Prof. Dr. Patrizia Stoitzner

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38 WISSEN & INNOVATION
SAMSTAG, 29. OKTOBER 2016
WISSENSWOCHE
Eine Bar für Freizeit und
Wissenschaft in Linz
Vorlesungen der Uni Linz, gleichzeitig
Gespräche mit anderen Gästen und dazu
Drinks und Snacks: Das diese Woche eröffnete Uni-Projekt der SciBar in der Linzer Innenstadt, Hauptplatz 5–6, ermöglicht dieses Zusammenspiel. Bis zum
31. Jänner 2017 wird mit insgesamt 96 live
übertragenen Hörsaalveranstaltungen die
temporäre Bar zum universitären Newsroom, der unter der Woche ab 10.15 Uhr,
am Wochenende ab 17 Uhr, jeweils bis 4
Uhr früh zu besuchen ist.
Frage nach den notwendigen
Ressourcen für die Unis
Im Ländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz werden
Best-Practice-Modelle diskutiert. Dabei
geht es – nach dem Titel der Veranstaltung – um die Frage „Welche Ressourcen
brauchen Universitäten?“. Veranstalter ist
der Österreichische UniversitätsprofessorInnenverband, der für Freitag, 4. November in den Großen Festsaal der Universität Wien einlädt (Beginn 9 Uhr). Mit
prominenten Vortragenden werden die in
den drei Ländern unterschiedlichen
Strukturen unter die Lupe genommen.
Mit einer Diskussion ab 12 Uhr wird die
Tagung abgeschlossen (Anmeldung an:
edith [email protected]).
Sicherheit in der Welt der
digitalisierten Dinge
Die IT-Security-Community Xchange (ITSeCX) 2016 geht am Freitag, 4. November
an der FH St. Pölten in Szene. Das Programm, das sich dem Internet der Dinge
widmet, geht auf den stärker werdenden
Trend zur Digitalisierung ein. Als Beispiele dienen der Kühlschrank, der automatisch nachbestellt, das Auto mit seinen
Internetverbindungen oder die Kamera
mit einer Webschnittstelle. Die Veranstaltung an der FH, 3100 St. Pölten, MatthiasCorvinius-Straße 15, ist von 16 Uhr bis 24
Uhr angesetzt.
BUCHTIPP
Ein Stammbuch für Kröten,
Molche, Schlangen und mehr
Dass man mit der Ausbildung zum Herpetologen sogar Wiener Bürgermeister
werden kann, ist weithin bekannt. Michael Häupl studierte einst Lurche und
Kriechtiere an der Uni Wien. Für alle,
die keine zoologische Ausbildung haben,
aber sich für die Herpetologie, also die
Tiergruppen der Amphibien und Reptilien, interessieren, gibt es erstmals dieses
„Einsteigerbuch“ vom deutschen Biologen Dieter Glandt. Los geht es mit der
Unterscheidung zwischen Frosch und
Kröte, zwischen Molch und Salamander
und zwischen Echsen und Schlangen.
Verhaltenstipps für das unglimpfliche
Treffen mit einer Kreuzotter sind darin
genauso zu finden wie Geschichten über
die elterliche Fürsorge der Amphibien,
die ihren Nachwuchs schützen. Ein spannendes und lockeres Wissensbuch für
Leute, die Kriechtiere mögen.
(vers)
Dieter Glandt
„Amphibien und Reptilien.
Herpetologie für
Einsteiger“
Springer Verlag
246 Seiten, 25,69 Euro.
Egal ob in Neuseeland oder hier, an der Med-Uni Innsbruck: Der Austausch mit ambitionierten Doktoratsstudenten inspiriert Patrizia Stoitzner.
[ Vanessa Weingartner]
Zellulärer Lauschangriff
Die Immunologin Patrizia Stoitzner will die Kommunikation von Immunzellen und
Tumorzellen entschlüsseln: Dies könnte ein Ansatz im Kampf gegen Hautkrebs sein.
VON VERONIKA SCHMIDT
D
ie Haut hat mich als Organ schon
immer fasziniert“, sagt Patrizia Stoitzner. Die Vorarlbergerin leitet eine
Forschungsgruppe an der Dermatologie der
Med-Uni Innsbruck. „Die Haut ist einerseits
unsere Barriere zur Außenwelt, aber zugleich
hochaktiv in immunologischer Hinsicht“,
sagt Stoitzner. Die ersten Immunzellen, die
mit fremden Eindringlingen in Kontakt kommen, sind dendritische Zellen. Sie sitzen in
der Haut und fangen Keime ein.
Während ihrer Diplomarbeit an der Uni
Innsbruck untersuchte Stoitzner, wie die
Wanderung der dendritischen Zellen in
Richtung Lymphknoten funktioniert. Denn
sobald eine dendritische Zelle einen Eindringling fängt, bringt sie ihn wie in einem
Taxi zu den Lymphknoten, um weitere
Schritte der Immunantwort in Gang zu setzen. Stoitzners Aufnahmen mit dem Elektronenmikroskop dokumentierten diese Zellwanderung im Detail.
Ihr Betreuer war damals schon der Vorarlberger Immunologe Nikolaus Romani, bei
ihm schrieb Stoitzner auch die Doktorarbeit.
Wieder waren die dendritischen Zellen im
Fokus, diesmal sollten die verschiedenen
Subtypen genauer erforscht werden.
Langerhans-Zellen für Krebstherapie
Eine Untergruppe wird Langerhans-Zellen
genannt – die Namensgleichheit mit den
Langerhans’schen Inseln in der Bauchspeicheldrüse führt bei Laien zu Verwirrung. Der
Entdecker der Langerhans-Zellen in der
Haut und der Langerhans’schen Inseln in der
Bauchspeicheldrüse war ein und derselbe
Mann, nämlich der deutsche Pathologe Paul
Langerhans im 19. Jahrhundert. 150 Jahre
später zeigt sich, dass die von ihm entdeckten – damals noch für Nervenzellen gehaltenen – Immunzellen heute ein Ansatz für die
Krebstherapie sein können.
„Die Immuntherapie für Krebs ist sehr
vielversprechend“, sagt Stoitzner. Weltweit
wird daran geforscht, wie man Antikörper
nutzen kann, um das Immunsystem gegen
Krebs aufzurüsten. „Bisher helfen Immuntherapien bei 20 bis 60 Prozent der Patienten, abhängig von der Art der Krebserkrankung. Unsere Forschung versucht über den
Ansatz der dendritischen Zellen, eine Kombination mit der bestehenden Immuntherapie zu schaffen, um noch mehr Patienten
helfen zu können.“ Das ist noch reinste
JUNGE FORSCHUNG
Die Haut ist einerseits unsere
Barriere zur Außenwelt,
aber zugleich hochaktiv in
immunologischer Hinsicht.
Grundlagenforschung, denn die Kommunikation zwischen Tumorzellen und den dendritischen Zellen muss erst verstanden werden. Jeder Subtyp reagiert unterschiedlich,
hat unterschiedliche Funktionen.
Und die Krebsarten, die in der Haut vorkommen, Melanom (schwarzer Hautkrebs)
und Basalzell- und Plattenepithelkarzinom
(weißer Hautkrebs), nutzen unterschiedliche
Mechanismen, um das Immunsystem auszutricksen. All diese Kommunikation will Stoitzners Team nun entschlüsseln. Ein Lauschangriff auf zellulärer Ebene sozusagen, mit
dem Ziel, eine Medizin zu finden, die den
dendritischen Zellen hilft, gegen Tumorzellen gezielt vorzugehen. Denn der Grund, warum Hautkrebs überhaupt erst wachsen
kann, ist, dass die Tumorzellen Tricks finden,
mit denen sie dendritische Zellen zum
Schweigen bringen und so verhindern, dass
die entartete Zelle gefunden und zum
Lymphknoten transportiert wird.
Die Idee zu diesem Forschungsziel kam
Stoitzner während ihres Forschungsaufenthaltes in Wellington, Neuseeland. Über zwei
Jahre lebte sie dort mit Hilfe eines ErwinSchrödinger-Stipendiums
des
Wissenschaftsfonds FWF, gemeinsam mit ihrem
Mann, der als Architekt den Auslandsaufenthalt auch nutzen konnte. „Das Malaghan Institute of Medical Research liegt mitten im
Campus der Victoria University. Ich konnte
dort in alle Forschungsgruppen hineinschnuppern und habe sehr viel gelernt. Auch
der Austausch mit vielen Doktoratsstudenten hat mich inspiriert“, sagt Stoitzner.
Amikaler Umgang wie in Neuseeland
Auch hier an der Med-Uni Innsbruck versucht sie jetzt Doktoranden für ihr Fach zu
gewinnen, wenn sie in Praktika ambitionierte Studenten kennenlernt. Den offenen, amikalen Umgang, der in Neuseeland üblich ist,
pflegt Stoitzner nun in ihrer Heimat.
Sie wollte nie lange im Labor fehlen,
auch nach der Babypause vor fünf Jahren
kehrte sie gern zur Forschung zurück. „Die
Medizinische Universität Innsbruck hat
beim Wiedereinstieg sehr geholfen, etwa
auch Kosten für Kinderbetreuung übernommen“, betont Stoitzner, die weiß, dass Kind
und Karriere in der Forschung nicht selbstverständlich sind. „Die Wochenenden gehören jetzt ganz der Familie, für Sport ist zwar
nicht mehr viel Zeit, aber wenn ich den Kopf
frei bekommen will, gehe ich gern laufen.“
ZUR PERSON
Patrizia Stoitzner wurde 1972 in Feldkirch geboren
und studierte an der Uni Innsbruck Biologie. Schon
früh hat sie sich „in die Immunologie verliebt“ und
eine Karriere in medizinischer Forschung gestartet.
Während des Doktorats sammelte sie Erfahrungen
in Deutschland und Wien. Als PostDoc forschte sie
in Neuseeland. Seit 2007 ist sie zurück in Innsbruck
und leitet an der Medizinischen Universität das
Labor für Langerhanszellforschung.
Alle Beiträge unter: diepresse.com/jungeforschung
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