Islam

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Kurzer Rückblick auf die Entstehung und
Geschichte des Islam
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um 570/71 (n.Chr.): Mohammed/Muhammad (eigentlich: Abul-Kasim ibn AbdAllah, Muhammad ist der Beiname) wird in Mekka als Sohn einer zwar geachteten,
aber verarmten Kaufmanns-Familie geboren. Der Vater hies Abd-Allah, die Mutter
Amina, beide aus der Sippe/dem Geschlecht (Banu) Hashim, einer Nebenlinie der
herrschenden Kuraishiten (Quraihiten/Stamm der Quraish/Kuraischiten/Kuraschiten)
o Links zu den Kuraishiten:
ƒ Zur von den Kuraishiten verehrten Göttin Mandat: "Manat
(„Schicksal”, „Geschick”) In vorislamischer Zeit war Manat in
Arabien bei den Kuraishiten Mondgöttin und Göttin des Schicksals
sowie Göttin des Abendsterns.Ihr Heiligtum war ein in Kodaid bei
Mekka vereehrter heiliger schwarzer Stein. In Mekka verehrte man sie
als eine der drei Schicksalsgöttinnen, die beiden anderen heißen al-Lat
und al-Uzza. Alle drei galten als Töchter des Hochgottes Allah.
Gleichgesetzt wurde sie der griechischen Nemesis oder der Tyche. Der
Koran erwähnt sie in Sure 53, 19-23. Ihre Anrufung als Fürsprecherin
bei Allah war von Mohammed einige Zeit erlaubt, wenig später jedoch
als Götzenverehrung verboten."
Der Vater starb früh auf einer Handelsreise. Muhammad kam deshalb zu einer Amme
mit Namen Halima. Alle neugeborenen Mekkaner wurden gewöhnlich Ammen der
berberischen Hirtennomaden aus dem Stamm Bakr übergeben. Muhammad verbrachte
so seine ersten Lebensjahre bei seiner Amme. Mit seinem Milchbruder hütete er die
Herden in dem gebirgigen Hinterland Taif. Bald konnte die Mutter Muhammads die
Pflegekosten für die Amme nicht mehr aufbringen. Muhammad kam deshalb zur
Mutter zurück.
576: Als Muhammad und seine Mutter Amina nach Jathrib zu einem Besuch der
Eltern Aminas fahren, stirbt Amina unerwartet auf dem Rückweg in Abwa.
Muhammad kommt daraufhin zu seinem 80jährigem Großvater Abd al-Muttalib.
578: Auch sein Großvater stirbt bald. In der Familie seines Onkels Abu Talib (*620)
findet Muhammad Aufnahme. Mit dem Sohn Abu Talibs, Ali (ibn Abu Talib), bleibt
er zeitlebens befreundet.
Muhammad wird Karawanenführer. Das Führen einer Karawane ist mit großer Gefahr
verbunden. Es benötigt Verantwortung, Intelligenz und Voraussicht. Die Stadt Mekka
ist damals ein Umschlagplatz für den Karawanenhandel. In dieser Stadt lernt
Muhammad Menschen verschiedener Religionen (Juden, Nestorianer, Manichäer)
kennen. Später fließt manches von diesen Erfahrungen in den Koran ein. Von seinen
Landsleuten erhält Muhammad den Beinamen al-Amin (der Getreue). Er bekommt
diesen Namen, da er das Vertrauen der Kaufleute in Mekka gewinnt.
596/96: Mit 25 Jahren tritt er in den Dienst der 40jährigen reichen Kaufmannswitwe
Khadidja (555-620). Für sie organisiert und leitet er die Karawanendienste. Er wird
ihr Vertrauensmann
595 Mohammed heiratet Khadidja. 25 Jahre lang führen sie eine glückliche Ehe.
605 Muhammad wird dazu ausersehen, den schwarzen Stein in der Ecke der Ka’ba
wieder einzusetzen. Dieser war bei einer Zerstörung der Ka’ba aufgefunden worden.
Abraham soll den Meteoriten (arab.: hadschar) an dieser Stelle der Ka’ba angebracht
haben, um den Ausgangspunkt für die rituellen Umgänge zu kennzeichnen.
Muhammad beginnt in dieser Zeit, mehr zu meditieren.
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610 In der "Nacht des Schicksals", in der letzten Dekade im Ramadan-Monat hat er in
einer Höhle unterhalb des Berges Hira einen Traum. Er träumt von einer Erscheinung
des Geistes. Der Geist trägt in einer Hand eine mit Zeichen bedeckte Schriftrolle. Er
will ihm die erste Offenbarung Allahs überbringen. Der Bote fordert Muhammad auf,
zu lesen: "Lies! Im Namen deines Herrn, der alles erschaffen hat, und der erschuf den
Menschen aus geronnenem Blut. Lies, denn dein Herr ist der gnädigste, der den
Gebrauch der Feder gelehrt, und den Menschen lehrt, was er nicht gewußt. (Sure
96,1-5)" Nach dem Traum und dem Aufwachen hört Muhammad eine Stimme. Sie
ruft ihn vom Himmel als Gesandten Allahs: "Muhammad, du bist der Erwählte Allahs,
und ich bin Gabriel." Muhammad sieht dabei einen riesengroßen Engel. Zu Hause
angekommen, erzählt Muhammad seiner Frau Khadidja von dem
Offenbarungserlebnis. Sie ist die erste, die an seine Sendung glaubt. Sie macht ihm
Mut. In den ersten drei Jahren nach der Nacht des Schicksals bleibt die Offenbarung
Allahs an Muhammad ein Geheimnis weniger Vertrauter.
612/613: Der Prophet erhält eine neue Offenbarung. Er soll seine Botschaft nun den
Menschen mitteilen. Daraufhin tritt er öffentlich in Mekka auf, seine Sendung beginnt.
Muhammad ist der unerschütterlichen Überzeugung, daß er der berufene Gesandte
Allahs für die Araber ist. Er versteht sich als den letzten und größten der
vorangegangenen 124000 Propheten Allahs. Unter diesen Propheten ragen vor allem
Mose und Jesus hervor. Sie dienten als Freudenboten für die Gläubigen und
Strafprediger für die Ungläubigen.
612-622: Als Prophet in Mekka verkündigt Muhammad die Endzeit. Er mahnt zur
Buße und Wohltätigkeit angesichts des bevorstehenden Gerichts. Muhammad eifert
für die Einzigkeit Allahs, dem die Gläubigen völlige Unterwerfung schulden. Täglich
rezitiert er im Bereich der Ka’ba seine Offenbarungen mit dem Blick nach Jerusalem.
Unter den Armen und Sklaven findet der Prophet seine ersten Anhänger. Die
Kuraishiten werden zu Gegnern Muhammads. Sie fürchten um ihre Macht und gehen
gewalttätig gegen die Anhänger Muhammads vor. Durch die Verkündigung
Muhammads sehen die Kuraishiten ihren Glauben an das einende Band ihres Stammes
bedroht. Sie belegen Muhammad mit einem Bann. Niemand darf mehr mit den
Mitgliedern des Hauses Hashim reden oder ihnen etwas verkaufen. Muhammad rät
daraufhin seinen bedrängten Anhängern, nach Abessinien auszuwandern.
620: Am 27. Tag des Monats Radjab erlebt Muhammad eine mystische Entrückung.
Vom Engel Gabriel wird er auf der weißen Stute Burak von Mekka nach Jerusalem
entführt. Während der nächtlichen Reise (arab.: isra) des Aufstiegs (arab. mi’radj),
steigt er auf einen heiligen Felsen. Dort ist der Ausgangspunkt zum Himmel.
Muhammad steigt von diesem in die 7 Himmel auf. Er begegnet Adam (1. Himmel),
Johannes und Jesus (2. Himmel), Joseph (3. Himmel), Idris (4. Himmel), Aaron (5.
Himmel), Mose (6. Himmel) und Abraham (7. Himmel). Er wird von ihnen als
rechtschaffender Bruder und Prophet willkommen geheißen. Im Himmel erreicht
Muhammad, daß die ursprünglichen 50 salat auf 5 pro Tag reduziert werden.
620: Tod seiner ersten Ehefrau. Noch imselben Jahr heiratet er die Witwe Sauda und
verlobt sich mit der 6/7jährigen A’isha (bin Abu Bakr) (613-678). A’isha wird seine
spätere Lieblingsfrau. Sie ist die Tochter Abu Bakrs, dem späteren ersten Kalifen..
622 beschließt Muhammad nach Jathrib auszuwandern. Der Grund dafür sind der
Besuch und die Bitte von 18 Anhängern und die Morddrohungen von den Kuraishiten.
Die Stadt Jathrib wird später in Madina an-Nabi (Stadt des Propheten), kurz Madina
(Medina) umbenannt. In Medina angekommen, läßt Muhammad an dem Ort seiner
Ankunft die erste Moschee des Islam errichten. Er erwirbt ein Stück Land, um sein
Wohnhaus und die zweite Moschee zu errichten. Als erstes Amt nimmt er die Aufgabe
eines Emirs an und wird damit politisches Oberhaupt der Stadt Medina. Außer dem
Prophetenamt übernimmt er auch die Rolle des Staatsmannes, Gesetzgebers und
Feldherrn. Der Inhalt seiner Offenbarungen ändert sich vom Endzeitlichen
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(Weltenende, Paradiesesfreuden, Höllenstrafen) hin zu staatspolitischen, juristischen
und sozialethischen Themen. Zu seinem Harem gehören inzwischen neun Frauen.
Gründung des islamischen Gemeinwesens/Staates (umma).. Einer klassischen
Definition zufolge ist der Islam `Religion und Staat´ (din wadaula) in einem. Deshalb
wehren sich heute viele Muslime gegen die Trennung von Religion und Staat.
Muhammad bestraft die Mekkaner für ihr Unverständnis.
o Das Jahr der Auswanderung/Emigration/Flucht (arab.: hidjra, Hidschra,
Hedschra) Muhammads von Mekka nach Medina, wird seit dem zweiten
Kalifen Umar (Omar, um 638) als der Beginn der islamischen Zeitrechnung
angesetzt. Umar benötigte zu diesem Zeitpunkt in den größer werdenden
islamischen Staaten eine einheitliche Zeitrechung. Die Ära beginnt mit dem 1.
Muharram des Jahres der hidjra (16. Juli, Tamuz, 622 des Julianischen
Kalenders, Abkürzung: A.H. = Anno Hegirae). Seitdem ist dieser Kalender in
allen islamischen Staaten die Grundlage der offiziellen Zeitrechnung. Der
Gregorianische Kalender des Westens gewinnt jedoch immer mehr an
Bedeutung. So ist er z.B. in Bereichen der internationalen Zusammenarbeit
sehr wichtig. Die Basis des islamischen Jahres ist das Mondjahr. Es hat 12
Monate und eine Länge von 354,36 Tagen. Ein synodischer Monat ist die
Grundeinheit des Mondjahres. Er erstreckt sich vom ersten Augenblick des
Neumondes (arab.: hilal) bis zu nächstem Neumond. Der Mondkalender ist 11
Tage kürzer als der gregorianische Kalender. Nach 33 Jahren fällt deshalb der
Jahresbeginn wieder auf den gleichen Tag. Innerhalb von 30 Jahren gibt es
elfmal einen Schalttag (arab.; yaum kabs). Das Mondjahr und seine Monate ƒ 30 Tage al-Murharram
ƒ 29 Tage Safar
ƒ 30 Tage Rabi I
ƒ 29 Tage Rabi II
ƒ 30 Tage Gumada I
ƒ 29 Tage Gumada II
ƒ 30 Tage Ragab
ƒ 29 Tage Sa’ban
ƒ 30 Tage Ramadan
ƒ 29 Tage Sauwal
ƒ 30 Tage Du I-Qa’da
ƒ 29 Tage Du I-Higga (in Schaltjahren 30 Tage)
Ab 623 überfällt er die mekkanischen Karawanen, die an Medina vorbeiziehen, und
läßt sie ausgeplüdern. Die Juden weigern sich in Medina, die Lehre des Muhammad
anzunehmen. Deshalb wird er zu einem erbitterten Feind der Juden. Muhammad sieht
sich als Erneuerer der Religion Abrahams. Allah ist es, der die Feinde erschlägt und
den Sieg erringt (Sure 8,17). Mit der Zeit gerät dieser Gedanke zu der Vorstellung, daß
Allah die Form der kriegerischen Ausbreitung der islamischen Herrschaft will. Die
Idee des Heiligen Krieges (arab.: djihad) zwecks der Errichtung der islamischen
Herrschaftsformen und der islamischen Staaten wird geboren.
Im Februar 624 bestimmt Muhammad, daß von jetzt an statt Jerusalem die Ka’ba in
Mekka als Gebetsrichtung, kibla gelten wird. Er macht den Freitag zum
Wochenfeiertag und ersetzt den nach jüdischem Vorbild eingeführten Fasttag ashura
durch den Fastenmonat Ramadan.
625 wird Muhammad im Kampf mit den Kuraishiten verletzt.
627 Ein erneuter Kampf findet statt. Muhammad vertreibt die Kuraishiten zusammen
mit den Juden. Er läßt 6000 Männer töten und verkauft die Frauen und Kinder als
Sklaven. Die Beduinen kann er als Bundesgenossen gegen Mekka gewinnen.
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April 628: Mit 1500 Anhängern macht er sich zu einer Wallfahrt nach Mekka auf. Er
kommt aber an seinem Ziel aufgrund der Schwierigkeiten mit den Mekkanern nicht
an. Daraufhin handelt er einen 10jährigen Waffenstillstand mit den Mekkanern aus.
629 zieht er mit seinen unbewaffneten Anhängern friedlich in Mekka ein. Er besucht
nach dem Gebet und der Umschreitung das Grab der Khadidja und kehrt nach Medina
zurück.
630 Trotz Waffenstillstand zieht Muhammad mit 10000 Männern gegen Mekka. Es
wird ihm kein Widerstand entgegengebracht, da die Mekkaner sich im Monat
Ramadan befinden. Daraufhin umreitet er siebenmal die Ka’ba und zerschlägt die
altarabischen Götterbilder des heiligen Bezirks. Muhammad nimmt den schwarzen
Stein heraus und erklärt Mekka mit dem Zentralheiligtum der Ka’ba zur heiligen Stadt
des Islam. Außerdem organisiert er die Neuordnung der Wallfahrt zur Ka’ba.
Von 630-632 widmet Muhammad sich den Herrschaftsaufgaben.
Im Jahr 632 macht er sich zu seiner Abschiedswallfahrt nach Mekka auf. Nach seiner
Rückkehr erkrankt der Prophet.
Am 8. Juni 632 geht Muhammad ein letztes Mal in die Moschee. Darauf stirbt er in
der Wohnung seiner Lieblingsfrau A’isha. Seine letzten Worte sind: "Der Freund, der
Höchste, aus dem Paradies."
In der dritten Nacht wird der Prophet an der Stelle begraben, wo gestorben ist. Sein
Grab befindet sich heute innerhalb der durch Anbauten erweiterten Moschee in
Medina. Es ist von Gittern aus Schmiedeeisen und Messing umgeben. Auf dem Grab
steht das islamische Glaubensbekenntnis in mehrfacher Wiederholung: "Es gibt keinen
Gott außer Allah. Muhammad ist der Gesandte Allahs."
Muhammad hinterläßt einen Harem von neun Frauen und drei Konkubinen. Als
Mütter der Gläubigen sollen sie nach seinem Tod nicht mehr heiraten. Aus den Ehen
gingen 2 bzw. 3 früh verstorbene Söhne und 4 Töchter hervor - Zainab, Ruqajja,
Umm Kulthum und Fatima (*632). Zaid ibn Haritha, ein freigekaufter Sklave,
wurde adoptiert. Fatima heiratete Muhammads Vetter Ali (ibn Abu Talib) und hat mit
ihm zwei Kinder: Hasan (+ 670 n. Chr.) und Husain (Hüseyin).
vgl. das Wunder der Mondspaltung
632-661 Die vier "rechtgeleiteten" Kalifen
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Nach dem Tod des Muhammad gab es Streitigkeiten über seine Nachfolge. Hier liegt
der Ursprung der späteren Spaltungen im Islam.
(Ali war der Vetter und Schwiegersohn Muhammads. Seine Anhänger behaupteten,
daß der Prophet Ali auf seiner letzten Pilgerfahrt zu seinem Nachfolger bestimmt hat.
Das war aber nicht sicher.)
632-634 Abu Bakr (* 573), der Vater von Muhammads zweiter Frau A‘isha, war ein
treuer Gefährte des Propheten schon bei der Flucht nach Medina (622). Er ging aus
dem Streit als Sieger hervor. In seiner 2jährigen Amtszeit mußte er als der 1. Kalif
Aufstände von Araberstämmen niederwerfen. Seine Aufgabe war es, sie zu einen und
die Unruhen in eine Bewegung nach außen umwandeln. Er veranlaßt die Sammlung
der Offenbarungsreden Muhammads.
o Links:
ƒ Abu Bakr
ƒ Abu Bakr
ƒ Abu Bakr
634-644 Sein Nachfolger Omar/Umar ibn al-Khattab wurde von Abu Bakr selbst
vorgeschlagen. Er setzte die Eroberungen fort. Unter ihm gelangen den Muslimen
zwei historische Siege. 636 mußten die Byzantiner Syrien und Palästina aufgeben. 636
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verloren die Perser bei Quadisiya am Westufer des Euphrat. Er war ein geschickter
Staatsmann. Die hinzugewonnenen Regionen sicherte er durch neu errichtete
Militärlager. Die Städte Kufa und Basra im Irak entstanden auf diese Weise.
Außerdem führte er das Amt des Richters (arab.: qadi) ein. Den Hidschra erklärte er
zum Anfang der neuen Zeitrechnung. 644 wurde er von einem Sklaven ermordet. Zur
Nachfolgerwahl hatte er ein Wahlgremium von sechs Leuten bestimmt.
o 635-642 Eroberung von Damaskus (635), Jerusalem (638), Ägyptens und
Persiens sowie erste Teile Nordafrikas (639-642)
o 641: Omar befahl dem in Alexandrien herrschenden Statthalter Amr ibn al-As
die Bibliothek in Alexandrien zu verbrennen.
o 643/644 Eroberung von Ägypten, Palästina, Syrien, Mesopotamien (Iran und
Irak) und Persien.
o Links:
ƒ Omar I.
ƒ Omar I.
ƒ Umar ibn al-Khattab
644-656 Der 3. Kalif Othman/Uthman ibn Affan aus dem Stamm der Ummayaden,
war ein Schwiegersohn des Propheten und kein Kuraishiter. Die Ausdehnung des
Islam gelang ihm im gesamten persischen Hochland. Mit den Christen schloß er einen
Friedensvertrag, der die Mission in Richtung Süden für mehrere hundert Jahre
beendete. Nur in Nordafrika erfolgte weiterhin die Expansion der Araber. Uthman ibn
Affan wollte die Koranleser (arab.: qurra) entmachten. Er ließ die einzelnen
Bruchstücke des Koran in einer verbindlichen Redaktionzusammentragen. So entstand
die schriftliche Fassung des Koran, das Buch des Koran (arab.: al-kitab) unter ihm. Da
er Mitglieder seiner eigenen Familie bei der Vergabe von Ämtern und Begünstigungen
bevorzugte, war der Unmut gegen ihn groß. Schließlich wurde er von den
Beschwerdeführern ermordet. Damit begann eine unruhige Phase des Islam. Blutrache
wurde für den Mord gefordert.
o 650 (bis 720) Beginn der Eroberung Nordafrikas und der iberischen Halbinsel
(Spanien und Portugal).
o Links:
ƒ Othman
o 653 Endredaktion des Koran
Ali ibn Abu Talib, der Vetter und Schwiegersohn Muhammads, wurde nach drei
vergeblichen Anläufen zum 4. Kalifen gewählt. Seine Wahl lehnte der Statthalter in
Syrien, Muawiya, ab. Sie hatte nicht unter der Mitwirkung von den Provinzfürsten
stattgefunden. Ali verlegte seinen Amtssitz von Medina nach Kufa in Mesopotamien.
Das bedeutete das Ende Medinas als dem Zentrum des Islam. Die Gegner Alis wollten
ihn stürzen.Der erste Bürgerkrieg im Islam begann. Muawiya machte Ali das Kalifat
streitig. Seine Begründung lag in Alis geringem Engagement bei der Suche der
Mörder Uthmans. Ein Schiedsgericht sollte den Streit zwischen den beiden
entscheiden. Eine Lösung wurde aber nicht gefunden. Ali bekam außerdem Gegner
aus den eigenen Reihen. Die Kharidschiten waren aus theologischen Gründen nicht
mit dem Schiedsgericht einverstanden.Die Sunniten meinten, daß das Kalifat einem
Mitglied aus dem Stamm der Kuraishiten vorbehalten sein muß. Die Schi’iten
sprachen sich dafür aus, daß der Anführer ein leiblicher Nachfahre Alis und Fatima,
der Tochter Muhammads, sein muß. Daß die religiösen und moralischen Fähigkeiten
des Leiters allein wichtig sind, war die Meinung der Kharidschiten.
o 657 Schlacht bei Siffin am Euphrat zwischen Ali und Mu’awija; Entstehung
der Kharidjiten und Schiat (Anhänger Alis); Absetzung Alis
o 661 Ali wurde von den Kharidschiten ermordet.
o Links:
ƒ Ali
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Ali
660/661-750 Das umaiyadische/omaiyadische Kalifat:
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Muawiya wurde neuer und einziger Kalif. Ab 641 war er Statthalter des Reiches in
Damaskus und verlagerte das Zentrum der islamischen Welt in die syrische
Metropole. In Medina wollten nur die frommsten Gläubigen bleiben, um das
Vermächtnis des Propheten aufrecht zu erhalten. In Kufa in Mesopotamien, blieben
die Anhänger des Ali, die Shi’iten. Mit dem Machtantritt Muawiyas endete die Reihe
der rechtgeleiteten Kalifen. Nun begann die Leitung der Gemeinde durch Familien
und Männer. Sie hatten sich erst zum Islam bekehrt, nachdem Mekka erobert
wurde.Muawiya setzte die expansive Politik der 4 Kalifen fort.
670 gelang schrittweise die islamische Expansion auf dem westlichen Teil Nordafrikas
bis an die Atlantikküste. Der Statthalter in Damaskus versuchte die Herrschaft der
Umayyaden und seine Interessen einer zentralen Gewalt durchzusetzen. Dabei mußte
er sich gegen zahlreiche konkurrierende Stämme zur Wehr setzen. Er ist der
eigentliche Gründer und Verfestiger eines einheitlichen islamischen Reiches.
Außerdem hat er das Prinzip einer Dynastie in der Frage der Nachfolge durchgebracht.
Noch vor seinem Tod wurde sein Sohn Yazid sein Nachfolger.
680-683 Yazid herrschte. Unter ihm wurde der 2. innerislamische Bürgerkrieg gegen
die Gegner Yazids ausgetragen. Der Krieg brachte heftige Seuchen und Hungersnöte.
Die Shi’iten versuchten dabei, die Macht zu übernehmen. Der Sohn Alis und Enkel
Mohammeds, Husain (Hüseyin), sah sich als rechtmäßigen neuen Führer der
Gemeinde. Er starb im Kampf gegen Yazids Truppen in der Nähe von Kufa (die
Aleviten sprechen vom "Massaker von Kerbala"). Dieser Sieg der Sunniten über die
Schi´iten bedeutete die endgültige Spaltung. Husains Todestag gilt unter den Shi’iten
als besonderer Feiertag. Der zweite Widersacher Yazids war Abdallah ibn az-Zubair,
also der Sohn einer gewissen Zubair, der mit A'ischa und Talha gegen Mu`awiya
gekämpft hatte. Zwölf Jahre lebte er als Gegenkalif in Mekka, bevor er besiegt wird
und sich nach Basra zurückzog. 683 stirbt Yazid, sein Sohn Mu`awiya II. kurze Zeit
später 684. Schließlich wurde Marwan aus Medina zum Nachfolger bestimmt.
685/87-691 Abd al-Malik (`Abdalmalik) übernahm 685 die Gemeinde. Er konnte den
Bürgerkrieg beenden. Unter ihm gelang die Festigung des Reiches und einige
Reformen. Arabisch als einheitliche Verwaltungssprache ersetzte nun die jeweilige
Landessprache. Im Zuge dieser Maßnahmen arabisierte man auch das Münzwesen.
Die Umayyaden demonstrierten durch die Errichtung von Prachtbauten wie dem
Felsendom in Jerusalem die Stabilität ihrer Macht.
o 691 Bau des Felsendomes in Jerusalem
o 702 Umbau einer byzantinischen Basilika zur Al-Aksa-Moschee (Jerusalem)
o 705 Umbau der byzantinischen Johannesbasilika zur Umayyaden-Moschee
Noch im 7. Jahrhundert haben sich die Kharidjiten/Charidschiten und die
Yaziden/Yeziden abgespalten.
o Die Charidschiten gehörten ehemals zu den Anängern Alis. Wegen dessen
Nachgiebigkeit trennten sie sich von ihm. Jeder integre Mensch, im religiösen
und moralischen Bereich, kann nach ihrer Auffassung Imam und Kalif werden.
Ihre Nachfolger waren die Ibaditen, die heute unter den Berbern im Maghreb
anzutreffen sind. Ebenfalls weitverbreitet sind sie in Oman.
o Das Yezidentum ist ein hochgradig synkretistischer Kult, der Elemente aus den
verschiedensten Religionen in sich aufgenommen hat, so z.B. zoroastische
(Dualismus), jüdische (Speisegebote), nestorianisch-christliche (Taufe,
Brotbrechen), orthodox-islamische (Beschneidung, Fasten), sufi- islamische
(Extase, Geheimlehre) sowie schamanistische (Orakel). Zum Verhältnis der
Muslime zu den Yeziden: Durch das Fehlen eines dem Koran oder der Bibel
vergleichbaren ‚Buches‘ in der yezidischen Religion und durch deren
vermutete Entstehung nach Verkündung der ‚letzten‘ Offenbarung durch den
Propheten Muhammad sahen und sehen noch heute orthodoxe Muslime die
Yeziden als Abtrünnige vom wahren Glauben an. Massaker an Yeziden durch
sunnitische Kurden sind historisch vielfach belegt.
ƒ Forum der Yeziden
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8. Jhdt.: Enstehung der sunnitischen Schulen und Richtungen der Hanafiten und
Malikiten, der schiitischen Schulen und Richtungen der Zaiditen und Ismailiten sowie
der Schismatiker der Ibadiya (Nachfolger der Kharidjiten)
o Die "Fünferschiiten" oder Zaiditen gehen auf Zaid Ibn Ali (5. Imam) zurück,
den Enkel Hussains. Sie sind heute hauptsächlich im Jemen anzutreffen.
o Die "Siebenerschiiten" oder Ismailien erkennen insgesamt sieben Imame als
rechtmässig an. Unter den Schiiten gelten sie als die extremistischsten. Ihr
Hauptverbreitungsgebiet liegt in Syrien und in Bahrain. Zu den Ismailiten
gehören auch die fatimidischen Drusen und die Alawiten. Eine weitere
ismailitische Sekte sind die Bahai.
705/707-715: Walid ibn Abd al Malis: Die zweite große Eroberungswelle setzte unter
ihm, seinem Nachfolger Umar II. Ibn Abd al-Aziz und Hisham, dem zweiten Sohn des
Abd al-Maliks ein.
o 711-715 Die Araber konnten im Westen die Straße von Gibraltar überqueren.
In kurzer Zeit eroberten sie fast die gesamte Pyrenäeninsel (Spanien). Sofort
leiteten die Karolinger die Rückeroberung der Gebiete ein, aber erst 1492
konnten die Araber aus Grenada vertrieben werden und der arabischen
Besetzung in Spanien ein Ende gesetzt werden.
o Zur gleichen Zeit wie die Eroberung der Pyrenäenhalbinsel, stoßen islamische
Truppen nach dem Nordosten Persiens vor. Überquerung de Jaxartes und
Einfall in das Industal. Sie gründen das Emirat Multan. Es wird später die
Keimzelle für die Islamisierung Indiens. Das Reich der Umayyaden blieb
arabisch. Nichtaraber, die sich dem Islam anschlossen, hatten sich dem
arabischen Stammesverband anzuschließen. Sie bekamen den Status von
Klienten (arab.: mawali). Dadurch waren sie den Arabern nahezu
gleichgestellt. Nur die Muslime durften Waffen tragen und in der Armee
dienen. Sie regierten als Kriegerkaste die übrige Bevölkerung. Es gab
Unterschiede zwischen den Heiden und den Christen und Juden. In der
Hierarchie nahmen die Heiden den untersten Rang ein. Ihre Götteranbetung
war strengstens verboten. Christen und Juden erhielten den Rang der
Schutzbefohlenen. Als Andersgläubige genoßen sie Schutz (arab.: dhimma).
Durch den Status als Schutzbefohlene (arab.: dhimmi) waren sie mit gerechter
Behandlung einem dazu Befähigten anvertraut. Die Muslime mußten diese
Aufgabe nach bestem Gewissen erfüllen. Schutzbefohlene waren vom
Kriegsdienst befreit. Als Gegenleistung hatten sie eine Grundsteuer für das von
ihnen bewirtschaftete Land, eine Kopfsteuer (arab.: jizya) zu zahlen. Es war
ihnen gestattet, ihre Religion auszuüben. Verboten war dagegen der Bau einer
eigenen Kultstätte und das Tragen der Symbole ihrer Religion. Sie durften kein
staatliches Amt bekleiden. Durch Verträge wurde gewährleistet, daß sie in
eigenen geschlossenen Gemeinschaften leben konnten.
732 Schlacht bei Tours und Poitiers: Sieg der europäischen Heere über die Araber
durch Karl Martell.
Mitte des 8. Jh. gab es erste Unruhen und Aufstände. Sie bedeuteten das Ende der
Umayyaden-Herrschaft.
749/750-1258 Das abbasidische Kalifat:
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749/750-754 Abu al-Abbas war der Nachkomme von Abbas, dem Onkel des
Propheten Muhammad. Er ließ sich 749 in Kufa zum Kalifen ausrufen. Unterstützung
erhielt er von den Shi’iten und Mawalis. Sie standen den Umayyaden feindlich
gegenüber. Von den gebürtigen Arabern fühlten sie sich benachteiligt. Sie waren
konvertiert und dem islamischen Stamm beigetreten. Diese Unstimmigkeiten führten
zu einem neuen Bürgerkrieg. Der neue Kalif ließ die Umayyaden auf brutale Weise
verfolgen und umbringen. Die Abbasiden hatten den Anspruch, die islamische
Regierung zu etablieren. Sie strebten einen gerechten Ausgleich zwischen allen
Muslimen an. Der Islam verlor durch die Gleichstellung der Araber und Mawalis seine
ethnischen Grenzen. Nun war der Weg frei für die Entwicklung zu einer wirklichen
Weltreligion. Der Weg nach Europa war immer noch verstellt. Allerdings konnte sich
der Islam nun nach Asien und Afrika ausbreiten. Das Zentrum des Abbasidenreiches
wurde in den Irak verlegt. Dort konnten sich die neuen Herrscher ihrer Anhänger
sicher sein.
754-775 Mansur gründete in seiner Amtszeit als Kalif die Haupstadt Bagdad. Sie
erhielt den Namen Stadt des Friedens (arab.: madinat assalam). Ihre kreisrunde Anlage
mit den in die vier Himmelsrichtungen weisenden Toren, hatte eine Bedeutung. Die
Weltoffenheit und der Machtanspruch des Kalifats sollten dadurch dokumentiert
werden. Ihre Lage am Schnittpunkt besonderer Handelsstraßen war günstig. Dadurch
wurden die Ziele der Abbasiden unterstützt. Die Stadt sollte nach ihrem Wunsch zu
einem ökonomischen und kulturellen Zentrum des Reiches ausgebaut werden.
o 756 (-1031) Herrschaft der Umayyaden in Spanien (Cordoba)
o 762 Gründung von Bagdad
o 765 Tod Isma’ils, des 7. Imams der Isma’iliten
o 767 Tod des Abu Hanifa, des Bergründers der Hanafiten
o 785 Baubeginn der Großen Moschee von Cordoba
786-804/809 Herrschaft des abbasidischen Kalifen Harun-ar-Raschid in Bagdad
o 795 Tod des Mali ibn Anas, des Begründers der Malikiten
o 801 Eine Frau, Rabi´a von Basra, soll den Sufismus, die islamische Mystik
bzw. Esoterik, eingeführt haben.
9. Jhdt.: Entstehung der sunnitischen Schulen und Richtungen der Shafi´iten und
Hanbaliten., der schiitischen Schulen und Richtungen der Imamiten und Karmaten
sowie der extrem schiitischen Schismatiker der Alawiten (Aleviten).
813-833 Kalif Mamun gründete eine Akademie. Die wichtigsten griechischen Werke
wurden übersetzt und für die arabischen Wissenschaften erschlossen
820 Tod des Al-Shafi’i, des Begründers der Shafi’iten
In der Mitte des 9. Jh. traten soziale Widersprüche in der Gesellschaft auf. Die
Kontrolle über das Militär, die Verwaltung und die Zentralgewalt in den Randzonen
schwand. Das führte zu einem allmählichen Autoritätsverfall der Zentrale. Immer
mehr Provinzen lösten sich vom Kalifat. Autonome arabische und iranische
Fürstentümer entstanden. Der Kulturkreis besaß keine weltliche Durchsetzungskraft
mehr. Parallel zu dieser Aufsplitterung entstanden mehrere shi’itische Bewegungen.
Sie erkannten das Kalifat nicht mehr an. Von Ali abstammende Gegenkalifen wurden
von ihnen eingesetzt – die Zaiditen, Ismailiten, Fatimiden und Buyiden.
855 Tod des Ahmad ibn Hanbal, des Begründers der Hanbaliten
874 Verschwinden des Muhammad al-Mahdi, des 12. Imams der Zwölfer-Shi’iten
890-906 Hamdan Karmat begründet die Karmaten.
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10. Jhdt.: Entstehung der schiitischen Schule und Richtung der Fatimiden.
909 Fatimidisches Kalifat in Nordafrika
922 Hinrichtung des Mystikers al-Halladj als Ketzer in Bagdad
929 Der spanische Umaiyade Abd ar-Rahman III. nimmt den Kalifentitel an.
969/973-1071?/1171 Kalifat der Fatimiden in Ägypten und Syrien (Kairuan)
o 971 Vollendung der Al-Azhar-Moschee (in Kairo)
o 973 Gründung von Kairo
o 980-1037 Arzt und Philosoph Avicenna (Ibn Sina)
o 1030 Der Siegeszug begann in Persien.
o Seit Mitte des 11. Jh. gab es eine Invasion türkischer Nomadenstämme aus
Zentralasien unter der Leitung der Seldschuken. Die Herrschenden im Iran und
in Byzanz wurden davon nicht verschont.
o 1055 eroberten die Fatimiden Bagdad. Für einige Zeit drangen die
Seldschuken bis an die Ostküste des Mittelmeeres vor. In Bagdad beendeten
sie die Macht der Buyiden. Von ihnen übernahmen sie das Ritual der
Amtseinsetzung durch den Kalifen. Er verlieh ihren Herrschern den Titel des
Sultans. Die Seldschuken erlangten den Sieg über das byzantinische Reich und
den Sieg in der Schlacht am Van-See. Ein Großteil Anatoliens wurde von
ihnen besetzt. Dieser Erfolg wurde zum Auslöser für die christlichen
Kreuzzüge.
11. Jhdt.: Entstehung der schismatischen Schule und Richtung der Drusen (1017)
sowie der schiitischen Schulen und Richtungen der Muhammadiya, Quasimsaki und
Nizariten.
Die Drusen wurden um 1000 durch Mohammed Ibn Ismail Daraze (Darasi; +
um 1020) in Syrien verbreitete islamische Sekte, die als abgetrennte
Völkerschaft (etwa 570 000) noch heute in Syrien (besonders im Hauran oder
Jabal Ad Durus, Drusengebirge), in Israel und im Libanon lebt. Die Drusen
glauben an den kommenden Imam, gehören also zur Schia, gehen in ihren
Lehren aber z.T. auf vorislamische Traditionen zurück. Sie sind eine
Geheimreligion, die Elemente der drei großen Religionen beinhalet und loyal
gegenüber dem Staat ist. Seit Gründung der Religionsgemeinschaft Ende des
10. Jahrhunderts galt der Golan als Heimat der Drusen. Hier suchten sie Schutz
vor der Verfolgung durch die Muslime, von denen sie sich abgespaltet hatten.
Von den heute 350 000 Drusen leben die meisten in Libanon und Syrien. Im
von Israel besetzten Teil der Golanhöhen wohnen rund 16 000 Drusen. Damit
stellen sie rund die Hälfte der Bevölkerung in diesem Gebiet. Die Drusen
haben den Ruf eines "Geheimverbandes". Sie bezeichnen sich selber als
"Bekenner der Einheit Gottes" (Mutawahiddun). Doch genauere Kenntnis über
die Grundlagen ihres Glaubens sind selbst innerhalb der Gemeinschaft wenig
verbreitet. Die meisten Drusen beschreiben ihre Religion eher in Abgrenzung
zum Islam. Sie müssen zum Beispiel den Fastenmonat Ramadan nicht
einhalten, und sie dürfen nur eine Frau heiraten. Ihre Grundsätze sind zwar in
einem Buch zusammengefasst, aber "das sollten traditionell nur Drusen über
40 lesen", sagt Imtithal, Anglistikstudentin aus Damaskus. Wie für viele
Drusen stellt der Glaube für die 27-Jährige eher eine soziale Identität dar: "Ich
weiß ja gar nicht, was eigentlich dahinter steht." Trotzdem prägt die
Religionszugehörigkeit Imtithals Alltag. Mag ihr Bekanntenkreis an der
Universität noch so bunt gemischt und multi-konfessionell sein der
wesentliche Teil ihres Lebens spielt sich im Kreis der drusischen Familie ab.
Die Heirat mit dem Angehörigen einer anderen Religion wäre für sie wie auch
für die Mehrheit der Syrer anderer Konfession undenkbar. Um so härter traf
die Drusen die Teilung der Golan-Höhen 1967. Viele Familien leben jetzt wie
die von Abu Ali in zwei verfeindeten Staaten. Die Bilder von Menschen, die
sich per Megafon über die Grenze hinweg Nachrichten von Hochzeiten oder
Todesfällen zuriefen, gingen um die Welt. Nach einer Aussöhnung zwischen
Syrien und Israel würden die Drusen wieder einfacher ihre
Familienbeziehungen pflegen können. Beide Staaten nehmen für sich in
Anspruch, ihre Interessen am Besten zu vertreten. Abu Ali zuckt auf die Frage
nach seiner Meinung nur mit den Schultern. "Das ist Politik", lautet sein
knapper Kommentar. Ob als syrischer oder israelischer Staatsbürger er wird in
jedem Fall Druse bleiben.
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ƒ Die Drusen
1095 Papst Urban II. (1088-99) ruft die Christen zum 1. Kreuzzug auf.
1096-1099 Erster Kreuzzug ("bewaffnete Pilgerfahrt"), der mit der Rückeroberung
heiliger Stätten der Christenheit in Jerusalems durch die Kreuzritterheere endet. Bis
1293 insgesamt 7 Kreuzzüge.
Gegen Ende des 11. Jh. zerfällt das Reich der Seldschuken. Es spaltet sich in einzelne
Kleinstaaten auf. In der Regel werden sie von Atabegs regiert. Sie waren die
Prinzenerzieher der Seldschuken. Nun wurden aus ihnen Provinzgouverneure. Der
Atabeg von Mosul, Imad ad-Din Zengi, eroberte die Kreuzfahrerstadt Edessa. Der
zweite Kreuzzug begann. Die Christen konnten Edessa nicht zurückerobern.
12. Jhdt.: Die Derwisch-Orden verbreiten den Sufismus. Ebenso entstehen die
schiitischen Schulen und Richtungen der Khodjas und Mustalier sowie der Bohoras.
1110 Tod von al-Ghazzali (*1059), dem Philosophen und Mystiker
1126-98 Philosoph Averröes (Ibn Ruschd)
1169/1171 Die Aiyubiden unter Saladin (Salah-ad-Din), Krieger kurdischer
Abstammung, besiegten die Fatimiden. Sie beendeten das schi’itische Gegenkalifat
und übernahmen die Herrschaft in Kairo. Sunnitisches Glaubensbekenntnis wird
Staatsreligion
o 1187 Unter Saladin besetzten die Aiyubiden Jerusalem. Er siegte bei Hittin
über die Kreuzfahrer. Der Einfluß der Aiyubiden dehnte sich langsam auf
Syrien, den gesamten fruchtbaren Halbmond und die Arabische Halbinsel aus.
Mit dem Sieg der Seldschuken im Osten und den Aiyubiden im Zentrum, setzt
sich in weiten Teilen der islamischen Welt die sunnitische Orthodoxie durch.
Allerdings bleibt die politische Spaltung des Reiches davon unberührt. Die
Buyiden, Fatimiden und das sunnitische Kalifat in Bagdad werden bis zur
Bedeutungslosigkeit geschwächt.
13./14. Jhdt.: Das islamische Reich dehnt sich noch weiter über Indien hinaus bis
innach China und in die Mongolei hinein
1207-73 Dichter und Mystiker Djalal ad-Din Rumi (Konya/Anatolien)
1212 Schlacht von Las Navas de Tolosa; Beginn des Niedergangs der islamischen
Herrschaft auf der iberischen Halbinsel
Ab der Mitte des 13. Jh. dienen die Mamluken unter den Aiyubiden als Söldner. Meist
handelt es sich bei den Mamluken um türkische Sklaven. In Kairo reißen sie nun
selbst die Macht an sich.
1258-1290: Zwischenzeit
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1258 wurde das abbasidische Kalifat in Bagdad gestürzt. Die Mamluken wollten
Bagdad zurückerobern. Sie scheiterten jedoch und errichteten in Kairo ein
Schattenkalifat. Dessen Bedeutung war bis zu seinem Ende nach dem Sieg der
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Osmanen 1517 äußerst gering. Die Mongolen planten eine Invasion. Die
nichtmuslimischen, mongolischen Stämme stellten durch ihren Einmarsch eine
elementare Bedrohung dar. Sie waren eine Gefahr für die seit Jahrhunderten
gewachsenen Lebensformen und Strukturen der islamischen Gesellschaft. Die
eingefallenen Mongolen nahmen bald die Religion ihrer muslimischen Untertanen an.
Diese Entwicklung sorgte dafür, daß sich der Islam weit bis nach Osten, nach China
ausdehnen konnte. So mußten die Muslime die Ausbreitung ihres Glaubens in dieser
Richtung nicht mit Gewalt durchsetzen. Die Ausdehnung des Mongolenreiches nach
Westen verhinderten jedoch die Mamluken.
1260 erlitten die Mongolen eine Niederlage gegen die Mamluken am Mittelmeer. Die
Mongolen waren für ihre Grausamkeit bekannt. Ihre Feldzüge nach Rußland,
Anatolien und Indien brachten unbeschreibliches Leid für die betroffenen Landstriche.
Besonders katastrophal waren die Raubzüge unter den orientalischen Christen. Der
Mongolensturm vernichtete die christliche Kultur dort fast vollständig. Der Islam
konnte sich nun zu einer glänzenden Kultur entwickeln. Das Mongolenreich drohte
Ende des 14. Jh. auseinanderzufallen. Durch Timur wurde es wieder vereint.
1290-1922 Reich der türkischen Osmanen
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1291 Eroberung der Kreuzfahrerburgen von Akko und Tripoli durch die Mameluken.
Die Mameluken konnten ihren Einfluß auf Syrien ausdehnen. Sie besiegen im Süden
Ägyptens das Reich der Nubier. Es war seit der Entstehung des Islam eine politische
Barriere für die Ausbreitung des muslimischen Glaubens in Richtung Zentralafrika.
Die islamische Welt wurde im Osten von einer Eroberungswelle aus Zentralasien
erschüttert.
1356-63 Bau der Sultan-Hassan-Moschee (Medrese) in Kairo
um 1400 Bau der Ulu Djami in Bursa (Türkei)
1453 Mehmed II.und seine Osmanen erobern Konstantinopel (Istanbul), das Zentrum
der Orthodoxen Kirche; Ende des byzantinischen Reiches; Beginn der Neuzeit. Der
Islam gelangt nach Osteuropa
1492 Eroberung des Königreiches von Granada durch die Katholischen Könige. Dies
bedeutete das Ende der islamischen Herrschaft in Spanien.
16. Jhdt.: Entstehung der schiitischen Schulen und Richtungen der Sulayman und
Dawudi.
1502 Herrschaft der Safawiden in Persien; Der schi’itische Glaube wird Staatsreligion
1526 Die Türken erobern Ungarn und bedrohen Wien.
1526-1806 Moguldynastie in Indien
1529 Türken vor Wien durch Suleiman den Prächtigen
ab 1550 Vordringen des Islam nach Indien und Indonesien.
1571 Sieg der Venezianer und Spanier über die Türken in der Seeschlacht von
Lepanto
Im 17. Jahrhundert trat der als Messias auftretende Schabbetai Zewi (1626-1676) vom
Judentum zum Islam über. Dies wurde als Tikkun (Wiederherstellung, Erlösung) der
von bösen Kräften gefangenen muslimischen Welt gedeutet.
1630-48 Mogulkaiser Shah Jahan (1603-52) erbaut das Tadj Mahal bei Agra
1659 Bau der Perlenmoschee in Delhi (Indien)
1668 2. Belagerung Wiens und Bedrohung Mitteleuropas durch die Türken.
18. Jhdt.: Entstehung der schismatischen Schule und Richtung der Wahhabiten.
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ab 1770 bis ca 1950 allmähliche Eroberung und Unterwerfung der moslemischen
Völker in Nordafrika, Saudi-Arabien, Indien, und im Vorderen Orient durch die
Franzosen und Engländer. Starke Prägung des islamischen Welt durch die europäischchristliche Kultur.
1745 Begründung der Sekte der Wahabiten durch Muhammad Ibn Abd al-Wahab
1780 al-Wahab reformiert den Islam in Arabien
1798 Landung Napoleons in Ägypten und Sieg über die Mameluken; Rückzug
Napoleons nach dem Sieg der Engländer bei Aboukir (Erste Kontakte mit
europäischer Wissenschaft?)
19. Jhdt.: Entstehung der schismatischen Schulen und Richtungen der Ahmadiya
(1898) und Baha´iten des Baha´ullas (1817-1892) sowie der Schule und Richtung von
Aga Khan.
Zweite Hälfte des 19. Jhdts.: Schwächung des Osmanenreiches; Gründung von
Kolonien und Protektoraten auf islamischen Gebiet (Indien, Ägypten, Nordafrika).
Atatürk übernimmt für die Türkei die Trennung von Staat und Religion aus dem
modernen Europa
1869 Eröffnung des Suezkanals
1878 Besetzung Ägyptens durch die Briten
1880 Gründung der Ahmadiya in Indien (siehe unten)
1880-1920 Aufschwung der panislamischen Bewegung
1881-98 Aufstand des Mahdi im Sudan
ab 1900 Besiedlung Palästinas durch die Juden.
1902 Eroberung Riads durch Abd-al-Aziz Ibn Saud
1906 Gründung der Muslim-Liga in Dakka
1916 Aufteilung der Interessensphären im Nahen Osten durch Frankreich und
Großbritannien: Palästina soll unter internationale, Syrien unter französische und
Mesopotamien unter englische Verwaltung gestellt werden
1916 In Algerien wird der sog. "Code Morand" veröffentlicht, der sich in der Form
den Regelungen des islamischen Rechts anschlißet, in der Sache aber gewisse
Einzelbestimmungen von irgendwelchen Rechtsgelehrten aus der Masse verschiedener
Lehrmeinungen herausgreift und zur Regel macht.
1917 Balfour Declaration: England verspricht während des Weltkrieges den Menschen
jüdischen Glaubens eine "nationale Heimstätte" in Palästina.
1921 Einsetzung von König Faisal im Irak durch die Engländer, sein Bruder Abdallah
wird König von Transjordaniuen
1922 Atatürk schafft das Sultanat der Osmanen ab. Ende des Osmanischen Reiches.
1924 Abschaffung des türkischen Kalifats; Sturz des Sherifen Husain von Mekka
durch Ibn Saud, der sich zum König des Hedschas proklamiert; Vertreibung der
Haschemiten
1924-heute: Zeit der Arabischen Liga
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1924: Ibn Saud
1926 Die Türkische Nationalversammlung beschließt die Übernahme des Schweizer
Zivilrechts
1928 Gründung der Arabischen Liga in Kairo
ab 1940 allmähliche Befreiung der moslemischen Staaten von der europäischen
Vorherrschaft: Jordanien, Syrien, Ägypten, Algerien
1947 Die UNO spricht eine Empfehlung zur Teilung Ägyptens aus; Beginn heftiger
Kämpfe zwischen Arabern und Juden; Pakistan wird selbständiger islamischer Staat
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1948 Gründung des Staates Israels, Proklamation durch David Ben Gurion und 1.
Israelisch-Arabischer Krieg; Eroberung des restlichen Galiläas, der Neustadt
Jerusalems und der Negev-Wüste durch Israel
1948 neues Zivilrecht in Ägypten
1949 neues Zivilrecht in Syrien
seit 1950 Langsames Vordringen des Islam nach Mittelafrika.
1957/1958 In Tunesien tritt ein neuer "Code du statut personnel" in Kraft und durch
ein tunesisches Staatsgesetzt vom 4. Juli 1958 wird die Polygamie kurzweg verboten.
1963 "Weiße Revolution" des Schahs im Iran; ein Militärputsch in Syrien bringt die
Baath-Partei an die Macht; Militärputsch im Irak. Ermordung von General Kassem
1967 und 1973 Kriege der arabisch-moslemischen Staaten gegen Israel.
1969 Oberst Khadafi putscht gegen den Derwisch-König Idris von Libyen und wird
Präsident der Libyschen Republik
1971 Hafez al Assad wird nach einem Militärputsch in Syrien Staatspräsident;
Entlassung von Abu Dhabi und fünf weiterer Emirate aus der britischen Oberhoheit;
Bildung der "Vereinigten Arabischen Emirate"
ab 1975 Zurückdrängen der westeuropäisch-christlichen Kultur in den islamischen
Staaten. Erwachen des radikalen islamischen Fundamentalismus
1979 Der Sturz des Schah-Regimes (Schah Muhammad Reza Pahlevi), die Ausrufung
der "Islamischen Republik Iran" durch Ayatollah Khomeini und die anschließende
Errichtung eines theokratischen Staates und die Wiedereinführung der Scharia im Iran
machten die breite Öffentlichkeit auf den islamischen Fundamentalismus aufmerksam.
1980 Ausbruch des Krieges zwischen Persien (Iran) und Irak (unter Saddam Hussein);
Ermordung von Präsident Anwar-es-Sadat in Kairo. Tod von König Khalid von SaudiArabien
1989 Tod von Ayatollah Khomeini
1990 In Algerien gewinnt die FIS-Partei die Mehrheit in 75% der Provinzvertretungen
und in 55% der Stadträte
1991 Golfkrieg
1992 Wahlen in Algerien: Vorläufiger Sieg der FIS-Partei; Annulierung der Wahl
durch die algerische Führung
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