DO01408810_180_205_Roemer_Germanen.indd 11.06.2012 13:27:04 Seite: 184 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow Kriege und Bürgerkriege Römische Soldaten der frühen Republik Alle Bürger mit Besitz zwischen 17 und 49 Jahren konnten im Kriegsfall einberufen werden. Waffen und Ausrüstung bezahlten sie selbst. Reiche zogen beritten ins Feld. War der Feld­zug ­beendet, kehrten die Männer nach Hause zurück. … der späten Republik (unten) Nach Marius bestand das Heer mehr und mehr aus Berufssoldaten mit einer Dienst­ zeit von 16 bis 20 Jahren. Im Krieg wie im Frieden gab es Gefechtsübungen und Märsche. Nach jedem Marsch muss­ten die Soldaten ein befestigtes Lager anlegen und ihr Essen selbst zubereiten. Wer auf der Wache einschlief, einen Befehl nicht sofort befolgte oder vor dem Feind davonlief, wurde hart bestraft, oft mit dem Tod. Konsul In der römischen Republik hatten die Konsuln das höchste Amt im Staat inne. Um Machtmissbrauch zu verhindern, wurden immer zwei gleichberechtigte Konsuln für eine Jahr ge­ wählt. Senat Ursprünglich war der Senat eine Art Ältestenrat, der sich aus etwa 100 ange­ sehenen Bürgern zu­ sammensetzte. Am Ende der Republik gab es bis zu 600 Senatoren, die aus allen Schichten des Volkes kamen. Er entschied über die wichtigsten politischen, militärischen und recht­ lichen Angelegenheiten. Macht und Einfluss des Senats gingen aber immer mehr zurück. Die Volksversammlung war die Versammlung der freien römischen Bürger, in der Gesetze beschlossen, hohe Beamte gewählt und über Krieg und Frieden ab­ gestimmt wurde. 184 Nach dem Ende ihrer Dienstzeit wurden die Soldaten mit einem Stück Land „versorgt“. M 1 Das römische Heer Wer trägt die Last der Kriege? Die Bauern verarmen Nicht immer gingen Römer als Sieger aus den Schlachten ihrer zahlreichen Kriege hervor. Als sie im Jahre 111 v. Chr. wieder einmal schwere Niederlagen hinnehmen mussten, wurde die Schwäche des römischen Heeres und die Unfähigkeit der Heerführer deutlich. Bis zu dieser Zeit waren die römischen Soldaten freie Römer, meist Bauern, die für die einzelnen Feldzüge eingezogen wurden. Für ihre Waffen und die Aus­ rüstung mussten sie selbst sorgen. War der Krieg beendet, kehrten sie nach Hause zurück. Doch das römische Reich dehnte sich aus und die Kriege fanden immer weiter entfernt statt. Viele Bauern kamen erst nach Jahren zurück auf ihren Hof, andere gar nicht mehr. Ihre Höfe verfielen und viele Familien verarmten. Sie verließen ihren Besitz und gingen nach Rom. Dort vermehrten sie die Zahl der erwerbs­ losen Armen. Außerdem hatten reiche Römer viel Bauernland aufgekauft. Sie errichteten große Landgüter, auf deren Feldern Tagelöhner und Sklaven arbeiteten. Woher sollten nun die vielen Soldaten kommen, die so dringend be­ nötigt wurden? Römer und Germanen DO01408810_180_205_Roemer_Germanen.indd 11.06.2012 13:27:08 Seite: 185 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow g Marius schafft ein neues Heer Der Römer Gaius Marius wurde 107 v. Chr. zum Konsul und Heerführer ernannt. Er hatte erkannt, dass das römische Heer dringend eine Reform brauchte. Daher ließ er nun auch besitzlose Römer für den Militärdienst anwerben. Die Kosten für deren Ausbildung und für Waffen und Ausrüstung trug nun der römische Staat. Soldaten als Mittel der Macht Marius hatte aus dem Volksheer eine Berufs­armee gemacht. Jeder Soldat er­ hielt nach dem Ende seiner Dienstzeit ein Stück Land, das er als Bauer bewirt­ schaften konnte. Nicht nur unter den Römern, sondern auch unter den Bundes­ genossen wurden Soldaten angeworben. Diese konnten durch den Militärdienst das begehrte römische Bürgerrecht erlangen und erhielten außerdem eine Beteiligung an der Kriegsbeute. Die neue Berufsarmee bewährte sich bald in mehreren Kriegen. Im Jahr 100 v. Chr. kam Marius als gefeierter Sieger nach Rom zurück. Er wurde zum sechsten Mal zum Konsul gewählt. Für seine Soldaten stand nun nicht mehr der Einsatz für das Volk oder den Senat an erster Stelle, sondern ihr Feldherr. Die Feldherren benutzten ihr Heer immer öfter als Machtmittel, um ihre eigenen poli­tischen Ziele durchzu­ setzen. Optimaten und Popularen Als Marius die Versorgung seiner Soldaten verbessern wollte, brauchte er die Hilfe der römischen Politiker. 1. Beschreibe anhand des Textes und M 1 die Unterschiede zwischen dem Volksheer und der Berufsarmee des Marius. 2. Erkläre, warum Marius bei seinen Soldaten so hoch angesehen war. Damals bestimmten zwei Gruppen von Politikern in der römischen Republik. 1. Die Optimaten (von lat. optimus = der Beste), Vertreter der Interessen der reichen Oberschicht, wollten wichtige politische Entscheidungen durch den Senat treffen lassen. 2. Die Popularen (von lat. populus = Volk) versuchten ihre Ziele auch gegen den Senat durch die Volksversammlung durchzusetzen. Sie traten für die Interessen der einfachen Bürger ein. Marius bekam die politische Unterstützung der Popularen für seine Ziele. Die Optimaten nahmen ihm da­ gegen übel, dass er so großzügig den Bundesgenossen das römische Bür­ gerrecht verlieh. Als der Senat das ver­ hindern wollte, kam es im Jahr 91 v. Chr. zum Bundesgenossenkrieg. Die Bundes­ genossen setzten sich 88 v. Chr. durch und viele Einwohner Italiens wurden nun römische Bürger. Jetzt war es un­ möglich geworden, alle Bürger in der Volksversammlung abstimmen zu lassen. Die römische Republik hatte aufgehört, ein Stadtstaat zu sein. M 2 Porträts von Gaius Marius und Cornelius Sulla Bürgerkrieg zerreißt das Land Die Einbürgerung der Bundesgenossen hatte den Konflikt zwischen Optimaten und Popularen verschärft. Der wichtigste Gegner des Marius war der Optimat Sulla. Ein Streit der beiden um die Führerschaft eines Kriegszuges in Klein­ asien führte schließlich zu einem blutigen Bürgerkrieg. Beide Heerführer setzten ihre Truppen rücksichtlos ge­ gen ihre politischen Gegner ein. Römer kämpften gegen Römer. Mehrere Jahr­ zehnte blutiger Bürgerkriege folgten. 3. Erkläre, mit welchen Mitteln die Heerführer die politische Macht er­ rangen. 4. Erläutere die Zusammenhänge zwischen der Ausdehnung des Römischen Reiches und den Bürger­ kriegen. 185