51 Gesundheit sonntagszeitung.ch | 24. August 2014 Nie mehr Schäfchen zählen: In den USA kommt ein neues Schlafmittel auf den Markt Foto: Getty Images Träum was Schönes Ein neues Medikament hilft beim Ein- und Durchschlafen und verspricht weniger Nebenwirkungen Anke Fossgreen In der letzten Woche ist erstmals ein Schlafmittel zugelassen worden, das einer neuen Substanzgruppe angehört und das den Vorteil haben könnte, auch bei längerer Anwendung nicht abhängig zu machen. Die US-Zulassungsbehörde für Arzneimittel, die Food and Drug Administration (FDA), genehmigte den Wirkstoff Suvorexant («Belsomra») zur Therapie von Ein- und Durchschlafproblemen bei Erwachsenen. Das Medikament wird voraussichtlich Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres in den USA erhältlich sein. Die Herstellerfirma Merck, Sharpe & Dohme ist dabei, weitere Länder zu bestimmen, in denen sie Zulassungsverfahren beantragen wird. Wann die Substanz in der Schweiz auf den Markt kommt, ist noch nicht bekannt. Hierzulande leidet etwa jeder zehnte Erwachsene an länger anhaltenden Schlafstörungen, kurze Episoden von schlechtem Schlaf haben sogar bis zu 30 Prozent. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Schlafmediziner warten dringend auf neue Therapeutika. «Wir wären froh, wenn wir bessere Medikamente hätten», sagt Johannes Mathis vom Inselspital Bern. Bei kurz dauernden Schlafstörungen wirkten derzeit sogenannte Z-Substanzen am besten. Die seit den 90er-Jahren erhältlichen Mittel Zolpidem («Stilnox»), Zopiclon («Imovane») oder Zaleplon («Sonata») sind den Benzodiazepinen sehr ähnlich. Die ersten Vertreter der Benzodiazepine «Librium» und «Valium» sind bereits seit den 60er-Jahren auf dem Markt. Doch die Tranquilizer helfen nicht langfristig und führen zu einer «raschen Gewöhnung», sagt Mathis. Für chronische Schlafstörungen sind diese Medikamente deshalb nicht geeignet. Die neue Substanz hemmt ein körpereigenes Wachsignal Die herkömmlichen Schlafmittel wirken auf die sogenannten Gaba-Rezeptoren. Das sind Eiweisse, die auf den Nervenzellen sitzen und für die Signalübertragung im Gehirn nötig sind. Binden Benzodiazepine oder Zaleplon und Co. an diese Eiweisse, gaukeln sie dem Körper ein Schlafsignal vor. Das Problem: Der Rezeptor verändert sich mit der Zeit, sodass die Schlafmittel ihre Wirkung verlieren und abhängig machen. Die neue Substanz Suvorexant hat einen anderen Wirkmechanismus. Statt ein Schlafsignal zu verstärken, hemmt sie ein Wachsignal im Körper. Forscher entdeckten die Zusammenhänge, als sie die Krankheit Narkolepsie erforschten. Menschen, die unter Narkolepsie leiden, schlafen plötzlich und unvorhersehbar ein – auch tagsüber. Als eine Ursache fanden die Wissenschaftler heraus, dass bestimmte Nervenzellen im Hy- pothalamus nicht richtig funktionieren. Sie erkennen das Wachsignal, einen Botenstoff mit Namen Orexin, nicht mehr genau. Der neue Wirkstoff Suvorexant ist ein sogenannter Orexin-Rezeptor-Hemmer, das heisst, er blockiert vorübergehend die Andockstellen für das Wachsignal auf den zuständigen Gehirnzellen. Mit dem neuen Wirkstoff sei eine «ganz grosse Tür aufgegangen», sagt Roland Haefeli, ein Sprecher der Biotechnologiefirma Actelion in Allschwil bei Basel. «Orexin-Rezeptor-Hemmer haben ein sehr grosses Potenzial für die Behandlung von Schlafstörungen und generell von psychiatrischen Erkrankungen», ist Haefeli überzeugt. Schweizer Firma hat einen ganz ähnlichen Wirkstoff entwickelt Schlafstörungen sind oft eine Folge von psychischen Erkrankungen. Insomnien, die nicht zum Beispiel auf Depressionen, Alkoholsucht oder die neurologische Erkrankung Restless-Legs-Syndrom zurückzuführen sind, können auch «erlernt» sein. Etwa wenn eine Frau, die oft durch ihr Baby geweckt wurde, auch dann nicht mehr schlafen kann, wenn das Kind grösser ist. Oder wenn jemand nach einer Prüfungsphase immer noch nachts wach liegt. Schlafmediziner behandeln solche Fälle in der Regel nicht medikamentös, sondern mit kognitiven Verhaltenstherapien. Tipps bei Schlafproblemen – Sich vor allem am Morgen draussen aufhalten. Sport treiben, jedoch nicht am Abend. Regelmässige Mahlzeiten einhalten, nicht zu üppig am Abend. Koffein- und Alkoholkonsum einschränken. – Nicht früher ins Bett gehen, sondern später, um den Schlafdruck zu erhöhen. Keinen Mittagsschlaf machen. Wer nachts wach liegt, sollte nach einer Viertelstunde das Bett verlassen und sich im Nachbarzimmer ruhig beschäftigen, bis die Müdigkeit kommt. – Wer mehr als vier Wochen jede Nacht schlecht schläft und tagsüber beeinträchtigt ist, sollte einen Arzt aufsuchen. «Gut geschlafen» von Ruth Jahn, Johannes Mathis, Corinne Roth, Beobachter Edition, 38 Franken Schliesslich hatte auch das Schweizer Unternehmen zusammen mit GlaxoSmithKline ein Schlafmittel nach dem gleichen Wirkprinzip in der Pipeline. Die Firmen stoppten jedoch die Entwicklung 2011, nachdem bereits umfassende Patientenstudien durchgeführt worden waren, «wegen seltener unerwünschter Wirkungen». Haefeli sagt nicht, um welche Nebenwirkungen es sich handelte, die zum Aus des Wirkstoffs Almorexant geführt haben. Das jetzt in den USA zugelassene Medikament vom Konkurrenten Merck, Sharpe & Dohme habe diese Nebenwirkungen offenbar nicht. Die Substanz ist chemisch etwas anders als die von Actelion. Der Schlafmediziner Kai Spiegelhalder von der Universitätsklinik im deutschen Freiburg beurteilt das neue Medikament noch Behandlung erfolgt symptomatisch mit fiebersenkenden oder schmerzlindernden Mitteln (Paracetamol, keine Salicylate), Flüssigkeitsersatz etc. Eine spezifische Therapie gegen diese virale Infektion gibt es nicht. ten Teilen Asiens, des Pazifiks, Lateinamerikas, der Karibik und Afrikas vor. In vielen dieser Regionen finden die Übertrager dieser viralen Erkrankung (Stechmücken der Gattung Aedes) inzwischen auch das ganze Jahr über geeignete Lebensbedingungen vor, denn grosse Städte bilden Wärmeinseln mit dichter Ansammlung von Menschen, und kleinste Ansammlungen von Wasser bieten den Mücken auch ausserhalb der Regenzeit Möglichkeiten zur Vermehrung. Auch in Brasilien mit seinem grösstenteils tropischen bis subtropischen Klima ist Denguefieber weit verbreitet. Je nach lokalen Bedingungen ist eine Ansteckung mittlerweile das ganze Jahr hindurch möglich, im Winter aber selten. Bei Rückkehrern aus entsprechenden Gebieten muss bei Fieber immer an die Möglichkeit von Denguefieber gedacht werden. Erkältungszeichen wie Husten oder Schnupfen sind allerdings nicht typisch dafür. Denguefieber beginnt 3 bis 14 Tage nach der Ansteckung meist mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Muskelund Gelenkschmerzen sowie mit einem Hautausschlag. Der Verlauf ist meist gutartig, und normalerweise ist alles nach zehn Tagen überstanden. Nur ausnahmsweise, vor allem bei kleinen Kindern, kommt es zu einem schweren Verlauf mit Blutungen. Bei Fieber nach einer Brasilienreise muss man auch an Malaria denken, falls Sie in entsprechenden Risikogebieten waren. Natürlich könnte es sich auch um eine «banale» Erkältung handeln. Trotzdem wäre ein Arztbesuch in Ihrem Fall sinnvoll. Hilfe bei Schlafproblemen zurückhaltend. Die Studienergebnisse aus drei Studien mit mehr als 500 Testpersonen zeigen zwar, dass die Probanden, die den Wirkstoff bekommen hatten, schneller einschliefen und besser durchschliefen als Kontrollpersonen mit einer Scheinsubstanz. «Es wurden jedoch keine direkten Vergleichsstudien zu den herkömmlichen Medikamenten durchgeführt», sagt Spiegelhalder. Die Wirksamkeit scheint nicht besser zu sein als bei den bekannten Schlafmitteln. Die Nebenwirkungen könnten indes tatsächlich weniger sein, so der Schluss von Spiegelhalder, der zusammen mit seinem Kollegen Dieter Riemann im Mai die jüngsten Studienergebnisse mit dem Wirkstoff Suvorexant im Fachjournal «The Lancet Neurology» kommentierte. Als häufigste unerwünschte Wirkung trat bei den Testpersonen Schläfrigkeit am Tag auf. Die US-Behörde FDA weist zudem darauf hin, dass – wie auch bei anderen Schlafmitteln – die Konzentrationsfähigkeit beim Autofahren vermindert sein kann und das Risiko besteht, «komplexe Handlungen auszuführen, obwohl man nicht vollständig wach ist, zum Beispiel Essen zubereiten, Anrufe tätigen oder Sex haben». Dr. med. Online Schutz vor Denguefieber Wir planen eine Trekkingtour auf den Philippinen. Wie schützen wir uns vor Denguefieber? Gibt es eine Impfung oder eine Therapie? Herr A. R., 49 Jahre Ansteckungen mit dem Denguefieber lassen sich bei Reisen in Risikogebiete nicht sicher verhindern. Es gibt bisher auch keine Impfung dagegen. Empfohlen wird ein optimaler Mückenschutz am Tag und am frühen Abend, denn das Denguefieber wird durch Stechmücken übertragen, die vor allem tagsüber und in der Dämmerung aktiv sind, vor allem auch in Städten. Einen gewissen Schutz bietet Kleidung, die Arme und Beine bedeckt. Sie sollte mit Insektiziden (zum Beispiel Mottenspray) behandelt sein. Wichtig ist zudem das Behandeln unbedeckter Körperstellen mit Repellentien. Allerdings müssen diese bei starkem Schwitzen oder nach dem Baden neu aufgetragen werden. Wegen der oft hohen Temperaturen in den Risikogebieten wird dies häufig nicht konsequent gemacht. Klimatisierte Räume und Mückengitter an Türen und Fenstern sind ebenfalls dienlich. Da sich die Mücken in stehendem Wasser vermehren und dafür kleinste Wasseransammlungen (in Pfützen, Pneus, Blechdosen, aber auch Vasen oder Untersetzern) genügen, sollte man kein Wasser offen herumstehen lassen. Die Fieber nach Brasilienreise Zurück aus Brasilien habe ich eine hartnäckige Erkältung und seit drei Tagen auch Fieber. Könnte ich Denguefieber haben? Herr G. Z., 46 Jahre Das Denguefieber hat sich in den letzten Jahren weltweit stark verbreitet und kommt heute in wei- Dr. med. Jacqueline Buser ist Ärztin am Universitätsspital Zürich Die Fragen und Antworten stammen im Original von der medizinischen Online-Beratung des Universitätsspitals Zürich (www.onlineberatung.usz.ch) und wurden redaktionell bearbeitet.