Wasserpflanzen Wasserpflanzen (Hydrophyten) sind Pflanzen, die sich ganz oder teilweise an ein Leben im Wasser angepasst haben. Im Jahr 2002 erschien in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ ein Bericht über den Fund der weltweit ältesten Blütenpflanze („Archaefructaceae, a New Basal Angiosperm Family“,Science, Bd. 296, Nr. 5569 vom 3. Mai 2002). US-Biologen, die das Fossil in China entdeckten und untersuchten, kamen zu dem Schluss, dass die ersten Blütenpflanzen ursprünglich im Wasser neben Urzeitechsen und Dinosauriern wuchsen. Betrachtet man die unterschiedlichen Wuchsformen der heutigen Wasserpflanzen, so erkennt man eine Wiederholung der Evolutionsschritte der Pflanzen, die Entwicklung vom Wasser an das Land. Anhand ihrer Wuchsform/ Pflanzenzonen teilt man die Wasserpflanzen in folgende Gruppen ein: 1. Freischwimmende Wasserpflanzen im freien Wasser: Die ganze Pflanze schwimmt frei unter Wasser, einzig die Blüten werden über die Wasseroberfläche gestreckt, zB Wasserschlauch. Bei Wasserhyazinthe oder Wasserlinse schwimmen die Blätter auf der Wasseroberfläche. Abb. Wasserlinse WIKIPEDIA Die Übergänge zwischen den einzelnen Zonen sind fließend. So schwimmt zB die Wasserlinse auf dem Wasser, die Wurzeln hängen frei im Wasserkörper. 2. Wasserpflanzen, die im Boden verwurzelt sind a) Laichkrautzone und b) Schwimmblattzone: a) Wasserfeder, Wasserpest, Laichkräuter oder Tausendblatt sind einige Beispiele für Pflanzen, die gänzlich unter Wasser assimilieren. Abb. Laichkraut, Fischer WIKIPEDIA b) Schwimmblattpflanzen wie zB Teich- und Seerose, Pfeilkraut und Lotosgewächse assimilieren teils unter, teils ober Wasser. Abb. Weiße Seerose WIKIPEDIA 3. Uferpflanzen in der Schilfzone Im Uferbereich gibt es Pflanzen, die auch unter Wasser assimilationsfähig bleiben, wie zB Gewöhnliche Teichbinse und der Teich-Schachtelhalm. Schilf (größtes heimisches Süßgras) kann nur über Wasser assimilieren, die Blätter unter Wasser sterben ab. Im hohlen Stängel findet der Gasaustausch statt. Abb. Schilf Eva Lenhard 4. Sumpfpflanzen in der Uferzone Sumpfpflanzen assimilieren nur über Wasser. Der Wurzelballen kann auch einmal austrocknen, sie können aber auch Überflutungen ertragen. Diese Pflanzen vermitteln bereits zu den Landpflanzen. Beispiele dafür sind zB Blutweiderich, Gilbweiderich, Baldrian oder Wasserdost. Abb. Blutweiderich Eva Lenhard Anpassungen Da die Wuchsformen sehr vielfältig sind, findet man auch unterschiedlichste Anpassungen an das Leben im/am Wasser. Anbei eine Auswahl an Anpassungsmöglichkeiten: Viele Wasserpflanzen verfügen über ein Luftgewebe, das sogenannte Aerenchym, über das Sauerstoff in die Stängel und Blätter transportiert wird. Schwimmblattpflanzen sind durch das luftgefüllte Gewebe schwimmfähig. Die Spaltöffnungen zum Gasaustauch befinden sich auf der Oberfläche der Blätter. Die Blattepidermis ist durch eine Wachsschicht unbenetzbar und schmutzabweisend (Lotoseffekt). Durch die fehlende Transpiration können die Pflanzen keine Mineralstoffe aus dem Boden aufsaugen. Über Hydropoten („Drüsen“) können sie aber Ionen aus dem Wasser aufnehmen. Da viele Pflanzen am Boden wurzeln, sind die Blattstiele verlängert. Sie können, wie Landpflanzen, Wasser über die Wurzeln aufnehmen. Durch den Wurzeldruck verteilt sich das Wasser dann in der ganzen Pflanze. Bei Landpflanzen sorgt zusätzlich der Transpirationssog für die Wasserverteilung in der Pflanze. Die Wurzeln dienen hier nur mehr der Verankerung. Frei schwimmende Pflanzen sind teilweise stark reduziert. Sie untergliedern sich nicht in Wurzel-Stängel-Blatt und Blüte. Am stärksten betrifft das die Wurzellose Zwergwasserlinse: Sie bildet weder Wurzeln noch Leitbündel aus und der winzige Pflanzenkörper ist zu einem Sprossglied reduziert. In natürlichen Gewässern ist die geringe CO2-Verfügbarkeit einer der Faktoren, die das Pflanzenwachstum am stärksten limitiert. In Wasser gelöste Gase diffundieren fast 10000mal langsamer als in der Luft. Aus diesem physikalischen Grund ist die Aufnahme von CO2 für untergetauchte Pflanzen (submers) aus dem Wasser stark gebremst, ein Grund, warum Landpflanzen unter Wasser auf Dauer nicht existieren könnten. Submerse Pflanzen haben hingegen verschiedene Anpassungen entwickelt, um die CO2-Aufnahme zu optimieren: Die Cuticula ist sehr dünn und die Chloroplasten befinden sich in der Epidermis (bei Landpflanzen normalerweise frei von Chloroplasten), wodurch der Diffussionsweg des Kohlendioxids kleiner wird. Viele Arten können auch Hydrogencarbonat als alternative Kohlenstoffquelle nutzen. Da das Wasser oft einen geringen Nährstoffgehalt hat, haben sich zB die Wasserschläuche zu Fleischfressenden Pflanzen entwickelt. Am Spross (hier Stolon) befinden sich Fangblasen, die nach dem Saugfallen-Prinzip arbeiten. In der Blase baut sich ein Unterdruck auf, der sich bei Berührung blitzschnell ausgleicht und dabei Wasser und Beute in sich hineinsaugt. Einige submersen Pflanzen werden auf dem Wasserweg bestäubt (= Hydrophilie). Andere Pflanzen, deren Blüten an der Wasseroberfläche erscheinen, werden durch Wind oder Tiere bestäubt. Pflanzen der Röhrichtzone sind für die Selbstreinigungskraft der Gewässer besonders wichtig, da sie dem Wasser Mineralstoffe (Stickstoff, Phosphate, Nitrate) entziehen zB Schilf und Rohrkolben. Mykorrhiza: Mykorrhiza ist eine Lebensgemeinschaft zwischen höherer Pflanze und Pilzen. Durch die Zusammenarbeit wird die Verfügbarkeit von Phosphat verbessert und stellt daher eine Anpassung an nährstoffarme Standorte dar. Nur wenige Wasserpflanzen bilden Mykorrhiza aus. Nachgewiesen wurde sie u.a. bei Littorella uniflora (Europäischer Strandling), Lobelia dortmanna (Wasser-Lobelie), Ranunculus flammula (Brennender Hahnenfuß) sowie an Polygonum amphibium (Wasser-Knöterich). Methanotrophe Bakterien: In wissenschaftlichen Arbeiten wurde gezeigt, dass Wasserpflanzen und Sumpfpflanzen mit methanotrophen (methanverzehrenden) Bakterien zusammenleben. Die Bakterien sind aerob und daher auf den Sauerstoff angewiesen, den die Pflanzen in ihrem Aerenchym in die Tiefe leiten. Die Bakterien nutzen das Faulgas Methan als Kohlenstoffquelle und geben Wasser und Kohlendioxid ab, das die Pflanzen nutzen können. Sie besiedeln den Stängel, die Blätter sowie die Wurzeln. (Quelle: Sorrell, Brian K. et al. (2001): Methanotrophic bacteria and their activity on submerged aquatic macrophytes.Aquatic botany 72 (2002) 107-119).