wissenschaft & praxis Verfahren zur Präparation der Magenschleimhaut Problemstellung Folgende Mängel fanden sich bei dem von der Toxikologie der ARC verwendeten Präparationsverfahren der Rattenmägen, deren Verbesserung Ziel meiner Arbeit und des dazugehörigen Praktikums war: Sabine Kaindl stellt ihre Bachelorarbeit „Etablierung n Die Beurteilung der Schleimhaut war eines Verfahrens zur Präparation der Magenschleimhaut nur erschwert möglich, da die von Ratten für die experimentelle Toxikologie“ vor. Schnittführung nicht absolut senkrecht zur Schleimhautoberfläche erfolgte. Einleitung n Wesentliche anatomische Strukturen, wie z.B. der PyIm Rahmen meiner Ausbildung zur Biolorus, die wichtig für eine Orientierung im histologischen medizinischen Analytikerin bekam ich im Schnitt sind, wurden nicht ausreichend gut dargestellt. wissenschaft & praxis Herbst 2007 die Gelegenheit, meine Bache- n Die Beurteilung der Schleimhautdicke war nur unzureilorarbeit im histologischen Labor der Toxichend möglich. kologie der Austrian Research Centers (ARC) in Seibersdorf n Einzelne Zellpopulationen waren nur schwer zu beurteizu verfassen. len. „Dosis sola facit venenum“ – „Allein die Dosis macht das Gift“, stellte bereits Paracelsus fest und legte damit einen wichMaterial und Methoden tigen Grundstein für die Wissenschaft der Toxikologie, die als die Lehre von den Giften und ihren Wirkungen definiert ist. Präparationsschritte Die Toxikologie kann mittlerweile in zwei große Teilge- Bei der Etablierung eines neuen Präparationsverfahrens wurbiete, nämlich die experimentelle und die regulatorische To- den folgende Präparationsschritte hinterfragt und berückxikologie, aufgeteilt werden. sichtigt: Die experimentelle Toxikologie hat das Ziel, Ergebnisse zu n Sektion erarbeiten, die zum Verständnis der Toxizität beitragen. n Fixierung Die regulatorische Toxikologie hingegen bewertet jedes Er- n Trimmen (darunter versteht man das Zurechtschneiden gebnis in Bezug auf ein potenzielles Risiko für den Menschen. von Proben im Anschluss an die Fixierung für die weiteSie kann somit als wesentlicher Teil des Gesundheitsschutzes re Aufarbeitung) oder gesundheitlichen Verbraucherschutzes angesehen wer- n Färben den und stellt damit die Grundlage für die Registrierung von Bei allen anderen histologischen Präparationsschritten wurArzneimitteln und die Anmeldung von Chemikalien dar. Ei- den die Routineverfahren beibehalten. ne dementsprechende Datenqualität und -sicherheit sowie eine Standardisierung der Untersuchungsverfahren sind dafür Versuchsreihen Sektion unumgänglich. Daher müssen die GLP (Good Laboratory Magenentnahme Practice)-Richtlinien, die von EU, OECD, ICH etc. vorgege- Routineverfahren Das übliche Verfahren der Toxikologie der ARC bestand ben werden, genauestens eingehalten werden. Die Einrichtung, in der ich meine Bachelorarbeit verfas- darin, den Mageneingang am Oesophagus knapp vor der ste, zählt zu jenen der regulatorischen Toxikologie. Neben vie- Cardia und den Magenausgang am Duodenum knapp nach len diagnostischen Untersuchungsverfahren, die in diesem dem Pylorus abzubinden, zu trennen und zu entnehmen. Bereich Anwendung finden, stellen histologische Untersu- Modifikation Mit dem Ziel, Cardia und Pylorus im histologischen chungen ein ganz wesentliches diagnostisches Mittel dar, um die Wirkungen von Fremdstoffen (Arzneimittelwirkstoffen, Schnitt gut einbeziehen zu können, wurde der Ablauf jedoch von mir dahingehend verändert, noch ca. 1 cm Oesophagus Chemikalien, aber auch Naturstoffen) zu untersuchen. Die Qualität der histologischen Präparation des Gewebes bestimmt in der Toxikologie die mikroskopische Interpretation von substanzinduzierten Gewebeveränderungen. So gewährleistet eine hohe Qualität der histologischen Schnitte, dass auch die geringste Nebenwirkung eines Fremdstoffes nicht übersehen wird. Da sich beim histologischen Präparationsverfahren der Rattenmägen von der Toxikologie der ARC jedoch einige Mängel fanden und die Qualität der Schnitte nicht zufrieden stellend war, wurde mir nun die Aufgabe zuteil, alle Präparationsschritte neu zu überdenken sowie mit anderen Präparationsmethoden zu experimentieren. So wurden der Rattenmagen und seine histologische Präparation Gegenstand meiner Arbeit, deren Ziel es somit war, die vorliegenden Mängel mit Hilfe von praktischen VerModifikation der Magenentnahme: nach dem Routineverfahren suchsreihen zu beheben, um letztlich ein neues Präparatientnommener Magen (rechts), nach der modifizierten Methode entnommener Magen (links); makroskopisches Foto onsverfahren etablieren zu können. q 13 14 wissenschaft & praxis mit zu entnehmen. Gleiches gilt für den Pylorus: Hierbei wurde erst im Bereich des Duodenum abgebunden und so noch ein Teil Duodenum mit entnommen. Das Problem, dass wesentliche anatomische Strukturen nur mangelnd dargestellt werden konnten, wurde somit gelöst. Schließlich konnte durch die veränderte Entnahme des Magens während der Sektion eine ausreichende Darstellung von Strukturen, wie z.B. dem Pylorus, erreicht werden. Fixativinjektion Routineverfahren Üblicherweise wurde der Rattenmagen sofort nach Entnahme mit einer Injektionsspritze mit ca. 5 ml Fixativ (4%iges Formaldehyd) gefüllt und anschließend in einen Becher mit dem verwendeten Fixativ Bouin eingebracht. Modifikation Es wurden sowohl 2 ml, 3 ml, 4 ml und 5 ml Fixativ sowie die Fixiergemische Schaffer, Bouin und 4%iges gepuffertes Formaldehyd in den Magen injiziert. Besonders die Reduktion der injizierten Fixativmenge führte zu einem wesentlich besseren Erhalt der Schleimhaut. Magen, Darstellung des Pylorus nach der ARC-ursprünglichen Methode; mikroskopisches Foto, Objektivvergrößerung 10 Modifikation Diese Methode wurde dahingehend verändert, auch noch einen Teil des Oesophagus sowie ein Stück des Duodenum zu entnehmen. Außerdem wurde besonders darauf geachtet, den Magen bei der Öffnung entlang der großen Kurvatur genau senkrecht in der Mitte des Oesophagus und des Duodenum zu trennen. Diese Veränderung der Trimmmethode ermöglichte eine verbesserte Beurteilung der Schleimhaut, da nun eine senkrechte Schnittführung zur Schleimhautoberfläche gegeben war. Versuchsreihen Färben Die Routinemethode bestand in der Durchführung der HE-Färbung im Färbeautomat. Im Laufe der Versuchsreihen Färben wurden sowohl die Alcianblau-Färbung als auch die Chromotrop-AnilinblauFärbung (CAB-Färbung) von mir durchgeführt. Besonders die CAB-Färbung erwies sich als sinnvolle Spezialfärbung, um im Zweifelsfall einzelne Zellpopulationen beurteilen zu können. Magen, Darstellung des Pylorus nach der modifizierten Methode; mikroskopisches Foto, Objektivvergrößerung 10 Versuchsreihen Fixierung Das Routineverfahren bei der Fixierung beinhaltete die Füllung des Rattenmagens mit 4%igem Formaldehyd und anschließender Einbringung in das Fixiergemisch Bouin. Dieses Fixiergemisch wurde verwendet, da es bei einigen Organen, wie z.B. Haut und Hoden, zu einer vorteilhafteren Fixierung führte und üblicherweise alle Organe in einem Gefäß fixiert wurden. Im Laufe der Versuchsreihen Fixierung wurde von mir u.a. die Fixierung mit dem Gemisch nach Schaffer sowie mit 4%igem gepufferten Formaldehyd durchgeführt. Besonders die Anwendung von 4%igem gepuffertem Formaldehyd sowie dem Fixiergemisch nach Schaffer führten zu einem besseren Erhalt der Schleimhaut und ermöglichten damit eine vorteilhaftere Beurteilung der Schleimhautdicke. Fixativinjektion; makroskopisches Foto Etablierung im Laboralltag Zusammenfassend wurden alle von mir geänderten Methoden, die Problemlösungen darstellten und den finanziellen sowie zeitlichen Rahmenbedingungen des Labors entsprachen, vom histologischen Labor der Toxikologie der ARC übernommen. Somit konnte durch meine Arbeit eine tatsächliche Qualitätssteigerung der histologischen Schnitte der Magenschleimhaut von Ratten der ARC erreicht werden. n Versuchsreihen Trimmen Sabine Kaindl Routineverfahren Die Routinemethode bestand beim Magen darin, ihn zunächst entlang der großen Kurvatur zu öffnen. Nun wurde die erste Probe entlang der kleinen Kurvatur ausgehend von Cardia bis zum Pylorus und Duodenum entnommen. Die Gewinnung der zweiten Probe erfolgte über einen Schnitt ausgehend vom Vormagen bis hin zum Fundus. Biomedizinische Analytikerin Bachelorarbeit: „Etablierung eines Verfahrens zur Präparation der Magenschleimhaut von Ratten für die experimentelle Toxikologie“ Betreuer: Dr. Robert Hruby Institut: Austrian Research Centers Seibersdorf, Environmental & Life Sciences, Toxikologie