Einführung in die Algebra Musterlösungen Blatt 2 Benno Kuckuck 8. November 2004 5. Aufgabe: Sei G eine Gruppe. Zu zeigen ist, dass das Zentrum Z(G) = {z ∈ G | zg = gz für alle g ∈ G} eine Untergruppe ist. Dazu sind drei Eigenschaften zu überprüfen: i. Das Einselement 1 ∈ G ist offensichtlich in Z(G), da 1·g =g =g·1 für alle g ∈ G. ii. Ist z ∈ Z(G), so ist auch z −1 ∈ Z(G), denn für beliebiges g ∈ G gilt dann z −1 g = z −1 g(zz −1 ) = z −1 (gz)z −1 = z −1 (zg)z −1 = (z −1 z)gz −1 = gz −1 iii. Sind z1 , z2 ∈ Z(G), so ist auch z1 z2 ∈ Z(G), denn für alle g ∈ G gilt dann (z1 z2 )g = z1 (z2 g) = z1 (gz2 ) = (z1 g)z2 = (gz1 )z2 = g(z1 z2 ) ¤ Nun ist noch das Zentrum der Gruppe GLn (K) anzugeben. Diese Gruppe ist bekanntlich isomorph zur Gruppe der invertierbaren (n×n)-Matrizen über K, wir können die Elemente also als Matrizen betrachten. Gesucht sind nun solche Matrizen Z ∈ GLn (K) mit ZA = AZ für alle A ∈ GLn (K). 1 Wir definieren für 1 ≤ k, l ≤ n die Matrizen ( Akl := (δik δjl )1≤i,j≤n mit δst = 1 für s = t 0 sonst und Bkl := En + Akl Für k 6= l ist Bkl eine obere oder untere Dreiecksmatrix, ihre Determinante ist also 1 (das Produkt der Diagonalelemente). Somit ist Bkl ∈ GLn (K) für k 6= l.1 Für A = (aij ) ist (Bkl A)ij = n X (δik δrl + δir )arj = δik alj + aij r=1 und (ABkl )ij = n X air (δrk δjl + δrj ) = δjl aik + aij r=1 Vertauscht also A mit allen Matrizen aus GLn (K), so auch insbesondere mit allen Bkl . Für beliebige k 6= l lautet der Eintrag (k, k) der Matrix Bkl A = ABkl dann δkk alk + akk = (Bkl A)kk = (ABkl )kk = δkl akk + akk = akk Also ist alk = 0 für k = 6 l. Der Eintrag (k, l) der Matrix Bkl A = ABkl ist δkk all + akl = (Bkl A)kl = (ABkl )kl = δll akk + akl Also ist all = akk für alle k, l mit 1 ≤ k, l ≤ n. Damit haben wir bewiesen, dass Matrizen aus dem Zentrum von GLn (K) stets die Form c · En mit einem c ∈ K haben. Umgekehrt ist aber klar, dass die Matrizen dieser Form mit allen anderen Matrizen vertauschen und für c 6= 0 invertierbar sind. Somit ist Z(GLn (K)) = {c · En | c ∈ K \ {0}} 1 Für k = l muss Bkl nicht invertierbar sein. 2 6. Aufgabe: Sei G eine Gruppe und Aut G die Menge der Automorphismen von G. Zu zeigen ist, dass Aut G mit der Hintereinanderausführung von Abbildungen eine Gruppe bildet. Zunächst ist klar, dass mit f, g ∈ Aut G auch f ◦ g wieder ein Homomorphismus und als Produkt zweier Bijketionen auch wieder eine Bijektion ist, also f ◦ g ∈ Aut G. Die Komposition von Abbildungen ist ausserdem trivialerweise assoziativ. Ein Einselement ist durch die identische Abbildung idG : G → G gegeben — sie ist offensichtlich ein Isomorphismus und es gilt f ◦ idG = f = idG ◦ f für alle f ∈ Aut G. Zu jedem Isomorphismus f ∈ Aut G gibt es eine Umkehrabbildung f −1 : G → G mit f ◦ f −1 = idG = f −1 ◦ f . Diese ist wieder eine Bijektion und ausserdem ein Homomorphismus, denn sind g, h ∈ G so seien g 0 := f −1 (g) und h0 := f −1 (h) und es gilt f −1 (gh) = f −1 (f (g 0 )f (h0 )) = f −1 (f (g 0 h0 )) = g 0 h0 = f −1 (g)f −1 (h) Also ist f −1 ∈ Aut G, das heisst in Aut G gibt es inverse Elemente. Damit ist gezeigt, dass Aut G mit der Komposition von Abbildungen eine Gruppe ist. Nun ist noch die Automorphismengruppe von S3 zu bestimmen. Für eine beliebige Gruppe G und g ∈ G können wir die Abbildung θg : G → G, h 7→ ghg −1 definieren. Diese Abbildung ist ein Homomorphismus, denn für h, h0 ∈ G ist θg (hh0 ) = ghh0 g −1 = ghg −1 gh0 g −1 = θg (h)θg (h0 ) Ausserdem ist offensichtlich ker θg = {1}, d.h. θg ist injektiv, und mit h ∈ G ist θ(g −1 hg) = h, also ist θg surjektiv. Damit haben wir gezeigt, dass θg ein Automorphismus ist. Nun definieren wir eine Abbildung θ : G → Aut G, g 7→ θg Diese Abbildung ist ein Homomorphismus, denn für g, g 0 ∈ G ist θgg0 (h) = gg 0 hg 0−1 g −1 = (θg ◦ θg0 )(h) für alle h ∈ G. Weiter gilt θg = id genau dann, wenn für alle h ∈ G gilt g −1 hg = h also hg = gh. Das bedeutet, dass θg = id ⇔ g ∈ Z(G) bzw. ker θ = Z(G). 3 Kommen wir nun zu der Aufgabenstellung zurück. Wie man leicht nachprüft ist Z(S3 ) = {id},2 d.h. θ : S3 → Aut S3 (so definiert wie oben) ist ein injektiver Homomorphismus. Aus Aufgabe 3 wissen wir aber, dass Aut S3 genau 6 Elemente hat. Eine injektive Abbildung zwischen gleichmächtigen endlichen Mengen ist aber stets bijektiv, d.h. θ ist ein Isomorphismus. ¤ 8. Aufgabe: Zu zeigen ist, dass Untergruppen zyklischer Gruppen zyklisch sind. Sei also G = hgi eine zyklische Gruppe und H < G eine Untergruppe. Ist H = {1}, so ist nichts zu zeigen, wir nehmen also an H sei nicht trivial. Sei m die kleinste natürliche Zahl mit g m ∈ H. Ist nun h ∈ H, mit h 6= 1, so ist h = g k für ein k ∈ Z. Es ist k = sm + r für gewisse s ∈ Z, r ∈ N0 mit r < m. Dann ist g r = g k−sm = h(g m )−s ∈ H. Wegen der Minimalität von m kann also r nicht ungleich 0 sein. Somit ist k = sm, also h = g k = g sm = (g m )s . Damit haben wir gezeigt, dass H = hg m i, d.h. H ist zyklisch. ¤ Alternativ in zwei Schritten: Wir wissen, dass jede zyklische Gruppe entweder zu Z oder zu Z/mZ für ein m ∈ N isomorph ist, es genügt also diese Gruppen zu betrachten. Sei zunächst U < Z eine Untergruppe der ganzen Zahlen. Ist U = {0}, so ist nichts zu beweisen, andernfalls sei a ∈ U positiv mit |a| minimal. Ist nun u ∈ U beliebig, so gibt es Zahlen s, r ∈ Z mit u = sm + r und |r| < |a|. Es ist aber r = u − sa ∈ U , also kann r keine positive Zahl sein, da sich sonst ein Widerspruch zur Minimalität von |a| ergäbe. Somit ist r = 0, d.h. u = sa. Es folgt U = hai. Nun betrachten wir eine Untergruppe U < Z/mZ mit m ∈ N. Sei p : Z → Z/mZ die kanonische Surjektion. Dann ist (nach einem bekannten Satz) p−1 (U ) eine Untergruppe von Z. Nach dem was wir gerade bewiesen haben ist dann p−1 (U ) = hai für ein a ∈ Z. Wegen der Surjektivität von p ist aber U = p(p−1 (U )) = hp(a)i. ¤ 2 weil etwa (12)(13) = (132) 6= (123) = (13)(12), (23)(123) = (13) 6= (12) = (123)(23) und (132)(12) = (23) 6= (13) = (12)(132) 4