Die Rolle des Gaius Marius im Jahr 100 v. Chr., Geschichte

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Geschichte
Katharina Berlind
Die Rolle des Gaius Marius im Jahr 100 v.
Chr.
Studienarbeit
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
Seite 2
II Der politische Aufstieg des Gaius Marius
Seite 3
III Die römische Innenpolitik vor der Jahrhundertwende
– ein Überblick
Seite 5
IV Das Jahr 100 v. Chr. – Marius’ politisches Scheitern
Seite 7
V Kurzer Ausblick auf die Jahre nach der Krise
Seite 14
VI Schlusswort
Seite 15
VII Quellen- und Literaturverzeichnis
Seite 17
1
I Einleitung
Gaius Marius (158 – 86 v. Chr.) gilt als eine der interessantesten Persönlichkeiten der römischen
Republik. Als Sohn einer Ritter-Familie auf dem Land geboren, arbeitete sich der nach Prestige
hungernde homo novus Sprosse für Sprosse die römische Karriereleiter hoch.1 Dabei schreckte er
weder davor zurück, seinem Förderer Metellus im Wahlkampf und auf dem Kampffeld die Treue
zu brechen (Kapitel II), noch hatte er Skrupel, Wahlstimmen zu kaufen. Zwar war das zweite
Vorgehen keine seltene Praxis in Rom, der Treuebruch missachtete jedoch die ungeschriebene
Grundregel, dem politischen Zieh-Vater gegenüber loyal zu sein.
Quästor, Volkstribun, fünfmaliger Konsul – Gaius Marius blickte 101 v. Chr. auf eine große
Karriere zurück. Wie kam es ein Jahr später dazu, dass sein politisches Leben ein vorläufiges
Ende nahm? Wieso verspielte er sein Ansehen bei den Popularen und den Optimaten? Weshalb
verriet er seine politischen Verbündeten? Im Rahmen der Hausarbeit möchte ich versuchen, auf
diese Fragen plausible Antworten zu finden. Zum Verständnis von Marius’ Charakter skizziere
ich kurz seinen Lebensweg (Kapitel II), beleuchte dann die politische Situation von 107 bis 101 v.
Chr. (Kapitel III), lege meinen Fokus anschließend auf das Jahr 100 (Kapitel IV) und gebe
letztlich einen – wenn aus Platzgründen auch nur kurzen – Ausblick auf die Zeit nach Saturninus’
Tod (Kapitel V). Dabei liegt der Hauptaugenmerk stets auf Gaius Marius.
Meine Ergebnisse im Schlüsselkapitel IV stützen sich im wesentlichen auf Ernst Badian’s
erhellenden Aufsatz The Death of Saturninus2. Dieser bietet überzeugende Argumente gegen die
traditionelle Forschungsmeinung (die z.B. Karl Christ vertritt), dass es Marius’ Ziel war, das
Ansehen der Nobilität zu gewinnen und dass ihn die gewaltsamen Methoden seiner politischen
Freunde Saturninus und Glaucia abschreckten. Badian legt dar, dass Marius die amicitia vielmehr
auflöste, da er sich von den beiden zunehmend bedroht fühlte und sie als Konkurrenten ansah.
Als Quellen verwende ich vor allem Appians „Die Bürgerkriege“ sowie Plutarchs Marius’
Biographie – bemühe mich aber um eine stetige Quellenkritik und einen Abgleich mit weiteren
antiken Geschichtsschreibern.
Obwohl Marius’ Rolle in den Ereignissen von 100 v. Chr. von der Forschung bereits vielfach
diskutiert wurde, sind mögliche Antworten und Erklärungsversuche stets nur Hypothesen. Sie
können nur Hypothesen sein, da die antiken Geschichtsschreiber in ihren Berichten über die
Ereignisse stark divergieren oder sehr subjektiv, stellenweise sehr feindlich über Marius urteilen.
Auch meine Aufgabe kann deshalb nur sein, besonders plausible Hypothesen aufzustellen.
1
2
Vgl. Linke, Bernhard: Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla, Darmstadt 2005, Seite 69.
Badian, Ernst: Death of Saturninus, Chiron 14, 1984, Seite 101 – 147.
2
II Der politische Aufstieg des Gaius Marius
Gaius Marius betrat 119 v. Chr. die Bühne der römischen Politik. In diesem Jahr hatte er das
Amt eines Volkstribuns inne – für den homo novus eine wichtige Stufe auf der römischen
Karriereleiter. Dabei kamen Marius weder Herkunft noch Name (er hatte kein cognomen)
zupass. Er stammte zwar aus einer vermögenden Familie, diese zählte aber nur zum
Ritterstand, war also nicht von Adel. Sie gehörte „zur lokalen Führungsschicht in der Stadt
Arpinum“, die etwa 100 Kilometer von Rom entfernt lag.3 Keiner seiner Vorfahren war je
Konsul oder Senator gewesen – Gaius Marius verdankte seine politischen Chancen zumindest
in den Anfangsjahren einem anderen Faktor: der Unterstützung von Seiten der Metelli, einer
einflussreichen, geradezu die politische Szene dominierenden adligen Familie.4 Dass
Angehörige der Nobilität junge, viel versprechende junge Männer vom Land protegierten und
förderten, war in Rom gängige Praxis.5 Vielleicht unterstützten die Metelli Gaius Marius
bereits bei seinem Militäreinsatz unter Scipio Aemilianus vor Numantia (134 – 133 v. Chr.)6,
jedoch sicherlich bei seiner Wahl zum Volkstribun – im selben Jahr, in dem Quintus Caecilius
Metellus jedoch selbst Konsul war. Altruistisch agierte Metellus also nicht – er hoffte wohl
vielmehr, das Volkstribunat kontrollieren zu können, indem er es mit einem Zögling besetzte.7
Es war nämlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Nachwuchstalent, das in den Genuss
einer solchen Förderung (contubernium) wie Marius gekommen war, seinem Förderer die
Treue hielt. Marius beachtete diese römische Spielregel jedoch nicht und zeigte wenig
Obrigkeitstreue. Als Volkstribun brachte er zwei Gesetzesanträge ein, die der Aristokratie
missfielen.8 Marius’ Karriere geriet daraufhin ins Stocken, er musste bei weiteren
Ämterbewerbungen Rückschläge hinnehmen, die „eine nur allzu deutliche Quittung für diese
sehr forschen Alleingänge des politischen Newcomers“9 waren. Außenpolitische Gefahren
boten Marius jedoch die Chance, sich zu profilieren. Der Krieg gegen den aufständischen
Numiderkönig Jugurtha forderte politischen Zusammenhalt. Die Metelli versöhnten sich mit
dem untreuen Schützling, Gaius Marius diente von 108 an als Metellus’ Legat in Afrika.10
Doch wiederum kam es zu einem Zwist.
3
Linke, Gracchen, 69
Vgl. Linke, Gracchen, 64
5
Vgl. Badian, Ernst: Marius and the Nobles, Durham University Journal, March 1964, Seite 142 – 154, hier
Seite 142, 143. Ein weiteres prominentes Beispiel für einen geförderten Nachwuchspolitiker ist Marcus Tullius
Cicero.
6
Vgl. Linke, Gracchen, 69
7
Vgl. Badian, Nobles, 145
8
Vgl. Werner, Volker: Quantum Bello Optimus, Tantum Pace Pessimus. Studien zum Mariusbild in der antiken
Geschichtsschreibung, Bonn 1995, Seite 242 – 243.
9
Werner, Mariusbild, 243
10
Vgl. Linke, Gracchen, 69
4
3
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