Gruppe B Rutschungen in Wuhan und das Felslabor Gregor Klambauer Vanessa Payerl Roswitha Samek Clemens Serloth Georg Steiner 1. Beschreibung der allgemeinen geologischen Situation im Raum Badong – Zigui 1.1. Geologische Situation Das besuchte Gebiet rund um den Drei Schluchten Damm und die zum Teil durch ihn entstandenen gravitativen Massenbewegungen, lagen entlang des Unterlaufes des Yangtze Flusses, genauer zwischen den Ortschaften Badong und Zigui. Den ersten groben Überblick der geologischen Situation wurde in der Vortragsreihe von Professor Xiang an der Universität von Wuhan vermittelt, wobei wie in der nachfolgenden gezeigten regionalen Karte besonders auf die Störungszonen und den wesentlich vorhandenen Gesteinen eingegangen wurde. Die Geologie rund um das besuchte Felslabor in Badong ist vorallem durch zwei wesentliche Gesteine definiert. Einerseits durch das vor 800 Millionen Jahren entstandene SinianKristallin, welches magmatisch sowie metamorph geprägt ist und das darauf liegende SinianJura Sedimentgestein (Wu et al., 2001). Wobei das Kristallin regional gesehen nur vereinzelt vorkommt und die Mehrheit der Oberfläche durch quartäre Verwitterungshorizonten und Sinian-Trias Karbonatgesteinen, wie Kalk – und Tonstein, geprägt sind (Fourniadis et al., 2007). Abbildung 1: Regionale geologische und tektonische Übersichtskarte (Fourniadis, 2007) Aufschlüsse an der Oberfläche wurden keine Besucht, jedoch gab es die Möglichkeit im Untersuchungsstollen der Huang Tupo-Rutschung die Bewegungszone und folglich einen Teil der Badong-Gruppe (Ba 1-5), welche sich im mittleren Trias bildete (LIU et al., 2009) zu erkunden. Da der Untersuchungsstollen unterhalb der Bewegungszone liegt, gab er einen guten Einblick auf die „stabilere“ Formation Ba 3, welche aus einer grau bis gelblichen Lockergesteinsmasse mit Kalkstein und tonigem Zwischenmaterial besteht, welche Zwischenschichten mit schluffigem Ton sowie kalkreichen Schieferton besitzt. Und unterhalb des Lockergesteins befindet sich der grau bis grauschwarze Kalkstein bzw. Mergel mit Kalkreichem Schieferton, also Festgestein (QI et al., 2009). Abbildung 2: : Bewegungszone der Huang Tupo- Rutschung; Abbildung 3: Direkter Aufschluss eines Gleitkörpers (Badong) Eine weitere Besonderheit welche uns Professor Xiang aufgezeigt hat und auch in der regionalen Karte ersichtlich ist, ist die Tatsache, dass in der Nähe des Staudammes in Zigui sowie generell im Bereich um Badong eine vermehrte Anzahl an Störungszonen auftreten. Dies lässt auf eine erhöhte tektonische Aktivität schließen. 4 bis 5 Erdbeben sind alle 8 bis 10 Jahre in der Nähe des Dammes mit einer Magnitude zwischen 3 - 6 zu erwarten (Hu et al., 2001). Es sei hier noch erwähnt, dass der Staudamm auf einem Kristallinfenster errichtet wurde, welches bessere Festigkeiten gegenüber Karbonat- und Sedimentgesteinen vorweist. 1.2. Geologische Triggerfaktoren (ungünstige Begebenheiten) Es wird im weiteren Bericht noch vermehrt auf die gravitativen Massenbewegungen (Rutschungen) eingegangen, dennoch wird hier noch auf die im Raum Badong gegebenen Begebenheiten eingegangen. Eine Besonderheit des vorhandenen Kalkgesteines ist, dass er relativ schnell an der Oberfläche verwittert und seine Scherfestigkeiten verringert. Folglich entstehen an der Oberfläche verstärkt Verwitterungshorizonte mit größeren Mächtigkeiten, welche flachgründige Rutschungen begünstigen. Eine weitere ungünstige Begebenheit im Bereich von Badong wird in der nachfolgenden schematischen Skizze dargestellt. Wobei der wie vorher erwähnte Kalkstein, stark verkarstet ist und eine stark erhöhte Durchlässigkeit aufweist und der darunter liegende Tonstein eine niedrige Durchlässigkeit besitzt. Folglich wird aufgrund des relativ hohen Niederschlages (Winter: 100-150 mm; Sommer 200-300 mm (Wu et al., 2001)) eine Erosion durch Schichtquellen begünstigt. Abbildung 4: Schematische Darstellung einer gravitativen Massenbewegung entlang einer Kontaktfläche zwischen Kalk- und Tonstein Auch die Orientierung der vorhandenen Schichtungen und Trennflächen, welche ein NE-SW Trend aufweisen begünstigen ein Versagen (Fourniadis et al., 2007), da sie wie in der oben gezeigten Skizze hangausfallend liegend. Zusätzlich wirkt sich die tektonische Beanspruchung auf die Schichtungen aus, welche die Festigkeitswerte (Reibungswinkel, Mohr-Coloumb Parameter) reduzieren und folglich als Gleitmittel fungieren. 2: Rutschungen (allgemein) 2.1. Gravitative Massenbewegung Unter dem Begriff „gravitative Massenbewegung“ versteht man Bewegungen welche in mehr oder weniger steilem Gelände, der Gravitation folgend in Richtung der Schwerkraft verlaufen. Es gibt diverse Arten und Typen der Prozesse welche sich mit unterschiedlicher Genauigkeit in verschiedene Kategorien einteilen lassen. Nach Varnes 1978, wäre das eine Einteilung der Kategorien nach dem jeweiligen Bewegungstypen. Diese sind demnach fließen (flow), kippen/fallen (fall/topple), driften (spread) und rutschen (slide). (Varnes, 1978) In der untenstehenden Abbildung ist die Kategorisierung nach Varnes dargestellt. In dieser Arbeit soll vor allem auf den Bewegungstypen des Rutschens näher eingegangen werden. Abbildung 5: Klassifizierung der Massenbewegungen (Varnes, 1978) 2.2. Rutschungen Definition: Rutschungen sind Materialienmassen welche durch eine Schwachschicht/ Rutschschicht vom festen Untergrund abgetrennt sind/ werden. Bei einer Rutschung fährt die gesamte oberliegende Schicht entlang der Bruchfläche auf einer stabilen Schicht aufliegend abwärts. (Krautblatter 2010) Oftmals werden Rutschungen durch einen Scherbruch des Geländes aktiviert oder treten in zerklüftetem Gelände auf. (Krautblatter, 2010) Die Entwicklung der Rutschfläche nach einem Scherbruch ist ein progressiver Vorgang, welche in den an Stärksten beanspruchten Zonen beginnt und sich in die benachbarten Zonen weiter fortsetzt. Die Geschwindigkeit der Gleitkörper nimmt bis zum Eintreten einer Rutschung zu. Nach einer Rutschung, kommt die Masse wieder in einem stabilen Gleichgewicht zur Ruhe (Wullimann/Schlüchter 1985). Die Schichtung und Lagerungsverhältnisse innerhalb der Rutschmasse bleiben dabei bestehen. (Krautblatter, 2010) In Festgesteinen verläuft der Prozess ähnlich. Hierbei wird Instabilität durch das Öffnen von Klüften einer bestimmten Kluftschar angezeigt und verursacht. Durch Vergrößerung der Last (Ausweitung der Instabilität durch bereits bestehende Risse) kommt es zu Zunahme bestehender und Neubildung weiterer Mikrorisse. Aus diesen entstehen Makrorisse welche im Verlauf des Prozesses eine durchgehende Bruchfläche bilden. (Bergmeister et.al, 2008) Grundsätzlich werden Hangrutschungen in zwei Unterkategorien eingeteilt. 2.2.1..Rotationsrutschung Bei Rotationrutschungen bildet sich die Rutschfläche als Kreisradius in den Festkörper hinein aus. Durch das Andrücken der Last von oben hebt es den Fuß des Gleitkörpers aus. (Bergmeister et.al., 2008) Dies bezeichnet die namensgebende Rotation des Bewegungsablaufes. Die gesamte Trennfläche hat nach Varnes zumeist die Form von Löffel bzw. eines Halbzylinders. Die Achse der Rotation verläuft parallel zum Hang und quer zur Rutschung. Laut Bergmeister et.al besteht ein bestimmtes Verhältnis zwischen der Tiefe und der Länge des Gleitkörpers, welches zwischen 0,15 und 0,30 liegt. Bei zunehmender Hangneigung nimmt auch das Verhältnis zu. Abbildung 6: Rotationsrutschung (Geological Survey, 2004) Nach Buma & Asch werden Rotationsrutschungen weiter in drei Subkategorien unterteilt. Diese lauten die „Einfache Rotationsrutschung“ (Single slide), die „Mehrfache Rotationsrutschung“ (Multiple slide) und die „rotationsförmige Rutschungsfolge“ (successive slide). Die Einteilung hierbei erfolgt vereinfacht nach der Anzahl der Rutschflächen und Rotationsachsen. Bei der „Einfachen Rotation“ geschieht die Bewegung wie oben beschrieben entlang einer Rotationsache auf einer einzigen Rutschfläche. Die „Mehrfach Rotationsrutschung“ hingegen bezeichnet ein Rutschungsereignis allerdings aufgeteilt in mehrere Rutscheinheiten mit jeweils einer eigenen Rutschfläche und Rotationsachse. Die oben genannte „Rotationsförmige Rutschungsfolge“ hingegen beschreibt mehrere Rotationsrutschungen welche in Serie geschehen. (Buma & Asch, 1996) Und somit zwar eigenständig Rutschungen sind allerdings durch räumliche und zeitliche Gegebenheiten doch verknüpft sind. Abbildung 7: Subkategorien nach Buma und Asch 2.2.2.Translationsrutschung Bei Translationsrutschungen sind die Gleitflächen mehr oder weniger eben und haben mehrfach tektonische, lithologische oder bodengenetische Gründe. Entscheidend ist bei dieser Art der Rutschung dass der Gleitwiderstand/ Scherwiderstand deutlich geringer ausgeprägt ist als die Schubkraft bleibt (Varnes, 1978). Zwei wichtige Rollen in der Entstehung von Translationsrutschungen spielen, Wasser und seismische Bewegungen. Translationsrutschungen werden häufig durch die geologische Exposition in dem jeweiligen Gebiet hervorgerufen. Die Rutschfläche bildet an der lithologischen Grenzfläche von Boden und anstehendem Gestein aus (Karl, 1983). Translationsrutschungen entstehen in Lockergesteinsböden sowie in Lockergestein oberhalb einer wasserundurchlässigen Tonschicht, wenn die darüber befindliche Schicht wassergesättigt ist. Beim Prozess an sich wird der Scherwiderstand wird durch die Wassersättigung herabgesetzt dass die Schersspannung einen kritischen Wert erreicht und die Masse talwärts zu gleiten beginnt. Translationsrutschungen können ebenfalls dem Verhalten der Rutschmasse entsprechend in Subkategorien eingeteilt werden. Besteht eine Translationsrutschung aus einer einheitlichen und zusammenhängenden Masse, welche sich im Verlauf der Rutschung sehr wenig in ihrer Form verändert, handelt es sich um einen so genannten Block Slide (Blockartige Rutschung). Verändert sich die Masse deutlich und zerfällt im Verlauf der Rutschung in Einzelblöcke so spricht man von einem Disrupted Slide (getrennte Rutschung (Varnes 1978). Abbildung 8 : Schema Translationsrutschung (Geological Survey, 2004) 3. Rutschung in Wuhan – Felslabor Während des Aufenthalts in der Provinz Hubei standen Besichtigungen an verschiedenen Orten entlang des Yangtse Flusses am Programm. Aufenthalte gab es in Zigui und Badong. Während der Schwerpunkt in Zigui auf der Besichtigung des 3-Schluchten Staudammes lag, wurden in Badong das Felslabor der Universität für Geowissenschaften, Wuhan und verschiedene Rutschungen in der Region besichtigt. Die Anreise nach Badong erfolgte am 29.10.2015. Da keine Straße entlang des Yangtse Flusses existiert, muss für eine Reise flussaufwärts auf dem Landweg ein großer Umweg in Kauf genommen werden. Beim Aufenthalt in Wuhan In Badong und Umgebung konnten mehrere Rutschungen besichtigt werden. Beobachtungsstation Abbildung 9: Satellitenbild der Huangtupo Rutschzone Im Jahr 1995 setzte sich ein großer Hang am Yangtze im Gebiet der Stadt Badong ab woraufhin alle Bewohner der Gebäude auf der Rutschmasse evakuiert wurden. Die Entscheidung wurde getroffen, ein Felslabor zu bauen. Dafür wurde ein Tunnel parallel zum Flusslauf unterhalb der Rutschung in den Fels getrieben. Seitenstollen ragen in die Rutschung. Am Gegenhang wurde eine Beobachtungsstation auf dem Dach eines Wohnhauses eingerichtet. Mit Hilfe eines Radarsystems (Genaue Bezeichnung: Interferometric Synthetic Aperture Radar – Remote Micro Deformation Monitoring System) wird der Hang permanent überwacht. Abbildung 10: Überwachungsstation auf Gebäudedach Abbildung 11: Monitoring System am Gegenhang und Blick durch das Zielsystem des Geräts 3.1. Xintan Erdrutsch und Lianzi Cliff: Der Xintan Erdrutsch befindet sich am nördlichen Ufer des Yangtse Flusses, gegenüber des von uns besichtigten Landschaftsparks „Lianzi Cliff Scenic Spot“. Aufgrund eines Unfalls auf der Zufahrtstraße fehlte uns leider die Zeit für eine ausführliche Besichtigung und durch das schlechte Wetter wäre laut Prof. Xiang die Begehung des Geländes zudem gefährlich geworden. Abbildung 12: Xintan Erdrutsch Die Gegend des Xintan Erdrutsches blickt auf eine lange bewegte Geschichte zurück. Laut den Aufzeichnungen des Guizhou Zhi ereigneten sich bereits in den Jahren 100 und 377 n. Chr. Erdrutsche, die mehrere hundert Menschenleben forderten. Im Jahr 1030 machte ein Erdrutsch den Fluss 21 Jahre lang für Schiffe unpassierbar. Ein ähnliches Ereignis dürfte im Jahr 1542 stattgefunden haben, wobei die Passage danach 82 Jahre lang nicht befahren werden konnte. Dokumentiere Ereignisse jüngeren Datums gab es in den Jahren 1935, als 20 Häuser über einen Zeitraum von 7 Tagen in den Fluss gedrückt wurden und 1985. 3.2. Xintan Erdrutsch 1985 Am 12. Juni 1985 bewegte sich der Xintan Erdrutsch ein weiteres Mal in zerstörerischem Ausmaß: Zwischen 3:52 und 3:56 setzte sich eine Rutschmasse von 1900 m Länge und einer Breite zwischen 210 und 710 m in Bewegung. Auf einer Fläche von 0,73km² rutschten 30 Mio m³ Lockermasse mit einer Geschwindigkeit von 10-30 m/s in den Yangtse Fluss. 1569 Häuser wurden zerstört und eine etwa 50 m hohe Flutwelle ausgelöst, die noch 15 km flussaufwärts bzw. 27 km flussabwärts registriert werden konnte. Die Ausläufer der Rutschmasse – 250 m lang und 93 m breit – unterbrachen den Schiffsverkehr auf dem Fluss für 12 Tage. Dank guter Vorhersagen konnten die Bewohner der Häuser rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, was bis heute als Wunder gefeiert wird. (Informationstafel, 2015) Abbildung 13: Lianzi Cliff 4. Fallbeispiel Huangtupo-Rutschung bei Badong Im Jahr 1982 wurde in der Stadt Yichang der Gezhouba Staudamm errichtet wodurch es aufgrund des Aufstaus des Jangtse zum Verlust einzelner Teile der Stadt gekommen ist. Als Umsiedlungsfläche wurde der Hang Huangtupo besiedelt. Dieser liegt südlich der „Guandukou“ Synklinale und gehört zur Kreisstadt Badong, welche im südwestlichen Teil der chinesischen Provinz Hubei direkt am Jangtse Fluss liegt. Die Huangtupo-Rutschung ist eine der Größten im gesamten Reservoir des Drei SchluchtenProjekts befindliche Rutschung uns zählt so unter anderem auch zu eine der mächrigsten Hangrutschungen in der Kreisstadt Badong. Sie umfasst eine Fläche von 135x104 m² und ein Volumen von ca. 6934x104 m³ (WANG et al., 2009). Die morphologischen Gegebenheiten lassen sich vorerst mit steil-gemäßigt bis steil–sehr steil beschreiben. Abbildung 14: Schematische geologische Übersicht der Huangtupo Rutschung (China University of Geosciences, Wuhan) Die Gleitzone der Rutschung befindet sich komplett in der T2b 3 Formation. Dies bedeutet, dass hier hauptsächlich Mergel und teils stark verwitterter mergeliger Kalk vorkommt (WOLLENDORFER, 2009). Durch die zahlreichen Bauarbeiten und Aushubarbeiten im Rahmen der Neubesiedelung wurde das Untergrundmaterial frei gelegt. Die Festigkeiten des Gesteins wurden dadurch herabgesetzt und die Gefahr für eine Bewegung innerhalb dieser Materialschicht, welche doch einige Meter hoch sein kann, steigt. 5. Felslabor in Badong Das Felslabor in Badong liegt direkt am Yangtze Fluss und besteht aus einem Erkundungsstollen parallel zum Flusslauf und einer Beobachtungsstation auf der gegenüberliegenden Seite. Grund für den Bau dieses Labors ist die Untersuchung der Huang – Tupo – Rutschung, die nach 15.000 – 30.000 Jahren wieder aktiv wurde. Verantwortlich dafür war die Errichtung des Drei – Schluchten – Staudammes und der damit verbundenen Aufstauung des Yangtze. Diese reaktivierte Rutschung erstreckt sich hangparallel auf einer Länge von ca. 2km und besteht aus 4 Gleitkörpern unterschiedlichen Alters, welche eine Mächtigkeit von bis zu 80m aufweisen. Auf Grund der Größe dieser Massenbewegung, ist eine Sanierung nicht machbar. Deshalb wurden die rund 15.000 Bewohner dieses Gebiets umgesiedelt um eine mögliche Katastrophe zu vermeiden. Am Gegenhang dieser Rutschung befindet sich eine Messstation der Universität, wo mit Hilfe von Radarinterferometrie und 3D – Laserscan der Hang vermessen und untersucht wird. Mit dem Ziel der genauen Erforschung dieser Rutschung, sollen zukünftig Massenbewegungen am Yangtze frühzeitig erkannt und besser modelliert werden. Abbildung 15: Huang – Tupo – Rutschung von der Beobachtungsstation am Gegenhang. gelb: Rutschmasse, rot: ungefähre Lage des Tunneleingangs (rechts) und Tunnelende (links) Infolge der Schwankungen des Wasserspiegels um bis zu 30m pro Jahr, konnten bis zu 4000 weitere Hangbewegungen im Staubereich dokumentiert werden. Mit dem Ziel solche Massenbewegungen besser zu verstehen, wurde im Auftrag der Universität für Geowissenschaften in Wuhan, dieses Untersuchungsprojekt errichtet. Das besondere an diesem Stollen ist, die direkte Begehung der Gleitfläche einer Hangbewegung. Nach einer Bauzeit von 2 Jahren, wurde der ca. 900m lange Stollen, der sich in der unteren stabilen Hangschicht befindet, fertig gestellt. Neben dem Hauptstollen gibt es noch 5 Sondierungsstollen, die bis hin zur Gleitfläche ragen. An den Gleitflächen werden Proben entnommen und Messungen vorgenommen. Damit kann eine detailliertere 3D – Simulation erstellt werden. An den Gleitflächen selbst finden Triaxialversuche statt um die Druckfestigkeit des Bodens zu bestimmen. Außerdem sind Extensiometer an Rissen von Böden und Wänden des Untersuchungsstollens angebracht. Mit diesen können Verformungen und Verschiebungen gemessen werden und mit einem Datenaufnahmegeräte dokumentiert werden. Die Änderung der Strecke zwischen den beiden Ankern wird beobachtet. Somit lassen sich Rückschlüsse auf die Hangstabilität ziehen. Weiteres sind Inklinometer eingebaut. Durch Bestimmung der Horizontalverschiebungen entlang einer vertikalen Bohrung können Informationen über Anzahl und Mächtigkeit verschiedener Bewegungszonen erfasst werden. Durch Messungen können Hanggeschwindigkeiten in der Tiefe bestimmt werden. (Zangerl et al., 2008) Abbildung 17: Extensometer im Tunnel Abbildung 16: Triaxialversuch Im Tunnel selbst sind beidseitig Rinnen angebracht um für eine Entwässerung zu sorgen. Des Weiteren befinden sich hangseitig mehrere kleine Beobachtungsfenster um die Struktur des anliegenden Fels zu erkunden. Die gewonnen Erkenntnisse helfen der Frühwarnung von Massenbewegungen im Staugebiet des Drei – Schluchten – Staudammes. So können etwa mit Hilfe der Daten Riskiokarten erstellt werden. Quellenverzeichnis BERGMMEISTER, K.; SUDA, J.; HÜBL, H.; RUDOLF-MIKLAU, F. (2008) Betonkalender 2008 – Schutzbauwerke gegen Wildbachgefahren. Ernst und Sohn, Berlin, S. 110- 111 BUMA, J. &. T. ASCH (1996): Soil (debris) spreading. In: Dikau et al. 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