Minusvariante der Ulna

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PDF 01308
Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie
Minusvariante der Ulna
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Synonyme
Ulna-Minusvariante; Minusvariante der Elle
Englischer Begriff
Ulnar length deficiency
Definition
Verkürzung der Ulna gegenüber dem Radius.
Pathogenese
Der Minusvariante der Ulna kommt primär keine pathologische Bedeutung zu. Hulten hat 1928 erstmals den
Zusammenhang einer Minusvariante der Ulna zur Nekrose des Os lunatum formuliert, die bis zum heutigen Tag
Gültigkeit hat. Angenommen wird, das das Os lunatum bei der relativ verkürzten Ulna einer vermehrten
Belastung an der ulnaren Radiuskante ausgesetzt ist und es so zu einer chronischen Mikrotraumatisierung
kommt.
Symptome
Die Minusvariante der Ulna verursacht keine Beschwerden.
Diagnostik
Die Minusvariante der Ulna kann röntgenologisch erfasst werden. Hierzu müssen standardisierte
Röntgenaufnahmen angefertigt werden, bei denen die Schulter 90° abduziert, der Ellbogen 90° gebeugt und die
Hand in Neutralrotation gelagert werden. Nur in dieser Technik ist das korrekte Längenverhältnis von Radius
und Ulna zu bestimmen.
Differentialdiagnose
Posttraumatische Deformität nach Ulnafraktur, Folge einer Verletzung oder Infektion der Ulnaepiphyse.
Therapie
Eine Indikation zur operativen Bilanzierung des Längenverhältnisses zwischen Radius und Ulna besteht bei
Vorliegen einer Lunatumnekrose Stadium I und II nach Decoulx und fehlenden degenerativen Veränderungen
im Radiokarpalgelenk. Es gilt als erwiesen, dass bereits ein geringe Verkürzung des Radius um 2–3 mm
ausreichend ist, um die mechanische Belastung des Os lunatum signifikant zu reduzieren.
Operative Therapie
Die Indikation zur Verlängerung der Ulna wird aufgrund der technischen Schwierigkeit mit einer relativ hohen
Gefahr der Pseudarthrosenentstehung und der ungünstigen Auswirkungen auf den ulnokarpalen Komplex nur
selten gestellt. Möglich ist die Verlängerung der Ulna im distalen Drittel durch Interposition eines
kortikospongiösen Knochensegments nach Schaftosteotomie oder durch Anlegen einer Z-förmigen Osteotomie
mit peripherer Verschiebung des distalen Fragments. In beiden Fällen ist eine Plattenosteosynthese erforderlich.
Häufiger wird die Indikation zur Radiusverkürzungsosteotomie gestellt. Der Radius wird bevorzugt über einen
palmaren Zugang dargestellt. Anschließend kann ein Fragment der zuvor radiologisch bestimmten Breite aus
dem metaphysären Anteil entfernt werden. Die Stabilisation erfolgt mit einer palmaren Radiusplatte.
Bewertung
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to024090.html[12.10.2010 07:22:34]
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Die Niveauoperationen am distalen Unterarm bewirken mechanisch eine Entlastung des Os lunatum, die
vergleichbar ist mit dem Effekt, der durch eine Arthrodese zwischen Os scaphoideum, Os trapezium und Os
trapezoideum zu erreichen ist. Inwieweit durch diese operativen Maßnahmen allerdings eine signifikante
Beeinflussung der Nekrose des Os lunatum möglich ist, wird kontrovers beurteilt.
Nachsorge
Nach den Osteotomien ist eine Immobilisation der Hand und des Unterarms über mehrere Wochen (vier bis
sechs Wochen) erforderlich. Eine physiotherapeutische Nachbehandlung ist sinnvoll.
Autor
Renée Fuhrmann
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