Universitätsklinikum Ulm, Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Jörg M. Fegert Evaluation der kurzfristigen Effektivität und der Wirksamkeitsfaktoren des SAVETrainingsprogramms für Jugendliche mit einer Aufmerksamkeitsdefizit/ -Hyperaktivitätsstörung Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm Theresia Susanne Jung, Daun, 2013 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth 1. Berichterstatter: Prof. Dr. Jörg M. Fegert 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Harald Gündel Tag der Promotion: 18.12.2014 Gewidmet meinen Eltern, die mich in allen meinen Vorhaben stets unterstützt haben. Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1 Einleitung......................................................................................................... 1 1.1 Störungsbild der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Kindes- und Jugendalter ...................................................................................... 3 1.2 Diagnostik .................................................................................................................. 5 1.3 Prävalenz .................................................................................................................... 9 1.4 Komorbiditäten ........................................................................................................ 10 1.5 Sekundärproblematiken ........................................................................................... 11 1.6 Ätiologie .................................................................................................................. 13 1.7 Therapie ................................................................................................................... 15 1.8 Therapieprozessforschung ....................................................................................... 22 1.9 Fragestellung ............................................................................................................ 25 2. Material und Methoden ................................................................................ 26 2.1 Studiendesign und Studienablauf ............................................................................. 26 2.2 Durchführung ........................................................................................................... 27 2.3 Material .................................................................................................................... 29 2.4 Beschreibung des Trainingsprogramms ................................................................... 37 2.5 Beschreibung der Stichprobe ................................................................................... 40 2.6 Prüfung der Hypothesen und Forschungsfragen ...................................................... 42 2.7 Statistische Auswertung ........................................................................................... 44 3 Ergebnisse ...................................................................................................... 46 3.1 Drop-Out-Analyse.................................................................................................... 46 3.2 Interne Konsistenzen ................................................................................................ 48 3.3 Interferenzstatistische und deskriptive Auswertung ................................................ 49 4 Diskussion ...................................................................................................... 62 4.1 H1a-b: Reduktion der AD(H)S-Symtomatik ........................................................... 62 4.2 H2a-e: Spezifikation der Moderatorvariablen.......................................................... 64 I 4.3 F1: Sitzungsbewertungen ......................................................................................... 66 4.4 Einschränkungen der Studie .................................................................................... 68 4.5 Ausblick ................................................................................................................... 69 5 Zusammenfassung ........................................................................................ 71 6 Literaturverzeichnis ..................................................................................... 73 Anhang Danksagung I Abkürzungsverzeichnis AD(H)S Aufmerksamkeitsdefizit-/(Hyperaktivitäts)störung CBCL/4-18 Child Behavior Checklist: Elternfragebogen DISYPS-II Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach DSM-IV und ICD-10 – II FBB-HKS Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen HAWIK-IV Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder IV K-SADS-PL Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version LeJa ADHS bei Jugendlichen: das Lerntraining LeJa SAVE Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation SBB-HKS Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen TRF Teacher Report Form, Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen WIE Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene YSR/11-18 Youth Self Report, Fragebogen für Jugendliche III 1 Einleitung Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom gehört zu den häufigsten Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter. Spezifische Therapieprogramme existieren bisher vornehmlich für AD(H)S-Betroffene im Kindes- und Erwachsenenalter. Therapiemöglichkeiten speziell für Jugendliche findet man im deutschsprachigen Raum hingegen kaum. Das Jugendalter ist eine besonders sensible Phase. Zusätzlich zu entwicklungsbedingten Schwierigkeiten, denen sich die jungen Erwachsenen in diesem Alter stellen müssen, wird das AD(H)S zu einer weiteren Belastung. Komorbiditäten und Sekundärproblematiken treten verstärkt in den Vordergrund. Die heterogene Symptomatik im Jugendalter sowie die komorbiden Störungen erfordern ein individuelles therapeutisches Vorgehen mit entwicklungsspezifischen Elementen. Die Miteinbeziehung der Eltern in die Therapie, die sich im Kindesalter noch als effektiv erwiesen hat, wird durch jugendtypisch oppositionelle Verhaltensweisen sowie vermehrtes Autonomiebestreben erschwert. Die betroffenen Jugendlichen sind der vielen Behandlungen häufig überdrüssig und daher lustlos weitere Therapien anzunehmen. Eine besondere Herausforderung an die Konzeption von Trainingsprogrammen speziell für Jugendliche stellt aus diesem Grund die Schwierigkeit dar, Betroffene in dieser Altersgruppe für weitere Therapien zu begeistern und sie zu motivieren, bestimmte in der Therapie erlernte Strategien in ihren Alltag zu integrieren. In dem bisher noch unveröffentlichten SAVE-Trainingsprogramm (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) sind Funktionsbereiche, wie beispielsweise Selbst- und Emotionskontrolle und die Verbesserung des Organisations- und Planungsvermögen, integriert. Es wurde bereits in einer Pilotstudie auf seine Durchführbarkeit, Akzeptanz und Effektivität evaluiert und im Anschluss daran modifizert. Diese Dissertation ist Teil einer größeren Interventionsstudie zur Ermittlung der Effektivität des SAVE-Trainingsprogramms. In den insgesamt drei verschiedenen Projekten wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und jeweils ein zusätzlicher Messzeitpunkt miteinbezogen: So wurde mithilfe der vorliegenden Arbeit die kurzfristige Effektivität, von Beginn bis zum Abschluss des Trainingsprogramms, anhand einer Reduktion der AD(H)SSymptome gemessen und ermittelt, ob und inwiefern sich die allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) auf das Therapie-Outcome auswirken. Zusätzlich wird die Bewertung der Sitzungen aus Sicht der Jugendlichen deskriptiv analysiert. Ein anderer Teil der Studie, der einen Messzeitraum von der Eingangsdiagnostik bis einschließlich einer Follow-up1 Messung zehn Wochen nach dem Training umfasst, beschäftigt sich mit der Effektivität des Trainingsprogramms, der Stigmatisierung von Betroffenen und der Evaluation verschiedener Bausteine des Trainingsprogramms. In einem weiteren Teil wird die langfristige Effektivität des Trainingsprogramms und die individuelle Therapiezielbestimmung mithilfe des Goal Attainment Scalings (GAS) gemessen. Hier sind insgesamt zwei Follow-upMessungen zehn bzw. 20 Wochen nach dem Training inbegriffen. Da Design und Durchführung allen Teilen gemeinsam sind, ähneln sich einige Darstellungen (vgl. Brettschneider, 2012). Die Arbeit ist folgendermaßen gegliedert: In der Einleitung (Kap. 1) wird zunächst das Störungsbild der AD(H)S im Jugend- und jungen Erwachsenenalter (Kap. 1.1) beschrieben und ein Überblick über die Diagnostik (Kap. 1.2) der AD(H)S und der dazu verwendeten Verfahren gegeben. Anschließend werden die Prävalenz (Kap. 1.3), störungs- und altersspezifische Komorbiditäten (Kap. 1.4) und Sekundärproblematiken (Kap. 1.5) beschrieben sowie Annahmen zur Ätiologie erläutert (Kap. 1.6). Es folgt eine Erörterung möglicher therapeutischer Verfahren der AD(H)S (Kombinationstherapie, pharmakologische und psychotherapeutische Therapie (Kap. 1.7)). Des Weiteren folgt ein Einblick in die Therapieprozessforschung (Kap. 1.8) mit einer Beschreibung der allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) (Kap. 1.8.1) und des bisherigen Forschungsstandes (Kap. 1.8.2). Die Einleitung schließt mit der Fragestellung dieser Arbeit (Kap. 1.9). Der Methodenteil (Kap. 2) umfasst die Beschreibung des Studiendesigns (Kap. 2.1) und der Durchführung (2.2). Es erfolgt eine Darstellung der eingesetzten Instrumente und des verwendeten Trainingsprogramms (2.4). Weiterhin erfolgt eine Beschreibung der Stichprobe (Kap. 2.5), der aufgestellten Hypothesen (Kap. 2.6.1) und deren Operationalisierungen (Kap. 2.6.2) sowie eine Beschreibung der statistischen Auswertung (Kap. 2.7). Der Ergebnisteil (Kap. 3) beginnt mit einer Darstellung der Drop-Out-Analyse (Kap. 3.1) und der internen Konsistenzen der studienspezifischen Fragebogen (Kap. 3.2 ). Es folgt die interferenzstatistische und deskriptive Auswertung der Daten (Kap. 3.3). Die Diskussion (Kap. 4) gibt eine Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse wieder, zeigt die Einschränkungen der Studie auf und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschung. Zum Abschluss erfolgt die Zusammenfassung (Kap. 5) der durchgeführten Studie. 2 1.1 Störungsbild der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Kindesund Jugendalter Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) gehört zu einer der häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter und lässt sich durch die drei Kardinalsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität charakterisieren. Typischerweise fallen diese Symptome jedoch nur in Situationen auf, in denen Ruhe, eigene Verhaltenskontrolle, Aufmerksamkeit oder Konzentration über längere Zeit hinweg gefordert werden. In Momenten, in denen den Betroffenen etwas Neues widerfährt oder sie eine Sache als besonders interessant erachten, kann ihr Verhalten völlig unauffällig sein (Döpfner et al., 2008). Bereits im Säuglingsalter fällt bei Kindern, die ein AD(H)S entwickeln, auf, dass sie oft „wenig adaptiert” und „unausgeglichen” wirken (Döpfner et al., 2000). Die Symptome sind individuell ausgeprägt, verändern sich altersabhängig und können bis ins Erwachsenenalter persistieren (Konrad & Rößler, 2009). Demzufolge entspricht AD(H)S einer chronischen Störung mit klinischer Relevanz in Kindheit, Jugend sowie im Erwachsenenalter (Sobanski et al., 2008). Eine besondere Herausforderung für die Betroffenen ist das Jugend- und junge Erwachsenenalter, denn zusätzlich zu Identitäts- und Autonomieentwicklung sind hier symptomgebundene Schwierigkeiten zu bewältigen (Schmidt & Petermann, 2008; Tischler et al., 2010). Im Folgenden werden die Veränderungen des Störungsbildes vom Kindes- bis hin zum Jugend- und jungen Erwachsenenalter auf Symptomebene beschrieben: Aufmerksamkeitsstörung Das Aufmerksamkeitsdefizit macht sich im Kindesalter durch eine geringe Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit, leichte Ablenkbarkeit, Tagträume sowie Vergesslichkeit in der Alltagsorganisation bemerkbar (Kohn & Esser, 2008). Probleme der Aufmerksamkeit treten häufig mit Beginn des Schulbesuchs auf, sobald den Kindern eine längere Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne abverlangt wird. Oft vergessen oder verlieren sie Dinge, sind leicht ablenkbar, wirken sprunghaft und unbeständig (Saß et al., 2003). Im Jugend- und jungen Erwachsenenalter bleiben die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten häufig bestehen (Adam et al., 2002). Dadurch werden Aufgaben, die diese Qualitäten verlangen vermieden oder aufgeschoben. Im schulischen und privaten Bereich sind die jungen Erwachsenen häufig unstrukturiert und unorganisiert und haben Probleme, Termine einzuhalten. Die Betroffenen neigen dazu, Aufgaben unvollendet zu 3 lassen und arbeiten ineffizient, sodass vermehrt Flüchtigkeitsfehler auftreten (Kohn & Esser, 2008). Störungen der Aufmerksamkeit führen meist zu schwachen Schulleistungen und einem erhöhten Risiko von Klassenwiederholungen sowie Schulabsentismus (Lehmkuhl et al., 2008). Im sozialen Bereich kommt es innerhalb der Familie und im Umgang mit anderen Schülern häufiger zu Auseinandersetzungen, da das Verhalten Betroffener als inakzeptabel und störend empfunden wird. Der Problembereich wird zusätzlich durch das in der Jugend pubertäts- und reifungsbedingte Verhalten verstärkt (Linderkamp et al., 2011). Hyperaktivität Der Symptombereich der Hyperaktivität tritt besonders im Kindergarten- und Vorschulalter auf und ist durch motorische Unruhe, Zappeligkeit, exzessives Rennen und Klettern und einer damit verbundenen erhöhten Unfallgefahr gekennzeichnet (Taylor et al., 2004). Im Jugend- und Erwachsenenalter weicht das Symptombild der äußeren Hyperaktivität innerer Unruhe sowie Rastlosigkeit und der Unfähigkeit zu entspannen (Biederman et al., 2006; Spencer et al., 2007). Das Wippen mit den Füßen, Fingertrommeln oder Herumspielen mit Stiften sind beispielhafte charakteristische Verhaltensweisen, die nach Paul Wender (1995) beschrieben sind (Kohn & Esser, 2008). Teilweise gelingt es den Betroffenen sich durch unterschiedliche Coping-Strategien ihrer Umwelt anzupassen. Häufig üben sie Extremsportarten aus und suchen sich Berufe, in denen sie aktiv sein können. Situationen, in denen ihnen Ruhe über einen längeren Zeitraum hinweg abverlangt wird (z. B. das Anschauen eines Theaterstücks), werden gemieden (Kohn & Esser, 2008; Tischler et al. 2010). Impulsivität Der Begriff der Impulsivität beschreibt die fehlende Selbstkontrolle, die sich in unreflektiertem, vorschnellem Verhalten widerspiegelt. In der Kindheit haben die Betroffenen häufig ungeheure Schwierigkeiten zu warten bis sie an der Reihe sind, platzen mit Antworten heraus und unterbrechen andere oft (Döpfner et al., 2008). Im Jugend- und jungen Erwachsenenalter zeigt sich die Impulsivität durch die Neigung zu übereilten Entscheidungen, wie beispielsweise unüberlegte Geldausgaben und häufige Beschäftigungswechsel ohne die Konsequenzen zu bedenken. Zusätzlich führt eine niedrige Frustrationsgrenze oft zu Problemen im sozialen sowie schulischen bzw. beruflichen Bereich (Kohn & Esser, 2008; Tischler et al., 2010). 4 1.2 Diagnostik 1.2.1 Klassifikation nach DSM-IV-TR und ICD-10 Es gibt zwei unterschiedliche internationale Klassifikationssysteme, die eine genaue diagnostische Einordnung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung des Kindesund Jugendalters erlauben. Tabelle 1 zeigt eine Gegenüberstellung der beiden Klassifikationen nach DSM-IV-TR (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, Textrevison; Saß et al., 2003) und ICD-10 (Internatonale Klassifikation psychischer Störungen; Dilling et al., 2005). Tabelle 1: Gegenüberstellung der Klassifikationen nach ICD-10 (Dilling et al., 2005) und DSM-IVTR (Saß et al., 2003) ICD-10 DSM-IV-TR Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz diagnostiziert werden Störungen der Aufmerksamkeit, der Aktivität und des Sozialverhaltens 314 Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen F90 hyperkinetische Störungen F90.0 einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung F90.1 hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens F90.8 sonstige hyperkinetische Störungen F90.9 nicht näher bezeichnete hyperkinetische Störung 314.01 Mischtypus 314.01 vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typus keine entsprechende Diagnose vorhanden 314.9 nicht näher bezeichnete Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung 314.00 vorwiegend unaufmerksamer Typus F98.8 sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend, dazugehöriger Begriff: Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität Die beiden Klassifikationen unterscheiden sich hinsichtlich der Kombination der einzelnen Symptomkriterien zur Vergabe einer Aufmerksamkeitsstörung. Im ICD-10 müssen für die Diagnose einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0) die drei Kardinalsymptome Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität vorhanden sein. Weiterhin kann die Diagnose einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (F90.1) dann vergeben werden, wenn eine zusätzliche Störung des Sozialverhaltens vorliegt. Somit lässt das ICD-10 auch Kombiationsdiagnosen zu. In der DSM-IV-TR Klassifikation ist diese Möglichkeit nicht gegeben. Hier müssen Mehrfachdiagnosen vergeben werden. Ein 5 weiterer Unterschied zwischen den beiden Systemen zeigt sich speziell beim Subtyp vorwiegend hyperaktiv-impulsiv (314.01), bei dem keine Symptome der Unaufmerksamkeit vorliegen müssen. Im Gegensatz dazu ist bei der ICD-10 Klassifikation zur Vergabe einer hyperkinetischen Störung bei jeder möglichen Diagnose das Vorhandensein des Symptoms Unaufmerksamkeit obligat. Die Definition der einzelnen Symptomkriterien betreffend, unterscheiden sich beide Klassifikationssysteme unmaßgeblich voneinander (vgl. Tabelle 2). Übereinstimmend nennen beide einen Beginn der Störung vor dem siebten Lebensjahr, ein Auftreten der Symptome in mindestens zwei verschiedenen Lebensbereichen sowie Hinweise auf eine Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit. Als Ausschlusskriterien sind eine tiefe Entwicklungsstörung, Schizophrenie oder andere psychotische Störungen festgelegt. Weiterhin dürfen die Symptome nicht durch andere psychotische Störungen wie z. B. Affektive Störungen, Angststörungen, Dissoziative Störungen oder Persönlichkeitsstörungen zu erklären sein. Tabelle 2: Symptomkriterien der hyperkinetischen Störungen nach ICD-10 (Dilling et al., 2005) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung nach DSM-IV-TR (Saß et al., 2003) ICD-10/DSM-IV (Wortlaut nach ICD-10) Unaufmerksamkeit: mindestens sechs Monate lang mindestens sechs der folgenden Symptome 1. sind häufig unaufmerksam gegenüber Details oder machen Sorgfaltsfehler bei den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten 2. sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrechtzuerhalten 3. hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird 4. können oft Erklärungen nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellem Verhalten oder weil die Erklärungen nicht verstanden werden) 5. sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben oder Aktivitäten zu organisieren 6. vermeiden ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die häufig geistiges Durchhaltevermögen erfordern 7. verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z.B. für Schularbeiten, Bleistifte, Bücher Spielsachen und Werkzeuge 8. werden häufig von externen Stimuli abgelenkt 9. sind im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich 6 Fortsetzung Tabelle 2: Symptomkriterien der hyperkinetischen Störungen nach ICD-10 (Dilling et al., 2005) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung nach DSM-IV-TR (Saß et al., 2003) Überaktivität: mindestens sechs Monate lang mindestens drei der folgenden Symptome 1. fuchteln häufig mit Händen und Füßen oder winden sich auf den Sitzen 2. verlassen ihren Platz im Klassenraum oder in anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird 3. laufen häufig herum oder klettern exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen entspricht dem nur ein Unruhegefühl) 4. sind häufig unnötig laut beim Spielen oder haben Schwierigkeiten bei leisen Freizeitbeschäftigungen; zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivitäten, die durch den sozialen Kontext oder Verbote nicht durchgreifend beeinflussbar sind Impulsivität: mindestens sechs Monate lang mindestens eines der folgenden Symptome 1. platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage beendet ist 2. können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten, bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe kommen 3. unterbrechen und stören andere häufig (z.B. mischen sie sich ins Gespräch oder Spiel anderer ein) 4. reden häufig exzessiv ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren 1.2.1.1 Vorschlag für eine Klassifikation nach DSM-V Schon seit einiger Zeit werden Validität und Reliabilität der vierten Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-IV; American Psychiatric Association, 1994) bezüglich der Diagnosekriterien des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndroms in Frage gestellt, da das DSM-IV einige Besonderheiten und Limitierungen aufweist, die dem bisherigen Forschungsstand nicht mehr standhalten. Zum einen wird im gegenwärtigen Klassifikationssystem dem entwicklungsbedingten Symptomwechsel nicht Rechnung getragen: Während hyperaktiv-impulsive Verhaltensweisen schon im Kindergarten auftreten, können Aufmerksamkeitsprobleme meist erst im Grundschulalter festgestellt werden. Vom Jugend- bis hin zum Erwachsenenalter kann ein Rückgang der hyperaktiv-impulsiven Symptomatik beobachtet werden (z.B. Brown & Gammon, 1995). Durch diese Symptomverschiebung sind die im DSM-IV-TR festgelegten diagnostischen Kriterien nicht vollständig auf die Erfordernisse und Besonderheiten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter übertragbar. So kann die Diagnose einer AD(H)S mit zunehmendem Alter teilweise gar nicht mehr vergeben werden, wobei diese besonders durch zusätzlich komorbid auftretende Störungsbilder behandlungbedürftig ist (Gerlach et al., 2008). Weiterhin wird der altersabhängige Beginn einer AD(H)S noch vor dem siebten Lebensjahr diskutiert und eine Heraufsetzung des Beginns auf das zwölfte Lebensjahr ge7 fordert (z.B. McGough & McCracken, 2006; Faraone et al., 2006). So konnten Faraone und Mitarbeiter (2006) in ihrer Studie, in der unter anderem das Alterskriterium der Klassifikatonssysteme zur Debatte stand, zeigen, dass von 79 Personen mit AD(H)SSymptomatik und nicht belegtem Störungsbeginn unter sieben Jahren, bei 83% ein Störungsbeginn vor dem zwölften Lebensjahr nachzuweisen war. Zum anderen wird diskutiert, ob bei AD(H)S und komorbiden Störungen Einzeldiagnosen gestellt oder eigenständige Störungen diagnostiziert werden sollten, wie es beispielsweise im ICD-10 für die hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F 90.1) umgesetzt wurde (Gillberg et al. 2004; Banaschewski et al., 2003). Zusätzlich haben Desman und Petermann (2005) in einer Studie zur Validität der Subtypen einer AD(H)S herausgefunden, dass beim vorherrschend unaufmerksamen Subtyp (314.00; DSM-IV-TR) eine weitere Unterteilung möglich ist: Bei der Miteinbeziehung von neuropsychologischen und neurobiologischen Aspekten zeigte sich in ihrer Studie eine Gruppe mit verlangsamtem kognitiven Tempo und eine Gruppe mit nur schwacher Symptomatik der Hyperaktivität und der Impulsivität. Die American Psychologic Association hat 2010 folgende Vorschläge für die neue Version des DSM-IV gemacht: Zusätzlich zu den Subtypen gemischter Subtypus, vorherrschend unaufmerksamer Subtypus und vorherrschend hyperaktiv-impulsiver Subtypus, soll ein restriktiv unaufmerksamer Subtypus, bei Vorliegen von Unaufmerksamkeit und nicht mehr als zwei Symptomen der Hyperaktivität bzw. Impulsivität, eingeführt werden. Die Diagnose einer komorbiden Störung des Sozialverhaltens bleibt im DSM-V bestehen. Verschiebung des Symptombeginns vom siebten auf das zwölfte Lebensjahr. Ab dem 17. Lebensjahr sollen nur noch vier Symptome für die Diagnose einer AD(H)S ausreichen, um dem altersabhängigen Symptomwechsel gerecht zu werden. Die Symptome sind altersentsprechend angepasst und ausführlicher beschrieben. Abzuwarten bleibt welche genauen Änderungen im DSM-V vorgenommen werden. 8 1.2.2 Multiaxiales Klassifikationsschema Zur umfassenden Diagnosik kann anhand des multiaxialen Klassifikationssystems, welches die Störung auf folgenden sechs Achsen abbildet, eine Diagnose nach ICD-10 gestellt werden (Remschmidt et al, 2001): Achse 1: Erfassung des klinisch-psychiatrischen Syndroms o Umfangreiche medizinische und familiäre Anamnese durch Befragung der Jugendlichen und ihrer Erziehungsberechtigten zur aktuellen und retrospektiven Symptomatik o Spezielle Abklärung eines AD(H)S durch Einsatz standardisierter Beurteilungsskalen (z. B. SBB-HKS, FBB-HKS (s. Kapitel 2.3.1.2) Achse 2: Abklärung umschriebener Entwicklungsstörungen o Erfassung von möglichen Teilleistungsstörungen wie beispielsweise Legasthenie und Dyskalkulie, die oftmals mit einem AD(H)S einhergehen, mithilfe standardisierter Beurteilungsskalen (z. B. CBCL, YSR, TRF (s. Kapitel 2.3.1.1) o Schul- und Arbeitszeugnisse können zur weiteren Abklärung beitragen Achse 3: Erfassung des Intelligenzniveaus o Einsatz von Verfahren zur Bestimmung des allgemeinen kognitiven Leistungsniveaus (Messinstrumente: z. B. HAWIK-IV, WIE (s. Kapitel 2.3.1)) Achse 4: Körperliche Symptomatik o Ausschluss organischer Ursachen der psychischen Störung durch internistische und neurologische Untersuchung Achse 5: Erfassung aktueller abnormer psychosozialer Umstände o Bezieht sich auf die vergangenen sechs Monate o Unter anderem Abklärung intrafamiliärer Konflikte und Beziehungen sowie Erfassung gesellschaftlicher Belastungsfaktoren Achse 6: Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung o Erfassung sozialer Kompetenzen, schulische/berufliche Adaption, Interessenlage, Freizeitaktivitäten 1.3 Prävalenz Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom kann bis ins Erwachsenenalter persistieren und gehört zu den häufigsten Verhaltensstörungen im Kindes- und Jungendalter. Man geht davon aus, dass international drei bis fünf Prozent der Schulkinder von einer AD(H)S betroffen sind (Kutcher et al., 2004; Schlack et al., 2007). Für Jugendliche im 9 Alter von 16 Jahren konnten Costello und Mitarbeiter (2006) in den USA eine kumulative Prävalenz von 4,1 Prozent feststellen. Diese Zahlen belegt auch der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS; Schlack et al., 2007), der repräsentative Daten zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Alter von null bis 17 Jahren erfasst. Hier wurde für insgesamt 14.836 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren durch bereits vergebene Diagnosen einer AD(H)S durch den Arzt oder Psychologen, eine Lebenszeitprävalenz von 4,8 Prozent für AD(H)S festgestellt. Mit Hilfe von Fragebogen wurden weitere 4,9 Prozent als Verdachtsfälle eingestuft. Bei Kindern im Schuleintrittsalter von sechs bis sieben Jahren stieg die Diagnosehäufigkeit einer AD(H)S am stärksten an. Jungen waren bis zu viermal häufiger betroffen als Mädchen. Für den Übergang zum Erwachsenenalter geben verschiedene Studien, außer einer Persistenz der Verhaltensprobleme in 40 bis 60 Prozent, eine Prävalenzrate von bis zu vier Prozent an (Philipsen et al., 2008; Sobanski et al., 2008; Spencer et al., 2007). Die DSM-VIDiagnosekriterien betreffend wurde in einer Metaanalyse 2009 eine Prävalenzrate des AD(H)S im Erwachsenenalter von 2,5 Prozent festgestellt (Simon et al., 2009). Geschlechtsunterschiede scheinen im Erwachsenenalter weniger ausgeprägt als im Kindesund Jugendalter (Biederman et al., 2004). 1.4 Komorbiditäten Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom führt unbehandelt zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag und geht häufig mit komorbiden Störungen einher, die sich von der Kindheit über die Jugend bis hin zum Erwachsenenalter weiter ausdifferenzieren und die Entwicklung der Betroffenen negativ beeinflussen (Schmidt & Petermann, 2008). Die Symptome variieren alterspezifisch, weisen häufig eine Überschneidung mit anderen Störungsbildern auf und haben in allen Altersstufen einen Einfluss auf die psychische Befindlichkeit der Betroffenen. Besonders in der Jugend treten komorbide Störungen und Sekundärproblematiken zusätzlich zu der Kernsymptomatik in den Vordergrund. Daher ist gerade der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter eine äußerst sensible Phase. Um so wichtiger ist die exakte Erfassung aller komorbiden Problematiken und die richtige Zuordnung von Störungsbildern, damit die Behandlung an das gesamte klinische Symptombild angepasst werden kann. Bereits im Kindesalter erfüllen 50 bis 80 Prozent der Betroffenen die diagnostischen Kriterien für mindestens eine weitere psychische Störung (Jensen & Abikoff, 2000). Für komorbide Störungen bei AD(H)S im Erwachsenenalter fanden McGough und Mitarbeiter (2005) heraus, dass 87 Prozent der Betroffenen mindestens eine und 56 Prozent mindestens 10 zwei weitere psychische Störungen aufweisen, im Gegensatz zu nicht Betroffenen mit 64 bzw. 27 Prozent. In Tabelle 3 sind die am häufigsten auftretenden komorbiden Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter aufgelistet. Tabelle 3: Die wichtigsten komorbiden Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit AD(H)S (Hampel & Petermann, 2004; Romanos et al, 2008; Konrad & Rösler, 2009) Komorbide Störung Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S Ca. 65 % Häufigkeit bei Erwachsenen mit AD(H)S Oppositionelle Störung des Sozialverhaltens Affektive Störungen 15-30 % Ca. 40 % Depressive Störungen Bipolare Störungen Angststörungen 23 % < 20 % Tic-Störungen < 30 % Teilleistungsstörungen 10-25 % Nikotin-, Alkohol- und DroCa. 30 % gensucht Persönlichkeitsstörungen Ca. 35 % Einzeldiagnosen Antisoziale PS Selbstunsichere PS Borderline PS Zwanghafte PS Anmerkungen. AD(H)S = Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung, PS = Persönlichkeitsstörung 1.5 Sekundärproblematiken Zahlreiche Studien weisen nach, dass AD(H)S-Betroffene durch die Kernsymptomatik und die komorbiden Störungen funktionale Beeinträchtigungen im Alltag erfahren. Diese erstrecken sich über verschiedene Lebensbereiche und spielen besonders im Jugend- und jungen Erwachsenenalter eine zentrale Rolle: Probleme in Schule, Ausbildung und Beruf Mangelnde Planungs- und Konzentrationsfähigkeit, ein chaotischer und fehlerhafter Arbeitsstil sowie häufig unvollendete Aufgaben beeinträchtigen die Betroffenen bereits in der Schule. Barbaresie und Mitarbeiter (2007) zeigten in einer retrospektiven Erhebung über die ersten 18 Lebensjahre, dass Kinder mit AD(H)S im Vergleich zur Kontrollgruppe eine schlechtere Lesefähigkeit besitzen, häufiger in der Schule fehlen, Klassen wiederholen müssen und die Schule ohne Abschluss verlassen. Durch keine bzw. schlechtere Schulabschlüsse bleibt den Betroffenen oft der Zugang zu Universitäten, Hochschulen und Ausbil11 dungsplätzen verwehrt. Für den Berufsalltag von Erwachsenen mit AD(H)S zeigte sich zudem in einer aktuellen Studie von Klein und Mitarbeitern (2012) im Vergleich zur Kontrollgruppe eine geringere berufliche Stellung, höhere Arbeitslosigkeit sowie häufigere Entlassungen. Konflikte in der Beziehung zu Gleichaltrigen und der Familie Im sozialen Bereich ziehen die mangelnde Impulskontrolle und die Neigung zu überschießenden emotionalen Reaktionen oft Konflikte mit Gleichaltrigen, Eltern oder dem Beziehungspartner nach sich. Barkley und Mitarbeiter (2006) stellten in einer Langzeitstudie fest, dass hyperaktive Jugendliche im Vergleich zur Kontrollgruppe weniger intensive Freundschaften pflegen und große Schwierigkeiten haben dauerhafte Freundschaften einzugehen. Hinzukommend zeigt sich die Beziehung zu den Eltern als besonders konfliktreich. Im Erwachsenenalter wird über kürzere, instabilere Beziehungen und häufigere Scheidungen im Vergleich zu Erwachsenen ohne AD(H)S berichtet (z.B. Klein et al., 2012). Risiken im Straßenverkehr AD(H)S-Betroffene erweisen sich als risikoreichere Fahrer, verbunden mit Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr, Führerscheinentzug und selbst verschuldeten Unfällen. So zeigen verschiedene Studien, dass Jugendliche mit AD(H)S im Vergleich zur Kontrollgruppe in den ersten drei bis fünf Jahren nach Führerscheinerwerb mehr Strafzettel für zu schnelles Fahren, zu nahes Auffahren und das Überfahren roter Ampeln erhalten (Cox et al., 2000; Barkley et al., 2002). Eine weitere Studie von Sobanski und Mitarbeitern (2008) belegt, dass Erwachsene mit AD(H)S häufiger als ihr Kontrollkollektiv in Verkehrsunfälle verwickelt sind und ihren Fahrstil insgesamt als hektischer und unsicherer beschreiben. Strafrechtliches Verhalten Bezüglich des strafrechtlichen Verhaltens weisen verschiedene Studien bei Jugendlichen mit AD(H)S häufiger Gesetzesverstöße nach als bei ihren Altersgenossen ohne AD(H)S. In einer aktuellen Studie von Klein und Mitarbeitern (2012) wurde eine Kohorte von Männern, bei denen ein AD(H)S bereits in der Kindheit diagnostiziert wurde, über 33 Jahre beobachtet. Hier zeigte sich, dass mehr als jeder Dritte aus der Gruppe von insgesamt 135 Männern mit AD(H)S bereits im Gefängnis saß, im Gegensatz dazu waren bei der Kontrollgruppe von insgesamt 136 Männern ohne AD(H)S nur 12% schon einmal im Gefängnis. 12 1.6 Ätiologie Die genauen Ursachen zur Entwicklung einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung sind derzeit noch nicht vollständig geklärt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass es sich um eine multifaktorielle Genese des Störungsbildes handelt. So vermutet man, dass die Störungsursache durch eine genetische Prädisposition und Umweltfaktoren hervorgerufen wird, wobei psychosoziale Faktoren einen beachtlichen Einfluss auf Symptomausprägung und Verlauf der Störung haben können (Döpfner et al., 2008). Genetk Dass genetische Faktoren in der Genese einer AD(H)S eine zentrale Rolle einnehmen, gilt inzwischen durch verschiedene Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien als gesichert (Biederman & Faraone, 2005). Familienstudien zeigen, dass Verwandte von AD(H)SPatienten ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko haben an einer AD(H)S zu erkranken (Bidermann & Faraone, 2005; Epstein et al., 2000). Weiterhin ermittelten Faraone und Mitarbeiter (2005) bei eineiigen und zweiigen Zwillingen eine Erblichkeit für AD(H)S von im Mittel 76 Prozent. Auf molekularbiologischer Ebene konnte nicht zuletzt im Rahmen von erfolgreichen Behandlungen mit Psychostimulanzien wie Methylphenidat festgestellt werden, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die im Zusammenhang mit Interaktionen der monoaminergen Transmittersysteme steht (Cook et al., 1995; Swanson et al., 1998). So wurden Mutationen der DNA-Sequenzen identifiziert, die das monoamimerge Neurotransmittersystem beeinflussen und zu Dysfunktionen des Systems führen. Diese Mutationen betreffen besonders das dopaminerge und serotoninerge System. Gene, die mit einer AD(H)S in Zusammenhang gebracht werden sind das Dopamintranportergen DAT1, die Dopaminrezeptorgene DRD1-5 sowie das Serotoninrezeptorgen 5-HT1b und die Transportergene 5-HTT, SLC6A4 (Mick & Faraone, 2008; Spencer et al., 2007; Squassina et al., 2008; Renner et al. 2008). Neuroanatomie und Neurobiologie Während der präfrontale Cortex mit Aufmerksamkeitsleistung, Exekutivfunktionen und dem Arbeitgedächtnis in Zusammenhang stehen soll, bringt man soziale Disinhibition und mangelnde Impulskontrolle mit Läsionen im orbitofrontalen Bereich in Verbindung (Spencer et al., 2007). Bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wird besonders von einer Dysfunktion im fronto-striatalen Bereich des Gehirns ausgegangen, mit dem exekutive Funktionen in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise Fähigkeiten 13 der Handlungsplanung und der Inhibition, zielgerichtetes Verhalten, Impulskontrolle sowie Aufmerksamkeitssteuerung (Sakreida, 2011). Mittels strukturell-bildgebender Verfahren konnte inzwischen in zahlreichen Studien bei Probanden mit AD(H)S im Vergleich zu Probanden ohne AD(H)S ein reduziertes Volumen des Gehirns insbesondere im Bereichen des fronto-striatalen Zirkels, aber auch anderen Arealen des Gehirns, nachgewiesen werden. Als Beispiel sei hier eine Studie von Valera und Mitarbeitern (2007) genannt, in der Volumenverminderungen des Gehirns im Bereich des rechten Nucleus caudatus, in bestimmten Bereichen des präfrontalen Kortex und anderen Regionen des Frontallappens sowie der frontalen tiefen weißen Substanz gefunden wurden. Bei einer Studie von Weisshaupt und Jokeit (2006) stellte sich heraus, dass in den Bereichen des präfrontalen Kortex, der Basalganglien und des Motorcortex sowie des Cerebellums Volumenverminderungen bestehen. Mittels funktionell-bildgebender Verfahren wurde besonders die Aktivierung des Gehirns bei Aufgaben, die Aufmerksamkeit und Disinhibition abverlangen, also Fähigkeiten, die wiederum mit der anatomischen Messgröße der fronto-striatalen Schleife zusammenhängen, getestet. Übereinstimmend mit älteren Studien, haben Schneider und Mitarbeiter (2010) dabei herausgefunden, dass die Probanden mit AD(H)S bei Inhibitionsaufgaben, die auf eine Hemmung bestimmter Reaktionen abzielt, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, eine reduzierte Aktivierung der fronto-striatalen und parietalen Netzwerke zeigen. Zusätzlich konnten neben Dysfunktionen in den verschiedenen Hirnbereichen, die der kognitiven Informationsverarbeitung dienen, Zusammenhänge zwischen Unaufmerksamkeit und Impulsivität und einer verminderten Aktivität im Bereich des Nucleus caudatus, des Kortex des anterioren Gyrus cinguli und Anteilen des parietalen Kortex sowie erhöhter Aktivität im Bereich der Inselregion nachgewiesen werden. Aufgrund der Beteiligung bestimmter anatomischer Regionen des Gehirns werden zusätzlich insbesondere Dysregulationen des dopaminergen Neurotransmittersystems diskutiert (Krause et al., 2000; Hesse et al., 2009). Der Hypothese einer katecholaminergen Dysregulation betreffend wurde bereits in den neunziger Jahren durch SPECT (Single photon emission computed tomography) -Untersuchungen festgestellt, dass AD(H)S-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne AD(H)S eine bis zu 70 Prozent stärkere Bindungskapazität der präsynaptischen Dopamintransporter aufweisen (Dougherty et al., 1999). 14 Exogene Risikofaktoren Im Rahmen von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen kann es zur Reifungsverzögerung oder Schädigung des ZNS kommen. So zählen sowohl ein erniedrigtes Geburtsgewicht, ZNS-Erkrankungen und -Verletzungen, Infektionen und Toxine, wie pränatale Alkohol-, Benzodiazepin- oder Nikotinexposition, als auch schwierige psychosoziale Bedingungen zu den exogenen Risikofaktoren, ein AD(H)S zu entwickeln (Max et al., 2002; Laucht et al., 2004; Milberger et al., 1997; Thapar et al., 2003). Im besonderen Maße haben sich jedoch Nikotinkonsum und ein niedriges Geburtsgewicht als Risiko zur Entstehung von AD(H)S erwiesen (Mick et al., 2002). Ungünstige psychosoziale Bedingungen stellen zwar keine spezifischen Risiken für die Genese einer AD(H)S dar, spielen jedoch eine große Rolle für die Entstehung und Chronofizierung psychischer Verhaltensstörungen (Biederman et al., 1995). Sowohl geringes Familieneinkommen, geringer Bildungsstand und Beschäftigungslosigkeit als auch ständiger Familien- und Partnerschaftsstreit sowie elterliche Psychopathologie sind entscheidend für Schweregrad, Chronizität und das Ausmaß komorbider Störungen bei AD(H)S (Brassett-Harknett & Butler, 2007). 1.7 Therapie Aufgrund der verschiedenen Einflussfaktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung kann bei der Behandlung einer AD(H)S an unterschiedlichen Punkten angesetzt werden. Folgende Interventionen werden in einem internationalen Behandlungstandard der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry (AACAP, 2007) für AD(H)S-Patienten zur multimodalen Therapie vorgeschlagen: Psychoedukation der Betroffenen und deren Bezugspersonen, Pharmakotherapie bei hyperaktiv-impulsiver Symptomausprägung, kognitiv-behaviorales Training besonders mit betroffenen Jugendlichen, Interventionen Familie und Schule, Eltern- und Lehrerberatung sowie Neurofeedback (AACAP, 2007). Diese verschiedenen Elemente können unterschiedlich kombiniert werden, um eine jeweils individuell angepasste Therapie zu ermöglichen. Soziales Kompetenztraining sowie Gruppenpsychotherapie wird bei komorbiden Störungsbildern und Sekundärproblematiken zusätzlich empfohlen. Im Normalfall werden diese Behandlungsformen ambulant durchgeführt. Eine teilstationäre oder stationäre Therapie ist nur bei besonders ausgeprägter Symptomatik und zusätzlichen psychosozialen Beeinträchtigungen indiziert. Im Folgenden werden die verschiedenen Behandlungsformen der AD(H)S zunächst im direkten Vergleich dargestellt. Es folgt die detaillierte Beschreibung der medikamentösen 15 sowie der psychotherapeutischen Behandlung. Abschließend werden die im deutschsprachigen Raum speziell für Jugendliche mit AD(H)S existierenden störungsspezifischen Therapien erörtert. 1.7.1 Vergleich von Pharmakotherapie, Psychotherapie und Kombinationsbehandlung Sowohl die Pharmakotherapie als auch die Psychotherapie haben sich bereits als effektive Behandlungsmöglichkeiten einer Aufmerksamkeitsdefzit-/Hyperaktivitätsstörung erwiesen. Eine der international wichtigsten Studien im Bereich der Behandlungsmöglichkeiten der AD(H)S ist die amerikanische Multimodel Treatment Study of ADHD (MTA-Studie; MTA Cooperative Group, 1999), in der die verschiedenen Therapieansätze miteinander verglichen und auf ihre Wirksamkeit getestet wurden. In dieser Studie wurden 579 Kinder mit ADHS einer der folgenden vier Behandlungsvarianten randomisiert zugewiesen: Medikamentöse Therapie (Med-Gruppe), kognitiv-behaviorale Therapie (CBT-Gruppe), gemeindenahe Versorgung durch niedergelassene Therapeuten (sog. Community Care, CCGruppe) oder eine Kombination aus medikamentöser und kognitiv-behavioraler Therapie (Kombi-Gruppe). Die jeweilige Behandlungsform erfolgte über einen Zeitraum von 14 Monaten. Bei der pharmakologischen sowie der Kombinationsbehandlung zeigte sich im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen eine signifikante Verbesserung der AD(H)S-Symptomatik. Im direkten Vergleich der Med- und Kombi-Gruppe waren keine Unterschiede zu verzeichnen. Weiterhin zeigten sich bei der CC- und der CBT-Gruppe keine signifikanten Effekte, bezogen auf die AD(H)S-Symptomatik. Sie unterschieden sich jedoch insoweit, als dass eine Tendenz zum Vorteil der CBT-Gruppe zu erkennen war. Bei einem Vergleich der vier Gruppen auf verschiedenen Variablen, konnte festgestellt werden, dass bei oppositionellen/aggressiven Symptomen, internalisierenden Symptomen, sozialen Fertigkeiten (vom Lehrer geratet), Eltern-Kind-Beziehung und Verbesserung der Leseleistung in der Kombi-Gruppe die Verbesserungen größer waren als in den anderen Gruppen. Zusammenfassend zeigte sich bezüglich der Reduktion der AD(H)S-Symptomatik eine klare Überlegenheit der pharmakologischen Behandlungsgruppe sowie der KombiBehandlungsgruppe gegenüber den beiden anderen Gruppen. Die Kombi-Gruppe unterschied sich zwar nicht signifikant in der Verbesserung der AD(H)S-Symptomatik von der Med-Gruppe, es war jedoch zusätzlich eine Verbesserung der Sekundärproblematiken zu verzeichnen. Die erste Follow-up-Untersuchung fand zehn Monate nach Beendigung der verschiedenen 16 Behandlungen statt. Hier zeigte sich bezüglich der Sekundärproblematiken für die KombiGruppe keine Überlegenheit mehr gegenüber der Med-Gruppe. Es war jedoch immernoch zu verzeichnen, dass die pharmakologische sowie die Kombinationsbehandlung betreffend der AD(H)S-Symptomatik und der oppositionellen Störungen signifikant größere Verbesserungen zeigten als die CC- und CBT-Gruppe (MTA Cooperative Group, 2004). Mit der aktuellsten Follow-up-Untersuchung von 2009 konnten erhebliche Verbesserungen in der AD(H)S-Symptomatik und begleitenden Störungen ermittelt werden. Es ergaben sich jedoch keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den verschiedenen Gruppen, sodass bei allen Gruppen gleiche Effekte bezüglich der ADHS-Symptomatik sowie den Sekundär-problematiken nachzuweisen waren. Auch beim Einschluss neuer Variablen wie beispielsweise Zensuren in der Schule oder psychiatrischen Klinikaufenthalten konnten keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen festgestellt werden (Molina et al., 2009). Zusammenfassend ist anzumerken, dass die bisherigen Ergebnisse der Studie mit Vorsicht zu interpretieren sind. Da der Behandlungszeitraum für alle vier Interventionsformen über 14 Monate nur äußerst kurz angesetzt war und die Patienten nach dieser Behandlung auch andere Therapien wahrgenommen haben, ist es einige Jahre nach der Behandlung schwierig ein eindeutiges Ergebnis in Bezug auf die Wirksamkeit einer bestimmten Behandlungsmethode zu erhalten. Durch das umfassend positive Ergebnis in Bezug auf die Reduktion der AD(H)S-Symptomatik sowie der Sekundärproblematiken in der Nachuntersuchung von 2009 kann jedoch festgehalten werden, dass scheinbar mit allen Behandlungsmethoden eine Verbesserung erreicht werden kann. Für die AD(H)S-Therapie bleibt also ein adaptives multimodales Konzept bislang die beste Wahl, da dieses Inhalte aller vier Behandlungsmethoden kombiniert (Döpfner, 2007). 1.7.2 Pharmakotherapie Die pharmakologische Behandlung von AD(H)S nimmt eine zentrale Rolle in der Therapie ein. Den Leitlinien zufolge wird eine Pharmakotherapie dann empfohlen, wenn die AD(H)S-Symptomatik zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führt. Die Psychoedukation sowie Aufklärung und Beratung der Betroffenen und deren Eltern sollte der Einnahme von Medikamenten immer vorausgegangen sein (Döpfner et al., 2010). In der Bundesrepublik Deutschland sind zur Zeit die Wirkstoffe Methylphenidat und Atomoxetin für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr, Jugendliche und Erwachsene auf dem Markt zugelassen. Beide wirken auf die Reduktion der Impulsivität und Hyperäktivität sowie auf eine Ver17 besserung der Aufmerksamkeit und erfassen somit die Kernsymptome der AD(H)S. Die Wirksamkeit wurde inzwischen für alle Altersgruppen in zahlreichen Studien nachgewiesen (z.B. Durell et al., 2010; Banaschewski et al., 2008). Bei beiden Wirkstoffen erfolgt die Einstellung des Medikaments über eine langsame Steigerung der Dosis bis die erwünschte Wirkung oder die vorgeschriebene Höchstdosis erreicht ist. Die kontinuierliche Beobachtung des Patienten ist besonders während der Anfangsphase unerlässlich, um möglichen Nebenwirkungen rasch entgegenwirken zu können. Tabelle 4 zeigt eine Gegenüberstellung beider Wirkstoffe. Tabelle 4: Pharmakologische Behandlung von AD(H)S: Gegenüberstellung der beiden Wirkstoffe Methylphenidat und Atomoxetin (z.B. Lauth et al., 2007; Döpfner et al., 2008; Schmeck et al., 2008; Banaschewski et al., 2008) Wirkstoff Betäubungsmittelgesetz Handelsname Wirkmechanismus Responderrate Nebenwirkung Kontraindikation Dosierung Methylphenidat Ja Kurzzeitpräparate: Concerta®, Equasym®, Medikinet®, Ritalin® Langzeitpräparate: Medikinet Retard®, Equasym Retard®, Concerta® Wiederaufnahmehemmung von Dopamin und Noradrenalin 70% Häufig: Appetitreduktion, Schlafstörungen, Bauch-, Magen-, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen Selten: Tachykardien, Apathie, Ticstörungen Hyperthyreose, Glaukom, Depression, Psychose Initial 5 mg p.o., wöchentlich um 5-10 mg steigern, max. 60 mg/d in 2-3 ED; 1x18-36 mg (ret.), max. 54 mg/d (ret.) Atomoxetin Nein Strattera® Selektive Hemmung des präsynaptischen Noradrenalintransporters 80% Übelkeit, Sedierung, Appetitverlust Mundtrockeheit, Insomnie, Verstopfung, Stimmungsschwankungen, Harnverhalt, sexuelle Dysfunktion Engwinkelglaukom Initial 0,5 mg/kg/d p.o., nach 7d je nach Wirkungssteigerung auf 1,2 mg/kg/d; >70kg: initial 1x40 mg, dann 80 mg, max. 100 mg/d Anmerkungen. p.o. = per os, max. = maximal, d = Tag, ret. = retard, ED = Einzeldosis 18 1.7.3 Störungsspezifische Psychotherapie Eine weitere wichtige Komponente in der multimodalen Therapie der AD(H)S nimmt die Psychotherapie ein, in der verschiedene Strategien zum Abbau der Symptome eingesetzt werden. So existieren beispielsweise Einzel- und Gruppentherapien, Familien- und Schulinterventionen sowie Elterntrainings. Interventionsformen bei Kindern Grundlage einer jeden Therapie ist die Psychoedukation, bei der die Beratung und Aufklärung der Patienten und deren Eltern im Mittelpunkt steht. Durch Interventionen in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule soll bereits bei AD(H)S-Patienten im Kindesalter erreicht werden, dass zwischen den Betroffenen und deren Bezugspersonen dysfunktionale Interaktionsmuster abgebaut und positive Eigenschaften in der Kommunikation gestärkt werden (Döpfner, 2008). Zusätzlich existieren patientenzentrierte Interventionen wie das Selbstinstruktionstraining, das eine bessere Verhaltenssteuerung ermöglichen soll, und Selbstmanagementmethoden, die darauf abzielen, eigene dysfunktionale Verhaltensweisen zu erkennen und diesen mit Hilfe von Bewältigungsstrategien entgegenzuwirken. „Am wirksamsten scheinen im Kindesalter Kombinationen von Selbstinstruktions- mit Selbstmanagementtrainings zu sein, die die Verhaltensreflexion und selbstständige Verhaltensänderung des betroffenen Kindes fördern sollen“ (Petermann & Ruhl, 2011, S. 688). Als Beispiel für die genannten Therapiekonzepte soll das Therapieprogramm THOP (Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischen und oppositionellem Problemverhalten (Döpfner et al., 2002)) dienen. Bei diesem Programm für Kinder von drei bis zwölf Jahren sind sowohl patientenzentrierte als auch familien-, eltern- sowie kindergarten- bzw. schulzentrierte Interventionsformen kombiniert. Bei der Evaluation des Training konnte eine Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung sowie der familiären Interaktionen festgestellt werden (Döpfner et al, 2004). Zusätzlich etabliert sich die Methode des Neurofeedbacks in den letzten Jahren, bei dem durch Rückmeldung des eigenen Hirnstrommusters unter anderem eine Verbesserung der Kernsymptomatik erreicht werden soll. Trotz der noch sehr begrenzten Datenlage konnten in verschiedenen Studien bereits positive Effekte nachgewiesen werden (Holtmann et al., 2009). 19 Interventionsformen bei Erwachsenen Für Erwachsene mit AD(H)S sollten nach Murphy (2005) psychotherapeutische Konzepte wie das Training sozialer Fertigkeiten, Prioritätensetzung sowie Planung und Organisation im Mittelpunkt stehen. Auch hier existieren bereits Einzel- und Gruppentherapiekonzepte, die auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen gründen. So haben Safren und Mitarbeiter (2005a, 2005b) für die Einzeltherapie ein Programm entworfen, das aus den drei Modulen Organisation und Planung, Umgang mit Ablenkbarkeit und dysfunktionale Kognitionen besteht. Für die Wirksamkeit des Programms konnte eine signifikante Verbesserung der AD(H)S-Symptomatik, des psychischen Gesamtbefindens sowie von depressiver und Angstsymptomatik festgestellt werden. Das Programm wurde von Sobanski und Mitarbeitern (2009) ins Deutsche übersetzt und um das Modul Emotionsregulation erweitert. Ein Beispiel für eine störungsspezifische Gruppentherapie ist ein von Hesslinger und Mitarbeitern (2003) eingeführtes Programm, welches neben der Erarbeitung der störungsspezifischen Symptomatik einer AD(H)S auch Module zur Alltagsstrukturierung, Organisationsplanung, Emotionsregulation, Impulskontrolle und Stressmanagement beinhaltet. Auch hier zeigte sich bei der Evaluation des Trainings eine signifikante Reduktion der AD(H)S Symptomatik und eine Verbesserung des allgemeinen psychischen Befindens (Philipsen et al., 2007). Interventionsformen bei Jugendlichen Über die psychotherapeutische Behandlung speziell für Jugendliche mit AD(H)S ist bisher nur wenig bekannt. Die meisten Studien beschäftigen sich mit der Effektivität pharmakologischer Therapien (Smalley et al., 2007). Obwohl 15 bis 25 Prozent der Patienten auf keine medikamentöse Behandlung ansprechen und bis zu fünf Prozent die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen einstellen müssen (Lauth et al., 2007) und die Jugendlichen mit AD(H)S zusätzlich die Einnahme von Medikamenten, angesichts der ablehnenden Haltung, häufig abbrechen bzw. verweigern (Spröber et al., 2010), existieren kaum alternative Therapiekonzepte. Weiterhin sind Jugendliche mit AD(H)S, wie in vorangegangenen Kapiteln bereits beschrieben, durch den Symptomwandel und häufige komorbide Störungen in verschiedenen Funktionsbereichen eingeschränkt. So kommt es beispielsweise vermehrt zu Beziehungsproblemen im sozialen Umfeld, defizitären akademischen Leistungen sowie Gesetzesvertößen. Die Miteinbeziehung der Eltern in die Therapie, die sich noch im Kindesalter als effektiv erwiesen hat, wird durch jugendtypisch oppositionelle Verhaltensweisen sowie vermehrtes Autonomiebstreben erschwert. Daraus kann gefolgert werden, dass 20 spezielle Therapieprogramme für Jugendliche mit AD(H)S unbedingt notwendig sind. Das Lerntraining LeJa (ADHS bei Jugendlichen: das Lerntraining LeJa (Linderkamp et al., 2011)) basiert auf Techniken der kognitiv-behavioralen Therapie sowie operanten Verfahren für Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Erlernen schulspezifischer Fertigkeiten. Das Programm ist als Einzeltraining konzipiert und besteht aus 16 bis 20 Sitzungen. Inhaltliche Grundlagen sind Psychoedukation, Vermittlung von Lernstrategien, Selbstmanagement und Selbstorganisation. Elternabende und die Kooperation mit Lehrern sind ein weiterer fester Bestandteil des Programms. Zur Effektivitätsmessung, die bis zu diesem Zeitpunkt nur in einer Prä-Post-Untersuchung stattgefunden hat, wurden N = 31 Jugendliche untersucht, die zufällig einer von drei Untersuchungsgruppen zugeteilt wurden: Interventiongruppe (LeJa), Progressive Muskelrelaxation oder Wartekontrollgruppe. Die deskriptive Auswertung der Daten zeigte eine Verbesserung der AD(H)S-Symptome. Es wurde kein Unterschied zwischen der Interventionsgruppe und der Gruppe mit progressiver Muskelrelaxation bezüglich der Verbesserung der Symptomatik festgestellt (Lindercamp et al., 2011). In der Interventionsgruppe verbesserte sich zusätzlich das Strategiewissen zum Lösen von Aufgaben. Eine Fortsetzung der Effektivitätsmessung folgt. Das SAVE-Trainingprogramm (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) basiert auf Techniken kognitiv-behavioraler Therapie. Es bezieht sich auf Themen wie die Steigerung der Aufmerksamkeitsleistung, der Selbst- und Emotionskontrolle sowie die Verbesserung des Organisations- und Planungsvermögens. Es liegt in manualisierter Form vor und ist für Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren konzipiert. Das Trainingsprogramm beinhaltet zehn Sitzungen, die in einem Gruppensetting stattfinden. Begleitend zum Training werden Vertrauenspersonen der Jugendlichen, so genannte „Coaches“, miteinbezogen. Bei einer ersten Effektivitätsmessung, die im Rahmen eines Prä-Post-Designs mit N = 12 Jugendlichen stattgefunden hat, wurde das Programm auf Akzeptanz, Durchführbarkeit, Machbarkeit und Effektivität hin untersucht. Sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Trainern zeigte sich eine hohe Akzeptanz und Zufriedenheit. Außerdem zeigte sich eine signifikante Verbesserung der AD(H)S-Symptomatik im Selbsturteil. Im Fremdurteil wurde eine signifikante Verbesserung der Impulsivität festgestellt (vgl. Grieb, 2008). Da diese Effektivitätsmessung nur anhand einer kleinen Stichprobe ermittelt wurde und die Ergebisse dadurch mit Vorsicht zu interpretieren sind, findet derzeit an der Kinder- und 21 Jugendpsychiatrie Ulm eine weitere Effektivitätsmessung mit einem kontrollierten Design und einer größeren Stichprobe statt. 1.8 Therapieprozessforschung Die Wirksamkeit von Psychotherapie gilt inzwischen durch zahlreiche Studien als bewiesen. Um die Effektivität einer Therapie zu beurteilen, ist die Betrachtung von Veränderungen auf Symptomebene wichtig und notwendig, jedoch nicht allein ausschlaggebend (Merod & Petermann, 2006). So spielen neben störungsspezifischen Aspekten potentielle Wirkfaktoren, die sich oft als bedeutsam für den Verlauf und das Ergebnis einer Therapie herauskristallisiert haben, eine maßgebliche Rolle. Diese Faktoren sind nicht spezifisch für eine besondere Therapietechnik oder Intervention, sondern kommen in den meisten Therapieformen zur Anwendung. 1.8.1 Allgemeine Wirkfaktoren nach Grawe Nach Grawe (1995), der die Wirkfaktorenforschung im deutschsprachigen Raum maßgeblich geprägt hat, hängt der Erfolg einer Therapie von der Realisierung folgender vier allgemeiner Wirkfaktoren ab: Problemaktualisierung, Problembewältigung, motivationale Klärung und Ressourcenaktivierung. Diese Wirkfaktoren sind therapieschulenunabhängig und sollten deswegen in jeder Therapie möglichst optimal umgesetzt werden: Ressourcenaktivierung „Als Ressource können jeder Aspekt des seelischen Geschehens und darüber hinaus der gesamten Lebenssituation eines Patienten aufgefaßt werden, also z. B. motivationale Bereitschaften, Ziele, Wünsche, Interessen, Überzeugungen, Werthaltungen, Geschmack, Einstellungen, Wissen, Bildung, Fähigkeiten, Gewohnheiten, Interaktionsstile, physische Merkmale wie Aussehen, Kraft, Ausdauer, finanzielle Möglichkeiten sowie seine zwischenmenschlichen Beziehungen“ (Grawe & Grawe-Gerber, 1999, S.66). Aufgabe des Therapeuten ist es, positive Eigenschaften des Patienten individuell herauszuarbeiten, sodass sich dieser seiner Fähigkeiten bewusst wird und lernt, diese anzuwenden. Weiterhin werden der Beziehung zwischen Therapeut und Patienten sowie der Behandlungserwartung des Patienten eine hohe Bedeutung in der Therapie beigemessen. Auch sie können als Ressourcen angesehen werden (Grawe & Grawe-Gerber, 1999). 22 Problemaktualisierung Ein weiterer Wirkfaktor ist die Problemaktualisierung oder das “Prinzip der realen Erfahrung” (Grawe, 1995). Hier steht die Prolembewältigung, die über die bewusste und reale Erfahrung des Problems greifbar gemacht werden soll, im Mittelpunkt. In verschiedenen Therapieverfahren kann eine Konfrontation mit dem jeweiligen Problem auf unterschiedliche Arten herbeigeführt werden. So wird dies in der Verhaltenstherapie beispielsweise dadurch erreicht, dass sich der Patient durch Expositionsübungen seinen Ängsten stellen muss. Eine Gesprächstherapie kann dazu führen, dass beim Patienten schmerzhafte und emotionale Gefühle ausgelöst werden, die dieser zu verstecken versucht. Deshalb sollte immer darauf geachtet werden, dass neben der Problemaktualisierung eine gleichzeitige Ressourcenaktivierung stattfindet (Gassmann & Grawe, 2006). Weitere therapeutische Techniken sind Rollenspiele oder Gruppendiskussionen, durch die Probleme aktualisiert werden können. Aktive Hilfe zur Problembewältigung Beim Wirkprinzip der aktiven Hilfe zur Problembewältigung wird der Patient vom Therapeuten angeleitet an ein bestimmtes Problem heranzugehen und es zu lösen. Dies führt zu einer positiven Kompetenzerwartung und stärkt das Selbstvertrauen (Grawe, 1995). In der Gruppentherapie wird dieses Wirkprinzip durch das Erarbeiten von Strategien zur Problemlösung einerseits und durch die Verstärkung eines positven Selbstkonzepts andererseits realisiert. Klärungsarbeit Ein weiterer von Grawe (1995) beschriebener Wirkfaktor ist die Problemklärung. Hierbei soll der Patient sich seiner eigenen Verhaltensweisen bewusst werden, diese verstehen und eventuell sein Verhalten aktiv verändern (Grawe, 1995). Nach Grawe geht die Klärungsarbeit immer mit der Bewältigungsarbeit einher. In der Gruppentherapie kann Problemklärung realisiert werden, indem zu Beginn der Therapie Ziele gesteckt werden, wobei die problematischen Verhaltensweisen im Hinblick auf die Erreichung dieser Ziele vorher besprochen werden. 23 1.8.2 Effektivität der allgemeinen Wirkfaktoren Die genannten allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) wurden in verschiedenen Prozess-Outcome-Studien auf ihre wechselseitigen Beziehungen untereinander und den Einfluss auf das Therapieergebnis untersucht (z.B. Grawe, 1996; Regli et al., 2000; Gassmann & Grawe, 2006; Flückiger et al., 2009; Stangier et al., 2010). In diesen Studien wurde unter anderem nachgewiesen, dass die Ressourcenaktivierung in Verbindung mit einer guten Therapiebeziehung eine bedeutende Grundvorraussetzung für eine erfolgreiche Problemklärung sowie Behandlung darstellt (z.B. Grawe, 1995; Regli et al., 2000; Flückiger et al., 2009). Zusätzlich trägt eine positive Therapieerwartung, die auch als Ressource angesehen werden kann, zum Behandlungserfolg bei (Grawe & Grawe-Gerber, 1999). Weiterhin zeigte sich, dass die Patienten am besten von einer Therapie profitieren, in der neben der Problemaktivierung eine gleichzeitige Ressourcenaktivierung stattfindet (Gassmann & Grawe, 2006). Fest steht, dass allgemeine Wirkfaktoren einen Einfluss auf das Therapieergebnis haben. Unklar ist jedoch, welchen Anteil die allgemeinen Wirkfaktoren am Therapie-Outcome haben. Der Einfluss von unspezifischen und spezifischen Wirkfaktoren auf das Therapieergebnis wird in verschiedenen Studien in einem Verhältnis von 1:1 bis 4:1 angegeben (z.B. Barker et al., 1988; Lambert, 1992; Lambert & Ogles, 2004). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es noch immer keine einheitliche Konzeption der allgemeinen Wirkfaktoren gibt. So existieren neben den von Grawe (1995) beschriebenen Faktoren auch andere Modelle, die weitere Wirkprinzipien zu den allgemeinen Wirkfaktoren zählen. Zur Erfassung dieser Faktoren, die den Therapieprozess wesentlich beeinflussen, gibt es für die Therapie mit Erwachsenen bereits diverse Fragebogen. Der Transfer in den Kinder- und Jugendbereich fehlt bis jetzt weitgehend. In der aktuellen Forschung rückt die Frage in den Vordergrund, inwiefern allgemeine Wirkfaktoren für die Kinder- und Jugendtherapie von Bedeutung sind, die sich in der Therapie von Erwachsenen bereits als wesentliche Kriterien für die Bewertung des Behandlungserfolgs erwiesen haben (Merod & Petermann, 2006). So könnte eine Rückmeldung über diese Faktoren in der Therapie den Behandlungsprozess optimieren (Harmon et al., 2005, Miller et al., 2005). Im deutschsprachigen Raum wurde die Wirkfaktorenforschung maßgeblich von Klaus Grawe geprägt. Daher wurde in dieser Studie ein Fragebogen konzipiert, der sich an die von Grawe (1995) beschriebenen Faktoren anlehnt. Darüberhinaus wurde auf eine altersangemessene Umsetzung des Fragebogens im Hinblick auf Art, Formulierung und Umfang wert gelegt. 24 1.9 Fragestellung Das SAVE-Programm (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) strebt eine Verbesserung der allgemeinen Alltagsbewältigung durch Verbesserung der Aufmerksamkeit sowie des Organisations- und Planungsvermögens, eine Steigerung der Selbstkontrolle und der Emotionsregualtion an. Es wurde bisher nur auf seine Durchführbarkeit, Machbarkeit und Effektivität mit einer Gruppe von N = 12 Probanden überprüft. Zum einen ist es ein Anliegen dieser Studie die kurzfristige Effektivität mit Hilfe einer größeren Stichprobe und eines kontrollierten Studiendesigns nochmals zu messen. Zum anderen soll ermittelt werden, inwiefern neben den spezifischen Effekten der Intervention im Verlauf der Therapie allgemeine Wirkfaktoren, die sich in der Therapie mit Erwachsenen als wesentliche Kriterien für die Qualität des Verlaufs und Behandlungserfolgs erwiesen haben, greifen und ob diese unmittelbar erfassbar sind. Zusätzlich wird die Bewertung der Sitzungen aus Sicht der Jugendlichen deskriptiv analysiert. Die vorliegende Studie, die Teil einer größeren Studie ist, gliedert sich in eine Prä-, Verlaufs- und Postmessung und soll einen Beitrag zur Vervollständigung und Publikation des SAVE-Trainingsprogramms leisten. 25 2. Material und Methoden In diesem Teil der Arbeit werden zunächst das Versuchsdesign, der Ablauf der Datenerhebung und die verwendeten Instrumente beschrieben. Anschließend erfolgt eine Beschreibung des Trainingsprogramms und eine Charakterisierung der in die Studie aufgenommenen Stichprobe. Abschließend werden die zu untersuchenden Hypothesen, die Forschungsfrage, deren Operationalisierungen, sowie die statische Auswertung dargestellt. 2.1 Studiendesign und Studienablauf 2.1.1 Design und Erhebungszeitpunkte Die Interventionstudie wurde mit insgesamt acht Gruppen durchgeführt und erfolgte innerhalb eines quasi-experimentellen, kontrollierten Designs mit Eigenkontrollgruppe. Die zur Hypothesenprüfung benötigten Daten wurden zu folgenden Messzeitpunkten erhoben: Zu Beginn durchlief jeder Teilnehmer eine Eingangsdiagnostik (Testzeitpunkt 1, T1), die in einem Zeitraum von zwei Wochen durchgeführt wurde. Zehn Wochen später bzw. kurz vor Beginn der ersten Trainingssitzung erfolgte eine Prä-Messung (Testzeitpunkt 2, T2). Diese zehn Wochen dienten als Kontrollzeitraum für eine mögliche Veränderungsmessung bereits vor Trainingsbeginn. Zur Verlaufsdiagnostik wurden zum Ende einer jeden Sitzung Daten erhoben. Zusätzlich fanden zur Erfassung der Verlaufsdiagnostik weitere Befragungnen nach Abschluss der fünften Trainingssitzung statt, und im direkten Anschluss an das Training erfolgte eine Post-Messung (Testzeitpunkt 3, T3). Diese Dissertation ist Teil einer größeren Studie. Im Gesamtprojekt gibt es noch zwei weitere Follow-upMesszeitpunkte jeweils zehn bzw. 20 Wochen nach Abschluss des Trainings, die an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollen, jedoch nicht mit in die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit einfließen. Alle zur Hypothesenprüfung dieser Arbeit erforderlichen Erhebungszeitpunkte sind in Abbildung 1 ersichtlich. 2.1.2 Ein- und Ausschlusskriterien Das Behandlungsprogramm wurde für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren konzipiert, die nach ICD-10 unter einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0), einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (F90.1) oder einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8) leiden. Der Einschluss von Jugendlichen mit komorbiden Störungen (z.B. mit zusätzlicher depressiver Symptomatik, Suchtproblematik) war nur möglich, sofern diese nicht das Störungsbild des Jugendlichen dominierten und eine andere Behandlung notwendig machten. Jugendliche mit vordergründig komorbiden Störungen wurden am Ende der Eingangsdiagnostik über weitere Therapiemöglichkeiten 26 aufgeklärt und gegebenenfalls an zuständige Kontaktstellen verwiesen. Patienten, die sich zum Zeitpunkt der Studie in stationärer oder in ambulanter psychotherapeutischer Behandlung befanden, konnten nicht an der Studie teilnehmen. Es wurden Patienten mit und ohne medikamentöse Behandlung in die Studie eingeschlossen. Die Medikation sollte jedoch mindestens einen Monat vor Beginn des Trainingsprogramms stabil eingestellt sein und während der Trainingsperiode um nicht mehr als zehn Prozent verändert werden. Zusätzlich wurde ein durchschnittliches kognitives Leistungsniveau (IQ≥85) zur Teilnahme an dem Trainingsprogramm vorausgesetzt. 2.2 Durchführung Die durch die Ethikkommission der Universität Ulm bewilligte Durchführung der Studie, teilte sich über einen Zeitraum von März 2010 bis März 2012 in drei Phasen auf. Zu Beginn fanden die Rekrutierung und die Eingangsdiagnostik statt. Anschließend erfolgte die Durchführung des Gruppentrainings. Die Enddiagnostik und die Follow-up-Untersuchungen in der zehnten bzw. 20. Woche nach dem Training sind der letzten Phase zuzuordnen. Alle drei Phasen fanden in den Räumlichkeiten der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm statt. Informationsveranstaltungen, Diagnostik- und Trainingstermine wurden für alle Probanden am späten Nachmittag oder in den Ferien durchgeführt, um den Schul- bzw. Arbeitsalltag der Jugendlichen nicht einzuschränken. Die Rekrutierung einschließlich der Eingangsdiagnostik erstreckte sich über einen Zeitraum von 16 Monaten, von März 2010 bis Juli 2011. Über die Institutsambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm, kooperierende Kinder- und Jugendpsychiatrische Praxen und die schulpsychologischen Beratungsstellen im Umkreis von Ulm konnten Flyer zur Studie in Umlauf gebracht werden. Interessenten hatten die Möglichkeit, einen Informationsabend über das Trainingsprogramm und den Studienablauf zu besuchen und wurden gleichzeitig darüber aufgeklärt, dass die erhobenen Daten der berufsüblichen Schweigepflicht unterliegen, anonym behandelt und zu rein wissenschaftlichen Zwecken in Anspruch genommen werden. Zum Abschluss der Informationsveranstaltung sowie bei Interesse einer Teilnahme am Trainingsprogramm unterschrieben die Jugendlichen und ihre Erziehungsberechtigten eine schriftliche Einverständniserklärung sowie eine Schweigepflichtsentbindung für die ambulanten bzw. niedergelassenen Behandler (In Anhang A lassen sich Flyer und schriftliche Einverständniserklärung einsehen.) Die Eingangsdiagnostik erfolgte an drei bis vier Terminen mit den Jugendlichen und ihren Erziehungsberechtigten. Der erste Termin bestand aus einem semistrukturierten Interview, bei dem Jugendliche und Erziehungsberechtigte getrennt voneinander befragt wurden. Das 27 Interview wurde mit Hilfe des K-SADS-PL (s. Kapitel 1.3.1.1.) durchgeführt. Zur Intelligenzdiagnostik und einer Exploration von Symptomen, Erwartungen, Zielen und Ressourcen konnte der Jugendliche alleine erscheinen. Zusätzlich wurden von den Jugendlichen und ihren Erziehungsberechtigten die erforderlichen Fragebögen (s. Kapitel 1.3.) ausgefüllt. Abschließend erfolgte ein Termin zur Erläuterung der erhobenen Daten und der Diagnosestellung. Die Durchführung des Trainings erstreckte sich von Oktober 2010 bis Mitte November 2011. Die Probanden wurden aufgrund des Störungsbildes einer AD(H)S, und um ein möglichst ruhiges Arbeitsklima gewährleisten zu können, in Gruppen mit maximal acht Jugendlichen aufgeteilt. Auf diese Weise entstanden insgesamt acht Gruppen, die quasirandomisiert anhand des Anmeldungszeitraums, des Alters (zwölf bis 15 Jahre vs. 16 bis 18 Jahren) und unter Beachtung terminlicher Verfügbarkeit zusammengesetzt wurden. Die Durchführung der Trainingssitzungen erfolgte anhand des Trainingsmanuals. Die Trainingsgruppen wurden von jeweils zwei speziell für dieses Programm geschulten Trainern angeleitet. Die Aufteilung der Trainer über das Trainingsprogramm hinweg erfolgte folgendermaßen: Die ersten vier Gruppen wurden von einer approbierten Psychotherapeutin für Kinder- und Jungendlichen-psychiatrie und der Autorin dieser Arbeit duchgeführt. Für die letzten vier Gruppen übernahm die oben genannte Psychotherapeutin gemeinsam mit einer Diplomandin der Psychologie die Leitung des Trainingsprogramms. In der jeweiligen Gruppe blieben die Trainer über die zehn Sitzungen hinweg konstant. Die Supervision erfolgte durch eine approbierte Diplompsychologin. Zur Enddiagnostik wurden direkt im Anschluss an das Training die zum Testzeitpunkt 3 angegebenen Fragebögen eingesetzt. Diese wurden mit einem frankierten Rückumschlag an die Teilnehmer verschickt. Die vorliegende Untersuchung konnte Ende November 2011 abgeschlossen werden. Die Darstellung zur Durchführung dieser Studie mit den dazugehörigen Messzeitpunkten ist in Abbildung 1 einsehbar. 28 Abbildung 1: Schematische Darstellung des Untersuchungsablaufs und der Erhebungszeitpunkte des Studiendesigns. Anmerkungen. T= Testzeitpunkt, die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes 2.3 Material In diesem Teil der Arbeit werden zunächst die zur Diagnosestellung und Hypothesenprüfung verwendeten Instrumente beschrieben. Es folgt die detaillierte Beschreibung des Trainingsprogramms. 2.3.1 Instrumente 2.3.1.1 Erfassung der emotionalen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL) Die Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL; Delmo et al., 2000), für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren, besteht aus einem semistrukturierten diagnostischen Interview, das für die Erfassung gegenwärtiger und zurückliegender Episoden psychischer Störungen nach DSM-IV entwickelt wurde. Erfragt wer29 den affektive und psychotische Störungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Verhaltensstörungen, Substanzmissbrauch sowie Ess- und Ticstörungen. Zunächst werden die Eltern, dann das Kind nacheinander interviewt. Das K-SADS-PL setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Im Screening-Interview werden für jede mögliche Diagnose die Hauptsymptome abgefragt. Treffen diese zu, folgt das Erweiterungsinterview, in dem speziell auf jede einzelne Störung eingegangen wird. Ergeben sich bei der Durchführung des ScreeningInterviews keine Anhaltspunkte für derzeitige oder zurückliegende psychische Störungen, müssen die restlichen Abschnitte des K-SADS-PL nicht abgefragt werden. In Untersuchungen zur Interrater-Reliabilität wurden sehr gute Übereinstimmungen von 93 bis 100 Prozent gefunden (Kaufmann et al., 2000). In der vorliegenden Studie wurde vor allem der Erweiterungstest im Bereich Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung zur Diagnosevergabe abgefragt. Die Durchführung des Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL) erfolgte ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien. Child Behavior Checklist: Elternfragebogen (CBCL/4-18) Der Elternfragebogen (CBCL/4-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a) erfasst im Elternurteil das Verhalten von Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 18 Jahren. Der erste Teil des Fragebogens beschäftigt sich mit den Kompetenzen des Kindes bzw. Jugendlichen, die anhand von drei Unterskalen (Aktivität, soziale Kompetenzen, Schule) erfragt werden. Der zweite Teil setzt sich aus 120 Items zusammen, in denen Verhaltensauffälligkeiten, emotionale Auffälligkeiten und körperliche Beschwerden erfasst werden. Auf einer dreistufigen Skala, von 0 = „nicht zutreffend“ bis 2 = „genau oder häufig zutreffend“, kann die entsprechende Ausprägung in dem Beurteilungszeitraum der letzten sechs Monate eingeschätzt werden. Die 120 Items beinhalten acht Problemskalen, die unter anderem in zwei übergeordnete Gruppen eingeteilt werden können: Internalisierende Störungen beinhalten die Subskalen „Sozialer Rückzug“, „Körperliche Beschwerden“ und „Angst/Depression“, und externalisierende Störungen sind aus den Subskalen „Dissoziales Verhalten“ und „Aggressives Verhalten“ zusammengesetzt. Zu keiner der beiden Gruppen zuzuordnen sind die Problemskalen „Soziale Probleme“, „Schizoid/Zwanghaft“ und „Aufmerksamkeitsprobleme“. Zusätzlich kann ein Gesamtauffälligkeitswert über alle Syndromskalen errechnet werden. Anhand der Rohwerte lassen sich für alle Syndromskalen, sowie für die zwei übergeordneten Gruppen und den Gesamtauffälligkeitswert, die T-Werte ermitteln. Für die Syndromskalen gelten Werte von T = 0-66 als 30 klinisch unauffällig, Werte, die zwischen T = 67-70 liegen, als grenzwertig auffällig, und Werte, die über T = 70 hinausgehen werden als klinisch auffällig beurteilt. Für die übergeordneten Gruppen sowie für den Gesamtauffälligkeitswert werden Werte von T = 63 bereits als klinisch auffällig erachtet, Werte zwischen T = 60-63 liegen im Grenzbereich zwischen unauffällig und auffällig. Reliabilität und faktorielle Validität der Problemskalen wurden in einer repräsentativen deutschen Stichprobe weitgehend bestätigt (Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a). Die Auswertung der 120 Items des zweiten Teils erfolgte computergestützt anhand der alters- und geschlechtsentsprechenden Normen. Die Ergebnisse beider Teile des Fragebogens dienten ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien. Child Behavior Checklist: Youth Self Report (YSR/11-18), Fragebogen für Jugendliche Der Fragebogen für Jugendliche (YSR/11-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998b) wurde auf Basis des Elternfragebogens (CBCL/4-18), für Kinder und Jugendliche von elf bis 18 Jahre, entwickelt und erfasst das Selbsturteil der Jugendlichen im Bezug auf eigene Kompetenzen, Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Auffälligkeiten. Der Aufbau der beiden Fragebögen ist größtenteils identisch, bis auf die Items, die sich als ungeeignet für das Selbsturteil Jugendlicher erwiesen. Diese wurden durch Items ersetzt, die positive, sozial erwünschte Verhaltensweisen beschreiben. Die Beurteilung der Problem-Items anhand der dreistufigen Skala, sowie die Einteilung der Syndromskalen und der zwei übergeordneten Gruppen, ist zu der des Elternfragebogens identisch. Die internen Konsistenzen für den Gesamtauffälligkeitswert bewegen sich zwischen Cronbachs α = .94 bis Cronbachs α = .95. Für die übergeordneten Bereiche lassen sich ebenfalls gute bis sehr gute interne Konsistenzen zwischen Cronbachs α = .88 und Cronbachs α = .91 feststellen. Die Auswertung erfolgte entsprechend der des Elternfragebogens (CBCL/4-18). Die Ergebnisse beider Teile des Fragebogens dienten ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien. Child Behavior Checklist: Teacher Report Form (TRF/6-18), Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen Der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen, Teacher Report Form (TRF/6-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1993), für Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren, wurde ebenfalls anhand des CBCL/4-18 entwickelt und erfasst das Lehrerurteil. Im ersten Teil erfolgt die Beurteilung schulischer Leistungen, 31 des Arbeitsverhaltens und sozialer Kompetenzen. Der zweite Teil wurde so verändert, dass die Items, die ausschließlich in der Familie sichtbare Verhaltensweisen erfassen, ersetzt wurden durch Items, die Verhaltensweisen erfassen, die der Lehrer in der Schule beobachten kann. Die Beurteilung der Problem-Items anhand der dreistufigen Skala, sowie die Einteilung der Syndromskalen und der zwei übergeordneten Gruppen, ist mit der des Elternfragebogens identisch. Für die übergeordneten Bereiche und den Gesamtauffälligkeitswert liegen gute bis sehr gute interne Konsistenzen (Cronbachs α ≥ .88) vor. Bis auf die Syndromskala Schizoid/Zwanghaft weisen alle weiteren Syndromskalen ausreichende interne Konsistenzen für eine Individualdiagnostik auf. Die Auswertung erfolgte entsprechend des Elternfragebogens (CBCL/4-18). Die Ergebnisse beider Teile des Fragebogens dienten ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien. 2.3.1.2 Erfassung der hyperkinetischen Symptomatik Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (SBB-HKS) Der Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (SBB-HKS; Döpfner et al., 2008), für Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren, erfasst die 18 Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV, die eine Diagnose einer hyperkinetischen Störung (F90.0/F90.1) oder einer einfachen Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8) nach ICD-10 bzw. einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (314.xx) nach DSM-IV zulassen. Insgesamt 20 Items sind zu den Skalen Aufmerksamkeitsstörung (neun Items), Überaktivität (sieben Items) und Impulsivität (vier Items) zusammengefasst. Anhand einer vierstufigen Skala von 0 = „gar nicht“ bis 3 = „besonders“ kann der Jugendliche den Schweregrad des jeweiligen Symptoms selbst einschätzen. Der Fragebogen kann in zwei Ebenen - dimensional und kategorial - ausgewertet werden. Für eine dimensionale Auswertung werden die zu den drei Skalen (Aufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität) zugeordneten Items jeweils zusammengezählt und durch die Anzahl der Beurteilungen dividiert. Zusätzlich lässt sich ein Kennwert für die Gesamtskala ermitteln, indem alle Items addiert werden. Bei einer kategorialen Auswertug kann durch die Selbstbeurteilung des Jugendlichen über die vierstufige Skala (von 0 = „gar nicht“ bis 3 = „besonders“) ein Hinweis auf obengenannte Diagnosen nach ICD-10 und DSM-IV vorliegen. Dieser Verdacht muss jedoch durch den Arzt oder Psychologen nochmals bestätigt werden. Die internen Konsistenzen der Skalen und der Gesamtskala liegen mit Werten zwischen Cronbachs α = .69 und Cronbachs α = .94 im zufriedenstellenden bis sehr guten Bereich. Der Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (SBB-HKS) wurde in der vor32 liegenden Studie, bis auf die zur Verlaufsdiagnostik dienenden Datenerhebung nach jeder Sitzung, zu allen vorhandenen Testzeitpunkten eingesetzt. Die Auswertung erfolgte anhand der im Manual festgelegten altersentsprechenden Normen. Eine kategoriale Auswertung wurde nicht durchgeführt, da die Diagnose-Vergabe anhand des Kiddi-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL), der bereits in Kapitel 1.3.1.1. beschrieben wurde, erfolgte. Zur Effektivitätsmessung wurden die dimensionalen Skalenwerte sowie der Gesamtwert der Symptomstärke verwendet. Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) Mit Hilfe des Fremdbeurteilungsbogens für hyperkinetische Störungen (FBB-HKS; Döpfner et al., 2008) werden analog zum Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (SBB-HKS) die Symptomkriterien durch Eltern, Lehrer und Erzieher eingeschätzt. Die beiden Fragebögen sind gleichermaßen aufgebaut. In einem zweiten Teil des FBB-HKS werden zusätzliche Diagnosekriterien abgefragt, um die klinische Bedeutsamkeit der Symptome, Generalisierungsgrad der Symptomatik auf verschiedene Lebensbereiche sowie Störungsbeginn und Dauer der Symptomatik zu erfassen. Darüber hinaus werden anhand von sechs Items Kompetenzen in den Bereichen Ausdauer, Aufmerksamkeit und Reflexivität ermittelt, die sich zu einer Kompetenz-Skala zusammenfassen lassen. Die Beurteilung der Zusatzkriterien erfolgt durch eine vier- (von 0 = „gar nicht“ bis 3 = „besonders“) bzw. zweistufige (stimmt nicht - stimmt) Antwortskala. Der FBB-HKS kann ebenfalls dimensional und kategorial ausgewertet werden. Die internen Konsistenzen der Skalen und der Gesamtskala liegen mit Werten zwischen Cronbachs α = .78 und Cronbachs α = .95 im befriedigenden bis sehr guten Bereich. Der Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) wurde in der vorliegenden Studie, bis auf die zur Verlaufsdiagnostik dienenden Datenerhebung nach jeder Sitzung, zu allen vorhandenen Testzeitpunkten eingesetzt. Die Auswertung erfolgte anhand der im Manual festgelegten altersentsprechenden Normen. Da die Diagnose-Vergabe anhand des Kiddi-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL) erfolgte, wurde hier ebenfalls auf eine kategoriale Auswertung sowie auf die Auswertung des zweiten Teils des Fragebogens verzichtet. Zur Effektivitätsmessung wurden die dimensionalen Skalenwerte sowie der Gesamtwert der Symptomstärke vewendet. 33 2.3.1.3 Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit Der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder IV (HAWIK-IV) Der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK-IV; Petermann & Petermann, 2007) ist ein psychologisch-pädagogisches Testverfahren zur umfassenden Beurteilung der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 16 Jahren. Die Testbatterie besteht aus 15 Untertests: Mosaik-Test, Gemeinsamkeiten finden, Zahlen nachsprechen, Bildkonzepte, Zahlen-Symbol-Test, Wortschatz-Test, Buchstaben-Zahlen-Folgen, Matrizen-Test, Allgemeines Verständnis, Symbol-Suche, Bilder ergänzen, Durchstreich-Test, Allgemeines Wissen, Rechnerisches Denken, Begriffe erkennen. Die fünf letzteren Tests können optional durchgeführt werden, gehen aber nur mit in die Berechnung der IQ-Werte ein, wenn sie einen anderen Untertest ersetzen. Um das Leistungsniveau und die kognitive Funktionsfähigkeit des Individuums darstellen zu können, sind die Subtests in vier Indizes (Sprachverständnis, Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, Arbeitsgedächtnis, Arbeitsgeschwindigkeit) eingeteilt, aus denen sich ein GesamtIQ errechnen lässt. Die Reliabilitäten der Indexwerte bewegen sich zwischen r = .87 und r = .94. Die Messgenauigkeit des Gesamt-Intelligenzquotienten liegt mit r = .97 im sehr guten Bereich. Durch exploratorische Faktorenanalysen ließ sich die interne Struktur bzw. das Vorhandensein der fünf Indizes bestätigen. Die Auswertung erfolgte auf Grundlage der im Testmanual angegebenen altersspezifischen Normen. Die Durchführung des Intelligenztests erfolgte ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien (IQ<85). Der Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene (WIE) Der Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene (WIE; Aster et al., 2006) ist ein individuelles Testverfahren zur umfassenden Beurteilung der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten von Erwachsenen im Alter von 16 bis 89 Jahren. Die Testbatterie besteht aus 13 Untertests: Bilder ergänzen, Wortschatz-Test, Zahlen-Symbol-Test, Gemeinsamkeiten finden, MosaikTest, Rechnerisches Denken, Matrizen-Test, Zahlen nachsprechen, Allgemeines Wissen, Bilder ordnen, Allgemeines Verständnis, Symbolsuche und Buchstaben-Zahlen-Folgen. Daraus lassen sich drei IQ- (Verbal-, Handlungs- und Gesamt- IQ) und vier Indexwerte (sprachliches Verständnis, Wahrnehmungsorganisation, Arbeitsgedächtnis und Arbeitsgeschwindigkeit) ableiten. Die Reliabilitäten der Indizes liegen mit Werten zwischen r = .87 und r = .98 im guten bis sehr guten Bereich. Für die übergeordneten Intelligenz-Werte lassen sich sehr gute Reliabilitäten zwischen r = .91 und r = .98 nachweisen. 34 Die Auswertung erfolgte auf Grundlage der im Testmanual angegebenen altersspezifischen Normen. Die Durchführung des Intelligenztests erfolgte ausschließlich zum Testzeitpunkt 1 im Rahmen der Eingangsdiagnostik zur Überprüfung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien (IQ<85). 2.3.1.4 Erfassung allgemeiner Wirkfaktoren Fragebogen zur Erfassung der Erwartungen an das Trainingsprogramm (FB-Trainingserwartungen) Der Fragebogen zur Erfassung der Erwartungen an das Trainingsprogramm (FBTrainingserwartungen) wurde speziell zur Prozessevaluation des „SAVE“-Trainings in einer Version für Jugendliche und einer Version für Erwachsene konstruiert. In zwölf Items, welche sich auf einer siebenstufigen Skala von „keine Erwartung/stimmt gar nicht“ bis „hohe Erwartung/stimmt genau“ beurteilen lassen, können Erwartungen bezüglich Verbesserungen in Ausbildung/ Schule, Familie, Freizeit und Alltagsorganisation, der Reduktion der verschiedenen AD(H)S-Symptome (Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität) sowie Erwartungen an das Gruppenklima, den Wissenszuwachs und das Vertrauen zu den Trainern angegeben werden. Alle im Fragebogen zusammengestellten Items lassen sich zu einem Gesamtwert aufsummieren. Der Fragebogen zur Erfassung der Erwartungen an das Trainingsprogramm (FBTrainingserwartungen) wurde ausschließlich in der Version für Jugendliche zum PräMesszeitpunkt (Testzeitpunkt 2) eingesetzt. Die Auswertung erfolgte durch die Summation der Items zu einem Gesamt-Erwartungs-Wert. Eine Überprüfung der internen Konsistenzen des Messinstruments folgt im Ergebnisteil. Fragebogen zur Bewertung der heutigen Sitzung (FB-Sitzungsbewertung) Der Fragebogen zur Bewertung der heutigen Sitzung (FB-Sitzungsbewertung) wurde speziell für die Studienteilnehmer zur Prozessevaluation des „SAVE“- Trainings entwickelt und soll die allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) erfassen. Der Fragebogen beinhaltet die vier allgemeinen Wirkfaktoren „Problembewältigung“, „Problemaktualisierung“, „Ressourcenaktivierung“ und „Problemklärung“, zu denen die insgesamt 14 Items folgendermaßen zugeordnet sind: Zur Subskala „Problembewältigung“ sind die drei Items “Was ich heute gelernt habe hilft mir im Alltag, in der Schule/am Arbeitsplatz und in der Familie” zugeordnet. Die Subskala „Problemaktualisierung“ setzt sich aus den Items “Verbesserung der Hyperaktivität, der Unruhe, der Aufmerksamkeit und der Impulsivität” zusammen. Die Subskala „Ressourcenaktivierung“ beinhaltet die drei Items “Wohlfühlen in der Gruppe”, “Vertrauen zu den Trainern” und “Stärken erkennen” und die Subskala „Prob35 lemklärung“ setzt sich aus den zwei Items “Wissenszuwachs” und “Besseres Verständnis problematischer Verhaltensweisen” zusammen. Die Items lassen sich auf einer siebenstufigen Skala von 0 = „keine Erwartung/stimmt gar nicht“ bis 6 = „hohe Erwartung/stimmt genau“ beantworten. Alle im Fragebogen zusammengestellten Items lassen sich zu einem Gesamtwert von bis zu 84 Punkten aufsummieren. Der Fragebogen zur Bewertung der heutigen Sitzung (FB-Sitzungsbewertung) wurde nach jeder Sitzung zur Sitzungsevaluation und Erfassung der allgemeinen Wirkfaktoren eingesetzt. Die Auswertung erfolgte durch die Addition der jeweiligen Items. Eine Überprüfung der internen Konsistenzen des Messinstruments folgt im Ergebnisteil. Einen Überblick über alle eingesetzten Instrumente und die entsprechenden Messzeitpunkte gibt Abbildung 2. Abbildung 2: eingesetzte Messinstrumente mit zugehörigen Messzeitpunkten. Anmerkungen. T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes 36 2.4 Beschreibung des Trainingsprogramms 2.4.1 Trainingsprogramm: Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (SAVE) Das in der Studie realisierte kognitiv-behaviorale Trainingsprogramm Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (SAVE; Spröber & Grieb 2008) wurde bereits 2008 von Jasmin Grieb und Dr. Nina Spröber entwickelt und in einer Pilotstudie durchgeführt. Als inhaltliche Grundlage dienten das kognitiv-behaviorale Einzeltherapieprogramm zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ADHS in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung von Safren et al. (2005a, 2005b) und die ins Deutsche übersetzte und für Gruppen aufbereitete Version von Spröber und Helmes (2007). 2.4.1.1 Ziele des Trainingsprogramms Die nach Durchführung des Trainings erwarteten Ziele sind im Folgenden aufgelistet: Zielorientierung und Motivierung Steigerung des Wissens über AD(H)S Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung Erlernen von angemessenem Problemlösen Reduktion dysfunktionaler Kognitionen Verbesserung der Emotionsregulation (Impulskontrolle) Selbstmanagement 2.4.1.2 Aufbau des Trainingsprogramms Das Trainingsprogramm setzt sich aus zehn eineinhalb-stündigen Sitzungen zusammen und wird inhaltlich in folgende übergeordnete Elemente unterteilt: Die ersten zwei Sitzungen sind in die Bausteine „Kennenlernen“ (Sitzung eins) und „Mein Weg“ (Sitzung zwei) aufgeteilt. Die Themen „Chaosorganisation und Problemlösen“ werden in den nächsten drei Sitzungen (Sitzungen drei bis fünf) behandelt. Daran schließen die Themenkomplexe „Aufmerksamkeit“ (Sitzungen sechs und sieben) und „Emotionsregulation“ (Sitzungen acht und neun) an. Das „Selbstmanagement“ ist Thema der letzten Sitzung. Die genaue Gliederung und Inhalt der einzelnen Stunden ist in Tabelle 5 ersichtlich. Die Jugendlichen konnten sich jeweils einen „Coach“ bzw. einen Trainingspaten aussuchen, d.h. eine ihm nahestehende Person aus dem Freundeskreis oder der Familie, die während des Trainings bei der Umsetzung von gelernten Techniken in den Alltag helfen und als Ratgeber unterstützend zur Seite stehen sollte. Die „Coaches“ wurden in die zweite und 37 dritte Trainingssitzung zusammen mit den Jugendlichen eingeladen und regelmäßig per EMail über Trainingsabläufe und Alltagsaufgaben informiert. Um nicht in das Autonomiebestreben des Jugendlichen einzugreifen, konnten die Jugendlichen ihre Trainingspaten selbst aussuchen. Eine gesteigerte Gruppenkontingenz konnte mit Hilfe eines Token-Programms umgesetzt werden, indem am Ende des Trainings ein sozialer Verstärker (z. B. ein Pizza-Essen) in Aussicht gestellt wurde, mit der Voraussetzung einer regelmäßigen Ableistung der Alltagsaufgaben. Dies wurde durch eine Punktevergabe für erledigte Alltagsaufgaben am Anfang jeder Sitzung gewährleistet. Tabelle 5: Überblick über die Sitzungsinhalte des Trainingsprogramms SAVE Sitzung Sitzung 1 „Kennenlernen“ Sitzung 2 „Mein Weg“ Sitzungen 3 bis 5 „Chaosorganisation und Problemlösen“ Inhalt Kennenlernen Erwartungen klären Vertraut machen mit Sitzungsstruktur Trainings- und Gruppenvereinbarungen Psychoedukation: eigene AD(H)S-Symptome zuordnen „AD(H)S hat nichts mit Intelligenz oder Faulheit zu tun“ Einbezug Trainingspate Therapiezielplanung Psychoedukation: Was ist AD(H)S, wie entsteht es? Wie kann AD(H)S behandelt werden? Kognitiv-behaviorales Modell der AD(H)S Goldene Regeln zum Einsatz eines Terminkalenders und Notizbuchs Erstellen von Aufgabenlisten mit Hilfe einer ABCEinteilung Entwicklung und Regeln zur Benutzung eines Ablagesystems Fünfstufiger Aktionsplan zum Lösen von Problemen Psychoedukation: Gehirn und Medikamente bei AD(H)S Sitzungen 6 und 7 „Aufmerksamkeit“ Berechnung der Aufmerksamkeitsspanne und Timen von Aufgaben Techniken zur Reduktion der Ablenkung: Neun Schritte zur Verzögerung der Ablenkung Veränderung des Arbeitsplatzes Erinnerungshilfen und Alarmsystem 38 Fortsetzung Tabelle 3: Überblick über die Sitzungsinhalte des Trainingsprogramms SAVE Sitzung Inhalt Sitzungen 8 und 9 „Emotionsregulation“ Sitzung 10 „Selbstmanagement“ Impulsivität erkennen und reduzieren: Gelassenheitsbarometer „Woran erkenne ich meine Gelassenheitsstufen?“ Acht Fragen der Gelassenheit Gelassenheitsübungen: Meine Stärken Liste kritischer Situationen „Meine Gelassenheits-Gedanken“ „Meine Cool-Down-Bewegungen“ Anwendung gelernter Techniken im Selbstmanagement: Entwicklung eines Handlungsplans „Brief an mich selbst“ Überprüfung der Zielerreichung 2.4.1.3 Ablauf der Sitzungen Um eine feste Struktur zu schaffen, ist jede Sitzung in bestimmte aufeinanderfolgende Elemente eingeteilt: Begonnen wird mit einem so genannten Blitzlicht, um die aktuelle Stimmung in der Gruppe zu erfassen. Anschließend folgt eine knappe Wiederholung der letzten Sitzung, sowie eine Überprüfung der Alltagsaufgaben. Der Hauptanteil der Sitzung besteht aus der Erarbeitung des neuen Themas (s. Tabelle 3). Hier werden neue Inhalte besprochen und neue Techniken eingeübt. Zum besseren Krankheitsverständnis und um einen Erfahrungsaustausch der Jugendlichen untereinander gewährleisten zu können, werden regelmäßig psychoedukative Elemente in die Sitzungen miteingebracht. Zur Aufrechterhaltung der nötigen Konzentration sind, neben einer Pause von ca. zehn Minuten, wahlweise ein Actionspiel oder eine Konzentrationsübung feste Bestandteile der Trainingsstunden. Zusätzlich werden durch die Konzentrationsübungen Techniken vermittelt, die auch im Alltag angwandt werden können und als Hilfestellung zur Wiedererlangung der Aufmerksamkeit dienen sollen. Zum Ende jeder Sitzung erfolgt eine Trainingsevaluation durch Fragebögen (s. Abbildung 2) und die Besprechung der zu Hause zu erledigenden Alltagsaufgaben. Die Jugendlichen werden mit einem abschließenden Blitzlicht in die nächste Woche entlassen. 39 2.4.1.4 Trainingsmaterial Das Trainingsprogramm wurde mit Hilfe eines ausgearbeiteten Manuals durchgeführt. Darin enthalten ist für jede einzelne Sitzung eine genaue Beschreibung des Ablaufs, der Inhalte und der einzusetzenden Methoden. Zusätzlich werden Arbeitsblätter und Handouts sowie die Briefe für die Trainingspaten zur Kopie bereitgestellt. Weiterhin wurden im Training kurze Filmausschnitte gezeigt, um das Krankheitsbild und die Wirkung der Medikamente zu veranschaulichen („Johnny Hurrican“, „Quarks & Co- Was ist los mit dem Zappelphilipp?“). Ein Auszug aus dem Trainingsmanual mit Beschreibung der dritten Sitzung kann in Anhang B eingesehen werden. 2.5 Beschreibung der Stichprobe Insgesamt N = 66 Jugendliche durchliefen die Eingangsdiagnostik. Ein Jugendlicher musste ausgeschlossen werden, da er die Diagnosekriterien nicht erfüllte. Von den übrigen N = 65 Jugendlichen haben N = 49 Jugendliche an allen Messzeitpunkten teilgenommen. Die übrigen n = 16 Studienteilnehmer brachen die Studie bereits nach Testzeitpunkt 1 (T1; zehn Wochen vor Trainingsbeginn) aus unterschiedlichen persönlichen Gründen, wie beispielsweise zu viel Stress in der Schule, ab. Diese Personen wurden nicht zur Überprüfung der Hypothesen herangezogen. Von einer Durchführung einer Intent-to-treat-Analyse wurde in diesem Fall abgesehen, da sich alle 16 Personen bereits nach der Eingangsdiagnostik (T1; zehn Wochen vor Beginn der Therapie) gegen eine Teilnahme an der Studie entschieden. Inwiefern sich diese N = 16 Jugendlichen in verschiedenen Variablen von denen, die an der Studie teilgenommen haben unterschieden, zeigt eine Drop-out-Analyse in Kapitel 3.1. Die N = 49 Studienteilnehmer waren im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren (M = 14,14; SD = 1,59), n = 8 (16,3%) davon weiblich, n = 41 (83,7%) männlich. Die gemessenen Gesamt-Intelligenzwerte lagen zwischen = 85 und = 130 (M = 105,53; SD = 11.50). N = 36 der 49 Jugendlichen nahmen Medikamente ein. Keiner der Teilnehmer nahm parallel an einer anderen (nichtmedikamentösen) Behandlung teil. Laut Selbsturteil wurden genügend Kritererien erfüllt um die Diagnosen nach ICD-10 folgendermaßen zu stellen: N = 24 Jugendliche (49%) litten unter einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0) und n = 14 Jugendliche (28,6%) unter einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8). Bei n = 11 (22,4%) Jugendlichen konnte anhand des Selbsturteils keine Diagnose vergeben werden. Im Fremdurteil hingegen zeigten sich nach ICD-10 diese Ergebnisse: N = 26 (53,1%) Jugendliche erhielten die Diagnose einer einfachen Akti40 vitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0), n = 20 Jugendliche (40,8%) die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8) und n = 3 (6,1%) Jugendliche die Diagnose einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (F90.1). Insgesamt konnte anhand der Fragebögen für jeden Studienteilnehmer im Selbst- oder Fremdurteil eine Diagnose vergeben werden. Komorbide Störungen zeigten sich im Selbsturteil bei n = 3 (6,1%) Jugendlichen und im Fremdurteil bei n = 4 (8,2%) Jugendlichen in Form einer leichten depressiven Episode (ICD10; F32.0). Die Diagnose einer schweren depressiven Episode (ICD10; 32.3) wurde nur im Fremdurteil bei n = 1 (2,0%) Jugendlichen vergeben. Weitere komorbide Störungen waren eine isolierte Phobie (ICD10; F40.2) bei n = 1 (2,0%) Jugendlichen im Fremd- und Selbsturteil sowie Zwangsgedanken (ICD10; F42.0) bei n = 1 (2%) Jugendlichen im Selbsturteil. In Abbildung 3 ist ein Überblick über die Vergabe der Diagnosen nach ICD-10 dargestellt. Prozent 60 50 40 Selbsturteil 30 Fremdurteil 20 10 Diagnosen nach ICD-10 0 F90.0 F98.8 F42.0 F90.1 F32.0 F32.3 F40.2 Abbildung 3: Überblick über die Vergabe der Diagnosen nach ICD-10 Anmerkungen. F90.0 = einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung; F98.8 = Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität; F90.1 = hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens; F 32.0 = leichte depressive Episode; F32.3 = schwere depressive Episode; F40.2 = isolierte Phobie; F42.0 = Zwangsgedanken 41 2.6 Prüfung der Hypothesen und Forschungsfragen Für die Hypothesen zur Effektivität (Hypothese 1, H1) und zu den Moderatorvariablen (Hypothese 2, H2) wurden konkrete Annahmen in Form von gerichteten Hypothesen formuliert. Zur weiteren Evaluation des Trainingsprogramms wurde eine explorative Forschungsfrage (Forschungsfrage 1, F1) aufgestellt. Im Folgenden sind die Hypothesen und die Forschungsfrage sowie deren Operationalisierung dargestellt. 2.6.1 Hypothesen und Forschungsfragen H1: Kurzfristige Effektivität des Trainingsprogramms H1a: Direkt nach der Teilnahme an der Intervention haben sich bei den Patienten die AD(H)S-Symptome im Selbsturteil stärker reduziert als während ihrer Wartephase. H1a: Direkt nach der Teilnahme an der Intervention haben sich bei den Patienten die AD(H)S-Symptome im Fremdurteil stärker reduziert als während ihrer Wartephase. H2: Spezifikation der Moderatorvariablen H2a: Patienten mit einer hohen Erwartung an das Trainingsprogramm weisen eine stärkere Symptomreduktion auf als diejenigen mit einer niedrigen Erwartung. H2b: Patienten, die hohe Werte bei der Problembewältigung angeben, weisen stärkere Symptomreduktion auf als diejenigen mit niedrigen Werten. H2c: Patienten, die hohe Werte bei der Problemaktualisierung angeben, weisen eine stärkere Symptomreduktion auf als diejenigen mit niedrigen Werten. H2d: Patienten, die hohe Werte bei der Problemklärung angeben, weisen eine stärkere Symptomreduktion auf als diejenigen mit niedrigen Werten. H2e: Patienten, die hohe Werte bei der Ressourcenaktivierung angeben, weisen eine stärkere Symptomreduktion auf als diejenigen mit niedrigen Werten. F: Forschungsfrage F1: Wie werden die einzelnen Sitzungen von den Teilnehmern bewertet? 2.6.2 Operationalisierung der Hypothesen Die Operationalisierung der Hypothesen und der Forschungsfrage anhand der entsprechenden Instumente wurde bereits in Kapitel 1.3.1. dargestellt. Tabelle 6 gibt einen Überblick über die verschiedenen Hypothesen, die Forschungsfrage und deren Operationalisierungen. 42 Tabelle 6: Operationalisierung der Hypothesen und der Forschungsfrage Hypothese Operationalisierung H1: Kurzfristige Effektivität des Trainingsprogramms H1a: Reduktion der AD(H)S-Symptomatik im Selbsturteil DISYPS-II: SBB-HKS Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben Varianzanalyse mit Messwiederholung H1b: Reduktion der AD(H)S-Symptomatik im Fremdurteil DISYPS-II: FBB-HKS Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben Varianzanalyse mit Messwiederholung H2: Spezifikation von Moderatorvariablen H2a: Moderatorvariable Erwartungshaltung FB-Trainingserwartungen Varianzanalyse mit Messwiederholung H2b: Moderatorvariable Problembewältigung FB-Sitzungsbewertung und DISYPS-II: SBB-HKS Rangkorrelation nach Spearman H2c: Moderatorvariable Problemaktualisierung FB-Sitzungsbewertung und DISYPS-II: SBB-HKS Rangkorrelation nach Spearman H2d: Moderatorvariable Problemklärung FB-Sitzungsbewertung und DISYPS-II: SBB-HKS Rangkorrelation nach Spearman H2e: Moderatorvariable Ressourcenaktivierung FB-Sitzungsbewertung und DISYPS-II: SBB-HKS Rangkorrelation nach Spearman Forschungsfrage Operationalisierung F: Forschungsfrage F1: Bewertungen der einzelnen Sitzungen FB- Sitzungsberwertung deskriptive Itemanalyse Anmerkungen. FB = speziell für Studie entwickelter Fragebogen 43 2.7 Statistische Auswertung Die Daten wurden mithilfe des Software-Programms SPSS Version 18 ausgewertet. Alle Daten wurden per Hand eingegeben und zur Vermeidung von Eingabefehlern doppelt verglichen und mit SPSS überprüft. Das verwendete Signifikanzniveau wurde nach gängigen Konventionen auf ein Alpha-Fehlerniveau von α = .05 festgelegt. Zur Prüfung der Reliabilität der beiden eingens für die Studie erstellten Fragebogen (FBErwartungshaltung und FB-Sitzungsbewertung) wurde eine Konsistenzanalyse anhand von Cronbach`s Alpha vorgenommen. Der Alpha-Koeffizient kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Je höher der Alpha-Wert, desto besser ist die interne Konsistenz. Nach Bortz und Döring (2003) sind Werte zwischen 0.7 und 0.8 als mittelmäßig zu interpretieren, Werte über 0.9 als hoch. Zur Drop-Out-Analyse diente zum Vergleich der beiden Gruppen der exakte Test nach Fisher für zwei unabhängige Stichproben bezüglich verschiedener kategorialer Variablen. Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs und der Verletzung der Normalverteilungsvoraussetzung wurden alle anderen Berechnungen mit Hilfe von nonparametrischen Verfahren analysiert. Dementsprechend wurden weitere Gruppenunterschiede der Drop-Out-Analyse anhand des Mann-Whitney-U-Tests für unabhängige Stichproben getestet. Zur Analyse der Effektivitätshypothese (H1) wurden die Veränderungen der jeweiligen T-Werte interferenzstatistisch auf ihre Signifikanz hin überprüft. Alle zum Einsatz gebrachten Daten wurden anhand des Kolomogorov-Smirnov-Tests auf Normalverteilung überprüft. Der Wilcoxon-Test für zwei abhängige Stichproben diente zur Auswertung des Kontrollzeitraums. Weiterhin wurden mögliche statistisch bedeutsame Veränderungen über die noch verbleidenden Messzeitpunkte hinweg mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse mit Messwiederholung für abhängige Stichproben ermittelt, da diese als robuster gegenüber Verletzungen der Normalverteilungsannahme (Bortz 1999) gilt. Da bei varianzanalytischen Verfahren die Homogenität der Varianzen zu allen Zeitpunkten und zwischen den Gruppen vorausgesetzt wird, wurde die Varianzhomogenität mit dem Sphärizitätstest überprüft. Im Falle eines signifikant positiven (p≥0.1) Mauchly-Tests auf Sphärizität wurde die Anzahl der Freiheitsgrade nach Greenhouse-Geisser korrigiert. Bei einem Greenhouse-Geisser-Wert von Epsilon >0.7 wurde der Huyhn-Feldt-Wert verwendet. Erbrachte der Mauchly-Test kein signifikantes Ergebnis, wurde die Sphärizität angenommen und keine Korrektur der Anzahl der Freiheitsgrade durchgeführt. Signifikante Haupteffekte wurden mittels Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben (Post44 -Hoc-Test) genauer analysiert. Die Ergebnisse wurden zur besseren Vergleichbarkeit der Effektstärke in Cohen`s d (Cohen, 1988) umgerechnet. Für die Bestimmung der Größe des Effekts werden Effektstärken > 0.50 als groß interpretiert, Effektstärken von 0.50 bis 0.30 als moderat und Effektstärken von 0.30 bis 0.10 als klein bzw. < 0.10 als trivial (Bortz & Döring, 2006, S. 606). Analog dazu wurde auch eine Varianzanalyse mit Messwiederholung zur Spezifikation der Moderatorvariablen „Erwartungshaltung“ (H2a) durchgeführt. Die Spezifikation der Variablen „Problembewältigung“ (H2b), „Problemaktualisierung“ (H2c), „Problemklärung“ (H2d) und „Ressourcenaktivierung“ (H2e) erfolgte anhand einer Zusammenhangsanalyse mit Hilfe einer Rangkorrelation nach Spearman. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgte in Anlehnung an einer von Brosius (2006) verfassten Bewertungsskala. So sind Werte < 0.2 als sehr schwache Korrelation zu interpretieren, Werte zwischen 0.4 und 0.6 als mittlere, zwischen 0.6 und 0.8 als starke und > 0.8 als sehr starke Korrelationen einzustufen. Zur deskriptiven Analyse der Forschungsfrage (F1) diente eine einfaktorielle Varianzanalyse mit Post-Hoc-Test zur Messung der Mittelwertveränderungen und um eine Alpha-Fehlerkummulierung ausszuschließen. 45 3 Ergebnisse Der Ergebinsteil ist folgendermaßen gegliedert: Zunächst erfolgt die Darstellung der DropOut-Analyse. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der internen Konsistenzen der studienspezifischen Fragebogen beschrieben. Darauf folgt eine Beschreibung der interferenzstatistischen Auswertung, die die Aufbereitung und Auswertung der Daten, eine varianzanalytische Darstellung zur Überprüfung der Effektivitätshypothese (H1) und die Analyse der potentiellen Moderatorvariablen (H2) umfasst. Abschließend folgt die Beschreibung der deskriptiven Auswertung der Forschungsfrage (F1). 3.1 Drop-Out-Analyse Eine Drop-Out-Analyse wurde durchgeführt, um zu ermitteln in welchen Variablen sich die N = 16 Personen, die bereits nach der Eingangsdiagnostik ausgeschieden sind, von den anderen Studienteilnehmern (N = 49) unterschieden. Verglichen wurden die beiden Gruppen mit Hilfe des exakten Tests nach Fisher für zwei unabhängige Stichproben bezüglich der kategorialen Variablen Diagnose von hyperkinetischen Störungen nach ICD-10, Medikation und Geschlecht. Es zeigte sich, dass die Diagnose einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ICD-10: F90.0) in beiden Gruppen mit einer vergleichbaren Häufigkeit vergeben wurde (Chi² - Test/ Exakter Test nach Fisher = 2.21; p = 0.14). Da die Diagnosen einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ICD-10: F98.8) und einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F90.1) in beiden Gruppen zu selten vergeben wurden, konnte ein Vergleich beider Gruppen nur deskriptiv erfolgen. Für eine Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ICD- 10: F 98.8) konnte bei den Studienteilnehmern ein Prozentsatz von 40,80 Prozent festgestellt werden, für die DropOut-Gruppe lediglich ein Prozentsatz von 18,75 Prozent. Eine vergleichbare Diagnosehäufigkeit zeigte sich wiederum in beiden Gruppen für die hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F 90.1). Diese Diagnose wurde bei 6,10 Prozent der Studienteilnehmer und 6,25 Prozent der Drop-Out-Gruppe vergeben. Bei 18,75 Prozent der Drop-Out-Gruppe konnte aufgrund fehlender Daten keine Diagnose gestellt werden. In der Drop-out-Gruppe waren 37,5 Prozent Mädchen, in der Teilnehmergruppe nur 16,3 Prozent. Zusätzlich wurde festgestellt, dass in der Drop-out-Gruppe signifikant weniger Jugendliche Medikamente einnahmen als in der Teilnehmergruppe (Chi² - Test/ Exakter Test nach Fisher = 9.09; p = 0.03). Tabelle 7 zeigt eine Übersicht der Variablen Geschlecht, Diagnose nach ICD-10 und Medikation im Vergleich der beiden Gruppen. 46 Tabelle 7: Vergleich der Trainingsteilnehmer (N=49) und Probanden der Drop-Out-Gruppe (N=16) bezüglich der Medikation, des Geschlechts und der gestellten Diagnosen nach ICD-10 Vergleichsmaß Drop-Out-Gruppe Chi²/ exakter (N=16) Teilnehmer (N=49) p Test nach Fisher Diagnosen nach ICD-10 F 90.0 53,10 % 56,25 % 2.21 0.14 F98.8 40,80 % 18,75 % --- --- F90.1 6,10 % 6,25 % --- --- keine Angabe 0,00 % 18,75 % --- --- Medikation 73,47 % 31,25 % 9.09 0.03* weibliches Geschlecht 16,30 % 37,50 % 23.15 0.08* Anmerkungen. Chi² = Chi²-Test-Prüfstatistik; p = Signifikanzniveau; * = markiert die Signifikanz nach exaktem Test nach Fisher; N = Anzahl der Teilnehmer Die Variablen Intelligenzquotient und Symptomausprägung im Selbst- und Fremdurteil wurden anhand des Mann-Whitney-U-Tests für unabhängige Stichproben getestet, da die Ausprägungen auf den verwendeten Variablen für beide Gruppen nicht normalverteilt waren. Bezüglich des Intelligenzquotienten zeigte sich, dass die Drop-Out-Gruppe insgesamt niedrigere Werte als die Teilnehmerguppe aufwies (U = 240.50; p = .02; d = 0.81). Zusätzlich wurden in der Drop-Out-Gruppe für die Symptomausprägung auf der Variable „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ im Selbst- (U = 202.50; p = .04; d = 0.56) und im Fremdurteil (U = 128.00; p = .01; d = 0.97) höhere Werte ermittelt. Tabelle 8 zeigt einen Vergleich der beiden Gruppen bezüglich der Variablen Intelligenzqotient und Symptomausprägung. Tabelle 8: Vergleich der untersuchten Trainingsteilnehmer und Probanden der Drop-Out-Gruppe Variablen Gruppe M SD U p Alter TN (N = 49) 14.14 1.59 284.50 0.09 DO(N = 16) 14.75 1.34 TN (N = 49) 105.53 11.50 240.50 0.02* DO(N = 16) 96.50 11.02 IQ 47 Fortsetzung von Tabelle 8: Vergleich der untersuchten Trainingsteilnehmer und Probanden der Drop-Out-Gruppe Variablen Gruppe SBB-HKS TN (N = 49) 57.96 8.72 DO(N = 13) 58.71 9.23 TN (N = 49) 58.10 10.67 DO(N = 13) 63.85 9.61 TN (N = 49) 51.53 13.55 DO(N = 13) 61.54 10.88 TN (N = 49) 56.33 10.40 DO(N = 13) 56.29 11.16 TN (N = 49) 63.27 6.50 DO(N = 11) 63.92 6.32 TN (N = 49) 62.86 5.86 DO(N = 11) 68.18 4.05 TN (N = 49) 59.29 11.64 DO(N = 11) 66.82 4.62 TN (N = 49) 57.35 12.17 DO(N = 11) 58.17 12.14 Aufmerksamkeit Hyperaktivität Impulsivität FBB-HKS Aufmerksamkeit Hyperaktivität Impulsivität M SD U p 226.50 0.10 202.50 0.04* 297.00 0.71 297.00 0.71 186.00 0.09 128.00 0.01* 189.00 0.11 189.00 0.11 Anmerkungen. M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; U = Mann-Whitney-U-Prüfstatistik; p = Signifikanzniveau; * = signifikant nach Mann-Whitney-U-Test; TN = Trainingsteilnehmer; DO = Drop-Out-Gruppe; teilweise haben Personen auf einigen Variablen keine Angaben gemacht, deswegen fehlen diese in der Darstellung 3.2 Interne Konsistenzen Die Fragebogen FB-Trainingserwartung und FB-Sitzungsbewertung wurden eigens für die Studie erstellt. Im folgenden werden die internen Konsistenzen der beiden Fragebogen anhand von Cronbach’s Alpha dargestellt. Einen Überblick der internen Konsistenzen gibt die Tabelle 9. Für den FB-Sitzungsbewertung sind ausschließlich die Cronbach’s Alpha Werte der letzten Sitzung, exemplarisch für alle anderen Sitzungen, angegeben. Im Anhang D sind in Tabelle 15 die Cronbach’s Alpha Werte des FB-Sitzungsbewertung zu den restlichen Sitzungen zu finden. Fragebogen zur Erfassung der Trainingserwartungen Bei der Analyse der internen Konsistenzen des Fragebogens zur Erfassung der Trainingserwartungen (FB-Trainingserwartungen) anhand aller zwölf Items zeigte sich ein Ergebnis von Cronbach’s α = .87. 48 Fragebogen zur Bewertung der heutigen Sitzung Zur Überprüfung der internen Konsistenz des Fragebogens zur Bewertung der heutigen Sitzung (FB-Sitzungsbewertung) wurden die einzelnen Skalen (Problembewältigung, Problemaktualisierung, Ressourcenaktivierung und Problemklärung) sowie die Gesamtskala, bestehend aus 14 Items, für jede einzelne der insgesamt zehn Sitzungen, untersucht. Für die Skala “Problembewältigung”, die aus drei Items (Item 1, 2 und 3) besteht, variierte Cronbach’s Alpha von α = .39 bis α = .97. Die interne Konsistenz der Skala “Problemaktualisierung” bestehend aus den Items vier, fünf, sechs, sieben und acht, betrug ein Cronbach’s Alpha von α = .81 bis α = .98. Weiterhin konnte für die Skala “Ressourcenaktivierung”, be-stehend aus vier Items (Item 10, 11, 12 und 14), ein Cronbach’s Alpha von α = .68 bis α = .81 nachgewiesen werden. Für die Skala “Problemklärung”, zu der nur zwei Items (Item 9 und 13) zugeordnet wurden, konnte eine interne Konsistenz von Cronbach’s Alpha von α = .34 bis α = .84 ermittelt werden. Die Berechnung der internen Konsistenzen des Fragebogens, anhand aller 14 Items, ergab ein Ergebnis von Cronbach’s Alpha α = .87 bis α = .95. Tabelle 9: Interne Konsistenzen der Fragebogen FB-Trainingserwartungen und FB- Sitzungsbewertung (Sitzung10), N = 49 Fragebogen FB-Trainingserwartungen Interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha) α = .87 FB-Sitzungsbewertung α = .95 Skala “Problembewältigung” α = .97 Skala “Problemaktualisierung” α = .98 Skala “Ressourcenaktivierung” α = .68 Skala “Problemklärung” α = .84 Anmerkungen. FB = speziell für Studie entwickelter Fragebogen; N = Teilnehmeranzahl; α = Cronbach`s Alpha 3.3 Interferenzstatistische und deskriptive Auswertung 3.3.1 Datenaufbereitung Zur Überprüfung der Hypothesen bezüglich der Effektivität des Trainingsprogramms (H1) und der Spezifikation von Moderatorvariablen (H2) wurden für alle Teilnehmer anhand der Auswertungsmanuale der spezifischen Messinstrumente (Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen, Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen) standardisierte T-Werte berechnet. So gelten T-Werte unter T = 40 als unterdurchschnittlich, zwischen 40 und 60 als durchschnittlich und über 60 als überdurchschnittlich. 49 Zur Spezifikation der möglichen Moderatorvariable „Erwartungshaltung“ (H2a) wurden die einzelnen Items des Fragebogens zur Erfassung der Trainingserwartungen (FBTrainingserwartungen) addiert (Minimum = 0; Maximum = 72). Es konnten keine standardisierten T-Werte verwendet werden, da dieser Fragebogen für die vorliegende Studie entwickelt wurde. Anhand eines Cut-Offs, der mit M = 36 bei der Hälfte der insgesamt zu erreichenden Punktzahl festgelegt wurde, wurden die errechneten Summen schließlich in Teilnehmer mit niedriger Erwartungshaltung (Summe < 36) und Teilnehmer mit hoher Erwartungshaltung (Summe ≥ 36) dichotomisiert. Zur Spezifikation der möglichen Moderatorvariablen „Problembewältigung“ (H2b), „Problemaktualisierung“ (H2c), „Ressourcenaktivierung“ (H2d) und „Problemklärung“ (H2e) jeweils die Items der einzelnen Skalen des Fragebogens zur Erfassung der Sitzungsbewertung (FB-Sitzungsbewertung) über alle Sitzungen hinweg summiert. Eine Dichotomisierung der Daten fand nicht statt, da dies aufgrund einer sehr ungleichen Verteilung von hohen und niedrigen Werten zu keinem verwendbaren Ergebnis geführt hätte. Zur Überprüfung der Forschungsfrage betreffend der Sitzungsbewertungen (FBSitzungsbewertung) wurden die Fragebogen deskriptiv ausgewertet. Auch hier wurden die Items des Fragebogens für jede Sitzung über alle Trainingsteilnehmer addiert und deren Mittelwerte und dazugehörige Standardabweichungen gebildet. 3.3.2 Varianzanalyse mit Messwiederholung zur Überprüfung der Effektivität des Trainingsprogramms (H1) 3.3.2.1 H1: Reduktion der AD(H)S-Symptomatik im Selbst- und Fremdurteil Die Überprüfung der ersten Hypothese wurde mit Hilfe einer Varianzanalyse mit Messwiederholung wie folgt durchgeführt: Zum Nachweis der Reduktion der AD(H)SSymptomatik im Selbst- und Fremdurteil erfolgten die Berechnungen für alle N = 49 Studienteilnehmer. Zur Analyse des Fremdurteils konnten nur die Elternfragebogen (N = 49) zu Rate gezogen werden, da für das Lehrerurteil keine durchgängigen Beurteilungen vorlagen. Anhand des Selbst- und Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen wurde überprüft, bei wievielen Teilnehmern des Trainingsprogramms sich eine signifikante Reduktion der AD(H)S-Symptomatik zeigte. Mittelwerte und Standardabweichungen der einzelnen Varianzanalysen mit Messwiederholungen sind in Tabelle 16 im Anhang D zu finden. 50 Symptomverlauf in der Selbstbeurteilung Anhand des Kontrollzeitraums zwischen Eingangsdiagnostik (T1; zehn Wochen vor Beginn des Trainings) und Prä-Messung (T2; vor Beginn der ersten Trainingssitzung) konnten mögliche Veränderungen der AD(H)S-Symptomatik im Selbsturteil bereits vor Beginn des Trainings gemessen werden. Dazu wurden die beiden Messzeitpunkte mit Hilfe des Wilcoxon-Tests für zwei abhängige Stichproben auf signifikante Veränderungen hin überprüft. Es konnte für keine der untersuchten Skalen („Symptomstärke Aufmerksamkeit“, „Symptomstärke Hyperaktivität“, „Symptomstärke Impulsivität“ und „Symptomstärke Gesamt“) signifikante Veränderungen gemessen werden, wobei sich für die Skalen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ und „Symptomstärke Gesamt“ über die Wartezeit ein leichter Anstieg der Symptome verzeichnen lässt, für die beiden anderen Skalen „Symptomstärke Hyperaktivität“ und „Symptomstärke Impulsivität“ eine Reduktion. Tabelle 10 zeigt die Ergebnisse aller Wilcoxon Tests. Tabelle 10: Wilcoxon-Tests bei gepaarten Stichproben für den Selbstbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen für den zehn-wöchigen Kontrollzeitraum vor Beginn der Intervention, N=49 Skala T1 T2 Z p M SD M SD Aufmerksamkeit 58.10 10.67 59.49 9.42 -0.99 0.32 Hyperaktivität 51.53 13.55 51.43 12.79 -0.01 0.99 Impulsivität 56.33 10.40 55.00 10.61 -0.78 0.44 Gesamt 57.96 8.72 58.16 9.00 -0.52 0.60 Anmerkungen. T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes; N = Teilnehmeranzahl; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Z = WilcoxonPrüfstatistik; p = Signifikanzniveau Zur Verlaufsmessung der AD(H)S-Symptomatik im Selbsturteil vom Trainingsbeginn bis Trainingsabschluss, wurden die Messzeitpunkte T2 (vor Beginn der ersten Trainingssitzung), Verlaufsdiagnostik (nach der fünften Trainingssitzung) und T3 (Post-Messung nach Abschluss des Trainings) anhand einer Varianzanalyse mit Messwiederholungen überprüft. Bei der Betrachtung der beiden Skalen „Symptomstärke Impulsivität“ (F (2,96) = 0.886; p = .416; d = .18) und „Symptomstärke Hyperaktivität“ (F (2, 96) = 1.443; p = .241; d = .20) lässt sich eine Tendenz in die gewünschte Richtung feststellen, signifikante Veränderungen der Mittelwerte über die drei genannten Messzeitpunkte konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Für die zwei Skalen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ (F (1.736, 83.341) = 6.176; p = .005; d = .45) und „Symptomstärke Gesamt“ (F (1.910, 51 91.676) = 7.155; p = .002; d = .45) zeigte sich eine signifikante Reduktion der Mittelwerte. Die nachgeschalteten Post-hoc-Analysen ergaben für anschließende, direkt aufeinanderfolgenden Zeiträume hinsichtlich des Symptomkomplex „Aufmerksamkeit“ folgende Ergebnisse: Zwischen Prä-Messung (T2) (MW= 59.49, SD= 9.42) und Verlaufsmessung (S5) (MW= 57.35, SD= 8.73) konnte ein Mittelwertunterschied mit einem Signifikanzniveau von p<.05 nachgewiesen werden (Z= -2.036, p= .046), zwischen Verlaufsmessung (S5) (MW= 57.35, SD= 8.73) und Post-Messung (T3) (MW= 55.41, SD= 8.59) konnten sogar Unterschiede mit einem Signifikanzniveau von p<.001 festgestellt werden (Z= -3.7, p< .001). Für die „Gesamtskala“ stellte sich das Ergebnis ähnlich dar. Hier zeigten sich bedeutsame Mittelwertunterschiede zwischen Prä-Messung (T2) (MW= 58.16, SD= 9.00) und Verlaufsmessung (S5) (MW= 56.43, SD= 8.72) (Z= -2.452, p=.014), sowie zwischen Verlaufsmessung (S5) (MW= 56.43, SD= 8.72) und Post-Messung (MW=54.29, SD= 8.10) (Z= -3.137, p= .002). Für die Skalen „Hyperaktivität“ und „Impulsivität“ konnten keine signifikanten Mittelwertunterschiede gefunden werden. Zur Beschreibung der Daten erwies sich die lineare Veränderung der Mittelwerte am geeignesten. Eine grafische Veranschaulichung der Mittelwertsverläufe gibt Abbildung 4. 52 T-Wert 61 59 57 55 53 Symptomstärke Aufmerksamkeitsprobleme 51 Symptomstärke Hyperaktivität 49 Symptomstärke Impulsivität Symptomstärke Gesamt 47 45 Messzeitpunkt Abbildung 4: Verlauf der Mittelwerte der Subskalen und Gesamtskala des Selbstbeurteilungsbogens für hyperkinetische Störungen für die Teilnehmer (N = 49) des SAVE-Trainingsprogramms Anmerkungen. N = Teilnehmeranzahl; T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Test- zeitpunktes; fett gedruckte Linien zeigen nach der Varianzanalyse mit Messwiederholung signifi kante Veränderungen 53 Symptomverlauf in der Fremdbeurteilung Zur Auswertung der Fremdbeurteilung wurden die gleichen Berechnungen wie zur Auswertung der Selbstbeurteilung verwendet. Zur Ermittlung von möglichen Veränderungen in der zehn-wöchigen Vorlaufszeit von der Eingangsdiagnostik bis hin zum Trainingsbeginn, konnte hier mit Hilfe des Wilcoxon Tests für die Skalen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“, „Symptomstärke Impulsivität“ und „Symptomstärke Gesamt“ keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Während für die Skalen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ und „Symptomstärke Impulsivität“ innerhalb der zehn Wochen eine leichte Tendenz zur Symptomreduktion zu verzeichnen ist, findet sich für die Skala „Symptomstärke Gesamt“ kein Unterschied zwischen den beiden Messzeitpunkten. Für die Skala „Symptomstärke Hyperaktivität“ (Z = -2.41 ; p = .016) zeigte sich eine signifikante Verringerung des Wertes. Einen Überblick über alle Wilcoxon-Tests für den Fremdbeurteilungbogen bei hyperkinetischen Störungen gibt folgende Tabelle. Tabelle 12: Wilcoxon-Tests bei gepaarten Stichproben für den Fremdbeurteilungsbogen bei hyperkinetischen Störungen für den zehn-wöchigen Kontrollzeitraum vor Beginn der Intervention, N = 49 Skala T1 T2 Z p M SD M SD Aufmerksamkeit 62.86 5.86 62.55 5.78 -0.63 .531 Hyperaktivität 59.29 11.64 55.10 12.81 -2.41 .016* Impulsivität 57.35 12.17 57.24 12.04 -0.28 .779 Gesamt 63.27 6.50 63.27 6.34 0.00 1.00 Anmerkungen. T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes; N = Teilnehmeranzahl; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung; Z = Wilcoxon-Prüfstatistik; p = Signifikanzniveau; * = signifikant nach Wilcoxon-Test Zur Verlaufsdiagnostik der AD(H)S-Symptomatik im Fremdurteil wurden die drei Messzeitpunkte T2, Verlaufsdiagnostik und T3, analog zur Verlaufsdiagnostik im Selbsturteil, mit Hilfe einer Varianzanalyse mit Messwiederholungen überprüft. In der Fremdbeurteilung zeigten sich für alle untersuchten Skalen, mit Ausnahme der Skala „Symptomstärke Hyperaktivität“, signifikante Reduktionen der Mittelwerte über die drei oben genannten Messzeitpunkte hinweg. Auf den beiden Skalen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ (F (1.873, 89.912) = 11.424; p < .001; d = .65) und „Symptomstärke Gesamt“ (F (1.802, 86.492) = 28.649; p < .001; d = .88) konnten Veränderungen auf einem Signifikanz54 niveau von p < .001 nachgewiesen werden. Für die Skalen „Symptomstärke Impulsivität" (F (2, 96) = 2.301; p = .106; d = .29) und „Symptomstärke Hyperaktivität“ (F (2, 96) = 1.247; p = .289; d = .17) ließ sich wie bereits in der Selbstbeurteilung keine Signifikanz feststellen. Bei den nachgeschalteten Post-hoc-Analysen wurden bei den direkt aufeinanderfolgenden Zeiträumen hinsichtlich des Symptomkomplex „Aufmerksamkeit“ zum einen zwischen PräMessung (T2) (MW= 62.55, SD= 5.78) und Verlaufsmessung (S5) (MW= 61.53, SD= 6.06) (Z= -2.782, p= .005), sowie zwischen Verlaufsmessung (S5) (MW=61.53, SD= 6.06) und Post-Messung (T3) (MW= 58.47, SD= 6.79) (Z= -3.956, p< .001) bedeutsame Mittelwertunterschiede nachgewiesen. Für die „Gesamtskala“ stellte sich das Ergebnis ähnlich dar. Hier zeigten sich bedeutsame Mittelwertunterschiede von der Prä-Messung (T2) (MW= 63.27, SD= 6.34) zur Verlaufsmessung (S5) (MW= 60.31, SD= 6.07) (Z= -3.241, p= .001), sowie von der Verlaufsmessung (S5) (MW= 60.31, SD= 6.07) zur Post-Messung (MW=57.65, SD= 6.46) (Z= -3.526, p< .001). Für die Skalen „Hyperaktivität“ und „Impulsivität“ fanden sich keine signifikanten Mittelwertunterschiede. Für alle untersuchten Skalen erwies sich die Annahme einer linearen Veränderung der Mittelwerte als geeignetste Beschreibung der Daten. Eine grafische Veranschaulichung der Mittelwertsverläufe ist in Abbildung 5 zu finden. 55 T-Wert 64 Symptomstärke Aufmerksamkeitsprobleme Symptomstärke Hyperaktivität 62 Symptomstärke Impulsivität 60 Symptomstärke Gesamt 58 56 54 52 Messzeitpunkt 50 Abbildung 5: Verlauf der Mittelwerte der Subskalen und Gesamtskala des Fremdbeurteilungsbogens für hyperkinetische Störungen für die Teilnehmer (N = 49) des SAVE-Trainingsprogramms Anmerkungen. N = Teilnehmeranzahl; T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes; fett gedruckte Linien zeigen nach der Varianzanalyse mit Messwiederholung signifi- kante Veränderungen 3.3.3 Varianzanalyse mit Messwiederholung zur Spezifikation von Moderatorvariablen (H2a) 3.3.3.1 H2a: Moderation der Ergebnisse durch die Erwartungshaltung der Jugendlichen Die Berechnung der Moderatorvariable Erwartungshaltung im Selbsturteil erfolgte mit Hilfe einer Varianzanalyse mit Messwiederholungen, in der die Erwartungshaltung als mögliche Einflussgröße erfasst wurde. Zur Analyse wurden ausschließlich die Variablen miteinbezogen, für die signifikante Veränderungen ab dem Trainingsbeginn im Selbsturteil nachgewiesen wurden (AD(H)S-Symptomatik im Selbsturteil: „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ und „Symptomstärke Gesamt“). Die Teilnehmer wurden wie bereits in Kapitel 3.1.3 beschrieben in folgende zwei Gruppen aufgeteilt: Teilnehmer mit niedriger Erwartungshaltung (N = 19) und Teilnehmer mit hoher Erwartungshaltung (N = 30). 56 Für die Variable „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ (F (1, 47) = 2.290; p = .137) zeigte sich, dass die Moderatorvariable Erwartungshaltung keinen Einfluss auf die Reduktion der Aufmerksamkeitsprobleme hatte. Allerdings konnte festgestellt werden, dass sich bei den Jugendlichen mit hoher Erwartungshaltung konstant höhere Werte auf der Variablen „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ (F (1, 47) = 6.131; p = .017) zeigten als bei denen mit niedrigen Erwartungen. Zusätzlich zeichnete sich bei den Jugendlichen mit hoher Erwar-tungshaltung eine insgesamt stärkere Tendenz zur Reduktion der Symptome ab. Eine grafische Darstellung des Verlaufes der Variable „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ getrennt für die beiden Gruppen „hohe Erwartung“ und „niedrige Erwartung“ befindet sich in Abbildung 6. 65T-Wert 63 61 hohe Erwartungshaltung 59 niedrige Erwartungshaltung 57 55 53 51 49 47 Messzeitpunkt 45 Prä-Messung T2 Verlaufsdiagnostik Post-Messung T3 Abbildung 6: Verlauf der Mittelwerte der „Symptomstärke Aufmerksamkeit“ im Selbsturteil getrennt für Teilnehmer des SAVE-Trainingsprogramms mit niedriger (N = 19) und hoher Erwartungshaltung (N = 30) Anmerkungen. N = Teilnahmeranzahl; T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Test- zeitpunktes Weiterhin konnte auch für die Outcome-Variable „Symptomstärke Gesamt“ kein Einfluss der Erwartungshaltung auf die Reduktion aller Symptome gemessen werden (F (1, 47) = 0.061; p =.806). Es zeichnete sich jedoch wieder eine durchgehend höhere Erwartungshaltung bei den Jugendlichen mit höheren Werten auf der Variable „Symptomstärke Gesamt“ (F (1, 47) = 6.278; p = .016) ab. Eine grafische Darstellung des Verlaufes der Variable „Symptom-stärke Gesamt“ getrennt für die beiden Gruppen „hohe Erwartung“ und „niedrige Erwartung“ befindet sich in Abbildung 7. 57 70T-Wert 65 hohe Erwartungshaltung niedrige Erwartungshaltung 60 55 50 45 Messzeitpunkt 40 Prä-Messung T2 Verlaufsdiagnostik Post-Messung T3 Abbildung 7: Verlauf der Mittelwerte der „Symptomstärke Gesamt“ im Selbsturteil getrennt für Teilnehmer des SAVE-Trainingsprogramms mit niedriger (N = 19) und hoher Erwartungshaltung (N = 30) Anmerkungen. N = Teilnehmeranzahl; T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeitpunktes. 3.3.4 Korrelation nach Spearman zur Spezifikation von Moderatorvariablen (H2b-e) 3.3.4.1 H2b-e: Moderation der Ergebnisse durch die allgemeinen Wirkfaktoren Die Berechnung der Variablen „Problembewältigung“ (H2b), „Problemaktualisierung“ (H2c), „Ressourcenaktivierung“ (H2d) und „Problemklärung“ (H2e) erfolgte mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten Spearman-Rho, wodurch ein möglicher Zusammenhang zwischen Wirkfaktoren und Therapie-Outcome errechnet wurde. Für die Zusammenhangsanalyse wurde ausschließlich die Variable „Symptomstärke Gesamt“, für die im Selbsturteil eine signifikante Veränderung ermittelt wurde, in Zusammenhang mit den veschiedenen Wirkfaktoren gesetzt. Bei einer Zusammenhangsanalyse, in der alle Teilnehmer mit eingeschlossen wurden, konnte für keines der Wirkprinzipien ein signifikanter Zusammenhang mit dem TherapieOutcome ermittelt werden. Es zeigten sich ausnahmslos nur sehr schwache Korrelationen (0 – 0.2). Bereits während des Trainings fiel auf, dass die etwas jüngeren Jugendlichen große Probleme damit hatten bis zum Ende einer jeden Sitzung konzentriert zu bleiben und den Sitzungsfragebogen gewissenhaft auzufüllen, wodurch die Ergebnisse möglicherweise verzerrt wurden. Aufgrund dessen wurde eine Post-Hoc-Analyse durchgeführt, für die die Jugendlichen in zwei Altersgruppen, eine mit Teilnehmern ≥ 15 und eine < 15 Jahren, ein58 geteilt wurden. Dabei wurden folgende Ergebnisse ermittelt: Für die Skalen “Problembewältigung” und “Problemklärung” konnten für die Jugendlichen ≥ 15 Jahre in beiden Fällen ein Spearman Rho von r = -0.561 auf einem Signifikanzniveau von 0.05 nachgewie-sen werden. Dies bedeutet für die Teilnehmer ≥ 15 Jahren, dass je höhere Werte sie für die genannten Wirkfaktoren angegeben haben, desto niedriger war die Symtpomverbesserung im Therapie-Outcome. Dies steht im genauen Gegensatz zu den erwünschten Ergebnissen der Post-Hoc-Analyse. Für Jugendliche < 15 Jahre wurden keine signifikanten Korrelationen gefunden. Für die Skalen “Problemaktualisierung” und “Ressourcenaktivierung” zeigten sich auch bei Splittung der Altersgruppen keine signifikanten Ergebnisse. Bei einer weiteren Post-Hoc-Analyse bei der Teilnehmer, die häufiger als dreimal in den Sitzungen gefehlt haben oder häufiger als zweimal Extremwerte (≥ 8 mal eine 6 oder 0) angegeben haben, aus der Korrelationsanalyse ausgeschlossen wurden, konnten außer für die Variable „Ressourcenaktivierung“ nur negative Korrelationen nachgewiesen werden. Keine davon wurde signifikant. In Tabelle 14 sind die Korrelationskoeffizienten für den Zusammenhang der Wirkprinzipien und des Therapie-Outcomes aufgelistet. Tabelle 14: Korrelationen (nach Spearman) zwischen Outcome-Varibale “Symptomstärke Gesamt” und Moderatorvariablen “Problembewältigung”, “Problemaktualisierung”, “Problemklärung”, “Ressourcenaktivierung”, N = 49 Korrelationskoeffizient (Spearman-Rho) für: Post-Hoc-Analysen: Moderatorvariable alle Teilnehmer Teilnehmer < 15 Jahre Teilnehmer ≥ 15 Jahre Ohne Teilnehmer, die häufig Extremwerte angaben und/oder > 3 Fehlstunden hatten Problembewältigung r = -.13 r = .13 r = -.56* r = -.21 Problemaktualisierung r = -.05 r = .20 r = -.38 r = -.09 Problemklärung r = -.13 r = .13 r = -.56* r = -.21 Ressourcenaktivierung r = -.09 r = .25 r = -.21 r = .06 Anmerkungen. r = Spearman-Rho; * p < 0.05; N = Teilnehmeranzahl 59 3.3.5 Deskriptive Auswertung der Forschungsfrage (F1) 3.3.5.1 F1: Bewertungen der einzelnen Sitzungen Die Forschungsfrage, wie die Trainingsteilnehmer die einzelnen Sitzungen bewerten, wurde anhand des Fragebogens zur Erfassung der Sitzungsbewertung (FB-Sitzungs-bewertung) untersucht. Die Punkte der einzelnen Items des FB-Sitzungsbewertung wurden aufsummiert. Zur Vergleichbarkeit der einzelnen Sitzungsbewertungen wurden die Mittelwerte der Sitzungen gebildet. Die vierte Sitzung mit dem Thema “Chaosorganisation” und der Lerneinheit “Gehirn und Medikamente” wurde insgesamt mit einem Mittelwert von M = 51.10 (SD = 17.56) am besten bewertet. In dieser Sitzung wurde unter anderem ein kurzer Film über den Pathomechanismus des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndroms gezeigt, in dem das Zusammenwirken der Synapsen mit den Transmitterstoffen im Gehirn sowie die Wirkung AD(H)S spezifischer Medikamente erläutert wird. Des Weiteren beinhaltet die Sitzung den Baustein “Aufgabenliste, ABC-Aufgaben”, bei dem es darum geht, sich be-stimmte zu erledigende Aufgaben in einer Rangliste zu notieren und nacheinander abzuarbeiten. Zusätzlich wurde zum Ende der vierten Sitzung das sogenannte Bergfest geplant, das einen Teil der fünften Sitzung darstellt und als Ansporn für die Jugendlichen gedacht ist, da mit der fünften Sitzung bereits die Hälfte des Trainings geschafft ist. Die erste Sitzung, die mit einem Mittelwert von M = 34.65 (SD = 15.57) die niedrigste Bewertung erhielt, hatte das Thema “Kennenlernen”. Hier ging es hauptsächlich darum, sich einander vorzustellen, sich mit der Sitzungsstruktur vertraut zu machen und Trainigs- und Gruppenvereinbarungen für die nächsten neun Sitzungen zu treffen. Mit Hilfe der einfaktoriellen ANOVA konnte zusätzlich festgestellt werden, dass sich die Mittelwerte der Sitzungen signifikant voneinander unterschieden (F = 2.81; p = .003). In der Post-Hoc-Analyse zeigte sich, dass Sitzung eins signifikant schlechtere Werte als Sitzung vier, sechs, acht und neun aufwies. Für die Sitzungen zwei, drei, fünf, sieben und zehn konnten keine signifikanten Unterschiede zu anderen Sitzungen nachgewiesen werden. Bei Sichtung der einzelnen Fragebogen zeigte sich für die noch in den Anfangssitzungen mit niedrigeren Werten versehenen Items “Wohlfühlen in der Gruppe” und “Vertrauen zu den Trainern”, dass die Jugendlichen bei diesen Items im Verlauf der Sitzungen immer höhere Werte angaben. Für alle anderen Items war keine Regelhaftigkeit zu erkennen. Abbildung 8 zeigt ein Diagramm mit dem Verlauf der Mittelwerte der Sitzungsbewertungen. Ein Überblick über alle Mittelwerte und Standardabweichungen der einzelnen Sitz60 ungen und deren Vergleich miteinander befindet sich in Tabelle 17 und 18 in Anhang D. 80 Mittelwert 70 60 50 40 30 - Standardabweichung 20 Sitzungsbewertung 10 0 Messzeitpunkt Abbildung 8: Verlauf der Mittelwerte und Standardabweichungen des FB-Sitzungsbewertung für jede der insgesamt zehn Sitzungen für insgesamt 49 Teilnehmer 61 4 Diskussion Mit Hilfe der vorliegenden Arbeit soll die kurzfristige Effektivität des SAVETrainingsprogramms (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) für Jugendliche mit einem Aufmerksamkeitsdefizit/-Hyperaktivitätssyndrom anhand einer Reduktion der AD(H)SSymptome gemessen werden und ermittelt werden, ob und inwiefern sich die allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) auf das Therapie-Outcome auswirken. Zusätzlich wird die Bewertung der Sitzungen aus Sicht der Jugendlichen deskriptiv analysiert. Die Untersuchung erfolgte mittels eines kontrollierten quasi-experimentellen Designs über einen Zeitraum von jeweils 20 Wochen. Die verschiedenen Messzeitpunkte erstreckten sich von der Eingangsdiagnostik (Testzeitpunkt T1) über die Prä-Messung (Testzeitpunkt T2) und die Verlaufsdiagnostik (nach jeder Sitzung) bis hin zur Post-Messung (Testzeitpunkt T3) im direkten Anschluss des Trainings. Für die Analysen wurden klinisch erprobte, reliable und valide psychodiagnostische Messinstrumente und speziell für diese Studie entwickelte Fragebogen eingesetzt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der jeweiligen Hypothesen zusammengefasst, diskutiert und in einen Zusammhang mit der aktuellen Forschung gestellt. Anschließend werden die Einschränkungen der Studie aufgezeigt und in einem Ausblick Verbesserungsmöglichkeiten für nachfolgende Forschungsarbeiten vorgeschlagen. 4.1 H1a-b: Reduktion der AD(H)S-Symtomatik Die erste Hypothese zur Reduktion der AD(H)S-Symptomatik findet in Teilen Bestätigung. Zunächst konnte durch das Eigenkontrolldesign mit Hilfe der zehn-wöchigen Vorlaufszeit von der Eingangsdiagnostik (T1) bis zur Prä-Messung (T2) sichergestellt werden, dass sich die Symptome im Selbst- und im Fremdurteil in diesem Zeitraum nicht signifikant verändert haben. Eine Ausnahme bildet dabei die Variable “Hyperaktivität” im Fremdurteil. Dies ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass gerade das Symptombild der Hyperaktivität, das noch im Kindesalter gut einschätzbar ist, im Jugend- und Erwachsenenalter einer innerer Unruhe sowie Rastlosigkeit und der Unfähigkeit zu Entspannen weicht (Biederman et al., 2006; Spencer et al., 2007). Im gegenwärtigen Klassifikationssystem wird dem entwicklungsbedingten Symptomwechsel keine Rechnung getragen und die im DSM-IV-TR (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, Textrevison; Saß et al., 2003) festgelegten diagnostischen Kriterien sind nicht vollständig auf die Erfordernisse 62 und Besonderheiten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter übertragbar. Zur Post-Messung (T3) im direkten Anschluss an das Training zeigte sich eine singifikante Reduktion der “Symptomstärke Aufmerksamkeit” und der “Symptomstärke Gesamt” im Fremd- und im Selbsturteil. Schon zu Beginn des Trainings berichteten die meisten Teilehmer von großen Problemen betreffend Aufmerksamkeitseinschränkungen in der Schule, der Strukturierung verschiedener Arbeitsschritte und der Ordnung am Arbeitsplatz. Analog dazu war während des Trainings zu beobachten, dass sich die Jugendlichen in Sitzungen, in denen Aufmerksamkeitsübungen und Techniken zur Aufmerksamkeitsverbesserung thematisiert wurden, besonders beteiligten. So zeigten sich mittlere Effekte im Selbsturteil (d-Aufmerksamkeit = .45; d-Gesamt = .45) und große Effekte im Fremdurteil (d-Aufmerksamkeit = .65; d-Gesamt = .88). Diese Ergebnisse stützen die Ergebnisse der dieser Studie vorausgegangenen Pilotstudie, die darüber hinaus eine hohe Effektstärke im Selbsturteil (vgl. Grieb, 2008) zum Ergebnis hatte. Bei Sichtung der Literatur wird deutlich, dass es bis jetzt nur wenige Studien gibt, die die Effekte von Interventionen bei Jugendlichen mit AD(H)S messen (Smith et al., 2000). Entsprechend den Effekten dieser Studie gaben Smith und Mitarbeitern in einer Metaanalye (2000) eine mittlere bis hohe Effektstärke für insgesamt sechs psychosoziale Interventionen zur Reduktion der AD(H)SSymptomatik an. Keine signifikanten Veränderungen konnten für die Variable “Symptomstärke Hyperaktivität” im Selbst- und im Fremdurteil sowie für die Variable “Symptomstärke Impulsivität” im Selbsturteil nachgewiesen werden. Bei beiden Skalen ist allerdings eine Tendenz zur Reduktion der Symptome zu verzeichnen. Die Jugendlichen gaben ohnehin bereits zur Eingangsdiagnostik für beide Varbiablen keine hohen Werte an. Dies spiegelte sich auch im Training wider. So zeigten sich die Jugendlichen meist kooperativ und wenig aufbrausend. Ständige Unruhe und Zappeligkeit war ausschließlich bei einigen jüngeren Trainingsteilnehmern zu beobachten. Es ist wahrscheinlich, dass die Probanden diese Symptome von Anfang an nicht als problematisch empfanden und somit auch keine signifikante Besserung gefunden werden konnte. Bezüglich der Variable “Symptomstärke Hyperaktivität” wiesen ohnehin 40,8 Prozent der Studienteilnehmer die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F 98.8) auf. Zum anderen ist wie bereits erwähnt denkbar, dass eine angemessene Einschätzung durch den entwicklungsbedingten Symptomwechsel im Fremd- und im Selbsturteil schwer fällt, da die diagnostischen Kriterien des DSM-IV-TR nicht vollständig auf die Erfordernisse und Besonderheiten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter übertragbar sind. 63 Des Weiteren wurde das Thema “Emotionsregulation”, das wichtige Elemente zur Reduktion der Impulsivität beinhaltet, erst in den Sitzungen acht und neun behandelt, sodass es durchaus sein kann, dass die Jugendlichen die erlernten Techniken bis zum Ende der Intervention noch nicht verinnerlichen und umsetzen konnten. Da in dieser Untersuchung lediglich die kurzfristige Effektivität des Trainingsprogramms gemessen wurde, ist es wahrscheinlich, dass eine Studie in einem größeren zeitlichen Rahmen zur stärkeren Reduktion aller Symptome führt. 4.2 H2a-e: Spezifikation der Moderatorvariablen Obwohl die allgemeinen Wirkfaktoren nach Grawe (1995) in verschiedenen ProzessOutcome-Studien auf ihre Beziehung untereinander und den Einfluss auf das Therapieergebnis untersucht wurden und gezeigt wurde, dass diese einen positiven Einfluss auf das Therapieergebnis haben (z. B. Grawe, 1996; Regli et al., 2000; Gassmann & Grawe, 2004), konnten die zu den allgemeinen Wirkfaktoren postulierten Hypothesen in dieser Studie nicht bestätigt werden. Inzwischen ist in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Erwartungshaltung und dem Maß der Verbesserung der Symptomatik vorhanden ist (Stevens et al., 2000). Bereits 1963 wies Friedman einen signifikanten Zusammenhang zwischen hohen positiven Erwartungen an die Therapie und der Reduktion von Symptomen nach. In dieser Studie führte jedoch eine hohe Erwartungshaltung der Jugendlichen an das Training wider Erwarten zu keiner signifikant stärkeren Reduktion der AD(H)S-Symptomatik als eine niedrige Erwartungshaltung. Einige der Jugendlichen berichteten bereits zu Beginn des Trainingsprogramms ausschließlich ihrer Eltern wegen zu den Sitzungen zu erscheinen. Es ist davon auszugehen, dass diese Teilnehmer eine niedrige Erwartungshaltung angaben. Hervorzuheben ist hier, dass auch die weniger motivierten Jugendlichen trotzdem von der Therapie profitierten, da insgesamt signifikante Reduktionen der Symptomatik nachgewiesen wurden. Dementsprechend war im Verlauf des Trainings zu beobachten, dass sich viele Jugendliche, trotz anfänglicher Skepsis und Unlust, nach einer gewissen Zeit gut in die Gruppe integrierten und Spaß an den Übungen fanden. So zeichnete sich bei den Jugendlichen mit hoher als auch mit niedriger Erwartungshaltung ein deutlicher Trend zur Reduktion der Symptomatik ab. Ein weiterer interessanter Aspekt der vorliegenden Ergebnisse war, dass diejenigen mit einer hohen Erwartungshaltung an das Training eine konstant stärkere Ausprägung der Gesamt-Symptomatik aufwiesen als diejenigen mit einer niedrigen Erwartungshaltung. 64 Möglicherweise stehen die Jugendlichen mit einer ausgeprägteren Symptomatik unter einem höheren Leidensdruck und wünschen sich eine stärkere Reduktion und Verbesserung der Symptome als diejenigen mit einer niedrigeren Ausprägung der Symptomatik. Auch für die Wirkfaktoren Problembewältigung, Problemaktualisierung, Problemklärung und Ressourcenaktivierung konnte anhand einer Korrelationsanalyse für alle Studienteilnehmer zusammen kein signifikanter Zusammenhang mit dem Therapie-Outcome gemessen werden. In einer Post-Hoc-Analyse wurde eine Splittung der Trainingsteilnehmer in eine Gruppe ≥ 15 Jahre und eine < 15 Jahre vorgenommen, da davon ausgegangen wurde, dass sich die älteren Jugendlichen besser einschätzen können. Im Gegenstatz zu dieser Annahme zeigten sich bei der Analyse negative Korrelationen auf einem Signifikanzniveau von p = 0.05 für die Wirkfaktoren Problembewältigung und Problemklärung. Dies bedeutet für die Teilnehmer ≥ 15 Jahren, dass je höhere Werte für die genannten Wirkfaktoren angegeben wurden, desto niedriger war die Symtpomverbesserung im Therapie-Outcome. Da es jedoch durch verschiedene Studien als bewiesen gilt (z. B. Grawe, 1995, 1997, 2000; Orlinsky et al., 1994), dass die allgemeinen Wirkfaktoren eine positive Auswirkung auf das Therapie-Outcome haben, stellt sich die Frage, warum in dieser Untersuchung keine bzw. sogar negative Zusammenhänge gefunden wurden. Es ist denkbar, dass sich die Teilnehmer, die hohe Werte für die Wirkfaktoren angaben, intensiver mit der Problematik auseinandersetzten als diejenigen mit niedrigen Werten und sie die erlernten Techniken bis zum Ende der Intervention noch nicht verinnerlichen und umsetzen konnten. Da in dieser Untersuchung lediglich die kurzfristige Effektivität des Trainingsprogramms gemessen wurde, ist es wahrscheinlich, dass sich in einer Studie mit einem größeren zeitlichen Rahmen positive Zusammenhänge zwischen den allgemeinen Wirkfaktoren und der Reduktion der AD(H)S-Symptomatik nachweisen ließen. Eine weitere Erklärung für dieses Ergebnis wäre, dass die Fragebogen unzuverlässig ausgefüllt wurden. Die Fragebogen wurden immer zum Ende einer jeden Sitzung ausgeteilt, wobei zu beobachten war, dass die Jugendlichen sie teilweise ankreuzten, ohne die Fragen konzentriert und eingehend gelesen zu haben. Zum anderen fällt bei genauerer Analyse der Fragebogen auf, dass viele Teilnehmer dazu tendierten, Extremantworten anzukreuzen. Dieses Phänomen wird auch als “extreme response bias” bezeichnet. So wurde in einer Studie von Furlong und Mitarbeitern (2004) nachgewiesen, dass Jugendliche, die bei der Frage nach Drogenkosum zu extremen Antworten neigten, das gleiche Antwortmuster bei davon unabhängigen Verhaltensweisen - wie beispielsweise das Essen von Karotten vier65 mal täglich - zeigten. Außerdem fiel in dieser Untersuchung auf, dass sich die Teilnehmer gegenseitig beim Ankreuzen der Antworten beobachteten. Dementsprechend kann es zu weiteren Verzerrungen gekommen sein. Die Teilnehmer versuchten im Sinne des sogenannten “Impression Management” (Tedeschi & Rosenfeld, 1981) ein bestimmtes Bild von sich nach außen zu transportieren. Deshalb kreuzten sie stellenweise Antworten an, die sie in einem geschützten, isolierten Raum anders gegeben hätten. So zeigte sich im Setting dieser Studie, dass beispielsweise Jugendliche, die sich besonders bemühten bereits während der Sitzungen ihr Desinteresse zu demonstrieren, die niedrigsten Bewertungen vergaben. In einer weiteren Post-Hoc-Analyse konnten, trotz Ausschluss der Kandidaten, die Extremantworten gegeben und/oder häufiger als zweimal gefehlt haben, keine signifikanten Korrelationen festgestellt werden. Letztendlich stellt sich die Frage, ob der Sitzungsfragebogen optimal verfasst war, um die Wirkfaktoren nach Grawe (1995) abzufragen. Bei der Messung der internen Konsistenzen des Fragebogens zeigten sich über die verschiedenen Sitzungen hinweg Cronbach`s AlphaWerte von α = .34 bis α = .98, was für den Zusammenhang der Items einen Interpretationsraum von niedrig bis hoch zulässt (Bortz & Döring, 2003). Für die Wirkfaktoren Problembewältigung und Problemaktualisierung sind durchweg mittelmäßig bis hohe Konsistenzen zu verzeichnen, die Faktoren Ressourcenaktivierung und Problemklärung schneiden insgesamt schlechter ab. Dies ist unter anderem dadurch zu erklären, dass gerade für die Variable Problemklärung nur zwei Items verfasst wurden. Möglicherweise sind die Ergebnisse aber auch dadurch zu erklären, dass bei Jugendlichen ganz andere Wirkfaktoren als bei Erwachsenen eine Rolle spielen. Im Jugendalter rücken Themen wie Gruppenzugehörigkeit und Identitätsfindung in den Vordergrund. So scheint vor allem das Wohlfühlen innerhalb einer Gruppe oder das Wissen, dass andere ähnliche Probleme haben, eine zentrale Rolle im Training gespielt zu haben. Einige der Probanden berichteten im Training neue Freunde gefunden zu haben, die ihr Verhalten nicht verurteilen, und mit denen sie sich auch außerhalb der Sitzungen treffen würden. 4.3 F1: Sitzungsbewertungen Die angegebenen Sitzungsbewertungen durch die Studienteilnehmer sind im mittleren Feld (M = 34.65, SD = 15.57 bis M = 51.10, SD = 17.56) der insgesamt zu erreichenden Punktzahl (84) angesiedelt. Die vierte Sitzung mit dem Thema Chaosorganisation und der Lerneinheit “Gehirn und 66 Medikamente” wurde insgesamt am besten bewertet. In dieser Sitzung wurde unter anderem ein kurzer Film über den Pathomechanismus des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndroms gezeigt, in dem das Zusammenwirken der Synapsen mit den Transmitterstoffen im Gehirn sowie die Wirkung AD(H)S spezifischer Medikamente erläutert wird. Möglicherweise führte die visuelle Darstellung des Pathomechanismus zum besseren Krankheitsverständnis und damit zu einer hohen Bewertung. Des Weiteren beinhaltet die Sitzung den Baustein “Aufgabenliste, ABC-Aufgaben”, bei dem es darum geht, sich bestimmte zu erledigende Aufgaben in einer Rangliste zu notieren und nacheinander abzuarbeiten. Auch dieses Thema stieß bei den Jugendlichen auf großes Interesse. Bereits zu Beginn des Themenblocks “Chaosorganisation” zur dritten Sitzung gaben die meisten der Trainingsteilnehmer an, dass sie die eigene Unordnung und Vergesslichkeit als sehr einschränkend empfinden. Mit der ABC-Methode bekamen sie somit eine Technik an die Hand, Aufgaben strukturiert zu erledigen. Eine weitere Bestätigung für das besondere Interesse an Techniken, die eine Verbesserung des Symptombereichs der Aufmerksamkeit anstreben, spiegelt sich auch in der signifikant gewordenen Reduktion der Aufmerksamkeitssymptomatik nach der Intervention wider. Zusätzlich wurde zum Ende der vierten Sitzung das sogenannte Bergfest geplant, das einen Teil der fünften Sitzung darstellt und als Ansporn für die Jugendlichen gedacht ist, da mit der fünften Sitzung bereits die Hälfte des Trainings geschafft ist. Die Planung für das Fest schien den Jugendlichen Spaß zu machen und das Gemeinsamkeitsgefühl zu stärken, was durch die Bewertung des Items “Wohlfühlen in der Gruppe” bestätigt wurde: Hier wurden in dieser Sitzung erstmalig bei den meisten Teilnehmern hohe Werte verzeichnet. Die erste Sitzung, die mit einem Mittelwert von M = 34.65 die niedrigste Bewertung erhielt, hatte das Thema “Kennenlernen”. Hier ging es hauptsächlich darum, sich einander vorzustellen, sich mit der Sitzungsstruktur vertraut zu machen und Trainigs- und Gruppenvereinbarungen für die nächsten neun Sitzungen zu treffen. Da der Sitzungsfragebogen in erster Linie darauf abzielt zu erfassen, was die Trainingsteilnehmer in der jeweiligen Sitzung über AD(H)S gelernt haben und ob sie diese Techniken in den Alltag umsetzen können, liegt es nahe, dass sich in dieser Sitzung keine hohen Werte zeigen konnten. Zusätzlich fällt auf, dass sich die Bewertung der Fragen, die das Wohlfühlen in der Gruppe und das Vertrauen zu den Trainern betreffen, von Sitzung zu Sitzung sukzessiv steigert und somit dahingehend eine Progression vorhanden ist. 67 4.4 Einschränkungen der Studie Einschränkend für die Repräsentativität der Studienteilnehmer sei an dieser Stelle auf die Selektivität der Stichprobe hingewiesen, da die Jugendlichen, die an der Studie teilnahmen bereits in Behandlung waren, Medikamente einnahmen und durch ihren Psychiater oder die Institiutsambulanz auf die Studie aufmerksam gemacht wurden. Somit nahmen per se eher motiviertere Jugendliche an der Intervention teil. Jedoch ist dies kaum zu verhindern, da Studien immer auf freiwilliger Basis stattfinden. Zusätzlich könnte es durch das Eigenkontrolldesign zu weiteren Verzerrungen gekommen sein. Gerade bei der relativ stabilen Sypmtomatik eines AD(H)S ist das Eigenkontrolldesign durchaus für die Durchführung einer solchen Interventionsstudie geeignet. Möglicherweise würde jedoch eine Unterteilung der Probanden in drei verschiedene Gruppen, mit einer Gruppe ohne Intervention, einer mit einer unspezifischen Intervention, wie beispielsweise progressiver Muskelentspannung und einer Gruppe mit einer spezifischen Intervention durch das SAVE-Trainingsprogramm, zu eindeutigeren Ergebnissen führen. Der Versuch eines solchen Designs scheiterte jedoch bereits bei der Pilotstudie, da die Erziehungsberechtigten der Jugendlichen nicht bereit waren, an der Studie teilzunehmen, sollten sie in die Gruppe ohne Intervention hineingewählt werden. Zusätzlich bleibt einschränkend zu erwähnen, dass wichtige Aussagen über die Effektivität des Trainingsprogramms durch einen längeren Nachbefragungszeitraum getroffen werden könnten. In Bezug auf die vorliegende Studie wäre beispielsweise zu prüfen, ob die gefundenen Effekte auf die verschiedenen Symptomstärken in der Selbst- und Fremdbeurteilung auch über längere Zeit hinweg aufrechterhalten bzw. noch weiter reduziert werden können. Möglicherweise würden sich auch zu den Wirkfaktoren in Langzeitbefunden positive Zusammenhänge finden lassen. Eine Schwäche der vorliegenden Studie kann auch in den speziell für die Studie entwickelten Instrumenten, dem FB-Trainingserwartung und FB-Sitzungsbewertung, liegen, die der Spezifikation der Moderatorvariablen (H2) dienten. Zur Erfassung allgemeiner Wirkfaktoren, die den Therapieprozess wesentlich beeinflussen, gibt es für die Therapie mit Erwachsenen bereits diverse Fragebogen. Der Transfer in den Kinder- und Jugendbereich fehlt bis jetzt weitgehend. 68 4.5 Ausblick Mit dieser Studie konnte ein Beitrag dazu geleistet werden, bisherige Ergebnisse zur Effektivität des SAVE-Trainingsprogramms (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulationsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) zu unterstützen. In Nachfolgeuntersuchungen sollten Langzeiteffekte gemessen werden, um festzustellen wie konsistent die gefundenen Ergebnisse sind und ob sich zu einem späteren Zeitpunkt mehr signifikante Verbesserungen verzeichnen lassen. Ein weiteres zentrales Anliegen dieser Studie war es die allgemeinen Wirkfaktoren, die sich in der Therapie mit Erwachsenen als wesentliche Kriterien für die Qualität des Verlaufs und Behandlungserfolgs erwiesen haben, als mögliche Moderatorvariablen mit positivem Einfluss auf den Therapie-Outcome zu erfassen. Dies konnte leider nicht nachgewiesen werden. Diesen Ergebnissen zufolge müssten vor allem die spezifischen Wirkfaktoren, wie Psychoedukation, Selbst- und Emotionskontrolle sowie die Verbesserung des Organisations- und Planungsvermögens, den Jugendlichen geholfen haben, ihre Symptome abzubauen. Die unspezifischen Faktoren, also die allgemeinen Wirkfaktoren, die mit dem Sitzungsfragebogen erfasst werden sollten, hatten jedoch scheinbar keine Auswirkung auf die Symptomverbesserung der Jugendlichen, was angesichts des bereits ermittelten Einflusses der allgemeinen Wirkfaktoren auf das Therapieoutcome bei Erwachsenen nicht zutreffend erscheint. Eine Erklärung wäre, dass die Jugendlichen aufgrund des geringen zeitlichen Rahmens die Techniken bis zum Ende der Intervention noch nicht verinnerlichen und umsetzen konnten. Folglich lassen sich möglicherweise auch hier durch Follow-up-Untersuchungen positive Zusammenhänge zwischen den allgemeinen Wirkfaktoren und der Reduktion der AD(H)SSymptomatik nachweisen. Weiterhin könnte eine Schwäche der vorliegenden Studie zum einen im hier verwendeten Instrument zur Erfassung der allgemeinen Wirkfaktoren liegen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt existiert noch kein adäquater Fragebogen, der die Wirkfaktoren in einem Training mit Jugendlichen genau erfasst. Eventuell sollte man zur besseren Erfassung der allgemeinen Wirkfaktoren bei Jugendlichen mit AD(H)S darauf achten die Fragebogen mit insgesamt weniger Items und kürzeren Fragen zu verfassen, da zum Ende der Sitzungen eine gewisse Unruhe aufkam und zu beobachten war, dass die Trainingsteilnehmer eine unzureichende Konzentration für das Ausfüllen der Fragebogen aufbrachten. Zum anderen wirft dieses Ergebnis die Frage auf, ob bei Jugendlichen nicht ganz andere Wirk faktoren greifen als bei Erwachsenen. An dieser Stelle sei nochmals auf die positive Grup69 pendynamik hingewiesen, die sich besonders bei den älteren Jugendlichen gezeigt hat. Deshalb sollten in nachfolgenden Studien die Wirkfaktoren selbst in einer Therapie speziell mit Jugendlichen nochmals überprüft werden und ein passender Fragebogen in einem gesonderten Prozess entwickelt werden. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass mit den bisher gewonnenen Erkenntnissen und den bis jetzt noch nicht veröffentlichten Follow-up-Untersuchungen der gesamten Studie zukünftig ein wirksames, störungsspezifisches, kognitiv-behaviorales Traininsprogramm für Jugendliche im deutschsprachigen Raum zur Verfügung stehen wird. Auch in der Kinderund Jugendpsychotherapie sollte in Zukunft die Wirkfaktorenforschung im Hinblick auf eine Verbesserung der Prozessevaluation genauer untersucht und eine Übereinkunft zur Erfassung dieser Faktoren festgelegt werden. 70 5 Zusammenfassung Jugendliche mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) bedürfen einer besonderen Behandlung. Komorbiditäten rücken in den Vordergrund und Sekundärproblematiken treten stärker zum Vorschein. Das bis jetzt noch unveröffentlichte SAVETrainingprogramm (Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation (Spröber & Grieb, 2008)) basiert auf Techniken kognitivbehavioraler Therapie. Es bezieht sich auf Themen wie die Steigerung der Aufmerksamkeitsleistung, der Selbst- und Emotionskontrolle sowie die Verbesserung des Organisations- und Planungsvermögens und soll zur Verbesserung der allgemeinen Alltagsbewältigung betroffener Jugendlicher beitragen. Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit war es zunächst die kurzfristige Effektiviät des Trainingsprogramms anhand einer Reduktion der AD(H)S-Symptome (H1) nachzuweisen. Des Weiteren sollte herausgefunden werden, ob und inwiefern die spezifischen Moderatoren - Erwartungshaltung (H2a), Problemaktualisierung (H2b), Problemklärung (H2c), Ressourcenaktivierung (H2d) und Problembewältigung (H2e) - mit der Reduktion der Symptomatik zusammenhängen. Zusätzlich wurde in einer Forschungsfrage (F1) deskriptiv untersucht, wie die Sitzungen aus Sicht der Jugendlichen bewertet wurden. Die Durchführung der Studie erfolgte an der Institutsambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm. Die Stichprobe bestand aus insgesamt 49 Jugendlichen gemischten Geschlechts zwischen zwölf und 18 Jahren. Die Teilnehmer erfüllten die Diagnosen einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS; ICD-10: F90.0), einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ADS; ICD-10: F98.8) oder die Diagnose einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (ICD-10: F90.1). Eingeschlossen wurden Jugendliche mit und ohne komorbide Störungen sowie mit und ohne paralleler medikamentöser Behandlung. Aufgrund persönlicher Gründe, wie beispielsweise Schulstress, ergab sich ein Drop-Out von 16 Jugendlichen. Die Evaluation des Programms erfolgte mit Hilfe eines Eigenkontrollgruppendesigns an acht Interventionsgruppen mit insgesamt vier Messzeitpunkten (Eingangsdiagnostik, PräMessung, Verlaufsdiagnostik nach jeder Sitzung mit Hilfe eines Fragebogens und zusätzlichen Fragebogen nach Abschluss der fünften Trainingssitzung, Post-Messung). Zur Überprüfung der Hypothesen und der Forschungsfrage wurden neben dem Selbst- und Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (SBB-HKS und FBB-HKS; Döpfner et al., 2008) auch speziell für diese Untersuchung entwickelten Fragebogen (FB71 Trainingserwartungen, FB-Sitzungsbewertung) eingesetzt. Die statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte deskriptiv und interferenzstatistisch mit Hilfe des Chi-Tests und Mann-Whitney-U-Tests für unabhängige Stichproben (Drop-Out-Analyse), des Wilcoxon-Tests für abhängige Stichproben (Überprüfung der Effektivität), einer Varianzanalyse mit Messwiederholung (Überprüfung der Effektivität und Überprüfung der Moderatorvariable Erwartungshaltung) und Korrelationen nach Spearman (Überprüfung der Moderatorvariablen Problemaktualisierung, Problembewältigung, Problemklärung und Ressourcenaktivierung). Weiterhin wurden Effektstärken (Cohens d) und interne Konsistenzen (Cronbachs-Alpha) berechnet. Die Ergebnisse zur Reduktion der AD(H)S-Symptome im Selbst- und im Fremdurteil lassen einen Schluss auf die Effektivität des Trainings zu. So konnte diese Studie eine Symptomminderung direkt im Anschluss an das Training in weiten Teilen belegen. Die postulierten Hypothesen zur Spezifikation der Moderatorvariablen konnten jedoch nicht bestätigt werden. So brachte eine hohe Erwartungshaltung der Teilnehmer keine signifikant höhere Reduktion der Symptome als eine niedrige Erwartungshaltung. Auch für die restlichen allgemeinen Wirkfaktoren konnten keine positiven Zusammenhänge mit dem TherapieOutcome festgestellt werden. Zu den Sitzungsbewertungen zeigte sich, dass die meisten Sitzungen im mittleren Feld der insgesamt zu erreichenden Punktzahl angesiedelt waren. Die vierte Sitzung mit dem Thema Chaosorganisation und der Lerneinheit “Gehirn und Medikamente” wurde insgesamt am besten bewertet. Aus den Ergebnissen dieser Studie wurden folgende Überlegungen für weitere Studien abgeleitet: Wichtige Aussagen über die Effektivität und die potentiellen Wirkfaktoren des Trainingsprogramms könnten möglicherweise durch einen längeren Nachbefragungszeitraum getroffen werden. Zur Spezifikation der Moderatorvariablen könnte zum einen eine Kürzung des Fragebogens angesichts des Symptombildes einer AD(H)S zur besseren Erfassung der Wirkfaktoren dienen. Zum anderen liegt die Frage nahe, ob in einer Therapie mit Jugendlichen nicht ganz andere Wirkfaktoren als in einer Therapie mit Erwachsenen greifen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden Konzepte zur Prozessevaluation und Erfassung allgemeiner Wirkfaktoren in Therapien fast ausschließlich in Studien im Erwachsenenbereich umgesetzt. Auch in der Kinder- und Jugendpsychotherapie sollte in Zukunft die Wirkfaktorenforschung im Hinblick auf eine Verbesserung der Prozessevaluation genauer untersucht und eine Übereinkunft zur Erfassung dieser Faktoren festgelegt werden. 72 6 Literaturverzeichnis 1. Adam C, Döpfner M, Lehmkuhl G: Der Verlauf von Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) im Jugend- und Erwachsenenalter. Kind- heit und Entwicklung 11: 73–81 (2002) 2. 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Thapar A, Fowler T, Rice F, Scourfield J, van den Bree M, Thomas H, Harold G, Hay D: Maternal smoking during pregnancy and attention deficit hyperactivity disorder symptoms in offspring. American Journal of Psychiatry 160: 1985-1989 (2003) 118. Tischler L, Schmidt S, Petermann F, Koglin U: ADHS im Jugendalter Symptomwandel und Konsequenzen für Forschung und klinische Praxis. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 58: 23-34 (2010) 119. Valera EM, Faraone SV, Murray KE, Seidman LJ: Meta-analysis of structural imaging findings in attention-deficit/hyperactivity disorder. Biological Psychiatry 61: 1361-1369 (2007) 120. Weisshaupt R, Jokeit H: Was ist ADHD? Nach wie vor bleibt die Diagnose eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose. Psychiatrie & Neurologie 4: 37-43 (2006) 84 ANHANG A: SPEZIELL FÜR DIESE STUDIE ENTWICKELTE FRAGEBOGEN FB: Fragebogen zur Erfassung der Erwartungen an das Trainingsprogramm FB: Fragebogen zur Erfassung der Sitzungsbewertung Erwartungen an das Trainingsprogramm (J) Bitte beantworte die folgenden Fragen zu Deinen Erwartungen an das Trainingsprogramm. Name: Datum: keine Erwartung/ stimmt gar nicht hohe Erwartung/ stimmt genau 1. Ich erwarte Verbesserungen in der Schule/ bei der Ausbildung. 0 1 2 3 4 5 6 2. Ich erwarte Verbesserungen in der Familie. 0 1 2 3 4 5 6 3. Ich erwarte Verbesserungen in der Freizeit/ mit Gleichaltrigen. 0 1 2 3 4 5 6 4. Ich erwarte Verbesserungen bei der Ablenkbarkeit. 0 1 2 3 4 5 6 5. Ich erwarte Verbesserungen bezüglich der Alltagsorganisation (z.B. Termine einhalten, Tagesstruktur, Chaosorganisation) 0 1 2 3 4 5 6 6. Ich erwarte Verbesserungen bezüglich der Unruhe/ Hyperaktivität. 0 1 2 3 4 5 6 7. Ich erwarte Verbesserungen in der Aufmerksamkeit/ Konzentration. 0 1 2 3 4 5 6 8. Ich erwarte Verbesserungen in der Impulsivität/ Gefühlssteuerung. 0 1 2 3 4 5 6 9. Ich erwarte, dass ich mir mehr Wissen über ADHS aneigne. 0 1 2 3 4 5 6 10. Das Trainingsprogramm passt zu mir. 0 1 2 3 4 5 6 11. Ich vertraue den Trainern. 0 1 2 3 4 5 6 12. Ich werde mich in der Gruppe wohl fühlen. 0 1 2 3 4 5 6 Vielen Dank für Deine Mitarbeit! Bewertung der heutigen Sitzung Bitte beantworte die folgenden Fragen zum Trainingsprogramm. Name: Datum: Gruppe: Sitzung: keine Erwartung/ stimmt gar nicht hohe Erwartung/ stimmt genau 1. Was wir heute erarbeitet haben, hilft mir in der Schule/ bei der Ausbildung. 0 1 2 3 4 5 6 2. Was wir heute erarbeitet haben, hilft mir in der Familie. 0 1 2 3 4 5 6 3. Was wir heute erarbeitet haben, hilft mir in der Freizeit/ mit Gleichaltrigen. 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 6 9. Ich habe mehr über ADHS gelernt. 0 1 2 3 4 5 6 10. Das Trainingsprogramm passt zu mir. 0 1 2 3 4 5 6 11. Ich habe einen guten Kontakt/ eine gute Beziehung zu den Trainern. 0 1 2 3 4 5 6 12. In der Gruppe habe ich mich wohl gefühlt. 0 1 2 3 4 5 6 13. Ich verstehe problematische Verhaltensweisen von mir nun besser. 0 1 2 3 4 5 6 14. Ich weiß, welche Stärken mir bei der Umsetzung in den Alltag helfen können. 0 1 2 3 4 5 6 4. Ich erwarte durch die Sitzung heute Verbesserungen bei der Ablenkbarkeit. 5. Ich erwarte durch die Sitzung heute Verbesserungen bezüglich der Alltagsorganisation (z.B. Termine einhalten, Tagesstruktur, Chaosorganisation) 6. Ich erwarte durch die Sitzung heute Verbesserungen bezüglich der Unruhe/ Hyperaktivität. 7. Ich erwarte durch die Sitzung heute Verbesserungen in der Aufmerksamkeit/ Konzentration. 8. Ich erwarte durch die Sitzung heute Verbesserungen in der Impulsivität/ Gefühlssteuerung. Vielen Dank für Deine Mitarbeit! ANHANG B: AUSZUG AUS DEM TRAININGSMANUAL SAVE (SITZUNG 3) 3. Sitzung: Chaosorganisation I Thema Problemlösen - konkret Chaosorganisation I Ablauf Überblick 3. Sitzung: Chaosorganisation I 1. Beginn Blitzlicht Vorstellung des Sitzungsablaufs Wiederholung der letzten Sitzung Besprechung der Alltagsaufgaben 2. TherapieZielplanung Teil 3 Fertigstellen von ZielWeg: Problemlösungen 3. Action Wackelstuhl 4. Einsatz eines Terminkalenders und Notizbuches Regeln/ Ideen zum sinnvollen Gebrauch werden besprochen 5. Konzentrationsübung Breath focusing 6. Bergfestplanung Teil 1 Gemeinsame Besprechung der Teilnehmer 7. Abschluss Fragebögen Zielklärung Alltagsaufgaben Blitzlicht 1. Beginn Blitzlicht Vorstellung des Sitzungsablaufs Wiederholung der letzten Sitzung Besprechung der Alltagsaufgaben (1) Terminkalender und Notizbuch besorgen (2) Überlegungen zur Zielerreichung (3) Sollten einen Termin mit dem Coach ausmachen und gemeinsam das Bergbild ausfüllen 2. Weg-Ziel-Planung Teil 3: Problemlösestrategien Handout 10 a Für den Trainer Methode: Einführung: Was ist ein Problem? Wie kann es angegangen werden? Beim letzten Mal haben wir Ziele festgelegt, das habt Ihr auch zwischen der Sitzung mit Eurem Coach noch weiter getan. Wie kann man ein solches Ziel erreichen? Um das beantworten zu können, machen wir einen kleinen „Ausflug“ zur Problemlösung. In einer offenen Diskussion wird zunächst überlegt: „Was ist ein Problem?“ Die Teilnehmer sollen sich vorstellen, sie müssten einer Person, die vom Mars kommt und sich nicht auskennt mit den Gegebenheiten der Erde diesen Begriff erläutern. Auftauchen sollte: Bei einem Problem han- fühlt und nicht weiß, wo man anfan- delt es sich um eine Aufgabe, deren Lö- gen soll sung mit Schwierigkeiten verbunden ist; erreicht werden soll, dass eine Ausgangssi- ist das Problem hinreichend konkretisiert, tuation in eine Zielsituation überführt wird, dann können alle möglichen Lösungen das Problem stellt das Hindernis dar. Prob- aufgeschrieben werden. Erst danach wer- leme schwierig den die Vor- und Nachteile der einzelnen sein, das hängt immer von der subjektiven Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Wahrnehmung ab. Aber: fast jedes Prob- Zeilerreichung lem kann man lösen! Dazu gibt es einfache werden bewertet. Techniken, die wir hier gemeinsam erar- Die beste Möglichkeit wird ausgewählt und beiten wollen. durchgeführt. können unterschiedlich überlegt, die Abschließend Lösungen wird die Durchführung der Lösung evaluiert, ggf. Dazu hilft es, sich folgende Fragen zu stel- schließt sich eine Rückkopplungsschleife len und Techniken anzuwenden: an, wenn das Problem noch nicht zur Zufriedenheit gelöst wurde. Gab es schon mal Lösungen? Habe ich bei anderen schon mal gute Die Teilnehmer sollen als Alltagsaufgabe Lösungen beobachtet? mit ihrem Coach ein konkretes Problem, Mit anderen über das Problem spre- das mit dem Ziel, das sie zusammen errei- chen und nach Ideen für Lösungen chen wollen, in einem Zusammenhang fragen. steht, in einen Aktionsplan unterteilen und den anderen vorstellen. In einem ersten Schritt ist es wichtig, das Problem und den Zielzustand genau zu de- Handout 10 b finieren. Dann können folgende Überlegungen angestellt werden: - 3. Action erkennen, ob ein Problem richtig Wackelstuhl schwierig ist und man sich deshalb bei Ziel: Auflockerung, Aktivierung, gemein- der Lösung mehr Mühe geben und sam zu lösende Gruppenaufgabe mehr Zeit nehmen sollte - - überlegen, was man tut, wenn man Die Teilnehmer bilden einen Stuhlkreis, die Schwierigkeiten hat, eine Aufgabe fer- Stühle sollten dabei eng stehen. Jeder tig zu stellen Teilnehmer stellt sich hinter einen Stuhl überlegen, was man tut, wenn man und zieht die Stuhllehne zu sich, so dass sich durch eine Aufgabe überfordert der Stuhl nur noch auf den hinteren beiden Stuhlbeinen steht und umkippen würde, wenn der Teilnehmer die Stuhllehne nicht Kalender und Notizbuch sind die absoluten festhalten würde. Grundlagen für eine gute Organisation und Ziel des Spieles ist, dass sich die Teilneh- Planung! mer im Kreis um die Stühle bewegen, wo- Da gibt es keine Zweifel. So wie essen, bei die Stühle immer nur auf den zwei hin- trinken und schlafen die Voraussetzung teren Stuhlbeinen stehen dürfen (sie dür- sind für das Leben und für die Gesundheit, fen nicht umkippen oder auf allen vier Bei- so sind bei Menschen mit ADHS Kalender nen stehen). Und so geht es: Es wird auf und Notizbuch die Grundlage für eine gute drei eingezählt, die Teilnehmer lassen ih- Organisation und Planung. ren Stuhl los und greifen schnell nach dem Vielleicht haben einige von Euch schon mal nächsten Stuhl, dann wiederum nach dem mit einem Terminkalender oder ähnlichem nächsten usw. bis sie wieder bei ihrem An- gearbeitet. Vermutlich aber ohne System. fangsstuhl angekommen sind. Und weil es dann doch zu chaotisch wurde und letztendlich nichts gebracht hat: wie- Variationen: der aufgegeben. 1. einfach: zunächst dürfen die Teilneh- Hier geht es jetzt darum, den Gebrauch mer die Stühle jeweils mit zwei Hän- des Kalenders zu etwas ganz Alltäglichem den anfassen zu machen: so wie essen und trinken und 2. schwieriger: die Teilnehmer starten, schlafen. indem sie eine Hand auf ihrer Stuhllehne haben, die andere Hand auf der Das Notizbuch Stuhllehne des Nachbarn, die Teilnehmer bewegen sich im Kreis von Stuhl In das Notizbuch werden ALLE wichtigen zu Stuhl, wobei sie jeweils ihre Hände Informationen geschrieben. an zwei nebeneinander liegenden Stühlen haben müssen 3. noch schwieriger: zusätzlich kann das Tempo beschleunigt werden Dinge, die es zu erledigen gibt, Hausaufgaben, Adressen, Telefonnummern, wichtige Nachrichten, Emails, Absprachen mit Freunden, Kollegen, später: Anrufbeantworter 3. Einsatz eines Terminkalenders und Notizbuches Methode: offene Diskussionsrunde: Wie organisiert ihr euch bisher? Wichtig! : es ersetzt alle Schmier- und Merkzettel und alle Kritzeleien auf die Hand. Ideen werden gesammelt und auf einem Plakat notiert Handout 11: Die goldenen Regeln zum Gebrauch von Terminkalender Für den Trainer und Notizbuch 6. Konzentrationsübung können Fragen an die Trainer gestellt werden. Breath focusing 8. Abschluss Entspannte Stellung, der Zeigefinger einer Hand wird fokussiert; die Teilnehmer vi- Fragebögen sualisieren ihren „Gipfel“ (= der Zustand, Die Jugendlichen werden gebeten, die Frem- wenn ihr Ziel erreicht ist); dann atmen sie deinschätzungsfragebögen Eltern zu aus und ein, wobei beim Einatmen der geben. Die Eltern sollen die Fragebögen in Finger gehoben, beim Ausatmen gesenkt dem adressierten Rückumschlag an die Trainer wird. Beim Einatmen stellen sich die Teil- zurückschicken. ihren nehmer den Gipfel vor. Das Ein- und Ausatmen wird mehrfach wiederholt. 7. Bergfestplanung Teil 1 Alltagsaufgaben (1) Terminkalender und Notizbuch nach den Regeln benützen Ziel: Eigenständige Organisation und Planung, Kommunikationsfähigkeit, mals mit dem Coach besprechen Prob- lemlösefähigkeit, Trainingsmotivation auf- (2) Zielplanung und Problemlösen noch- (3) Beginn der Bergfestplanung Blitzlicht rechterhalten. Das Bergfest wird von den Teilnehmern ei- Handouts genständig geplant und organisiert. Dazu gehört eine gemeinsame Absprache und Handout 10a und b: Problemlösen Planung außerhalb des Trainings-Settings. Von den Trainern wird lediglich der Rah- Handout 11: Die goldenen Regeln zum men vorgegeben: Gebrauch von Terminkalen- Trainingspaten sollen mit eingeladen wer- der und Notizbuch den! Zeit, Ort FB: Sitzungsfragebogen Was steht zur Verfügung? FB: ADHS - Fragebogen (Selbst- und Fremdbeurteilung) Die Trainer motivieren außerdem dazu, das Notizbuch/ den Terminkalender Material und die Problemlösestrategien für die Bergfest- Material für Blitzlicht planung zu nutzen. AB Fragebögen Adressieret und frankierte Briefumschläge Methode: Die Teilnehmer erhalten Zeit zur gemeinsamen Besprechung. Anschließend für die Fremdeinschätzungen 1. Der Aktionsplan Ein Aktionsplan ist dann hilfreich, wenn Ihr nicht wisst, wie Ihr ein Problem lösen sollt. Oder wenn es einfach zu viele Lösungsmöglichkeiten gibt und alles unüberschaubar wird. Ein Aktionsplan umfasst 5 Schritte: 1. Das Problem bzw. das Ziel in Worte fassen! Beschreibe das Problem in wenigen Worten. Nicht mehr als 2 Sätze! Beispiele: “Ich kann mich nicht entscheiden, zu welchem Verein ich gehen soll“ oder: „Wie gehe ich mit dem Klassenkameraden um, den ich nicht leiden kann?“ 1 - 10 4. Schätze jede Lösung anhand einer Skala ein! Wäge nun die Pros und Contras ab und gibt jeder Lösung einen Skalenwert von 1 bis 10. Wobei 10 eine absolute TopLösung wäre. Sei möglichst objektiv. Aber beachte auch schon die auftretenden Schwierigkeiten. Wenn Du z.B. in einer Situation „den Mund halten und runterschlucken“ als Lösung notierst, dann prüfe auch, ob dann nicht Ärger hochkommt. 5. Führe die beste Lö- sung aus! 2. Schreibe alle möglichen Lösungen auf! Schreibe alle Möglichkeiten auf. So viele wie möglich. Unabhängig davon, wie wahrscheinlich eine Umsetzung ist, welche Konsequenzen damit verbunden sind oder wie eigenartig sie Dir vorkommen. 3. Liste alle Pros und Contras auf! Jetzt sollst Du alle Lösungen daraufhin prüfen, wie realistisch sie sind. Überlege genau, was wohl passieren würde, wenn Du die jeweilige Lösung durchführen würdest. Schreibe die Vor- und Nachteile auf! Nun prüfe, ob eine Lösung dabei ist, die Du durchführen willst. Wenn JA, verwende die bereits gelernten Techniken (Organisieren, Aufgabenliste, Terminkalender) um sie möglichst zum richtigen Zeitpunkt zu verwirklichen. Handout 10a Die richtige Lösung finden! Verwende für jedes Problem so viele Vorlagen wie Du brauchst, um Dich entscheiden zu können 1. Beschreibung des Problems bzw. des Ziels --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------2. Denkbare Lösungen 3. Was spricht dafür? Pro 3. Was spricht dagegen? Contra 4. Rating 1 - 10 Handout 10b Die Goldenen Regeln - für den Gebrauch von Terminkalender und Notizbuch Wichtig ist es, sich einen geeigneten Terminkalender zu besorgen, in dem auch die Möglichkeit besteht, sich Notizen für den Tag zu machen. 1. Terminkalender und Notizbuch ersetzen ALLE Schmier- und Merkzettel! 2. Alle wichtigen Nachrichten und Informationen (auch: E-Mails, Trainingsvereinbarungen, Absprachen mit Freunden usw.) werden im Notizbuch „verewigt“. 6. besser. Wichtig ist nur, dass Du eine Methode mindestens 3 Monate ausprobierst, bevor Du etwas änderst! 7. Wichtige Fragen sind: Wo wirst Du die Bücher aufbewahren, damit sie immer zur Hand sind? Wie wirst Du Dich daran erinnern, die Bücher täglich zu benutzen? Welche Zeit ist die Beste, um in die Aufgabenliste zu schauen? 3. Alle Verabredungen und Termine werden im Notizbuch und Kalender abgesichert. 4. Das Notizbuch enthält immer eine aktuelle Aufgabenliste („To-doListe“); darüber erfahrt Ihr später mehr. Die Liste wird täglich benützt und verändert, oft auch neu geschrieben; einiges davon wird in den Terminkalender übertragen. 5. Versuche nicht, ein total perfektes System zu finden. Je einfacher, desto 8. Wichtig: Eine Aufgabenliste erstellen heißt nicht, dass alles an einem Tag erledigt werden muss. Es geht darum, nichts zu vergessen! Handout 11 ANHANG C: INFORMATIONSMATERIAL ZUR STUDIE Flyer mit Studienbeschreibung Informationsschreiben für Eltern Informationsschreiben für Jugendliche Einverständniserklärung für Eltern Einverständniserklärung für Jugendliche Universität Ulm Medizinische Fakultät Universität Ulm, Medizinische Fakultät, D-89069 Ulm Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Steinhövelstr. 5 89075 Ulm Projektleiterin: Dr. Nina Spröber Tel.: (07 31) 5 00-61728 Fax: (07 31) 5 00-61602 e-mail: [email protected] Mai 2011 Elterninformation über die Studie: SAVE Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation Entwicklung und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainingsprogramms für jugendliche ADHS Patienten: Durchführbarkeit, Machbarkeit, Akzeptanz und Effektivität Liebe Eltern, die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zu den häufigsten Verhaltensstörungen bei Kindern im Grundschulalter. Die Störung ist in ihrem Verlauf sehr stabil. So erfüllen bis zu 80-85% der als Kinder diagnostizierten ADHSPatienten im Jugendalter (15-17 Jahre) weiterhin die Diagnosekriterien einer ADHS. Eine neuere Studie zu Langzeitverläufen von Kindern mit ADHS konnte zeigen, dass 15 % im Alter von 25 Jahren noch alle Kriterien zum Vorliegen einer ADHS nach DSM-IV erfüllen; 65% zeigen immer noch einige problematische Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit ADHS auftreten (Faraone, Biederman & Mick, 2006). Bei Jugendlichen mit ADHS zeigt sich oftmals ein besonders komplexes Störungsbild: Sie können sich nur schwer in ihrem Verhalten kontrollieren, haben Probleme in der Planung und Organisation ihres Alltages, eine niedrige Anstrengungsbereitschaft und Schwierigkeiten im Arbeitsverhalten (z.B. machen sie Flüchtigkeitsfehler, können nicht an einer Sache über einen längeren Zeitraum dran bleiben, lassen sich leicht ablenken). Darüber hinaus treten oft gleichzeitig andere Verhaltensprobleme in den Vordergrund: Die Jugendlichen sind leicht reizbar, streiten viel, sind aufsässig (Op- positionelles Trotzverhalten), verstoßen gegen Normen und Regeln, verhalten sich aggressiv und gewalttätig (Störung des Sozialverhaltens), nehmen Drogen ein (Substanzmissbrauch) und/ oder haben emotionale Probleme (Angststörungen und Depression). Für den Kinder- und den Erwachsenenbereich wurde die Wirksamkeit von kognitivbehavioralen Therapien in zahlreichen Studien bereits nachgewiesen (z.B. Döpfner et al., 2007). Kognitiv-behaviorale Therapien zielen darauf ab, Strategien zu erarbeiten und zu vermitteln, um ungünstige Verhaltensweisen und ungünstige Denkstile zu verändern. Belastende Emotionen werden ebenfalls bearbeitet. Spezielle Trainingsprogramme für Jugendliche mit ADHS sind zur Verhinderung einer möglichen Chronifizierung und Zuspitzung der vielfältigen Schwierigkeiten notwendig. Zum Zeitpunkt der Studienplanung ist den Autoren in Deutschland aber kein überprüftes Trainingsprogramm für Jugendliche mit ADHS bekannt, das speziell auf die Reduktion dieser Symptome abzielt. Das Anliegen dieses Forschungsvorhabens ist es, diese "Lücke" zu schließen und ein Behandlungsprogramm für Jugendliche mit ADHS zu entwickeln, durchzuführen und im Hinblick auf die Effektivität (Wirksamkeit) hin zu evaluieren. Freiwilligkeit Die Teilnahme an diesem Forschungsprojekt ist freiwillig. Ihr Einverständnis kann jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Dieser eventuelle Widerruf hat keine Auswirkungen auf die weitere medizinische Behandlung bzw. Betreuung Ihres Kindes. ERREICHBARKEIT DES PRÜFARZTES: Sollten während des Verlaufes des Forschungsprojektes Fragen auftauchen, so können Sie jederzeit als Ansprechpartnerin Dr. Nina Spröber unter der Telefonnummer 0731-50061728 erreichen. In Notfällen gilt folgende Nummer: (0731-5000) VERSICHERUNG: Während der Teilnahme an diesem Forschungsprojekt besteht Versicherungsschutz. Es gelten die allgemeinen Haftungsbedingungen. Einen Schaden, der Ihrer Meinung nach auf das Forschungsprojekt zurückzuführen ist, melden Sie bitte unverzüglich dem Prüfarzt. SCHWEIGEPFLICHT/DATENSCHUTZ: Alle Personen, welche Ihr Kind im Rahmen dieses Forschungsprojekts betreuen, unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und sind auf das Datengeheimnis verpflichtet. Insbesondere wurden die Doktorandinnen Frau Lilo Fischer und Frau Theresa Jung auf das Datengeheimnis verpflichtet. Die studienbezogenen Untersuchungsergebnisse werden in der Krankenakte festgehalten. Sie sollen in anonymisierter Form in wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwendet werden. Soweit es zur Kontrolle der korrekten Datenerhebung erforderlich ist, dürfen autorisierte Personen (z.B.: des Auftraggebers, der Universität) Einsicht in die studienrelevanten Teile der Krankenakte nehmen. Sofern zur Einsichtnahme autorisierte Personen nicht der obengenannten ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, stellen personenbezogene Daten, von denen sie bei der Kontrolle Kenntnis erlangen, Betriebsgeheimnisse dar, die geheim zu halten sind. Datum Name des/der aufklärenden Mitarbeiters Universität Ulm Medizinische Fakultät Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie licher Direktor: Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universität Ulm, Medizinische Fakultät, D-89069 Ulm Ärzt- Steinhövelstr. 5 89075 Ulm Studienleiter: Prof. Dr. Fegert Projektleiterin: Dr. Nina Spröber Tel.: (07 31) 5 00-61728 Fax: (07 31) 5 00-61602 e-mail: [email protected] Mai 2011 Jugendlicheninformation über die Studie: SAVE Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation Entwicklung und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainingsprogramms für jugendliche ADHS Patienten: Durchführbarkeit, Machbarkeit, Akzeptanz und Effektivität Liebe Jugendliche, die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zu den häufigsten Verhaltensstörungen bei Kindern im Grundschulalter. Die Störung ist in ihrem Verlauf sehr stabil. So zeigen bis zu 80-85% der Betroffenen, bei denen bereits in der Kindheit ein ADHS festgestellt wurde, dessen Symptome auch noch im Jugendalter (1517 Jahre). Bei Jugendlichen mit ADHS zeigt sich oftmals ein besonders komplexes Störungsbild: Sie können sich nur schwer in ihrem Verhalten kontrollieren, haben Probleme in der Planung und Organisation ihres Alltages, eine niedrige Anstrengungsbereitschaft und Schwierigkeiten im Arbeitsverhalten (z.B. machen sie Flüchtigkeitsfehler, können nicht an einer Sache über einen längeren Zeitraum dran bleiben, lassen sich leicht ablenken). Darüber hinaus treten oft gleichzeitig andere Verhaltensprobleme in den Vordergrund: Die Jugendlichen sind leicht reizbar, streiten viel, sind aufsässig (Oppositionelles Trotzverhalten), verstoßen gegen Normen und Regeln, verhalten sich aggressiv und gewalttätig (Störung des Sozialverhaltens), nehmen Drogen ein (Substanzmissbrauch) und/ oder haben emotionale Probleme (Angststörungen und De- pression). Für den Kinder- und den Erwachsenenbereich wurde die Wirksamkeit von kognitivbehavioralen Therapien in zahlreichen Studien bereits nachgewiesen (z.B. Döpfner et al., 2007). Kognitiv-behaviorale Therapien zielen darauf ab, Strategien zu erarbei- ten und zu vermitteln, um ungünstige Verhaltensweisen und ungünstige Denkstile zu verändern. Belastende Emotionen werden ebenfalls bearbeitet. Spezielle Trainingsprogramme für Jugendliche mit ADHS sind zur Verhinderung einer möglichen Chronifizierung und Zuspitzung der vielfältigen Schwierigkeiten notwendig. Zum Zeitpunkt der Studienplanung ist den Autoren in Deutschland aber kein überprüftes Trainingsprogramm für Jugendliche mit ADHS bekannt, das speziell auf die Reduktion dieser Symptome abzielt. Das Anliegen dieses Forschungsvorhabens ist es, diese "Lücke" zu schließen und ein Behandlungsprogramm für Jugendliche mit ADHS zu entwickeln, durchzuführen und im Hinblick auf die Effektivität (Wirksamkeit) hin zu evaluieren. Freiwilligkeit Die Teilnahme an diesem Forschungsprojekt ist freiwillig. Dein/ Ihr Einverständnis kann jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Dieser eventuelle Widerruf hat keine Auswirkungen auf die weitere medizinische Behandlung bzw. Betreuung. ERREICHBARKEIT DES PRÜFARZTES: Sollten während des Verlaufes des Forschungsprojektes Fragen auftauchen, so kannst Du/ können Sie jederzeit als Ansprechpartnerin Dr. Nina Spröber unter der Telefonnummer 0731-50061728 erreichen. In Notfällen gilt folgende Nummer: (0731-5000) VERSICHERUNG: Während der Teilnahme an diesem Forschungsprojekt besteht Versicherungsschutz. Es gelten die allgemeinen Haftungsbedingungen. Einen Schaden, der Deiner/ Ihrer Meinung nach auf das Forschungsprojekt zurückzuführen ist, bitte unverzüglich dem Prüfarzt melden. SCHWEIGEPFLICHT/DATENSCHUTZ: Alle Personen, welche Dich im Rahmen dieses Forschungsprojekts betreuen, unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und sind auf das Datengeheimnis verpflichtet. Insbesondere wurde die Diplomandin Frau Jasmin Grieb auf das Datengeheimnis verpflichtet. Die studienbezogenen Untersuchungsergebnisse werden in der Krankenakte festgehalten. Sie sollen in anonymisierter Form in wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwendet werden. Soweit es zur Kontrolle der korrekten Datenerhebung erforderlich ist, dürfen autorisierte Personen (z.B.: des Auftraggebers, der Universität) Einsicht in die studienrelevanten Teile der Krankenakte nehmen. Sofern zur Einsichtnahme autorisierte Personen nicht der obengenannten ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, stellen personenbezogene Daten, von denen sie bei der Kontrolle Kenntnis erlangen, Betriebsgeheimnisse dar, die geheim zu halten sind. Datum Name des/der aufklärenden Mitarbeiters Universität Ulm Medizinische Fakultät Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universität Ulm, Medizinische Fakultät, D-89069 Ulm Steinhövelstr. 5 89075 Ulm Studienleiter: Prof. Dr. Fegert Projektleiterin: Dr. Nina Spröber Tel.: (07 31) 5 00-61728 Fax: (07 31) 5 00-61602 e-mail: [email protected] März 2011 !! Bitte Seite 1 und Seite 2 lesen und ausfüllen!! Einverständniserklärung der Eltern SAVE Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation Entwicklung und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainingsprogramms für jugendliche ADHS Patienten: Durchführbarkeit, Machbarkeit, Akzeptanz und Effektivität Ich bin über die Studie „SAVE“ ausreichend informiert worden. Ich fühle mich über Inhalt, Vorgehensweise, Risiken und Ziel des oben genannten Forschungsprojektes sowie die Befugnis zur Einsichtnahme in die erhobenen Daten ausreichend informiert. Ich hatte ausreichend Zeit, mich für oder gegen eine Teilnahme am Projekt zu entscheiden. Ich willige für mich und mein Kind ein, an dem o.g. Forschungsprojekt teilzunehmen. ................................................................. (Vor- und Zuname des ersten Elternteils*) ................................. (Unterschrift) ................................................................. (Vor- und Zuname des zweiten Elternteils*) ................................. (Unterschrift) ..................................... Ort, Datum *) Die Erklärung muss mindestens ein Elternteil unterzeichnen. INFORMATION UND EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG ZUM DATENSCHUTZ Bei wissenschaftlichen Studien werden persönliche Daten und medizinische Befunde über Sie erhoben. Die Speicherung, Auswertung und Weitergabe dieser studienbezogenen Daten erfolgt nach gesetzlichen Bestimmungen und setzt vor Teilnahme an der Studie folgende freiwillige Einwilligung voraus: 1. Ich erkläre mich damit einverstanden, dass im Rahmen dieser Studie erhobene Daten/Krankheitsdaten auf Fragebögen und elektronischen Datenträgern aufgezeichnet und ohne Namensnennung verarbeitet werden. 2. Außerdem erkläre ich mich damit einverstanden, dass eine autorisierte und zur Verschwiegenheit verpflichtete Person der Universität in die erhobenen personenbezogenen Daten Einsicht nimmt, soweit dies für die Überprüfung des Projektes notwendig ist. Für diese Maßnahme entbinde ich den Arzt von der ärztlichen Schweigepflicht. Ort, Datum ......................................................................... Unterschrift(en) Eltern Universität Ulm Medizinische Fakultät Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie licher Direktor: Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universität Ulm, Medizinische Fakultät, D-89069 Ulm !! Bitte Seite 1 und Seite 2 lesen und ausfüllen!! Ärzt- Steinhövelstr. 5 89075 Ulm Studienleiter: Prof. Dr. Fegert Projektleiterin: Dr. Nina Spröber Tel.: (07 31) 5 00-61728 Fax: (07 31) 5 00-61602 e-mail: [email protected] März 2011 Einwilligungserklärung des Jugendlichen SAVE Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation Entwicklung und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainingsprogramms für jugendliche ADHS Patienten: Durchführbarkeit, Machbarkeit, Akzeptanz und Effektivität Ich bin über die Studie „SAVE“ ausreichend informiert worden. Ich fühle mich über Inhalt, Vorgehensweise, Risiken und Ziel des oben genannten Forschungsprojektes sowie die Befugnis zur Einsichtnahme in die erhobenen Daten ausreichend informiert. Ich hatte ausreichend Zeit, mich für oder gegen eine Teilnahme am Projekt zu entscheiden. Eine Kopie der Jugendlicheninformation und der Einwilligungserklärungen haben wir erhalten. Ich willige für mich ein, an dem o.g. Forschungsprojekt teilzunehmen. ..................................... (Vor- und Zuname) ..................................... .... Ort, Datum ......................................................................... (Unterschrift Jugendliche(r)) INFORMATION UND EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG ZUM DATENSCHUTZ Bei wissenschaftlichen Studien werden persönliche Daten und medizinische Befunde über Dich/ Sie erhoben. Die Speicherung, Auswertung und Weitergabe dieser studienbezogenen Daten erfolgt nach gesetzlichen Bestimmungen und setzt vor Teilnahme an der Studie folgende freiwillige Einwilligung voraus: 1. Ich erkläre mich damit einverstanden, dass im Rahmen dieser Studie erhobene Daten/Krankheitsdaten auf Fragebögen und elektronischen Datenträgern aufgezeichnet und ohne Namensnennung verarbeitet werden. 2. Außerdem erkläre ich mich damit einverstanden, dass eine autorisierte und zur Verschwiegenheit verpflichtete Person der Universität in die erhobenen personenbezogenen Daten Einsicht nimmt, soweit dies für die Überprüfung des Projektes notwendig ist. Für diese Maßnahme entbinde ich den Arzt von der ärztlichen Schweigepflicht. ……………………………. …………………………….. Ort, Datum Unterschrift Jugendlicher ANHANG D: TABELLEN ZUR STATISTISCHEN DATENAUSWERTUNG UND DISKUSSION Tabelle 15: Cronbach’s Alpha Werte des FB-Sitzungsbewertung für alle zehn Sitzungen Tabelle 16: Allgemeine lineare Modelle für den Selbst- und den Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen Tabelle 17: Beurteilungen der Teilnehmer für alle Sitzungen mit Hilfe des FBSitzungsbewertung Tabelle 18: Post-Hoc-Analyse zum Nachweis signifikanter Unterschiede zwischen den Sitzungen Tabelle 15: Cronbach’s Alpha Werte des FB-Sitzungsbewertung für die Skalen “Problembewältigung”, “Problemaktualisierung”, Problemklärung” und “Ressourcenaktivierung” Sitzung Sitzung_1 Sitzung_2 Sitzung_3 Sitzung_4 Sitzung_5 Sitzung_6 Sitzung_7 Sitzung_8 Sitzung_9 Sitzung_10 Skala Problembewältigung .921 .795 .801 .387 .905 .615 .821 .926 .918 .970 Skala Problemaktualisierung .944 .907 .889 .870 .857 .806 .842 .862 .879 .981 Skala Problemklärung .344 .580 .651 .491 .759 .640 .757 .827 .718 .842 Skala Ressoucenaktivierung .725 .746 .736 .808 .793 .813 .789 .799 .779 .684 Skala Gesamt .896 .906 .919 .865 .921 .905 .918 .932 .933 .952 Tabelle 16: Allgemeine lineare Modelle für den Selbst- und den Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen, N = 49 Skala T2 MW S5 SD MW T3 SD MW F p SD Selbsturteil Aufmerksamkeit 59.49 9.42 57.35 8.73 55.41 8.59 9.37 .004 Hyperaktivität 51.43 12.79 51.22 12.35 48.88 12.59 2.55 0.12 Impulsivität 55.00 10.61 53.78 10.73 53.06 10.84 1.46 0.23 Gesamt 58.16 9.00 56.43 8.72 54.29 8.10 13.28 .001 Aufmerksamkeit 62.55 5.78 61.53 6.06 58.47 6.79 23.99 .000 Hyperaktivität 55.10 12.81 55.10 11.61 52.86 12.87 1.55 0.22 Impulsivität 57.24 12.04 55.92 11.44 53.67 12.62 4.38 0.04 Gesamt 63.27 6.34 60.31 6.07 57.65 6.46 45.40 .000 Fremdurteil Anmerkungen. N = Teilnehmeranzahl; T = Testzeitpunkt; die jeweilige Zahl dahinter symbolisiert die Nummer des Testzeit- punktes; S5 = Sitzung 5; MW = Mittelwert; SD = Standardabweichung; F = Prüfstatistik der Vari- anzanalyse mit Messwiederholung; p = Signifikanzniveau Tabelle 17: Beurteilung der jeweiligen Sitzung durch die Teilnehmer mit Hilfe des FB- Sitzungsbewertung, N = 49 Sitzung MW SD Min Max Sitzung_1_Gesamtwertung 34.64 15.57 0 64 Sitzung_2_Gesamtwertung 44.69 15.74 14 81 Sitzung_3_Gesamtwertung 44.60 17.79 16 84 Sitzung_4_Gesamtwertung 51.10 17.56 5 77 Sitzung_5_Gesamtwertung 44.31 18.06 2 84 Sitzung_6_Gesamtwertung 47.88 16.38 0 78 Sitzung_7_Gesamtwertung 44.59 18.56 0 80 Sitzung_8_Gesamtwertung 47.12 19.80 0 80 Sitzung_9_Gesamtwertung 48.04 18.89 0 81 Sitzung_10_Gesamtwertung 42.05 20.20 9 84 Anmerkungen. MW = Mittelwert; N = Teilnehmeranzahl; SD = Standardabweichung; Min = Minimal vergebene Gesamt- punktzahl; Max = Maximal vergebene Gesamtpunktzahl Tabelle 18: Post-Hoc-Analyse (Tukey-HSD-Test) zum Nachweis signifikanter Unterschiede zwischen den Sitzungen gemessen ahand des FB-Sitzungsbewertung, N = 49 95%-Konfidenzintervall Sitzung Sitzung 1,00 2,00 2,00 Mittlere Differenz Standardfehler Signifikanz Untergrenze Obergrenze -10,04804 3,62955 ,151 -21,5919 1,4958 3,00 -9,94940 3,77626 ,205 -21,9599 2,0611 4,00 -16,44940* 3,77626 ,001 -28,4599 -4,4389 5,00 -9,66369 3,77626 ,241 -21,6742 2,3468 6,00 -13,23512* 3,77626 ,018 -25,2456 -1,2247 7,00 -9,93953 3,80074 ,214 -22,0279 2,1488 8,00 -12,47045* 3,75277 ,032 -24,4062 -,5347 9,00 -13,39764* 3,68765 ,012 -25,1263 -1,6690 10,00 -7,40068 3,75277 ,619 -19,3364 4,5351 1,00 3,00 4,00 5,00 6,00 10,04804 ,09864 -6,40136 ,38435 -3,18707 3,62955 3,75823 3,75823 3,75823 3,75823 ,151 1,000 ,793 1,000 ,998 -1,4958 -11,8545 -18,3545 -11,5688 -15,1402 21,5919 12,0518 5,5518 12,3375 8,7661 Fortsetzung Tabelle 18: Post-Hoc-Analyse (Tukey-HSD-Test) zum Nachweis signifikanter Unterschiede zwischen den Sitzungen gemessen ahand des FB-Sitzungsbewertung, N = 49 7,00 ,10851 3,78283 1,000 -11,9229 12,1399 8,00 -2,42240 3,73463 1,000 -14,3005 9,4557 9,00 -3,34960 3,66919 ,996 -15,0195 8,3203 10,00 2,64737 3,73463 ,999 -9,2307 14,5254 3,00 1,00 2,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00 4,00 1,00 2,00 3,00 5,00 9,94940 -,09864 -6,50000 ,28571 -3,28571 ,00987 -2,52104 -3,44824 2,54873 3,77626 3,75823 3,90010 3,90010 3,90010 3,92381 3,87736 3,81438 3,87736 ,205 1,000 ,814 1,000 ,998 1,000 1,000 ,996 1,000 -2,0611 -12,0518 -18,9044 -12,1186 -15,6901 -12,4699 -14,8531 -15,5799 -9,7833 21,9599 11,8545 5,9044 12,6901 9,1186 12,4896 9,8110 8,6835 14,8808 16,44940* 6,40136 6,50000 6,78571 3,77626 3,75823 3,90010 3,90010 ,001 ,793 ,814 ,772 4,4389 -5,5518 -5,9044 -5,6186 28,4599 18,3545 18,9044 19,1901 7,00 8,00 9,00 10,00 6,50987 3,97896 3,05176 9,04873 3,92381 3,87736 3,81438 3,87736 ,818 ,991 ,999 ,369 -5,9699 -8,3531 -9,0799 -3,2833 18,9896 16,3110 15,1835 21,3808 5,00 1,00 2,00 3,00 4,00 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00 9,66369 -,38435 -,28571 -6,78571 -3,57143 -,27584 -2,80676 -3,73395 2,26301 3,77626 3,75823 3,90010 3,90010 3,90010 3,92381 3,87736 3,81438 3,87736 ,241 1,000 1,000 ,772 ,996 1,000 ,999 ,993 1,000 -2,3468 -12,3375 -12,6901 -19,1901 -15,9758 -12,7556 -15,1388 -15,8657 -10,0690 21,6742 11,5688 12,1186 5,6186 8,8329 12,2039 9,5253 8,3977 14,5950 6,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 7,00 8,00 9,00 10,00 13,23512* 3,18707 3,28571 -3,21429 3,57143 3,29559 ,76467 -,16253 5,83444 3,77626 3,75823 3,90010 3,90010 3,90010 3,92381 3,87736 3,81438 3,87736 ,018 ,998 ,998 ,998 ,996 ,998 1,000 1,000 ,890 1,2247 -8,7661 -9,1186 -15,6186 -8,8329 -9,1842 -11,5674 -12,2942 -6,4976 25,2456 15,1402 15,6901 9,1901 15,9758 15,7754 13,0967 11,9692 18,1665 Fortsetzung Tabelle 18: Post-Hoc-Analyse (Tukey-HSD-Test) zum Nachweis signifikanter Unterschiede zwischen den Sitzungen gemessen ahand des FB-Sitzungsbewertung, N = 49 7,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 8,00 9,00 10,00 9,93953 -,10851 -,00987 -6,50987 ,27584 -3,29559 -2,53091 -3,45811 2,53885 3,80074 3,78283 3,92381 3,92381 3,92381 3,92381 3,90121 3,83861 3,90121 ,214 1,000 1,000 ,818 1,000 ,998 1,000 ,996 1,000 -2,1488 -12,1399 -12,4896 -18,9896 -12,2039 -15,7754 -14,9388 -15,6669 -9,8690 22,0279 11,9229 12,4699 5,9699 12,7556 9,1842 9,8770 8,7507 14,9467 8,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 9,00 10,00 12,47045* 2,42240 2,52104 -3,97896 2,80676 -,76467 2,53091 -,92720 5,06977 3,75277 3,73463 3,87736 3,87736 3,87736 3,87736 3,90121 3,79112 3,85449 ,032 1,000 1,000 ,991 ,999 1,000 1,000 1,000 ,950 ,5347 -9,4557 -9,8110 -16,3110 -9,5253 -13,0967 -9,8770 -12,9849 -7,1895 24,4062 14,3005 14,8531 8,3531 15,1388 11,5674 14,9388 11,1305 17,3290 9,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 10,00 13,39764* 3,34960 3,44824 -3,05176 3,73395 ,16253 3,45811 ,92720 5,99697 3,68765 3,66919 3,81438 3,81438 3,81438 3,81438 3,83861 3,79112 3,79112 ,012 ,996 ,996 ,999 ,993 1,000 ,996 1,000 ,856 1,6690 -8,3203 -8,6835 -15,1835 -8,3977 -11,9692 -8,7507 -11,1305 -6,0608 25,1263 15,0195 15,5799 9,0799 15,8657 12,2942 15,6669 12,9849 18,0547 10,00 1,00 7,40068 3,75277 ,619 -4,5351 19,3364 2,00 -2,64737 3,73463 ,999 -14,5254 9,2307 3,00 -2,54873 3,87736 1,000 -14,8808 9,7833 4,00 -9,04873 3,87736 ,369 -21,3808 3,2833 5,00 -2,26301 3,87736 1,000 -14,5950 10,0690 6,00 -5,83444 3,87736 ,890 -18,1665 6,4976 7,00 -2,53885 3,90121 1,000 -14,9467 9,8690 8,00 -5,06977 3,85449 ,950 -17,3290 7,1895 9,00 -5,99697 3,79112 ,856 -18,0547 6,0608 Anmerkungen. HSD = honestly significant difference; N = Teilnehmeranzahl; * = die Differenz der Mittelwerte ist auf einem Niveau von 0.05 signifikant. Danksagung Danken möchte ich Frau Dr. Nina Spröber für die Geduld, die sie mir entgegengebracht hat und die mir als Betreuerin dieser Arbeit stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Darüberhinaus danke ich meinen Mitstreiterinnen Lilo Fischer und Anne Brettschneider, ohne deren Hilfe diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre. Ein großes Dankeschön gilt meiner Familie und im besonderen Maße meiner Schwester Anna, die mich mit Verbesserungsvorschlägen, Formulierungshilfen und moralischem Beistand unterstützt haben. Lebenslauf aus Gründen des Datenschutzes entfernt.