Verbleib natürlicher Östrogene in landwirtschaftlich genutzten Böden Josefine Beck, Lehrstuhl für Bodenkunde, Technische Universität München, WZW, Freising-Weihenstephan Bis zu 2,5 g natürliche Östrogene können nach guter fachlicher Praxis mit Milchviehgülle auf Ackerflächen ausgebracht werden. Östrogene in Milchviehgülle sind v.a. Östradiol-17α, aber auch das wirksamste natürliche Östrogen Östradiol-17β. Die Östrogene können Veränderungen im Hormonhaushalt unterschiedlicher Organismen in Wirkmengen von wenigen ng hervorrufen. In Wirtschaftsdüngern sind Östrogene z.T. mehrere Wochen stabil. Über ihren Verbleib nach der Ausbringung ist wenig bekannt. Durch Batchexperimente wurden log Koc-Werte von 3-4 ermittelt, die eine schnelle Sorption der Östrogene an das Bodenmaterial nahe legen. Säulenexperimente zeigten jedoch, dass trotz dieser hohen Bindungsneigung Östrogene im Boden rasch verlagert werden können. Nach Austausch von 3-4 Porenvolumen wurden 10% der Influentkonzentration im Effluent wieder gefunden. Bei der Untersuchung natürlicher Östrogene in Feldstudien wurden, nach Anpassung der Analytik, die Östrogene mit einer beschleunigten Lösungsmittelextraktion aus den Böden extrahiert, aufgereinigt und mit GC-MS Detektion bestimmt. Nach Rasterbeprobung im Abstand von 5x5 m wurden die Östrogengehalte verschiedener Acker- und Grünlandflächen nach unterschiedlich intensiven Gülleapplikationen untersucht. In den oberen 15 cm intensiv begüllter Ackerböden konnten Östradiol-17α-Gehalte bis 35 ng/kg und Östradiol-17β-Gehalte bis 20 ng/kg nachgewiesen werden. Dabei sind die Östrogene durch flächige Ausbringung der Gülle und intensive Bodenbearbeitung weitestgehend gleichmäßig verteilt. Auf der intensiv beweideten Fläche konnte eine heterogene Verteilung beobachtet werden, bei der die Östrogenkonzentrationen mit zunehmender Entfernung vom Eingang der Weide abnahmen. Die räumliche Verteilung der Östrogene ist somit von der Art der Ausbringung bzw. Nutzung der Fläche abhängig. Unterschiedlich intensiv begüllte Ackerflächen unterschieden sich in den Gesamtöstrogengehalten und der Häufigkeitsverteilung der einzelnen Östrogene, die einen Abbau der Östrogene nahe legen. Innerhalb von 11 Wochen wurde der Gesamtöstrogengehalt um mehr als 90% reduziert. Flächig verteilt und durch Bodenbearbeitung mit dem Boden vermischt, werden natürliche Östrogene aus Milchviehgülle rasch abgebaut. Eine Anreicherung und damit erhöhte Austragsgefahr ist auf Ackerflächen unwahrscheinlich. Auf Weideflächen dagegen können punktuell sehr hohe Östrogenkonzentrationen schnell verlagert werden, da in diesen Bereichen (z.B. Weideeingänge) zusätzlich häufig Strukturschäden vorliegen.