Die Rosenkranz Sonaten von Heinrich Ignaz Franz von Biber

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Lorena Torahi Padrón Ortiz
Die Rosenkranz Sonaten
von
Heinrich Ignaz Franz von Biber
Künstlerische Masterarbeit
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Kunstlerischer Betreuer: Univ. Prof. Stephan Goerner
Wissenschaftlicher Betreuer: Ao.Univ.Prof.Mag.art. Mag.phil. Dr.phil. Klaus Hubmann
Juni 2016
Abstracts
Die Rosenkranz Sonaten von Heinrich Ignaz Franz von Biber
Diese Masterarbeit widmet sich den Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz von
Biber. Dieses Sammelwerk war lange Zeit in Vergessenheit geraten, und wurde nur vor
knapp 120 Jahre wiederentdeckt. Die Großartigkeit der Musik, die innovative
Verwendung der Geigentechnik und die Nutzung der Scordatura als akustischem
Element, sind Besonderheiten, die die Rosenkranzsonaten zu einem Referenzwerk in
der Musikgeschichte machen. In der Arbeit wird dieser Zyklus untersucht, von den
Gründen seine Schöpfung bis zum klanglichen Ergebnis der Scordatura, mit
besonderem Schwerpunkt auf den Sonaten I. und XI.
The Mystery Sonatas from Heinrich Ignaz Franz von Biber
This Master thesis presents the Mystery Sonatas by Heinrich Ignaz Franz Biber, a
collection of violin sonatas lost and forgotten for a long time until its rediscovery
around 120 years ago. The greatness of its music, the innovative display of the violin’s
technical possibilities and the use of Scordatura as an acoustic element are the unique
features which make the Mystery Sonatas an important reference in music history. This
thesis surveys the Sonatas as a whole, from the reason of its composition to the resulting
sounds of the Scordatura, with special focus on the Sonatas I. and XI.
Inhaltsverzeichnis
1. Heinrich Ignaz Franz von Biber
4
2. Die Rosenkranzsonaten
6
3. Scordatura
10
4. Interpretatorische Überlegungen
14
5. Conclusio
18
6. Literaturverzeichnis
19
7. Anhang
21
1. Heinrich Ignaz Franz von Biber
Heinrich Ignaz Franz von Biber wurde am 12. August 1644 im nordböhmischen
Wartenberg getauft (heute Stráz pod Ralskem,Tschechien). Leider ist uns über seine
Jugendjahre wenig bekannt, es ist jedoch klar, dass sein musikalisches Naturtalent
unbestritten war. In Troppau (heute Opava) besuchte er ein Jesuiten Gymnasium, wo er
seine musikalische Ausbildung angefangen hat. Dort kam er in Kontakt mit dem
Trompeter und Kapellmeister des Erzbischofs in Kremsier, Pavel Josef Vejvanovsky,
welcher ihn vermutlich an Johann Heinrich Schmelzer, Hofkomponist und
Kapellmeister in Wien, empfahl. Biber kam nach Wien und studierte bei Schmelzer, der
ihm die Kunst des Geigenspiels beibrachte.
Bis 1668 sind uns die Anstellungen Bibers als Musiker der Hofkapelle des
Fürstbischofs von Olmütz, Karl Graf Liechtenstein-Kastelkorn (um 1665) und beim
Fürsten von Eggenberg, in Graz (1668-1670) bekannt. Danach siedelte er nach Salzburg
um am Hof des Fürstbischofs Maximilian Gandolph Graf von Kuenberg seine
Tätigkeiten als Lehrer der Chorknaben am Dom und später als Kapellmeister
auszuüben. Der Fürstbischof war ein großer Mäzen, und vor allem bestellte er
Instrumentalmusik, wobei Streichinstrumente die Hauptrolle spielten. Sammelwerke
wie Armonico Tributo von Georg Muffat (1682) oder Mensa Harmonica (1682) von
Andreas Clamer waren zusammen mit Bibers Kompositionen Teil einer
unkonventionellen Sammlung in dieser Epoche.
Aufgrund seines Wundertalents auf der Geige, erreichte er sehr schnell eine große
Bekanntheit als Geigenvirtuose. Er hat viele Konzerte mit eigenen Kompositionen
europaweit aufgeführt und es wird sogar erzählt, er habe dabei oft die Bassstimme
seines Stückes selbst auf dem Orgelpedal mit dem Fuß gespielt, während er auf seiner
Geige virtuos und stark verziert spielte. Schon als er für den Olmützer Bischof arbeitete,
hat Jacob Stainer (damals einer der berühmtesten Geigenbauer, der mehrere Instrumente
für diese Hofkapelle gebaut hat) in einem Brief bei der Übergabe einer Viola da gamba
geschrieben, dass „der vortreffliche Virtuos herr Biber“ die gute Qualität des
Instrumentes wertschätzen können würde.1
1
Jakob Steiner, Walter Senn und Karl Roy, Frankfurt 1986, S.153
4
Die Violintechnik seiner Stücke war bahnbrechend, und seine brillanten
Interpretationen brachte seinen Namen zu hohem Ansehen in seiner Zeit, und in den
folgenden Jahrhunderten. Für sein kompositorisches Talent wurde er von Leopold I in
den Adelsstand erhoben. Er durfte sich fortan nachdem Biber von Bibern nennen, was
damals einen großen sozialen Aufstieg bedeutete.
Biber schrieb nicht nur Instrumentalmusik, sondern auch Vokalmusik, viel liturgische
Musik, wie Messen (z.B. Missa Salisburgensis), zwei Requiemsvertonungen, Motetten,
Violinsonaten (Sonata representativa, und die Stücke im Zentrum dieser Arbeit, die
Rosenkranzsonaten), Schuldramen, und andere Instrumentalkompositionen. Er schrieb
auch mindestens drei Opern, von denen nur eine einzige, „Chi la dura la vince“
(1691/92), im Particell erhalten geblieben ist.
Auch nach dem Tod Maximilian Gandolphs arbeitete H.I.F. Biber weiter am Salzburger
fürsterzbischöflichen Hof. Johann Ernst von Thun hat aber die Musik auf ihre
liturgische Funktion beschränkt, deswegen schrieb Biber nur noch eine einzige
Sammlung für Instrumentalmusik, die Harmonia artificio-ariosa (1696). Biber blieb bis
zu seinem Tod 1704 in Salzburg.
5
2. Die Rosenkranzsonaten
Die Rosenkranzsonaten sind eine Sammlung von sechzehn Sonaten für Violine und
Basso Continuo. Das Manuskript, das die Sonaten enthält wurde am Ende des 19.
Jahrhunderts, nach langer Zeit in Vergessenheit, wiederentdeckt. Dieses
Originaldokument befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, und
wurde erst im Jahr 1905 von Erwin Luntz im Rahmen der Denkmaler der Tonkunst in
Wien publiziert.2
Das Titelblatt dieses zyklischen Werks ist leider nicht erhalten, deshalb ist es unter
mehreren Namen bekannt: Rosenkranzsonaten, Mysteriensonaten, Kupferstichsonaten,
u.a. Im Vorwort zu den Sonaten schrieb Biber (in lateinische Sprache) für den
Fürstbischof Maximilian Galdolph von Kuenburg, sein Arbeitgeber in Salzburg, die
folgende Widmung: „Hocherhabener und verehrungswürdigster Fürst, allermildester
Herr! […] Du wirst meine mit vier Saiten bespannte und in fünfzehnfachem Wechsel
gestimmte Geige in Verschiedenen Sonaten, Präludien, Allemanden, Sarabanden,
Arien, Ciaconnen, etc. in Verbindung mit dem Basso Continuo vernehmen, in Stücken,
die mit viel Fleiss, und soweit wie ich es vermochte, mit grosser Kunstfertigkeit
ausgearbeitet wurden. Wenn Du die Ursache für diese Zahl wissen willst, werde ich es
Dir erklären: All das habe ich nämlich zur Ehre der heiligen fünfzehn Geheimnisse
geweiht, die Du auf das leidenschaftlichste fordern mögest.“3
Die fünfzehn Rosenkranzsonaten sind ein ausgezeichnetes musikalisches Beispiel der
gegenreformatorischen Propaganda. Wie Biber in seiner Widmung schon zeigte, werden
hier die fünfzehn Mysterien im Leben der Jungfrau Maria nach der katholischen
Tradition erzählt. Europa befand sich gerade in der Zeit der Gegenreformation, ein
Prozess während dem die katholische Kirche vor allem gegen die von Martin Luther
geleitete Reformation gekämpft hat. Eine Kirchenerneuerung war notwendig, die ReKatholisierung protestantischer Regionen war Priorität und der Marienkult war eines
der wichtigsten Elemente, um den Katholischen Glauben wiederherzustellen. Die Kunst
hatte damals allgemein eine sehr wichtige Rolle als Propaganda gehabt: Architektur
2
3
Siehe: Sechzehn Violinsonaten, hrg. von Erwin Luntz, unveränderter Abdruck der 1905 in Wien
erschienenen Ausgabe. Graz 1959. DTÖ, Band 25.
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten (Rosenkranz-Sonaten), vorgelegt von Ernst
Kubitschek. Bad Reichenhall 1990. Denkmäler der Musik in Salzburg, Faksimile Ausgaben 1, S. 15.
6
(Kirchenbau), Literatur, Theater und Musik wurden als Werbung immer wieder
verwendet. 4
Der Begriff „Rosenkranz“ bezeichnet eine Gebetskette mit 50 Perlen, die für das
Rosenkranzgebet zu verwenden ist. Zu jeder Perle gehört ein Gebet: man muss ein
Paternoster, zehn Ave Maria, und ein Gloria Patri rezitieren. Über jedes Mysterium
soll meditiert, und gleichzeitig, mit Hilfe der Kette, die genannten Gebete rezitiert
werden. Im 17. Jahrhundert legten die Gläubigen großen Wert auf das innere Gebet und
auf die subjektive Vorstellung des Geschehens.
Das Fest des Rosenkranzes fand im Monat Oktober statt, und war vermutlich der Anlass
für die Komposition der Sonaten. Bei diesen religiösen Festen wurden Texte der Bibel
laut vorgelesen, und es wird angenommen, dass in Salzburg wahrscheinlich die von
Biber komponierte Musik als Meditationsmusik gespielt wurde, um die geistliche
Stimmung des Betens zu verstärken.
Die genaue Datierung des Werkes ist nicht bekannt. Möglicherweise war das
Kompositionsdatum auf dem verlorenen Titelblatt angegeben. 2008 wurde im Archiv
der Erzdiözese Salzburg wurde ein Rosenkranz Bruderschaftszettel Maximilian
Gandolphs entdeckt. Dieses Dokument enthält die gleichen Bilder, wie die
Kupferstiche, die jeder Sonate dieses Zyklus beigefügt sind. Dies legt einen
Zusammenhang zwischen den Sonaten und der Rosenkranzbruderschaft nahe.
Außerdem gibt es einen konkreten zeitlichen Rahmen, in dem die Komposition
entstanden sein kann: zwischen 1670 und 1687, beziehungsweise zwischen der Ankunft
von Biber in Salzburg, und dem Tod Maximilian Gandolphs.
Jeder Kupferstich, in Form eines Medaillons gezeichnet, erklärt die religiöse Thematik
der beigelegten Sonate: ein Ereignis aus dem Leben Marias und ihres Sohnes Jesus.
(Siehe Anhang 1) Einer der Räume der von der Salzburger Rosenkranzbruderschaft
genutzt wurde, war die Aula der Salzburger Universität, welche 1619 gebaut worden
war. Ihre Wände enthalten Darstellungen der 15 Mysterien, die dieselben sind wie jene,
die vor jeder Sonate auf der Partitur stehen. Daraus kann geschlossen werden, dass die
musikalische Aufführung dort, und nicht im Salzburger Dom, stattfand.
4
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten, vorgelegt von Ernst Kubitschek, Bad Reichenhall
1990 Denkmaler der Musik in Salzburg, S.6
7
Die Sonaten sind rein von der Struktur und dem Ausdruck her normale Kammermusik,
und nicht für den sakralen Gebrauch. Biber benutzt Tanzsätze, was damals in der
Kirchenmusik in Salzburg ungewöhnlich gewesen wäre: Courante, Allemande, Gigue,
Sarabande, etc. Die Intention hinter den Sonaten ist jedoch religiös, obwohl der Zyklus
durch das fehlende Titelblatt im Grunde ohne Titel ist. Die Sammlung hätte, durch die
zahlreichen Tanzsätze, eher als Suite bezeichnet werden müssen.5 Ihre Thematik ist aber
so stark festgelegt, dass man sie als Kirchensonaten bezeichnen muss. Auf jeden Fall
war die Satzstruktur einer Sonate im 17. Jahrhundert noch nicht standardisiert. Die
Folge und Anzahl der Sätze mussten also noch keiner festen Regeln folgen.
Die Rosenkranzsonaten sind wie folgt aufgebaut:
I. Der freudenreiche Rosenkranz
Sonate I für Violine und Basso Continuo in d moll – Die Verkündigung
Praeludium – Variatio / Aria allegro / Variatio / Adagio - Finale
Sonate II für Violine und Basso continuo in A Dur – Die Heimsuchung
Allemande - Presto
Sonate III für Violine und Basso continuo in h moll – Geburt Christi
Courente / Double - Adagio
Sonate IV für Violine und Basso continuo in d moll – Darstellung im Tempel
Ciacona
Sonate V für Violine und Basso continuo in A Dur – Auffindung im Tempel
Praeludium – Allemande – Gigue – Sarabande / Double
II. Der schmerzhafte Rosenkranz
Sonate VI für Violine und Basso continuo in c moll – Jesus am Ölberg
Lamento
Sonate VII für Violine und Basso continuo in F Dur – Geißelung Christi
Allemande – Variatio / Sarabande - Variatio
Sonate VIII für Violine und Basso continuo in B Dur– Krönung Christi mit der
Dornenkrone
5
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten, vorgelegt von Ernst Kubitschek, Bad Reichenhall
1990 Denkmaler der Musik in Salzburg, S.5
8
Adagio / Gigue / Double – Presto / Double 2
Sonate IX für Violine und Basso continuo in a moll – Die Kreuztragung
Courente / Double - Finale
Sonate X für Violine und Basso continuo in g moll – Die Kreuzigung
Aria / Variatio
III. Der glorreiche Rosenkranz
Sonate XI für Violine und Basso continuo in G Dur– Auferstehung Christi
Surrexit Christus hodie - Adagio
Sonate XII für Violine und Basso continuo in C Dur – Himmelfahrt Christi
Intrada – Aria Tubicinum – Allemande – Courente / Double
Sonate XIII für Violine und Basso continuo in d moll – Sendung des Heiligen
Geistes
Gavotte – Gigue - Sarabande
Sonate XIV für Violine und Basso continuo in D Dur– Himmelfahrt Maria
Grave / Adagio – Aria - Gigue
Sonate XV für Violine und Basso continuo in C Dur– Krönung Maria im
Himmel
Aria – Canzon – Sarabande
IV. Passagalia
Sonate XVI: Passagalia für Violine Solo in g moll– Der Schutzengel
15 Mysterien, aber 16 Sonaten. Biber fügte eine Passacaglia hinzu, um den Zyklus zu
beschließen. Auch das vorgestellte Bild ist in diesem Fall anders: statt eines
Kupferstichs, gibt es eine Federzeichnung, auf der ein Kind abbildet ist, das von einem
Engel an der Hand genommen wird. Der Engel stellt den Schutzengel dar, der den
Menschen auf dem Lebensweg begleitet und ihn führt. Die Passacaglia ist auch das
einzige Stück des Zyklus, in dem die Instrumentation auf eine Violine solo reduziert
wurde. Es gibt viele Besonderheiten dieses Kunstwerks, aber die extreme Verwendung
der Scordatura in der Geigenstimme ist einer der wichtigsten Aspekte, der diesem Werk
einen wichtigen Platz in der Musikgeschichte gibt.
9
3. Scordatura
Der italienische Begriff Scordatura (Verstimmung, Cordatura, violino descordato usw.)
bezieht sich auf die „Umstimmung“ der Saiten eines Streichinstrumentes, im Gegensatz
zur „normalen“ Stimmung.6 Viele Musikwissenschaftler sind der Meinung, dass die
Scordatura Technik von der Laute übernommen wurde. Dieses Instrument hatte sechs
Saiten, welche in Quarten gestimmt war, mit einer Terz in der Mitte. Dieses Intervall
wurde, je nach Tonart des Stückes, umgestimmt. Die Scordatura wurde bis ins 16.
Jahrhundert häufig auch bei anderen Instrumenten verwendet (Laute, Lira, Viola
d'amore oder Viola da gamba), aber sehr selten bei der Violine. In diesem Fall wird die
„normaler“ Quintstimmung g-d'-a'-e'' modifiziert, und je nach Bedarf kann nur eine
einzelne Saite umgestimmt werden, oder auch mehrere Saiten gleichzeitig.7
Das erste Beispiel von Scordatura bei der Violine in der Musikgeschichte, das wir
bisher kennen, ist eine Sonate für Violine und Basso Continuo, Op.8 Nº2, des
italienischen Komponisten Biagio Marini (1597-1665). Hier wird die E-Saite innerhalb
des Satzes, während einer siebentaktigen Pause, eine Terz hinunter gestimmt. Nach
einer doppelgriffigen Stelle wird die E-Saite, in einer sechstaktigen Pause, wieder
zurückgestimmt.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18., haben andere Komponisten, wie
G.M. Bononcini, Uccellini, Schmelzer, Tartini, u.a., öfter die Scordatura verwendet, um
manche technischen Schwierigkeiten zu erleichtern. Antonio Vivaldi schrieb vier
Violinkonzerte mit Scordatura: zwei aus seinem Opus 9, La Cetra, eines aus Opus 29,
N.3, und sein Opus 20, N.2, wo nicht nur der Solo Violine mit Scordatura spielt, sondern
auch die ersten und zweiten Geigen.
John Playford gibt auch in seinem Traktat The Division Viol (1685) einen Hinweis
darauf, dass die Scordatura auch in England benutzt wurde. Er schreibt, dass seine
Lieblings Stimmung der Geige a-e'-a'-e'' sei. Ungefähr hundert Jahre später schrieb
auch J. J. Quantz darüber in seinen Flöte Traktat: „Auf der Geige spieleten sie mehr
harmonisch als melodisch. Sie setzeten viele Stiicke, wozu die Violinen umgestimmet
6
7
Art. Scordatura, David D. Boyden. MGG 12 (1965), Sp. 425
The Musical Quarterly,Theodor Russel, Vol. 24, No. 1, 1938, S.84-96
10
werden muflten. Die Seyten wurden naimlich, nach Anzeige des Komponisten, anstatt
der Quinten, in Secunden, Terzen oder Quarten gestimmet; um die Accorde desto
leichter zu haben: welches bei den Passagien eine nicht geringe Schwierigkeit
verursachete.“8
Durch die verschiedenen Stimmungen werden mehrere Zwecke erfüllt. Auf der Violine
kann die Scordatura benutzt werden, um bestimmte Doppelgriffe zu erleichtern, oder
überhaupt erst zu ermöglichen. Damit wird das Spielen von Akkorden in bestimmten
Tonarten viel einfacher als bei einer „normal“ gestimmten Geige. Auch Stellen mit
großen Intervallen, schnelle Saitenwechsel oder Sprünge können dadurch vereinfacht
werden.
Sehr wichtig ist auch die Suche nach neuen Klangfarben: die Scordatura hat einen
großen Einfluss auf die Resonanz der Violine, die dadurch verstärkt oder gedämpft
werden kann. Wenn die Saiten auf die Haupttöne einer Tonalität gestimmt sind,
schwingen die Nebensaiten stärker mit, und meistens klingt die Geige viel lauter und
offener als mit der herkömmlichen Stimmung des Instrumentes.
Biber hat in seinen Kompositionen mehrmals die Scordatura-Technik verwendet. Zwei
seiner 8 Sonaten für Violine und Basso Continuo, und seine Harmonia artificiosa für
zwei Geigen und Basso Continuo, sind für Geige mit Scordatura geschrieben.
Doch ist das wichtigste Beispiel für die Scordatura der Rosenkranzsonaten Zyklus. Hier
sind die vier Saiten der Geige ständig anders gestimmt. Es gibt insgesamt 15
verschiedene Scordaturen, die die Hauptharmonien der jeweiligen Tonart besser zum
Klingen bringen. Dadurch hat jedes einzelne Stück seine eigene Klangstruktur, was in
diesem Sinn und im Zusammenhang perfekt in die Herstellung einer mysteriösen
Atmosphäre passt. Wenn die Saiten auf eine geringere Spannung gestimmt sind, ergibt
sich ein weicherer Klang, während anderseits eine höhere Spannung einen präziseren
und härteren Ton produziert.9 Biber hat diese Technik genutzt, um die musikalische
Darstellung des jeweiligen Affekts der unterschiedlichen Mysterien zu verstärken.
8
9
Johann Joachim Quantz, Versuch einer Anweisung, die Flöte traversière zu spielen, Berlin 1752 S.327
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten, vorgelegt von Ernst Kubitschek, Bad Reichenhall
1990 Denkmaler der Musik in Salzburg, S.7
11
Scordatura ist hier notiert, als wäre die Violine normal gestimmt, so dass die
geschriebenen Noten wenig damit zu tun haben, wie die gespielte Musik wirklich
klingt. Die Noten zeigen, wo die Finger „gehen“ sollen, die Griffe, aber nicht wie das
klangliche Ergebnis sein soll.10 Man soll, wann immer möglich, die erste Lage
verwenden, und leere Saiten müssen benutzt werden, sofern nicht anders festgelegt
wurde.
Abbildung 1: Beispiel aus der Sonata XI
Abbildung 2: Klangliches Ergebnis des Beispiel im Abbildung 1
Am Beginn jedes Stückes, nach jedem Kupferstich, wird angezeigt wie man die Saiten
für eine bestimmte Sonate umstimmen muss. Darüber hinaus findet man am Anfang des
Pentagramms, eine ungewöhnliche Reinfolge von Vorzeichen (Kreuze, b und
Auflösungszeichen), die auf den ersten Blick zu keiner Tonart gehören können. Die
Bedeutung dieser verwirrenden Zeichen ist, dass jedes Vorzeichen nur für den Ton gilt,
vor dem es verzeichnet ist, und nicht für jede Oktave dieses Tones, wenn dies nicht
ausdrücklich verlangt wird. Alle diese Faktoren machen das spielen dieser Sammlung
zu einer wirklich anspruchsvollen Aufgabe für den Interpreten, da andere Töne auf dem
Instrument klingen als die, die vom Notenbild her zu erwarten sind.
10
Dagmar Glüxam, Die Violinskordatur und ihre Rolle in der Geschichte des Violinspieles. Unter
besonderer Berücksichtigung der Quellen der erzbischöflichen Musiksammlung in Kremsier. Tutzing
1999 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft 37), S.47f
12
Abbildung 3: Vorzeichnung Beispiel aus der Sonata XI
Die Sonaten sind in den Folgende Scordaturen komponiert worden:
Abbildung 4: Scordaturas Ronsenkranzsonaten
Nur die erste Sonate (Die Verkündigung) und die Passacaglia am Ende sind beide in
Quintstimmung (Originalstimmung der Geige), der Rest hat unterschiedliche
Stimmungen, die jeweils zu einer Tonart verbunden werden. In den meisten Fällen
werden die Saiten eine Sekunde oder Terz umgestimmt, aber manchmal kann es
extremer sein. Etwa mit Quart und Quintdistanz zwischen der Originalstimmung der
Saite und der Scordatura Stimmung.
Die fünf freudenhaften Sonaten sind meistens mit Kreuztonarten geschrieben, mit
Verdopplung einer Oktave bei der Scordatura. Das verstärkt deutlich die natürliche
Resonanz der Violine. Im Gegensatz dazu sind die fünf schmerzhaften Sonaten meistens
in b-Tonarten und dissonanten Umstimmungen geschrieben. Die Resonanz der Violine
wird viel kleiner, vor allem in der Sonate VI, wo die Saiten zu as-es'-g'-d'' umgestimmt
sind. In diesem Fall gibt es keine Oktaven zwischen den leeren Saiten, weshalb die
Nebensaiten viel weniger resonieren.
Bei der fünften glorreichen Sonate öffnet sich die Sonorität wieder stark, mit einer
deutlich helleren Tonart. Wirklich extrem ist die Stimmung bei der Sonate XI, Die
Auferstehung, wo die mittleren Saiten im Wirbelkasten und unter dem Steg vertauscht
sind und die Stimmung g-g'-d'-d'' erreicht wird. Die Doppeloktave, in Quintdistanz
erstellt, ergibt eine grandiose Resonanz des Instruments, die ganz dem Thema der
13
Auferstehung Jesu Christi angemessen ist.
Der Zweck der Scordatura in den Rosenkranzsonaten wurde nicht immer richtig
verstanden, oder wertgeschätzt. Biber verwendet nicht die Scordatura als einen
oberflächlichen Spezialeffekt, sondern um einen besonderen Charakter zu gestalten. In
der Ausgabe des Geigers Robert Reitz, der 1923 die Edition für Universal Edition
erstellte, hat er die Sonaten für eine „normal“ gestimmte Geige arrangiert. Hier ergeben
sich mehrere unvereinbare Umstände, die deutlich zeigen wie entscheidend die
Verwendung der Scordatura ist. Viele Doppelgriffe können überhaupt nicht mehr
gespielt werden, weshalb viele Akkorde überhaupt nicht mehr funktionieren. Zahlreiche
Töne fallen aus, und manche Griffe machen keinen Sinn mehr in einer quintgestimmten
Geige. Plötzlich sind viel mehr Sprünge nötig, unmögliche Saitenwechsel kommen vor,
Bogen-Beschränkungen, etc., die das Spielen ständig erschweren. Was die Akustik
betrifft, so gehen die jeweils mitschwingenden Obertöne bei den verschiedenen
Tonarten verloren, und damit auch die vielfältigen Klangfarben die dadurch konzipiert
wurden. Daraus ergibt sich ein Ergebnis, das sehr wenig mit dem ursprüngliche
Konzept der Sonorität von Bibers Werk zu tun hat.
4. Interpretatorische Überlegungen
Sonate I. Die Verkündigung
Die erste Sonata dieses Zyklus ist dreisätzig angelegt,
wobei diese mit folgenden Vortragsbezeichnungen
überschrieben sind:
1. Praeludium
2. Aria und Variationen
3. Finale
Abbildung 5: Kupferstich Sonate I
In den zwei Ecksätzen wird Bibers charakteristisch frei-improvisatorischer Stil deutlich.
Beide Sätze, im Charakter sehr ähnlich, rahmen den mittleren Teil ein, der melodischer
und in Form von Thema mit Variationen geschrieben ist.
14
In d-moll komponiert, ist die Stimmung der Geige bei dieser Sonate „normal“ (g-d'-a'e''). Auf dem Kupferstich steht der Engel Gabriel vor Jungfrau Maria (Siehe Anhang 2).
Der erste Satz, Praeludium, hat einen sehr deutlichen programmatischen Inhalt. Eine
schwere lange Pedalnote D der Bassstimme und darüber eine virtuose Geigenlinie, die
sich ständig in der Tonleiter rauf und runter bewegt. Dieser agitato Charakter erinnert
an das Rauschen der Flügel des Erzengels Gabriel durch die Luft. Nach diesem Teil
kommt in Takt 9 eine kontrastierende Passage, in der sich die Geigenmelodie beruhigt,
und von einer quasi hysterischen Linie zu einer melodischen Phrase wird, die nur 3
Takte dauert:
Abbildung 6: Takte 9-11 von Sonata I
Der Bass steigt jetzt zu einem tiefen A als Orgelpunkt ab (Takt 13), und die
beschleunigte Bewegung fängt in der Solo Stimme wieder an. Dieser
Charakteraustausch wiederholt sich noch zweimal.
Der zweite Satz, Aria und Variationen, beginnt mit einem zweitaktigen Bassthema, das
bis zum Ende des Satzes sich neunmal wiederholt:
Abbildung 7: Beginn Aria und Variationen, Sonata I
Die Violine spielt ein Thema über diesen Bass, und der entwickelt sich in zweitaktige
Variationen. Der Rhythmus wirkt hier sehr tänzerisch. In der Mitte des Satzes steht ein
Adagio, und die Geigenstimme enthält hier Doppel- und Dreifachgriffe. Es wird
interpretiert, dass es den Moment darstellen soll, in dem die Jungfrau Maria ihr
Schicksal als „Herrens Magd“ akzeptiert.
15
D e r Finale geht zurück in die Atmosphäre des ersten Satzes, wieder rasch und
beweglich: der Engel Gabriel fliegt jetzt weg. Der Bass spielt ein G als Orgelpunkt
durch den ganzen Satz, bis auf den letzten Ton, ein D. Es wirkt als wäre G die neue
Tonika, weswegen die abschließende Phrase nicht das Gefühl eines Abschlusses
vermittelt. Der letzte Ton ist ein D im Bass und A in der Geigenstimme (ohne
spezifizierte Terz). In Wirklichkeit handelt es sich um dieselbe Harmonie wie am
Anfang des Praeludiums, aber diesmal klingt es wie ein Dominantakkord. Dadurch
entsteht eine offene, dubiöse Atmosphäre die uns einlädt, weiter zuzuhören.
Sonate XI. Die Auferstehung
Die elfte Sonate der Sammlung ist in die folgenden Sätze
strukturiert:
1. Sonata
2. (Variationen)„Surrexit Christus hodie“
3. Adagio
Abbildung 8: Kupferstich vor Sonata XI
Die hier verwendete Stimmung ist g-g'-d'-d''. Die Anordnung der zwei mittleren
Saiten wird diesmal vertauscht, da sich ansonsten eine Ungleichheit der Spannung
ergäbe, die nicht nur die Qualität des Klanges verschlechtern würde, sondern auch das
Instrument beschädigen könnte. Die dritte Saite (in normaler Stimmung d') müsste eine
Quart hinauf gestimmt werden, was zu einer übermäßigen Spannung führen würde; und
die zweite Saite (a') müsste eine Quinte hinunter umgestimmt werden. Daher ist die
Saiten Kreuzung (hinter dem Steg und im Wirbelkasten) die beste Lösung, um das
gewünschte Ergebnisse zu erzielen. Die dritte Saite klingt demnach tiefer als die zweite,
was die Beziehung zwischen Ton und Notation für den Interpreten zerstört.
Der Spieler, besonders solche mit absolutem Gehör, muss hier sein Können beweisen,
da man an mehreren Stellen (rein mechanisch gesehen) genau das Gegenteil von dem
spielt, was man zu hören erwartet hätte. Hohe Töne klingen im tiefen Register und
umgekehrt, und besonders in schnelleren Passagen mit vielen Saitenwechsel wird es
eine ziemliche Herausforderung, besonders für die rechte Hand.
16
Die doppelte Oktavierung zwischen den leeren Saiten gibt der Geige eine erstaunliche
Resonanz. Bei der Introduktion wird die Tonalität des Stücks kräftig gesetzt. Eine
kadenzierende Phrase, danach in der tieferen Oktave wiederholt, eröffnet der Satz. Über
dem Tonika-Pedal (G) spielt die Geige eine kurze Melodie mit den Tönen des G-Dur
Akkords. Die Verwendung von leeren Saiten zeigt dem Zuhörer vom ersten Moment an
die Großartigkeit des Klanges der Violine in dieser Kombination von Scordatura und
Tonalität.
Abbildung 9: Anfang der Sonata XI
Der zweite Satz, Surrexit Christus Hodie, ist der einzige der ganzen Sammlung, der
einen spezifischen Titel hat. Es wird erzählt wie die Jungfrau Maria, Maria Magdalena
und Salome der Weisung des Engels Folge leistend ausziehen und die Neuigkeit
verkünden11. (Siehe Anhang 3)
Die Melodie dieses Satzes ist ein einstimmiges mittelalterliches Gemeindelied. Es wird
in Oktaven gespielt, was uns an seine originale Ausführung (durch Gläubigen in der
Kirche gesungen) erinnern könnte. Dank der Kreuzung der Saiten, können die Oktaven
alle in der ersten Lage gespielt werden.
Der Adagio Satz hat einen intimeren und ruhigen Charakter. Mit einer durchgehend
doppelgriffigen Melodie beschließt dieser kurze Satz die elfte Sonate des Zyklus.
11
John Holloway, Davitt Moroney, Tragicomedia – The Mystery Sonatas / Die Rosenkranz-Sonaten, CD
Heft, Virgin Veritas, Europa 2002, Seite 58
17
Conclusio
Die Rosenkranzsonaten sind eine wichtige Referenz in der Musikgeschichte, nicht nur
für die Großartigkeit der Musik selber, sondern für die innovative und kühne
Verwendung der Geigen-Entwicklungsmöglichkeiten. Wir können auch deswegen
sagen, dass Biber ein Pionier war. Bis dahin hatte niemand mit der Scordatura so viel
experimentiert. Er hat die extremsten Effekte, die man damit erreichen kann, in einem
Sammelwerk zusammengebracht. Allerdings, um die grandiose Wirkung der
Scordatura-Verwendung beurteilen zu können, sollten alle Sonaten hintereinander
gespielt werden, und, optimaler Weise, mit einem einzigen Instrument oder mehreren
Violinen, die einen ähnlichen Klang haben. Damit werden die unterschiedlichsten
Klangfarben deutlicher spürbar, und das akustische Resultat erhält dann seinen ganzen
Glanz.
Dieses Werk war lange Zeit in Vergessenheit, und ist heutzutage leider im modernen
Geigerbereich noch nicht sehr bekannt. Ich wünschte, dass ich mit meiner Masterarbeit
die Neugier von jemand geweckt habe, und diese wunderschöne Musik wieder häufiger
gespielt wird.
18
Literaturverzeichnis
Noten
–
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten (Rosenkranz-Sonaten),
vorgelegt von Ernst Kubitschek. Bad Reichenhall 1990. Denkmäler der Musik in
Salzburg-Abbildungen.
Primärliteratur
–
Heinrich Ignaz Franz Biber: Mysterien-Sonaten (Rosenkranz-Sonaten),
vorgelegt von Ernst Kubitschek. Bad Reichenhall 1990. Denkmäler der Musik in
Salzburg-Abbildungen.
–
Heinrich Ignaz Franz Biber: (1644-1704) Rosenkranz-Sonaten, veröffentlicht
von Dagmar Glüxam. Graz 2003. Denkmäler der Tonkunst in Österreich, Band
153.
Sekundärliteratur
–
Kurt Ardee Gilman: The importance of Scordatura in The Mystery Sonatas of
Heinrich Biber, Texas 1977.
–
David D. Boyden: Scordatura, Artikel von MGG 12 (1965), Sp. 425.
–
Dagmar Glüxam: Die Violinskordatur und ihre Rolle in der Geschichte des
Violinspieles. Unter besonderer Berücksichtigung der Quellen der
erzbischöflichen Musiksammlung in Kremsier,
Tutzing 1999 (Wiener
Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft)
–
John Holloway, Davitt Moroney, Tragicomedia – The Mystery Sonatas / Die
Rosenkranz-Sonaten, CD Heft, Virgin Veritas, Europa 2002.
–
Elisabeth Lesser: Zur Scordatura der Streichinstrumente, mit besonderer
Berücksichtigung der Viola d'amore, International Musicological Society, Acta
Musicologica, Vol.4, Fasc.3 (Juli-Sept. 1932), S. 123-127.
–
Erwin Luntz: Sechzehn Violinsonaten, Graz 1959. DTÖ, Band 25.
–
John Playford: The Division Viol, London 1685
–
Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung, die Flöte traversière zu
19
spielen, Berlin 1752, Reprint der Ausgabe Berlin 1752. Leipzig 1983, S.327.
–
Annegret Siedel, Bell'Arte Salzburg: Rosenkranz-Sonaten, C D H e f t ,
Edel:Kultur, Deutschland 2013.
–
Les Veilleurs de Nuit: Heinrich Ignaz Franz Biber: Mysterien-Sonaten, CD
Heft, Alpha Productions, Europa 2003.
Abbildungen
–
Abbildungen 1, 3, 5, 6, 7, 8 und 9: Heinrich Ignaz Franz Biber: MysterienSonaten (Rosenkranz-Sonaten), vorgelegt von Ernst Kubitschek. Bad
Reichenhall 1990. Denkmäler der Musik in Salzburg-Abbildungen.
–
Abbildung 2: eigene Produktion.
–
Abbildung 4: www.de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Ignaz_Franz_Biber, Artikel
über Heinrich Ignaz Franz Biber, April 2016.
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Anhang
1. Das Rosenkranzgebet
Die Mysterien unterteilen sich in drei Gruppen:
1. Die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes
Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast
Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast
Jesus, den du, o Jungfrau, geboren hast
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
2. Die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes
Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat
Jesus, der für uns gegeißelt worden ist
Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist
3. Die Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes
Jesus, der vor den Toten aufgestanden ist
Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist
Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat
Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat
Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat12
12
Heinrich Ignaz Franz Biber, Mysterien-Sonaten, vorgelegt von Ernst Kubitschek, Bad Reichenhall
1990 Denkmaler der Musik in Salzburg, S.5
21
2. Biblische Texte: Sonata I. Die Verkündigung
„Und der Engel kam zu ihr […] Und sprach: Gegrüßte seist du, Hochbegnadete! Der
Herr ist mit dir! Gebenedeit bist du unter den Weibern. […] Sie aber erschrak über
seine Rede und dachte bei sich selbst: Welch ein Gruß ist das? […] Fürchte dich nicht,
Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen
Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen. Der wird groß sein und ein Sohn des
Höchsten genannt werden.[...] Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft
des Höchsten wird dich überschatten.
3. Biblische Texte: Sonata XI. Der Auferstehung
„Und da der Sabat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus
Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn. Und sie kamen zum
Grabe am ersten Tage der Woche sehr früh, als die Sonne aufging […] Und sie sahen
auf und wurden gewahr, daß der Stein abgewälztwar; denn er war sehr groß. Und sie
gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen und sie
entsetzten sich. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee.
Aber den Engel hob an und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß
ihr Jesus, den Gekreuzigten, suchet. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt
hat. Kommt her und sehet die Stätte, da er gelegen hat; und geht eilend hin und sagt es
seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten.“ […] „Spricht Jesus zu ihr:
Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! Das heißt:
Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht
aufgefahren zum Vater.“
22
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