Palliativ - Kantonsspital Winterthur

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Ende - Grenze - Übergang. Emotionale und spirituelle Begleitung
Symposium Palliative Care / Kantonsspital Winterthur 16.09.2010
Pfrn. Ulrike Büchs
Auf welchem Terrain bewegen sich Menschen am Lebensende? Wo geht’s lang?
Schwerkranke und Sterbende gehen einen unbekannten, noch nie begangenen
Weg. Sie sind Pioniere und Kundschafterinnen in einer unvertrauten Landschaft. Sie
gehen zögerlich oder rastlos, gelassen oder getrieben, leichtfüssig oder mit
polternden Schritten. Vom Gelände am Lebensende gibt es keine Kartographie, es
ist schwer einzuschätzen. Wir versuchen, Hindernisse und Gefahren aus dem Weg
zu räumen, Wegweiser und Fährten anzulegen, damit die Strecke passierbar wird.
Wir forschen auf diesem Gebiet, entwickeln Standards, Qualitätskontrollen. Wir
ermöglichen Ausbildung, Implementierung, Finanzierung, Öffentlichkeitsarbeit und
politische Vorstösse. Aber wir sprengen keine Sicherheitsstrecke, keine
Schnellstrasse durch das Terrain, weil es andere Wege geben muss als die
beschleunigte, gesellschaftlich legitimierte Selbstentsorgung.
Es ist gut, dass wir uns für diese anspruchsvolle Gefährtenschaft zusammentun.
Neben der physischen, psychischen, sozialen Perspektive ist also die spirituelle mit
dabei. Sind die „spirituellen Begleiter“ Ortskundige, die wie „Stalker“ im
gleichnamigem Film von Andreij Tarkowskijs durch die fremde Zone führen? Es
bieten sich in diesem Metier verschiedene Experten, Spezialistinnen, Kenner der
Szene an. Ich habe kein Besserwissen, keine Landkarte über diesen Bereich. Als
Seelsorgerin möchte ich Ihnen Einblicke geben in Erkundungen hier am KSW.
Herr P., ein terminaler Patient, fragt mich: „Frau Pfarrer, sagen Sie mir, wie geht das
mit dem Sterben?“ Ich antworte: „Das weiss ich nicht. Aber wenn Sie möchten, kann
ich Ihnen von anderen Patienten erzählen, wie sie den Weg gegangen sind.“ Er will
die Geschichten hören z.B. von demjenigen, der alles mit buchhalterischer
Genauigkeit regelte, das Haus überschrieb, die Abdankung plante bis ins Detail. Ich
erzähle von einem unwiderstehlichen Frauenheld mit gefärbtem Haar und
Goldringen, der das reinste Chaos hinterliess, zuletzt noch die Seelsorgerin bezirzte
und als „Charmeur“ in den Himmel wollte. Ich erzähle von der schönen Tänzerin, die
mich bat, ihr bei der Trennung vom Partner zu helfen. Sie brauchte nicht
Versöhnung, sondern Abgrenzung. Sie wollte das Finale als „freie Frau“ erleben.
Schliesslich von alter Liebe, die nochmals zu leuchten beginnt. Ein betagtes
Ehepaar, das sich nur noch an den Händen hielt, in die Augen schaute und
zuschmunzelte. Der Enkel klagte: „Die vegetieren ja nur noch!“ Ich bat ihn, genauer
hinzusehen.
Herr P. hört achtsam zu, wie wenn die Erzählungen seine Verlorenheit lindern
würden. Er ist mit der Einzigartigkeit seines Sterbens in eine grössere Gemeinschaft
versetzt. Wie auf Pilgerwegen: Ich gehe den Jakobswegs allein, aber andere sind ihn
vor mir gegangen oder sind an meiner Seite.
Was würden Sie tun, wenn Sie sich auf eine gefährliche Reise vorbereiten müssten?
Vermutlich erst zurückschauen, bevor Sie aufbrechen, die Ausrüstung, Reserven,
das Gepäck sichten. Emotionale Begleitung heisst, hinzuschauen, aus welcher Kraft
jemand gelebt hat. Biographisches Erzählen blickt zurück auf Vergangenes, um
Ressourcen zu sammeln für die Zukunft. Ich muss nicht meinen Trost zusprechen,
vielmehr heraushören, was diesen Menschen bisher getragen hat.
1
Da sagt ein Patient plötzlich: „Meine Grossmutter hat immer für mich gebetet.“ Nun
muss die Seelsorgerin diese Erinnerung gross werden lassen. Ich lasse mir ihre
Kochschürze schildern, den Geruch des Apfelkuchens, die Lachfalten, ihre
Schwäche für den Enkel, ihr Abendgebet. Diese grosszügige Frau, längst verstorben,
wird jetzt zur eigentlichen Sterbebegleiterin. Der Glaube dieser Ahnin wird zum
Geländer durch das verschattete Tal des Todes. Die Seelsorgerin kann sich diskret
zurückziehen. Der Patient hat seine Stütze gefunden.
Man ist natürlich froh um solche Grossmütter. Aber mitunter sieht es schütter aus.
Ein Aids-Kranker mit Drogenkarriere kann keine verlässliche Beziehung in seiner
Biographie entdecken. Die Seelsorgerin ist beelendet. Da kommt ihr wie im Märchen
ein Tier zur Hilfe, das reden kann. Der Patient erwähnt seinen Schäferhund Harry,
der als einziger treu zu ihm hält. „Was würde Harry denn sagen, bzw. bellen, wenn er
jetzt hier wäre?“ Der Patient: „Das kommt schon gut!“ Dieser Hundesatz wird zur
Hilfe für die nächsten Tage.
Ich erinnere mich an Todkranke, die in wachen Momenten nach ihrer Geschichte
suchen, nach dem, was das Leben für sie war. Es ist allerdings ein Wagnis, nicht nur
eine verklärte Vergangenheit, das Schöne und Beruhigende zu betrachten, sondern
auch die Verwundungen, Enttäuschungen, die verschütteten Träume. Wir hätten es
gerne, dass ein Leben am Ende aufgeht. Die Betroffenen jedoch muten uns
Ambivalenzen zu, Brüche, Unerledigtes, Fragmente.
Sterben bleibt eine riskante Passage. Man kann sich verirren und verrennen oder
aber finden und entwickeln. Wir Betreuende möchten einen lindernden Mantel
anbieten, wenn die Hitze der Schmerzen glüht, wenn die Angst überflutet. Wir
möchten vor Stürmen, Kälte und Einsamkeit bewahren. Wir schaffen Rastplätze und
Ruheorte, wo sich Patienten neu orientieren können. Doch nicht alle wollen
emotionale und spirituelle Unterstützung. Zwei Beispiele:
Das Schicksal einer Onkologiepatientin, Mutter kleiner Kindern, hat uns erschüttert.
Die Pflegefachfrauen, palliativ motiviert und ausgebildet, bieten ihr Gespräche an.
Sie lehnt alles ab. In einer Fallbesprechung auf Station begreifen wir, dass sie von
uns medizinischen und pflegerischen Support will und sonst nichts. Das Coping holt
sie sich in der Familie. Also keine Überbetreuung! Patienten dürfen nicht zu Objekten
unserer gut gemeinten, ganzheitlichen Konzepte werden. Sie bleiben Subjekte
grösstmöglicher Freiheit.
Und ich erinnere mich an einen alten Gewerkschaftler, einen ehemaligen SulzerArbeiter. Der muss sich zuletzt gegen den Bekehrungseifer seiner freikirchlichen
Tochter wehren. Sie sorgt sich um seinen Seelenfrieden und will auch die
Seelsorgerin mit einspannen. Die aber hat Freude an dem standhaften Alten. Das
Coaching für die erfolglose Tochter ist dann, doch bitte ihrem Gott ganz viel
zuzutrauen. Der kommt sicher klar mit einem wackeren Atheisten.
Es muss auch aggressive Abschiede geben dürfen und Untröstlichkeit. „Meine Seele
will sich nicht trösten lassen“, heisst es in den knorrigen Psalmen. In ihnen wird
unzensiert gegen den Himmel gepocht, gar nicht positiv gedacht, ruppig mit dem
Schicksal gehadert, mit Gott geschimpft, das Herz entrümpelt. Das finde ich markiger
als manch esoterische Einflüsterung und suggestive Harmlosigkeit.
2
In der Palliativ-Bewegung wird „Spiritual Care“ nachgefragt. „Seelsorge“ klingt wohl
etwas antiquiert, zu kirchlich. Ich teile das Anliegen, dass wir kompetent eingehen
müssen auf die Säkularität und den Religionspluralismus im multi-kulturellen Spital.
Lebensendbegleitung ist nichts für kirchliche Profilierungswünsche, nichts zum
Abstecken konfessioneller Territorien. Wenn wir auf Wunsch spezifisch Katholisches
oder Reformiertes anbieten, dann aus Respekt vor der konfessionellen Prägung
unseres Gegenübers. Doch als Seelsorgende müssen wir theologische Neugier,
interreligiöses Know-how, die Fähigkeit zur inter-kulturellen Kommunikation
mitbringen. Wir müssen Fremdsprachen können im wörtlichen und übertragenden
Sinne, auch die Sprache ohne Worte. Wir müssen uns auskennen in den Sitten und
Gebräuchen von Menschen mit Migrationshintergrund. Drei Szenen:
Ein serbisch-orthodoxer Patient mit Lungenkrebs verlangt nach einem grossen
Kruzifix. Es muss sofort sein. Ich kann meinen Kollegen Pater Ursmar danach fragen
und bringe es ihm. Er legt es sich auf die Brust, umklammert es fest und kann so
sterben.
Eine Frau aus Nigeria betrauert ihren Mann. Sie hockt auf dem Boden, wimmert,
wiegt den Oberkörper. Ich kauere mich zu ihr. Wir schweigen. Dann frage ich, wie sie
zu Hause ihre Liebsten verabschieden. Ich kann ihr nicht ihre schwarzen Schwestern
ersetzen. Sie erzählt und für Momente sind wir in ihrem afrikanischen Dorf.
Ich werde auf die junge Schwester eines türkischen Patienten hingewiesen. Seit
Wochen leistet sie die Übersetzungsarbeit zwischen Personal und Familie. Sie muss
hinaus zum Gebet in die Moschee. Es ist Winter, kalt, hoch Schnee. Ich zeige ihr die
Gebetsmöglichkeit für Muslime, den Teppich, die Richtung nach Mekka, die
Gastfreundschaft in unserer Spitalkirche. Dort im geschützten Rahmen bricht die
Überforderung aus ihr heraus.
Ich achte den Begriff „Spiritual Care“ und die Intention, die damit verbunden ist. Ich
möchte Ihnen erklären, warum ich dennoch an dem Wort „Seelsorge“ hänge. Es
verbindet mich mit unserem jüdisch-christlichen Erbe, mit unseren Vorvätern und müttern.
Was ist das eigentlich für ein Mantel, ein Pallium, den wir mit Palliative Care meinen?
Macht tatsächlich jeder den letzten Mantel für sich allein?
Es gibt eine Geschichte im ersten Testament, im zweiten Buch der Könige, im ersten
Kapitel. Der Prophet Elia geht zum Sterben an den Grenzfluss, den Jordan, dessen
Fluten hoch sind. Sein liebster Schüler Elischa begleitet ihn. Der Lehrer schlägt mit
seinem Mantel auf die Wellen, die Fluten weichen, er kann hinüber. Sein Schüler
sieht ihn in einer Vision auf feurigen Wagen gen Himmel fahren. Den Mantel jedoch
findet er zurückgelassen am Ufer des Flusses. Elischa nimmt ihn zu sich. Mit dem
geerbten Mantel gelangt auch er durch den Jordan ans andere Ufer zurück.
Ich denke, unsere Vorfahren haben uns mit ihrer Erfahrung, mit ihrer Sprache die
Mäntel ihres Glaubens hinterlassen. In sie kann man sich hüllen, wenn das eigene
Glaubenshemdchen dünn und zerschlissen ist. In sie kann man sich fallen lassen,
wenn das Leid sprachlos macht. Es gibt Menschen, die es nicht ertragen, Söhne und
Töchter zu sein, eine Herkunft und Tradition zu haben, Tote zu haben, die vor ihnen
gelacht und geweint, geliebt, geträumt, gezweifelt haben. Sie sind gezwungen, Erste
zu sein, alles zeitgemäss, in eigener Sprache zu sagen. Dabei sind in allen
3
Religionen alte Weisheiten, Lebens- und Sterbenserfahrungen versammelt. Wir
müssen sie nicht neu erfinden. Die alte Bibel ist ein kluges Consulting Book.
Geschichten und Lieder der Fremde, Segenszeichen und Gebete sind wie Mäntel,
die uns vorausgegangene Generationen vorgewärmt haben.
Ich weiss, all das kann zu unverständlichen, leeren Formeln verkommen. Zeichen
können beziehungslos, leidenschaftslos abgespult werden. Liturgien, Riten, Gesten
dürfen nicht als ein-für-allemal erworbene, schnell und überall verfügbare Mittel
eingesetzt werden. Sie sind dann nicht mehr Stärkung und Wegproviant. Sie werden
zur Speise, die verabreicht wird, ohne Hunger. Christliche Überlieferungen jedoch
sollen Lebens-Mittel sein, nicht Abspeisung oder Beruhigungsmittel. Sie halten uns in
Kämpfen und Mühen, im Angesicht des Todes die Sehnsucht wach nach dem guten
Übergang.
Dazu werden sie weitergedichtet, den Umständen angepasst. Herr A. hat lange
gelitten. Eines Tages will er sich von mir verabschieden. Er bietet mir, fein parat
gemacht auf dem Nachttisch, Schoggi und Tomatensaft an, ein Teilen so feierlich wie
ein Abendmahl mit Brot und Wein.
Seelsorgliche Begleitung kann scheitern. Wir kommen zu früh, zu spät oder gar nicht.
Ungeduldig meinen wir, den Weg im Voraus zu kennen und finden nicht zum
bescheidenen Platz Seite an Seite. Wir haben zu viel versprochen, zu wenig
gehalten. Nein, Sterbebegleitung ist nichts für Feiglinge und nichts für Routiniers. Wir
wollen nicht nur Erfolgsgeschichten präsentieren. Seit über 10 Jahren erzählen wir
uns im reformierten Team in einer Balint-Gruppe Beispiele misslungener Seelsorge.
Es hat eine besondere Würde, wenn wir auch im interdisziplinären Team
austauschen, wo wir nicht weiter wissen, an Grenzen stossen, ermüden. Es ist
wichtig, die Zumutungen dieser Grenzlandschaft solidarisch auszuhalten.
Zuletzt: Manchmal steht auch die Seelsorgerin im Regen, zerzaust im Wind und
braucht die Verheissungen, die sich nicht abfinden mit der unrechten Verteilung der
Ressourcen. Ein altes Buch hält den Protest wach gegen den Elendstod durch
Armut, Hunger und Gewalt. Es beharrt darauf, grosse, unbescheidene Wünsche zu
haben, die Vision vom würdigen Leben und Sterben aller. Am Ende der Zeit, so singt
es, wird Gott abwischen alle Tränen von unseren Augen, und der Tod wird nicht
mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein (Offenbarung
21,4).
Vielleicht lässt sich so nüchtern und heiter die Alltagsarbeit fortsetzen.
4
Wenn der Magendarm- Trakt
rebelliert:
Nausea, Erbrechen und Ileus
in der Palliative Care
Steffen Eychmüller, Kantonsspital St. Gallen
[email protected]
Nausea: Hirn und/oder Darm ?
Physiologie der Nausea
• Insgesamt recht unklar
• Hypothalamus und Gyrus frontalis sind
wichtig
• Nausea: erhöhte ADH-Sekretion, gestörte
elektrophysiologische Funktionen im Magen
(Rhythmus gestört)
• Was ist Ursache und was ist Epiphänomen?
Cortex
Limbisches System I, N.olfactorius
II, N.opticus
VIII
Vomiting Pattern Generator
Vestibularisk.
KH
Blut
VII
NasoTracheal
System
IX
X, N. vagus
Hals,Nacken, Thorax, Becken Abdomen, Chemo Trigger
Zone
Herz
X, N. vagus
MDT
Leber
Gefühle, Erinnerungen
Hirndruck, Schmerz, Gedanken
Geruch, I
Auge, II
VIII
KH
Koordination der Impulse, auslösen des Erbrechens
VII
Geschmack
Hals, Rachen
IX
X, N. vagus
Infarkt
Toxine,
Metabolite,
Medikamente
Blut
Bewegung, Innenohr, Kleinhirn.
Pathogenese
X, N. vagus
Ileus, Medi, Gastroparese
Chemotherapie
Toxine
Zusammenfassung:
Inputs in VPG von:
• Chemorezeptor-Trigger-Zonen (CTZ)
– Wichtigste in area postrema
• Nucleus tractus solitarius (Medulla oblong)
– Über Hirnnerven VII (Geschmack), IX Pharynx), X
(Pharynx, GIT, Herz)
• Gastrointestinaltrakt über X
• Cortex und limbischem System
• Nucleus vestibularis/Kleinhirn
Klinik
• Syndrome mit Übelkeit und Erbrechen:
–
–
–
–
–
–
–
Magenausgangsstenose
Der gedrückte Magen
Ileus
Radiotherapie
Chemotherapie
Erhöhter intrakranieller Druck
NSAR
Klinik
Merkpunkte
• Chronische Nausea ist schlimmer als Erbrechen
• Regurgitation ist nicht Erbrechen
– Tumor im Oesophagus, Parkinsonismus, ParkinsonMedikamente
– Essen kommt sofort zurück
– Reagiert nicht auf Antiemetika
• Erbrechen durch pharyngeales Sekret
– Wird lokal behandelt
• Erbrechen durch Koliken
– Spricht besser auf Schmerzmittel an
Management von
Nausea/Erbrechen
• Generelle Massnahmen
• Medikamentöse Therapie
–
–
–
–
–
Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon)
Neuroleptika (Phenothiazine, Butyrophenone)
Antihistaminika
Anticholinergika: Achtung Obstipation !
5-HT3-Antagonisten: Achtung Obstipation !
– (Erythromycin)
– Andere (Cannabinoide, Corticosteroide, Benzodiazepine)
Generelle Massnahmen in der
Palliativsituation
• Beeinflussbare Ursachen ? Bspw. Hirndruck?
Hypercalcämie? Behandeln oder nicht ?
• 24 – 48 Stunden „alles“ parenteral (bspw. SC)
• Am wirkungsvollsten, wenn prophylaktische
Anwendung
• Vermeide schlechte Gerüche
• kühle Getränke oft günstig
Medikamentöse Therapie der Nausea
Hirn und/oder Darm ?
Rezeptoren
I
GABA, ua.
II
VIII
M1, H1, 5HT2,
CB1, µ
H1, M1
KH
M1, H1, 5HT3, NK1 D2?, NMDA?
IX
X, N. vagus
5HT3, D2, 5HT3, Chemorezeptoren
Blut
VII
Enk
e
Antiemetik
Zenter
SP
5HT3, 5HT4, NK1, NK3, M1, D2, Motilin
Mechano‐, Chemorp
X, N. vagus
5HT3
Mechano‐
Chemo‐rp
I
Benzodiazepine
Medikamente
II
VIII
KH
Atropin, Antihistamin.
Mirtazepin
IX
Metoclopramid
Neurol, Sertrone
Blut
VII
Atropin, Nozinan
Sertrone, Atrepitand
X
X
Cannabinoide
Atropin,Buscopan
Domperidon, Metoclopramid
Sertrone, Erythrocin,
Octreotid
Steroide bei Nausea
Hirndruck
Tumorbedingte
intestinale
Obstruktion
Dexametason
(Fortecortin)
1x morgens
8- 16 mg
Start 4mg, bis
8-0-0mg
(i.d.R.
perenteral)
Metoclopramid bei Nausea
Metoclopramid
Peripher +
zentral
wirksam
(Paspertin Tbl/
30 Trpf/
Amp.2ml=
10mg
Primperan
Tbl./Supp/
Amp.2ml =
10mg)
Start 3x 10
mg oder
oder
40-60 mg/ 24
Std. auch
kontinuierlich
(max.100 mg)
SC oder IV
Haloperidol bei Nausea
Medikamente (v.a.
Opioide),
Metaboliten;
u.a.
Dopaminrezeptoren,
(allg.
Chemorezeptoren)
Haloperidol
(Haldol z.B.
Trpf. 2%: 10
Trpf = 1mg)
Haloperidol
IV??
Start 0,5 - 1
mg alle 6-8
Stunden
bis 5 –10 mg/
24 Std.
kontinuierlich
(SC oder IV*)
„Letzte Rettung“ bei Nausea
keine Wirkung Levomepromazin
bisher
(Nozinan)
6,25- 12,5 mg =
6-12 Tropfen
(1Trpf=1mg)
oder ½ Tabl. à
25mg
oder 6,25- 12,5
mg SC/24h
(1/4 -1/2 Amp)
Neuere Antiemetika bei
Chemotherapie
Palonosetron (Aloxi®): Serotonin-Antagonisten der
2. Generation
30-fach stärkere Rezeptorbindungsaffinität aus und
zeigt auch gegen verzögertes Erbrechen eine deutlich
bessere Wirkung
- Einmalgabe
Neuere Antiemetika bei
Chemotherapie
Aprepitant(Emend®):Neurokinin-1Rezeptorantagonisten
antagonisiert die Bindung von Substanz P an seinen
Rezeptor und wirkt daher besonders gut bei Übelkeit
und Erbrechen vom verzögerten Typ.
Bei hoch emetogener Chemotherapie Kombination aus
Serotonin-Antagonist, Aprepitant und Dexametason
als
sogenannte
Triple-Therapie
einer
Zweierkombination ohne Aprepitant als signifikant
überlegen erwiesen.
Ursache DARM
Metoclopramid: Stufenprogramm –
Paralyse/ Obstruktion: was tun ?
Haloperidol: Differentialindikation ?
5 HT3 – Antagonisten: gute Absicht,
schlechte Nebenwirkung ?
Siehe auch: Best practice recommendations
www.palliative.ch
Wichtig
• „Friede dem Darm“: 24 – 48 Stunden
parenterale Medikamentengabe (auch
rektal)
• In der Palliative Care: Motilitätsstörung
mit Nausea oft aufgrund Kombination
von mechanischer und paralytischer
Ursache
Ileus: Häufigkeit
• Ovarialcarcinom:
5 - 42%
• Colorectales Carcinom: 4 - 24%
• Lokalisation:
– Unterscheide:
• Partielle/komplett
• Einfach, mehrfach
– Dünndarm 61%, Dickdarm 33%, beide
20%
Ileus: Die Geschichte
Frau W., 64 Jahre
Ileus: Ursachen
Häufig: mechanische UND paralytische Ursache
– Tumorinfiltration ins Mesenterium
(Peritonealcarcinose), Plexus coeliacus der
Darmwand (Muskulatur, Nerven, Gefässe)
– Paraneoplastische Neuropathie (v.a. Lungen-Ca)
– Pseudoobstruktion (Medikamente,
paraneoplastisch)
Ileus: Klinik
• Kontinuierlicher Schmerz (90%)
• Koliken (75%)
• Erbrechen
– Umso früher je höher Obstruktion
– Miserere, umso eher je tiefer die Obstruktion
– Häufig grosse Mengen (v.a bei hoher Obstruk)
• Plätschern
• trockener Mund
Ileus: Management
• Radiologie ist nicht zwingend, v.a. wenn
der Pat zu krank ist für eine Operation
• Ein Ileus kann sich auch unter
konservativen Massnahmen
zurückbilden
• Ileus in der PC ist kein Notfall, kein
Grund für überstürzte Chirurgie
Ileus: Abklärung
• Klinik
• Abdomen-Leerbild
• Kontrastmitteldarstellung
– Gastrografin, gelegentlich auch therapeutisch, da
abschwellend, hingegen schlecht bei distaler
Obstruktion
• CT
– Ausdehnung des Tumorleidens
– Einfache oder mehrfache Stenosen
Ileus: Chirurgie
• Kein Konsens aber Leitlinien
• Keine routinemässige Chirurgie
• Perioperative Mortalität: 9 – 40%
– Pat sterben innerhalb 30 Tagen nach
Operation
• Keine Outcome-Studien
• Neuere Studien nicht besser als ältere
• Mache Risk-Benefit-Beurteilung
Steroide bei malignem Darmverschluss
(Tumoren Gyn + MDT) (1999)
N= 89 aus 3 RCT
Outcome: 1. „Resolution“ 2. Tod < 1 Monat
Ergebnis
• Nur „Trend“, n.s.: bei Dexa 6-16mg
„Resolution“ häufiger
• NNT = 6 (wenig side- effects (NNH)
• Outcome 2: kein Effekt
Ileus: Therapie
• Magensonde
– als diagnostische Massnahme
– Seltener als Dauerlösung
– Hat Komplikationen
• PEG
– Indiziert, wenn Medikamente nicht genügen?
– Wenn der Patient zu essen und trinken wünscht
– Relative KI: Aszites, portale Hypertonie,
Tumormasse
Ileus Therapie
• Erbrechen/Sekretionsminderung
– Metoclopramid 60 – 120 mg/d sc bei fkt/partiellem
Ileus
– Anticholinerg.: Buscopan 40 – 120 mg/24 sc, iv
– Octreotid 0,3 – 0,9 mg/d sc (0,5 mg = 100CHF)
– Haldol 5 – 10 mg/d sc oder iv, falls antisekret Medi
(Buscopan, Octreotid) zuwenig wirksam
– Auch andere Neuroleptika (Antihistaminika)
Ileus: Schmerztherapie
• Nicht vergessen: Schmerztherapie!
Morphin zusätzlich
• Stellenwert von Steroiden (Cochrane)
"Die gelähmte Seele"
Depression - eine Herausforderung in Palliative Care
Lea Zellweger
Abteilungsleiterin Zentrum für Palliative Care / MAS in Palliative Care
16.09.10
Inhaltsverzeichnis
ƒ Einleitung
ƒ Häufigkeit der Depression
ƒ Lebensqualität und Depression
ƒ Was ist eine Depression
ƒ Ursachen und Entstehung einer Depression
ƒ Schwierigkeit eine Depression in palliativen Situationen zu
erkennen
ƒ Screening-Instrumente
ƒ Therapie einer Depression
ƒ Fazit
2
Häufigkeit
ƒ Depressionen sind weit verbreitet unter Patientinnen und
Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten. Studien zufolge
sind bis zu 75% der Betroffenen mit terminalen Krankheiten
depressiv.
ƒ Erhöhte Prävalenz einer Depression findet sich zudem bei
fortschreitender Erkrankung und bei ungenügender
Symptomkontrolle.
ƒ Bei somatisch schwer kranken Menschen ist die Häufigkeit des
depressiven Syndroms im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
um das Zwei- bis Vierfache erhöht.
(Axtell, 2008, Müller-Busch, 2006)
3
Häufigkeit
ƒ Betroffene in palliativen Situationen sind bereits durch schwere
Erkrankungen belastet.
ƒ Depression bei schwer kranken Menschen ist nicht eine normale
Reaktion auf schweres Leiden, sondern eine eigene Erkrankung,
die auch in der Terminalphase therapierbar ist.
4
Lebensqualität und Depression
ƒ Das zusätzliche quälende Leiden durch eine Depression ist
nicht selten schwerer als dasjenige an der Grunderkrankung. Es
führt zu einer weiteren, vermeidbaren Beeinträchtigung der
Lebensqualität von Betroffenen.
ƒ Eine Depression kann als zusätzliche Erkrankung auftreten und
die Lebensqualität Betroffener weiter massiv beeinträchtigen.
(Aulbert & Zech, 2007)
5
Was ist eine Depression
ƒ Depression
Depression ist ein klinisches Störungsbild. Wobei häufig auch
von einer Krankheit gesprochen wird. Depression äussert sich in
kognitiven, affektiven, motivationalen, motorischen,
physiologischen und endokrinologischen Symptomen. (Bodenmann,
2009)
Depressionen können ein vielseitiges Bild zeigen. Dabei treten
gedrückte Stimmung, Hemmung von Denken und Antrieb sowie
körperliche, vegetative Störungen als Hauptsymptome auf. Man
geht von der multifaktoriellen Bedingtheit psychischer Störungen
aus. (Möller, Laux & Deister, 2005)
6
Definition von Depression
ƒ Aktuell werden Depressionen nach der International Statistical
Classification of Diseases and Related Health Problemes,
Version 10 (ICD-10), folgendermassen eingeteilt: Die
depressiven Störungen werden den affektiven Störungen (F30 –
F39) als psychopathologische Syndrome von bestimmter Dauer
zugeordnet.
7
Definition von Depression
ƒ F32 / Depressive Episode: Die Betroffenen leiden unter
gedrückter Stimmung, Verminderung von Antrieb und Aktivität.
Schlafstörungen treten auf. Interesse, Konzentrationsfähigkeit
und Appetit sind vermindert. Die Fähigkeit zur Freude fehlt.
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind meistens
beeinträchtigt.
ƒ Formen von Schuldgefühlen oder Gedanken der Wertlosigkeit
treten auf. Die Niedergeschlagenheit ändert sich von Tag zu
Tag wenig, es findet keine Reaktion auf die Lebensumstände
statt.
8
Definition von Depression
ƒ Eine depressive Episode kann von somatischen Symptomen
begleitet werden wie Morgentief, Früherwachen, Agitiertheit,
Verlust von Freude, Appetit-, Gewichts- und Libidoverlust.
ƒ Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome wird die
depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer
bezeichnet.
9
10
Ursachen und Entstehung einer
Depression
ƒ Theorie von den Gen-Umwelt-Interaktionen
ƒ Theorie vom Mangel an Botenstoffen
ƒ Lerntheoretische Annahmen zur Entstehung von Depressionen
ƒ Kognitive Ansätze zur Erklärung der Depression
ƒ Weitere depressionsauslösende Faktoren
11
Kontext zur palliativen Situation
ƒ In Bezug auf körperliche Faktoren existieren mittlerweile
handfeste Nachweise, dass lang anhaltender Schmerz eine
Depression auslösen kann. (Axtell, 2008)
ƒ Auch der Verlust von körperlichen Fähigkeiten durch eine
fortschreitende Krankheit löst bei manchen Personen
Depressionen aus - was erklären kann, weshalb Depressionen
mehr zunehmen, je weiter eine Krankheit fortschreitet.
12
Kontext zur palliativen Situation
ƒ Oftmals treten Depressionen bei Menschen auf, die in der
Vergangenheit einschneidende Verlusterlebnisse und
Kränkungen erlebt haben und diese nicht genügend betrauern
konnten.
ƒ Die Kontrolle über die Situation zu verlieren
ƒ Eine Last für Andere zu sein
ƒ Schlechte Lebensqualität erdulden zu müssen
sind weitere Faktoren, die eine Depression begünstigen.
13
Schwierigkeit, eine Depression in
palliativer Situation zu erkennen
Ein grosses Problem scheint darin zu liegen, dass
Depressionen in palliativen Situationen oft nicht erkannt
werden.
ƒ Die Problematik besteht, bei diesem Kreis von Betroffenen
eine Depression zu diagnostizieren, weil kein Konsens über
die diagnostischen Kriterien bei somatischer
Grundkrankheit vorliegt.
(Aulbert & Zech 2007,sowie Husebo & Klaschik, 2003)
14
Schwierigkeit, eine Depression in
palliativer Situation zu erkennen
ƒ Viele der vegetativen Symptome, welche auch bei einer
Depression zu beobachten sind, (Müdigkeit usw.) sind nämlich
zu erwartende normale Folgen von Reaktionen auf eine
lebensbedrohende Krankheit.
ƒ Depressionen bei schwer kranken Menschen, welche in der
Sterbephase oder in Trauer sind, werden vielfach übersehen.
(Student & Napiwotzky, 2007)
15
Schwierigkeit, eine Depression in
palliativer Situation zu erkennen
ƒ Eine Vielzahl von Studien belegen, dass Depressionen bei
palliativen Patientinnen und Patienten zu wenig diagnostiziert
und behandelt werden, obwohl sie nicht als unabdingbarer Teil
des Sterbeprozesses betrachtet werden dürfen.
ƒ Grund dafür kann sein, dass eine Depression leicht
fehlinterpretiert wird als Kummer und Trauer, wie sie als
normaler Teil des Prozesses am Ende des Lebens auftritt.
(Little, Dionne & Eaton, 2005)
16
Screening-Instrumente
Welche Instrumente können dazu dienen eine Depression zu
erkennen.
ƒ Geriatric Depression Scale (GDS) ist bestehend aus 15
Fragen und kann mit Ja/Nein beantwortet werden
(Sensitivität 76%, Spezifität 88.9%)
ƒ Beck-Depression-Inventar (BDI) besteht aus 20 Fragen und
kann von Null bis Fünf beantwortet werden (nie - immer)
(Sensitivität 92%, Spezifität 91%)
ƒ Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS); diese
besteht aus 7 Fragen zur Depression und 7 Fragen zum
Thema Angst. Die Beantwortung geht von null bis drei
Punkte. (Sensitivität und Spezifität bei 80%)
17
Therapie einer Depression
ƒ Die Basisbetreuung durch medizinisches Personal (Pflegende,
Ärzte) und Angehörige
Wichtig dabei: Der Umgang mit den Betroffenen
ƒ Psychotherapeutische Interventionen (Psychologen, Psychiater,
Psychosomatiker)
ƒ Medikamentöse Behandlung
18
Fazit
ƒ Depression stellt ein im palliativen Kontext noch weitgehend
tabuisiertes Thema dar, dem - belegt durch Studien - aber
hohe praktische Relevanz zukommt.
ƒ Studien belegen, dass Depressionen bei schwer kranken
Menschen zu wenig Beachtung geschenkt wird.
ƒ Somit sind Pflege und Medizin im Setting von Palliative Care
gefordert, den Fokus vermehrt auf Depressionen zu richten.
19
Fazit
ƒ Umso grössere Bedeutung muss in der Praxis der
psychosozialen Betreuung und Begleitung depressiver
Schwerkranker zukommen, um seelisches Leiden zu verringern
und somit eine bessere Lebensqualität zu erreichen.
ƒ Soll die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten im
palliativen Setting verbessert werden, ist es nötig, Depressionen
nicht nur besser zu erkennen, sondern auch kompetent zu
behandeln.
20
Worte eines depressiven Menschen
21
Zum Schluss
Danke für das Interesse und
Ihre Aufmerksamkeit
22
Symposium Palliativ Care
Kantonsspital Winterthur | 16. September 2010
Pillen gegen Leid und Trauer: Sinn oder Unsinn?
Psychopharmakologie in der Palliativmedizin
Ruedi Schweizer
Dr.med, Oberarzt
Psychiatrische Poliklinik ipw
Beispiel Depression - Depression?
ƒ praktische Diagnostik
ƒ fragen Sie den Patienten…!
ICD 10
Mangel an
Selbstwertgefühl/-vertrauen
Gefühl von
Schuld und
Wertlosigkeit
Bedrückte Stimmung
Appetitstörungen
Antriebsminderung
Schlafstörung
Interesse-/Freudlosigkeit
Suizidgedanken/handlungen
leicht: 2
mittelgradig: 2 - 4
schwer: ≥ 4
leicht: 2
mittelgradig: 2 (-3)
schwer: 3
verminderte
Konzentration und
Aufmerksamkeit
negative und
pessimistische
Zukunftsaussichten
Beispiel Depression - Depression?
ƒ praktische Diagnostik
ƒ fragen Sie den Patienten…!
ƒ 2-Fragen-Screening:
ƒ fühlten Sie sich häufig niedergeschlagen und bedrückt im
letzten Monat?
ƒ hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude
an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
ƒ Sensititivät 96% | Whooley 1997
ƒ Instrumente
ƒ VAS (z.B. Distress Thermometer, Mehnert)
ƒ HADS
Distress Thermometer
Hospital Anxiety and Depression Scale
HADS
{
{
{
{
Ich habe manchmal ein
ängstliches
Ich
kann michGefühl
heute
inIch
der
Magengegend
noch
somich
freuen
fühle
in wie
früher
meinen
Aktivitäten
Ich
fühle mich
überhaupt
nicht
gebremst
angespannt
und
{
ganz genau
so
gelegentlich
überreizt
{ fast
immer
{
nicht
ganz
so sehr
ziemlich
oft
{
meistens
{ sehr
{
nochoft
ein wenig
sehrnur
oft
{
oft
{ manchmal
{ kaum
oder gar nicht
{
von
Zeit nicht
zu Zeit /
{ überhaupt
gelegentlich
{ überhaupt nicht
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
je 7 Items
Selbstrating
einfache Auswertung
keine Konfundierung mit somatischen Symptomen (≠ HRSD)
Depressionen:
immer Medikamente?
Kirsch I et al. (2008) Initial severity and antidepressant benefits: A
Metaanalysis of data submitted to the Food and Drug Administration
in der Praxis
ƒ symptomatische Störung?
ƒ medikamentös: Steroide, LHRH Analoga/Antiandrogene,
Aromatasehemmer, Interferon, Betablocker, Neuroleptika
ƒ Metastasen
ƒ distanzierender Effekt in der Stressorenregulation
ƒ anxiolytischer Effekt
ƒ schmerzmodulierender Effekt
in der Praxis
ƒ nutzen Sie den Placeboeffekt!
ƒ Problematik Suizidalität
ƒ „irrational“ vs. „rational“
ƒ Induktion durch Pharmakotherapie?
ƒ Problematik Abhängigkeit / Suchtverhalten
ƒ vorbestehende, genuine psychiatrische Störungen
ƒ Angehörige!
immer!….
ƒ unter Miteinbezug des Patientenwunsches
ƒ shared decision making
Shared Decision Making
immer!….
ƒ unter Miteinbezug des Patientenwunsches
ƒ shared decision making
ƒ Locus of Control Rotter, 1966
ƒ Sense of Coherence Antonovsky
ƒ unter Ausnutzung bzw. Berücksichtigung der Arzt-Patientenbeziehung
ƒ Psychopharmakotherapie ist Psychotherapie!
ƒ unter Beachtung der eigenen kognitiven, emotionalen und ggf.
spirituellen Reaktionen
ƒ Plausibilitätsfalle
Antidepressiva bei Palliativpatienten
ƒ geringe Evidenz:
ƒ ungenügende Methodik
ƒ kleine Samples
ƒ hohe Drop outs Rodin 2007
ƒ Cochrane 2000
ƒ NNT 4; TCA > SSRI; symptomorientiert, nicht syndromal
Antidepressiva bei Palliativpatienten
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
keine Abhängikeit
Wirklatenz
Monotherapie anstreben
Erhaltungstherapie, ggf. Prophylaxe
Kombination mit Benzodiazepinen (Angst, Agitation)
pharmakokinetische Interaktionen beachten
ƒ CYP 450 Inhibition
ƒ verwenden Sie: Es-Citalopram (Cipralex®), Citalopram
(Seropram ®), Venlafaxin (Efexor®), Mirtazapin (Remeron®)
Antidepressiva: Interaktionen
Substrat
www.mediq.ch
CYP 1A1/2
CYP 2C9/19
CYP 2D6
CYP 3A4
Marcoumar
Sartane
Propanolol
Amiodarone
Beispiel Tamoxifen
verwenden Sie:
ƒ Venlafaxine (Efexor ®)
ƒ Citalopram (Seropram ®)
ƒ Es-Citalopram (Cipralex ®)
nicht geeignet (CYP 2D6
Inhibitoren):
ƒ Bupropion (Wellbutrin®)
ƒ Fluoxetin (Fluctine®)
ƒ Paroxetine (Deroxat®)
eher nicht geeignet:
ƒ Duloxetin (Cymbalta ®)
ƒ Sertraline (Zoloft ®)
Antidepressiva bei Palliativpatienten
SSRI: Es-Citalopram (Cipralex®), Citalopram (Seropram ®)
duale Hemmer: Venlafaxin (Efexor®), Duloxetin (Cymbalta®)
double SRI: Trazodone (Trittico®)
andere
ƒ MAOI: Moclobemid (Aurorix®)
ƒ Mianserin (Tolvon®), Mirtazapin (Remeron ®),
ƒ Nor/Dopamin: Bupropion (Wellbutrin®) cave Interaktionen
ƒ Trizyklische Antidepressiva
ƒ Schmerzmodulation!
ƒ Tachykardie
ƒ RLS (AVB, QTc, R/LSB in Kombination)
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ cave Long QT, WPW
ƒ Alternativen: Stimulantien
ƒ Methylphenidat (Ritalin®, Concerta ®), Modafinil (Modasomil®)
Pause
Danke
Suizid vs. Sterbewunsch
ƒ „rational“ vs. „irrational“ Suicide
ƒ realistische Einschätzung der Situation möglich
ƒ Entscheidungsprozess unbeeinflusst von psychischer Krankheit
oder schwerem emotionalem Stress
ƒ motivationale Basis von Anderen oder Beobachtern aus der
gleichen Gemeinschaft oder sozialen Gruppe nachvollziehbar
Siegel 1986
Beispiel Depression - Depression?
ƒ Prävalenz von depressiven Störungen bei palliativen,
vornehmlich Tumorpatienten
ƒ Übersicht
Beispiel Depression - Depression?
Punktprävalenz (D)
Lebenszeitprävalenz Normalbevölkerung
Ambulante internistische Patienten
Stationäre internistische Patienten
Krebspatienten
6.3%
10 - 18%
10.9%
8-14%
6 - 15%
Herschbach 2008 nach Möller 2003 und Kessler 2005
Major Depression bei stationären
Patienten mit chronischer Erkrankung
Kapfhammer et al.
22 – 33%
Beispiel Depression - Depression?
ƒ Prävalenz von depressiven Störungen bei palliativen,
vornehmlich Tumorpatienten
ƒ Übersicht
ƒ 3 – 40% (!) Chochinov et al. 2009
ƒ Konsistenz ungenügend
ƒ warum?
ƒ abhängig von Art des Zentrums
ƒ kulturabhängig (Japan: 3 – 7%) Minagawa 1996, Akechi 2004
ƒ Methodik: Selbstrating vs. Interview
ƒ diagnostische Kriterien
Beispiel Depression - Depression?
Nosologische Problematik
ƒ genügen die Klassifikationssysteme ICD 10 / DSM IV?
ƒ Depressive Episode / Major und Minor Depression
ƒ Anpassungsstörung
ƒ Dysthymie, bipolare Störung, PTSD, F6
ƒ körperliche Symptomatik
ƒ somatisch? depressiv? diagnostisch verwertbar?
Beispiel Depression - Depression?
ƒ Demoralisationssyndrom Clark / Kissane 2002
ƒ giving up
ƒ Hoffnungslosigkeit, Mutlosigkeit, Sinnverlust
ƒ Pathological Grief
Horowitz et al
Demoralisation vs. Depression
Depression
Demoralisation
Leere, Apathie
Erhaltene Schwingungsfähigkeit
Anhedonie
Empfindung von Freude und Hoffnung
möglich
Ansprechen auf
Psychopharmakotherapie
Therapieversagen bei antidepressiver
Medikation
to do
ƒ evt. Tble. 4.1. Bredibart buch für Studienhäufigkeit
ƒ Folie „immer!“ : einfügen der Argumente psychodynamisch
im Manual München
Antonovsky: Sense of Coherence
Verstehbarkeit (Comprehensibility)
ƒ "Verstehe ich die Umwelt?"
ƒ kognitiver Aspekt
Handhabbarkeit (Manageability)
ƒ "Kann ich allfällige Anforderungen bewältigen?"
ƒ emotionaler Aspekt
Sinnhaftigkeit (Meaningfullness)
ƒ "Hat das was um mich herum vorgeht einen Sinn?"
ƒ motivationaler Aspekt
nicht, wenn…
ƒ Alternativen vorhanden wären
ƒ Medikamente als vermeintlich einfache und wenig
aufwändige Option betrachtet werden
ƒ Medikamente einen erfolgreichen psychotherapeutischen
Approach negativ beeinflussen
Ideenliste
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Vorurteile der Pat.
Vorurteile der AErzte
Calhoun TEdeschi
Abgrenzung patholgic grief als Modell zur Abgrenzung Depress. ggn. normalpych.
Zuständen
Frage Herschbach S 168 „wie lange….“
Verträglichkeit von Chemo besser wenn weniger depressiv
Rezidiv und Hilf/Hoffnungslosigkeit
Zital Yalom wasi ist bloss mit den ärzten loss
Medis für Angehörige!? (Belastungsresultate)
Wenn nichts mehr zu machen ist, bleibt noch viel zu tun (Heller, Graz, 2007)
cave Plausibilitätsfalle und Hilflosigkeit Æ Medis als Notwehr“
Mitsprache“recht“ des Pat., Locus of Control, Antonovsky
Psychopharmakotherapie ist Psychotherapie
Syndrome
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Idee: verschiedene Syndrome und Medikation dazu
Depressives Syndrom
ƒ „DD“ Niedergeschlagenheit, Trauer, etc.
Angst gleiche DD wie oben
Delir
Schlaf
Aggression (?)
Suizidalität
Suchtprobleme inkl. Entzugssymptomatik
Sedationswunsch versus Wachsein
pathological grief, complicated grief
ƒ Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut geht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, ohne
Rücksicht darauf, wie es ausgeht
Vaclav Havel
Palliative Sedation
Dr. Steffen Eychmüller
Palliativzentrum Kantonsspital St.Gallen
Palliative Sedierung
Müssen wir
oder
dürfen wir
alles bei klarem
Bewusstsein
erleben??
Definition Palliative Sedierung
„Medizinisch indizierte Therapieoption am
Lebensende, die darauf abzielt, das
Bewusstsein des unheilbar kranken
Patienten so zu dämpfen, dass er keine
Schmerzen oder andere belastende
Symptome mehr wahrnimmt.“
(H.C. Müller-Busch „Sterbende sedieren?
PallMed,4,Dez 2004“)
Die häufigsten therapierefraktären
Symptome am Lebensende
¾ Schmerzen,
anderweitig nicht
behandelbar
¾ Atemnot
¾ massive Blutungen
¾ gastrointestinale
Symptome
Die häufigsten therapierefraktären
Symptome am Lebensende
¾ Schmerzen,
¾ gastrointestinale
Symptome
anderweitig nicht
¾ Panik
behandelbar
¾ Delir
¾ Atemnot
¾ massive Blutungen ¾ Existentielles
Leiden
Die Kontroversen
¾ Wann ist ein Symptom refraktär ?
¾ Zeitpunkt u Zeitdauer des Einsatzes
Palliativer Sedierung
¾ Abbruch parenteraler Flüssigkeits-/
Ernährungstherapie?
¾ Inkonsistente Terminologie
z
13 verschiedene Definitionen
¾ Inkonsistente Methodik
z
(Ziel, Kriterien, Medikamente, Monitoring, etc)
Spätestens jetzt
Stehen wir im
Wald!!
Häufigkeit/ Indikation
Palliativer Sedierung
Quelle
Pat mit
Sedierg
Unruhe/
Delir
Dyspnoe
Schmerz
Angst
andere
Ventafrid
da 1990
52%
14%
41%
39%
k.a.
6%
Morita
1996
48%
33%
49%
39%
k.a.
10%
Morita
2000
8%
40%
50%
5%
k.a.
5%
MüllerBusch
2003
15%
14%
35%
3%
40%
9%
Wo ist der Weg?
¾ Klare klinische Indikationen u Kriterien
für eine Palliative Sedierung
¾ Transparente Einwilligungsverfahren
¾ Absprache im multidisziplinären Team
¾ Sorgfältige Dokumentation
Definition palliative ch
Palliative Sedation (2005)
(adaptiert von Broeckaert 2000, 2002, 2004)
• Gezielte Anwendung sedierender Medikamente
• in der minimal effektiven Dosis
• zur adäquaten Verminderung (Definition erfassbarer
Ziele)
• von einem oder mehreren refraktären Symptome1
• durch die gezielte Veränderung des Bewusstseins,
entweder zeitlich limitiert oder permanent
• in Kollaboration mit einem kompetenten interdisziplinären
Team
• bei einem Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung
und begrenzter Lebenserwartung (Tage, Wochen)
Palliative Sedation
Wichtige Punkte
•
wirklich „refraktär“? – Kontakt, second opinion
•
keine „slow euthansia“
•
temporäre Sedation Æ Evaluation
•
„Probe – Anwendung“
•
kein Sedation mit „Medi- NW“ (bspw. Opioide)
Schwierigkeiten:
Der Unterschied
Palliative
Sedierung
Intention
Vorgehen
Erfolg
Euthanasie
Der Unterschied:
Palliative
Sedierung
Intention
Vorgehen
Erfolg
Euthanasie
Töten des Patienten
Lindern von
unerträglichem Leid
Der Unterschied:
Palliative
Sedierung
Euthanasie
Intention
Töten des Patienten
Lindern von
unerträglichem Leid
Vorgehen
Sedierendes
Medikament zur
Symptomkontrolle
Erfolg
Tödliches
Medikament
Der Unterschied:
Palliative
Sedierung
Euthanasie
Intention
Töten des Patienten
Lindern von
unerträglichem Leid
Vorgehen
Sedierendes
Medikament zur
Symptomkontrolle
Linderung
belastender
Symptome
Erfolg
Tödliches
Medikament
Sofortiger Tod
Palliative Sedation als therapeutische Option
(Foley, New York)
•
•
•
vom amerikanischen Bundesgericht genehmigt
bei: unmittelbarer Sterbephase, wenn Tod nicht
beabsichtigt, zur Symptombehandlung
Sedation ist ein normaler Prozess beim Sterben (in
90% der Sterbenden 24 Std. vor dem Tod)
wichtig: immer mit Familie und Patient und Team
besprechen
Formen der palliativen Sedation
Probedosis
2. Temporär/ Intermittierend (bspw.
„gesteuerter Schlaf“)
3. kontinuierlich
1.
Wahl der Medikamente
¾
Benzodiazepine
z
¾
andere Narkotika
z
¾
Propofol
Neuroleptika
z
¾
Midazolam, Lorazepam, Diazepam,
Haloperidol, Chlorpromazin,
Levomepromazin, Triflupromazin
Barbiturate
z
Thiopental, Pentobarbital,
Phenobarbital
¾
Opioide
¾ Andere
z
Scopolamin, Clometiazol
Wahl der Medikamente
¾
Benzodiazepine
z
¾
¾
Propofol
Neuroleptika
z
¾
Midazolam, Lorazepam, Diazepam,
andere Narkotika
z
Haloperidol, Chlorpromazin,
Levomepromazin, Triflupromazin
Barbiturate
z
Thiopental, Pentobarbital,
Phenobarbital
¾
Opioide
¾ Andere
z
Mittel der Wahl
Scopolamin, Clometiazol
In Ausnahmefällen
Ev. zur Ergänzung von
Benzos
Nicht geeignet!!
R
Midazolam (Dormicum )
¾ wasserlösliches Benzodiazepin
¾ rascher Wirkbeginn
¾ hohe therapeutische Breite
z
z
z
z
z
¾
Dosierung (palliative sedation):
z
z
¾
angstlösend
schlafanstoßend
skelettmuskelrelaxierend
antikonvulsiv
anterograde Amnesie
Probebolus: 0,5 bis1 mg
Kontinuierlich: Start 1 mg pro Stunde
iv. oder sc.
Midazolam
¾ sc.: 96% Resorption
¾ stabil (48h)
¾ > 24h verabreicht: verlängerter Effekt
(Niere !!!)
¾ > 48-72h kontinuierlich verabreicht:
Aufwachzeitpunkt nicht mehr vorhersehbar
¾ Tachyphylaxie: nach Stunden bis
Tagen
¾ Entzugssyndrom bei Absetzen (Wochen)
Dormicum – Verordnung
Bsp
•Patient/ Angehörige informiert: temporär/ kontinuierlich
•Grundmenge: 25 mg/ 250 ml = 0,1 mg/ml
•Start: Bolus 0,5 - 1 mg = 5 – 10 ml
•Dann: 0,5 - 1 mg/h; bei rascher Steigerung: Nozinan?
•Steigerung bei Unruhe etc. bis stündlich um 0,5 – 1 mg
•Reduktion um gleiche Menge, wenn AF < 10
Dormicum Verordnung
Überwachung
Cicely Saunders
¾ „Falls Angst, Depression und existentielles
Leiden allen bewusstseinserhaltenden
Methoden der Kontrolle widerstehen, kann
der Einsatz von tiefer Sedierung ethisch
gerechtfertigt sein.“
(Saunders C. „pain and impending death“)
Siehe auch: Best practice recommendations
www.palliative.ch
Palliative Care CH
palliative ch
Konzepte, Strategien und die Realität
Dr. med. Roland Kunz
Co-Präsident palliative ch
Spital Affoltern
2020
PPC
FMH etc.
palliative ch
Sektionen
BBT / OFSP
2012
BFS / OFS
2009
Nat.
Strat
egie
2010
-201
2
1988
palliative ch
Die nationale Strategie
23.10.2009
Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012
http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/06082/index.html?lang=de
Projektorganigramm Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012
Auftraggeber
Dialog Nationale Gesundheitspolitik
(Vorstand GDK, Departementvorsteher EDI
und betroffene Bundesämter)
Steuerausschuss
Amtsdirektionen BAG,
BBT, SBF, BSV und BFS
Präsidium und
Zentralsekretariat GDK
Gesamtprojektleitung
Bundesamt für Gesundheit, BAG
Judith Binder
unterstützt durch Lea von Wartburg
Teilprojekte und Co-Leitungen
Versorgung
Finanzierung
Sensibilisierung
Bildung
Forschung
Annette Grünig,
GDK
Marie-Thérèse
Furrer, BAG (KUV)
Sonja Flotron,
palliative ch
Simon Hofer, BBT
Christoph Junker,
BFS (a.i.)
Roland Kunz,
palliative ch
Annette Grünig,
GDK
Lea von Wartburg,
BAG (GP)
Catherine Gasser,
BAG (GP)
Herbert Brunold
(BAG)
Übergreifendes
Handlungsfeld
Judith Binder,
BAG
Verabschiedete Ziele
Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012
Hauptziel
Bund und Kantone verankern Palliative Care gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen. Alle schwerkranken und sterbenden Menschen in der Schweiz
erhalten damit ihrer Situation angepasste Palliative Care und ihre Lebensqualität wird verbessert.
Versorgung
In der ganzen Schweiz stehen genügend Angebote der Palliative Care zur Verfügung.
Finanzierung
Der Zugang zu Palliative-Care-Leistungen ist, unabhängig vom sozioökonomischen
Status, für alle Menschen gewährleistet.
SensibilisierungDie Bevölkerung in der Schweiz weiss um den Nutzen von Palliative Care und
kennt deren Angebote.
Bildung
Die in der Palliative Care tätigen Fachpersonen und Freiwilligen verfügen über die
erforderlichen stufengerechten Kompetenzen in Palliative Care.
Forschung
Die Forschung zur Palliative Care ist etabliert. Sie liefert Forschungsresultate
hochstehender Qualität und wesentliche Beiträge zu gesellschaftlichen Fragen
am Lebensende.
Übergreifend
Die Voraussetzungen für die Umsetzung der Nationalen Strategie Palliative Care
sind mittels geeigneter Instrumente geschaffen.
palliative ch
Gewünschter Sterbeort
Zuhause
73
6
Im Spital
Im Alters- / Pflegeheim
2
Im Hospiz
1
An einem anderen Ort
Weiss nicht / keine Angabe
0%
F8:
Basis:
6
11
20%
40%
60%
80%
100%
In der Schweiz sterben die Menschen am häufigsten im Alters- oder Pflegeheim, am zweithäufigsten
im Spital und am dritthäufigsten zuhause oder an einem anderen Ort.
An welchem Ort würden Sie wünschen, sterben zu können?
n=1‘600 / Angaben in %
Palliativ – Versorgungsstrukturen Schweiz
80 %
Grundversorgung
AKUTBEREICH
Krankenhäuser
Incl. Rehabilitation
(Geltungsbereich KVG)
unterstützende
Angebote
Palliativkonsiliardienste
Angebote
Palliativstationen
Hospize
LANGZEITBEREICH
Alten- und Pflegeheime
(Kostenträger: „Mix“ Gemeinden, Selbst, Kasse)
FAMILIENBEREICH, ZUHAUSE
Niedergelassene (Fach)-Ärzte, Spitex, Ambulatorien
(ambulante Tarife)
Unterstützung durch Angehörige
20 %
spezialisierte
Mobile
Palliativdienste
Amb.
Angebote
Freiwillige und Ehrenamtliche
Palliative ch und BAG
Palliativ – Versorgungsstrukturen Schweiz
Grundversorgung
unterstützende
Angebote
AKUTBEREICH
Krankenhäuser
Incl. Rehabilitation
(Geltungsbereich KVG)
Palliativkonsiliardienste
spezialisierte
Angebote
PalliativPalliativstationen
stationen
Ort und
Kompetenzniveau:
LANGZEITBEREICH
Alten- und Pflegeheime
(Kostenträger: „Mix“ Gemeinden, Selbst, Kasse)
Hospize
Wird bestimmt durch
Komplexität und Intensität
der Probleme
Mobile
Palliativdienste
PalliativMöglichkeit/Grenzen
des soz. Umfeldes
Amb.
FAMILIENBEREICH, ZUHAUSE
Niedergelassene (Fach)-Ärzte, Spitex, Ambulatorien
(ambulante Tarife)
Unterstützung durch Angehörige
Angebote
Freiwillige und Ehrenamtliche
Palliative ch und BAG
Palliativ – Versorgungsstrukturen Schweiz
Grundversorgung
unterstützende
Angebote
Palliativkonsiliardienste
Palliativstationen
Hospize
LANGZEITBEREICH
Alten- und Pflegeheime
(Kostenträger: „Mix“ Gemeinden, Selbst, Kasse)
FAMILIENBEREICH, ZUHAUSE
Niedergelassene (Fach)-Ärzte, Spitex, Ambulatorien
(ambulante Tarife)
Unterstützung durch Angehörige
Angebote
Spezialisierte Kenntnisse
Basiskenntnisse
AKUTBEREICH
Krankenhäuser
Incl. Rehabilitation
(Geltungsbereich KVG)
spezialisierte
Mobile
Palliativdienste
Amb.
Angebote
Freiwillige und Ehrenamtliche
Palliative ch und BAG
palliative ch
palliative ch
Qualität
der Palliative Care Leistungen
„
„
Realität: jeder Anbieter kann behaupten, er biete
Palliative Care Leistungen an
Schweizerischer Verein für Qualität in Palliative Care
SQPC
„
Kriterienkataloge auf dem Boden internationaler Standards
(palliative ch)
„
„
„
„
„
„
Spezialisierte Palliativstationen
Mobile Teams
Palliative Konsiliardienste
Langzeitpflege
Audits durch prof. Auditorganisationen
Indikationskriterien
palliative ch
Finanzierung
„
„
„
„
„
„
Realität: akutstationäre Versorgung analog Innere
Medizin, spezialisierte ambulante Angebote
ungenügend abgebildet, LZP ohne spez. Tarif
Zukunft:
Tarif für stationäre spezialisierte Palliative Care:
keine DRGs Æ eigenständiger Tarif
CHOP für palliative Komplexbehandlung
Finanzierung von Koordinationsleistungen im
ambulanten Bereich ungeklärt
Æ Datensammlung, Vollkostenerhebung,
Projekt MDS
palliative ch
Kenntnis des Begriffs
«Palliative Care»
48
Total (n=1‘600)
52
40
Männer (n=777)
60
56
Frauen (n=823)
0%
20%
44
40%
Ja
60%
Nein
80%
100%
palliative ch
Akzeptanz von Palliative Care
Total (n=1‘600)
Männer (n=777)
62
55
20%
Sicher (1)
Bestimmt nicht (4)
5 4
32
68
Frauen (n=823)
0%
29
6
26
40%
60%
Eher ja (2)
Weiss nicht
5
3 3
80%
100%
Eher nein (3)
Frage:
Sind Sie der
Meinung, dass
Palliative Care allen
schwerkranken und
sterbenden
Menschen in der
Schweiz zur
Verfügung stehen
soll?
palliative ch
Sensibilisierung
www.palliative.ch
palliative ch
Forschung
„
„
SNF: NFP 67 „Lebensende“ 15 Mio
2 Forschungsplattformen d+f, Ziel
multizentrische Studien
palliative ch
Übergreifend
Nationale Tagungen
2010 und 2012
Realität: gemeinsames
Verständnis fehlt
Æ Nationale Leitlinien
Pro Palliative Care:
Koalition zur Förderung der Palliative Care in der Schweiz
palliative ch
Kanton Zürich
„
Konzept Palliative Care in der stationären
Akutsomatik 2006
„
Alle öff. Spitäler haben Leistungsauftrag für palliative
Grundversorgung
„
„
Kompetenzzentren
„
„
„
„
„
Anschubfinanzierung Ausbildung
Spezialisierte Palliative Care für komplexe Situationen
Konsiliarische Unterstützung anderer Institutionen
Mobile Teams zur Unterstützung der Grundversorger
Ausbildung
Realität: 3 Kompetenzzentren, USZ in Planung,
Ausbildung für Grundversorgung läuft, Organisation
und Finanzierung Mobile Teams noch offen
palliative ch
Ziel: Behandlungsketten
MPCT
Patient
Zuhause
Spitex
Pflegeheim
TK
Ambulatorium
Spital /
Palliativstation
Cave:
Spitalfinanzierung 100/0: Kanton ist für akutstationäre
Leistungsfinanzierung verantwortlich (über DRGs),
Gemeinden für amb. Leistungen und LZP
Æ Miteinander in der Behandlungskette kann zu
Gegeneinander (aus Finanzierungsgründen) werden.
Wenn die Situation stark
belastet
Traumatische Erfahrungen –
wie damit umgehen?
Claudia Knöpfel
Berufsschullehrerin im ZAG
(Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton Zürich)
Mitglied Care Team AR/AI
Themenübersicht
-
17. September 2010
Definition: Trauma
Überlebende von schwierigen Situationen
SAFER-Modell
Defusing
Persönliches Stressmanagement
1
Definition nach WHO, ICD-10
Traumata sind
kurz oder lang anhaltende Ereignisse oder Geschehen von
aussergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem
Ausmass,
die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen
würde
17. September 2010
2
Psychotrauma
Psychotrauma (griech.) = „seelische Wunde“
Durch kontinuierliche Konfrontation mit schmerzhaften
Erfahrungen anderer (Tod, Tragödien, Trauma, Leiden)
werden die inneren und interpersonalen Erfahrungen der
Helfer und Helferinnen auseinandergebrochen und verändert,
sei dies auf eine positive oder negative Art und Weise.
17. September 2010
3
Die drei zentralen Aspekte beim
Erleben eines Traumas (Mollica)
- Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein
- Einbruch der eigenen Existenz:
Sicherheiten lösen sich auf
- Ausserordentliche negative Belastung
17. September 2010
4
Überlebende von Katastrophen
nach Gisela Perren-Klingler
Sekundäropfer
= indirekt exponiert
(Familie, Freunde, Helfer, Berufsleute…)
Einfluss: physisch + psychisch
Traumatisches Ereignis
Primäropfer
= direkt exponiert
Einfluss: physisch +
psychisch
5
17. September 2010
Tertiäre Opfer = indirekt exponiert
(Familie, soziale Gruppen, Gemeinschaft, Freunde)
Einfluss: physisch + psychisch
Sekundäropfer
Helfer, Beobachter, Berufsleute
Einfluss: physisch + psychologisch
6
17. September 2010
Das Safer-Modell von Mitchell
(Krisenintervention für Einsatzkräfte/Pflegepersonen)
1. Stimulanzverminderung (Reizverminderung)
2. Akzeptanz der Krise:
- 1. „Was ist passiert?“
- 2. „Wie geht es Ihnen?“
3. Förderung des Verstehens und der Normalisierung der
Reaktionen („Symptomen“)
4. Entwicklung wirksamer Bewältigungsstrategien
(Copingstrategien)
5. Rückführung zur Eigenständigkeit oder Unterstützung
durch weitere Begleitung/Beratung
17. September 2010
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Durchführung von Defusing
(Stationsleitung, Gruppenleitung)
1. Was ist passiert?
2. Was lief gut?
3. Was war schwierig? Was lief nicht gut?
(evtl. Was haben Sie für ein nächstes Mal
gelernt?)
4. Wie geht es Ihnen jetzt?
5. Was brauchen Sie jetzt? Was möchten Sie
jetzt tun?
6. Soziales Netz aktivieren…
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Persönliches Stressmanagement
Persönliches Stressmanagement entwickeln und
umsetzen
Einige Bespiele dazu:
- Atemübung
- Gespräche führen
- Ablenkung (Musik hören…)
- Körperliche Aktivität (regelmässig)
(Bei Bedarf Debriefing zur Vermeidung einer PTBS,
frühestens 72h nach der traumatischen Situation.)
17. September 2010
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Die Wahrnehmung und Reizverarbeitung ist
individuell
Das Verhalten der Betroffenen ist abhängig von
- der Reizwahrnehmung und deren Bewertung
- den inneren variablen Faktoren (z.B. Stimmungslage,
Selbstbewusstsein, Motivation…)
- den inneren manifesten Faktoren (z.B. Normen und Werte,
Haltung)
- äusseren Faktoren (z.B. Umfeld, Verhalten der
Personen…)
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Das Verhalten der Betroffenen ist als
subjektive Strategie zu betrachten und
als solche ernst zu nehmen.
Dies ist ein wichtiger Bestandteil
für eine wertschätzende
Zusammenarbeit.
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