F ERNERKUNDUNG VON KLIMARELEVANTEN W OLKENEIGENSCHAFTEN MIT SATELLITEN UND FLUGZEUGGESTÜTZTEN R ADIOMETERN Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Naturwissenschaften am Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität Berlin vorgelegt von L OTHAR S CHÜLLER aus Dockweiler Berlin, Juni 1999 1. Gutachter: Prof. Dr. Jürgen Fischer 2. Gutachter: Prof. Dr. Martin Claußen Tag der Disputation: 12. Juli 1999 Meinem Vater Klaus Schüller zum 60. Geburtstag gewidmet 4 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 Kapitel 1. Strahlungstransport in der bewölkten Atmosphäre 5 1.1. Wechselwirkung von Strahlung und Wolken: Das Vertikal Uniforme PlanParallele Modell (VU-PPM) 5 1.2. Das Strahlungstransportmodell MOMO 7 Kapitel 2. Ein Fernerkundungsverfahren zur gleichzeitigen Bestimmung der optischen Dicke und des Effektivradius 9 2.1. Simulation von multispektralen Strahldichten 10 2.2. Hauptkomponentenanalyse 11 2.3. Auswahl der Kanäle 13 2.4. Vergleich unterschiedlicher Algorithmen 14 2.5. Inversion durch Neuronale Netze 18 Kapitel 3. Flugzeuggestützte Fernerkundung von Wolkenparametern zur Untersuchung des indirekten Effektes der Aerosole auf das Klima 23 3.1. Der indirekte Klimaeffekt der Aerosole 23 3.2. Das zweite Experiment zur Charakterisierung der Aerosole ACE 2 24 3.2.1. Überblick 24 3.2.2. Das CLOUDYCOLUMN Teilexperiment 25 3.2.3. Das Meßsystem des Instituts für Weltraumwissenschaften 28 3.3. Ein neuer Parameterisierungsansatz für Stratokumulusbewölkung 31 3.3.1. Die Grenzen des VU-PPM 31 3.3.2. Das Adiabatisch geschichtete Plan-Parallele Modell (AS-PPM) 32 3.3.3. Implementierung des AS-PPM in die Strahlungstransportsimulation mit MOMO 35 3.4. Mögliche Äquivalenz zwischen VU-PPM und AS-PPM 38 3.5. Experimentelle Validierung des AS-PPM 40 3.6. Beobachtung des Twomey-Effektes mit Fernerkundungsmethoden 41 i ii INHALTSVERZEICHNIS 3.6.1. Entwicklung eines Ableitungsverfahrens für geometrische Dicke und Tropfenkonzentration 41 3.6.2. Beobachtung des Twomey-Effektes mit OVID während ACE 2 43 3.6.3. Beobachtung des Twomey-Effektes mit MOS 47 Kapitel 4. Operationelle Verfahren zur Ableitung der wolkenoptischen Dicke und der Albedo 51 4.1. Das Medium Resolution Imaging Spectrometer MERIS 52 4.1.1. Technische Beschreibung 52 4.1.2. MERIS Anwendungen 53 4.2. Der Modulare Optoelektronische Scanner MOS 55 4.3. Physikalische Ableitungsprinzipien 56 4.4. Mathematische Beschreibung des Algorithmus 59 4.4.1. Strahlungstransportsimulationen 59 4.4.2. Regressionsverfahren zur Inversion von Strahlungstransportsimulationen 63 4.4.3. Ableitungsprozeß für MERIS und MOS Daten 65 4.5. Anwendung des Verfahrens auf MOS Daten 67 4.6. Sensitivitätsanalyse und Abschätzung der Genauigkeit 69 4.6.1. Genauigkeit der Regression 69 4.6.2. Sensitivitätsberechnungen auf Grundlage einer MERIS-Überflugsimulation 70 Zusammenfassung und Ausblick 79 Anhang A. Ableitung des Äquivalenten Effektivradius für das VU-PPM 83 Anhang B. Statistik der abgeleiteten Wolkeneigenschaften während ACE 2 85 Anhang C. Bodenwetterkarten 89 Literaturverzeichnis 95 Abbildungsverzeichnis 103 Tabellenverzeichnis 109 Verzeichnis der verwendeten Symbole 111 Größen 111 Indizes 112 Abkürzungen 113 Danksagung 115 Einleitung Seitdem es möglich ist, künstliche Satelliten auf eine Erdumlaufbahn zu bringen und diese mit entsprechenden Sensoren auszustatten, gehört die Beobachtung der Erde vom Weltraum aus zu den faszinierendsten Anwendungen der Raumfahrt. Natürlich kann keiner die immense Bedeutung der grenzüberwindenden Erfahrung des Austretens aus der bisher erfahrbaren Sphäre und das Eintreten in die Raumleere, gar das Betreten des Mondes leugnen, doch ist nach der Zeit der ersten Pionierleistungen dieser Aspekt lediglich einer unter mehreren anderen geworden. Die Prioritäten in der Raumfahrt haben sich verschoben und immer mehr ist dem Gedanken des Ausbrechen aus dem System Erde, gar die Entdeckung neuer Welten eine Rückwendung zu den irdischen Angelegenheiten hinzugekommen. So geben die persönlichen Berichte der Astronauten und Kosmonauten wieder, wie sehr das Erlebnis der Anschau unseres Planeten als Ganzes alle anderen Erfahrungen in den Schatten zu stellen vermag. Auch in Fragen der wirtschaftlichen Nutzbarkeit der Raumfahrt liegen die erdbezogenen Anwendungen trotz Teflonpfanne und Tubenmahlzeiten weit vorne: So sind es heute hauptsächlich die Kommunikations- und Fernsehsatelliten und eben Erdbeobachtungssysteme, die operationelle Anwendungen mit einer großen (volks-)wirtschaftlichen Bedeutung finden, nämlich überall dort, wo große Entfernungen und Flächen bodengebundene Lösungen unrentabel machen. Von diesem Vorteil der Satelliten als Träger von Sensoren macht auch die Erforschung des Klimasystems Gebrauch, bietet sie doch die einzige Möglichkeit globale Messungen von relevanten Größen durchzuführen und zwar auf den erforderlichen großen Raumskalen. In diesem Forschungsbereich ist die Satellitenfernerkundung mehr Notwendigkeit denn Faszination. Notwendigkeit nicht nur im Sinne eines akademischen Erkenntnisstrebens. Das haben zahlreiche wetterbedingte Naturkatastrophen der letzten Jahre gezeigt, die erhebliche Opfer an Menschenleben und wirtschaftlichen Schäden zur Folge hatten. Beim Versuch, die Ursache für die Katastrophen und neuerliche Wetterrekorde (z.B. ist 1998 an der Mosel mit 41,2 die höchste jemals in Deutschland registrierte Temperatur aufgetreten) liegen die Erklärungen zwischen „Eindeutige Folge von anthropogener Klimabeeinflussung" bis „Natürliche Schwankung eines komplexen und nach chaotischen Gesetzen sich verhaltenden Klimasystems". Dieses weit auseinanderklaffende Spektrum an Antworten ist einerseits ein Zeichen für ein unzureichendes Verständnis über die physikalischen Vorgänge in der Atmosphäre und vor allen über die mannigfaltigen Rückkopplungseffekte, zum anderen kann diese Diskrepanz auch als Ausdruck unterschiedlicher Interessen gewertet werden, da ja oft die Kenntnis der Ursachen die Methoden der Bekämpfung dieser Ursachen bedingt. Und diese haben weitreichende politische und wirtschaftliche Auswirkung. Man betrachte nur das Geschehen rund um die Weltklimakonferenz um sich dieser Auswirkung bewußt zu werden. Die Diskussion über Klimaänderung durch menschliche Einflüsse (Die Verstärkung des Treibhauseffektes durch zusätzliche Emission als das wohl bekannteste Beispiel) führte zu einem viel allgemeineren Begriff des global change, des Globalen Wandels, in dem die 1 2 EINLEITUNG Klimaeffekte selbst, aber auch deren möglichen und wahrscheinliche Folgeerscheinungen einfließen, von statischen Problemen bei großen Bauwerken durch Rückgang der Bodenfeuchte bis hin zu Völkerwanderungen durch Ernteausfälle und Aridisierung und den damit verbundenen Konflikten sowie die unmittelbaren Schäden, die heftige Regenfälle und Stürme verursachen. Es besteht kein Zweifel daran, daß sich aus der tatsächlichen und der potentiellen Gefahr eine dringende Notwendigkeit zum Handeln ergibt. Unzweifelhaft ist allerdings auch, daß die Grundlage eines Handlungsplanes nur eine maximal mögliche Kenntnis des Klimasystems (Zustand, Variabilität und Sensitivität) sein kann. Es ist also unvermeidlich, daß ein Klimaschutzprogramm immer ein dynamischer Prozeß sein muß, in dem neue Erkenntnisse und neue Beobachtungen in einen Entscheidungsprozeß einfließen. Ein solches Programm muß, um wirksam zu sein und zu bleiben, sich den Eigenschaften des von ihn betrachteten Systems anpassen. Für die Klimawissenschaften ergibt sich daraus ein klarer Auftrag, die sich ständig weiterentwickelnde Technik (etwa die Computer für die Klimamodellierung oder die Sensorik für die Fernerkundung) zu nutzen, Methoden weiterzuentwickeln um so die immer noch großen Ungenauigkeit ihrer Aussagen zu reduzieren. Die Unsicherheit in den Prognosen der Klimamodelle hat vielfältige Ursachen. Zum einen liegt es in der Natur der Gesamtheit der Prozesse, die das Klimasystem ausmachen. Die Dynamik in der Erdatmosphäre beispielsweise kann nie, auch nicht mit den aufwendigsten Computersystemen vollständig in einem Modell abgebildet werden, da sie Ergebnis von Wechselwirkungsprozessen sowohl auf molekularer Ebene, als auch zwischen Tausende von Kilometern ausgedehnten Luftmassensystemen ist. Eine vollständige Modellierung müßte also jedes (!) einzelne (!) Molekül berücksichtigen mit der Folge, daß entweder der Computer der dieses Modell bearbeiten könnte, mindestens so groß wie die Erdatmosphäre sein müßte, oder aber die Prognose für die nächsten 10 Jahre 100 Millionen Jahre dauern würde. Die räumliche (und auch zeitliche) Auflösung der Klimamodelle muß sich demnach immer nach dem technisch Machbaren richten. Bei einer Aufteilung der Erdatmosphäre und des Ozeans in Gitterboxen, die jeweils als homogen bezüglich der beschreibenden Größen betrachtet werden, müssen die physikalischen Prozesse aus diesen Größen mit Hilfe von Parameterisierungen berechnet werden. Diese Parameterisierungen, die zwangsläufig eine Vereinfachung darstellen und damit Quellen der Ungenauigkeit sind, bestimmen die Qualität eines Klimamodells und damit deren Aussagen. Somit kommt der Parameterisierung von physikalischen Vorgängen eine besondere und wichtige Rolle zu. Modellierer greifen dabei sowohl unmittelbar auf die Physik der Atmosphäre, aber auch, wenn dies nicht möglich ist, auf empirisches Datenmaterial zurück. Fernerkundungsdaten können hierbei einen wichtigen Beitrag liefern: bei der Erstellung von Parameterisierungen, bei der Initialisierung der Modelle aber auch, wenn es darum geht, die Gültigkeit einer Parameterisierung mit Hilfe von Beobachtungen zu überprüfen (Validation). Für große Flächen der Erde, etwa über den Ozeanen, stellen die Fernerkundungsdaten die einzigste Informationsquelle dar. Die Unterstützung bei der Modellierung ist eine wichtige Anwendung der Satellitenfernerkundung, aber darüberhinaus sind Satellitendaten unverzichtbar wenn es darum geht, Klimaveränderungen aufzuspüren, nachzuweisen und die Ursachen dafür aufzudecken. Begrenzend wirkt dabei der Umstand, daß es sich bei der Satellitenfernerkundung im Vergleich zu klimatologischen relevanten Zeitskalen um eine sehr junge Methode handelt. Die frühsten für die Klimatologie nutzbaren Satellitendaten stammen vom Anfang der Sechziger Jahre, die verständlicherweise den heutigen Qualitätsmaßstäben nicht mehr genügen. Dennoch gelangen Aussagen wie zum Beispiel EINLEITUNG 3 über die Entwicklung der globalen Jahresmitteltemperatur und deren Anstieg um 0,07 C pro Jahrzehnt (Wentz und Schabel 1998). Die Entwicklungen im Bereich der Sensor- und Nachrichtentechnik haben neue und bessere Fernerkundungsverfahren möglich gemacht, die auch die Beobachtung der klimarelevanten Parameter betrifft. Die Besonderheiten des Betriebes im Weltraum führen zu einer gewissen Verzögerung zwischen der Entwicklung von Sensortechnik und deren Anwendung in der Satellitenfernerkundung. So kommt es, daß sich beispielsweise die CCD-Technologie schon über ein Jahrzehnt in den Labors und sogar in der Unterhaltungsindustrie (Videokameras) durchgesetzt hat, aber ihr Einsatz als Sensoren für satellitengestützte Instrumente erst seit kurzer Zeit einen deutlichen Fortschritt darstellt. Diese neue Generation von Satellitensensoren bilden einen Schwerpunkt dieser Arbeit. Der Fortschritt ist vor allen Dingen in der erhöhten räumlichen, zeitlichen und spektralen Auflösung zu sehen. Hierdurch können bestehende Methoden effektiver und genauer angewendet und immer größerer Gebiete in immer kürzer werdenden Zeitintervallen beobachtet werden. Besonders die größerwerdende Anzahl von Spektralkanälen bei abbildenden Systemen ermöglicht neuartige Ableitungsmethoden, so wie sie auch in dieser Arbeit vorgestellt werden. Die neuen Möglichkeiten meß- und rechentechnischer Art werden in dieser Arbeit dazu genutzt, um in zwei problematischen Bereichen einen Fortschritt zu erzielen: Aerosole und Wolken. Die klimatische Wirkung dieser beiden atmosphärischen Partikeln ist eng verzahnt. Gemeinsam ist auch, daß die quantifizierende Beschreibung in Klimamodellen von Prozessen, an denen Wolken- und Aerosolpartikel beteiligt sind, immer noch einen hohen Grad an Approximation hinnehmen muß und damit eine nur schwer abschätzbare Unsicherheit in den Prognosen impliziert. Das wiegt besonders schwer, da es sich bei Aerosolen und insbesondere bei den Wolken um wesentliche Komponenten des Klimasystems handelt, die maßgeblich an der Umwandlung der Strahlungsenergie sowie am hydrologischen und chemischen Kreisläufen beteiligt sind. Schon mit den frühsten Bildern der Satellitenfernerkundung (TIROS-Programm 1960-1965) konnte man erkennen, daß mehr die Hälfte des in den reflektierten Sonnenlichtes von den Wolken kommt. Vor dem Hintergrund einer möglichen Temperaturerhöhung ist die Frage, wie Wolken auf eine solche Störung reagieren, und welches Gleichgewicht sich daraufhin einstellt von großer Wichtigkeit. Dabei interessiert vor allen, wie sich Bewölkungsgrad, das Reflexionsvermögen (Albedo) und die Wolkenhöhe auf die neuen Bedingungen einstellen, und welche Rückkopplungsprozesse dafür verantwortlich sind. Die Wolkenbildung selbst ist wiederum ein komplexer Vorgang, an dem weitere atmosphärische Komponenten beteiligt sind (Wasserdampf, Aerosole) und der von zahlreichen Zustandsgrößen abhängt und sich dadurch einer einfachen mathematischen Beschreibung entzieht. Für das Kondensieren von Wasserdampf zu Tropfen oder Eiskristallen ist stets das Vorhandensein von Aerosolen als Kondensationskerne notwendig. Die durch den Menschen verursachten Emissionen von Aerosolen in die Erdatmosphäre können daher die Tropfenkonzentration in Wolken erhöhen. Dies würde die Streuung von Licht erhöhen sowie die Reflexion an der Wolkenoberkante und damit die Menge der durch die Erde absorbierten Energie reduzieren. Leider ist das Ausmaß dieses Effektes (indirekter Aerosoleffekt) auf den globalen Strahlungshaushalt noch unbekannt. Abschätzungen liegen zwischen 0 und -1,5 Wm (Houghton et al. 1996). Zum Vergleich: Der Effekt durch anthropogene Treibhausga-Gehalts. se ist ungefähr +2,4Wm bei Verdopplung des atmosphärischen 4 EINLEITUNG Nicht alle Wolkentypen haben den gleichen Klimaeffekt. Stratusbewölkung in tieferen Schichten tendieren dazu, den Planeten abzukühlen, weil diese Art von Wolken mehr solare Strahlung in den Weltraum zurückstreuen als sie die aufwärtsgerichtete Wärmestrahlung absorbieren können. Im Gegensatz dazu kommt es bei Zirruswolken zu einer Aufheizung, weil bei diesen Wolken die Reflexion der Sonnenstrahlung schwächer ist aber einen größeren Anteil der aufsteigenden Infrarotstrahlung absorbieren als sie an ihren sehr kalten Oberkanten in den Weltraum emittieren. Mächtige, konvektive Wolken haben weder einen wärmenden noch kühlenden Effekt, da sowohl die Treibhaus- als auch die Reflexionswirkung sehr groß sind und sich nahezu aufheben. Diese Arbeit soll einen Beitrag zu einer Verbesserung der Beobachtung von klimarelevanten Eigenschaften von Wolken liefern. Die Untersuchungen stützen sich dabei auf zwei Hauptmethoden, die in dieser Arbeit zur Anwendung gekommen sind: Messung und Simulation der solaren Strahlung in der Atmosphäre. Das einführende ersten Kapitel hat die Beschreibung des Strahlungstransportes in bewölkten Atmosphären zum Thema. Auf dieser Grundlage ist ein Verfahren zur Ableitung von optischen und mikrophysikalischen Größen entwickelt worden, das in Kapitel 2 ausführlich dargestellt wird. Eine konkrete Anwendung hat dieses neue Verfahren bei Flugmessungen während der ACE 2 Kampagne erfahren, die die Erforschung des indirekten Aerosoleffektes zum Schwerpunkt hatten. Die ersten Analysen und Ergebnisse der Messungen führten zu neuen Möglichkeiten, die Fernerkundung zur Beobachtung von Wolkenbildungsprozessen einzusetzen und deren Einfluß auf die rückgestreute Strahlung nachzuweisen. Grundlage für diese neuartigen Ableitungsmethoden ist dabei eine neue Art der Parameterisierung von Wolken in einem Strahlungstransportmodell. Die durchgeführten Strahlungsmessungen, der neue Parameterisierungsansatz, die Entwicklung der neuen Algorithmen sowie die damit gewonnenen Ergebnisse sind Gegenstand von Kapitel 3. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit sind operationelle Algorithmen für Satellitensensoren. Die Anforderungen in diesem Bereich unterscheiden sich von denen der experimentellen Verfahren. Hier stehen große Robustheit und universelle Anwendbarkeit im Vordergrund. Die Entwicklung solcher Algorithmen hat dem Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund ist die Sensitivitätsanalyse der Ableitungsgenauigkeit ein Schwerpunkt des abschließenden vierten Kapitels. KAPITEL 1 Strahlungstransport in der bewölkten Atmosphäre 1.1. Wechselwirkung von Strahlung und Wolken: Das Vertikal Uniforme Plan-Parallele Modell (VU-PPM) Die Abschwächung des Lichts beim Durchgang eines Mediums wird Extinktion genannt. der Strahlungdichte ist proportional zur einfallenden Strahldichte und Die Änderung der Weglänge durch das Medium. Die Proportionalitätskonstante wird als Extinktionskoeffizient ext bezeichnet: (1.1.1) ext In einer horizontal und vertikal homogenen Wolkenschicht der Tiefe , in der Tropfengrößen vorkommen ist der Extinktionskoeffizient nach einer bestimmten Verteilungfunktion gegeben durch: ext (1.1.2) ext Dabei bedeutet ext der Wirkungsgrad der Extinktion, der aus dem Quotienten des Wirkungsquerschnittes der Extinktion und dem geometrischen Querschnitt eines Wolkenteilchens gebildet wird. Der Wert von ext ist abhängig vom Verhältnis von Partikelgröße und Wellenlänge des Lichts (Größenparameter ) sowie vom komplexen Brechungsindex von Wasser und kann mit einem Mie-Programm berechnet werden. Die optische Dicke der Wolkenschicht kann als das Produkt des Extinktionskoeffizienten und der geometrischen Dicke angegeben werden: (1.1.3) ext Nimmt man eine monodisperse Verteilung der Tropfengrößen an, d. h. die Wolke bestehe aus Tropfen nur eines Radius mit einer Tropfenkonzentration von , so entsteht aus Gleichungen 1.1.2 und 1.1.3: ext (1.1.4) Berücksichtigt man zudem, daß der Wirkungsgrad der Extinktion für typische Tropfengrößen und Wellenlängen des sichbaren und nahen infraroten Lichts einen Grenzwert von ext 2 annimmt, dann vereinfacht sich der Ausdruck weiter zu: (1.1.5) Der Flüssigwassergehalt, der im Folgenden wie in internationalen Publikationen üblich mit LWC bezeichnet wird (liquid water content), ist definiert als Produkt von Teilchenvolumen, 5 6 1. STRAHLUNGSTRANSPORT IN DER BEWÖLKTEN ATMOSPHÄRE Tropfenkonzentration und Dichte von Wasser: LWC (1.1.6) Dieser Ausdruck läßt sich dazu verwenden, die optische Dicke als Funktion des Flüssigwassergehaltes zu erhalten: LWC LWC Weiterhin kann es durch die Verwendung von auch als Funktion der Tropfenkonzentration gegeben werden: LWC (1.1.7) die optische Dicke (1.1.8) Damit ist als die optische Dicke proportional zu , LWC und . Das Ergebnis dieses recht einfachen Modells zeigt schon, daß der Einfluß der Tropfenkonzentration auf die optischen Eigenschaften deutlich ist, wenn auch die Mächtigkeit der Wolke und der Flüssigwassergehalt LWC noch stärker die Strahlungseigenschaften beeinflussen. Eine vertikal und horizontal homogenen (plan-parallele) Wolke stellt natürlich eine starke Idealisierung der natürlichen Bedingungen dar. Der Vorteil liegt aber darin, daß man mit diesem Modell einen analytischen Zugang zu den Zusammenhängen zwischen Größen und Prozessen finden kann, wie dies oben geschehen ist. Außerdem lassen sich plan-parallele Wolken einfach und ohne großen Aufwand in gängige Strahlungstransportmodelle verwirklichen. Das ist besonders bei der Berücksichtigung von Strahlungseffekten in globalen Klimamodellen (general circulation models GCM) wichtig, da dort aus Gründen der Rechenökonomie keine aufwendigen Parameterisierungen verwendet werden können. Auf dieser Basis können Fernerkundungsverfahren mit hinreichender Genauigkeit entwickelt werden, wie in Kapitel 2 beschrieben wird. Die Unzulänglichkeiten dieses Modells und die Notwendigkeit einer Erweiterung der Wolkenrepräsentation in einem Strahlungstransportmodell zeigt sich beim Versuch, den indirekten Effekt der Aerosole mit Strahlungsmessungen nachzuweisen. Abschnitt 3.3.2 behandelt die Erweiterung des VU-PPM-Modells und beschreibt die neuen Möglichkeiten der Fernerkundung von mikrophysikalischen und geometrischen Parametern die daraus entstehen. Die Abhängigkeit der Strahlungsgrößen wie Strahlungsfluß und Strahldichte von der optischen Dicke und der mikrophysikalischen Parameter ist von komplexer Natur, da hier die Richtungsabhängigkeit der Streuung berücksichtigt werden muß. Dieses Problem läßt sich nicht durch einfache analytische Überlegungen berechnen, vielmehr muß dabei auf numerische Methoden zurückgegriffen werden. Es gibt viele verschiedene Ansätze zur Lösung der Strahlungstransportgleichung, die jeweils für spezielle Anforderungen besonders geeignet sind. Die Ergebnisse dieser Arbeit stützen sich auf die Berechnungen mit dem Strahlungstransportmodell MOMO. 1.2. DAS STRAHLUNGSTRANSPORTMODELL MOMO 7 1.2. Das Strahlungstransportmodell MOMO Das Strahlungstransport MOMO (Fischer und Graßl 1991, Fell 1997) basiert auf der MatrixOperator Methode nach Plass et al. (1973). Dieses berechnet den Transport der direkten und diffusen Solarstrahlung in einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean System. Als Primärprodukte werden die azimutal- und zenital aufgelösten Strahldichten an den definierten Schichtgrenzen ausgegeben, es lassen sich aber auch sekundäre Größen, wie Strahlungsflüsse und Reflexionsvermögen errechnen. Die speziellen Eigenschaften der Matrix-Operator Methode bedingen, daß einige Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen: Die einzelnen Schichten werden als horizontal und vertikal homogen angenommen. Eine vertikale Strukturierung der Modellatmosphäre wird durch die Kombination mehrerer Schichten mit unterschiedlichen optischen Eigenschaften vorgenommen. Der Strahlungstransfer wird lediglich für eine endliche Anzahl von Zenitwinkeln berechnet (Richtungsdiskretisierung durch die Verwendung der Gauß-LobattoQuadratur). Die Anzahl, nicht aber die Lage der Winkelstützstellen kann im Programm beliebig vorgegeben werden, wobei aber beachtet werden muß, daß die Rechenzeit mit der zweiten Potenz der Anzahl der Winkelstützstellen (Dimension der Matrizen) steigt. Die Genauigkeit, mit der die azimutalen Abhängigkeiten durch die Fourierreihen dargestellt werden können, ist durch die Anzahl der Fourierkoeffizienten beschränkt. Diese kann ebenfalls beliebig gewählt werden, wobei sie die Rechenzeit in etwa linear beeinflußt. Die wichtigsten Parameter, die in MOMO berücksichtigt werden können, sind als untere Randbedingung das Rückstreuvermögen der unteren Begrenzung der Modellatmosphäre. Im Falle der hier beschriebenen Algorithmen wird keine Berechnung des Strahlungstransportes im Ozean benötigt. Als Randbedingung ist hier eine reflektierende Fläche verwirklicht, die dem Erdboden bzw. der Ozeanoberfläche entspricht. Ein spektral abhängiges Reflexionsvermögen dieser Fläche ist ein Eingabeparameter für das Simulationsprogramm. Als obere Randbedingung gilt die solare Einstrahlung am Oberrand der Atmosphäre. Sie wird als räumlich und zeitlich konstant angenommen und ist lediglich vom betrachteten Wellenlängenintervall abhängig. Im Strahlungstransportprogramm werden die Daten aus Neckel und Labs (1984) benutzt. Der spezielle Wert der solaren Einstrahlung in einem betrachteten Kanal beeinflußt den Strahlungstransport innerhalb der Atmosphäre nicht. Somit kann die komplette Berechnung mit einer normierten Solarkonstante vom Wert 1 erfolgen, die Ergebnisse werden anschließend mit der tatsächlichen Solarkonstante multipliziert, und können dann mit Meßwerten verglichen werden. Die Wechselwirkung der Wolkenpartikel mit der solaren Strahlung wird in Form von Extinktions- und Streukoeffizienten sowie durch eine Phasenfunktion angegeben. Die Phasenfunktion beschreibt die Winkelabhängigkeit des gestreuten Lichts in einem Einfachstreuprozeß ( : Raumwinkel). In Abhängigkeit von einer Größenverteilung der Partikel und des wellenlängenabhängigen Brechungsindexes können diese Eingabegrößen mit der Mie-Theorie (Mie 1908, van de Hulst 1957) berechnet werden. Ein entsprechendes Programm, wurde im Rahmen dieser Arbeit entwickelt. Als Modell für eine Größenverteilung von Wolkentropfen wurde eine Gamma-Funktion der Form: 8 1. STRAHLUNGSTRANSPORT IN DER BEWÖLKTEN ATMOSPHÄRE (1.2.1) verwendet (Deirmandjian 1969). Hierbei bedeuten den effektiven Tropfenradius und die effektive Breite der Verteilung. Das Mie-Programm kann allerdings beliebige Tropfengrößenverteilungen berücksichtigen. Die Daten für den komplexen Brechungsindex von flüssigem Wasser entstammen aus den Veröffentlichungen von Hale und Querry (1973), Palmer und Williams (1974) und Irvine und Pollack (1968). Neben den Wolkentropfen sind Aerosole und Luftmoleküle als atmosphärische Streuer zu berücksichtigen. Die Berechnung von Extinktions- und Streukoeffizienten und der Phasenfunktionen erfolgt für Aerosole ebenfalls mit Hilfe der Mie-Theorie. Bei Aerosolen muß aber zusätzlich noch zwischen verschiedenen Typen unterschieden werden, die sich durch ihre chemische Zusammensetzung und Partikelgröße definieren. Luftmoleküle sind bei den hier betrachteten Spektralbereich kleiner als ein Zehntel der Wellenlänge. Die Phasenfunktion und die Extinktionskoeffizienten für die Molekülstreuung verhalten sich unter diesen Bedingungen nach dem Rayleigh-Gesetz. Diese werden für jede Atmosphärenschicht in Abhängigkeit von den dort angenommenen Werten für die Temperatur und Luftdruck berechnet und für die Strahlungstransportrechnung verwendet. werden zur Berechnung der azimutal aufgelösten Die berechneten Phasenfunktionen Strahlungsgrößen in Fourierreihen entwickelt. Dies ist besonders bei der Entwicklung von Verfahren für abbildende Satellitensysteme notwendig. Die Messungen der Nadirstrahldichten mit OVID können dagegen mit azimutal gemittelten Simulationen analysiert werden. MOMO zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität bei der Simulation verschiedener Szenarien aus. Die vertikale, spektrale und räumliche (Winkel-) Auflösung ist ausschließlich durch computertechnische Bedingungen beschränkt, ebenso die Anzahl und Art der atmosphärischen Streuer. Von dieser Anpassungsfähigkeit wurde bei den vorliegenden Untersuchungen starken Gebrauch gemacht, so daß die Beschreibung der jeweiligen MOMO-Konfigurationen in den entsprechenden Abschnitten erfolgt. KAPITEL 2 Ein Fernerkundungsverfahren zur gleichzeitigen Bestimmung der optischen Dicke und des Effektivradius Die Strahlungseigenschaften von Wolken im kurzwelligen (solaren) Spektralbereich hängen ab, die fast ausschließlich von der optischen Dicke und der Tropfengrößenverteilung durch den sogenannten Effektivradius (2.0.2) repräsentiert werden kann. Vereinfacht kann man sagen, daß die optische Dicke im wesentlichen die Quantität der gestreuten Strahlung bestimmt, wobei die Tropfengröße für die Umverteilung der Strahlung in die verschiedenen Ausbreitungsrichtungen (ausgedrückt durch die Phasenfunktion ) verantwortlich ist. Optische Dicke und Effektivradius werden aus diesem Grund auch für Parameterisierungen der Wolken in Globalen Zirkulationsmodellen (GCM) verwendet (Slingo 1989) und sind gleichzeitig zwei Parameter, die unmittelbar im Zusammenhang des indirekten Klimaeffektes der Aerosole stehen. Sie bestimmen also auch das Rückstreuvermögen der Wolken, durch die Wolken auf den Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde starken Einfluß nehmen. Eine globale Überwachung dieser Größen (etwa um GCMs als Eingabedaten zu dienen) sowie die Quantisierung deren räumlicher und zeitlicher Variationen kann nur vom Weltraum durch abbildende Satellitenmessungen geschehen. Die Anwendung von Fernerkundungsmethoden vom Flugzeug aus kann die Erforschung des indirekten Effektes in mehrfacher Hinsicht unterstützen: Einerseits können Satellitenmessungen simuliert und damit schon vor der eigentlichen Satellitenmission die Verfahren validiert und optimiert werden, andererseits können während Meßkampagnen wie ACE 2 (Abschnitt 3.2) Wolkensysteme durch die Ableitung von optischen und mikrophysikalischen Parametern beobachtet und auf deren klimawirksame Einflüsse untersucht werden. Das hier beschriebene Verfahren wurde zwar speziell für Messungen mit dem hochauflösenden Spektrometer OVID (Abschnitt 3.2.3.1) entwickelt, ist aber auf Messungen mit anderen Instrumenten mit ähnlicher Kanalsetzung übertragbar. Strahldichtemessungen im sichtbaren und nahen infrarotem Spektralbereich können für die Ableitung von und genutzt werden. Das Prinzip der Methode basiert auf der Tatsache, daß die Reflexion bei einer nichtabsorbierenden Wellenlänge im kurzwelligen Bereich der Solarstrahlung und die Reflexion bei einer Wellenlänge der Flüssigwasserabsorption im nahen Infraroten (im Bereich bei 1,6 m oder 2,2 m) jeweils unabhängige Funktionen von und sind (Arking und Childs 1985, Nakajima und King 1990), wenn die Werte für beide Größen groß genug sind. Problematisch ist der Bereich kleiner Tropfenradien in optisch dünnen Wolken (siehe Abbildung 2.1). Bisherige Ableitungsmethoden nutzen die Messung in zwei Spektralkanälen, so auch die für das Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer MODIS (Nakajima und King 1990) 9 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS Reflexionsvermögen R (1535nm) Reflexionsvermögen R (753,75nm) 10 eff ek ti eff ve ek rR ad ius [µm ] ke he Dic optisc ti v er Ra diu s [µm ] ke he Dic optisc A BBILDUNG 2.1. Abhängigkeit der Strahlungsintensität (ausgedrückt als Reflexionsvermögen) von optischer Dicke und Effektivradius in zwei Kanälen 753,75nm (links) und 1535nm (rechts). Berechnungen erfolgten mit dem Strahlungstransportprogramm MOMO und beziehen sich auf eine planparallele und vertikal homogene Modellwolke. und das Advanced Very High Resolution Radiometer AVHRR (Wetzel und Vonder Haar 1991) vorgeschlagene Verfahren. Bei beiden Algorithmen kommt es aber bei dünnen Wolken und kleinen Wolkentropfen zu mehrdeutigen Ergebnissen, d. h. als Inversionsergebnis kommen mehrere Kombinationen von und in Frage. Um dies zu vermeiden wird zusätzliche Information benötigt. Dies kann zum Beispiel bei Messungen mit dem Along Track Scanning Radiometer ATSR durch die Verwendung des dual look-Modus geschehen, bei dem die gleiche Szene aus mindestens zwei verschiedenen Beobachtungswinkel erfaßt wird (Evans und Haigh 1995). In dieser Untersuchung wurde versucht, durch Hinzunahme von weiterer Spektralinformation die Genauigkeit des Verfahrens für optisch dünne Wolken und kleine Tropfenradien zu verbessern. Dazu wurden spektral hochaufgelöste Strahlungstransportsimulationen, die für eine große Anzahl von optischen Dicken und Effektivradien durchgeführt worden sind (Armbruster 1998), verwendet. Diese dienen dazu, durch eine statistische Analyse (Hauptkomponentenanalyse) die Anzahl der für das Verfahren benötigten Spektralkanäle zu bestimmen und Hinweise für deren Positionierung und Charakterisierung zu gelangen. 2.1. Simulation von multispektralen Strahldichten Als Datengrundlage dienten die Strahlungstransportsimulationen mit MOMO in insgesamt 942 Spektralkanälen im Bereich zwischen 574nm und 1650nm, jeweils für eine große Anzahl von Kombinationen von verschiedenen optischen Dicken und Effektivradien. Berechnet 2.2. HAUPTKOMPONENTENANALYSE 11 wurde jeweils die aufwärtsgerichtete Strahldichte aus Nadirrichtung (Beobachtungszenitwin) am Oberrand der Atmosphäre. kel Die Bandbreite der Kanäle variiert zwischen 0.5nm und 3nm, wobei die Bereiche von Absorptionsbanden durch schmalbandigere Kanäle abgedeckt worden sind. Die Modellatmosphäre für diese Untersuchung ist in 22 homogenen Schichten aufgeteilt worden. Standardprofile von Druck und Temperatur wurden angenommen. Die Behandlung der Absorption atmosphärischer Gase erfolgte durch die Berechnung der Transmissionen auf Grundlage der HITRAN Datenbank (Rothman et al. 1992). Durch Anwendung einer Exponentialsummenzerlegung (exponential sum fit of transmission ESFT) wird die Gasabsorption im Strahlungstransportmodell repräsentiert (Armbruster und Fischer 1996). Eine total absorbierende Fläche (Albedo = 0%) begrenzt die Modellatmosphäre nach unten. Die Einfachstreuparameter (Extinktionskoeffizient ext und Phasenfunktion ) wurden nach der Mie-Theorie unter Annahme einer sogenannten modified gamma function als Tropfengrößenverteilung (Gleichung 1.2.1) berechnet. Die Modellwolken haben eine Ausdehnung von 500m bis 1000m. Insgesamt 1500 Fälle wurden für optische Dicken zwischen =0 und =100 sowie für effektive Radien zwischen =1 m und =15 m berechnet. 2.2. Hauptkomponentenanalyse Die simulierten Spektren wurden einer Hauptkomponentenanalyse (principal component analysis PCA) unterzogen, um einen Hinweis auf die Anzahl der für die gleichzeitige Bestimmung der optischen Dicke und des Effektivradius notwendigen Spektralkanäle zu bekommen. Als Ergebnis einer PCA erhält man einen Satz von Eigenvektoren, die die Signatur der nicht-korrelierten Spektren innerhalb des simulierten Datensatzes angeben, die durch unabhängige Prozesse bedingt sind. Die den Eigenvektoren zugeordneten Eigenwerte werden ebenfalls ausgegeben, sie sind ein Maß für die Varianz der einzelnen Hauptkomponenten. Die Analyse zeigte, daß drei Eigenvektoren separiert werden können, die 99,96% der Variationen der simulierten Spektren beschreiben können. Damit sollte es möglich sein, mit drei Kanälen die gesamte spektrale Variation durch unterschiedliche optische Dicken und Effektivradien zu repräsentieren. Abbildung 2.2 (oben) zeigt die spektrale Abhängigkeit der Eigenwerte der ersten drei Eigenvektoren. Zusätzlich in die Abbildung eingefügt wurde ein typisches simuliertes Spektrum der aufwärtsgerichteten Strahldichte über der Wolkenschicht. Auf die Beschriftung der yAchse wurde verzichtet, da es bei dieser Untersuchung lediglich auf den spektralen Verlauf der Eigenwerte ankommt, nicht dagegen auf deren absolute Größe. Der besseren Vergleichbarkeit wegen wurden die Spektren skaliert. Der erste Eigenwert variiert nur sehr gering mit der Wellenlänge. Dies deutet darauf hin, daß die Strahldichten in allen Kanälen stark korreliert sind. Daß die Intensität nicht nur in einem bestimmten Kanal erhöht wird, sondern auch zu einer Verstärkung der Intensität in allen anderen Kanälen des betrachteten Spektralbereiches verursacht, führt zu der Annahme, daß dieser erste Eigenvektor den Änderungen der optischen Dicke zugeordnet werden kann. Der zweite Eigenvektor zeigt die größte Änderung in den Bereichen der Flüssigwasserabsorption um 1500nm. Somit läßt sich dieser Eigenvektor den Variationen im Effektivradius Eigenwert (skaliert) 12 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS Strahldichte 1. Eigenvektor 2. Eigenvektor 3. Eigenvektor 0 Eigenwert (skaliert) 600 800 1000 1200 1400 1600 Strahldichte 1.Eigenvektor 2. Eigenvektor 3. Eigenvector 0 600 800 1000 1200 Wellenlänge [nm] 1400 1600 A BBILDUNG 2.2. Spektraler Verlauf eines typischen, simulierten Strahldichtespektrums sowie der Eigenwerte der ersten drei Eigenvektoren. Obere Teilabbildung: Analyse mit sämtlichen Simulationsspektren mit unterschiedlichen optischen Dicken und Effektivradien. Untere Teilabbildung: Analyse mit zusätzlichen Spektren, die sich zudem in der Höhe der Wolkenoberkante unterscheiden. zuordnen, da dieser die Absorption durch flüssiges Wasser beeinflußt. Der dritte Eigenwert zeichnet sich durch den fast monotonen Anstieg mit der Wellenlänge aus. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, daß dieser Eigenwert die Tatsache repräsentiert, daß bei Zunahme der Größe der Wolkentropfengröße die Wellenlängenabhängigkeit abnimmt. Dieser Effekt liegt in der Abhängigkeit des Mie-Faktors ext begründet, der im wesentlichen vom Größenparameter abhängt. Weitere Klarheit ergibt sich, wenn zusätzlich zu optischer Dicke und Effektivradius auch die Höhe der Wolkenoberkante variiert wird. Das Ergebnis dieser Hauptkomponentenanalyse ist in der unteren Teilabbildung 2.2 zu sehen. Änderungen im Vergleich zum Ergebnis ohne Variation der Wolkenhöhe finden fast ausschließlich im Bereich der Absorptionsbanden von 2.3. AUSWAHL DER KANÄLE 754nm 13 1535nm 1200nm W Strahldichte [ _______ ] m² sr µm 300 MOMO Simulation OVID Messung 200 100 0 600 800 1000 1200 1400 1600 Wellenlänge [nm] A BBILDUNG 2.3. Spektrale Lage der ausgewählten Kanäle für die gleichzeitige Bestimmung von optischer Dicke und Effektivradius. Die gezeigten Strahldichtespektren sind mit MOMO simuliert (schwarz) und mit OVID gemessen (rot). Sauerstoff und Wasserdampf statt. Dies ist in der Verkürzung der Photonenpfadlängen durch die Atmosphäre bei höher gelegenen Wolken begründet, die die Absorption durch die atmosphärischen Gase herabsetzt. Interessanter Weise treten die Unterschiede nur im Verlauf des dritten Eigenwertes auf. Dieses Phänomen unterstützt die oben getroffene Vermutung, daß sich die ersten beiden Eigenwerte auf Änderungen der optischen Dicke und die des Effektivradius zurückführen lassen, die ja unabhängig von der Wolkenhöhe wirken. Es sei aber darauf hingewiesen, daß sich nicht grundsätzlich die einzelnen signifikanten Eigenvektoren und Eigenwerte physikalischen Vorgängen zuordnen lassen müssen. Diese Untersuchung folgt auch nicht der Absicht, diese Zusammenhänge im Detail aufzudecken, da es hier lediglich um die Bestimmung der Anzahl der Kanäle für das Ableitungsverfahren geht. 2.3. Auswahl der Kanäle Entsprechend der Ergebnisse der Hauptkomponentenanalyse wurden die Spektralkanäle im nahen Infrarot definiert, für die ein Ableitungsverfahren entwickelt worden ist. Die Voraussetzung ist, daß die betreffenden Kanäle frei von Absorptionslinien atmosphärischer Gase sind, um ein Einfluß der Wolkenhöhe zu vermeiden. Die Verwendung eines Fensterkanals im Kurzwelligen sowie eines Kanals in der Flüssigwasserabsorption schreibt das Ableitungsprinzip vor. Ein dritter Kanal sollte einerseits einen gewissen spektralen Abstand zu den ersten beiden Kanälen haben, zum anderen sollte eine möglichst deutliche Abhängigkeit von den abzuleitenden Größen existieren. Letzteres ist in solchen Bereichen der Fall, wo die absoluten Werte der Eigenwerte der ersten beiden Eigenvektoren (die ja mit und zusammenhängen) besonders groß sind. In Tabelle 1 sind die Zentralwellenlängen und spektrale Breiten der ausgewählten Kanäle aufgeführt. Die genauen Werte für Lage und Breite der 14 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS TABELLE 1. Definition der Kanäle für das Verfahren zur Bestimmung der optischen Dicke und des Effektivradius. Zentralwellenlänge Bandbreite Kanal 1 753,75nm 7,5nm Kanal 2 1200nm 10nm Kanal 3 1535nm 10nm Kanäle wurden aus praktischen Überlegungen bestimmt. So stimmt die Definition von Kanal 1 weitgehend mit Kanal 10 des MERIS-Sensors überein. Die konkrete Charakterisierung des dritten Kanals hat mit der Empfindlichkeit des OVID Sensors zu tun. Die gewählte Definition ist ein Kompromiß aus stärkerer Flüssigwasserabsorption für etwas größere Wellenlängen einerseits und bessere Empfindlichkeit des OVID-Sensors für kürzere Wellenlängen andererseits. Abbildung 2.3 zeigt die ausgewählten Spektralkanäle zusammen mit einem simulierten und einem gemessenen Spektrum. 2.4. Vergleich unterschiedlicher Algorithmen Mit der oben beschriebenen Datenbasis wurden nun die ausgewählten Spektralkanäle erzeugt, indem die simulierten Strahldichtewerte innerhalb der Kanalgrenzen integriert worden sind. Die Zusammenstellung der Kanalstrahldichten und der jeweiligen Werte für die optische Dicke und effektiven Radien in einer Tabelle (look up table) kann schon als einfaches Ableitungsverfahren benutzt werden: Der Vergleich wird nicht unmittelbar mit den Strahldichten durchgeführt sondern mit den Werten für das Reflexionsvermögen für die jeweilige Wellenlänge , die man unter Berücksichtigung der spektralen Solarkonstante , des Sonnenzenitwinkels und des Beobachtungszenitwinkels berechnen kann: (2.4.1) Durch diese Umwandlung wird eine Überbewertung der kurzwelligeren Kanäle unterdrückt, in denen hauptsächlich die höhere Sonnenstrahlung für größere Strahldichtewerte sorgt. Die in den Kanälen werden verglimit einem Instrument gemessenen Reflexionsfunktionen chen mit den Werten in der Tabelle und die Abweichung für jeden Eintrag berechnet. Als Abweichungsmaß wurde die -Funktion gewählt: (2.4.2) wobei die Anzahl der betrachteten Kanäle bedeutet. Die Werte für und , bei denen das Minimum aller -Werte auftritt, werden als Ergebnis ausgegeben. Mit diesem einfachen Algorithmus kann gezeigt werden, wie sich die Anzahl der verwendeten Kanäle auf die Genauigkeit der abgeleiteten Größen auswirkt. Dazu wurde ein bestimmtes Strahldichtetripel aus den Simulationen verwendet, um eine Messung mit einem realen Instrument nachzuahmen (Simulation mit =10 und =5 m), wobei die Ergebnisse mit einem Rauschen von 1% verändert worden sind. Mit diesem Strahldichtetripel wurde der einfache Vergleichs- 2.4. VERGLEICH UNTERSCHIEDLICHER ALGORITHMEN 15 TABELLE 2. Ergebnisse der Fehleranalyse bezüglich der Ableitung des Effektivradius: Abhängigkeit der mittleren Abweichung und Varianz sowie der Anzahl der Spektralkanäle vom Sensorrauschen Rauschen 0% 1% 4% 10% 30% mittlere Abweichung 2 Kanal 0.21038 0.21563 0.27026 0.51519 -0.11263 3 Kanal -0.06219 -0.03378 -0.03378 -0.17791 -3.65859 Varianz 2 Kanal 2.82240 2.81208 2.89420 3.79503 7.31836 3 Kanal 1.73991 1.71311 2.87674 5.76446 14.8779 oder look up table-Algorithmus angewendet. Verglichen wurde das Ergebnis des abgeleiteten Effektivradius von drei verschiedenen Algorithmen. Algorithmus 1 benutzt lediglich die Strahldichten in Kanal 3 (1535nm), die zweite Variante bezieht Kanal 1 (753,75nm) mit ein (entspricht also den in der Literatur veröffentlichten Standardalgorithmen) und ein dritter Algorithmus benutzt alle drei Strahldichtewerte zum Vergleich von Messung und Simulation. In Abbildung 2.4 ist das Ergebnis als die absolute Abweichung als Funktion des effektiven Radius dargestellt. Dabei steht jeder Punkt in diesen Abbildungen für eine Kombination von und . Ein-Kanal-Verfahren: In Abbildung 2.4 a) sieht man, daß der Minimalwert der Abweichungen bei einem Effektivradius von =3 m liegt. Auch bei =7 m kommt es zu geringen Abweichung, der wahre Wert von =5 m bietet sich weniger als Lösung an. Zwei-Kanal-Verfahren: Im Vergleich zum Ein-Kanal-Verfahren gibt es deutlich weniger Punkte mit nur kleinen Abweichungen, für eine Lösung kommen lediglich =5 m und =9 m in Frage (Abbildung 2.4 b). Hier zeigt sich deutlich die Mehrdeutigkeit des Verfahrens mit zwei Kanälen, so wie sie auch bei Anwendungen des MODISVerfahrens berichtet worden ist (Nakajima und King 1990). In diesem Fall ist die Abweichung bei =9 m etwas geringer, so daß das Verfahren diesen Wert als Ergebnis zurückgibt. Drei-Kanal-Verfahren: Abbildung 2.4 c) demonstriert, wie man mit der Verwendung von einem dritten Spektralkanal die Mehrdeutigkeit im Ableitungsverfahren vermeiden kann. In aller Deutlichkeit ist der Effektivradius von =5 m als Ergebnis ermittelt worden, in Übereinstimmung mit dem als Eingabewert verwendeten Effektivradius. Die Unterschiede zwischen einem Zwei-Kanal- und einem Drei-Kanal-Verfahrens sind Gegenstand weiterer Untersuchungen, bei denen im wesentlichen auf die absolute Abweichung also auch auf die unterschiedliche Rauschempfindlichkeit eingegangen wird. In Abbildung 2.5 ist dieser Vergleich durch mehrere Streudiagramme dargestellt. Als x-Achse ist jeweils der simulierte Effektivradius aufgetragen, die y-Achse zeigt den damit abgeleiteten Wert an. Diese Wertepaare sind als Punkte dargestellt und für verschiedene Effektivradien und Rauschniveaus ermittelt worden, je für das Zwei- (links) und das Drei-Kanal-Verfahren (rechts). Aus diesen Abbildungen ist zu erkennen, daß bei kleinen Radien beide Arten von Verfahren den Effektivradius überschätzen. Das Ausmaß dieser Überschätzung ist aber durch die Verwendung dreier Kanäle deutlich reduzierbar. Dieses Ergebnis gibt auch Tabelle 2 wieder, in der die mittlere Abweichung und die Varianz für verschiedene Rauschniveaus angegeben sind. 16 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS -2 Abweichung χ² 10 10 -4 10 10 -6 10 10 -8 10 10 a) -10 10 -4 -6 -8 10 0 5 10 15 -2 10 Abweichung χ² -2 b) -10 0 5 10 15 effektiver Radius [µm] -4 10 -6 10 -8 10 c) -10 10 0 5 10 15 effektiver Radius [µm] A BBILDUNG 2.4. Abweichung von simulierten (look up table) und „gemessenen” Reflexionsvermögen für ein Verfahren mit einem (a), zwei (b) und drei Spektralkanälen (c). 2.4. VERGLEICH UNTERSCHIEDLICHER ALGORITHMEN 20 20 3 Kanal re abgeleitet [µm] re abgeleitet [µm] 2 Kanal 15 10 5 0 0 5 10 15 re simuliert [µm] 15 10 5 0 0 20 20 re abgeleitet [µm] re abgeleitet [µm] 10 5 20 5 10 15 re simuliert [µm] 15 10 5 0 0 20 20 5 10 15 re simuliert [µm] 20 20 3 Kanal re abgeleitet [µm] 2 Kanal re abgeleitet [µm] 10 15 re simuliert [µm] 3 Kanal 15 15 10 5 0 0 5 20 2 Kanal 0 0 17 5 10 15 re simuliert [µm] 20 15 10 5 0 0 5 10 15 re simuliert [µm] A BBILDUNG 2.5. Streudiagramme von simulierten und abgeleiteten Effektivradien ermittelt mit einem Zwei-Kanal-Verfahren (links) und einem DreiKanal-Verfahren (rechts). Die simulierten Strahldichten wurden vor der Anwendung des Algorithmus verrauscht mit 0% (oben), 1% (Mitte) und 10% (unten) 20 18 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS 2.5. Inversion durch Neuronale Netze Nachdem die Voruntersuchungen Aufschluß über die Anzahl der Spektralkanäle für die gleichzeitige Ableitung von optischer Dicke und Effektivradius gegeben hat, geht es nun darum, ein quasi-operationelles Verfahren zu entwickeln. Es stellt sich heraus, daß ein look up table Verfahren rechentechnisch aufwendiger und fehleranfälliger wird, je allgemeingültiger der Algorithmus arbeiten soll und je mehr Zusatzinformationen in den Ableitungsmechanismus eingehen. Das in dieser Arbeit vorgestellte Verfahren soll für Wasserwolken über dunklen Oberflächen (Ozean) gültig sein, die mit einem nadirblickenden Instrument beobachtet werden. Neben der zu messenden Strahldichte in drei Kanälen kann bzw. muß der Sonnenzenitwinkel als Eingangsgröße berücksichtigt werden. Dieser Winkel kann leicht aus der geographischen Position (Länge und Breite) sowie der lokalen Zeit am Meßort berechnet werden. Eine weitere Einschränkung besteht in der Auswahl der Flughöhe der Sensorträgers: Es wurden zwei Versionen des Algorithmus erzeugt, der einmal mit den Strahldichten am Oberrand der Atmosphäre entwickelt wurde und damit gültig für Satellitemessungen ist, und zum anderen die Strahldichten bei 10.000 Fuß (ca. 3000m) verwendet, der Standardflughöhe der flugzeuggestützten Messungen mit OVID während der ACE 2 Kampagne. Da die Beeinflussung der Strahlung zwischen Wolkenoberkante und Sensor im allgemeinen vergleichsweise gering ist, unterscheiden sich beide Versionen nicht qualitativ. Aus Gründen der Genauigkeit und der Praktikabilität wurde die Inversion durch das Training eines künstlichen Neuronalen Netzes gewonnen. Grundlage für das Training sind weitere Strahlungstransportsimulationen, die sich - im Gegensatz zu den oben beschriebenen Strahlungstransportrechnungen - auf die drei ausgewählten Kanäle beschränken, dafür aber einen weiteren Bereich von optischen Dicken, Effektivradien sowie Sonnenzenitwinkel beinhalten. Die Modellwolken sind einschichtig sowie vertikal und horizontal homogen. Insgesamt 1000 Fälle wurden simuliert, die sich unterscheiden durch die wolkenoptische Dicke , den Effektivradius sowie die Höhen der Wolkenbasis und der Wolkenoberkante top . Diese Variablen wurden stochastisch ausgewählt, d. h. im Gegensatz zu einer systematischen Variation aller Variablen wurden die Werte für , , , top per Zufallsgenerator bestimmt und für die Strahlungstransportrechnungen verwendet. Eine solche Vorgehensweise reduziert nicht nur die Anzahl der zu simulierenden Fälle sondern entspricht auch den Anforderungen des Neuronalen Netz Trainings (siehe unten). Für jeden Fall sind Strahldichtewerte bei 12 Sonnenzenitwinkel berechnet. Der Vorgang der Vorwärtsrechnung (als Gegensatz zur Inversionsrechnung) läßt sich folgendermaßen darstellen: (2.5.1) top Aus den Ergebnissen dieser Simulationen können 12 000 Lernmuster konstruiert werden, wobei ein Lernmuster die Zuordnung einer konkreten Kombination von Eingabewerten zu den zugehörigen (simulierten) Ausgabewerten darstellt. Die Begriffe Eingabe- und Ausgabewerte beziehen sich auf das zu erstellende Fernerkundungsverfahren, somit bedeuten Eingabe alle jene Informationen, die beim Ableitungsvorgang bekannt sind, sei es durch Messung des 2.5. INVERSION DURCH NEURONALE NETZE 19 A BBILDUNG 2.6. Struktur des verwendeten Neuronalen Netzes zur Ableitung von und bzw. und (Abschnitt 3.6.1). Sensors (Strahldichten in den drei Kanälen) oder durch Zusatz- bzw. externe Information (in unserem Fall der Sonnenzenitwinkel ). Ausgabe sind demnach die Größen, die durch das Verfahren als Ergebnis ermittelt werden sollen, also optische Dicke und Effektivradius. Die Anzahl von Eingabe- und Ausgabegrößen ist dabei nur durch das Problem vorgegeben. Allgemein ist also ein Lernmuster eine konkrete Kombination von einem Eingabevektor und einem Ausgabevektor, die im vorliegenden Beispiel ausgedrückt werden kann als: (2.5.2) Diese Relation zu finden ist das Grundproblem der Fernerkundung, das auch Inversionsproblem genannt wird. Die Anwendung eines Neuronalen Netzes bietet die Möglichkeit, daß man den in Gleichung 2.5.2 beschriebenen Schritt durch eine Kombination von Matrizenmultiplikationen vollziehen kann. Doch zunächst müssen die passenden Matrixelemente bestimmt werden. Das geschieht bei den hier verwendeten Typen von Neuronalen Netzen durch überwachtes Lernen. 20 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS In Abbildung 2.6 ist die Struktur des Neuronalen Netzes dargestellt. Es besteht aus den bereits erwähnten Eingabe- und Ausgabevektoren. Die Elemente dieser Vektoren sowie die Elemente der sogenannten Zwischenschicht können als individuelle Prozessierungselemente aufgefaßt werden, die, in Anlehnung an die biologischen Vorgänge im Gehirn, auch als Neuronen bezeichnet werden. Diese Neuronen sind untereinander verbunden und diesen Verbindungen (biologisch: Synapsen) werden Gewichte zugeordnet, die zudem Signale transportieren. Neuronen der Zwischen- und der Ausgabeschicht transformieren die eingehenden Signale entsprechend einer Aktivierungsfunktion, die die Form (2.5.3) hat, wobei die Funktion eines Temperaturparameters besitzt. Die Gesamtheit der Verbindungen von einer Schicht zur nächsten Schicht kann durch eine Gewichtsmatrix repräsentiert werden, wobei jedes Element das Gewicht der Verbindung vom -ten Neuron der Schicht zum -ten Neuron der Schicht bedeutet. Mathematisch läßt sich der Prozessierungvorgang eines dreischichtigen Netzwerkes folgendermaßen ausdrücken: (2.5.4) Das ist eine Kombination aus linearen (Matrixmultiplikation) und nichtlinearen (Anwendung der Aktivierungsfunktion) Transformationen. Die beiden äußeren Schichten in Abbildung 2.6 sind als Transformationsschichten zu verstehen, die lediglich das Auffinden der Gewichte durch das Training erleichtern und beschleunigen. Dies geschieht hier durch eine Dekorrelation der Eingabevektoren, so daß die Eigenwerte der Hauptkomponenten als Eingabevektoren des eigentlichen Trainings dienen. Ferner werden die Elemente des Ausgabevektors durch eine lineare Transformation auf das Intervall [0,1] skaliert. Der Lernvorgang nach der Backpropagationmethode, also das Auffinden der geeigneten Matrixelemente (Gewichte) vollzieht sich in folgenden Schritten (Rumelhart und McClelland 1986): 1. Initialisierung der Matrizen mit Zufallszahlen 2. Prozessierung eines oder mehrerer Lernmuster mit dem Neuronalen Netz 3. Berechnung der Abweichung zwischen Netzausgabe und der originalen Ausgabe des Lernmusters (Fehlerfunktion) 4. Bestimmung der Gradientenmatrix der Fehlerfunktion durch die rückwärtsgerichtete Weitergabe der Fehlersignale durch das Netz (backpropagation) 5. Korrektur der Gewichte entsprechend des berechneten Gradienten: (2.5.5) Der Wert für wird als Lernparameter oder Lernrate bezeichnet. Mit ihm kann die Größe der Korrekturschritte eingestellt werden. Die Schritte 2 bis 5 werden so lange wiederholt und bis das Neuronale Netz eine Testmenge von Lernmustern mit einer genügenden Genauigkeit wiederzugeben vermag. Die Testmenge sollte von der zum Training benutzten Menge von Lernparameter unabhängig sein. Eine ausführliche Einführung in die Theorie der Neuronalen Netze sowie der hier verwendeten Lernmethode findet man bei Rojas (1993). 2.5. INVERSION DURCH NEURONALE NETZE 21 Zum Training des Neuronalen Netzes wurde ein Programm (Graphical IDL-based Artificial Neural Network Training GIANT) von René Preusker (Preusker 2000) benutzt, welches den aktuellen Zustand des Lernprozesses graphisch darstellt und menügesteuerte Einstellungen und Steuerung erlaubt. Die auf diese Weise ermittelten Gewichtsmatrizen definieren ein Neuronales Netz, mit dem durch Anwendung auf reale Fernerkundungsdaten die gewünschten geophysikalischen Parameter berechnet werden können. Das eigentliche Auswerteverfahren ist daher erstaunlich kompakt und schnell, da in einem Computerprogramm lediglich die in Gleichung 2.5.4 beschriebene Anweisung ausgeführt werden muß. Die Matrizen für den - -Algorithmus beispielsweise sind in einer nur 1,8 KByte großen Datei abgespeichert. Allerdings muß darauf geachtet werden, daß sich die Eingabewerte innerhalb des Bereiches der Trainingsmenge befinden. Das Training von Neuronalen Netzen ist eine statistische Methode und nicht etwa eine physikalische Modellierung. Aus diesem Grund kann eine Anwendung über die Trainingsmenge hinaus (Extrapolation) zu unphysikalischen Lösungen führen. Auf jeden Fall aber verlieren dann die Angaben über die Genauigkeit der Inversion (diese werden während des Trainings ermittelt) ihre Gültigkeit. Mit einer entsprechenden Überprüfung werden vor der Anwendung des Neuronalen Netzwerkes diese Fälle im Auswerteprogramm abgefangen. Zur Vermeidung von Problemen solcher Art ist es deshalb notwendig, bei der Erstellung von Lernmustern die abzubildende natürliche Variation zu erfassen, um die Anwendbarkeit des Verfahrens nicht massiv einzuschränken. Die mittlere Abweichung (root mean square error) beim Erzeugen der Inversionsmatrizen für das Verfahren zur Ableitung der optischen Dicke und des Effektivradius mit drei Spektralkanäle betrug 6,5% und die Korrelation zwischen Netzausgabe und Originaldaten betrug 98,38%. 22 2. FERNERKUNDUNG DER OPTISCHEN DICKE UND DES EFFEKTIVRADIUS KAPITEL 3 Flugzeuggestützte Fernerkundung von Wolkenparametern zur Untersuchung des indirekten Effektes der Aerosole auf das Klima 3.1. Der indirekte Klimaeffekt der Aerosole Aerosole sind für die Wolkenbildung von entscheidender Bedeutung. Ohne das Vorhandensein von festen Schwebeteilchen würde es in der Atmosphäre nur unter unnatürlich hohen Drücken zur Kondensation von Wasserdampf kommen können. Ein Teil der Aerosole werden deshalb ihrer Funktion nach als Wolkenkondensationskerne bezeichnet, abkürzend auch als CCN, der englischen Bezeichnung cloud condensation nuclei folgend. Das Vorhandensein der CCN bestimmt nicht nur, ob eine Wolke überhaupt entstehen kann, sondern die Menge der zur Verfügung stehenden Aerosole entscheidet auch über die mikrophysikalischen Eigenschaften, die wiederum die Fähigkeit das Sonnenlicht zu reflektieren beeinflussen. Erhöht sich der Aerosolgehalt in einer Luftmasse, sei es durch den Übergang von maritimer zu kontinentaler Umgebung (Kontinentalisierung) oder durch anthropogene Emission (Kontamination), so kann auch die Anzahldichte der Wolkentropfen steigen. In einer Wolke mit einer größeren Tropfendichte verstärkt sich die Mehrfachstreuung des Lichts, somit steigt auch die optische Dicke und die Albedo dieser Wolkenschicht. Dieser Effekt wird auch als Twomey-Effekt bezeichnet. S. Twomey untersuchte intensiv die Wechselwirkung von Aerosolen auf Wolken und Strahlung (Twomey 1974; 1977). Kommen keine weiteren Effekte hinzu, die etwa den Flüssigwassergehalt der Wolke verändern könnten (etwa eine Zunahme des Wasserdampfes in der Atmosphäre), so muß zwangsläufig die Größe der Tropfen in einer kontinentalisierten bzw. kontaminierten Wolke wesentlich kleiner sein, das sich das Wasservolumen ja auf mehrere Tropfen verteilen muß. Kleinere Tropfen bewirken aber eine geringere Niederschlagswahrscheinlichkeit.Wird das Ausregnen dadurch verhindert oder verzögert, so kann das einen entscheidenden Einfluß auf die Lebensdauer der Wolke sowie die räumliche Ausdehnung haben (Albrecht 1989). Experimentelle Untersuchungen, etwa von Radke und Hobbs (1976), Twomey et al. (1978), Hudson (1991) haben den Zusammenhang von CCN-Konzentration und der Luftmassenbewegung über Ozeanen (<100cm ) und kontinentalen Landoberflächen (> 1000cm ) bzw. industrieller Luftverschmutzung (bis zu 5000cm ) zeigen können. Ebenso konnte gemessen werden, daß die Konzentration von Wolkenteilchen entsprechend der Verfügbarkeit der CCN verhalten, wie z. B. durch Messungen von Warner und Twomey (1967), Fitzgerald und Spyers-Duran (1973), die jeweils den Effekt von Buschfeuern und großen urbanen Ballungsgebieten auf die Tropfenkonzentration nachgewiesen haben. Ungleich schwieriger ist es, den Einfluß der Aerosole auf die Rückstreueigenschaften der Wolken ebenso deutlich experimentell nachzuweisen. Die Schwierigkeiten liegen vor allen Dingen darin, daß neben den mikrophysikalischen Eigenschaften hauptsächlich andere 23 24 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES Faktoren die Albedo bestimmen. So ist z. B. die optische Dicke einer Wolkenschicht zunächst von der geometrischen Dicke der Schicht abhängig. Diese wiederum wird durch die allgemeinen meteorologischen Bedingungen sowie durch die dynamischen Vorgänge beeinflußt, die nicht selten durch starke Turbulenz geprägt sind. Bei einem direkten Nachweis des Twomey-Effektes muß weitestgehend sichergestellt werden, daß sich zwar der Grad der Luftverschmutzung ändert, sonst aber alle Bedingungen gleich bleiben. Man kann sich leicht vorstellen, wie stark die chaotische Natur der Atmosphäre und besonders der Wolken dem Auffinden solcher Meßkonditionen entgegenwirkt. Ein bekannter Ansatz zur Lösung dieses Referenzproblems ist die Untersuchung sogenannter ship tracks. Damit sind die linearen Muster erhöhter Reflexion gemeint, die in maritimen Stratusbewölkungen auszumachen sind und die durch den Eintrag von Abgasen der Schiffsmotoren in die Wolkenschicht verursacht werden (Coakley et al. 1987, Scorer 1987, Radke et al. 1989, King et al. 1993). Tatsächlich konnten in situ - Messungen vom Flugzeug aus die erhöhte Konzentration von Tropfen und kleinere Tropfenradien innerhalb der ship tracks gegenüber den naheliegenden, unbeeinflußten Regionen des gleichen Wolkensystems bestätigen (Radke et al. 1989, King et al. 1993, Johnson et al. 1996). Dennoch kann auch bei diesen Messungen nicht ausgeschlossen werden, daß die Variation der Albedo (helle Streifen in einer sonst homogenen Stratusschicht) nicht auf andere Effekte außer des Eintrags von zusätzlichen Kondensationskernen zurückzuführen ist. Denkbar ist eine nicht unbedeutende Wirkung dadurch, daß neben den Aerosolen auch zusätzlicher Wasserdampf in die Wolken gelangt. Schwer abzuschätzen ist auch die Störung durch thermische und dynamische Einflüsse, die durch die Schiffsabgase entstehen können. Somit fehlt bisher noch ein eindeutiger experimenteller Nachweis des Twomey-Effektes. Diesen zu führen bedarf es eines großen instrumentellen Aufwands, einer überlegten Meßstrategie, die die Auswahl der Instrumente, der Meßplattformen, der Flugmuster sowie des Zeitpunktes und des Orts der Experimente betrifft. Zudem bedarf es des Glücks, innerhalb einer geplanten Meßkampagne solche Wolkenfälle vorzufinden, die eine entsprechende Analyse erlauben. Der im Rahmen dieser Arbeit unternommene Versuch den Twomey-Effekt experimentell nachzuweisen ist Gegenstand dieses Kapitels. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird das zweite Experiment zur Charakterisierung der Aerosole (Aerosol Characterisation Experiment ACE 2) beschrieben, in dessen Rahmen die Messungen zu dieser Arbeit durchgeführt worden sind. Dieser Abschnitt enthält auch die Beschreibung der Instrumente, deren Messungen verwendet worden sind. Desweiteren wird auf die entwickelten Methoden eingegangen, mit denen Fernerkundungsdaten aufbereitet werden, um klimarelevante Wolkenparameter abzuleiten. Das Kapitel wird mit der Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung abgeschlossen. 3.2. Das zweite Experiment zur Charakterisierung der Aerosole ACE 2 3.2.1. Überblick. Im Sommer 1997 hat im Nordost-Atlantikgebiet das zweite Experiment zur Charakterisierung der Aerosole ACE 2 (Aerosol Characterisation Experiment), ein innerhalb des Internationalen Projektes Globale Atmosphärische Chemie IGAC und von der Europäischen Kommission gefördertes Programm, stattgefunden (Raes und Bates 1995). Hauptgegenstand dieser internationalen Meßkampagne ist der direkte und indirekte Effekt der Aerosole auf das Klima. 3.2. DAS ZWEITE EXPERIMENT ZUR CHARAKTERISIERUNG DER AEROSOLE ACE 2 25 Planung und Durchführung des Projektes orientierte sich an drei im Vorfeld formulierte Sachaufgaben: Aufgabe 1: Bestimmung der physikalischen, chemischen und optischen Eigenschaften der Haupttypen des Aerosols im Nordatlantikraum sowie die Untersuchung der Wechselwirkung dieser Eigenschaften Aufgabe 2: Quantifizierung der physikalischen und chemischen Prozesse, die die Entwicklung dieser Aerosoltypen und deren Eigenschaften beeinflussen Aufgabe 3: Entwicklung von Prozeduren, um lokal gewonnene Ergebnisse auf regionale und globale Beobachtungen zu extrapolieren und den direkten und indirekten Strahlungsantrieb (radiative forcing) des Aerosols im Nordatlantikraum zu bestimmen Im Gegensatz zu der 1995 im Gebiet des Tasmanischen Meeres durchgeführten Meßkampagne ACE 1, wo Untersuchungen in einer nur sehr gering verschmutzten Troposphäre gemacht worden sind, ist das ACE 2 Untersuchungsgebiet so ausgesucht worden, um den Gegensatz von ungestörte maritime Atmosphären und solchen, die durch (anthropogene) Aerosole vom europäischen Festland sowie von Wüstenstürmen in der Sahara modifiziert werden, erfassen zu können. Das ACE 2 Gebiet erstreckt sich vom 23. bis zum 44. nördlichen Breitengrad und vom 8. bis 25. westlichen Längengrad, enthält also die portugiesische Küste, Madeira und die Kanarischen Inseln und einen Teil der Westküste Nordafrikas. Angesichts der Komplexheit der gesamten Fragestellung des Programms wurde die Lösung der Aufgaben in fünf verschiedenen Aktivitäten angegangen. Innerhalb der einzelnen Aktivitäten standen spezielle Fragestellungen und Meßstrategien im Mittelpunkt. Diese Aktivitäten gliedern sich in folgende Teilprojekte: LAGRANGIAN: Untersuchung der Evolution von Aerosol und Wolkenpartikel in einem Luftpaket, daß vom Europäischen Kontinent in das Untersuchungsgebiet hereingetragen wird HILLCLOUD: Untersuchung der Modifikation von Aerosolen beim Durchgang durch eine einzelne Grenzschichtwolke FREETROPE: Untersuchung des Einflusses von Aerosolen der freien Troposphäre auf Aerosol- und Wolkenteilchen innerhalb der Grenzschicht CLEARCOLUMN: Untersuchung der Strahlungseffekte von Aerosolen integriert über die vertikale Säule in einer wolkenfreien Atmosphäre CLOUDYCOLUMN: Untersuchung des Aerosoleffektes auf Wolkenmikrophysik und Strahlungseigenschaften der Wolken. Das CLOUDYCOLUMN Teilexperiment adressiert unmittelbar den indirekten Klimaeffekt der Aerosole und wird im nächsten Abschnitt beschrieben. 3.2.2. Das CLOUDYCOLUMN Teilexperiment. Die Frage, wie aus gemessenen physikalischen und chemischen Aerosol- und Wolkenparametern innerhalb einer vertikalen Säule, der Effekt dieser Größen auf die Strahlungseigenschaft der Wolken vorhergesagt werden kann, steht im Mittelpunkt dieses Experimentes. Aus dieser Fragestellung heraus ergibt sich schon die Grundstruktur der Meßstrategie: Gleichzeitige und koordinierte Messungen der Aerosole, der Wolken und der rückgestreuten Strahlung. Die komplette Charakterisierung 26 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES der Aerosole auch durch andere Teilprojekte wurde in Verbindung gebracht mit der Bestimmung der Wolkenmikrophysik sowie mit Messungen der rückgestreuten Strahlung. 3.2.2.1. Schließungsexperiment. Die experimentelle Methodik orientierte sich an den Anforderungen eines sogenannten Säulen-Schließungsexperimentes (column closure experiment). Generell ist für ein Schließungsexperiment ein überbestimmter Satz von Beobachtungen notwendig, wobei die gemessene abhängige Größe verglichen werden kann mit dem Wert dieser Größe, wie sie aus den Messungen der unabhängigen Größen berechnet werden. Als Ergebnis kann daraufhin festgestellt werden, inwieweit die kombinierten Unsicherheiten aus Messung und Modell die Vorhersagbarkeit des untersuchten Effektes beeinflussen. Eine Übereinstimmung von direkt gemessenen und berechneten Größen (Schließung) würde dann den wichtigen Hinweis geben, daß das zur Berechnung verwendete Modell das beobachtete System zu repräsentieren vermag und als Modul in Modelle höherer Ordnung verwendet werden kann. Die Besonderheit eines Säulenschließungsexperimentes liegt darin, daß lokale, nulldimensionale Schließungsexperimente erweitert werden auf verschiedene Höhenniveaus innerhalb einer Säule. Diese Vorgehensweise ist bei der Untersuchung des indirekten Effektes notwendig, da die Albedo ja Ausdruck der Eigenschaften der gesamten Säule ist. Im CLOUDYCOLUMN Programm sind Schließungen auf mehreren Ebenen angestrebt, die über eine Kette chemische, mikrophysikalische und optische Messungen miteinander verbinden sollen. Die Glieder dieser Kette sind CLOUD BASE Verbindung von Aerosol- und Wolkenmikrophysik am Unterrand der Wolke. Unabhängige Variablen sind dabei die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Aerosole sowie die dynamische und thermodynamische Situation an der Wolkenunterkante. Die Modelle, die die Aktivierung von Tropfen beschreiben (Köhler 1921, Twomey 1959) können mit der Messung der abhängigen Variablen, den vertikalen Profilen des Tropfengrößenspektrums und der Wolkenbasis in Verbindung gebracht werden. CLOUD DEPTH Verbindung zwischen Wolkenmikrophysik und der Wolkenbasis und am Oberrand der Wolke. Wie wird das Tropfenspektrum im oberen Teil (abhängige Variable) durch die Initialverteilung an der Wolkenbasis und der Turbulenzstruktur (unabhängige Variable) innerhalb der Wolke bestimmt? INCLOUD EXTINCTION Verbindung zwischen Wolkenmikrophysik und der Strahlungsextinktion innerhalb der Wolke. Strahlungsmessungen innerhalb der Wolken werden als abhängige Variable mit Modellen aus den jeweiligen Tropfenspektren (unabhängige Variable) nachvollzogen. CLOUD ALBEDO Verbindung von Wolkenmikrophysik und optischen Eigenschaften. Diese Verbindung stellt das letzte Glied der Kette des Twomey-Effektes dar. Hier werden die gemessenen Profile der Tropfengrößenspektren als unabhängige Größe behandelt, aus denen die integrierten Strahlungseigenschaften der Wolkensäule, besonders das Rückstreuvermögen als abhängige Variable, einerseits mit Modellen prognostiziert, andererseits durch Radiometer unmittelbar bestimmt werden. Auf diese Weise wird versucht, die vollständige Prozesskette vom Aerosol als Kondensationskerne bis hin zum Reflexionsvermögen des Wolkensystems mit entsprechender Instrumentierung zu beobachten und gleichzeitig das aktuelle Verständnis über diese Zusammenhänge, wie es in den Modellen verwirklicht ist, zu überprüfen. 3.2. DAS ZWEITE EXPERIMENT ZUR CHARAKTERISIERUNG DER AEROSOLE ACE 2 27 3.2.2.2. Meßplattformen und deren Instrumentierung. Die gestellten Aufgaben und die ausgewählte Meßstrategie erfordern mindestens drei fliegende Sensorträger. Am CLOUDYCOLUMN Experiment waren insgesamt fünf Flugzeuge beteiligt: Das meteorologische Forschungsflugzeug MRF-Hercules C-130 des britischen Wetterdienstes und das amerikanische fernsteuerbare CIRPAS Flugzeug (Pelican) konnten mit umfangreicher Instrumentierung während einigen CLOUDYCOLUMN Missionen die Aerosol- und CCN-Charakterisierung unterhalb der Wolken vornehmen sowie die Turbulenz am Unterrand der Wolkenschicht messen. Die MERLIN-IV des französischen Wetterdienstes Météo-France ist für die Messung der Wolkenmikrophysik ausgestattet. Die moderne Fast-FSSP Partikelsonde erlaubt die hochaufgelöste Erfassung (10Hz, entspricht einer räumlichen Auflösung von 10m) des Tropfengrößenspektrums (Brenguier et al. 1998). Tropfen der Größe zwischen 20 und 200 m (Nieselregen) wurden mit einer PMS-OAP-200X Sonde detektiert. Die University of Wyoming, Laramie, USA betrieb einen CCN-Zähler an Bord der MERLIN-IV. Außerdem befand sich ein komplettes System zur Messung der Turbulenz in der MERLIN-IV. Ein abwärts gerichtetes LIDAR-Meßsystem (Pelon et al. 2000) des Service d’Aéronomie, Paris, Frankreich auf der französischen ARAT-F27 konnte während zwei Missionen wertvolle ergänzende Messungen zur Charakterisierung der geometrischen Eigenschaften der Wolkenschicht liefern, die besonders für die Validierung des -A Wolkenhöhenalgorithmus interessant sind. Die Fernerkundungsgeräte waren auf der POLAR 4 des Alfred-Wegener-Instituts AWI unter der Betreuung durch die Flugabteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine zweimotorige Turbo-Prop Maschine des Typs Dornier 228. Neben dem Meßsystems des Instituts für Weltraumwissenschaften (Abschnitt 3.2.3) befand sich das multidirektional abbildende Radiometer POLDER (Polarization and Directionality of the Earth’s Reflectances) (Descloitres et al. 1995) des Laboratoire d’Optique Atmospherique LOA, Lille, Frankreich. Die POLAR 4 ist während allen CLOUDYCOLUMN Missionen über den Wolken geflogen in hoher räumlicher und zeitlicher Koordination mit der MERLIN-IV, um so die simultane Messung von Wolkenmikrophysik und Strahlungseigenschaften zu garantieren. Die Flugmissionen wurden vom Flughafen Los Rodeos, La Laguna auf Teneriffa aus durchgeführt. 3.2.2.3. Flugmuster. Von besonderer Wichtigkeit ist die Wahl des Flugmusters. Wegen der prioritären Aufgabe, durch die gemessenen Daten einen Validationsdatensatz für die Klimamodellierung zur Verfügung zu stellen, wurde ein quadratisches Flugmuster mit einer Kantenlänge von ca. 60km für die meisten Flugmissionen ausgewählt. Eine geschlossene Figur ist ferner geeignet, um die Advektion des Wolkensystems berechnen zu können, welche zur Initialisierung der Modelle verwendet werden kann. Die MERLIN-IV operierte dabei innerhalb der Wolkenschicht, die POLAR 4 ca. 1km über der Wolkenoberkante. Die präzise Synchronisation beider Flugzeuge entlang eines 60km-Flugstreifens (leg) brachte es mit sich, daß mit einer Genauigkeit von ca. 100m sich die MERLIN-IV im Blickfeld der auf der POLAR 4 befindlichen Radiometer befand. Die MERLIN-IV absolvierte sowohl legs in konstanter Flughöhe (Charakterisierung der statistischen Eigenschaften von CCN Aktivierung, Tropfengrößenverteilung und Turbulenz), als auch sogenannte zick-zack legs, also 28 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES B E Spektrometer D A C CCD-Detektor Controller Teleskop Glasfaserkabel PC einfallendes Licht A BBILDUNG 3.1. Schematische Darstellung einer OVID Detektionseinheit (aus Schüller (1995)) mehrfaches Aufsteigen und Absteigen durch die gesamte Wolkenschicht, die die Messung des vertikalen Profils der Wolkenmikrophysik erlauben. Die zurückgelegte Distanz während einer Profilmessung betrug ca. 5-10km, abhängig von der Mächtigkeit der Wolken. 3.2.3. Das Meßsystem des Instituts für Weltraumwissenschaften. Das Institut für Weltraumwissenschaften betrieb während der ACE 2 Kampagne ein Meßsystem für die Wolkenfernerkundung. Neben den eigentlichen Strahlungssensoren OVID und casi, waren zusätzliche Komponenten zur Unterstützung der Messungen im Einsatz. Die Meßköpfe von OVID und casi sind auf eine lagestabilisierenden Plattform SM2000 der Firma Carl Zeiss Jena montiert. Der Einsatz der Plattform garantiert durch den hydraulisch gesteuerten Ausgleich der hochfrequenten Flugbewegung die Nadirblickrichtung der Teleskope. Zum System gehören ferner ein Videosystem (Kamera und Recorder) sowie Geräte zur Erfassung der Flugposition (Garmin GPS) und deren Datenaufzeichnung (Ruhtz 1997). Im folgenden werden die für die Ergebnisse dieser Arbeit wichtigen Instrumente OVID und casi beschrieben. 3.2.3.1. Der Optical Visible and Near Infrared Detector OVID. Der Optical Visible and Near Infrared Detector OVID ist ein spektral hochauflösender Mehrkanalsensor für die flugzeuggestützte Fernerkundung von atmosphärischen Eigenschaften (Schüller et al. 1997). Dieses Gerät mißt im Spektralbereich zwischen 500nm und 1700nm. Es besteht aus zwei nahezu identischen Detektionssystemen, die jeweils den Bereich von 500nm-1000nm (OVIDVIS) bzw. 1000nm-1700nm (OVID-NIR) abdecken. Während ACE 2 wurden mit OVID Messungen der reflektierten Sonnenstrahlung in Nadir-Blickrichtung durchgeführt. Die spektrale Auflösung des OVID-VIS Systems betrug 0,8nm und die des OVID-NIR Systems 6nm. In Abbildung 3.1 ist der Aufbau einer Detektionseinheit schematisch dargestellt. Jedes der beiden Systeme besteht aus folgenden Elementen: Teleskop, Lichtleiterkabel, Spektrometer, 3.2. DAS ZWEITE EXPERIMENT ZUR CHARAKTERISIERUNG DER AEROSOLE ACE 2 29 A BBILDUNG 3.2. casi-Bild vom 09.07.1997 über Stratokumulusbewölkung: Strahldichte bei 753,75nm. Detektor, Steuereinheit und einem PC mit Steuerungssoftware. Eine genaue Beschreibung der einzelnen Komponenten und deren Funktionsweise des OVID-Instrumentes befindet sich bei Schüller (1995). Der Detektor für das OVID-VIS Modul hat insgesamt 1024 Spektralkanäle, der für das OVID-NIR Modul 256. Damit besteht ein OVID Spektrum aus Strahldichten bei 1280 Wellenlängen. Abbildung 2.3 zeigt ein komplettes OVID gemessen über einer Stratokumulusbewölkung zusammen mit einem simulierten Spektrum. Die Wiederholrate der OVID Messungen ergibt sich aufgrund der aktuellen Einstellungen für die Belichtungszeit, die wiederum abhängig von der Signalstärke ausgewählt worden ist. Während den hier betrachteten ACE 2 Missionen betrug diese 100ms, d. h. es wurde mit einer Frequenz von 10Hz gemessen. Jede Messung liefert ein vollständiges Spektrum. Die Teleskope haben einen Öffnungswinkel von 0,27 (VIS) und 0,34 (NIR). Zusammen mit der Flughöhe und Fluggeschwindigkeit wird dadurch die räumliche Auflösung bestimmt, die während der hier beschriebenen Messungen typischerweise bei ca. 10m im Niveau der Wolkenoberkanten lag. Die Kalibration des OVID-Systems (Schüller et al. 1997) nutzt die Vermessung einer Standardlichtquelle (Ulbrichtkugel LN-3), deren Strahlstärke durch Interkalibration mit einer geeichten Normallampe bekannt ist. Diese Kalibrationsmessungen sind jeweils vor und nach einem Meßflug durchgeführt worden. Ferner sind Dunkelmessungen (bei abgedeckten Teleskopöffnungen) notwendig, um die mit 14Bit digitalisierten elektronischen Signale in physikalische Größen (Strahldichte) umzuwandeln. Die spektrale Kalibration erfolgt Spektrallinien einer Argon-Gasentladungslampe, die durch OVID detektiert werden. Die hohe Auflösung des VIS-Systems erlaubt sogar die Spektralkalibration eines jeden einzelnen Spektrums: Die 30 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES W Strahldcihte [ _______ ] m² sr µm 120 casi OVID 100 80 60 40 20 11:26 11:26:30 11:27 Zeit [UTC] 11:27:30 11:28 A BBILDUNG 3.3. Gemessene Strahldichten am 28.06.1997 jeweils mit den beiden von der POLAR 4 aus betriebenen Spektrometern casi und OVID. sogenannten Fraunhoferlinien (Absorptionslinien von Kalzium und Wasserstoff) der Sonnenphotosphäre, sind in den VIS Spektren deutlich auszumachen. Diese werden im Kalibrationsprozess automatisch erkannt und zur Spektralkorrektur benutzt. 3.2.3.2. Der compact airborne spectrographic imager casi. Der casi-Sensor der Firma ITRES, Kanada (Babey und Soffer 1992) ist ein abbildendes Spektrometer mit einem Öffnungswinkel von 34 senkrecht zur Flugrichtung. Er arbeitet nach dem Zeilenscannerprinzip (pushbroom scanner). Als Detektor dient ein zweidimensionales CCD-Array (512 288) wobei der Spektralbereich von 430nm bis 870nm mit 512 Pixeln in der räumlichen Achse und 288 Spektralkanälen abgedeckt wird. Die Konfiguration während der ACE 2 Messungen sind so gewählt worden, daß die Bestimmung der optischen Dicke und der Albedo mit der höchsten räumlichen Auflösung erfolgen konnte (Kanal bei 753,75nm). Die Erfassung aller möglicher Spektralkanäle ist mit einer reduzierten räumlichen Auflösung verbunden und wird z. B. für die Wolkenhöhendetektion genutzt. Abbildung 3.2 zeigt ein Beispiel einer Messung mit casi für einen kleinen Ausschnitt eines Fluglegs am 09.07.1997. Das Kalibrationsverfahren für den casi-Sensor wurde am Institut für Weltraumwissenschaften gegenüber des Standardverfahrens des Herstellers entscheidend verbessert (Keller et al. 2000). Ein Vergleich der kalibrierten Strahldichten von zwei verschiedenen Spektrometern (OVID und casi) mit jeweils unabhängigen Kalibrationsverfahren gibt einen Hinweis auf die Genauigkeit der Berechnung der absoluten Intensitätswerte. Abbildung 3.3 zeigt die gleichzeitig gemessenen Strahldichten mit OVID und casi während einer zweiminütigen Meßstrecke am 26.06.1997. Sie demonstriert die Konsistenz der Messungen mit beiden Strahlungsmeßgeräte und ist zugleich Voraussetzung für die gemeinsame Auswertung der Daten mit diesen Spektrometern. 3.3. EIN NEUER PARAMETERISIERUNGSANSATZ FÜR STRATOKUMULUSBEWÖLKUNG 31 3.3. Ein neuer Parameterisierungsansatz für Stratokumulusbewölkung 3.3.1. Die Grenzen des VU-PPM. Schon Abschnitt 1.1 handelt von der Wechselwirkung von Strahlung und Wolken und deren Beschreibung in einem Strahlungstransportmodell. Eine dort getroffene Annahme der vertikalen Homogenität der Wolken bezüglich ihrer mikrophysikalischen Parameter (VU-PPM) trifft jedoch bei realistischen Wolken nicht zu. In situ Messungen der Wolkenmikrophysik (Slingo und Schrecker 1982, Nicholls 1984, Stephens und Platt 1987, Raga und Jonas 1993, Martin et al. 1994, Pawlowska und Brenguier 1996) in Stratokumulusbewölkung zeigen deutlich, daß die Tropfengröße mit der Höhe über der Wolkenbasis ansteigt. Welche Konsequenzen sich auf die Interpretation von gemessenen Strahldichten und auf die Modellierung dieser ergeben, wird mit den schematischen Abbildungen 3.4 und 3.5 erläutert. Die vom Flugzeug oder vom Satelliten aus gemessene reflektierte Solarstrahlung trägt Information hauptsächlich aus der oberen Schicht der Wolke. Die Eindringtiefe der am Sensor detektierten Photonen in die Wolkenschicht hängt von speziellen Bedingungen ab, aber als dominierender Effekt wirkt die starke Mehrfachstreuung, die einen Großteil der Solarstrahlung schon in den oberen Schichten reflektiert. Dies hat zur Folge, daß ein Fernerkundungsverfahren zur Ableitung des Effektivradius, welches auf den Vergleich von Messungen und Simulationen mit einem VU-PPM beruhen (wie auch das in Kapitel 2 beschriebene), Werte liefern werden, die nur für den Oberrand der Wolke repräsentativ sind. Es ist also weniger ein Effektivradius der gesamten Wolkensäule, sondern eher der Effektivradius der obersten Schicht, der abgeleitet werden kann. Wie wenig sich diese Observable dazu eignet, den mikrophysikalischen Zustand der gesamten Wolkensäule zu beschreiben, zeigt sich, wenn man die Variation der (geometrischen) Wolkendicke betrachtet: Bei einem mit der Höhe ansteigenden Effektivradius ist natürlich der Effektivradius am oberen Wolkenrand unmittelbar eine Funktion des Abstands von der Wolkenbasis: . Der Meßwert ist deshalb ebenso ein Resultat der geometrischen wie auch der mikrophysikalischen Struktur. In Abbildung 3.4 ist eine Situation dargestellt, in der Variationen von bei einem Überflug ausschließlich durch die Variation der Wolkendicke bedingt sind, wobei die Mikrophysik der Wolke ungestört bleibt. Da die Variation von aber ebenso die gesamte optische Dicke unmittelbar beeinflußt, erwartet man, daß die abgeleiteten Größen und korreliert sind. Eine solche Korrelation zeigten auch die Auswertungen der OVID Messungen, wie in Abbildung 3.6 am Beispiel von zwei Fluglegs an verschiedenen Tagen dargestellt. Han et al. (1998) finden in ISCCP Daten optische Dicke und Albedo und Effektivradius korreliert, für optisch dünne Wolken über Ozeanoberflächen. Dabei müßten gerade diese Wolken die größte Sensitivität gegenüber Aerosolbeeinflussung haben. Eine Verringerung des abgeleiteten Effektivradius bei einem Überflug von links nach rechts besteht auch in der in Abbildung 3.5 dargestellten Situation: Die geringeren Tropfenradien ergeben sich in diesem Fall tatsächlich aus der durch Aerosole modifizierten Mikrophysik, die sich durch erhöhter Tropfenkonzentration auszeichnet. Nach dem hier aufgezeichneten Modell ist es also nicht möglich, durch den fernerkundeten Effektivradius (am Oberrand der Wolke) die Wolke bezüglich ihrer Beeinflussung durch Aerosole zu charakterisieren. Betrachten wir die Änderung der Tropfenkonzentration in beiden Fällen: In der Modellvorstellung ist die Tropfenkonzentration konstant innerhalb der Wolkenschicht und lediglich durch das CCN-Angebot bestimmt. In Abbildung 3.4 bleibt dieses unverändert, somit gibt es keine Variation in , im Gegensatz zu der in Abbildung 3.5 dargestellten Situation. Es wird deutlich, daß die Tropfenkonzentration re N Tropfenkonzentration Effektivradius Höhe 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES Höhe 32 re N Tropfenkonzentration Effektivradius A BBILDUNG 3.4. Modell der mikrophysikalischen Struktur einer Stratokumuluswolke. Die Variation der geometrischen Struktur (Mächtigkeit der Wolke) bestimmt ausschließlich den abgeleiteten Effektivradius. Ein Überflug von links nach rechts registriert eine Verringerung des Tropfenradius. diejenige Größe ist, die Ursache (Aerosolkonzentration) und Wirkung (erhöhte Albedo) des Twomey-Effektes verbindet und mit der die Wolkenmikrostruktur repräsentiert werden kann. 3.3.2. Das Adiabatisch geschichtete Plan-Parallele Modell (AS-PPM). Die oben beschriebenen Nachteile des vertikal homogenen Ansatzes, besonders aber die Schwierigkeit, Strahlungsmessungen und Fernerkundungsdaten auf der einen Seite, und in situ gemessene Mikrophysik auf der anderen Seite vergleichen zu können, führten zu der Überlegung, ein andere Beschreibung der Wolken in Strahlungstransportmodellen zu verwenden. Das in diesem Abschnitt vorgestellte adiabatische Modell ist von den Groupe de Météorologie Expérimentale et Instrumentale (GMEI) des Centre National de Recherches Météorologiques (CNRM) des Französischen Wetterdienstes Météo-France entwickelt worden. Die folgende Darstellung des Modells folgt weitgehend der aus Brenguier et al. (2000). Das adiabatische Modell ist eine Beschreibung der Entwicklung der mikrophysikalischen Eigenschaften eines konvektiven Paketes feuchter Luft. Am Unterrand der Wolke ist das Wasserdampf-Mischungsverhältnis gesättigt. Während des konvektiven Aufstiegs kühlt das Paket nach dem pseudo-adiabatischen Temperaturgradienten ab, der Sättigungsgrad des Mischungsverhältnisses sinkt entsprechend. Der adiabatische Flüssigwassergehalt in einer bestimmten Höhe über der Wolkenbasis LWCad ist definiert als die Differenz des Sättigungsmischungsverhältnisses an der Wolkenbasis und dessen Wert im betrachteten Niveau . LWCad steigt nahezu linear mit der Höhe an. Der feucht-adiabatische Kondensationskoeffizient ad ist konstant für geringe Höhenunterschiede wie z. B. im Bereich der Ausdehnung einer typischen Stratokumulusschicht (Brenguier 1991). Der Wert von ad hat eine leichte Temperaturabhängigkeit und variiert zwischen Werten von 1 bis 2,5gm km für Temperaturen zwischen 0 und 40 C. Die adiabatische Tropfenkonzentration ad ist konstant in einem adiabatischen Luftpaket ohne Niederschlag. Also gilt: re N 33 re Höhe Höhe 3.3. EIN NEUER PARAMETERISIERUNGSANSATZ FÜR STRATOKUMULUSBEWÖLKUNG N verschmutzt sauber Tropfenkonzentration Effektivradius Tropfenkonzentration Effektivradius A BBILDUNG 3.5. Modell einer durch Aerosole veränderten Stratokumulusbewölkung. Beim Überflug wird ebenfalls wie in Abbildung 3.4 eine Verringerung des Tropfenradius festgestellt, jedoch hier verursacht durch die veränderte mikrophysikalische Struktur (höhere Tropfenkonzentration durch größeres CCN Angebot). LWCad ad ad mit ad ad (3.3.1) ad ad ad (3.3.2) (3.3.3) Der Faktor beschreibt die Form der Tropfengrößenverteilung und ist definiert durch das Verhältnis von Effektivradius und dem volumengewichteten Mittelwert der Verteilung ( ). In situ Messungen dieses Verhältnisses zeigen, daß Werte zwischen 0,67 0,07 für kontinentale Wolken und 0,80 0,07 für maritime Wolken annimmt (Pontikis und Hicks 1992, Martin et al. 1994). Die Gleichungen 3.3.1 bis 3.3.3 können verwendet werden, um den Flüssigwasserpfad LWP und die optische Dicke einer adiabatischen Wolkensäule zu berechnen (Boers und Mitchell 1994): LWP LWC ext ad ad (3.3.4) (3.3.5) 34 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES 20 30 optische Dicke Effektivradius δ re [µm] δ re [µm] 30 10 0 13.45 13.50 13.55 13.60 13.65 Zeit [UTC] 20 10 0 14.60 14.65 14.70 14.75 14.80 Zeit [UTC] A BBILDUNG 3.6. Aus OVID Messungen abgeleitete optische Dicke und Effektivradius, jeweils ein Beispiel vom einem Flugleg am 26.06.97 (klarmaritime Luftmasse) und am 09.07.97 (verschmutzt-kontinentale Luftmasse). Durch diese Parameterisierung kann ein entscheidendes Problem gelöst werden, daß sich aus der Beschreibung einer Wolkensäule mit der optischen Dicke und des Effektivradius ergibt: Wie weiter oben schon erwähnt, ergibt sich aus der Tatsache, daß der Effektivradius in realen Wolken eine vertikal variable Größe ist, die Schwierigkeit, einen repräsentativen Wert zu finden, der im VU-PPM verwendet werden kann, um die Strahlungseigenschaften realistisch zu berechnen. Nach Gleichung 1.1.7 ist die optische Dicke eines homogenen Volumens proportional zum Flüssigwassergehalt LWC und zum Effektivradius , die aber beide in realistischen Wolken von der Höhe in der Wolke abhängen. Somit ist die totale optische Dicke der Säule proportional zum Integral LWC , das sich aber nicht durch und ausdrücken läßt, wenn beide Profile beliebidie separat integrierten Werte von ge Formen annehmen können. Im adiabatischen Modell sind aber die Profile dieser beiden Größen festgelegt (Gleichungen 3.3.1 und 3.3.3) und beide Größen sind eine Funktion der Tropfenkonzentration . Dadurch tauchen im Ausdruck für die optische Dicke (Gleichung 3.3.5) weder LWC noch explizit auf. Vielmehr ist diese, wie auch der Effektivradius an der Wolkenoberkante, eine Funktion von zwei physikalischen Wolkenparametern, die eine wichtige Bedeutung für den indirekten Effekt und Wolken-Rückkopplungseffekte haben: Die geometrische Dicke und die Tropfenkonzentration . Ein Übergang von der Verwendung von zu kommt einer Koordinatentransformation gleich mit den Transformationsgleichungen 3.3.5 und 3.3.3. In den nächsten Abschnitten wird demonstriert, wie sehr diese Transformation eine deutlich bessere Interpretation von gemessenen Strahldichten ermöglicht. (GleiIm Unterschied zum VU-PPM ist im AS-PPM die Proportionalität nicht mehr chung 1.1.8) sondern , wobei die Proportionalität zu erhalten bleibt. Das bedeutet, daß in adiabatischen Wolken die Variationen in der geometrischen Dicke viel deutlicher deren Strahlungseigenschaften beeinflussen können. 3.3. EIN NEUER PARAMETERISIERUNGSANSATZ FÜR STRATOKUMULUSBEWÖLKUNG 35 625m 125m 600m 100m 575m 75m 550m 50m 525m 25m 500m 0m optische Dicke Höhe über Wolkenbasis Höhe über Grund 1500m Effektivradius A BBILDUNG 3.7. Optische Dicke und Effektivradius der homogenen Unterschichten im AS-PPM. 3.3.3. Implementierung des AS-PPM in die Strahlungstransportsimulation mit MOMO. Die Berechnung des Strahlungstransportes muß also die vertikale Struktur berücksichtigen sobald die mikrophysikalischen Eigenschaften der Wolken relevant sind. Das ASPPM ist sicherlich ebenso wie das VU-PPM ein idealisiertes Modell der komplexen Wolkenprozesse, alleine aus dem Grund, das die adiabatischen Profile des Flüssigwassergehaltes ein Maximum darstellen, die in der Realität nicht übertroffen werden können. Die Attraktivität dieses Modells besteht darin, daß analytische Beschreibungen (Gleichungen 3.3.1 bis 3.3.5) der Parameter zur Verfügung stehen, die eine Implementierung des Modells in ein Strahlungstransportmodell wesentlich erleichtern oder gar erst ermöglichen. Gleiches gilt auch für die Modellierung in Generellen Zirkulationsmodellen (GCM). Wie alle eindimensionalen Strahlungstransportmodelle (PPM) beruht die Simulations mit MOMO (Abschnitt 1.2) auf der Berechnung der Strahlungsprozesse in homogenen Schichten. Eine solche Schicht wird durch Parameter beschrieben, die innerhalb dieser Schicht einen konstanten Wert haben. Eine vertikale Struktur kann deshalb nur durch die Kombination mehrerer Schichten realisiert werden. Durch die Flexibilität des MOMO Programms kann eine beliebig große Anzahl von Einzelschichten realisiert werden, die lediglich durch die Rechenkapazität begrenzt ist. Die MOMO-Konfiguration, die für diese Untersuchung verwendet worden ist, basiert auf insgesamt 45 Schichten mit einer besonders feinen Unterteilung im Bereich der planetarischen Grenzschicht. Da die Strahlungseffekte in den hier betrachteten Spektralbereichen nicht wesentlich von der absoluten Höhe der Wolkenschicht abhängen, wurde die Wolkenbasis auf 500m für alle Berechnungen festgesetzt. Die simulierten Wolken haben eine vertikale Ausdehnung von bis zu 1000m. Zwischen 500m und 1500m wurde die Modellatmosphäre in 25m dicke Schichten unterteilt. Als optische Dicke und Effektivradius jeder einzelnen Schicht werden die adiabatischen Werte (Gleichung 3.3.5 und 3.3.3) für die mittlere Höhe über der Wolkenbasis der Schicht verwendet, wie es in Abbildung 3.7 dargestellt ist. Die Streueigenschaften eines Tropfenensembles werden mit der Mie-Theorie berechnet, womit die Extinktions- und Streukoeffizienten ( und ext ) sowie die Phasenfunktion bestimmt werden. Diese Berechnungen wurden für Tropfengrößenverteilungen mit =0,5 m bis 25 m durchgeführt in Schritten von 0,5 m. Als Schichtmittelwert für den Effektivradius 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES optische Dicke Effektivradius [µm] 36 N N [cm -3 ] ] h [m [cm -3 ] h [m] A BBILDUNG 3.8. Abhängigkeit der optischer Dicke (links) und des Effektivradius (rechts) von Tropfenkonzentration und der Höhe über der Wolkenbasis. können deshalb nur Werte angenommen werden, für die die Streueigenschaften berechnet worden sind. Es wird jeweils jener der möglichen Effektivradien als Schichtwert eingesetzt, der dem nach der adiabatischen Formel berechneten am nächsten liegt. Zwar ließe sich durch aus mit genaueren Werten arbeiten, etwa, indem man die Mie-Rechnung für eine größere Anzahl von Effektivradien wiederholt, doch sind rechentechnische Grenzen gesetzt, da in einem Rechenlauf alle Dateien mit den Streueigenschaften jeder simulierten Tropfengrößenverteilung im MOMO Programm geöffnet werden. Eine Umstrukturierung des Datenflusses im Simulationsprogramms könnte wiederum Abhilfe schaffen. Es bleibt aber festzuhalten, daß trotz der gewählten Diskretisierung in der Höhe und im Effektivradius die prinzipiellen Ergebnisse allgemeingültig sind. Daraus entstehende Fehler sind sicherlich gering im Vergleich zu anderen Effekten, die die Genauigkeit eines Ableitungsverfahrens herabsetzen. Die simulierten Wolken sind durch und parameterisiert und festgelegt. Abbildung 3.8 zeigt, wie optische Dicke und der Effektivradius mit der Höhe in der Wolke ansteigen und wie dieser Anstieg durch den Wert von bestimmt wird. Die aufwärtsgerichteten Strahldichten in 3028m Höhe (entspricht 10.000 Fuß, der Standardflughöhe der POLAR 4 während ACE 2) und am Oberrand der Atmosphäre wurde berechnet für eine große Anzahl von Kombination von mit 25 800cm und 200 1000m. Die Strahlungstransportsimulationen erfolgten für die Wellenlängen 550nm, 753,75nm, 1200nm und 1535nm, gemäß Tabelle1. Die Albedo des Bodens beträgt 0% bei allen betrachteten Wellenlängen. Ein maritimes Aerosol mit der optischen Dicke von aero =0,3 ist in den Rechnungen berücksichtigt worden. Für diese Untersuchung wurde MOMO in einem azimutal mittelnden Modus angewendet, der für die Berechnung von Nadir-Strahldichten ausreichend ist. Mit 16 Stützstellen wurde die zenitale Abhängigkeit des Strahlungsfeldes erfaßt. 37 Reflexionsvermögen753,75nm Reflexionsvermögen 1535nm 3.3. EIN NEUER PARAMETERISIERUNGSANSATZ FÜR STRATOKUMULUSBEWÖLKUNG N N [c m -3 ] ] H [m [c m -3 ] ] H [m A BBILDUNG 3.9. Abhängigkeit der Strahlungsintensität (ausgedrückt als Reflexionsvermögen) von Tropfenkonzentration und geometrischer Dicke in zwei Kanälen 753,75nm (links) und 1535nm (rechts). Berechnungen erfolgten mit dem Strahlungstransportprogramm MOMO und beziehen sich auf eine adiabatisch geschichtete plan-parallele Modellwolke und einem Sonnenzenit. winkel von In Analogie zu Abbildung 2.1 zeigt Abbildung 3.9 ein Ergebnis der Strahlungstransportsimulationen, hier dargestellt als das Reflexionsvermögen in den Kanälen bei 753,75nm und 1535nm in Abhängigkeit von . Man stellt fest, daß im Gegensatz zum VU-PPM die Änderung der Reflexionswerte eines Kanals nicht hauptsächlich mit der Variation eines bestimmten Parameters korrespondiert. und bestimmen vielmehr gemeinsam das Reflexionsvermögen in beiden der hier betrachteten Kanälen, da sie ja beide und beeinflussen. Mit den hier dargestellten Ergebnissen des neuen Modells lassen sich unmittelbar die Zusammenhänge von Tropfenkonzentration und Streuprozesse und damit die Wirkung des TwomeyEffektes erschließen. Die berechnete Reflexion im Kanal 753,75nm kann man für qualitative Untersuchungen als ein Maß für die spektral integrierte Albedo im kurzwelligen Bereich betrachten. Die für die Quantifizierung eines Klima-Antriebs durch Aerosole wichtige Breitbandalbedo ist zusätzlich durch die Absorption durch Wasserdampf und andere atmosphärische Gase beeinflußt. Sich ändernde mikrophysikalischen Eigenschaften von Wolken modifizieren auch den Anteil der Gasabsorption, besonders, indem sie die Anzahl der Streuvorgänge und damit die Photonenweglänge in der Wolke (und damit in der Atmosphäre) zu verändern vermögen. Dieser Effekt ist aber im Vergleich zum Twomey-Effekt zu vernachlässigen, weshalb die Annahme berechtigt ist, daß sich die Änderung der Reflexion bei einer Wellenlänge in einem atmosphärischen Fenster mit der zu erwartenden Änderung der Gesamtalbedo qualitativ identisch ist. Das Modell zeigt, daß bei konstanter geometrischer Dicke, eine Erhöhung der Tropfenkonzentration mit einem Anstieg im Reflexionsvermögen 38 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES 20 100 6/5 <r e > [µm] VU-PPM <δ> VU-PPM 80 60 40 20 0 15 10 5 0 0 20 40 60 δ AS-PPM 80 100 0 5 10 15 20 5/6 re (H) [µm] AS-PPM A BBILDUNG 3.10. Vergleich des homogenen VU-PPM mit dem AS-PPM in Bezug auf die Parameterisierung des Strahlungstransfers in Wolken: optische Dicke (links) und Effektivradius (rechts). Der Effektivradius < > des homogenen Modells wird verglichen mit 5/6 des effektiven Radius am Oberrand der Wolke des AS-PPM. verbunden ist (Abbildung 3.9 links). Interessant ist aber die Beobachtung, daß diese Abhängigkeit umso deutlicher ausgeprägt ist, je (geometrisch und optisch) dünner die Wolkenschicht ist. Im vorliegenden Fall zeigt sich für eine 100m dicke Wolke eine Verdopplung des Reflexionsvermögen (von 0,2 auf 0,4), wenn sich die Tropfenkonzentration von 25cm (maritim) auf 800cm (kontinental) erhöht. Für geometrisch und optisch dickere Wolken ist auch eine Erhöhung der Reflektivität festzustellen, doch fallen die relativen Unterschiede wesentlich geringer aus. Diese Ergebnisse bestätigen die Berechnungen von Twomey (1991), in der er die Suszeptibilität (Empfänglichkeit) von Wolken bezüglich des indirekten Effektes untersucht hat. Diese Größe ist definiert durch die Änderung des Rückstreuvermögens pro bei konstantem Flüssigwassergehalt: Seine ErÄnderung der Tropfenkonzentration gebnisse zeigten, daß die Suszeptibilität für geringe Tropfenkonzentrationen und für 0,5 maximal ist, wie dies auch in Abbildung 3.9 der Fall ist. 3.4. Mögliche Äquivalenz zwischen VU-PPM und AS-PPM Parameterisierungen basierend auf dem VU-PPM sind für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet worden, sowohl für GCM Studien der Klima-Rückkopplungseffekte und des indirekten Effekts (Fouquart und Bonnel 1980, Slingo 1989, Jones et al. 1994) als auch für die Entwicklung von Fernerkundungsverfahren zur Ableitung von Wolkenparametern aus Strahldichtemessungen (Twomey und Seton 1980, Nakajima und King 1990, Platnick und Twomey 1994, Han et al. 1994, Platnick und Valero 1995). Es stellt sich die Frage, wie die Parameter für das VU-PPM gefunden werden können, die realistischen Wolken äquivalent sind, denn wegen seiner Einfachheit ist das homogene Modell nach wie vor attraktiv. Die optische Dicke bereitet als eine vertikal integrierte Größe keinerlei Probleme, nicht so der Effektivradius, der eine ausgeprägte Variation mit der Höhe in der Wolke aufweist. In der Literatur gibt es keine 3.4. MÖGLICHE ÄQUIVALENZ ZWISCHEN VU-PPM UND AS-PPM 39 Einigkeit über einen gültigen äquivalenten Wert für den Effektivradius zur Verwendung in einem VU-PPM: Bei Taylor und McHaffie (1994) wird empfohlen, den Effektivradius am Wolkenoberrand zu benutzen, da hauptsächlich die Albedo in der obersten Schicht bestimmt wird. Nakajima et al. (1991) und Platnick und Twomey (1994) sagen aus, daß die Tropfengrößen in den oberen Schichten (oberen 20-40% der Wolke) viel mehr den abgeleiteten Wert beeinflussen als solche in tieferen Bereichen. Stephens und Platt (1987) und Li et al. (1994) sehen den besten Weg darin, die gemessenen Strahldichtespektren mit solchen zu vergleichen, die mit den Mittelwerten der gemessenen Mikrophysik der Wolken berechnet wurden: . In Han et al. (1994) und Platnick und Valero (1995) findet man Hinweise darauf, daß die Ergebnisse der Fernerkundung sensitiv bezüglich der Tropfenradien sind, die in den obersten ein bis zwei Einheiten der optischen Dicke auftreten. Mit den beiden zur Verfügung stehenden Modellen kann nun untersucht werden, mit welchen Parameter des VU-PPM die gleichen Ergebnisse wie mit dem AS-PPM erzeugt werden können. Ausgehend von dem Ausdruck der optischen Dicke im VU-PPM (Gleichung 1.1.7): ext LWP (3.4.1) Setzt man für und LWP deren adiabatische Werte ad und LWPad ein und benutzt zusätzlich die Beziehungen 1.1.4 und 3.3.5, so erhält man (siehe Anhang A): (3.4.2) Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in Abbildung 3.10 dargestellt. Jeder Punkt stellt eine Simulation mit dem AS-PPM dar, die durch eine bestimmte Kombination von definiert ist. Die Strahldichten in den Kanälen bei 753,75nm und 1535nm wurden ermittelt. Anschließend wurde in gleicher Konfiguration das VU-PPM verwendet mit jebestimmt sind. Um die weils einzelnen Wolkenschichten, die durch Kombinationen in Äquivalenzwerte zu ermitteln, wurden diejenigen VU-PPM Simulationen ausgewählt, deren Strahldichtewerte in beiden Kanälen die beste Übereinstimmung mit den AS-PPM Ergebnissen lieferten. In Abbildung 3.10 sind diese Äquivalenzbeziehungen als Streudiagramm aufgetragen. Die linke Teilabbildung zeigt den Vergleich der empirisch gefundenen äquivalenten optischen Dicken mit den totalen optischen Dicken des AS-PPM. Beide Werte stimmen für optische Dicken kleiner als 80 weitgehend überein. Die leichten Abweichungen können durch die Diskretisierung von und sowie durch numerische Fehler bedingt sein. In der rechten Teilabbildung ist der Vergleich von dem im äquivalenten VU-PPM verwendedes Effektivradius am Oberrand der Wolke, der sich aus ten Effektivradius und der Äquivalenz von optischer Dicke und Flüssigwasserpfad ergibt (Gleichung 3.4.2) dargestellt. Außer für kleine ( 5 m) und große Effektivradien ( 18 m) kommt es zu deutlichen Abweichungen zwischen VU-PPM Äquivalent und dem erwarteten -Anstieg. Teilweise sind Äquivalenzwerte gefunden worden, die dem Effektivradius am Wolkenoberrand entsprechen (Punkte auf der zusätzlich eingezeichneten -Gerade). Aus dem Ergebnis dieser Untersuchung kann gefolgert werden, daß keine konstante Beziehung existiert, aus der man einen allgemeingültigen Äquivalenzwert für den Effektivradius 40 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES ermitteln könnte. Die empirisch gewonnenen Äquivalente scheinen noch von anderen Bedes AS-PPM abzuhängen. Dies ist aus den in Abschnitt 3.3.1 dingungen als von angestellten Überlegungen heraus auch nicht verwunderlich. Das Profil des Effektivradius in der Wolke ist ja durch die Tropfenkonzentration bestimmt, und damit ist der Effektivradi. Die Vermutung us an der Wolkenoberkante eine Funktion von beiden Parametern: liegt nahe, daß die Proportionalität zwischen den beiden Modellen ebenfalls als Funktion von und berechnet werden muß. Dieser Test zeigt, daß offensichtlich beide Ansätze nicht kompatibel sind, soweit es die Strahlungseigenschaften betrifft. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das AS-PPM in der Parameterisierung der Wolkenprozesse in GCMs und bei der Entwicklung von Fernerkundungsverfahren zu verwenden. Auf beide Bereiche wird die Anwendung des neuen Parameterisierungsansatzes weitreichende Konsequenzen haben, und man kann von diesem Übergang neue und hoffentlich auch genauere Ergebnisse bei der Quantifizierung erwarten. 3.5. Experimentelle Validierung des AS-PPM In den vorhergehenden Abschnitten konnte demonstriert werden, daß das adiabatisch geschichtete Modell eine realistischere Beschreibung von Wolken bezüglich ihrer mikrophysikalischen Struktur bieten kann als ein vertikal homogenes Modell. Strahlungstransportsimulationen wurden durchgeführt, um die Konsequenzen abzuschätzen, die sich durch die Verwendung des AS-PPM bei der Berechnung der Strahlungseigenschaften ergeben. Für eine Validierung dieses neuen Konzeptes ist der Vergleich von in situ Messungen mit Strahlungsmessungen über der Wolke notwendig. Der Datensatz des CLOUDYCOLUMNExperimentes bietet für solche Vergleiche vor allen wegen der guten Koordination und Synchronisation der Messungen von den beteiligten Flugzeugen aus, eine Fülle von Vergleichsmöglichkeiten, von denen einige in diesem Abschnitt vorgestellt werden. Ein wichtiger Unterschied zum VU-PPM ist die veränderte Abhängigkeit der optischen Dicke von der Wolkendicke im AS-PPM. Die Proportionalität zu bedeutet eine wesentlich stärkere Abhängigkeit als die im VU-PPM vorhergesagte linearen Zusammenhang zwischen und . Durch die in situ Messungen während der sogenannten Zick-Zack-Flüge mit der MERLIN-IV konnte u. a. auch die Mächtigkeit der Wolkenschicht und die mittlere Tropfenkonzentration aus FSSP-Daten bestimmt werden. Hanna Pawlowska (Météo-France, CNRM) hat die Messungen von und mit den aus OVID-Daten abgeleiteten optischen Dicken in Beziehung gebracht, die nach dem in Kapitel 2 beschriebenen Verfahren bestimmt worden sind. Zunächst zeigt Abbildung 3.11 den Vergleich von fernerkundeter optischer Dicke aus OVID Messungen und der berechneten optischen Dicke aus in situ Messungen von und nach der Gleichung 3.3.5. Die Messungen erfolgten während eines Fluges am 25.06.1997. Die OVID-Messungen sind als durchgezogene Linie dargestellt, und die in situ abgeleiteten optischen Dicke als waagerechte Linien, deren Länge der Strecke entspricht, die die MERLIN-IV zum Durchqueren der Wolkenschicht benötigte. Dieses Ergebnis ist einerseits ein Beispiel dafür, daß es gelungen ist, Fernerkundungs- und in situ Messungen zeitlich und räumlich zu koordinieren, andererseits konnte durch die Übereinstimmung die Gültigkeit des adiabtischen Modells für diesen speziellen Fall gezeigt werden. 3.6. BEOBACHTUNG DES TWOMEY-EFFEKTES MIT FERNERKUNDUNGSMETHODEN 41 25 optische Dicke 20 15 10 5 0 29.0 29.2 29.4 29.6 29.8 geographische Breite [°] A BBILDUNG 3.11. Vergleich von optischen Dicken abgleitet aus OVID Messungen (durchgezogene Linie) und der optischen Dicke bestimmt aus den in situ Messungen (waagerechte Linien) während Abstieg und Aufstiegen der MERLIN-IV durch die Wolkenschicht. (Abbildung aus Brenguier et al. (2000)) Das Ergebnis einer systematischeren Untersuchung von Hanna Pawlowska (Pawlowska und Brenguier 2000) ist in Abbildung 3.12 zu sehen. Für sieben CLOUDYCOLUMN Missionen normiert mit wurden aus OVID bestimmten optischen Dicken mit einem Faktor . Diese Werte wurden über (linke Teilabbildung) aufgetragen . Die ext und stammen wiederum von in situ Messungen. Jeder Punkt entspricht Werte von eines Durchgangs der MERLIN-IV durch die Wolkenschicht. Es ist deutlich zu erkennen, daß viel eher proportional zu , als zu ist, wie dies das VU-PPM vorhersagen würde. In der rechten Teilabbildung wurde die fernerkundete optische Dicke mit normiert und über aufgetragen. Diese Untersuchung ist damit ein Versuch, den Zusammenhang zwischen Tropfenkonzentration und optischer Dicke (auch Albedo) und damit den indirekten Aerosol-Effekt experimentell zu validieren. Zwar gibt es den erwarteten Trend (Anstieg der Albedo) doch kleine Fehler bei der Bestimmung von führen zu einer erheblichen Streuung der Datenpunkte um die 1 zu 1 Gerade. Dennoch kann man anhand dieser Daten ableiten, daß die Sensitivität der optischen Dicke bezüglich der geometrischen Dicke überwiegt und den Twomey-Effekt überlagern kann. So ergibt sich zum Beispiel aus Gleichung 3.3.5, daß eine Verdopplung der Tropfenkonzentration den gleichen Effekt auf die optische Dicke haben würde als eine Erhöhung der geometrischen Dicke um nur 15%. Das bedeutet, daß man ohne die Einbeziehung von keine unmittelbare Verbindung von Albedo und ziehen kann. 3.6. Beobachtung des Twomey-Effektes mit Fernerkundungsmethoden 3.6.1. Entwicklung eines Ableitungsverfahrens für geometrische Dicke und Tropfenkonzentration. Die Ableitung von optischer Dicke und Effektivradius, so wie sie in Kapitel 2 beschrieben worden ist beruht auf Messungen der rückgestreuten solaren Strahlung 42 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES 2.0 12 25.06 26.06 08.07 09.07 16.07 17.07 18.07 19.07 1.5 1.0 25.06 26.06 08.07 09.07 16.07 17.07 18.07 19.07 a 10 8 6 b 4 0.5 2 0 0 0 0.5 1.0 1.5 2.0 0 4 6 8 A BBILDUNG 3.12. Links: Optische Dicke abgeleitet aus OVID Messungen, normiert auf als Funktion von , wobei und aus in situ Messungen bestimmt worden sind. Jeder Punkt entspricht einem Aufstieg oder Abstieg der MERLIN-IV durch die gesamte Wolkenschicht während 7 CLOUDYCOLUMN Meßflüge. Rechts: Ebenso wie linke Abbildung, jedoch die optische Dicke normiert auf und dargestellt als Funktion von . (Abbildung aus Brenguier et al. (2000)) in einem nichtabsorbierenden Spektralbereich und einem Kanal in der Flüssigwasserabsorptionsbande, wobei ein weiterer Kanal bei 1200nm auftretende Mehrdeutigkeiten verringern kann. Die vom Flugzeug oder vom Satelliten aus gemessenen Strahldichten in diesen Kanälen tragen die Information über die optische Dicke der gesamten durch das Pixel erfaßten atmosphärischen Säule, aber lediglich von den Tropfen der obersten Schicht kann eine Größeninformation abgeleitet werden (siehe Abschnitt 3.3.1). Natürlich kann die Anwendung des AS-PPM anstelle des VU-PPM nicht die Messungen selbst beeinflussen, sondern lediglich die Interpretation der Meßdaten. Interpretation heißt in diesem Zusammenhang, daß gemessene Strahldichten mit simulierten Strahldichten verglichen werden. Auf solche Vergleiche beruhen sämtliche Fernerkundungsverfahren. Die Qualität ist in einem solchen System aber unmittelbar davon abhängig, wie sehr die Simulationen den realen Gegebenheiten Rechnung tragen, unter denen die Messungen durchgeführt worden sind, mit denen sie verglichen werden. Wie gezeigt werden konnte, bietet das adiabatisch geschichtete Modell für einschichtige stratiforme Wolken eine realistischere und damit bessere Beschreibung auf der Grundlage von physikalischen Gesetzen. Als Konsequenz daraus ergibt sich eine neue Parameterisierung für solche Wolkenklassen, die auf der geometrischen Dicke und der Tropfenkonzentration beruhen. Diese beiden Größen lösen die optische Dicke und den Effektivradius , die Parameter des VU-PPM, ab. Konnte durch den Vergleich von gemessenen Strahldichten und VU-PPM-generierten Simulationen und abgeleitet werden, so ist es durch die Verwendung des AS-PPM in völliger Analogie dazu möglich, ein Verfahren 3.6. BEOBACHTUNG DES TWOMEY-EFFEKTES MIT FERNERKUNDUNGSMETHODEN 43 A BBILDUNG 3.13. Herkunft der Luftmassen am 25. Juni 1997 (links) und am 9. Juli 1997 (rechts). Darstellung folgt den Ergebnissen der Trajektorienrechnungen des KNMI für Teneriffa. zur Bestimmung von und zu entwickeln. Dazu ist es zunächst notwendig, eine ausreichende Menge von repräsentativen Fällen zu simulieren. Dies wurde durch die systematische Variation der Tropfenkonzentration von 25cm 800cm und der geometrischen Dicke von 100m 1000m realisiert. Der Strahlungstransport wurde für 16 Zenitwinkel berechnet. Die Inversion der Strahlungstransportsimulationen erfolgt völlig analog zu dem in Abschnitt 2.5 beschriebenen Trainings eines künstlichen Neuronalen Netzes. Die verwendete Netzstruktur ist identisch bis auf die Bedeutung der Ausgabeneuronen, die nun und zugeordnet sind (Abbildung 2.6). Der Eingabevektor besteht ebenso aus dem Sonnenzenitwinkel und den gemessenen Strahldichten bei 753,75nm, 1200nm und 1535nm. 3.6.2. Beobachtung des Twomey-Effektes mit OVID während ACE 2. Die maritime Grenzschichtbewölkung, die während der zehn ACE 2 CLOUDYCOLUMN Missionen beobachtet worden ist, unterscheidet sich teilweise deutlich in Herkunft und Zusammensetzung der Luftmassen in denen sie entstanden ist. Mit Hilfe der boden- und flugzeuggebundenen Aerosolmessungen und den Trajektorienrechnungen des KNMI konnten die Luftmassen hinsichtlich ihrer Verschmutzung detailliert charakterisiert werden. Zwei Tage sind zur nähreren Analyse ausgewählt worden: Der 26. Juni 1997, der nachfolgend als maritim-klarer Fall bezeichnet wird, zeichnet sich durch geringe Aerosolkonzentration aus, die typischerweise in Luftmassen auftreten, die über weite Strecken über den Atlantik ins Meßgebiet herangetragen worden sind. Im Gegensatz dazu ist die Luftmasse der Grenzschicht am 9. Juli 1997 (kontinental-trüb) über Westeuropa (England, Frankreich, Spanien und Portugal) transportiert worden. Dieser Tag ist derjenige mit dem größten Aerosolgehalt während der gesamten Meßperiode. An beiden Tagen herrschte eine sehr ähnliche Stratokumulusbewölkung in der Grenzschicht. Diese bestand weitestgehend aus einer einzelnen Schicht. Die Charakterisierung der Wolken durch die in situ Messungen der MERLIN-IV ergibt, daß sich der Flüssigwasserpfad für beide Fälle nur wenig unterscheidet (Tabelle 3). Ebenso liegt die geometrische Dicke an beiden Tagen bei etwas über 200m. Die betrachteten Fälle unterscheiden sich also hauptsächlich durch die Anzahl der Aerosole und damit die der Kondensationskerne. Die Tropfenkonzentrationen gemessen mit der FSSP sind im kontinental-trüben Fall mit 44 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES TABELLE 3. Charakterisierung der Eigenschaften der hier betrachteten Messungen Datum 25.06.1997 09.07.1997 Luftmasse maritim klar kontinental trüb Nummer des POLAR 4 Fluglegs 9 10 Zeit [UTC] 13:28:00–13:38:00 14:38:00–14:48:00 geometrische Dicke (in situ) 200m 207m Tropfenkonzentration (in situ) 50cm 200cm LWP (in situ) 44,5 37,5 Sonnenzenitwinkel 8,1 21,2 200cm deutlich höher als im maritim-klaren Fall mit 50cm . Bespiele für die Profilmessungen mit der FSSP sowie Satellitenbilder von beiden Tagen sind in Abbildung 3.15 dargestellt. Die Messungen der Strahldichte in den Kanälen bei 753,75nm und 1535nm in Tabelle 3 angegebenen Fluglegs sind unter Einbeziehung der Sonnenzenitwinkel in Reflexionsvermögen nach Gleichung 2.4.1 umgewandelt worden. Diese sind in Abbildung 3.14 als zweidimensionales Histogramm aufgetragen. Die Konturen bezeichnen die Häufigkeit der Meßpunkte in der 754nm 1535nm -Ebene. Das Reflexionsvermögen im kontinental-trüben ist in beiden Kanälen deutlich höher als im maritim-klaren Fall, wie dies auch durch die TwomeyHypothese vorhergesagt wird. In den oberen Abbildungen sind die Ergebnisse der Strahlungstransportsimulationen mit dem VU-PPM eingezeichnet. Diese sind dargestellt durch die Isolinien der optischen Dicke und des Effektivradius, entsprechend für den gültigen Sonnenzenitwinkel . Der Vergleich legt nahe, daß für die maritim-klare Luftmasse ein typischer Wert von (13 4) m und für die kontinental-trübe Luftmasse ein typischer Wert von (8 2) m ermittelt werden kann, mit jeweils einer hohen Variabilität in . Ein Rückgang der Partikelgröße also bei einem höherem Angebot an CCN und damit konsistent zum indirekten Aerosoleffekt. In der rechten Abbildung erkennt man aber deutlich die Problematik bei der Verwendung des VU-PPM: Der Bereich der Meßdaten folgt nicht einer - Isolinie sondern tendiert zu größeren Tropfen bei ansteigender Reflektivität. Besonders im Bereich 10 30 zeigt sich eine deutliche positive Korrelation von und . Dieses Ergebnis bestätigt die in Abschnitt 3.3.1 ausgearbeitete Hypothese, daß die durch die Verwendung des VU-PPM verursachte Fehlinterpretation von Meßdaten zu einem mit der optischen Dicke positiv korrelierten Effektivradius führen muß, wenn die beobachtete Wolke ihre vertikale Ausdehnung variiert. Es ist unwahrscheinlich, daß die dadurch implizierte Änderung des Effektivradius auf die Änderung der mikrophysikalischen Struktur der Wolke entlang der ca. 60km langen Meßstrecke zurückzuführen ist. Weder in situ Messungen noch die Analyse der Luftmasse geben einen Hinweis darauf. Im Gegensatz dazu lösen sich diese Interpretationsschwierigkeiten auf, wenn man die gemessenen Daten mit den Ergebnissen des AS-PPM vergleicht, die in den unteren Teilabbildungen von Abbildung 3.14 als Isolinien von und dargestellt sind. Dies läßt sich besonders eindruckvoll wiederum mit dem kontinental-trüben Fall demonstrieren. Der gekrümmte Datenbereich folgt weitgehend der Isolinie 100cm , eine ähnlich starke Korrelation im hochreflektiven Bereich ist hier nicht zu beobachten. Die Daten des maritim-klaren Falls korrespondieren zu Strahlungstransportrechnungen mit einer Tropfenkonzentration von 3.6. BEOBACHTUNG DES TWOMEY-EFFEKTES MIT FERNERKUNDUNGSMETHODEN 45 re [µm] 60 8 a) 40 15 20 30 10 12 14 16 18 10 20 δc 5 Reflexion 1535nm [%] Reflexion 1535nm [%] 60 re [µm] 40 15 20 40 60 δc 5 0 0 80 50 40 25 10 300 200 20 175 H [m] 150 125 100 20 40 60 Reflexion 754nm [%] 60 80 N [ cm - 3 ] 60 80 Reflexion 1535nm [%] 100 c) 225 40 N [ cm - 3 ] 200 250 20 Reflexion 754nm [%] 60 Reflexion 1535nm [%] 30 3 Reflexion 754nm [%] 0 0 20 10 12 14 16 18 10 20 3 0 0 8 b) 200 100 d) 50 40 25 10 225 250 300 200 20 175 H [m] 150 0 0 125 100 20 40 60 80 Reflexion 754nm [%] A BBILDUNG 3.14. Häufigkeitsverteilung der mit OVID fernerkundeten Reflexionswerte als zweidimensionales Histogramm in einer Konturdarstellung für den maritim-klaren Fall am 26.05.1997 (links) und für den kontinentaltrüben Fall am 07.09.1997 (rechts). Ergebnisse der Strahlungstransportsimulationen als Isolinien von und berechnet mit dem VU-PPM (oben), und als Isolinien von und berechnet mit dem AS-PPM (unten). Die Daten wurden jeweils über eine 60km lange Meßstrecke während ca. 10 Minuten aufgenommen. 25cm . Das Ergebnis dieser qualitativen Analyse, das sich allein auf Strahlungsmessungen und Simulationen beruft, stimmt mit den in situ Messungen überein: Die mikrophysikalischen Eigenschaften der Wolke in den beiden betrachteten Fällen unterscheiden sich deutlich in den Tropfenkonzentrationen (Faktor 4) und die Variation der Strahlungseigenschaften ist durch die starke Variation der geometrischen Dicke bedingt. Diese Übereinstimmung der qualitativen Aussage von der neuen Fernerkundungsmethode und der in situ Messungen belegt die Überlegenheit des AS-PPM bei der Beobachtung des 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES Höhe [m] 46 1600 1000 1500 900 1400 800 1300 700 Höhe [m] 1 200 0 .0 0 .2 0 . 4 0 . 6 0 .8 LWC [g/cm3] 1 .0 600 0 .0 1600 1000 1500 900 1400 800 1300 700 1 200 0 100 200 300 400 500 N [1/cm3] 600 0 0 .2 0 . 4 0 . 6 0 .8 LWC [g/cm3] 1 .0 100 200 300 400 500 N [1/cm3] A BBILDUNG 3.15. Profile des Flüssigwassergehaltes (oben) und der Tropfenkonzentration (unten) für den maritim-klaren Fall am 26. Juni 1997 (links) und den kontinental-trüben Fall am 9. Juli 1997 (rechts). Die Daten stammen von FSSP Messungen von der MERLIN-IV aus (Météo-France, CNRM), aufgenommen während eines Fluges durch die gesamte Wolkenschicht. Twomey-Effektes gegenüber des VU-PPM. Mit den in Abbildung 3.14 c) und d) gezeigten Ergebnissen konnte eine Erhöhung der Albedo in direktem Zusammenhang mit den veränderten Mikroeigenschaften der Wolke in Verbindung gebracht werden und zwar auf der Grundlage eines physikalischen Modells. Damit ist der erste experimentelle Nachweis des indirekten Effektes durch anthropogene Aerosolemission im Maßstab eines Wolkensystems erbracht. Bisherige Untersuchungen des indirekten Effektes beschränkten sich auf lokale Phänomene, wie z. B. ship tracks (King et al. 1993) oder auf Unterschiede zwischen Sommer- und Winterwolken (Boers et al. 1998), die allerdings durch eine natürliche Modifikation der Aerosoleigenschaften verursacht werden. Es sei an dieser Stelle nocheinmal deutlich hervorgehoben, daß auch das adiabatischgeschichtete Modell wie jedes Modell die Wirklichkeit nicht vollständig erfassen kann. Die Physik hinter diesem Ansatz besagt, daß die adiabatische Wolke nur als Grenzfall maximaler Kondensation von Wasser in der Realität möglich ist, der aber durch Effekte wie entrainment (Eintragung von trockener Luft an den Wolkenrändern) nur selten erreicht wird. Man 3.6. BEOBACHTUNG DES TWOMEY-EFFEKTES MIT FERNERKUNDUNGSMETHODEN 47 kann also davon ausgehen, daß diejenigen Meßpunkte eines 60km langen Fluglegs, die die höchste Reflektivität zeigen, am ehesten an den adiabatischen Grenzfall heranreichen, da sich dort die größte Menge an Flüssigwasser bilden und zu der höchsten optischen Dicke führen konnte. Die adiabatische Annahme, die dem Fernerkundungsverfahren zugrunde liegt, ist für diese Fälle am ehesten erfüllt. Die zu diesen Datenpunkten korrespondierenden Isolinien der Wolkendicke sind 200m im maritim-klaren Fall und 230m im kontinentaltrüben Fall. Diese Werte entsprechen im Rahmen der Genauigkeit mit den Beobachtungen der MERLIN-IV überein. Trotz der Möglichkeit Veränderungen der Tropfengröße und der Tropfenkonzentration von Wolken in maritim-klaren und kontinental-trüben Luftmassen zu detektieren bleibt eine deutliche Abweichung von fernerkundeten und in situ gemessenen Werten. Die Fernerkundung unterschätzt die Tropfenkonzentration um einen Faktor 2: OVID 25cm bzw. 100cm gegenüber 50cm bzw. 200cm . Dementsprechend liegen die maximalen Werte für den Effektivradius bei ungefähr der Hälfte dessen, was aus den Strahldichtemessungen ermittelt worden ist. Diese Diskrepanz ist ein mehrfach in der Literatur beschriebenes Phänomen (Twomey und Cocks 1989, Rawlings und Foot 1990, Stephens und Tsay 1990, King et al. 1990, Cess et al. 1995, Pilewskie und Valero 1995) und wird als „anomale Absorption” bezeichnet, die einer Unterschätzung des Reflexionsvermögens im Bereich der Flüssigwasserabsorption (in unserem Fall bei 1535nm) zugeschrieben werden kann. 3.6.3. Beobachtung des Twomey-Effektes mit MOS. Der Modulare Optoelektronische Scanner MOS (Abschnitt 4.2) auf dem Indischen Forschungssatelliten IRS bietet durch seine Kanalsetzung die Möglichkeit der Anwendung der neu entwickelten Verfahren. Die hier vorgestellten Algorithmen müßten für abbildende Sensoren erweitert und angepaßt werden. Zum einen sind Strahlungstransportsimulationen notwendig, die die unter unterschiedlichen Beobachtungszenitwinkeln zu messenden Strahldichten berechnen. Dazu sind Rechnungen mit dem azimutal auflösenden Modus von MOMO erforderlich. Zum anderen müssen die entsprechenden Kanaleigenschaften (Empfindlichkeitsfunktionen) in den Rechnungen berücksichtigt werden. Dennoch wurde der für OVID entwickelte Algorithmus auf MOS Bilder angewendet, da einerseits durch die geringe Schwadbreite (200km), die Beobachtungswinkel annähernd Nadirmessungen entsprechen und andererseits die Messungen im 1,6 m-Kanal von MOS-C sich qualitativ nicht von denen in einem schmalbandigen Kanal bei 1535nm unterscheiden. Es ist aber auch klar, daß sich die damit gewonnenen Ergebnisse nicht für eine quantitative Analyse eignen. Mit dieser Einschränkung sind zwei MOS Szenen ausgewählt und analysiert worden, um die prinzipielle Anwendbarkeit des neuen Verfahrens auf Satellitenmessungen zu demonstrieren. Leider stehen uns keine Daten des MOS Sensors zur Verfügung, die im Zeitraum der ACE 2 Kampagne aufgenommen worden sind. Dies wäre eine sehr wertvolle Gelegenheit gewesen, die Ableitungsverfahren auf Daten mit einer unterschiedlichen räumlichen Auflösung zu testen. Die beiden MOS-Szenen vom 4. März 1998 und vom 24. März 1998 beziehen sich auf das ACE 2 Meßgebiet und befinden sich im Atlantischen Ozean nördlich der Kanarischen Inseln. Aus den Strahldichten von MOS-B, MOS-A und MOS-C sind die optische Dicke, der Effektivradius (am Wolkenoberrand), Tropfenkonzentration und geometrische Dicke abgeleitet worden nach den in dieser Arbeit vorgestellten Verfahren. Zusätzlich ist der Wolkenhöhenalgorithmus zur Bestimmung des Drucks an der Wolkenoberkante (Fischer et al. 1997a) angewendet worden. Abbildung 3.16 zeigt die abgeleitete optische Dicke (oben) und den 48 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 optische Dicke 400 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 1000 Wolkenoberkantendruck [hPa] 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 optische Dicke 400 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 1000 Wolkenoberkantendruck [hPa] A BBILDUNG 3.16. Abgeleitete optische Dicken (oben) und Wolkenoberkantendruck (unten) aus zwei MOS Bildern aufgenommen am 4. März 1998 (links) und am 24. März 1998 (rechts). Wolkenoberkantendruck (unten). Der größte Anteil in beiden Fällen bilden die Pixel mit einer optischen Dicke kleiner als 10. Der Druck an der Wolkenoberkante ist größer als 750hPa. Es handelt sich also um tiefliegende, optisch dünne Wolken, wegen ihrer räumlichen Struktur mit großer Wahrscheinlichkeit maritimer Stratokumulus. Für diesen Wolkentyp kann das AS-PPM und die darauf beruhenden Ableitungsalgorithmen angewendet werden. Das Resultat der Bestimmung des Effektivradius (Abbildung 3.17) läßt keine großen Unterschiede zwischen den Wolken an beiden Tagen erkennen: In beiden Fällen liegen die Werte im Be15 m mit leicht größeren Tropfen am 4. März. Die ermittelten reich von 9 m Tropfenkonzentrationen zeigen aber deutlich höhere Werte am 24. März im Vergleich zu 100cm am 4. März. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der relative Unterschied, denn die absoluten Größen gelten wegen der oben erwähnten Einschränkungen als extrem 3.6. BEOBACHTUNG DES TWOMEY-EFFEKTES MIT FERNERKUNDUNGSMETHODEN 49 unsicher. Zum Zeitpunkt der Überflüge gibt es keine in situ Messungen der Aerosol- und Wolkenmikrophysik und bislang auch keine Trajektorienrechnungen für das beobachtete Gebiet. Als Validierung steht aber die Analyse der Bodenwetterkarten zur Verfügung, die in Anhang C abgebildet sind mit den markierten Bereichen der entsprechenden MOS-Szenen. Aus diesen ergibt sich ein deutliches Bild der Herkunft der Luftmassen. Am 4. März ist im Beobachtungsgebiet eine Strömung aus West vorherrschend (Abbildung C.3) und am 24. März eine Strömung aus Nordost (Abbildung C.4). Folgt man den Drucklinien entgegengesetzt zur Windrichtung, so kann man davon ausgehen, daß die Luftmasse über dem Europäischen Kontinent herangetragen worden ist. Die Analyse der Wetterkarte bestätigt also die Ergebnisse der Fernerkundung mit MOS, daß am 4. März die Grenzschichtbewölkung in einer maritim-klaren und am 24. März in einer kontinental-trüben Atmosphäre entwickelt hat. Mit diesem Beispiel konnte gezeigt werden, daß sich die neue Fernerkundungsmethode dazu eignet, vom Satelliten aus den Grad der Beeinflussung der Wolkeneigenschaften durch Aerosole zu überwachen. Zusammen mit der Messung der (Breitband- ) Albedo könnte somit aus Langzeitbeobachtungen eine Klimatologie des indirekten Aerosoleffektes erstellt werden, die die Größe des dadurch bedingten Strahlungsantriebs (indirect aerosol forcing) bestimmen kann. 50 3. FERNERKUNDUNG DES INDIREKTEN AEROSOLKLIMAEFFEKTES 0 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 0 3 6 9 Effektivradius [ m] 0 100 200 300 400 500 12 15 18 21 24 27 30 Effektivradius [ m] 600 700 3 Tropfenkonzentration [1/cm ] 800 0 100 200 300 400 500 600 700 3 Tropfenkonzentration [1/cm ] A BBILDUNG 3.17. Abgeleiteter Effektivradius (oben) und Tropfenkonzentration (unten) aus zwei MOS Bildern aufgenommen am 04. März 1998 (links) und am 24. März 1998 (rechts). 800 KAPITEL 4 Operationelle Verfahren zur Ableitung der wolkenoptischen Dicke und der Albedo Einer der wichtigsten Parameter zur Beschreibung der Wirkung von Wolken auf den Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde ist die Wolkenalbedo. Selbst kleine Änderungen des Rückstreuvermögens können das Erdklima signifikant beeinflussen. Der Bedeckungsgrad, also der Anteil der Erdoberfläche, der bewölkt ist, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, doch die Art und Stärke der Rückkopplung bei einer Veränderung des Bedeckungsgrades ist äußerst schwierig zu prognostizieren. Der Hauptgrund dafür ist die Tatsache, daß eine solche Änderung die Strahlungsflüsse sowohl im Kurzwelligen (also solarem Spektralbereich) als auch im Infraroten beeinflußt. Deren Zusammenwirken bestimmt, ob als Nettoeffekt eine Abkühlung oder eine Erwärmung erfolgt. Eine Beobachtung des Wolkenbedeckungsgrades alleine ist aus diesem Grunde nicht ausreichend, um den klimatischen Einfluß der Wolken zu überwachen. Im Gegensatz zum Bedeckungsgrad hat die Änderung der Wolkenalbedo , also des Rückstreuvermögens kaum Einfluß auf die infraroten Strahlungsflüsse. Eine Erhöhung von ist deshalb stets mit einem abkühlendem Effekt verbunden. Die Wolkenalbedo hängt hauptsächlich von der optischen Dicke der Wolken ab, und diese wiederum wird durch den Flüssigwassergehalt und der Größenverteilung der Wolkentropfen bestimmt. Die wolkenoptische Dicke ist ebenfalls ein wichtiger Parameter im Energiehaushalt von Erdoberfläche und Atmosphäre, da sie unmittelbar das Rückstreuvermögen beeinflußt und somit den Anteil der verfügbaren Energie am Erdboden bestimmt. Untersuchungen mit globalen Zirkulationsmodellen haben zeigen können, daß optische Dicke und Wassergehalt innerhalb der Wolken einen negativen Temperatur-Rückkopplungseffekt zeigen, während durch die Erhöhung des Bedeckungsgrades bei einem Temperaturanstieg der verursachende Effekt noch verstärkt wird (Roeckner et al. 1987). Beobachtungen vom Satelliten können dazu beitragen, solche Prognosen zu überprüfen und/oder deren Genauigkeiten zu erhöhen, da sie die effektivste Methode zur großskaligen (räumlich und zeitlich) Wolkenbeobachtung sind. Aus diesem Grund besteht eine Notwendigkeit von Langzeitprogrammen, bei denen Satellitendaten einheitlich ausgewertet und deren Resultate analysiert werden um langfristige Veränderungen der Wolkeneigenschaften und deren Einfluß auf andere Klimaparameter zu bestimmen. Das International Satellite Cloud Climatology Project (ISCCP) verfolgt dieses Ziel und stellt globale Datensätze der täglichen, saisonalen und jährlichen Veränderung der wichtigsten Wolkenparameter zusammen, die aus Daten einer Vielzahl von verschiedenen Satelliteninstrumenten gewonnen werden (Rossow und Schiffer 1991). Eine neue Generation von Satellitenradiometern kann zu diesem Vorhaben beitragen, denn durch den Fortschritt in der Sensortechnik und der Datenübertragung und -verarbeitung konnte die räumliche, zeitliche und auch spektrale Auflösung entscheidend verbessert werden. Dieser Fortschritt bedeutet auch eine Verbesserung bei der Ableitung von Wolkenparameter, 51 52 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN AATSR MIPAS SCIAMACHY MERIS MWR Ka-band Antenna GOMOS DORIS RA-2 Antenna LRR X-band Antenna ASAR Antenna A BBILDUNG 4.1. ENVISAT sei es durch die schmalbandigeren Kanäle, die die Absorption durch atmosphärische Gase ausschließen, oder kleineren Pixeln, die die Identifikation von bewölkten, wolkenfreien und teilweise bewölkten Bildelementen erleichtern. In diesem Kapitel wird die Entwicklung von Verfahren zur Ableitung von Wolkenparametern mit Daten der Satellitenradiometer MERIS und MOS beschrieben. Dazu werden zunächst beide Sensoren kurz vorgestellt, um danach auf die physikalischen Prinzipien der Ableitungsmethode einzugehen, die dann im folgenden Abschnitt eingehend dargestellt wird. Ein sehr wichtiger Punkt ist die Analyse der Genauigkeit der Verfahren, die anhand von Simulationen und Messungen erfolgt ist. Beispiele von analysierten Satellitenszenen und gleichzeitigen Validierungsmessungen schließen dieses Kapitel ab. 4.1. Das Medium Resolution Imaging Spectrometer MERIS Im Rahmen der ENVISAT Mission der Europäischen Weltraumbehörde ESA, die voraussichtlich im Jahre 2000 mit dem Start des bisher größten europäischen Satellitensystems (siehe Abbildung 4.1) beginnt, wird das Medium Resolution Imaging Spectrometer MERIS (Rast 1995) zusammen mit weiteren Sensorsystemen für die globale Beobachtung von Umweltparametern eingesetzt. MERIS ist hauptsächlich für die Messung der Ozeanfarbe und der biologischen Bestandteile der Ozeane konstruiert worden, um damit ein tieferes Verständnis des Zusammenhangs von Ozeaninhaltsstoffen und Klimaveränderung zu gewinnen. Dieses Instrument erlaubt verbesserte Abschätzungen der Biomasse und des photosynthetischen Potentials der Ozeane und kann damit beitragen, die Kenntnis über die Transformation des globalen Kohlenstoffzyklusses zu verbessern. 4.1.1. Technische Beschreibung. MERIS ist ein abbildendes Gitterspektrometer welches die an der Erdoberfläche oder an Wolken reflektierte Solarstrahlung im Bereich des sichtbaren und nahen infraroten Lichts mißt. Eine Schwadbreite von 1150km ist aufgeteilt in fünf Segmenten, die von fünf identischen Kameras mit vergleichbaren Öffnungswinkeln 4.1. DAS MEDIUM RESOLUTION IMAGING SPECTROMETER MERIS 53 TABELLE 4. Technische Parameter des Satellitenradiometers MERIS Spektralbereich Spektrale Auflösung Übertragungsfähigkeit 390nm - 1040nm 2,5nm bis zu 15 Kanälen programmierbare Positionen und Breiten Registrierung Kanal-zu-Kanal <0.1 Pixel Genauigkeit Kanalzentrum < 1nm Polarisationsempfindlichkeit < 1% Radiometrische Genauigkeit < 2% des Signals Genauigkeit Kanal-zu-Kanal < 0.1% Dynamischer Bereich bis Albedo 1.0 Öffnungswinkel 68,5 Räumliche Auflösung (Nadir) 260 300m und schmalen Überlappbereichen bei benachbarten Kameras abgedeckt werden. Jede Kamera bildet einen Streifen senkrecht zur Flugrichtung auf den Eingangsspalt eines optischen Spektrometer ab. Detektiert wird das so spektral zerlegte Licht mit Hilfe eines zweidimensionalen CCD Feldes, wodurch spektrale und räumliche Informationen gleichzeitig erfaßt werden können. Die räumliche Auflösung ist im Nadir des Instrumentes am größten und kann bei MERIS bis zu 260m 300m betragen. Über Ozeanflächen werden aus radiometrischen Gründen Pixel schon am Satelliten zusammengefaßt, wodurch sich eine Nadirauflösung von 1200m ergibt. Eine radiometrische Kalibration erfolgt mit Hilfe einer Diffuserscheibe. Am südlichen Ende einer Umlaufbahn wird die Erdbeobachtungsluke geschlossen und das direkte Sonnenlicht wird durch die Scheibe diffus in den Sensor reflektiert. Tabelle 4 faßt die wichtigsten technischen Eigenschaften des MERIS Sensors zusammen. Durch den 68,5 Öffnungswinkel kommt es zu einer globalen Überdeckung alle zwei bis drei Tage. Da MERIS ausschließlich solare Strahlung aufnimmt, hängt die radiometrische Qualität und damit auch die Qualität der abgeleiteten Produkte im wesentlichen von den Illuminationsbedingungen der jeweiligen Szene ab. Der Sonnenzenitwinkel ist dabei die ist kaum mehr eine sinnvolle Anwendung der Fernerkunkritischste Größe. Bei dungsverfahren möglich, wie auch die nachfolgende Sensitivitätsanalyse zeigen wird. Der Sonnenzenitwinkel an einem Pixel ändert sich in Abhängigkeit der Aufnahmenzeit, und der jeweiligen geometrischen Position. 4.1.2. MERIS Anwendungen. Die primären Anwendungen von MERIS liegen im Bereich der Ozeanographie. Mit MERIS steht den Nutzern ein Instrument zur Verfügung, das speziell für die Fernerkundung von marinen Phänomenen und Prozessen konstruiert wurde. Besonders die hohe radiometrische Auflösung ist für diese Art der Anwendung wichtig, da das Signal über Wasseroberflächen im wesentlichen aus Streustrahlung an Aerosolen und Reflexionen an der Ozeanoberfläche besteht. Durch schmalbandige Kanäle mit einem hohen Signal-Rausch Verhältnis wird versucht das generell schwierige Problem der Atmosphärenkorrektur zu begegnen. 54 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN TABELLE 5. Die 15 Kanäle des MERIS Spektrometers Kanal Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 KanalKanalmögliche Anwendungen zentrum [nm] breite [nm] 412,5 10 Gelbstoffe, Trübung 442,5 10 Chlorophyll Absorptionsmaximum 490 10 Chlorophyll, andere Pigmente 510 10 Trübung, Schwebstoffe, Algenblüten 560 10 Chlorophyll Referenz, Schwebstoffe 620 10 Schwebstoffe 665 10 Chlorophyll Absorption 681,25 7,5 Chlorophyll Fluoreszenz 705 10 Atmosphärenkorrektur, Rotkante 753,75 7,5 Wolkenparameter Sauerstoffabsorption Referenz 760 2,5 Sauerstoff Absorption R-Zweig 775 15 Aerosole, Vegetation 865 20 Atmosphärenkorrektur über Ozean 890 10 Wasserdampfabsorption Referenz 900 10 Wasserdampfabsorption , Vegetation Als ozeanographische Produkte werden hauptsächlich die Konzentration von ChlorophyllPigmenten und die Inhaltsstoffe von Küstengewässern (Sedimente und aufgelöstes organisches Material) abgeleitet. Die Fernerkundung von Landoberflächen profitiert in erster Linie von der engen Kanalsetzung von MERIS. Je mehr spektrale Signaturen durch ein Instrument erfaßt werden können, um so mehr Landoberflächenklassen kann man unterscheiden. Dies gilt im besonderen Maße für die Bestimmung des Vegetationszustandes. Signale, die für Land- aber speziell für Ozeananwendungen genutzt werden, sind zwangsläufig überlagert mit Streustrahlung, die von Aerosolen herrührt. Deshalb verwundert es nicht, daß alle modernen Ozeanfarbensensoren mit speziellen Kanälen ausgestattet sind, die es ermöglichen, das Streulicht zu korrigieren. Damit eröffnet sich aber auch eine Möglichkeit, Informationen über Aerosole zu gewinnen, etwa die aerosoloptische Dicke oder den Aerosoltyp. MERIS hat ebenfalls Kanäle, mit denen die Pfadstrahldichte bestimmt und damit auch die Konzentration und Zusammensetzung der Aerosole abgeschätzt werden kann. Die MERIS Mission wird dazu beitragen, ein genaueres und realistischeres Bild über die Verteilung und Veränderung dieser in besonderer Weise klimawirksamen atmosphärischen Komponente zu gewinnen. Die Ableitung des Säulengehaltes von Wasserdampf mit MERIS wird ermöglicht durch einen -Bande bei 900nm und einem Referenzkanal im Fensterbereich bei Kanal innerhalb der 890nm. Die differentielle Absorption ist ein direktes Maß für den Wasserdampfgehalt. Damit trägt MERIS mit dazu bei, diese für den Energie- und Wasserhaushalt der Erde und als effektivstes Treibhausgas auch für den Strahlungshaushalt überaus wichtige Größe zu messen. Die Anwendung einer neuartigen Fernerkundungsmethode zur Abschätzung der Wolkenoberkante wird durch Meßkanäle innerhalb der -A Bande ermöglicht. Dieses Verfahren basiert 4.2. DER MODULARE OPTOELEKTRONISCHE SCANNER MOS TABELLE 6. ners MOS 55 Die Eigenschaften des Modularen Optoelektronischen Scan- optisches Prinzip Zeilenspektrometer + CCD-Kamera Spektralbereich 408nm-1010nm, 1,6 m Anzahl der Kanäle 18 Kanalbreiten 1,4nm , 10nm, 100nm Schwadbreite 200km Pixelgröße 500m Radiometrische Genauigkeit <1% (MOS-A,B) < 2% (MOS-C) Diskretisierung 16Bit Kalibrationsmethode Interne Lampen, Sonnenkalibration auf die Messung der rückgestreuten Solarstrahlung innerhalb und außerhalb der Absorptionsbande bei 761nm, die in zwei speziell für die Wolkenfernerkundung vorgesehenen Kanäle erfolgen. Zusammen mit MOS und POLDER wird MERIS das bisher einzige Satelliteninstrument mit Messungen in der Sauerstoff-A Bande sein. Studien und Anwendungen mit MOS Daten haben bereits zeigen können, daß mit dieser Methode im Vergleich zu anderen Verfahren, eine höhere Genauigkeit in der Wolkenhöhenbestimmung (Fischer et al. 1997a) erreicht werden kann. Auch kann mit dieser Pixel-für-Pixel Methode die volle räumliche Auflösung im Wolkenhöhenbild beibehalten werden. Das Institut für Weltraumwissenschaften der Freien Universität Berlin ist verantwortlich für die Entwicklung und Validation der operationellen Algorithmen der MERIS Produkte Wasserdampf (Fischer und Bennartz 1997), Wolkenhöhe (Fischer et al. 1997a) sowie wolkenoptische Dicke und Wolkenalbedo (Fischer et al. 1997b). Das letztere ist Gegenstand dieses Kapitels. 4.2. Der Modulare Optoelektronische Scanner MOS Der Modulare Optoelektronische Scanner MOS (Schwarzer und Suemnich 1994) ist seit 1996 auf einer sonnensynchronen Umlaufbahn an Bord des Indischen Forschungssatelliten IRS. Ein fast identischer MOS-Sensor ist auf der russischen Raumstation MIR im Einsatz. Ebenso wie MERIS ist MOS ein Sensor, der hauptsächlich für die Fernerkundung ozeanischer Inhaltsstoffe konzipiert worden ist, der aber durch die Vielzahl der Spektralkanäle ein weites Spektrum an Anwendungen ermöglicht, auch für die Erkundung atmosphärischer Größen. Das Instrument besteht aus drei Modulen. MOS-A (atmosphärischer Sensor) besitzt 4 schmalbandige Kanäle innerhalb der Sauerstoff-A Absorptionsbande um 760nm. Damit sollen aerosoloptische Dicken als Vertikalprofil erfaßt werden. Die Messungen dieses Moduls eignen sich aber auch für die Anwendung der am Institut für Weltraumwissenschaften entwickelten Verfahren zur Bestimmung der Wolkenoberkante. MOS-B deckt den Bereich zwischen 408nm und 1010nm mit 13 Kanälen mit jeweils 10nm Breite ab, deren Lage auf die spektralen Eigenschaften von Ozeaninhaltsstoffen, sowie auf die Erfordernisse der Atmosphärenkorrektur abgestimmt ist. Außerdem kann die Kanalkombi-Bande des Wasserdampfes dazu genutzt werden, den nation innerhalb und außerhalb der 56 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN TABELLE 7. Spektralkanäle des MOS-Sensors Kanalnr. Kanalzentrum [nm] Kanalbreite [nm] mögliche Anwendung 1 408 10 Gelbstoffe, Trübung 2 443 10 Chlorophyll Absorptionsmaximum 3 485 10 Chlorophyll, andere Pigmente 4 520 10 Trübung, Schwebstoffe, Algenblüten 5 570 10 Chlorophyll Referenz, Schwebstoffe 6 615 10 Schwebstoffe 7 650 10 Chlorophyll Absorption 8 685 10 Chlorophyll Fluoreszenz 9 750 10 Wolkenparameter 10 757,0 1,4 Sauerstoffabsorption Referenz 11 760,6 1,4 Sauerstoff Absorption 12 763,5 1,4 Sauerstoff Absorption 13 766,5 1,4 Sauerstoff Absorption 14 815 10 Aerosole, Vegetation 15 870 10 Wasserdampfabsorption Referenz 16 945 10 Wasserdampfabsorption 17 1010 10 Atmosphärenkorrektur über Ozean 18 1600 100 Wolkenparameter Wasserdampfsäulengehalt zu berechnen. Mit MOS-C steht ein Kanal bei 1,6 m zur Verfügung. Damit lassen sich in Kombination mit MOS-B Messungen wolkenmikrophysikalische Parameter ableiten (siehe Abschnitt 3.6.3). 4.3. Physikalische Ableitungsprinzipien Für die allermeisten Fälle besteht ein eindeutiger linearer Zusammenhang zwischen der optischen Dicke einer Wolke und der Strahlungsintensität, die man von über der Wolke aus messen kann. Das liegt vor allen Dingen darin begründet, daß die optische Dicke hauptsächlich ein Maß für das Vermögen einer bestimmten Wolke darstellt, die Strahlung durch Streuung von der ursprünglichen Ausbreitungsrichtung abzulenken. In einem Spektralbereich, in dem das Flüssigwasser der Wolken nicht absorbiert, sind also alleine die Streuprozesse für die räumliche Umverteilung der Strahlung verantwortlich. Die aufwärtsgerichtete Strahlungsintensität in einem solchen Wellenlängenbereich wird also im wesentlichen durch die wolkenoptische Tiefe bestimmt. Diese Größe läßt sich unmittelbar aus den mikrophysikalischen Eigenschaften ableiten. Während einen unmittelbaren Bezug zur Ursache der Wechselwirkung von Strahlung und Wolken hat, so ist die Albedo eine Größe, die die energetische Wirkung des Wechselwirkungsprozesses darstellt. Sie ist gleichbedeutend mit demjenigen Strahlungsanteil des auf eine bewölkte Szene auftreffenden Sonnenlichtes, der durch die Streuung in der Wolke die Erdatmosphäre verläßt und damit keine Energieumwandlung innerhalb des Erde-Atmosphärensystems erfahren kann. Da vom energetischen Gesichtspunkt die Richtungsabhängigkeit der eintreffenden und reflektierten Strahlung nicht relevant ist, wird das Verhältnis des eingehenden und reflektierten Strahlungsflusses, also 4.3. PHYSIKALISCHE ABLEITUNGSPRINZIPIEN 57 der über den Halbräumen integrierten Größen zur Bestimmung der Albedo verwendet. Hierin liegt die Hauptschwierigkeit eines Fernerkundungsverfahrens, denn ein Sensor mit einer eher hohen räumlichen Auflösung kann jeweils nur gerichtete Strahlungsgrößen unmittelbar messen. Die Wolkenalbedo kann aber, wie im Folgenden beschrieben wird, mit Hilfe von Annahmen und Zusatzinformationen aus Strahldichtemessungen abgeschätzt werden. Auf eine weitere Einschränkung sei gleich zu Beginn hingewiesen: Das in dieser Arbeit vorgestellte Verfahren zur Ableitung von optischen Dicke und Wolkenalbedo beruht auf Messungen in einem einzigen, schmalbandigen Spektralkanal. Aus diesem Grund beziehen sich strenggenommen die abgeleiteten Größen ausschließlich auf die entsprechende Wellenlänge. Dies kann besonders bei der Albedo zu Mißverständnissen führen, da sie allgemeinhin als eine über den solaren Bereich spektral integrierte Größe benutzt wird. Eine solche Größe kann aus den hier benutzten Satellitenradiometern nicht direkt bestimmt werden. Im Folgenden ist, wenn es um die Fernerkundungsmethode geht, mit dem Begriff Albedo stets die Albedo bei der speziellen Wellenlänge gemeint, auch wenn dies im Text und in den Abbildungen nicht explizit angegeben ist. Bei der wolkenoptischen Dicke kann durch die Normierung auf die Standardwellenlänge 550nm diese Problematik umgangen werden, ermöglicht dadurch, daß bei den für die Ableitung benutzten Wellenlängen wie auch bei 550nm ausschließlich Streuprozesse die Strahldichte bestimmen und somit die Beziehung zwischen 550nm und etwa 754nm alleine durch den unterschiedlichen realen Anteil des Brechungsindexes von Wasser bestimmt ist. Die Eingabe der optischen Dicken in das Strahlungstransportmodell erfolgen deshalb für die Standardwellenlänge und werden intern auf die entsprechenden Wellenlängen transformiert. Die Inversion erfolgte im hier beschriebenen Verfahren mit diesen Eingabewerten der optischen Dicke also mit 550nm . Satelliteninstrumente messen gewöhnlich eine Strahlungsintensität, die aus einer bestimmten Richtung den Sensor erreicht. Für die Abschätzung der Albedo müssen diese Meßgrößen mit Strahlungsflüssen in Beziehung gebracht werden. Das Strahlungsfeld über einer Wolkenschicht ist keineswegs isotrop, sondern hängt vom Sonnenstand , vom Beobachtungszwischen Sonne und Sensor ab (Abbildung zenitwinkel sowie von der Azimutdifferenz 4.2), hauptsächlich durch die starke Winkelabhängigkeit des Einfachstreuprozesses. Um von der Strahldichte auf die Flüsse und damit auf die Albedo zu schließen, bedarf es deshalb der , die für ein spezielles Pixel gelten. Kenntnis der Winkelbeziehungen , und Die spektrale Albedo einer Oberfläche, in unserem Fall der Oberrand einer bewölkten Atmosphäre, ist definiert als das Verhältnis vom aufwärtsgerichten Strahlungsfluß und dem einfallenden solaren Strahlungsfluß : (4.3.1) Liegen die Strahldichtewerte für eine Anzahl von verschiedenen Beobachtungszenitwinkeln und Azimutdifferenzen vor, etwa als Ergebnis von Strahlungstransportsimulationen, so kann daraus der hemisphärische Fluß durch Integration berechnet werden: 58 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 100° 90° 80° 110° 70° 120° 60° 230 130° 250 140° 50° 235 240 2 45 40° 30° 250 24 0 150° 10° 180° -60° 220 250 0 24 170° 20° 25 0 160° 0° 60° 245 -50° -40° 230 -30° -20° 240 -10° 0 250 10° 20° 260 30° 40° 270 50° 280 A BBILDUNG 4.2. Nichtisotropes Strahlungsfeld über einer Wolke. Simuliert mit dem Strahlungstransportmodell MOMO. Polardarstellung der aufwärtsgerichteten Strahldichte am Oberrand der Atmosphäre. Sonnenzenitwinkel =35 , Wolkenparameter: optische Dicke =30, geometrische Dicke =2km, Wolkenoberkante bei top =2,5km, Effektivradius =17 m. Die Berechnungen erfolgten für MERIS-Kanal Nr. 10 bei 753,75nm. (4.3.2) Der einfallende Strahlungsfluß wird dabei durch die solare Einstrahlung bestimmt, die abhängig ist. Die Modifikation dieses Wertes durch Aerosole vom Sonnenzenitwinkel und atmosphärische Gases ist bei =753,75nm sehr gering und wird bei der Entwicklung des Verfahrenes vernachlässigt. Der aufwärtsgerichtete Fluß hängt hauptsächlich von den mikrophysikalischen und geometrischen Eigenschaften der Wolken ab, das sind vor allem die Größe der Wolkentropfen und der Flüssigwassergehalt. Beide Größen zeigen eine ausgeprägte Variation mit der Höhe innerhalb der Wolke (Abschnitt 3.3.1). In Abbildung 4.3 ist die Wolkenalbedo als Funktion der optischen Dicke dargestellt (links). Für optisch dünne Wolken führt eine kleine Änderung der optischen Dicke in einem starken Anstieg im Rückstreuvermögen, wobei bei optisch dicken Wolken ein Sättigungseffekt eintritt. Hier kann ein weiterer Anstieg in der optischen Dicke nicht zu einer weiteren Intensitätsverstärkung führen, obwohl Veränderungen gerade in diesem Bereich im Hinblick auf Klimaveränderungen eine gewisse Rolle spielen können. Die im linken Teil der Abbildung 4.3 dargestellten Ergebnisse wurden mit Hilfe des Strahlungstransportmodells MOMO (siehe Abschnitt 4.4.1) berechnet. Hier sind sämtliche Fälle als Punkte dargestellt, die im Inversionsverfahren benutzt worden sind, d. h. daß in dieser Abbildung schon eine gewisse Mannigfaltigkeit bezüglich der Variation von Effektivradius, Wolkenhöhe und des Aerosoltyps berücksichtigt ist. Daraus erkennt man, daß der Zusammenhang zwischen Albedo und optischen Dicke nur im geringen Maße von den oben genannten Parametern abhängt. 4.4. MATHEMATISCHE BESCHREIBUNG DES ALGORITHMUS 100 Albedo [%] Albedo [%] 100 80 60 40 0 50 100 150 optische Dicke 200 59 δ =200 δ =100 δ =50 δ =20 δ =10 80 60 40 0 20 40 60 80 Oberflächenalbedo [%] A BBILDUNG 4.3. Links: Wolkenalbedo (am Oberrand der Atmosphäre) als Funktion der wolkenoptischen Dicke (MOMO Simulationen) für verschiedene Wolkenhöhen und Effektivradien, die bei der Inversion benutzt wurden. Der Sonnenzenitwinkel beträgt =35 , der Beobachtungswinkel ist =0 (Nadir) und die Albedo der Erdoberfläche ist =0%. Rechts: Wolkenalbedo als Funktion der Albedo an der Erdoberfläche (MOMO Simulationen). Der Einfluß der Oberflächenalbedo ist dargestellt für Wolken mit unterschiedlicher optischer Dicke, andere Parameter wie bei linkem Teil der Abbildung. Im rechten Teil der Abbildung wird der Einfluß der Oberflächenalbedo (damit ist im Folgenden das Reflexionsvermögen der Erdoberfläche, also Land oder Ozean gemeint) auf die Albedo am Oberrand der Atmosphäre deutlich. Obwohl die Erfahrung zeigt, daß man von oben durch eine Wolkenschicht keine Strukturen der Erdoberfläche erkennen kann, ist es falsch anzunehmen, daß es keinen Einfluß auf die Intensität der Strahlung oberhalb der Wolke gibt. Das Verschwinden erkennbarer Strukturen ist lediglich darauf zurückzuführen, daß die Strahlung durch die Streuung an den Wolkentropfen diffus verteilt wird. Aus diesem Grund muß ein Verfahren zur Ableitung von Wolkenparametern, das auf der Messung der Strahldichte über den Wolken beruht, die Oberflächenalbedo berücksichtigen. Das vorliegende Verfahren basiert auf Messungen in nur einem Kanal. Damit kann nur eine spektrale Wolkenalbedo 753,75nm abgeleitet werden. Im Gegensatz zu Messungen in spektral breiten Kanälen, wie dies z. B. beim Earth Radiation Budget Satellite (ERBS) der Fall gewesen ist, sind die MERIS Strahldichten im Kanal 10 nicht von Absorption atmosphärischer Gase betroffen. Deshalb ist eine Wolkenalbedo abgeleitet aus spektral integrierten Messungen breitbandiger Radiometer erwartungsgemäß geringer als eine solche, die aus Messungen in schmalbandigen Fensterkanälen berechnet wird. 4.4. Mathematische Beschreibung des Algorithmus 4.4.1. Strahlungstransportsimulationen. Strahlungstransportsimulationen sind die Basis für die Entwicklung von vielen Fernerkundungsverfahren. Auch in diesem Fall werden zunächst mit Hilfe des Strahlungstransportmodell MOMO Datensätze erzeugt, die anschließend als Grundlage für die Inversion dienen. Dabei ist die Qualität und der 60 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN Gültigkeitsraum des Algorithmus entscheidend von der Auswahl der Fälle abhängig, in in diesem Schritt ausgewählt werden. 4.4.1.1. MOMO Konfiguration für das und -Verfahren. Für die Entwicklung des Ableitungsalgorithmus für die wolkenoptische Dicke und die Wolkenalbedo wurden die Zentralwellenlänge und die nominelle Breite des Kanals Nr. 10 von MERIS simuliert. Da in diesem Bereich von 750nm bis 757,5nm keine bedeutende Absorption durch atmosphärische Gase auftritt, ist die genaue Form der spektralen Filterfunktion des Kanals von geringer Bedeutung. Deshalb konnte dieser Bereich durch einen einzigen Simulationskanal abgedeckt werden. Da für MOS Kanal Nr. 9 (745nm -750nm) fast identische Bedingungen herrschen, kann das hier entwickelte Verfahren ebenfalls für MOS-Daten verwendet werden. Die vertikale Verteilung der Wolken und der anderen atmosphärischen Streuer ist für die Berechnung eines Kanals im atmosphärischen Fenster (d. h. keine Lichtabsorption durch atmosphärische Gase) eher unwesentlich, vorausgesetzt, daß es keine absorbierenden Aerosole gibt. Eine Aufteilung in viele Schichten ist deshalb nicht erforderlich. Um aber dennoch den Einfluß der Aerosolstreuung über den Wolken berücksichtigen zu können, wurde die Modellatmosphäre in fünf Schichten aufgeteilt um damit eine gewisse Variation der Wolkenoberkantenhöhe und der Mächtigkeit der Wolken zu erreichen. Unter der Bedingung einer bewölkten Atmosphäre ist die Behandlung des Strahlungstransportes im Ozean weniger relevant, weshalb ausschließlich atmosphärische Schichten simuliert werden. Die vertikale Aufteilung der atmosphärischen Größen ist Tabelle 8 zu entnehmen. Sie enthält ebenfalls die Werte der thermodynamischen Größen, die in MOMO verwendet werden. Diese sind aus dem Standardatmospärenprofil „Sommer in mittleren Breiten” (McClatchey et al. 1973) auf die entsprechenden Werte an den Schichtgrenzen interpoliert. Die Modellatmosphäre hat eine Ausdehnung von 90km. Oberhalb 10km, der angenommenen Tropopause genügt für die Berücksichtigung der Strahlungsprozesse lediglich eine einzige Schicht, da sich in diesem Höhenbereichen Aerosole, Wolken und Luftmoleküle nur in geringem Maße bemerkbar machen. Stratosphärische Wolken und erhöhtes Aerosol können allerdings zu meßbaren Einflüssen führen. 4.4.1.2. Auswahl der Simulationsszenarien. Am Beginn der Simulationen steht die Festlegung, durch welche Eingabeparameter die simulierten Fälle sich auszeichnen und welche Parameter bei den Berechnungen als nicht veränderlich behandelt werden. Für die Ableitung der optischen Dicke spielen all jene im Modell unabhängig wählbare Größen eine Rolle, die neben der optischen Dicke selbst Einfluß auf die am Sensor zu messende Strahldichte nehmen können. Folgende Parameter werden deshalb als Variablen in der Berechnung der Fälle eingeführt. Wolkenhöhe top geometrische Wolkendicke Effektiver Radius der Wolkentropfen aerosoloptische Dicke aero Aerosoltyp aero Oberflächenalbedo Die potentielle Wirkung dieser Größen auf das Strahlungsfeld ist unterschiedlich. Eine reine Veränderung der Wolkenhöhe beeinflußt die Strahlung in einem Fensterkanal durch die unterschiedliche Abschirmung der Aerosole, deren Konzentration in der Regel mit der Höhe 4.4. MATHEMATISCHE BESCHREIBUNG DES ALGORITHMUS 61 TABELLE 8. Vertikalstruktur der verwendeten Modellatmosphäre für die Entwicklung des Algorithmus zur Ableitung der wolkenoptischen Dicke und der Wolkenalbedo mit den Werten der Temperatur , des Drucks , der Dichte und der Anzahl der Moleküle mol an den Luft , der Wasserdampfdichte jeweiligen Schichtgrenzen. [m] 90000 10000 7500 5000 2500 0 [K] 212,7 235,0 251,5 267,0 282,0 294,0 [hPa] 18 281 398 554 755 1010 Luft [ ] [ ] mol [ 29,8 0,102 0,102 416 0,0064 0,128 551 0,279 0,159 722 1,000 0,196 929 4,480 0,239 1190 14,000 0,294 ] abnimmt. In gleicher Weise, wenn auch mit bedeutend geringerem Einfluß auf das Strahlungsfeld, wirkt die Variation der geometrischen Dicke. Aus Tabelle 8 sind die möglichen 10000m) und die geometrische Dicke Kombinationen für die Wolkenhöhe (2500m top (2500m 7500m) zu entnehmen. Die Streuung des einfallenden und durch die Wolken reflektierten Lichts an Aerosolteilchen und die Absorption durch diese Teilchen führt zu einer Abdunklung des Pixels. Dieser Effekt ist hauptsächlich von der aerosoloptischen Dicke aero abhängig, aber auch vom Aerosoltyp. Dennoch kann insgesamt von einer sehr geringen Beeinflussung durch Aerosole gesprochen werden, weshalb bei den hier beschriebenen Rechnungen nur zwei Standard-Aerosolmodelle nach Toon und Pollack (1973) angewendet werden: Ein kontinentales Aerosolmodell bestehend aus großen, mineralischen und kleinen, wasserlöslichen Teilchen sowie ein maritimes Aerosolmodell mit sehr kleinen wasserlöslichen Partikeln (Nitrate und Sulfate) sowie Seesalz. Das kontinentale Aerosol wird mit einer optische Dicke von aero =0,3 und das maritime mit einer optischen Dicke von aero =0,15 bei 550nm berücksichtigt. Die Albedo der Land- bzw. Ozeanoberfläche ist, wie Abbildung 4.3 zeigt, gerade für optisch dünnere Wolken ein entscheidender Faktor für die Strahlung am Oberrand der Atmosphäre. In MOMO sind beliebige Werte zwischen 0% und 100% einstellbar, in dieser Untersuchung wurden 10 verschiedene Albeden (0%, 10%, 20%, ... , 90%) verwendet. Der effektive Radius der Wolkentropfen wirkt durch die Abhängigkeit der Phasenfunktion auf das Strahlungsfeld ein. Besonders die genaue Lage des ausgeprägten Bereichs der Seitwärtsstreuung bei ungefähr 140 Streuwinkel ist abhängig vom Partikelradius. Dieses lokale Maximum der Phasenfunktion ist in Abbildung 4.2 heller Ring um die Sonnenposition ( =35 ) im Winkelabstand von ca. 40 erkennbar. Wenn man vom Flugzeug aus auf eine homogene Wolkenschicht blickt, dann kann man dieses Phänomen auch mit dem Auge beobachten (Wolkenbogen). Die Verschiebung der Lage des Wolkenbogens durch unterschiedliche Tropfengrößen kann also eine Mißinterpretation bezüglich der optischen Dicke der Wolke bewirken und muß deshalb als Variable im Simulationsprozeß eingehen. In diesem Fall sind Effektivradien zwischen 8 m und 33 m verwendet worden. Die oben beschriebenen Einflußgrößen werden bei der Definition der Szenarien nicht unabhängig voneinander variiert. Dies würde zu Kombinationen führen, die aus physikalischen und meteorologischen Überlegungen und Erfahrungen in natura nicht auftreten können (z. B. 62 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN TABELLE 9. Wolkentypen und deren zulässigen Variationsbereich des effektiven Radius, der Extinktion und der optischen Dicke. effektiver [ m] Extinktion [km ] optische Dicke Radius Stratus I 17 15-20 2-8 Stratus II 10 15-20 2-8 Stratokumulus I 17 16-24 2-14 Stratokumulus II 10 16-24 2-14 Nimbostratus 17 20-30 100-250 Altostratus 8 15-20 8-22 Kumulus 25 15-20 8-22 Kumulonimbus 33 25-35 150-350 Altokumulus 8 16-24 8-22 Stratus und Altostratus I 17 und 8 16-24 20-100 Stratus und Altostratus II 10 und 8 15-20 20-100 Nr. Wolkentyp 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 eine Wolkenschicht mit einer großen vertikalen Ausdehnung, die aber eine geringe optische Dicke hat). Solche artifiziellen Szenarien müssen aber unbedingt aus dem Inversionsprozeß ausgeschlossen werden, da sie einerseits die Gültigkeit und Anwendbarkeit des Ableitungsverfahrens beeinträchtigen und auf der anderen Seite eine realistische Einschätzung der Genauigkeit des Algorithmus unmöglich machen. Deshalb lehnt sich die Auswahl der Szenarien an bestehende wolkenstatistische Datenbanken an, wie sie zum Beispiel das International Satellite Cloud Climatology Project (ISCCP) bereitstellt. Die Entwicklung eines global gültigen Algorithmus, wie es die operationellen ESA Verfahren für MERIS sind, benötigt dementsprechend eine globale Statistik der Wolkenparameter. Hier liegt auch der Ansatz für die Modifikation der Algorithmen eines Sensors, wenn der Anwendungsbereich etwa auf eine Region oder einen bestimmten Zeitraum beschränkt bleibt. Tabelle 9 verzeichnet die hier berücksichtigten Wolkentypen. Die Aufteilung der Typen gemäß ihrer strahlungswirksamen Eigenschaften erfolgte in Anlehnung der Wolkenklassifizierung in Stephens (1978). Mit Extinktion ist hier das Verhältnis von optischer zu geometrischer Dicke bezeichnet. Dieser Wert bestimmt zusammen mit der optischen Dicke die im Modell angenäherte Mächtigkeit der Wolke. Die Typen 1-9 bezeichnen einschichtige Wolken, wobei die Typen 10 und 11 zwei Wolkenschichten beinhalten, jeweils eine Stratusschicht mit einer darüberliegenden Altostratusdecke. Bislang keine Berücksichtigung erfahren haben Zirruswolken. Eine Erweiterung des Verfahrens um diese Wolken kann durch zusätzliche Berechnungen erreicht werden. Besondere Beachtung muß dabei die Nichtsphärizität der Teilchen finden, dessen optische Eigenschaften nicht mit der Mie-Theorie berechnet werden kann. Ansatzmöglichkeiten zur Lösung diese Problems bestehen z. B. in der Verwendung frakaler Geometrien im Zusammenhang mit Ray-Tracing Techniken (Macke et al. 1996). Durch diese Aufteilung in Wolkentypen und die Festlegung der Parameter ergibt sich ein Variationsbereich für die optische Dicke (1 350) der auch den Wolkenstatistiken des ISCCP entspricht. Da es nun in einem angemessenen Zeitraum nicht möglich (und wohl auch nicht sinnvoll) ist, sämtliche Kombinationen der „erlaubten” Wolkenparameter zu berechnen, 4.4. MATHEMATISCHE BESCHREIBUNG DES ALGORITHMUS 63 A BBILDUNG 4.4. Statistische Verteilung der bei den Strahlungstransportsimulationen verwendeten wolkenoptischen Dicken. wird bei der tatsächlichen Festlegung der Szenarien der Weg der stochastischen Parameterselektion gegangen. Eine vorgegebene Anzahl von Fällen wird konstruiert, indem per Zufallsgenerator die unabhängigen Variablen festgelegt werden (Wolkentyp, Oberflächen und Aerosoltyp). Daraufhin werden die übrigen Wolkenparameter gemäß ihrer Einschränkungen durch den bereits festgelegten Wolkentyp ebenfalls zufällig bestimmt. Die sich daraus ergebene statistische Häufigkeitsverteilung der optischen Dicke ist in Abbildung 4.4 abgebildet. Durch dieses Auswahlverfahren kann also erreicht werden, daß sich eine aus rechentechnischen Gründen beschränkte Menge von Strahlungstransportsimulationen dennoch nach einer vorgegebenen Statistik richtet. Eine Gesamtanzahl von 2000 Fälle wurden durch das stochastische Auswahlverfahren definiert und mit MOMO simuliert. Jede einzelne Berechnung liefert 23616 Werte für die nach oben gerichtete Strahldichte am Oberrand der Modellatmosphäre (90km), jeweils für alle Kombinationen aus 24 Sonnenzenitwinkeln, 24 Beobachtungszentiwinkeln und 41 Azimutdifferenzen. Außerdem wird die Albedo am Oberrand der Atmosphäre ausgegeben. Zusammen mit den Eingabedaten, besonders der optischen Dicke, steht damit die Grundlage für die Inversion zur Verfügung. 4.4.2. Regressionsverfahren zur Inversion von Strahlungstransportsimulationen. Ein Vorteil der Regressionsmethode gegenüber der weit verbreiteten Look-up-Table Technik ist sicherlich die reduzierte Datenmenge die erzeugt werden muß. Eine Look-up-Tabelle (sozusagen eine Nachschlagetabelle) beinhaltet die Ergebnisse der Strahlungstransportrechnungen. Die abzuleitenden Größen müssen in einer mehrdimensionalen Matrix für jede Kombination der a priori bekannten Parameter bereitstehen, wie hier etwa das Winkeltripel zusammen mit der Oberflächenalbedo und natürlich der zu messenden Strahldichte. Die Variation weiterer Einflußparameter bei den Simulationen ist bei diesem Verfahren nicht möglich, man müßte sich auf einen einzigen Wert z. B. des Effektivradius festlegen. Bei der Verwendung eines Regressionsverfahrens besteht diese Beschränkung nicht. Die in den realistischen (d. h. mit Variation der nicht bekannten Parameter) Simulationsergebnissen vorhandene Mehrdeutigkeit kann in einem Regressionsverfahren dazu genutzt werden, eine Qualitätsabschätzung 64 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN vorzunehmen. Das setzt voraus, daß der gewählte Variationsbereich der Parameter natürlichen Verhältnissen angepaßt ist. Auf diesen Aspekt wurde bei der Definition der Simulationsszenarien besonders geachtet. Die Auswertung der Ergebnisse aus den Strahlungstransportsimulationen lassen die Möglichkeit erkennen, den Zusammenhang zwischen der Strahldichte (bei einer bestimmten Winkel) und einer bestimmten Oberflächenalbedo) und der optischen kombination ( , und Dicke bzw. der Albedo von Wolken mit einem Polynomausdruck zu beschreiben. Die Einschränkung auf alle Strahldichten einer bestimmten Winkelkombination und Oberflächenalbedo ist deshalb zulässig, da es sich um Größen handelt, die bei Satellitenmessungen a priori bekannt sind. Sie werden in der Ablaufstruktur (Abbildung 4.7) als bekannte Größen angesehen. Die Winkelbeziehungen sind Ergebnis der sogenannten Level 1 Prozessierung, bei der aus der Lage und Ausrichtung des Satelliten und den Beobachtungseigenschaften des Sensors diese für jedes Pixel berechnet werden und damit den nachfolgenden Prozeßstufen zur Verfügung stehen. Eine Abschätzung des Rückstreuvermögens wird aus den Daten des International Satellite Land Surface Climatology Project ISLSCP (Sellers et al. 1996) gewonnen. Für die Ozeanoberfläche wird mit einer Albedo von 0% gerechnet. Die Abhängigkeit der Wolkenalbedo von der gemessenen Strahldichte wird durch ein Polynom zweiter Ordnung angenähert: (4.4.1) Die wolkenoptischen Dicke wird versucht, als folgende Funktion der gemessenen Strahldichte anzunähern: (4.4.2) Mit diesen analytischen Ansätzen lassen sich die Punkteschar in Abbildung 4.5 annähern. Jeweils eine Regression für jede Kombination der Winkel , und sowie der Oberfläist durchzuführen. Für einen einzelnen Regressionsvorgang können somit ca. chenalbedo 200 Wertepaar ( ) bzw. ( , ) bearbeitet werden. Durch den Öffnungswinkel von MERIS ist der Wertebereich des Beobachtungszenitwinkels beschränkt, so nur Werte von =0 und =40 berücksichtigt werden müssen. Als Regressionsroutine wurde eine IDL-Version von Craig B. Markwardt der Routine MINPACK, die auf der Levenberg-Marquard Methode basiert (More und Wright 1993). Die Matrix der Regressionskoeffizienten sowohl für die als auch für ist fünfdimensional: drei Winkel, Oberflächenalbedo, vier -Koeffizienten und drei -Koeffizienten. Generell gilt für Regressionsverfahren, daß sie in den Bereichen außerhalb des Definitionsbereichs der Ausgangsdaten keine gesicherte Aussage machen können. Man bedenke, daß es sich um ein rein mathematisches Annäherungsverfahren handelt, das auch zu nicht physikalischen Lösungen führen kann. Um diese auszuschließen, wird im Regressionsablauf darauf geachtet, daß im Bereich der simulierten Strahldichten [ min max ] die Regressionskurve monoton steigend ist. Ein Abnehmen der optischen Dicke sowie der Albedo mit zunehmender Strahldichte ist aber in keinem Fall eine physikalische Lösung. Der Regressionsvorgang wird im Falle nicht monoton steigender Funktionen wiederholt, wobei der Regressionsroutine die Variationsmöglichkeit bestimmter Koeffizienten eingeschränkt wird. Der Verlauf der Kurve außerhalb des Definitionsbereich wird nicht überprüft, da infolge des Regressionsansatzes (quadratischer und kubischer Term bei der optischen Dicke) im Definitionsbereich gute Fits 4.4. MATHEMATISCHE BESCHREIBUNG DES ALGORITHMUS 65 A BBILDUNG 4.5. Simulationsergebnisse (Punkte) und Regressionsfunktionen (durchgezogene Linie) für die Ableitung von optischer Dicke (links) und Wolkenalbedo (rechts). Sonnenzenitwinkel: , Beobachtungszenitund Azimutdifferenz: . Die Oberflächenalbedo winkel: beträgt 40%. Regressionskoeffizienten: r=0,9991, =0,007 (Wolkenalbedo) und r=0,997, =0,101 (optische Dicke). teilweise mit unphysikalischen Verlauf der Kurve für min und max einhergehen. Deshalb ist es notwendig und sinnvoll, nur solche Pixel auszuwerten, deren Strahldichte innerhalb des Bereiches der simulierten Strahldichte ist. Neben den Koeffizienten werden aus diesem Grund die Werte für min und max für jede Winkel- und Albedokombination gespeichert. Damit ist bei der Anwendung des Algorithmus auch eine Konsistenzüberprüfung möglich. Die mittlere Abweichung der simulierten Werte für bzw. von den durch die Regressionsfunktion bestimmten Werten und kann als Gütemaß für den Fit gelten, der auch bei der späteren Anwendung des Verfahrens eine Abschätzung des Fehlers der Ableitung genutzt werden kann. Die jeweiligen relativen Abweichungen der Form: (4.4.3) und entsprechend für die Wolkenalbedo, werden in die Regressionsdatei integriert. Dabei bedeutet die Anzahl der Datenpaare mit denen die Regression durchgeführt worden ist. Der Ablauf der Erzeugung dieser Regressionsdatei ist in Abbildung 4.6 schematisch dargestellt. Die Daten werden als NetCDF File abgespeichert, das bei der hier vorgestellten Konfiguration 5,6MByte groß ist. 4.4.3. Ableitungsprozeß für MERIS und MOS Daten. Die erzeugte Regressionsdatei enthält die vollständigen Informationen, um aus den entsprechenden Kanälen des MERIS 66 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN Stochastische Auswahl der Eingabeparameter Wolkentyp wolkenoptische Dicke Aerosoltyp Wolkenhöhe Oberflächenalbedo Extinktionskoeffizient Datei der simulierten Strahldichten MOMO Phasenfunktion solare Einstrahlung Streu- und Extinktions koeffizient ESFTkoeffizienten Regression Datei der Regressionskoeffizienten A BBILDUNG 4.6. Ablaufdiagramm des Simulations- und Inversionsverfahrens und des MOS Sensors die optische Dicke und die Wolkenalbedo abzuleiten. Der schematische Ablauf der Anwendung des Algorithmusses ist in Abbildung 4.7 wiedergegeben. Das Verfahren kann unabhängig voneinander auf jedes einzelne Bildelement (Pixel) angewendet werden (Pixel-Verfahren), so daß hier nur exemplarisch die Prozessierung eines Bildelementes erläutert werden muß. Die primäre Eingangsgröße ist die gemessene Strahldichte in dem entsprechenden Kanal. Dieser Wert steht nach der Kalibration nach dem sogenannten Level-1-Processing zur Verfügung. Innerhalb der ersten Stufe der Aufbereitung der Rohdaten wird auch eine Pixelklassifikation (pixel identification) durchgeführt, die u. a. alle bewölkten Pixel markiert. Nur auf diese ausgewählten Pixel wird das operationelle Verfahren angewendet. Es werden entsprechende Marken gesetzt, wenn es sich um problematische Pixel handelt, wie z. B. Pixel mit dünner Zirrusbewölkung über Landoberflächen oder nur teilweise bewölkte Pixel. Für die Auswahl der richtigen Regressionskoeffizienten sind Sonnen- und Beobachtungswinkel erforderlich, diese stehen nach dem Level 1 Prozeß für die Ableitung der geophysikalischen Größen bereit. In der zweiten Stufe der operationellen Satellitendatenprozessierung erfolgt die Umwandlung der physikalischen (Strahldichte, Beobachtungsgeometrie, etc.) in geophysikalische Größen, die die Eigenschaften von Wolken, Aerosolen, Landoberflächen und Ozeane beschreiben. Die Algorithmen für die Ableitung der atmosphärischen Parameter schließt unmittelbar an Level 1 an, also ohne die für Land- und Ozeananwendungen erforderliche Vorprozessierung (Atmosphärenkorrektur). 4.5. ANWENDUNG DES VERFAHRENS AUF MOS DATEN 67 Strahldichte bei λ=753,75nm zusätzliche Level 1b Produkte Wolkenalbedo Datei der Regressionskoeffizienten Extraktion der Polynomkoeffizienten Polynomberechnung wolkenoptische Dicke Oberflächenalbedo Datenbasis A BBILDUNG 4.7. Ablaufdiagramm des Ableitungsverfahrens für die wolkenoptische Dicke und die Wolkenalbedo Neben der im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Regressionsdatei und der Level-1Auswertestufe benötigt die Prozessierung der Wolkenpixel noch die Schätzwerte der Oberflächenalbedo. Diese müssen gemäß der geographischen Lage des Pixels und des Zeitpunktes des Überfluges (Tag im Jahr) aus der ISLSCP Datenbasis extrahiert und interpoliert. Auf ähnliche Weise werden die gültigen Regressionskoeffizienten, Maximal- und Mininalwert und aufbereitet. Ebenso wird eine der Strahldichte sowie die Abweichungsgrößen multidimensionale Interpolation eingesetzt, um die individuellen Regressionswerte für das auszuwertende Pixel herauszufinden. Als nächster Schritt wird überprüft, ob die gemessene Strahldichte innerhalb des Intervalls [ min max ] liegt. Andernfalls wird die weitere Auswertung mit der Ausgabe einer Fehlermarke beendet. Die abgeleitete Wolkenalbedo und optische Dicke sind nach der Extraktion der Koeffizienten und einfach durch die Anwendung von Gleichung 4.4.1 und 4.4.2 aus der gemessenen Strahldichte zu berechnen. 4.5. Anwendung des Verfahrens auf MOS Daten Obwohl das vorgestellte Verfahren für die operationelle Produkterzeugung mit dem Sensor MERIS entwickelt worden ist, so haben das Design des Algorithmus und auch die erzeugten Regressionsdaten eine gewisse Allgemeingültigkeit. Es kann unverändert auf jede Strahldichtemessung vom Flugzeug und vom Satelliten aus angewendet werden, solange der Spektralbereich der Messung nicht wesentlich von dem des verwendeten Simulationskanals (753,75nm) abweicht und keine Bereiche mit Absorption durch atmosphärische Gase enthält. Für Fensterkanäle in anderen Spektralbereichen müssen die Strahlungstransportsimulationen 68 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 240 80 210 70 180 60 150 50 120 40 90 30 60 20 30 10 0 0 7.5 7.4 A BBILDUNG 4.8. MOS Szene vom 3. April 1998 über dem Nordatlantik in der Nähe der irischen Küste. Links: MOS Messung der Strahldichte im Kanal 9 bei 750nm. Mitte: Abgeleitete optische Dicke. Rechts: Relativer Ableitungsfehler in Prozent bestimmt aus der Regression. mit den entsprechend veränderten Parametern (hier vor allen Dingen der unterschiedliche Brechungsindex für flüssiges Wasser) sowie anschließend die Regressions-Inversion durchgeführt werden. MOS Kanal Nr. 9 eignet sich wegen der ähnlichen spektralen Auslegung für eine direkte Anwendung des MERIS Verfahrens. Die vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum DFD bezogenen MOS Szenen enthalten als Zusatzinformation die geographischen Positionen der Szeneneckpunkte, mit denen in einem Vorverarbeitungsschritt die Werte für jedes einzelne Pixel abgeleitet werden. Zur Vorverarbeitung gehört ebenfalls ein Pixelidentifikationsalgorithmus, der sämtliche Bildelemente der Szene mit einer Marke versieht. Auf Basis einer Land-See-Maske wird zunächst entschieden, ob es sich um eine Wasser- oder Landoberfläche handelt. Ein Neuronales Netz ist trainiert, um daraufhin für beide Pixelklassen zwischen bewölkten und wolkenfreien Bildelementen zu unterscheiden. Auf die durch diese Art vorselektierten Pixel kann der Wolkenparameteralgorithmus angewendet werden. Abbildung 4.8 zeigt das das Ergebnis des Ableitungsverfahrens für die optische Dicke. Aus dem Strahldichtebild von MOS Kanal 9 bei 750nm (links) konnte ein Bild mit der optischen Dicke erzeugt werden (Mitte) sowie eine Genauigkeitsabschätzung , die aus dem Regressionsvorgang gewonnen wurde. In den Bildern der abgeleiteten Größen sind die als nicht bewölkt klassifizierten Pixel ausgeblendet worden, Pixel, bei denen die Randbedingungen der Regression überschritten worden sind, erscheinen schwarz. In diesem Beispiel betrifft dies hauptsächlich Stellen mit sehr hoher Intensität. Die Darstellung dieser „Fehl”Pixel ist einerseits hilfreich um eventuelle Fehler im Algorithmus, bei der Sensorkalibration oder beim Instrument selbst festzustellen, andererseits ist eine solche Qualitätsüberprüfung Ableitungsfehler ∆δ [%] 90 optische Dicke 100 270 W Strahldichte ________________ m2 sr µm 300 7.3 7.2 7.1 7.0 4.6. SENSITIVITÄTSANALYSE UND ABSCHÄTZUNG DER GENAUIGKEIT 69 100 1.1 90 60 50 40 30 Ableitungsfehler ∆α [%] 70 Wolkenalbedo [%] 80 1.0 0.9 20 10 0.8 0 A BBILDUNG 4.9. Aus dem Strahldichtebild von Abbildung 4.8 abgeleitete Wolkenalbedo (links) und der relative Ableitungsfehler (rechts). eine unbedingte Notwendigkeit zur Vermeidung von Fehlinterpretationen, wenn es darum geht, diesen Algorithmus für klimatische Untersuchungen heranzuziehen, z. B. zur Bestimmung von Monatsmitteln. Der relative Ableitungsfehler liegt in diesem Beispiel um 7,3%. Es wird darauf hingewiesen, daß es sich hierbei um die Unsicherheit handelt, die alleine aus der Regression stammt. Im rechten Bild von Abbildung 4.8 ist also im wesentlichen die räumliche Verteilung der Regressionsgüte zu erkennen. Die tatsächliche Genauigkeit hängt von mehreren Parametern ab, vor allem aber von der optischen Dicke selbst und des Sonnenzenitwinkels (siehe Abschnitt ). Deutlich geringere Ableitungsfehler sind bei der Wolkenalbedo zu beobachten. Hierin spiegelt sich die Tatsache, daß die Albedo nahezu linear von der Strahldichte abhängt und somit einfacher zu approximierten ist (Abbildung 4.5). 4.6. Sensitivitätsanalyse und Abschätzung der Genauigkeit 4.6.1. Genauigkeit der Regression. Der Einfluß der Regression auf die Genauigkeit des Verfahrens zeigt Abbildung 4.10 für beide Wolkenprodukte als eine Funktion von Sonnenzenitwinkel und Beobachtungszenitwinkel . Beide Teilabbildungen zeigen, daß sich sowohl die optische Dicke als auch die Wolkenalbedo umso schlechter ableiten lassen, je tiefer der Sonnenstand ist. Deutlich unterscheiden sich die beiden Produkte einmal in Bezug auf die Sensitivität zum Sonnenstand, der bei der optischen Dicke weitaus stärker ausgeprägt ist, und zum anderen in der absoluten Größe des Fehlers, der bei der Albedo über den ganzen Bereich hinweg eine Größenordnung geringer ist. Die bessere Ableitbarkeit der Albedo ist sicherlich darin begründet, daß sie mit der Meßgröße Strahldichte unmittelbarer verbunden ist. Die 70 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 40 Beobachtungszenitwinkel ϑ [ ∞ ] 30 20 10 0 0 20 40 60 80 40 60 80 40 30 20 10 0 0 20 Sonnenzenitwinkel ϑ0 [ ∞ ] 0 4 8 12 17 21 25 30 34 38 42 47 51 55 60 relativer Fehler [%] A BBILDUNG 4.10. Relativer Fehler der Regression in Prozent der abgeleiteten optischen Dicke (oben) und der Wolkenalbedo (unten) als Funktion des Beobachtungszenitwinkels und des Sonnenzenitwinkels (Azimutdifferenz = 90 , Oberflächenalbedo =0%). Schwierigkeiten bei der Bestimmung der optischen Dicke sind vor allen Dingen darauf zurückzuführen, daß es für optisch dicke Wolken zu einem Sättigungsverhalten bezüglich der Strahldichte kommt: Ein weiterer Anstieg von wird nicht in eine höhere Strahldichte bzw. in ein erhöhtes Rückstreuvermögen umgesetzt. 4.6.2. Sensitivitätsberechnungen auf Grundlage einer MERIS-Überflugsimulation. 4.6.2.1. Konzept. In der nachfolgenden Fehler- und Sensitivitätsanalyse wird der Einfluß unterschiedlicher Parameter auf die Ableitung in einem exemplarisch betrachteten MERISÜberflug untersucht. Eine vollständige Sensitivitätsanalyse erfordert eine systematische und unabhängige Variation aller beteiligten Parameter. Dies ist angesichts der Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten nur sehr schwierig und unter einem sehr hohen Aufwand zu erreichen. In dieser Untersuchung wird die Anzahl der Kombinationen reduziert, indem sich alle Fehlerberechnungen auf einen simulierten ENVISAT-Überflug beziehen. Dieses Konzept eignet sich für die Bewertung eines Satellitenverfahrens besonders, da nur solche Bedingungen berücksichtigt werden, die auch bei realen MERIS-Satellitenmessungen auftreten können. Unrealistische Kombinationen von Beobachtungs- und Beleuchtungsgeometrie werden somit ausgeschlossen. Demnach beziehen sich die folgenden Ergebnisse explizit auf die Anwendung des Verfahrens auf MERIS Daten, jedoch sind die qualitativen Aussagen unter Berücksichtigung der geringeren Schwadbreite auch auf MOS und vergleichbare Sensoren übertragbar. 4.6. SENSITIVITÄTSANALYSE UND ABSCHÄTZUNG DER GENAUIGKEIT 71 TABELLE 10. Eigenschaften des in der Fehler- und Sensitivitätsanalyse betrachteten MERIS Überfluges. Tag im Jahr 80 Überflugszeit 1100 Sekunden Satelliteninklination 98,55 Satellitenhöhe 799,8km Äquatorüberflugszeit 10:00 Bereich der geogr. Breiten 70 Nord - 55 Süd Bereich der geogr. Längen 29 West - 15 Ost Bereich der Sonnenzenitwinkel 26 - 70 Bereich der Beobachtungszenitwinkel 0 - 40 Bereich der Azimutdifferenzen 0 - 180 Bereich der Oberflächenalbeden 0% - 40% Die Vorgehensweise besteht aus drei Schritten: 1. Zunächst werden aus den Bahnparametern des ENVISAT-Satelliten und den Beobachtungseigenschaften von MERIS sämtliche geometrischen Beziehungen, also geographische Länge und Breite, Sonnen- und Beobachtungszenitwinkel sowie Azimutdifferenz für jedes (virtuelle) Pixel errechnet. Mit Hilfe der so berechneten geographischen Positionen und des vorgegebenen Zeitpunktes im Jahr werden aus der ISLSCPDatenbank die Oberflächenalbeden ermittelt. 2. Mit diesen Eingabegrößen wird in einem zweiten Schritt die zu messende Strahldichte am Satellitensensor berechnet und so ein Überflugsbild simuliert, wobei die Wolkenparameter frei wählbar sind. Prinzipiell kann eine solche Vorwärtssimulation mit MOMO bewältigt werden, jedoch ist der Rechenaufwand erheblich, da für jedes Pixel andere Bedingungen herrschen, die eine komplette Strahlungstransportrechnung erfordert, auch wenn die Unterschiede von Pixel zu Pixel manchmal nur sehr gering sind. Desweiteren steigt der Rechenaufwand in MOMO mit dem Quadrat der Anzahl der Winkelstützstellen und somit ist die Anzahl von diskreten Zenitwinkeln begrenzt. Bei der Überflugsimulation ändern sich die Winkel aber kontinuierlich, so daß man die MOMO auf die entsprechend gültigen Winkel interpolieren müßte, was sicherlich zusätzlich zu den reinen Berechnungen weitere Rechnerressourcen erfordern würde. Eine Lösung für diese Probleme bietet die Verwendung eines Neuronalen Netzes, wobei einerseits die hervorragende Interpolationsfähigkeit und andererseits das schnelle Prozessieren von größeren Datenmengen ausgenutzt werden kann. 3. Der dritte Schritt besteht darin, auf die simulierten Strahldichten die Algorithmen anzuwenden und Bilder der abgeleiteten Produkte zu erzeugen. Nun kann man bei jedem Pixel die Differenz von abgeleiteter Größe und der Eingabegröße feststellen und sogar als Überflugsbild darstellen. Dies veranschaulicht auf recht einfache Weise, unter welchen Bedingungen die Algorithmen wie gut arbeiten (Fehleranalyse). Weiterhin ist man nun in der Lage festzustellen, welche Einflußgrößen sich in welchem Ausmaß auf die Genauigkeit des Ableitungsverfahrens auswirken (Sensitivitätsanalyse). In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Schritte näher erläutert und anschließend die Ergebnisse der Untersuchungen vorgestellt. 72 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 4.6.2.2. Berechnung der Bahnparameter. Die Eigenschaften des betrachteten ENVISATÜberfluges und der sich daraus ergebenen Bedingungen für die Beobachtung mit MERIS sind Tabelle 10 aufgeführt. Die Werte für die Satellitenhöhe und -inklination sowie des Äquatorüberfugzeitpunktes sind die voraussichtlichen Daten für die ENVISAT-Mission vorgegeben. Die Wahl des achtzigsten Tages des Jahres (21. März, Frühlingsanfang) bestimmt den konkreten Verlauf der Flugbahn, und wurde so getroffen, daß die Land-Meer Verteilung innerhalb des sich daraus ergebenen MERIS-Sichtstreifens ungefähr mit dem globalen Verhältnis (30% Land zu 70% Ozean) übereinstimmt. Auch in Bezug auf die Albedo der Landoberfläche kann dieser ausgewählte Streifen als repräsentativ angesehen werden, enthält er doch von schneebedeckten Gebieten im subpolaren Norwegen über sämtliche Vegetationsbedeckungen in Westeuropa bis hin zum Sahara-Wüstengebiet mit sehr hoher Reflektivität die ganze Palette der möglichen Bodencharakteristika. Allerdings ließ sich nicht vermeiden, daß durch die große Ausdehnung der Sahara die Wüstenoberflächen deutlich überrepräsentiert sind. Eine Beschränkung der Überflugslänge ist durch die hohen Sonnenzenitwinkel im Norden und Süden des Flugstreifens bedingt. Der betrachtete Ausschnitt wurde so gewählt, daß die maximale Sonnenzenitdistanz den =70 nicht übersteigt. Eine Ableitung wolkenphysikalischer Größen ist aus oben genannten Gründen nur in diesem Bereich sinnvoll. Ein Programm von René Preusker (Preusker 1998) berechnet mit den hier gegebenen Informationen die bahnspezifischen Eigenschaften sämtlicher Pixel, die dann bei der Strahlungstransportsimulation berücksichtigt werden können. 4.6.2.3. Simulation der MERIS Messung mit Hilfe eines Neuronalen Netzes. Ein Neuronales Netzwerk wurde schon in Abschnitt 2.5 zur Inversion von Strahlungstransportsimulationen mit MOMO eingesetzt, es wurde trainiert, um aus gemessenen Strahldichten auf geophysikalische Parameter zu schließen. An dieser Stelle wird der umgekehrte Weg gegangen. Die Trainingsaufgabe lautet nun, aus den gegebenen Beobachtungsbedingungen und frei wählbaren Wolkeneigenschaften die daraus resultierende Strahldichte am Sensor zu berechnen. Die Vielzahl der Pixel und die der zu untersuchenden Szenarien lassen es nicht zu, MOMO allein für diese Aufgabe einzusetzen. Eine große Anzahl von MOMO Rechnungen werden als Trainingsmenge zum Aufbau eines Neuronalen Netzes verwendet. Somit erfüllt das Neuronale Netz die Aufgabe, MOMO Resultate zu interpolieren und durch Matrizen darzustellen, mit denen das Überflugsbeispiel rasch berechnet werden kann. Die Konfiguration des Netzes muß wiederum den speziellen Erfordernissen angepaßt werden. Im Eingabevektor müssen prinzipiell all jene Parameter enthalten sein, die auch bei der Berechnung des Strahlungstransportes mit MOMO Eingabegrößen sind. Unterschiedlich ist lediglich das Koordinatensystem der Winkel: Zwar ist durch das Tripel [ , , ] die Beobachtungs- und Beleuchtungsgeometrie vollständig beschrieben, aber mit dieser Darstellung ist eine Unstetigkeit der Azimutdifferenz zwischen Sonne und Sensor verbunden. Diese tritt im Bereich der Beobachtung im Nadir auf. Beim Übergang von der sonnenzugewandten Seite zur sonnenabgewandten Seite macht definitionsgemäß einen Sprung, der sich aber nicht auf die physikalischen Bedingungen auswirkt, da für = 0 keine Azimutabhängigkeit gibt. Diese Unstetigkeit ist also keinesfalls physikalischer Natur, sondern lediglich durch das gewählte Koordinatensystem bedingt. An diesem Beispiel läßt sich deutlich demonstrieren, worin die Gefahr bei der Benutzung statistischer Methoden liegen kann. Auch wenn die Bezeichnung etwas anderes vermuten läßt, so ist ein Neuronales Netz ein mathematisch-statistisches Modell, kein physikalisches. Das äußert sich darin, daß z. B. der 4.6. SENSITIVITÄTSANALYSE UND ABSCHÄTZUNG DER GENAUIGKEIT 50 average:121.07 198 97 average:222.72 73 304 A BBILDUNG 4.11. Simulierte MERIS Messung der Strahldichte für eine horizontal unendlich ausgedehnte homogene Wolke der optischen Dicke =10 (links) und =50 (rechts). Höhe der Wolkenoberkante: top =5000m. Bereich um den Nadirpunkt nicht korrekt simuliert wird. Die Interpolation im Bereich der artifiziellen Unstetigkeit kann keine physikalischen Ergebnisse liefern. Dieses Problem kann durch die Umstellung des Koordinatensystems gelöst werden. Dazu ist es lediglich notwendig von der Azimutdifferenz auf getrennte Azimute für Sonne und Sensor und überzugehen. Der Bezugspunkt kann dabei beliebig gewählt werden, hier wurde sich für die Nordrichtung entschieden. Demnach bilden folgende Größen den Eingabevektor des Neuronalen Netzes: wolkenoptische Dicke , Wolkenoberkantenhöhe top , Aerosoltyp aero , Oberflächenalbedo und die vier Winkel , , und . Der Ausgabevektor besteht aus der Strahldichte 753,75nm und der Wolkenalbedo 753,75nm . Die schon für die Berechnung der Regressionskoeffizienten benutzten Strahlungstransportrechnungen mit MOMO konnten hier bei der Erstellung des Trainingsfiles wiederverwendet werden. Sie wurden ergänzt durch neue Berechnungen mit einer unterschiedlichen Winkelauflösung, um mit mehr als den 24 Zenitwinkel zu trainieren. Aus diesen Daten wurden dann insgesamt 2000 Fälle konstruiert jeweils mit zufällig bestimmten Kombinationen der Eingabeparameter. Ein Beispiel einer MERIS Simulation ist in Abbildung 4.11 zu sehen. Sie zeigt den MERISMeßstreifen über eine Wolkenschicht der optischen Dicke =10 (links) und =50 (rechts) projiziert auf einen Weltkartenausschnitt. Die Wolkenschicht bei in dieser Abbildung wie auch in allen nachfolgenden Rechnungen dieser Untersuchung als horizontal unendlich ausgedehnt angenommen. Man erkennt deutlich, daß der Einfluß der Oberflächenreflektivität bei der optisch dünnen Wolke das Strahlungsfeld modifiziert, während bei der optisch dicken Wolke die Abhängigkeit der gemessenen Strahldichte von der Bodenalbedo stark reduziert wird. Hier ist es vor allen Dingen die konkreten Kombinationen der Zenitwinkel und , die die Intensität bestimmen. In der Farbskala sind für jedes Bild die Minimal- und Maximalwerte wie auch der Mittelwert des ganzen Bildes angegeben. 74 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 6 average:8.05 10 29 average:47.54 77 A BBILDUNG 4.12. Abgeleitete optische Dicke aus simulierten MERIS Messungen berechnet mit einer optischen Dicke von =10 (links) und =50 (rechts). Höhe der Wolkenoberkante: top =5000m. 4.6.2.4. Sensitivität bezüglich der Beobachtungs- und Beleuchtungsgeometrie. Abbildung 4.12 zeigt die mit dem in dieser Arbeit vorgestellten Verfahren abgeleitete optische Dicke wiederum für eine optisch dünne und eine optisch dicke Wolke. Die mit Hilfe des Neuronalen Netzes erzeugten Strahldichtebilder wurden als Eingabeparameter des Algorithmus verwendet. Da die homogene Modellwolke homogen und horizontal unendlich ausgedehnt ist, sind sämtliche Variationen im Bild der abgeleiteten optischen Dicke alleine auf die fehlerhafte Interpretation durch das Verfahren zurückzuführen. Im Gegensatz zum Strahldichtebild in Abbildung 4.11 ist hier selbst für die optisch dünne Wolke die Struktur der Oberfläche kaum mehr zu erkennen, d. h. daß das Verfahren bei der genauen Kenntnis der Oberflächenalbedo (Simulation und Ableitung verwenden beide die ISLSCP Datenbank) deren Einfluß auf das Strahlungsfeld korrigieren kann. So kann die beobachtete Variation der Abweichung von ermittelten und tatsächlichen optischen Dicken nur aus der unterschiedlichen Sonnen- und Beobachtungsgeometrie entstehen. Die Farbskala am unteren Ende der Teilabbildungen in Abbildung 4.12 geben den Bereich der abgeleiteten optischen Dicken wieder. Im Fall =10 liegen die Werte zwischen 6 und 10 mit einem Mittelwert von ca. 8. Im Fall =50 ist die relative Abweichung des Mittelwerts von 47,5 (von 50) deutlich geringer, doch ist eine wesentlich größere Schwankungsbreite zu verzeichnen. Das Bild gibt auch Aufschluß über die räumliche Verteilung der Abweichungen. Die Pixel am Rande des MERIS Schwads (Unterschätzung) sowie die in den geographisch hohen Breiten (Überschätzung) können auf diese Weise als die Problembereiche der Fernerkundung von Wolkenparametern ausgemacht werden. 4.6.2.5. Sensitivität bezüglich der Wolkenhöhe. Eine im vorigen Abschnitt dargestellte Simulation läßt sich beliebig wiederholen auch mit veränderten Parametern. Abbildung 4.13 stellt die Sensitivität des Ableitungsverfahrens bezüglich der Höhe der Wolkenoberkante und der optischen Dicke selbst dar. Für eine große Anzahl von Kombinationen dieser beiden Parameter wurde eine MERIS Überflugsmessung simuliert und für jedes Pixel die Abweichung 8000 Wolkenoberkante [m] Wolkenoberkante [m] 4.6. SENSITIVITÄTSANALYSE UND ABSCHÄTZUNG DER GENAUIGKEIT 7000 6000 5000 4000 3000 20 2 4 7 80 9 12 RMSE 14 17 19 5000 4000 3000 -9 -6 -3 0 BIAS 80 3 6 5000 4000 3000 0.00 6000 -12 6000 22 7000 40 60 optische Dicke 7000 20 8000 20 8000 100 Wolkenoberkante [m] Wolkenoberkante [m] 0 40 60 optische Dicke 0.01 40 60 optische Dicke 0.02 0.03 0.04 0.05 RMSE [%] 80 0.06 0.07 100 0.08 8000 7000 6000 5000 4000 3000 100 9 75 20 12 40 60 optische Dicke -0.08 -0.07 -0.05 -0.04 -0.03 -0.02 -0.01 BIAS [%] 80 0.01 100 0.02 A BBILDUNG 4.13. Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und der Höhe der Wolkenoberkante dargestellt durch root mean square error RMSE (oben) und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). von der tatsächlichen optischen Dicke ermittelt. Die Wurzel aus der mittleren quadratischen Abweichung (root mean square error RMSE) ist ein Maß für die Variation der abgeleiteten Größen (bzw. ) um den Bildmittelwert (bzw. ) der abgeleiteten optischen Dicke und ist definiert durch Pixel RMSE (4.6.1) wobei über die Gesamtanzahl der Pixel Pixel summiert wird. Der mean bias error BIAS beschreibt dagegen die mittlere Abweichung vom tatsächlichen Wert der optischen Dicke und wird bestimmt durch die Gleichung Pixel BIAS (4.6.2) Pixel Beide Fehlermaße sind in Abbildung 4.13 als Konturzeichnung dargestellt. Der RMSE des -Verfahrens wird mit zunehmender optischer Dicke größer, so wie es auch aus physikalischen Überlegungen heraus zu erwarten ist. Bezüglich der Variation der Wolkenhöhe ist zu beobachten, daß generell ein Anstieg von RMSE für höher gelegene Wolken zu verzeichnen ist. Betrachtet man den Verlauf des BIAS, so kann man feststellen, daß für tiefe und optisch dicke Wolken die optische Dicke unterschätzt und bei hohen und optisch dünnen Wolken überschätzt wird. Das Albedo-Verfahren zeigt ein umgekehrtes Verhalten: Hier kann die Wolkenalbedo besser abgeleitet werden, je höher sich die oberste Wolkenschicht befindet. In diesen Bereichen 60 50 Oberfl chenalbedo [%] Oberflächenalbedo [%] 76 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN 40 30 20 10 0 20 3 6 10 13 16 RMSE 80 20 23 26 30 20 10 0 -20 -15 -9 -4 2 7 BIAS 80 13 18 20 0 20 0.00 40 40 60 optische Dicke 40 30 60 50 20 60 100 Oberflächenalbedo [%] Oberflächenalbedo [%] 0 40 60 optische Dicke 80 100 24 30 0.01 40 60 optische Dicke 0.02 0.03 0.04 0.05 RMSE [%] 80 0.06 0.07 100 0.08 80 60 40 20 0 20 40 60 optische Dicke 80 -0.08 -0.07 -0.06 -0.05 -0.04 -0.02 -0.01 -0.00 BIAS [%] 100 0.01 A BBILDUNG 4.14. Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und der Oberflächenalbedo dargestellt durch root mean square error RMSE (oben) und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). ist der störende Einfluß der Aerosolstreuung am geringsten. Der Fehler des -Verfahrens ist deutlich sensitiver bezüglich der Wolkenhöhe als von der optischen Dicke. Von dieser ist der RMSE weitgehend unabhängig, lediglich für optisch dünne Wolken sie ist ein klarer Anstieg der Ungenauigkeit zu beobachten. Der absolute RMSE Fehler ist unterhalb von 0,04%, wie auch der BIAS-Fehler. 4.6.2.6. Sensitivität bezüglich der Oberflächenalbedo. Für die Untersuchung der Sensitivität in Bezug auf die Änderung der Oberflächenalbedo, wurde die Simulation des MERISÜberfluges dahingehend abgeändert, daß die Albedo der Erdoberfläche nunmehr räumlich als konstant angenommen wurde. Das Verfahren zur Ableitung der optischen Dicke wurde angewendet auf mehrere Szenarien mit unterschiedlichen optischen Dicken und Albedowerten. Die daraus bestimmten Fehlergrößen RMSE und BIAS sind in Abbildung 4.14 gezeigt. Die Analyse zeigt, daß für optische Dicken 50 im mittleren Albedobereich beim Algorithmus etwas höhere Fehler auftreten. Am höchsten ist die Abweichung bei einer Albedo von =50% bei sehr hohen optischen Dicken. Im rechten Teil der RMSE-Abbildung zeigt sich, daß das -Verfahren besonders für mittlere Oberflächenalbeden und hohe optische Dicken sehr gut funktioniert. Auch die BIAS Abweichungen sind in diesem Bereich sehr gering. 4.6.2.7. Sensitivität bezüglich des Sensorrauschens. Eine Sensitivitätsstudie, die durchgeführt wurde, um den Einfluß des Sensorrauschens festzustellen zeigt sehr deutlich, daß diese Fehlerquelle im Vergleich zu anderen Ursachen sehr gering ist. Abbildung 4.15 belegt dies. Weder RMSE noch BIAS beider Verfahren zeigen eine signifikante Abhängigkeit des Rauschens im Bereich des zu erwartenden Wertes für MERIS (bis 1%). 1.0 Sensorrauschen [%] Sensorrauschen [%] 4.6. SENSITIVITÄTSANALYSE UND ABSCHÄTZUNG DER GENAUIGKEIT 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 20 2 4 7 9 12 RMSE 80 14 17 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 20 100 19 40 60 optische Dicke 80 100 0.030 0.035 0.040 0.045 0.050 0.055 0.060 0.065 0.070 RMSE [%] 22 1.0 Sensorrauschen [%] Sensorrauschen [%] 0 40 60 optische Dicke 77 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 20 -12 -11 -10 40 60 optische Dicke -9 -8 -7 -6 -5 BIAS -4 80 -3 -2 100 -1 0 2 20 40 60 optische Dicke 80 100 -0.060 -0.055 -0.050 -0.045 -0.040 -0.035 -0.030 -0.025 -0.020 BIAS [%] A BBILDUNG 4.15. Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und des Sensorrauschens dargestellt durch root mean square error RMSE rechts und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). 78 4. OPERATIONELLES ABLEITUNGSVERFAHREN FÜR ALBEDO UND OPTISCHE DICKE DER WOLKEN Zusammenfassung und Ausblick Die Fernerkundung ist für die Beobachtung von globalen Wetter- und Klimabeobachtung zu einem unverzichtbaren Instrument geworden. Diese Arbeit stellt die Entwicklung und Anwendung von neuen Verfahren zur Ableitung von Wolkeneigenschaften dar, besonders derer, die die Wirkung der Wolken auf den Strahlungs- und Energiehaushalt beeinflussen. Es sind eine Reihe von neuen Verfahren vorgestellt worden, bei der moderne statistische Methoden beim Invertierungsproblem zum Einsatz gekommen sind, wie etwa die Anwendung Neuronaler Netze. Diese Art der Berechnung der Inversionsmatrizen bieten eine Reihe von Vorteilen, die nicht nur in der erhöhten Genauigkeit liegen, sondern auch eine wesentlich vereinfachte und im Vergleich zu klassischen Methoden auch beschleunigte Analyse der Strahlungstransportergebnisse erlauben. Die Anwendung eines Neuronalen Netzes ist bei der Vorstellung des Ableitungsverfahrens zur gleichzeitigen Bestimmung der optischen Dicke und des effektiven Radius näher beschrieben worden. Dieser Algorithmus ist eine Weiterentwicklung eines Verfahrens, das Strahldichtemessungen in zwei Kanälen benutzt, die jeweils sensitiv zu Änderungen der optischen Dicke und des Effektivradius sind. Das in zahlreichen Veröffentlichungen beschriebene Problem der systematischen Überschätzung des Effektivradius mit einem solchen Verfahren wurde auch in dieser Untersuchung beobachtet. Diese Abweichung konnte durch die Verwendung eines dritten Kanals, der aus meßtechnischen Gründen hier bei 1200nm gesetzt worden ist, deutlich reduziert werden. Die Quantifizierung von anthropogenen Effekten auf das Klima ist eines der wichtigsten Fragestellungen in der aktuellen Klima- und Atmosphärenwissenschaften. Ein Beispiel ist die Emission von zusätzlichen troposphärischen Aerosols durch industrielle Luftverschmutzung, die den Strahlungs- und Energiehaushalt nachhaltig beeinflussen können. Diese Modifikation kann durch direkte Aerosol-Strahlungs-Wechselwirkungseffekte verursacht werden, indem die Menge der zurückgestreuten Strahlungs durch Streuung an Aerosolpartikel erhöht wird. Zusätzlich zu diesem direkten Effekt hat ein Anstieg der Aerosolkonzentration auch mittelbare Folgen auf den Strahlungshaushalt und das Klima. Aerosole sind in ihrer Funktion als Wolkenkondensationskerne mitverantwortlich für die mikrophysikalischen Eigenschaften der Wolken. Von diesen Eigenschaften, die durch Tropfenkonzentration, Tropfengrößen und Flüssigwassergehalt beschrieben werden können, hängen die optischen Parameter einer Wolkenschicht ab, wie z. B. das Rückstreuungs- und Absorptionsvermögen. Besonders sensitiv bezüglich des Einflusses von Aerosolen ist maritimer Stratokumulus über Ozeanoberflächen. Berechnungen des indirekten Aerosolforcings reichen von 0 bis -1,5 Wm , wobei diese Werte jeweils mit einer sehr großen Unsicherheit behaftet sind. Besonders schwierig ist es, den Twomey-Effekt (erhöhte Rückstreuung als Ergebnis von aerosolverursachten Veränderungen der Wolkenmikrophysik) mit Satelliten- und Flugzeugmessungen zu beobachten. Eine internationale Meßkampagne zur Charakterisierung der Aerosole (ACE 2) im Sommer 1997 hat unter anderem zum Ziel gehabt, den indirekten Effekt unterschiedlichen Meßmethoden zu 79 80 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK beobachten und zu untersuchen (CLOUDYCOLUMN Projekt). Das Institut für Weltraumwissenschaften hat mit seinen flugzeuggestützten Strahlungsmeßsystem daran teilgenommen. Zusammen mit den in situ Messungen des Centre National de Recherches Météorologiques (Météo-France) konnten die beobachteten Stratokumulusschichten bezüglich der mikrophysikalischen Struktur und der Strahlungswirkung zu charakterisiert werden. Die gemessenen Strahldichten wurden mit Ergebnissen von Strahlungstransportsimulationen verglichen. Dabei stellte sich heraus, daß es ohne Berücksichtigung der vertikalen Variation von Tropfengrößen und Flüssigwassergehalt zu Fehlinterpretationen beim direkter Vergleich von simulierten und gemessenen Strahldichten kommen muß. Ein neues Schema zur Repräsentation von Wolken in Strahlungstransportmodellen wurde entwickelt, indem sich die Wolkenschicht nicht durch optische Dicke und Effektivradius, sondern durch die Tropfenkonzentration und geometrischer Dicke definiert. Diese Parameterisation beruht auf der Annahme des Tropfenwachstums in einer adiabatisch aufsteigenden Luftpaketes. Der Vorteil dieser neuen, physikalischen Ansatzes liegt hauptsächlich darin, daß nunmehr Größen ohne eine ausgeprägte vertikale Abhängigkeit verwendet werden. Die Parameterisierung konnte erfolgreich in das Strahlungstransportmodell MOMO implementiert werden. Mit dieser modifizierten Version (adiabatisch-geschichtete Modell) konnte der Strahlungstransport für eine Vielzahl von möglichen Fällen berechnet werden. Die so berechnenten Strahldichten wurden den vom Flugzeug aus gemessenen Werten gegenübergestellt. Auf diese Weise konnte die verstärkte Reflexion einer Stratokumulusschicht in einer durch anthropogen beeinflußten Luftmasse eindeutig einer erhöhten Tropfenkonzentration zugeordnet werden. Der Unterschied in Dieses Ergebnis wurde durch die Auswertung der in situ Messungen, die von einem innerhalb der Wolkenschicht fliegenden Flugzeug durchgeführt worden sind, bestätigt. Damit ist es erstmalig gelungen, den Twomey-Effekt in der Größenordnung eines Wolkensystems experimentell eindeutig nachzuweisen. Als Folgerung daraus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Fernerkundungsmethoden. So kann für geeignete Satellitensensoren das adiabatischgeschichtete Modell dazu genutzt werden, die Auswirkung von kontinental-verschmutzten Luftmassen zu überwachen. Als Beispiel wurden zwei Szenen des Satellitenradiometers MOS über dem Nordatlantikgebiet untersucht. Die Kombination mehrerer Ableitungsalgorithmen und die Analyse der Bodenwetterkarten führten zu der Feststellung, daß sich beide Szenen nicht in ihrer geometrischen Ausdehnung und Lage, wohl aber in ihrer Mikrostruktur deutlich unterscheiden. Dieser Unterschied konnte auf die Zusammensetzung und Herkunft Luftmassen (maritim-klar und kontinental-verschmutzt) zurückgeführt werden, in der sich die Wolkensysteme entwickelt haben. Eine systematische Analyse mehrerer MOS-Szenen über einen Zeitraum eines Jahres etwa und in einem beschränkten Gebiet im Nordatlantikraum ist in Vorbereitung. Damit wird es möglich sein z. B. festzustellen, ob es eine Korrelation zwischen der fernerkundeten Tropfenkonzentration und den Luftmassentrajektorien gibt. Trotz dieser ersten und vielversprechenden Ergebnisse ist das Potential des CLOUDYCOLUMN-Datensatzes noch nicht vollständig ausgeschöpft. Um den beobachteten Twomey-Effekt quantifizieren zu können, ist es u. a. notwendig, die spektrale Integration der Strahldichtemessungen mit OVID durchzuführen und gleichzeitig entsprechende Strahlungstransportsimulationen zu berechnen. Auf diese Weise kann der kurzwellige Strahlungsantrieb durch den indirekten Aerosoleffekt bestimmt werden. Ein weiterer Schwerpunkt zukünftiger Aktivitäten wird die Verwendung der zahlreichen in situ ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 81 Messungen sein, um die Anwendbarkeit und Genauigkeit von neuen Fernerkundungsverfahren zu testen. Hierbei gilt besonders den im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Algorithmen zur Ableitung der Tropfenkonzentration und der geometrischen Dicke. Diese beruhen auf der Annahme einer adiabatischen Wolke, die aber lediglich einen Grenzfall repräsentieren kann. Inwieweit nun die fernerkundeten Größen über subadiabatische Wolken interpretiert werden müssen, ist noch eine offene Frage, die in Zusammenarbeit mit Spezialisten im Bereich der Wolkenphysik angegangen werden soll. Zur Bestimmung der Klimarelevanz menschlicher Aktivitäten (maßgeblich die Industrialisierung von entwickelten und Entwicklungsländern) und die Vorhersage von möglichen Veränderungen von Atmosphäre und Klima sind genaue Modelle unerläßlich. Die Entwicklung von zutreffenden Beschreibungen der Atmosphäre sind begrenzt durch den Mangel an globalen Beobachtungen. Dies trifft besonders auf die Wolkenparameter und Wolkenrückkopplungsprozesse zu. Die hier vorgestellte und verwendete adiabatisch-geschichtete Modell zeichnet sich durch eine realistischere und trotzdem noch eine recht einfache Beschreibung der Vertikalstruktur von Wolken aus, die auf physikalischen Prinzipien beruht. Es ist somit für die Verwendung in globalen Klimamodellen geeignet und es ist zu erwarten, daß sich die Genauigkeit der Vorhersage des indirekten Aerosolforcings damit deutlich verbessern läßt. Ein gemeinsam von Wissenschaftler des CLOUDYCOLUMN Experimentes und GCM Modellierer beantragtes EU-Projekt PACE (Parameterisation of the Aerosol Indirect Climatic Effect) wird die Integration der neuen Erkenntnisse in GCMs zur Hauptaufgabe haben. Forschungsbedarf besteht immer noch zum Thema der „anomalen Absorption” von Wolken. Diese damit gemeinte Diskrepanz von Strahlungstransportmodell und Messungen sind auch in den hier beschriebenen Messungen aufgetreten. Sie äußerten sich in der Abweichung von fernerkundeten und in situ gemessenen Effektivradien und Tropfenkonzentrationen. Die Messungen eines Schließungsexperimentes wie CLOUDYCOLUMN bieten für diese Fragestellungen eine hervorragende Datengrundlage und werden in zukünftigen Projekten dazu genutzt werden. Der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Entwicklung eines operationellen Algorithmus zur Ableitung von optischer Dicke und Albedo bei bewölkten Pixeln. Im letzten Kapitel ist die Entwicklung eines Fernerkundungsverfahrens vorgestellt worden, das im Bodensegment der ENVISAT/MERIS Mission implementiert wird und mit dem die entsprechenden operationellen Produkte erzeugt werden. Es wurde auf die physikalischen Grundlagen, das verwendete Inversionsverfahren und die Besonderheiten die durch die Operationalität bedingt sind, eingegangen. Ein großes Gewicht lag auch auf der Darstellung der Genauigkeit des Verfahrens, soweit sie sich in einer theoretischen Studie unter Verwendung von Strahlungstransportsimulationen abschätzten läßt. Die Anwendung eines Neuronalen Netzes konnte bei der Simulation von MERIS-Messungen in voller Schwadauflösung die zeitlich aufwendigen MOMO-Rechnungen ersetzten und erlaubte es, die Genauigkeitsabschätzung orts- und zeitaufgelöst darzustellen. Der gemeinsame Einfluß von geographischer Position, Oberflächencharakteristik und Sonnenzenitwinkel konnte so für jedes Pixel eines virtuellen MERISÜberfluges bestimmt werden. Die Abhängigkeit der Genauigkeit von variablen Parametern konnte in der abschließenden Sensitivitätsanalyse gezeigt werden. Das Satellitenverfahren für die Ableitung der optischen Dicke und der Wolkenalbedo basiert auf Messungen in einem einzigen Fensterkanal (also ohne Absorption durch atmosphärische 82 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Gase) im kurzwelligen Spektralbereich. Diese Anforderungen werden von vielen gegenwärtigen und zukünftigen Satellitensensoren erfüllt. In dieser Arbeit wurde schon mit dem Beispiel des MOS Sensors demonstriert, wie sich der MERIS Algorithmus auf Messungen anderer Sensoren übertragen läßt. Als ein besonders interessantes und wichtiges Instrument wird SEVIRI (Spinning Enhanced Visible and Infra-Red Imager) auf dem Europäischen Wetterbeobachtungssatelliten MSG (METEOSAT Second Generation) in naher Zukunft alle 15 Minuten ein Multispektralbild mit hoher räumlicher Auflösung (ca. 3km) von einer geostationären Orbitalposition aus liefern. Nicht nur die operationellen Wolkenalgorithmen können auf Daten dieses Sensors angewendet werden, sondern ein Kanal bei 1,6 m ermöglicht die Ableitung von wolkenmikrophysikalischen Parametern. Damit könnte für die Beobachtung des indirekten Aerosoleffektes im Speziellen und Überwachung von Wolkenprozessen im Allgemeinen ein deutlicher Fortschritt erzielt werden. ANHANG A Ableitung des Äquivalenten Effektivradius für das VU-PPM Im vertikal-homogenen plan-parallelen Modell läßt sich die optische Dicke ausdrücken als: ext ext ext Setzt man nun als äquivalenten Flüssigwasserpfad (Gleichung 3.3.4) so ergibt sich: ad ext Für die Kondensationsrate ad (A.0.3) den adiabatischen Wert ad ad (A.0.4) ergibt sich aus Gleichung 3.3.2: (A.0.5) ad womit sich Gleichung A.0.3 vereinfacht zu: ext Nun wird dieser Ausdruck gleichgesetzt mit der adiabatischen optischen Dicke chung 3.3.5): ad (Glei- ext ext In diesem Ausdruck für den äquivalenten Effektivradius ist der adiabatische Effektivradius am Oberrand der Wolke enthalten (Gleichung 3.3.3) uns somit ergibt sich die Beziehung: 83 84 A. ABLEITUNG DES ÄQUIVALENTEN EFFEKTIVRADIUS FÜR DAS VU-PPM ANHANG B Statistik der abgeleiteten Wolkeneigenschaften während ACE 2 85 86 B. STATISTIK DER ABGELEITETEN WOLKENEIGENSCHAFTEN WÄHREND ACE 2 A BBILDUNG B.1. Histogramme der aus OVID-Messungen abgeleiteten optischen Dicke und des Effektivradius während aller 10 Missionen des CLOUDYCOLUMN Experimentes. B. STATISTIK DER ABGELEITETEN WOLKENEIGENSCHAFTEN WÄHREND ACE 2 A BBILDUNG B.2. Histogramme der aus OVID-Messungen abgeleiteten Tropfenkonzentration und der geometrischen Dicke während aller 10 Missionen des CLOUDYCOLUMN Experimentes. 87 88 B. STATISTIK DER ABGELEITETEN WOLKENEIGENSCHAFTEN WÄHREND ACE 2 ANHANG C Bodenwetterkarten 89 90 C. BODENWETTERKARTEN A BBILDUNG C.1. Bodenwetterkarte vom 26. Juni 1997 (aus Berliner Wetterkarte) C. BODENWETTERKARTEN A BBILDUNG C.2. Bodenwetterkarte vom 9. Juli 1997 (aus Berliner Wetterkarte) 91 92 C. BODENWETTERKARTEN A BBILDUNG C.3. Bodenwetterkarte vom 4. März 1998 (aus Berliner Wetterkarte). Der markierte Bereich kennzeichnet das Gebiet der analysierten MOS-Szene. C. BODENWETTERKARTEN A BBILDUNG C.4. Bodenwetterkarte vom 24. März 1998 (aus Berliner Wetterkarte). Der markierte Bereich kennzeichnet das Gebiet der analysierten MOS-Szene. 93 94 C. BODENWETTERKARTEN Literaturverzeichnis Albrecht, B., Aerosols, cloud microphysics, and fractional cloudiness, Science, 245, 1227– 1230, 1989. Arking, A., und J. D. Childs, Retrieval of cloud cover parameters from multispectral satellite measurements, J. Clim. Appl. Met., 24, 322–333, 1985. Armbruster, W., Fernerkundung wolkenphysikalischer Parameter aus rückgestreuter Solarstrahlung, Strahlung in Atmosphäre und Ozean, Beiträge zur Fernerkundung 9, Institut für Weltraumwissenschaften, Freie Universität Berlin, 1998, ISBN 3-931545-10-5. Armbruster, W., und J. Fischer, Improved method of exponential sum fitting of transmissions to decribe the absorption of atmospheric gases, Appl. Optics, 35, 1931–1941, 1996. Babey, S. K., und R. J. Soffer, Radiometric calibration of the compact airborne spectrographic imager (casi), Can. J. Remote Sens., 18, 233–242, 1992. Boers, R., und R. M. 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Berechnungen erfolgten mit dem Strahlungstransportprogramm MOMO und beziehen sich auf eine planparallele und vertikal homogene Modellwolke. 10 2.2 Spektraler Verlauf eines typischen, simulierten Strahldichtespektrums sowie der Eigenwerte der ersten drei Eigenvektoren. Obere Teilabbildung: Analyse mit sämtlichen Simulationsspektren mit unterschiedlichen optischen Dicken und Effektivradien. Untere Teilabbildung: Analyse mit zusätzlichen Spektren, die sich zudem in der Höhe der Wolkenoberkante unterscheiden. 12 2.3 Spektrale Lage der ausgewählten Kanäle für die gleichzeitige Bestimmung von optischer Dicke und Effektivradius. Die gezeigten Strahldichtespektren sind mit MOMO simuliert (schwarz) und mit OVID gemessen (rot). 13 2.4 Abweichung von simulierten (look up table) und „gemessenen” Reflexionsvermögen für ein Verfahren mit einem (a), zwei (b) und drei Spektralkanälen (c). 16 2.5 Streudiagramme von simulierten und abgeleiteten Effektivradien ermittelt mit einem Zwei-Kanal-Verfahren (links) und einem Drei-Kanal-Verfahren (rechts). Die simulierten Strahldichten wurden vor der Anwendung des Algorithmus verrauscht mit 0% (oben), 1% (Mitte) und 10% (unten) 17 2.6 Struktur des verwendeten Neuronalen Netzes zur Ableitung von bzw. und (Abschnitt 3.6.1). 3.1 und Schematische Darstellung einer OVID Detektionseinheit (aus Schüller (1995)) 19 28 3.2 casi-Bild vom 09.07.1997 über Stratokumulusbewölkung: Strahldichte bei 753,75nm. 29 3.3 Gemessene Strahldichten am 28.06.1997 jeweils mit den beiden von der POLAR 4 aus betriebenen Spektrometern casi und OVID. 103 30 104 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 3.4 Modell der mikrophysikalischen Struktur einer Stratokumuluswolke. Die Variation der geometrischen Struktur (Mächtigkeit der Wolke) bestimmt ausschließlich den abgeleiteten Effektivradius. Ein Überflug von links nach rechts registriert eine Verringerung des Tropfenradius. 32 3.5 Modell einer durch Aerosole veränderten Stratokumulusbewölkung. Beim Überflug wird ebenfalls wie in Abbildung 3.4 eine Verringerung des Tropfenradius festgestellt, jedoch hier verursacht durch die veränderte mikrophysikalische Struktur (höhere Tropfenkonzentration durch größeres 33 CCN Angebot). 3.6 Aus OVID Messungen abgeleitete optische Dicke und Effektivradius, jeweils ein Beispiel vom einem Flugleg am 26.06.97 (klar-maritime Luftmasse) und am 09.07.97 (verschmutzt-kontinentale Luftmasse). 34 3.7 Optische Dicke und Effektivradius der homogenen Unterschichten im ASPPM. 35 3.8 Abhängigkeit der optischer Dicke (links) und des Effektivradius (rechts) von Tropfenkonzentration und der Höhe über der Wolkenbasis. 36 3.9 Abhängigkeit der Strahlungsintensität (ausgedrückt als Reflexionsvermögen) von Tropfenkonzentration und geometrischer Dicke in zwei Kanälen 753,75nm (links) und 1535nm (rechts). Berechnungen erfolgten mit dem Strahlungstransportprogramm MOMO und beziehen sich auf eine adiabatisch geschichtete plan-parallele Modellwolke und einem Sonnenzenitwinkel von . 37 3.10 Vergleich des homogenen VU-PPM mit dem AS-PPM in Bezug auf die Parameterisierung des Strahlungstransfers in Wolken: optische Dicke (links) und Effektivradius (rechts). Der Effektivradius < > des homogenen Modells wird verglichen mit 5/6 des effektiven Radius am Oberrand der Wolke des AS-PPM. 38 3.11 Vergleich von optischen Dicken abgleitet aus OVID Messungen (durchgezogene Linie) und der optischen Dicke bestimmt aus den in situ Messungen (waagerechte Linien) während Abstieg und Aufstiegen der MERLIN-IV durch die Wolkenschicht. (Abbildung aus Brenguier et al. (2000)) 41 3.12 Links: Optische Dicke abgeleitet aus OVID Messungen, normiert auf als Funktion von , wobei und aus in situ Messungen bestimmt worden sind. Jeder Punkt entspricht einem Aufstieg oder Abstieg der MERLIN-IV durch die gesamte Wolkenschicht während 7 CLOUDYCOLUMN Meßflüge. Rechts: Ebenso wie linke Abbildung, jedoch die optische Dicke normiert auf und dargestellt als Funktion . (Abbildung aus Brenguier et al. (2000)) 42 von ABBILDUNGSVERZEICHNIS 105 3.13 Herkunft der Luftmassen am 25. Juni 1997 (links) und am 9. Juli 1997 (rechts). Darstellung folgt den Ergebnissen der Trajektorienrechnungen des KNMI für Teneriffa. 43 3.14 Häufigkeitsverteilung der mit OVID fernerkundeten Reflexionswerte als zweidimensionales Histogramm in einer Konturdarstellung für den maritim-klaren Fall am 26.05.1997 (links) und für den kontinental-trüben Fall am 07.09.1997 (rechts). Ergebnisse der Strahlungstransportsimulationen als Isolinien von und berechnet mit dem VU-PPM (oben), und als Isolinien von und berechnet mit dem AS-PPM (unten). Die Daten wurden jeweils über eine 60km lange Meßstrecke während ca. 10 Minuten aufgenommen. 45 3.15 Profile des Flüssigwassergehaltes (oben) und der Tropfenkonzentration (unten) für den maritim-klaren Fall am 26. Juni 1997 (links) und den kontinental-trüben Fall am 9. Juli 1997 (rechts). Die Daten stammen von FSSP Messungen von der MERLIN-IV aus (MétéoFrance, CNRM), aufgenommen während eines Fluges durch die gesamte Wolkenschicht. 46 3.16 Abgeleitete optische Dicken (oben) und Wolkenoberkantendruck (unten) aus zwei MOS Bildern aufgenommen am 4. März 1998 (links) und am 24. März 1998 (rechts). 48 3.17 Abgeleiteter Effektivradius (oben) und Tropfenkonzentration (unten) aus zwei MOS Bildern aufgenommen am 04. März 1998 (links) und am 24. März 1998 (rechts). 50 4.1 ENVISAT 52 4.2 Nichtisotropes Strahlungsfeld über einer Wolke. Simuliert mit dem Strahlungstransportmodell MOMO. Polardarstellung der aufwärtsgerichteten Strahldichte am Oberrand der Atmosphäre. Sonnenzenitwinkel =35 , Wolkenparameter: optische Dicke =30, geometrische Dicke =2km, Wolkenoberkante bei top =2,5km, Effektivradius =17 m. Die Berechnungen erfolgten für MERIS-Kanal Nr. 10 bei 753,75nm. 58 Links: Wolkenalbedo (am Oberrand der Atmosphäre) als Funktion der wolkenoptischen Dicke (MOMO Simulationen) für verschiedene Wolkenhöhen und Effektivradien, die bei der Inversion benutzt wurden. Der Sonnenzenitwinkel beträgt =35 , der Beobachtungswinkel ist =0 (Nadir) und die Albedo der Erdoberfläche ist =0%. Rechts: Wolkenalbedo als Funktion der Albedo an der Erdoberfläche (MOMO Simulationen). Der Einfluß der Oberflächenalbedo ist dargestellt für Wolken mit unterschiedlicher optischer Dicke, andere Parameter wie bei linkem Teil der Abbildung. 59 4.3 106 4.4 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Statistische Verteilung der bei den Strahlungstransportsimulationen verwendeten wolkenoptischen Dicken. 63 4.5 Simulationsergebnisse (Punkte) und Regressionsfunktionen (durchgezogene Linie) für die Ableitung von optischer Dicke (links) und Wolkenalbedo (rechts). Sonnenzenitwinkel: , und Azimutdifferenz: . Beobachtungszenitwinkel: Die Oberflächenalbedo beträgt 40%. Regressionskoeffizienten: r=0,9991, =0,007 (Wolkenalbedo) und r=0,997, =0,101 (optische Dicke). 65 4.6 Ablaufdiagramm des Simulations- und Inversionsverfahrens 4.7 Ablaufdiagramm des Ableitungsverfahrens für die wolkenoptische Dicke und die Wolkenalbedo 67 4.8 MOS Szene vom 3. April 1998 über dem Nordatlantik in der Nähe der irischen Küste. Links: MOS Messung der Strahldichte im Kanal 9 bei 750nm. Mitte: Abgeleitete optische Dicke. Rechts: Relativer Ableitungsfehler in Prozent bestimmt aus der Regression. 68 Aus dem Strahldichtebild von Abbildung 4.8 abgeleitete Wolkenalbedo (links) und der relative Ableitungsfehler (rechts). 69 Relativer Fehler der Regression in Prozent der abgeleiteten optischen Dicke (oben) und der Wolkenalbedo (unten) als Funktion des Beobachtungszenitwinkels und des Sonnenzenitwinkels (Azimutdifferenz = 90 , Oberflächenalbedo =0%). 70 4.9 4.10 66 4.11 Simulierte MERIS Messung der Strahldichte für eine horizontal unendlich ausgedehnte homogene Wolke der optischen Dicke =10 (links) und =50 73 (rechts). Höhe der Wolkenoberkante: top =5000m. 4.12 Abgeleitete optische Dicke aus simulierten MERIS Messungen berechnet mit einer optischen Dicke von =10 (links) und =50 (rechts). Höhe der Wolkenoberkante: top =5000m. 74 4.13 Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und der Höhe der Wolkenoberkante dargestellt durch root mean square error RMSE (oben) und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). 75 4.14 Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und der Oberflächenalbedo dargestellt durch root mean square error RMSE (oben) und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). 76 4.15 Sensitivität bezüglich der optischen Dicke und des Sensorrauschens dargestellt durch root mean square error RMSE rechts und den mean bias error BIAS (unten) für die Ableitung der optischen Dicke (links) und der Wolkenalbedo (rechts). 77 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 107 B.1 Histogramme der aus OVID-Messungen abgeleiteten optischen Dicke und des Effektivradius während aller 10 Missionen des CLOUDYCOLUMN Experimentes. 86 B.2 Histogramme der aus OVID-Messungen abgeleiteten Tropfenkonzentration und der geometrischen Dicke während aller 10 Missionen des CLOUDYCOLUMN Experimentes. 87 C.1 Bodenwetterkarte vom 26. Juni 1997 (aus Berliner Wetterkarte) 90 C.2 Bodenwetterkarte vom 9. Juli 1997 (aus Berliner Wetterkarte) 91 C.3 Bodenwetterkarte vom 4. März 1998 (aus Berliner Wetterkarte). Der markierte Bereich kennzeichnet das Gebiet der analysierten MOS-Szene. 92 Bodenwetterkarte vom 24. März 1998 (aus Berliner Wetterkarte). Der markierte Bereich kennzeichnet das Gebiet der analysierten MOS-Szene. 93 C.4 108 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Tabellenverzeichnis 1 Definition der Kanäle für das Verfahren zur Bestimmung der optischen Dicke und des Effektivradius. 14 2 Ergebnisse der Fehleranalyse bezüglich der Ableitung des Effektivradius: Abhängigkeit der mittleren Abweichung und Varianz sowie der Anzahl der Spektralkanäle vom Sensorrauschen 15 3 Charakterisierung der Eigenschaften der hier betrachteten Messungen 44 4 Technische Parameter des Satellitenradiometers MERIS 53 5 Die 15 Kanäle des MERIS Spektrometers 54 6 Die Eigenschaften des Modularen Optoelektronischen Scanners MOS 55 7 Spektralkanäle des MOS-Sensors 56 8 Vertikalstruktur der verwendeten Modellatmosphäre für die Entwicklung des Algorithmus zur Ableitung der wolkenoptischen Dicke und der Wolkenalbedo mit den Werten der Temperatur , des Drucks , der Dichte und der Anzahl der Moleküle mol an den Luft , der Wasserdampfdichte jeweiligen Schichtgrenzen. 61 9 Wolkentypen und deren zulässigen Variationsbereich des effektiven Radius, der Extinktion und der optischen Dicke. 62 10 Eigenschaften des in der Fehler- und Sensitivitätsanalyse betrachteten MERIS Überfluges. 109 71 110 TABELLENVERZEICHNIS Verzeichnis der verwendeten Symbole Größen Symbol Einheit m LWC LWP CCN ext aero top , cm cm 1 1 1 K 1 m 1 1 1 hPa m m m 1 1 1 m m m sr deg Bezeichnung solare Strahlungsflußdichte Gradientenmatrix geometrische Wolkendicke Kondensationsrate Strahldichte Flüssigwassergehalt Flüssigwasserpfad Anzahldichte, Tropfenkonzentration Konzentration von Wolkenkondensationskernen Phasenfunktion Wirkungsgrad der Extinktion Reflexionsvermögen Temperatur Gewichtsmatrix Höhe (innerhalb der Wolke) Brechungsindex Tropfengrößenverteilung Druck Tropfenradius effektiver Tropfenradius Strecke Aerosoltyp effektive Verteilungsbreite Gewichtsmatrixelement Größenparameter Vertikalkoordinate Höhe der Wolkenbasis Höhe der Wolkenoberkante Strahlungsfluß Raumwinkel Sonnenzenitwinkel 111 112 Symbol VERZEICHNIS DER VERWENDETEN SYMBOLE Einheit Bezeichnung deg 1 1 m, nm deg 1 Beobachtungszenitwinkel optische Dicke Lernparameter, Lernrate Wellenlänge Azimutwinkel relatives Abweichungsmaß Volumenextinktionskoeffizient Aktivierungsfunktion Albedo Dichte ext 1 1 Indizes Symbol O 0 aero ad ext max min top w Bezeichnung aufwärtsgerichtet abwärtsgerichtet abgeleitet Boden- bzw. Wasseroberfläche Sonne Aerosol adiabatisch Extinktion maximal minimal Oberkante Wasser spektrale Größen ABKÜRZUNGEN 113 Abkürzungen Abkürzung Bedeutung ACE AS-PPM AVHRR ATSR AWI casi CCD CCN CIRPAS CNRM DFD DLR ENVISAT ERBS ESA ESFT EU FSSP GCM GIANT GMEI GPS IDL IGAC ISCCP ISLSCP IRS KNMI LIDAR LOA LWC LWP MERIS MODIS MOMO MOS MRF MSG NetCDF NIR NOAA Aerosol Characterisation Experiment Adiabatic Stratified Plan-Parallel Model Advanced Very High Resolution Radiometer Along Track Scanning Radiometer Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung compact airborne spectrographic imager Charge Coupled Device Cloud Condensation Nuclei Center for Interdisciplinary Remotely Piloted Aircraft Studies Centre National de Recherches Météorologiques Deutsches Fernerkundungs Datenzentrum Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Environmental Satellite Earth Radiation Budget Satellite European Space Agency Exponential Sum Fit of Transmission Europäische Union Forward Scattering Spectrometer Probe General Circulation Model Graphical IDL-based Artificial Neural Network Trainer Groupe de Météorologie Expérimentale et Instrumentale Global Positioning System Interactive Data Language International Global Atmospheric Chemistry Project International Cloud Climatology Project International Satellite Land Surface Climatology Project Indian Research Satellite Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut Light Detection and Ranging Laboratoire d’Optique Atmospherique Liquid Water Content Liquid Water Path Medium Resolution Imaging Spectrometer Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer Matrix Operator Modell Modular Optoelectronical Scanner Meteorological Research Flights METEOSAT Second Generation network Common Data Form Nahes Infrarot National Oceanic and Atmospheric Administration 114 VERZEICHNIS DER VERWENDETEN SYMBOLE Abkürzung Bedeutung OVID PACE PCA PMS POLDER RMSE SEVIRI TIROS UTC VIS VU-PPM WeW Optical Visible and near Infrared Detector Parameterisation of the Aerosol Indirect Climatic Effect Principal Component Analysis Particle Measuring Systems Polarisation and Directionality of the Earth’s Reflectances Root Mean Square Error Spinning Enhanced Visible and Infra-Red Imager Television Infrared Observation Satellite Universal Time Convention Sichtbarer Spektralbereich (Visible) Vertical Uniform Plan-Parallel Model Institut für Weltraumwissenschaften Danksagung Zum Dank verpflichtet bin ich vielen Personen. An erster Stelle gilt er dem Betreuer dieser Arbeit Prof. Dr. Jürgen Fischer, der trotz seiner Tätigkeit als Institutsdirektor und Leiter der WeW-Verwaltungsabteilung nie einer Diskussion über Wolken, Strahlung und Computer ausgewichen ist und stets ein kreativitätsförderndes Umfeld bereitgestellt hat. Prof. Dr. Martin Claußen danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens. Die Diskussionen mit Jean-Louis Brenguier vom Centre National de Recherches Météorologiques bei Météo-France halfen mir, mein Verständnis über die Vorgänge in der Wolke zu erweitern. Von der Zusammenarbeit mit ihm und seiner Gruppe gingen und gehen viele Impulse aus. Dafür und für seinen Einsatz als Koordinator von CLOUDYCOLUMN danke ich ihm recht herzlich. Merci, Jean-Louis! In diesem Zusammenhang geht ein „Dziekuje” und ein „thank you” zu Hanna Pawlowska und Jeff Snider . Den Kollegen der Flugabteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Oberpfaffenhofen muß ich ein großes Dankeschön aussprechen, namentlich den Herren Heinz Finkenzeller, Heinrich Brockstieger und Joachim Lebrecht für die Unterstützung bei der Vorbereitung der ACE 2 Meßkampagne und besonders dem „Dreamteam” der POLAR 4: Die Piloten Hans-Jürgen Berns, Klaus Dietl und Helmut Hettinger sowie die Männer der technischen Abteilung Peter Gieb und Volker Marschall haben durch ihr fliegerisches Können und kooperative Zusammenarbeit mit uns Wissenschaftlern einen sehr großen Anteil am Gelingen der Experimente und auch an dieser Arbeit. René Preusker, meinem Mitstreiter in der Wolkengruppe und im FU-ACE 2 Team, will ich herzlich danken für die effektive, kollegiale und angenehme Zusammenarbeit sowie für die Unterstützung in Computer- und Linux-Angelegenheiten. Thomas Ruhtz danke ich für die zahlreichen und nützlichen Verbesserungen am gesamten Meßsystem. Auch allen anderen Kollegen des Instituts für Weltraumwissenschaften ein herzliches „Dankeschön”, die alle dazu beitragen, daß die Arbeit im WeW zum größten Teil aus Vergnügen besteht. Den europäischen Steuerzahlern bin ich dankbar für die Bereitstellung der Mittel für die EUProjekte mit der Förderungsnummer ENV4-CT95-0117 (CLOUDYCOLUMN) und ENV4CT97-0399 (CLOUDMAP). 115