Vielteilchentheorie der Festkörper Prof. Dr. habil. Wolf Gero Schmidt Dr. Uwe Gerstmann Datum: 30. September 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung 1.1 Definition und Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Zeitabhängige Greenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Interpretation der Propagatoren 2.1 Begriffe in der Vielteilchenphysik . . . . . 2.2 “Drunken man“ propagator . . . . . . . . 2.3 Quasiteilchenpropagator . . . . . . . . . . 2.3.1 klassische Quasiteilchen . . . . . . 2.3.2 Quantenmechanische Quasiteilchen 2.3.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 4 7 14 14 16 21 21 24 28 3 Feldoperatoren 30 3.1 Besetzungszahlformalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.2 Operatoren im Besetzungszahlformalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4 Vielteilchen-Greenfunktion 42 4.1 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.2 Polstellen der Greenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.2.1 Bewegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 5 Fundamentales Gleichungssystem 53 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems 59 6.1 Hedins GW-Approximation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6.2 Bethe - Salpeter- Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 6.3 Numerische GW-Rechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung 1.1 Definition und Darstellung Es gelte: {H(r) − E}ψ(r) = 0 (1.1) mit H...hermitschem Operator dann ist die zugehörige Greenfunktion definiert durch {H(r) − E}G(r, r0 ; E) = −δ(r − r0 ) (1.2) wobei G(r, r0 ; E) und ψ(r) denselben Randbedingungen genügen. Darstellung mittels Eigenvektoren und Eigenwerten von H: {H(r) − En }ψn (r) = 0 (H ist hierbei hermitesch) ⇒ {ψn } bilden dabei ein VONS. ⇒ können {ψn } als Basis zur Darstellung von G benutzen Ansatz: G(r, r0 ; E) = X Gn,n0 ψn (r)ψn∗ 0 (r0 ) n,n0 einsetzen in Definitionsgleichung (1.2) ergibt: {H(r) − E} G(r, r0 ; E) X Gn,n0 {H(r) − E}ψn (r)ψn∗ 0 (r0 ) = n,n0 = X Gn,n0 {En − E}ψn (r)ψn∗ 0 (r0 ) n,n0 ! = δ(r − r0 ) = |{z} Vollständigkeit von{ψn } ⇒ Gn,n0 = δnn0 . E − En − X n ψn (r)ψn∗ (r0 ) (1.3) 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung Wobei abermals die Vollständigkeit von {ψn } vorausgesetzt wird. Dies führt zur Darstellung der Greenschen Funktion: ⇒ Gn,n0 = ⇒ G(r, r0 ; E) = δn,n0 . E − En X ψn (r)ψn ∗ (r0 ) n E − En Nutzen der Greenfunktion? Der Nutzen der Greenfunktion liegt u.a. in einer einfachen Vorschrift zur Berechnung der Lösung des inhomogenen Problems {H(r) − E}ψ(r) = f (r) (1.4) falls die Greenfunktion des homogenen Problems (1.2) bekannt ist, gilt Z ψ(r) = − f (r0 )G(r, r0 ; E)dr0 . Beweis: (1.5) Die Anwendung von {H − E} von links ergibt: Z {H(r) − E}ψ(r) = − {H(r) − E}G(r, r0 ; E) f (r0 )dr0 {z } | −δ(r−r0 ) Z = f (r0 )δ(r − r0 )dr0 = f (r) D.h.wenn die Greenfunktion für die homogene Gleichung bekannt ist, erhält man mit geringer Mühe die Lösung einer beliebigen inhomogenen Gleichung. 1.2 Störungstheorie Nun lassen wir einen kleinen Störterm V (r) zu und suchen die Lösung von {H(r) − E + V (r)}ψ(r) = 0. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 4 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung D.h. im Sinne von Abschn. 1.1 ist die Inhomogenität jetzt durch f (r) = −V (r)ψ(r) gegeben. Sei ψ0 die Lösung des ungestörten Problems (1.1) mit Greenfunktion G(r, r0 ; E), dann ist Z ψ(r) = ψ0 (r) + G(r, r0 ; E)V (r0 )ψ(r0 )dr0 (*) die Lösung des durch V (r0 ) gestörten Problems. Beweis: Anwendung von {H(r) − E} von links liefert: Z {H(r) − E}ψ(r) = {H(r) − E}ψ0 (r) − {z } | =0 {H(r) − E}G(r, r0 ; E) V (r0 )ψ(r0 )dr0 {z } | −δ(r−r0 ) = −V (r)ψ(r) Die Lösung der Integralgleichung (*) kann durch Iteration erfolgen: ψ = ψ0 (r) Z G(r, r0 ; E)V (r0 )ψ0 (r0 )dr0 Z G(r, r0 ; E)V (r0 )ψ1 (r0 )dr0 ψ1 = ψ0 (r) + ψ2 = ψ0 (r) + Z = ψ0 (r) + G(r, r0 ; E)V (r0 )ψ0 (r0 )dr0 | {z } ψ1 ZZ + G(r, r0 ; E)V (r0 )G(r0 , r00 ; E)V (r00 )ψ0 (r00 )dr0 dr00 . Eine kompaktere Darstellung erhalten wir durch Diskretisierung: r → rn , rn+1 − rn = δ V (r) → {V (r1 ), V (r2 ), V (r3 ), · · · } . . . Vektor. Entsprechend wird G(r, r0 ; E) zur Matrix. Somit ändert sich auch die Darstellung von (*) und vereinfacht sich zu: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 5 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung Z G(r, r0 ; E)V (r0 )dr0 −→ GV. |{z} Anwendung einer Matrix auf Vektor Wir haben nun eine kompakte Darstellung der iterativen Lösung für ψ. Im Folgenden wird das direkte Produkt zwischen V und ψ0 benötigt: ψ = ψ0 + GV ψ0 + GV GV ψ + GV GV GV ψ + . . . = ψ0 + GV [ψ0 + GV ψ0 + GV GV ψ + · · · ] {z } | ψ ψ = ψ0 + GV ψ Dyson-Gleichung für ψ (1.6) Somit kann man sich durch iteratives Lösen der Gleichung (1.6) ψ nähern. Greenfunktion des gestörten Problems: Wir kennen die Greenfunktion des ungestörten Problems aus (1.1), dargestellt in Matrixschreibweise: {E − H(r)}G0 (r, r0 ; E) = 1 1...Einheitsmatrix. und suchen Greenfunktion die {E − H(r) − V (r)} G(r, r0 ; E) = δ(r − r0 ) erfüllt. In Matrixschreibweise ausgedrückt bedeutet dies: {E · 1 − H − V )}G = 1. Die Lösung hierfür ist gegeben mittels G = G0 + G0 V G. Beweis: Dyson-Gleichung für G (1.7) Anwendung von {E · 1 − H} von links auf (1.7) : {E · 1 − H}G = {E · 1 − H}G0 | {z } 1 + {E · 1 − H}G0 V G | {z } 1 = VG+1 ⇒ {E1 − H − V }G = 1 Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 6 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung iterative Lösung: G0 = G0 G1 = G0 + G0 V G0 G2 = G0 + G0 V G1 = G0 + G0 V G0 +G0 V G0 V G0 | {z } G1 .. . . = .. 1.3 Zeitabhängige Greenfunktion Die zeitabhängige Schrödingergleichung ∂ − H(r)} ψ(r, t) = 0 ∂t ). Die zugehörige Greenfunktion ist hat die formale Lösung ψ(r, t) = ψ(r) exp(− iEt h̄ definiert durch {ih̄ ∂ − H(r)}G(r, r0 ; t, t0 ) = h̄δ(r − r0 )δ(t − t0 ), ∂t falls H = H(r), also zeitunabhängig, dann hängt G nur von t − t0 = τ ab, dann kann die Greenfunktion als Fouriertransformation dargestellt werden: {ih̄ Z iEτ 1 G(r, r ; τ ) = G(r, r0 ; E)e− h̄ dE 2π Z iEτ 1 X e− h̄ ∗ 0 = ψn (r)ψn (r ) dE. 2π n E − En 0 Für die Fouriertransformation muß folgendes Integral ausgewertet werden: 1 2π Z ∞ −∞ iE e− h̄ τ dE. E − En (1.8) Da (1.8) aber Singularitäten aufweist, ist eine einfache Auswertung nicht möglich. Aus diesem Grund verlegen wir die Polstelle in die komplexe Ebene. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 7 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung 1 2π iE e− h̄ τ dE E − En + iδ Z Wir integrieren in der komplexen Ebene: Z Z ∞ Z X Residuensatz = + = 2π Res(n) γ −∞ γ0 n |{z} =0 für τ > 0 weil in unteren Halbebene iE e− h̄ τ →0 wobei die Integrationswege γ und γ0 die Form γ= γ0 = . haben. Damit kann das Integral unter Ausnutzung des Residuensatzes gelöst werden: Z −∞ +∞ iE (E − En + iδ)e− h̄ τ = 2πi lim E→(En −iδ) E − En + iδ = 2πie− En −iδ τ h̄ · θ(τ ) Für τ < 0 legt man das Integral in die obere Halbebene, dort gibt es keine Polstelle und dementsprechend verschwindet das Integral. ⇒ Definieren zwei neue Greenfunktionen. Die erste bezeichnen wir als retardierte Greenfunktion GR : = X ψn (r)ψ ∗ (r0 ) n E − E n + iδ n FT ←−− GR (r, r0 ; E) GR (r, r0 ; t − t0 ) = ( P En −iδ 0 −i ψn (r)ψn∗ (r0 )e−i( h̄ )(t−t ) 0 für t > t0 für t < t0 Die zweite Funktion nennen wir avancierte Greenfunktion GA : Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 8 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung X ψn (r)ψn (r0 ) E − En − iδ n = FT ←−− GA (r, r0 ; E) 0 A 0 G (r, r ; t − t ) (P = ψn (r)ψn∗ (r0 )e−i( En +iδ h̄ )(t−t0 ) 0 für t < t0 für t > t0 Warum interessant? Angenommen wir kennen die Eigenfunktion unseres Systems bei (r’,t’), dann erhalten wir die Lösung bei (r,t) aus: Z ψ(r, t) = iGR (r, r0 ; t − t0 )ψ(r0 , t0 )dr0 Beweis: erfolgt durch Einsetzen: Z X En −iδ 0 ψ(r, t) = ψn (r)ψn∗ (r0 )e−i( h̄ )(t−t ) ψ(r0 , t0 )dr0 n 0 0 entwickeln ψ(r , t ) nach den stationären Lösungen: X iEm t0 ψ(r0 , t0 ) = αm e− h̄ m und setzen ein: ψ(r, t) = Z X ψn (r)ψn∗ (r0 )e−i( En −iδ h̄ 0 t )(t−t0 ) α ψ (r0 )e− iEm h̄ dr0 m m n,m Z dr 0 ψn∗ (r0 )ψm (r0 ) e| m | {z i(En −Em )t0 h̄ } δnm {z =1 für n=m −δ(t−t0 ) } e| {z } δ→0 αm ψn (r)e − iEh̄n t ←−− = X =1 Bem.: • Die Eigenschaft die Zeitentwicklung eines Zustands aus der zeitabhängigen Greenfunktion zu erhalten, motiviert den Begriff Propagator • Greenfunktion hat Pole bei den Eigenwerten des Systems 0 G(r, r ; E) = Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 9 X ψn (r)ψ ∗ (r0 ) n E − En Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung • Zusammenhang mit Dichtematrix ρ(r, r0 ; E) = X ψn (r)ψn∗ (r0 )δ(E − En ) n gilt n o n X ψ (r)ψ ∗ (r0 ) o n n . Im GA (r, r0 ; E) = Im E − En − iδ Erinnerung an die Funktionentheorie: Z Z Z dxf (x) dxf (x) = CH ∓ iπ dxf (x)δ(x) x ± iδ x (mit CH als Cauchyschem Hauptwert) damit folgt 1 Im{GA (r, r0 ; E)} π 1 ρ(r, r0 ; E) = Im{GA (r, r0 ; E) − GR (r, r0 ; E)} 2π ρ(r, r0 ; E) = • Zusammenhang mit Erwartungswerten eines Operators, betrachten wir Ô(r) Sp lim 0 t →t r→r0 = = = h Ô(r)G(r, r0 , t − t0 ) h lim Sp Ô(r) t0 →t r→r0 X i iEn 0 ψn (r)ψn∗ (r0 )e− h̄ (t−t ) i n lim Sp r→r0 X ψn∗ (r0 )Ô(r)ψn (r) n XZ ψn∗ (r0 )Ô(r)ψn (r)dr n = X < n|Ô|n > n Bsp.: Freies Teilchen Eigenvektoren und Eigenwerte sind bekannt, es gilt 1 ~ ψK (~r) = √ eik~r Ω mit kontinuierlichem Index k , d.h. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 10 , Ek = h̄2 k 2 2m Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung X ψn (~r)ψ ∗ (~r0 ) n E − En + iδ n Z 0 ~ eik(~r−~r ) Ω 3~ = dk 2 2 (2π)3 E − h̄2mk + iδ Zπ Z2π Z∞ 0 ~ Ω eik|~r−~r |·cos θ 2 = sin θdθ dφ k dk 2 2 (2π)3 E − h̄ k + iδ GR (~r, r~0 ; E) = 0 0 0 2m Dabei wird das Koordinatensystem so gewählt, daß ~ez ||(~r − ~r0 ) mit x = |~r − ~r0 | egibt. Diese Substitution ergibt: Ω = (2π)2 Z k 2 dk Z E− h̄2 k2 2m + iδ π sin θdθeikx cos θ |0 } π{z ikx −ikx ikx cos θ − e ikx = e −e ikx 0 Unter Ausdehnung der Integrationsgebiete kann man schreiben Z∞ Ω = (2π)2 ix Z q 2m(E+iδ) h̄2 | E− h̄2 k2 2m + iδ {z } | kdkeikx q 2m(E+iδ) −k +k h̄2 {z } ∞ 2m h̄2 k · dk · eikx I eine Polstelle 1. Ordnung in der unteren komplexen Ebene. Erinnerung an den Residuensatz: I X f = 2πi Resa f a c mit Residuen für Polstellen 1. Ordnung gegeben durch Resa f = limz→a (z − a)f (z). Damit hier keikx I = 2πi lim − = −iπeiκ·x k→κ κ+k Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 11 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung mit κ = q 2m(E+iδ) . h̄2 Dies ergibt insgesamt die retardierte Greenfunktion in der Form 2m Ω · 2 · (−i)π · eiκ 2 4π ix h̄ 0 die sich mit x = |r − r | wie folgt darstellen läßt: √ i 2m(E+iδ)|r−r0 | Ωm e GR (r, r0 ; E) = − |r − r0 | 2πh̄2 . GR = (1.9) Bem.: • Über die Greenfunktion läßt sich auch die Zustandsdichte bestimmen 1 lim Im{GR (r, r0 ; E)} π r→r0 sin( 2mE x) Ωm h̄2 lim = 2 x 2π 2 h̄ x→0 3/2 √ Ωm E = √ 2π 2 h̄3 D(r, E) = − (1.10) (1.11) (1.12) Zustandsdichte hängt nicht vom Ort ab und ist wurzelförmig, d.h. entspricht unseren Erwartungen an freies Teilchen • Zusammenhang mit Elektrodynamik? Betrachten GR (r, r0 ; E = 0) ∼ − 1 4π|r − r0 | Offensichtlich ist dies die Greenfunktion zur Laplace-Gleichung, das heißt sie erfüllt 4r GR (r, r0 ; E = 0) = −δ(r − r0 ). Damit ist die Lösung des Poissonproblems 4U (r) = −4πρ(r) (1.13) ebenfalls bekannt und U (r) kann über die Greensche Funktion als Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 12 Vielteilchentheorie 1 Greenfunktion der Einteilchen-Schrödingergleichung Z U (r) = − G(r, r0 ; 0) 4πρ(r0 )dr0 | {z } 1 − 4π|r−r 0| Z = ρ(r0 ) dr0 |r − r0 | dargestellt werden, das heißt daß wir damit ein elektrostatisches Potential in quellenmäßiger Darstellung erhalten. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 13 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren 2.1 Begriffe in der Vielteilchenphysik Oft ist es zielführend ein System stark wechselwirkender Teilchen in ein System schwach wechselwirkender oder entkoppelter fiktiver Teilchen zu überführen. Einfaches Beispiel: Zwei Massen mit Feder verbunden Die Massen vollführen im Gravitationsfeld beliebig komplizierte Bewegungen. Diese können aufgespalten werden in Schwerpunktsbewegung + Bewegung um den Schwerpunkt. D.h. wir haben die reale Bewegung realer Körper m1 und m2 transformiert in eine fiktive Bewegung eines “Schwerpunktskörpers” mit m1 +m2 und eines “Körpers mit reduzierter Masse” m1 · m2 /(m1 + m2 ) In der Vielteilchenphysik spricht man in diesem Zusammenhang von Quasiteilchen. Reale Teilchen in wechselwirkenden Vielteilchensystemen sind von einer Wolke von “gestörten” Nachbarteilchen umgeben. Zusammen bilden sie das sogenannte Quasiteilchen. Die Eigenschaften des Quasiteilchens können von denen des realen Teilchens abweichen. Quasiteilchen können endliche Lebensdauer haben. Bsp.: Elektrolyt aus positiven und negativen Ionen (siehe Abb. 2.1) Jedes reales Teilchen bildet: 1. den “Kern” eines Quasiteilchens und ist 2. “Mitglied” einer Abschirmwolke ⇒ Quasiteilchenkonzept macht nur Sinn, wenn man sich auf wenige Quasiteilchen beschränkt ⇒ Definieren Quasiteilchen im Rahmen eines Experiments, bei dem ein Extrateilchen zum System hinzugefügt wird und man dann die Bewegung dieses Extrateilchens 2 Interpretation der Propagatoren Abb. 2.1: Elektrolyt aus positiven und negativen Ionen im System betrachtet: irgendwann wird das Quasiteilchen durch Streuprozesse seinen Impuls ändern. ⇒ endliche Lebensdauer ⇒ Infolge der Abschirmwolke hat das Quasiteilchen im Vergleich zum realen Teilchen eine “effektive” oder “renormierte” Masse ⇒ Das Quasiteilchen hat auch eine andere Energie p2 p2 Eqp = 2m ∗ , Ebare = 2m Die Energiedifferenz Eqp − Ebare = Eself wird als Selbstenergie des Quasiteilchens bezeichnet. Beispiele • Effektive Massen von Elektronen in Halbleitern. Hier übernehmen die ortsfesten Ionen die Rolle der Abschirmwolke Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 15 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren • Austausch- und Korrelationslöcher um Elektronen im Metall, das heißt im Elektronengas. • Quasiteilcheneigenschaften sind oft von größerem Interesse als die Eigenschaften des tatsächlichen Teilchens. 2.2 “Drunken man“ propagator Abb. 2.2: “drunken man“ Propagator (Einführung in Feynman-Diagramme) “The drunken man” (siehe Abb.2.2) verläßt eine Party am Punkt (1) und will nach Hause (2). Unterwegs besteht die Möglichkeit der Einkehr in: Alice’s Bar (A) Bardot Bar (B) Club Six (C). Alternative Endpunkte sind die Apartments seiner Freunde (3), (4), u.s.w. Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit P (2, 1), daß er nach Hause findet. = b Summe der Wahrscheinlichkeiten für alle möglichen Wege von (1) nach (2) unter Einschluß aller möglichen Wahrscheinlichkeiten mit diversen Bars. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 16 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren P (2, 1) = + + + + P0 (2, 1)... direkter Heimweg, freie Propagation P0 (A, 1)P (A)P0 (2, 1)... einfache Einkehr in (A) P0 (B, 1)P (B)P0 (2, B)... einfache Einkehr in (B) P0 (A, 1)P (A)P0 (B, A)P (B)P0 (2, B)... Einkehr in (A) und (B) ··· Wir übersetzen die Reihe in eine graphische Darstellung, entsprechend der Notation: Wahrscheinlichkeit der Propagation von (1) nach (2) P (2, 1) Wahrscheinlichkeit freien Propagation (1) nach (2) P0 (s, r) der von Wahrscheinlichkeit der Wechselwirkung mit X P (X) damit ergibt sich: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 17 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Die Reihe kann approximiert werden, indem man die wichtigsten Typen von Wechselwirkungen aufsummiert. Das bezeichnet man als partielle Summation. Annahme: Unser Klient hat eine besondere Affinität zu Alive’s Bar, dann entspricht: P (2, 1) ≈ + + sei: P0 (2, 1) = = P0 (2, 1) + P0 (A, 1)P (A)P0 (2, A) P0 (A, 1)P (A)P0 (A, A)P (A)P0 (2, A) ··· P0 (2, A) = P0 (A, 1) = P0 (A, A) c damit: P (2, 1) = c + c2 P (A) + c3 P 2 (A) + · · · = c{1 + cP (A) + c2 P 2 (A) + · · · }. Wir wollen nun die geometrische Reihe in cP (A) ausnutzen: o 1 1 = . P (2, 1) = c 1 − cP (A) 1/c − P (A) Analog dazu in der diagrammatischen Darstellung: n Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 18 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Bem.: Partielle Summation ist besonders hilfreich bei starken Wechselwirkungen Anwendung: Auf Elektronengas Elektron tritt in System ein t = ta t = tb > ta Elekton “verschiebt” ein “Systemelektron”, erzeugt somit ein Loch t = tc > tb Alle drei Teilchen (einschließlich Loch) bewegen sich durch das System t = td > tc Wechselwirkung der zwei Elektronen “verschiebt” Elektron wieder Extraelektron verläßt das System t = te > td Diagrammatische Übersetzung: freier Elektronenpropagator (r1 , t1 ) → (r2 , t2 ) Lochpropagator Teilchen bei r1 wechsel(r1 , t1 ) → (r2 , t2 ) wirkt mit Teilchen bei r2 Loch ' Teilchen, das sich zur Zeit t rückwärts in der Zeit bewegt Dies liefert: “Teilchen - Loch - Paar - Blase” Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 19 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Das Teilstück wird als Selbstenergieterm bezeichnet, es zeigt das Teilchen mit sich selbst wechselwirken vermittels eines Elekton-Loch-Paares, welches es im Vielteilchensystem erzeugt hat. Eine andere Möglichkeit der Wechselwirkung ist ein Impulsübertrag analog zum BilliardballExperiment : t = ta Elektron tritt in das System ein t = tb > ta Elektron bei r wechselwirkt mit Elektron bei r0 , tauschen Zustände t = tc > tb Extrateilchen verläßt das System In der diagrammatischen Darstellung sieht es wie folgt aus: Insgesamt sind beliebig viele Prozesse denkbar, wir schreiben: Am Zeitpunkt t = t0 können zusätzlich zum eigentlichen Extrateilchen noch beliebig viele durch dieses Teilchen angeregte Teilchen und Löcher existieren. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 20 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Bsp.: Partielle Integration Später wird dies als Hartree-Fock-Approximation bezeichnet 2.3 Quasiteilchenpropagator 2.3.1 klassische Quasiteilchen Betrachten wir nun ein klassisches Vielteilchensystem: Bewegung eines Teilchens unter Einwirkung einer konstanten externen Kraft F vom Startpunkt r1 . Ohne Kollision erfolgt die freie Propagation durch: 1F (t2 − t1 )2 2m Infolge der Wechselwirkungen mit dem anderen Teilchen sind nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich, daher definieren wir den klass. Propagator als P (r2 , r1 ; t2 , t1 ) r2 − r1 = Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 21 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren ∼ = Wahrscheinlichkeitsdichte (im Ortsraum), daß ein ursprünglich im Ruhezustand bei r1 zur Zeit t1 zum System hinzugefügtes Teilchen zum Zeitpunkt t2 bei r2 ist. Für t2 < t1 definieren wir P (r2 , r1 ; t2 , t1 ) = 0 für t2 < t1 . Für freie Propagation ergibt sich der freie Propagator: 1F P0 (r2 , r1 ; t2 , t1 ) = δ (r2 − r1 ) − (t2 − t1 )2 . 2m Das ist entsprechend einer Fläche der Newton’ schen Bewegung eines Teilchens unter Krafteinfluß. Infolge der Wechselwirkung mit dem anderen Teilchen wird die Bewegung verzögert sein m → m∗ > m mit m∗ als Quasiteilchenmasse und es sind zusätzlich nur Wahrscheinlichkeitsaussagen über Aufenthalt im Ortsraum möglich: 1 F (t2 − t1 )2 . ∗ 2m Mit < r2 − r1 >als Quasiteilchenkoordinate, dort ist P maximal. < r2 − r1 >= Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 22 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren ⇒ Bewegung verzögert, Wahrscheinlichkeit läuft breit. Oft fällt die Wahrscheinlichkeit exponentiell, d.h. Pmax (r2 , r1 ; t2 , t1 ) ∼ e−(t2 −t1 )/τ , dann entspricht τ der Quasiteilchenlebensdauer. Die Berechnung von P geschieht durch die Einführung von Streuwahrscheinlichkeiten mit den anderen Teilchen im System (vergleiche Abschn.2.2) (r1 → rA ), (Streuung an A) , (rA → r2 ) = P0 (rA , r1 ) P (A) P0 (r2 , rA ). P Wir müssen über alle Pfade summieren und erhalten dann den Ausdruck: P (r2 , r1 ; t2 − t1 ) = P0 (r2 , r1 ; t2 − t1 ) + Zt2 dtA P0 (rA , r1 ; tA − t1 )P (A)P0 (r2 , rA ; t2 − tA ) + + t1 Z + | ZZ Z dtB + {z dtc + · · · + } | Streuzentren ZZZ +··· + {z +···. } M ehrf achsteuung In diagramatischer Darstellung wäre dies dann: Die Auswertung der Faltungsintegrale wird durch die Fouriertransformation in die Frequenzdomäne erleichtert. Hierfür schreiben wir: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 23 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren 1 P0 (rj , ri ; tj − ti ) = 2π Z∞ dωe−iω(tj −ti ) P0 (rj , ri ; ω), −∞ dann gilt Z∞ dtA P0 (rA , r1 ; tA − t1 )P (A)P0 (r2 , rA ; t2 − t1 ) −∞ Z∞ = o n 1 Z∞ dω 0 e−iω(tA −t1 ) P0 (rA , r1 ; ω 0 ) × · · · dtA 2π −∞ −∞ n 1 Z∞ o · · · × P (A) × dωe−iω(t2 −tA ) P0 (r2 , rA ; ω 0 ) × 2π −∞ Z Z 1 dω dω 0 P0 (rA , r1 ; ω 0 )P (A) × = (2π)2 Z∞ 0 i(ω 0 t1 −ωt2 ) ×P0 (r2 , rA ; ω)e dtA eitA (ω −ω) −∞ | 1 = 2π Z {z 2πδ(ω 0 −ω) } dωe−iω(t2 −t1 ) P0 (rA , r1 ; ω)P (A)P0 (r2 , rA ; ω) Durch die Fouriertransformation in den Frequenzraum werden aus den Faltungsintegralen Produkte. Dadurch vereinfacht sich der Ausdruck zu: P (r2 , r1 ; ω) = P0 (r2 , r1 ; ω) + P0 (rA , r1 ; ω)P (A)P0 (r2 , rA ; ω) + · · · . 2.3.2 Quantenmechanische Quasiteilchen Wir führen einen Quantenpropagator G ein, er entspricht einer Wahrscheinlichkeitsdichte. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit durch |G|2 = G∗ G gegeben. Für den klassischen Fall können wir die Wahrscheinlichkeiten (d.h. Pfade) summieren: P (2, 1)class. = P (A) + P (B) + P (C) + · · · . Jetzt kommt es zu Interferenzeffekten Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 24 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren G(2, 1) = G(A) + G(B) + · · · P (2, 1)qm = G∗ G = |G(A)|2 + |G(B)|2 | {z } | {z } P (A) ∗ P (B) + G(A) G(B) + G(B)∗ G(A) + · · · | {z } Interf erenzterme Bsp.: Abregung eines Atoms durch Photonemission. Möglich ist ein direkter Übergang i → f oder ein Übergang in einen Zwischenzustand m : i → m → f . Es gilt dabei P (i → f ) = A∗ A = = + + |A(i → f ) + A(i → m → f )|2 |A(i → f )|2 + |A(i → m → f )|2 A∗ (i → f )A(i → m → f ) + A∗ (i → m → f )A(i → f ) mit A · · · als Wahrscheinlichkeitsamplitude. Definieren den Quanten-Propagator durch iG(r2 , r1 ; t2 − t1 )t2 >t1 = iGR (r2 , r1 ; t2 − t1 ) = Die Wahrscheinlichkeitsamplitude dafür, daß sich ein zum Zeitpunkt t1 bei r1 , während sich das System im Grundzustand befand, hinzugefügtes Teilchen bei t2 am Ort r2 befindet. Bem.: • Bei Systemen identischer Teilchen wird es sich nicht notwendigerweise um dasselbe Teilchen handeln • Anstelle von Ortseigenzuständen können wir mit beliebigen Einteilchenzuständen Φk (r) operieren: iGR (k2 , k1 ; t2 − t1 ) = Wahrscheinlichkeitsamplitude dafür, das Teilchen welches bei t1 in Φk1 (r) hinzufügt wird, zur Zeit t2 in Φk2 (r) ist. • Für t2 ≤ t1 gelte iGR (k2 , k1 ; t2 − t1 ) = 0 Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 25 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Bsp.: Freies Teilchen H = H0 = − h̄2 52 2m 1 Φk (r) = √ eikr Ω ; h̄2 k 2 2m k = Gesucht ist der freie Propagator GR 0 bei t = t1 gilt ψ(r, t1 ) = Φk1 (r). Nach zeitabhängiger Schrödingergleichung gilt für t = t2 ψ(r, t2 ) = Φk1 (r)e− ik1 (t2 −t1 ) h̄ . Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß das Teilchen in Φk2 ist, ist durch die Projektion gegeben: Z Z i ∗ − h̄k1 (t2 −t1 ) drΦ∗k2 (r)Φk1 (r) . drψ(r, t2 )Φk2 (r) = e | {z } δk1k2 Damit : − GR 0 (k2 , k1 ; t2 − t1 ) = −i Θ(t2 − t1 ) e | {z } ik2 (t2 −t1 ) h̄ δk2k1 . Stuf enf unktion Mit der Definition − GR 0 (k; t2 − t1 ) = −iΘ(t2 − t1 )e ik h̄ (t2 −t1 ) folgt GR 0 (k2 , k1 ; t2 − t1 ) = δk2 R k1 G0 (k1 ; t2 − t1 ). Dieses Ergebnis wird Fouriertransformiert GR 0 (k, w) Z∞ = −i dτ Θ(τ )e− ik τ h̄ eiωτ −∞ k ei(ω− h̄ )τ ∞ = − ω − h̄k 0 1 = ω− k k h̄ − ei(ω− h̄ )∞ ω − h̄k | {z } nicht definiert, Ausdruck oszillliert Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 26 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren Modifizieren deshalb GR : −i(k −iδ)τ /h̄ GR 0 (k, τ ) = −iΘ(τ )e mit infinitesimalem δ,es folgt: GR 0 (k, ω) = k ω− δ ei(ω− h̄ +i h̄ )∞ − ω − h̄k + i h̄δ + i h̄δ {z } | 1 k h̄ →0 d.h. GR 0 (k, ω) = 1 ω− k h̄ + iδ h̄ . Erinnern wir uns an Abschn. 1.3. Dort wurde die Greensche Funktion entsprechend definiert: X ψn (r)ψ ∗ (r0 ) n . E − E + iδ n n GR (r, r0 ; E) = D.h. der Propagator des freien Teilchens scheint ein Spezialfall der früher eingeführten Greenfunktion zu sein. Beweis: Schrödinger Gleichung für freies Teilchen definiert G0 : h̄2 ∇2 ∂ +i G0 (r, r0 ; t − t0 ) = −δ(r − r0 )δ(t − t0 ) {z } 2m ∂t | Z 1 ik(r−r0 ) 0 0 dke G0 (k; t − t0 ) G0 (r − r ; t − t ) = (2π)3 Z n h̄2 ∇2 ∂ o ik(r−r0 ) 1 dk − +i e G0 (k; t − t0 ) 3 (2π) 2m ∂t = −δ(r − r0 ) δ(t − t0 ) | {z } Z 1 0 dkeik(r−r ) 3 (2π) −h̄2 ∇2 ∂ ⇒ +i G(k; t − t0 ) = −δ(t − t0 ) | {z } 2m ∂t 0) G0 (k;t−t0 )=iΘ(t−t0 )e−ik (t−t (d.h. setzen jetzt den oben berechneten Propagator ein) nach Produktregel Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 27 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren h̄2 ∇2 ∂ 0 0 − +i (Θ(t − t )) · e−ik (t−t ) 2m ∂t ∂ −ik (t−t0 ) o 0 + iΘ(t − t )i e = −δ(t − t0 ) ∂t | {z } n 2 2 ∇ k G0 = h̄2m G0 damit verbleibt e−ik (t−t ) ∂ Θ(t − t0 ) = −δ(t − t0 ) |∂t {z } | {z 0 δ(t−t0 ) } −δ(t−t0 ) (es gilt f (x)δ(x) = f (0)δ(x)) D.h. der intuitiv eingeführte Propagator ist tatsächlich die hier zuständige Greenfunktion! 2.3.3 Zusammenfassung Der Quantenpropagator des freien Teilchens ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude für: (k1 , t1 ) → (k̃, t2 ) t2 > t1 GR 0 (k̃, k; τ = t2 − t1 ) −iΘ(τ )e−i(k −iδ)τ /h̄ {z } | = Z m i − e 2πh̄2 x q 2m(E+iδ) x h̄2 Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann GR 0 (k, E) = 1 E− h̄2 k2 2m + iδ FT Ω 3 −i(k −iδ)τ /h̄ d ke (2π)3 m 3/2 2 = iΘ(τ ) eimx /2h̄(τ −iδ/h̄) 2πih̄τ = −iΘ ←−− GR 0 (x̄, τ ) FT ←−F T − ←−− GR 0 (k,τ ) Z Ω eik̄x̄ 3 = d k 2 2 (2π)3 E − h̄2mk + iδ X hr̄ | k̄ihk̄ | r̄0 i = b E − Ek + iδ k 28 Vielteilchentheorie 2 Interpretation der Propagatoren ... Spektraldarstellung von GR (r, r0 ; E) Bedeutung des δ ? τ −i(k −iδ) h̄ GR 0 (k, τ ) ∼ e = e−i k τ h̄ δτ e−i h̄ δ zunächst eingeführt um die Unbestimmtheit des Integrals zu reparieren. Erinnerung an Abschn.2.3.1 : falls P (t) ∼ e−t/t̃ dann ist t̃ die Quasiteilchenlebensdauer ⇒ d.h. h̄δ = b Lebensdauer des Quasiteilchens mit lim δ → 0 betrachten wir den Grenzfall der unendlichen Lebensdauer Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 29 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren Wesentliche Motivation für die Einführung der Quantenmechanik war die Quanten- bzw. Teilcheneigenschaft von Licht, z.B. • Compton - Effekt • Photoelektrischer Effekt • schwarzer Strahler. Tatsächlich behandelt wird aber im wesentlichen der Wellencharakter der Teilchen, das heißt die Schrödingergleichung. Im folgenden entwickeln wir einen Formalismus zur Behandlung des Teilchencharakters der Wellen (sogenannte 2. Quantisierung). Experimentelle Beispiele: Welle Atome in Festkörpern Schwingungen e− im Festkörper Plasmawelle mag. Dipole im Festkörper Spinwellen Atome in Flüssigkeiten Wirbel 4 He em. Feld em Welle Anregung Phonon Plasmon Magnon Roton Photon 3.1 Besetzungszahlformalismus Wir betrachten das Potential U (r) mit den Eigenzuständen Φk (r) und Energien k . Zunächst füllen wir das System mit N Teilchen auf (betrachten im Moment keine Wechselwirkung zwischen den Teilchen). Bei Fermionen (z.B. Elektronen) erzwingt das Pauliprinzip eine Verteilung im Grundzustand mit je einem e− auf einem Niveau: 3 Feldoperatoren ⇒ angeregter Zustand Grundzustand Die Darstellung des Systems kann vereinfacht werden, wenn wir uns auf den Grundzustand beschränken und nur Änderungen des Grundzustands verfolgen. Dazu gehen wir ins Teilchen-Loch-Bild: ⇒ Grundzustand (äquivalent zum vorigen Bild) angeregter Zustand (äquivalent zum vorherigen Bild) Das Loch ist jetzt als Antiteilchen (z.B. Positron) zu verstehen. Teilchen im eigentlichen Sinne sind jetzt nur die Teilchen oberhalb der Fermienergie. Ein Loch hat eine negative Energie hole = −k (Loch will aufsteigen, Teilchen absteigen). k ⇒ zeitabhängige Wellenfunktion des Teilchens hole ψ+ = Φk e−i(−k )t/h̄ für k < F = Φk eitk /h̄ D.h. das Loch im Teilchen-Loch Bild kann interpretiert werden als ein Teilchen, das in der Zeit rückwärts läuft. Die Gesamtwellenfunktion nicht wechselwirkender Teilchen ist das Produkt der Einteilchenwellenfunktionen. Bei identischen Fermion muß sie jedoch antisymmetrisiert werden. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 31 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren → Slater - Determinante Φk (r1 ) · · · 1 1 .. Φk1 ,··· ,kN (r1 , · · · , rn ) = √ . N! ΦkN (r1 ) · · · Φk1 (rN ) .. . ΦkN (rN ) Bem.: Im Falle von Wechselwirungen der Teilchen untereinander können die korrekten Vielteilchenwellenfunktionen als Linearkombination von Slaterdeterminanten dargestellt werden. Wir vereinfachen die Notation, indem wir nur die Besetzung der Einteilchenorbitale berücksichtigen: Φk1 ,··· ,kN (r1,··· ,rN ) →| n1 , n2 , n3 , · · ·i mit ni = 0 oder 1 (Pauli - Prinzip) Damit ist der angeregte Zustand : | 11 , 12 , 03 , 14 , 15 , 06 , 07 , 18 , · · · i. Im Teilchen - Lochbild halten wir nur die Änderungen vom Grundzustand fest. Φ0 =| 0i · · · Grundzustand, Fermi-Vakuum Der angeregte Zustand ist hierbei: Φ =| 1h3 , 1P8 i (3.1) Hierbei beschreibt in (3.1) 1h3 ein Loch auf Niveau 3 und 1P8 ein Teilchen auf Niveau 8 In dieser Notation sehen auch die Operatoren anders aus, z.B. ψinitial =| 11 , 02 , 03 , · · · i ↓ - Störoperator V (r, P ) ψf inal =| 01 , 02 , 13 , · · · i D.h. die Wirkung des Störoperators entspricht der Vernichtung eines Teilchens in ψ1 und der Erzeugung eines Teilchens in ψ3 ⇒ “definieren” Vernichter ĉi · · · vernichtet Teilchen in ψi Erzeuger ĉ+ erzeugt Teilchen in ψi i ··· und können durch geeignete Kombinationen der c, c+ alle Operatoren ausdrücken. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 32 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren Bem.: Im Prinzip nichts neues, bekannt vom harmonischen Oszillator. 3.2 Operatoren im Besetzungszahlformalismus Um Antisymmetrie der Wellenfunktion bei Vertauschung zweier Teilchen zu gewährleisten, definieren wir: Σi ĉ+ i | n1 , · · · , ni , · · · i = (−1) (1 − ni ) | n1 , · · · , ni + 1, · · · i ĉi | n1 , · · · , ni , · · · i = (−1)Σi ni | n1 , · · · , ni − 1, · · · i mit Σi = n1 + n2 + · · · + ni−1 Bsp.: ĉi | · · · , 0i , · · · i ĉ+ i | · · · , 1i , · · · i ĉ3 | 1111100 · · · i ĉ4 | 1110100 · · · i + + ĉ2 ĉ3 ĉ1 ĉ2 ĉ+ 3 ĉ1 | 1100 · · · i = = = = = = = = = = 0 0 | 1101100 · · · i − | 1111100 · · · i + + ĉ+ 2 ĉ3 ĉ1 ĉ2 ĉ3 | 0100 · · · i + ĉ+ 2 ĉ3 ĉ1 ĉ2 (−1) | 01100 · · · i + ĉ+ 2 ĉ3 ĉ1 (−1) | 001000 · · · i ĉ+ 2 ĉ3 (−1) | 1010 · · · i ĉ+ 2 | 1000 · · · i − | 1100 · · · i Teilchenaustausch Bem.: • Wir können alle Zustände aus dem Vakuumzustand generieren: n1 + n2 | n1 , n2 , · · · i = (ĉ+ 1 ) (ĉ1 ) · · · | 0, 0, · · · i (3.2) • ĉ+ i hermitesch konjugiert zu ĉi . Wir betrachten hierfür: h · · · , ĉi ñi , · · · | · · · , ni , · · · i ( 1 ñi = 1 ∧ ni = 0 = 0 sonst · · · , ñi , · · · | · · · , ĉ+ i ni , · · · i ( 1 ñi = 1 ∧ ni = 0 = 0 sonst h Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 33 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren + ⇒ ĉ+ i = (ĉi ) Das heißt aber auch, daß ĉi und ĉ+ i nicht selbstadjungiert sind, also keine Observablen darstellen. Allerdings läßt sich aus ĉi und ĉ+ i ein hermitescher Operator konstruieren: + + + n̂i = ĉ+ i ĉi = (ĉi ĉi ) = n̂i . Die Eigenschaft von n̂i : ĉ+ i ĉi | n1 , n2 , · · · , 1i , · · · i = = = + ĉi ĉi | n1 , n2 , · · · , 0i , · · · i = ⇒ ĉ+ i ĉi | n1 , · · · , ni , · · · i = (−1)Σi ĉ+ i | · · · , 0i , · · · i Σi +Σi + (−1) ĉi | · · · , 1i , · · · i | n1 , n2 , · · · , 1i , · · · i 0 | n1 , n2 , · · · , 0i , · · · i ni | n1 , · · · , ni , · · · i legt die Bezeichnungen: n̂i = ĉ+ ... Anzahloperator i ĉi X N̂ = ĉ+ ... Gesamtanzahloperator i ĉi i nahe. ĉ+ i , ĉi genügen hierbei: Fermionische Vertauschungsrelationen + + • [ĉl , ĉ+ k ]+ = ĉl ĉk + ĉk ĉl = δlk • [ĉl , ĉk ]+ = 0 + • [ĉ+ l , ĉk ]+ = 0 Beweis: folgt aus Definition. Bem.: Die Definition ist so gewählt, daß die Symmetrieeigenschaften der Vielteilchenwellenfunktion für Fermionen korrekt sind. D.h. sie ist antisymmetrisch bezüglich eines Teilchenaustausch. Man kann allerdings auch bosonische Vertauschungsrelationen Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 34 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren (Kommutator statt Antikommutator) durch geeignete Definition erhalten. Dieser Formalismus kann dann zum Beispiel für Phononen angewandt werden. Darstellung eines allgemeien Operators Ô(r, p): Matrixelemente müssen in beiden Bildern gleich sein: Z Oij = ϕ∗i (r)Ôϕj (r)d3 r = h0, 0, · · · , 1i , · · · | Ôocc |{z} | · · · 1j · · · i Operator in Besetzungszahldarstellung ⇒ Ôocc = X Okl ĉ+ k ĉl kl Beweis: h0, 0, · · · , 1i , · · · | Ôocc | 0, 0, · · · 1j , · · · i X Okl h0, 0, · · · 1i , · · · | ĉ+ = k ĉl | 0, 0, · · · , 1j , · · · i kl = X Okl δlj δik = Oij kl Bem.: In analoger Weise lassen sich Ausdrücke für Vielteilchenoperatoren finden, z.B. Ô = 1X Ô(ri , pi , rj , pj ) 2 i,j=1 ← − i6=j Oocc = mit Oklmn = R dr R 1X + Oklmn ĉ+ l ĉk ĉm ĉn 2 klmn dr0 φ∗k (r)φ∗l (r0 )O(r, r0 ; p, p0 )φm (r)φn (r0 ). Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 35 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren Bsp.: Hamiltonoperator der Form X p2 X 1X i + U (ri ) + V (ri − rj ) + V (ri , pi ) 2m 2 i {z } | i,j {z {z } |i } | Ĥ = H0 H1 Ĥoocc = X k,l H2 p2 + U (r) | φl i ĉ+ hφk | k ĉl 2m | {z } l δkl falls φi EV von H0 = X k ĉ+ k ĉk k 1X + = Vklmn ĉ+ l ĉk ĉm ĉn 2 klmn Ĥ1occ mit Vklmn = R dr R dr0 φ∗k (r)φ∗l (r0 )V (r − r0 )φm (r)φn (r0 ) X Ĥ2occ = Vkl ĉ+ k ĉl Zkl mit Vkl = ⇒H = X + X dr φ∗k (r)V (r, p)φl (r) k ĉ+ k ĉk + k 1X + Vklmn ĉ+ l ĉk ĉm ĉn 2 klmn Vkl ĉ+ k ĉl kl Zeitabhängigkeit: Der Besetzungszahlformalismus kann sowohl im Schrödinger- als auch im Heisenbergbild verwendet werden. Konzeptuell einfacher ist da oft das Heisenbergbild. Dann haben wir ein Maximum an Information aus den Zuständen entfernt und in die Operatoren gesteckt. Diese können dann die gesamte Physik vor dem zeitlich konstanten Vakuumzustands beschreiben. Im Heisenbergbild gilt: h̄ ∂ ĉm = [Ĥ, ĉm ] i ∂t mit Ĥ = P + k k ĉk ĉk (Einteilchenhamiltonian von vorhin) folgt Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 36 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren X h̄ ∂ + ĉm = k (ĉ+ k ĉm −ĉm ĉk ĉk ) k ĉ |{z} i ∂t k −ĉm ĉk X = − k ( ĉ+ ĉ ĉ + ĉm ĉ+ k ĉk ) |k{zm} k k δkm −ĉm ĉ+ k X h̄ ∂ ĉm = − k δkm ĉk = −m ĉm i ∂t k ⇒ ĉm (t) = ĉm (0)e−im t/h̄ im t/h̄ + ĉ+ m (t) = ĉm (0)e (für Einteilchenhamiltonoperator) Damit Zeitabhängigkeit allgemeiner Operatoren: occ ÔH (t) = X = X = X Okl ĉ+ k (t)ĉl (t) kl Okl ĉ+ k (0)e ik t/h̄ ĉl (0)e −il t/h̄ kl Okl ĉ+ k (0)ĉl (0)e i(k −l )t/h̄ kl Problem: Durch die Einführung von Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren ist die räumliche Interpretation der Quantenmechanik etwas verloren gegangen. Wir definieren: Feldoperatoren ψ̂(r, t) = X ψ̂(r, t) = X φm (r)ĉm (t) m φ∗m (r)ĉ+ m (t) m ψ̂ + (r, t) erzeugt ein Teilchen bei r und ein Teilchen bei r, jeweils mit P ψ̂(r, t) vernichtet 2 2 der Wahrscheinlichkeit |φm | , wobei m |φm (r)| = 1. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 37 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren Eigenschaften: [ψ̂(r, t), ψ̂ + (r0 , t)]+ = X = X = X kl + ĉ+ ĉ ] φk (r)φ∗l (r0 ) [ĉk ĉ+ | l {z l k} δkl φk (r)φ∗l (r0 )δkl kl φk (r)φ∗k (r0 ) k = δ(r − r0 ) (...wegen Vollständigkeit) . Analog dazu: h i ψ̂(r, t), ψ̂(r0 , t) = 0 + h i ψ̂ + (r, t), ψ̂ + (r0 , t) = 0. + Es lassen sich nun Operatoren in Feldoperatoren ausdrücken: Z Ô(t) = dr ψ̂ + (r, t) Ôs (r) ψ̂(r, t) Hierbei steht Ôs für einen Operator im Schrödingerbild Beweis: Z dr ψ̂ + Ô ψ̂ = X = X (Z ) dr φ∗l (r) Ô(r)φm (r) ĉ+ l (t)ĉm (t) lm Olm ĉ+ l (t)ĉm (t) lm Bem.: Insbesondere gilt: Z Ĥ(t) = dr ψ + (r, t) Ĥ(r) (r)ψ(r, t) die Bewegungsgleichung der Feldoperatoren = b Heisenberg’ sche Bewegungsgleichung. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 38 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren h i h̄ ∂ ψ̂(r, t) = Ĥ, ψ̂(r, t) i ∂t =−ψ̂(r,t)ψ̂(r0 ,t) Z = z }| { 0 0 + 0 0 dr [ψ̂ (r , t) Ĥ(r ) ψ̂(r , t)ψ̂(r, t) −ψ̂(r, t)ψ̂ + (r0 , t) Ĥ(r0 )ψ̂(r0 , t)] =ψ̂(r,t)Ĥ(r0 ) Z z }| { dr0 [ψ̂ + (r0 , t) Ĥ(r0 )ψ̂(r, t) ψ̂(r0 , t) + ψ̂(r, t)ψ̂ + (r0 , t)Ĥ(r0 )ψ̂(r0 , t)] Z dr0 [ψ̂ + (r0 , t)ψ̂(r, t) + ψ̂(r, t) + ψ̂ + (r0 , t)] Ĥ(r0 )ψ̂(r0 , t) {z } | = − = − δ(r−r0 ) = −Ĥ(r)ψ(r, t) ⇒ ih̄ ∂ ψ̂(r, t) = Ĥ(r)ψ̂(r, t) ∂t D.h. der Feldoperator genügt der Schrödingergleichung, erinnert damit an die Schrödingerwellenfunktion, aber ist ein Operator der im Bild des Bewegungszahlformalismus wirkt. Ein Vorteil im Vergleich zur “gewöhnlichen” Wellenfunktion ist, daß die Stastistik des Systems über die Kommutatorbeziehungen bereits im Feldoperator korrekt enthalten ist. Hier speziell Fermionenstatistik, aber für Bosonen läßt sich der Formalismus ähnlich darstellen. Bem.: • Feldoperatoren lassen sich auch axiomatisch aus der Lagrangedichte des jeweiligen Feldes + Vertauschungsrelation ableiten. • Implikationen der Fermionischen Vertauschungrelationen ĉl , ĉ+ k + = δlk + [ĉl , ĉk ]+ = ĉ+ l , ĉk + = 0 für Anzahloperator? n̂i = ĉ+ i ĉi betrachten + + + 2 (ĉi )2 = n̂i . n̂2i = ĉ+ i ĉi ĉi ĉi = ĉi ĉi − ĉi |{z} | {z } |{z} 1−ĉ+ i ĉi Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann =0 39 =0 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren D.h. = n̂2i | i = ni ni | i = n2i | i n̂i | i = ni | i ⇒ n2i = ni ⇒ ni ∈ {0, 1} Pauli-Prinzip • Physikalische Bedeutung der Feldoperatoren? X ψ̂(r, t) := φm (r)ĉm (t) m + ψ̂ (r, t) := X φ∗m (r)ĉ+ m (t) m mit ψm (r) ... ĉm ... ... ĉ+ m Einteilchenwellenfunktionen vernichtet Teilchen im ψm erzeugt Teilchen im ψm In der Quantenmechanik hat ψ(r) keine unmittelbare physikalische Bedeutung, sondern nur | ψ |2 . Hier ähnlich, ψ̂ + , ψ̂ sind nicht hermitesch, d.h. keine Observablen. Z dr ψ̂ + (r)ψ̂(r) = XZ dr φ∗m (r)φn (r) ĉ+ m (t)ĉn (t) m,n | {z } δm,n = X m,n δm,n ĉ+ m ĉn = X |n ĉ+ n (t)ĉn (t) {z N̂ ...Gesamtanzahloperator } ⇒ interpretieren φ+ (r)φ(r) =: ρ̂(r) als Teilchendichteoperator • Wirkung eines Feldoperators? Lassen Feldoperator auf Vakuum | 0i =| 0, 0, ..., 0i wirken Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 40 Vielteilchentheorie 3 Feldoperatoren ψ̂ + (r) | 0i = X = X φ∗m (r)ĉ+ m | 0i m φ∗m (r) | 0, 0, ..., 1m , 0, ...i m und gehen in Ortsdarstellung über | hr0 | hr0 | φ̂+ (r) | 0i = X = X m φ∗m (r) hr0 | 0, 0, ..., 1m , 0, ...i | {z } φm (r0 ) φ∗m (r)φm (r0 ) m = δ(r − r0 ) ↑ Vollst. von {φm } ⇒ D.h. ψ̂ + (r) erzeugt ein Teilchen, das bei r lokalisiert ist. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 41 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion 4.1 Definition Im Sinne der anschaulichen Interpretation der Propagatoren im Abschn.2.2 fragen wir jetzt nach der Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Teilchen mit Spin α welches bei (r, t) zu einem N-Teilchensystem hinzugefügt wird, mit dem Spin β bei (r0 , t0 ) wieder erscheint. D.h. betrachten Sequenz (i) (ii) (iii) | Ni ... N-Teilchensystem im Grundzustand ... Teilchen bei (r,t) mit Spin α hinzugefügt Ni ... Teilchen mit Spin β bei (r’,t’) von N+1 - Teilchensystem entfernt 0 0 + (iv) hN | ψ̂β (r , t )ψ̂α (r, t) | N i ... Überlapp mit dem ursprünglich System, d.h. Wahrscheinlichkeit für diesen Prozeß Ähnlich könnte man auch die Propagation eines Loches betrachten: ψ̂α+ (r, t) | N i ψ̂β+ (r0 , t0 )ψ̂α+ (r, t) | hN | ψ̂β+ (r0 , t0 )ψ̂α (r, t) | N i. (4.1) Wir führen den Zeitordnungsoperator T ein: T [ψ̂α (r, t)ψ̂β+ (r0 , t0 )] ( ψ̂α (r, t)ψ̂β+ (r0 , t0 ) = −ψ̂β+ (r0 , t0 )ψ̂α (r, t) für t > t0 , für t < t0 . Damit wird die Vielteilchen-Greenfunktion Gαβ (r, t; r0 t0 ) = −ihN | T [ψ̂α (r, t)ψ̂β+ (r0 , t0 )] | N i (4.2) definiert. Für t > t0 beschreibt (4.2) die Bewegung eines Teilchens von (r0 , t0 ) → (r, t). Für t < t0 beschreibt Gαβ (r, t; r0 t0 ) = −ihN | T [ψ̂β (r0 , t0 )+ ψ̂α (r, t)] | N i 4 Vielteilchen-Greenfunktion die Propagation eines Lochs von (r, t) → (r0 , t0 ). Im folgenden kombinieren wir Spin und Ortskoordinate: r, α → x r 0 , β → x0 Z Z X dr → dx Spin und schreiben kompakt: G(x, t; x0 t0 ) = −ihN | T [ψ̂(x, t)ψ̂ + (x0 , t0 )] | N i (4.3) Beziehung zur Einteilchen-Greenfunktion? Betrachten nichtwechselwirkende Fermionen, die alle Zustände bis zur Fermi-Energie besetzen: Grundzustand | N i = Y ĉ+ m | 0i m m<mF Feldoperator ψ̂(x, t) = X φm (x)e−im t/h̄ ĉm . m Mit diesem Ansatz gehen wir in die Greenfunktion hinein: G(x, t; x0 , t0 ) = −i hN | | ĉm ĉ+ l X 0 φm (x)φ∗l (x0 )e−i(m t−l t )/h̄ lm 0 0 | N iΘ(t − t ) − hN | ĉ+ l ĉm | N iΘ(t − t) {z } | {z } 6=0 nur für m=l und m>mF 6=0 nur für m=l und m<mF d.h. G(x, t; x0 , t0 ) = −i X 0 φm (x)φ∗m (x0 )e−im (t−t )/h̄ · Θ(t − t0 ) m>mF +i X 0 φm (x)φ∗m (x0 )e−im (t−t )/h̄ · Θ(t0 − t) m<mF Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 43 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion damit entsteht eine Summe von 2 Einteilchen-Greenfunktionen, die jeweils zwischen besetzten und unbesetzten Zuständen unterscheiden. Ein Vergleich mit Abschn. 1.3 liefert G(x, t; x0 , t0 ) = GA (x, t; x0 , t0 ) + GR (x, t; x0 , t0 ) (4.4) 4.2 Polstellen der Greenfunktion Müssen Zeitabhängigkeit in Energieabhängigkeit transformieren. 0 Die Schrödingergleichung in der Eigenwertdarstellung lautet: Ĥ | N i = EN | Ni 0 mit EN als Grundzustandsenergie des N-Teilchensystems. Gehen zum Schrödingerbild über: ψ̂(x, t) = eiĤt/h̄ ψ̂(x)e−iĤt/h̄ . und damit in Greenfunktion und Hermitezität von H ausnutzen: 0 0 0 0 0 iG(x, t; x0 , t0 ) = eiEn (t−t )/h̄ hN | ψ̂(x)e−iĤt/h̄ eiĤt /h̄ ψ̂ + (x0 ) | N iΘ(t − t0 ) 0 −e−iEn (t−t )/h̄ hN | ψ̂ + (x0 )e−iĤt /h̄ eiĤt/h̄ ψ̂(x) | N iΘ(t0 − t) Führen eine vollständige Basis von M - Teilchenzuständen {| M, ji ein, gilt: j Ĥ | M, ji = EM | M, ji. Nun nutzten wir die Vollständigkeit aus: 0 e−iĤt/h̄ eiĤt /h̄ = X = X 0 e−iĤt/h̄ | M, jihj, M | eiĤt /h̄ j j j 0 e−iEM (t−t )h̄ | M, jihj, M | . {z } | 1 Hiermit wird die Greenfunktion zu j 1 X i(EN0 −EM )(t−t0 )/h̄ ˆ | M, jihj, M | ψ̂ + (x) | N i Θ(t − t0 ) e hN | ψ(x) i j j 1 X −i(EN0 −EM )(t−t0 )/h̄ e hN | ψ +ˆ(x) | M, jihj, M | ψ̂(x) | N i Θ(t0 − t) − i j G = Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 44 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion d.h. die Greenfunktion hängt nur von der Zeitdifferenz τ = t − t0 ab G(x, t; x0 , t0 ) = G(x, x0 ; τ ). können das Ergebnis fouriertransformieren 1 G(x, x0 ; ω) = 2πh̄ Z∞ dτ eiωτ /h̄ G(x, x0 ; τ ) ∞ müssen dabei wieder ein infinitesimales iδ einführen und erhalten: ( hN | ψ̂(x) | M, jihj, M | ψ̂ + (x0 ) | N i G(x, x ; ω) = i 0 ω − (EM − EN )/h̄ + iδ/h̄ j ) hN | ψ̂ + (x0 ) | M, jihj, M | ψ̂(x) | N i . − i 0 ω + (EM − EN )/h̄ − iδ/h̄ X 0 (4.5) (4.6) • Betrachten nun 1. Term: h N | ψ̂(x) | M, ji nur 6= 0 für M = N + 1 h j, M | ψ̂ + (x0 ) | Ni j ⇒ EM ist eine Energie des N + 1 -Teilchen-Systems j j 0 0 0 EM − En0 = EN +1 − EN +1 + EN +1 − EN {z } | minimale Energie um ein Teilchen zum System hinzuzufügen, d.h. chem Potential µ j 0 j-te Anregungsenergie EN +1 − EN +1 = N +1 (j)... des N+1 - Zustands • betrachten den 2. Term von G: h N | ψ̂ + (x0 ) | M, ji nur 6= 0 für M = N − 1 h j, M | ψ̂(x) | Ni Die analoge Energieumformung geschieht wie eben: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 45 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion j j 0 0 0 0 EN −1 − EN = EN −1 − EN −1 + EN −1 − EN −1 {z } | {z } | N −1 (j) −µ damit wird insgesamt (4.6) zu ( hN | ψ̂(x) | N + 1, jihj, N + 1 | ψ̂ + (x0 ) | N i ω − (N +1 (j) + µ)/h̄ + iδ/h̄ j ) hN | ψ̂ + (x0 ) | N − 1, jihN − 1, j, | ψ̂(x) | N i . − ω + (N +1 (j) − µ)/h̄ − iδ/h̄ G(x, x0 ; ω) = X D.h. die N-Teilchen- Greenfunktion hat Polstellen bei den angeregten Zuständen des (N ± 1)- Teilchensystems. Damit können die Polstellen von G z.B. als Elektronenaffinität bzw. Ionisierungsenergien von Festkörpern interpretiert werden. Energiestruktur der Greenfunktion in komplexer Ebene: Lehman-Darstellung: Wechselwirkungs- und Streuprozesse mit anderen Teilchen im System: ⇒ Kontinuierliche Energieverteilung anstatt diskrete Niveaus, d.h. N ±1 (j) → ω 0 . Fouriertransformation in den k-Raum: ) Z∞ ( 0 0 A(k, ω ) B(k, ω ) G(k, ω) = dω 0 − ω − ω 0 − (µ + iδ)/h̄ ω + ω 0 − (µ + iδ)/h̄ 0 A(k, ω), B(k, ω)... Spektralfunktion Lehman-Darstellung der Greenfunktion Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 46 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion Mit den Spektralfunktionen A(k, ω), B(k, ω) für freie Teilchen gilt: A(k, ω) = δ(ω 0 − (E(k) + µ)/h̄) B(k, ω) = δ(ω 0 + (E(k) − µ)/h̄) (vergleiche mit Abschn. 2.3.1) d.h. wir haben scharfe Energien. Durch die Wechselwirkung kommt es allerdings zur Linienverbreiterung was typisch für Quasiteilchen ist. Die visuelle Inspektion der Lehman-Darstellung der Greenfunktion erlaubt die Identifikation von eventuell vorhandenen Quasiteilchen. 4.2.1 Bewegungsgleichung 1 G(x1 , t1 ; x2 , t2 ) = hN | T [ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 )] | N i i ∂ 1 ∂ G = hN | ( T )[ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 )]) | N i ∂t1 i ∂t1 1 ∂ ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 )] | N i + hN | [ i ∂t1 (4.7) (4.8) Zeitableitung des Zeitordnungsoperators ? Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 47 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion Einschub: Ableitung der Sprungfunktion: Zt F (t) := ( 1 δ(x − t0 )dx = 0 für t > t0 = Θ(t − t0 ) für t < t0 −∞ D.h. d ∂ Θ(t − t0 ) = F (t) ∂t dt = |{z} δ(t − t0 ) Hauptsatz der Integralrechnung Damit kehren wir zurück in Gleichung (4.8): ∂ (T [ψ̂(x1 , t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 )]) ∂t1 ∂ Θ(t1 − t2 ) ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 ) − Θ(t2 − t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 )ψ̂(x1 , t1 ) = ∂t1 ∂ ψ̂(x1 , t1 ) + = δ(t1 − t2 ) ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 ) − Θ(t1 − t2 ) ψ̂ (x2 , t2 ) ∂t1 ∂ +δ(t1 − t2 ) ψ̂ + (x2 , t2 )ψ̂(x1 , t1 ) − Θ(t2 − t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 ) ψ̂(x1 , t1 ) ∂t1 = δ(t1 − t2 ) ψ̂(x1 , t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 ) + ψ̂ + (x2 , t2 )ψ̂(x1 , t1 ) | {z } δ(x1 −x2 )...Kommutator für Feldoperatoren ∂ ψ̂(x1 , t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 )] ∂t1 ∂ ψ̂(x1 , t1 ) ψ̂ + (x2 , t2 )] = δ(t1 − t2 )δ(x1 − x2 ) + T [ ∂t1 +T [ Die Bewegungsgleichung für den Feldoperator im Heisenbergbild lautet: h̄ ∂ ψ̂(x1 , t1 ) = [Ĥ, ψ̂(x1 , t1 )]. (4.9) i ∂t1 Wir nehmen jetzt den speziellen Fall eines Fermigases mit Coulombwechselwirkungen an, d.h. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 48 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion Ein-Elektr.Hamiltonop. Ĥ(x1 , t1 ) = z}|{ Ĥ0 + ν(x1 , x2 ) δ(t2 − t1 ) | {z } e2 4π0 |r1 −r2 | und drücken Ĥ durch den Feldoperator aus: Z Ĥ = Z + ψ̂ + (x, t)Ĥ0 (x)ψ̂(x, t)dx ψ̂ + (x, t)ψ̂ + (x0 , t0 ) ν(x, x0 )δ(t − t0 ) ψ̂(x0 , t0 )ψ̂(x, t) dx dx0 . Mit diesem Ĥ gehen wir nun in die Bewegungsgleichung für den Feldoperator (4.9) unter Verwendung der Kommutatorrelationen: ∂ ⇒ ih̄ ψ̂(x1 , t1 ) = [Ĥ0 (x1 ) + ∂t1 Z ν(x1 , x3 ) ψ̂ + (x3 , t1 )ψ̂(x3 , t1 ) dx3 ]ψ̂(x1 , t1 ) Mit dieser Zeitableitung gehen wir in die Bewegungsgleichung für G: ∂ ⇒ ih̄ − Ĥ0 (x1 ) G(x1 t1 , x2 t2 ) ∂t1 Z + i ν(x1 x3 )hN | ψ̂ + (x3 , t1 )ψ̂(x3 , t1 )ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 ) | N i dx3 = h̄δ(x1 − x2 )δ(t1 − t2 ) Unter dem Integral taucht eine Bildung von 2 Erzeugern und 2 Vernichtern auf, d.h. die Propagation von zwei Teilchen wird beschrieben, spezielle Form einer 2-TeilchenGreenfunktion G2 (x1 t1 , x2 t2 , x3 t3 , x4 t4 ) = (i)2 hN | T [ψ̂(x1 , t1 )ψ̂(x3 , t3 )ψ̂ + (x4 , t4 )ψ̂ + (x2 , t2 )] | N i Approximative Lösung in Hartree-Näherung: Was passiert physikalisch bei hN | T [ψ̂ + (x3 , t1 )ψ̂(x3 , t1 )ψ̂(x1 , t1 )ψ̂ + (x2 , t2 )] | N i ? • falls t1 > t2 : (x1 t1 ) Teilchen von (x2 t2 ) → oder (x3 t1 ) Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 49 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion (x1 t1 ) Loch von oder → (x3 t1 ). (x3 t1 ) Graphisch: • Falls t1 < t2 propagieren 2 Löcher wie folgt: Wir machen die Approximation, daß die Löcher/Teilchen unabhängig von einander propagieren, d.h. wir machen einen Produktansatz für die 2-Teilchen-Greenfunktion: G2 → G1 × G1 und erlauben alle oben dargestellten Prozesse. Damit ergibt sich: −hN | T... | N i = G(x1 t1 , x2 t2 ) G(x3 t1 , x3 t2 ) + G(x1 t1 , x3 t1 ) G(x3 t1 , x2 t2 ). {z } | sogenannter Austausch-Term im folgenden vernachlässigt Damit gehen wir nun in die Bewegungsgleichung für G: ∂ ih̄ − Ĥ0 (x1 )+ ∂t1 i ν(x1 , x3 ) G(x3 , t1 , x3 , t1 )dx3 G(x1 t1 , x2 t2 ) = h̄δ(x1 − x2 )δ(t1 − t2 ) | {z } Z − ν(x1 , x3 )ρ(x3 t1 ) dx3 {z } | Z VH (x1 t1 )...Hartreepotential, d.h. Wechselwirkung mit elektrostat. Feld aller Elektronen und erhalten damit die Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 50 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion Bewegungsgleichung für die Greenfunktion des Fermi-Gases in der HartreeApproximation ∂ − Ĥ0 (x1 ) − VH (x1 , t1 ) G(x1 , t1 ; x2 , t2 ) = h̄δ(x1 − x2 )δ(t1 − t2 ) (4.10) ih̄ ∂t1 Bem.: • Die Mitnahme des Austausterms führt zu einem nichtlokalen Operator, der sogenannten Hartree-Fock-Näherung. Diese ist oft Startpunkt für Molekülberechnungen aber für Festkörper ist diese Näherung im allgemeinen aber eher schlechter als Hartree. Wir suchen einen systematischen Zugang zur Greenfunktion mit kontrollierbarem Konvergenzverhalten. Das ist bei der Hierarchie von Greenfunktionen eher nicht gegeben, z.B. ist die Hartree-Fock-Näherung manchmal schlechter als Hartree, obwohl zumindest mathematisch viel besser gerechtfertigt. ⇒ Betrachten im folgenden die Selbstenergie: Ansatz: Erweitern (4.10) um ein externes Potential. ∂ ih̄ − H0 (x1 ) − φ(x1 , t1 ) − VH (x1 , t1 ) G(x1 , t1 ; x2 , t2 ) | {z } ∂t1 −V (x1 ,t1 ) Z X − (x1 , t1 ; x3 , t3 )G(x3 , t3 ; x2 , t2 )dx3 dt3 = h̄δ(x1 − x2 ) δ(t1 − t2 ) P Der Selbstenergieoperator (x1 , t1 ; x3 , t3 ) enthalte jetzt alle Wechselwirkungseffekte. Was ist die formale Begründung für die Bezeichnung der Selbstenergie? Wir fouriertransformieren unseren Ansatz in den Frequenzraum [ ω − Ĥ0 (x1 ) − V (x1 , ω)] G(x1 , x2 , ω) − Z X (x1 , x3 , ω)G(x3 , x2 , ω)dx3 = δ(x1 − x2 ). In Matrix-Notation sieht dies wie folgt aus: (ω1 − H0 − V )G − ΣG = 1 ⇒ G−1 = (ω1 − H0 − V − Σ). Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 51 Vielteilchentheorie 4 Vielteilchen-Greenfunktion Für nichtwechselwirkende Fermi-Gase gilt: = (ω1 − H0 − V ) G−1 0 −1 ⇒G = G−1 0 −Σ D.h. die Pole der Greenfunktion (Anregungsenergien) werden durch die Selbstenergie verschoben, durch die Einbeziehung der Wechselwirkung zwischen den Teilchen. Sind damit im Einklag mit der Begriffsbildung aus aus dem Kapitel 2.1. Bem.: Die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen sind gemittelt auch schon im Hartree-Potential enthalten, deshalb wird dieses von manchen Autoren zur Selbstenergie geschlagen. Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 52 Vielteilchentheorie 5 Fundamentales Gleichungssystem Wir vereinfachen die Notation (x1 , t1 ) = 1. Manchmal erfordert die korrekte Zeitordnung die Verwendung von (x1 , t1 + 0+ ) = 1+ . Damit wird eine kompakte Darstellung der Bewegungsgleichung (4.10) zu Z ∂ ih̄ − H0 (x1 ) − V (1) G(1, 2) − Σ(1, 3)G(3, 2) d3 = h̄δ(1 − 2) ∂t1 (H0) wobei V (1) = φ(1) + VH (1) |{z} | {z } externes Potential (5.1) HartreePotential Dies läßt sich noch mit G2 ausdrücken: ∂ − H0 (x1 ) − φ(1) G(1, 2) ih̄ ∂t1 Z + i ν(1, 3) G2 (1, 2, 3, 3+ )d3 = h̄δ(1 − 2). Es gilt: −h̄ δG(1, 2) = G2 (1, 2, 3, 3+ ) − G(1, 2)G(3, 3+ ) δφ(3) Bem.: Beweis hierfür z.B. im Inksen, Kapitel 7.1. (Beweisidee: Potentialabhängigkeit von G im Dirac-Bild explizit angegeben und dann differenzieren) Einsetzen für G2 liefert die Bewegungsgleichung: Z ∂ δG(1, 2) ih̄ − H0 (x1 ) − φ(1) G(1, 2) − ih̄ ν(1, 3) d3 ∂t1 δφ(3) Z + i ν(1, 3)G(3, 3+ )d3 G(1, 2) = h̄δ(1 − 2) | {z } −VH (1) Ein Vergleich mit (H0) und (5.1) liefert: 5 Fundamentales Gleichungssystem Z Z Σ(1, 3) G(3, 2) d3 = ih̄ Die inverse Greenfunktion erfüllt R ν(1, 3) δG(1, 2) d3. δφ(3) (5.2) G−1 (1, 3)G(3, 2) d3 = δ(1 − 2) ⇔ G−1 G = I : G δI G−1 G G−1 δG δG−1 =0= = G + G−1 ⇒ = −G G δφ δφ δφ δφ φ δφ d.h. δG(1, 2) =− δφ(3) Z G(1, 4) δG−1 (4, 5) G(5, 2) d4 d5, δφ(3) dies in (5.2) eingesetzt ergibt: Z Z X δG−1 (4, 5) (1, 3) G(3, 2)d3 = −ih̄ ν(1, 3)G(1, 4) G(5, 2) d3 d4 d5. δφ(3) Nun läßt sich ablesen, daß folgendes gilt: Z Σ(1, 2) = −ih̄ ν(1, 4)G(1, 3) δG−1 (3, 2) d3 d4 δφ(4) Wir haben hiermit einen Ausdruck für die Selbstenergie gewonnen, der sich nach Potenzen des nackten Coulombpotentials ν entwickeln läßt. Es zeigt sich jedoch, daß diese Reihenentwicklung sehr langsam konvergiert, da die Elektronen im Festkörper durch die Abschirmung eine deutlich schwächere Wechselwirkung spüren. Das Gesamtpotential setzt sich aus externem Potential φ und dem Response der Elektronen, d.h. dem Hartreepotential zusammen Z V (x1 , t1 ) = φ(x1 , t1 ) + ν(x1 , x2 ) ρ(x2 , t1 ) dx2 . Die Veränderung im externen Potential δφ ändert auch die Elektronendichte. Es ergibt sich: Z δV (x1 , x2 ) = δφ(x1 , t1 ) + ν(x1 , x2 )δρ(x2 , t1 )dx2 eine durch Abschirmung modifizierte Änderung des Gesamtpotentials. Wir definieren nun die inverse dielektrische Funktion −1 durch: −1 (1, 2) = δV (1) δφ(2) mit δV von oben folgt: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 54 Vielteilchentheorie 5 Fundamentales Gleichungssystem Z −1 (1, 2) = δ(1 − 2) + ν(x1 , x3 ) δρ(x3 , t1 ) dx3 δφ(x2 , t2 ) δρ δφ δρ δV = 1+v δV δφ |{z} ⇔ −1 = 1 + v −1 δρ −1 δV δρ ⇔ = 1−v δV = 1+v Über die inverse dielektrische Funktion läßt sich das abgeschirmte Coloumbpotential Z W (1, 2) = −1 (1, 3)ν(3, 2) d3 ⇔ W = −1 v einführen. Wir definieren eine Polarisationsfunktion mittels Z (1, 2) = δ(1, 2) − ν(1, 3) P (3, 2) d3 d.h. = 1 − vP . Der Vergleich mit (5.3) zeigt, daß P = P (1, 2) = δρ δV bzw. ausgeschrieben: δρ(1) δG(1, 1+ ) = −i . δV (2) δV (2) P entspricht unserer Vorstellung einer Polarisationsfunktion in der Tat. Unter Ausnutzung von Z δG(1, 2) δG−1 (4, 5) = − G(1, 4) G(5, 2) d4 d5 δφ(3) δφ(3) ergibt sich Z P (1, 2) = i δG−1 (3, 4) G(1, 3) G(4, 1+ ) d3 d4. δV (2) Wir führen als “Abkürzung” die Vertexfunktion Γ ein: Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 55 Vielteilchentheorie 5 Fundamentales Gleichungssystem Γ(1, 2, 3) := −h̄ δG−1 (1, 2) δV (3) und schreiben damit i P (1, 2) = − h̄ Z G(1, 3) Γ(3, 4, 2) G(4, 1+ ) d3 d4. (H1) Die Selbstenergie sieht dann wie folgt aus: δG−1 (3, 2) d3 d4 δφ(4) Z δG−1 (3, 2) δV (5) = −ih̄ ν(1, 4)G(1, 3) d3 d4 d5 δV (5) δφ(4) | {z } | {z } Z Σ(1, 2) = −ih̄ ν(1, 4)G(1, 3) − h̄1 Γ(3,2,5) Z = i −1 (5,4) ν(1, 4)−1 (5, 4) G(1, 3)Γ(3, 2, 5) d3 d45., | {z } W (1,5) d.h. Z Σ(1, 2) = i W (1, 4) G(1, 3) Γ(3, 2, 4) d3 d4. (H2) Invertierung der Bewegungsgleichung (H0) liefert: G−1 = ih̄ ∂ − H0 − V − Σ ∂t d.h. δG−1 (1, 2) δΣ(1, 2) Γ(1, 2, 3) = − = δ(1 − 2)δ(2 − 3) + . δV (3) δV (3) Ausnutzen von δΣ δΣ = δV δG − G δG δV |{z} δG−1 G | δV {z } −Γ δΣ =+ GΓ G δG führt auf Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 56 Vielteilchentheorie 5 Fundamentales Gleichungssystem Z Γ(1, 2, 3) = δ(1 − 2)δ(2 − 3) + δΣ(1, 2) G(4, 6)G(7, 5)Γ(6, 7, 3) d4d5d6d7. δG(4, 5) Aus = 1 − vP und W = v folgt (1 − vP )W = v d.h. W = v + vP W , ausgeschrieben: Z W (1, 2) = ν(1, 2) + ν(1, 3)P (3, 4)W (4, 2) d3 d4. (H3) (H4) H1 bis H4 bilden zusammen mit der Bewegungsgleichung der Greenschen Funktion H0 das sogenannte fundamentale Gleichungssystem oder die Hedinschen Gleichungen, die formal eine exakte Lösung des Vielteilchenproblems sind. Diagrammatische Übersetzung mit der Regel über interne Vertizes zu integrieren wird aus der Dyson-Gleichung der Greenfunktion (H0) → weiters gilt: (H1) → Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 57 Vielteilchentheorie 5 Fundamentales Gleichungssystem (H2) → (H4) → Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 58 Vielteilchentheorie 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems Nur approximativ möglich 6.1 Hedins GW-Approximation Erinnern wir uns an das Fundamentale GS Z ∂ ih̄ − H0 (x1 ) − V (1) G(1, 2) − Σ(1, 3)G(3, 2)d3 = h̄δ(1 − 2) ∂t1 Z i P (1, 2) = − G(1, 3) Γ(3, 4, 2) G(4, 1) d3 d4 h̄ Z Σ(1, 2) = i W (1, 4)G(1, 3)Γ(3, 2, 4) d3d4 Z δΣ(1, 2) G(4, 6)G(7, 5)Γ(6, 7, 3) d4d5d6d7 Γ(1, 2, 3) = δ(1 − 2)δ(2 − 3) + δG(4, 5) Z W (1, 2) = ν(1, 2) + ν(1, 3)P (3, 4)W (4, 2)d3 d4. brauchen zunächst eine Approximation für die Greenfunktion → berechnen Greenfunktion in Hartree-Approximation, d.h vernachlässigen Σ: Σ≡0 ⇒ G → G0 G0 ergibt sich aus der selbstkonsistenten Lösung von ∂ ih̄ − H(x1 ) − V (1) G0 (1, 2) = h̄δ(1 − 2) ∂t1 mit Z VH (1) = i ν(x1 , x3 ) G0 (x3 , t1 , x3 , t+ 1 )dx3 durch Σ ≡ 0 vereinfacht Vertexfunktion zu Σ(1, 2, 3) = δ(1 − 2)δ(2 − 3). Damit erhalten wir die Polarisationsfunktion unabhängiger Teilchen: (6.1) 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems i P0 (1, 2) = − h̄ Z G0 (1, 3)δ(3 − 4)δ(4 − 2)G0 (4, 1) d3d4 i P0 (1, 2) = − G0 (1, 2)G0 (2, 1) h̄ (auch bezeichnet als Random-Phase-Approximation, RPA) Damit gehen wir nun in die Gleichung W = v + vP W und erhalten einen Ausdruck für W0 . Mit W0 und Γ(1, 2, 3) = δ(1 − 2)δ(2 − 3) gehen wir nun in den Ausdruck: Z (1) Σ (1, 2) = i W0 (1, 4)G0 (1, 3) Γ(1, 2, 3) d3 d4. | {z } δ(1−2)δ(2−3) Das führt uns auf: Σ(1) (1, 2) = iW0 (1, 2)G0 (1, 2) Hedins GW-Approximation für die Selbstenergie (in erster Ordnung) Diagrammatisch: 1 Γ = · 3 (≡ δ(1 − 3)δ(1 − 2)) 2 Wir können die Selbstenergie auch in höherer Ordnung ausrechnen. Dafür bestimmen wir −1 (1) G−1 (1) (1, 2) = G0 (1, 2) − Σ (1, 2). Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 60 Vielteilchentheorie 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems wobei jetzt G0 die Lösung einer “verbesserten” Hartree-Gleichung ist: ∂ (1) − H(x1 ) − V (1)) G0 (1, 2) = h̄δ(1 − 2) ih̄ ∂t1 in der das Hartreepotential bereits die Selbstenergie in G0 W0 - Approximation spürt. Mit Σ(1) (1, 2) = iW0 (1, 2)G0 (1, 2) ergibt die nächste Iteration der Vertexfunktion: Γ(1, 2, 3) Z δ(1 − 2)δ(2 − 3) + = δΣ(1, 2) δG (4, 5) | 0{z } G0 (4, 6)G0 (7, 5) Γ0 (6, 7, 3) d4 d5 d6 d7 | {z } δ(6−7)δ(7−3) δ(iW0 (1, 2)G0 (1, 2)) δG0 (4, 5) | {z } iW0 (1,2)δ(4−1)δ(5−2) δ(1 − 2)δ(2 − 3) + iW0 (1, 2)G0 (1, 3)G0 (3, 2) = Hiermit können wir wieder in das fundamentale Gleichungssystem eingehen und erhalten letztlich eine Selbstenergie in der Form: Σ = α1 W + α2 W 2 + α3 W 3 + · · · . Faktisch zeigt sich, daß für den Festkörper die Reihe sehr schnell konvertiert und bereits Σ(1) (1, 2) = iW0 (1, 2)G0 (1, 2) gute Ergebnisse mit Genauigkeiten der Anregungsenergieen von typischer Weise 0, 1eV oder besser ergibt. In der Praxis wird G0 allerdings nicht aus einer Hartree-Rechnung, sondern mittels Dichtefunktionaltheorie bestimmt. 6.2 Bethe - Salpeter- Gleichung Die approximative Vertexfunktion von (6.2) Γ(3, 4, 2) = δ(3 − 4)δ(4 − 2) + iW (3, 4)G(3, 2)G(2, 4) können wir auch nutzen um die Polarisationsfunktion über die Näherung unabhängiger Teilchen hinaus zu verbessern. Dazu führen wir zunächst eine 4-Punkt-Funktion der Polarisation durch i P (1, 2, 3, 4) = − G(1, 4)G(3, 2) h̄ Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 61 Vielteilchentheorie 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems ein und erhalten damit für die Polarisation: Z P (1, 2) ≡ P (11, 22) = P0 (11, 43)Γ(3, 4, 2) d3 d4 wo jetzt durch Einsetzen von Γ die Bethe-Salpeter-Gleichung Z P (11, 22) = P0 (11, 22) − h̄ P0 (11, 43)W (3, 4)P (34, 22) d3 d4 für die Polarisation folgt. Sie enthält die abgeschirmte Coulombwechselwirkung zwischen Elektronen und Löchern und erlaubt somit die Modellierung exzitonischer Effekte. 6.3 Numerische GW-Rechnungen Die zur Definitionsgleichung der Greenschen Funktion entsprechende Eigenwertgleichung mit der in den Frequenzraum transformierten Selbstenergie Z h̄2 QP 4 + V (x) ψµ (x) + dx0 Σ(x, x0 ; µQP )ψµQP (x0 ) = µQP ψµQP (x) − 2m mit V = VH + φ und φ = Vion ... als externes Potential z.B. der Atomrümpfe ähneln der Einteilchen ( oder Kohn- Sham-Gleichung) der Dichtefunktionaltheorie h̄2 4 + V (x) ψλ (x) + V xc (x)ψλ (x) = λ ψλ (x). − 2m Lediglich das Austausch- und Korrelationspotential V xc des Kohn-Sham-Formalismus wird durch den Selbstenergieoperator ersetzt. Entwickeln wir zunächst die Quasiteilchenwellenfunktion nach Kohn-Sham-Orbitalen X QP ψmu (x) = Aµλ ψλ (x) λ und gehen damit in die Quasiteilcheneigenwertgleichung ein. Es folgt: X λ Aµλ Z X h̄2 0 − 4 + V (x) ψλ (x) + Aµλ dx0 Σ(x, x0 ; QP µ )ψλ (x ) 2m λ X = QP Aµλ ψλ (x) µ λ Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 62 Vielteilchentheorie 6 Auswertung des Fundamentalen Gleichungssystems unter Ausnutzung der Kohn-Sham-Gleichung läßt sich dies schreiben als: X Aµλ λ ψλ (x) + λ X Z Aµλ xc 0 0 0 dx0 {Σ(x, x0 ; QP µ ) − V (x )δ(x − x )}ψλ (x ) λ = QP µ Σλ Aµλ ψλ (x). Anwendung von R dxψλ∗0 (x) und Ausnutzung der Orthogonalität liefert dann: QP µ Aµλ0 = Aµλ0 λ0 + Σλ Aµλ Z xc 0 0 0 dx dx0 ψλ∗0 (x){Σ(x, x0 ; QP µ ) − V (x )δ(x − x )}ψλ (x ). Dies kann in einer kürzeren Schreibweise ausgedrückt werden: X (δλλ0 λ + hλ0 | Σ(µ )QP − V xc | λi)Aµλ = QP µ Aµλ0 . λ Im Fall vernachlässigbarer Nichtdiagonalelemente (im Festkörper oft der Fall) erhält man: QP = λ + hλ | Σ(µ )QP − V xc | λi λ wobei noch das Problem der Energieabhängigkeit des Selbstenergieoperators besteht, welche in der Praxis entweder iterativ oder durch eine lineare Entwicklung um die KohnSham-Energie λ gelöst wird: QP = λ + λ hλ0 | Σ(µ )QP − V xc | λi Prof. Dr. W. G. Schmidt / Dr. U. Gerstmann 1− 63 ∂Σ(λ ) ∂λ Vielteilchentheorie