P O L I T I K MEDIZINREPORT Tagung der Mykologischen Gesellschaft Von Pilzen und anderen Parasiten Obwohl die allergene Wirkung von Schimmelpilzen bekannt ist, fehlt in Deutschland eine Standardmethode zur quantitativen und qualitativen Bestimmung von luftgetragenen Pilzen. In einigen europäischen Ländern und in den USA liegen diesbezüglich zumindest Ansätze vor. Allerdings enthalten sie so unterschiedliche scheidung von lebenden und toten Mikroorganismen ein Allergenreservoir darstellt, das zu einer erheblichen Belastung der Innenraumluft führen kann. Die Symptome dieses „sick building syndrome“ sind vielfältig: besonders häufig wird bei der Arbeit in klimatisierten Großräumen über Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeine Unpäßlichkeiten geklagt. Breiten Raum nahmen molekularbiologische Themen ein: Michael Breitenbach (Salzburg) berichtete über fünfjährige molekulare Untersuchungen an Allergenen der beiden Pilze Cladosporium herbarum und Petrischale nach sechs Tagen Inkubation, Außenluftmessung mit sechsstufigem Alternaria alternaFoto: Heike Neumeister Andersen-Sampler. Gezeigt werden drei Parallelen. ta. Sie identifizierten 15 Allergene, Grenzwerte für die KBE (Kolonie bil- von denen die Enolase das zweitwichdende Einheiten) pro Kubikmeter in tigste Allergen sowohl von Alternaria Innenräumen, daß sie entweder zu als auch von Cladosporium war. Die falschen Sicherheiten oder zu Überre- Sequenzen und Strukturen von Alteraktionen führen. naria-Enolase und CladosporiumWie Heike Neumeister (Berlin) Enolase sind sehr ähnlich (89prozenauf der Jahrestagung der Deutschen tige Sequenz-Identität). Mykologischen Gesellschaft in AaDer Tatsache, daß die Deutsche chen berichtete, ergibt sich die Not- Gesellschaft für Hygiene und Mikrowendigkeit von Standardmethoden biologie eine ständige Zusammenarund Standardwerten zwingend für beit mit der Mykologischen GesellGerichtsgutachten, zur Bewertung schaft vereinbart hat, wurde in Aapilzverseuchter Bauten und nicht chen mit zwei Referaten zu den Parazuletzt zur Festlegung zulässiger siten Toxoplasma gondii und der Arbeitsplatzkonzentrationen. René Gattung Leishmania Rechnung geOstrowski (Aachen) wies darauf hin, tragen. Heidrun Moll (Würzburg) daß neben dem allergenen Potential berichtete über Untersuchungen an biologischen Materials aus Stäuben – dendritischen Zellen, die wie die Mawie Pilzsporen, Milben, Tierhaare krophagen als Wirtszellen für Parasiund -schuppen – auch die von Orga- ten der Gattung Leishmania dienen nismen emittierten flüchtigen Verbin- und die T-Zell-vermittelte Immundungen von Bedeutung sind. antwort regulieren, deren Verlauf für Untersuchungen von Luftfilter- den Ausgang der Infektion entscheianlagen in Großgebäuden bestätigen, dend ist. Sie sind für den Transport daß die auf ihnen stattfindende Ab- der Parasiten von der infizierten Haut in die lokalen Lymphknoten verantwortlich und bewirken dort eine spezifische T-Zell-Reaktion. Zu Beginn der Infektion haben die dendritischen Zellen die Funktion, eine primäre Immunantwort gegen Leishmanien auszulösen. Nach der spontanen Abheilung der Hautläsionen in resistenten Wirten präsentieren die dendritischen Zellen Antigene von persistierenden Erregern. Damit sind sie möglicherweise an der Aufrechterhaltung des immunologischen Gedächtnisses beteiligt, das den Wirt vor erneuten Infektionen schützt. Deshalb können die dendritischen Zellen vielversprechende Kandidaten zum Einsatz als natürliches Adjuvans bei Impfungen gegen Leishmanien sein. Liposomale Darreichungsformen Hans Christian Korting (München) schilderte die Entwicklung einer neuartigen Darreichungsform für die antimykotischen Substanzen Econazol und Clotrimazol. Beide Substanzen wurden in die in der Kosmetik häufig gewählte liposomale Trägerform eingearbeitet. In einer großen, kürzlich abgeschlossenen multizentrischen Doppelblindstudie bei Tinea pedis wurde die Heilungsrate eines liposomalen Econazol-Präparates bei täglicher Anwendung über 14 Tage mit konventioneller Econazol-Creme und generischer Clotrimazol-Creme verglichen. Es erwies sich eine leichte Überlegenheit des Liposomen-Präparates, die jedoch statistisch nicht abzusichern war. Liposomal verkapseltes Amphotericin B zeigt bei der Behandlung schwerer systemischer Mykosen eine geringere Nephrotoxizität als die bisher eingesetzten Standardpräparate. Obwohl eine endgültige Bewertung des Nutzens der liposomalen Verkapselung gegenwärtig noch nicht möglich ist, hat sich das liposomal verkapselte Amphotericin B bei Systemmykosen als wirksam erwiesen, die auf konventionelles Amphotericin in tolerablen Dosen nicht ansprechen. Nur in diesen Fällen ist die ungünstige Relation von Aufwand und Nutzen zu vertreten. Dr. Ferdinand Klinkhammer Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 46, 14. November 1997 (25) A-3065