Aktuelle Informationen zur Infektiösen Anämie der Einhufer (EIA) Die Infektiöse Anämie der Einhufer, auch bezeichnet als Equine infektiöse Anämie (EIA), ist eine systemische Viruserkrankung. Sie betrifft ausschließlich Einhufer wie Pferde, Ponys, Esel, Maultiere, Maulesel sowie Zebras. Eine Gefährdung des Menschen durch EIA liegt nicht vor. Bei dem Erreger handelt es sich um ein Lentivirus aus der Familie der Retroviren. Das Virus vermehrt sich in Monozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, der betroffenen Tiere und verursacht eine lebenslange persistierende Infektion. Die infektiöse Anämie der Einhufer ist weltweit verbreitet, allerdings lokal gehäuft. In Europa treten sogenannte ‚Herde‘ infizierter Pferde vor allem in Süd- und Osteuropa auf. Die EIA tauchte 2006 plötzlich in Irland auf, nachdem illegal importierte (und nicht kontrollierte) Plasmaprodukte bei Pferden angewendet wurden (Cullinane, 2007). In Deutschland ist das Virus nicht heimisch. Die Krankheit wird jedoch sehr sporadische bei Einzeltieren festgestellt. Ein Kontakt zu Importpferden aus Süd- oder Osteuropa kann manchmal nachvollzogen werden, oft bleibt jedoch unbekannt wo und wie sich dieses Tier angesteckt hat. Ob und in welcher Form eine Dunkelziffer subklinisch infizierter Pferde besteht ist nicht bekannt. Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch blutsaugende Insekten, überwiegend der Gattung Tabanidae (Bremsen) und Stomoxys (Wadenstecher). Eine Verbreitung über größere Entfernungen durch Insektenvektoren kommt nicht vor, da das Virus von den Insekten nicht aufgenommen wird und sich in den Insekten auch nicht vermehrt. Es bleibt maximal 30 Minuten an den Mundwerkzeugen der Insekten infektiös. Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier kann in sehr seltenen Fällen bei sehr engem Tierkontakt erfolgen (direkter Blut-Blut Kontakt). Die EIA kann allerdings über kontaminierte Blutprodukte bei Plasma- oder Bluttransfusionen übertragen werden. Das Krankheitsbild umfasst allgemeine Symptome, die je nach Verlaufsform (akut, chronisch, inapparent = klinisch unauffällig) unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 3 Monate. Symptome der akuten Verlaufsform äußern sich unter anderem in Fieber, Blutungsneigung, Apathie, Muskelschwäche und Punktblutungen auf der Zungenunterseite, auf Schleimhäuten und der Lidbindehaut. Die chronische Verlaufsform ist gekennzeichnet durch Abmagerung, Anämie, Leistungsinsuffizienz, wiederkehrende Fieberschübe und Ödembildung an ©Klinik für Pferde der Ludwig Maximilians Universität München, Innere Medizin und Reproduktion Unterbauch und Extremitäten. In vereinzelten Fällen verläuft die Erkrankung tödlich. Die chronisch verlaufende Form kennzeichnet sich durch ‚Schübe‘. Während eines solchen Schubs ist vermehrt Virus im Blut nachweisbar. Auch Tiere, die symptomlos erkranken, sind lebenslange Träger des Virus und stellen eine potentielle Infektionsquellen dar. Die EIA stellt allerdings höchst selten die Ursache bei einem Pferd mit diesen Krankheitsbildern dar. Sie kommt allerdings in solchen Fällen als Differentialdiagnose in Frage und sollte dementsprechend abgeklärt werden. Die definitive Diagnose der EIA erfolgt mittels serologischem Antikörpernachweis mit dem Agargelimmunodiffusionstest, dem sogenannten Coggins-Test. Er gilt als „Gold Standard“ zum Nachweis der Erkrankung. Eine Untersuchung mittels EIA-VirusELISA ist ebenfalls möglich, allerdings birgt er die Gefahr von falsch positiven Ergebnissen. Daher muss ein positives ELISA Ergebnis immer durch den CogginsTest bestätigt werden. Die Krankheit ist anzeigepflichtig und wird in Deutschland durch die „Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer“ geregelt. Ein positiver Befund muss direkt der Veterinärbehörde mitgeteilt werden, die weitere Schritte sowie das Testen des gesamten Bestands einleitet. Weiterhin werden in der Verordnung auch die Sperrung und Untersuchung der betroffenen Bestände und der Kontaktbetriebe vorgesehen sowie hygienischen Maßnahmen, Insektenbekämpfung usw. geregelt (Thein 2005). Eine Therapie betroffener Tiere ist weder möglich noch erlaubt. Ein Impfstoff gegen EIA steht nicht zur Verfügung. Maßnahmen, die zum Schutz gegen EIA getroffen werden können, umfassen eine effektive Insektenbekämpfung, das Unterbinden von Zukauf bzw. Neueinstallung von Pferden in den betroffenen Bestand, das Vermeiden von Pferdekontakt auf Turnieren u.ä., sowie Quarantänemaßnahmen in dem betroffenen Bestand. Für weitergehende Fragen und Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung! Empfehlungen: Lassen Sie Ihr Pferd freiwillig testen Bestehen Sie bei Ankauf eines Pferdes (besonders aus dem osteuropäischen Raum) auf einen Coggings-Test Zukäufe / Neueinstaller in einen negativ-getesteten Bestand sollten vor Einstallung einen negativen EIA-Nachweis erbringen (Testergebnis nicht älter als 6 Monate) Bluttransfusionen nur von vorher negativ getesteten Tieren ©Klinik für Pferde der Ludwig Maximilians Universität München, Innere Medizin und Reproduktion Literatur: Cullinane A., Quinlivan M., Nelly M., Patterson H., Kenna R., Garvey M., Gildea S., Lyons P., Flynn M., Galvin P., Neylon M., Jankowska K., 2007. Diagnosis of equine infectious anaemia during the 2006 outbreak in Ireland. Vet Rec 161, 647-652. Mealey R.H., Equine Infectious Anemia. In: D.C. Sellon and M.T. Long (Eds.), Equine Infectious diseases, 2nd ed, 2014, 232 ff. Homepage des Friedrich-Loeffler-Instituts: www.fli.bund.de Verordnung zum Schutz gegen die ansteckende Blutarmut der Einhufer (EinhBlutArmV); vom 4. Oktober 2010, in der Fassung vom 17. April 2014, BGB I. I S. 1326. Thein P., Equine Infektiöse Anämie. In: O. Dietz, B. Huskamp (Hrsg.), Handbuch Pferdepraxis, 3. Auflage, Enke-Verlag, Stuttgart, 2006. Stand: 06.08.2015 Klinik für Pferde, Innere Medizin und Reproduktion Telefon: 089-2180-26 27 Email: [email protected] ©Klinik für Pferde der Ludwig Maximilians Universität München, Innere Medizin und Reproduktion