Basel.Stadt.Land.Region. | Donnerstag, 1. September 2016 | Seite 21 Frage des Tages Haben prominente Kandidaten grössere Wahlchancen? Die Grossrats-Wahllisten sind gespickt mit bekannten Namen. Haben Promis bessere Wahlchancen? www.baz.ch Das Ergebnis der Frage von gestern: Soll der Kanton Baselland Polizeiposten schliessen? 67% Nein (543) 33% Ja (266) Die rätselhafte Verzögerung Die neuen Eigenmietwerteinschätzungen kommen, aber viel später als angekündigt Basel. Wenn die Finanzdirektorin Eva nach dem Ausmass der Erhöhung der Vermögenssteuerwerte aufgrund der Neubewertung fragt. «Ein Standardprozess» Tatsache ist: Der Aufschrei, den es in der Bevölkerung nach der angekündigten teilweise massiven Eigenmietwerterhöhung gegeben hat, dürfte die Wiederwahlchancen von Herzog nicht gerade begünstigen. Nach der öffentlichen Empörung und mehreren politischen Vorstössen von bürgerlichen Politikern ist allerdings in den vergangenen Wochen in der Angelegenheit wieder Ruhe eingekehrt. Herzog weist den Vorwurf von sich, die Neueinschätzungen aus wahltakti- Hohe Zahl an Einsprachen Als weiterer Grund der Verzögerung der zweiten Tranche werden die «überdurchschnittlich vielen Einsprachen» genannt, die nach der ersten Tranche eingegangen seien. Die BaZ hat darüber berichtet, dass der Hauseigentümerverband Basel-Stadt dazu rät, die Detailabrechnung der Neueinschätzung zu verlangen und gegebenenfalls bei einer ungerechtfertigt massiven Erhöhung Einspruch zu erheben. Hausbesitzer erzählen, sie hätten eine Eigenmietwerterhöhung von bis zu 80 Prozent hinnehmen müssen und seien nun gezwungen, ihr Haus zu verkaufen. Die vielen Einsprachen und die politischen Vorstösse hätten dazu geführt, intern zu überprüfen, ob allenfalls Fehler gemacht wurden und ob die Motionäre Vorschläge machen, die sinnvoll sind und allenfalls umgesetzt werden könnten, erklärt Herzog. Es könne aber auch sein, dass die gestiegene Anzahl Einsprachen lediglich auf die gesteigerte Aufmerksamkeit zurückzuführen sei. Falls diese Überprüfungen nichts Überraschendes zutage fördern würden, sollten die nächsten Verfügungen bald versandt werden können, verspricht die Finanzdirektorin. Sie hoffe, «dass wir den Prozess wie geplant bis Ende Jahr abschliessen können». Ansonsten müsste die Steuerverwaltung einen Halt einlegen, sodass die Neubewertung erst für 2017 wirksam werden könnte. Das Finanzdepartement stellt eine Information dazu für den Zeitraum nach der Behandlung der Motionen im Regierungsrat in Aussicht, was noch im September der Fall sein soll. Von Mischa Hauswirth Herzog (SP) heute ihr Budget präsentiert, dürften die rund 15 Millionen Franken Mehreinnahmen durch die geplante Erhöhung des Eigenmietwertes für Haus- und Stockwerkeigentumsbesitzer kaum erwähnt werden. Und auch nicht, dass es bei der zweiten Tranche der Neueinschätzungen zum Eigenmietwert zu Verzögerungen kommt. Die Steuerverwaltung hatte angekündigt, diese Neutaxierung nach den Sommerferien 2016 zu verschicken, was nun nicht der Fall ist. Wie die BaZ von mehreren Hauseigentümern erfahren hat, die sich bei den Behörden nach dem Verbleib ihrer Neueinschätzung erkundigten, haben diese Personen von den Fachstellen zur Antwort bekommen: Eigentlich wäre die Steuerverwaltung so weit, aber es dauere noch eine Weile. Auf die konkrete Nachfrage hin, ob das etwas damit zu tun habe, dass Eva Herzog um ihre Wiederwahl bange, da es einen Entrüstungssturm geben könnte, hätten diese Steuerverwaltungsmitarbeiter mit betretenem Schweigen reagiert und gesagt: «Dazu darf ich nichts sagen.» Teures Haus. Für Hauseigentümer wird es zu einer markanten Erhöhung des Eigenmietwerts kommen. schen Überlegungen zu verzögern. «Wenn der Wahlkampf mein Handeln als Regierungsrätin in erster Linie bestimmen würde, dann hätte ich sicher dafür geschaut, dass die Resultate der Neubewertung nicht im Wahljahr kommen», so die Finanzdirektorin. «Ich ging davon aus, dass es keine Rolle spielt, da es sich um einen Standardprozess handelt, der alle zehn, 15 oder 20 Jahre durchgezogen werden muss, da wir gesetzlich dazu verpflichtet sind.» Bisher erhielten nur wenige Stadtbezirke Post von der Steuerverwaltung. Das Bruderholz beispielsweise, Riehen oder Bettingen fehlen noch. Auf die Frage der BaZ, wie viele Neueinschätzungen noch verschickt werden müssen, ging Herzog nicht ein. Hingegen zeigt sie sich verwirrt über den Widerstand und sagt, die bürgerlichen Parteien sowie die BaZ würden das Thema nutzen, um Wahlkampf zu machen. «Es wurden fünf Motionen Quereinsteiger drängen ins Parlament Auf den Listen der Basler Parteien findet sich manch unerwarteter Name teien ihre Kandidatenlisten für die Wahlen am 23. Oktober einreichen. Ein Blick auf die Listen zeigt: Viele Parteien setzen auf prominente politische Quereinsteiger. Der bekannteste Name ist wohl Gianna Hablützel-Bürki. Die ehemalige Fechterin (Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 Einzel und im Team), die neben ihren sportlichen Erfolgen für Schlagzeilen sorgte, als sie eine Sperre des Verbands vor Gericht bekämpfte, tritt im Wahlkreis Grossbasel-Ost für die SVP an. Die Partei rechnet sich dort Chancen auf einen zusätzlichen Sitz aus, dabei könnte der Name der Olympionikin helfen. Sie habe aufgrund mehrerer persönlichen Gespräche mit dem Vizepräsidenten der SVP, Eduard Rutschmann, Lust auf Politik bekommen, sagt Hablützel-Bürki. Wichtig sei ihr etwa das Thema Sicherheitspolitik: «Früher habe ich mich in Basel sicherer gefühlt.» Auch über die Verkehrspolitik der letzten Jahre nervt sie sich: «Die Linken vernichten unsere Stadt.» Dass sie auch aufgrund ihres Bekanntheitsgrades angefragt wurde, glaubt die ehemalige Spitzensportlerin nicht. «Das hat keine Rolle gespielt.» Tatsächlich haben politische Quereinsteiger, die bereits bekannt sind, einen gewichtigen Vorteil, meint Poli- Fasnächtler und Verwandte Auch andere bürgerliche Parteien setzen auf Prominente, die bisher politisch noch nicht aufgefallen sind. Bei der LDP kandidieren etwa die ehemaligen Telebasel-Moderatoren René Häfliger und Diana Bevilacqua. Auch die beiden ehemaligen Strafgerichtspräsidenten Jeremy Stephenson und Lukas Faesch sind bekannte Namen, Letzterer nicht zuletzt auch durch seine Tätigkeit als Präsident der Stiftungskommission der Christoph Merian Stiftung. Weitere «Promis» auf der LDP-Liste: Das Kleinbasler Urgestein Werner Blatter, der durch den Raucherverein Fümoar bekannt gewordene «Pinguin»-Wirt Mario Nanni, Felix Hauser, Präsident des Hotelierverbandes, RTV-Präsident Alex Ebi, der langjährige Rathaus-Abwart Peter Fischer und der Cartoonist und Laternenmaler Urs «Däge» Degen. Auch bei der GLP kandidiert mit Esther Keller eine ehemalige TelebaselModeratorin. Bei der FDP wiederum sorgte vor allem der Name Angelo Gallina für Aufsehen. Der umtriebige Boxtrainer und -manager ist ein typischer Polit-Quereinsteiger. Mit Comité-Mitglied Alexander Sarasin und Schnitzelbänkler Richard Hubler sind auch prominente Fasnächtler vertreten. Auffallend sind auch die klingenden Namen bei den Bürgerlichen. Bei der CVP kandidieren Tiziana und Elio Conti, die Kinder des ehemaligen CVP-Gesundheitsdirektors Carlo Conti. Bei der LDP finden sich mit Corinne Eymann-Baier und Annina von Falkenstein die Frau und Tochter des Erziehungsdirektors Christoph Eymann auf der Liste. Auch bei der SP will mit Melanie Nussbaumer die Tochter des Baselbieter Nationalrats Eric Nussbaumer in die Fussstapfen ihres Vaters treten. Ebenfalls auf der SP-Liste findet sich der bekannte Blues-Musiker und Richter Cla Nett. Beim Grünen Bündnis kandidiert unter anderem Thomas Erlemann, der als vehementer Gegner der neuen Scientology-Kirche im Iselin-Quartier bekannt wurde. Gianna Hablützel-Bürki. Thomas Erlemann. Angelo Gallina. Von Jonas Hoskyn Basel. Anfang Woche mussten die Par- Cla Nett. tikwissenschaftler Michael Hermann: «Ein bekannter Name wird schneller kumuliert oder zumindest nicht von der Liste gestrichen.» Das gute Abschneiden von Roger Köppel, Magdalena MartulloBlocher und Tim Guldimann bei den Nationalratswahlen im vergangenen Jahr seien gute Beispiele dafür. Allerdings ist es fraglich, ob prominente Kandidaten der Liste wirklich zusätzliche Stimmen bringen: «Man weiss, dass Bisherige vor allem zu einer Umverteilung innerhalb der Liste führen. Ich gehe davon aus, dass dies bei bekannten Namen ähnlich sein dürfte», sagt Hermann. Grundsätzlich sieht er Personen aus Politik-nahen Branchen, also Ökonomen, Juristen oder Journalisten, im Vorteil gegenüber Sportlern, Musikern oder Promis: «Ihnen wird ein Wechsel eher zugetraut.» Esther Keller. René Häfliger. Foto Pino Covino eingereicht, die einerseits das System, die Neubewertung der Liegenschaften wie auch die Berechnung des Eigenmietwerts ändern möchten, obwohl das in Basel-Stadt nun schon seit Jahrzehnten so durchgeführt wird», sagt Herzog. «Andererseits verlangen die Bürgerlichen, die korrekt berechneten Werte einfach zu begrenzen.» Die Finanzdirektorin stösst sich auch an einer schriftlichen Anfrage von FDP-Grossrat Christophe Haller, der Keimverseuchte Eiswürfel im Cola Beizen in der Region überschreiten gesetzlichen Toleranzwert Von Oliver Sterchi Basel/Liestal. Jeder, der bereits in tropischen Gefilden Ferien gemacht hat, kennt die Devise: Getränke niemals mit Eiswürfeln bestellen, denn diese könnten Keime enthalten, die den Strandurlaub im ungünstigsten Fall in eine Toiletten-Quarantäne verwandeln. Doch auch in der Schweiz ist der Konsument nicht sicher vor keimverseuchten Eiswürfeln: Das Konsumentenmagazin Saldo führte im Juni Stichproben in 70 Restaurants im ganzen Land durch und kam zu dem Schluss, dass jede vierte Probe den gesetzlichen Toleranzwert von 3000 kolonienbildenden Einheiten pro Milliliter (KBE/ml) überschreitet. Unter den Eiswürfelsündern befinden sich vier Lokale in der Region: Das Restaurant Nepomuk in Dornach, die Pizzeria Casino in Basel, das Thai-Restaurant Suki Chokchai in Basel sowie das Café Mühleisen in Liestal. Gegenüber Saldo gab Letzteres an, dass der Abfluss der Eismaschine verstopft gewesen sei, daher die Keim-Verschmutzung. Das belebte Cafe vis-à-vis des Stadttors gehört mit Stichproben-Werten von 15 000 (KBE/ml) zur unrühmlichen Spitzengruppe der Studie. Zudem wurden in den Eiswürfeln auch Fäkalbakterien nachgewiesen. Hüseyin Sen, Wirt im Restaurant Nepomuk, beteuert, dass das Lebensmittelinspektorat bei seinen Routinekontrollen nie etwas zu beanstanden hatte: «Wir können uns nicht erklären, wieso die entsprechende Probe Keime aufwies. Wir reinigen unsere Eismaschine regelmässig und beachten auch sonst sämtliche Hygienevorschriften.» Sen ärgert sich, dass die Testpersonen von Saldo einfach von selber Eisproben genommen hätten. «Das geht doch nicht. Man hat uns nicht darüber informiert. Hier hat uns jemand reingelegt.» Das «Nepomuk» wies Werte von 4500 KBE/ml auf und überschritt den Toleranzwert damit nur geringfügig. Ähn- lich tönt es bei der Pizzeria Casino beim Tellplatz. Wirt Kamil Akcay stellt klar, dass die regelmässigen Inspektionen auch bei ihm noch nie etwas Auffälliges ergeben hätten. «Wir warten unsere Eismaschine ordnungsgemäss und schöpfen das Eis mit einer speziellen Schaufel. Wahrscheinlich wurde die Stichprobe verschmutzt, als die Testperson diese in die Hand nahm.» Beim Thai-Restaurant Suki Chokchai hält man es schlicht für unmöglich, dass die eigenen Eiswürfel keimverseucht seien. Geschäftsführer Kevin Ates verweist ebenfalls auf die angeblich einwandfreien Kontrollen des Lebensmittelinspektorats. Mit Werten von über 20 000 KBE/ml überschritt das Thai-Restaurant den Toleranzwert jedoch um mehr als das Sechsfache. Kantonschemiker gibt Entwarnung Letztes Jahr führten die Kantonschemiker der Schweiz eine Untersuchungskampagne zur Eiswürfelqualität in Lebensmittelbetrieben durch. Dabei wies jede vierte Probe Hygienemängel auf. «Die Resultate der Saldo-Studie kann ich nicht kommentieren. Doch das Gesamtergebnis deckt sich ziemlich gut mit unseren Erkenntnissen vor einem Jahr», sagt Otmar Deflorin, Präsident des Verbandes der Schweizer Kantonschemiker. Mögliche Ursachen für die Keimverschmutzung der Eiswürfel ortet Deflorin insbesondere bei ungenügender Wartung der Eismaschinen, unhygienischer Entnahme des Eises oder mangelhafter Qualität des Wassers, etwa aus langen Wasserleitungen. Der Berner Kantonschemiker gibt jedoch Entwarnung: Die gefundenen Keime in den Eiswürfeln seien gesundheitlich unbedenklich. «Es handelt sich hier um ein Hygieneproblem und nicht um ein Gesundheitsproblem. Anders als etwa in tropischen Ländern ist die Wasserqualität in der Schweiz in Ordnung.»