Zwangsideen, -gedanken, -vorstellungen, -erinnerungen, -fragen, -grübeln, -befürchtungen). Zwangsimpulse ... mit willentlich nicht abstellbaren Antrieben. Zwangshandlungen ... mit willentlich nicht abstellbaren Handlungen (Kontrollzwang). Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu abnormen Befürchtungen und Zwänge Ängstigen Sie sich in den letzten Tagen mehr als üblich? Haben Sie übermäßige Furcht vor bestimmten Dingen? Befürchten Sie, ernsthaft krank zu sein? Müssen Sie bestimmte Gedanken immer wieder denken, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? Müssen Sie bestimmte Dinge immer wieder tun, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? Beispiele? VI. Wahn (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...ist ein psychopathologisches Symptom bei dem die Denkinhalte wahnhaft verändert sind: wahnhaft heißt a priori evident, subjektiv gewiss, unkorrigierbar, im Widerspruch zur Realität auftretend mit und ohne affektive Beteiligung. Psychopathologisches Symptom ist ein... Definition Wahnstimmung ist eine Stimmungsveränderung mit einem wahnhaften Bedeutungszumessen, Meinen und Vermuten. Wahnwahrnehmung ist eine Wahrnehmung Wahneinfall ist ein Einfall Wahngedanken sind Gedanken Systematischer Wahn ist ein Wahn Wahndynamik ist der Affekt mit einer wahnhaften Deutung richtiger Sinneswahrnehmungen und wahnhafter Interpretation wirklicher Wahrnehmungen (reale Personen werden als Verfolger wahrgenommen). von wahnhaften Meinungen, die plötzlich auftreten. die dauerhaft festgehalten werden und wahnhaft sind, z.B. persistierender Verfolgungswahn. der systematisiert ist, ein inneres System hat (z.B. umfassendes Verfolgungssystem). mit der der Wahn erlebt wird. VI. Wahn (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...ist ein psychopathologisches Symptom bei dem die Denkinhalte wahnhaft verändert sind: wahnhaft heißt a priori evident, subjektiv gewiss, unkorrigierbar, im Widerspruch zur Realität auftretend mit und ohne affektive Beteiligung. Psychopathologisches Symptom ist ein Wahn... Definition Beziehungswahn ... mit einer Fehlbeurteilung der Beziehungen zu anderen Menschen (z.B. Liebeswahn). Beeinträchtigungsund Verfolgungswahn ... bei dem sich der Patient wahnhaft verfolgt fühlt. Eifersuchtswahn ... Schuldwahn ... Verarmungswahn ... Hypochondrondrischer ... Wahn Größenwahn ... bei dem der Patient wahnhaft davon überzeugt ist vom Partner betrogen und hintergangen zu werden. bei dem der Patient wahnhaft davon überzeugt ist, schuldig zu sein. bei dem der Patient wahnhaft davon überzeugt ist zu verarmen (Arbeitsstelle, Geld, Kleidung, Nahrung). bei dem der Patient wahnhaft davon überzeugt ist, krank zu sein, dem Siechtum und Tode verfallen zu sein. bei dem der Patient wahnhaft davon überzeugt ist, eine herausragende und besondere Persönlichkeit zu sein. VII. Sinnestäuschungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, die mit einer Beeinträchtigung der sinnlichen Wahrnehmung einhergehen. Psychopathologisches Symptom sind Sinnestäuschungen... Definition Illusionen ... mit stimmungsabhängigen Verfälschungen der Wirklichkeitswahrnehmung. Akustische Halluzinationen ... des Gehörsinns ohne entsprechenden akustischen Reiz. Optische Halluzinationen ... des Gesichtssinns ohne entsprechenden optischen Reiz. Körperhalluzinationen ... der Körperwahrnehmung ohne entsprechenden Reiz (taktil, Schmerz). Geruchshalluzinationen ... des Geruchssinns ohne entsprechenden Geruchsreiz (olfaktorische Halluzination). Geschmackshalluzinationen ... des Geschmackssinns ohne entsprechenden Geschmacksreiz (gustatorische Halluzination). Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Halluzinationen Gibt es etwas, was Sie ablenkt oder ängstigt? Hören Sie Stimmen? Sind es vielleicht nur Ihre Gedanken, die da laut werden? Haben Sie Personen oder Gegenstände gesehen, die andere nicht sehen können? Gehen in Ihrem Körper merkwürdige Dinge vor? Haben Sie noch andere eigenartige Wahrnehmungen gemacht? VIII. Ich-Störungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, bei denen das Erleben der eigenen Person oder der Umwelt beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom ist eine Ich-Störung... Definition Derealisation ... bei der das Gefühl entsteht, dass die Umwelt irreal und fremdartig ist. Depersonalisation ... bei der das Gefühl entsteht, der eigene Körper / die eigene Person sei fremdartig, unwirklich. Gedankenausbreitung ... bei der das Gefühl entsteht, dass andere die eigenen Gedanken kennen (Gedankenlesen). Gedankenentzug ... wobei das Gefühl entsteht, dass die Gedanken weggenommen oder abgezogen werden (Gedankenenteignung). Gedankeneingebung ... bei der das Gefühl entsteht, die eigenen Gedanken seien von anderen eingegeben, gelenkt, gesteuert, aufgedrängt. IX. Affektstörungen (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, wobei die Gefühle und Emotionen verändert sind. Psychopathologisches Symptom ist eine Affektstörung... Definition ratlos ... mit Nicht-Zurechtfinden mit sich selbst, seiner Situation und seiner Umgebung. ... mit leidvoll erlebtem Mangel an affektiver Mitschwingungsfähigkeit, Gemütsleere und –öde im Selbsterleben. ... mit geringer Affekt- und Gefühlsansprechbarkeit Gefühlsarmut, Affektarmut, emotionale Indifferenz, Gleichgültigkeit, Wurstigkeit, Interessenlosigkeit, Anhedonie. ... mit Darniederliegen der allgemeinen Leibgefühle, von Kraft und Lebendigkeit, körperlicher und seelischer Frische, Spannkraft, Schwung. ... mit negativ getönter Befindlichkeit i.S. von Unbehagen, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Interessenverlust, Sorge, Gram, Verzagtheit, Hilflosigkeit. Gefühl der Gefühllosigkeit affektarm Störung der Vitalgefühle deprimiert IX. Affektstörungen (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, wobei die Gefühle und Emotionen verändert sind. Psychopathologisches Symptom ist eine Affektstörung... Definition hoffnungslos ... mit pessimistischer Grundstimmung, beeinträchtigtem Glauben an eine positive Zukunft. ängstlich ... mit auch grundloser Angst, die nicht immer aus dem Ausdruck und Verhalten ersichtlich ist, sondern exploriert werden muss. euphorisch ... mit übersteigertem Wohlbefinden, Behagen, Heiterkeit, Zuversicht, gesteigertem Vitalgefühl. dysphorisch ... mit missmutiger Stimmungslage. gereizt ... mit Bereitschaft zu aggressiv getönten, affektiven Ausbrüchen. IX. Affektstörungen (III) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, wobei die Gefühle und Emotionen verändert sind. Psychopathologisches Symptom ist eine Affektstörung... Definition innerlich unruhig ... mit Erleben von seelischer Bewegung, Zustand von Aufregung oder Spannung. klagsam / jammerig ... mit Wehklagen über Schmerz und Kummer mit Worten, Mimik oder Gestik. Insuffizienzgefühle ... mit dem Gefühl, nichts wert, unfähig, untüchtig, etc. zu sein. gesteigerte Selbstwertgefühle ... mit dem Gefühl, besonders viel wert, besonders fähig, besonders tüchtig, etc. zu sein. ... mit dem Gefühl, für eine Tat, einen Gedanken oder für Wünsche verantwortlich zu sein, die vor einer weltlichen oder religiösen Instanz verwerflich sind (Schuldwahn nur dort). Schuldgefühle IX. Affektstörungen (IV) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, wobei die Gefühle und Emotionen verändert sind. Psychopathologisches Symptom ist eine Affektstörung... Definition Verarmungsgefühle ... mit dem Gefühl, den Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten zu können (nicht Verarmungswahn). ambivalent ... bei dem gegensätzliche Gefühle nebeneinander bestehen bleiben und zu einem angespannten Zustand führen. Parathymie ... bei der Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt nicht überein stimmen. affektlabil ... mit raschem Wechsel der Affekt- oder Stimmungslage. affekt-inkontinent ... mit fehlender Beherrschung der Affektäußerungen. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Affektstörungen Hat sich etwas in Ihrem Gefühlsleben verändert? Fühlen Sie sich niedergeschlagen, traurig? Leiden Sie unter Angstzuständen? Fühlen Sie sich innerlich unruhig? Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie X. Antriebs- und psychomotorische Störungen (I) Definition: Antriebsstörungen sind psychopathologische Symptome, bei denen Aktivität beeinträchtigt ist. Psychopathologisches Symptom ist eine Antriebsstörung... Definition ... mit einem Mangel an Energie und Initiative, mit spärlicher spontaner Motorik und mangelnder Initiative im Gespräch. Der Patient wirkt in sich selbst versunken. antriebsgehemmt ... mit gebremster Energie und Initiative. Der Patient möchte gern, bringt es aber nicht zuwege, bricht ab, rafft sich wieder auf, etc. antriebsgesteigert ... mit Zunahme der Aktivität und der Initiative im Rahmen einer geordneten (zielgerichteten) Tätigkeit. antriebsarm Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie X. Antriebs- und psychomotorische Störungen (II) Definition: Psychomotorische Störungen sind psychopathologische Symptome, bei denen die Bewegungen und der Bewegungsablauf beeinträchtigt sind. Psychopathologisches Symptom ist eine psychomotorische Störung... Definition motorisch unruhig ... mit zielloser und ungerichteter motorischer Aktivität, die sich bis zur Tobsucht steigern kann. Parakinesen ... mit qualitativ abnormen, meist komplexen Bewegungen, die häufig Gestik, Mimik und auch die Sprache betreffen. ... mit alltäglichen Bewegungen und Handlungen, die verstiegen, verschroben, posenhaft und verschnörkelt , auch spielerisch ausgeführt werden. maniriert / bizarr theatralisch mutistisch logorrhoisch mit Aufbauschen von Situationen, Beschwerden, Störungen. mit Wortkargheit bis Nichtsprechen aus psychischen Gründen. mit übermäßigem Reden als Folge eines unstillbaren Rededranges. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einstiegsfragen zu Antriebs- und psychomotorische Störungen Hat sich in Ihrer Energie und Initiative, bestimmte Dinge zu tun, etwas verändert? Gehen Ihnen alltägliche Dinge schwerer von der Hand? Haben Sie zur Zeit besonders viel Aktivität, sind Sie besonders unternehmungslustig? Fühlen Sie sich innerlich unruhig? XI. Circadiane Besonderheiten Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, wobei die Befindlichkeit und das Verhalten während einer 24 Stunden Periode beeinträchtigt sind. Psychopathologisches Symptom ist eine Befindlichkeit... Definition morgens schlechter ... mit Verschlechterungen am Vormittag. abends schlechter ... mit Verschlechterungen am Nachmittag. abends besser ... mit einer Verbesserung am Abend. XII. Andere Störungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: ...sind psychopathologische Symptome, die diagnoseunspezifisch vorkommen können. Psychopathologisches Symptom ist vorhanden wenn... Definition Sozialer Rückzug ... Reduktion bzw. Abbruch von sozialen Beziehungen und/oder sozialer Aktivitäten (z.B. Schule, Arbeit). Soziale Umtriebigheit ... Verstärkung sozialer Aktivitäten (z.B. bei Manie). Aggressivität ... Aggressives Verhalten gegenüber Personen, Dingen, selbst. Suizidalität ... Suizidale Gedanken, Handlungen, Versuche. Selbstbeschädigung ... Selbstverletzendes Verhalten (z.B. bei Borderline-PS). ... Nicht vorhandenes Gefühl krank zu sein. ... Nicht vorhandene Einsicht krank zu sein. ... Ablehnung der Behandlung (z.B. Abbruch der Behandlung, medikamentöse Non-Adhärenz) ... Bedarf an Pflege durch psychische Erkrankung (z.B. Demenz) Mangel an Krankheitsgefühl Mangel an Krankheitseinsicht Ablehnung der Behandlung Pflegebedürftigkeit Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bei Fragen bitte unter: http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/index_2512.php