1983-Bürgerrechtsbrief für einen römischen Soldaten

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Untervazer Burgenverein Untervaz
Texte zur Dorfgeschichte
von Untervaz
1983
Bürgerrechtsbrief für einen römischen Soldaten
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http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
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1983
Bürgerrechtsbrief für einen römischen Soldaten
in: Vaterland vom 3. September 1983.
Joseph Bühlmann
von Joseph Bühlmann
Dem Schweizerischen Landesmuseum in Zürich gelang kürzlich die
Erwerbung eines höchst seltenen und kostbaren Militärdiploms, einer
Bürgerrechtsverleihung und Entlassungsurkunde für einen Soldaten der 1.
Rätischen Kohorte, es wurde in Rom im Jahre 148 n. Chr. ausgestellt. Diese
Truppe kämpfte zuletzt in Kleinasien. Der Ankauf der ausserordentlich gut
erhaltenen kaiserlichen Urkunde war dank der bedeutenden Hilfe der
Schweizerischen Bankgesellschaft möglich.
Im römischen Heere kämpften Legionssoldaten und Hilfstruppen. Bei der
Entlassung aus dem aktiven Dienst erhielten die Legionäre eine Abfindung,
entweder eine Geldsumme oder Landbesitz. Den Soldaten der Hilfstruppen
wurde nach 25-jähriger Dienstzeit das Bürgerrecht sowie das Eherecht
verliehen, das sogenannte Militärdiplom. Diese Soldaten stammten meistens
aus unterworfenen Gebieten und waren deshalb nicht im Besitz des römischen
Bürgerrechts mit seinen Vorteilen. Das Bürgerrecht, eine staatliche Verfügung,
wurde in Rom auf einer öffentlichen Erztafel aufgezeichnet und so
bekanntgemacht, ähnlich wie heute eine amtliche Bekanntmachung
angeschlagen wird. Der Neubürger erhielt eine Abschrift des kaiserlichen
Erlasses auf zwei versiegelten Bronzeplatten, die aufklappbar waren. Der
Aussentext war mit dem Innentext identisch. Durch Aufbrechen des Siegels
und Vergleich des Aussentextes mit dem Innentext konnte die Echtheit des
Diploms festgestellt werden.
Das vom Landesmuseum erworbene Militärdiplom verleiht das römische
Bürgerrecht den Soldaten der 1. Rätischen Kohorte, die namentlich erwähnt
wird. Diese Truppeneinheit war in dem im Jahre 15 v. Chr. von den Römern
eroberten rätischen Gebiet, zu welchem die Ostschweiz samt Graubünden.
Vorarlberg sowie der westbayerische Alpen- und Voralpenraum gehörten,
ausgehoben worden.
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Römisches Militärdiplom des Kaisers Antonius Pius aus dem Jahre 148 n. Chr.
Die Bronzeplatte von 11 x 14 Zentimeter trägt den Text einer kaiserlichen
Verfügung, mit welcher einem Angehörigen der ersten Rätischen Kohorte nach
25 Dienstjahren das römische Bürger- und Eherecht verliehen worden ist.
(Bild Schweizerisches Landesmuseum)
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Ihre Soldaten hatten als Hilfstruppe im römischen Heer zu dienen. Die I.
Rätische Kohorte stand an der gefährdeten Nordgrenze des römischen Reiches
im Dienst, dann im Donaugebiet und schliesslich im 2. Jahrhundert in
Kleinasien. Die ursprüngliche Mannschaft dieser Kohorte setzte sich aus
Teilen der unterworfenen rätischen Jungmannschaft zusammen. Später wurde
der Bestand, wie das Diplom zeigt, durch Rekrutierung neuer Soldaten aus
dem jeweiligen Garnisonsraum ergänzt. Laut Konservator Dr. Rudolf Degen
ist das Militärdiplom durch die Erwähnung der I. Rätischen Kohorte ein
Zeugnis für die Eingliederung junger rätischer Männer ins römische Heer und
für deren Einsatz im weiten Raum des römischen Weltreiches. Er bezeichnet
das Dokument als kostbar und von gesamtschweizerischer Bedeutung.
Gegenwärtig sind etwa 160 bis 180 solche Militärdiplome bekannt, sie
bestehen meistens nur aus kleinen Fragmenten. Nur 20 bis 30 Tafeln sind mehr
oder weniger vollständig erhalten. Der Bürgerrechtsbrief, das Diplom, wurde
in Rom im Jahre 148 n. Chr. ausgestellt. Dem Urkundentext ist zu entnehmen,
dass von Kaiser Antonius Pius denjenigen Fusssoldaten, die in der I.
Räterkohorte gedient haben, die unter dem Statthalter Flavius Tertullus in
Asien unter dem Kommando des Praefekten Flavius Julianus stehen und die
nach 25 oder mehr Dienstjahren ehrenvoll entlassen wurden, das römische
Bürgerrecht verliehen wird, soweit sie es noch nicht haben. Sie erhalten auch
das Recht auf legale Ehe mit ihren Frauen, die sie bereits haben, einschliesslich
des Bürgerrechts an diese, desgleichen die Frauen, die sie später ehelichen,
aber jeweils nur eine einzige. Die Namen der Begünstigten sind nachstehend
erwähnt. Der Erlass wurde verzeichnet und bekanntgemacht auf einer Erztafel,
die zu Rom hinter dem Tempel des vergöttlichten Augustus zum
Minervatempel hin befestigt war
Internet-Bearbeitung: K. J.
Version 04/2012
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