Einführung 53 Geschichte sind. Sicher nicht keltisch sind Namen, die auf P- anlauten (etwa Patnal, Plessur, Peist, usw.), denn dieser Laut hat sich im Keltischen nicht erhalten. bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschte, und die in den Illyrern die Lösung des Räterproblems erblickt hatte (vgl. Risch 1971, 14). Nach Auffassung der heutigen Sprachwissenschaft handelt es sich beim Rätischen um eine nicht-indogermanische Sprache wohl aus der gleichen mediterranen Schicht, der auch das Etruskische angehört (Meyer 1971, 10). Eine Verbindung des Rätischen mit dem Illyrischen des antiken Dalmatien dagegen muss fallengelassen werden; dies ganz entgegen der älteren Lehrmeinung, die Die politische Geschichte der vorrömischen Alpenvölker ist weitgehend in tiefes Dunkel gehüllt. Eine an Zahl bereits beträchtliche Bevölkerung lebte an den fruchtbaren Flanken und Hängen des Tales meist abseits der sumpfigen Ebenen in kargen Verhältnissen, mittels Viehzucht, Fischfang, Jagd, Waldnutzung und Ackerbau ihre Bedürfnisse deckend. 2. Die Römerzeit 2.1. Die Eroberung des rätischen Raumes Sicheren geschichtlichen Boden betreten wir mit der Eroberung unseres Raumes durch die Römer (Bilgeri 1976, 22ff.). In der Absicht, zur Sicherung des römischen Reiches dessen Grenzen bis zur Donau vorzuschieben, begann Kaiser Augustus im letzten vorchristlichen Vierteljahrhundert verschiedene Einzelangriffe gegen alpine Völker zu führen, um deren Widerstand einzeln zu brechen. Rätien sollte in einer grossen Zangenbewegung eingekreist werden. 16 v. Chr. erfolgte von Helvetien aus über die Walenseefurche ein erster, von Publius Silius Nerva geführter Angriff, der mit der Niederwerfung der Vennoneten endete. Im folgenden Jahr, 15 v. Chr., wurde Rätien von allen Seiten angegriffen. Ein Heer unter Tiberius drang von Westen her über den Bodensee in das Rheintal ein; weitere Truppen kamen über die Bündnerpässe und nahmen rheinabwärts die Seitentäler ein. Mittlerweile hatte Drusus, der Bruder des Tiberius, von Südtirol aus die vindelizische Hochebene erreicht und griff von dort her in die Kämpfe ein. Schliesslich gewannen die Römer die Oberhand. 2.2. Rätien als Grenzprovinz Nun konnte Rom dem rätischen Raum die ihm zugedachte Rolle als sicheres Aufmarschgebiet gegen die Germanen aufzwingen. Rätien stand fortan unter der Aufsicht eines römischen Procurators mit Sitz in Augsburg. Der grösste Teil der rätischen Mannschaft wurde in den römischen Heeresdienst eingezogen und deportiert. Unverzüglich wurde durch den Bau imposanter Fernstrassen unser Raum an das römische Verkehrsnetz angeschlossen; eine Hauptverkehrsachse verband Gallien über das helvetische Gebiet mit Brigantium (Bregenz); eine zweite führte von Italien über Splügenpass, Chur und Luziensteig durch Liechtenstein und das Vorarlberger Rheintal ebenfalls nach Bregenz (ein Teilstück der römischen Strasse wurde in Schaan gefunden, ebenso zwei Legionärshelme aus dem 1. Jh. n. Chr. sowie zahlreiche Münzen aus mehr als vier Jahrhunderten römischer Herrschaft). Dazu kam später wohl auch eine linksrheinische Route vom Bodensee nach Sargans (Grüninger 1977, 15). Im 2. Jahrhundert entstanden entlang der Heerstrasse römische Gutshöfe, deren Grundmauern zum Teil ausgegraben wurden, namentlich an der Walenseeroute und in Liechtenstein: so in Flums, Sargans,