Multiresistente Erreger im klinischen Alltag

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V A R I A
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und 35 Prozent der klinisch relevanten pathogenen Bakterien produzieren Beta-Laktamasen, viele
von ihnen solche mit einem
breiten Spektrum (Extended
Spectrum Beta-Lactamases/
ESBL). Diese Enzyme machen viele Antibiotika unwirksam, so zum Beispiel Penicillin, Ampicillin, Piperacillin, Mezlocillin, Cefazolin, Cefuroxim, Oxyimino-Cephalosporine (Cephalosporine der 3.
Generation), Monobactame
und Cefepim (Cephalosporin
der 4. Generation).
ESBL werden von Klebsiella pneumoniae, Klebsiella
oxytoca, Escherichia (E.) coli,
Citrobacter spp., Enterobacter spp., Morganella morganii, Proteus spp., Providencia
spp., Salmonella spp. und
Serratia spp. gebildet. Als
Risikofaktoren für eine Infektion mit ESBL-bildenden
Erregern im Krankenhaus
nannte Prof. Wolfgang R.
Heizmann (Berlin) lange Klinikaufenthalte,schwere Grunderkrankung, Katheter, künstliche Beatmung, Hämodialyse,
Notfalleingriffe im Abdomen, Magen- und Duodenalsonde sowie Vortherapie mit
Antibiotika.
ESBL-bildende Bakterien
werden aber mitunter aus den
Krankenhäusern verschleppt
und sind dann auch für ambulante Patienten gefährlich. Risikofaktoren außerhalb des
Krankenhauses sind nach einer Multivarianzanalyse Diabetes mellitus, die vorangegangene Gabe von Fluorchinolonen und ganz besonders ein
Krankenhausaufenthalt im Jahr
zuvor. Ein offensichtliches Problem ist die ESBL-bedingte
Resistenz gegen Ciprofloxacin
bei E. coli. Nach einer Analyse sind 86,6 Prozent der
ESBL-positiven E.-coli-Stämme resistent gegen das Fluorchinolon, aber nur 32,9 Prozent
der ESBL-negativen Stämme.
Studien haben gezeigt, dass
die Letalität bei Sepsis durch
E. coli und Klebsiella pneumoniae mit ESBL-Produktion unabhängig vom eingesetzten Antibiotikum signifikant erhöht ist und dass die
Kosten der Therapie von In-
Unternehmen
Antibiotika-Therapie
Multiresistente Erreger
im klinischen Alltag
fektionen mit ESBL-positiven Erregern mehr als doppelt so hoch sind. Allerdings
existieren keine kontrollierten Studien zur Therapie von
Infektionen mit ESBL-bildenden Erregern. Jedenfalls
dürfen keine Cephalosporine
oder Meropenem eingesetzt.
Mit Piperacillin/Tazobactam
konnten 65 Prozent der Patienten klinisch geheilt werden,
mit den Carbapenemen 62,5
Prozent. Mit Piperacillin/Tazobactam gelang die Eradikation in 70 Prozent, mit den
bis zur 3. Generation gegeben
werden. Auch die Therapie
mit Cefepim hat sich als eine
für Patienten gefährliche Alternative erwiesen, da viele
Therapieversager eintreten.
Zumindest in der verwendeten Dosierung von 1 bis 2 g/
Tag ist Cefepim nicht zur Therapie von ESBL-Infektionen
geeignet.
In einer Studie bei Patienten mit Infektionen durch
ESBL-positive Enterobacteriaceae wurden entweder Piperacillin/Tazobactam oder
die Carbapeneme Imipenem
Carbapenemen in 87,5 Prozent der Fälle.
Streptococcus pneumoniae
ist ein weit verbreiteter Erreger, der weltweit eine hohe
Resistenz gegen Penicilline
aufweist. In Deutschland ist
der Anteil Penicillin-resistenter Pneumokokken noch vernachlässigbar niedrig. Trotzdem wurden zur antibiotischen Therapie Chinolone
empfohlen. Inzwischen sei eine überproportionale Zunahme der Chinolonresistenz eingetreten, weniger durch Pneumokokken als vielmehr durch
⏐ Jg. 102⏐
⏐ Heft 26⏐
⏐ 1. Juli 2005
Deutsches Ärzteblatt⏐
gramnegative Enterokokken,
die als Erreger von Harnwegsinfektionen, aber auch von
schweren systemischen Infektionen eine wichtige Rolle
spielten, berichtete Prof. Heinrich K. Geiss (Heidelberg).
Inzwischen machen in
Deutschland auch Vancomycin-resistente Enterokokken
(VRE) Probleme, die den
Darm von Menschen besiedelt haben. Muss ein solcher
VRE-Träger operiert werden, erhöht sich sein Risiko
für eine postoperative Infektion, die sich aufgrund der
Multiresistenz dieser Erreger
kaum mehr wirksam behandeln lässt.
Am kritischsten ist jedoch
die Situation mit dem Methicillin-resistenten
Staphylococcus aureus (MRSA), der
sich heute auch außerhalb von
Krankenhäusern ausbreitet.
Diese speziellen Klone verursachen in erster Linie Hautund Weichteilinfektionen, aber
auch schwere Pneumonien,
und sie weisen eine extreme
Antibiotikaresistenz auf.
Angesichts dieser Faktoren
benötigt die Medizin neue
hochpotente Antibiotika. Leider hat sich die forschende
pharmazeutische
Industrie
aus der Antibiotikaentwicklung zurückgezogen, sodass in
nächster Zeit kaum noch mit
Neueinführungen zu rechnen
ist. Eine Ausnahme ist die
Einführung des OxazolidinonAntibiotikums Linezolid.
Alle übrigen neuen Substanzen wie Quinupristin/
Dalfopristin (Streptogramin®),
Daptomycin, Oritavacin, Dalbavancin und Tigecyclin sind
seit vielen Jahren bekannt
oder Derivate bekannter Substanzen. Ihr Wirkspektrum
beschränkt sich auf grampositive Bakterien, also auch auf
die hochresistenten Enterokokken und Staphylokokken. Tigecyclin ist zusätzlich
auch gegen gramnegative Erreger wirksam, wodurch es zur
kalkulierten Therapie geeigSiegfried Hoc
net ist.
Pressekonferenz und Expertengespräch
des Klinikums der LMU München (gesponsert von der Firma Wyeth Pharma,
Münster) in München
A 1905
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