Exsudative Epidermitis beim Ferkel Verschiedene Serovare des gramnegativen Erregers Staphyloccocus hyicus können bei Schweinen eine exsudativen Epidermitis verursachen. Diese wird auch als Ferkelruß, Pechräude, nässendes oder seborrhoisches Ekzem bezeichnet. Staphyloccocus hyicus kommt nahezu in jedem Schweinehaltungsbetrieb vor, dennoch tritt die klinische Symptomatik meist nur sporadisch auf, der Erreger kann aber auch innerhalb eines Bestandes große wirtschaftliche Verluste hervorrufen. Akut oder perakut und generalisiert verläuft die Infektion hauptsächlich bei Saugferkeln am Ende der ersten Lebenswoche oder bei frisch abgesetzten Ferkeln. Gelegentlich tritt die exsudative Epidermitis als lokalisierte Form auch bei Läufern und Mastschweinen auf. Sauen sind hingegen selten betroffen. Bei ihnen äußert sich die Erkrankung meist auch nur in streichholzkopfgroßen Pusteln am Gesäuge. In jedem Fall verläuft die Erkrankung bei älteren Tieren milder. Grundsätzlich ist der Verlauf von der Immunitätslage des Schweins und vom Sitz der Eintrittspforte der Erreger abhängig, der meist im Kopfbereich (Ferkel) oder im Bereich von Backe und Schulter (Absetzer) zu suchen ist. In einem Wurf ist die Morbidität sowie die Mortalität in der Regel hoch. Die Tiere, die eine generalisierte Erkrankung nach einer schnellen und konsequenten Behandlung überleben, kümmern meist. Allerdings erschweren weit verbreitete plasmidbedingte Antibiotikaresistenzen die Therapie. Typische klinische Symptome einer Infektion mit St. hyicus sind anfänglich hyperämische, anschließend nässende, meist runde Hautveränderungen. Hier ist die Haut im Bereich des Stratum spinosum degenerativ verändert. Daraus ergeben sich Erosionen der Epidermis, die mit einer Krustenbildung einhergehen. Tritt die Infektion generalisiert auf, sehen die betroffenen Ferkel aufgrund des abgestoßenen Epithels und Exsudats sowie des Anhaftens von Schwebstaub aus, als seien sie mit Russ bestäubt. Dadurch erklärt sich auch der Name Ferkelruß. Die Haut erscheint krustenartig verdickt und von Rissen durchzogen. Vetion.de Rehbrücker Weg 4 14165 Berlin www.vetion.de [email protected] 030 / 804 999 37 -1- Bei einem schweren, generalisiertem Verlauf sind oft auch innere Organsysteme wie Nieren, Zentralnervensystem, Gelenke oder Lunge betroffen. Für solche Tiere endet die Erkrankung ohne Behandlung oft tödlich. Bei einem milden generalisierten Verlauf ist nur ein dünner bräunlicher Belag ohne Erosionen zu erkennen. Dagegen ist die lokale Form der Erkrankung durch zahlreiche unterschiedlich große runde Hautveränderungen gekennzeichnet. Diese treten überwiegend an haarlosen Hautpartien von Ohrgrund und Ohr auf. Daher wird die lokale Form der Erkrankung auch pockenartiger Ausschlag genannt. Von den Veränderungen kann ein Juckreiz ausgehen, der dazu führt, dass die Tiere das Beknabbern von Ohren und Rumpf durch ihre Artgenossen (Kannibalismus) zulassen. Histologisch ist zunächst eine Degeneration des Stratum spinosum mit anschließender oberflächlicher Vesikelbildung zu beobachten. Danach wird die Epidermis zellig infiltriert. Es schließt sich eine schubweise Bildung und Abstoßung von parakeratotischem aber unverhorntem Plattenepithel an. Außerdem sind Epitheldesquamationen und -degenerationen in den ableitenden Harnwegen sowie Ödeme in den Nieren und dem Zentralnervensystem für eine generalisierte Infektion mit St. hyicus charakteristisch. Nach der Diagnose, die durch braun-schwarze Schorfkrusten am ganzen Körper oder nicht verhornende, runde Hautirritationen an Ohren und Ohrgrund gerechtfertigt wird, sollte eine wiederholte parenterale antibiotische Behandlung des gesamten Wurfs erfolgen. Bei der Auswahl des Antibiotikums sollte Wert auf eine gute Gewebedurchlässigkeit, einen langen Erhalt der Wirkstoffkonzentration im Zielgewebe und eine ausgezeichnete Wirkung auf ein breites Erregerspektrum, sowohl gegen gramnegative wie grampositive Keime, gelegt werden. Der Wirkstoff Cefquinom erfüllt alle diese Anforderungen und ist darüber hinaus als einziger Wirkstoff (Injektionsantibiotikum) in Deutschland für die Behandlung der exsudativen Epidermitis beim Schwein zugelassen. Nach einer raschen Anflutung innerhalb Vetion.de Rehbrücker Weg 4 14165 Berlin www.vetion.de [email protected] 030 / 804 999 37 -2- weniger Minuten bis zu maximalen Serumspiegeln bleiben lange Konzentrationen erhalten, die weit über dem MHK90-Wert relevanter Erreger liegen. In einer Doppelblindstudie in deutschen und französischen Schweinebetrieben wurde u.a. die Verträglichkeit und die Wirksamkeit von Cefquinom, einem Cefalosporin der 4. Generation, und Amoxicillin gegen die generalisierte sowie die lokalisierte Form der exsudativen Epidermitis nach 7 und 14 Tagen verglichen. Dabei übertraf die Wirksamkeit des Cefquinoms die von Amoxicillin sowohl nach 7 als auch nach 14 Tagen (Löhlein, W. et al. 2002). Als Differentialdiagnose müssen die Schweinepocken und die Parakeratose aufgrund einer Zinkmangelversorgung ausgeschlossen werden. Als Prophylaxe kommt die Verbesserung der Haltungsbedingungen in Betracht. In Problembeständen kann auch eine Impfung mit einer stallspezifischen Vakzine versucht werden. Zu bedenken ist aber hierbei, dass verschiedene Serotypen von Staphylococcus hyicus vorkommen, die untereinander keine Kreuzimmunität vermitteln. Vetion.de Rehbrücker Weg 4 14165 Berlin www.vetion.de [email protected] 030 / 804 999 37 -3-