Iriserkennung Iriserkennung 1 Einleitung Zwischen der Iris (Regenbogenhaut) und der Hornhaut des menschlichen Auges liegen komplexe band- und kammartige Bindegewebsstrukturen. Diese Strukturen sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Sie unterscheiden sich selbst bei eineiigen Zwillingen. Außerdem verändern sie sich in einem gesunden Auge während eines Lebens wenig. Das mit einer herkömmlichen Kamera (z.B. einer CCD Kamera) von außen aufgenommen Bild der Iris lässt diese Strukturen erkennen und eignet sich damit als eindeutiges Erkennungsmerkmal. Bei Menschen mit dunkler Augenfärbung sind die Strukturen im sichtbaren Licht allerdings nur schwer zu erkennen. Biometrische Iriserkennungssysteme beleuchten daher die Iris aus einem Abstand von etwa einem Meter mit für das Auge nahezu unsichtbarem Licht im nahen Infrarotbereich. Dieses durchdringt den "Farbstoff" des menschlichen Auges (Melanin) besser als sichtbares Licht. So kann eine Aufnahme der Irisstrukturen bei allen Menschen mit gesunden Augen angefertigt werden, ohne zu blenden. Aus den aufgenommenen Bildern wird mit speziell für diesen Zweck entwickelten mathematischen Methoden ein eindeutiger Datensatz gebildet, der als sogenanntes "Template" für die biometrische Erkennung dient. Dies gilt nur dann nicht, wenn für den Erkennungsvorgang als Referenz zuvor das Originalbild der Iris aufgenommen wurde und dieses später mit einem aktuell aufgenommen Originalbild der Iris wieder verglichen wird. 2 Geschichte Die Idee, die Farbe der Iris als Erkennungsmerkmal zu benutzen, wurde bereits 1885 von Bertillon geäußert. Erstmals im dem James-Bond Film „Never say never again“ von 1983 wird ein Verfahren gezeigt, das sich als Iriserkennung interpretieren lässt. Erst 1987 wird das in der Einleitung skizzierte Verfahren von Flom und Safir als amerikanisches Patent geschützt. Der erste einsatzfähige biometrische Algorithmus wurde Anfang der neunziger Jahre von John Daugman entwickelt und patentiert. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Algorithmen zur Iriserkennung, allerdings gelangte aus patentrechtlichen Gründen bisher nur der von Daugman zur weltweiten Praxisanwendung. Die entsprechenden Patente gelten in den USA noch bis Februar 2005 und in der EU bis Februar 2006. 3 Methoden der Template Erzeugung Bevor ein Template aus einem Bild der Iris erzeugt werden kann, muss die Iris im Auge erkannt werden und offensichtliche Störungen, wie z.B. Reflektionen, Abschattungen und verdeckte Teile entfernt werden. In Abb. 1 ist dies veranschaulicht durch den von der feinen weißen Linie ausgewählten Bereich, der in der Template Erzeugung berücksichtigt wird. Im Gegensatz zu allen anderen biometrischen Merkmalen hat die Iris einen hohen Grad an Symmetrie, die Merkmale befinden sich in einem Kreissegment, das um die Pupille liegt (Abb. 1). Dies erleichtert die Erzeugung des Templates erheblich, da Verformungen der Iris (z.B. durch Kontraktion der Iris bei erhöhtem Lichteinfall) auf einfache Weise mathematisch korrigiert werden können. In einem ersten Schritt transformieren die meisten Verfahren einen Teil dieses Kreissegments in einen Streifen konstanter Breite (Abb. 2 a.). Dieser Streifen wird mit mathematischen Verfahren bearbeitet (Abb. 2 b.) und dann in eine Abfolge von Nullen und Einsen gewandelt(Abb. 2c.). Für die recht komplexen Einzelheiten dieses Transformationsprozesses sei auf die angegebene Literatur verwiesen1). Die Grundidee der Verfahren ist aber typischerweise die folgende: Die Abbildung der Iris wird in einen endliche Anzahl von Rechtecke geteilt. Die Helligkeit in jedem dieser Rechtecke wird gemittelt, indem Variationen über sowohl sehr kleine als auch sehr große Regionen entfernt werden. Nun werden alle Rechtecke die heller als der Mittelwert insgesamt sind als „1“ und diejenigen die dunkler als der Mittelwert sind als „0“ in dem Datensatz des Templates gesetzt. Die typische Größe von Iristemplates ist – je nach Verfahren - im Bereich einiger hundert Bytes. 1 1) Daugman: 2003, Tisse: 2002, Kois: 2001 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Obwohl dies im Vergleich mit anderen biometrischen Verfahren wenig ist, ist die tatsächliche Information eines Iristemplates wesentlich kleiner (weniger als 200 bit). Abbildung 1: Aufnahme einer Iris bei einer Wellenlänge von 850 nm (nahes Infrarot). Man erkennt die komplexen Strukturen in der Iris. Die feinen weißen Linien wurden von einem Auswerteprogramm erzeugt, und deuten die Region an, die für die Erzeugung eines Templates verwendet wurde. Die innere schwarze Pupille wird nicht verwendet. Der weiße Fleck auf der Pupille wird durch die beleuchtende Infrarot Diode erzeugt.1 4 Einordnung des Verfahrens Prinzipiell haben sowohl Iris- als auch Fingerabdruck eine hochkomplexe und relativ unveränderliche Struktur. Beide eignen sich damit besonders für Anwendungen in denen eine hohe Erkennungsleistung erforderlich ist. Die Tatsache, dass für eine Fingerabdruckserkennung eine größere Kooperation des Teilnehmers erforderlich ist, kann, je nach Anwendung, ein Vor- oder Nachteil sein. Bei den zur Zeit verfügbaren Systemen ist allerdings auch für die Iriserkennung erhebliche Kooperation notwendig. Eine völlige Überwindungssicherheit ist z.Zt. bei keinem der beiden Verfahren gegeben, auch nicht in Anwendungen unter menschlicher Beaufsichtigung. 1 2 Bildquelle: A.Pacut, A.Czajka, "Human Iris Verification", www.ia.pw.edu.pl/ac, 2002 Iriserkennung Abbildung 2:Veranschaulichung der Grundschritte zur Erzeugung eines Templates aus einem Bild der Iris2 Teilbild a. enthält das Bild der Iris transformiert in einen Streifen. Man erkennt die Strukturen aus dem Originalbild (Abb. 1) wieder. Teilbild b. zeigt das Resultat einer mathematischen Mittelung dieses Bildes. Teilbild c. ist das Template, wobei ein weißes Feld „1“ und ein schwarzes Feld „0“ bedeutet. Felder die in b. heller (dunkler) als der Durchschnitt sind werden zu einem weißem (schwarzen) Feld. Weitere Aussagen zur Erkennungsleistung und Sicherheit von marktverfügbaren Iriserkennungsverfahren lassen sich dem öffentlichen Abschlussbericht des Projekts BioP II entnehmen, der demnächst auf der BSI-Webseite zum download zur Verfügung stehen wird. 2 Bildquelle: A.Pacut, A.Czajka, "Human Iris Verification", www.ia.pw.edu.pl/ac, 2002 3