Blinddarmentzündung (Appendizitis) Der Blinddarm ist Teil des menschlichen Dickdarms und endet als sogenannter Wurmfortsatz (Appendix) in der Bauchhöhle. Dieser Wurmfortsatz kann sich entzünden und eine Appendizitis (umgangssprachlich Blinddarmentzündung) hervorrufen. Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nicht der ganze Blinddarm betroffen, sondern nur der kleine Endteil des Darms, der sogenannte Wurmfortsatz. Die Ursachen für eine Blinddarmentzündung sind unterschiedlich, meist führt jedoch ein Verschluss des Wurmfortsatzes zu einer Entzündung. Dies kann durch Abknickung, Kotsteine oder Fremdkörper (z.B. Kirschkerne) hervorgerufen werden. Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit können erste Symptome bei einer Blinddarmentzündung sein. Diese gehen einher mit Schmerzen im Bauchraum, welche vom Bauchnabel in den unteren Bauchraum ziehen. Therapie der Wahl ist das operative Entfernen des entzündeten Wurmfortsatzes. Definition Der Blinddarm (Coecum) ist eine Ausstülpung des Dickdarms und endet in einen dünnen, ca. 20cm langen wurmartigen Darmschlauch (Wurmfortsatz). Dieser besteht zum einen aus schleimbildenden Zellen, welche Schleim in den Darm abgeben. Zudem finden sich darin Zellen des Immunsystems, ähnlich wie die Rachenmandeln. Bei entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn kann der Wurmfortsatz daher angeschwollen sein. Die Lage des Blinddarms kann sich verändern, insbesondere bei Frauen in der Schwangerschaft. Daher können Symptome mit Unterleibsschmerzen verwechselt werden und die Diagnose bei Frauen erschweren. Die Symptomatik mit schweren Bauchschmerzen wird auch als „aktues Abdomen“ bezeichnet. Eine akute Appendizitis tritt mit einer Häufigkeit von 5 Erkrankten pro 100 Einwohnern auf, meist im Schulalter zwischen dem 5. bis 12. Lebensjahr. Im Erwachsenenalter ist die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken deutliche geringer. Ursache Eine bakterielle Infektion ist die häufigste Ursache der Appendizitis. Diese wiederum entsteht durch die Verengung oder Verlegung des Hohlraumes im Wurmfortsatz (mechanische Obstruktion), wodurch sich der Inhalt staut. Darmbakterien können sich leichter ansiedeln und lösen eine Entzündung des Gewebes aus. Fremdkörper, wie Kirschkerne, Würmer oder Kotsteine können ebenfalls die Ursache für die Verengung sein. Symptome Der Krankheitsverlauf beginnt meist mit einer kurzen Phase der Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit. Bauchschmerzen, welche im Bereich des Nabels beginnen und sich in den Unterbauch verlagern, gehen damit einher. Linderung der Schmerzen wird durch das Anziehen des rechten Beines im Liegen erzielt. Auch Fieber von über 38,5°C kann auftreten. Die Symptome treten nicht immer zusammen oder in Reihenfolge auf. Bei manchen Patienten äußert sich die Appendizitis nur als starker Bauchschmerz (akutes Abdomen). Daher kann die sichere Diagnose oft nur nach einer Beobachtung im Krankenhaus erfolgen. Diagnose Um eine Blinddarmentzündung sicher feststellen zu können, wird der Arzt folgende Maßnahmen ergreifen: • Schilderung der Vorgeschichte des Patienten • Körperliche Untersuchung mit Abtasten von Schmerzpunkten: z.B. McBurney-Punkt oder der Loslaß-Schmerz (Schmerz bei Druck auf der linken Bauchseite mit plötzlichen Loslassen) • Blutbild: häufig Erhöhte Konzentration der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) durch die Entzündung • Temperaturmessung und Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Insbesondere die Sonographie sollte bei Frauen zusätzliche durchgeführt werden, um gynäkologische Probleme, wie Unterleibs- oder Schwangerschaftsbeschwerden auszuschließen. Nierensteine und urologische Erkrankungen können damit 2 ebenfalls erkannt werden. Nur der entzündete Wurmfortsatz ist mit dem Ultraschall zu erkennen. Eine stationäre Beobachtung von 1-2 Tagen hilft dem Arzt eine sichere Diagnose stellen zu können. Behandlung Bei einer Appendizitis oder falls diese nicht ausgeschlossen werden kann, muss der entzündete Wurmfortsatz operativ entfernt werden. Dies sollte innerhalb von 48 Stunden erfolgen, um einen Durchbruch (Perforation) des Wurmfortsatzes zu vermeiden. Bei einer Perforation öffnet sich die Darmwand durch die Entzündung und Flüssigkeit kann aus dem Darm in den Bauchraum fließen. Diese muss dann vor einer Operation mit Drainagen (Kunststoff-Röhrchen) abgeleitet werden, um eine weitere Entzündung des Bauchraumes zu vermeiden. Zwei Operationsmethoden sind möglich: • Offene Blinddarmoperation • Endoskopische (laraposkopische) Blinddarmoperation Nach wie vor wird die offene Variante häufiger durchgeführt. Dabei wird der Unterbauch wird vom Chirurgen mit einem kleinen Schnitt geöffnet und der Wurmfortsatz entfernt. Das offene Ende wird mit sich auflösendem Nähmaterial vernäht und verschlossen. Bei der endoskopischen Methode, auch als Bauchspiegelung bezeichnet, wird über drei kleine Schnitte ein Endoskop eingeführt. Dieses ermöglicht es dem Chirurgen das Bauchinnere zu erkennen. Weitere Instrumente, wie zwei selbstknotende Schlingen können eingeführt werden. Der Wurmfortsatz wird damit abgetrennt und ebenfalls mit sich auflösenden Fäden vernäht. Die Methode ermöglicht kleinere Schnitte im Bauchraum und somit weniger Vernarbungen oder Verwachsungen. Meist erholen sich die Patienten von dieser Operationsmethode schneller. Risiken und Komplikationen Wie bei allen Operationen können auch nach einer Blinddarmoperation Infektionen oder Nachblutungen auftreten. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch gering, da diese Operation auch einer der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe darstellt. 3 Eines der größten Risiken ist der Durchbruch des Wurmfortsatzes. Dies kann bei sehr fortgeschrittenen Blinddarmentzündungen auftreten. Die Darmwand des Wurmfortsatzes kann durchbrechen und Flüssigkeit aus dem Darm in den Bauchraum gelangen. Dies kann zu einer Entzündung des Bauchraumes und Abszessen führen. Darmverschluss oder Fistelbildung (insbesondere bei Morbus Crohn Patienten) gehören ebenfalls zu möglichen Komplikationen. Nachsorge Im Regelfall kann nach einer Blinddarmoperation bereits am ersten Tag danach wieder feste Nahrung aufgenommen werden. Falls Komplikationen auftreten, kann sich dies verzögern. Nach ca. drei bis vier Tagen kann der Patient das Krankenhaus verlassen, nicht auflösbare Nähte werden etwa nach einer Woche entfernt. Jede Operation stellt eine Belastung für den Körper dar, weshalb Schonung und Ruhephasen (kein Sport) nach der Operation empfohlen werden. Die Arbeitsunfähigkeit ist unterschiedlich und kann zwei bis drei Wochen betragen. Weitere Informationen: www.netdoktor.de www.apotheken-umschau.de Impressum: Autor: Dr. Martina Reiter Medizinische Qualitätssicherung: XY Letzte Aktualisierung: April 2013 Literatur: Greten, Rinninger, Greten (Hrsg.): Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2010. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 259. Auflage 4 Barmer GEK Krankenkasse, Blinddarmentzündung, URL: https://www.barmergek.de, Stand: März 2011 Onmeda, Blinddarmentzündung, URL: http://www.onmeda.de, Stand November 2012 Klinik für Kinderchirurgie, Charité Berlin, Appendicitis, URL: http://www. kinderchirurgie.charite.de, Stand: 2013 5