Astronomie und Astrophysik I WS 2005/2006a Christoph Berger / Frank Raupach RWTH-Aachen Physikalisches Institut Ib Email:[email protected] Email:[email protected] October 19, 2005 a Institut Ib, RWTH-Aachen Organisation Zwei Dozenten Prof. Berger (Kosmographie, Friedmannologie) bis ca. 8.12.05 und Prof. Raupach (Thermische Geschichte des Universums, Inflation) ab ca. 15.12.05. Die Vorlesung ist als Prüfungsfach im Nebenfach (nichtphysikalisches Wahlpflichtfach) geeignet. Voraussetzung: nachgewiesene Teilnahme an den Übungen. Internet: http://www.physik-multimedial.de/ http://accms04.physik.rwth-aachen.de/∼astro2005/ http://mozart.physik.rwth-aachen.de/ (Berger) http://accms04.physik.rwth-aachen.de/%7Eraupach/ (Raupach) 1 Vorbereitung 1.1 Einleitung Physiker leben in einer spannenden Zeit! Die Welt im kleinen: Elementarteilchenphysik (ETP) Die Welt im großen: Kosmologie/AstroPhysik Erstaunlicherweise hängen beide eng zusammen! Nach unserem heutigem Verständnis dominieren Prozesse, die durch die ETP beschrieben werden, die Entstehung der Welt. Das Universum ist in einem Hot Big Bang entstanden und dehnt sich seitdem aus. Es ist also nicht statisch. Zur Zeit bestimmt man das Alter des Universums zu 13.7 · 109 Jahren. In dieser Zeit sind alle sichtbaren Strukturen entstanden: ...Galaxien, Sterne...! Was wissen wir über diese? Bevor wir mit Sternen und Galaxien anfangen einige einleitende Bemerkungen! Vom Urknall bis heute: Die 4 fundamentalen Kräfte (auf der Skala der Kernphysik!) Temperatur-Zeit Korrelation 1.2 Das Einheiten-System Die ersten Messungen in der Astronomie waren Winkelmessungen. Bis heute werden Winkel aber nicht im Bogenmaß der Mathematik sondern in den alten astronomischen Einheiten [Stunde (h), Minute (m), Sekunde (s)] mit 2π = 24h oder [Grad (◦ ), Minute (’), Sekunde (”)] mit 2π = 360◦ angegeben. Grundsätzlich läßt sich für andere Observablen das SI-System verwenden. Wie in anderen Bereichen der Physik gibt es aber Einheiten, die besser an das behandelte Problem angepaßt sind: Beispiel: Längen Astronomie: 1 Astromomische Einheit (AE) = 1.4960 · 1011 m 1 pc = 3.0856 · 1016 m 1 Megaparsec (Mpc) = 106 pc 1 LichtJahr (ly) ' 9.461 · 1015 m 1 pc ' 3.262 ly (1 ly ' 0.3066 pc) Kern- und Elementarteilchenphysik: 1 fm= 10−15 m Beispiel: Massen Astronomie: 1 Sonnen-Masse M = 1.9884 · 1030 kg Kern- und Elementarteilchenphysik: Anstelle der Massen werden besser die Ruheenergien (W0 = mc2 ) verwendet z.B. Proton-Masse mp = 1.6726 · 10−27 kg, W0,p = 0.93827 GeV. Als erster erkannte Gauß, daß viele Rechnungen enorm vereinfacht werden, wenn man dem Problem angepaßte, dimensionlose Einheiten wählt. Beispiel Himmelsmechanik: Für die Umlaufzeit der Erde um die Sonne gilt r a3 T = 2π (1) GM Mit a = 1 AE und AE = 1 wird GM in der Einheit s−2 an die sehr genau gemessene Umlaufzeit angeschlossen. Spezielle Relativitätstheorie: Die Zeit wird mit ct = x0 zur Koordinate eines vierdimensionalen Vektorraums mit der Dimension Länge. Mit c = 1 werden alle Geschwindigkeiten in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit gemessen und Massen, Impulse, Energien werden dimensionsgleich, Einheit 1 eV, oder 1 GeV. Kern- und Elementarteilchenphysik: Hier setzt man auch h̄ = 1. Damit werden Längen zu inversen Energien. Zum Umrechnen in das SI-System benutzt man mit h̄c = 1 197.33 Mev fm = 1 . (2) Die Näherung 200 Mev fm = 1 ist sehr nützlich. Thermodynamik: Die statistische Physik lehrt, daß die Temperatur ein Energiemaß der Konstituenten ist, Wkin = 3 kT , 2 (3) worin k = 8.617 · 10−5 eVK−1 die Boltzmann-Konstante ist. Damit wird eine eigene Einheit überflüssig und mit k = 1 werden Temperaturen in eV angegeben Da die Astrophysik mit allen Gebieten der Physik verknüpft ist, scheint uns die Benutzung eines einzigen Einheitensystems nicht sinnvoll zu sein. Aus dem Kontext sollte aber das jeweils verwendete System klar werden. 1.3 Die Quelle der Informationen Nahezu alle Informationen, die wir von Sternen haben, stammen aus Beobachtungen der elektromagnetischen Strahlung (meist UV-, sichtbarer- und IR-Bereich). Die Kosmische Strahlung im engeren Sinne enthält Protonen, Myonen, hochenergetische Photonen etc. In neuester Zeit wird versucht, kosmische Neutrinos zu entdecken. Das ”Licht” von Sternen (die Art des Spektrums) wird bestimmt durch die Sternoberfläche (Größe), durch die Temperatur und die atomare Zusammensetzung der äußeren Sternschichten. Wir messen also das Sternenlicht und benutzen für die Interpretation unsere Erkenntnisse, die wir im Labor auf der Erde gewonnen haben! (Problem?!) Als Luminosität oder Leuchtkraft L eines Sternes (einer Galaxie) bezeichnen wir die Strahlungsleistung, (Einheit ist zunächst Watt). Der Beobachter mißt die auf dem Detektor auftreffende Intensität I in W/m2 . Detailliertere Kenntnisse bekommt man durch die spektrale Zerlegung beider Observablen. 2 Sterne,Sonne Die totale bolometrische Luminosität L der Sonne beträgt L = (3.846 ± 0.08) · 1026 W Dies stimmt mit der Messung der auf die Erdatmosphäre auftreffenden Intensität von 1.37 kW/m2 (Solarkonstante) überein. Sterne sind extrem unterschiedlich in ihrer Luminosität. Die hellsten sind 106 mal heller als die Sonne. Andererseits gibt es Sterne mit 10−4 L . Die Sonne ist jedoch ein typischer, häufig vorkommender Stern. Als Einheit der Luminosität wird daher oft L gewählt. Ein Stern ist ein Fusionsreaktor! Die Masse Ms von Sternen ist relativ eng eingegrenzt: 0.075M ≤ Ms ≤ 100M . (4) (M ' 2 · 1030 kg, bestimmt aus (1) mit Kenntnis von G.) Massen mit Ms ≥ 100M sind kritisch, da die Fusion zu schnell wird und den Stern schnell zerstört. Für Massen mit Ms ≤ 0.075M wird die Temperatur T nicht hoch genug, um Fusion zu starten. Die Radien Rs von Sternen sind schwierig zu messen (Interferometrie), abgesehen von der Sonne (R ' 6.96 · 108 m.): 0.1R ≤ Rs ≤ 103 R (5) Die größten Sterne heißen Rote Super-Riesen. Ein Stern ist ein dichter Ball aus heißem Gas! Sein Spektrum ist angenähert das eines schwarzen Strahlers mit Temperaturen T . Man findet 3000 K ≤ T ≤ 105 K. und z.B. für die Temperatur der Sonne an der Oberfläche T ' 5780 K. Die Sonne mit Venus: 23.06.2004 Das Leben der Sterne: Triumph der Astrophysik (1950-1970) Sterne über Mond 3 Galaxien Galaxien erscheinen am Himmel als riesige Lichtwolken. Jede von ihnen enthält von 106 Sternen bis zu 1012 Sternen. Die Gravitation ist dafür verantwortlich, daß sich die Sterne nicht frei durch das Universum bewegen, sondern sich zu Galaxien zusammenschließen. Fast das gesamte Licht, welches von Galaxien emittiert wird, stammt von den Sternen innerhalb der Galaxien. LMC: 5.5 105 pc von Sonne entfernt 3.1 Die Milchstraße (MST), unsere HeimatGalaxie Sie erscheint als helles Band in dunklen Gegenden eindrucksvoll am Nachhimmel (wie hier in den Alpen)! Die Milchstraße in Gesamtansicht Ein entfernter Beobachter könnte die Milchstraße z.B. wie in obiger Darstellung sehen oder schematisch wie unten. Die Sonne liegt etwas vom Zentrum entfernt in der ”Sternenebene” (-scheibe). Diese Scheibe ist dünn und nahezu kreisförmig. Sie ist gut beobachtbar, Dunkelheit vorausgesetzt und sieht aus wie eine helle Straße mit dunklen Flecken (Staub, dichtes Gas). Gaswolken in der Milchstraße Teile der Milchstraße Der Kern der Milchstraße Im Zentrum der Milchstraße ist ein dichter Kern von Sternen, eine intensive Quelle von Radiostrahlung und möglicherweise ein schwarzes Loch darin mit M ' 106 M . Eigenschaften und Zahlen der MST Zentralkern hat einige kpc im Radius. Sternenebenen-Ausdehnung: ca. 15 kpc Abstand Sonne-MST-Zentrum: ca. 8 kpc Sternendichte n (R) in der Ebene: R n (R) ∝ exp − hR (6) mit hR ≈ 2 − 4 kpc. Die ”dünne” Sternenebene enthält ca. 95% der Sterne und alle jüngeren massiven Sterne: R⊥ n (R⊥ ) ∝ exp − (7) , h⊥ wobei R⊥ der Abstand senkrecht zur Ebene ist, mit h⊥ ≈ 300 − 400 pc. Der Rest der Sterne formt die ”dicke” Sternebene mit h⊥ ≈ 1000 − 1500 pc. Sterne der dicken Schicht sind älter als Sterne der dünnen Schicht. Wir wissen, daß sich 1 Stern in ∼ 10 pc3 um die Sonne befindet. Bei Sterndurchmessern von ∼ 10−7 pc ist der Raum daher nahezu ”leer”. Aber das stimmt nicht, da der Raum mit Gas und Staub gefüllt ist. Dieses beobachtet man z.B. durch Emissionslinien. Beispiel: Hyperfine Aufspaltung von Wasserstoff H. Es gibt Kopplung zwischen Kern- und e− -Spin: ↑↑→↑↓ +γ (21 cm) (8) t ' 107 y, aber es gibt viel H. Folglich beobachtet man die 21 cm Radio Emission. Es existieren noch viele weitere Strahlungsarten von Staub und Gas auch im molekularen Bereich. 3.2 Andere Galaxien Erst 1920 hat man andere Galaxien experimentell nachgewiesen: E. Hubble. Galaxien sind ausgedehnte Objekte. Galaxientypen unterscheiden sich stark in Größe und Luminosität. Die ”Botanik” der Galaxien: 3.3 Verschiedene Klassen von Galaxien Es gibt reguläre und irreguläre, die sich nur schwer klassifizieren lassen. Benennung: Charles Messier’s Katalog von 1784 (!), der 109 Objekte aufzählt, u.a. auch M31. NGC: New General Catalog: ∼ 7000 nicht Sternen Objekte (Galaxien, Gaswolken,...). Die elliptische Galaxie M87 Nebel: Der EskimoNebel: NGC 2392 Abstand ca. 3500 ly, zeigt mehrere dem Zentralstern umgebene Hüllen, die verschiedene Ausbruchsphasen charakterisieren. Es gibt 3 Hauptarten von Galaxien: Elliptische, linsenförmige und spiralige! In die 4. Klasse fallen alle irregulären. Elliptische Galaxien Sie sind fast immer glatt, rund und fast strukturlos. Sie haben wenige junge blaue Sterne und erscheinen daher roter. LEG bis zu 100 LM ST ! Normale oder Riesen EGs haben L nur einige Faktoren größer als die MST mit Größen (10 − ...) kpc. Wie z.B. M32. Die Sterne zeigen wenig organisierte Bewegungen und bewegen sich meist mehr oder weniger zufällig! Die zufällige Bewegung nimmt in weniger hellen EGs ab. 1 EGs mit 10 LM ST spalten in zwei Gruppen auf: 1. Seltene kompakte EGs: M32 2. Zwerg EGs: Typ dE, dSph Beide zeigen keine geordnete Sternenbewegung. Linsenförmige Galaxien (LGs): Zeigen rotierende Scheibe und einen zentralen elliptischen Kern, aber keine Spiralarme oder große Staubwolken. Sie sind mit S0 (”ess-zero”) gekennzeichnet und werden als Übergangsgalaxien zwischen EGs und Spiralgalaxien (SGs) angesehen. M104 (Sombrero Galaxie): ca. 10 Mpc von Erde entfernt. Spiralförmige Galaxien (SGs): NGC 6946 NGC 4565 Spiralförmige Galaxien haben helle Spiralarme, häufig im blauen Licht. In den Armen sind des öfteren helle heiße Sterne und komprimierter Staub, aus dem Sterne enstehen unter Gravitationseinwirkung. NGC 1232 Spiralförmige Galaxien gibt es in vielen unterschiedlichen Typen. MST: Sc-Typ (oder Sbc) M31 (Andromeda): Sb-Typ Im Mittel sind Sc- und Sd-Galaxien weniger hell als Sa und Sb-Systeme. Es gibt jedoch viele Ausnahmen. 3.4 Die lokale Gruppe Galaxien wechselwirken miteinander! Sie bilden keine ”Insel Universen”. Unsere MST gehört zur lokalen Gruppe (LG) mit einer Sphäre von ∼ 106 pc im Radius. ∼ 36 Galaxien gehören zur LG. Galaxie Typ Abstand von Sonne (kpc) M31 Sb 770 LMC Sbm 48 SMC irr 58 Fornax dSph 120 Sagittarius dSph 25 Die Gravitation in der LG ist stark genug, um die allgemeine Expansionsbewegung des Universums nicht mitzumachen. 3.5 Der lokale Super-Haufen Geht man zu größeren Abständen, so finden sich sog. galaktische ”SuperHaufen”, z.B. der lokale ”Super-Haufen”, indem auch die LG ein Mitglied ist. Die MST ist genau in der Mitte! In den markierten Gebieten ist die Dichte der Galaxien ≥ 50% über der mittleren Galaxiendichte. An den Achsen sind Geschwindigkeiten in km/s angetragen. 3.6 Galaxien Cluster Weitere Beispiele für Galaxien-Cluster (Haufen) sind: Virgo-, Coma-Cluster, ..., (100...) Galaxien innerhalb einiger Mpc. Diese formen ”SuperHaufen”. Es gibt nun sehr viele ”SuperHaufen” im Universum, getrennt durch große Leerräume. Ungefähre Abmessungen: Sonnensystem: 5 · 10−6 pc Sonnensystem und Nachbarsterne: 6.4 pc MST: 1.53 · 104 pc Lokale Gruppe: 0.6 · 106 pc Galaktische SuperHaufen: 22 Mpc Universum naiv: ct0 = 4200 Mpc 4 Galaxien im sich ausdehnenden Universum Das Universum dehnt sich aus! Galaxien bewegen sich i.a. voneinander fort! Die Geschwindigkeit wird gemessen durch den DopplerShift der Spektrallinien der Galaxien. Sie sind größer für weit entfernte Galaxien! Man kann diese Bewegung zurückextrapolieren in die Vergangenheit, um abzuschätzen, wann das Universum seinen Anfang hatte. Die Haupteigenschaft des Universums ist es, auf großen Skalen homogen zu sein. Trotzdem entdecken Teleskope immer noch sehr viel neue Strukturen auf Skalen von einzelnen Galaxien bis hin zu großen Strukturen der Ordnung 100 Mpc. Dies demonstriert das nächste Bild in eindrucksvoller Weise (ZCAT,J.Huchra): ”Large-scale” Struktur in einer Galaxien Verteilung. Zwar ist die Beobachtung nicht ganz gleichmäßig, aber trotzdem erkennt man klar Strukturen: den großen Wall die ”Finger Gottes” den ”cosmic stick man” die leeren Gebiete, voids Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Astrophysik, diese Strukturen zu erklären! Die Galaxien in der Abb. haben Fluchtgeschwindigkeiten v von: ≤ 12 000 km und Abstände ≤ 160 s Mpc. 5 Kurze Diskussion der Instrumente Beobachtungen im optischen Bereich werden durchgeführt, indem man in die Brennebene einer Linse (Refraktor) oder eines Hohlspiegels (Reflektor) einen Detektor (Photographische Platte, CCD-Kamera) anbringt. Die entscheidende Kenngröße ist das Auflösungsvermögen, also der kleinste Winkelabstand min zweier Objekte (Sterne), die auf dem Detektor noch getrennt wahrgenommen werden können. Dieser Abstand ist durch die Beugung einer ebenen Welle der Wellenlänge λ an der bündelbegrenzenden Öffnung festgelegt und beträgt 1.22λ min = , (9) D worin D der Durchmesser der Linse oder des Spiegels (bzw. einer vorgesetzten Blende) ist. Zum Beispiel gilt min = 100 für D = 12 cm und λ = 500 nm. Größere Durchmesser ergeben für erdgebundene Instrumente keine bessere Auflösung als 1”, da die Turbulenzen der Luft die Bilder verschmieren. Bei schlechterem seeing können diese Fehler 5” erreichen. Große Durchmesser erhöhen aber die Intensität in der Bildebene und damit den Nachweis lichtschwacher Objekte. Ein Objekt mit dem Winkeldurchmesser erzeugt ein Bild mit dem Durchmesser f und daher gilt für die Intensität I am Detektor im Verhältnis zu I0 am Eintritt in das Teleskop I D2 = . 2 I0 (f ) An der Auflösungsgrenze gilt demnach 2 2 I D D ≈ . I0 f λ (10) (11) Man bezeichnet A = D/f als Öffnungsverhältnis. Konstruktionsbedingt läßt sich dies nicht beliebig festlegen, sondern beträgt für Refraktoren typisch 1 : 20 bis 1 : 10 und für Reflektoren 1 : 3 bis 1 : 10. Für ausgedehnte Objekte wird I/I0 nach (10) durch A festgelegt, welches für ein Teleskop gegebener Bauart nur wenig variiert. Dies spricht nicht gegen den Bau großer Teleskope, da das Erkennen schwacher Objekte von der empfangenen Leistung abhängt, die ∼ D2 ansteigt. Mit A = 1 : 10 wird der Durchmesser des Bildes in einem Teleskop an der Beugungsgrenze etwa 6 µ und ist damit relativ gut an CCD-Kameras angepaßt, die bei einer Pixelbreite von 20 µ nach den Gesetzen der Statistik eine Ortsauflösung von ca 6 µ haben. Ein Nachteil der Refraktoren besteht in dem auf der Dispersion beruhenden Farbfehler der Abbildung. Dieser kann durch Verwendung achromatischer Linsensysteme korrigiert werden. Reflektoren haben dieses Problem nicht, da das Reflexionsvermögen nicht von der Wellenlänge abhängt. Metallische Spiegel reagieren aber sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen und alle Spiegel haben große Abbildungsfehler für Strahlen, die nicht achsenparallel einfallen. Dadurch wird das nutzbare Gesichtsfeld empfindlich eingeschränkt. Da sich Spiegel mit größeren Durchmessern als Linsen herstellen lassen, sind fast alle neueren wissenschaftlichen Instrumente Reflektoren. Dies wurde insbesondere durch die Erfindung des Schmidt-Spiegels möglich, mit dem Teleskope mit großem Gesichtsfeld und großem Öffnungsverhältnis realisiert werden konnten. Die Abb. zeigt das Prinzip in der Schmidt-Cassegrain Variante. Die sehr dünne Korrekturplatte am Eintritt, die damit praktisch frei von Abbildungsfehlern ist -, korrigiert die Abbildungsfehler des Spiegels. Mit dem Hilfspiegel nach Cassegrain wird der Fokus an eine zum Experimentieren günstige Stelle verlegt. Falls dieser Spiegel piezoelektrisch verformbar ist, können die Luftturbulenzen herauskorrigiert werden. Damit kann die Auflösung auf bis zu 0.1” gesteigert werden. Mit der sog. Speckle-Interferometrie erreicht man die Beugungsgrenze der Auflösung. Man macht sich zunutze, daß beim Durchgang durch die Atmosphäre mit ihren zufällig verteilten Dichteschwankungen viele Beugungsbilder entstehen, die zusammen etwa den oben genannten Winkelbereich von 1” überdecken. Bei genügend kurzer Belichtung, kann man die einzelnen Flecken, die das Bild aufbauen, sichtbar machen. Durch Vergleich sehr vieler solcher Aufnahmen läßt sich das Beugungsbild des Stern rekonstruieren. Die größte Schmidt-Kamera ist das Alfred-Jensch-Teleskop in Tautenburg bei Jena. Öffnung 1.34 m, Brennweite f = 4.0 m. Atmosphärische Störungen lassen sich grundsätzlich durch den Einsatz von Teleskopen auf Satelliten vermeiden. Gleichzeitig wird dadurch das nutzbare Spektrum in den Bereich der UV- und IR-Strahlung ausgedehnt. Das optisch wichtigste Instrument ist das Hubble-Teleskop mit einem Spiegel von 2.4 m Durchmesser. Bei der vor allem für Amateure interessanten visuellen Beobachtung wird das Bild in der Fokalebene mit einer Lupe (Okular) betrachtet. Als Vergrößerung wird das Verhältnis der Sehwinkel mit und ohne Instrument bezeichnet, V = m /o . Elementare geometrische Überlegungen zeigen, daß V sich gemäß fObj V = fOk (12) aus den Brennweiten von Objektiv und Okular berechnen läßt. Bedingt durch die Größe der Zäpfchen beträgt die Auflösung des Auges ca. 2’. Mit o = 2’ folgt m < 1” für V > 120, damit ist die Grenze einer sinnvollen Vergrößerung von Teleskopen definiert. Mit der Radioastronomie werden die Wellenlängenbereiche 1 mm ≤ λ ≤ 300 m erschlossen, wobei die kurzwellige Grenze durch die Absorption in der Atmosphäre und die langwellige Grenze durch die Reflektion an der Ionosphäre bedingt ist. Wenn man die besonders wichtige Wellenlänge λ = 21 cm (Wasserstoff HfS) als Beispiel nimmt, zeigt sich, daß die nach (9) berechnete Auflösung selbst für riesige Instrumente wie dem Effelsberg-Teleskop mit seinem 100 m Spiegel weit unterhalb der optischen Möglichkeiten liegt. Abhilfe schafft hier die Interferometrie. Für zwei Teleskope im Abstand D (oder für eine Teleskop-Reihe der Länge D) ist die Auflösung O(λ/D). Mit Dmax ≈ 10 km wird eine theoretisch mögliche Auflösung von 0.004” für die 21 cm Linie erreicht. Das Radioteleskop auf dem Effelsberg bei Bonn. 6 Der Plan der Vorlesung Wir benutzen den Ansatz ”von Außen nach Innen” Wintersemester 1. Kosmographie 2. Rotverschiebung und ihre Folgen 3. Friedmannologie 4. Thermische Geschichte des Universums 5. Das inflationäre Universum Sommersemester 1. Strukturbildung im Universum 2. Fluktuationen der kosmischen Hintergrundstrahlung 3. Theorie der Sternentstehung 4. Klassische Astronomie