Interview Sackl Grauer Star

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Grauer Star
„Blockbuster“ unter den Augenkrankheiten
Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung in den
unterentwickelten Ländern gibt es weltweit rund 40 Millionen blinde
Menschen als Folge des Grauen Stars. Diese weit verbreitete
Augenkrankheit ist somit die häufigste Erblindungsursache.
Hierzulande sind die Kapazitäten wesentlich besser, beruhigt
Dr. Gernot Sack, Facharzt für Augenheilkunde in Bludenz.
Im Interview spricht er zudem über Früherkennung, Vorbeugung,
operative Möglichkeiten und Heilungschancen.
Was ist der Graue Star, Herr Dr. Sackl?
Als Grauen Star bezeichnet man die Eintrübung der ursprünglich klaren Augenlinse. Bemerkbar macht
sich die weit verbreitete Augenkrankheit dadurch, dass man blendungsempfindlich wird, dass die Sicht
zunehmend verschleiert wird. Die Patienten beschreiben das als „nebeliges Sehen“. Dabei werden
Linse und Pupille im fortgeschrittenen Stadium grau. Bei besonders schlimmen Fällen bzw. wenn die
Krankheit schon sehr fortgeschritten ist, kann es zur Erblindung kommen. Allerdings warten die
Patienten heute nicht mehr bis sie blind sind.
Mann kann den Grauen Star also schon früh erkennen?
Ab dem 40. Lebensjahr sollte man ein Mal im Jahr zur Kontrolle. Dadurch können wir die Gefahr am
Grauen Star zu erkranken zwar nicht eindämmen, aber durch die ständige Beobachtung können wir
die Krankheit frühzeitig erkennen und operieren, sobald die Kriterien dafür gegeben sind.
Was meinen Sie damit?
Wenn die Sehleistung auf 50 Prozent abgesunken ist, müssen wir operieren. Weitere Kriterien sind
eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit, vermehrte Schwierigkeiten beim Lesen und Störungen des
Dämmerungssehens, das heißt, wenn man das Sehen am Abend eingeschränkt ist.
Der Graue Star kann also operiert werden?
Ja, die Frage ist nur wann. Autofahrer und Berufstätig müssen beispielsweise früher operiert werden,
als Pensionisten. Im Großen und Ganzen geht es aber darum, wie beeinträchtigt sich der Patient fühlt.
In Absprache mit dem Arzt wird dann ein Termin vereinbart. Die Verschlechterung des Sehvermögens
bzw. das Voranschreiten der Krankheiten geht sehr langsam. Von daher sind wir bei der
Terminabsprache recht flexibel.
Wie lange wartet man in der Regel auf einen Operationstermin?
In den westlichen Industrieländern ist die Staroperation derzeit die häufigste Operation von allen. Die
Operationszahlen sind in den letzten zehn Jahren stark angestiegen. Einerseits aufgrund der
demographischen Entwicklung, andererseits aber auch weil die Menschen heute anspruchsvoller sind
und die visuellen Anforderungen steigen. Für uns Augenärzte ist der Graue Star eine Art
„Blockbuster“. Dementsprechend liegen die Wartezeiten auf eine Operation zwischen zwei und sechs
Monaten.
Gibt es nicht auch Risiken und Nebenwirkungen?
Wie in anderen westlichen Industrieländern wird auch in Vorarlberg die gängigste Technik bei der
Behandlung des Grauen Stars durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Ultraschall-Methode, die
eine sehr geringe Komplikationsrate aufweist und zu den erfolgreichsten chirurgischen Eingriffen
gehört. Mit einem speziellen Verfahren wird die eingetrübte Linse zum Teil entfernt. Stattdessen wird
eine industriell gefertigte Kunststofflinse eingesetzt.
Die erste Linse bestand übrigens aus Plexiglas und stammt von einem Engländer. Zahlreiche
englische Bomberpiloten wurden während des Zweiten Weltkriegs durch Plexiglassplitter in den
Augen verletzt. Sir Harold Ridley beobachtete in den Nachkriegsjahren allerdings, dass diese Splitter
den Augen gut taten. Seither hat sich natürlich viel getan in der medizinischen Forschung. Aber im
Grunde haben wir es den verletzten Piloten zu verdanken, dass der Graue Star behandelbar und
operabel ist. Schon der griechische Philosoph Heraklit sagte: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge.“
Das ist ja wirklich sehr interessant. Aber kommen wir zurück zur Gegenwart: Sind die
Heilungschancen gut?
Mit wenigen Ausnahmen sind sie sogar exzellent!
Kann man denn auch vorbeugen?
Nur in beschränktem Maße. Natürlich sollte man zu starke Sonnenlichtexposition meiden bzw.
unbedingt eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Das
heißt: alles was im Garten wächst, ist gut für das Auge.
Ist der Graue Star vererbbar?
Ein direkter Erbgang ist nicht bekannt, allerdings kommen schon familiäre Häufungen vor.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Mit zunehmenden Alter steigt die Wahrscheinlichkeit an einem Grauen Star zu erkranken, somit also
auch die Anzahl der Betroffenen. Wir beobachten, dass die Behandlungshäufigkeit bei Menschen, die
älter als 65 sind, zunimmt. Eines ist allerdings klar: der Graue Star zählt zu den am weitesten
verbreiteten Krankheiten. Und er ist weltweit die häufigste Erblindungsursache. Derzeit gibt es etwa
40 Millionen Blinde aufgrund des Grauen Stars. Die Zahl ist deshalb so hoch, weil in unterentwickelten
Ländern nicht genug operative Kapazitäten zu Verfügung stehen.
Wie schaut das in Vorarlberg aus? Wie oft wird hier operiert?
In Vorarlberg werden pro Jahr rund 2.000 Operationen durchgeführt. Das bedeutet, dass mehr als fünf
von 1.000 Einwohnern jährlich operiert werden. Von diesen 2.000 Operationen werden rund 1.500 am
Landeskrankenhaus Feldkirch durchgeführt. Die restlichen 500 verteilen sich auf Augenabteilungen in
Bludenz, Dornbirn und Hohenems.
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