Universität Potsdam Institut für Informatik Brückenkurs Mathematik für Studieneinsteiger der Informatik Aufgabenblatt 12 Lösungen 12.1 Der Induktionsanfangsschritt wurde nicht durchgeführt; die Behauptung gilt für keinen Anfangswert. Es gibt keine natürliche Zahl n, für die n(n + 1) ungerade ist, da von den beiden Zahlen n und n + 1 immer eine ungerade und die andere gerade und somit das Produkt stets gerade ist. 12.2 Der Induktionsschritt n ⇒ n + 1 ist nicht allgemeingültig; er ist nicht richtig für den Schluß von 2 auf 3. 1 12.3 Die Anzahl d(n) der Diagonalen in einem ebenen, konvexen n-Eck kann durch die Formel d(n) = n (n − 3) 2 berechnet werden. Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: n = 3. Ein Dreieck hat keine Diagonalen, also d(3) = 0 und nach der Formel d(3) = 23 (3 − 3) = 0. Für n = 3 ist die Behauptung also richtig. Induktionsschritt: Wir zeichnen in ein konvexes (n +1)-Eck eine Diagonale von einem beliebigen Eckpunkt zu einem übernächsten Eckpunkt, also so, dass ein Dreieck und ein n -Eck entsteht. Diagonale 3-Eck konvexes n-Eck Das Dreieck hat keine und das n-Eck hat nach Induktionsvoraussetzung d(n) Diagonalen. Außerdem muß man noch die Diagonalen von der Ecke des Dreiecks, die nicht eine Ecke des n - Ecks ist, zu allen Ecken des n-Ecks, die nicht Eckpunkt des Dreiecks sind, zählen und die eine Diagonale, mit der das Dreieck abgeteilt wurde. Daraus folgt: d(n + 1) = d(n) + (n − 2) + 1 = n2 (n − 3) + (n − 2) + 1 2 = n −3n + 2(n−1) 2 2 2 = n −3n+2n−2 2 2 = n +2n+1−3n−3 2 = n+1 2 ((n + 1) − 3) Damit ist die Behauptung für n + 1 bewiesen und der Induktionsbeweis beendet. Die Formel gilt für n ≥ 3. 2 12.4 Durch n Geraden wird die Ebene in höchstens (n2 + n + 2)/2 Teile zerlegt. Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: n = 1. Eine Gerade teilt die Ebene in 2 Gebiete und (12 + 1 + 2)/2 ist gleich 2. Induktionsschritt: Wir nehmen an, dass n Geraden die Ebene in höchstens (n2 + n + 2)/2 Teile zerlegen (Induktionsvoraussetzung) und nehmen eine weitere Gerade hinzu. Die (n + 1)-te Gerade kann höchstens n Geraden schneiden. Immer wenn die neue Gerade eine vorhandene Gerade schneidet, dann tritt sie in ein neues Gebiet der Ebene ein. Die Anzahl der Gebiete, die von der neuen Geraden geteilt werden ist höchstens n + 1, denn das erste Gebiet wird schon geteilt, bevor die neue Gerade die erste vorhandene Gerade schneidet. Es kommen also höchstens n + 1 neue Gebiete hinzu. Wir erhalten insgesamt höchstens (n2 + n + 2) + (n + 1) = 2 (n2 + n + 2) + 2(n + 1) (n2 + 2n + 1 + n + 1 + 2) = = 2 2 2 (n + 1) + (n + 1) + 2 2 Geraden, womit die Behauptung für n + 1 bewiesen ist. Damit ist der Induktionsbeweis vollendet. 12.5 Für eine beliebige endliche Menge M mit |M | = m gilt |P(M )| = 2m . Beweis durch vollständige Induktion über die Anzahl der Elemente von M : Induktionsanfang: Sei |M | = 0, also M = ∅. Dann ist P(M ) = {∅}. Dann ist |P(M )| = 1 = 20 . Induktionsschritt: Sei nun |M | = n + 1 und x ein festes Element aus M . Wir können die Teilmengen von M aufteilen in a) die Teilmengen, die x nicht enthalten, b) die Teilmengen, die x enthalten. Da die Teilmengen bei a) alles Mengen von n Elementen sind ist deren Anzahl nach Induktionsvoraussetzung 2n . Die Anzahl der Teilmengen bei b) ist aber auch 2n ; das sieht man, wenn man aus allen diesen Mengen das Element x entfernt. Addiert man die Anzahlen für a) und b) dann erhält man 2n + 2n = 2n+1 . 3 12.6 Für alle n ∈ N gilt: n X i=1 1 n = . i(i + 1) n+1 Beweis durch vollständigeP Induktion: 1 = Induktionsanfang: Es ist 1i=1 i(i+1) für n = 1 gültig ist. Induktionsschritt: n+1 X i=1 1 2, weshalb die Behauptung n X 1 1 1 = + i(i + 1) i(i + 1) (n + 1)(n + 2) i=1 = IV = = = = 1 n + n + 1 (n + 1)(n + 2) n(n + 2) + 1 (n + 1)(n + 2) n2 + 2n + 1 (n + 1)(n + 2) (n + 1)2 (n + 1)(n + 2) n+1 , n+2 d.h. die Formel gilt für n + 1. 12.7 Es gibt genau eine natürliche Zahl n ∈ N mit 2n < n2 . Es sei P (n) das Prädikat 2n < n2 . Durch Einsetzen überprüft man leicht, dass P (0), P (1) und P (2) falsche Aussagen sind. P (3) ist richtig, während P (4) und P (5) wieder falsch sind. Um zu zeigen, dass n = 3 die einzige natürliche Zahl ist, für die 2n < n2 gilt, beweisen wir mit vollständiger Induktion, dass 2n ≥ n2 für alle n ≥ 4 ist. Induktionsanfang: ist bereits gezeigt Induktionsschritt von n nach n + 1: 2n+1 = 2 · 2n ≥ 2 · n2 = n2 + n2 . IV Für n ≥ 3 gilt n2 ≥ 3n ≥ 2n + 1. Also ist n2 + n2 ≥ n2 + 2n + 1 = (n + 1)2 für n ≥ 3. Aus beiden Ungleichungen zusammen folgt dann die Behauptung für n + 1. 4 12.8 Für alle natürlichen Zahlen n ≥ 4 gilt n! ≥ 2n . Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: 4! = 24 ≥ 16 = 24 Induktionsschritt von n nach n + 1: (n + 1)! = (n + 1) · n! ≥ (n + 1) · 2n ≥ 2 · 2n = 2n+1 , IV was zu zeigen war. 12.9 Für alle natürlichen Zahlen n ist die Zahl 7n − 1 ein Vielfaches von 6. Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: für n = 1 ist 71 −1 = 6 trivialerweise ein Vielfaches von 6. Induktionsschritt von n nach n + 1: Sei 7n − 1 ein Vielfaches von 6. Dann existiert eine natürliche Zahl k mit 7n = 6 · k + 1. 7n+1 = 7 · 7n = 7 · 6 · k + 7 = 6 · 7 · k + 6 + 1 = 6 · (7 · k + 1) + 1, also ist 7n+1 − 1 ein Vielfaches von 6. 12.10 Sei x1 = 1 und xk+1 = xk + 8k für k ≥ 1. Dann gilt: xk = (2k − 1)2 für alle k ≥ 1 Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: x1 = (2 · 1 − 1)2 = 1, was mit der Voraussetzung übereinstimmt. Induktionsschritt von k nach k + 1: xk+1 = xk + 8k = (2k − 1)2 + 8k IV = 4k 2 − 4k + 1 + 8k = 4k 2 + 4k + 1 = (2k + 1)2 5 12.11 Für jede natürliche Zahl n ≥ 2 gilt fn+1 · fn−1 − fn2 = (−1)n . Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: Sei n = 2. Durch Ausrechnen der linken Seite erhält man: f3 · f1 − f22 = 2 · 1 − 12 = 1. Dies ist gleich (−1)2 , also gilt die Behauptung für n = 2. Induktionsschritt von n nach n + 1: 2 2 fn+2 · fn − fn+1 = (fn+1 + fn ) · fn − fn+1 = fn+1 · (fn − fn+1 ) + fn2 = fn+1 · (fn − fn+1 ) + fn+1 · fn−1 − (−1)n IV = fn+1 · (fn − fn+1 + fn−1 ) + (−1)n+1 = fn+1 · 0 + (−1)n+1 = (−1)n+1 . 6