Landschaftsentwicklung vor dem Hintergrund globaler Veränderungen und deren regionaler Ausprägung/ Auswirkung Hypothese: 20. und 21. Jahrhundert Schlüsselphase der Menschheitsentwicklung demographische Daten: Bevölkerung (Mrd.) 1800 1 1930 2 1975 4 1987 5 1999 6 2080 ... 2100 10 2200 ... 2300 11 ... 12 (stabil) Wie sieht eine Welt aus, in der doppelt so viele Menschen leben wie heute? Ð ??? Fortschreibung heutiger Zustände mit dem Faktor 2 ??? Ð Wieviel Menschen erträgt die Erde? Ð Lösung: Senkung unserer Ansprüche an den Lebensraum Ð Konsequenz: Senkung der Umweltbelastungen Klimaänderungen - natürlich oder anthropogen? Trotz unterschiedlicher Prognosen der globalen Temperaturentwickung, die durch verschiedene GCMs (General Circulation Models) vorhergesagt werden, kann man von folgenden Tatsachen ausgehen: ⇒ ⇒ ⇒ Es wird eine globale Erwärmung geben. Die arktischen Regionen sind von der Erwärmung am stärksten betroffen. Größtenteils werden sich diese Erwärmungen dort in den Wintermonaten bemerkbar machen. Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Globale Erwärmung - Ursachen und Wirkungen Waldrodungen, Stadtklima, Partikel in der Troposhäre, Emission von Spurengasen (CO2) Ð (1900 - 2 Mrd. Menschen - 1Gt SKE 2000 - 6 Mrd. Menschen - 12-14 Dt SKE) Ð 75% Verbrennung(Kohle, Erdöl, -gas), 20% Waldrodungen, 5% Holznutzung in Entwicklungsländern Ð Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes (natürlich: überwiegend infolge Wasserdampf, anthropogen: überwiegend CO2) Globale Erwärmung - erste Anzeichen und weitere Vorboten Hitzewellen und Perioden ungewöhnlich warmer Witterung Anstieg des Meeresspiegels und Überflutung von Küsten Abschmelzen/ Rückzug von Gletschern Ausbreitung von Krankheiten früherer Frühlingsbeginn Änderung des Verbreitungsgebietes von Tieren und Pflanzen, Rückgang von Populationen Ausbleichung von Korallenriffs Starkregen, starke Schneefälle, Überflutungen Dürren und Brände Erwärmung der Polargebiete Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Exkurs: Kohlenstoffkreislauf Gesamtvorrat der Erde: 26*1015t (99,95% anorganisch / 0,05% organisch) • Atmosphäre: gasförmiges CO2 • Gewässer: gelöstes CO2, CO32-, HCO3- • 2/3 fossile Lagerstätten (Torf, Kohle, Erdöl, -gas) • 1/3 organische Abfälle (Tier- und Pflanzenreste, Humus) • Biomasse • Karbonatgesteine Kohlenstoffspeicher Teilkreislauf B: Atmosphäre - Hydrosphäre Kohlenstoffkreislauf CO2 + H2O → H2CO3 (kaltes Wasser für CO2 sehr aufnahmefähig!) ⇓ anorganische Kalksedimentbildung Teilkreislauf A: Atmosphäre - Biosphäre (terrestrisch & marin) Dissimilation Assimilation heterotrophe A. autotrophe A. Photosynthese 6CO2 + 6H2O → C6H12O6 + 6H2O Chemosynthese Atmung C6H12O6 + 6H2O + 6O2 → 6CO2 + 12H2O Gärung Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Exkurs: Kohlenstoffkreislauf Zunahme des atmosphärischen CO2 im Verlauf von 20 Jahren (gemessen 1958 - 1979 auf Mauna Loa): Schwankung im Jahresgang entsprechen der Photosyntheseaktivitäten der Pflanzen mögliche Reaktionen des Kohlenstoffkreislaufes auf eine globale Erwärmung: ⇒ Verringerung der CO2-Aufnahmefähigkeit in den sich erwärmenden Ozeanen → weniger CO2 aus der Atmosphäre ins Meerwasser ⇒ erwärmte und stabiler geschichtete Meeresoberfläche → Verlangsamung der vertikalen Zirkulation des Meerwassers und des CO2-Transports in die Tiefe ⇒ Veränderung der Lebensbedingungen der Meeresorganismen im Oberflächenwasser → geringer CUmsatzmengen ⇒ beschleunigte Zersetzung toter Biomasse in Böden → vermehrte CO2-Freisetzung in die Atmosphäre ⇒ Absterben von Wäldern → Abgabe ihres Kohlenstoffs an die Atmosphäre ⇒ vermehrte C-Aufnahme aus der Atmosphäre infolge verstärkter Photosynthese bei gleichzeitiger Verstärkung der Atmung → mehr CO2 gelangt in die Atmosphäre Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Landschaftsentwicklung vor dem Hintergrund globaler Veränderungen und deren regionaler Ausprägung/ Auswirkung - Beispiel: Alaska Landschaftseinheit North Slope (Barrow) West Coast (Nome) Interior Alaska (Fairbanks) Südzentralalaska (Anchorage) Südostalaska (Juneau) T1 -25°C -14 °C -23°C -10°C -5°C T7 4°C 10°C 17°C 15°C 13°C NJ (mm) 120 400 360 390 2000-5000 Mount McKinley (6194 m) ⇓ räumliche Gliederung durch Brooks Range (Norden) Alaska Range Boden & Bios • Dauerfrostboden (frozen ground) • Küstenregenwald - Borealer Nadelwald (Taiga) Tundra ⇓ Geologischer Bau • aktiver Kontinentalrand (Subduktionszone/ junge Orogene) • „Flickenaufbau“ Klima geprägt durch • orographische Gliederung • Lage an drei Meeren (Golf v. Alaska, Beringmeer, Beaufortsee) • Überlagerung von drei Formenwandelkategorien: polar-äquatorial / maritim-kontinental / hypsometrisch Grizzly Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Alaska - alëutischen „Alyeska“ (großes Land) Wonder Lake (Toteissee, Denali NP west) Periglazialformen borealer Nadelwald East Fork Toklat Glacier Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Interior Alaska - Alaska Range (Denali National Park) Denali National Park Denali NP and Preserve [Alaska] (Landsat Image) 1:250,000 U.S.G.S. 1984 Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Anzeichen globaler Erwärmung: Erwärmung der Polargebiete Beispiel: Interior Alaska Auftauen der Permafrosttafel: Toolik Lake (Brooks Range) oberflächennnahes Auftauen des Permafrostes führt zum Absinken der Permafrostoberfläche um 0,5-1m in Teilen von Interior Alaska; Erwärmung der Permafrostoberfläche um 0.8K seit 1960 Vorboten globaler Erwärmung: Vorzeitiger Frühlingsbeginn Beispiel: Alaska früheres Auftauen von Flüssen: basierend auf einer 82jährigen Klimareihe wird festegestellt, daß 4 von 5 Terminen, an denen der Tanana River frühzeitig auftaute in den 90er Jahren liegen Tanana River beginnende Überfrierung Oktober/ November Zunahme der Eismächtigkeit auf bis 110 cm im Winterhalbjahr, Eisaufbruch abhängig von verschiedenen Faktoren (Lufttemperatur, Eisdicke, blaue Kurve: Datum des jährliche Eisaufbruches; Schneebdeckung, Wind, Wassertemperatur, rote Kurve: geglättete Kurve schwarze Linie: Datum des mittleren Eisaufbruchs (05.05.) Wassertiefe unter dem Eis); Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Landschaftsentwicklung vor dem Hintergrund globaler Veränderungen und deren regionaler Ausprägung/ Auswirkung - Beispiel: Alaska Auswirkungen auf Organismen und Populationen Î Photosynthese und Respiration von Moosen und Flechten Î Demographische Prozesse und Populationsdynamik Î Phänologie und Reproduktionsraten Î Brutvogelpopulationen und deren Migration Î Caribou- und Rentierpopulationen Auswirkungen auf Ökosystemstruktur und ökologische Komplexität Î Artenzusammensetzung Î Biodiversität Î Lage der arktischen Baumgrenze Î Globales Methan Budget Î Rückkopplungen der Vegetation zu historischen und aktuellen Klimaänderungen Î Großräumige Vegetationsstruktur Î Künstliche Radionukleide Auswirkungen auf Ökosystemfunktion und Rückkopplungen zur Atmosphäre Î Nährstoffkreisläufe, Mineralisierung und Produktivität Î Puffervermögen arktischen Pflanzen Î Kohlenstoffbindung Î Primärproduktion zonaler arktischer Ökosysteme Î Globaler CO2-Haushalt in Abhängigkeit von Borealen Nadelwäldern Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change Dendrochronologie - Jahresringanalysen earlywood: dünne Zellwände, große Zelldurchmesser, hell latewood: dicke Zellwände, kleine Zelldurchmesser, dunkel ⇒ Rückschlüsse auf Wachstumsbedingungen und deren Veränderungen (Wachstumsgeschindigkeit, Vitalitätszustand) ⇒ Korrelation zu gemessenen/ beobachteten Standortbedingungen (Feuchte, Temperatur, Nährstoffversorgung ...) ⇒ Ableitung von Aussagen zu möglichen Ursachen von Veränderungen ⇒ Prognose zukünftiger Entwicklungen des Baumwachstums selbst sowie zur Lage der Waldgrenze (Tundra - Taiga - Ökoton) - Baumwachstum im wesentlichen durch klimatische Bedingungen dominiert, nicht durch Konkurrenz zwischen Individuen ⇒ Nutzung der Ökotone als „ökosystemare Frühwarnstationen“ (Eine Grenze ist immer ein Gebiet, das als erstes auf Veränderungen reagiert.) Landschaftsökologie Landschaftsentwicklung und Global Change